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Mitteilungen 49/2009 - Fachverband Philosophie e.v.

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Inhalt<br />

<strong>Fachverband</strong> <strong>Philosophie</strong><br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

<strong>Mitteilungen</strong> des Bundesvorsitzenden 8<br />

TAGUNGSANKÜNDIGUNGEN ……………………………………………. 10<br />

Bundeskongress <strong>Philosophie</strong> und Medien<br />

Wissenschaft und Verantwortung<br />

Mein Gehirn und ich – die Frage nach Persönlichkeit und<br />

Freiheit<br />

RÜCKBLICK ………………………………………………………………<br />

XXI. Kongress der DGPhil<br />

Fachtagung des Forums Didaktik der <strong>Philosophie</strong> und Ethik<br />

20 Jahre ZDPE<br />

Projekt Humanismus und Bildung<br />

Volksentscheid über das Pflichtfach Ethik in Berlin<br />

Mindelheimer <strong>Philosophie</strong>preis<br />

ESSAYWETTBEWERB …………………………………………………….<br />

Philosophische Winterakademie <strong>2009</strong><br />

Siegeressays von Jan Seidel und Raimund Rosarius<br />

Ausschreibung des Essaywettbewerbs <strong>2009</strong><br />

SEKUNDARSTUFE I ………………………………………………………<br />

Projekt Rattenscharfes Denken<br />

Projekt Nimm dein Glück in die Hand und gib es weiter<br />

SEKUNDARSTUFE II<br />

Axel Ziemke: Gehirn und Bewusstsein. Eine Unterrichtsreihe zur<br />

Analytischen <strong>Philosophie</strong> des Geistes …………………………<br />

Umfrage zur Ausbildung der <strong>Philosophie</strong>lehrer/innen in den Bun-<br />

33<br />

desländern ……………………………………………………..…. 45<br />

Rezensionen …………………………………………………………… 50<br />

<strong>Fachverband</strong> <strong>Philosophie</strong> / Landesverbände ……………………… 58<br />

Anmeldung zum Kongress (Postkarte) ……………………………… 59<br />

Antrag auf Mitgliedschaft ……………………………………………... 61<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

14<br />

20<br />

28


8<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

die <strong>Philosophie</strong> blüht zwar oft am besten im Verborgenen, aber um die Bedeutung<br />

des Faches für die Bildung deutlich zu machen, sollte sie die Öffentlichkeit suchen.<br />

Daher ist z.B. der Essaywettbewerb wichtig, der seinen Ursprung in Nordrhein-<br />

Westfalen hat und schrittweise bundesweit ausgeweitet werden soll. Er bringt nicht<br />

nur viele Schülerinnen und Schüler dazu, sich im eigenen Denken zu erproben,<br />

sondern lenkt den Blick der Öffentlichkeit auf das Fach. So wurde Jan Seidel, der 1.<br />

Preisträger des diesjährigen Essaywettbewerbs, mehrfach in Funk und Fernsehen<br />

vorgestellt.<br />

Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen kann die <strong>Philosophie</strong> auch<br />

mit Projekten für jüngere Schüler wie „Rattenscharfes Denken“ und „Nimm dein<br />

Glück in die Hand und gib es weiter“, die in diesem Heft vorgestellt und zur Nachahmung<br />

empfohlen werden. Eine sehr öffentlichkeitswirksame Aktion ist die Verleihung<br />

des Mindelheimer <strong>Philosophie</strong>preises an Stephen Law für seinen Beitrag zur<br />

philosophischen Jugendliteratur.<br />

Für die Sekundarstufe II finden sich in diesem Heft Materialien für Unterrichtsreihe<br />

zur analytischen <strong>Philosophie</strong> des Geistes, die im Unterricht oft noch unterrepräsentiert<br />

ist.<br />

Die Ausbildungsbedingungen für <strong>Philosophie</strong>- und Ethiklehrerinnen und –lehrer sind<br />

in unserem föderal organisierten Bildungssystem sehr unterschiedlich. Um Studierenden<br />

und Lehramtsanwärtern einen besseren Überblick zu erhalten, hat der<br />

<strong>Fachverband</strong> eine Umfrage durchgeführt, deren erste Ergebnisse in diesem Heft<br />

dargestellt sind.<br />

Tagungen<br />

Bitte beachten Sie die Tagungsankündigungen in diesem Heft, vor allem die Ankündigung<br />

des 18. Bundeskongresses, der vom 25. bis 27. September <strong>2009</strong> in<br />

Karlsruhe stattfindet (siehe das Programm in diesem Heft).<br />

Mitgliederversammlung<br />

Hiermit lade ich ein zu einer ordentlichen Mitgliederversammlung am Samstag, dem<br />

26. September <strong>2009</strong>, 18:30 Uhr in der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe,<br />

Bismarckstr. 10<br />

Tagesordnung:<br />

1. Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden<br />

2. Bericht des Kassierers<br />

3. Bericht der Kassenprüfer<br />

4. Genehmigung der Rechnung für die abgelaufenen Jahre und Entlastung des<br />

Vorstands<br />

5. Wahl des Vorsitzenden<br />

6. Wahl des Stellvertreters<br />

7. Wahl des Kassierers<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


8. Wahl des Schriftführers<br />

9. Wahl von zwei Kassenprüfern<br />

10. Festlegung eines Mitgliederbeitrags für Referendarinnen und Referendare<br />

11. Beschlussfassung über fristgerecht eingereichte Anträge<br />

12. Planung für die kommenden Jahre<br />

13. Verschiedenes<br />

Antrag zur Beschlussfassung zu TOP 10:<br />

Die Mitgliederversammlung möge den Beschluss über die Mitgliederbeiträge am<br />

23.09.2000 in Potsdam dahingehend ergänzen, dass der Mitgliedsbeitrag für Referendarinnen<br />

und Referendare 8 Euro/Jahr beträgt. Die Kategorie „Referendarinnen<br />

und Referendare“ war bei den Mitgliedsbeiträgen bisher nicht vorgesehen.<br />

Neugründung des Landesverbandes Saarland<br />

Gute Neuigkeiten gibt es aus dem Saarland. Dort wurde der Landesverband, der<br />

bis in die neunziger Jahre hinein existent war, Anfang des Jahres neu gegründet.<br />

Zum Vorsitzenden wurde Wolfgang Meiers gewählt. Es ist dem neuen Landesverband<br />

zu wünschen, dass er zahlreiche Mitglieder findet, die die Sache der <strong>Philosophie</strong><br />

im Saarland unterstützen. Wer Interesse hat, mit dem Verband Kontakt aufzunehmen,<br />

melde sich bei Wolfgang Meiers, Kleinstr. 27, 66740 Saarlouis, E-Mail:<br />

meiersw@aol.com.<br />

Mitgliedsbeitrag <strong>2009</strong><br />

Mitglieder des <strong>Fachverband</strong>es <strong>Philosophie</strong>, die nicht am zentralen Einzug teilnehmen,<br />

werden gebeten, ihren Jahresbeitrag <strong>2009</strong> (20 €, ermäßigt 8 € bzw. 5 €) auf<br />

das Konto Nr. 3407-601 bei der Postbank Frankfurt/M., BLZ 500 100 60 zu überweisen.<br />

Bitte geben Sie auf dem Überweisungsträger Ihren Landesverband an. –<br />

Eine weitere Bitte: Sie könnten der Kassenführerin die Arbeit erleichtern, wenn Sie<br />

sich dem zentralen Einzug anschließen würden (Vordruck dazu auf S. 61).<br />

Bitte um Aktualisierung der Mitgliedsdaten<br />

Bitte vergessen Sie nicht, dem Landesverband alle relevanten Änderungen Ihrer<br />

persönlichen Daten (Anschrift, Kontoverbindung, Status der Mitgliedschaft) mitzuteilen.<br />

Retouren beim zentralen Einzug sind kostspielig. Vielen Dank!<br />

Bitte um Mitteilung Ihrer E-Mail-Adresse<br />

Die <strong>Mitteilungen</strong> erscheinen in der Regel nur einmal im Jahr, der Informationsfluss<br />

über Druckmedien ist relativ zäh. Daher möchte der <strong>Fachverband</strong> eine Datei mit<br />

den E-Mail-Adressen der Mitglieder aufbauen. Bitte teilen Sie uns Ihre E-Mail-<br />

Adresse unter fv-philosophie@freenet.de mit (alternativ können Sie auch die vom<br />

Landesverband NRW angegebene Adresse verwenden). Sie brauchen keine E-<br />

Mail-Flut seitens des <strong>Fachverband</strong>es zu befürchten; es geht lediglich um die Möglichkeit,<br />

Sie im Bedarfsfall schnell mit wichtigen Informationen versorgen zu können,<br />

z.B. über aktuelle Entwicklungen im Fach <strong>Philosophie</strong>.<br />

Ihr Bernd Rolf<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

9


10<br />

<strong>Fachverband</strong> <strong>Philosophie</strong> e.V.<br />

(Bundesverband und Landesverband Baden-Württemberg)<br />

Einladung zum 18. Bundeskongress<br />

<strong>Philosophie</strong> und Medien<br />

25.- 27. September <strong>2009</strong><br />

Karlsruhe, Pädagogische Hochschule, Bismarckstraße 10<br />

Leitung: Dr. Bernd Rolf, Dr. Eva Hirtler<br />

Nicht erst durch den Amoklauf von Winnenden steht das Thema Medien und Gewalt<br />

im besonderen Fokus der Öffentlichkeit. Schon seit längerem wird heftig über<br />

Gewalt im Fernsehen, menschenverachtende Computerspiele, verhetzende Internetforen<br />

diskutiert. Dem soll durch Vorträge über Bild und Gewalt (Urs Thurnherr)<br />

und über die Wirkung von Gewalt darstellenden Computerspielen (Michael Nagenborg)<br />

nachgegangen werden. Um die Gefahren und negativen Auswirkungen der<br />

neuen Medien richtig einschätzen zu können, bedarf es jedoch einer grundsätzlichen<br />

Reflexion auf die Entwicklung der Neuen Medien (Lambert Wiesing). Darüber<br />

hinaus wird der Einfluss von Medien auf das Denken untersucht (Matthias Vogel).<br />

Das Verhältnis von Virtualität und Realität kommt am Beispiel der Nanotechnologie<br />

zur Sprache (Torsten Fleischer). Ein Besuch des Zentrums für Kunst und Medientechnologie<br />

(ZKM) bringt die künstlerische Seite des Themas zur Geltung. In neun<br />

Arbeitskreisen geht es um die unterrichtspraktische Anwendung: Wie können Bücher,<br />

Bilder (auch sprachliche Bilder) und szenisches Spiel zum <strong>Philosophie</strong>ren genutzt<br />

werden? Was kann der <strong>Philosophie</strong>- und Ethikunterricht zur Reflexion der<br />

neuen Medien beitragen? Wie sieht es mit dem Bild des Menschen und der Frage<br />

von Schöpfung und Evolution in den Medien aus? Wie können Positionen der Medienethik<br />

im Unterricht reflektiert werden? Im Rahmenprogramm gibt es eine Stadtführung<br />

und einen Chansonabend mit Henning Dörpholz.<br />

Anerkennung als Fortbildungsveranstaltung:<br />

In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, NRW (RdErl.d.KM v. 28.7.1987),<br />

Sachsen-Anhalt (VA-Nr.WT2/06-200-03 LISA), Schleswig-Holstein ist der Kongress<br />

grundsätzlich als Fortbildungsveranstaltung anerkannt. Für Baden-Württemberg, gilt<br />

dass die Entscheidung über die Anerkennung die jeweilige Schulleitung trifft (VV<br />

vom 24.05.2005, Amtsblatt S. 244f.). Jeder Lehrerin/jedem Lehrer stehen fünf Tage<br />

Sonderurlaub zu Fortbildungszwecken zur Verfügung. Entsprechende Regelungen<br />

gelten auch für Bayern und die noch nicht genannten Bundesländer.<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Freitag, 25. September <strong>2009</strong><br />

Tagungsprogramm<br />

10:00 Uhr Anreise/Stehkaffee<br />

10:15 Uhr Begrüßung durch den Bundesvorsitzenden des <strong>Fachverband</strong>s <strong>Philosophie</strong>,<br />

Dr. Bernd Rolf<br />

10:30 Uhr Prof. Dr. Urs Thurnherr (Pädagogische Hochschule Karlsruhe):<br />

Bild und Gewalt<br />

12:00 Uhr Mittagspause<br />

14:00 Uhr Prof. Dr. Lambert Wiesing (Universität Jena):<br />

Zwischen Wahrnehmung und Imagination. Über die Sichtbarkeit<br />

des Bildes<br />

15:30 Uhr Kaffeepause<br />

16:00 Uhr Arbeitskreise (Block I)<br />

18:00 Uhr Stadtführung<br />

Samstag, 26. September <strong>2009</strong><br />

9:00 Uhr Arbeitskreise (Block II)<br />

10:45 Uhr Pause<br />

11:00 Uhr Prof. Dr. Torsten Fleischer (Institut für Technikfolgenabschätzung<br />

und Systemanalyse Karlsruhe): Nanotechnologie und Medien<br />

– Ein Verhältnis aus drei Perspektiven betrachtet<br />

12:30 Uhr Mittagspause<br />

14:30 Uhr PD Dr. Matthias Vogel (Universität Frankfurt/ Universität Basel):<br />

Medien als Voraussetzung für Gedanken<br />

16:00 Uhr Kaffeepause<br />

16:30 Uhr Besuch des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM)<br />

18:30 Uhr Mitgliederversammlung des <strong>Fachverband</strong>es <strong>Philosophie</strong><br />

20:30 Uhr Chansonabend mit Henning Dörpholz<br />

Sonntag, 27. September <strong>2009</strong><br />

9:00 Uhr Arbeitskreise (Block III)<br />

11:00 Uhr Dr. Michael Nagenborg (Interfakultäres Zentrum für Ethik in den<br />

Wissenschaften, Tübingen): Die Darstellung von Krieg und Gewalt<br />

in Computerspielen am Beispiel „World of Warcraft“<br />

12:30 Uhr Ende des Kongresses<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

11


12<br />

Arbeitskreise:<br />

Martina Dege (Hamburg): Positionen der Medienphilosophie<br />

Klaus Draken (Wuppertal): Schöpfung oder Evolution – ein altes Streitthema<br />

im Spiegel der sich wandelnden Medien<br />

Werner Fuß (München): Menschenbilder und Medien – ein unterrichtspraktischer<br />

Vorschlag<br />

Markus Kosuch (Stuttgart): Szenische Interpretation von Musik – Diskurs<br />

und Konstruktion von Bedeutung in einer Handlungsorientierten und erfahrungsbezogenen<br />

Form des <strong>Philosophie</strong>rens<br />

Tilo Klaiber (Tübingen): Sprachliche Bilder als Medien (in philosophischen<br />

Texten)<br />

Felix Lund (Hamburg): Computerspiele im <strong>Philosophie</strong>- und Ethikunterricht<br />

Dr. Gabriele Münnix (Münster): Bildmedien und Interkulturalität<br />

Dr. Hans-Bernhard Petermann (Heidelberg): <strong>Philosophie</strong>ren mit Bildern im<br />

Unterricht<br />

Dr. Mechtild Ralla (Karlsruhe): Hermeneutik – Schülerbücherei – <strong>Philosophie</strong>ren<br />

mit Kindern<br />

Tagungskosten<br />

Der Teilnehmerbeitrag beträgt 30 Euro, ermäßigter Beitrag für Mitglieder des <strong>Fachverband</strong>s 20 Euro.<br />

Kosten für Verpflegung und Übernachtung sind nicht eingeschlossen.<br />

Anmeldeverfahren:<br />

Bitte benutzen Sie für die Anmeldung die beigefügten Postkarte (S. 59) und melden Sie sich möglichst<br />

bis zum 28. August <strong>2009</strong> beim <strong>Fachverband</strong> <strong>Philosophie</strong> an. Überweisen Sie den Teilnehmerbetrag<br />

auf das Konto Nr. 3407-601 bei der Postbank Frankfurt/M. (BLZ 500 100 60) des <strong>Fachverband</strong>es<br />

<strong>Philosophie</strong> e.V., Kennwort <strong>Philosophie</strong>kongress. Die Anmeldung ist gültig, wenn der Teilnehmerbetrag<br />

überwiesen ist. Aus organisatorischen Gründen erhalten Sie keine Anmeldbestätigung.<br />

Zimmerreservierung<br />

Für die auswärtigen Teilnehmer stehen preisgünstige Zimmerkontingente im Hotel Berliner Hof, Hotel<br />

City und Hotel Kübler zur Verfügung. Nehmen Sie Ihre Zimmerreservierung bitte entweder mit dem<br />

nebenstehenden Formular bei der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH vor oder buchen Sie online<br />

unter http://germany.nethotels.com/info/karlsruhe/events/philosophie/. Bitte beachten Sie, dass<br />

das Angebot nur bis 6 Wochen vor der Veranstaltung, also bis zum 14. August <strong>2009</strong>, gültig ist. Reservieren<br />

Sie ihr Zimmer also am besten noch vor den Sommerferien!<br />

Verbilligtes Happy-Rail-Ticket<br />

Falls Sie eine Hotelübernachtung gebucht haben und mit der Bahn nach Karlsruhe anreisen, können<br />

Sie ein verbilligtes Happy-Rail-Ticket bestellen (Hin- und Rückreise 79 €, ab 401 km 129 €.) Das Bestellformular<br />

ist online erhältlich: http://messe-kongress-karlsruhe.de/tourismus/happy_rail_ticket.pdf.<br />

Bundestagswahl am 27. September <strong>2009</strong><br />

Leider ließ es sich angesichts der unterschiedlichen Ferientermine in den Bundesländern nicht vermeiden,<br />

dass der 3. Tag des Kongresses mit dem Termin der Bundestagswahl zusammenfällt. Bitte<br />

fordern Sie ggf. frühzeitig die Unterlagen für eine Briefwahl an.<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


F O R M U L A R F Ü R D I E Z I M M E R R E S E R V I E R U N G<br />

KMK Bitte zurücksenden an:<br />

Karlsruher Messe- und Kongress GmbH Fax Nr. 0721-3720-5394<br />

An die Absender<br />

KMK GmbH Name: _____________________________________<br />

Geschäftsbereich Tourismus Straße: ____________________________________<br />

Festplatz 9 PLZ Ort: ___________________________________<br />

76137 Karlsruhe Tel.: ________________ Fax: __________________<br />

E-Mail:<br />

<strong>Philosophie</strong>kongress 2008 (25.-27.09.<strong>2009</strong>)<br />

Die Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH ist für die Bestellung nur Auftragsvermittler. Auftragnehmer<br />

ist das gebuchte Hotel.<br />

Ich buche verbindlich:<br />

Hotel EZ Anreisetag Abreisetag Gastname(n)<br />

___________________ ______ _________ __________ ________________________<br />

___________________ ______ _________ __________ ________________________<br />

Einzelzimmer<br />

Hotels Preis pro Nacht in EUR<br />

Hotel Berliner Hof 69,00<br />

Hotel City 75,00<br />

Hotel Kübler 76,00<br />

Bei Anreise nach 16 Uhr benötigen wir Ihre Kreditkarten-Nummer für eine garantierte Buchung.<br />

� Eurocard/Mastercard � Visa � Diners Club � American Express<br />

Kartennummer: � � � � � � � � � � � � � � � �<br />

Gültig bis: � � / � �<br />

Name des Karteninhabers: _________________________________<br />

Hinweis: Alle eingehenden Hotelbuchungen werden in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet. Es empfiehlt sich<br />

deshalb, die Hotelbuchung so früh wie möglich vorzunehmen. Sollte die gewünschte Preiskategorie ausgebucht<br />

sein, bitte die � höhere oder � niedrigere Kategorie buchen (ankreuzen).<br />

Anreise mit � Bahn � PKW Ankunft ca. ______ Uhr<br />

Bitte beachten Sie bei Anreise mit der Bahn unseren Preisknüller „Happy-Rail-Ticket Karlsruhe“<br />

� Ich bitte um Informationen zum „Happy-Rail-Ticket Karlsruhe“.<br />

____________________________ ________________________________<br />

Ort und Datum Unterschrift<br />

Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:<br />

Sandra Büge Tel. 0721 3720-5392 Fax 0721 3720-5394 e-mail sandra.buege@kmkg.de<br />

Eliana Guadagnino Tel. 0721 3720-5392 Fax 0721 3720-5394 e-mail eliana.guadagnino@kmkg.de<br />

Stephan Theysohn Tel. 0721 3720-5392 Fax 0721 3720-5394 e-mail stephan.theysohn@kmkg.de<br />

Bitte beachten Sie, dass die Angebote lediglich bis 6 Wochen vor Veranstaltungsbeginn (14.08.<strong>2009</strong>) gültig sind.<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

13


14<br />

WEITERE TAGUNGSANKÜNDIGUNGEN<br />

Wissenschaft und Verantwortung<br />

Kongress aus Anlass des 50. Jahrestages der Gründung der VDW<br />

24.-25. Oktober <strong>2009</strong>, Berlin, Urania<br />

Die Vereinigung deutscher Wissenschaftler (VDW) feiert am 23. Oktober <strong>2009</strong> in<br />

Berlin ihren 50. Jahrestag. Anlässlich des Jubiläums findet am 24.-35 Oktober in<br />

Berlin ein gemeinsamer Kongress der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und<br />

der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler statt, der vorrangig die Verantwortung<br />

der Wissenschaft thematisieren soll.<br />

Die VDW wurde 1959 anlässlich der Herbsttagung des Verbandes Deutscher Physikalischer<br />

