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Die Erzähler im Werk von Danilo Kiš - Beate-jonscher.de

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So wer<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>m Ich-Erzähler, <strong>de</strong>r zunächst als Figur <strong>de</strong>s Textes mit ein<strong>de</strong>utig festgelegterPerspektive erschien 14 , in Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>r Figur verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeitenzugebilligt, wofür J. H. Petersen <strong>de</strong>n Begriff "Erzählverhalten" eingeführt hat. 15<strong>Die</strong> Notwendigkeit einer Präzisierung <strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>von</strong> Autor und Erzähler, genauer gesagt,<strong>de</strong>r Fähigkeiten und <strong>de</strong>s Wissens, welche <strong>de</strong>m Erzähler vom Autor zugebilligt wer<strong>de</strong>n, führte zuneuen Kategorien <strong>de</strong>r Erzählforschung, aber auch zu einer weiteren Aufspaltung <strong>de</strong>rTerminologie. 16Petersen unterschei<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>r Charakterisierung <strong>de</strong>s Erzählers <strong>im</strong> wesentlichen Erzählverhalten,Erzählhaltung sowie Standort ("point of view") <strong>de</strong>s Erzählers. Der Erzählstandort, <strong>de</strong>r häufigauch als Erzählperspektive bezeichnet wird, meint das "raum-zeitliche Verhältnis <strong>de</strong>s Narrators"zu <strong>de</strong>n Personen und Vorgängen und kann nah o<strong>de</strong>r auf Distanz sein, "olympisch"-allwissend,o<strong>de</strong>r aber nicht über die Figuren hinausgehen. 17Ebenfalls unabhängig <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Erzählers und sich <strong>de</strong>r Terminologie Stanzelsbedienend, benennt Petersen drei Möglichkeiten <strong>de</strong>s Erzählverhaltens: auktoriales, neutrales undpersonales. 18Be<strong>im</strong> auktorialen Erzählverhalten ist <strong>de</strong>r Erzähler mit Ansichten, Werturteilen usw. versehen, dieer <strong>im</strong> Text <strong>im</strong>plizit und explizit kundtut und die mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Autors in Beziehung gesetztwer<strong>de</strong>n können. Be<strong>im</strong> personalen Erzähler wird dieser nicht zu einer Figur, übern<strong>im</strong>mt aber<strong>de</strong>ren Sichtweise. Mit <strong>de</strong>m neutralen Erzählverhalten ist eigentlich die "Neutralisation <strong>de</strong>s Erzählers",sogar seine "Nichtexistenz" gemeint. 19Nur wenige Texte weisen jedoch ein durchgehen<strong>de</strong>s Erzählverhalten auf. Das auktorialeErzählverhalten schließt häufig personales und neutrales in sich ein 20 , das personaleErzählverhalten wechselt sich mit neutralem ab.Petersen betrachtet das Erzählverhalten als Form <strong>de</strong>r Präsentation <strong>de</strong>r Geschichte und führt <strong>de</strong>shalbdie Kategorie <strong>de</strong>r Erzählhaltung ein, die die Einstellung <strong>de</strong>s Erzählers zum Erzähltenver<strong>de</strong>utlichen soll. <strong>Die</strong>ses kann neutral sein, affirmativ o<strong>de</strong>r ablehnend, kritisch, skeptisch,schwankend, plakativ o<strong>de</strong>r differenzierend. 21<strong>Die</strong> <strong>von</strong>einan<strong>de</strong>r losgelöste Betrachtung <strong>von</strong> Standort, Erzählverhalten und Erzählhaltungerscheint mir jedoch insofern problematisch, als diese sich zwar gegenseitig bedingen, aber nichtbeliebig kombinierbar sind: m.E. wird durch das Erzählverhalten bereits eine best<strong>im</strong>mteErzählhaltung festgelegt. Eine auktoriale Erzählhaltung kann zwar sowohl eine affirmative wieauch kritische Erzählhaltung hervorrufen, aber kaum eine neutrale. Auch <strong>de</strong>r Standort <strong>de</strong>sErzählers ist nicht beliebig: ein auktoriales Erzählverhalten bedingt in <strong>de</strong>r Regel einen überschauen<strong>de</strong>nStandpunkt, ein personales Erzählverhalten grenzt die Sicht ein.Bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen theoretischen Standorte wird <strong>de</strong>utlich, daß zwei grundlegen<strong>de</strong>nMetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Herangehens existieren. Zum einen erfolgt die Charakteristik <strong>de</strong>s Erzählersmit Hilfen <strong>von</strong> Kategorien, die miteinan<strong>de</strong>r kombiniert, aber nicht <strong>von</strong>einan<strong>de</strong>r abgeleitet wer<strong>de</strong>nkönnen. 