UTOPIE UND ANTIUTOPIE. - Beate-jonscher.de
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„...tri priema, kotorye mo#et ispolözovatö pisatelö pri izobra#eniq fantastiheskix qvlenij:<br />
1. Izobra#atö inoj mir - ne tot, g<strong>de</strong> my #ivem. 2. Vvesti v naw mir su+estva inogo mira.<br />
3. Izmenitö usloviq nawego mira.“<br />
(„...es gibt drei Verfahren, die <strong>de</strong>r Dichter bei <strong>de</strong>r Darstellung phantastischer Erscheinungen nutzen<br />
kann: 1. eine an<strong>de</strong>re Welt darstellen - nicht die, in <strong>de</strong>r wir leben, 2. in unsere Welt Wesen einer an<strong>de</strong>ren<br />
Welt einführen, 3. die Bedingungen unserer Welt än<strong>de</strong>rn.“) 4<br />
Tatsächlich beschränkte sich Brjusov im wesentlichen auf das erste Verfahren. Alle hier betrachteten<br />
Werke sind in einer mehr o<strong>de</strong>r weniger entfernten, zeitlich nicht genau bestimmbaren Zukunft angesie<strong>de</strong>lt.<br />
Heute gilt Brjusov als „einer <strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen russischen wissenschaftlichen Phantastik“. 5<br />
Welche Be<strong>de</strong>utung hat nun diese Linie im Schaffen von Valerij Brjusov? Welche utopischen, aber<br />
auch antiutopischen I<strong>de</strong>en und Vorstellungen sind zu erkennen?<br />
Ausgangspunkt für die phantastischen Werke war sicher das Schaffen von Jules Verne, versetzt mit<br />
einer tüchtigen Prise E.A. Poe. Es prägte die ersten Versuche, so auch <strong>de</strong>n Roman „Gora Zvezdy“ 6 ,<br />
<strong>de</strong>r die Existenz und <strong>de</strong>n Untergang einer Gesellschaft von Marsmenschen auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> schil<strong>de</strong>rt.<br />
Etwas Eigenständiges entstand erst mit <strong>de</strong>r Entwicklung Brjusovs zum symbolistischen Dichter. Vor<br />
allem war es das - auch die Lyrik prägen<strong>de</strong> Thema <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Großstadt. Brjusovs Städtebil<strong>de</strong>r, so<br />
zum Beispiel in <strong>de</strong>m Poem „Zamknutye“ (1901/02) implizieren bereits die drohen<strong>de</strong> Katastrophe, <strong>de</strong>n<br />
Untergang <strong>de</strong>r Zivilisation. 7 Nach Brjusovs Auffassung von einer in großen Kulturkreisen verlaufen<strong>de</strong>n<br />
Geschichte <strong>de</strong>r Menschheit musste dabei das technische Zeitalter einem urwüchsigen Zustand<br />
weichen. 8 Diese Problematik wird in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Texten, <strong>de</strong>m Drama „Zemlja“ und <strong>de</strong>m<br />
Romanfragment „Sem' zemnych zoblaznov“ in unterschiedlicher Dimension verhan<strong>de</strong>lt.<br />
In „Zemlja“ (1904) befin<strong>de</strong>t sich die Menschheit am En<strong>de</strong> ihrer Entwicklung. Sie hat nicht nur die<br />
Verbindung zu Luft und Sonne verloren und lebt im Erdinnern, son<strong>de</strong>rn hat sich zurück entwickelt.<br />
Die einst blühen<strong>de</strong>n Wissenschaften wer<strong>de</strong>n nur noch bruchstückhaft von Einzelnen betrieben. Kein<br />
Mensch mehr kennt die Maschinen, die das Leben unter Tage aufrecht erhalten, und kann sie reparieren.<br />
Der Untergang ist unausweichlich. Dabei bringt das Streben zum Licht und zur Sonne neue<br />
Hoffnung, beschleunigt aber nur <strong>de</strong>n Untergang.<br />
In dieser Endzeitstimmung liegen <strong>de</strong>utliche Parallelen zu H. G. Wells Erzählung „The Time Machine“<br />
(1895), die Brjusov wahrscheinlich kannte, zumin<strong>de</strong>st war sie zu dieser Zeit schon in russischer<br />
Übersetzung erschienen.<br />
Bereits in „Zemlja“ fin<strong>de</strong>n wir das in späteren Werken wie<strong>de</strong>rholte utopische Bild einer gewaltfreien<br />
Welt. In <strong>de</strong>m Stück heißt es:<br />
„Mnogo vekov u#e net armij. Nastupil vsemirnyj mir. So togo vremeni sila pravitelej v<br />
obaqnii ix lihnosti v mo+i ix voli.“<br />
(„Viele Jahrhun<strong>de</strong>rte schon gibt es keine Armee mehr. Der allgemeine Weltfrie<strong>de</strong>n ist eingezogen.<br />
Seit dieser Zeit besteht die Stärke <strong>de</strong>r Herrscher in <strong>de</strong>r Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit, in ihrer<br />
Willensmacht.“) 9<br />
In diesem Werk, das auch als „romantische 'Gegenutopie'„ bezeichnet wird 10 , kann eine Verknüpfung<br />
von utopischen mit antiutopischen Ten<strong>de</strong>nzen festgestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn das Erreichen eines utopischen<br />
Zustan<strong>de</strong>s bewahrt die Menschheit nicht vor <strong>de</strong>m Untergang.<br />
Im Vorwort zu <strong>de</strong>m Romanfragment „Sem' zemnych soblaznov“, das 1911 in einem Almanach abgedruckt<br />
wor<strong>de</strong>n war, verweist Brjusov auf die Ähnlichkeiten <strong>de</strong>r im Roman dargestellten phantastischen<br />
Welt mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit und zieht für <strong>de</strong>n Leser die Schlussfolgerung:<br />
„Prixoditsq predpolo#itö, hto me#du äpoxoj, izobra#aennoj v romane, i sovremennoj proi-<br />
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