Gesellschaften gegründet. Im Gründungsaufruf heißt es: „Die Entwicklung<br />

zu einer zunehmend technisierten Welt macht es notwendig, die Probleme, die<br />

aus den Fortschritten der Wissenschaft für das Leben der menschlichen Gemeinschaft<br />

erwachsen, gründlich zu studieren. Eine Gruppe von Physikern hat daher<br />

angeregt, in der Bundesrepublik ein Gremium von Wissenschaftlern zu schaffen,<br />

das geeignet ist, sich mit solchen Fragen zu befassen. Nach eingehenden Beratungen<br />

hat sich ergeben, dass es am Zweckmäßigsten ist, hierzu eine Vereinigung<br />

Deutscher Wissenschaftler etwa nach dem Vorbild der Federation of American<br />

Scientists in Form eines eingetragenen Vereins zu gründen und außerdem eine<br />

kleinere, lose zusammengefasste Gruppe namhafter Persönlichkeiten aus der Wissenschaft<br />

zu bilden, die die Arbeit dieser Vereinigung in repräsentativer Weise unterstützt<br />

und ergänzt.“ Zu diesen Wissenschaftlern gehörten u.a. Max Born, Otto<br />

Hahn, Carl Friedrich von Weizsäcker.<br />

Die Tagung dürfte insbesondere auch für <strong>Philosophie</strong>- und Ethiklehrer/innen von Interesse<br />

sein. Weitere Informationen: http://www.vdw-ev.de<br />

Mein Gehirn und Ich<br />

Die Frage nach Persönlichkeit und Freiheit<br />

Unter diesem Titel bietet die Bundesarbeitsgemeinschaft Psychologie/<strong>Philosophie</strong><br />

Österreich vom 16.11. bis 18.11.<strong>2009</strong> (14 Uhr – 12:30 Uhr) in Strobl am Wolfgangsee<br />

eine Fortbildungsveranstaltung an, zu der auch Teilnehmer aus Deutschland<br />

willkommen sind. Bitte wenden Sie sich bei Interesse an berndrolf@freenet.de.<br />

RÜCKBLICK<br />

XXI. Deutscher Kongress für <strong>Philosophie</strong> in Essen<br />

Vom 15.-19. September 2008 fand in Essen der 21. Kongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für <strong>Philosophie</strong> statt, organisiert von Carl-Friedrich Gethmann. Er stand<br />

unter dem Titel Lebenswelt und Wissenschaft. An die 1000 Teilnehmer kamen nach<br />

Essen, um sich in Plenarveranstaltungen und Kolloquien und Abendvorträgen mit<br />

neuesten philosophische Themen zu befassen. Abschluss und Höhepunkt des<br />

Kongresses war der Vortrag von Jürgen Habermas über Weltbilder und Lebenswelt.<br />

Auf der Mitgliederversammlung der DGPhil wurde Julian Nida-Rümelin zum neuen<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Präsidenten gewählt. Er wird den 22. Deutschen Kongress für <strong>Philosophie</strong> 2012 in<br />

München ausrichten.<br />

6. Fachtagung zur Didaktik der <strong>Philosophie</strong> und Ethik in Halle<br />

Am 8. und 9. Mai <strong>2009</strong> fand an der Universität Halle die 6. Fachtagung des Forums<br />

für Didaktik der <strong>Philosophie</strong> und Ethik statt, das nunmehr seit 10 Jahren besteht..<br />

Sie stand unter dem Thema <strong>Philosophie</strong> und Weltanschauungen. In der ersten Sektion<br />

führten Dr. Gisela Raupach-Strey und Prof. Johannes Rohbeck durch<br />

Grundsatzvorträge in die Problematik der Weltanschauungen ein. In der zweiten<br />

Sektion (mit PD Dr. Richard Breun, Renate Schröder-Werle und Prof. Michael<br />

Domsgen) ging es um konkrete Herausforderungen durch Fundamentalismus, Relativismus,<br />

kulturelle Heterogenität und Konfessionslosigkeit. Den Abendvortrag<br />

hielt Prof. Herbert Schnädelbach zum Ideologiebegriff - 20 Jahre nach der Wende.<br />

Die Ergebnisse der Tagung sollen im neuen Jahrbuch für Didaktik der <strong>Philosophie</strong><br />

und Ethik veröffentlicht werden. Die nächste Fachtragung wird am 13./14. Mai 2011<br />

in Münster zum Thema Angewandte <strong>Philosophie</strong> stattfinden.<br />

30 Jahre ZDPE<br />

Die erste Ausgabe der Zeitschrift für Didaktik der <strong>Philosophie</strong> erschien 1979 zum<br />

Thema <strong>Philosophie</strong> in Schule und Hochschule. <strong>2009</strong> konnte die Zeitschrift für Didaktik<br />

der <strong>Philosophie</strong> und Ethik – wie sie inzwischen heißt – auf ihr 30jähriges Bestehen<br />

zurückblicken. Anlässlich des Jubiläums fand am 29. November in Hannover<br />

ein Symposion unter dem Titel <strong>Philosophie</strong> und Orientierung statt. Joachim Siebert,<br />

inzwischen Verleger der Zeitschrift, und Prof. Ekkehard Martens berichteten,<br />

Wie wir eine Zeitschrift gründeten. Herbert Schnädelbach hielt den Festvortrag über<br />

das Thema Ist alles nur Ansichtssache. Über Meinen, Glauben und Wissen. Zum<br />

Abschluss gab es ein Podiumsgespräch über die Zukunftsperspektive der Fächer<br />

<strong>Philosophie</strong> und Ethik mit Ekkehard Martens, Johannes Rohbeck und Volker Steenblock.<br />

Projekt Humanismus und Bildung<br />

Der Bochumer <strong>Philosophie</strong>didaktiker Volker Steenblock hat im Mai 2008 das Projekt<br />

Humanismus und Bildung ins Leben gerufen. Es versteht sich als Teil des von<br />

Prof. Jörn Rüsen geleiteten Humanismusprojektes am kulturwissenschaftlichen Institut<br />

Essen (KWI), das in Kooperation mit den Universitäten Bochum, Dortmund<br />

und Duisburg-Essen durchgeführt wird.<br />

Ausgangspunkt des Projektes ist die besondere Herausforderung, die sich in der<br />

<strong>Philosophie</strong>didaktik durch die empirische Bildungsforschung stellt. Die theoretisch<br />

und normativ bedeutsame Allgemeine Didaktik bildungsphilosophischer und humanistischer<br />

Prägung tritt zunehmend hinter die empirische Bildungsforschung zurück.<br />

Die empirische Bildungsforschung interagiert zwar mit den Ebenen der Schulpolitik<br />

und der Schule, jedoch in nicht selten recht fragwürdiger Weise, indem etwa im<br />

Sinne der Quantifizierung Messungen im Unterricht durchgeführt werden, deren Kriterien<br />

auf universitärer Ebene von Bildungsforschern - oft ohne eigene Schulunterrichtserfahrungen<br />

- erstellt und zum blinden Maßstab gemacht werden. Die Methode<br />

der empirischen Bildungsforschung nimmt so Einseitigkeiten ihrer Repräsentati-<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

15


16<br />

on in Kauf, da anspruchsvolle Bildungsziele nicht adäquat in ihrem Fassungsvermögen<br />

zu liegen scheinen. Das Bildungssubjekt gerät immer nur ausschnittsweise<br />

im Rahmen von Kompetenz- und Funktionszusammenhängen in den Blick, nicht<br />

aber als solches, d.h. in der Entwicklung des „Ich". Gerade die komplexen Lernziele<br />

des Faches <strong>Philosophie</strong>, etwa zur Persönlichkeitsentwicklung, zur Entwicklung eines<br />

Reflexionsvermögens und einer Sinn- und Werteorientierung und das Verständnis<br />

von Problemzusammenhängen usw., können nur schwer durch Lernstandserhebungen<br />

und Output-Kontrollen o.ä. erfasst werden.<br />

Im Rahmen des Projekts Humanismus und Bildung fand am 29. Mai 2008 an der<br />

Ruhr-Universität Bochum ein erster Workshop statt, zu dem Fachdidaktiker aus Universität<br />

und Studienseminaren eingeladen waren. erste Workshop. Darin wurde<br />

die o. dargestellte Situation der Fachdidaktik <strong>Philosophie</strong> erörtert. Angesichts der<br />

Bestrebungen der empirischen Bildungsforschung haben sich die Teilnehmer der<br />

Tradition kultureller Bildung (Humboldt, Schleiermacher, Dilthey, Cassirer) versichert,<br />

wie sie gegenwärtig in <strong>Philosophie</strong> und Pädagogik eine nicht zu übersehende<br />

Rolle spielen.<br />

Am 30. Juni <strong>2009</strong> wird im Kulturwissenschaftlichen Institut Essen unter dem Titel<br />

Humanismus, Bildungssysteminnovation und Fachdidaktik ein zweiter Workshop<br />

stattfinden. Darin sollen die Traditionspotentiale humanistischer Bildung auf die gegenwärtige<br />

Situation im Bildungssystem (PISA und Folgen) bezogen werden und in<br />

diesem Spannungsfeld insbesondere das Selbstverständnis der Fachdidaktiken<br />

(am Beispiel der <strong>Philosophie</strong>) bedacht werden. Seine Überlegungen gehen von der<br />

Frage aus, was der Rückgriff auf einen knapp zu skizzierenden Renaissance-<br />

Humanismus zu einem heute relevanten Humanismus beitragen könnte. Dieser<br />

könnte gleichsam das Schwungrad darstellen für die These, dass die Einzelschritte<br />

bildungssystemischen Vorgehens von jener Sinnperspektive der Bildung nicht abgekoppelt<br />

werden dürfen, die im Eigenwert humaner Selbstkultivierung liegt. Diese<br />

Perspektive könnte einer Fachdidaktik abhanden kommen, die sich nur noch als<br />

Ausführungsorgan der empirischen Bildungsforschung begreift. Diese These soll im<br />

Dialog mit Theoretikern und Praktikern der <strong>Philosophie</strong>didaktik aus Schule, universitärer<br />

Lehrerausbildung, Studienseminaren, Lehrerverbänden zu überprüfen und<br />

zu entwickeln.<br />

Volksentscheid über das Pflichtfach Ethik in Berlin<br />

Seit 1948 wird an den Berliner Schulen Religionsunterricht angeboten, der in der<br />

Verantwortung der Religionsgemeinschaften liegt. Zum Schuljahr 2006/07 hat das<br />

Abgeordnetenhaus für die Klassenstufen 7-10 einen verbindlichen gemeinsamen<br />

Ethikunterricht eingeführt. Das bedeutet: Ethik ist Pflicht für alle, Religion freiwillig.<br />

Um diese Situation zu ändern, hatte sich eine von der evangelischen Kirche initiierte<br />

Bürgerbewegung gebildet. Pro Reli, wollte erreichen, dass Schüler/innen entscheiden<br />

dürfen, ob sie Ethik oder Religion belegen. Deshalb hatte es für den 26.<br />

April <strong>2009</strong> eine Volksabstimmung auf den Weg gebracht, in der darüber abgestimmt<br />

werden sollte, ob an allen Berliner Schulen und in allen Jahrgangsstufen ein<br />

Wahlpflichtbereich Ethik/<strong>Philosophie</strong> eingeführt wird. Der Berliner Senat, das Berli-<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


ner Abgeordnetenhaus und das aus 21 Verbänden, Parteien und Gruppen bestehendes<br />

Bündnis Pro Ethik hatten die Bevölkerung aufgerufen, mit Nein zu stimmen.<br />

Beim Volksentscheid wurde die für eine Verfassungsänderung erforderliche Zahl<br />

der Stimmberechtigten nicht erreicht. Es stimmten 51% pro Ethik, <strong>49</strong>% pro Reli.<br />

Damit ist Ethik weiterhin Pflichtfach an Berliner Schulen.<br />

In einer Presseerklärung des <strong>Fachverband</strong>s <strong>Philosophie</strong> zum Volksentscheid vom<br />

23.03.<strong>2009</strong> hieß es: „Die Einrichtung des verbindlichen Ethikunterrichts in den<br />

Jahrgangsstufen 7-10 im Jahre 2006 angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen in<br />

den Religionsgemeinschaften bei gleichzeitigem Anstieg der Anzahl registrierten<br />

Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften in Berlin [war] ein wichtiger und<br />

zukunftsweisender Schritt. Im Ethikunterricht erfahren die Schülerinnen und Schüler,<br />

dass Berlin eine offene Weltstadt ist, in der viele Kulturen, Nationen, Religionen<br />

einen Platz gefunden haben. Anhand lebenswichtiger Fragen lernen sie unterschiedliche<br />

Auffassungen kennen, ihre eigenen Positionen reflektieren und gewinnen<br />

dadurch an Identität und Orientierung. Des weiteren ermöglicht der lebensnahe,<br />

die Schülerfragen und Schülerprobleme in den Kontext von Ideengeschichte<br />

und Gesellschaft setzende Unterricht nur im Klassenverband ein Zusammenwachen<br />

der Klasse als Reflexions- und Diskussionsgemeinschaft. Der <strong>Fachverband</strong><br />

<strong>Philosophie</strong> bedauert, dass im Falle eines Sieges des Volksentscheids die noch<br />

nicht abgeschlossene Konsolidierung des neuen Schulfaches Ethik unterbrochen<br />

wird, die Schulen vor neue organisatorische Herausforderungen gestellt werden<br />

und dem Fach Ethik seine zentrale Aufgabe der Verständigung und Integration unterschiedlicher<br />

Überzeugungen verloren geht. Außerdem bedauert der <strong>Fachverband</strong><br />

<strong>Philosophie</strong>, dass in der Kampagne für den Volksentscheid wieder alte Vorurteile<br />

gegen die <strong>Philosophie</strong> und speziell die philosophische Disziplin Ethik aufgegriffen<br />

und verbreitet wurden. Ethik wird zum einen als Weltanschauungsunterricht tituliert,<br />

mit dem bekenntnisorientierten Religionsunterricht auf eine Stufe gestellt und<br />

zum anderen als „Einheitsfach" denunziert, in dem ethische Positionen relativiert<br />

und zur Beliebigkeit verurteilt werden. Beides entspricht aber nicht der Realität des<br />

Ethikunterrichtes in der Berliner Schule: Die weltanschauliche Neutralität des Ethikunterrichtes<br />

ermöglicht die offene Diskussion disparater Standpunkte, die nicht<br />

zwingend in eine Konsensbildung mündet, aber grundlegende Verbindlichkeiten reflektiert<br />

und Toleranz für andere Standpunkte einübt.“<br />

Bericht zur Situation des Ethikunterrichts<br />

Die Kultusministerkonferenz hat am 22. August 2008 einen Bericht zur Situation<br />

des Ethikunterrichts in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht, der vom<br />

<strong>Fachverband</strong> Ethik initiiert wurde. Mit Ethik ist die Fächergruppe gemeint, die Ethik,<br />

Allgemeine Ethik, Werte und Normen, Lebensgestaltung – Ethik – Religionen, <strong>Philosophie</strong><br />

und Praktische <strong>Philosophie</strong> umfasst. Informiert wird umfassend über den<br />

Status des jeweiligen Faches, gesetzliche und amtliche Vorgaben, Lehrpläne, fachliche<br />

Qualifizierung der Lehrkräfte usw. in den einzelnen Bundesländern. Der Bericht<br />

steht online zur Verfügung:<br />

http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2008/2008_02_22-<br />

Situation-Ethikunterricht.pdf<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

17


18<br />

Mindelheimer <strong>Philosophie</strong>preis für Stephen Law<br />

„Das latente Thema des Humanismus ist die Entwilderung<br />

des Menschen, und seine latenteste These lautet:<br />

Richtige Lektüre macht zahm.“<br />

(Peter Sloterdijk, Regeln für den Menschenpark)<br />

Das Maristenkolleg Mindelheim vergab <strong>2009</strong> zum erstenmal<br />

den Mindelheimer <strong>Philosophie</strong>preis, der Autoren<br />

auszeichnet, die philosophische Literatur für Kinder<br />

und Jugendliche verfassen. Der Preis ist mit 5000<br />

Euro dotiert. Die bewertende Jury besteht ausschließlich<br />

aus 16- bis 17järigen Schülern des Maristenkollegs,<br />

die sich in und außerhalb des Unterrichts mit<br />

<strong>Philosophie</strong> beschäftigen. Beteiligt hatten sich 140<br />

Autoren. Eine Auswahlliste – die von Julian Bagginis<br />

„Das Schwein, das unbedingt gegessen werden möchte: 100 philosophische Gedankenspiele“<br />

bis Arnulf Zitelmanns „Ich weiß, dass ich nichts: Die vier großen Philosophen<br />

der Antike“ 95 Titel auflistet – ist über den u.a. Link abrufbar.<br />

Der Preis ging an den britischen Philosophen und Schriftsteller Stephen Law für<br />

sein Buch „Warum die Kreter lügen, wenn sie die Wahrheit sagen und andere Abenteuer<br />

der <strong>Philosophie</strong>. Eine Einleitung zum Denken.<br />

Stephen Law unterrichtet <strong>Philosophie</strong> am Heythrop College der Universität London<br />

und ist Herausgeber des Journals THINK vom Royal Institute of Philosophy. Seine<br />

Karriere ist ungewöhnlich: Mit 17 Jahren flog er von der Schule, versuchte sich in<br />

mehreren Jobs, arbeitete unter anderem als Briefträger in Cambridge. Weil er<br />

schon immer gern philosophische Bücher las, holte er seinen Schulabschluss nach<br />

und nahm ein <strong>Philosophie</strong>studium auf., das er am Queens College in Oxford mit der<br />

Dissertation abschloss.<br />

In seinem Buch beweist Stephen Law, dass <strong>Philosophie</strong> nicht schwer verständlich,<br />

trocken und langweilig sein muss. In einer jugendnahen Sprache mit zahlreichen<br />

Dialog-Szenen führt der Autor an philosophische Themen und gesellschaftliche<br />

Fragestellungen heran, die Jugendliche interessieren. Dabei verzichtet er ganz bewusst<br />

auf Patentrezepte, sondern fordert die Leser auf, stets eigenständig zu denken.<br />

In der Jury-Begründung heißt es: „das Buch [entspricht] in ganz besonderer<br />

Weise unseren Kriterien für den Preis, und zwar insofern es in geeigneter Weise<br />

Jugendliche anleitet, sich mit theoretischen und praktischen philosophischen Fragestellungen<br />

des menschlichen Lebens auseinander zu setzen, junge Menschen in<br />

ihrem Fragen und Suchen motiviert und unterstützt und sie dabei zum gemeinsamen<br />

Dialog anregt.“<br />

Die Preisverleihung fand am 20. Mai im Rahmen eines festlichen Aktes statt. Überreicht<br />

wird der Preis durch den Bürgermeister der Stadt Mindelheim und den Direktor<br />

des Gymnasiums des Maristenkollegs. Die Festrede hielt der ehemalige bayerische<br />

Kultusminister Prof. Hans Maier zum Thema „<strong>Philosophie</strong> – kann man das lernen?“.<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Die Idee, einen<br />

Preis auszuloben<br />

für Autoren, die<br />

gezielt Jugendliche<br />

mit philosophischen<br />

Themen ansprechen,<br />

war vor<br />

rund einem Jahr<br />

entstanden, als<br />

Schüler des Maristenkollegs<br />

sich<br />

beim Philosophischen<br />

Café zum<br />

Diskurs getroffen<br />

hatten über Fragen,<br />

die die<br />

Menschheit seit jeher bewegen: Woher kommen wir? Gibt es Gott? Was ist der<br />

Sinn des Lebens? Durch Vermittlung von Hubertus Stelzer, der die Gruppe betreut,<br />

gelang es, die Stadt Mindelheim und die Maristenbrüder als Sponsoren für das Projekt<br />

zu gewinnen.<br />

In der Agenda des <strong>Philosophie</strong>preises heißt es: „Die unerfüllten Erwartungen an die<br />

Bildung und Erziehung junger Menschen fordern ein grundsätzliches Überlegen und<br />

Denken heraus. Durch die sozialen Defizite einer mehr und mehr funktionalen und<br />

pragmatisch orientierten Gesellschaft bekommt die menschliche Daseinsbewältigung<br />

rätselhafte, mysteriöse Züge. Junge Menschen beginnen zu hinterfragen, zu<br />

überdenken. Fragen scheinen ihnen bedeutender als Lösungen, die sie selbstbestimmt<br />

selber entwickeln möchten. Die Erwachsenenwelt verharrt hierbei meist in<br />

einer Betriebsamkeit, die das Beharren auf dem Status quo auf Kosten des Bewältigens<br />

von Leben zum Tagesgeschäft erhoben hat, oft genug fernab der Erfahrungen<br />

junger Menschen. Die Schulpastoral am Maristenkolleg erkennt dies als Herausforderung<br />

in ihrer Tätigkeit des Dienstes an den jungen Menschen, die diese<br />

Schule besuchen. Kirchliche Sozialisation und religiöse Beheimatung treten zunehmend<br />

in den Hintergrund familiärer Erziehung. Damit verbunden ist ein Defizit<br />

bezüglich der Auseinandersetzung mit den Fragen des Lebens, die die Grundlage<br />

für eine gelungene und sinnvolle Lebensführung bilden. <strong>Philosophie</strong> erscheint für<br />

die Schulpastoral sowohl als Notwendigkeit wie auch Möglichkeit, diese Fragen anzuregen,<br />

zu begleiten und auf eine tragfähige Grundorientierung hinzuführen. <strong>Philosophie</strong><br />

kann so zur Brücke werden, über die junge Menschen Zugang zur Auseinandersetzung<br />

mit den tiefsten Fragen des Menschen bekommen, den Fragen<br />

nach Glauben und religiöser Bindung. Die Idee des Mindelheimer <strong>Philosophie</strong>preises<br />

versteht sich als ein Teil eines die jungen Menschen begleitenden Prozesses<br />

zwischen der fruchtbaren Schaffenskraft der wissenschaftlichen <strong>Philosophie</strong> und<br />

den Herausforderungen konkreter menschlicher Lebensbezüge junger Menschen.“<br />

Weitere Informationen: www.philosophiepreis.de<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

19


20<br />

ESSAYWETTBEWERB<br />

Philosophische Winterakademie <strong>2009</strong><br />

531 Essays aus 13 Bundesländern waren beim Landes- und Bundeswettbewerb<br />

Philosophischer Essay im Dezember 2008 eingesandt worden. Die besten 26 Essayschreiber/innen<br />

– aus Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-<br />

Westfalen und Rheinland-Pfalz – wurden zur 9. Philosophischen Winterakademie<br />

nach Münster eingeladen, bei der am 12. Februar <strong>2009</strong> die Bundessieger ermittelt<br />

wurden.<br />

Die Winterakademie, von Gerd Gerhardt organisiert, stand unter der Thematik "Was<br />

bedeutet dies alles? - Fragen der philosophischen Kosmologie". Vier Tage verbrachten<br />

die Schülerinnen und Schüler damit, über Ursache, Beschaffenheit und<br />

Zweck des Universumsnachzudenken:<br />

Warum gibt es<br />

überhaupt etwas<br />

und nicht viel mehr<br />

nichts? Sie hatten<br />

die Gelegenheit,<br />

zwei Experten zu<br />

diesem Thema zu<br />

hören und mit ihnen<br />

zu diskutieren: Dr.<br />

Christian Suhm (Universität<br />

Münster)<br />

sprach über Klassische<br />

und gegenwärtige<br />

Positionen in<br />

Preisträger der Philosophischen Winterakademie <strong>2009</strong> (v.<br />

l. n. r.): Vyacheslav Polonski, Münster (3.), Laura Reinelt,<br />

Wangen (5.), Jan Schnorrenberg, Solingen (4.), Jan Seidel,<br />

Duisburg (1.), Raimund Rosarius, Düren (2.)<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE<br />

der philosophischen<br />

Kosmologie, Prof.<br />

Klaus Mainzer (TU<br />

München) über Zeit,<br />

Kosmos und Leben.<br />

Um die Bundessieger und die Teilnehmer an der Internationalen <strong>Philosophie</strong>-<br />

Olympiade zu ermitteln, schrieben die Schüler/innen einen weiteren Essay, diesmal<br />

in englischer oder französischer Sprache. Dafür hatten sie vier Stunden Zeit. Die<br />

Essays wurden von 30 Lehrerinnen und Lehrern bewertet.<br />

Den besten Essay schrieb wiederum Jan Seidel vom Landfermann-Gymnasium in<br />

Duisburg, der Bundessieger des letztjährigen Wettbewerbs. Der 2. Platz wurde vergeben<br />

an Raimund Rosarius vom Gymnasium Wirteltor in Düren. Beide werden die<br />

Bundesrepublik bei der Internationalen <strong>Philosophie</strong>-Olympiade vertreten, die im Mai<br />

in Helsinki (Finnland) stattfindet.<br />

Im folgenden werden die Essays der beiden Preisträger abgedruckt.