22 O<strong>de</strong>r es wird ein System genutzt, bei <strong>de</strong>m entwe<strong>de</strong>r durch binäre Oppositionen "konkrete"Erzähler entwickelt wer<strong>de</strong>n 23 o<strong>de</strong>r - in Stanzels Vorstellung - die Merkmale einen Kreisbil<strong>de</strong>n. Das offene Kombinieren <strong>von</strong> Merkmalen scheint <strong>de</strong>n Gegebenheiten <strong>de</strong>r neueren undneusten Literatur eher zu entsprechen, weil es <strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>r Möglichkeiten be<strong>im</strong> Erzählengerecht wer<strong>de</strong>n kann. Denn gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>s Erzählers in Texten, die <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rnezugeordnet wer<strong>de</strong>n können, entstehen zahlreiche Schwierigkeiten.Zur Postmo<strong>de</strong>rne und zur postmo<strong>de</strong>rnen serbischen LiteraturObwohl bereits für das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt nachgewiesen, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne ineiner amerikanischen Literatur<strong>de</strong>batte geprägt, in <strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r fünfziger Jahre ein"Erschlaffen" <strong>de</strong>r Literatur, ein "Nachlassen <strong>de</strong>r innovatorischen Potenz" festgestellt wur<strong>de</strong>. <strong>Die</strong>2


Bezeichnung erwies sich auch für die Beschreibung <strong>von</strong> neuen Phänomenen in an<strong>de</strong>re Bereichenals brauchbar, so für die Architektur, die Philosophie, die Soziologie. 24 KontroverseDiskussionen konnten nicht ausbleiben und setzen sich bis heute fort. Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>rLiteratur be<strong>de</strong>utet dies vor allem einen bisher ungelösten Streit um das Verhältnis zu <strong>de</strong>r - ebenfallsumstrittenen - Mo<strong>de</strong>rne.Wenn relative Einigkeit darüber besteht, daß die Mo<strong>de</strong>rne einen Bruch be<strong>de</strong>utet mit <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>alen,Wertvorstellungen und Zielorientierungen <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts, und dieser sich in <strong>de</strong>r Zerstörungtradierter Erzähltechniken äußert, die Krise <strong>de</strong>s Subjektes die Krise <strong>de</strong>s Erzählens auslöst 25 , sogehen doch die Einschätzungen über das Verhältnis zur Postmo<strong>de</strong>rne weit auseinan<strong>de</strong>r. Beinhaltetdie Mo<strong>de</strong>rne noch eine "utopische D<strong>im</strong>ension", die <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne durch einengleichgültigen Pluralismus abgelöst wird 26 , o<strong>de</strong>r verhin<strong>de</strong>rt die Postmo<strong>de</strong>rne <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnemöglich gewor<strong>de</strong>nen "Selbstmord" <strong>de</strong>r Kunst durch vorsichtige Neuansätze 27 ? Es scheint auchmöglich, "mo<strong>de</strong>rn" und "postmo<strong>de</strong>rn" durch <strong>de</strong>n Begriff "exper<strong>im</strong>entell" zu ersetzen 28 , wobeidieser jedoch wenig über das "Zeitbewußtsein" <strong>de</strong>r literarischen <strong>Werk</strong>e aussagt.Den Ausgangspunkt für die Kennzeichnung postmo<strong>de</strong>rnen Erzählens bil<strong>de</strong>t eine doppelteAbgrenzung: <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne und <strong>von</strong> <strong>de</strong>r vor-mo<strong>de</strong>rnen Tradition. <strong>Die</strong> Mo<strong>de</strong>rne stellt dieGrenzen <strong>von</strong> Realität und Fiktion grundsätzlich in Frage. Ursache dafür ist das Aufgeben <strong>de</strong>sWahrheitsanspruches <strong>de</strong>r Kunst. Das Eingeständnis, Ereignisse nicht mehr adäquat einschätzenzu können, führt auch zur verstärkten Darstellung <strong>von</strong> Irrealem. In <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne wer<strong>de</strong>nGrenzen zwischen Realität, Fiktion und Phantastik ständig und bewußt durchbrochen.Wichtigstes Kennzeichen <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne ist das neue Verhältnis zur bereits vorhan<strong>de</strong>nenLiteratur. Ein "Nachlassen <strong>de</strong>r Innovation" ist kaum zu verhin<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>nn alles ist schon erzählt,alle Erzählweisen waren schon mal da. Wenn dieser Zustand produktiv gemacht wird, folgenIntertextualität und die gleichberechtigte Nutzung traditioneller und mo<strong>de</strong>rner Erzähltechniken.