VDV Das Magazin Ausgabe Juli 2015
Das Verbandsmagazin des VDV ist die redaktionelle Plattform für Unternehmen des Öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs in Deutschland. Konzept und Realisierung: AD HOC PR, Gütersloh.
Das Verbandsmagazin des VDV ist die redaktionelle Plattform für Unternehmen des Öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs in Deutschland.
Konzept und Realisierung: AD HOC PR, Gütersloh.
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Was uns bewegt. Wen wir bewegen. <strong>Ausgabe</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2015</strong><br />
Zurück in die Bahn-Zukunft<br />
Niedersachsen reaktiviert<br />
drei Nebenstrecken Seite 6<br />
Schutzgebühr: 3,20 Euro<br />
Busspuren: E-Autos<br />
behindern den ÖPNV<br />
Seite 10<br />
<strong>VDV</strong>-Jahrestagung: Branche<br />
treibt digitale Vernetzung voran<br />
Seite 12<br />
Ruderfähre: Berliner Fans<br />
retten „Paule III“<br />
Seite 16
INHALT<br />
6 Wachgeküsst: Niedersachsen will<br />
drei SPNV-Strecken reaktivieren.<br />
12 Branchen-Event: 800 Teilnehmer<br />
trafen sich zur <strong>VDV</strong>-Jahrestagung.<br />
16 ÖPNV auf dem Wasser: Ronald<br />
Kebelmann rudert für die BVG.<br />
20 International: In Aachen ist der<br />
ÖPNV grenzüberschreitend aktiv.<br />
24 Halbtagschefs: <strong>VDV</strong>-Akademie<br />
betreut Projekt zum Führen in Teilzeit.<br />
3 Editorial<br />
Sich vernetzen und zusammen<br />
etwas bewegen<br />
4 <strong>VDV</strong> im Bild<br />
Junge Sänger setzen bunte Akzente.<br />
6 Titelstory<br />
Zurück in die Bahn-Zukunft<br />
Seite 8: Nieder sachsens Verkehrsminister<br />
Olaf Lies im Interview<br />
10 Aktuell<br />
Freigabe der Busspuren:<br />
Ein Risiko für den ÖPNV<br />
12 Aus dem Verband<br />
Jahrestagung: Die Branche als<br />
Treiber beim Thema Vernetzung<br />
16 Unterwegs im Netz<br />
Ruderfähre: 18.000 Fans<br />
retten „Paule III“.<br />
2 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
EDITORIAL<br />
Sich vernetzen<br />
und zusammen<br />
etwas bewegen<br />
<strong>Das</strong> passende Mobilitätsangebot finden, unterschiedliche<br />
Verkehrsmittel vernetzen, digital das<br />
Ticket lösen und bezahlen – und alles mit nur einer<br />
App: <strong>Das</strong> ist Mobilität 4.0. Die Digitalisierung<br />
verändert das Mobilitätsverhalten unserer Kunden<br />
tiefgreifend und somit die Branche nachhaltig. Seit<br />
jeher sind die Verkehrsunternehmen Spezialisten<br />
beim Thema Vernetzung, und auch jetzt treiben wir<br />
die Entwicklung voran. In München per Smartphone<br />
ein ÖPNV-Ticket lösen, über die Website der<br />
Stuttgarter Straßenbahnen einen ICE-Fahrschein<br />
buchen oder mit der App der Dresdner Verkehrsbetriebe<br />
ein Carsharing-Fahrzeug oder ein Bike<br />
in Berlin reservieren: Diese ganzheitliche Lösung<br />
wird bald Realität. Und unsere Kunden dürfen das<br />
von den deutschen Verkehrsunternehmen und<br />
-verbünden als umfassende Mobilitätsdienstleister<br />
auch erwarten. Dieses Beispiel zeigt, was die Branche<br />
erreichen kann, wenn sie über Verbund- und<br />
Unternehmensgrenzen hinweg eng zusammenarbeitet.<br />
An manchen Stellen kann das indes ruhig<br />
noch enger und reibungsloser funktionieren. Denn<br />
wir müssen gemeinsam die Entwicklung vorantreiben,<br />
damit die Internetkonzerne uns nicht vor<br />
sich hertreiben. Neue Lösungen im Vertrieb sind<br />
gefragt. Darüber haben wir auch auf der <strong>VDV</strong>-Jahrestagung<br />
diskutiert. Wenn wir den Anforderungen<br />
der Fahrgäste im digitalen Zeitalter gerecht werden<br />
wollen, muss die Mobilität im öffentlichen Verkehr<br />
innovativer, schneller und effizienter werden.<br />
Was möglich ist, wenn alle konstruktiv miteinander<br />
reden und arbeiten, zeigt auch die Reaktivierung<br />
von Nebenstrecken in Niedersachsen. Als Verband<br />
haben wir uns für ein entsprechendes Bundesgesetz<br />
eingesetzt, die Landesregierung setzt es um<br />
– und die Menschen, die Region und die Umwelt<br />
profitieren demnächst von mehr Verkehr auf der<br />
Schiene. Mein Appell, konstruktiv zusammenzuarbeiten,<br />
geht deshalb auch an die Politiker von<br />
Bund und Ländern: Einigen Sie sich schnell bei den<br />
Finanzierungsfragen und schaffen Sie Planungssicherheit.<br />
Andernfalls ist die Erfolgsgeschichte<br />
des Nahverkehrs in Deutschland gefährdet.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Oliver Wolff<br />
18 Aktuell<br />
<strong>VDV</strong> unterstützt<br />
Verdi-Aktionstag.<br />
20 Grenzenlos<br />
Mit Bus und Bahn im<br />
Dreiländereck mobil<br />
24 Aus dem Verband<br />
Führen in Teilzeit:<br />
<strong>Das</strong> Loslassen üben<br />
26 Reportage<br />
Start der Serie „Auf zum Fachwirt“<br />
29 U20<br />
Wettbewerb: Branche sucht<br />
den besten Nachwuchs.<br />
30 Abgefahren<br />
„Grüne Hauptstadt Europas“:<br />
Via-Mitarbeiter Nils Hoffmann<br />
radelt zur Entscheidung.<br />
„<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“ finden<br />
Sie auch im Internet als<br />
E-Paper unter:<br />
www.vdv.de/das-magazin<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 3
<strong>VDV</strong> IM BILD<br />
Jahrestagung: Junge Sänger setzten bunte Akzente<br />
Bunt, bunter, Jugendchor St. Stephan: Beim Gala-Abend der diesjährigen <strong>VDV</strong>-Jahrestagung<br />
in Köln setzten die jungen Sängerinnen und Sänger aus der Domstadt nicht nur<br />
musikalische, sondern auch optische Akzente. Den Gästen im traditionsreichen Gürzenich<br />
gefiel‘s. Der Gala-Abend war damit einer der Höhepunkte der dreitägigen Veranstaltung,<br />
die der <strong>VDV</strong> in diesem Jahr gemeinsam mit den Kölner Verkehrs-Betrieben ausgerichtet<br />
hatte. Unter dem Motto „Mobilität 4.0“ diskutierten die Teilnehmer unter anderem, wie<br />
die Zukunft des öffentliche Personen- sowie des Schienengüterverkehrs aussehen wird.<br />
Mehr zur Jahrestagung lesen Sie auf den Seiten 12 bis 15.<br />
4 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 5
TITELSTORY<br />
Willkommen in Nordhorn: Mit diesem Schild machte die Grafschaft<br />
Bentheim auf ihre fehlende SPNV-Anbindung aufmerksam.<br />
Zurück in die<br />
Bahn-Zukunft<br />
<strong>Das</strong> Land Niedersachsen macht ernst mit seinem Vorhaben, Bahnstrecken für den Schienenpersonennahverkehr<br />
(SPNV) zu reaktivieren. Im Frühjahr gab der von Verkehrsminister Olaf<br />
Lies eingesetzte Lenkungskreis grünes Licht für drei Projekte. Eines davon ist die Verbindung<br />
von Neuenhaus nach Bad Bentheim, die über Nordhorn führt. „<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“ besuchte<br />
die Kreisstadt im deutsch-niederländischen Grenzgebiet und die dort ansässige Bentheimer<br />
Eisenbahn AG.<br />
6 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
1974<br />
Am 25. Mai vor 41 Jahren<br />
hielt in Nordhorn der<br />
letzte fahrplanmäßige<br />
Personenzug der Bentheimer<br />
Eisenbahn– unter<br />
großer Anteilnahme der<br />
Bevölkerung.<br />
Den Personenverkehr<br />
auf<br />
der Schiene zu<br />
übernehmen,<br />
wäre für uns ein<br />
enormer Wachstumsschub.“<br />
Joachim Berends<br />
Vorstand Bentheimer Eisenbahn<br />
Bahnhof Nordhorn, Mittagszeit. An der<br />
zentralen Omnibusstation verkürzen<br />
sich ein paar Schüler die Wartezeit<br />
mit ihren Smartphones. <strong>Das</strong> dunkel<br />
geklinkerte Bahnhofsgebäude scheint<br />
hinter den zahlreichen Haltestellen nur<br />
eine Kulisse zu sein. Wenig los hier.<br />
Personenzüge verkehren schon seit<br />
41 Jahren nicht mehr. Wer aus der Grafschaft<br />
Bentheim in die<br />
53.000-Einwohner-Stadt<br />
zur Arbeit pendelt, kann<br />
den Bus nehmen – oder<br />
besser das Auto. Nordhorn<br />
ist Deutschlands größte<br />
Kreisstadt ohne Anschluss<br />
an den SPNV. Doch dieser<br />
fragwürdige „Titel“ soll in<br />
spätestens drei Jahren der<br />
Vergangenheit angehören.<br />
Dann sollen hier Regionalbahnen<br />
halten,<br />
vielleicht sogar schon ab Dezember<br />
2017. Die Verbindung Bad Bentheim<br />
– Nordhorn – Neuenhaus ist eine von<br />
drei Nebenstrecken, auf denen das Land<br />
Niedersachsen wieder Personenzüge<br />
rollen lassen will. Ebenfalls neu belebt<br />
werden sollen die Strecken von Einbeck-Mitte<br />
nach Salzderhelden sowie<br />
Salzgitter-Lebenstedt nach Fredenberg.<br />
Zu 75 Prozent übernimmt das Land die<br />
Investitionskosten, den Rest teilen sich<br />
Kommunen und Landkreise. Die rotgrüne<br />
Landesregierung setzt mit den<br />
geplanten Reaktivierungen ein Vorhaben<br />
aus ihrem Koalitionsvertrag um.<br />
Für die Strecke zwischen Bad Bentheim<br />
und Neuenhaus wurde ein Potenzial<br />
von täglich 1.500 Fahrgästen errechnet,<br />
die auf die Bahn umsteigen. Neben der<br />
Umwelt würden die Volkswirtschaft<br />
und der Standort von der Reaktivierung<br />
profitieren. Bei der Gegenüberstellung<br />
von Investitionskosten und dem zu erwartenden<br />
volkswirtschaftlichen Nutzen<br />
liegt bei den drei niedersächsischen<br />
Strecken der Wert deutlich über 1,0: Für<br />
jeden investierten Euro fließt mehr als<br />
ein Euro in die Volkswirtschaft zurück.<br />
Für die Strecke Neuenhaus – Bad Bentheim<br />
beträgt dieser Wert 1,62.<br />
„Der Anschluss an den SPNV ist für uns<br />
ein wichtiger Imagefaktor“, erläutert<br />
Dr. Michael Kiehl, Kreisrat beim Landkreis<br />
Grafschaft Bentheim. Darüber<br />
herrsche sowohl bei den Kommunen als<br />
auch beim Landkreis parteiübergreifend<br />
Konsens. „Bei diesem Projekt gab<br />
es nie Grundsatzdiskussionen, das ist<br />
ein echter Glücksfall“, betont Kiehl. Ein<br />
Plus an Lebensqualität, bessere wirt-<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 7
TITELSTORY<br />