Jan Seidel (Jgst. 13, Landfermann-Gymnasium Duisburg)<br />

Thema: In der unaussprechbaren Herrlichkeit des Sternhimmels war irgendwie Gott<br />

gegenwärtig. Zugleich aber wusste ich, dass die Sterne Gaskugeln sind, aus Atomen<br />

bestehend, die den Gesetzen der Physik genügen. Die Spannung zwischen<br />

diesen beiden Wahrheiten kann nicht unauflöslich sein. Wie aber kann man sie lösen?<br />

(Carl Friedrich von Weizsäcker)<br />

Staring or seeing<br />

Somehow it seems to be hopeless for religion and philosophy nowadays.<br />

Today the perspective of sciences has played a decisive role in any kind of<br />

explanation which formerly exclusively belonged to interpretations by humanities or<br />

religion. Neither the cosmos nor the subject itself is safe against an abstract<br />

explanation by means of functions and correlations between different objects like<br />

neurons or molecules, thus giving the impression of an existence “as it is” or as it is<br />

constructed by the human brain. Philosophy or religion are disfigured to no more<br />

than a helpful or useful way of thinking in everyday life, almost fully explicable in<br />

evolutionary terms and dependent on the development of sciences: it is only a<br />

matter of time when the ancient astonishment about an incomprehensible world will<br />

be replaced by a system of abstract formulas and descriptions which give the<br />

impression of objectivity and rationality: in spite of quantum mechanics and chaos<br />

theory, future technological and scientific progress will solve these bothering inexplicable<br />

rests of nature.<br />

Is there even a possible, conceivable place for the meaning of God and his creation<br />

in a world without an escape, without the possibility of a flight into the infinite? Can<br />

we simply put God between the indeterminable conditions of quanta, between the<br />

contradicting correlation of chance and necessity in the chaos theory, between being<br />

and not-being? Or is this “between” not a category which is only of transitive<br />

use, which will be replaced sooner or later by rational scientific explanations?<br />

Thus: is the decision between sciences and religion finally an Either – Or (Entweder<br />

- Oder) or a Both – And (Sowohl als auch)?<br />

Weizsäcker tries to find words for the contradictory feeling of both presence and<br />

absence, of astonishment and indifference, of the infinity of an unspeakable, quiet<br />

truthand the finiteness of the formal laws of physics, which all accompany his existence.<br />

The lack of one category seems to be balanced by the other category: While<br />

scientific discourses have an unquestionable truth-claim, rationalizing both world<br />

and human being, banishing any kind of religious interpretation from the beginning,<br />

they lack giving man a reason to live (“Seinsgrund”), an explanation of his being on<br />

earth and his hope for the future: human existence suffers from his own explanations.<br />

But what is the basis of sciences if not the existence of the human being itself, the<br />

centre of which any kind of explanation begins to make sense? If we distinguish between<br />

the present experiences of our consciousness and an objective world, which<br />

has to have its legitimacy without an observer, we separate our present existence<br />

from a distant world, thus repeat the Cartesian separation of “res cogitans” and “res<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

21


22<br />

extensa”, which exist independently from each other. But since the human consciousness<br />

always has an intention to the external world, always referring to outer<br />

objects (see Husserl), the Cartesian and thus the distinction between religion and<br />

philosophy and sciences separates two spheres which have to be traced back to<br />

the human consciousness and the experience of the life-world (“Lebenswelt”) like<br />

Husserl intended to.<br />

Since his birth, the subject is thrown into a life-world in which he is confronted for<br />

the time being with an already existing place within a system of correlating objects<br />

(the Heideggerian “Zeug”) which he discovers primarily because of their use for<br />

something (“Zuhandenes”), not because of reflection. Furthermore, he is thrown into<br />

a certain historical, temporal situation which suggests possibilities, but not certitudes<br />

of understanding oneself in a seemingly chaotic world without an obvious<br />

perspective.<br />

Sciences have another access to this life-world, which does not consist of the perspective<br />

of the subject as it always belongs to a natural environment in which he<br />

acts and lives with well-known objects. Contrary to that they try to create a sphere<br />

of transcending the context between both man and world and man and history by<br />

isolating certain objects from their connection with each other and the subject by<br />

observing, describing, measuring them, and then inductively deriving certain laws<br />

from them, thus giving the impression of objectivity without an observer in a certain<br />

historical situation.<br />

The star-filled sky which Weizsäcker observes lacks any overall meaning, because<br />

it is not understood within the context of the human existence. And sciences do not<br />

and may not even intend to comprehend this context, because there is no possibility<br />

to create objectivity by reducing this objectivity to the meaning of human existence.<br />

A well-educated scientist must have learned the skill of staring, which means banishing<br />

every subjective impression and just trying to capture an observation as a<br />

fact (“Vorhandenes” in opposite to pre-reflective “Zuhandenem”). Although this intention<br />

seems to be obsolete since Heisenberg, staring is still one important condition<br />

of being able to deal with phenomena in sciences.<br />

Although Weizsäcker knows that stars are made of gas he remarks as well that<br />

there is an absence of meaning, a certain indifference when there is not any connection<br />

to religious or philosophical beliefs that have existed in human history for a<br />

long time, such as the ancient astonishment about our own and the world’s existence.<br />

The meaning of the world as understood in philosophy and religion becomes clear<br />

in the skill of seeing, which may not be understood as a simple perception of something<br />

but as a skill of being open to the world, of understanding oneself holistically<br />

and already integrated into a life world, of being able to dynamically change one’s<br />

view. I can perceive the star-filled sky at first aesthetically in its “ineffable beauty”,<br />

then maybe religiously as a metaphor for God or as the origin of life itself, always<br />

referring to my own existence. These perceptions cannot be fully summed up in a<br />

scientific explanation, which is only able to determine the functions and future de-<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


velopments of the stars, thus using only one way of seeing which we characterized<br />

as “staring”.<br />

Of course, scientific theories can and have indeed expanded our view of life, but<br />

scientific knowledge cannot serve our demand of directly giving our existence a new<br />

meaning: it can be used as an instrument for technological developments, which<br />

then change or manipulate our use of objects, even our experiences, but it cannot<br />

simply delete thousands of years of human history, religion or philosophy.<br />

To choose the word “seeing” as a fundamental way of existing means to emphasize<br />

the pre-reflective experience of the consciousness in opposite to a rationalistic point<br />

of view, in which the human mind can transcend every condition of his existence<br />

with the final aim to reach infinity as an escape from the misery of natural life.<br />

By acknowledging the astonishing presence of a reality our thoughts cannot transcend<br />

anymore, a reality which we cannot put in words, we save our subjectivity<br />

from the penetrating assault from sciences, which already proclaimed the death of<br />

the subject (also see Foucault) with the utopian intention to fully explain human behaviour,<br />

perception and thoughts by examining the brain.<br />

In a fully explainable existence of the human being, there is simply no place anymore<br />

for the unexplainable, the presence of the other, hope, identity and – finally –<br />

our consciousness. You cannot understand yourself as a meaningful being if you<br />

understand yourself only as an object, living in this world coincidentally.<br />

By the intent to surmount the gulf of objectivity and subjectivity, of sciences and religion<br />

or philosophy, of staring and seeing, there is already the presupposition that<br />

sciences and humanities or religion are on the same level of truth, that both of them<br />

may be two sides of the same coin. However, before knowledge there is astonishment,<br />

before anobservation there is natural experience of the consciousness,<br />

before staring there is seeing.<br />

Thus: before I can try to describe the stars in detail, before I try to formulate abstract<br />

laws on the basis of my observations and conclude a possible reality that I<br />

think, I stand lonely before a overwhelming cosmos: a reality that I exist in.<br />

The question if the gulf between objectivity and subjectivity can be bridged by a<br />

Both – And must be rejected because in fact our systems of objectivity rely deeply<br />

on the experiences (meaning: Erleben) of the subjects themselves. This does not<br />

end in relativism, meaning that every subject would have his own truth, but it shows<br />

that our perception of reality basically relies on the structures of our consciousness<br />

and our relation to an outer reality.<br />

It would then be the same mistake to put God between the laws of physics as to put<br />

the laws of physics between God, because mixing these two categories means<br />

misunderstanding the Either – Or of either describing and explaining a phenomenon<br />

because of its functions and possible use or understanding it within the limits of my<br />

existence, thus understanding a phenomenon as an expression of the possibilities<br />

of my own existence, e.g. in a religious sense the infinite, star-filled sky as a possibility<br />

or a metaphor for my own immortality.<br />

The consciousness of the absence of something or of alienation while we are confronted<br />

with a scientific “reality” that has become independent of the existence of<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

23


24<br />

the human being shows that human existence (“Dasein”) cannot be grasped with<br />

the methods of sciences. There is always a “more” within this existence that wants<br />

to fight its scientific explanations and revolts actively against them:<br />

I and the world that I live in are not nor should they be transparent.<br />

I am learning to live not by knowing facts, but by the existence’s own astonishing<br />

inexplicability.<br />

Raimund Rosarius (Gymnasium am Wirteltor Düren, Jhg. 13)<br />

Welche philosophischen Schlüsse lassen sich aus der globalen<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/09 ziehen?<br />

What characterizes the first glimpse of our 21st century better than a comfortable<br />

chair? Obviously the person sitting in such design furniture is in a relaxed - not yet<br />

in an overambitious - mood. Design furniture? A chair? An armchair? Do not enjoy<br />

yourself too much, avoid the feeling of losing yourself in a painting! Above all: Be<br />

precise, you have to solve a world wide crisis, the most disastrous your world has<br />

ever experienced.<br />

Suddenly you perceive another person in the background pointing towards a place<br />

outside the painting, into the direction the “design-furniture-sitter” is looking at. This<br />

person is likewise relaxed and indifferent although he does not even possess a<br />

head. His head has vanished. Nevertheless there are these structures, these dots.<br />

It reminds us of Francis Bacon’s disappearing “Head VI” which is being caught in a<br />

cube. Head VI’s reaction to his powerlessness, his discrepancy of being caught in<br />

his own physical body and at the same time wishing to be a free, classical humanbeing<br />

is an interior conflict which finds an outlet only in a rage of desperation. But<br />

keep in mind that Bacon’s painting is over fifty years old. It does not reflect the<br />

dominant mood of our time any longer. Thus you step closer towards Sigmar<br />

Polke’s millenium painting “You May be Spending a Lot of Your Weekend Thinking<br />

About Alternative Careers” in order to finally know if it is an armchair and to guess<br />

what is happening to the other man whose indifference is of sheer absurdity. Ironically<br />

the dominant, systematically arranged structure which Polke derived from<br />

early commercial half-tone dot printing evokes the painting’s opaqueness.<br />

The closer you approach these half-tone dots the less you see as all shapes seem<br />

to dissolve gradually. You try to analyze one single detail and your whole interpretation<br />

is lost, being confronted with nothing but dots. From the distance you can at<br />

least define some shapes.<br />

I am sure that most people initially blame the “design-furniture-sitter”. How useful<br />

clichés are. Have you ever seen a well-paid manager? A relaxed, perhaps amused<br />

one? People seem to search for the easiest solution first. And blaming others is apparently<br />

not a demanding task.<br />

A non-philosophical approach to the task of explaining the world-wide economic crisis<br />

tried and tested in the media is pointing the finger at the greed of some dubious<br />

elites that manifests itself in the person of a manager.<br />

In this essay I will show that parts of our system are not compatible with the zeitgeist<br />

that started to evolve at the beginning of our century. It is the inadequate way<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


of regulating our society as well as philosophical misperceptions that cause all the<br />

conflicts rather than the impact a small proportion of the world’s citizens has.<br />

Before stating which conclusions we can draw from the crisis we first have to analyze<br />

its causes deeply rooted in our philosophical perception of the world.<br />

We should realize that our whole edifice of ideas that our so-called system is based<br />

on – no matter whether our laws or the way we regulate trade, more abstract as<br />

“exchange” amongst human beings is concerned – philosophical ideas which seem<br />

to change more slowly than reality. I do not focus on the noumenal level, the<br />

“things-in-themselves” (cf. Kant) but on the phenomenal reality. This distinction<br />

suggested by Kant is essential for the understanding of economic and financial reality.<br />

I define economy as an artificial product of man’s ideas based on the evaluation<br />

of his surroundings. I do not refer to a noumenal nature of the market as some<br />

economists do.<br />

Is it not ridiculous that many people, even some managers who blame themselves<br />

in talk shows and other public arenas for popular fighters now declare that greed is<br />

the essential factor that led to the crisis although Adam Smith who can be considered<br />

one of the thinkers that created the basis for market economy as it was perceived<br />

for centuries defined greed as a natural property integrated in his system?<br />

All people should strive for their greatest benefit, which would finally make the “invisible<br />

hand” regulate everything dynamically. Thus Smith basically defined greed<br />

as an anthropological feature that ought to be used instead of being rejected in all<br />

systems. We cannot prove this premise and furthermore neuro-scientific results recently<br />

claimed to have found a form of altruism inherent in the neurological structures.<br />

But though not reflecting noumenal reality Smith’s thought was brilliant. Greed can<br />

easily be defined as one of the most destructive properties a human being might<br />

possess when interacting with other member of his species. The Roman-Catholic<br />

church even defined greed as a deadly sin. But Smith amongst other liberal thinkers<br />

– maybe unconsciously - constructed a system that was prepared for the worst<br />

case – all people naturally strive for their greatest benefit independent from all other<br />

members of their species. Whether greed as a means is intrinsically good or a sin is<br />

unimportant. According to rule utilitarianism designed by Bentham the system explained<br />

above is orientated at the purpose and end of maximizing human welfare<br />

instead of concentrating on the action’s moral value.<br />

For decades this pragmatic system was highly efficient concerning maximizing welfare<br />

in the Western World whilst other systems failed or adapted to the Western<br />

system to an extent that made them indistinguishable which led to the assumption<br />

that the premises stated before were true, a natural property of human nature. Ideologies<br />

such as Communism or Fascism that had intended to create a “better human-being”<br />

through a systematical exercise of power failed whilst the system giving<br />

each individual the greatest level of freedom in following his assumed natural impulses<br />

possible was a story of success which furthermore coined our fundamental<br />

understanding of human nature.<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

25


26<br />

How could greed destroy a system perfectly based on greed?Is it not striking that a<br />

system based for decades on the same principles of market economy suddenly<br />

failed? The answers put forward by economists are in most cases concerned with<br />

economy itself: Either the American housing-estate crisis, American neo-conservative<br />

policy or a vague term such as neo-liberalism in general, represent the real<br />

reasons when the argument of too much greed appears to be overdone rhetorically.<br />

“You May be Spending a Lot of Your Weekend Thinking About Alternative Careers”<br />

was supposed to teach us that in a homogeneous system - illustrated by the dot<br />

patterns - we miss the possibility of abstraction and thus of analysis when focussing<br />

too much on details, too much on particular elements of the crisis such as the difficulties<br />

in the stock market.<br />

The connections between the particular elements e.g. between different economic<br />

problems is by far more important than these elements themselves. In economy we<br />

rely on interdependencies. Searle explained that even in nature we cannot extract a<br />

single H2O molecule from a river and assert that it is a liquid in order to support is<br />

its holistic structure.<br />

Considering this idea economy can be interpreted as an artificial room of connections,<br />

in which objects are given a certain value for all people in order to make an<br />

exchange that is supposed to be justified and facilitates the development of a trade<br />

market. “The prices are driven by checks and balances” is a phrase every pupil has<br />

probably heard during his school career. But whether this is really reflected in the<br />

stock market where people earn money by artificially raising demands is as questionable<br />

as the question whether money has a value on its own. A currency is only<br />

of value when exchanged with other national states’ currencies. The value of one<br />

currency is relative to the value of another currency. But these problems were again<br />

obvious for decades. What made them a threat to our system in recent years? At<br />

this point I will not get lost in the same popular argumentation again: All people in<br />

the finance system knew that the crash was about to take place and the only reason<br />

why they did not apply new measures was their own greed and irresponsibility.<br />

But the painting we were occupied with shows us more than the fallacies of our perception.<br />

It shows us a changing zeitgeist, a changing mentality in our society. The person in<br />

the chair thinks about “Alternative Careers”. The ambiguity of career is essential for<br />

the understanding of the painting’s title as it is on the one hand defined as a way of<br />

livelihood and on the other hand as “progress in life”. We initially think of progress<br />

when reading career as it has been an essential part of our system, of our world<br />

view on what to achieve in life – success in competition. But we are on the verge of<br />

a new era, virtual goods, especially on the Internet, become more and more important,<br />

the world is developing towards a “global village” as Robert King Merton explained.<br />

“The medium is the message” (cf. McLuhan), not its content and its properties.<br />

In theory, the finance system can be understood only as a property of our culture.<br />

Is the movement towards a virtual culture about to provoke such fundamental<br />

changes in our thinking and finally in our system – the regulative manifestations of<br />

our perceptions - as the shift from manuscript to printing culture did? Still most peo-<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


ple will not accept my argument that the phenomenon “world-wide finance” and the<br />

resulting “economic crisis” is only an indicator for a turn towards a culture of information.<br />

“Why are we trapped in our own history?” Foucault would have asked. Why<br />

are we not able to accept changes due to new technologies? Is it not sad that since<br />

Foucault our psychological reaction towards changes in our system did not alter as<br />

Foucault wanted them to? Politicians desperately try to pump money into the market<br />

in order to heal it in the way suggested by Keynes who insisted on creating governmental<br />

support in critical times. It is probable that this will, apart from all unintended<br />

consequences which occur like a law (cf. Merton), increase debts.<br />

But something is obviously changing concerning the way citizens act. Whilst politicians<br />

panic a new way of seeming indifference has emerged amongst a wide part of<br />

the population. They do not care about a problem that occurs only in an artificial<br />

system. It is not a natural but cultural power that caused the crisis which means that<br />

it is in our power to change the regulations when we do not let ourselves get<br />

trapped in the belief that our market is driven by natural powers.<br />

Actually we are the persons sitting in the comfortable chair facing an alternative way<br />

of livelihood which is likely to be a virtual one.<br />

Weitere Essays: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/essaywettbewerbephilo/winterak<br />

ademie/wiak09/essays_<strong>2009</strong>.html<br />

Ausschreibung des<br />

Landes- und Bundeswettbewerbs Philosophischer Essay <strong>2009</strong><br />

Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II in allen Bundesländern werden aufgerufen,<br />

sich am Landes- und Bundeswettbewerb Philosophischer Essay zu beteiligen.<br />

Die Themen und die näheren Modalitäten werden den Schulen zum Ende des<br />

Monats Oktober <strong>2009</strong> zugänglich gemacht. Sie sind dann auch im Internet unter der<br />

o. a. Internetadresse abrufbar. Einsendeschluss ist der 6. Dezember <strong>2009</strong>.<br />

Die Einsendungen sind – mit Ausnahme des Landes NRW – zu richten an die<br />

jeweiligen Landesvorsitzenden des <strong>Fachverband</strong>es <strong>Philosophie</strong> (Adressen auf S.<br />

58). Für Nordrhein-Westfalen gilt als Adressat die jeweilige Bezirksregierung, die im<br />

Anschreiben an die Schulen und im Internet genauer genannt wird.<br />

Für jedes teilnehmende Bundesland (außer NRW) werden jeweils drei Landessieger<br />

ermittelt. Die Landessieger nehmen am Wettbewerb auf Bundesebene teil. In<br />

NRW werden die besten Teilnehmer aus den jeweiligen Regierungsbezirken ermittelt.<br />

Die 25 besten Essayschreiber aus dem Bundesgebiet werden (entsprechend<br />

einem Verteilungsschlüssel, der sich nach den Teilnehmerzahlen aus den Ländern<br />

bzw. Bezirken richtet) im Februar zur Philosophischen Winterakademie nach Münster<br />

eingeladen. Die beiden besten Essayschreiber, die dort ermittelt werden, vertreten<br />

die Bundesrepublik im Mai 2010 auf der XVIII. Internationalen <strong>Philosophie</strong>-<br />

Olympiade teil, die unter dem Dach der Fédération Internationale des Sociétés de<br />

<strong>Philosophie</strong> (FISP) ausgerichtet und von der UNESCO gefördert wird.<br />

http://www.learn-line.nrw.de/angebote/essaywettbewerbephilo/<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

27


28<br />

PROJEKTE: PHILOSOPHIETAG FÜR DIE KLASSEN 5/6<br />

Der <strong>Fachverband</strong> <strong>Philosophie</strong> unterstützt seit 2007 den Aufruf der UNESCO zu einem<br />