<strong>Die</strong> Diskussion, die hier nur sehr unvollständig und vereinfachend wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n kann,zeigt sich in einem speziellen Licht, wenn man die Spezifik <strong>de</strong>r Entwicklung nationaler Literaturenberücksichtigt, insbeson<strong>de</strong>re, wenn diese durch eine starke Tradition einer realistischen,wenig exper<strong>im</strong>entellen Literatur geprägt sind.Innerhalb <strong>de</strong>r serbischen, als postmo<strong>de</strong>rn klassifizierten Literatur steht das Schaffen <strong>von</strong> MiloradPavić, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Text "Hazarski rečnik" ("Das Chasarische Wörterbuch", 1985) <strong>im</strong> Mittelpunkt<strong>de</strong>s Interesses. 29 Insgesamt ist die serbische Literatur seit <strong>de</strong>n siebziger Jahren geprägt<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>r Möglichkeiten, wobei sich <strong>de</strong>r Bogen spannt <strong>von</strong> <strong>de</strong>r realistischen Literatur,die mit mo<strong>de</strong>rnen Akzenten wie<strong>de</strong>rbelebt wer<strong>de</strong>n soll, bis zum Mo<strong>de</strong>rnismus, <strong>de</strong>r sich zu dieserZeit noch <strong>im</strong> Stadium <strong>de</strong>s Exper<strong>im</strong>entierens befin<strong>de</strong>t. 30In <strong>de</strong>n achtziger Jahren kommt es dann nach vorhan<strong>de</strong>nen früheren Ansätzen zu einer Dominanz<strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne, wobei Analogien zu an<strong>de</strong>ren Literaturen <strong>de</strong>utlich zu erkennen sind. <strong>Die</strong> postmo<strong>de</strong>rneRichtung wird <strong>von</strong> verschie<strong>de</strong>nen Generationen vertreten, wobei die jüngeren Autorendie Merkmale <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne stärker in ihre Prosa einbringen. 31Kennzeichnend für alle ist das Konzept, Literatur als eine "sprachkünstlerische Tätigkeit" zubegreifen, "die in <strong>de</strong>n unbegrenzten Möglichkeiten <strong>von</strong> neuen und ungewöhnlichen Möglichkeitenverschie<strong>de</strong>nartigster Elemente" besteht. <strong>Die</strong>se Auffassungen haben die serbische Prosa, die"bisher vorwiegend <strong>im</strong> Zeichen eines weitgehend rationalen, strengen und logozentrischen Literaturverständnissestand, grundlegend verän<strong>de</strong>rt" 32 .Übereinst<strong>im</strong>mend wer<strong>de</strong>n - bezogen auf das Schaffen <strong>von</strong> Milorad Pavić - folgen<strong>de</strong> Merkmalepostmo<strong>de</strong>rner Texte als wesentlich benannt: Intertextualität und Zitathaftigkeit, das Fehlen <strong>de</strong>rKausallogik und <strong>de</strong>r räumlich-zeitlichen Bezüge <strong>de</strong>r Fabel (auch als das Verlassen <strong>de</strong>r linearenkontinuierlichen Narration bezeichnet), Thematisierung <strong>de</strong>r Poetik <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne (auch metaliterarischerDiskurs genannt), sowie die vielfältige Brechung <strong>de</strong>s Historisch-Dokumentarischen3


Verhältnis dieser zu <strong>de</strong>m Ereignis wird <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Erzähler, <strong>de</strong>r an verschie<strong>de</strong>nen Stellen alsSprecher in Erscheinung tritt, kommentarlos wie<strong>de</strong>rgegeben.<strong>Die</strong> konträre Einschätzung eines außergewöhnlichen Ereignisses wird in <strong>de</strong>m Text "Slavno je zaotadžbinu mreti" mit Begründungen versehen, wobei <strong>de</strong>r Erzähler sein Ansicht lediglichmetaphorisch zum Ausdruck bringt.<strong>Die</strong> Titelsentenz steht <strong>im</strong> Wi<strong>de</strong>rspruch zum erzählten Geschehen: ein junger Adliger wird wegenseiner Teilnahme an einem Bauernaufstand zum To<strong>de</strong> verurteilt. Der junge Mann schwanktzwischen Verzweiflung, Hoffnung und Bemühen, "stolz und wür<strong>de</strong>voll" zu sterben. Bei ihremletzten Besuch <strong>im</strong> Gefängnis erklärt die Mutter <strong>de</strong>s jungen Mannes, daß sie um Gna<strong>de</strong> ersuchenund - wenn sie Erfolg hatte - am Tag <strong>de</strong>r Hinrichtung <strong>im</strong> weißen Kleid auf <strong>de</strong>m Balkon stehenwill. Sie hat dann ein weißes Kleid an, und ihr Sohn zeigt keine Angst, <strong>de</strong>nn er hofft bis zumSchluß auf ein Wun<strong>de</strong>r. Aber die Hinrichtung fin<strong>de</strong>t statt. Anschließend heißt es <strong>im</strong> Text: "Dvasu mogućna zaklučka. Ili je mladi plemić umro hrabo i dostojanstveno ... ili je zaista sve to bilasamo dobro smišlena rečija čije je konca držala u rukama jedna poznana majka..." 