UTOPIE UND ANTIUTOPIE. - Beate-jonscher.de
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<strong>Beate</strong> Jonscher<br />
<strong>UTOPIE</strong> <strong>UND</strong> ANTI<strong>UTOPIE</strong>.<br />
Ten<strong>de</strong>nzen in <strong>de</strong>n phantastischen Werken Valerij Brjusovs<br />
„Brjussows Leben war arm an äußeren Höhepunkten“, heißt es im Nachwort zu <strong>de</strong>m Gedichtband „Ich<br />
ahne voraus die stolzen Schatten“:<br />
„Das persönliche Leben gleicht sich <strong>de</strong>m literarischen an, geht darin auf. Der beschei<strong>de</strong>nen äußeren<br />
Erlebniswelt steht die Universalität <strong>de</strong>r geistigen Persönlichkeit gegenüber - die Welt <strong>de</strong>s Dichters,<br />
Kritikers, Literaturhistorikers und Verstheoretikers.“ 1<br />
Nicht immer ist es erfor<strong>de</strong>rlich, näher auf die Biographie und <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>s Schaffens eines Schriftstellers<br />
einzugehen. Bei Valerij Brjusov erscheint es unumgänglich aus zwei Grün<strong>de</strong>n: erstens wegen<br />
seiner ungeheuren Produktivität auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Gebieten <strong>de</strong>r Literatur und Literaturkritik und<br />
zweitens wegen seiner Gewohnheit, alles je Geschriebene zu archivieren. So steht <strong>de</strong>r Forscher vor<br />
einem Schaffen, das aus unzähligen Werken, Fragmenten und Entwürfen besteht, und das nur zum<br />
Teil veröffentlicht ist. Brjusov selbst verhielt sich kritisch zu vielen seiner Versuche. In <strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>r<br />
genutzten Formen - Gedichte, Poeme, Erzählungen, Romane und Stücke auf <strong>de</strong>r einen Seite, Kritiken,<br />
Aufsätzen und Abhandlungen zu Literatur und Geschichte auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren - wer<strong>de</strong>n eine Vielzahl von<br />
Themen und Problemen behan<strong>de</strong>lt.<br />
Valerij Brjusov entstammte einer begüterten, mit revolutionär-<strong>de</strong>mokratischen I<strong>de</strong>en sympathisieren<strong>de</strong>n<br />
Kaufmannsfamilie. Mit drei Jahren lernte er lesen und schreiben, und nur kurze Zeit<br />
später lagen erste literarische Versuche. Mit sechs Jahren legte er sich ein Tagebuch zu, in das er mit<br />
zwölf schrieb, jetzt beginne seine Karriere als Schriftsteller und Dichter. Der Junge wur<strong>de</strong> dazu angehalten,<br />
Nekrasov zu lesen, aber Autoren wie Jules Verne, Edgar Alan Poe, Cooper und Dumas beeindruckten<br />
ihn weit mehr. So ist es nicht verwun<strong>de</strong>rlich, dass die während <strong>de</strong>r Gymnasialzeit geschriebenen<br />
Werke vorwiegend Stoffe gestalten, die an die oben genannten Autoren angelehnt sind,<br />
über die Erkundung <strong>de</strong>r Venus o<strong>de</strong>r aber Indianerhäuptlinge berichten. 2<br />
Der junge Brjusov interessierte sich aber auch für Naturwissenschaften und Geschichte, beson<strong>de</strong>rs für<br />
die <strong>de</strong>r Antike, und versuchte aus historischen Stoffen Erzählungen zu schreiben. Das sich verkoppeln<strong>de</strong><br />
Interesse für Abenteuer, Geschichte und Phantastik blieb zeit seines Lebens erhalten und fand<br />
seinen künstlerischen Nie<strong>de</strong>rschlag vorwiegend in <strong>de</strong>r Prosa und <strong>de</strong>r Dramatik. Obwohl Brjusov sich<br />
wie selten ein Schriftsteller <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts in allen Gattungen <strong>de</strong>r Literatur betätigt hat, wur<strong>de</strong><br />
bis in die siebziger Jahre hinein die Lyrik favorisiert und kanonisiert. So fand keine <strong>de</strong>r von uns untersuchten<br />
Erzählungen und Dramen, die für unser Thema relevant sind und unter <strong>de</strong>m sie verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Aspekt einer Grenzüberschreitung zum Phantastischen ausgewählt wur<strong>de</strong>n, Eingang in die siebenbändige<br />
Werkausgabe. 3 Ihre Auswahl erfolgte daher aufgrund <strong>de</strong>r Hinweise in <strong>de</strong>n Arbeiten über Brjusov.<br />
Sie wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Quellen - <strong>de</strong>m 1976 erschienenen Nachlassband sowie Zeitschriften<br />