Welttag der <strong>Philosophie</strong> am 3. Donnerstag im November. In den letzten <strong>Mitteilungen</strong><br />

(Heft 48/2008, S. 30-40) wurde dazu ein Durchführungsvorschlag des Clara-<br />

Schumann-Gymnasiums in Bonn veröffentlicht. Dieser Vorschlag richtet sich hauptsächlich<br />

an ältere Schüler (Stufe 10 – 13). Ergänzend dazu sollen im Folgenden<br />

zwei Projektvorschläge dargestellt werden, die dazu dienen, bereits bei jüngeren<br />

Schülern Interesse an der <strong>Philosophie</strong> zu wecken.<br />

Projekt „Rattenscharfes Denken“<br />

„Der Abschluss<br />

des<br />

<strong>Philosophie</strong>-<br />

Projekttages<br />

‚Rattenscharfes<br />

Denken’<br />

ist spektakulär<br />

gewesen,<br />

bunt und luftig<br />

- so luftig,<br />

dass Popstar<br />

Nena vor<br />

Neid erblasst<br />

wäre: 170<br />

Fünftklässler<br />

des Ratsgymnasiums<br />

(RGS) haben<br />

gestern<br />

Mittag auf dem Festplatz Sinnfragen des Lebens an Luftballons in den blauen<br />

Himmel steigen lassen. ’Wieso gibt es uns Menschen?’ hat Lauritz (11) auf seinem<br />

Zettel notiert. Birk (11) will wissen: ‚Kann man sein Schicksal selbst bestimmen?’<br />

Cindy macht sich Gedanken über die Frage "Was passiert nach und beim Sterben?"<br />

Esther (12) fragt: ‚Gibt es ein Leben nach dem Tod?’ Niklas (10) bleibt mit<br />

seinen Gedanken bei den Lebenden und hat auf seine Frage ‚Warum ist kein<br />

Mensch richtig dumm?’ selbst eine Antwort. ‚Jeder Mensch weiß etwas’, sagte der<br />

Zehnjährige im SN-Gespräch. Und selbst wenn ein Mensch nichts wisse, sich über<br />

diesen Umstand aber im Klaren sei, wisse er was. Der Gedankengang erinnert an<br />

einen berühmten Philosophen (‚Ich weiß, dass ich nichts weiß’), und Niklas kennt<br />

den Namen: ‚Sokrates!’ […] Niklas und seinem Freund Haye (10) - dieser notierte:<br />

‚Hat das Leben einen Sinn? Wenn ja, dann welchen?’ rauchte nach all dem ‚rattenscharfen’<br />

Denken nicht der Kopf. Schließlich: Die gewichtigen Fragen sind mit<br />

Leichtigkeit ‚in die Luft geflogen’.“ - So berichteten die Schaumburger Nachrichten<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


am 18.7.2007 über den 3. Projekttag Rattenscharfes Denken, den Andreas Kraus<br />

zusammen mit Referendaren im Fach <strong>Philosophie</strong>, weiteren Lehrern und <strong>Philosophie</strong>schülern<br />

der Jahrgangsstufen 11 und 12 tags zuvor durchgeführt hatte.<br />

Bei dem Projekt, das sich Referendare und Fachleiter der Fachseminare Hannover<br />

und Stadthagen ausgedacht haben, geht es darum, dass Schülerinnen und Schüler<br />

Luftballons mit „rattenscharfen“ philosophischen Fragen steigen lassen, die sie vorher<br />

erarbeitet haben.<br />

Wie kann ein solches Projekt organisiert werden? Im folgenden einige Hinweise dazu,<br />

die hoffentlich zur Nachahmung anregen.<br />

Zu Beginn des Tages werden die 5. Klassen in jeweils drei Gruppen eingeteilt, die<br />

jeweils ein Referendar oder ein Schüler eines <strong>Philosophie</strong>kurses der 12. und 13.<br />

Klassen betreut hat. Die Gruppe hat vorher angefertigte Buttons erhalten, um den<br />

"Erlebnischarakter" dieses Tages zu bekräftigen. In den Gruppen wird mit einer Collage<br />

zum Begriff "Rattenscharfes Denken" - dem Motto, unter dem der Tag steht -<br />

begonnen. Die Schüler haben vorher den Auftrag erhalten, Material mitzubringen,<br />

das sie mit diesem Begriff verbinden. Das Erarbeiten einer solchen Collage diente<br />

einer ersten Vergewisserung darüber, was Denken (und besonders "rattenscharfes<br />

Denken") sein kann.<br />

Im Anschluss daran (etwa ab der 2. Stunde) wird ein Heft mit vorbereiteten Materialien<br />

an die Gruppe ausgegeben (erhältlich unter der u.a. Internetadresse). Sie sind<br />

grob in die Bereiche Theoretische <strong>Philosophie</strong> (Paradoxien, Begriffspyramiden, optische<br />

Täuschungen, Denk- und Fragespiele) und Praktische <strong>Philosophie</strong> (Texte<br />

und Fragebogen zu den Themen "Gewissen" und "Freundschaft") eingeteilt. Mit Hilfe<br />

dieser Materialien können die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung der<br />

Gruppenleiter selbsttätig arbeiten und eigene Schwerpunkte setzen.<br />

In der 5. Stunde sollen dann die vorher zum Teil gemeinsam, zum Teil in Einzelarbeit<br />

mit den Materialen aufgeworfenen Fragen vertieft werden. Ziel ist eine Sammlung<br />

philosophischer Fragen, aus denen jeder Schüler sich dann eine Frage aussucht<br />

und diese auf einer Postkarte notiert. Dazu schreiben die Gruppenmitglieder<br />

ihren Namen, die Schuladresse und die Bitte um eine Antwort auf die Postkarte.<br />

In der 6. Stunde werden die Karten an mit Helium gefüllten Ballons befestigt. Die<br />

Schülerinnen und Schüler lassen sie alle gemeinsam draußen vor der Schule steigen.<br />

Wichtig für das Gelingen der beiden bisher durchgeführten <strong>Philosophie</strong>tage war die<br />

Unterstützung durch das Kollegium. Mappen, in die die Schüler das zur Verfügung<br />

gestellte Material abheften konnten, hatten sie vorher im Kunstunterricht an gefertigt;<br />

auch das Füllen von jeweils über 100 Ballons mit Helium (eine langwierige Arbeit!)<br />

hatten Kollegen dankenswerterweise übernommen. Ebenso wichtig war die<br />

Beteiligung der Schüler aus Klasse 12 und 13, die mit der Verantwortung für eine<br />

Gruppe über 6 Stunden eine nicht zu unterschätzende Aufgabe übernommen hatten.<br />

Hilfreich war, dass ein minutiöser Verlaufsplan erarbeitet war, der allen Teilnehmern<br />

vorlag. So kam es insgesamt zu wenig Reibungsverlust. Auch der Termin<br />

im Schuljahr will bedacht sein: Zu früh im Jahr sollte er nicht liegen, damit sich die<br />

Schüler bereits ein wenig an die neue Schule und aneinander gewöhnt haben.<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

29


30<br />

Zeit Aktivität Material, Sozialform<br />

1.<br />

Std.<br />

2.-4.<br />

Std.<br />

5.<br />

Std.<br />

6.<br />

Std.<br />

In die entsprechenden Klassenräume gehen,<br />

dort Abholung der Schülergruppen und Gang<br />

mit der Gruppe in die nach besonderem Plan<br />

zugeteilten Räume (jede Gruppe – bestehend<br />

aus je 1/3 einer Klasse - sollte vorab durch die<br />

Klassenlehrer eingeteilt sein und sich einen<br />

Gruppennamen gegeben haben)<br />

Anschließend: Namensschilder anfertigen, Austeilen<br />

der Buttons<br />

Vororientierung: Bilder/Fotos zum Thema „Rattenscharfes<br />

Denken“ vorhanden? Kurzes Zeigen<br />

durch SuS, dabei Annäherung an das Vorverständnis<br />

des Begriffes „Scharfes Denken“<br />

Gemeinsames Anfertigen einer Collage zum<br />

Thema<br />

Klärung: Was ist eine Collage? Wie soll sie anhand<br />

des mitgebrachten Materials gestaltet<br />

werden?<br />

Anschließend: Aufhängen der fertigen Collage<br />

im Raum, in der Aula<br />

Austeilung der vorbereiteten Arbeitsmaterialien,<br />

Einigung auf Themen/Arbeitsblätter und Sozialform<br />

Wettbewerb in den 10er-Gruppen: Wer findet<br />

die rattenschärfste philosophische Frage? (mit<br />

Begründung/Vorstellung der „Rattenschärfe“ in<br />

dieser Frage)<br />

Übertragen der Fragen auf Postkarten (auf<br />

schöne Gestaltung achten, auf Absender achten:<br />

Name, Klasse, Schule, Adresse, PLZ Ort)<br />

Gang mit der Gruppe in den Raum,<br />

in dem die mit Helium gefüllten Luftballons erhältlich<br />

sind; Karte an Bindfaden befestigen<br />

Treffen aller Gruppen auf dem Festplatz<br />

Gemeinsames Steigenlassen aller Ballons<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE<br />

Tesa-Krepp, Edding,<br />

Buttons<br />

Bild-/Fotomaterial zum<br />

Thema<br />

Gespräch/Sitzkreis<br />

Wandplakate, Kleber,<br />

Farbstifte, Edding, Foto-/Bildmaterial<br />

(auch<br />

vom Gruppenleiter mitzubringen)<br />

Tesa-Krepp<br />

Arbeitsblätter, Gruppen-/Partner-<br />

/Einzelarbeit , Projektmappe<br />

zum Einlegen<br />

der ABs<br />

Einzelarbeit, dann Vorstellen/Gespräch<br />

Sammlung der Fragen<br />

auf Wandzeitung/Tafel<br />

Postkarten, gelocht<br />

(1x)<br />

Farbstifte<br />

Luftballons, Bindfaden,<br />

Postkarte<br />

Luftballons<br />

Musik : Nena «99 Luftballons»<br />

Zusammengestellt nach Materialien von Hipolito-Jorge Lorenzo, Konrad Pahlke,<br />

Bettina Mußmann und Andreas Kraus. Weitere Informationen ZDPE 1/2006, S.<br />

77f., bmussmann@gmx.de, Kraus-Stadthagen@t-online.de<br />

Die angesprochenen Materialien und Arbeitsblätter stehen zum Download bereit<br />

unter: http://www.rgs-stadthagen.de/upload/dokumente/Rattenscharf.pdf


Projekt<br />

„Nimm Dein Glück in die Hand<br />

und gib es weiter“<br />

Idee<br />

Am Welttag der <strong>Philosophie</strong> trafen sich die Schülerinnen und Schüler beider <strong>Philosophie</strong>kurse<br />

der 12 zum philosophischen Gespräch mit Schülerinnen und Schülern<br />

zweier Klassen der Jahrgangsstufe 5 des Einhard-Gymnasiums. Um dem aktuellen<br />

Beispiel einer Heidelberger Schule zu folgen, kamen wir auf die Idee des intensiven<br />

Gesprächs über Glück. Damit wollten wir vor allem auch für das Schulfach „Glück“<br />

in unserer Schule werben. Hinzu kam, dass wir für uns „Glück“ als im Zentralabitur<br />

relevantes Thema auf diese Weise veranschaulichen und verständlicher machen<br />

konnten, mit dem „Praktizieren“ möglichst nah am wirklichen Leben. Außerdem<br />

wollten wir die „Ersties“ auf dem Einhard-Gymnasium für das Fach <strong>Philosophie</strong> begeistern<br />

und ihnen zeigen, dass es mehr bietet als nur einen Ersatz für Religion.<br />

Um den Weg großer Philosophen wie Sokrates und vieler Anderer zu verfolgen,<br />

suchten wir das Gespräch zu den kleinen unbeeinflussten Fünftklässlern, indem wir<br />

mit ihnen in angenehmer Atmosphäre um den Teich gingen. Sokrates hinterlässt<br />

uns vor allem die Botschaft, dass das Gehen beim <strong>Philosophie</strong>ren zu belebenden<br />

Ideen beflügelt. Doch schwungvolle Ideen gab es nicht nur auf Seiten der Fünfer,<br />

sondern auch wir konnten unser eigenes Menschsein in ihnen wiederfinden. Kinder<br />

sind die besten Philosophen, da sie Fragen stellen und auch beantworten.<br />

Planung<br />

Auf das Gespräch mit unseren Glückskindern haben wir uns intensiv vorbereitet.<br />

Als erstes haben wir unsere Lernziele in Form von fünf kurzen und leicht verständlichen<br />

Aufforderungen formuliert:<br />

1. Tu was! 2. Trau dich raus! 3. Engagier’ dich! 4. Bleib am Ball! 5. Übertreib’s nicht!<br />

Außerdem überlegten wir uns Leitfragen zu bestehenden Glückserfahrungen, um<br />

das Gespräch einzuleiten, wie z. B.: „Was macht Dich glücklich? Wen machst Du<br />

glücklich?“<br />

Für die Verlaufsplanung beschäftigten wir uns mit der sokratischen Lehre, der sogenannten<br />

Hebammenkunst, mit der wir beabsichtigten, den Kindern philosophische<br />

Gedanken zu entlocken. Jeder schrieb eine persönliche Einladung an die<br />

Fünftklässler, um bereits im Voraus eine herzliche Atmosphäre zu schaffen.<br />

Durchführung<br />

Wir trafen uns am Sitzrondell an unserem Schulteich, wo die Fünftklässler schon<br />

aufgeregt auf uns warteten. Der Himmel war blau, die Sonne lachte und somit war<br />

unser erster Glücksmoment schon gesichert. Die Glücksfee, ausgestattet mit einer<br />

tollen Krone, teilte die Gesprächspaare ein. Auf jeden Fünftklässler kam ein Schüler<br />

der Stufe 12, eine optimale Aufteilung, was für ein Glück! Das Gespräch nahm seinen<br />

Lauf, sobald wir anfingen um unseren schönen Teich zu gehen. Wir haben uns<br />

absichtlich diesen besonderen Ort zum <strong>Philosophie</strong>ren ausgesucht, da schon der<br />

griechische Philosoph Epikur in den Garten ging um zu philosophieren. Dort hat<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

31


32<br />

man beste Voraussetzungen: frische Luft für freie Gedanken, Ablenkung, wenn es<br />

zu Gedankenstaus kommt, und des Weiteren bietet die Natur die Möglichkeit unsere<br />

fünf Glückssymbole zu erläutern:<br />

- der Baumast als Spannungsbogen (nach Aristoteles sind im Griechischen die<br />

Worte „bios“ = Leben und „bios“ = Bogen ein Wort mit verschiedenen Betonungen,<br />

das philosophische „Glück der Fülle“ ist wie ein Bogen,<br />

- das Efeublatt mit fünf Zacken für fünf Glücksregeln nach dem Prinzip „Give me<br />

five“,<br />

- der Stein als Erinnerung an das Wichtigste im Leben, die Glückssuche,<br />

- die Papier-Krone, weil jeder einzelne Mensch wichtig ist, und<br />

- die Mandarine – im Chinesischen lauten die Worte „Mandarine“ und „Glück“<br />

gleich, diese Frucht ist für uns auch wichtig, weil sie nicht nur Vitamin C hat,<br />

sondern auch „Vitamin PL oder PP“.<br />

Der Höhepunkt war die symbolische Jungfernfahrt der Glücksboote; sie zeigte,<br />

dass die Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, ihr Lebensschiff selbst zu<br />

steuern. Als Abschluss gab es ein Glück-Erinnerungsgeschenk von unserer Seite<br />

und ein Glückszeugnis von Seiten der Fünftklässler.<br />

Abschließend unser Wunsch an die Schulleitung für die Zukunft: Nächstes Jahr<br />

würden wir uns gern wiedersehen und wieder philosophieren - dann als hoffentlich<br />

immer noch glückliche Schülerinnen und Schüler der 13 und der 6.<br />

Maria Behre<br />

Weitere Informationen bei der Verfasserin<br />

An der Ellermühle 2, 52066 Aachen<br />

Philosophisches Café Wuppertal<br />

In Wuppertal hat sich eine Initiative gebildet, die montags um 19 Uhr in regelmäßigen<br />

Abständen ein philosophisches Café veranstaltet. Die Veranstaltungen stehen<br />

jeweils unter einem Thema und werden durch einen Vortrag eines Experten dazu<br />

eingeleitet. Am 27. April war Prof. Bazon Brock zu Gast mit dem aktuellen Thema:<br />

„Spekulation als Grundmuster der Realität – die Banker als Geistesarbeiter“<br />

Die nächsten Veranstaltungen:<br />

8. Juni <strong>2009</strong>: „Theorie als Praxis“ (Dr. Markus Meyer)<br />

22. Juni <strong>2009</strong> „Über das Weibliche“ (Dr. Massimo Ulivari)<br />

6. Juli <strong>2009</strong> „Körper ohne Materie – Nietzsches Denken am Leitfaden des<br />

Leibes“ (Dr. Filippo Smerelli)<br />

Ort der Veranstaltungen: Internationales Begegnungszentrum der Caritas. Hünefeldstr.<br />

54a (Tel. 0202-280520)<br />

Kontakt: Initiative Philosophisches Café Wuppertal: philcafewup@aol.com.<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Axel Ziemke<br />

Gehirn und Bewusstsein<br />

Eine Unterrichtsreihe über die Analytische <strong>Philosophie</strong> des Geistes<br />

Interesse an diesem Thema zu motivieren, erübrigt sich. Zu sehr ist es mit den Erfolgen<br />

der modernen Hirnforschung Thema öffentlicher Diskussionen. Zu sehr trifft<br />

es durch seine Bezüge zu Fragen wie jener nach individueller Unsterblichkeit oder<br />

individueller Freiheit seit jeher das Selbstverständnis eines jeden selbstständig<br />

denkenden Menschen. Dargestellt werden soll hier, wie ich dieses Thema in einer<br />

Unterrichtsreihe der 13. Klasse meiner Schule behandle. Meine Schule ist eine<br />

Waldorfschule. Der im eigentlichen Sinne „gymnasiale“ Unterricht beschränkt sich<br />

auf die 13. Klasse. Die Schülerinnen und Schüler haben seit der 12. Klasse <strong>Philosophie</strong>unterricht.<br />

In der 13. Klasse belegen sie <strong>Philosophie</strong> als mündliches Prüfungsfach.<br />

Für das Thema nicht unerheblich ist, dass ich mit ihnen parallel zu der<br />

hier darzustellenden Unterrichtsreihe im Fach Biologie das Thema Neurobiologie<br />

behandle, wodurch interessante fachübergreifende Bezüge möglich sind. Als Ziel<br />

meiner Unterrichtsreihe sehe ich, dass die Schülerinnen und Schüler eigene Positionen<br />

zu der Frage nach dem Verhältnis von Gehirn und Bewusstsein entwickeln,<br />

ihre eigenen Positionen argumentativ vertreten und sich mit anderen Positionen kritisch<br />

auseinandersetzen können, aber auch, dass sie andere Positionen würdigen<br />

und ihnen mit der Bereitschaft zur Korrektur ihrer eigenen Auffassungen begegnen<br />

können. Ich erhebe diese Ansprüche sowohl hinsichtlich der Auseinandersetzung<br />

mit den verschiedenen Positionen in der aktuellen philosophischen Diskussion, als<br />

auch hinsichtlich einer Gesprächskultur innerhalb der Lerngruppe.<br />

Hinführung zum Körper-Geist-Problem<br />

Um die Problemstellung der Unterrichtsreihe zu explizieren, kann ich zumeist an<br />

Diskussionen aus dem vorangehenden Schuljahr anknüpfen. Die Frage nach individueller<br />

Unsterblichkeit oder Reinkarnation bringen die Schülerinnen und Schüler<br />

schnell in den Zusammenhang mit der Frage, ob es „im“ menschlichen Körper „etwas“<br />

gibt, das den Tod dieses Körpers überlebt oder sogar schon vor seiner Zeugung<br />

„da“ war, auch wenn die spontanen Antworten auf diese Frage zunächst in<br />

der Regel religiös oder eben anti-religiös orientiert sind. Anknüpfend an den Substanzbegriff<br />

der Renaissancephilosophie explizieren wir die beiden grundsätzlichen<br />

Antwortmöglichkeiten: Die monistische Position geht nur von einer, zumeist der materiellen<br />

Substanz aus und impliziert, dass nach dem Tod des Körpers nichts „Seelisches“<br />

mehr bestehen kann. Die dualistische Position hingegen nimmt zwei verschiedene<br />

Substanzen an, die Körper und Seele des Menschen zugrunde liegen,<br />

und lässt die Möglichkeit offen, dass etwas Seelisches des Menschen den Tod des<br />

Körpers überleben oder auch seiner Zeugung vorangehen könnte. Den letztgenannten<br />

Standpunkt verbinden wir mit einer Bearbeitung der ersten vier Paragraphen<br />

des vierten Teils des „Discours de la méthode“ von René Descartes. Im Unterrichtsgespräch<br />

sollen die Schülerinnen und Schüler ihre nun als monistisch oder<br />

dualistisch klassifizierten Standpunkte auch jenseits ihrer jeweiligen religiösen Be-<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

33


34<br />

züge vertreten. Vielfältige alltagspsychologische Intentionen spielen dabei für die<br />

dualistischen Spontan-Argumente eine Rolle, Bezüge auf die Hirnforschung vor allem<br />

für die monistischen. Klassische und moderne Ergebnisse der Hirnforschung<br />

werden dabei in die Diskussion einbezogen, soweit möglich aus dem parallel laufenden<br />

Neurobiologiekurs, sonst anhand aktueller Publikationen. Eine Kurzdarstellung<br />

des Konzepts von John Eccles lesen wir als Beispiel dafür, dass es auch Neurowissenschaftler<br />

gibt, die dualistische Positionen beziehen.<br />

Materialismus<br />

Auf diese Weise nähert sich die Problemsicht der Schülerinnen und Schüler zunehmend<br />

jener der Analytischen <strong>Philosophie</strong>. Um diese zu explizieren, lesen wir im<br />

Anschluss einen Text von John Searle (M1), in dem er als Teilaspekte des Körper-<br />