41Der Erzähler ordnet die bei<strong>de</strong>n Möglichkeiten Vertretern unterschiedlicher Interessen zu. <strong>Die</strong>erste, <strong>von</strong> ihm als "heroisch" bezeichnete Version wird <strong>von</strong> Sanscoulotten und Jakobinern favorisiert,die zweite <strong>von</strong> <strong>de</strong>r offiziellen Geschichtsschreibung. Sein Kommentar fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>nSätzen, die diesem Artikel als vorangestellt wur<strong>de</strong>n, wird: "<strong>Die</strong> Geschichte schreiben dieSieger..., die Schriftsteller phantasieren, sicher ist nur <strong>de</strong>r Tod." (S. 154)Das Urteil <strong>de</strong>s Erzählers kann aber auch durch best<strong>im</strong>mte Aussagen in diesen bei<strong>de</strong>n Textenfestgemacht wer<strong>de</strong>n. So sieht in "Ogledalo nepoznatog" das Mädchen <strong>im</strong> Traum die Ereignissetatsächlich. In "Slavno je za otadžbinu mreti" wer<strong>de</strong>n die wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Gefühle <strong>de</strong>s jungenMannes beschrieben, erscheint die Aussage <strong>de</strong>r Mutter als tatsächlich vollzogen.Auch wenn <strong>de</strong>m Erzähler an <strong>de</strong>r Steuerung <strong>de</strong>r Rezeption gelegen ist, tut er dies mit an<strong>de</strong>ren, als<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r realistischen Literatur zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Mitteln.<strong>Die</strong>s wird an <strong>de</strong>m komplexesten Text <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s "Knjiga kraljeva i budala" <strong>de</strong>utlich. Erzähltechnischbil<strong>de</strong>t dieser Text eine Kombination essayistischer und - in geringerem Umfang - künstlerisch-literarischerMetho<strong>de</strong>n. Ursache dafür ist zunächst, daß Kiš <strong>de</strong>n Text als Essay über dieEntstehung und Wirkung <strong>de</strong>r "Protokolle <strong>de</strong>r Weisen <strong>von</strong> Zion" geplant hatte. Kiš konnte jedochkein Essay schreiben, was er <strong>im</strong> "Post scriptum" so begrün<strong>de</strong>t:"Esej je izgubila svoje žanrovsko značenje eseja onog časa kada sam shvatio da se u istruživajanjee te teme, na planu cinjenica, već ne može ići dalje, i kada sam počeo da zamišlam događajeonako kako se mogli dogoditi." (S. 237 - Hervorhebung <strong>von</strong> D.K. -B.J.)Postmo<strong>de</strong>rne Züge weist <strong>de</strong>r Text in Hinblick auf das Verhältnis Realität - Fiktion - Phantastikauf, da <strong>de</strong>ren Unterscheidung nicht mehr ein<strong>de</strong>utig möglich ist. Zugleich wer<strong>de</strong>n hier wie inan<strong>de</strong>ren Texten fiktive Dinge mit <strong>de</strong>r Manier authentischer gestaltet.Der erste Satz <strong>de</strong>s Textes enthält eine Vorausschau eines Verbrechens, das in vierzig Jahrengeschehen wird. Angekündigt wird nach <strong>de</strong>n Aussagen <strong>de</strong>s Erzählers dieses Verbrechen durcheinen Text unbekannter Herkunft, <strong>de</strong>r in einer Petersburger Zeitung erscheint, <strong>de</strong>ssen Chefredakteurvom Erzähler für ein Ju<strong>de</strong>n-Pogrom verantwortlich gemacht wird. Der veröffentlichte Textheißt "<strong>Die</strong> Verschwörung" und beweist die Existenz eines allgemeinen "Komplottes" gegen dasChristentum, <strong>de</strong>n Zaren und die bestehen<strong>de</strong> Ordnung. Er wird dann als Buch herausgegeben und<strong>von</strong> einem Vater Sergius in <strong>de</strong>ssen Schrift über <strong>de</strong>n "Antichristen" aufgenommen, wo er <strong>im</strong>merweitere Verbreitung fin<strong>de</strong>t.Erst am En<strong>de</strong> wird durch einen Bericht über die Gaskammern, <strong>de</strong>r als Zitat gegeben ist, ein<strong>de</strong>utigklar, daß mit <strong>de</strong>m Verbrechen <strong>de</strong>r Genozid an <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n gemeint ist. <strong>Die</strong>ses Verbrechen mußteKiš beson<strong>de</strong>rs berühren - sein Vater war in Auschwitz ums Leben gekommen.Es kann <strong>de</strong>shalb <strong>von</strong> einer "gelenkten Rezeption" 42 ausgegangen wer<strong>de</strong>n. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten6