schaftliche Perspektiven, steigende<br />
Touristenzahlen und nicht zuletzt der<br />
Zuzug von Fachkräften: Diese Effekte<br />
verspricht sich die Region von der<br />
neuen Bahnverbindung. „Die Bahnhöfe<br />
werden Drehscheiben der Mobilität und<br />
zentrale Punkte der Stadtentwicklung“,<br />
verdeutlicht Michael Kiehl. Einen ersten<br />
Impuls gibt es bereits: Vor wenigen<br />
Wochen verkündete ein Investor, dass<br />
er in der Nähe des Bahnhofs Nordhorn<br />
ein Multiplexkino bauen will.<br />
„<strong>Das</strong> Kinocenter wird die Auslastung<br />
der Züge insbesondere in den Abendstunden<br />
und am Wochenende weiter<br />
erhöhen“, sagt Joachim Berends, Vorstand<br />
der Bentheimer Eisenbahn AG,<br />
deren Mehrheitsgesellschafter der<br />
Landkreis ist. <strong>Das</strong> Unternehmen transportiert<br />
auf der Strecke jährlich 1,5<br />
Millionen Tonnen Güter – Baustoffe,<br />
Stahl- und Agrarprodukte – und<br />
schultert den ÖPNV in der Grafschaft<br />
Bentheim per Bus. „Den Personenverkehr<br />
auf der Schiene zu übernehmen,<br />
wäre für uns ein enormer Wachstumsschub“,<br />
so Berends. „Und wir trauen das<br />
der Bentheimer Eisenbahn zu“, betont<br />
Kiehl mit freundlichem Understatement.<br />
Selbstverständlich also, dass das<br />
Unternehmen als Lokalmatador die<br />
300.000 Zugkilometer selbst erbringen<br />
möchte. Unabhängig vom Ausgang des<br />
1,62<br />
Euro<br />
würden laut Gutachten<br />
für jeden in die Strecke<br />
zwischen Bad Bentheim und<br />
Neuenhaus investierten Euro<br />
in die Volkswirtschaft<br />
zurückfließen.<br />
Vergabeverfahrens wird die Bentheimer<br />
Eisenbahn ihre Infrastruktur zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Einige Vorarbeiten für die Wiederaufnahme<br />
des Personenverkehrs hat<br />
sie bereits erledigt: 15 Bahnübergänge<br />
wurden beseitigt und sieben technisch<br />
gesichert. Damit die Züge demnächst<br />
mit 80 Stundenkilometern und im<br />
60-Minuten-Takt fahren können,<br />
Bahnhof Neuenhaus: Wie in dieser Animation<br />
sollen hier in wenigen Jahren Regionalzüge halten.<br />
Interview mit Olaf Lies (Foto), Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />
» Herr Lies, welchen Zweck beziehungsweise<br />
welche Ziele verfolgt das Land Niedersachsen<br />
mit den Reaktivierungen – vor allem mit Blick<br />
auf die Co-Finanzierung?<br />
Olaf Lies: Ziel der Landesregierung ist es, mit<br />
wirtschaftlicher Vernunft die umweltfreundliche<br />
Mobilität auf der Schiene zu stärken. Um<br />
mehr Menschen in der Fläche zu erreichen,<br />
wurden in einem dreistufigen Verfahren<br />
drei Strecken ermittelt, deren Reaktivierung<br />
weiterverfolgt wird: Bad Bentheim – Neuenhaus, Salzgitter-Lebenstedt<br />
– Salzgitter-Fredenberg, Einbeck-Salzderhelden – Einbeck-Mitte. <strong>Das</strong><br />
Land fördert diese Vorhaben mit 75 Prozent der zuwendungsfähigen<br />
Kosten. Die Co-Finanzierung in Höhe von 25 Prozent erfolgt durch die Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />
beziehungsweise die Kommunen.<br />
» Über Gutachter und einen Lenkungskreis sind die Strecken ausgewählt<br />
worden: ein Weg, der zunächst sehr komplex erscheint und der viel Zeit in<br />
Anspruch genommen hat. Warum hat sich das Land für dieses Verfahren<br />
entschieden?<br />
Wichtig war mir, dass der Prozess der Streckenreaktivierung absolut<br />
transparent gestaltet wurde. Der Lenkungskreis ist ein sinnvolles Gremium,<br />
da fachkundige Experten mit eingebunden werden können und<br />
mit den Teilnehmern das Bewertungsverfahren abgestimmt wurde. Die<br />
Kosten-Nutzen-Untersuchung durch die Gutachter war erforderlich,<br />
um sicherzustellen, dass nur Projekte weiterverfolgt werden, die einen<br />
höheren Nutzen aufweisen, als sie an Kosten verursachen. Insgesamt ist<br />
mir Gründlichkeit bei diesem Projekt wichtiger als Schnelligkeit.<br />
» Niedersachsen hat die bundesweit dichteste Infrastruktur nicht-bundeseigener<br />
Bahnen. In den letzten Jahrzehnten gab es einen schleichenden<br />
Abbau. Kommt jetzt die Trendwende?<br />
Für den Erhalt von nicht-bundeseigenen Eisenbahn-Infrastrukturen<br />
stehen in Niedersachsen mit Landesmitteln finanzierte Förderinstrumente<br />
bereit, und die wurden seit 2013 noch ausgebaut. Ein Trend zum<br />
schleichenden Abbau von Strecken ist in Niedersachsen nicht festzustellen.<br />
Auch wenn einzelne nicht-bundeseigene Eisenbahnstrecken<br />
aufgrund ihrer peripheren Lage und der damit verbundenen mangelnden<br />
Verkehrsnachfrage seit 1994 stillgelegt wurden, ist der Bestand an diesen<br />
Strecken seit 1994 nahezu unverändert. Durch die zwei Reaktivierungen<br />
von nicht-bundeseigenen Strecken gibt es in diesen Fällen eine deutliche<br />
Aufwertung der Infrastruktur.<br />
» Wie geht es bei den Strecken, die reaktiviert werden sollen, jetzt weiter?<br />
Die Aufgabenträger, der Zweckverband Großraum Braunschweig und<br />
die Landesnahverkehrsgesellschaft, führen Auftaktgespräche mit den<br />
betroffenen Eisenbahninfrastrukturunternehmen und den Kommunen.<br />
Anschließend werden Planungsvereinbarungen abgeschlossen. Diese stehen<br />
teilweise schon kurz vor dem Abschluss. Danach wird die Planung in<br />
Auftrag gegeben, bevor anschließend die Finanzierungsvereinbarung abgeschlossen<br />
werden kann. Sobald dann das Baurecht auch vorliegt, kann<br />
die Realisierung erfolgen.<br />
8 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
sind aber noch Investitionen in Höhe<br />
von 15 Millionen Euro notwendig. Vier<br />
Millionen tragen der Landkreis und die<br />
Kommunen. Hinzu kommen die Kosten<br />
für den Umbau der Stationen. Zwischen<br />
Bad Bentheim und Neuenhaus verkürzt<br />
sich dann die Fahrzeit von derzeit 49<br />
Minuten mit dem Bus auf 29 Minuten<br />
mit dem Zug. Unterdessen reichen die<br />
Überlegungen schon über die künftige<br />
Endstation Neuenhaus hinaus. Der Chef<br />
der Bentheimer Eisenbahn, der auch<br />
<strong>VDV</strong>-Vizepräsident ist, liebäugelt mit<br />
einem weiterführenden Bahnverkehr<br />
über Emlichheim ins niederländische<br />
Coevorden. „Dann könnte sogar der<br />
Fernverkehr von Groningen über Nordhorn<br />
Richtung Rheine geführt werden“,<br />
so Joachim Berends. Ihren politischen<br />
Willen, die Strecke durchzubinden,<br />
hat die Gemeinde Coevorden jedenfalls<br />
schon vor fünf Jahren per Resolution<br />
bekräftigt.<br />
www.bentheimer-eisenbahn.de<br />
Grenzgänger zwischen den Niederlanden und Deutschland<br />
NIEDERLANDE<br />
NS-Strecke<br />
Coevorden<br />
Hardenberg<br />
Almelo<br />
Hengelo<br />
NS-Strecke<br />
Coevorden<br />
Emlichheim<br />
Enschede<br />
Emmen<br />
Neuenhaus<br />
NS-Strecke<br />
Nordhorn<br />
A31<br />
Bad Bentheim<br />
Esche<br />
Osterwald<br />
Nordhorn-Süd<br />
DEUTSCHLAND<br />
DB-Strecke<br />
Ochtrup-Brechte<br />
Ochtrup<br />
Bahnstrecke DB/NS<br />
Bahnstrecke BE<br />
Ländergrenze<br />
Autobahn<br />
Stadt<br />
Bahnhof/Anschlußstelle<br />
Der Landkreis Grafschaft Bentheim ist die südwestlichste Region Niedersachsens. Sie liegt an<br />
der Staatsgrenze zu den Niederlanden sowie an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen.<br />
Viele Einwohner der Grafschaft und Niederländer arbeiten im jeweiligen Nachbarland und<br />
kaufen grenzüberschreitend ein. Zusammen mit dem Euroterminal Coevorden (ETC) auf niederländischer<br />
Seite bietet die Bentheimer Eisenbahn eine internationale Plattform für den<br />
Containerumschlag. Über ihr eigenes sowie das deutsche und holländische Streckennetz fahren<br />
täglich Containerzüge in Richtung Rotterdam/Amsterdam beziehungsweise Ludwigshafen.<br />
A30<br />
Rheine<br />
Lenkungskreis<br />
ÖPNV, Busreisen,<br />
Schienengüterverkehr,<br />
Spedition und Logistik:<br />
<strong>Das</strong> sind die Geschäftsfelder<br />
der Bentheimer<br />
Eisenbahn (Foto oben).<br />
Auf der Schiene werden<br />
Baustoffe, Stahl- und<br />
Agrarprodukte transportiert<br />
(Foto r.)<br />
Im Auftrag des Landes wurden 74 niedersächsische<br />
Eisenbahnstrecken hinsichtlich<br />
ihrer Wirtschaftlichkeit untersucht. Die<br />
Gutachter arbeiteten dabei nach einem<br />
standardisierten, bundesweit einheitlichen<br />
Verfahren für Infrastrukturprojekte. In<br />
einem zweiten Schritt kamen acht Strecken<br />
in die engere Wahl. Über die Reaktivierung<br />
entschied dann ein Lenkungskreis, der sich<br />
aus Vertretern der vier Landtagsfraktionen,<br />
den Aufgabenträgern sowie Verbänden wie<br />
BUND und Pro Bahn zusammensetzte.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 9
AKTUELL<br />
Risiko<br />
ÖPNV<br />
Ein<br />
für den<br />
Seit dem Frühjahr ist das neue<br />
Elektromobilitätsgesetz in Kraft. Es<br />
räumt Kommunen unter anderem<br />
die Möglichkeit zur Freigabe der<br />
Busspuren ein – eine Entscheidung,<br />
von der der <strong>VDV</strong> dringend abrät.<br />
Freie Fahrt für Busse: Wie hier in Wiesbaden soll die Busspur<br />
dem ÖPNV einen zügigen und geordneten Betriebsablauf<br />
ermöglichen. Ein neues Gesetz ermöglicht nun die Freigabe<br />
für E-Autos. Die Branche befürchtet dadurch einen Nachteil<br />
für den Busverkehr.<br />
10 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Gerade einmal 18.948 Autos mit reinem Elektroantrieb<br />
waren zu Jahresbeginn auf Deutschlands<br />
Straßen unterwegs. <strong>Das</strong> ist der Bundesregierung zu<br />
wenig. Sie will mit dem neuen Gesetz den Absatz der<br />
elektrisch betriebenen Fahrzeuge durch verschiedene<br />
Anreize weiter ankurbeln (siehe Infokasten).<br />
Bis 2020 soll ihre Zahl auf eine Million anwachsen.<br />
Vorbild ist unter anderem Norwegen – zwischen<br />
<strong>Juli</strong> 2013 und 2014 stieg dort die Zahl der E-Autos<br />
