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Dame König As Spion

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eigene Reflektion war. Ich hatte mir eingeredet, Gerstmann sei<br />

im Grunde normalen menschlichen Argumenten zugänglich, wenn<br />

sie von einem Mann seines Alters und Berufs und, nun ja, seiner<br />

eigenen Ausdauer kämen. Ich versprach ihm nicht Reichtum und<br />

Frauen und billige Butter, es war klar, daß er dafür keine Verwendung<br />

hatte. Ich besaß nun wenigstens genügend Verstand,<br />

um das Thema Ehefrau beiseite zu lassen. Ich hielt ihm keine<br />

Reden über die Freiheit, was immer das bedeuten mag, oder über<br />

den ehrlichen guten Willen des Westens: außerdem war das damals<br />

nicht der richtige Zeitpunkt, um diese Geschichte aufzutischen,<br />

und ich selber befand mich in keiner eindeutigen ideologischen<br />

Position. Ich versuchte es mit der Kameradschaft. >Sehen Siewir beide werden alt, und wir beide haben unser Leben<br />

damit zugebracht, in den Systemen des anderen die schwachen<br />

Stellen zu suchen. Ich durchschaue die Werte des Ostens ebenso,<br />

wie Sie die des Westens durchschauen. Wir haben bestimmt<br />

beide bis zum Überdruß die technischen Siege dieses elenden<br />

Krieges ausgekostet. Aber jetzt wollen Ihre eigenen Leute Sie<br />

abschießen. Finden Sie es nicht an der Zeit, zuzugeben, daß<br />

Ihre Seite genauso wenig wert ist wie die meine? In unserem<br />

Metierbekommen wir doch immer nur das<br />

Negative zu sehen. In diesem Sinn hat keiner von uns beiden<br />

mehr ein Ziel. Als wir jung waren, verschrieben wir uns beide<br />

großen Idealenaber das ist vorbei. Ja?<<br />

Ich drängte ihn, mir nur dieses eine zu beantworten: kam es ihm<br />

nicht in den Sinn, daß er und ich auf verschiedenen Wegen sehr<br />

wohl zum gleichen Schluß über das Leben gekommen sein konnten?<br />

Selbst wenn meine Schlüsse nach seinem Denken reaktionär<br />

sein mochten, waren nicht unsere Werke identisch? Glaubte er<br />

zum Beispiel nicht auch, daß die Politik im allgemeinen bedeutungslos<br />

war? Daß für ihn im Leben jetzt nur noch das<br />

Besondere wichtig war? Daß die großen Pläne in den Händen der<br />

Politiker nichts anderes hervorbringen als neue Formen des alten<br />

Elends? Und daß daher sein Leben, die Rettung seines Lebens<br />

vor einem der vielen sinnlosen Erschießungskommandos, wichtiger<br />

war - moralisch, ethisch wichtiger -, als das Pflichtgefühl<br />

oder die Treue oder der Ehrenstandpunkt oder, was immer es sein<br />

mochte, das ihn zur Selbstzerstörung zwang? Kam es ihm nicht<br />

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