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2I2008<br />
Informationen für<br />
Bühne und Orchester<br />
Frühe Oper<br />
Francesco Cavalli und Claudio Monteverdi<br />
Neues Musiktheater<br />
Giselher Klebe und Manfred Trojahn<br />
Porträt: Das Ringen um Freiheit<br />
Der Schweizer Komponist Dieter Ammann<br />
[t]akte<br />
Das Bärenreiter-Magazin
[t]akte<br />
Raffinierte Verzierungen<br />
Monteverdis „L’Orfeo“ im<br />
Urtext<br />
Nach „Il ritorno d’Ulisse in patria“<br />
(2007) erscheint nun mit<br />
Claudio Monteverdis „L’Orfeo“<br />
die zweite Oper des Italieners<br />
in der Edition Rinaldo Alessandrinis.<br />
Der Herausgeber führt<br />
in die Prinzipien seiner Ausgabe<br />
ein und weist besonders auf<br />
die hochentwickelten Formen<br />
von Deklamation hin, die große<br />
Anforderungen an Interpreten<br />
stellen. Unterschiede<br />
zu den späteren Opern „Poppea“<br />
und „Ulisse“ sollten<br />
dabei beachtet werden.<br />
Portrait<br />
Neues von Hugo Distler<br />
Entdeckungen im<br />
Gedenkjahr 15<br />
Das Ringen um Freiheit<br />
Der Schweizer Komponist<br />
Dieter Ammann 16<br />
Alchimistische Verwandlungen<br />
Der italienische Komponist<br />
Osvaldo Coluccino 30<br />
2 [t]akte 2I2008<br />
4 6 9 10<br />
Cavalli kommt wieder<br />
Zum Start der Gesamtausgabe<br />
seiner Opernwerke<br />
Mit seinem Konzept standardisierter<br />
Handlungen schrieb<br />
Francesco Cavalli Geschichte,<br />
der sich im 17. Jahrhundert zu<br />
einem weit über seine Heimatstadt<br />
Venedig hinaus gefragten<br />
europäischen Opernkomponisten<br />
entwickelte. Die<br />
neue kritische Cavalli-Edition<br />
bei Bärenreiter, in deren erster<br />
Serie 14 Bühnenwerke geplant<br />
sind, startet mit „Ercole amante“.<br />
Auf der Folie der Sage vom<br />
liebenden Herkules entspannt<br />
sich eine opulente Handlung,<br />
die dem Anlass, der Hochzeit<br />
zwischen Ludwig XIV. und Maria<br />
Theresa von Spanien, angemessen<br />
war.<br />
Oper / Musiktheater<br />
Raffinierte Verzierungen<br />
Monteverdis „L’Orfeo“ im<br />
Urtext 4<br />
Cavalli kommt wieder<br />
Zum Start der Gesamtausgabe<br />
seiner Opernwerke 6<br />
„Semiramide va alle stelle!“<br />
Christoph Willibald Glucks<br />
erste Oper für Wien 9<br />
Mehr als „Carmen“ und „Faust“<br />
Die französische Oper zwischen<br />
Revolution und dem<br />
Beginn der Moderne 11<br />
„Semiramide va alle stelle!“<br />
Christoph Willibald Glucks<br />
erste Oper für Wien<br />
Christoph Willibald Glucks<br />
Dramma per musica „La Semiramide<br />
riconosciuta“ nach einer<br />
Vorlage von Pietro Metastasio<br />
wird 260 Jahre nach ihrer<br />
Uraufführung im Wiener Burgtheater<br />
zum ersten Mal wieder<br />
auf einer Opernbühne zu erleben<br />
sein, und zwar ab dem<br />
18. Oktober im Kleinen Haus<br />
des Mainzer Staatstheaters.<br />
Für die Koproduktion mit der<br />
Hochschule für Musik Mainz<br />
wurde der Regisseur Peer Boysen<br />
gewonnen, die musikalische<br />
Leitung liegt in den Händen<br />
von Michael Millard.<br />
Oper / Musiktheater<br />
Vexierbilder der Gewalt<br />
Halévys „La Juive“ an der<br />
Staatsoper Stuttgart 12<br />
„Tosca“ ad fontes<br />
Puccinis Oper erstmals in<br />
einer kritischen Ausgabe 14<br />
Wer darf sie spielen?<br />
Streit um eine Melodie im<br />
Kinderstück von Andreas Tarkmann<br />
und Eberhard Streul 31<br />
e-Moll<br />
Felix Mendelssohns drittes<br />
Klavierkonzert<br />
Ein „neues” Klavierkonzert von<br />
Felix Mendelssohn! Aus den<br />
vorhandenen Skizzen hat Larry<br />
Todd das in den Jahren zwischen<br />
1842 und 1844 entworfene<br />
Konzert in e-Moll rekonstruiert<br />
und ergänzt. Damit<br />
steht Pianisten und Orchestern<br />
ein vollgültiges Werk des Komponisten<br />
zur Verfügung, das<br />
einen besonderen Reiz aus der<br />
stilistischen Nähe zum berühmten<br />
e-Moll-Violinkonzert<br />
bezieht. Die erste Aufführung<br />
ist für den 10. Januar 2009 mit<br />
Matthias Kirschnereit und<br />
dem Sinfonieorchester Basel<br />
unter Mario Venzago geplant.<br />
Neues Musiktheater<br />
Verdi als Wegweiser<br />
Literaturoper ist keine Sackgasse.<br />
Die Aktualität des<br />
Komponisten Giselher Klebe 18<br />
Vokalisen der Seele<br />
Manfred Trojahns „La Grande<br />
Magia“ wurde an der Semperoper<br />
in Dresden uraufgeführt20<br />
e-Moll<br />
Felix Mendelssohns drittes<br />
Klavierkonzert 10
Vexierbilder der Gewalt<br />
Halévys „La Juive“ an der<br />
Staatsoper Stuttgart<br />
Die 1835 uraufgeführte, seit<br />
den 1930er-Jahren von den<br />
Bühnen verschwundene und<br />
erst in jüngster Zeit zaghaft<br />
wieder gespielte „Jüdin“ Halévys<br />
ist mit ihrem Ineinander<br />
von christlichem Antijudaismus<br />
und jüdischem Märtyrertod<br />
angesichts der jüngsten<br />
Geschichte noch immer von<br />
höchster Brisanz. Die Staatsoper<br />
Stuttgart hat das Stück,<br />
das szenisch wie musikalisch<br />
höchste Anforderungen an alle<br />
Mitwirkenden stellt, in der vergangenen<br />
Saison herausgebracht<br />
– eine Inszenierung, die<br />
sich der Aktualität des Stoffes<br />
auf Aufsehen erregende Weise<br />
annähert.<br />
Orchester / Ensemble<br />
Klänge einer Metropole<br />
Beat Furrer lauscht in Istanbul 21<br />
Fünf Sterne<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini<br />
schaut für das Collegium<br />
Novum in den Himmel 22<br />
Charlotte Seither – aktuell 32<br />
Das Ringen um Freiheit<br />
Der Schweizer Komponist<br />
Dieter Ammann<br />
Die Werke von Dieter Ammann<br />
werden ab sofort vom Bärenreiter-Verlag<br />
verlegt. Nach einem<br />
Schulmusik- und einem<br />
sich daran anschließenden<br />
Kompositions- und Theoriestudium,<br />
neben einer beachtlichen<br />
Karriere als Jazzmusiker<br />
und parallel zu seiner Hochschulprofessur<br />
kam er erst<br />
spät zum Komponieren. Kürzlich<br />
wurde er mit dem Förderpreis<br />
der Siemens Kulturstiftung<br />
ausgezeichnet. Über die<br />
Hintergründe seines Schaffens<br />
informiert er im Gespräch.<br />
Verdi als Wegweiser<br />
Die Aktualität des Komponisten<br />
Giselher Klebe<br />
Giselher Klebes umfangreiches<br />
Bühnenwerk beginnt sich zu<br />
runden. Dass die Literaturoper<br />
keine Sackgasse ist, zeigt sich<br />
im musikdramatischen Œuvre<br />
des 83-jährigen Komponisten.<br />
Die Uraufführung von „Chlestakows<br />
Wiederkehr“ in Detmold<br />
ist Anlass für ein erstes<br />
Resümee, das Hans-Klaus<br />
Jungheinrich zieht. Dabei<br />
scheint ein Altersstil auf, der<br />
die Konstruktivität früherer<br />
Werke zugunsten einer glasklaren<br />
Lakonik hinter sich gelassen<br />
hat.<br />
2I2008<br />
12 16 18 21<br />
Klänge einer Metropole<br />
Beat Furrer lauscht in Istanbul<br />
„Into Istanbul“ ist der Auftakt<br />
zu einem weltumspannenden<br />
Großprojekt, das vom Ensemble<br />
Modern und dem Siemens<br />
Arts Programm konzipiert<br />
wurde und zusammen<br />
mit dem Goethe-Institut<br />
durchgeführt wird. Jeweils vier<br />
Komponisten sind in einer der<br />
Metropolen Dubai, Johannesburg,<br />
Pearl River Delta und<br />
Istanbul zu Gast und komponieren<br />
für das Ensemble<br />
Modern. Beat Furrers neue<br />
Ensemblekomposition wird am<br />
10. Oktober im ersten Konzert<br />
der Reihe in Frankfurt uraufgeführt.<br />
[Premiere] (Deutsche Erstaufführung) -> [[Uraufführung]] ]<br />
Orchester / Ensemble<br />
Werke wie Inseln<br />
Mit seinem Orchesterstück<br />
„archipel“ setzt Philipp Maintz<br />
eine geologische Struktur in<br />
Musik um 23<br />
Lied der Lieder<br />
Matthias Pintschers neue<br />
Projekte 24<br />
Mein Leben ohne mich<br />
Eine neue Ensemblekomposition<br />
von Miroslav Srnka 25<br />
Hörende Augen, sehende Ohren<br />
Der Komponist Vadim Karassikov<br />
und sein neues Werk 26<br />
Orchester / Ensemble<br />
Mitteilsam und verständlich<br />
Ondřej Kukal und sein<br />
„Clarinettino“ 27<br />
Sieben Himmel<br />
Jonathan Harvey und sein<br />