um 250 Prozent.<br />
„Die Förderung der E-Mobilität ist aus unserer<br />
Sicht unstrittig“, betont <strong>VDV</strong>-Hauptgeschäftsführer<br />
Oliver Wolff. Er spricht sich jedoch vehement<br />
gegen die Öffnung von Busspuren aus. „Hierdurch<br />
würde der umweltfreundliche ÖPNV erheblich beeinträchtigt.“<br />
Und nicht zuletzt sei ein E-Auto trotz<br />
alternativen Antriebs immer noch ein Auto. „Es<br />
hat nach wie vor zwei entscheidende Nachteile im<br />
Stadtverkehr: Erstens verursacht es Stau, und zweitens<br />
benötigt es einen Parkplatz.“ <strong>Das</strong> sei dem Ziel,<br />
das Verkehrsaufkommen im Ganzen zu reduzieren,<br />
abträglich. Zumal in einen Gelenkbus zur Hauptverkehrszeit<br />
rund 80-mal mehr Menschen mitfahren<br />
als in einem E-Auto – in Sachen Umwelt- und<br />
Energieverbrauch pro Fahrgast habe der ÖPNV also<br />
die Nase vorn.<br />
Insgesamt zehn Argumente gegen die Öffnung der<br />
Busspur hat der <strong>VDV</strong> deswegen in einem Positionspapier<br />
zusammengetragen – damit will er die<br />
Kommunen überzeugen, sich ebenfalls gegen eine<br />
Freigabe auszusprechen. Ähnlich wie es bereits<br />
Hamburg, Berlin und München getan haben: Die<br />
drei Metropolen sehen ihre Busspuren schon jetzt an<br />
der Grenze der Belastbarkeit – schließlich werden<br />
sie ohnehin bereits von Taxis und Fahrradfahrern<br />
genutzt.<br />
Eines der Schlüsselargumente der Branche ist dabei<br />
das Thema Fahrgastzufriedenheit. Pünktlichkeit,<br />
Schnelligkeit und Anschlusssicherheit seien aus<br />
Fahrgastsicht wesentlich für einen attraktiven<br />
ÖPNV. Können die Fahrpläne aufgrund verstopfter<br />
Busspuren nicht eingehalten werden, sinke die<br />
Kundenzufriedenheit – Städte riskieren, dass die<br />
Menschen dann wieder verstärkt aufs Auto umsteigen.<br />
Ein noch höheres Verkehrsaufkommen wäre<br />
die Folge. Finanzielle<br />
Einschnitte sind gleich<br />
doppelt zu befürchten.<br />
Elektromobilitätsgesetz<br />
Nicht nur, dass weniger<br />
Kunden auch weniger<br />
Einnahmen bedeuten. Je Ende März hat der Deutsche Bundestag das<br />
länger die Busse wegen „Gesetz zur Bevorrechtigung der Verwendung<br />
verstopfter Sonderspuren<br />
für den Linienweg<br />
– kurz: Elektromobilitätsgesetz. Zu den bevor-<br />
elektrisch betriebener Fahrzeuge“ verabschiedet<br />
benötigen, desto mehr<br />
zugten Fahrzeugen zählen reine Elektroautos<br />
Fahrzeuge und Personal ebenso wie Hybride und Autos mit Brennstoffzellenantrieb.<br />
Die Freigabe der Busspur ist dabei<br />
müssen letztlich eingesetzt<br />
werden, um Takt<br />
nur eine Möglichkeit, die Kommunen eingeräumt<br />
und Betrieb aufrechtzuerhalten.<br />
Und das<br />
lose Parken erlauben und ihnen Parkplätze vor<br />
wird. Sie können E-Autos nun auch das kosten-<br />
kostet.<br />
Ladesäulen reservieren. Ausnahmen bei Zu- und<br />
Durchfahrtsbeschränkungen sind ebenfalls<br />
Zudem, so Wolff weiter,<br />
führe eine Frei-<br />
außer Kraft.<br />
möglich. <strong>Das</strong> Gesetz tritt zum 31. Dezember 2026<br />
gabe der Busspur das<br />
Prinzip ad absurdum.<br />
„Die Busspur soll laut<br />
Straßenverkehrsordnung<br />
Störungen des Linienverkehrs vermeiden<br />
und einen geordneten und zügigen Betriebsablauf<br />
ermöglichen“, sagt er. Kontraproduktiv sei da auch<br />
die Tatsache, dass Linienbusse wegen der Vorrangschaltung<br />
an Ampeln entsprechende Sendeeinrichtungen<br />
an Bord hätten – die Autos jedoch nicht.<br />
Auch das könne sich als problematisch erweisen.<br />
„Es widerspricht einfach der Vernunft, eine kleine<br />
Gruppe von Autofahrern zu privilegieren und dabei<br />
gleichzeitig viele Millionen ÖPNV-Kunden zu benachteiligen“,<br />
kritisiert Oliver Wolff scharf. Grund<br />
zur Hoffnung besteht indes: Nach Recherchen der<br />
Wochenzeitung „Die Zeit“ prüfen gerade einmal<br />
zwölf Kommunen deutschlandweit ernsthaft die<br />
Freigabe der Busspuren.<br />
<strong>Das</strong> Positionspapier des <strong>VDV</strong> zum Elektromobilitätsgesetz gibt es<br />
online unter: www.vdv.de/positionensuche.aspx<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 11
AUS DEM VERBAND<br />
Treiber beim<br />
Thema Vernetzung<br />
„Mobilität 4.0“ – wie die Digitalisierung den Nahverkehr und<br />
den Schienengüterverkehr weiterentwickelt und welche Herausforderungen<br />
auf die Branche zukommen. Darum drehte sich<br />
die diesjährige <strong>VDV</strong>-Jahrestagung in Köln. Klar war den über<br />
800 Teilnehmern auch: Ohne eine intakte Verkehrsinfrastruktur<br />
funktioniert das vernetzte Fahren nicht.<br />
Voll besetzter Saal: Rund 800 Teilnehmer waren zur <strong>VDV</strong>-Jahrestagung in das Kölner Maritim-Hotel gekommen.<br />
12 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Bahnchef Rüdiger Grube (o.) und NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans<br />
(r.) gehörten zu den Eröffnungsrednern des verkehrspolitischen Forums.<br />
Anschließend diskutierten<br />
(v.l.) KVB-Chef<br />
und <strong>VDV</strong>-Präsident<br />
Jürgen Fenske, MdB<br />
Oliver Wittke, Rüdiger<br />
Grube, Alexander<br />
Freitag, Geschäftsführer<br />
des Münchner Verkehrsund<br />
Tarifverbunds, sowie<br />
Moderatorin Judith<br />
Schulte-Loh.<br />
Eigentlich ist das Thema „Vernetzung“ fast so alt<br />
wie die Verkehrsunternehmen selbst. Doch jetzt<br />
bietet die Digitalisierung neue Chancen für die<br />
urbane Mobilität, innovative Vertriebswege und<br />
einfachere Zugänge zum System ÖPNV und SPNV<br />
– und damit Zugriff auf unerschlossene Kundenpotenziale.<br />
Drei Tage lang stand Mobilität 4.0 im<br />
Mittelpunkt der <strong>VDV</strong>-Jahrestagung, zu der der<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die<br />
Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) in die Domstadt<br />
geladen hatten. In verschiedenen Foren diskutierten<br />
die Teilnehmer zudem über Themen wie<br />
Direktvergaben, Trassenpreissysteme oder auch<br />
das Zusammenspiel von ÖPNV und Städtebau.<br />
<strong>Das</strong>s die Verkehrsunternehmen und der <strong>VDV</strong> bei<br />
künftigen Mobilitätslösungen den Anspruch auf<br />
eine Schlüsselrolle haben, wurde unter anderem<br />
daran deutlich, dass mit „Ipsi“ am Rande der Tagung<br />
eine unternehmens- und verbundübergreifende<br />
Mobilitäts-App vorgestellt wurde<br />
(siehe Infokasten S. 14), die ab<br />
Ende des Jahres verfügbar sein wird.<br />
Hieran zeige sich einmal mehr, so<br />
Jürgen Fenske – als <strong>VDV</strong>-Präsident<br />
und KVB-Chef quasi in einer<br />
Doppelrolle als Gastgeber –,<br />
„die Standardisierungsfunktion<br />
des <strong>VDV</strong>, die er in Zukunft und in<br />
dieser Frage vorantreiben wird“.<br />
Doch was nutzt die modernste Technik, wenn das<br />
Rad nicht rollt und die Kapazitäten ausgeschöpft<br />
sind? Und so standen zu Beginn der Tagung erneut<br />
die offenen Fragen der Infrastruktur- und<br />
ÖPNV-Finanzierung im Raum. Kölns Oberbürgermeister<br />
Jürgen Roters zeigte auf, wie wichtig urbane<br />
Mobilität für eine wachsende Großstadt wie die<br />
Rheinmetropole ist. „Wenn wir die Mobilität der<br />
Zukunft sichern wollen, müssen wir jetzt die<br />
Wir sind beim Thema<br />
Finanzierung gewillt,<br />
zu einem Ergebnis zu<br />
kommen – aber nicht um<br />
jeden Preis.<br />
Werner Gatzer<br />
Staatssekretär im<br />
Bundesfinanzministerium<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 13
AUS DEM VERBAND<br />
Rheinpanorama: Auf und in der MS Rheinenergie fand am ersten Tag der Jahrestagung der Treffabend statt - eine einstündige Rundfahrt inklusive.<br />
entscheidenden Weichen stellen.“ Schon jetzt stößt<br />
der Kölner ÖPNV in den Stoßzeiten an seine Grenzen<br />
– Busse und Bahnen sind überfüllt, freie Trassen im<br />
SPNV sind nicht mehr vorhanden und die Rheinbrücken<br />
sanierungsbedürftig. „Ohne die Hilfe von Bund<br />
und Ländern werden wir es nicht schaffen“, betonte<br />
Roters. Er verlieh seiner Hoffnung auf Planungssicherheit<br />
durch eine schnelle Anschlusslösung beim Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz<br />
(GVFG) Ausdruck.<br />
„Mobilität 4.0 braucht eine Infrastruktur, die wirklich<br />
trägt“, unterstrich Jürgen Fenske. Bis 2025 benötige<br />
allein die KVB 1,5 Milliarden Euro für den Ausbau und<br />
Erhalt der Verkehrswege und Stationen. Beim Thema<br />
Ipsi vernetzt Handytickets bundesweit<br />
Ipsi (Interoperable Produktservice-Schnittstelle) – das steht für die bundesweite<br />
Vernetzung bestehender Handyticket-Apps. Ab November profitieren<br />
davon zunächst die Kunden der KVB und des Rhein-Main-Verkehrsverbunds.<br />
Über die jeweilige App ihres ÖPNV-Anbieters können sie dann auch<br />
Tickets für eine Fahrt im Gebiet des anderen Unternehmens kaufen. Ipsi<br />
ermöglicht dabei den Datenaustausch zwischen den Apps. Weitere Initiatoren<br />
des Projekts, die sich Ipsi sukzessive anschließen werden, sind: Berliner<br />
Verkehrsbetriebe, Deutsche Bahn, Hamburger Hochbahn, Münchner<br />
Verkehrsgesellschaft, Stadtwerke Münster, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr,<br />
Stuttgarter Straßenbahnen sowie der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart.<br />
Verkehrs- und Infrastrukturfinanzierung bedauerte<br />
Fenske, dass die Regionalisierungsmittel auf das Abstellgleis<br />
im Vermittlungsausschuss geraten seien und<br />
das GVFG sowie die Entflechtungsmittel Gegenstand<br />
der Bund-Länder-Finanzverhandlungen geworden<br />
seien. „Wir brauchen das Bundes-GVFG für die großen,<br />
und die Entflechtungsmittel für die kleinen Baustellen.“<br />
<strong>Das</strong> Vorhaben des Bundes, das kommunale Investitionspaket<br />
auch für Investitionen in den ÖPNV zu<br />