- zusammengesucht.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um <strong>de</strong>n Roman „Gora zvezdy“ („Der Sternenberg“, 1895), die Dramen „Zemlja“ („Die<br />
Er<strong>de</strong>“, 1904), „Diktator“ (1921) und das Dramenfragment „Mir semi pokolenij“ („Die Welt <strong>de</strong>r sieben<br />
Generationen“, 1923) sowie die Erzählung „Respublika Južnogo Kresta“ („Die Republik <strong>de</strong>s Südkreuzes“,<br />
1905) und die Erzählfragmente „Vosstanie mašin“ („Der Aufstand <strong>de</strong>r Maschinen“, 1908),<br />
„Sem' zemnych soblaznov“ („Die sieben irdischen Verführungen“, 1911), „Mjatež mašin“ („Die Meuterei<br />
<strong>de</strong>r Maschinen“, 1915) und „Pervaja mežplanetarnaja ėkspedicija“ („Die erste interplanetare<br />
Expedition“, 1918). Im Grun<strong>de</strong> sind sie alle erst in <strong>de</strong>n siebziger und achtziger Jahren <strong>de</strong>m Leser zugänglich<br />
gewor<strong>de</strong>n.<br />
Die Möglichkeiten, mit Hilfe einer phantastischen Erzählweise die Grenze <strong>de</strong>r Realität zu überschreiten,<br />
zeigte Brjusov in seinem ebenfalls unveröffentlichten Aufsatz „Pre<strong>de</strong>ly fantazii“:
„...tri priema, kotorye mo#et ispolözovatö pisatelö pri izobra#eniq fantastiheskix qvlenij:<br />
1. Izobra#atö inoj mir - ne tot, g<strong>de</strong> my #ivem. 2. Vvesti v naw mir su+estva inogo mira.<br />
3. Izmenitö usloviq nawego mira.“<br />
(„...es gibt drei Verfahren, die <strong>de</strong>r Dichter bei <strong>de</strong>r Darstellung phantastischer Erscheinungen nutzen<br />
kann: 1. eine an<strong>de</strong>re Welt darstellen - nicht die, in <strong>de</strong>r wir leben, 2. in unsere Welt Wesen einer an<strong>de</strong>ren<br />
Welt einführen, 3. die Bedingungen unserer Welt än<strong>de</strong>rn.“) 4<br />
Tatsächlich beschränkte sich Brjusov im wesentlichen auf das erste Verfahren. Alle hier betrachteten<br />
Werke sind in einer mehr o<strong>de</strong>r weniger entfernten, zeitlich nicht genau bestimmbaren Zukunft angesie<strong>de</strong>lt.<br />
Heute gilt Brjusov als „einer <strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen russischen wissenschaftlichen Phantastik“. 5<br />
Welche Be<strong>de</strong>utung hat nun diese Linie im Schaffen von Valerij Brjusov? Welche utopischen, aber<br />
auch antiutopischen I<strong>de</strong>en und Vorstellungen sind zu erkennen?<br />
Ausgangspunkt für die phantastischen Werke war sicher das Schaffen von Jules Verne, versetzt mit<br />
einer tüchtigen Prise E.A. Poe. Es prägte die ersten Versuche, so auch <strong>de</strong>n Roman „Gora Zvezdy“ 6 ,<br />
<strong>de</strong>r die Existenz und <strong>de</strong>n Untergang einer Gesellschaft von Marsmenschen auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> schil<strong>de</strong>rt.<br />
Etwas Eigenständiges entstand erst mit <strong>de</strong>r Entwicklung Brjusovs zum symbolistischen Dichter. Vor<br />
allem war es das - auch die Lyrik prägen<strong>de</strong> Thema <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Großstadt. Brjusovs Städtebil<strong>de</strong>r, so<br />
zum Beispiel in <strong>de</strong>m Poem „Zamknutye“ (1901/02) implizieren bereits die drohen<strong>de</strong> Katastrophe, <strong>de</strong>n<br />
Untergang <strong>de</strong>r Zivilisation. 7 Nach Brjusovs Auffassung von einer in großen Kulturkreisen verlaufen<strong>de</strong>n<br />
Geschichte <strong>de</strong>r Menschheit musste dabei das technische Zeitalter einem urwüchsigen Zustand<br />
weichen. 8 Diese Problematik wird in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Texten, <strong>de</strong>m Drama „Zemlja“ und <strong>de</strong>m<br />
Romanfragment „Sem' zemnych zoblaznov“ in unterschiedlicher Dimension verhan<strong>de</strong>lt.<br />
In „Zemlja“ (1904) befin<strong>de</strong>t sich die Menschheit am En<strong>de</strong> ihrer Entwicklung. Sie hat nicht nur die<br />
Verbindung zu Luft und Sonne verloren und lebt im Erdinnern, son<strong>de</strong>rn hat sich zurück entwickelt.<br />
Die einst blühen<strong>de</strong>n Wissenschaften wer<strong>de</strong>n nur noch bruchstückhaft von Einzelnen betrieben. Kein<br />
Mensch mehr kennt die Maschinen, die das Leben unter Tage aufrecht erhalten, und kann sie reparieren.<br />
