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Die Erzähler im Werk von Danilo Kiš - Beate-jonscher.de

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So wer<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>m Ich-Erzähler, <strong>de</strong>r zunächst als Figur <strong>de</strong>s Textes mit ein<strong>de</strong>utig festgelegterPerspektive erschien 14 , in Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>r Figur verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeitenzugebilligt, wofür J. H. Petersen <strong>de</strong>n Begriff "Erzählverhalten" eingeführt hat. 15<strong>Die</strong> Notwendigkeit einer Präzisierung <strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>von</strong> Autor und Erzähler, genauer gesagt,<strong>de</strong>r Fähigkeiten und <strong>de</strong>s Wissens, welche <strong>de</strong>m Erzähler vom Autor zugebilligt wer<strong>de</strong>n, führte zuneuen Kategorien <strong>de</strong>r Erzählforschung, aber auch zu einer weiteren Aufspaltung <strong>de</strong>rTerminologie. 16Petersen unterschei<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>r Charakterisierung <strong>de</strong>s Erzählers <strong>im</strong> wesentlichen Erzählverhalten,Erzählhaltung sowie Standort ("point of view") <strong>de</strong>s Erzählers. Der Erzählstandort, <strong>de</strong>r häufigauch als Erzählperspektive bezeichnet wird, meint das "raum-zeitliche Verhältnis <strong>de</strong>s Narrators"zu <strong>de</strong>n Personen und Vorgängen und kann nah o<strong>de</strong>r auf Distanz sein, "olympisch"-allwissend,o<strong>de</strong>r aber nicht über die Figuren hinausgehen. 17Ebenfalls unabhängig <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Erzählers und sich <strong>de</strong>r Terminologie Stanzelsbedienend, benennt Petersen drei Möglichkeiten <strong>de</strong>s Erzählverhaltens: auktoriales, neutrales undpersonales. 18Be<strong>im</strong> auktorialen Erzählverhalten ist <strong>de</strong>r Erzähler mit Ansichten, Werturteilen usw. versehen, dieer <strong>im</strong> Text <strong>im</strong>plizit und explizit kundtut und die mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Autors in Beziehung gesetztwer<strong>de</strong>n können. Be<strong>im</strong> personalen Erzähler wird dieser nicht zu einer Figur, übern<strong>im</strong>mt aber<strong>de</strong>ren Sichtweise. Mit <strong>de</strong>m neutralen Erzählverhalten ist eigentlich die "Neutralisation <strong>de</strong>s Erzählers",sogar seine "Nichtexistenz" gemeint. 19Nur wenige Texte weisen jedoch ein durchgehen<strong>de</strong>s Erzählverhalten auf. Das auktorialeErzählverhalten schließt häufig personales und neutrales in sich ein 20 , das personaleErzählverhalten wechselt sich mit neutralem ab.Petersen betrachtet das Erzählverhalten als Form <strong>de</strong>r Präsentation <strong>de</strong>r Geschichte und führt <strong>de</strong>shalbdie Kategorie <strong>de</strong>r Erzählhaltung ein, die die Einstellung <strong>de</strong>s Erzählers zum Erzähltenver<strong>de</strong>utlichen soll. <strong>Die</strong>ses kann neutral sein, affirmativ o<strong>de</strong>r ablehnend, kritisch, skeptisch,schwankend, plakativ o<strong>de</strong>r differenzierend. 21<strong>Die</strong> <strong>von</strong>einan<strong>de</strong>r losgelöste Betrachtung <strong>von</strong> Standort, Erzählverhalten und Erzählhaltungerscheint mir jedoch insofern problematisch, als diese sich zwar gegenseitig bedingen, aber nichtbeliebig kombinierbar sind: m.E. wird durch das Erzählverhalten bereits eine best<strong>im</strong>mteErzählhaltung festgelegt. Eine auktoriale Erzählhaltung kann zwar sowohl eine affirmative wieauch kritische Erzählhaltung hervorrufen, aber kaum eine neutrale. Auch <strong>de</strong>r Standort <strong>de</strong>sErzählers ist nicht beliebig: ein auktoriales Erzählverhalten bedingt in <strong>de</strong>r Regel einen überschauen<strong>de</strong>nStandpunkt, ein personales Erzählverhalten grenzt die Sicht ein.Bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen theoretischen Standorte wird <strong>de</strong>utlich, daß zwei grundlegen<strong>de</strong>nMetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Herangehens existieren. Zum einen erfolgt die Charakteristik <strong>de</strong>s Erzählersmit Hilfen <strong>von</strong> Kategorien, die miteinan<strong>de</strong>r kombiniert, aber nicht <strong>von</strong>einan<strong>de</strong>r abgeleitet wer<strong>de</strong>nkönnen. 22 O<strong>de</strong>r es wird ein System genutzt, bei <strong>de</strong>m entwe<strong>de</strong>r durch binäre Oppositionen "konkrete"Erzähler entwickelt wer<strong>de</strong>n 23 o<strong>de</strong>r - in Stanzels Vorstellung - die Merkmale einen Kreisbil<strong>de</strong>n. Das offene Kombinieren <strong>von</strong> Merkmalen scheint <strong>de</strong>n Gegebenheiten <strong>de</strong>r neueren undneusten Literatur eher zu entsprechen, weil es <strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>r Möglichkeiten be<strong>im</strong> Erzählengerecht wer<strong>de</strong>n kann. Denn gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>s Erzählers in Texten, die <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rnezugeordnet wer<strong>de</strong>n können, entstehen zahlreiche Schwierigkeiten.Zur Postmo<strong>de</strong>rne und zur postmo<strong>de</strong>rnen serbischen LiteraturObwohl bereits für das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt nachgewiesen, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne ineiner amerikanischen Literatur<strong>de</strong>batte geprägt, in <strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r fünfziger Jahre ein"Erschlaffen" <strong>de</strong>r Literatur, ein "Nachlassen <strong>de</strong>r innovatorischen Potenz" festgestellt wur<strong>de</strong>. <strong>Die</strong>2

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