Geist-Problems Bewusstsein, Subjektivität, Intentionalität und mentale Verursachung<br />

herausstellt: Wie kann es sein, dass ein materielles Gehirn über bewusste<br />

mentale Zustände verfügt? Wie kann es sein, dass diese Zustände nur mir und<br />

niemandem anders zugänglich sind? Wie können diese mentalen Zustände von etwas<br />

außerhalb des Gehirns handeln, sich auf etwas anderes beziehen? Wie können<br />

diese Zustände meine Handlungen verursachen? In Übungsform beziehen die<br />

Schülerinnen und Schüler diese Aspekte auf verschiedene mentale Zustände. Ihnen<br />

wird dabei auch deutlich, dass alle mentalen Zustände bewusst und subjektiv,<br />

nicht alle hingegen intentional sind und längst nicht alle mentalen Verursachungen<br />

zugrunde liegen.<br />

Wenn die Schülerinnen und Schüler wirklich Klarheit über das Problem gewonnen<br />

haben, lesen sie Searles Argumentation gegen den Dualismus, die sich zumeist<br />

sehr deutlich an ihre im Anschluss an die Hirnforschung gewonnenen eigenen Intuitionen<br />

anschließt (M2). Mentale Verursachung und Intentionalität als Aspekte mentaler<br />

Zustände lassen sich auf dualistischer Grundlage nicht verstehen, ohne die<br />

Erhaltungssätze der Physik, ja ein modernes Konzept von Kausalität überhaupt in<br />

Frage zu stellen. Okkasionalismus, Parallelismus und Epiphänomenalismus werden<br />

kurz als letztendlich unbefriedigende Alternativen diskutiert. Anschließend lernen<br />

die Schülerinnen und Schüler Searles eigene Position zum Körper-Geist-Problem<br />

kennen, die einer materialistischen Position entsprechen würde (auch wenn Searle<br />

sie selbst nicht so nennt): Überall in der Welt begegnen uns Makro- und Mikroeigenschaften<br />

von bestimmten Dingen. Die Mikroeigenschaften verursachen die Makroeigenschaften<br />

und sind ihrerseits in Form dieser Mikroeigenschaften realisiert.<br />

Das Verhalten der H2O-Moleküle verursacht die Flüssigkeit des Wassers. Die Flüssigkeit<br />

des Wassers ist realisiert im Verhalten diese Moleküle. Ebenso sind mentale<br />

Zustände Makroeigenschaften des Gehirns, die von neuronalen Aktivitäten als Mikroeigenschaft<br />

verursacht wird und in Form dieser neuronalen Aktivität realisiert ist.<br />

Mentale Zustände sind also physikalische Zustände des Gehirns – nur eben auf einer<br />

höheren Ebene als die physikalisch messbare Aktivität der Nervenzellen oder<br />

ihrer Neurotransmitter. (M3 – Der Text ist verhältnismäßig alt, aber besser geeignet<br />

als Searles jüngere Darstellungen, in denen er zwar im Wesentlichen den gleichen<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Standpunkt vertritt, aber leider auf seine sehr anschaulichen Analogien verzichtet –<br />

vielleicht weil sie doch sehr naiv erscheinen.)<br />

Nachdem die Schülerinnen und Schüler Searles Position rekonstruiert haben, untersuchen<br />

sie im Rückgriff auf ihre neurobiologischen Kenntnisse seine Tragfähigkeit<br />

in Bezug auf die vier von ihm selbst explizierten Probleme. Ihnen wird dabei<br />

deutlich, dass dieser Ansatz zwar die Probleme der Intentionalität und der mentalen<br />

Verursachung, nicht aber die Probleme des Bewusstseins und der Subjektivität als<br />

Teilaspekte des Körper-Geist-Problems löst. Hinsichtlich des Bewusstseins verweist<br />

selbst Searle auf die empirischen Rätsel, die die künftige Forschung zu lösen<br />

habe. Hinsichtlich der Subjektivität liefert sein Ansatz keine wirkliche Erklärung: Wo<br />

uns in der Natur auch Makroeigenschaften von Dingen begegnen, sind sie, wie die<br />

Mikroeigenschaften auch, eindeutig objektiv, also aus einer Perspektive dritter Person<br />

beschreibbar. Die Flüssigkeit des Wassers kann jeder Mensch beobachten, so<br />

wie jeder Wissenschaftler sie als H2O-Moleküle verstehen kann. Es ist keine Eigenschaft,<br />

die „nur dem Wasser selbst“ zugänglich wäre. Makroeigenschaften des Gehirns<br />

in diesem Sinne sind, dass es eine graue bis weiße glibbrige Masse ist, oder<br />

auch, dass es im EEG messbare globale Aktivitätsmuster hat, nicht aber, dass es<br />

mentale Zustände aufweist. Man kann vielleicht auch hier von „subjektiven Makroeigenschaften“<br />

sprechen, hat damit aber zu einem Verständnis des Körper-Geist-<br />

Problems oder gar zu seiner Lösung nichts gewonnen.<br />

Dualismus<br />

Diesen Kritikansatz, den die Schülerinnen und Schüler oftmals sehr selbstständig<br />

entwickeln können, verdeutlichen wir uns im Rückgang auf zwei klassische Kritikansätze<br />

des Materialismus. Der erste davon ist Thomas Nagels Aufsatz „Wie ist es,<br />

eine Fledermaus zu sein?“ Wir wissen eine ganze Menge über die neuro- und verhaltensbiologischen<br />

Grundlagen der Echoortung von Fledermäusen. Können wir<br />

aber auf Grund dieses Wissens auch nur die mindeste Vorstellung darüber gewinnen,<br />

wie es „für“ eine Fledermaus ist, ihre Welt auf diese Art und Weise wahrzunehmen?<br />

Anders als im Falle einer Fledermaus haben wir eine gewisse Vorstellung<br />

davon, „wie es ist, ein Mensch zu sein“, unsere Welt wahrnehmend, denkend, fühlend<br />

und wollend zu erleben. Vor diesem Erfahrungshintergrund können wir durchaus<br />

die bisherigen und künftigen Ergebnisse neuro- und verhaltenswissenschaftlicher<br />

Forschung als „Korrelationen“ unseres Erlebens interpretieren. Ohne diesen<br />

Erfahrungshintergrund würden wir aber diesen Ergebnissen am Menschen ebenso<br />

hilflos gegenüberstehen wie im Falle der Fledermaus. Die Perspektive des Neurobiologen,<br />

der das Gehirn von Menschen oder Fledermäusen untersucht und die<br />

Perspektive des Menschen und der Fledermaus selbst sind so verschieden, dass<br />

eine Identifikation der neuronalen Aktivität, die der eine beschreibt, und der seelischen<br />

Zustände, die die oder der andere erlebt, mit jenem simplen Wort „ist“<br />

schlichtweg unverständlich ist (M4).<br />

Der andere Ansatz ist ein Gedankenexperiment von Frank Jackson: Stellen wir uns<br />

eine Neurobiologin namens Mary vor. Sie hat ihr ganzes Leben über in einem<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

35


36<br />

Raum gelebt hat, in dem man genauestens darauf geachtet hat, dass es dort keine<br />

Farben gibt, sondern nur Schattierungen von weiß, grau und schwarz. Ihre Informationen<br />

über die äußere Welt wurden ihr durch Schwarz-Weiß-Fernsehen übermittelt.<br />

Stellen wir uns weiter vor, dass sie auf die eine oder andere Weise alles über<br />

das Gehirn erfahren hat und darüber, wie es funktioniert. Sie kann die Natur des<br />

Denkens, Fühlens und Wahrnehmens, einschließlich des Wahrnehmens von Farben<br />

neurowissenschaftlich vollkommen erklären. Stellen wir uns nun weiter vor,<br />

dass sie eines Tages aus ihrem Raum entlassen wird und das erste Mal einen<br />

blauen Himmel, eine grüne Wiese, bunte Blumen sieht. Würde sie nicht mit dieser<br />

Erfahrung ein völlig neues Wissen gewinnen? Ein Wissen, das also nicht enthalten<br />

ist in ihrem Wissen über das Gehirn und das visuelle System. Vorausgesetzt also,<br />

sie weiß beispielsweise alles über die neuronalen Zustände, die auftreten, wenn<br />

jemand eine rote Tomate sieht, würde sie dennoch nicht wissen „wie es ist, rot zu<br />

sehen“. Ihre utopische Neurowissenschaft kann etwas im Erleben eines Menschen<br />

nicht erfassen, weil es eben keine Eigenschaft des Gehirns ist.<br />

Wiederum kann aus der Perspektive neurowissenschaftlicher Forschung etwas -<br />

nun recht konkret fassbares - nicht verstanden werden, was nur über die in unserem<br />

eigenen Erleben wurzelnden Perspektive zugänglich ist: die Qualität „rot“. Man<br />

nennt dies das „Qualia-Problem“ (M5).<br />

Beide Argumente finden Schülerinnen und Schülern sofort einleuchtend, meistens<br />

aber nur darum, weil sie sie missverstehen. Man kann dieses Missverständnis etwa<br />

so rekonstruieren:<br />

Ein Wissenschaftler hätte das Bewusstsein der Fledermaus erst dann erklärt, wenn<br />

er sich in das Innenleben einer Fledermaus „hineinversetzen“ kann. Mary hätte die<br />

Farbwahrnehmung erst dann erklärt, wenn sie sich selbst Farben „vorstellen“ kann.<br />

Dieses Missverständnis findet sich auch bei vielen bedeutenden Neurowissenschaftlern<br />

(etwa M6) und entsprechend leicht scheinen sich die Argumente entkräften<br />

zu lassen: Man verlangt doch auch von einem Meteorologen nicht, dass er sich<br />

in einen Sturm verwandelt, wenn er seine Entstehung erklären will. Man hat den<br />

Sturm erklärt, wenn man ihn hinreichend beschreiben kann und alle Ursachen seiner<br />

Entstehung kennt. Man hat das Problem der Subjektivität erklärt, wenn man die<br />

Dynamik der neuronalen Ereignisse beschrieben hat, aus denen Bewusstsein besteht.<br />

Man hat erklärt, dass es irgendwie ist, eine Fledermaus zu sein, wenn man<br />

die Dynamik eines Fledermausgehirns verstanden hat. Man hat die Farbempfindung<br />

erklärt, wenn man die Dynamik der neuronalen Aktivität bei der Wahrnehmung<br />

einer Farbe erklärt hat. Man hat die Subjektivität des menschlichen Bewusstseins<br />

erklärt, wenn man die Dynamik des menschlichen Gehirns verstanden hat. So<br />

funktioniert nun mal Wissenschaft – egal ob sie Elementarteilchen, das Wetter oder<br />

Gehirne erforscht. Diesem Missverständnis ist entgegen zu setzen, dass es Nagel<br />

und Jackson keineswegs darum geht, dass Wissenschaftler die Perspektive einer<br />

Fledermaus oder eines rot empfindenden Menschen einnehmen müssten. Man<br />

nennt diese Argumente „Argumente des unvollständigen Wissens“, weil es lediglich<br />

darum geht, alles zu wissen, was es über diese Perspektive zu wissen gibt. Sie be-<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


haupten, dass es ein Wissen gibt, welches man nur haben kann, nachdem man eine<br />

Fledermaus gewesen oder Farben empfunden hat. Ein Wissen, das sich aus der<br />

Perspektive dritter Person, also etwa des forschenden Neurowissenschaftlers nicht<br />

erschließen lässt. Erst dann sind die Argumente nicht mehr trivial – allerdings auch<br />

weniger schlagend. Denn nun stellt sich die Frage nach der Natur von „Wissen“:<br />

Gewinnt man aus der Perspektive der Fledermaus oder des rot empfindenden<br />

Menschen wirklich ein neues Wissen oder eben dasselbe Wissen aus einer anderen<br />

Perspektive (wie etwa Patricia Churchland sagen würde)? Könnte es nicht sein,<br />

dass Mary ihren Raum verlässt und sagt: Super, dass ich endlich mal selbst Farben<br />

sehe. Aber es ist exakt das, was ich aufgrund meines neurobiologischen Wissens<br />

erwartet hätte.<br />

Eliminativer Materialismus<br />

Dennoch scheint es so, als ob der Materialismus mit den Aspekten des Bewusstseins<br />

und der Subjektivität eben solche Probleme hätte wie der Dualismus mit jenen<br />

der Intentionalität und der mentalen Verursachung. Diese Probleme lassen sich<br />

auch in unzähligen Texten von Neurowissenschaftlern über die neurobiologischen<br />

Grundlagen mentaler Zustände wieder finden, so dass es genügend Möglichkeiten<br />

gibt, die Rekonstruktion und Kritik solcher Texte durch die Schülerinnen und Schüler<br />

erüben zu lassen. Als einen sehr konsequenten materialistischen Ansatz, der<br />

sich derartigen Kritikansätzen entzieht, lernen die Schülerinnen und Schüler darauf<br />

hin den eliminativen Materialismus von Patricia Churchland kennen. Dieser Ansatz<br />

bietet nicht zuletzt auch die Möglichkeit, Materialismus als Reduktionismus zu rekonstruieren<br />

und somit eine wissenschaftstheoretische Perspektive in die Diskussion<br />

des Körper-Geist-Problems einzubeziehen. Hierzu muss zunächst das Reduktionskonzept<br />

des Wiener Kreises eingeführt werden: Reduktionen betreffen eigentlich<br />

nicht Begriffe, sondern Theorien. Die Theorie eines komplexeren Phänomenbereiches<br />

wird reduziert, indem sie aus einer grundlegenden Theorie logisch abgeleitet<br />

wird. Im Zusammenhang dieser Ableitung können dann Begriffe der reduzierten<br />

Theorie mit Begriffen der grundlegenderen Theorie identifiziert werden. Die Schülerinnen<br />

und Schüler kennen aus dem naturwissenschaftlichen Unterricht in der Regel<br />

eine breite Palette solcher Reduktionen, auf die zur Verdeutlichung dieses Ansatzes<br />

Bezug genommen werden kann. Im Kontext des Körper-Geist-Problems ist<br />

nun klar, dass es sich bei der grundlegenderen Theorie um eine neurobiologische<br />

Theorie des Bewusstseins (oder auch einzelner mentaler Zustände) handelt. Die zu<br />

reduzierende Theorie ist nun nach Churchlands Auffassung in diesem Falle gar<br />

keine wissenschaftliche Theorie, sondern das komplexe System alltäglicher Annahmen<br />

über das menschliche „Seelenleben“, welches jedem von uns zur Vorhersage<br />

des Verhaltens anderer Menschen dient: die „folk psychology“ oder etwas abwertender<br />

„grandmother psychology“, deutsch meist übersetzt als „Alltagspsychologie“).<br />

Des weiteren macht Churchland darauf aufmerksam, dass kaum eine der erfolgreichen<br />

Reduktionen in der Wissenschaftsgeschichte dem Reduktionsschema<br />

des Wiener Kreises entspricht. Meist muss die zu reduzierende Theorie nach der<br />

Reduktion modifiziert, nicht selten sogar gänzlich verworfen (falsifiziert) werden. Die<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

37


38<br />

Begriffe dieser Theorie können in diesem Fall nicht mit Begriffen der grundlegenden<br />

Theorie identifiziert werden, weil das durch diese Begriffe Beschriebene sich als<br />

überhaupt nicht existent erweist (wie z.B. „Wärmestoff“, „Phlogiston“, „Äther“, „Entelechie“,<br />

„Lebenskraft“). Der Begriff muss also eliminiert werden. Es entsteht also ein<br />

Spektrum von Reduktionen zwischen „retentiven“ Reduktionen im Sinne des Wiener<br />

Kreises und „eliminativen Reduktionen“. Im Falle der Alltagspsychologie ist es<br />

nun nach Churchlands Auffassung sehr wahrscheinlich, dass ihre Reduktion auf die<br />

Neurobiologie eliminativ sein wird, wir also davon ausgehen müssen, dass die Alltagspsychologie<br />

falsch und mentale Zustände im Sinne dieser Theorie schlichtweg<br />

nicht existent sein könnten. (M7)<br />

Im Rückgriff lässt sich Searles Ansatz also als ein „retentiver Reduktionismus“ verstehen.<br />

(Searle selbst macht eine, wie ich finde, weniger fundierte Unterscheidung,<br />

wenn er seinen eigenen Ansatz eine „kausale Reduktion“ nennt und sie der „ontologischen<br />

Reduktion“ von Churchland gegenüber stellt.). Er akzeptiert die Bewusstheit,<br />

Subjektivität, mentale Verursachung und Intentionalität als Aspekte mentaler<br />

Zustände, die die Neurowissenschaften zu erklären haben, und sagt ganz explizit:<br />

„Wenn Ihre Theorie einen dieser Aspekte leugnet, dann wissen Sie, dass sie etwas<br />

falsch gemacht haben!“ Eben hier liegt entsprechend auch der Ansatzpunkt der genannten<br />

Kritikansätze. Churchland hingegen betrachtet die Sache ganz anders:<br />

Wenn in einer hinreichend empirisch fundierten neurobiologischen Theorie Subjektivität<br />

oder mentale Verursachung nicht plausibel sind, dann sind die so beschriebenen<br />

mentalen Zustände eben nicht subjektiv (im Sinne der Alltagspsychologie)<br />

oder verursachen selbst keine Handlungen – und die Kritik läuft ins Leere. Entsprechend<br />

lassen sich viele der neueren Versuche, die menschliche Entscheidungsfreiheit<br />

oder die Existenz eines menschlichen „Ich“ zu bestreiten, als „eliminative Reduktionen“<br />

rekonstruieren. Inwieweit dies in der hier dargestellten Unterrichtsreihe<br />

geschehen kann, ist eine Zeitfrage. Obgleich der Ansatz Churchlands einem philosophisch<br />

geprägten Menschen geradezu absurd erscheinen mag, ist er oftmals für<br />

Schüler sehr attraktiv, die von der methodischen Stringenz neurobiologischer Forschung<br />

im Neurobiologiekurs begeistert sind. (Ich habe es noch nie bei Schülerinnen<br />

erlebt.) Lohnende Texte zum Erüben der Unterscheidung beider Reduktionismen<br />

und zur Vertiefung der Kritikansätze finden sich gerade im deutschen Sprachraum<br />

zuhauf in Kontext des so genannten „nicht-reduktiven Physikalismus“, der<br />

sich unter der Lupe des Reduktionsverständnisses von Churchland ganz klar als<br />

„retentiver Reduktionismus“ erweist (etwa M8).<br />

Funktionalismus<br />

Wenn auch viele Ansätze mit der Perspektive liebäugeln ein „dritter Weg“ zwischen<br />

Materialismus und Dualismus zu sein, erfüllt m.E. als einzige bedeutende moderne<br />

philosophische Position der Funktionalismus diesen Anspruch, eine gleichzeitig<br />

nicht-reduktionistische und nicht-dualistische Sicht auf das Körper-Geist-Problem<br />

zu liefern. Der Funktionalismus definiert einen bestimmten mentalen Zustand nicht<br />

als neuronalen Aktivitätszustand, aber auch nicht als Zustand einer „Seelensubstanz“,<br />

sondern durch seine Funktion oder „funktionale Rolle“ in der „funktionalen<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Organisation“ des Gehirns. Er ist in diesem Rahmen gekennzeichnet durch seine<br />

kausalen Relationen zu Inputs (Wahrnehmungen, Empfindungen, gehörter oder gelesener<br />

Sprache etc.), zu Outputs (Handlungen, gesprochene oder geschriebene<br />

Sprache etc.) und zu anderen mentalen Zuständen. (Beispiele in M9.) Der Funktionalismus<br />

ist insofern nicht-reduktionistisch als es für den so gekennzeichneten<br />

mentalen Zustand weitgehend gleichgültig ist, in was für einem materiellen System<br />

oder durch welche neuronalen Zustände er realisiert ist. Er ist aber ebenso nichtdualistisch,<br />

als er (zumindest nach Auffassung der übergroßen Mehrheit der Autoren)<br />

in irgendeinem materiellen System realisiert sein muss. Was eine funktionale<br />

Organisation ist, lässt sich Schülerinnen und Schülern leicht an vielen Alltagsgegenständen<br />

deutlich machen. Uhren, Mausefallen, Cola-Automaten und viele andere<br />

Dinge haben eine auf diese Weise bestimmbare Funktion, die physikalisch in<br />

vielfältigster Weise realisiert sein kann. Schwerer ist ein Begriff dafür zu entwickeln,<br />

was tatsächlich mit „Relationen“ gemeint ist. Denn nur so wird deutlich, dass es einen<br />

mentalen Zustand „an sich“ nicht gibt, sondern er eben erst durch die Relationen,<br />

in denen er steht, zu einem solchen wird.<br />

Die „multiple Realisierbarkeit“ mentaler Zustände wird nicht zuletzt philosophische<br />

Grundlage für die Forschungen zur Künstlichen Intelligenz, die sich den Schülerinnen<br />

und Schülern anhand aktueller Publikationen näher bringen lassen. Wenn es<br />

für einen mentalen Zustand unerheblich ist, in was für einem System er realisiert ist<br />

(wenn es nur komplex genug ist), dann kann man ihn auch in einem technischen<br />

System realisieren. Hier liegt dann auch die Grundlage für die bedeutsamste funktionalistische<br />

Analogie, die Computerprogramm-Analogie: Geist und Körper verhalten<br />

sich zueinander wie Software und Hardware eines Computers. (Viele Autoren<br />

halten diese Analogie für überholt, zeigen damit aber lediglich, dass auch sie nicht<br />

verstanden haben, was eine Relation ist: In der Tat wird heute kein Wissenschaftler<br />

mehr meinen, dass unser Gehirn einem Computer und unser Geist einem Computerprogramm<br />

vergleichbar ist. Dennoch könnte es die Relation der Realisierung des<br />

einen in dem anderen sein. Hingegen ist es schwer vorstellbar, dass mentale Zustände<br />

tatsächlich an Aktionspotenziale gebunden sein sollen, die durch spannungsabhängige<br />

Kalium- und Natriumkanäle fortgeleitet werden.) Als Konsequenz<br />

für die Erforschung mentaler Zustände ergibt sich zudem, dass der Neurobiologie<br />

hier nur eine untergeordnete Rolle zukommen kann. Mit neurobiologischen Methoden<br />

den menschlichen Geist erforschen zu wollen ist aus funktionalistischer Sicht<br />

ebenso wenig sinnvoll wie mit einem Spannungsprüfer herausbekommen zu wollen,<br />

was für ein Programm gerade auf einem Computer läuft. (Auch hier wäre es sinnvoller,<br />

die Inputs über das Keyboard mit den Outputs über den Bildschirm zu vergleichen.)<br />