Der Untergang ist unausweichlich. Dabei bringt das Streben zum Licht und zur Sonne neue<br />
Hoffnung, beschleunigt aber nur <strong>de</strong>n Untergang.<br />
In dieser Endzeitstimmung liegen <strong>de</strong>utliche Parallelen zu H. G. Wells Erzählung „The Time Machine“<br />
(1895), die Brjusov wahrscheinlich kannte, zumin<strong>de</strong>st war sie zu dieser Zeit schon in russischer<br />
Übersetzung erschienen.<br />
Bereits in „Zemlja“ fin<strong>de</strong>n wir das in späteren Werken wie<strong>de</strong>rholte utopische Bild einer gewaltfreien<br />
Welt. In <strong>de</strong>m Stück heißt es:<br />
„Mnogo vekov u#e net armij. Nastupil vsemirnyj mir. So togo vremeni sila pravitelej v<br />
obaqnii ix lihnosti v mo+i ix voli.“<br />
(„Viele Jahrhun<strong>de</strong>rte schon gibt es keine Armee mehr. Der allgemeine Weltfrie<strong>de</strong>n ist eingezogen.<br />
Seit dieser Zeit besteht die Stärke <strong>de</strong>r Herrscher in <strong>de</strong>r Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit, in ihrer<br />
Willensmacht.“) 9<br />
In diesem Werk, das auch als „romantische 'Gegenutopie'„ bezeichnet wird 10 , kann eine Verknüpfung<br />
von utopischen mit antiutopischen Ten<strong>de</strong>nzen festgestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn das Erreichen eines utopischen<br />
Zustan<strong>de</strong>s bewahrt die Menschheit nicht vor <strong>de</strong>m Untergang.<br />
Im Vorwort zu <strong>de</strong>m Romanfragment „Sem' zemnych soblaznov“, das 1911 in einem Almanach abgedruckt<br />
wor<strong>de</strong>n war, verweist Brjusov auf die Ähnlichkeiten <strong>de</strong>r im Roman dargestellten phantastischen<br />
Welt mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit und zieht für <strong>de</strong>n Leser die Schlussfolgerung:<br />
„Prixoditsq predpolo#itö, hto me#du äpoxoj, izobra#aennoj v romane, i sovremennoj proi-<br />
2
zowla kakaq-to strawnaq katastrofa.“<br />
(„Es muss angenommen wer<strong>de</strong>n, dass zwischen <strong>de</strong>r Epoche, die im Roman dargestellt wird, und<br />
<strong>de</strong>r gegenwärtigen irgen<strong>de</strong>ine schreckliche Katastrophe passiert ist.“) 11<br />
Geschil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n knapp vierzig Seiten Text die Erlebnisse eines männlichen Ich-Erzählers,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n „irdischen Versuchungen“ wie Macht o<strong>de</strong>r Geld ausgesetzt ist. Die Katastrophe selbst wird<br />
nicht geschil<strong>de</strong>rt, aber als Ereignis genannt. 12<br />
Im Gegensatz zu bereit genannten Werken ist die Katastrophe <strong>de</strong>r „Respublika Južnogo Kresta“<br />
(1905/06) lokal begrenzt und reparabel.<br />
Die Handlung spielt wie<strong>de</strong>rum in einer nicht näher gekennzeichneten Zukunft, in <strong>de</strong>r es technisch<br />
möglich gewor<strong>de</strong>n ist, das Südpolargebiet zu besie<strong>de</strong>ln. Die Republik <strong>de</strong>s Südkreuzes ging aus einem<br />
Trust von Stahlgießereien hervor, <strong>de</strong>ssen Besitzer das Leben bestimmen. Der materielle Wohlstand <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung ist so von einer strengen Reglementierung ihres Lebens begleitet. Nach einigen Jahren<br />
<strong>de</strong>r Existenz <strong>de</strong>r Republik treten die ersten Fälle <strong>de</strong>r „Wi<strong>de</strong>rspruchskrankheit“ („zabolevanie }protivorehiem{„)<br />
auf, in <strong>de</strong>r die Menschen das Gegenteil von <strong>de</strong>m tun, was sie eigentlich möchten. Plötzlich<br />
nimmt die Krankheit epi<strong>de</strong>mische Formen an. Trotz aller Bemühungen breitet sich immer weiter<br />
aus, so dass die Hauptstadt schließlich im Chaos versinkt und zerstört wird. Nach kurzer Zeit jedoch<br />
beginnt bereits <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufbau.<br />
Diese Erzählung, die ich als technische Dystopie bezeichnen wür<strong>de</strong>, ist <strong>de</strong>r einzige Text <strong>de</strong>r von mir<br />
aufgeführten, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>utscher Übersetzung in verschie<strong>de</strong>nen Ausgaben vorliegt. So diente auch<br />
häufig als einziges Beispiel für die antiutopische Konzeption <strong>de</strong>s Schriftstellers. Das Werk besticht<br />