öffnen, bezeichnete Fenske als „richtigen Aufschlag“:<br />
Künftig dürfen die Mittel für die Herstellung von<br />
Barrierefreiheit verwendet werden. „Gute und richtige<br />
Elemente“ sieht auch NRW-Finanzminister Norbert<br />
Walter-Borjans in diesem Vorschlag, bezeichnete es<br />
aber als Problem, dass die Finanzierungsthemen „in die<br />
Bund-Länder-Verhandlungen hineingerührt werden“.<br />
Aus Sicht des Bundes betonte Finanzstaatssekretär<br />
Werner Gatzer mit Hinweis auf die LUFV II und<br />
das 5-Milliarden-Euro-Programm für Kommunen,<br />
dass die Regierung dem Thema Investitionen eine<br />
sehr große Bedeutung beimesse. „Die Möglichkeiten<br />
sind jedoch nicht unbegrenzt“, so Gatzer. Er schlug<br />
beim Thema GVFG provokante Töne an: „Die Mittel<br />
laufen 2019 aus: Viel mehr Planungssicherheit<br />
können Sie gar nicht haben.“ Versöhnlicher und mit<br />
dem Glauben an eine Lösung fiel dann sein Ausblick<br />
auf die anstehenden Verhandlungen zu den<br />
Bund-Länder-Finanzen aus. „Wir hätten aber gerne<br />
eine Zweckbindung“, so Gatzer mit Blick auf eine<br />
mögliche Anschlussregelung zum GVFG und zu den<br />
Entflechtungsmitteln – und erntete dafür Applaus.<br />
14 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Lob für die Bundesregierung, die in den kommenden<br />
fünf Jahren 28 Milliarden Euro für Neu- und Ausbauprojekte<br />
zur Verfügung stellt, gab es im Anschluss von<br />
Bahnchef Rüdiger Grube, bevor der sich dem Thema<br />
Digitalisierung widmete. „Nur wer vom Kunden her<br />
kommt, hat die Chance auf Erfolg.“ Neben der Zentrierung<br />
auf die Fahrgäste sieht Grube den Bruch bestehender<br />
Geschäftsmodelle sowie die Vorausberechnung<br />
und Vernetzung von Milliarden einzelner Kundenentscheidungen<br />
über Big Data als wesentliche Merkmale<br />
dieser Entwicklung, ebenso wie Schnelligkeit als entscheidenden<br />
Erfolgsfaktor. „Wir stehen vor dem größten<br />
Umbruch seit der Bahnreform“, verdeutlichte er,<br />
„und ich möchte Treiber und nicht Getriebener sein.“<br />
Moderne Mobilität sei die intelligente und individuelle<br />
Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrssysteme.<br />
Doch welche Rolle nehmen dabei die anderen Verkehrsunternehmen<br />
und der <strong>VDV</strong> ein? Alexander<br />
Freitag, Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und<br />
Tarifverbunds, sprach sich dafür aus, die Entwicklung<br />
nicht allein der Deutschen Bahn zu überlassen. <strong>Das</strong>s<br />
sich die Verkehrsunternehmen vielfach vernetzen<br />
müssen, forderte Jürgen Fenske: „Wir müssen Unternehmensegoismen<br />
überwinden“, so der <strong>VDV</strong>-Präsident<br />
und KVB-Chef: „Dabei können wir ruhig<br />
noch an Geschwindigkeit zulegen.“ Oliver Wittke,<br />
Mitglied im Bundestagsausschuss für Verkehr und<br />
digitale Infrastruktur, verdeutlichte die Bedeutung<br />
von eigenständig entwickelten Mobilitätslösungen:<br />
„Solange wir selber etwas produzieren, ist Google<br />
nur eine Hilfswissenschaft.“ Besonders klar fiel die<br />
Absage von Jürgen Fenske an die Forderung aus, sich<br />
an digitale Mobilitätslösungen von Internet- und<br />
Softwarekonzernen zu hängen. „Unser Anspruch als<br />
Mobilitätsdienstleister muss es sein, keinen Dritten<br />
in die Beziehung zwischen Kunden und Verkehrsunternehmen<br />
zu schicken.“ Eine Einschätzung, die<br />
Rüdiger Grube nicht teilte: „Wir müssen mit professionellen<br />
Dritten neue Themen anfassen.“ Gleichzeitig<br />
warnte er vor der Marktmacht, die von Apple, Google<br />
und Co. und ihrem immensen Kapital ausgeht.<br />
Daran, welche Grenzen dem Fahrgast- und Verkehrswachstum<br />
der Zukunft gesetzt sind, erinnerte<br />
abschließend Jürgen Fenske: „Mobilität 4.0 säuft<br />
ab, wenn die Hardware und die Infrastruktur nicht<br />
stimmen“, machte der <strong>VDV</strong>-Präsident deutlich: „Am<br />
Ende des Tages reden wir über Rad und Schiene.“<br />
Weitere Infos, Vorträge und Bilder<br />
finden Sie auch im Internet:<br />
www.vdv.de/jahrestagung.aspx<br />
Engagierte Talente im ÖPNV<br />
Neben der Mobilität 4.0 stand auch das „Personal 4.0“ im Fokus der Jahrestagung:<br />
„Personal 4.0, das sind die Mitarbeiter, die uns ein Gesicht geben“, sagte<br />
Gisbert Schlotzhauer, Vorstand Personal, Kommunikation und Infrastruktur<br />
bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) und Vorsitzender<br />
des <strong>VDV</strong>-Personalausschusses. <strong>Das</strong>s das auf unterschiedliche<br />
Weise passieren kann, hat die Auszeichnung der „Talente im ÖPNV“ auf der<br />
Jahrestagung gezeigt. Zum wiederholten Mal ehrte der <strong>VDV</strong> Mitarbeiter von<br />
Verkehrsbetrieben, die sich besonders hervorgetan hatten.<br />
Einer von ihnen war Cornelius Müller (kl. Foto), Mitarbeiter der Münchner<br />
Verkehrsgesellschaft. Als 2014 in der bayrischen Metropole die Entscheidung<br />
fiel, das Olympiastadion vorübergehend als Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge<br />
zu nutzen, war klar, dass das ohne ehrenamtliche Hilfe nicht ging. Der Konzernbetriebsrat<br />
der Stadtwerke München, Muttergesellschaft der MVG, beschloss<br />
deswegen, die Stadt bei der Betreuung der Flüchtlinge zu unterstützen –<br />
und Müller war von Anfang an dabei. Er übernahm die Steuerung und<br />
Organisation der Ehrenamtlichen. „<strong>Das</strong> war eine spontane Entscheidung“,<br />
erinnerte er sich. Mit als erstes initiierten er und seine Kollegen eine<br />
Kleidersammlung – „denn die Notversorgung durch das Land lief nicht mehr“. Später suchte<br />
er unter anderem auch ehrenamtliche Dolmetscher und Ärzte. „Preiswürdig“, befand die Jury.<br />
Um ein verkehrspolitisches Engagement wiederum ging es bei der zweiten „Talente“-Auszeichnung<br />
(gr. Foto), bei der eine ganze Gruppe bedacht wurde: Im September 2014 hatten sich die Fahrer von 62 Linienbussen<br />
auf den Weg nach Berlin gemacht. Zum Deutschlandtag des Nahverkehrs forderten sie bei einer<br />
Bus-Demo vorm Reichstag eine verlässliche Finanzierung des ÖPNV. Alle Fahrer und Organisatoren passten<br />
bei der Ehrung zwar nicht auf die Bühne, stellvertretend nahmen aber Vertreter der beteiligten Unternehmen<br />
die Urkunden entgegen. „Sie haben unsere Branche eindrucksvoll vertreten“, betonte Laudator Schlotzhauer.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 15
UNTERWEGS IM NETZ<br />
18.000 Fans<br />
retten „Paule III“<br />
Fährmann Ronald Kebelmann kommt auf Zuruf. Er sitzt in einer unscheinbaren Hütte<br />
am Südufer der Müggelspree. Laut Fahrplan verkehrt die Fähre F24 im Saisonbetrieb<br />
„samstags, sonntags sowie an Feiertagen im Zeitraum von ca. 11.00 bis 19:00 Uhr im<br />
60-Minuten-Takt“.<br />
Manchmal geht es<br />
hier hoch her, auch<br />
wegen des regen<br />
Ausflugsverkehrs mit<br />
großen und kleinen<br />
Schiffen.<br />
<strong>Das</strong> mit dem Takt sieht Rony nicht so eng.<br />
Wenn sich Leute am Steg sammeln, legt er<br />
jederzeit ab und setzt mit ihnen über den hier<br />
etwa 35 Meter breiten Fluss. Mit wenigen<br />
Ruderzügen bringt er sein acht Passagiere fassendes<br />
Boot „Paule III“ zum anderen Ufer, dem<br />
Ortskern des alten Fischerdorfes Rahnsdorf.<br />
Rony und Paule bilden zusammen eine von<br />
sechs Fähren im Netz der Berliner Verkehrsbetriebe<br />
(BVG). Die F24 ist die einzige<br />
mit Handbetrieb. Eine Überfahrt kostet den<br />
BVG-Kurzstreckentarif, zurzeit 1,60 Euro.<br />
Natürlich gelten auch Tages-, Monats- und<br />
Jahreskarten des Verkehrsverbundes. Fahrräder<br />
nimmt der Rahnsdorfer Fährmann auch mit,<br />
aber keine E-Bikes. „Wer weiß, was passiert,<br />
wenn die nass werden“, gibt Kebelmann zu<br />
bedenken. Außerdem muss er mindestens jedes<br />
zweite Rad eigenhändig aus dem Boot auf den<br />
Steg heben. Bei den schweren E-Bikes würde<br />
wohl auf Dauer selbst<br />
der trainierte, kräftige<br />
Ronald Kebelmann<br />
Berufsschiffer<br />
Ruderer Rückenprobleme<br />
bekommen.<br />
Paule III ist, man ahnt es<br />
schon, der dritte Kahn<br />
mit Fährlizenz dieses<br />
Namens. Namensgeber<br />
war Paule Rahn,<br />
ein im Dorf legendärer Vorgänger Kebelmanns.<br />
Mit Blick auf die Idylle der märkischen Bilderbuch-Dorflandschaft<br />
an beiden Ufern<br />
sagt dieser: „Hier passt alles zusammen, das<br />
ganze Umfeld“, und lobt die Rahnsdorfer als<br />
„liebe Leute“, mit denen man gut reden könne.<br />
Am Südufer ist es eine Kleingarten- und<br />
Datschensiedlung mit viel Grün, am Nordufer<br />
das frühere Fischerdorf, dessen Kirche über<br />
einem kleinen Hotel und der „Fischerei“ thront.<br />
In deren Garten genießen Fahrradtouristen,<br />
Spaziergänger und Einheimische bei Fischbrötchen<br />
und Bier das Wochenende am Spreeufer.<br />
Im Umkreis von zwei Kilometern deuten<br />
lediglich die Autokennzeichen darauf hin, dass<br />
wir uns in der Hauptstadt der Bundesrepublik<br />
Deutschland befinden. 30 Kilometer sind es bis<br />
vor die Treppe des Reichstagsgebäudes. Genau<br />
dieser Kontrast macht die Gegend so reizvoll.<br />
Am meisten ist hier an Ostern, Himmelfahrt<br />
und Pfingsten los, „da rudere ich den ganzen Tag<br />
hin und her“, sagt der Fährmann. So kommen<br />
bis zu 40 Überfahrten täglich zusammen. Zwar<br />
ist die Spree hier nicht gerade ein reißender<br />
Strom, aber manchmal schlägt sie doch Wellen,<br />
auch wegen des regen Ausflugsverkehrs<br />
mit großen und kleinen Schiffen. „Da kommen<br />
die Fahrgäste schon mal nass am anderen<br />
Ufer an“, lacht Kebelmann. <strong>Das</strong> gilt übrigens<br />
auch, wenn es regnet: Paule III hat kein Dach.<br />
16 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Vor anderthalb Jahren allerdings machte<br />