neues Chor-Orchesterstück<br />
über Engelsnamen 28<br />
Un-fassbare Töne<br />
Brice Pausets 5. Sinfonie<br />
wird in Donaueschingen<br />
uraufgeführt 29<br />
Publikationen / Termine<br />
Neue Bücher 32<br />
Neue CDs 33<br />
Termine (Auswahl) 33<br />
Impressum 36<br />
Titelbild: Szenenfoto aus<br />
Manfred Trojahns „La<br />
Grande Magia“ in Dresden<br />
(Foto: Monika Rittershaus)<br />
[t]akte 2I2008 3
[t]akte<br />
4 [t]akte 2I2008<br />
Raffinierte Verzierungen<br />
Monteverdis „L’Orfeo“ im Urtext<br />
Das verlegerische Schicksal des Orfeo brachte es mit sich,<br />
dass entsprechend den zeitgenössischen Gepflogenheiten<br />
unterschiedliche Ausgaben des Werkes überliefert<br />
sind. Die erste stammt aus dem Jahr 1609 und wurde<br />
von Amadino in Venedig gedruckt. Sie entstand nach der<br />
Uraufführung, die in einem bis heute nicht identifizierten<br />
Saal des Palazzo Ducale in Mantua im Jahre 1607<br />
stattfand. Die zweite Ausgabe aus dem Jahr 1615 wurde<br />
ebenfalls von Amadino gedruckt.<br />
Die typographische Einrichtung beider Ausgaben ist<br />
absolut identisch, so dass es zunächst keine Unterschiede<br />
zu geben scheint. Eine gründliche Untersuchung offenbarte<br />
jedoch in der Ausgabe von 1615, dass die Druckfehler<br />
der ersten Edition akkurat beseitigt wurden. Die<br />
zweite Ausgabe ist also sehr hilfreich, vor allem für jene<br />
Stellen, die auf den ersten Blick trotz ihrer Extravaganz<br />
zur manchmal äußerst komplexen Stilistik des Werkes<br />
zu gehören scheinen. Es dürfte also nicht schwer fallen,<br />
diese wenigen Fälle auf eine flüssigere Version zurückzuführen.<br />
L’Orfeo stellt ein faszinierendes Modell der Notation<br />
für Stimmen dar. Monteverdis Genauigkeit beim Ausschreiben<br />
der Verzierungen ist mit derjenigen vergleichbar,<br />
die an Bach so häufig kritisiert worden ist. Heute<br />
kennen wir aus zahlreichen Quellen ein hochinteressantes<br />
und anspruchsvolles Repertoire einer vokalen Verzierungskunst,<br />
die über Triller oder Tremoli verschiedener<br />
Art weit hinausgeht. Im Orfeo sind hochentwickelte<br />
Formen von Deklamation, von Akzenten und Klangkaskaden<br />
zu finden; außerdem wird ausgiebig von der<br />
Antizipation von Noten oder Silben Gebrauch gemacht.<br />
Es handelt sich dabei um sehr raffinierte Abläufe, die<br />
im Allgemeinen dem guten Geschmack des Sängers<br />
überlassen wurden. Warum Monteverdi sie derart präzise<br />
ausnotiert hat, wissen wir nicht. Von den späteren<br />
venezianischen Opern wurde diese Präzision der Notation<br />
– außer in seltenen Fällen – nicht übernommen. Ich<br />
beziehe mich nicht nur auf die beiden Versionen der Arie<br />
„Possente spirto”, die allein genug Material liefern könnte,<br />
um ein enormes Repertoire an Verzierungen aufzulisten<br />
und deren Anwendungsmöglichkeiten darzustellen.<br />
Die Rolle des Orfeo ist vielmehr insgesamt durch<br />
einen großen Reichtum an Ornamenten charakterisiert.<br />
Insbesondere der lange Monolog zu Beginn des fünften<br />
Aktes umfasst Beispiele höchster Qualität und großer<br />
Eleganz der Verzierungen. Sie sollten die Aufführungspraxis<br />
dieser Oper nachhaltig prägen. Für ihre korrekte<br />
Ausführung ist es unbedingt notwendig, sich ihre rhythmische<br />
Gestaltung genau vorzustellen, die – insofern sie<br />
nicht regelmäßig ist – so doch zumindest in den Unterteilungen<br />
konsequent sein sollte. Viel Verwirrung ist in<br />
den vergangenen Jahren durch die stilistische Vereinheitlichung<br />
der drei Opern Monteverdis entstanden. Der<br />
Orfeo kann jedoch nicht auf dieselbe Weise behandelt<br />
und aufgeführt werden wie Poppea und Ulisse. Wäh-<br />
Nach „Il ritorno d’Ulisse in patria” (2007) erscheint<br />
nun mit Claudio Monteverdis „L’Orfeo” die zweite<br />
der Opern des Italieners in der Edition Rinaldo Alessandrinis.<br />
Der Herausgeber führt in die Prinzipien<br />
seiner Ausgabe ein.<br />
Jean Corot: Orpheus führt Eurydike aus der Unterwelt (1861)<br />
rend die beiden letzten Opern vom Kontrast zwischen<br />
einem ausgereiften rezitativischen Stil und einer bereits<br />
expressiven und zusammenhängenden Arien-Form geprägt<br />
sind – mit allen daraus folgenden Möglichkeiten<br />
einer deutlichen Flexibilität des Tempos – so ist der Orfeo<br />
in einem einheitlichen Stil gehalten. Die Zahl der<br />
Arien ist äußerst reduziert, und Monteverdi wählt den<br />
Stil des „recitar cantando“ nicht nur für die meisten Teile<br />
der Oper, sondern auch für die in expressiver und<br />
emotionaler Hinsicht wichtigsten Passagen. Die große<br />
Genauigkeit der Notation sowie das Voranschreiten des<br />
Basso continuo, der rhythmisch manchmal sehr elaboriert<br />
ist, legen jedoch für eine korrekte Aufführung nahe,<br />
die Minima-Noten, das pulsierende Herz der gesamten<br />
Oper, sehr regelmäßig zu dirigieren.<br />
Wie bei der Ausgabe des Ulisse, so war es auch hier<br />
die Absicht, eine vollständige Notation der Continuo-<br />
Akkorde anzubieten, und so sind wir auf dieselbe Weise<br />
vorgegangen: Die Anmerkungen des Herausgebers finden<br />
sich in Klammern. Beide Ausgaben enthalten nur<br />
sehr wenige Informationen über die originale Bezifferung.<br />
Diese wenigen Angaben sind außerdem recht konfus<br />
und können sich auf unterschiedliche Akkorde beziehen.<br />
Die Continuo-Spieler sollten sich also autorisiert<br />
fühlen, individuelle Entscheidungen zu treffen. Für die<br />
empfindliche Periode des Übergangs zwischen modaler<br />
Harmonik und Tonalität ist es außerdem sehr kompliziert,<br />
eine eindimensionale Lösung vorzugeben, vor<br />
allem für die Bezifferung der Akkorde der vierten Stufe.<br />
Da Vorzeichen fehlen, bleibt immer ein Zweifel bestehen,<br />
ob ein Dur- oder ein Moll-Akkord zu bevorzugen<br />
ist. Die harmonische Analyse des zeitgenössischen Madrigalschaffens<br />
bildet keine große Hilfe, da dort beide<br />
Optionen in annähernd gleicher Anzahl auftreten.<br />
Wenn man die Linie der Stimme im Verhältnis zum Bass<br />
analysiert, ergibt sich sehr deutlich, dass die fehlende
Bezifferung nicht notwendigerweise den Einsatz einfacher<br />
Akkorde rechtfertigt, sondern dass es angebracht<br />
sein kann, in den kadenzierenden Passagen zusammengesetzte<br />
Formeln und Akkorde hinzuzufügen.<br />
Abschnitte, die im Original geschwärzt notiert waren,<br />
wurden in moderne Notation aufgelöst. Die aktuelle<br />
Musikwissenschaft hat für diese Fälle mehrere Lösungen<br />
vorgeschlagen. Selbstverständlich wird hier nur<br />
eine angewandt: diejenige, die aus musikalischer Sicht<br />
am überzeugendsten schien. Es ist einfach, aus dem kritischen<br />
Apparat auf die originale Notation zu schließen,<br />
so dass die Musiker sich auch für abweichende Proportionen<br />
entscheiden können. Die originalen Mensurzeichen<br />
wurden erhalten, die Notation ist in den Violinund<br />
Bassschlüssel übertragen worden.<br />
Die Stücke, die in Chiavette notiert waren, wurden<br />
entsprechend der Regel bereits eine Quinte tiefer angegeben.<br />
Im Anhang befinden sich eine alternative Version,<br />
die um eine Quarte tiefer transponiert ist, und die<br />
Originalversion.<br />
Monteverdi hat eine große Fülle von Angaben zur<br />
Instrumentation hinterlassen. Diese werden vollständig<br />
und in der originalen Form aufgeführt. Ergänzende<br />
Angaben befinden sich in Klammern. Es sei lediglich<br />
daran erinnert, dass die Entscheidung für oder gegen<br />
den Einsatz einiger Instrumente den rhetorischen Regeln<br />
entsprechen sollte. Aus diesem Grund wurde vermieden,<br />
in den ersten beiden Akten die Verwendung von<br />
Cornetti und Posaunen vorzuschlagen, da diese Instrumente<br />
mit der Umgebung der Hölle im dritten und vierten<br />
Akt verbunden sind. Rinaldo Alessandrini<br />
(Übersetzung: Christine Anderson)<br />
Nachrichten<br />
Eine elfbändige Gesamtausgabe der Vokalwerke des<br />
Barockkomponisten Johann Pachelbel (1653–1706) hat<br />