Neurobiologie kann lediglich untersuchen, wie mentale Zustände allgemein<br />

im Gehirn „implementiert“ sind. Die eigentliche Untersuchung mentaler Zustände<br />

bleibt der Psychologie, der Künstlichen Intelligenz (im Sinne der „Kognitiven<br />

Simulation“) oder auch der <strong>Philosophie</strong> überlassen.<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

39


40<br />

Kritik des Funktionalismus – Das Chinese-Room-Argument<br />

Der Widerspruch vieler Schülerinnen und Schüler regt sich vor allem an der Konsequenz<br />

einer technischen Realisierung mentaler Zustände. Ein klassischer Kritikansatz,<br />

mit dem ihre Zweifel rationalisiert werden können, stammt wieder von John<br />

Searle: Das „Chinese Room Argument“. Stellen wir uns einen Menschen vor, der<br />

kein Chinesisch versteht. Er sitzt in einem Zimmer, welches zwei Fenster hat und<br />

mit Büchern gefüllt ist, die Regeln der sinnvollen Zuordnung von chinesischen Worten<br />

und Sätzen zu anderen chinesischen Worten und Sätzen enthalten. Durch das<br />

eine Fenster geben ihm Chinesen Zettel mit „Fragen“ herein, deren ihm völlig unverständliche<br />

Schriftzeichen er in den Büchern aufsucht und nach den Anweisungen<br />

in den Büchern „Antworten“ in Form von ihm genau so unverständlichen<br />

Schriftzeichen verfasst und wieder nach draußen reicht - wo die Chinesen sich über<br />

seine verständige Beantwortung ihrer Anliegen freuen. Searle hebt in seinem Argument<br />

darauf ab, dass in diesem Zimmer genau dasselbe passiert, wie in einem<br />

Computer: Zeichenketten werden nach rein syntaktischen Regeln ineinander verwandelt<br />

und so den eingegebenen Zeichenketten die auszugebenden zugeordnet.<br />

Was diese Zeichenketten „bedeuten“, worin ihre „Semantik“ besteht, spielt für den<br />

Computer keine Rolle. Er „versteht“ sie ebenso wenig, wie der Mensch im „Chinesischen<br />

Zimmer“ Chinesisch versteht. Computer arbeiten rein syntaktisch, ohne sich<br />

auf die Bedeutung der Zeichen zu beziehen. Eine künstliche „Intelligenz“ ist somit<br />

unmöglich, weil die mindeste Voraussetzung für ein intelligentes System sein sollte,<br />

dass es versteht, was es tut (M10).<br />

Zunächst zielt dieses Argument nur auf den Anspruch einer Künstlichen Intelligenz.<br />

Man kann es aber auch als Argument gegen den Funktionalismus überhaupt verstehen:<br />

Man kann die hineingereichten Zettel als „Inputs“, die hinausgereichten als<br />

„Outputs“ und die Bibliothek als „andere funktionale Zustände“ des Systems verstehen.<br />

Das Verständnis eines chinesischen Satzes wäre dann ein mentaler Zustand,<br />

der definiert ist durch seine Beziehung zu den hereingereichten Zetteln, den herausgereichten<br />

Zetteln und dem Nachschauen in der Bibliothek. Der Mensch im chinesischen<br />

Zimmer verbindet aber auf Grund dieser Beziehungen mit den Zeichen<br />

keinerlei Bedeutung. Searles Argument zeigt also, dass diese Beziehungen keineswegs<br />

hinreichen, um das Verstehen dieses chinesischen Satzes zu erklären.<br />

Ein Beobachter kann nun, wenn man Searles Argument folgt, eine noch so detaillierte<br />

Beschreibung des Zimmers mit seinem Insassen vornehmen, also die hinein<br />

gegebenen Zettel mit den herausgegebenen vergleichen oder sogar die Bücher im<br />

Inneren des Zimmers auf die Richtigkeit der Zuordnungen von Schriftzeichen hin<br />

überprüfen, ohne daraufhin sagen zu können, ob der Insasse Chinesisch versteht<br />

oder nicht. Wenn dieses Argument richtig wäre, dann würde es also zeigen, dass<br />

man mentale Zustände nicht über ihre Beziehungen zu Inputs, Outputs und anderen<br />

funktionalen Zuständen verstehen könnte.<br />

Nicht selten bringen bereits die Schülerinnen und Schüler aus ihrem neurobiologischen<br />

Wissen heraus den Einwand, dass ja auch das Gehirn mit elektrischen Potenzialen,<br />

also an sich völlig bedeutungslosen Zeichen arbeitet – ein Einwand, der<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


auch von vielen Kritikern des Chinese-Room-Argumentes gebracht wird. Von anderen<br />

Kritikern wurde darauf verwiesen, dass ein System, das das Verstehen von<br />

Chinesisch „simulieren“ würde, höchstkomplex sein müsste und durch Searles Darstellung<br />

hoffnungslos „verniedlicht“ wird. In einem solchen hochkomplexen System<br />

könnte man dann tatsächlich eine Verstehensleistung des gesamten Systems - und<br />

nicht des isolierten, rasend schnell agierenden „Sachbearbeiters“ - unterstellen.<br />

Andere Kritiker verweisen darauf, dass ein solches System spätestens dann „verstehen“<br />

würde, was die Symbole bedeuten, wenn es praktisch in seiner Umgebung<br />

zu handeln gezwungen wäre, also praktische Erfahrungen machen könnte, was die<br />

Symbole bedeuten – ein Denkansatz, der mit der „Embodied Artificial Intelligence“<br />

im Kontext der Robotik zu spannenden Entwicklungen geführt hat.<br />

Absent-Qualia- und Inverted-Qualia-Argumente<br />

Als explizit gegen den Funktionalismus gerichtete Kritikansätze behandeln wir verschiedene<br />

Argumente, die wiederum vom Qualia-Problem ausgehen. Eine Gruppe<br />

von ihnen zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit Searles Chinese-Room-Argument: die<br />

„Absent-Qualia“-Argumente. Sie beziehen sich auf die Denkmöglichkeit, dass ein<br />

System die gleichen kausalen Relationen zu Inputs, Outputs und anderen funktionalen<br />

Zuständen haben könnte wie ein System, das ein bestimmtes Quale empfindet,<br />

ohne selbst überhaupt Erlebnisse zu haben. Intensiver diskutieren wir jedoch<br />

jene antifunktionalistischen Argumente, die unter dem Schlagwort „inverted qualia“<br />

bekannt sind. Sie gehen auf ein Gedankenexperiment zurück, das wohl erstmals<br />

von John Locke formuliert wurde, und versuchen zu zeigen, dass funktional identische<br />

Systeme umgekehrte Qualia aufweisen könnten, um somit nachzuweisen,<br />

dass eine funktionale Charakterisierung mentaler Zustände für ihr Verständnis nicht<br />

hinreichend sein kann (M11). Ein beliebtes Beispiel sind dabei solche Argumente,<br />

die von einem „inverted spectrum“ ausgehen, also etwa von zwei Menschen, von<br />

denen ein Mensch gerade die spektral entgegen gesetzten Qualitäten erleben<br />

könnte als der andere – also beim Anblick eines roten Gegenstandes dieselbe<br />

Empfindung wie der andere beim Anblick eines grünen und umgekehrt. Da beide in<br />

ihrer individuellen Entwicklung hinsichtlich der Rot-Grün-Unterscheidung gleiche<br />

Lernvorgänge durchlaufen hätten und das gleiche nichtsprachliche und sprachliche<br />

Verhalten in Referenz auf farblich unterscheidbare Gegenstände entwickelt hätten,<br />

wären sie auf Grund der Kennzeichnung funktionaler Zustände ununterscheidbar.<br />

Trotz umgekehrter Farbwahrnehmung würden also beide Menschen auf einen Input<br />

wie den Anblick reifer Tomaten mit einem Output wie der sprachlichen Bezeichnung<br />

„rot“ oder genussvollem Zubeißen reagieren und als Beziehung zu anderen mentalen<br />

Zuständen die Überzeugung entwickeln, dass sie essbar wären. Sie würden unreife<br />

Tomaten „grün“ nennen, als Verhältnis zu anderen Zuständen die Überzeugung<br />

haben, dass sie ungenießbar wären, und sie als Verhalten verschmähen. Sie<br />

würden beide beim Input rote Ampel als Output anhalten und beim Input grüne Ampel<br />

als Output losfahren - und bei ersterem Reiz als Verhältnis zu anderen mentalen<br />

Zuständen die Furcht entwickeln, Knöllchen zu kassieren oder einen Unfall zu<br />

riskieren, wenn sie sich anders verhielten. Wenn man akzeptiert, dass es solche<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

41


42<br />

vertauschten Empfindungsqualitäten geben könnte, dann würde man zeigen, dass<br />

die Kennzeichnung mentaler Zustände durch ihre Beziehungen zu Inputs, Outputs<br />

und anderen mentalen Zuständen nicht hinreichend wäre, um diesen Unterschied<br />

zu erfassen. Die vertauschten Empfindungsqualitäten wären „funktional äquivalent“.<br />

Demzufolge wäre der Funktionalismus also nicht in der Lage, Qualia zu beschreiben,<br />

geschweige denn zu erklären.<br />

Pseudonormales Sehen<br />

Gerade dieses Argument finden Schülerinnen und Schüler durchweg total spannend<br />

– wahrscheinlich deshalb, weil es sich mit einer Frage trifft, die sie sich oft<br />

selbst stellen: Empfindet der oder die andere wirklich dasselbe wie ich, wenn er oder<br />

sie dasselbe sagt. (Mir begegnet diese Frage in Bezug auf die Farbwahrnehmung<br />

sehr häufig schon im Biologieunterricht der neunten Klasse.) Wenn die Schülerinnen<br />

und Schüler die Neurobiologie der Farbwahrnehmung hinreichend kennen,<br />

lässt sich auch neurowissenschaftlich die Möglichkeit eines „pseudonormalen Sehens“<br />

plausibilisieren (Zusatzmaterial). Umgekehrt erlaubt die Auseinandersetzung<br />

mit den Gegenargumenten auch erst ein wirklich tief gehendes Verstehen des<br />

Funktionalismus. Genau betrachtet sind Inverted-Qualia-Argumente nämlich zirkulär,<br />

indem sie das voraussetzen, was sie eigentlich zu zeigen hätten: Nämlich, dass<br />

funktional äquivalente Systeme verschiedene mentale Zustände aufweisen können.<br />

Es werden somit entweder dualistische oder (was häufiger der Fall ist) materialistische<br />

Intuitionen vorausgesetzt, die Empfindungsqualitäten als Modi einer „Seelensubstanz“<br />

oder eben als Zustände neuronaler Aktivität zu verstehen suchen. Nimmt<br />

man hingegen die funktionalistische Intuition ernst, dann müsste man unser Farbempfinden<br />

nicht in Bezug auf das Nervensystem oder Seelenqualitäten verstehen,<br />

sondern eben aus ihren Beziehungen zu Reizen, Verhalten und anderen mentalen<br />

Zuständen und ihrer Entwicklung im Rahmen der Ontogenese des Systems. Dann<br />

müsste man die Empfindungsqualität „rot“ eben nicht in Bezug auf neuronale Aktivität<br />

oder Seelenzustände verstehen, sondern als Empfindung der Lippen oder<br />

Brustwarzen der Mutter für den Säugling, als Empfindung der von Aufregung oder<br />

Wut gefärbten Haut eines Menschen oder eben einer reifen Frucht für das kleine<br />

Kind. Dann müsste die Empfindungsqualität „grün“ vielmehr von dem Anblick des<br />

Blätterdaches über dem Kinderwagen während eines Familienausfluges oder dem<br />

Geschmack eines unreifen Apfels bestimmt sein als von der Erregung der Netzhaut.<br />

Farbempfindungen wären also etwas, was wir in unserer Kindheit lernen. Vielleicht<br />

wäre Farbe aus dieser Perspektive sogar etwas, was noch in späterem Alter<br />

unmerklich im Verwandeln ist. Vielleicht prägt ja sogar noch heute unser alltägliches<br />

Erleben oder auch unser künstlerisches Schauen und Tun die Empfindungsqualität<br />

von Farbe. Funktionalisten würden also behaupten, dass jeder Mensch<br />

Farben etwas anders sieht als ein anderer, je nachdem welche Gegenstände, Gefühle,<br />

Erinnerungen er mit den Farben verbindet. Und umso verschiedener, je verschiedener<br />

diese Erfahrungen sind. Ein Eskimo, der sein Leben in einer Schnee-<br />

landschaft verbracht hat, würde also, wenn der Funktionalist recht hat, Farben nicht<br />

nur andere Gefühle und ästhetische Wertungen entgegen bringen, sondern sie<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


auch auf ganz elementare Weise anders empfinden als ein Afrikaner aus dem farbenfrohen<br />

tropischen Regenwald. Wenn die Schülerinnen und Schüler über hinreichende<br />

neurobiologische Grundkenntnisse verfügen, kann man ein solches Verständnis<br />

von Farbe bzw. Farbempfindung auch anhand moderner neurowissenschaftlicher<br />

Theorien plausibel machen (vgl. Literaturhinweis am Ende). Wie bereits<br />

im Falle des Materialismus setzen sich die Schülerinnen und Schüler im Anschluss<br />

an diese Diskussion des Funktionalismus mit Ausschnitten von Publikationen auseinander,<br />

die aus dem Kontext moderner Forschungen zur Künstlichen Intelligenz<br />

und funktionalistischen Psychologie stammen und erüben dort die schöpferische<br />

Anwendung ihrer Kenntnisse zum Funktionalismus in der Rekonstruktion und Kritik<br />

dieser Texte (etwa M12).<br />

Nachdem die Schülerinnen und Schüler die drei hier vorgestellten Grundpositionen<br />

in der analytisch-philosophischen Diskussion des Körper-Geist-Problems gründlich<br />

kennen und beurteilen können, bemühe ich mich, das aus didaktischen Gründen<br />

eingeführte „Schachteldenken“ abschließend wieder etwas aufzulösen. Besonders<br />

der Wissenschaftsfortschritt in der Erforschung des menschlichen Bewusstseins hat<br />

die Grenzen zwischen der materialistisch orientierten klassischen neurobiologischen<br />

Forschung einerseits und der eher funktionalistisch orientierten psychologischen<br />

Forschung und kognitiven Simulation verschwimmen lassen. Und so setzt<br />

sich auch bei manchen Analytischen Philosophen eine Art „Patchwork-Denken“<br />

durch, das die verschiedenen Ansätze als unterschiedliche methodische Zugänge<br />

für dasselbe Problem sehen. So hält es Patricia Churchland heute beispielsweise<br />

durchaus für denkbar, dass sich der Materialismus als der beste Ansatz für ein Verständnis<br />

elementarer mentaler Zustände erweisen wird, während der Funktionalismus<br />

besser zur Konzeptualisierung höherer mentaler Zustände in der Lage sein<br />

könnte. Zumeist ist den Schülerinnen und Schülern zu diesem Zeitpunkt ohnehin<br />

klar, dass es für sämtliche Positionen gute Argumente gibt und dass all diese Positionen<br />

auch unübersehbare Probleme aufwerfen. Wenn am Ende des Kurses noch<br />

Schülerinnen (selten sind es Schüler) aus ihren Intuitionen oder religiös bedingten<br />

„Glaubenssätzen“ heraus an einer individuellen Unsterblichkeit festhalten, versuche<br />

ich mit ihnen angemessene Strategien zu entwickeln, um auch diese Standpunkte<br />

argumentativ zu vertreten. So lässt sich der Funktionalismus auch durchaus im<br />

Sinne einer den Tod des Körpers überlebenden funktionalen Architektur denken.<br />

Auch ein „Kantianischer“ Ansatz, der die Frage nach der Unsterblichkeit der Seele<br />

eher als ein praktisch- als ein theoretisch-philosophisches Problem denkt, kann hier<br />

seinen Platz haben. Material für solche weiter führenden Überlegungen finden sich<br />

in dem Buch „Im Netzwerk der Unsterblichkeit. Ein Philosoph und ein Biochemiker<br />

Selbstgespräch über Gehirn, Bewusstsein und geistige Welten“, einer um Verständlichkeit<br />

bemühten Einführung in die philosophischen und neurobiologischen<br />

Grundlagen des Körper-Geist-Problems. 1<br />

------------------<br />

1<br />

Ziemke, Axel: Im Netzwerk der Unsterblichkeit. Ein Philosoph und ein Biochemiker im<br />

Selbstgespräch über Gehirn, Bewusstsein und geistige Welten. Info3-Verlag, Frankfurt a. M.<br />

2007<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

43


44<br />

Übersicht über die Materialien<br />

M1 Merkmale mentaler Zustände<br />

John R. Searle, Geist, Hirn und Wissenschaft, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986, S.<br />

14-16<br />

M2 Kritik des Dualismus<br />

John R. Searle, Mind. A Brief Introduction, New York: Oxford Univ. Press 2004, S.<br />

29-30<br />

M3 Mentale Zustände als physikalische Zustände des Gehirns<br />

aus: John R. Searle, Geist, Hirn und Wissenschaft, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986,<br />

S. 17-22<br />

M4 Wie es ist, eine Fledermaus zu sein<br />

Thomas Nagel, What is it like to be a bat? Philosophical Review 83, 435-450 (1974)<br />

M5 Mary<br />

Frank Jackson, Epiphenomenal Qualia, Philosophical Quarterly, 32 (1982), 127-36<br />

M6 Subjektive Erfahrung<br />

Gerald Edelman, Giulio Tononi, aus: Gehirn und Geist. Wie aus Materie Bewusstsein<br />

entsteht, München: Deutscher Taschenbuchverlag 2004<br />

M7 Der eliminative Materialismus<br />

Patricia Churchland, Neurophilosophy. Toward a Unified Science of the Mind/Brain,<br />

Cambridge: MIT Press 1986, S. 278ff.<br />

M8 Der nicht-reduktionistische Physikalismus<br />

Gerhard Roth und Helmut Schwegler: Das Geist-Gehirn-Problem aus der Sicht der<br />

Hirnforschung und eines nicht-reduktionistischen Physikalismus, Ethik und Sozialwissenschaften<br />

6 (1995)1, S. 72<br />

M9 Der Funktionalismus<br />

Janet Levin, Functionalism, http://plato.stanford.edu/entries/functionalism)<br />

M10 Das chinesische Zimmer<br />

John R. Searle, Geist, Hirn und Wissenschaft, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986,<br />

S.30-32<br />

M11 „Absent-qualia“-Argumente<br />

a) Locke, J., 1689, Essay Concerning Human Understanding, Oxford: Oxford University<br />

Press 1975, II, 32, 15<br />

b) Qualia, The Internet Encyclopedia of Philosophy, http://www.iep.utm.edu/q/<br />

qualia.htm#H2)<br />

M12 Roboter werden uns überholen<br />

Hans Moravec, Die Roboter werden uns überholen, in: Spektrum der Wissenschaft,<br />

Spezial: Forschung im 21. Jahrhundert<br />

M13 Zusatzmaterial: Pseudonormales Sehen<br />

Axel Ziemke, a.a.O. (Anm. 1)<br />

Die Materialien stehen auf der Homepage des <strong>Fachverband</strong>es (www.fv-philosophie.de) zum<br />

Download zur Verfügung und können auch beim Autor angefordert werden.<br />

Dr. Axel Ziemke, geb. 1960, war nach dem Studium der Biochemie und der <strong>Philosophie</strong> Postdoktorand<br />

am Graduiertenkolleg „Kognition, Gehirn, Neuronale Netze“ der Ruhr-Universität<br />

Bochum; er ist Lehrer für Biologie, Chemie, <strong>Philosophie</strong> und Schauspiel an der Rudolf-Steiner-<br />

Schule Remscheid. E-Mail: ziemke@web.de<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Umfrage zur Ausbildung<br />

der Lehrer/innen für <strong>Philosophie</strong>/Ethik<br />

in den einzelnen Bundesländern<br />

Immer mehr Lehramtsanwärter/innen bzw. ausgebildete Lehrer/innen wechseln das<br />

Bundesland. Die föderale Bildungslandschaft ist jedoch unübersichtlich. Um mehr<br />

Transparenz hineinzubringen, hat der <strong>Fachverband</strong> <strong>Philosophie</strong> eine Umfrage zur<br />

Situation der Ausbildung in den einzelnen Bundesländern durchgeführt. Die folgende<br />

Übersicht beruht auf Auskünften von mindestens einer Gewährsperson in dem<br />

betreffenden Bundesland. Sie wurden nach bestem Wissen erteilt; eine Gewähr für<br />

die Richtigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Korrekturen und Ergänzungen<br />

sind willkommen.<br />

Die zur Abkürzung benutzte Bezeichnung „Ethik“ soll auch die anderen Benennungen<br />

des Faches (Allgemeine Ethik, Ethikunterricht, Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde,<br />

<strong>Philosophie</strong>, <strong>Philosophie</strong>ren mit Kindern, Praktische <strong>Philosophie</strong>,<br />

Werte und Normen) umfassen.<br />

Daten liegen bisher vor für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz, das Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-<br />

Holstein. Es ist geplant, die Umfrage demnächst fortzusetzen.<br />

Erfragt wurde:<br />

1. Welche Studiengänge werden für welche Lehrämter angeboten ?<br />

2. Welche Fächerkombinationen sind zugelassen?<br />

3. Welchen Status hat der <strong>Philosophie</strong>- bzw. „Ethik“-Unterricht“?<br />

4.1 Für welche Klassenstufen wird <strong>Philosophie</strong>-Unterricht (gemäß Rahmenrichtlinien)<br />

angeboten?<br />

4.2 Für welche Klassenstufen wird „Ethik“-Unterricht (gemäß Rahmenrichtlinien)<br />

angeboten?<br />

5.1 Berechtigt das Staatsexamen (des eigenen Bundeslandes) in <strong>Philosophie</strong> zum<br />

Unterrichten in „Ethik“?<br />

5.2 Berechtigt das Staatsexamen (des eigenen Bundeslandes) in „Ethik“ zum Unterrichten<br />

in <strong>Philosophie</strong>?<br />

6.1 Berechtigt das Staatsexamen (eines anderen Bundeslandes) in <strong>Philosophie</strong><br />

zum Unterrichten in „Ethik“?<br />

6.2 Berechtigt das Staatsexamen (eines anderen Bundeslandes) in „Ethik“ zum<br />

Unterrichten in <strong>Philosophie</strong>?<br />

7. Ist die Referendarausbildung zu <strong>Philosophie</strong> und zu „Ethik“ eingerichtet?<br />

Wenn ja, an welchen Orten?<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

45


46<br />

Bremen<br />

1. <strong>Philosophie</strong> wird in Bremen nicht als Lehramtsstudium angeboten. (Dementsprechend<br />

ist Frage 2 unzutreffend.)<br />

3. <strong>Philosophie</strong> ist der Sek. I Wahl- resp. Wahlpflichtfach, in der Sek. II reguläres<br />