der Rotstift vorübergehend einen Strich<br />
durch die heile Welt an der Müggelspree.<br />
Rony und Paule III war Konkurrenz durch<br />
den „Fährbär“ erwachsen: So heißen die<br />
hochmodernen solarbetriebenen Personenfähren<br />
der BVG, von denen eine ebenfalls<br />
stündlich vom Anleger Kruggasse aus verkehrt<br />
und unter anderem 500 Meter weiter<br />
westlich am anderen Ufer Station macht.<br />
Ab Herbst 2013 herrschte an dem Steg am<br />
Südufer „Funkstille“, wie Kebelmann sagt.<br />
Dem damals 102 Jahre alten Verkehrsmittel<br />
drohte das Aus, weil der Senat es einstellen<br />
wollte. „Sie hatten hier alles abgebaut, den<br />
Steg verriegelt, die Sitzbänke weggebracht<br />
und so weiter“, erzählt der Fährmann, der<br />
an Werktagen auf anderen Fähren Dienst<br />
tut. Er hat das Berufsschiffer-Patent.<br />
Aber der Senat hatte nicht mit den Rahnsdorfern<br />
und Paules Fans aus der ganzen<br />
Gegend gerechnet. 18.000 Unterschriften<br />
brachten sie zusammen, um die Ruderfähre<br />
wenigstens an Wochenenden wiederzubeleben.<br />
Davon ließen sich die Verantwortlichen<br />
dann doch überzeugen. Um den<br />
Betrieb zumindest für die laufende Saison<br />
sicherzustellen, reichten am Ende lediglich<br />
20.000 Euro vom Senat. Peanuts, verglichen<br />
mit anderen Berliner Investitionen in die<br />
Verkehrsinfrastruktur. Und so pendelt die<br />
Ruderfähre seit 1. Mai wieder. Vorerst bis<br />
zum 3. Oktober, dann ist die Saison zu Ende.<br />
ÖPNV auf dem Wasser<br />
Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG betreiben<br />
im Stadtgebiet sechs Fähren. Sie sind<br />
sämtlich in den Verbundfahrplan integriert,<br />
verkehren aber nicht alle ganzjährig. Die<br />
Fähren F21, F23 und F24 fahren nur von<br />
Ostern oder Anfang April bis zum 3. Oktober.<br />
Die populärste ist die F10, die täglich mit<br />
der „Wannsee“ bis zu 300 Personen und<br />
60 Fahrräder in 20 Minuten Fahrzeit zwischen<br />
Kladow und Wannsee im Stundentakt<br />
transportiert. Höchstens bei dichtem Nebel<br />
und geschlossener Eisdecke – und das ist<br />
gar nicht so selten – fällt sie im Winter aus.<br />
Einige Fähren werden seit dem Jahr 2013<br />
mit Elektro-Schiffen betrieben. Solarzellen<br />
auf dem Dach, aber auch nächtliche<br />
Aufladung sorgen dann für die notwendige<br />
Antriebsenergie.<br />
www.bit.ly/BVG_Wasser<br />
Fährmann Ronald Kebelmann an Bord von<br />
„Paule III“: Wochenends sowie an Feiertagen<br />
rudert er seine Passagiere über den Fluss –<br />
bei Bedarf auch öfter, als im Fahrplan steht.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 17
AKTUELL<br />
„Rettet Bus & Bahn“: <strong>VDV</strong> unterstützt<br />
Verdi-Aktionstag<br />
für den kommunalen Nahverkehr<br />
Bundesweit informierten Verdi und Verkehrsunternehmen über die offenen<br />
Finanzierungsfragen im ÖPNV – wie hier in Düsseldorf.<br />
„Rettet Bus & Bahn“: Mit dieser Aufforderung haben sich die<br />
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und 60 Verkehrsunternehmen<br />
des ÖPNV für eine verlässliche Finanzierung<br />
ihrer Branche eingesetzt. Im Rahmen eines bundesweiten<br />
Aktionstages am 23. Juni machten die Gewerkschaft und Mitarbeiter<br />
der Unternehmen auf die ungesicherte Finanzierung des<br />
kommunalen Nahverkehrs aufmerksam. Unterstützung für die<br />
Aktion gab es vom <strong>VDV</strong>. „Leider wurde die Bund-Länder-Verhandlungsrunde<br />
auch in Fragen der künftigen Nahverkehrsfinanzierung<br />
ergebnislos vertagt“, bedauerte <strong>VDV</strong>-Präsident<br />
Jürgen Fenske: „Jede weitere Verzögerung erhöht den finanziellen<br />
Druck auf unsere Branche, und es ist höchste Zeit, dass Bund<br />
und Länder hier endlich gemeinsame Lösungen finden.“<br />
Von den rund zehn Milliarden Fahrgästen, die in Deutschland<br />
jedes Jahr Busse und Bahnen nutzen, sind acht Milliarden mit<br />
dem kommunalen Nahverkehr unterwegs. In vielen Städten<br />
und Kommunen sind Instandhaltung, Modernisierung und ein<br />
Ausbau der Verkehrsinfrastruktur dringend notwendig. „Seit<br />
Jahrzehnten finanziert der Bund mit Mitteln aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungs-<br />
und dem Entflechtungsgesetz den<br />
kommunalen Nahverkehr. Ohne diese Mittel wären notwendige<br />
Sanierungen und der Ausbau von Verkehrsangeboten in vielen<br />
Städten gar nicht erst möglich gewesen“, erklärte Fenske: „Und<br />
nun gibt es seit Jahren keine Entscheidung über die Zukunft<br />
dieser zentralen Finanzierungsinstrumente. Kommunen und<br />
Verkehrsunternehmen haben deshalb keine Planungssicherheit<br />
mehr.“ <strong>Das</strong> aktuelle KfW-Kommunalpanel, für das knapp 3.800<br />
Städte, Gemeinden und Landkreise befragt wurden, beziffert den<br />
über Jahre aufgelaufenen Investitionsstau der Kommunen für<br />
das Jahr 2014 auf rund 132 Milliarden Euro.<br />
Der Aktionstag komme zum richtigen Zeitpunkt, so Jürgen<br />
Fenske, um den Handlungsdruck auf die politischen Entscheider<br />
weiter aufrechtzuhalten. Einbezogen wurden auch die Fahrgäste<br />
und die Öffentlichkeit. Im Internet und durch Unterschriftensammlungen<br />
vor Ort konnte die Aktion „Rettet Bus & Bahn“<br />
unterstützt werden. Die so gesammelten Stimmen und Unterschriften<br />
wurden dem Bundesfinanzministerium übergeben.<br />
Schon vor der <strong>VDV</strong>-Jahrestagung in Köln setzte Verdi ein Zeichen für eine<br />
nachhaltige Finanzierung des Nahverkehrs. Im Beisein von Jürgen Fenske<br />
(2.v.r.) erhielt Finanzstaatssekretär Werner Gatzer (r.) Unterschriftenlisten.<br />
18 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Ein Standard setzt neue Maßstäbe.<br />
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Rechnung haben sollten. Mehr unter: www.man.eu/bus<br />
MAN kann.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 19
GRENZENLOS<br />
Mit Bus und Bahn<br />
grenzenlos mobil<br />
durchs Dreiländereck<br />
Die Grenzen sind lange gefallen, die Barrieren für den Öffentlichen Verkehr (ÖV)<br />
aber immer noch da: In der Euregio Maas-Rhein, dem Dreiländereck von Deutschland,<br />
Belgien und den Niederlanden, ringen Verkehrsunternehmen und Politik um<br />
ein Zusammenwachsen der Liniennetze und Angebote. Eine Bestandsaufnahme.<br />
Der in den Farben Rot und Weiß gehaltene<br />
Linienbus an der Haltestelle 2 im Bushof Aachen,<br />
dem zentralen ÖPNV-Umsteigepunkt<br />
der Kaiserstadt, unterscheidet sich nur durch<br />
sein Kennzeichen von den anderen Bussen: Er<br />
ist in Belgien zugelassen und als ein Linienbus<br />
der Linie 14 unterwegs, die über Tag alle<br />
halbe Stunde zwischen Aachen über die Grenze<br />
hinweg in die ostbelgische Stadt Eupen pendelt.<br />
Internationaler ÖPNV-Alltag auch in Heerlen,<br />
hinter der niederländischen Grenze. An<br />
den Haltestellen vor dem Bahnhof stoppt der<br />
Schnellbus aus Aachen, die Linie 44. Derweil<br />
rollt ein paar Meter weiter die „Euregiobahn“ am<br />
Bahnsteig aus: kleiner Grenzverkehr aus dem<br />
Aachener Land. In wenigen Minuten wird der<br />
rot-blaue Talent-Triebzug der Deutschen Bahn<br />
wieder zurückfahren, auf der Anzeigetafel wird<br />
die Regionalbahn niederländisch als „Stoptrein“<br />
nach Aachen und Düren ausgewiesen. Und im<br />
Bahnhofsgebäude wirbt die elektronische Reisendeninformation<br />
neben dem Ticket-Schalter<br />
für das „Euregioticket“: Für 18 Euro kann<br />
jedermann in Belgien, den Niederlanden und<br />
Deutschland zwischen Hasselt, Lüttich, Aachen<br />
und Roermond Busse und Bahnen einen ganzen<br />
Tag lang benutzen. Am Wochenende gilt ein Ticket<br />
sogar für zwei Erwachsene und drei Kinder.<br />
Europäischer Nahverkehrs-Alltag im Dreiländereck:<br />
Er funktioniert bewährt in festen Taktfahrplänen.<br />
Und doch: Was so selbstverständlich<br />
aussieht, ist das Ergebnis harter Arbeit. Spätestens<br />
seitdem mit dem Schengen-Abkommen die<br />
Grenzkontrollen weggefallen sind, bewegen sich<br />
die Menschen der Region problemlos durch die<br />
drei Länder. Doch so ungehindert der Individualverkehr<br />
fließen kann, so gebremst ist nach<br />
wie vor der ÖV. Auf gerade einmal fünf Prozent<br />
schätzt Dominik Elsmann von der „Euregionalen<br />
Koordinierungsstelle für Bus und Bahn“,<br />
die bei der Aachener Verkehrsverbund GmbH<br />
Historischer Moment: Im September präsentierten sich die<br />
Manager der an der Linie 14 von Aachen nach Eupen beteiligten<br />
Verkehrsunternehmen aus Belgien und Deutschland<br />
zur Einführung des neuen, grenzüberschreitenden Tarifs<br />
(v. l.): der damalige AVV-Geschäftsführer Hans Joachim<br />
Sistenich, Hans-Peter Geulen (damals Center-Leiter Verkehrswirtschaft<br />
der ASEAG, heute AVV-Geschäftsführer),<br />
Daniel Dewaay (Beigeordneter Generaldirektor des TEC<br />
Liège-Verviers) sowie Jaques Loozen (TEC Liège-Verviers).<br />
20 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
SPNV grenzenlos: Der Bahnhof der niederländischen<br />
Stadt Heerlen ist nordwestlicher<br />
Eckpunkt im Netz der Euregiobahn. Die<br />
Talent-Dieseltriebzüge der Deutschen Bahn<br />
fahren von hier aus nach Aachen und weiter<br />
bis nach Düren.<br />
(AVV) angesiedelt ist, den Marktanteil<br />
gegenüber dem Individualverkehr. „Da<br />
sind noch Potenziale zu schöpfen.“<br />
Elsmanns Einschätzung wird trinational<br />
von den Verkehrsexperten und<br />
Politikern in der Euregio Maas-Rhein<br />
(EMR) geteilt. Schon 2008 unterzeichneten<br />
die staatlichen Institutionen<br />
aller drei Länder und Regionen einen<br />
Letter of Intent – die sogenannte<br />
euregionale Absichtserklärung. „Will<br />
die EMR ein attraktiver Standort in<br />
der globalen Konkurrenz der Regionen<br />
bleiben und sich zu einer europäischen<br />