der Bärenreiter-Verlag begonnen. Messen, Vokalconcerti,<br />
Magnificats und Arien machen diesen umfangreichen<br />
und gehaltvollen Werkkomplex aus. Bis 2013<br />
werden die Herausgeber Wolfgang Hirschmann,<br />
Thomas Röder und Katharina Larissa Paech die mehr<br />
als 60 Vokalwerke gesichtet und ediert haben. Bei Werken,<br />
wo dies sinnvoll ist, wird der Verlag Einzelausgaben<br />
für die Praxis herausgeben und damit die Wiederentdeckung<br />
eines Komponisten möglich machen, der<br />
als einer der wichtigsten Schöpfer von Kirchenmusik<br />
um 1700 gilt.<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy hat mit großer Stilsicherheit<br />
und Eloquenz eine umfangreiche Korrespondenz<br />
unterhalten. Familien-, Reise- und Freund-<br />
L’ORFEO<br />
FAVOLA IN MUSICA<br />
DA CLAUDIO MONTEVERDI<br />
RAPPRESENTATA IN MANTOVA<br />
l’Anno 1607. & nouamente data in luce<br />
AL SERENISSIMO SIGNOR<br />
D. FRANCESCO GONZAGA<br />
Prencipe di Mantoua, & di Monferrato, &cc.<br />
In Venetia Appresso Ricciardo Amadino<br />
MDCIX<br />
PERSONAGGI<br />
La Musica Prologo (soprano), Orfeo (tenore), Euridice<br />
(soprano), Choro di Ninfe, e Pastori, [Messaggera (soprano)],<br />
Speranza (soprano), Caronte (basso), Choro di<br />
Spiriti infernali, Proserpina (soprano), Plutone (basso),<br />
Apollo (tenore)<br />
STROMENTI<br />
Duoi Gravicembani, Duoi contrabbassi de Viola, Dieci<br />
Viole da brazzo, Un Arpa doppia, Duoi Violini piccoli<br />
alla Francese, Duoi [recte: tre] Chitaroni, Duoi Organi<br />
di legno, Tre bassi da gamba, Quattro [recte: cinque]<br />
Tromboni, Un regale, Duoi Cornetti, Un Flautino alla<br />
Vigesima seconda, Un Clarino con tre trombe sordine<br />
Herausgeber: Rinaldo Alessandrini<br />
Verlag: Bärenreiter. Partitur und Klavierauszug<br />
käuflich, Aufführungsmaterial leihweise<br />
schaftsbriefe, Briefwechsel mit bedeutenden Komponisten,<br />
Musikern, Künstlern und Verlegern. Berühmte<br />
Zeitgenossen wie Robert Schumann, Franz Liszt,<br />
Richard Wagner, aber auch Johann Wolfgang von Goethe,<br />
Carl Friedrich Zelter und Alexander von Humboldt<br />
gehörten zu seinen Korrespondenzpartnern. Die bei<br />
Bärenreiter ab November 2008 erscheinende wissenschaftlich-kritische<br />
Gesamtausgabe erschließt<br />
erstmals sämtliche etwa 5.000 bekannten Briefe<br />
Felix Mendelssohn Bartholdys. Die Ausgabe legt quellenkritisch<br />
erarbeitete Fassungen der Brieftexte vor,<br />
bringt deren historischen Kontext zur Sprache und<br />
kommentiert erklärungsbedürftige Details. Sie ist auf<br />
12 Briefbände und eine CD-ROM für das Gesamtregister<br />
und Ergänzungen angelegt. Der erste Band erscheint<br />
im November. – Nähere Informationen:<br />
www.baerenreiter.com.<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 5
[t]akte<br />
6 [t]akte 2I2008<br />
Cavalli kommt wieder<br />
Zum Start der Gesamtausgabe seiner Opernwerke<br />
Pietro Francesco Cavalli (1602–1676), der sich in der Kapelle<br />
von San Marco in Venedig vom Chorknaben (1616)<br />
bis zum „Maestro di cappella“( 1668) hochdiente, war der<br />
bekannteste Opernkomponist in der Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />
Während seiner Opernkarriere, die sich über<br />
die Jahre 1639–1673 erstreckte, schuf er nicht nur annähernd<br />
30 Werke für venezianische Theater, sondern auch<br />
etliche Werke für andere wichtige Zentren in Europa wie<br />
Mailand, Florenz und Paris. Viele der Opern, die ursprünglich<br />
für Venedig geschrieben worden waren, verbreiteten<br />
sich zudem weit über die italienische Halbinsel<br />
und darüber hinaus. Obwohl er unzweifelhaft von<br />
seiner Verbindung zu Monteverdi profitierte, war Cavallis<br />
spezieller Platz in der Operngeschichte ein Ergebnis<br />
eigener Begabung.<br />
Kurz nach dem Karneval 1637 gründete Cavalli zusammen<br />
mit einigen Kollegen (einem Librettisten, einem<br />
Sänger und einem Choreographen) eine Produktionsgesellschaft.<br />
Die Gruppe übernahm das Teatro San<br />
Cassiano, wo sie 1639 Cavallis erste Oper, Le nozze di Teti<br />
e di Peleo, produzierten. Er brachte noch acht weitere<br />
Opern in San Cassiano zur Aufführung, bevor er sich zu<br />
anderen Theatern orientierte, in denen er seine jährlichen<br />
Produktionen bis in die späten 1660er-Jahre geradlinig<br />
weiterverfolgte.<br />
Die Entwicklung der Opernkarriere Cavallis überschneidet<br />
sich mit einem Zeitraum bemerkenswerten<br />
Wachstums der venezianischen „Opernindustrie“. Das<br />
wird an der rasch anwachsenden Zahl von Theatern<br />
sichtbar – von einem (1637), zu zwei (1639), zu drei (1640)<br />
und schließlich zu vier Theatern (1641) – und dem gleichzeitigen<br />
Anstieg der jährlichen Produktion – von einer<br />
einzigen Oper 1637 bis zum Höchststand von sieben<br />
Opern 1642, zwei davon aus der Feder Cavallis. In den<br />
frühen 1640er-Jahren wurde die Oper zu einer der<br />
Hauptattraktionen des berühmten venezianischen Karnevals.<br />
In den 1640er-Jahren verstand es das Team Cavalli-<br />
Faustini einzigartig, in regelmäßiger Folge Opern herauszubringen.<br />
Um die schnelle Produktion neuer Werke<br />
zu erleichtern, entstand eine Reihe musikalisch-dramatischer<br />
Konventionen, die ihren Platz innerhalb des<br />
Kontexts standardisierter Handlungen fanden. Viele<br />
dieser Konventionen haben sich bis zum heutigen Tag<br />
in der Oper gehalten.<br />
Cavallis historische Bedeutung wird seit dem späten<br />
19. Jahrhundert wieder gewürdigt. Aber seine Musik war<br />
nur denen zugänglich, die willens und in der Lage waren,<br />
sie selbst anhand der handschriftlichen Partituren<br />
zu transkribieren. Bis in die jüngere Vergangenheit basierten<br />
die meisten Aufführungen auf Editionen, die<br />
dem Geschmack eines Publikums entsprechen wollten,<br />
das nicht mit dem relativ kargen Opernstil des 17. Jahrhunderts<br />
vertraut war. Denn die originalen Partituren<br />
bestehen im Wesentlichen aus einer Singstimme und<br />
Mit seinem Konzept standardisierter Handlungen<br />
schrieb der venezianische Opernkomponist Pietro<br />
Cavalli Geschichte. Die neue kritische Cavalli-<br />
Edition bei Bärenreiter startet mit „Ercole amante“.<br />
einer Basslinie, lediglich einigen Streicherstellen für Ritornelle<br />
und einem gelegentlichen Accompagnato einer<br />
Aria. Herausgeber fügten oft sowohl Streicher- als auch<br />
Holz- und Blechbläserpartien hinzu. Eine zweite Aufführungswelle<br />
folgte mit Partituren die, beeinflusst durch<br />
die sich entwickelnde „Alte-Musik-Bewegung“, um viele<br />
der Zusätze bereinigt worden waren. Der Notentext<br />
war aber nach wie vor unzuverlässig, und alle Aufführungen<br />
waren abhängig von den Vorlieben und dem<br />
Geschmack des jeweiligen Herausgebers.<br />
In den vergangenen zehn Jahren wuchs das Interesse<br />
des Publikums erneut. Diese Opern werden nun als<br />
eine unerschlossene Quelle attraktiver neuer Erfahrungen<br />
für das zeitgenössische Opernpublikum betrachtet.<br />
Als Reaktion auf dieses Interesse und um den Opernhäusern<br />
heute zuverlässige Aufführungsmateriale zugänglich<br />
zu machen, entstand die Idee, eine Gesamtausgabe<br />
der Werke Cavallis herauszugeben. Unter der Federführung<br />
des Bärenreiter-Verlages ist eine erste Serie,<br />
die 14 Opern umfassen wird, auf den Weg gebracht<br />
worden. Jede Oper wird nach einheitlichen Editionsrichtlinien<br />
von einem anderen Musikwissenschaftler<br />
herausgegeben.<br />
Sobald mit Calisto und Ercole amante 2009 der Anfang<br />
gemacht ist, die beide von Alvaro Torrente herausgegeben<br />
werden, wird ein Werk pro Jahr erscheinen. Die<br />
Partituren, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen<br />
genügen, werden Aufführungen durch die Beseitigung<br />
von Unklarheiten in der Notation, durch Hinzufügung<br />
von gegebenenfalls notwendigen Instrumentalstimmen<br />
und durch die Vorlage des Textes erleichtern.<br />