u.a. durch die Geschlossenheit <strong>de</strong>r Darstellung, was durch einen distanzierten Erzähler und die räumliche<br />
und zeitliche Trennung vom Geschehen erreicht wird. Bemerkenswert ist auch die für Brjusov<br />
sonst nicht charakteristische <strong>de</strong>utliche Sozialkritik sowie <strong>de</strong>r Bezug zur „klassischen“ Utopie. Der<br />
Inselcharakter <strong>de</strong>r Republik <strong>de</strong>s Südkreuzes, vor allem aber die Hinweise zum Aufbau <strong>de</strong>r Städte, zur<br />
Kleidung wie zur Organisation <strong>de</strong>s Lebens insgesamt wecken Assoziationen zu Thomas Morus „Utopia“.<br />
Dort heißt es:<br />
„Die Insel hat 54 Städte, alle geräumig und prächtig... einan<strong>de</strong>r völlig gleich. Sie sind alle in <strong>de</strong>r<br />
gleichen Weise angelegt und haben, soweit das bei <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s möglich ist,<br />
dasselbe Aussehen.“<br />
„...<strong>de</strong>r Schnitt <strong>de</strong>r Kleidung ist... auf <strong>de</strong>r ganzen Insel einheitlich und stets <strong>de</strong>r gleiche in je<strong>de</strong>m Lebensalter.“<br />
Bei Brjusov liest man:<br />
„Zdaniq vsex gorodov Respubliki stroilisö po odnomu i tomu #e obrazcu... Ubranstvo vsex<br />
pome+enij, predostavlqemyx rabotnikam, pri vsej ego roskowi, bylo strogo edinoobraznym...<br />
Platöe, vydavaeweesq iz gosudarstvennyx skladov, bylo neizmenno, v tehenie <strong>de</strong>sqtkov let,<br />
odnogo i togo #e pokproq.“<br />
(„Die Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Städte wur<strong>de</strong>n nach ein und <strong>de</strong>mselben Muster entwickelt... Die Ausstattung<br />
sämtlicher Räumlichkeiten war für die Arbeiter, bei allem Luxus, streng einheitlich... Die Kleidung,<br />
die aus staatlichen Magazinen verteilt wur<strong>de</strong>, war jahrzehntelang unverän<strong>de</strong>rt von ein und <strong>de</strong>rselben<br />
Fasson.“) 13<br />
Ob diese Uniformierung und Reglementierung <strong>de</strong>s Menschen - bei Morus eine Voraussetzung für das<br />
Funktionieren <strong>de</strong>s utopischen Staates - die Ursache für das epi<strong>de</strong>mischen Auftreten <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rspruchskrankheit<br />
und damit <strong>de</strong>n Untergang <strong>de</strong>r Republik ist, wird vom Erzähler nicht explizit bejaht<br />
o<strong>de</strong>r verneint. Zusammenhänge muss sich <strong>de</strong>r Leser selbst erarbeiten. Nicht zu übersehen ist, dass<br />
einige Charakteristika <strong>de</strong>s Lebens in <strong>de</strong>r Republik - neben <strong>de</strong>r festgelegten „Ordnung“ auch die Herr-<br />
3
schaft <strong>de</strong>r Tyrannen, die sich als Wohltäter ausgeben - sich einige Jahren später in Evgenij Zamjatins<br />
antiutopischen Roman „My“ wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n. 14<br />
Wie in „Respublika Južnogo Kresta“ bleiben auch in <strong>de</strong>n Erzählfragmenten „Vosstanie mašin“ (1908)<br />
und „Mjatež mašin“ (1915) 15 die Schä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r technischen Welt räumlich begrenzt. Bei<strong>de</strong> Texte<br />
sind <strong>de</strong>m gleichen Thema gewidmet: <strong>de</strong>r Gefahr einer Fetischisierung <strong>de</strong>r Technik. Ähnlich wie in<br />
„Zemlja“ beherrscht <strong>de</strong>r Mensch die Maschinen, die ihm alle Bequemlichkeit schaffen, nicht mehr.<br />
Die Maschinen erlangen ein Eigenleben und wer<strong>de</strong>n zur tödlichen Falle.<br />
„Vosstanie mašin“ verrät eine an Verne und Poe geschulte Aussagekraft. Spannen<strong>de</strong>s wird geschickt<br />
in Szene gesetzt, Grausiges eindrucksvoll geschil<strong>de</strong>rt. Vollen<strong>de</strong>t, hätte die Erzählung sicher ein interessantes<br />
Pendant zu „Respublika Južnogo Kresta“ ergeben. Brjusov wagte nach <strong>de</strong>m Ich-Erzähler in<br />
„Vosstanie mašin“, <strong>de</strong>r die Ereignisse nur wie<strong>de</strong>rgibt, ohne sie zu durchschauen, mit „Mjatež mašin“<br />
noch einen Versuch mit einem distanzierten Berichterstatter, aber dieses Fragment fiel noch kürzer<br />
aus. Offenbar vermochte es Brjusov nicht, die vorgestellte Apokalypse bis zur letzten Konsequenz<br />
