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Der ultimative Dunkelhainführer

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Bogumil Bouvier<br />

<strong>Der</strong> <strong>ultimative</strong> <strong>Dunkelhainführer</strong><br />

Teil 8 Düsterstrom ‐ das dunkle Reich der Reichen


Ich bin Bogumil Bouvier, Reiseschriftsteller, Fan des Übernatürlichen und nur noch für kurze<br />

Zeit Stadtschreiber von Dunkelhain. Die Stadtschreiberwohnung teile ich mir mit meiner<br />

Lebensgefährtin Lätitia Leibovitz, die für die Bilder zuständig ist und mich natürlich auch<br />

sonst in allen Fragen berät. Schade, dass wir Dunkelhain bald verlassen müssen! Als letzten<br />

Stadtteil lernten wir Düsterstrom und seine eher lichtscheuen Bewohner kennen.<br />

Mit dem letzten Teil des "Ultimativen Dunkelheimführers"<br />

wenden wir uns nun diesem Viertel zu, dessen<br />

abgeschiedene Lage auf einer Halbinsel im Osten der<br />

Stadt dem Bedürfnis der reichen Villenbesitzer<br />

entgegenkommt, ein möglichst unauffälliges Leben zu<br />

führen. Man bleibt unter sich und trifft sich vorwiegend<br />

im "Clubhaus Düsterstrom", das keine Wünsche nach<br />

Ablenkung und Entspannung offenlässt.<br />

Wir dagegen mussten erst einmal nach einem Weg<br />

schauen, wie wir Einlass in diese exklusive Gesellschaft<br />

bekommen konnten.<br />

Zum Glück kannte meine Lebensgefährtin Lätitia eine<br />

Immobilenmaklerin ­ Ludmilla Neureich ­ die sich hier<br />

etabliert hat, um die letzten leeren Häuser zu vermitteln.<br />

Mit ihrer Hilfe können sich alle Interessierten die<br />

entsprechenden Grundstücke anschauen.<br />

Zu den Leerständen zählt auch die "Ruine Düsterstrom", eine attraktive Burgruine, der man<br />

nachsagt, dass sie von einem Geist bewohnt werde.<br />

Wir danken ­ wie immer ­ auch den Mitarbeitern des Hokuspokus­Verlags, die uns bei allen<br />

Schwierigkeiten eine große Hilfe waren. Ohne sie wären wir nicht so weit gekommen.<br />

Heute können wir Ihnen nun also auch den achten und letzten Teil des Führers vorstellen.<br />

Bogumil Bouvier<br />

2


Inhalt<br />

Stadtrundgang 8 (Karte) 4<br />

­ "Ruine Düsterstrom" 5<br />

­ "Villa Snob" 9<br />

­ "Verlassenes Herrenhaus" 12<br />

­ "Vampirischer Stern" 14<br />

­ Besuch der "Dark Residenz" 17<br />

­ "Villa Somnium atrum" 23<br />

­ "Clubhaus Düsterstrom" 27<br />

Wissenswertes über Vampire 32<br />

Eine Dunkelhainer Vampirgeschichte 33<br />

Nächtliche Impressionen 34<br />

So leben Prominente in Dunkelhain: Familie du Coudray 36<br />

3


Stadtrundgang 8<br />

Unser Stadtrundgang führt uns vom "Herrschaftlichen Katzenpark" in der Innenstadt<br />

kommend die Westlake­Chaussee nach Osten entlang über die Brücke zum Stadtteil<br />

"Düsterstrom". Hier beginnt dann die Moddergruben­Chaussee, an der fast alle Villen des<br />

Viertels liegen. Am "Clubhaus Düsterstrom" biegen wir nach rechts ein in Earls<br />

Brückenstrasse. Gleich darauf treffen wir links auf die sogenannte Wandereranhöhe. Wir<br />

folgen dieser Strasse, bis wir zur "Ruine Düsterstrom" gelangen, die etwas versteckt<br />

zwischen den Bäumen liegt.<br />

<strong>Der</strong> Rückweg führt uns zu dem Anwesen "Villa Snob" in der Moddergruben­Chaussee. Nur<br />

mit Hilfe von Ludmilla Neureich, deren Büro sich hier befindet, können Interessierte einige<br />

der hiesigen Villen besichtigen.<br />

Sie ermöglicht Ihnen auch einen Besuch im "Clubhaus Düsterstrom", das sonst nur<br />

eingetragenen Mitgliedern offensteht. Viel Spaß bei einem unvergesslichen Abschluss Ihres<br />