Ellen Rosand<br />
Generalherausgeberin Cavalli Edition<br />
(Übersetzung: Jutta Weis)<br />
Francesco Cavalli<br />
Ercole amante (1662). Hrsg. von Álvaro Torrente.<br />
Opere di Francesco Cavalli. Bärenreiter-Verlag 2010.<br />
Aufführungsmaterial vorab erhältlich.<br />
Erste Aufführung nach der Neuedition: 11.1.2009<br />
Amsterdam. De Nederlandse Opera, Musikalische<br />
Leitung: Ivor Bolton, Inszenierung: David Alden<br />
Besetzung: Prolog: Cinthia (Sopran*), Tevere (Bass*)<br />
– Oper: Ercole (Bass), Venere (Sopran), Giunone (Sopran),<br />
Hyllo (Tenor), Iole (Sopran), Paggio (Sopran),<br />
Deianira (Sopran), Licco (Alt), Pasithea (Sopran*),<br />
Sonno (stumm), Mercurio (Tenor), Nettuno (Bass),<br />
Eutyro (Bass*), Bussiride (Alt), Clerica (Sopran*),<br />
Laomedonte (Tenor*), Bellezza (Sopran*).<br />
* Doppelbesetzung möglich, insgesamt erforderlich<br />
5 Soprane, 1 Alt, 2 Tenöre, 2 Bässe<br />
Orchester: 5 Stimmen
Ein Held in Liebe<br />
Francesco Cavallis „Ercole amante“ in der Neuedition<br />
von Álvaro Torrente<br />
1659 wurde Francesco Cavalli dazu aufgefordert, eine<br />
Oper anlässlich der Hochzeit Ludwig XIV. mit der Infantin<br />
Maria Theresa, Tochter des spanischen Königs Philipp<br />
IV. zu komponieren, die nach jahrzehntelangen<br />
Kämpfen ein Friedensabkommen zwischen Frankreich<br />
und Spanien besiegelte. Der kluge Kopf hinter dieser<br />
diplomatischen Übereinkunft war Kardinal Jules Mazarin,<br />
der sich entschloss, das Abkommen und die Hochzeit<br />
als das aufwendigste Spektakel zu begehen, das<br />
jemals in Europa zu sehen war. Da das Ereignis nach<br />
Glanz und Pracht verlangte, beauftragte Mazarin den<br />
italienischen Architekten Vigarani damit, das außergewöhnlichste<br />
Theater Europas zu bauen: die „Salle des<br />
Machines“ im Palast der Tuilerien, die 7.000 Zuschauer<br />
aufnehmen konnte. Unverwechselbare Besonderheiten<br />
des Theaters waren die Maschinen, die fantastische optische<br />
Effekte ermöglichten. Ein großer Nachteil war<br />
freilich die katastrophale Akustik.<br />
Das Opernlibretto von Abate Francesco Buti basiert<br />
auf einer Kombination von Sophokles’ Trachinerinnen<br />
und Ovids Metamorphosen. Deutlich abweichend vom<br />
herkömmlichen venezianischen Libretto ist es in fünf<br />
statt in drei Akte aufgeteilt, komische Szenen für einfache<br />
Charaktere wurden reduziert und umfangreiche<br />
kommentierende Chorszenen hinzugefügt.<br />
Herkules’ (Ercoles) leidenschaftliche Liebe zu der jungen<br />
Iole, Braut seines Sohnes Hyllo, bringt ihn dazu, seine<br />
Frau Deianira zu verstoßen und seinen eigenen Sohn<br />
ins Gefängnis zu bringen. Iole ruft den Geist ihres Vaters<br />
Eurytos an, der von Herkules getötet worden war<br />
und der alle Opfer des Helden auffordert, dessen Tod zu<br />
fordern. Um die Liebe ihres Ehemannes zurückzuerlangen,<br />
schickt Deianira ihm ein vom Blut des Zentauren<br />
Nessos durchtränktes, magisches Gewand, das, wie er<br />
versprochen hat, Ercole vor Untreue bewahren soll. Nicht<br />
wissend, dass das Gewand vergiftet ist, gibt Iole es Ercole<br />
während ihrer Hochzeit. Als er es anzieht, verbrennt<br />
sein Körper. Während Hyllo, der für tot gehalten wird,<br />
wieder auftaucht, erscheint Juno vom Himmel, um zu<br />
verkünden, dass Jupiter Ercole gerettet und ihn mit Bellezza<br />
vermählt hat. Die Oper endet mit dem französischen<br />
Ercole und der spanischen Bellezza, die im Himmel<br />
bejubelt und von Sternen und Planeten umkreist<br />
werden. Die Oper vermittelt Ludwig, Maria Theresa und<br />
ihrem Hof die moralische Botschaft über die Gefahren<br />
von Treulosigkeit und Eifersucht.<br />
Cavalli unternahm größte Anstrengungen, um den<br />
wichtigsten Auftrag seines Lebens zu erfüllen. Er bediente<br />
sich einer ungewöhnlich großen Zahl von Quellen.<br />
Das Orchester nimmt eine führende Rolle ein, sowohl<br />
in den sinfonischen Instrumentalteilen als auch<br />
Herakles, Deianira und Nessos auf einer attischen Vase aus dem<br />
6. Jahrhundert v. Chr. Louvre, Paris.<br />
bei der Begleitung von Arien, Chören und Rezitativen.<br />
Das Werk ist vermutlich nicht nur von den Streicherensembles<br />
des französischen Hofs – Les vingt-quatre violons<br />
und Les petits violons –, sondern wahrscheinlich<br />
auch von Bläsern im Dienste des Sonnenkönigs aufgeführt<br />
worden. Große Chöre mit sieben oder acht Teilen<br />
kommen im Prolog und der Schlussszene zum Einsatz,<br />
während kleinere Ensembles mit kontrastierenden<br />
Klangfarben die Handlung betonen und damit eine bedeutende<br />
dramaturgische Funktion übernehmen: der<br />
Schlummerchor „Dormi, o Sonno dormi“, die Anrufung<br />
der Unterwelt „Gradisci o Re“, die Verdammung der Geister<br />
„Pera, mora il crudel“ oder die religiöse Anrufung von<br />
Juno „Pronuba e casta dea“. Die Oper weist zudem Merkmale<br />
auf, die zu Standards der europäischen Oper wurden:<br />
das liebliche Duett der jungen Liebenden Iole und<br />
Hyllo etwa in „Amor, ardor piu raro“ – mit dem komischen<br />
Widerpart von Licco und dem Pagen „Amor chi a<br />
senno in se“ – oder das Lamento der verlassenen Deianira<br />
„Ahí ch’amarezza“.<br />
Ungeachtet aller Bemühungen war der Oper kein Erfolg<br />
beschieden, was im Wesentlichen der schlechten<br />
Akustik des Theaters zuzuschreiben ist. Nur die Probenarbeiten<br />
in Mazarins Palast boten die Möglichkeit, die<br />
Musik zu genießen, was Cavalli nicht befriedigte. So<br />
kehrte er kurze Zeit später mit dem festen Vorhaben<br />
nach Venedig zurück, nie wieder eine Oper zu komponieren.<br />
Glücklicherweise hat er sein Wort gebrochen.<br />
Álvaro Torrente<br />
(Übersetzung: Jutta Weis)<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 7
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Bärenreiter
„Semiramide va alle stelle!“<br />
Christoph Willibald Glucks erste Oper für Wien<br />
Mitten in Glucks „Wandertruppenjahre“ (1746–1752) fiel<br />
ein Ereignis, das seinen weiteren Lebensweg entscheidend<br />
bestimmt hat: sein Debut als Opernkomponist in<br />
Wien. Das Datum: 14. Mai 1748. Tags zuvor war der Geburtstag<br />
der jungen Kaiserin Maria Theresia gefeiert<br />
worden. Eine Festaufführung also, für die das „k. k. Hoftheater<br />
nächst der Burg“ aufwendig renoviert worden<br />
war. Für die Festoper wurde weder bei der Ausstattung<br />
– Bühnenbild, Kostüme, Requisiten – noch bei der Verpflichtung<br />
der mitwirkenden Künstler gespart, man<br />
hatte „die besten Stimmen, so man finden können, zusammen<br />
gesucht“ und aus Italien „die ihrer Action halber<br />
sehr renomirte Tesi mit noch einigen anderen Virtuosen<br />
zu der Orchestre“ engagiert. Vier der sechs beteiligten<br />
Solisten hatten bereits in Italien oder London<br />
unter Glucks Leitung in seinen Opern gesungen, ein bewährtes<br />
„Gluck-Ensemble“ also.<br />
Für den dreiunddreißigjährigen Gluck bedeutete der<br />
Kompositionsauftrag Ehre und Herausforderung<br />
zugleich. Die Wahl des Librettos der Festoper hatte ganz<br />
im Zeichen des Geburtstages der Kaiserin gestanden.<br />
Metastasios „Dramma per musica“ La Semiramide riconosciuta<br />
war mit Bedacht bereits bei der Kaiserkrönung<br />
Maria Theresias 1743 in Prag als Festoper in Szene gesetzt<br />
worden, in Anspielung auf die „Pragmatische Sanktion“<br />
(die weibliche Erbfolge im Haus Habsburg). Jetzt,<br />
im Frühjahr 1748, hatte Metastasios Dramenhandlung<br />
um die in Männerkleidung als „König Ninus“ in Babylon<br />
regierende Semiramis noch deutlicher, ja hochaktuell<br />
Bezug zur politischen Situation: Bei den gleichzeitig<br />
stattfindenden Friedensverhandlungen in Aachen<br />
ging es um die Anerkennung Maria Theresias als Kaiserin<br />
durch die europäischen Mächte. Kenner dieser brisant-problematischen<br />
Situation wussten sehr wohl um<br />
die Doppelbedeutung des gewählten Operntitels: „riconosciuta“<br />
kann sowohl „wiedererkannt“ als auch „anerkannt“<br />
