KIRCHEN ZEITUNG
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7. Ausgabe | 25. november 2011 Kirchen Zeitung<br />
5<br />
Das Sterben<br />
wieder ins<br />
Leben holen<br />
Gedanken im „Totenmonat“ november<br />
Übergabe von Stiftungserträgen im September<br />
2011 an das Hospiz Arista, Ettlingen, den<br />
Kinderhospizdienst Karlsruhe und an den<br />
Hospizdienst Karlsbad-Marxzell-Waldbronn.<br />
Foto: Za<br />
Sterbebegleitung<br />
ist Lebensbegleitung<br />
hospiz-Stiftung fördert die hospizarbeit nachhaltig<br />
Jeder Mensch möchte sich möglichst<br />
schmerzfrei und betreut,<br />
in Würde aus diesem Leben verabschieden.<br />
hospizhelferinnen<br />
und -helfer stehen in Zeiten lebensbedrohender<br />
Krankheit hilfreich<br />
zur Seite. Sie begleiten die<br />
Menschen auf ihrem letzten Weg<br />
zu hause oder im Pflegeheim und<br />
entlasten die Angehörigen. im<br />
stationären hospiz Arista in ett-<br />
es ist november – kalt, neblig,<br />
dunkel. Die Feiertage verbringen<br />
die Menschen an den Gräbern ihrer<br />
Verstorbenen. Mancher wird sich<br />
mehr als sonst der eigentlichen Sterblichkeit<br />
bewusst. Gestorben wird allerdings<br />
das ganze Jahr. nur bekommen<br />
wir es nicht mit, es sei denn, wir<br />
sind durch den Tod eines uns lieben<br />
Menschen davon betroffen.<br />
Das Sterben wurde in den letzten<br />
Jahrzehnten verlegt – in die Kliniken,<br />
auf Palliativstationen, in Pflegeheime.<br />
hier bemüht man sich mittlerweile<br />
verstärkt um gute Bedingungen<br />
für das Sterben. experten für das Lebensende<br />
wie Onkologen und Palliativmediziner,<br />
Seelsorger und Brückenschwestern<br />
sorgen dafür, dass<br />
wir uns nach festgelegten Qualitätsstandards<br />
unauffällig und weitgehend<br />
schmerzfrei aus dem Leben verabschieden<br />
können. Dies kommt dem<br />
Wunsch vieler Menschen entgegen,<br />
möglichst schnell und ohne Schmerzen<br />
sterben zu können.<br />
Doch wo bleibt dabei die Gelegenheit<br />
für eine Bilanz, wo der raum für<br />
Trauer über Versäumtes, wo der Ort<br />
für Versöhnung und Abschied? Wer<br />
aufgrund der Medikamente keine<br />
Raum im Jüdischen Museum<br />
in Berlin Foto: Joachim Faber<br />
lingen werden sterbende Menschen<br />
liebevoll gepflegt und betreut.<br />
Die hospiz-Stiftung will mit einem<br />
großen Kreis von Förderern<br />
und Zustiftern das segensreiche<br />
Wirken dieser hospizdienste „Jetzt<br />
und in Zukunft“ finanziell absichern.<br />
Damit dies auf Dauer gewährleistet<br />
werden kann, ist weiteres<br />
Stiftungskapital erforderlich,<br />
Schmerzen mehr spürt, fühlt vielleicht<br />
auch keine Freude mehr über<br />
die wenigen Stunden, die mit den<br />
Liebsten noch bleiben, kann keinen<br />
klaren Gedanken darüber fassen,<br />
was noch wichtig ist am Lebensende.<br />
Gehörte früher die Versorgung eines<br />
Sterbenden zu hause bis zu seinem<br />
Tod wie selbstverständlich zum<br />
Lauf der Dinge, so ist die Befürchtung<br />
vieler Angehöriger heute groß,<br />
dabei etwas falsch zu machen, womöglich<br />
etwas zu versäumen, was<br />
den Angehörigen noch länger am Leben<br />
erhalten könnte, unabhängig davon,<br />
ob dieser nicht viel lieber gehen<br />
möchte.<br />
Die tägliche Konfrontation mit<br />
dem Sterbenden führt erbarmungslos<br />
vor Augen, was doch unvermeidlich<br />