Dunkelhain­Urlaubs!<br />

1 "Ruine Düsterstrom" (Hortus)<br />

2 "Villa Snob" (Neureich)<br />

3 "Villa Kovac"<br />

4 "Villa Aviditas" (du Coudray)<br />

5 "Verlassenes Herrenhaus"<br />

6 "Vampirischer Stern"<br />

7 "Dark Residenz"<br />

8 "Clubhaus Düsterstrom"<br />

9 "Villa Somnium atrum"<br />

4


Die "Ruine Düsterstrom" liegt ziemlich weit draußen. Aber es lohnt sich, diesen Weg zu<br />

Fuß zu gehen und unterwegs einen neugierigen Blick auf die prächtigen Villen zu werfen.<br />

Die Ruine selber können Sie gerne erkunden, es sei denn Sie lassen sich von den<br />

Gerüchten, dass hier ein Geist hause, abschrecken. Wer weiß, vielleicht treffen Sie ihn ja<br />

auch?<br />

1<br />

5


8<br />

Leute, die hier des Nachts vorbeikamen,<br />

schwören darauf Licht im Keller gesehen zu<br />

haben.<br />

Und es kursieren auch Bilder, die Horazio<br />

Hortus bei der Pflege seiner seltenen<br />

Pilzzucht zeigen.<br />

Angeblich lebt er schon "ewig" hier, früher<br />

als Gärtner, jetzt als Züchter seltsamer Pilze.<br />

Sein "Lebenswunsch" sei es sich von diesem<br />

Flecken Schutt und Erde loszulösen und<br />

Astronaut zu werden.<br />

Wenn Sie mutig genug sind, können Sie sich<br />

ja einmal im Keller umschauen.


Auf dem Rückweg biegen wir nach rechts ein in Earls Brückenstrasse und dann wieder<br />

rechts in die Moddergruben­Chaussee. Hier finden wir die auffällige "Villa Snob", wo die<br />

Immobilienmaklerin Ludmilla Neureich uns erwartet. Nur über sie ist es möglich, Zutritt<br />

zu den Villen zu bekommen.<br />

Bis sie auch die letzte leerstehende Villa hier in Düsterstrom verkauft hat, bewohnt sie<br />

dieses großzügige Grundstück, das natürlich auch sehr teuer ist. Notfalls will sie hier auf<br />

Dauer bleiben, eingerichtet ist es ja.<br />

2<br />

9


"Verlassenes Herrenhaus"<br />

5<br />

Gleich an der Brücke nach Nebelhausen finden wir das "Verlassene Herrenhaus". Da es<br />

komplett renovierungsbedürftig ist, ist es recht günstig zu erwerben. Es bietet neben einem<br />

großzügigen Salon, auf drei Etagen etwa 3 ­ 4 Badezimmer und mehrere Räume zum<br />

Wohnen oder Schlafen, eventuell auch ein Dienstbotenapartment. Da die Küche und das<br />

Bad im Erdgeschoss zwar alt, aber funktionsfähig sind, könnte der Käufer ohne Weiteres<br />

sofort einziehen. Einige wenige alte Möbel sind immerhin noch vorhanden.<br />

12


"Vampirischer Stern"<br />

6<br />

Gleich gegenüber sehen wir ein Gebäude, das durch seine ungewohnte Form sofort ins Auge<br />

sticht: <strong>Der</strong> "Vampirische Stern" ist vollmöbliert und soll auch so verkauft werden. <strong>Der</strong><br />

Garten ist minimalistisch gehalten, da Vampire naturgemäß kein großes Interesse daran<br />

haben.<br />

Um die große Halle in der Mitte des einstöckigen Hauses gruppieren sich 6 Räume zum<br />