bedeuten.<br />
Die im Libretto abgedruckte Vorgeschichte und die<br />
Handlung der Oper sind verwickelt konstruiert. Getrennte<br />
Geschwister, alte Freunde, Rivalen und Intriganten<br />
begegnen sich – anfangs unerkannt – nach langer<br />
Zeit am Hof des babylonischen Königs Ninus (alias Semiramide)<br />
wieder, als die am Hof lebende Prinzessin<br />
Tamiri aus den herbeigeeilten Freiern einen Gatten<br />
wählen soll. Der Königspalast, die legendären Hängenden<br />
Gärten der Semiramis und ein malerisches Hafenambiente<br />
bilden die Szenerie. Die aus Afrika, Asien und<br />
dem Vorderen Orient stammenden Protagonisten sorgen<br />
mit ihrem Gefolge für ein farbiges Erscheinungsbild.<br />
Bis zur Entwirrung des Knotens kommt es zu Zweikampf,<br />
Entführung und einem Giftbecher.<br />
Durch den geschickten Einsatz solistischer Instrumente,<br />
eine Bühnenmusik „d‘istromenti barbari“, durch eine<br />
Tanzszene, den Chor am Schluss der Oper wusste Gluck<br />
2I2008<br />
Glucks „La Semiramide riconosciuta“ nach einer Vorlage<br />
von Pietro Metastasio wird 260 Jahre nach ihrer<br />
Uraufführung im Wiener Burgtheater zum ersten Mal<br />
wieder auf einer Opernbühne zu erleben sein: ab dem<br />
18. Oktober am Mainzer Staatstheater.<br />
Babylon. Aus der „Schedelschen Weltchronik“. Nürnberg 1493<br />
reichlich klangliche Abwechslung zu schaffen. Interessanterweise<br />
ist die Hauptrolle der Semiramis eine relativ<br />
tief gelagerte Altpartie. Dem Typus der virtuosen<br />
Kastratenpartie entspricht am ehesten die Rolle des Scitalce<br />
(Sopran), jene des Ircano zeichnet einen energischen<br />
Charakter. Die Tenorpartie des Mirteo bevorzugt<br />
gemäßigte Tempi und ist ebenso lyrisch angelegt wie<br />
jene der heftig umworbenen Tamiri. Pietro Metastasios<br />
Bemerkung – „una musica arcivandalica insopportabile“<br />
– dürfte sich auf manche vom italienischen Geschmack<br />
abweichende Wendung der Melodik und auf<br />
Kühnheiten der Orchesterbehandlung bezogen haben;<br />
Gluck beschränkte sich weder auf geschmeidige Koloraturen<br />
noch auf einen gefälligen Orchestersatz. Er ließ<br />
das Orchestervorspiel zu einigen Arien weg und verzichtete<br />
mitunter auf die Da-capo-Form. Weit vorausblickend,<br />
hatte er das Zusammenwirken aller theatralischen<br />
Kräfte im Blick und ließ die engen Grenzen der<br />
italienisch-virtuosen Gesangsoper hinter sich: „Semiramide<br />
va alle stelle“, musste selbst der kritische Metastasio<br />
nach dem Erfolg der Oper eingestehen.<br />
Gerhard Croll / Thomas Hauschka<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
Dramma per musica in drei Akten. Libretto von Pietro<br />
Metastasio<br />
Hrsg. von Gerhard Croll und Thomas Hauschka<br />
Sämtliche Werke, Band III/12. Bärenreiter-Verlag.<br />
Aufführungsmaterial leihweise<br />
16.10.2008: Staatstheater Mainz, Musikalische<br />
Leitung: Michael Millard, Inszenierung, Bühne und<br />
Kostüme: Peer Boysen<br />
Personen: Semiramide (Alt), Mirteo (Tenor), Ircano (Sopran),<br />
Scitalce (Sopran), Tamiri (Sopran), Sibari<br />
(Sopran)<br />
Orchester: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte – 2 Hörner,<br />
2 Trompeten – Pauken – Streicher – Cembalo – Bühnenmusik<br />
„istromenti barbari“<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 9
[t]akte<br />
10 [t]akte 2I2008<br />
e-Moll<br />
Felix Mendelssohns drittes Klavierkonzert<br />
Mendelssohn erwog ernsthaft zwischen März 1842 und<br />
März 1844, ein Klavierkonzert zu schreiben, das genau<br />
wie Opus 64 aus drei zusammenhängenden Sätzen bestehen<br />
sollte und für das er außerdem ebenfalls die Tonart<br />
e-Moll gewählt hatte. Die Anregung für diese Komposition<br />
könnte von Edward Buxton stammen, der für<br />
den englischen Verlag J. J. Ewer & Co. tätig war. Mendelssohn<br />
erwähnt in einem Brief an Buxton vom 5. März<br />
1842 explizit den Gedanken an ein „drittes [Klavier-]Konzert“<br />
und fährt fort: „ich plane einen Englandbesuch in<br />
diesem Frühjahr und beabsichtige, ein paar Wochen in<br />
London zu verbringen, um einige neue Kompositionen<br />
zu veröffentlichen, die ich geschrieben habe; ich hoffe,<br />
bis dahin ein Konzert zu vollenden, und würde es natürlich<br />
zuerst Ihnen anbieten, sollte dies der Fall sein“<br />
(Brief Mendelssohns an Buxton vom 5. März 1842).<br />
Wie wir wissen, wurde aus dieser Idee zu diesem Zeitpunkt<br />
nichts; zwei Jahre später jedoch, als er seine achte<br />
Englandreise plante, schrieb Mendelssohn an seinen<br />
Leipziger Verleger Breitkopf & Härtel, „ein Clavier-Concert<br />
denke ich bis dahin [Mitte April] zu beendigen, und<br />
dann möchte ich Sie wohl bitten es abermals in die Welt<br />
zu lootsen!“ (Brief Mendelssohns an Breitkopf & Härtel<br />
vom 5. März 1844).<br />
Obwohl Mendelssohn sein „drittes“ Klavierkonzert<br />
für England niemals beendete, hinterließ er einen ausgedehnten<br />
Entwurf für die ersten beiden Sätze und war<br />
sich seiner Sache sicher genug, um bereits mehrere Seiten<br />
einer Orchesterpartitur des ersten Satzes niederzuschreiben.<br />
Diese Quellen sind in der Bodleian Library in<br />
Oxford erhalten. Im vorliegenden Zusammenhang ist<br />
für uns die Tatsache von Bedeutung, dass das Klavierkonzert<br />
mit dem Violinkonzert in e-Moll nicht nur die<br />
Tonart, sondern auch ein gewisses Maß an thematischem<br />
Material gemein hat. Besonders auffällig sind die<br />
offensichtlichen Parallelen zwischen dem zweiten Thema<br />
des ersten Satzes und dem bekannten zweiten Thema<br />
von Opus 64, wo die Bläser die Melodie in G-Dur einführen,<br />
während die Solovioline darunter auf der G-Saite<br />
einen ausgehaltenen Orgelpunkt spielt. Das G-Dur-<br />
Thema für das Klavierkonzert, das über einem Tremolo<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy<br />
Konzert in e Nr. 3 für Klavier und Orchester<br />
Rekonstruiert und vervollständigt von R. Larry Todd<br />
Bärenreiter-Verlag 2008. Partitur käuflich, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Erste Aufführung: 10.1.2009 Bad Kissingen (Festival<br />
Winterzauber), Matthias Kirschnereit (Klavier), Sinfonieorchester<br />
Basel, Leitung.: Mario Venzago<br />
(auch 11.1.2009, Garmisch-Partenkirchen)<br />
US-Premiere: 18.3.2009 New York, Tatiana Goncharova<br />
(Klavier), Lyric Chamber Ensemble<br />
Ein „neues” Klavierkonzert von Felix Mendelssohn!<br />
Aus den vorhandenen Skizzen hat Larry Todd das<br />
in den Jahren zwischen 1842 und 1844 entworfene<br />
Konzert in e-Moll rekonstruiert und ergänzt.<br />
im Bass erscheint, gleicht einem frühen Entwurf für sein<br />
Schwesterthema in Opus 64. In ähnlicher Weise deutet<br />
die abgerissene Bewegung des zu Beginn des Klavierkonzerts<br />
stehenden e-Moll-Themas, das – bereichert<br />
durch den Leitton dis – die absteigende Quarte e-h durchschreitet,<br />
auf das Orchestertutti voraus, mit dem der erste<br />
Satz von Opus 64 endet.<br />
Der fragmentarische Entwurf des dritten Klavierkonzerts<br />
erweist sich als ein eindrucksvolles Bindeglied<br />
zwischen dem ursprünglichen Entwurf des Violinkonzerts,<br />
der Mendelssohn im Juli 1838 keine Ruhe gelassen<br />
hatte, und der im September 1844 vollendeten Partitur.<br />
Er verwendete also einige im Zusammenhang mit<br />
dem Violinkonzert entstandene Einfälle, als er die Arbeit<br />
am Klavierkonzert aufnahm; und als er dieses Projekt<br />
aufgegeben hatte, tauchte das Material schließlich<br />
in Opus 64 auf.<br />
Der bekannte Mendelssohn-Forscher R. Larry Todd<br />
(Duke University) legt für seine Edition Mendelssohns<br />
Autograph-Particell (Oxford) und eine bei Henschke für<br />
N. Gade angefertigte Abschrift (Yale University)<br />
zugrunde. Mendelssohns Particell hat Todd bis zum Ende<br />
des zweiten Satzes orchestriert (Mendelssohns Particell<br />
beinhaltet Instrumentenangaben) und Todd fügte als<br />
dritten Satz eine Umarbeitung für Klavier der Solostimme<br />