Abschnittes erscheint dann auch das erste Mal ein Erzähler-"Wir", das seine Absicht in Bezug aufdie "Verschwörung" erklärt: "Ov<strong>im</strong> tekstom pokušačemo da istraž<strong>im</strong>o njeno poreklo, da bac<strong>im</strong>ojedan let<strong>im</strong>ičan pogled na one koji su se stvorili." (S.158)In <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n Szenen wechseln fiktive Szenen (szenische Darstellung mit wörtlicherRe<strong>de</strong>) mit Berichten und Zitaten <strong>von</strong> Augenzeugenberichten, aus Büchern, Zeitungen usw.Als ein Beispiel für das Vorgehen <strong>de</strong>s Erzählers soll auf das sechste Kapitel verwiesen wer<strong>de</strong>n:Einer Szene aus <strong>de</strong>m Bürgerkrieg - ein Offizier liest <strong>de</strong>n Soldaten aus <strong>de</strong>m Buch <strong>von</strong> Nilus vor -folgt <strong>de</strong>r Verweis <strong>de</strong>s Erzählers auf zehntausen<strong>de</strong> Tote, die dieser Krieg for<strong>de</strong>rte.Der Erzähler ist also ein "anwesen<strong>de</strong>r" und ein "wissen<strong>de</strong>r", wenn auch kein "allwissen<strong>de</strong>r", aberer will seine Erkenntnisse <strong>de</strong>m Leser mitteilen.<strong>Die</strong> Einbeziehung frem<strong>de</strong>r Texte einer "Aufspaltung" <strong>de</strong>r Erzählerrolle: Beinahe ein Verwirr-Spiel mit verschie<strong>de</strong>nen Erzählern fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>m Text "Posmrtne po_asti". Der Erzähler, <strong>de</strong>r"Ich" sagt, gibt Ereignisse wie<strong>de</strong>r, die <strong>de</strong>r Matrose Bandura erlebt hat. Im letzten Absatz <strong>de</strong>sTextes aber stellt sich heraus, daß Bandura nicht <strong>de</strong>m Ich-Erzähler die Ereignisse berichtet hat,son<strong>de</strong>rn einem Dritten, <strong>de</strong>ssen Namen <strong>de</strong>r Erzähler nicht genau zu kennen vorgibt."'Skini kapu', kaže Bandura svom sagovorniku. Johan ili Jan Valtin (misl<strong>im</strong> da se tako zvao) uiznenadnom naletu bola pokušava da se seti Marijetinog lica." (S. 47)Der Erzähler weiß jedoch über <strong>de</strong>n Matrosen und das erzählte Ereignis, die ungewöhnlicheTotenfeier für eine Prostituierte, genau Bescheid. Im "Post scriptum" heißt es:"Žan Valten ili Valtin (! - s.o.) u priči Posmertne počasti jeste realna ličnost. U kupusari podnaslovom Out of the Night on ovu episodu iznosi kao stvarnu, mada siž odvec podseča natakozvane stajaće teme. (S. 230 - Hervorhebung <strong>von</strong> D.K. - B.J.)Eine <strong>de</strong>utliche Abweichung <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Mustern <strong>de</strong>s "auktorialen" und "personalen" Erzählverhaltensund damit <strong>im</strong> Zusammenhang <strong>de</strong>r Innen- und Außensicht ergibt sich in <strong>de</strong>m bereits erwähnten"Ogledalo nepoznatog".Der Erzähler hat zunächst einen allwissen<strong>de</strong>n Status; er verkün<strong>de</strong>t zum Beispiel <strong>de</strong>n lateinischenNamen eines Pilzes, <strong>de</strong>n das Mädchen, das sich <strong>im</strong> Wald befin<strong>de</strong>t, nicht kennt. <strong>Die</strong> Erklärung istzu<strong>de</strong>m in Klammern gesetzt, ist also ein<strong>de</strong>utig als Kommentar gekennzeichnet. Zugleich abergibt <strong>de</strong>r Erzähler nicht zu erkennen, daß es sich bei <strong>de</strong>m Aufenthalt <strong>de</strong>s Mädchens um einenTraum han<strong>de</strong>lt.<strong>Die</strong>se Zurücknahme <strong>de</strong>r Allwissenheit wird in <strong>de</strong>m darauffolgen<strong>de</strong>n Textabschnitt noch<strong>de</strong>utlicher: Der Erzähler legt die Gedanken <strong>de</strong>s Vaters dar, <strong>de</strong>r in die Stadt gefahren ist, um seineTöchter am Gymnasium unterzubringen. Zusammenfassend heißt es: "O tome valjda razmišlagospodin Brener (jer tako ze zove)..." (S. 122)Wenige Sätze weiter behauptet <strong>de</strong>r Erzähler jedoch folgen<strong>de</strong>s: "O čemu razmišla jedansredneevropski jevrejski trgovac na dan svoje smrti - to možemo da samođa nagađamo." (S. 122)Der bisher nur einem Erzähler mit überschauen<strong>de</strong>n Standort zugebilligte Möglichkeit <strong>de</strong>r Vorausschau(<strong>de</strong>r Tod <strong>de</strong>s Mannes) steht <strong>im</strong> gleichen Satz das betonte Nicht-Wissen <strong>de</strong>s Erzählersgegenüber.<strong>Die</strong>ses Vorgehen betrifft auch die Töchter <strong>de</strong>s Mannes: <strong>de</strong>r Erzähler meint nur zu "ahnen", woransie <strong>de</strong>nken, um gleich darauf in einem inneren Monolog ausführlich ihre Gedanken und Gefühledarzulegen (zum Beispiel in Bezug auf die ihnen zugedachte Wirtin o<strong>de</strong>r die Mutter, vor <strong>de</strong>r sieihre Enttäuschung über das Erlebte unbedingt verbergen wollen).Vorausschau, Kommentar, wechseln<strong>de</strong> Perspektive sowie die Möglichkeit <strong>de</strong>r Innensichtverweisen auf <strong>de</strong>n auktorialen, "allwissen<strong>de</strong>n Erzähler". <strong>Die</strong>ser aber gibt vor, keiner zu sein, best<strong>im</strong>mteDinge nicht zu wissen.Schlußfolgerungen7


