KIRCHEN ZEITUNG
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7. Ausgabe | 25. November 2011<br />
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Kirchenzeitung<br />
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Kirchenzeitung<br />
Kirchenzeitung<br />
Kirchenzeitung<br />
Kirchenzeitung<br />
Ist Ist Ist Ist Fleisch Fleisch Fleisch Fleisch essen essen essen essen gottgewollt gottgewollt gottgewollt gottgewollt ? ? ? ?<br />
Gedanken zwischen Massentierhaltung und Fleischgenuss<br />
von Isabell Richter<br />
Letztens fuhr ich durch Spessart<br />
auf einer Straße entlang. Es war<br />
ein warmer Sommertag, die Sonne<br />
lachte vom Himmel. Mein Blick fi el<br />
auf ein Schild, das am Wegrand<br />
stand. Darauf las ich die Aufschrift:<br />
„Schlachtfest in Spessart“. Mir schossen<br />
Fragen durch den Kopf: Was ist<br />
denn ein Schlachtfest? Was macht<br />
man da? Was gibt es zu essen? Ist<br />
das ein Traditionsfest? Ein Schlachtfest<br />
ist ein gemeinsames, feierliches<br />
Schlachten eines Tieres, woraufhin<br />
meistens ein Festmahl folgt. Früher<br />
tat man das, um zu feiern, dass man<br />
sich ein gutes Stück Fleisch leisten<br />
konnte. Es war etwas Seltenes und<br />
somit etwas Besonderes.<br />
Aber heutzutage essen wir doch<br />
fast jeden Tag Fleisch. Sind Schlachtfeste<br />
dann überhaupt noch zeitgemäß?<br />
Weshalb<br />
muss man denn<br />
ein Tier schlachten und das auch<br />
noch als Anlass zum Feiern nehmen?<br />
Vor allem stelle ich mir die Frage, woher<br />
wir Menschen uns das Recht<br />
nehmen, über unsere Mitgeschöpfe<br />
zu bestimmen und zu entscheiden,<br />
was mit ihnen geschieht. Wenn ich<br />
mich so in der Welt umschaue, denke<br />
ich manchmal bestürzt, dass uns<br />
der Respekt verloren gegangen sein<br />
muss. Gott gab uns die Tiere, damit<br />
wir sie wie unsere Brüder und<br />
Schwestern behandeln, sie schützen<br />
und pfl egen. Stattdessen werden sie<br />
behandelt, als wären sie nur aus<br />
Zweckgründen hier. Sie werden würdelos<br />
getötet – alles nur, damit der<br />
Mensch „besser“ essen kann, und<br />
dieses Töten wird als Anlass für ein<br />
Fest genommen. Ist das Schlachten<br />
in der Art und Weise, wie wir es<br />
praktizieren, gottgewollt?<br />
Ich denke nicht. Ich glaube nicht,<br />
dass Gott will, dass die Tiere in Massentierhaltungen<br />
leben müssen,<br />
Tierfreundin Isabell Richter mit ihren beiden<br />
Eseln. Foto: Gustavo Alàbiso<br />
dass Rinder mit Antibiotika vollgepumpt<br />
werden, damit sie schneller<br />
schlachtreif sind, dass Schweinen<br />
zusätzliche Rippen hinzugezüchtet<br />
werden, dass sie gemästet werden,<br />
um schneller das Schlachtgewicht zu<br />
erreichen, dass sie nicht ausreichend<br />
betäubt werden, bevor ihnen die<br />
Kehle aufgeschnitten wird. All das<br />
passiert aber heutzutage bei uns!<br />
Wenn man sich erst mal so viel mit<br />
dem Thema Fleischkonsum und Tierschutz<br />
beschäftigt hat, ist das eigene<br />
Leben nicht mehr so wie vorher: Man<br />
wünscht sich, dass der Fleischkäsweck<br />
wieder ein normaler Fleischkäsweck<br />
ist, ein Grillfest mit leckeren<br />
Bratwürsten ein großes Vergnügen<br />
ist, ohne ständig im Hinterkopf zu haben,<br />
dass dafür wochen- und monatelang<br />
gelitten wurde, nur damit es<br />
einem selbst jetzt zehn Minuten lang<br />
schmeckt. Doch was gibt es für Lösungen?<br />
Sollten alle Menschen Vegetarier<br />
werden?<br />
Im Moment ist es bei mir so, dass<br />
ich es einfach noch nicht schaffe,<br />
komplett auf Fleisch zu verzichten,<br />
weil Fleisch mir immer noch<br />
schmeckt. Daher habe ich eine Übergangslösung<br />
gefunden, bis zu dem<br />
Tag, wo ich hoffentlich ganz zum Vegetarismus<br />
umschlage: Ich habe<br />
meinen Fleischkonsum drastisch reduziert.<br />
Und wenn ich Fleisch essen<br />
möchte, dann kaufe ich es nur beim<br />
Metzger meines Vertrauens. Gleichzeitig<br />
bin ich bereit, dafür einen angemessenen<br />
Preis zu zahlen und<br />
nicht jeden Tag Fleisch zu essen. Außerdem<br />
versuche ich, Fleischprodukte<br />
durch Soja-Hackfl eisch oder<br />
Tofuschnitzel zu ersetzen, und Wurst<br />
durch vegetarische und vegane<br />
Brotaufstriche. Das alles fi ndet man<br />
sowohl in normalen als auch in Bio-<br />
Supermärkten. Man hat eine große<br />
Auswahl, darum scheut euch nicht,<br />
so was mal zu probieren. Ich kann es<br />
nur empfehlen!<br />
Mein Motto im Moment lautet<br />
demnach: „Der Weg ist das Ziel.“<br />
Und auf diesen Weg habe ich mich<br />
bereits gemacht.<br />
Buchtipp: Karen Duve „Anständig<br />
essen – Ein Selbstversuch“ – Leseprobe:www.galiani.de/buecher/karen-duve-anstaendig-essen.html<br />
Tobia Luck, Redakteurin der<br />
Jungen Kirchenzeitung<br />
Rubrik<br />
„chillig“<br />
Die Junge<br />
Kirchenzeitung<br />
Tobia Luck (15) und Isabell Richter<br />
(20) sind die beiden Redakteur innen<br />
für die neue Jugendseite der Kirchenzeitung.<br />
Tobia ist katholisch und als Leiterin<br />
der Ministranten in der Karlsruher<br />
Gemeinde Herz-Jesu aktiv. Ihre Leidenschaft<br />
gilt dem Hip-Hop-Tanz. Isabell<br />
lebt in Schöllbronn, ist evangelisch, engagiert<br />
sich bei der Katholischen Jungen<br />
Gemeinde (KJG) und ist eine große<br />
Tierfreundin. Beide schreiben gerne<br />
und interessieren sich für den Beruf<br />
der Journalistin. Bei der Kirchenzeitung<br />
sammeln sie nun erste Erfahrungen.<br />
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