aus Opus 64 hinzu. Douglas Woodfull-Harris
Mehr als „Carmen“<br />
und „Faust“<br />
Die französische Oper zwischen der Revolution und<br />
dem Beginn der Moderne<br />
Vom reichhaltigen Repertoire der französischen Oper<br />
des 19. Jahrhunderts haben sich nur wenige Werke bis<br />
heute auf den Bühnen behauptet: Carmen und Faust<br />
sind die bekanntesten. Andere, die im 19. und frühen 20.<br />
Jahrhundert nicht nur die französischen Spielpläne beherrschten,<br />
warten auf ihre Wiederentdeckung. Dies<br />
erstaunt umso mehr, als man weiß, wie couragiert und<br />
verschiedenartig die Produktionen der Pariser Opernhäuser<br />
zu jener Zeit waren. Die Opéra-Comique brach<br />
Rekorde zum einen durch die hohe Zahl neuer Werke,<br />
aber auch durch die Dichte ihrer Vorstellungen; die<br />
Grand Opéra festigte die Karrieren der berühmtesten<br />
französischen und ausländischen Sänger; das Théâtre-<br />
Lyrique entdeckte junge Komponisten und trug zu einer<br />
außergewöhnlichen Diversifikation der Genres bei;<br />
die Opéra bouffe und die Operette beherrschten die Boulevards.<br />
Komponisten wie Cherubini, Méhul, Spontini,<br />
Boieldieu, Auber, Halévy, Adam, Thomas, Gounod, Lalo,<br />
Saint-Saëns, Delibes, Bizet, Chabrier, Massenet u. a. gelangten<br />
zu Weltruhm.<br />
Nach der Wiederentdeckung der Barockoper in den<br />
letzten zwei Jahrzehnten wächst nun auch das Interesse<br />
an diesem zum Teil vernachlässigten Repertoire. Im<br />
Zuge dessen wird der Bärenreiter-Verlag das reiche Korpus<br />
zu neuem Leben erwecken und hat die Veröffentlichung<br />
der Reihe L’Opéra français auf die Agenda gesetzt.<br />
Sie entsteht nach dem Vorbild der großen Denkmäler-<br />
Ausgaben als kritische Edition der zentralen musikdramatischen<br />
Werke, die in der gesellschaftlich spannenden<br />
Zeit zwischen der Revolution und dem Ausbruch des<br />
Ersten Weltkriegs entstanden sind. Darin sind die Werke<br />
enthalten, die in musikalischer und dramatischer<br />
Hinsicht von entscheidender Bedeutung oder charakteristisch<br />
für einen Stil oder eine Gattung sind.<br />
Die Bände entsprechen gleichermaßen den wissenschaftlichen<br />
Anforderungen einer kritischen Edition als<br />
auch den praktischen Bedürfnissen der Bühnen und der<br />
Ausführenden. Alle bekannten Quellen fließen in die<br />
Ausgaben ein. Die Ausstattung der Partituren und der<br />
Materiale folgt heute gängiger Praxis. Der kritische Bericht<br />
ermöglicht es, den Zustand des Werkes in seinen<br />
Quellen zu erkennen.<br />
Jeder Band enthält eine Einleitung des wissenschaftlichen<br />
Herausgebers, das Libretto, die Partitur, den kritischen<br />
Bericht zum Notentext und gegebenenfalls Anhänge.<br />
Die entsprechenden Aufführungsmateriale werden<br />
sukzessive erscheinen, Erstaufführungrechte sind<br />
zum Teil noch zu vergeben. Damit wird die Basis geschaffen,<br />
um das Repertoire gemäß den heutigen Ansprüchen<br />
in seiner Vielfalt den Theatern wieder zugänglich<br />
zu machen. BV / Red.<br />
Mit der Editionsreihe „L’Opéra français“ unternimmt<br />
Bärenreiter eine Ehrenrettung des französischen<br />
Musiktheaters des 19. Jahrhunderts und öffnet<br />
auf der Basis gesicherter Quellenerkenntnisse<br />
einen reichen Fundus an Werken, die eine Wiederentdeckung<br />
lohnen.<br />
Abbildung: Aufführung in der Salle de la rue le Pelletier, Heimat der<br />
Pariser Oper von 1821 bis 1873<br />
L’Opéra français<br />
Editionsleiter: Paul Prévost<br />
Bärenreiter-Verlag Kassel 2008ff.<br />
Adolphe Adam: Le Toréador ou L’Accord parfait<br />
Hrsg. von Paul Prévost (2008)<br />
Aufführungsmaterial bereits leihweise erhältlich<br />
Édouard Lalo: Fiesque<br />
Hrsg. von Hugh Macdonald (2009)<br />
Daniel François Esprit Auber: Le Domino noir<br />
Hrsg. von Emmanuel Trombowsky (2010)<br />
Ambroise Thomas: Hamlet<br />
Hrsg. von Hugh Macdonald und Sarah Plummer (2011)<br />
Jules Massenet: Werther<br />
Hrsg. von Lesley Wright (2011)<br />
Emmanuel Chabrier: L’Étoile<br />
Hrsg. von Hugh Macdonald (2012)<br />
Aufführungsmaterial ab Frühjahr 2010 leihweise<br />
vorab erhältlich<br />
Camille Saint-Saëns: Samson et Dalila<br />
Hrsg. von Andreas Jacob (2012)<br />
Charles Gounod: Roméo et Juliette<br />
Hrsg. von Arnold Jacobshagen (2013)<br />
Charles Gounod: Faust<br />
Hrsg. von Paul Prévost (2013)<br />
Georges Bizet: Carmen<br />
Hrsg. von Hervé Lacombe (2014)<br />
Die Reihe wird ca. 35 Bände umfassen und zur<br />
Subskription angeboten.<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 11
[t]akte<br />
12 [t]akte 2I2008<br />
Vexierbilder der Gewalt<br />
Halévys „La Juive“ an der Staatsoper Stuttgart<br />
Die 1835 uraufgeführte, seit den 1930er-Jahren von den<br />
Bühnen verschwundene und erst in jüngster Zeit zaghaft<br />
wieder gespielte „Jüdin“ Halévys ist mit ihrem<br />
Ineinander von christlichem Antijudaismus und jüdischem<br />
Märtyrertod angesichts der jüngsten Geschichte<br />
noch immer von höchster Brisanz.<br />
Die Schwierigkeiten des Umgangs sind im Stück selbst<br />
begründet. Halévy und sein Librettist Eugène Scribe haben<br />
in La Juive nichts Geringeres unternommen, als das<br />
individuelle Schicksal der Hauptfiguren vor ein Geschichtspanorama<br />
zu stellen, und das Ganze mit einer<br />
amourösen Intrige unterfüttert. Der Jude Eléazar und sein<br />
Gegenspieler, der katholische Kardinal Brogni, sind dabei<br />
allerdings nicht Protagonisten eines Ideendramas, sondern<br />
agieren fast ausschließlich als Individuen ihres<br />
Schicksals. Verkompliziert wird die das Stück beherrschende<br />
Auseinandersetzung zweier Väter, die<br />
gleichermaßen Täter wie Opfer sind, durch Rachels Liebesbeziehung<br />
zum Reichsfürsten Léopold – ein Doppelspiel,<br />
dessen Gefühlskatastrophe die Handlung zur<br />
schlimmstmöglichen Wendung treibt. Erst im Augenblick<br />
ihrer Hinrichtung, als es zu spät ist, enthüllt Eléazar,<br />
dass seine vermeintliche Tochter Rachel in Wahrheit<br />
Brognis Kind ist, das er einst vor dem Feuertod rettete.<br />
An der Staatsoper Stuttgart (Premiere: 16.3.2008, Musikal.<br />
Leitung: Sébastien Rouland) vertrauten Jossi Wie-<br />
Pittoreskes Mittelalter im Puppenstubenformat. „La Juive“ in Stuttgart (Fotos: Martin Sigmund)<br />
Jossi Wieler, Sergio Morabito und Sébastien Rouland<br />
haben im März an der Staatsoper Stuttgart Halévys<br />
brisante Oper „La Juive“ herausgebracht und aus<br />
dem Stück ein Exempel aktuellen Musiktheaters gemacht.<br />
ler und Sergio Morabito in ihrer weitgehend strichlosen<br />
Inszenierung Halévys kontrastiver Mischung von emotionalen<br />
Affekten und spektakulären Chorszenen. Der<br />
erste Schock stellte sich ein, als der Vorhang hoch ging.<br />
Man fühlte sich ins Laientheater versetzt: links das Portal<br />
einer Kirche – die Handlung spielt 1414 zur Zeit des<br />
Konstanzer Konzils –, rechts das schmucke Fachwerkhaus<br />
des jüdischen Goldschmieds Eléazar, dazwischen<br />
ein Platz, der den Blick auf einen Wehrgang freigibt. Ein<br />
pittoreskes Mittelalter im überdimensionierten Puppenstubenformat,<br />
wie das Libretto es andeutet. Doch es<br />
sollte, scheinbar, noch schlimmer kommen. Wenn der<br />
Chor nach dem einleitenden „Te Deum“ von der seitlichen<br />
Kulisse auf die Szene strömt und sich die Massenhysterie<br />
aus Jahrmarktstaumel und Judenhass auf Eléazar<br />
und Rachel entlädt, werden wir zu Zeugen einer farbenfreudigen<br />
Verkleidungsshow, die aus den Alltagsfiguren<br />
jene Laienschar macht, die als blindwütiges Kollektiv<br />
das grausame Katz-und-Maus-Spiel des antisemitischen<br />
Pogroms beginnt.<br />
Die überrumpelnde Theatralik erinnert an Elias Canettis<br />
Beschreibung der Hetzmeute in Masse und Macht<br />
und schreckt selbst vor der Groteske nicht zurück – wenn<br />
Neider dem Kaiserdarsteller die Krone und den Purpurmantel<br />
herunterreißen oder gleich mehrere Päpste sich<br />
um den Krummstab balgen.