künstlerisch auszuführen. Im übrigen erhält dieses Thema keine Fortsetzung, Brjusovs Interesse für<br />
utopische Themen geriet durch <strong>de</strong>n Krieg in <strong>de</strong>n Hintergrund. Mit <strong>de</strong>r Revolution, die Brjusov bekanntlich<br />
bedingungslos begrüßte, erhielt das in <strong>de</strong>m frühen Roman „Gora zvezdy“, vor allem aber in<br />
<strong>de</strong>r Lyrik gestaltete kosmische Thema eine neue Dimension. In <strong>de</strong>r Prosa ging es <strong>de</strong>m Dichter - angeregt<br />
durch die Lektüre von Ciolkovskij, <strong>de</strong>ssen Vorstellungen auch Brjussov wissenschaftliches Interesse<br />
weckten - zunächst ganz konkret um die Möglichkeit von Raumflügen. Es entstand die unvollen<strong>de</strong>t<br />
gebliebene Erzählung „Pervaja mežplanetarnaja ėkspedicija“ (1918), wobei zum gleichen Thema<br />
auch noch das Dramenfragment „Piorent“ (1920) 16 existiert. Brjusov versuchte hier, <strong>de</strong>n Flug und<br />
die Expedition auf <strong>de</strong>m Mars technisch genau zu schil<strong>de</strong>rn. Auch dies ging offenbar über seine Kräfte,<br />
<strong>de</strong>nn er kam über wenige Seiten nicht hinaus.<br />
Mehr jedoch beschäftigte Brjusov ein an<strong>de</strong>res Thema: die Stellung <strong>de</strong>s Menschen im All. Seine Überlegungen<br />
gingen auf die damals weit verbreitete Vorstellung zurück, zumin<strong>de</strong>st auf <strong>de</strong>m Mars und auf<br />
<strong>de</strong>r Venus gäbe es vernunftbegabte Wesen, mit <strong>de</strong>nen die Menschen in nächster Zukunft Kontakte<br />
aufnehmen wür<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>m Vorwort zu <strong>de</strong>m nicht mehr ausgeführten Gedichtband „Planetaria“, <strong>de</strong>r<br />
„vollständig <strong>de</strong>n Perspektiven <strong>de</strong>s künftigen kosmischen Seins <strong>de</strong>r Menschheit“ 17 gewidmet sein sollte,<br />
schreibt Brjusov dazu folgen<strong>de</strong>s:<br />
„No net somneniq, hto nastupit takoj ätap v #izni Helovehestva, kogda vsq zemlq bu<strong>de</strong>t obßedinena,<br />
v vi<strong>de</strong> li edinogo }gosudarstva{ (vsemirnoj socialistiheskoj respubliki) ili v i-<br />
noj forme, soedinqü+ej trud i usiliq vsex lü<strong>de</strong>j, #ivu+ix na planete, dlq ob+ix celej.<br />
Togda nastupit novyj period #izni: zavoevanie svoego mesta v solnehnoj sisteme - period kotoryj,<br />
mo#et bytö, to#e bu<strong>de</strong>t oznamenovan }boröboj{, mo#et bytö, gubitelönymi vojnami...“<br />
(„Doch es besteht kein Zweifel, dass im Leben <strong>de</strong>r Menschheit eine Etappe bevorsteht, in <strong>de</strong>r die<br />
gesamte Er<strong>de</strong> vereinigt sein wird, sei es in Gestalt eines einheitlichen 'Staates'(einer sozialistischen<br />
Weltrepublik) sei es in einer an<strong>de</strong>ren Form, die die Arbeit und Anstrengungen aller Menschen, die<br />
auf <strong>de</strong>m Planeten leben, für gemeinsame Ziele vereinigt. Dann bricht eine neue Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lebens<br />
an: das Erringen seines Platzes im Sonnensystem - eine Perio<strong>de</strong>, die möglicherweise ebenfalls<br />
durch 'Kampf' gekennzeichnet sein wird, möglicherweise sogar durch vernichten<strong>de</strong> Kriege ...“)<br />
Vielleicht auch, fügt Brjusov hinzu, erfolgt <strong>de</strong>r Kampf auch nicht mit Waffen, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>n Argumenten<br />
<strong>de</strong>r Wissenschaft und <strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s. 18 Wie<strong>de</strong>rumsind utopische und antiutopische Ten<strong>de</strong>nzen<br />
miteinan<strong>de</strong>r verknüpft: die Hoffnung auf ein friedliches Leben aller Menschen auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> mit<br />
<strong>de</strong>r Angst, dieses Leben müsse gegen an<strong>de</strong>re Bewohner <strong>de</strong>s Weltalls verteidigt wer<strong>de</strong>n. Auch glaubte<br />
Brjusov, wie bereits in <strong>de</strong>m Drama „Zemlja“ <strong>de</strong>utlich wur<strong>de</strong>, nicht an ein endgültiges Glück für Menschen<br />
und die menschliche Gesellschaft. Seine Befürchtungen kommen in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Dramen<br />