Wohnen, Kochen, Essen, Schlafen und ein Bad.<br />

14


Besuch der "Dark Residenz"<br />

7<br />

Unser Besuch in der "Dark Residenz" ist nun etwas ganz Besonderes, sagt man Damian<br />

und Zelena Dark doch nach nicht besonders umgänglich zu sein ­ und das ist noch milde<br />

ausgedrückt!<br />

17


18<br />

Die beiden ­ als Hexe und Hexenmeister<br />

haben sie eine ganz selbstverständliche<br />

Verbindung zur Natur ­ lieben ihren<br />

sorgfältig geplanten Garten ebenso wie ihre<br />

chic eingerichtete Villa.<br />

Dabei legen sie besonderen Wert auf die<br />

kleinen feinen Details, was dem Besucher<br />

schon beim Betreten des Entrées ins Auge<br />

fällt.<br />

Eine gewisse Beklommenheit angesichts des<br />

zur Schau gestellten Reichtums und der<br />

mystischen Stimmung lässt sich kaum<br />

verleugnen.


22<br />

Ist es der Eitelkeit und Selbstgewissheit<br />

Damian Darks oder etwa nur einer ganz<br />

besonderen Laune Zelenas zu verdanken,<br />

dass wir uns im ganzen Haus umsehen<br />

durften?<br />

Wir können es wirklich nicht sagen. Allzu<br />

undurchschaubar ist dieses Paar! Immer hat<br />

man den Eindruck bloß eine Spielfigur in<br />

ihrer Scharade zu sein.<br />

Einerlei ­ wir waren begeistert, diese Bilder<br />

sogar ihres "Allerheiligsten" ­ nämlich des<br />

Hexerraums ­ mitnehmen und Ihnen hier<br />

präsentieren zu können.


"Villa Somnium atrum"<br />

9<br />

Da wir den Rundgang im "Clubhaus Düsterstrom" abschließen wollen, besichtigen wir<br />

vorher noch die "Villa Somnium atrum", die ebenfalls zum Verkauf angeboten wird. Auch<br />

dieses Haus ist vollständig möbliert und in der Tat ein düsterer Traum!<br />

Diese elegante Villa steht<br />

zum Verkauf, weil die<br />

Besitzer so schnell wie<br />

möglich aus Dunkelhain<br />

verschwinden mussten.<br />

Den Grund kennt wohl nur<br />

Ludmilla Neureich, die aber<br />

schweigt eisern. Das ist sie<br />

ihren Kunden schuldig.<br />

Also bleibt es rätselhaft,<br />

was hier geschah.<br />

Einige Rückschlüsse kann<br />

man natürlich aus der<br />

Einrichtung ziehen.<br />

Interessant erscheint uns<br />

in diesem Zusammenhang<br />

vor allem der sogenannte<br />

„Schulungsraum“.<br />

23


"Clubhaus Düsterstrom"<br />

8<br />

Das Ende unserer Tour durch Düsterstrom wollen wir im "Clubhaus Düsterstrom"<br />

begehen, denn hier trifft sich alles, was Rang und Namen hat.<br />

Diente ein solches Clubhaus früher den meist männlichen Mitgliedern als "zweites Heim", in<br />

dem man ehelichem Ungemach entfliehen konnte, ist es heute ein Treffpunkt für Männer<br />

und Frauen, der Unterhaltung vielfältiger Art bietet, und wo man auch eine warme Mahlzeit<br />

einnehmen kann. Das Wesentliche aber ist, dass man sich unter Gleichgesinnten auf<br />

ähnlichem Niveau befindet, weshalb man auch nur auf Empfehlung hineingelangen kann.<br />