Schnell wird klar, um was es dem Regieduo Wieler/<br />
Morabito geht: Die Gewalt der Bilder erzeugt Vexierbilder<br />
der Gewalt. Die Voyeure auf beiden Seiten der Rampe<br />
sind Mitwirkende im Spiel, Zuschauer und Handelnde<br />
zugleich. Beklemmend wird dieses Spiel im Spiel im<br />
Schlussakt, wenn der Chor im karnevalesken Alptraum<br />
mit Hakennasen, Judenhüten und Taschenlampen erst<br />
zur Hetzjagd bläst, dann zum Trauermarsch in schwarzer<br />
Maskierung kofferschleppend und niedergebeugt<br />
den endlosen Zug der Juden in die Shoah karikiert – also<br />
das Entsetzen zeigt und zugleich mit ihm Spott treibt –,<br />
und schließlich den letzten Gang der Verurteilten beklatscht.<br />
Bert Neumann hat die Bilder der fünf Akte auf eine<br />
Drehbühne gesetzt, die in den drei Mittelakten mit Laufgängen<br />
und Treppen versatzstückartig das hintere Gestänge<br />
des vorderen Szenenaufbaus freigibt – ein Gitterwerk,<br />
das die Mechanismen der Handlung freilegt,<br />
die Figuren gleichsam skelettiert und damit ihre inneren<br />
Konflikte nach außen stülpt. Dass dabei auch die<br />
Komik – der den starken Mann mimende Schwächling<br />
Léopold im weinroten Spießer-Blazer, seine Gattin Eudoxie<br />
als Domina in Reizwäsche, die zum farbenfrohen<br />
Kinderkreuzzug umfunktionierte Ballettpantomime –<br />
dick aufgetragen wird, ist durchaus im Sinne des Stücks.<br />
Betroffenheit entsteht gerade nicht durch eine vordergründige<br />
Politisierung, sondern durch eine ästhetische<br />
„Über-Setzung“, die die Position des Zuschauers hier<br />
und heute ins Spiel mit einbezieht. Wieler/Morabito treiben<br />
die antisemitischen Klischees dabei so weit, dass<br />
uns der Schrecken im Hals stecken bleibt und wir nicht<br />
mehr wissen, was Spiel und was Spiel im Spiel ist. Sichtbar<br />
werden auf diese Weise gerade die seelischen Ambiguitäten<br />
und psychischen Grenzsituationen, in die die<br />
Handlung immer wieder die Figuren treibt. Und selbst<br />
der veränderte Schluss – Rachel und Eléazar werden<br />
nicht hingerichtet, sondern Eléazar entreißt dem als<br />
Henker kostümierten Brogni die Pistole und tötet erst<br />
Rachel und dann sich selbst – fügt sich ins Spiel: Eléazars<br />
ungelöster Zwiespalt zwischen unversöhnlichem<br />
Christenhass und väterlicher Liebe wird aufgehoben im<br />
Selbstopfer des zum Tode Verurteilten und der fatalistisch<br />
liebenden Rachel.<br />
Aktueller, brennender kann Musiktheater nicht sein,<br />
gerade weil jeder direkte Bezug zur weiterschwelenden<br />
Brisanz des Stoffes vermieden wurde. Wer die Inszenierung<br />
mehrfach gesehen hat, kann überdies bestätigen,<br />
dass die Intensität, mit der alle Beteiligten bei der Sache<br />
sind, nicht nachgelassen, sondern noch zugenommen<br />
hat. Auch musikalisch hat die Produktion seit der<br />
Premiere hörbar an Gewicht gewonnen. Mag für manchen<br />
Chris Merritts Eléazar, szenisch ein Fels in der Bran-<br />
Jahrmarktstaumel und Judenhass<br />
dung, stimmlich grenzwertig sein: hier muss er wohl<br />
doch so singen, wie er singt! Spielerisch eindrucksvoll,<br />
wenn auch stimmlich unausgeglichen, die junge Russin<br />
Tatiana Pechnikova als Rachel, grandios in jeder Hinsicht<br />
Liang Li als Brogni. Glanzvoll schließlich der Stuttgarter<br />
Opernchor: Wie es Wieler/Morabito gelingt, jeden<br />
Einzelnen als individuell wahrnehmbare (und individuell<br />
gespielte!) Gestalt zu erfassen und gleichzeitig das<br />
Kollektiv zur bedrohlichen Masse zu formen, bleibt für<br />
jeden, die die Aufführung gesehen hat, unvergesslich.<br />
Halévys musikalischer Eklektizismus macht es dem<br />
Dirigenten nicht leicht, großbögig die Akte zusammenzuhalten.<br />
Sébastien Rouland am Pult hat deshalb mit<br />
Nachdruck die einzelnen Facetten hervorgehoben – die<br />
Melodramatik all’italianità im zweiten und vierten Akt,<br />
die den Lustspielton der Opéra comique streifende Auseinandersetzung<br />
zwischen Eudoxie und Léopold im dritten<br />
Akt, nicht zuletzt die Unerbittlichkeit der Chöre, die<br />
dem Ganzen einen Zug ins Epische gibt und damit auch<br />
musikalisch die Originalität des Stücks akzentuiert.<br />
Uwe Schweikert<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 13
[t]akte<br />
14 [t]akte 2I2008<br />
Tosca ad fontes<br />
Puccinis Oper erstmals in einer kritischen Ausgabe<br />
Die genaue Untersuchung des Autographs<br />
von Tosca hat ergeben,<br />
dass viele musikalische Details in<br />
den Druckausgaben unzureichend<br />
wiedergegeben wurden und dass<br />
Puccini in seinem musikalischen<br />
Denken dem 20. Jahrhundert viel<br />
näher war als man es bisher angenommen<br />
hat.<br />
Bis heute gelten selbst in Fachkreisen<br />
Puccinis Autographe nur als<br />
Vorstadien zu Werken, die erst im<br />
Druck ihre endgültige Form erhalten<br />
haben. Wenngleich Puccinis<br />
Autographe nie für Aufführungen<br />
Giacomo Puccini<br />
verwendet worden sind, was aufgrund<br />
der schweren Lesbarkeit von<br />
Puccinis Handschrift mit unzähligen Korrekturen und<br />
Verwischungen auch kaum möglich wäre, so sind sie<br />
doch die erste gültige Version und Vision des Komponisten,<br />
unbeschwert von den Notwendigkeiten des Praktischen<br />
und den Mühen der Realisierung.<br />
Die Genauigkeit seiner Instrumentation, Dynamisierung<br />
und Artikulation ist verblüffend, auch verblüffend<br />
modern. Seine Notierungen, von kleineren Fehlern abgesehen,<br />
sind äußerst genau, zuverlässig und uneingeschränkt<br />
realisierbar. Darüber hinaus sind gestrichene<br />
Stellen in allen drei Akten wieder aufgetaucht, die so<br />
manche Passage im Werk in einem neuen Licht zeigen.<br />
Die Entschärfungen der Harmonik, Vereinfachungen<br />
und Angleichungen in Dynamisierung und Artikulation,<br />
wie sie in den Druckausgaben zu finden sind, entsprechen<br />
nicht dem ursprünglichen Willen eines Musiktheatergenies,<br />
das als Dramaturg mindestens so versiert<br />
war wie als Komponist.<br />
Für die Neuausgabe wurden, neben dem Autograph,<br />
sämtliche authentischen Quellen berücksichtigt. Dank<br />
Dieter Schicklings „Catalogue of the Works“ (Bärenreiter<br />
2003), der mit äußerster Gründlichkeit und Übersichtlichkeit<br />
alle Werke und Quellen auflistet und beschreibt,<br />
ist der Zugang zu den authentischen Quellen<br />
erheblich erleichtert und eine Orientierung hinsichtlich<br />
ihrer Authentizität vorweggenommen worden.<br />
Sämtliche Quellen wurden erstmals einer kritischen<br />
Bewertung unterzogen, auf Fehler untersucht und nach<br />
ihrem Stellenwert als Fassungen definiert oder in Fassungen<br />
zusammengefasst.<br />
Aus den vorliegenden Quellen (Nomenklatur in Klammern<br />
nach Schickling) ergeben sich drei Fassungen:<br />
FASSUNG A (1899)<br />
– Die autographe Partitur, Januar 1898/September<br />
1899 (69.B.1)<br />
– Die Erstausgabe des Klavierauszuges, Ricordi,<br />
Mailand, November 1899 (69.E.1)<br />
Die Verlagsgruppe Hermann veröffentlicht im Rahmen<br />
ihrer kritischen Neuausgaben von Bühnenwerken<br />
nun auch einzelne Opern von Giacomo Puccini.<br />
Den Anfang macht „Tosca”, deren Autograph in einer<br />
Faksimileausgabe seit Kurzem öffentlich zugänglich<br />
ist.<br />
FASSUNG B (1900)<br />
– Die zweite Ausgabe des Klavierauszuges, Ricordi,<br />
Mailand, 30. März 1900 (69.E.2)<br />
– Die Erstausgabe der Partitur, Ricordi, Milano 1900<br />
(69.E.2A)<br />
FASSUNG C (1924)<br />
– Zweite Ausgabe der Partitur, Ricordi, Mailand 1924<br />
(69.E.2G)<br />
Puccini hat als einer der wenigen großen Komponisten<br />
noch keine Neubewertung durch eine Kritische Neuausgabe<br />
erfahren, zum Teil, weil die Werke in ihrer künstlerischen<br />
Qualität oft unter dem Wert gehandelt werden,<br />
der ihnen zusteht, zum Teil weil, so paradox das<br />
klingen mag, er einer der erfolgreichsten Opernkomponisten<br />
aller Zeiten ist und seine Arbeiten daher auch in<br />
veralteten Ausgaben immer noch Erfolg haben.<br />
„Es hängt eng damit zusammen, dass selbst Puccinis<br />
Verehrer sein Werk lange Zeit nicht so ernst genommen<br />
haben, wie es gemeint ist. Zwar leiden eigentlich<br />
alle Komponisten unter einer schlampigen Interpretenwillkür,<br />
aber im Fall Puccinis übersteigt sie<br />
wohl sogar das gewohnte Maß … Da das so ist, kann<br />
einstweilen keine Rede davon sein, dass der Komponist<br />
Puccini in all seiner Subtilität wirklich bekannt<br />
wäre. Das liegt allerdings auch daran, dass das für<br />
seine Opern verfügbare Aufführungsmaterial<br />
keineswegs heutigen Ansprüchen genügt.“ (Dieter<br />
Schickling, Puccini. Biografie, Stuttgart 2007, S. 374)<br />
Es ist an der Zeit, diese Neubewertung mit editorischen<br />
Mitteln zu veranlassen.<br />
Als erster Band wird im Herbst 2008 die Partitur zur<br />
Fassung A, der Werkzustand vor der Uraufführung, erscheinen.<br />
Zusätzlich wird ein Klavierauszug, der alle<br />
Fassungen (ABC) darstellt, vorgelegt. Eine Partiturausgabe<br />
aller Fassungen (ABC), in simultaner Darstellung,<br />
ist in Vorbereitung. Michael Mautner<br />
Giacomo Puccini<br />
Tosca<br />
Hrsg. von Michael Mautner<br />
Verlagsgruppe Hermann<br />
Aufführungsmaterial leihweise, Vertrieb: Alkor-<br />
Edition
Neues von Hugo Distler<br />
Entdeckungen im Gedenkjahr<br />
Als Hugo Distler am 1. November 1942 seinem Leben aus<br />
eigenem Willen ein Ende setzte, hat er eine ganze Reihe<br />
von unveröffentlichten Werken hinterlassen. In den<br />
letzten Jahren wurde nach diesen Werken, von deren<br />
Existenz man bis dahin nur Ungefähres wusste, gesucht,<br />
und sie wurden tatsächlich gefunden, anschließend<br />