„Diktator“ (1921) und „Mir semi pokolenij“ (1923) zum Ausdruck, erhalten dabei aber eine unter-<br />
4
tator“ (1921) und „Mir semi pokolenij“ (1923) zum Ausdruck, erhalten dabei aber eine unterschiedliche<br />
künstlerische Ausprägung.<br />
„Diktator“ ist möglicherweise das brisanteste Stück von Brjusov, auch wenn <strong>de</strong>r Dichter das selbst<br />
nicht so empfand. Von seinen Nachlasswerken wur<strong>de</strong> es sehr spät - erst 1986 - das erste Mal veröffentlicht<br />
19 , und schon 1921 stieß es bei einer öffentlichen Lesung auf starke Kritik. Brjusov wur<strong>de</strong><br />
Pessimismus und eine bürgerliche Auffassung von <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Persönlichkeit in <strong>de</strong>r Geschichte<br />
vorgeworfen. 20 Es ist eine Tatsache, dass Brjusov Probleme voraussah, ohne allerdings die wirklichen<br />
Ursachen zu erkennen. Neben <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>s Hungers durch Überbevölkerung - die ja im Bewusstsein<br />
war seit <strong>de</strong>n Arbeiten von Malthus - sah er die Gefahr <strong>de</strong>s Machtmissbrauchs durch Machtkonzentration.<br />
Zunächst zeichnet Brjusov die Er<strong>de</strong> viele Jahre nach einer Weltrevolution. Es gibt keine Staaten mehr.<br />
Die Regierung - <strong>de</strong>r Zentralrat - wird von Vertretern aller Völker gebil<strong>de</strong>t. Aber: eine Bevölkerungsexplosion<br />
ruft Ernährungsprobleme hervor, die Räte sind zu bürokratischen Einrichtungen gewor<strong>de</strong>n,<br />
die ein parasitäres Eigenleben führen. Orm, <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zentralrates, strebt nach <strong>de</strong>r Alleinherrschaft.<br />
Er will die Probleme lösen durch eine Ansiedlung eines Teils <strong>de</strong>r Erdbewohner auf <strong>de</strong>r<br />
Venus, da dort nur Wesen auf einer nie<strong>de</strong>ren Entwicklungsstufe leben, die man seiner Meinung nach<br />
vernichten kann. Obwohl sich herausgestellt, dass das Vorhaben nicht durchführbar ist - die Bedingungen<br />
auf <strong>de</strong>r Venus sind tödlich für <strong>de</strong>n Menschen - will er sein Projekt mit Gewalt durchsetzen.<br />
Sein Gegenspieler Erm versucht das zu verhin<strong>de</strong>rn. Es kommt zu einem grausamen Krieg. Orm erschießt<br />
Erm, als <strong>de</strong>r ihn zur Kapitulation auffor<strong>de</strong>rt, Orm wird von einer Fanatikerin ermor<strong>de</strong>t. Zwar<br />
gelingt es, eine künstliche Nahrung herzustellen und so <strong>de</strong>n Hunger zu been<strong>de</strong>n, aber ein Teil <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong> unwi<strong>de</strong>rruflich zerstört.<br />
Im Stück wird <strong>de</strong>utlich, dass Brjusov immer auch <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen Vergangenheit und<br />
Zukunft sah. Sein Interesse für die Historie kommt hier in Anspielungen auf die Geschichte <strong>de</strong>s alten<br />
Rom zum Ausdruck. Die Namen <strong>de</strong>r Hel<strong>de</strong>n sind abgeleitet von <strong>de</strong>n sagenhaften Begrün<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Stadt<br />
Romulus und Remus (russisch Rom und Rem), und <strong>de</strong>r Diktator war bekanntlich ein Beamter, <strong>de</strong>r in<br />
Zeiten <strong>de</strong>r Not für höchstens sechs Monate alle Machtfunktionen im Staat erhielt. Wie sehr Brjusov<br />
mit seiner Zeit verbun<strong>de</strong>n war, zeigt sich daran, wie schnell - trotz <strong>de</strong>s angeblich langen Frie<strong>de</strong>ns auf<br />
<strong>de</strong>r Welt - <strong>de</strong>r Krieg ausbricht. Er ist im Bewusstsein <strong>de</strong>s Autors als übliches Mittel zur Konflikt-<br />
„lösung“ präsent.<br />
Das Stück „Mir semi pokolenij“ war das letzte große Werk, an <strong>de</strong>m Brjusov arbeitete. Der erste Entwurf<br />
wur<strong>de</strong> im August 1923 fertiggestellt, befriedigte Brjusov aber nicht. Der zweite Versuch bricht<br />
nach an<strong>de</strong>rthalb Akten ab.<br />
Die Geschichte <strong>de</strong>r „Welt <strong>de</strong>r sieben Generationen“, 21 die in <strong>de</strong>m gleichnamigen Stück von <strong>de</strong>m Wissenschaftler<br />