27


Café<br />

Eingang<br />

Im Erdgeschoss des Clubhauses gibt es ein<br />

kleines Pianocafé, das besonders von den<br />

Damen sehr geschätzt wird. Immer wieder<br />

debütieren hier junge Künstler, die auf ein<br />

Dauerengagement hoffen.<br />

Die Bar wird ebenso häufig und gerne<br />

besucht. Mixgetränke aller Art und kleine<br />

Snacks werden hier bis zum frühen Morgen<br />

angeboten. Daneben gibt es noch ein<br />

intimes kleines Casino, wo die Gäste ihr<br />

überflüssiges Geld leicht wieder loskriegen<br />

können. Und so mancher tröstet sich<br />

anschließend an der Blubberbar!<br />

Eingang<br />

Café<br />

28


Bar<br />

Casino<br />

29


Galerie<br />

Restaurant<br />

Auf der Galerie im Obergeschoss findet man<br />

mehrere gemütliche Sitzecken zum Lesen<br />

oder Plaudern.<br />

Ein exklusives 5­Sterne­Restaurant bietet<br />

den Gästen Speisen und Getränke aller Art,<br />

die selbst höchsten Ansprüchen genügen.<br />

Außerdem gibt es hier oben noch eine gut<br />

ausgestattete Bibliothek, wo man seine<br />

Korrespondenz erledigen kann, in Ruhe lesen<br />

oder auch Schachspielen.<br />

Und im Kellergeschoss kann man sich im<br />

Dampfbad, bei einer Massage oder im<br />

herrlichen Pool entspannen.<br />

Sitzecke<br />

Bibliothek<br />

30


Poolbereich<br />

Pool<br />

Massage<br />

Dampfbad<br />

Whirlpools<br />

31


Wissenswertes über Vampire<br />

Menschen suchten schon immer nach Dämonen, die ihre Urängste und verborgenen Wünsche<br />

zum Ausdruck bringen. Wir versuchen Unerklärliches durch fiktive dämonische Wesen zu<br />

erklären. Auch der Vampir ist solch ein Mittel zum Zweck. <strong>Der</strong> Vampirmythos hängt eng mit<br />

Volksglauben und Religionsgeschichte zusammen. Religion spaltet in Gut und Böse. So<br />

wurden etwa Verstorbene aufgrund von Schuld, die sie zu Lebzeiten auf sich geladen hatten,<br />

als Untote angesehen, die in einer Zwischenwelt umherirrten. Diese Bösen existierten als<br />

Gegenbild zu den Guten, zum Beispiel den Engeln.<br />

Vampire sind untot. Sie sind lebende Tote, deren Hauptanliegen ­ zumindest in Literatur<br />

und Film ­ meistens das Blutsaugen ist. Vampire brauchen Energie und Leben, das sie sich<br />

durch das Blut von Lebenden holen.<br />

Und auch sonst haben sie außergewöhnliche Eigenschaften. Häufig sind die besonderen<br />

Fähigkeiten ­ vor allem seit Stokers Roman "Dracula" ­ allen Vampiren gemeinsam, doch<br />

manchmal variieren sie und treten in verschiedenen Zusammenstellungen auf. So können<br />

Vampire oft senkrecht Wände hinaufgehen, sich unsichtbar machen oder sich in andere<br />

Gestalten wie Fledermäuse oder Wölfe verwandeln. Sie meiden das Tageslicht und schlafen<br />

tagsüber in ihren dunklen Särgen, während sie nachts erwachen und auf Nahrungssuche<br />

gehen. Außerdem können Vampire überdurchschnittliche Kräfte entfalten und auf<br />

natürlichem Wege niemals sterben.<br />

Fällt Sonnenlicht auf einen Vampir, so zerfällt er zu Staub. Auch Feuer oder ein Holzpflock,<br />

der ihm grausam durchs Herz gestoßen wird, bringt den Vampir um. Als Abwehrmittel gelten<br />

vor allem Knoblauch und religiöse Utensilien wie Kreuze oder Weihwasser.<br />

Man kann sich jedoch niemals sicher sein, denn wie gesagt: Die Eigenschaften variieren. Und<br />

vereinzelte Vampire lassen sich noch nicht einmal von Knoblauch abschrecken. In den<br />

meisten Fällen ist die Abwehr ­ wenn man einen Vampir erstmal identifiziert hat ­ jedoch<br />

einfach: Er betritt ein Haus nur, wenn er darum gebeten wird.<br />

32<br />

<strong>Der</strong> Vampir ist und bleibt unsterblich.<br />

Kaum ein anderes Geschöpf hat die<br />

Aufmerksamkeit so sehr auf sich gezogen<br />

wie der untote Blutsauger. Und kaum ein<br />

Wesen ist so umgeben von Mythen und<br />

Legenden.<br />

1897 vom irischen Schriftsteller Bram<br />

Stoker erschaffen, wurde der blutrünstige<br />

Graf Dracula aus Transsilvanien zum<br />

bekanntesten aller Vampire. Bis heute<br />

prägt Stokers literarische Schöpfung<br />

unsere Vorstellung von Vampiren. Aber<br />

Dracula war nicht der Anfang.<br />

Schon seit frühester Zeit finden sich in<br />

nahezu allen Kulturkreisen der Erde<br />

ähnliche oder mit dem Vampir verwandte<br />

Vorstellungen. So ist denn auch in den<br />

verschiedenen Mythen und Sagen Asiens,<br />

Afrikas und Südamerikas die Furcht vor<br />

blutsaugenden Ungeheuern und Geistern<br />

zu finden.