<strong>Die</strong> in <strong>de</strong>r realistischen Literatur festgelegte Perspektive <strong>de</strong>s Erzählers wird aufgegeben. Der Ich-Erzähler erhält als erleben<strong>de</strong>s und erzählen<strong>de</strong>s Ich die Möglichkeit, gegenüber an<strong>de</strong>ren Figurenals auktorialer Erzähler aufzutreten.Ein "traditioneller" Ich-Erzähler ist dann zu fin<strong>de</strong>n, wenn die Ereignisse aus <strong>de</strong>r Sicht einer Fraudargestellt wer<strong>de</strong>n, d.h. wenn <strong>de</strong>r Erzähler auf keinen Fall mit <strong>de</strong>m Autor in Verbindung gebrachtwer<strong>de</strong>n kann. Demgegenüber ist <strong>de</strong>r Er-Erzähler kein "Medium". Der Erzähler ist anwesend undgibt sich durch entsprechen<strong>de</strong> Ich- und Wir-Formen zu erkennen. Bei<strong>de</strong> Verfahren eint, daß <strong>de</strong>r"anwesen<strong>de</strong>" Erzähler die Funktion eines kommentieren<strong>de</strong>n Beobachters innehat. Im Zusammenhangmit <strong>de</strong>r gleichzeitig erfolgen<strong>de</strong>n Aufhebung <strong>de</strong>r Fiktionalität und <strong>de</strong>r extremenIntertextualität ist die Frage nach <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>von</strong> Autor und Erzähler neu zu stellen, mußeine mögliche I<strong>de</strong>ntität <strong>von</strong> Autor und Erzähler in die Diskussion gebracht wer<strong>de</strong>n.Jedoch führt die Einbeziehung <strong>de</strong>s Autor-Erzählers nicht zu einem auktorialen Erzählverhalteno<strong>de</strong>r einer gelenkten Rezeption. Allerdings verhält sich <strong>de</strong>r Erzähler auch nicht neutral. Urteileo<strong>de</strong>r Kommentare wer<strong>de</strong>n durchaus gegeben, aber sie fehlen an <strong>de</strong>n für eine Lenkungentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stellen. Zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne, zum Teil gegensätzliche Meinungeno<strong>de</strong>r Schlußfolgerungen nebeneinan<strong>de</strong>r gestellt.<strong>Die</strong> Perspektive <strong>de</strong>s Erzählers ist eingeschränkt, aber nicht durch einen in die Figuren gelegteStandpunkt o<strong>de</strong>r eine Beschränkung auf die Rolle eines Beobachters. 43 Der Erzähler selbst legtfest, wieviel er weiß. Er kann innerhalb <strong>de</strong>s Textes zwischen einem "allwissen<strong>de</strong>n" Erzähler(Kenntnis zukünftigen Geschehens, Möglichkeit <strong>de</strong>r Innensicht) und <strong>de</strong>m Teil-Wissen einesaußenstehen<strong>de</strong>n Beobachters wechseln. <strong>Die</strong>s ist ebenfalls in einem Zusammenhang mit <strong>de</strong>mDurchbrechen <strong>de</strong>r Fiktionalität zu sehen, <strong>de</strong>nn es wer<strong>de</strong> ja "authentische" Ereignissewie<strong>de</strong>rgegeben, und <strong>de</strong>r Erzähler zeigt eine Möglichkeit <strong>von</strong> Denken und Verhalten <strong>de</strong>r Figuren.<strong>Die</strong> Krise <strong>de</strong>s Subjektes in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne hat <strong>de</strong>n auktorialen allwissen<strong>de</strong>n Erzähler unmöglichgemacht, für die Postmo<strong>de</strong>rne aber einen Erzähler hervorgebracht, <strong>de</strong>r seine Grenzen bewußtsteckt. So wird auch <strong>de</strong>r Leser wird nicht mehr gelenkt, aber auch nicht völlig <strong>im</strong> Stich gelassen.Insgesamt gesehen, ist <strong>de</strong>r Erzähler in seinen Möglichkeiten freier, er hat mehr Rechte und erhebtan<strong>de</strong>re For<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Leser. Er gibt keine "Wahrheit" vor, macht Wi<strong>de</strong>rsprüche als solche<strong>de</strong>utlich, und auch die Rezeptionslenkung wird bloßgelegt und so <strong>de</strong>m Leser größerer Spielraumgelassen.Für die russische Literatur wird anhand <strong>von</strong> Andrej Bitovs "Puškinskij dom" <strong>von</strong> einer"postmo<strong>de</strong>rnen Befindlichkeit" gesprochen, "in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Glaube an die Zukunft geschwun<strong>de</strong>n ist,die Vergangenheit ihre gegenwartsbest<strong>im</strong>men<strong>de</strong> Kraft verloren hat und die traditionellen WertundSinnkategorien <strong>von</strong> Religion und I<strong>de</strong>ologie, <strong>von</strong> Geschichte und Fortschritt, <strong>von</strong> Wissenschaftund Kultur" fragwürdig gewor<strong>de</strong>n sind. Folge ist eine verän<strong>de</strong>rte Literatur. "Themen wieLiebe und Haß, Treue und Verrat, Schuld und Sühne usw. wer<strong>de</strong>n mit feiner Ironie o<strong>de</strong>r mitheiterem Hedonismus abgehan<strong>de</strong>lt." Kennzeichen dieser Literatur sind die Universalisierung <strong>de</strong>sZitats, I<strong>de</strong>ntitätsverlust und Auflösung <strong>de</strong>s Hel<strong>de</strong>n, Alogik und fehlen<strong>de</strong> Kohärenz <strong>de</strong>s Textes. 