Riaraur erzählt wird, bil<strong>de</strong>t für sich genommen ein originelles Stück Science Fiction und<br />
versinnbildlicht noch einmal Brjusovs Auffassung von einer im Kreis verlaufen<strong>de</strong>n Menschheitsentwicklung.<br />
Auf <strong>de</strong>m Kometen ist das Leben - in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Entfernung zur Sonne - von einem ständigen<br />
Auf und Ab geprägt: <strong>de</strong>r Kultur folgt <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rgang, <strong>de</strong>m Tod die Auferstehung. Damit verbun<strong>de</strong>n<br />
ist - wie schon im „Diktator“ - das Problem <strong>de</strong>s Zusammenlebens <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Zivilisationen<br />
im All. Sind die Bewohner <strong>de</strong>s Kometen, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zusammenstoßen muß, verpflichtet,<br />
sich um <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r „höheren“ Zivilisation willen zu opfern? Die unterschiedliche Beantwortung<br />
<strong>de</strong>r Frage führt zu Konflikten, und wie<strong>de</strong>rum öffnet nur <strong>de</strong>r Tod von Protagonist und Gegenspieler<br />
<strong>de</strong>n Weg zu neuen Überlegungen.<br />
Die Hel<strong>de</strong>n sind in ihrem Denken verhaftet, und jeweils nur die Nebenfiguren - Arbeiter im „Diktator“<br />
und ein junger Wissenschaftler in „Mir semi pokolenij“ - sind in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>n Teufelskreis zu<br />
5
durchbrechen.<br />
Im letzten Stück taucht ein Motiv aus <strong>de</strong>m Drama „Zemlja“ wie<strong>de</strong>r auf: die Entscheidung für <strong>de</strong>n Tod<br />
als „schnelle“ Lösung eines Problems, die Einzelne als „stolze“ Entscheidung treffen, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren,<br />
ahnungslosen Menschen aber aufgezwungen wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Eine pessimistische Grundhaltung <strong>de</strong>s Autors, die sich im Tod <strong>de</strong>r Hel<strong>de</strong>n manifestiert, zeigen bereits<br />
die frühen, vorwiegend an Jules Verne orientierten Romane „Putešestvie na Veneru“ und „Gora zvezdy“.<br />
Als sich Brjusovs Interesse für die wissenschaftliche Phantastik mit <strong>de</strong>r symbolistischen Sicht auf<br />
die mo<strong>de</strong>rne Welt verband und er am Fortschrittsoptimismus <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts zu zweifeln begann,<br />
als er das Werk H.G. Wells kennenlernte (<strong>de</strong>r ja die soziale Dimension in die Phantastik einbrachte),<br />
entstan<strong>de</strong>n Werke wie „Zemlja“ und „Respublika Južnogo Kresta“, die die Unmöglichkeit einer nur<br />
technisch orientierten Zukunft <strong>de</strong>r Menschheit zeigen.<br />
Nach <strong>de</strong>r Revolution verän<strong>de</strong>rte sich die Thematik abermals: das Problem einer nur technizistischen<br />
Umwelt spielte keine Rolle mehr, es wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Diskussion um die Stellung <strong>de</strong>s Menschen im All<br />
abgelöst. Der tragische Grundgestus aber blieb erhalten. Bis auf „Vosstanie mašin“ kommen in allen<br />
von mir näher betrachteten Werken die Hel<strong>de</strong>n ums Leben. Brjusov bevorzugte <strong>de</strong>n distanzierten<br />
Berichterstatter bzw. die Form <strong>de</strong>s Dramas, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Ich-Erzähler in „Gora zvezdy“ o<strong>de</strong>r „Vosstanie<br />
mjašin“ erfor<strong>de</strong>rte ja in <strong>de</strong>r Regel das Überleben <strong>de</strong>r Figur. Selbst in <strong>de</strong>r Erzählung „Pervaja mežplanetarnaja<br />
ėkspedicija“, die die Erforschung <strong>de</strong>s Alls, also <strong>de</strong>n Triumph <strong>de</strong>s Menschen beinhaltet, bil<strong>de</strong>te<br />
keine Ausnahme. Zwei <strong>de</strong>r Expeditionsteilnehmer kommen während <strong>de</strong>r Erkundung <strong>de</strong>s Marses<br />
ums Leben, und vom Erzähler bleiben - wie aus <strong>de</strong>m Vorwort <strong>de</strong>r Herausgeber zu entnehmen ist - nur<br />
seine Aufzeichnungen erhalten, er selbst verunglückt bei <strong>de</strong>r Landung auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.<br />