Metropolregion weiterentwickeln, ist<br />
ein schnelleres Zusammenwachsen der<br />
Regionen auf wirtschaftlichem, kulturellem<br />
und sozialem Gebiet notwendig“,<br />
heißt es in der Erklärung. Und<br />
weiter: „Dazu ist ein leistungsfähiges<br />
grenzüberschreitendes Verkehrssystem<br />
mit einem feinmaschigen Netz<br />
von Verbindungen erforderlich ...“<br />
Hinter diesem Ziel stehen neben den<br />
staatlichen Stellen nahezu alle Verkehrsunternehmen,<br />
die Busse und<br />
Bahnen in der Euregio betreiben.<br />
Vor wenigen Wochen trafen<br />
sich die Beteiligten zu<br />
einer Zwischenbilanz in<br />
Aachen. Die Absichtserklärung<br />
des Jahres 2008 hatte zum<br />
Projekt „M3 – Mobilität ohne Grenzen<br />
in der Euregio Maas-Rhein“ geführt.<br />
In ihm wurden alle Aktivitäten vereint,<br />
die die Situation des öffentlichen<br />
Verkehrs in der Region verbessern<br />
sollen. Elsmann fasst zusammen: „Es<br />
ist seit 2008 vieles erreicht worden,<br />
vieles ist leichter geworden, aber eben<br />
noch längst nicht alles. Wir müssen<br />
mit Ambition weitermachen und<br />
befinden uns mitten<br />
in diesem<br />
Prozess.“<br />
Belgisch Limburg<br />
Euregio Maas-Rhein<br />
Niederländisch<br />
Limburg<br />
NIEDERLANDE<br />
Hasselt Heerlen<br />
Aachen<br />
Düren<br />
Maastricht<br />
Regio Aachen<br />
Liège<br />
Eupen<br />
Provinz Lüttich<br />
Belgische<br />
Ostkantone<br />
BELGIEN<br />
DEUTSCHLAND<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 21
GRENZENLOS<br />
International ist auch der ÖPNV auf der Straße: Der Schnellbus aus Aachen steht abfahrbereit am Busbahnhof in Heerlen.<br />
Es ist eine vielfältige Politik der kleinen Schritte,<br />
die manchmal Ausdauer über Jahre braucht.<br />
So gibt es das Euregio-Tages-Ticket bereits<br />
seit 1998. Doch obwohl alle Beteiligten wissen,<br />
dass der Fahrgast sich durchgehende grenzüberschreitende<br />
Tarife etwa auch bei Einzelfahrscheinen<br />
oder Monatstickets wünscht, ist<br />
es nicht einfach, für alle Seiten befriedigende<br />
Regelungen etwa zur Durchtarifierung oder für<br />
Einnahme-Aufteilungsverfahren zu finden.<br />
„Es gibt ja durchaus vielversprechende Ansätze,<br />
nur müssen wir noch weiter vorankommen“, sagt<br />
Elsmann: Sein positives Beispiel ist der grenzüberschreitende<br />
Busverkehr zwischen Aachen und<br />
der angrenzenden Wallonie: „In der belgischen<br />
Grenzregion haben wir ein hohes Fahrgastpotenzial.<br />
Immer mehr Deutsche ziehen hinter die<br />
Grenze, arbeiten aber weiterhin in Aachen. Schnelle<br />
und günstige Busverbindungen sind daher unerlässlich.“<br />
Seit 2011 gibt es hier den „Region3tarif“<br />
mit Einzelfahrschein, Tagestickets, Monats- und<br />
Jahreskarten sowie Anschlusstickets unter anderem<br />
für Schüler und Studierende, die im gesamten<br />
Stadtgebiet Aachen und darüber hinaus in den<br />
belgischen Gemeinden hinter der Grenze gelten.<br />
Ein weiteres Beispiel: der Übergangstarif Heerlen,<br />
der zumindest Bus- und Bahnfahrten bis in die niederländische<br />
Nachbarstadt in der Provinz Limburg<br />
ermöglicht. Auch hier können Pendler auf Zeitkarten<br />
zurückgreifen. Und die belgische Staatsbahn<br />
SNCB wird in den nächsten Wochen im Aachener<br />
Hauptbahnhof einen Fahrkarten-Verkaufsautomaten<br />
aufstellen. Denn schon heute gilt der belgische<br />
Bahn-Tarif über die Staatsgrenze hinaus bis nach<br />
Aachen und im Übrigen genauso bis Maastricht.<br />
Für deutsche Kunden nicht immer einfach: „Aken“ ist Aachen, und der<br />
„Stopbus“ übernimmt bei Bauarbeiten den Schienenersatz verkehr für<br />
den „Stoptrein“, die Regionalbahn.<br />
Wesentlich komplexer ist der Aufbau guter grenzüberschreitender<br />
Nahverkehrsangebote auf der<br />
Schiene. Infrastrukturengpässe, aber auch nationale<br />
Zulassungsverfahren oder Planungsprozeduren<br />
sowie die von Land zu Land unterschiedlichen Leitund<br />
Sicherungssysteme erschweren das Geschäft.<br />
Koordinator Elsmann ist auch hier Optimist. Ein<br />
22 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Beispiel: Die seit Jahren von der „Euregiobahn“<br />
bediente Strecke nach Heerlen wird in den nächsten<br />
Jahren in ihrem über die Grenze führenden<br />
Abschnitt zwischen Herzogenrath und Heerlen<br />
elektrifiziert und ausgebaut. Anschließend wird die<br />
„Euregiobahn“ auf dem Streckenabschnitt zwischen<br />
Herzogenrath und Heerlen durch eine neue Regionalexpress-Verbindung<br />
von Maastricht über Heerlen<br />
nach Aachen, voraussichtlich ab 2018, ersetzt.<br />
Dieses Projekt wurde mittels einer Vereinbarung<br />
zwischen der niederländischen Provinz Limburg<br />
und dem deutschen Aufgabenträger Zweckverband<br />
Nahverkehr Rheinland im Rahmen der Ausschreibung<br />
der Regionalkonzession Limburg ermöglicht.<br />
Schnelle, komfortable Bahnverbindungen und<br />
attraktive Netzerschließung durch Busse sind nur<br />
die eine Seite der Medaille in der Euregio, betont<br />
Elsmann. „Auch wenn wir in den letzten Jahren<br />
schon einiges auf den Weg gebracht haben, müssen<br />
wir unbedingt die weitere Vereinheitlichung<br />
der Tarife anstreben. Hinzu kommt: Wir müssen<br />
dringend erreichen, dass die in den drei Ländern<br />
entwickelten elektronischen Ticketsysteme<br />
interoperabel gemacht werden, bevor nationale<br />
Chipkartensysteme neue Barrieren schaffen. Dazu<br />
engagiert sich der AVV gemeinsam mit nationalen<br />
und internationalen Partnern im Forschungsprojekt<br />
‚ETC + 12‘.“ Die euregionale Ausrichtung ist für<br />
den AVV weiterhin ein unerlässlicher Bestandteil.<br />
Dies bestätigt auch Hans-Peter Geulen, Geschäftsführer<br />
der AVV GmbH: „Vor dem Hintergrund des<br />
weiteren Zusammenwachsens der Regionen im<br />
Gebiet der Euregio Maas-Rhein kommt dem Ausbau<br />
der grenzüberschreitenden Verkehre eine immer<br />
größere Bedeutung zu. Gemeinsam mit unseren<br />
Partnern in Belgien, Deutschland und den Niederlanden<br />
werden wir weiterhin an der grenzenlosen<br />
Integration von Bus und Bahn arbeiten. Neben den<br />
genannten Projekten wird ein weiterer Schwerpunkt<br />
auf der Nutzung der digitalen Möglichkeiten<br />
in Bezug auf Fahrgastinfo und Ticketing liegen. Ziel<br />
sollte für alle Beteiligten der sukzessive Abbau von<br />
jeglichen Hemmnissen zur Nutzung des ÖPNV sein.“<br />
Euregio Maas-Rhein –<br />
Ballungsgebiet mit Bus und Bahn<br />
• Rund vier Millionen Menschen leben in der Euregio<br />
Maas-Rhein, etwa ein Drittel davon auf deutscher<br />
Seite.<br />
• Im AVV betreiben sieben Verkehrsunternehmen<br />
elf Bahn- und 222 Buslinien und befördern im Jahr<br />
mehr als 117 Millionen Fahrgäste.<br />
• Grenzüberschreitend von Aachen aus gibt es neun<br />
Bus- sowie zwei Bahnlinien nach Belgien und in<br />
die Niederlande.<br />
• <strong>Das</strong> „Euregioticket“ wird jährlich rund<br />
30.000 Mal verkauft.<br />
Einfahrt in die Endstation<br />
Eupen, Bushof:<br />
Die Linie 14 ist stark<br />
gefragt bei Pendlern,<br />
die in Ostbelgien<br />
wohnen und im Raum<br />
Aachen arbeiten.<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 23
AUS DEM VERBAND<br />
Führen in Teilzeit:<br />
das Loslassen üben<br />
Vielen wird irgendwann<br />
bewusst, dass<br />
der Tag kommt, an<br />
dem sie von 120 Prozent<br />
auf null fallen<br />
werden.<br />
Werner Gut<br />
Leiter Personalentwicklung<br />
und Personaldienste SSB<br />
24 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
Mulmige Gefühle? Die sind Werner Gut beim Blick auf den Ruhestand fremd. Der 62-Jährige<br />
leitet die Fachbereiche Personalentwicklung und Personaldienste bei der Stuttgarter Straßenbahnen<br />
AG (SSB). Und seit dem 1. <strong>Juli</strong> führt er seine Mitarbeiter in Teilzeit – für die letzten drei<br />
Jahre bis zur Rente unter wissenschaftlicher Begleitung: Sein Arbeitgeber nimmt am Projekt<br />
„Migema – Moderne Personalführung in Verkehrsunternehmen“ der <strong>VDV</strong>-Akademie teil.<br />
<strong>Das</strong> Ziel von Migema: moderne Personalkonzepte<br />
für Verkehrsunternehmen zu entwickeln – in Zeiten<br />
von Fachkräftemangel und demografischem Wandel.<br />
Aufgeteilt in drei Teilprojekte, beschäftigt es sich mit<br />
dem Thema Mitarbeiterführung (siehe Infokasten).<br />
Führen in Teilzeit ist eins davon. „Ich finde das Projekt<br />
interessant und habe gesagt, dass ich gerne mitmachen<br />
würde“, erinnert sich Werner Gut: „Gerade im Rahmen<br />
der demografischen Entwicklung haben wir bei uns<br />
viel über Teilzeit gesprochen.“ Dabei geht es nicht nur<br />
darum, die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern –<br />
Stichwort Work-Life-Balance. Es geht auch um die<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf, nicht nur in Sachen<br />
Kindererziehung. Einer internen Umfrage zufolge<br />
pflegen allein bei der SSB 440 Mitarbeiter und damit<br />
15 Prozent der Belegschaft einen Angehörigen und<br />
empfinden diese Situation als belastend. „So etwas betrifft<br />
selbstverständlich auch Führungskräfte“, so Gut.<br />
Doch gerade ältere Kollegen aus der Führungsebene<br />
interessierten sich auch aus anderen Gründen für Teilzeit<br />
– ähnlich wie Werner Gut: „Vielen wird irgendwann<br />
bewusst, dass der Tag kommt, an dem sie von 120<br />
Prozent auf null fallen werden“, beschreibt er. <strong>Das</strong> will<br />
auch der 62-Jährige nicht – er hat sich deswegen für<br />
den langsamen Übergang entschieden. Seit <strong>Juli</strong> arbeitet<br />
er nur noch vier statt fünf Tage die Woche, freitags hat<br />
er frei. Den Bereich Personaldienste leitet er weiter, die<br />
Führung der Personalentwicklung gibt er ab. Diese Reduzierung<br />