Eine Dunkelhainer Vampirgeschichte<br />

Die kleine Kapelle der Burg Dunkelhain birgt<br />

einen ungewöhnlichen Gegenstand: ein Brevier mit<br />

einem schlichten goldenen Kreuz auf schwarzem<br />

Einband. <strong>Der</strong> Balken des Kreuzes aber wird von<br />

einer scharf gebogenen linienartigen Vertiefung<br />

durchbrochen, deren beide Enden je ein tiefes Loch<br />

kennzeichnet.<br />

Eine aus dunkler Vergangenheit raunende<br />

Überlieferung sagt, dass einst Graf Gisbert der<br />

Grausame Herr der nördlichen Gefilde Dunkelhains<br />

war. Er übte ein Regiment des Schreckens aus.<br />

Bauern, die ihre Pacht nicht zahlen konnten, biss er<br />

die Nase ab, beim nächsten Zahlungstermin die<br />

Ohren. Beim dritten Termin pfählte er sie und<br />

schändete ihre Töchter. Flüche und Gebete stiegen<br />

zum Himmel, welche Rache auf das Haupt des<br />

schlimmen Gebieters herabflehten. Doch die Strafe<br />

Gottes wollte nicht kommen.<br />

Indessen schlug auch dem bösen Grafen die letzte Stunde, denn er war alt und schwach<br />

geworden. Mit der Schändung der Jungfrauen klappte es nicht mehr, das Gebiss wurde<br />

stumpf, die Eckzähne lockerten sich, und eines Abends hauchte er seine Seele aus. Er ward<br />

begraben ohne den Segen der Kirche, und Dankgebete stiegen zum Himmel auf. Man glaubte<br />

sich endlich erlöst.<br />

Wer aber beschreibt die Furcht der Leute, als bekannt wurde, dass in den Nächten ein<br />

blutsaugender Wiedergänger sein Unwesen trieb. Lähmendes Entsetzen wälzte sich duch die<br />

Dörfer. Und als man erkannte, dass es niemand anderes war als der grausame Graf, der als<br />

untoter Vampir sein schändliches Wesen vielleicht für alle Ewigkeit weitertreiben würde, war<br />

kein Ende des Wehklagens und der Reue. Die Menschen bedauerten, dass man dem<br />

schrecklichen Blutsauger die christliche Bestattung verweigert und damit die Grabesruhe<br />

verwehrt hatte.<br />

Doch auch die Rache des Vampirs sollte ein unerwartetes Ende finden. Eines Nachts überfiel<br />

er den Pfarrer, an dem er sich wegen seiner Weigerung, ihm ein ordentliches Begräbnis zu<br />

geben, rächen wollte. In seinem Brevier lesend, ging der Geistliche, der wegen der Überfälle<br />

keinen Schlaf mehr fand, auf dem Friedhof spazieren. Da baute sich vor ihm das unselige<br />

Grafengespenst auf, höhnisch sein morsches, aber noch funktionsfähiges Gebiss bleckend<br />

und machte Miene zuzubeißen. <strong>Der</strong> Pfarrer in seinem Schrecken aber, konnte nur noch mit<br />

einem hastigen "Mea culpa!" sein Gebetbuch heben, ohne Hoffnung, dem Verderben zu<br />

entrinnen. Doch der rachedurstige Vampir hieb sein Gebiss in das ihm entgegengehaltene<br />

Brevier mit dem goldenen Kreuz. Da zischte plötzlich stinkender Qualm aus dem Buch, die<br />

Vampirzähne zerbröselten zu Pulver, die Gestalt sank in sich zusammen, löste sich auf ...<br />

Hatte sich der Himmel endlich aufgerafft und war dem pflichtvergessenen Pfarrer in Gestalt<br />

eines wundertätigen Breviers zu Hilfe gekommen?<br />

So dachte man jedenfalls in Dunkelhain und hielt das Brevier bis heute als Reliquie in Ehren.<br />