Unterrichtsfach.<br />

4.1 <strong>Philosophie</strong>unterricht wird angeboten für die Klassen 5-7 und 10 sowie für die<br />

Jahrgangsstufen 11-13.<br />

4.2, 5.1, 5.2, 6.1 -<br />

6.2 Das Staatsexamen eines anderen Bundeslandes in Ethik berechtigt zum Unterrichten<br />

in <strong>Philosophie</strong>.<br />

7. Referendarausbildung für <strong>Philosophie</strong> findet im Fachseminar <strong>Philosophie</strong> am<br />

Studienseminar Bremen statt.<br />

Hamburg<br />

1. Angeboten werden die Studiengänge <strong>Philosophie</strong> für Sek. I und II Gymnasien.<br />

2. Bei der Fächerkombinationen gibt es keine Beschränkung.<br />

3. <strong>Philosophie</strong> ist Wahlpflichtfach.<br />

4.1 <strong>Philosophie</strong>unterricht wird angeboten für Klasse 9 und 10 in Hauptschulen,<br />

Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien sowie für die Jahrgangsstufen<br />

11-13 (in Zukunft nur noch 11 und 12).<br />

4.2, 5.1, 5.2 unzutreffend<br />

6.1, 6.2 Ob das Staatsexamen (eines anderen Bundeslandes) in <strong>Philosophie</strong> oder<br />

Ethik zum Unterrichten in <strong>Philosophie</strong> berechtigt, ist nicht bekannt.<br />

7. Referendarausbildung für <strong>Philosophie</strong> findet im Fachseminar <strong>Philosophie</strong> am<br />

Studienseminar Hamburg statt.<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

1. Angeboten werden die Studiengänge <strong>Philosophie</strong> für das Lehramt am Gymnasium<br />

und für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen sowie Gesamtschulen.<br />

2. Es ist jeweils eine Kombination mit einem beliebigen zweiten Fach möglich.<br />

3. <strong>Philosophie</strong> ist in der Sek. II Wahlpflichtfach; <strong>Philosophie</strong>ren mit Kindern ist in<br />

der Sek. I „Ersatzfach“ für Religion.<br />

4.1 Theoretisch wird <strong>Philosophie</strong>ren mit Kindern angeboten für die Klassen 1-10 in<br />

allen Schulformen (einschließlich Grundschule, Berufsschule, Fachgymnasium),<br />

<strong>Philosophie</strong> für die gymnasiale Oberstufe. Praktisch wird das nicht an allen<br />

Schulen umgesetzt (vor allem im Regionalbereich, aber auch an Grundschulen,<br />

Berufsschulen, Fachgymnasien).<br />

4.2 unzutreffend<br />

5.1, 5.2, 6.1, 6.2 nicht bekannt<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


7. Referendarausbildung für <strong>Philosophie</strong> am Gymnasium findet statt am Pädagogischen<br />

Regionalinstitut Rostok, für <strong>Philosophie</strong> an anderen Schulformen<br />

am Pädagogischen Regionalinstitut Greifswald.<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

1. Studiengänge werden angeboten für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen<br />

(einheitlicher Studiengang <strong>Philosophie</strong>/Praktische <strong>Philosophie</strong>,<br />

Abschluss: Master of Education) sowie für das Lehramt an Grund-, Haupt- und<br />

Realschulen und den entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen,<br />

Schwerpunkt Haupt-, Real-, Gesamtschule (Studiengang Praktische <strong>Philosophie</strong>).<br />

2. Kombination <strong>Philosophie</strong>/ Praktische <strong>Philosophie</strong> bzw. Praktische <strong>Philosophie</strong><br />

mit einem beliebigen Zweitfach.<br />

3. <strong>Philosophie</strong> ist Wahlpflichtfach der S II und „Ersatzfach“ für Evangelische oder<br />

Katholische Religion, Praktische <strong>Philosophie</strong> ist „Ersatzfach“ in der Sekundarstufe<br />

I.<br />

4.1 <strong>Philosophie</strong> wird angeboten für die gymnasialen Oberstufe (11-13, demnächst<br />

10 -12 der Gymnasien, 11 -13 der Gesamtschulen).<br />

4.2 Praktische <strong>Philosophie</strong> wird angeboten für die Klassen 5 - 10 aller Schulformen<br />

(Haupt-, Real-, Gesamtschule, Gymnasium).<br />

5.1, 5.2 Das Staatsexamen <strong>Philosophie</strong>/Praktische <strong>Philosophie</strong> für das Lehramt an<br />

Gymnasien und Gesamtschulen berechtigen zum Unterrichten von <strong>Philosophie</strong><br />

in der Sek. II und von Praktische <strong>Philosophie</strong> in der Sek. I, das Staatsexamen<br />

Praktische <strong>Philosophie</strong> berechtigt zum Unterrichten von Praktischer <strong>Philosophie</strong><br />

in der Sek. I.<br />

6.1, 6.2 Die Anerkennung von Staatsexamina anderer Bundesländer in <strong>Philosophie</strong><br />

für das Referendariat Philosphie/Praktische <strong>Philosophie</strong> bzw. Praktische <strong>Philosophie</strong><br />

erfolgt auf Antrag durch die jeweilige Bezirksregierung (Arnsberg,<br />

Detmold, Düsseldorf, Köln, Münster).<br />

7. Die Referendarsausbildung <strong>Philosophie</strong>/Praktische <strong>Philosophie</strong> (derzeit<br />

zweijährige, ab 2011 18monatig und ab 2015 wahrscheinlich einjährig) erfolgt<br />

an fast allen Seminaren für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen<br />

(Aachen, Bielefeld, Bocholt, Bochum, Bonn, Detmold, Dortmund, Duisburg,<br />

Düsseldorf, Engelskirchen, Essen, Hagen, Hamm, Gelsenkirchen, Jülich,<br />

Köln, Krefeld, Leverkusen, Minden, Mönchengladbach, Oberhausen,<br />

Paderborn, Recklinghausen, Rheine, Siegen, Wuppertal).<br />

Die Ausbildung für Praktische <strong>Philosophie</strong> im Rahmen des Lehramts an<br />

Grund-, Haupt- und Realschulen und den entsprechenden Jahrgangsstufen<br />

der Gesamtschulen, Schwerpunkt Haupt-, Real- und Gesamtschule erfolgt an<br />

den Studienseminaren Düsseldorf, Essen, Köln, Siegburg.<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

47


48<br />

Rheinland-Pfalz<br />

1. Angeboten werden die Studiengänge Bachelor und Master of Education im<br />

Fach Ethik für das Lehramt an GS, HS, RS, FS, BBS sowie Bachelor und<br />

Master of Education im Fach <strong>Philosophie</strong>/Ethik für das Lehramt an Gymnasium<br />

und integrierter Gesamtschule (IGS). Voraussetzung für das Lehramt an<br />

allen Schularten ist der Master-Studiengang.<br />

2. Es ist jeweils eine Kombination mit einem beliebigen zweiten Fach möglich.<br />

3. <strong>Philosophie</strong> (nur GY, IGS) ist entweder Wahlpflichtfach oder zusätzlicher<br />

fakultativer Grundkurs in der gymnasialen Oberstufe. Bislang gibt es <strong>Philosophie</strong><br />

nur als Grundkurs, der Lehrplan für den Leistungskurs wird derzeit<br />

erstellt. Ethik (alle Schulformen) ist Religionsersatzfach in SI und SII.<br />

4.1 <strong>Philosophie</strong>unterricht wird angeboten für die gymnasiale Oberstufe (11-13)<br />

4.2 Ethikunterricht wird angeboten für die Klassen 1-13.<br />

5.1 Das Studium <strong>Philosophie</strong>/Ethik für das Lehramt an GY und IGS berechtigt<br />

zum Unterrichten von Ethik in Sek. I und Sek. II.<br />

5.2 Das Fach <strong>Philosophie</strong> darf nur von ausgebildeten <strong>Philosophie</strong>lehrern unterrichtet<br />

werden.<br />

6.1, 6.2 Anerkennung des Staatsexamens eines anderen Bundeslandes in <strong>Philosophie</strong><br />

oder Ethik erfolgt durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz<br />

(ADD).<br />

7. Lehramt an GY und IGS: derzeit 24-monatige, ab 2012 15-monatige Ausbildung<br />

in <strong>Philosophie</strong> (später <strong>Philosophie</strong>/Ethik) an den Studienseminaren in<br />

Bad Kreuznach, Kaiserslautern, Koblenz, Speyer und Trier.<br />

Saarland<br />

1. Angeboten wird der Studiengang für das Lehramt am Gymnasium; nach der<br />

alten Studienordnung nur <strong>Philosophie</strong>, nach der neuen Studienordnung (seit<br />

WS 2007/08) die Kombination <strong>Philosophie</strong>/Ethik.<br />

2. <strong>Philosophie</strong>/Ethik kann mit allen Fächern kombiniert werden, die an der Uni<br />

Saabrücken für das Lehramt an Gymnasien studiert werden können<br />

3. <strong>Philosophie</strong> ist Neigungsfach oder Zusatzfach; Allgemeine Ethik ist „Ersatzfach“.<br />

4.1 <strong>Philosophie</strong>unterricht wird in Klasse 10 als Zusatzfach angeboten (2-stündig),<br />

in 11 und 12 als Neigungsfach (4-stündig) oder Zusatzfach (2-stündig).<br />

4.2 Allgemeine Ethik ist ab Klasse 9 „Ersatzfach“ (2-stündig).<br />

5.1 Ob mit dem Staatsexamen in <strong>Philosophie</strong> Ethikunterricht erteilt werden kann,<br />

liegt im Ermessen der Schulleitung, da es keine Facultas für Allgemeine Ethik<br />

gibt.<br />

5.2 entfällt<br />

6.1 Ob mit dem Staatsexamen eines anderen Bundeslandes in <strong>Philosophie</strong> Ethikunterricht<br />

erteilt werden kann, liegt im Ermessen der Schulleitung, da es keine<br />

Facultas für Allgemeine Ethik gibt.<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


6.2 Ob das Staatsexamen eines anderen Bundeslandes in Ethik zum Unterrichten<br />

in <strong>Philosophie</strong> berechtigt, ungeklärt.<br />

7. Referendarsausbildung in <strong>Philosophie</strong> am Studienseminar für das LA an Gymnasien<br />

und Gesamtschulen des Saarlandes. Die Refendare werden auch in<br />

Ethik ausbildet, diese Zusatzausbildung wird auch bescheinigt. Wenn die ersten<br />

Absolventen des modularisierten Studienganges in das Studienseminar<br />

kommen (frühestens 2012), wird die Referendarausbildung offiziell beide Fächer<br />

umfassen.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

1. Angeboten werden der Studiengang für die Lehrämter <strong>Philosophie</strong> Gymnasium,<br />

Ethik Gymnasium, Ethik Sekundarschule, Ethik als Drittfach für die<br />

Grundschule; bislang auch berufsbegleitende Studiengänge.<br />

2. Fächerkombinationen: Ethik und <strong>Philosophie</strong> nur als Drittfach; Kombination<br />

Ethik mit Religion zur Zeit nicht mehr möglich.<br />

3. Ethik bzw. <strong>Philosophie</strong> ist Wahlpflichtfach alternativ zu Evangelische oder Katholische<br />

Religion.<br />

4.1 <strong>Philosophie</strong>unterricht wird in den Jahrgangsstufen 10 -12 angeboten, findet<br />

aber nur an wenigen Orten tatsächlich statt.<br />

4.2 Ethik wird in den Klassen 1-12 aller Schulformen zweistündig angeboten, interimsweise<br />

in den Klassen 8 und 9 immer noch einstündig.<br />

5.1 Das Staatsexamen des eigenen Bundeslandes in <strong>Philosophie</strong> berechtigt nicht<br />

zum Unterrichten in Ethik.<br />

5.2 Das Staatsexamen des eigenen Bundeslandes in Ethik berechtigt nicht zum<br />

Unterrichten in <strong>Philosophie</strong>.<br />

6.1 Ob das Staatsexamen eines anderen Bundeslandes in <strong>Philosophie</strong> zum Unterrichten<br />

in Ethik berechtigt, müsste im Einzelfall geklärt werden.<br />

6.2 Das Staatsexamen eines anderen Bundeslandes in Ethik berechtigt nicht zum<br />

Unterrichten in <strong>Philosophie</strong>.<br />

7. Referendarsausbildung für <strong>Philosophie</strong> und Ethik ist in Bernburg (bei Halle)<br />

eingerichtet.<br />

Schleswig-Holstein<br />

1. Angeboten wird der Studiengang <strong>Philosophie</strong> für das Lehramt am Gymnasium<br />

2. <strong>Philosophie</strong> kann grundsätzlich mit allen Fächern kombiniert werden.<br />

3. <strong>Philosophie</strong> ist „Ersatzfach“ für Evangelische bzw. Katholische Religion.<br />

4.1 <strong>Philosophie</strong>unterricht wird in den Klassen 5-10 angeboten sowie für die Jahrgangsstufen<br />

11-13 im neunjährigen Gymnasium (Modifizierung bei G8).<br />

4.2, 5.1, 5.2, 6.1, 6.2 (unzutreffend)<br />

7. Das Referendariat im Fach <strong>Philosophie</strong> wird für Realschulen/Gemeinschaftsschulen<br />

(Sek. I und II) am IQSH Kiel angeboten.<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

<strong>49</strong>


50<br />

REZENSIONEN<br />

<strong>Philosophie</strong> – eine Schule der Freiheit.<br />

<strong>Philosophie</strong>ren mit Kindern weltweit und<br />

in Deutschland. Hrsg. Deutsche UNESCO-<br />

Kommission, Bonn <strong>2009</strong>, 152 S.<br />

Die Idee des <strong>Philosophie</strong>rens <strong>Philosophie</strong>ren<br />

mit Kindern ist etwa 35 Jahre alt und findet<br />

weltweit zunehmend Verbreitung. Unterstützung<br />

erhält dieser Ansatz durch die UNES-<br />

CO, die Organisation der Vereinten Nationen<br />

für Bildung, Wissenschaft und Kultur. In ihrer<br />

Studie „Philosophy – A School of Freedom“<br />

hat sie den Stand der <strong>Philosophie</strong>lehre<br />

weltweit auf allen Altersstufen, von der Vorschule<br />

bis zur Universität verglichen. In dem<br />

hier rezensierten Band stellt die Deutsche<br />

UNESCO-Kommission nun das erste Kapitel<br />

dieser Studie zur Rolle des <strong>Philosophie</strong>rens<br />

in der Vor- und Grundschule in deutscher<br />

Übersetzung vor.<br />

Kinder machen in Vor- und Grundschule erste große Schritte zur eigenständigen<br />

Entwicklung der Persönlichkeit, zur Aneignung von Werten und Weltanschauungen.<br />

Dazu gehören die Bewahrung von Neugier, Unvoreingenommenheit und Phantasie<br />

sowie die Entwicklung einer differenzierten Wahrnehmung, von Problemlösefähigkeit<br />

und Selbstkritik, von Sensibilität und Respekt für Andersartigkeit, von Konfliktfähigkeit<br />

und Empathie. Das <strong>Philosophie</strong>ren stellt einen pädagogischen Ansatz dar,<br />

der die kindliche Persönlichkeitsentwicklung besonders gut zu unterstützen verspricht.<br />

„<strong>Philosophie</strong>ren mit Kindern" kann auf der Basis verschiedener Methoden in unterschiedlichsten<br />

Fächern eingesetzt werden, um die grundlegende Aufgabe jeder Bildungseinrichtung,<br />

die Entfaltung des Potenzials jedes einzelnen Kindes, zu fördern.<br />

Im Zentrum liegen das Fragen der Kinder und das Gespräch zwischen den Schülern<br />

selbst. Eines haben alle Methoden des „<strong>Philosophie</strong>rens mit Kindern" gemein:<br />

Es geht nicht um die Aneignung von Wissen über philosophische Lehren. Fragen ist<br />

hier wichtiger als Wissen der richtigen Antworten.<br />

Ergänzt wird die Studie der UNESCO durch eine Zusammenstellung von Beispielen<br />

des <strong>Philosophie</strong>rens mit Kindern in Deutschland. Ekkehard Martens steuert eine<br />

vier Doppelstunden umfassende Unterrichtsreihe zum Thema „Können Tiere denken?“<br />

bei, die er mit zehn- bis zwölfjährigen Kindern an der Kinderuniversität Hamburg<br />

durchgeführt hat. Eva Marsal und Takasa Dobashi berichten über ein kinderphilosophisches<br />

Projekt zum Thema Tod in der 4. Klasse der Karlsruher Peter-<br />

Hebel-Grundschule. Barbara Brüning gibt einen Überblick über die Entwicklung des<br />

<strong>Philosophie</strong>rens mit Kindern in Deutschland und listet zusammen mit Barbara We-<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


er Projekte des <strong>Philosophie</strong>rens mit Kindern in Deutschland auf. Silke Pfeiffer befasst<br />

sich mit dem Unterrichtsfach <strong>Philosophie</strong>ren mit Kindern in Mecklenburg-<br />

Vorpommern und Karlfriedrich Herb und Barbara Weber sowie Roswitha Wiesheu<br />

berichten über die Initiative „<strong>Philosophie</strong>ren mit Kindern“ in Bayern. Christophe Rude<br />

reflektiert den Wert des <strong>Philosophie</strong>rens in Kindertageseinrichtungen und Schulen<br />

uns Helmut Engels entwickelt ein Konzept für das <strong>Philosophie</strong>ren mit Kindern,<br />

das an der <strong>Philosophie</strong> als Lebensform orientiert ist.<br />

Die Publikation der UNESCO liefert überzeugende Argumente für einen noch jungen<br />

pädagogischen Ansatz in der Grundschulbildung, der im Einklang mit zentralen<br />

Anliegen der UNESCO steht. Sie zeigt, dass dieser Ansatz in der Bundesrepublik<br />

zu vielen interessanten Projekten geführt hat. Zu wünschen wäre, dass Bildungspolitiker<br />

den Wert des philosophischen Fragens für Kinder erkennen und institutionalisieren.<br />

Die Schrift ist erhältlich bei der Deutschen UNESCO-Kommission,<br />

(moeller@unesco.de, Tel. 0228 60<strong>49</strong>7 22) und steht auch online im Volltext zur<br />

Verfügung: www.unesco.de/philosophie-grundschule.pdf (BR)<br />

Rohbeck, Johannes: Didaktik der <strong>Philosophie</strong><br />

und Ethik. Thelem, Dresden 2008, 243 S.<br />

Johannes Rohbeck, Prof. für Praktische <strong>Philosophie</strong><br />

und Didaktik der <strong>Philosophie</strong> an der Technischen<br />

Universität Dresden, präsentiert in diesem<br />

Band eine Auswahl seiner fachdidaktischen<br />

Schriften, die er an anderer Stelle, in der ZDPE<br />

und den Jahrbüchern für Didaktik der <strong>Philosophie</strong><br />

und Ethik veröffentlicht hat, in überarbeiteter<br />

Form. Das Buch gliedert sich in vier Kapitel; die<br />

beiden ersten sind didaktischen Positionen und<br />

philosophischen Methoden im Allgemeinen gewidmet,<br />

in den beiden letzten geht es konkreter<br />

um das Lesen und Schreiben von Texten sowie<br />

das literarische <strong>Philosophie</strong>ren.<br />

Alle Beiträge beziehen sich auf den einleitend<br />

entfalteten Gedanken einer didaktischen Transformation<br />

der <strong>Philosophie</strong>, die die Einseitigkeiten<br />

der Abbilddidaktik und des Dialog-Konzeptes der <strong>Philosophie</strong> überwindet. Rohbeck<br />

geht es darum zu zeigen, wie die didaktischen Potentiale der <strong>Philosophie</strong> in von<br />

Schülerinnen und Schülern erwerbbare Unterrichtskompetenzen transformiert werden<br />

können.<br />

Unter dem ersten Titel „Didaktische Positionen“ finden sich zunächst zwei Beiträge,<br />

die sich gegen ein reduziertes Schulfach Ethik wenden und für einen integrativen<br />

<strong>Philosophie</strong>unterricht votieren. Dabei stellt sich u.a. auch die Frage, wie ein schüler-<br />

und problemorientierter <strong>Philosophie</strong>unterricht mit der Geschichte der <strong>Philosophie</strong><br />

umgehen soll. Die Grundidee des zweiten Kapitels besteht darin, die Denkrichtun-<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

51


52<br />

gen der <strong>Philosophie</strong> in philosophische Verfahren des Unterrichts zu transformieren.<br />

Von besonderem Interesse dürfte dabei auch die Auseinandersetzung mit der impliziten<br />

Didaktik Hegels sein, die in der Frage mündet: <strong>Philosophie</strong> lernen oder philosophieren<br />

lernen?<br />

Das dritte Kapitel befasst sich näher mit zehn Arten, einen Text zu lesen (hermeneutisch,<br />

analytisch, dekonstruktivistisch usw.) und das Essayschreiben sowie philosophischen<br />

Sachreibstilen (dialektisch, phänomenologisch usw.). Die Gestalt philosophischer<br />

Texte ist das Thema des vierten Kapitels „Literarisches <strong>Philosophie</strong>ren“.<br />

Anstatt das Schöne nur dazu zu benutzen, zur <strong>Philosophie</strong> hinzuführen, geht<br />

es Rohbeck um die literarischen Formen philosophischer Texte, d.h. um die Literatur<br />

in der <strong>Philosophie</strong> anstelle der <strong>Philosophie</strong> in der Literatur. Für den Unterricht<br />

relevant sind hier auch die Überlegungen zu den didaktischen Potenzialen der Rhetorik:<br />

zum Argumentieren, zur Funktion von Beispielen usw., sowie der Beitrag über<br />

die Funktion der Ironie bei der Vermittlung von philosophischen Gedanken..<br />

Die im Band versammelten Texte stellen wichtige Beiträge zu einer zeitgemäßen<br />