44Anmerkungen1 W. KAYSER, Das sprachliche Kunstwerk [1948]. Tübingen 20 1992, S. 201.2 F. K. STANZEL, Theorie <strong>de</strong>s Erzählens [1979]. Göttingen 5 1991, S. 15 ff.3 Zur Geschichte <strong>de</strong>r Diskussion um <strong>de</strong>n Erzähler vgl. Arbeitsbuch <strong>de</strong>r Romananalyse, hrsg. <strong>von</strong> H.-W. LUDWIG,Tübingen 1982, S. 78 ff.4 J. VOGT, Aspekte erzählen<strong>de</strong>r Prosa, Opla<strong>de</strong>n 1990, S. 41 f.5 Vgl. Arbeitsbuch Romananalyse, S. 78.6 Vgl. R. WEIMANN, Erzählsituation und Romantypus, in: Sinn und Form, 18 (1968), S. 109 ff., W. FÜGER, Zur Tiefenstruktur<strong>de</strong>s Narrativen: Prolegomena zu einer generativen "Grammatik <strong>de</strong>s Erzählens", in: Poetica, 5 (1972), S.8


268 ff.7 Vgl. J. VOGT, Aspekte erzählen<strong>de</strong>r Prosa, S. 85.8 Vgl. W. KAYSER, Das sprachliche Kunstwerk, S. 203.9 Vgl. J. H. PETERSEN, Kategorien <strong>de</strong>s Erzählens: Zur systematischen Deskription epischer Texte, in: Poetica, 9(1977) 2, S. 167-195, S. 171.10 Vgl. F. K. STANZEL, Theorie <strong>de</strong>s Erzählens, S. 82 ff.11 Vgl. ebd., S. 71 u.a.12 Vgl. J. H. PETERSEN, Erzählsysteme: Eine Poetik epischer Texte, Stuttgart, We<strong>im</strong>ar 1993, S. 53 ff.13 Darauf verweist bereits W.C. Booth, <strong>de</strong>r zwischen einem auftreten<strong>de</strong>n und einem verborgenen Erzähler unterschei<strong>de</strong>t(dramatized and undramatized narrators).- Vgl. W.C. BOOTH, Rhetoric of Fiction. Chicago 1961, S. 151.14 Vgl. W. KAYSER, Das sprachliche Kunstwerk, S. 204.15 Vgl. J. H. PETERSEN, Kategorien <strong>de</strong>s Erzählens, S. 186 ff.16 So geht L. Dole_el in seiner Konzeption <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Unterscheidung <strong>von</strong> Texten mit Sprechern und Texten ohneSprecher aus, differenziert nach <strong>de</strong>r Person (1./3.Person) und <strong>de</strong>m jeweilige Verhältnis <strong>de</strong>s Erzählers zur erzähltenGeschichte (auktorial/rhetorisch, personal/subjektiv und Beobachter/objektiv) und kommt so zu insgesamt sechs verschie<strong>de</strong>nenErzählern. - Vgl. L. Doležel, The Typology of the Narrator: Point of View in Fiction, in: To HonorRoman Jakobson I, Den Haag 1967. Zit. nach: <strong>Die</strong> Typologie <strong>de</strong>s Erzählers: "Erzählsituationen" ("point of view" in<strong>de</strong>r Dichtung), in: Literaturwissenschaft und Linguistik, hrsg. <strong>von</strong> J. Ihwe, Bd. 3, Frankfurt/M. 1972, S. 380 ff.17 Vgl. J. H. PETERSEN, Erzählsysteme, S. 65 ff.18 Vgl. ebd.- Tatsächlich ist ein Erzähler ohne die Kombination <strong>de</strong>r Merkmale "Person" und "Verhalten" überhauptnicht zu best<strong>im</strong>men. In Stanzels Konzeption <strong>von</strong> <strong>de</strong>n drei "typischen Erzählsituationen" wer<strong>de</strong>n dann auch dieseMerkmale vermischt: "auktoriale" und "personale" Erzählsituation beziehen sich auf das Erzählverhalten, die "Ich-Erzählsituation" auf die Person <strong>de</strong>s Erzählers.19 Bei W. Füger, <strong>de</strong>r in seinem System zu zwölf verschie<strong>de</strong>nen Erzählhaltungen kommt, ist auktoriales Erzählen andie Ich-Form gebun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r außenstehen<strong>de</strong> Er-Erzähler neutral. - Vgl. W. FÜGER, Zur Tiefenstruktur <strong>de</strong>sNarrativen: Prolegomena zu einer generativen "Grammatik <strong>de</strong>s Erzählens", in: Poetica, Bd.5, 1972, S. 269 f.20 Das zeigt sich <strong>de</strong>utlich in <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r <strong>Werk</strong>e <strong>von</strong> Thomas Mann, die sowohl F.K. Stanzel als auch J. H.Petersen für ihre Konzepte heranziehen.21 Vgl. ebd., S. 78 ff.22 Neben Petersen fin<strong>de</strong>n wir dieses Herangehen bei W. C. Booth o<strong>de</strong>r auch G. GENETTE, Fiction et diction, Paris1991.23 L. DOLE_EL, <strong>Die</strong> Typologie <strong>de</strong>s Erzählers, S. 390, W. FÜGER, Zur Tiefenstruktur <strong>de</strong>s Narrativen, S. 228 ff.24 Vgl. dazu: W. WELSCH, Unsere postmo<strong>de</strong>rne Mo<strong>de</strong>rne. Weinhe<strong>im</strong> 3 1991, S. 12 ff.25 Vgl. P. V. ZIMA, Zur Konstruktion <strong>von</strong> Mo<strong>de</strong>rne und Postmo<strong>de</strong>rne, in: Wiener Slawistischer Almanach, Bd. 32(1993), S. 303.26 Vgl. ebd., S. 307.27So die Ten<strong>de</strong>nz in: J.H. PETERSEN, Statt eines Nachwortes: Mo<strong>de</strong>rne, Postmo<strong>de</strong>rne und Epigonentum <strong>im</strong><strong>de</strong>utschen Roman <strong>de</strong>r Gegenwart, in: Ders., Der <strong>de</strong>utsche Roman <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne: Grundlegung - Typologie - Entwicklung.Stuttgart 1991, S. 405.28 Vgl. B. Moosmüller, <strong>Die</strong> exper<strong>im</strong>entelle englische Kurzgeschichte <strong>de</strong>r Gegenwart, München 1993 u.a.29 Vgl. dazu: P. PAVLIČIĆ, Mo<strong>de</strong>rna i postmo<strong>de</strong>rna intertekstualnost, in: Umjentnost riječi, 1 (1989), S. 33-55, D.BURKHART, Traumjäger, Trialogie und Teelandschaften. Zur postmo<strong>de</strong>rnen Poetik <strong>von</strong> Milorad Pavić, in: WienerSlawistischer Almanach, Bd. 29 (1992), S. 185-220 und S. DAMJANOV, <strong>Die</strong> zeitgenössische(postmo<strong>de</strong>rne) serbische Prosa und Phantastik, in: Zeitschrift für Slawistik, (1993), S. 475-482.30 Vgl. A. BARAc, Geschichte <strong>de</strong>r jugoslawischen Literaturen, Wiesba<strong>de</strong>n 1976, S. 349.31 S. DAMJANOV, <strong>Die</strong> zeitgenössische (postmo<strong>de</strong>rne) serbische Prosa und Phantastik, S. 475.32 Ebd., S. 475 f.33 Vgl. D. BURKHART, Traumjäger, Trialogie und Teelandschaften, S. 285 ff., Damjanov, <strong>Die</strong> zeitgenössische (postmo<strong>de</strong>rne)serbische Prosa und Phantastik, S. 475 ff.34 D. BURKHART, Traumjäger, Trialogie und Teelandschaften, S. 191.35 A. RICHTER, Serbische Prosa nach 1945: Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen und Romanstrukturen. München 1991, S. 86.36 Vgl. P. PAVLI_I_, Mo<strong>de</strong>rna i postmo<strong>de</strong>rna intertekstualnost, S. 36.37 A. FLAKER, Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Jeans-Prosa: Zur literarischen Opposition bei Plenzdorf <strong>im</strong> osteuropäischen Kontext.9


Kronberg/Ts. 1975. - B. SCHULTZE, Serbische Prosa mit jungen Erzählern und jungen Hel<strong>de</strong>n (2. Hälfte <strong>de</strong>r 5OerJahre bis Anfang <strong>de</strong>r 7Oer Jahre), in: Welt <strong>de</strong>r Slawen 28 (1983), S. 261-285.38 B. SCHULTZE, Serbische Prosa mit jungen Erzählern, S. 262, 263.39 Auf eine solche Möglichkeit verweist bereits Petersen in Bezug auf <strong>de</strong>n Text <strong>von</strong> Max Frisch "Mein Name seiGantenbein".- Vgl. J. H. PETERSEN, Kategorien <strong>de</strong>s Erzählens, S. 182.40 <strong>Die</strong>ser Text basiert auf <strong>de</strong>n apokryphen "Petrusakten", verän<strong>de</strong>rt aber die Vorlage, in<strong>de</strong>m die Auseinan<strong>de</strong>rsetzungzwischen Petrus und S<strong>im</strong>on auf ein Ereignis konzentriert ist, Petrus keine Wun<strong>de</strong>r vollbringen kann und <strong>de</strong>r Flug fürS<strong>im</strong>on tödlich en<strong>de</strong>t.- Vgl. dazu: M. FUHRMANN, Wun<strong>de</strong>r und Wirklichkeit: Zur Siebenschläferlegen<strong>de</strong> und an<strong>de</strong>renTexten aus christlicher Tradition, In: Funktionen <strong>de</strong>s Fiktiven, München 1983, S. 209 ff.41 D. KIŠ, Enciklopedija mertvih, Beograd 1987, S. 154. <strong>Die</strong> folgen<strong>de</strong>n Seitenangaben beziehen sich auf diese Ausgabe.42 Petersen spricht <strong>von</strong> einer "gelenkten" Rezeption in <strong>de</strong>r realistischen Literatur, wenn <strong>de</strong>r Text signalisiert, wie erverstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n will (etwa Th. Manns Roman "Bud<strong>de</strong>nbrooks") und einer mehr o<strong>de</strong>r weniger "freien Rezeption"in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Literatur. - Vgl. J.H. PETERSEN, Erzählsysteme, S. 36 ff.43 So unterteilt Kayser <strong>de</strong>n "teilweise wissen<strong>de</strong>n" Erzähler. - Vgl. W. KAYSER, Das sprachliche Kunstwerk, S. 212.44 A. LEITNER, Andrej Bitovs "Puschkinhaus" als postmo<strong>de</strong>rner Roman, in: Wiener slawistischer Almanach, Band22 (1988), S. 215 ff.10

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