In Brjusovs Werke gibt es keine wirkliche Utopie: die friedliche Zukunft, das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unterdrückung<br />
bewahrt die Menschheit nicht vor neuen Gefahren o<strong>de</strong>r gar <strong>de</strong>m Untergang. Der jeweils Herrschen<strong>de</strong><br />
ist zwar aufgrund seiner Charaktereigenschaften und seiner Ausstrahlung <strong>de</strong>s Postens würdig, aber<br />
nicht gefeit vor Fehlern. Eine Lösung <strong>de</strong>r Konflikte ist nur um <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>s Untergangs möglich.<br />
Auch wenn Brjusov <strong>de</strong>r Ansicht war, <strong>de</strong>r Dichter müsse auf Gefahren verweisen, soweit ihm das möglich<br />
sei 22 , zeichnete er nicht wie Zamjatin ein à priori negatives Zukunftsbild. Er war aber wohl <strong>de</strong>r<br />
Ansicht, dass sich <strong>de</strong>r Mensch im Laufe seiner Geschichte nicht wesentlich verän<strong>de</strong>rt hat und es so ein<br />
beständiges Glück nicht geben kann.<br />
1 K. Stättke, Nachwort zu V. Brjussow, Ich ahne voraus die stolzen Schatten. Berlin 1978, S. 192.<br />
2 Vgl. S. Grečiškin, Pannaja proza V. Ja. Brjusova, in: Russkaja literatura, 2/1980, S. 201.<br />
3 Vgl. V. Brjusov, Sobranie sočinenij v semi tomach. Moskva 1973-1974.<br />
4<br />
Zit. nach V. Murav'ev, Neopublikovannye i nezaveršennye povesti i rasskazy, in: Literaturnoe nasledstvo, Bd. 85,<br />
Moskva 1976, S. 70.<br />
5<br />
K. Gerasimov, Formen <strong>de</strong>s Zukünftigen in <strong>de</strong>r Lyrik Valerij Brjusovs, in: Wissenschaftliche Zeitschrift <strong>de</strong>r Universität<br />
Jena, 1989, H.1, S. 46.<br />
6 Gedruckt u.a. in: Fantastika 1973-1974, Moskva 1974. (Teilweise <strong>de</strong>utsche Übersetzung in: Der Traumfabrikant, Berlin<br />
1986.)<br />
7<br />
Vgl. K.D. Kluge Überlegungen zur Problematik symbolistischer Utopien am Beispiel von Valerij Brjusovs "Republika<br />
Južnogo Kresta", in: Ebenda, S. 40.<br />
8<br />
Zur Geschichtsauffassung Brjusov s. P. Drews, Einige Aspekte <strong>de</strong>r historischen Prosa V. Ja. Brjusovs, in: Anzeiger für<br />
slavische Philologie, 1982, Bd. XIII, S. 1 ff.<br />
9 V. Brjusov, Zemlja, in: Ders., Zemnaja os'. Moskva 1907, Zit. nach: V. Brjusov, Rasskazy i povesti. Nachdruck <strong>de</strong>r Ausgaben<br />
von 1907, 1913 und 1934. München 1970 (Deutsche Übersezuung: V. Brjussow, Die Er<strong>de</strong>, in: Ders., Nur <strong>de</strong>r<br />
Morgen <strong>de</strong>r Liebe ist schön, Berlin 1987, S. 172.)<br />
10<br />
J. Holthusen, Geschichte und Utopie im russischen Symbolismus, in: Ders., Rußland in Vers und Prosa. München<br />
1973, S. 64.<br />
11 V. Brjusov, Sem' zemnych zoblaznov, in: Serverny Svety, Bd. 5, Moskva 1911, S. 172. Zit. nach: Povesti i rasskazy.<br />
6
12 An einer Stelle heißt es: „Teper („Jetzt, da nach <strong>de</strong>r schrecklichen Katastrophe <strong>de</strong>r jüngsten Zeit, die Hauptstadt nicht<br />
mehr existiert...“ - Ebd., S. 204).<br />
13 Th. Morus, Des Raphael Hythol<strong>de</strong>us Re<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n besten Zustand <strong>de</strong>s Staates. Zit. nach: J. Walther (Hrsg.), Der Traum<br />
aller Träume. Utopien von Platon bis Morus, Berlin 1987, S. 32, 38. -V. Brjusov, Respublika Ju_nogo Kresta, in: Zemnaja<br />
os', S. 7. (Deutsche Übersetzung: V. Brjussow, Die Republik <strong>de</strong>s Südkreuzes, in: Nur <strong>de</strong>r Morgen <strong>de</strong>r Liebe ist<br />
schön, S. 81.)<br />
14 Vgl. dazu das Kapitel "'Bittere Medizin gegen die Entropie <strong>de</strong>s Denkens'. Evgenij Zamjatins Roman 'My'"<br />
15 V. Brjusov, Vosstanie mašin. Mjate_ mašin, in : Literaturnoe nasledstvo, S. 93 -103.<br />
16 V. Brjusov, Pervaja me_planetzarnaja ekspedicija, in: Ebd., S. 103-113.<br />
17 K. Gerasimov, Formen <strong>de</strong>s Zukünftigen in <strong>de</strong>r Lyrik Valerij Brjusovs, S. 49.<br />
18 V. Brjusov Planetarija (Predislovie), in: Literaturnoe nasledstvo, S. 238.<br />
19 V. Brjusov, Diktator, in: Sovremennaja dramaturgija, 1986, H. 4, S. 176-198.<br />
20 Vgl. dazu S. Gindin, Kommentar zur Veröffentlichung von V. Brjusovs "Diktator", in: Ebd., S. 200.<br />
21 V. Brjusov, Mir semi pokolenij, in: Zvezda, 12/1973, S. 205-211.<br />
22 Vgl. ebd., S. 200.<br />
7