der Arbeitszeit auf 80 Prozent ist dabei das<br />
bevorzugte Modell, für das sich die SSB entschieden<br />
hat. Weniger praktikabel aus Sicht von Gut sei es, die<br />
tägliche Arbeitszeit zu reduzieren: „Man geht als Führungskraft<br />
ja nicht einfach, wenn noch was zu tun ist.“<br />
Um die Erfahrungen auch den anderen Projektteilnehmern<br />
zur Verfügung zu stellen, erstellt Gut für Migema<br />
derzeit einen Leitfaden. Dort fasst er die erforderlichen<br />
Rahmenbedingungen sowie Chancen und Risiken<br />
zusammen. Er will weitere Modelle beschreiben und<br />
mit Checklisten unterstützen. Schließlich kann sich ein<br />
Chef nicht einfach so in die Teilzeit verabschieden. „Er<br />
muss sich selbst fragen: Kann ich das organisieren?“<br />
zählt Gut auf: „Man braucht mehr Strukturen und ein<br />
Team, das selbstständig arbeiten kann. Bei dringenden<br />
Angelegenheiten ist man als Chef natürlich erreichbar.“<br />
Doch das nötige Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter<br />
hat nicht jeder, weiß Gut: „Einige andere<br />
Führungskräfte sagen, dass sie doch nicht fehlen<br />
können. Dann frage ich: Wie oft fehlen Sie denn<br />
sonst – durch Urlaub, Meetings oder Termine außer<br />
Haus?“ Andere wiederum hätten Angst vor einer<br />
ablehnenden Reaktion der Kollegen. Hier müssen<br />
die Betriebe eine entsprechende Kultur schaffen.<br />
Gut selbst sieht seiner Teilzeit gelassen entgegen.<br />
Mit seiner Entscheidung wolle er schließlich<br />
auch ein Signal setzen. Dafür, den Stab an Jüngere<br />
weiterzugeben. „Ich übe mich im Loslassen“,<br />
scherzt Gut, „und freue mich auf die Teilzeit. Ich<br />
bin überzeugt, dass es gelingt. Mein Team ist toll<br />
– und ich sehe alles hervorragend aufgehoben.“<br />
„Migema – Moderne Personalführung<br />
in Verkehrsunternehmen“<br />
wird durch die<br />
<strong>VDV</strong>-Akademie geleitet und durch die Prospektiv GmbH als<br />
Forschungspartner unterstützt. Neben der SSB beteiligen sich<br />
auch die Dresdner Verkehrsbetriebe, die Stadtwerke Osnabrück,<br />
die Göttinger Verkehrsbetriebe, die Bremer Straßenbahn<br />
AG sowie die Ver kehrs gesellschaft Ennepe-Ruhr an dem<br />
Projekt. Aufgeteilt ist es wiederum in drei Teilprojekte: Führen<br />
auf Distanz, Führen mit großen Leitungsspannen und Führen<br />
in Teilzeit. Aktuell befindet sich Migema in der Erprobungsphase<br />
– die theoretisch entwickel ten Konzepte werden also<br />
in der Praxis getestet. Migema wird im Rahmen der Initiative<br />
„Neue Qualität der Arbeit“ (INQA) vom Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales gefördert und fachlich begleitet durch<br />
die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.<br />
www.migema-führung.de<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 25
Teil 1:<br />
Zurück auf die<br />
Schulbank<br />
Der Fokus liegt ausschließlich auf dem Personenverkehr, und zum ersten Mal spielt<br />
auch Multimodalität eine wichtige Rolle: 2013 hat die Fortbildung zum „Fachwirt für<br />
Personenverkehr und Mobilität“ den alten Verkehrsfachwirt abgelöst. Als Vorbereitung<br />
auf die Prüfung hat die <strong>VDV</strong>-Akademie nun einen neuen Lehrgang ins Leben<br />
gerufen. „<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“ begleitet drei Teilnehmer des ersten Kurses.<br />
Am Ende lernen die Teilnehmer<br />
alles, was nötig ist, um ein Produkt<br />
auf die Straße oder Schiene<br />
zu bringen.<br />
Michael Weber-Wernz<br />
Geschäftsführer <strong>VDV</strong>-Akademie<br />
Ein verregneter Morgen in Bochum, Anfang<br />
Mai. Die ersten Teilnehmer betreten<br />
den Konferenzraum im Tagungshotel<br />
noch etwas zögerlich. Sie begrüßen die<br />
Mitarbeiter der <strong>VDV</strong>-Akademie mit<br />
einem Handschütteln, bevor sie sich von<br />
einem Beistelltisch das Schild mit dem<br />
passenden Namen heraussuchen. Noch<br />
kennen sich die meisten nicht: Es ist der<br />
erste Tag im neuen Vorbereitungslehrgang<br />
„Geprüfter Fachwirt für Personenverkehr<br />
und Mobilität“. 18 Monate lang<br />
werden die insgesamt 19 Männer und<br />
Frauen nun gemeinsam die sprichwörtliche<br />
Schulbank drücken – am Ende, im<br />
Oktober 2016, steht dann die Prüfung<br />
vor der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) an.<br />
Einfach wird es nicht werden: 550 Präsenzstunden<br />
à 45 Minuten in Köln und<br />
Bochum, 50 Unterrichtseinheiten auf<br />
der Online-Lernplattform, 500 bis 600<br />
Stunden für die eigene Vor- und Nachbereitung<br />
– und all das neben dem Beruf.<br />
Michael Weber-Wernz, Geschäftsführer<br />
der <strong>VDV</strong>-Akademie und Mitentwickler<br />
des Lehrplans, ist dennoch von der guten<br />
Als Teil der Einführungswoche<br />
stand für die Teilnehmer auch<br />
ein Besuch des Eisenbahnmuseums<br />
Bochum-Dahlhausen<br />
auf dem Programm.<br />
26 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
REPORTAGE<br />
„Der neue Fachwirt“<br />
Michael Weber-Wernz und Angela Müller von der <strong>VDV</strong>-Akademie<br />
informierten die Teilnehmer über die Details zum Lehrgang.<br />
Viele meiner älteren Kollegen scheiden<br />
nach und nach aus. Deswegen<br />
habe ich mir gedacht, dass sich der<br />
Lehrgang lohnt.<br />
Seit dem 1. Oktober 2013 müssen sich Fortbildungswillige zwischen dem<br />
„Fachwirt für Personenverkehr und Mobilität“ sowie dem „Fachwirt für<br />
Güterverkehr und Logistik“ entscheiden. Hierfür wurden die Rahmenpläne<br />
neu aufgestellt. Die <strong>VDV</strong>-Akademie entwickelte<br />
daraus das Curriculum für den neuen<br />
Vorbereitungslehrgang – gemeinsam mit der<br />
ÖPNV-Akademie Nürnberg, die ab sofort<br />
ebenfalls nach diesem Lehrplan ausbildet. Als<br />
Sachverständiger hat wiederum der <strong>VDV</strong> an<br />
der Erstellung des IHK-Rahmenplans mitgewirkt.<br />
Im Gegensatz zur alten Weiterbildung ist<br />
jetzt nur noch eine Abschlussprüfung vorgesehen<br />
– die bisherige Zwischenprüfung entfällt.<br />
www.vdv-akademie.de<br />
Katharina Windisch<br />
Verkehrsmeisterin im Außendienst der KVB<br />
Wahl der Teilnehmer überzeugt. „Ich<br />
kann Ihnen nur gratulieren“, begrüßt er<br />
sie am ersten Tag in Bochum: „Sie haben<br />
einen Lehrgang gebucht, der für unsere<br />
Branche zukünftig der Ausweis für alle<br />
sein wird, die weiterkommen wollen.“<br />
„Weiterkommen“ – das ist in der Tat das<br />
Ziel für die meisten der Anwesenden. So<br />
wie für Katharina Windisch zum Beispiel,<br />
Verkehrsmeisterin im Außendienst<br />
der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB).<br />
„Ich habe viele ältere Kollegen, die nach<br />
und nach ausscheiden werden“, erklärt<br />
die 33-Jährige in der Vorstellungsrunde.<br />
„Deswegen habe ich mir gedacht, dass<br />
sich der Lehrgang lohnen würde – mal<br />
schauen, wie es weitergeht.“<br />
Ihrem Kollegen Marc Hilterhaus (46)<br />
von der Via Verkehrsgesellschaft geht<br />
es ähnlich. „Ich möchte aber auch mein<br />
Hintergrundwissen vertiefen“, sagt<br />
der stellvertretende Standortleiter der<br />
Verkehrsleitung Mülheim. Und Rüdiger<br />
Schild (45), Fachkraft im Fahrbetrieb bei<br />
der Rheinbahn aus Düsseldorf, möchte<br />
irgendwann in anderen Geschäftsbereichen<br />
arbeiten können – deswegen die<br />
Fortbildung. <strong>Das</strong> ist aber nur einer von<br />
zwei Beweggründen. Gleichzeitig treibt<br />
ihn noch etwas ganz anderes an: Schild<br />
Am ersten Tag mussten sich die Teilnehmer in Gruppen mit ihrem<br />
Musterunternehmen auseinandersetzen.<br />
will so seinen Sohn zum Lernen fürs<br />
Abitur motivieren. „Wir haben gewettet“,<br />
sagt er lachend: „<strong>Das</strong> Abi meines Sohnes<br />
gegen diesen Fachwirt. Ich wollte, dass er<br />
etwas Ehrgeiz zeigt.“<br />
Die nächsten 18 Monate werden Katharina<br />
Windisch, Marc Hilterhaus und Rüdiger<br />
Schild viele Stunden miteinander<br />
verbringen. In der Regel mehrmals pro<br />
Monat finden mehrtägige Blockseminare<br />
in Bochum oder Köln statt, in denen<br />
die Dozenten den Teilnehmern in allen<br />
Details vermitteln sollen, wie öffentlicher<br />
Personenverkehr funktioniert. Wie<br />
ermittle ich den Kundenbedarf, wie organisiere<br />
ich Finanzen und Budget? Wie<br />
nimmt mein Betrieb an Ausschreibungen<br />
teil und wie realisiere ich letztlich die<br />
Leistungserstellung? „Am Ende lernen<br />
die Teilnehmer alles, was nötig ist, um<br />
ein Produkt auf die Straße oder Schiene<br />
zu bringen“, fasst Akademie-Chef<br />
Weber-Wernz zusammen.<br />
Am Anfang geht es indes erst einmal<br />
ganz gemächlich los, mit einer lockeren<br />
Gruppenarbeit: Als Vorbereitung auf den<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 27
REPORTAGE<br />
ersten Tag sollten die angehenden Fachwirte<br />
das Organigramm eines Musterunternehmens<br />
entwerfen – eines mittleren<br />
Verkehrsbetriebs in einer 325.000-Einwohner-Stadt.<br />
In Kleingruppen bringen<br />
sie jetzt alles noch einmal auf einen Nenner<br />
und präsentieren es dem Kurs. Dann<br />
stimmen sie über den Namen des fiktiven<br />
Betriebs ab: Movag – Mobilitätsverkehrs<br />
AG – hat am Ende die Nase vorn.<br />
In den kommenden Monaten wird Movag<br />
immer schärfere Umrisse annehmen.<br />
„Wir stellen unseren Teilnehmern nach<br />
und nach immer mehr Infos zu Verfügung“,<br />
erklärt Weber-Wernz. <strong>Das</strong> theoretische<br />
Wissen sollen sie dann praxisnah<br />
auf das Musterunternehmen übertragen<br />
können – so lernt es sich leichter. „Denn<br />
unsere Teilnehmer sollen Wissen nicht<br />
nur pauken, sondern auch anwenden“,<br />
so der Akademie-Chef. <strong>Das</strong> sei ein wesentlicher<br />
Unterschied zum alten Verkehrsfachwirt.<br />
Ganz ohne Pauken geht es trotzdem<br />