ist, nämlich den eigenen Tod. Das ist<br />
schwer auszuhalten in einer Umgebung,<br />
in der das Leben doch so ganz<br />
auf das „diesseits“, das „jetzt“ ausgerichtet<br />
ist.<br />
Doch vielleicht könnte es sich<br />
lohnen, Sterben und Tod in unser Leben<br />
zurückzuholen, dazubleiben,<br />
wenn nahestehende gehen, auszuhalten,<br />
wenn Abschied und Trauer<br />
uns überwältigen, weil wir es verdient<br />
haben, nach einem erfüllten<br />
Leben auch angemessen Abschied<br />
nehmen zu können. as<br />
„Auch Finsternis ist nicht finster bei Dir“<br />
Gebete und Meditationen für die Begleitung Sterbender und Trauernder<br />
Verlegene Worte in der Sprachlosigkeit“<br />
nennt Thomas Weiß seine<br />
„Gebete und Meditationen für die<br />
Begleitung Sterbender und Trauernder“.<br />
„Auch Finsternis ist nicht finster<br />
bei Dir“ heißt sein soeben im Gütersloher<br />
Verlagshaus erschienenes<br />
Buch. Fünf Meditationen sind die<br />
Vorworte für ebenso viele Gruppen<br />
von Gebeten, die Thomas Weiß, Pfarrer<br />
der evangelischen Landeskirche<br />
in Baden, geschrieben hat, nach Worten<br />
suchend, „wo es eigentlich keine<br />
Sprache mehr gibt“: ein Kind stirbt.<br />
Jemand bleibt allein zurück, weil ein<br />
lieber erwachsener nicht mehr lebt.<br />
ein Mensch ist durch Suizid ums Leben<br />
gekommen. Die Seele weint.<br />
Schweigen und Schmerz werden unerträglich.<br />
entstanden sind die Texte in Begegnung.<br />
Mit Sterbenden, mit Trauernden<br />
hat der Wegbegleiter sie gesprochen.<br />
Uns Lebende will er „ermutigen, selbst<br />
zu beten, die eigene Stimme ins Trauerspiel<br />
zu bringen“.<br />
Gott ist dem betenden und meditierenden<br />
Schriftsteller dabei ein Gegenüber,<br />
dem alles vertraut ist, was zum<br />
Menschsein gehört, dem deshalb auch<br />
alles anvertraut werden darf, letztlich<br />
doch glaubend „dass meine Tränen bei<br />
Dir aufgehoben sind“. „Kein Blatt vor<br />
den Mund zu nehmen“, schreiben<br />
Thomas Weiß die Psalmen vor. in ihnen<br />
wie in seinem Buch bleibt manches<br />
offen – wie auch könnte man sich<br />
„versöhnen mit diesem Sterben ohne<br />
Abschied, diesem Fortgehen ohne<br />
Gruß“?<br />
Was auf 160 lesens-, nachdenkens-<br />
und mitbetenswerten Seiten steht,<br />
wirkt hilfreich und im besten Sinne<br />
tröstend, weil die Lücken, die Wunden,<br />
die unsagbar schmerzhafte härte<br />
des Todes beim namen genannt<br />
werden. „Die besten Tage kommen<br />
erst“ sind die letzten Worte im neuen<br />
Buch von Thomas Weiß. ich empfehle<br />
es allen, die Sterbende und Trauernde<br />
begleiten oder gerade selbst<br />
begleitet sein mögen.<br />
Thomas Weiß, „Auch Finsternis<br />
ist nicht finster bei Dir“, Gebete<br />
und Meditationen für die Beglei-<br />
tung Sterbender und Trauernder,<br />
2011, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus<br />
in der Verlagsgruppe random<br />
house Gmbh, München, 9,99<br />
euro. jf<br />
Buchautor Thomas Weiß<br />
Foto: Joachim Faber<br />
dessen erträge Jahr für Jahr zur Sicherung<br />
der hospizarbeit eingesetzt<br />
werden.<br />
Gerne informieren wir Sie:<br />
Hospiz-Stiftung Landkreis und<br />
Stadt Karlsruhe<br />
Liselotte Lossau, Vorsitzende<br />
Polytec-Pl 11, 76337 Waldbronn<br />
Telefon 0 72 43 / 6 17 11<br />
info@hospizstiftung-karlsruhe.de<br />
www.hospizstiftung-karlsruhe.de