<strong>Philosophie</strong>didaktik dar. Sie zeigen die Bedeutung der Didaktik der <strong>Philosophie</strong> auf<br />

und geben vielfältige Anregungen für die Unterrichtspraxis. Ihren besonderen Wert<br />

erhalten sie dadurch, dass sie von jemandem stammen, der weiß, wovon er spricht,<br />

wenn er von didaktischen Transformationen der <strong>Philosophie</strong> redet, weil er der beide<br />

Welten kennen gelernt hat: die Welt des akademischen <strong>Philosophie</strong>ren als wissenschaftlicher<br />

Assistent und Habilitant an der Freien Universität Berlin und die Welt<br />

der Unterrichtspraxis als Studienrat an einem Berliner Gymnasium, bevor er 1993<br />

als Professor der Didaktik der <strong>Philosophie</strong> zum Vermittler beider Welten wurde.<br />

(BR)<br />

Hanns-Gregor Nissing, Jörn Müller (Hrsg.):<br />

Grundpositionen philosophischer Ethik. Von<br />

Aristoteles bis Habermas. Wissenschaftl.<br />

Buchgesellschaft, Darmstadt <strong>2009</strong>, 192 S.<br />

Nicht jeder, der philosophische Ethik unterrichtet,<br />

fühlt sich hinreichend kompetent dazu, sei<br />

es, weil seine Qualifikation für das Fach lediglich<br />

in einer Weiterbildung bestand, sei es, weil<br />

seine Studienschwerpunkte an der Universität<br />

andere waren. Dem kann durch diesen Sammelband<br />

von Hanns Gregor Nissing, Wissenschaftlicher<br />

Referent für <strong>Philosophie</strong> und Theologie<br />

bei der Thomas-Morus-Akademie Bensberg,<br />

und Jörn Müller, Professor für Geschichte<br />

der <strong>Philosophie</strong> an der Universität Würzburg,<br />

abgeholfen werden. Zusammen mit anderen,<br />

jeweils auf den betreffenden Bereich spezialisierten<br />

Autoren geben sie einen Überblick über<br />

Grundpositionen der Ethik von Aristoteles bis<br />

Habermas in Einzeldarstellungen.<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Einleitend befassen sich Nissing und Müller mit Kriterien und Grenzen ethischer<br />

Typologie. So erfährt man z.B., dass die heute gängige Grundunterscheidung zwischen<br />

deontologischer und teleologischer Ethik auf C. D. Broad (1930) zurückgeht<br />

und vor allem durch das Aufgreifen bei William K. Frankena und John Rawls<br />

populär geworden ist.<br />

Die Einzeldarstellungen beginnt Jörn Müller, der unter dem Titel „Glück als Vollendung<br />

der menschlichen Natur“ eine Einführung in die eudaimonistischen Tugendethik<br />

des Aristoteles gibt. Gregor Nissing stellt Thomas von Aquin als Vertreter des<br />

christlichen Eudaimonismus dar. Es folgen Ausführungen über die Pflichtethik<br />

Immanuel Kants (Jörg Splett) und das Prinzip des größten Glücks, den Utilitarismus<br />

John Stuart Mills (von keinem geringeren als Maximilian Forschner). Berthold Wald<br />

befasst sich mit der materialen Wertethik Max Schelers und Markus Stepanius mit<br />

der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls. Den Schluss bildet ein Beitrag von<br />

Petra Kolmer über die Diskursethik von Jürgen Habermas.<br />

Die einzelnen Darstellungen sind so aufgebaut, dass zunächst die Biographie des<br />

jeweiligen Denkers, sein geisteswissenschaftlicher Kontext und der Anknüpfungspunkt<br />

seines ethischen Entwurfs skizziert werden. Die folgende inhaltliche Darstellung<br />

führt in die Grundbegriffe des Entwurfs ein und macht seine Argumentationsstruktur<br />

transparent. Im dritten Abschnitt jedes Kapitels wird jeweils die Relevanz<br />

der Grundposition für das ethische Nachdenken erörtert sowie ein Ausblick auf die<br />

Rezeptionsgeschichte gegeben. Den Schluss bildet dann Literaturangaben mit<br />

Hinweisen auf die Quellentexte und auf wichtige Sekundärliteratur.<br />

Die Publikation von Nissing und Müller ist ein sinnvoll aufgebautes, gut lesbares<br />

Werk, das sich gut zur Einarbeitung in die Grundpositionen der philosophischen Ethik<br />

eignet. Seine Stärke liegt vor allem in der Einordnung der Positionen, der Erörterung<br />

der Relevanz für die gegenwärtige Ethikdiskussion. Insofern dient es nicht<br />

nur der Einführung, sondern liefert auch denen, die mit den jeweiligen Positionen<br />

schon bekannt sind, noch wertvolle Hinweise. Die Beiträge sind für die Schulpraxis<br />

allerdings nicht alle von gleichem Wert. Während etwa die Erläuterungen zu Aristoteles,<br />

Rawls u.a. für die unterrichtspraktische Anwendung sehr hilfreich sind, fällt<br />

die Darstellung der Ethik Kants eher überblickartig aus und geht nicht konkret genug<br />

auf die Schwierigkeiten ein, die Kants Texte in der Schule bieten. (BR)<br />

Wolfgang Erich Müller: Hans Jonas. Philosoph der Verantwortung. Primus<br />

Verlag, Darmstadt 2008, 256 S.<br />

Eine Position, die in dem zuvor besprochen Sammelband ausgespart wurde, die<br />

dennoch von eminenter Bedeutung für den Schulunterricht ist, ist die Verantwortungsethik<br />

von Hans Jonas. Ihr widmet sich Wolfgang Erich Müller, Professor für<br />

Systematische Theologie an der Universität Hamburg, in dieser Publikation.<br />

Vor dem Jahr des Erscheinens von Das Prinzip Verantwortung, galt Hans Jonas in<br />

akademischen Kreisen vor allem als bedeutender Erforscher der antiken Religionsströmung<br />

der Gnosis. Um so größer war das Erstaunen, als er 1979 mit einem<br />

Werk zur Umweltproblematik an die Öffentlichkeit trat und zum Philosophen der ökologischen<br />

Wende wurde. Den Denkweg vom Gnosisforscher zur Verantwortungsethik<br />

aufzuzeigen, hat sich der Müller zur Aufgabe gesetzt.<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

53


54<br />

Bei der Vermittlung beider Pole spielt ein bisher<br />

kaum rezipiertes Werk, Organismus und Freiheit,<br />

eine wichtige Rolle, eine zwölf Titel umfassende<br />

Aufsatzsammlung (dt. 1973), dessen Ansatz Jonas<br />

selbst für sein wichtigstes Werk gehalten hat.<br />

Dieser Ansatz ist dadurch gekennzeichnet, das<br />

Denken nicht nur auf den Menschen zu fokussieren,<br />

sondern auf das Leben. Es geht Jonas letztlich<br />

um eine ontologische Auslegung biologischer<br />

Phänomene. In einer kritischen Sicht auf die neuzeitliche<br />

Naturdeutung wird die Auffassung entwickelt,<br />

dass der Geist im Organischen schon vorgebildet<br />

ist. Ausgehend vom einer Kritik des Bacon-Projektes<br />

der Naturbeherrschung nimmt Jonas<br />

bereits hier Probleme in den Blick, die sich<br />

aus der entfesselten Anwendung der Technologie<br />

entwickeln.<br />

So gesehen, erweist sich der Gedankengang von<br />

Das Prinzip Verantwortung als das jetzt als Wiederaufnahme und Fortführung von<br />

Fragestellungen, die in Organismus und Freiheit schon angelegt sind. Indem Müller<br />

die teilweise abstrakten Ausführungen von Prinzip Verantwortung mit entsprechenden<br />

Konkretisierungen aus Macht und Ohnmacht der Subjektivität (1981) und<br />

Technik, Medizin, Ethik“ (1985) verbindet, gelingt es ihm, Licht in die nicht immer<br />

ganz einfachen Gedankengänge Jonas’ zu bringen. Er befasst sich u.a. mit Jonas’<br />

Kritik der technologischen Zivilisation, seiner Opposition gegen verfügendes Nützlichkeitsdenken,<br />

der Begründung der Naturordnung in der Metaphysik, der Ableitung<br />

von Werten aus Zwecken der Natur, der Bestimmung des Willens durch die<br />

Pflicht und das Erkennen der Pflicht zum Handeln durch die Heuristik der Furcht.<br />

Schließlich kommt er zu einer differenzierten Beurteilung der Verantwortungsethik. -<br />

Ein Buch, das vor allem dem zu empfehlen ist, der daran interessiert ist, das Prinzip<br />

Verantwortung im Kontext des Jonasschen Denkens zu verstehen. (BR)<br />

Marcus Düwell: Bioethik. Methoden, Theorien und Bereiche. Verlag J. B. Metzler,<br />

Stuttgart 2008; 276 Seiten (auch suhrkamp taschenbuch wissenschaft)<br />

Marcus Düwell ist Professor für Ethik an der Universität Utrecht, Direktor des Ethik-<br />

Instituts in Utrecht und wissenschaftlicher Direktor der Niederländischen Forschungsschule<br />

für Praktische <strong>Philosophie</strong>.<br />

Es ist ein philosophisches, ein anspruchsvolles Buch, das die philosophische Basis<br />

vieler Positionen in der Bioethik erörtert, dabei jedoch die Praxis nicht außer Acht<br />

lässt und die Komplexität der Problemverknüpfungen aufweist. Es geht dem Verfasser<br />

um moralische Verantwortung in Forschung und Anwendung der „Life Sciences“.<br />

Der Verfasser versteht Bioethik als „eine philosophische Teildisziplin, die sich mit<br />

normativen Fragen beschäftigt, mit denen wir im Bereich der Medizin, der Biowissenschaften<br />

und verwandten Bereichen konfrontiert sind“ (S.VII). Es geht um die<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Formulierung, Begründung und kritische Prüfung von Kriterien, mit deren Hilfe moralisch<br />

verantwortbares Handeln auf philosophische Weise begründet werden kann.<br />

Die philosophische Position des Autors ist durchgängig und deutlich ausgewiesen<br />

an Kants Ethik orientiert. Er betont die Interdisziplinarität der Bioethik und zeigt auf,<br />

welche nicht-moralischen Fragen wissenschaftlicher Art behandelt werden müssen<br />

(technische Machbarkeit, Absehbarkeit der Folgen, mögliche Alternativen …), bevor<br />

man moralisch argumentieren kann. Vorrang haben jedoch Fragen der normativen<br />

Ethik. „Der wissenschaftstheoretische Status der Bioethik lässt sich nur von dem<br />

Status der philosophischen Ethik im Allgemeinen bestimmen, ohne dass die Bioethik<br />

(:::) darauf reduziert werden kann“, (S.22). Deshalb werden Urteile immer<br />

„gemischte Urteile“ sein, die Bedingungen enthalten. Laut Verfasser ist Bioethik<br />

„Oberbegriff von Medizin-, Tier- und Umweltethik“ (S.23).<br />

Die folgenden Überlegungen beziehen sich auf die „Life Sciences“, ein Begriff, den<br />

der Verfasser nicht übersetzt, da eine Übersetzung („Lebenswissenschaften“) zu<br />

eng konnotiert wäre und „Wissenschaften“ im Deutschen nicht nur „Naturwissenschaften“,<br />

sondern auch Sozial- und Geisteswissenschaften meint. Er sieht die Aufgabe<br />

der Bioethik präskriptiv, nämlich darin, „zu beurteilen, inwiefern die durch die<br />

Life Sciences eröffneten Handlungsmöglichkeiten … moralisch vertretbar sind“ (S.<br />

25); er hat also ein eindeutig philosophisches Anliegen.<br />

Einen breiten Raum nimmt die pointierte Darstellung und Kritik von Ethiktheorien<br />

ein, in denen er sich mit deren jeweiligen Hauptvertretern auseinandersetzt –<br />

zugleich ein Wiederholungskurs in Sachen Ethik – und deren teilweise ungeklärte<br />

Grundlagen aufzeigt (z.B. Spielarten des Utilitarismus, Intuitionismus, Care-<br />

Theorien, Kasuistik …). Gegen die philosophisch nicht zu begründende These von<br />

„Heiligkeit des (menschlichen) Lebens“(S.72) setzt er Menschenwürde und Menschenrechte.<br />

Würde basiert nach Kant auf Vernunftfähigkeit und Autonomie, sich<br />

selbst moralische Gesetze geben zu können; daraus resultiert die besondere moralphilosophische<br />

Stellung des Menschen. Würde ist durch Rechte geschützt; möglich<br />

ist ein Verständnis als „Menschenrecht auf Rechte“ (S.78). „Schutz der Menschenwürde“<br />

hat in die meisten bioethischen Stellungnahmen Eingang gefunden.<br />

Mit diesem Begriff argumentiert der Autor weiter und klammert dabei religiöse Begründungen<br />

der Menschenwürde als nicht verallgemeinerungsfähig aus.<br />

Ergebnis seiner intensiven Auseinandersetzung mit Kants Moralprinzip ist Folgendes:<br />

Moralisch gutes Handeln ist nur dadurch gut, dass es „von dem Respekt und<br />

der Achtung von Wesen gekennzeichnet ist, die jene Vermögen (zu moralischer<br />

Selbstbestimmung, Rationalität,M.M.) praktischer Vernunft besitzen“ (S.84); d.h.<br />

Gegenstand einer moralisch geforderten Anerkennung ist die Würde des vernünftigen<br />

Wesens. – Im Unterschied zu allen anderen diskutierten Theorien wird die Kantische<br />

nicht kritisch befragt.<br />

Auf der Grundlage dieses Würdebegriffs beruhen alle folgenden Stellungnahmen<br />

des Autors zu verschiedenen Teilbereichen der Bioethik. Andere Prinzipien wie<br />

„Nicht-Schädigen“, „Wohltun“, „Gerechtigkeit“ zur Bestimmung und Begründung<br />

richtigen Handelns lehnt er ab, da sie moralisch schwach bestimmt sind, in Konflikt<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

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miteinander geraten können oder aus der Praxis gewonnen sind; „das taugt für die<br />

Praxis, aber nicht für die Theorie“ (S.92).<br />

Der Leser wird nicht nur mit der gut begründeten Konzeption des Autors vertraut<br />

gemacht, sondern mit einem breiten Spektrum bioethischer Diskussionen und Begriffe,<br />

deren Schwächen plausibel dargelegt werden, so z.B. der These, dass gewisse<br />

moralische Einsichten von allen geteilt werden, aber sind diese Einsichten auch<br />

vernünftig? Vgl. den Wandel von Einsichten über Homosexualität.<br />

Nach der theoretischen Grundlegung werden im dritten Teil des Buchs praktische<br />

Themen der Bioethik erörtert. Auch hier argumentiert der Verfasser zunächst<br />

grundsätzlich: Wem kommt ein moralischer Status zu? Haben wir, und wenn ja, warum<br />

haben wir gegenüber Embryonen, Feten, Neugeborenen, Tieren, der Natur<br />

moralische Verantwortung?<br />

Zum Embryonenschutz: Nur wenn man Handlungsfähigkeit und Vernunft als Merkmale<br />

von Personen und die Entwicklungsfähigkeit von Embryonen zu Personen annimmt,<br />

kann man sie in die moralische Berücksichtigung einbeziehen. Identität und<br />

Kontinuität liegen erst dann vor, wenn alle frühen Zellteilungen abgeschlossen sind<br />

und sich nur ein Wesen entwickelt. Das ist das einzige Argument, mit dem man die<br />

Beschränkung der Embryonenforschung auf die ersten Tage nach der Befruchtung<br />

philosophisch begründen kann.<br />

Zum Schutz von Tieren: In Auseinandersetzung mit Martha Nussbaum kommt Düwell<br />

zu dem (an Kant orientierten) Ergebnis: Tiere haben wie Menschen einen Leib,<br />

der verletzlich ist, mit dem Menschen aber auch moralisch handeln. Unser Wissen<br />

um die Verletzlichkeit des Leibes könnte uns dazu führen, den Tieren moralischen<br />

Schutz zukommen zu lassen. Damit würde man nicht den Tieren Würde zusprechen,<br />

aber um unserer Würde willen sie moralisch berücksichtigen. Eine Ausweitung<br />

des Würdebegriffs auf jede „Kreatur“ (Nussbaum) wendet den Begriff inflationär<br />

und kriterienlos an, ohne dass erkennbar wird, worauf die Würde begründet ist.<br />

Außerdem setzt „Kreatur“ einen Kreator voraus, einen theologischen und daher<br />

nicht verallgemeinerungsfähigen Begriff.<br />

Zu Hans Jonas’ Klage über den Verlust der teleologischen Naturauffassung, der zu<br />

den neuen Entwicklungen in der Biologie geführt habe, stellt der Verfasser heraus,<br />

dass eine teleologische Naturauffassung eine Interpretation des Menschen ist, die<br />

kulturabhängig und damit ideologieanfällig ist. Außerdem begründe Jonas nicht, wie<br />

aus der Naturteleologie moralische Verpflichtung hergeleitet werden könne.<br />

Bezüglich der Frage, inwiefern Menschenbilder Forschung und Praxis der Bioethik<br />

bestimmen, sagt Düwell, dass anthropologische Annahmen relevant sind, aber<br />

nicht die Rechtfertigung moralischer Verpflichtungen ersetzen.<br />

Zum Umgang mit Behinderung: Wenn selbstbestimmtes Leben als wertvoll angesehen<br />

wird, begründet das die Verpflichtung, auch Behinderten ein möglichst<br />

selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Welche Auswirkungen hat das auf die<br />

prä- und postnatale Diagnostik und auf den Umgang mit Behinderungen, die ein<br />

selbstbestimmtes Leben ausschließen? Hier zeigt der Verfasser nur die Vielfalt und<br />

Vernetzung unterschiedlicher Bereiche auf, ohne eine bestimmte Antwort zu geben.<br />

Er weist auch darauf hin, dass andere Kulturen z.T. andere Vorstellungen vom<br />

FACHVERBAND PHILOSOPHIE


Körper haben, insbesondere fernöstliche (z.B. bei den Balinesen wird ein Mensch<br />

als eines von fünf Geschwistern geboren: Fruchtwasser, Blut, Eihaut und Plazenta.<br />

Diese vier Geschwister sind immer anwesend, auch nachdem sie rituell begraben<br />

worden sind, und beeinflussen ihn das ganze Leben hindurch. Und: In östlichen<br />

und afrikanischen Ländern entscheidet nicht das Individuum über medizinische<br />

Eingriffe, sondern die Familie.) Forschung und Anwendung neuer (im Wesentlichen<br />

westlicher) Technologien sehen sich solchen Menschenbildern gegenüber vor besondere<br />

moralische Probleme gestellt. Es ist die Frage, warum wir annehmen sollten,<br />

dass westliche Konzepte von Individualität und Körperlichkeit überlegen sein<br />

sollten. Bioethik muss über die kulturellen Bedingungen eines moralischen Schutzes<br />

der Betroffenen nachdenken. Verantwortung ist entgrenzt, auch in Bezug auf<br />

die Zukunft.<br />

Dazu erörtert Düwell im vierten Teil die Dimensionen von Verantwortung: Wer?<br />

Wem gegenüber? Wofür? Aufgrund welches Kriteriums? Reichweite der Verantwortung?<br />

und diskutiert relevante Anwendungsbereiche bioethischer Theorie und Praxis.<br />

Während früher ärztliches Handeln durch den Heilungsauftrag des Arztes legitimiert<br />

war und nicht gegen den Willen des Patienten erfolgen durfte, ist dessen<br />

Grundprinzip jetzt die Autonomie des Patienten und die informierte Zustimmung<br />

(gemäß Erklärungen des Weltärztebundes von 1964 und 1975). Da die Fähigkeit<br />

zur Selbstbestimmung der Grund der Würde des Menschen ist, muss medizinisches<br />

Handeln deren Ermöglichung zum Ziel haben. (Wie verhält sich dieses Prinzip<br />

bei Menschen, die noch nicht oder nicht mehr die Fähigkeit zur Selbstbestimmung<br />

haben?)<br />

Diese Forderung wird angewandt auf die Probleme Sterbehilfe, Organtransplantation<br />

und Organgewinnung, auf Xenotransplantation (tierische Organe im menschlichen<br />

Körper), Embryonenforschung, pränatale Diagnostik, Tierethik, Tierversuche,<br />

also auf ein breites Spektrum von Forschungs- und Anwendungsbereichen.<br />

Der Verfasser argumentiert durchgängig gut informiert und vielschichtig, setzt sich<br />

kenntnisreich und begründend mit gängigen Konzeptionen auseinander und weist<br />

auf Grenzfälle und Problemüberhänge hin. Zugunsten einer immer philosophischen<br />

Argumentation verzichtet er z.T. auf eindeutige Entscheidungen. Manche philosophische<br />

Reflexion stehe noch aus, z.B. die Überlegung, dass Tierethik sich möglicherweise<br />

auf die Beschränkung von Freiheitsrechten des Menschen auswirken<br />

könnte; Tiere wären demnach Empfänger moralischer Handlungen (Rechte), ohne<br />

selbst moralisch zu handeln (Pflichten zu haben).<br />

Das Buch von Düwell ist sehr lesenswert, weil der Verfasser durchweg auf einer<br />

philosophischen Grundlage argumentiert, unterschiedliche gängige Positionen erörtert,<br />

so dass der Leser einen Überblick über die gesellschaftspolitische Bandbreite<br />

der Positionen erhält, und noch nicht gelöste Probleme aufweist. Es trägt sicherlich<br />

zur Klärung der eigenen Position bei. Das Buch ist m.E. auch für Laien gut lesbar;<br />

Fachtermini werden erklärt. Manches ist redundant, was angesichts des Umfangs<br />

des Buches z.T. notwendig ist. Leider sind der Druck sehr klein und die Zeilen sehr<br />

eng. (Marieluise Mutke)<br />

MITTEILUNGEN <strong>49</strong>/<strong>2009</strong><br />

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58<br />

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