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Vereinigung - Austropapier

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von Winfried Hantsch<br />

Die Österreichische Papierindustrie beschloss 1872, ihre<br />

Interessen gemeinsam zu vertreten – auch heute noch.<br />

Die Anfänge 1872 bis 1914<br />

Die Gründung einer industriellen Interessenvertretung<br />

war 1872 eine Pioniertat,<br />

denn außer dem Papierverein gab es<br />

lediglich den Verein der Montan-, Eisenund<br />

Maschinenindustrie sowie den Verein<br />

mährischer Zuckerfabriken. Der Grund für<br />

das geringe Interesse, Industrievereine<br />

ins Leben zu rufen, lag vermutlich darin,<br />

dass das ureigenste Wohl der einzelnen<br />

Unternehmen im Vordergrund des Interesses<br />

stand. Bereits zwei Jahre vor der<br />

offiziellen Gründung machte man sich<br />

in den Kreisen der Papierindustriellen<br />

Gedanken über eine gemeinsame Plattform.<br />

Die Ausgangslage klingt durchaus<br />

vertraut: Sowohl im Inland als auch im<br />

Export sanken die Papierpreise, während<br />

sich die Produktionskapazitäten immer<br />

mehr ausweiteten; neue Absatzmärkte<br />

waren dringend gefragt – ebenso ein Forum,<br />

das die Interessen dieses Industriezweiges<br />

in angemessener Weise vertrat.<br />

Zunächst traten nur etwa 20 Prozent der<br />

damals existierenden Unternehmen dem<br />

Verein bei, konkret waren es 33 Fabriken<br />

mit 58 Maschinen, wobei der Mitgliedsbeitrag<br />

nach der Anzahl der Maschinen<br />

ermittelt wurde. Nach und nach gelang es<br />

aber, fast alle Unternehmen der Branche<br />

als Mitglieder zu gewinnen.<br />

Große Zustimmung fand hingegen die<br />

Gründung des Versicherungs-Verbandes<br />

für Papierindustrie, einer Institution, die<br />

über die Zeiten hinweg kontinuierlich<br />

weiter bestand. Bis 1983 war der Versicherungs-Verband<br />

auch Eigentümer des<br />

heutigen Hauses der Papierindustrie in der<br />

Gumpendorfer Straße im sechsten Wiener<br />

Bezirk, das bis 2010 der <strong>Vereinigung</strong><br />

gehörte. Im Jahr 1983 wurde das Versicherungsunternehmen<br />

von der Hannover International<br />

gekauft und ging in dieser auf.<br />

In den rund 60 Jahren von 1850 bis<br />

zum Beginn des ersten Weltkrieges<br />

stieg der österreichische Papierexport<br />

um nicht weniger als das 30-fache, die<br />

Ausfuhr von Zellstoff und Holzschliff<br />

brauchte für das gleiche Ergebnis so-<br />

gar nur die halbe Zeit. 4,6 Prozent der<br />

Weltproduktion an Papier entfielen auf<br />

Österreich-Ungarn, das damit unter den<br />

damals 35 Papier erzeugenden Ländern<br />

an fünfter Stelle stand. Der Auftrieb, der<br />

von den technisch-chemischen Neuerungen<br />

ausgelöst worden war, und eine<br />

weltwirtschaftliche Situation vorfand,<br />

in der Papier überall begehrt war, hatte<br />

die österreichische Papierindustrie<br />

sogar ohne nennenswerte Einbußen<br />

über die große Wirtschaftskrise der<br />

70er-Jahre hinweg getragen.<br />

Kriegs- und Zwischenkriegszeit<br />

1914 bis 1938<br />

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges<br />

wurde die österreichische Papierindustrie<br />

aus dem Netz von Beziehungen, in das sie<br />

als Lieferant und Kunde auf dem Weltmarkt<br />

eingebunden war, herausgerissen.<br />

Die Umstellung auf Kriegswirtschaft<br />

bedeutete Konfrontation mit Personalmangel,<br />

Rohstoffmangel und steigenden<br />

Kosten, aber auch mit den Problemen,<br />

die der Wegfall der wesentlichen Exportpartner<br />

stellte. Ein vom Handelsministerium<br />

geschaffener, weisungsgebundener<br />

Wirtschaftsverband der Papierindustrie,<br />

mit hoheitsrechtlichen Kompetenzen<br />

und obligatorischer Mitgliedschaft, regelte<br />

unter behördlicher Mitwirkung<br />

Materialzuweisungen, Erzeugung, Absatz<br />

und Preise.<br />

Am 12. November 1918 entstand die<br />

Republik Österreich, der Staat, den keiner<br />

wollte. Aus dem Zusammenbruch<br />

der Donaumonarchie und ihres Wirtschaftsgefüges<br />

resultierte eine Überdimensionierung<br />

der Papierindustrie für<br />

den Inlandsabsatz im kleinen Österreich,<br />

verschärft durch die Autarkiepolitik der<br />

Nachfolgestaaten, die den Güteraustausch<br />

massiv behinderte.<br />

Am 30. September 1919 wurde der<br />

Verein der österreichisch-ungarischen<br />

Papierfabrikanten aufgelöst und am<br />

14. April 1920 konstituierte sich der in Sektionen<br />

und Landesverbände gegliederte<br />

Verband der österreichischen Papier-, Zellulose-,<br />

Holzstoff- und Pappenindustrie, der<br />

bis 1935 existierte. Vom bisherigen Finanzierungsmodus<br />

abgehend, wurden die<br />

Mitgliedsbeiträge jetzt nach der Zahl<br />

der Beschäftigten errechnet, später<br />

wurde als Bemessungsgrundlage die<br />

Lohn- und Gehaltssumme gewählt, ein<br />

System, das bis heute beibehalten wird.<br />

Auf Grund der neuen ständischen<br />

Verfassung des Bundesstaates Österreich<br />

wurde 1934 der Verband der Papier-,<br />

Zellulose-, Holzstoff- und Pappenindustrie<br />

geschaffen, eine Körperschaft öffentlichen<br />

Rechts, die die wesentlichen<br />

Aufgaben der bisherigen Zentralorganisation<br />

übernahm. Zusätzlich wurde im<br />

August 1935 auch die <strong>Vereinigung</strong> der<br />

österreichischen Papier-, Zellulose-, Holzstoff-<br />

und Pappenindustrie als Pendant<br />

mit freiwilliger Mitgliedschaft gebildet.<br />

Die Aufgabenteilung war schon damals<br />

eine ähnliche wie die der seit 1948 bis<br />

heute bestehenden parallelen Zentralorganisationen.<br />

1961<br />

1989<br />

seit 2006<br />

papierausösterreich eins | 12<br />

15

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