nicht. Die ersten fünf Tage sind um. Für<br />
Auch Katharina Windisch (2.v.l.) und ihre drei Mitstreiter arbeiteten intensiv<br />
am Organigramm, das sie schon im Vorfeld hatten vorbereiten müssen.<br />
das nächste Blockseminar müssen sich<br />
Katharina Windisch, Marc Hilterhaus,<br />
Rüdiger Schild und ihre Kollegen mit der<br />
komplexen Kostenverteilung vertraut<br />
machen sowie Präsentationen zu verschiedenen<br />
Themen erstellen. Viel Arbeit<br />
für jemanden, der eigentlich einen Vollzeitjob<br />
hat. Nicht jeder wird für die Unterrichtstage<br />
komplett freigestellt, viele<br />
müssen die Stunden vor- oder nacharbeiten.<br />
Bereut haben die Entscheidung<br />
aber bisher weder Katharina Windisch<br />
noch ihre beiden Kollegen. „Durch meine<br />
Ausbildung zur Verkehrsmeisterin bin<br />
ich schon gut vorbereitet“, sagt Windisch:<br />
„<strong>Das</strong> macht mir Mut zu sagen, dass<br />
es die richtige Entscheidung war.“ „Ich<br />
bin weder enttäuscht noch geschockt“,<br />
findet auch Rüdiger Schild, und Marc<br />
Hilterhaus ergänzt: „Es war sehr viel,<br />
aber sehr interessant. Ob ich es bereue?<br />
Um Himmels Willen, nein!“<br />
Unsere Protagonisten<br />
Katharina Windisch, 33<br />
Verkehrsmeisterin im Außendienst der<br />
Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB).<br />
Marc Hilterhaus, 46<br />
Stellvertretender<br />
Standortleiter der Verkehrsleitung<br />
Mülheim bei der<br />
Via Verkehrsgesellschaft mbH<br />
Rüdiger Schild, 45<br />
Fachkraft im<br />
Fahrbetrieb bei der<br />
Rheinbahn AG<br />
Mit der Umstellung auf den „Fachwirt<br />
für Personenverkehr und<br />
Mobilität“ hat sich die Fort- und<br />
Weiterbildung in der Branche entscheidend<br />
verändert. „<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong><br />
<strong>Magazin</strong>“ will seine Leser an dieser<br />
Entwicklung teilhaben lassen. 18<br />
Monate lang begleiten wir deswegen<br />
drei Teilnehmer des neuen Vorbereitungslehrgangs<br />
der <strong>VDV</strong>-Akademie.<br />
Bis Oktober 2016 gewähren<br />
Marc Hilterhaus, Rüdiger Schild<br />
und Katharina Windisch immer<br />
wieder einen Einblick in ihren Kurs.<br />
Welche Themen stehen auf dem<br />
Stundenplan? Was ist schwierig,<br />
was macht Spaß? In dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
erscheint der erste Teil der Serie.<br />
28 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>
U20<br />
Branche sucht den besten Nachwuchs<br />
Die Zahl beeindruckt: Rund 2.000 Auszubildende stellen die Unternehmen des ÖPNV und Schienengüterverkehrs<br />
jedes Jahr ein. Der qualifizierte Nachwuchs ist die Zukunft der Branche. Und die ist dieses Jahr<br />
wieder auf der Suche nach den Besten.<br />
Zum mittlerweile dritten Mal rufen <strong>VDV</strong> und <strong>VDV</strong>-Akademie<br />
zur Teilnahme am Wettbewerb „Unser bester Nachwuchs“<br />
auf. Die Gewinner werden im Rahmen des 7. <strong>VDV</strong>-Personalkongresses<br />
am 8. Oktober in Hamburg geehrt. „Mitmachen<br />
darf jeder, der noch nicht älter als 27 Jahre alt ist, und 2014<br />
oder <strong>2015</strong> seine Ausbildung oder ein duales Studium herausragend<br />
abgeschlossen hat“, erklärt Angela Struß, bei der<br />
<strong>VDV</strong>- Akademie verantwortlich für die Organisation des<br />
Wettbewerbs. Die Nominierung muss durch das Unternehmen<br />
vorgenommen werden, in dem der Teilnehmer seine Ausbildung<br />
absolviert hat. Dieses muss zudem Mitglied im <strong>VDV</strong> sein.<br />
Preise gibt es in drei Kategorien zu gewinnen, aufgeteilt nach<br />
Art der Ausbildung: kaufmännisch, gewerblich-technisch und<br />
verkehrsspezifisch. Zudem wird der beste Absolvent eines dualen<br />
Studiums prämiert. Sonderpreise gehen an die jeweils beste<br />
Frau, die eine gewerblich-technische oder verkehrsspezifische<br />
Ausbildung abgeschlossen hat, sowie an den besten Absolventen<br />
einer sogenannten LehrePlus (Ausbildung plus Zusatzqualifikation).<br />
Mit einem weiteren Preis werden Azubis oder duale<br />
Studenten geehrt, die ein betriebliches, künstlerisch-kulturelles<br />
oder soziales Projekt entwickelt und realisiert haben. Ein Ausbildungs-<br />
oder Studienabschluss ist dafür nicht erforderlich.<br />
Einsendeschluss der Bewerbungsunterlagen ist der<br />
14. August. Mehr Infos zu den Teilnahmebedingungen sowie<br />
eine Liste der erforderlichen Unterlagen gibt es unter:<br />
www.bit.ly/bester_nachwuchs_<strong>2015</strong><br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 29
ABGEFAHREN<br />
Grüne Reise<br />
Nein, in Sachen gut ausgebauter Radwege konnte England bei Nils Hoffmann<br />
(Foto) nicht wirklich punkten. Andererseits war er dort nicht zum Vergnügen mit<br />
dem Rad unterwegs – zumindest nicht nur. Er gehörte zur Delegation, die Essen<br />
im Juni beim Wettbewerb „Grüne Hauptstadt Europas“ in Bristol vertrat. Und anstatt<br />
wie seine 14 Mitstreiter ganz konventionell anzureisen, wollte er das möglichst<br />
„grün“ tun. Hoffmann, eigentlich Leiter Unternehmenskommunikation der<br />
Via Verkehrsgesellschaft, einer Tochter der Verkehrsbetriebe aus Essen, Duisburg<br />
und Mülheim, schwang sich aufs Rad. Über 700 Kilometer von Essen nach Bristol<br />
– und das in sechs Tagen: Der ambitionierte Hobby-Radler hatte sich sportliche<br />
Ziele gesetzt. Von Essen aus ging es über Belgien bis zur Fähre im französischen<br />
Dünkirchen. Von dort setzte er<br />
nach Dover über, fuhr weiter<br />
und erreichte am Ende Bristol –<br />
die „Grüne Hauptstadt“ <strong>2015</strong>.<br />
„Wie es mir geht?“, fragte<br />
Hoffmann nach der vorletzten<br />
Etappe in einem Interview mit<br />
der „Westdeutschen Allgemeinen<br />
Zeitung“. „Die Beine tun<br />
mir tierisch weh.“ Die straffen<br />
Tagesetappen gingen am Ende<br />
eben doch an die Substanz.<br />
Dennoch fand er Zeit, über seine<br />
Reise zu berichten: Auf dem<br />
Blog der Essener EVAG fasste<br />
er seine Erlebnisse humorig<br />
zusammen. Ob die Jury Hoffmanns<br />
ökologische Anreise mit<br />
in die Bewertung hat einfließen<br />
lassen, weiß man indes nicht. Doch am Ende hat Essen den Titel gewonnen: Die<br />
einstige Montanstadt ist die „Grüne Hauptstadt Europas 2017“. Darüber freut sich<br />
auch die EVAG: Für sie sei der Titel wichtig, so das Unternehmen. Denn die Stadt<br />
Essen habe in der Bewerbung auch ihre Zukunftspläne für die Weiterentwicklung<br />
des ÖPNV – besonders des Straßenbahnliniennetzes – festgelegt.<br />
Den Blog zum Nachlesen finden Sie auf blog.evag.de<br />
Termin<br />
8. bis 9. Oktober <strong>2015</strong><br />
7. <strong>VDV</strong>-Personalkongress<br />
in Hamburg<br />
Gute Führung, Unternehmenskultur<br />
und Beschäftigungsfähigkeit<br />
in der Arbeitswelt<br />
4.0 sind die Themen des Kongresses.<br />
Neben Foren und Diskussionen steht<br />
auch die Präsentation von Best-<br />
Practice- Beispielen auf dem Programm.<br />
www.vdv-akademie.de/tagungen-seminare<br />
Termin<br />
20. bis 21.<br />
Oktober <strong>2015</strong><br />
9. Internationaler<br />
BME/<strong>VDV</strong>-Eisenbahnkongress<br />
in Wien<br />
Der Schienengüterverkehr von und<br />
nach Süd-Osteuropa steht im Fokus der<br />
Veranstaltung. Diskutiert werden die<br />
Marktpotenziale sowie die Erfahrungen<br />
der Branche.<br />
www.vdv.de/termine.aspx<br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> von<br />
„<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“<br />
erscheint Ende August <strong>2015</strong>.<br />
Impressum<br />
<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Herausgeber:<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (<strong>VDV</strong>),<br />
Kamekestraße 37-39, 50672 Köln,<br />
Tel. 02 21/5 79 79-0,<br />
E-Mail: info@vdv.de,<br />
Internet: www.vdv.de<br />
Redaktion <strong>VDV</strong>:<br />
Lars Wagner (V.i.S.d.P.),<br />
Pressesprecher und Leiter Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (<strong>VDV</strong>),<br />
Redaktion „<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“,<br />
Leipziger Platz 8, 10117 Berlin,<br />
magazin@vdv.de<br />
Realisierung, Text und Redaktion:<br />
AD HOC PR, Gütersloh: Stefan Temme (Lt.),<br />
Elena Grawe, Ulla Rettig<br />
Mitarbeit:<br />
Eberhard Krummheuer, Thomas Rietig<br />
Gesamtleitung und Anzeigen:<br />
Christian Horn (AD HOC PR),<br />
Tel. 0 52 41/90 39-33 | horn@adhocpr.de<br />
Grafik-Design:<br />
Volker Kespohl (Volker.Kespohl ı Werbung Münster)<br />
Lars Haberl (AD HOC PR, Gütersloh)<br />
Produktion und Druck:<br />
Druckhaus Rihn, Blomberg<br />
Anzeigenpreise:<br />
Laut Mediadaten <strong>2015</strong><br />
Bildnachweise:<br />
Titelmotiv: Montage Fotolia/rvlsoft, Archiv Bentheimer<br />
Eisenbahn/Sammlung Göhler, Bentheimer Eisenbahn<br />
Aachener Verkehrsverbund (20); Archiv Bentheimer<br />
Eisenbahn/Sammlung Göhler (7); Bentheimer Eisenbahn<br />
(2, 7, 8, 9); Fotolia/Francesco Ridolfi (29); Elena Grawe<br />
(27, 28); Werner Gut (24); iStock/Martin Barraud (2, 24);<br />
iStock.com/ollo (10); Kitty Kleist-Heinrich/Verlag Der<br />
Tagesspiegel (17); Eberhard Krummheuer (2, 21, 22, 23);<br />
picture-alliance/Friso Gentsch (6); Rheinbahn (18); Thomas<br />
Rietig (2, 16); <strong>VDV</strong> (3); <strong>VDV</strong>/Michael Fahrig (2, 4/5, 12, 13,<br />
14, 15, 18); <strong>VDV</strong>-Akademie (26); Via Verkehrsgesellschaft/<br />
Nils Hoffmann (30)<br />
„<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“ erscheint alle zwei Monate (sechsmal<br />
im Jahr). Alle im <strong>Magazin</strong> erscheinenden Beiträge und<br />
Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Außerhalb der<br />
Grenzen des Urheberrechts ist die Verwertung ohne die<br />
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