29.06.2015 Aufrufe

VDV Das Magazin Ausgabe Juli 2015

Das Verbandsmagazin des VDV ist die redaktionelle Plattform für Unternehmen des Öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs in Deutschland. Konzept und Realisierung: AD HOC PR, Gütersloh.

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TITELSTORY<br />

schaftliche Perspektiven, steigende<br />

Touristenzahlen und nicht zuletzt der<br />

Zuzug von Fachkräften: Diese Effekte<br />

verspricht sich die Region von der<br />

neuen Bahnverbindung. „Die Bahnhöfe<br />

werden Drehscheiben der Mobilität und<br />

zentrale Punkte der Stadtentwicklung“,<br />

verdeutlicht Michael Kiehl. Einen ersten<br />

Impuls gibt es bereits: Vor wenigen<br />

Wochen verkündete ein Investor, dass<br />

er in der Nähe des Bahnhofs Nordhorn<br />

ein Multiplexkino bauen will.<br />

„<strong>Das</strong> Kinocenter wird die Auslastung<br />

der Züge insbesondere in den Abendstunden<br />

und am Wochenende weiter<br />

erhöhen“, sagt Joachim Berends, Vorstand<br />

der Bentheimer Eisenbahn AG,<br />

deren Mehrheitsgesellschafter der<br />

Landkreis ist. <strong>Das</strong> Unternehmen transportiert<br />

auf der Strecke jährlich 1,5<br />

Millionen Tonnen Güter – Baustoffe,<br />

Stahl- und Agrarprodukte – und<br />

schultert den ÖPNV in der Grafschaft<br />

Bentheim per Bus. „Den Personenverkehr<br />

auf der Schiene zu übernehmen,<br />

wäre für uns ein enormer Wachstumsschub“,<br />

so Berends. „Und wir trauen das<br />

der Bentheimer Eisenbahn zu“, betont<br />

Kiehl mit freundlichem Understatement.<br />

Selbstverständlich also, dass das<br />

Unternehmen als Lokalmatador die<br />

300.000 Zugkilometer selbst erbringen<br />

möchte. Unabhängig vom Ausgang des<br />

1,62<br />

Euro<br />

würden laut Gutachten<br />

für jeden in die Strecke<br />

zwischen Bad Bentheim und<br />

Neuenhaus investierten Euro<br />

in die Volkswirtschaft<br />

zurückfließen.<br />

Vergabeverfahrens wird die Bentheimer<br />

Eisenbahn ihre Infrastruktur zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Einige Vorarbeiten für die Wiederaufnahme<br />

des Personenverkehrs hat<br />

sie bereits erledigt: 15 Bahnübergänge<br />

wurden beseitigt und sieben technisch<br />

gesichert. Damit die Züge demnächst<br />

mit 80 Stundenkilometern und im<br />

60-Minuten-Takt fahren können,<br />

Bahnhof Neuenhaus: Wie in dieser Animation<br />

sollen hier in wenigen Jahren Regionalzüge halten.<br />

Interview mit Olaf Lies (Foto), Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />

» Herr Lies, welchen Zweck beziehungsweise<br />

welche Ziele verfolgt das Land Niedersachsen<br />

mit den Reaktivierungen – vor allem mit Blick<br />

auf die Co-Finanzierung?<br />

Olaf Lies: Ziel der Landesregierung ist es, mit<br />

wirtschaftlicher Vernunft die umweltfreundliche<br />

Mobilität auf der Schiene zu stärken. Um<br />

mehr Menschen in der Fläche zu erreichen,<br />

wurden in einem dreistufigen Verfahren<br />

drei Strecken ermittelt, deren Reaktivierung<br />

weiterverfolgt wird: Bad Bentheim – Neuenhaus, Salzgitter-Lebenstedt<br />

– Salzgitter-Fredenberg, Einbeck-Salzderhelden – Einbeck-Mitte. <strong>Das</strong><br />

Land fördert diese Vorhaben mit 75 Prozent der zuwendungsfähigen<br />

Kosten. Die Co-Finanzierung in Höhe von 25 Prozent erfolgt durch die Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />

beziehungsweise die Kommunen.<br />

» Über Gutachter und einen Lenkungskreis sind die Strecken ausgewählt<br />

worden: ein Weg, der zunächst sehr komplex erscheint und der viel Zeit in<br />

Anspruch genommen hat. Warum hat sich das Land für dieses Verfahren<br />

entschieden?<br />

Wichtig war mir, dass der Prozess der Streckenreaktivierung absolut<br />

transparent gestaltet wurde. Der Lenkungskreis ist ein sinnvolles Gremium,<br />

da fachkundige Experten mit eingebunden werden können und<br />

mit den Teilnehmern das Bewertungsverfahren abgestimmt wurde. Die<br />

Kosten-Nutzen-Untersuchung durch die Gutachter war erforderlich,<br />

um sicherzustellen, dass nur Projekte weiterverfolgt werden, die einen<br />

höheren Nutzen aufweisen, als sie an Kosten verursachen. Insgesamt ist<br />

mir Gründlichkeit bei diesem Projekt wichtiger als Schnelligkeit.<br />

» Niedersachsen hat die bundesweit dichteste Infrastruktur nicht-bundeseigener<br />

Bahnen. In den letzten Jahrzehnten gab es einen schleichenden<br />

Abbau. Kommt jetzt die Trendwende?<br />

Für den Erhalt von nicht-bundeseigenen Eisenbahn-Infrastrukturen<br />

stehen in Niedersachsen mit Landesmitteln finanzierte Förderinstrumente<br />

bereit, und die wurden seit 2013 noch ausgebaut. Ein Trend zum<br />

schleichenden Abbau von Strecken ist in Niedersachsen nicht festzustellen.<br />

Auch wenn einzelne nicht-bundeseigene Eisenbahnstrecken<br />

aufgrund ihrer peripheren Lage und der damit verbundenen mangelnden<br />

Verkehrsnachfrage seit 1994 stillgelegt wurden, ist der Bestand an diesen<br />

Strecken seit 1994 nahezu unverändert. Durch die zwei Reaktivierungen<br />

von nicht-bundeseigenen Strecken gibt es in diesen Fällen eine deutliche<br />

Aufwertung der Infrastruktur.<br />

» Wie geht es bei den Strecken, die reaktiviert werden sollen, jetzt weiter?<br />

Die Aufgabenträger, der Zweckverband Großraum Braunschweig und<br />

die Landesnahverkehrsgesellschaft, führen Auftaktgespräche mit den<br />

betroffenen Eisenbahninfrastrukturunternehmen und den Kommunen.<br />

Anschließend werden Planungsvereinbarungen abgeschlossen. Diese stehen<br />

teilweise schon kurz vor dem Abschluss. Danach wird die Planung in<br />

Auftrag gegeben, bevor anschließend die Finanzierungsvereinbarung abgeschlossen<br />

werden kann. Sobald dann das Baurecht auch vorliegt, kann<br />

die Realisierung erfolgen.<br />

8 <strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>

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