In Dunkelhainer Vampirkreisen freilich besteht die Neigung, das alles für Pfaffenschwindel zu<br />

halten.<br />

33


Nächtliche Impressionen<br />

34


So leben Prominente in Dunkelhain: Familie du Coudray<br />

Heute besuchen wir die "Villa Aviditas", denn die Damen du Coudray haben uns eine<br />

Audienz bewilligt! Was gar nicht so selbstverständlich ist, nötig haben sie es wohl nicht. Ganz<br />

Dunkelhain kennt sie auch so. Vielleicht war es die Eitelkeit, die sie dazu bewogen hat? Wir<br />

sind jedenfalls froh für den Termin und gespannt, was wir so in Erfahrung bringen können ­<br />

und nicht zuletzt, wie sie wohnen.<br />

Inzwischen haben sie tatsächlich einen beträchtlichen Bekanntheitsgrad in Dunkelhain<br />

errungen und so benehmen sie sich auch ­ wie Stars eben! Dass sie berühmt­berüchtigt sind,<br />

liegt aber weniger an der Tatsache, dass sie zu den Vampiren zählen, als vielmehr daran, wie<br />

sie zu ihrem Gelde kommen. Und merkwürdigerweise sind sie auch noch verdammt stolz auf<br />

ihre Lebensweise.<br />

<strong>Der</strong> Familie du Coudray gehört die "Villa Aviditas" im Stadtteil Düsterstrom schon seit<br />

Generationen, wie man leicht den vielen Gräbern auf dem Privatfriedhof entnehmen kann.<br />

Christine und Camilla sind die jüngsten Sprosse einer ehemals distinguierten Adelsfamilie<br />

und ein wenig aus der Art geschlagen ­ und das in zweifacher Hinsicht: Einerseits ist man<br />

zum Vampir mutiert und andererseits hat man eine bestimmte sexuelle Orientierung. So hat<br />

es sich quasi von selbst ergeben, dass die Lebensgefährtinnen Jolanthe Montgomerie und<br />

Emanuelle Choiseur hier eingezogen sind.<br />

Alle vier verstehen sich prächtig. Vor allem weiß man, wie man die anderen "aussaugt" ­<br />

auch das in doppelter Hinsicht! Ihre Opfer sind ausschließlich Männer, von deren Blut und<br />

Geld man sich ein gutes "Leben" macht, wie sie uns bei einem Glas Champagner für uns und<br />

Plasmatrunk für sich selber freimütig und voller Stolz erzählen.<br />

Die Idee stammt von Christine, die ihrer Geliebten Jolanthe damit imponieren wollte, aber<br />

Camilla fand sie auch hervorragend ­ und von schlechtem Gewissen scheint keiner geplagt!<br />

36


von links: Jolanthe, Christine, Camilla, Emanuelle<br />

"Villa Aviditas"<br />

37


Rückseite mit Garten und Friedhof<br />

Badehaus<br />

<strong>Der</strong> üppige alte Garten samt Privatfriedhof<br />

wird von den lichtscheuen Bewohnern der<br />

Villa gar nicht mehr genutzt. Zu sehr<br />

fürchten sie das Sonnenlicht.<br />

Aber da gibt es ja noch dieses herrliche<br />

Badehaus, das ihren Bedürfnissen sehr<br />

entgegenkommt. Und Hildchen ­ die treue<br />

Haushälterin ­ hat ihren Lieblingsplatz im<br />

Gartenpavillon gefunden.<br />

Die vier Damen dagegen halten sich lieber<br />

im opulent ausgestatteten Inneren des<br />

Hauses auf, wo in der 1. Etage jede auch ihr<br />

eigenes Zimmer mit Bad hat.<br />

Badehaus<br />

Pavillon<br />

38


Bibliothek<br />

Wohnzimmer<br />

Wohnzimmer<br />

Esszimmer<br />

Küche<br />

39


Badehaus<br />

40


Das erwartet sie demnächst:<br />

Freuen Sie sich auf<br />

­ 8 gelungene Stadtrundgänge<br />

­ düstere Geheimnisse<br />

­ schöne Bilder<br />

­ Geschichten, Sagen und Legenden<br />

­ jede Menge Hintergrundinformationen

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