ediert und herausgegeben. Mit der Publikation von Distlers<br />
einzigem Werk für die Bühne, der Schauspielmusik<br />
zu Ludwig Tiecks Ritter Blaubart (1940), und in diesem<br />
Sommer mit der Herausgabe der Vier Motetten aus dem<br />
fragmentarischen Oratorium Die Weltalter (1942) wird<br />
deutlich, dass in seiner letzten Schaffensphase wichtige<br />
Projekte entstanden sind. Besonders die Weltalter-<br />
Motetten für gemischten Chor und Streichorchester<br />
nach einem eigenen Text zeigen eine Weiterführung des<br />
existenzialistischen Stils der beiden letzten Motetten<br />
aus der Geistlichen Chormusik op. 12. Nirgendwo sonst<br />
trifft man in seinem Werk eine derart geschärfte, auf die<br />
textliche Situation eingehende Harmonik an; in den<br />
Weltalter-Motetten begegnet man sogar dem Flüstern<br />
des Chores als einem Mittel sublimer, dramatisch eindringlicher<br />
Musikalisierung. Diese zyklisch aufführbaren<br />
vier Vokalwerke, die sich den antiken Elementen<br />
Erde, Wasser, Luft und Feuer widmen, bereichern das<br />
Repertoire und können von gemischten Kammerchören,<br />
großen Konzertchören oder Kantoreien aufgeführt werden.<br />
Die solistische oder chorische Besetzung der Streicher<br />
(je zwei Violinen, Violen, Violoncelli und ein Bass)<br />
orientiert sich an der Größe des Chores.<br />
Die Schauspielmusik zu Tiecks Ritter Blaubart ist vielteilig<br />
angelegt und enthält auch einige opernhafte<br />
Nummern mit Gesang, wobei neben der Gesamtaufführung<br />
auch ausschließlich die orchestralen Sätze (u. a. vier<br />
Ouvertüren) als Suite gespielt werden können.<br />
Ähnlich besetzt ist das dreisätzige Kammerkonzert<br />
für Cembalo und elf Soloinstrumente (1930–32), das in<br />
seinem Duktus an die Kammerkonzerte Paul Hindemiths<br />
erinnert – eine Neuinterpretation des Topos’ der<br />
Brandenburgischen Konzerte Bachs. Mit seiner lebhaften<br />
Textur stellt das Kammerkonzert eine bemerkenswerte<br />
Bereicherung des relativ schmalen Repertoires an<br />
hochrangigen Cembalokonzerten aus der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts dar.<br />
Die Publikation des „Allegro spirituoso e scherzando“<br />
aus dem großen Konzert für Cembalo und Streichorchester<br />
op. 14 – ohne Frage Distlers bekanntestes konzertantes<br />
Instrumentalwerk – ermöglicht nun wieder Aufführungen<br />
des gesamten Werkes in seiner ursprünglich<br />
intendierten Viersätzigkeit. In der Handschrift steht dieser<br />
Satz, der die Funktion eines Scherzos einnimmt, an<br />
dritter Stelle zwischen dem traumhaft schönen langsamen<br />
Satz und dem Variationenfinale über Samuel<br />
Scheidts altes Lied „Ei du feiner Reiter“. Mit einer Aufführungsdauer<br />
von etwa 40 Minuten nähert sich das<br />
Konzert in seiner viersätzigen Gestalt einer ausgedehn-<br />
Anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten in<br />
diesem Jahr ist sein letztes Werk, die Motetten für<br />
Chor und Streicher aus dem fragmentarischen Oratorium<br />
„Die Weltalter“, erschienen. Mit ihnen wird<br />
die Reihe der in den vergangenen Jahren posthum<br />
veröffentlichten Distler-Werke fortgesetzt.<br />
ten Streichersinfonie mit obligatem konzertierendem<br />
Cembalo an. Die Stringenz der Satzfolge und auch die<br />
Architektur des gesamten Werkes tritt bei einer kompletten<br />
Wiedergabe deutlich hervor. Man darf vermuten,<br />
dass Distlers Streichung des „Allegro spirituoso e<br />
scherzando“ nicht aus musikalischen Gründen geschah,<br />
vielmehr dürfte es sich um eine Vorsichtsmaßnahme<br />
aufgrund der impulsiven Vehemenz und der harmonischen<br />
Avanciertheit gehandelt haben, die die drei<br />
seinerzeit veröffentlichten Sätze bereits an den Rand des<br />
Verdikts der „entarteten Musik“ gebracht hatten.<br />
Michael Töpel<br />
Hugo Distler – Ersteditionen<br />
Kammerk<br />
Kammerk<br />
Kammerkonzer<br />
Kammerk<br />
Kammerkonzer<br />
onzer onzert onzert<br />
t t t für Cembalo und elf Soloinstrumente<br />
(1930–32). Besetzung: 1,1,1,1 –<br />
1,0,0,0 – V I, V II, Va I, Va II, Vc, Kb / ca. 19 Minuten.<br />
Aufführungsmaterial leihweise, Studienpartitur<br />
käuflich<br />
Uraufführung: 28.11.1998 in Lübeck: Wiener<br />
Akademie, Solist und Leitung Martin Haselböck<br />
All All Allegro All Allegro<br />
egro egro egro spir spir spiriiiiituoso spir spir tuoso tuoso tuoso tuoso e e e e e scherzando<br />
scherzando<br />
scherzando scherzando<br />
scherzando für Cembalo<br />
und Streichorchester (Scherzo zum Konzert op. 14)<br />
(1935/36).<br />
Besetzung: V I, V II, Va, Vc, Kb / ca. 8 Minuten. Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Musik Musik Musik Musik Musik zu zu zu zu zu Lud Lud Ludwig Lud Ludwig<br />
wig wig wig Tieck Tieck Tiecks Tieck Tiecks<br />
s s s „Ri „Ri „Ritter „Ri „Ritter<br />
tter tter tter Bla Bla Blaubar Bla Blaubar<br />
ubar ubart“ ubart“<br />
t“ t“ t“ für kleines<br />
Orchester (enthält drei Nummern mit Sopran bzw.<br />
Tenor und Cembalo) (1940).<br />
Personen: Agnes, Anne, Brigitte (Sopran, eine Sängerin),<br />
Leopold (Tenor)<br />
Orchester: Fl (auch Picc), Ob (auch Eh), Hn, Fag – Schlg<br />
(1) - Str - Cemb / ca. 31 Minuten. Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Uraufführung: 29.9.2002 Neubrandenburg: Neubrandenburger<br />
Philharmonie, Leitung Stefan Malzew<br />
Vier Vier Vier Vier Vier Motetten<br />
Motetten<br />
Motetten Motetten<br />
Motetten (1. Der Mensch und die Erde / 2. Der<br />
Mensch und das Wasser / 3. Der Mensch und die Luft /<br />
4. Der Mensch und das Feuer) aus dem fragmentarischen<br />
Oratorium „Die Weltalter“ für gemischten Chor<br />
(SATB; Teilung in zwei 4-st Chöre und T-Solo a. d. Ch.<br />
in Nr. 3) und Streicher oder Klavier (1942). Text von<br />
Hugo Distler.<br />
Mindestbesetzung der Streicher: 2 V, 2 Va, 2 Vc, 1 Kb /<br />
ca. 14 Minuten. Partitur mit Stimmen leihweise, Klavierauszug<br />
käuflich<br />
Uraufführung: 24.6.2008 Lübeck: Kammerchor und<br />
Mitglieder des Orchesters der Musikhochschule Lübeck,<br />
Leitung Gerd Müller-Lorenz<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 15
[t]akte<br />
16 [t]akte 2I2008<br />
Das Ringen um Freiheit<br />
Der Schweizer Komponist Dieter Ammann<br />
<strong>takte</strong>: Herr Ammann, was sind die wichtigsten Kompositionen<br />
Ihrer bisherigen Zeit als Komponist? Gab es<br />
Etappen oder Zäsuren?<br />
Ammann: Ich muss vorausschicken, dass es mir wichtig<br />
ist, einen Personalstil zu formen, natürlich nicht, um<br />
sich dann selber zu kopieren, sondern um damit einen<br />
Weg in eine selbst gewählte Richtung zu gehen. Es gibt<br />
einige Zäsuren: Die eine war nach den ersten beiden Stücken,<br />
die noch von seriellem Denken geprägt waren, Developments<br />
(1993) und piece for cello (1994/1998). Bei<br />
dem Cellostück sind die Tonhöhen noch sehr streng behandelt,<br />
rhythmisch und klangfarblich bin ich jedoch<br />
schon intuitiv vorgegangen. Und auch Regard sur les traditions<br />
(1995) ist im Tonhöhenbereich recht erklärbar.<br />
Danach wird es immer intuitiver. In The Freedom of<br />
Speech (1995/96) ist diese Freiheit bereits Programm,<br />
obwohl der Titel auch mit dem Tod meines Vaters zu tun<br />
hat. Hier habe ich zum ersten Mal den bisweilen mühsamen<br />
Weg gewählt, einen Anfang zu setzen und daraus<br />
das Folgende zu entwickeln.<br />
Dann gibt es für mich Stücke, wo ich persönlich weitergekommen<br />
bin: Zunächst Gehörte Form – Hommages<br />
(1998). Ich hatte sieben Monate Zeit, in Weimar daran<br />
zu arbeiten, das hat sich in den zeitlichen Dimensionen<br />
und der klanglichen Elaborierung dieser drei Streichinstrumente<br />
niedergeschlagen. Nächste Schritte sind wenig<br />
später Violation (1998/99), wo die Beziehung zwischen<br />
Soloinstrumenten und Ensemble thematisiert<br />
wird. Dann kommen drei Orchesterstücke: bei Boost<br />
(2000/01) habe ich eindeutig auf Grooves (2000) Bezug<br />
genommen, und bei Core (2002) nochmals auf Boost.<br />
Schließlich habe ich beim Klaviertrio Après le silence<br />
(2004/05) in der Ausdrucksbreite noch auf größere Extreme<br />
hin gearbeitet. Diese Extreme dann unter einen<br />
Bogen zu bringen, ohne dass die Musik zerfällt, war für<br />
mich ein Schritt nach vorne.<br />
Sie haben Begriffe benutzt wie Szenenwechsel, also theatralische<br />
Beschreibungen Ihrer Musik. Viele Komponisten<br />
nehmen literarische Werke zur Inspiration oder<br />
Werke der bildenden Kunst zur Anregung für die Struktur<br />
oder emotionale Themen. Haben Sie solche Interessen?<br />
Musik ist für mich genau das Medium, das eben keine<br />
Inhalte außer sich selbst transportieren muss. Ich gehe<br />
daher nicht von solchen Anregungen aus. Was ich versuche,<br />
ist, meine akustische Vorstellung in eine auch für<br />
andere sinnvolle oder zumindest anregende Form zu<br />
bringen. Das sind immer rein akustische Wahrnehmungen,<br />
immanent musikalische Vorgänge.<br />
Sie bilden in Ihrer Musik häufig extreme Spannungskontraste<br />
aus, stellen also Strukturen gegeneinander,<br />
Die Werke von Dieter Ammann werden ab sofort<br />
vom Bärenreiter-Verlag verlegt. Kürzlich wurde er<br />
mit dem Förderpreis der Siemens Kulturstiftung<br />
ausgezeichnet. Über die Hintergründe seines Schaffens<br />
gibt er im Gespräch Auskunft.<br />
die ein schnelles Wechselspiel etwa zwischen sehr energetischen,<br />
bewegten und sehr ruhigen Zonen ausprägen,<br />
und diese bilden sich jeweils aus äußerst komplex<br />
geschichteten Einzelereignissen.<br />
Das hängt mit meiner persönlichen Vorliebe beim Gestalten<br />
von musikalischen Verläufen zusammen. Ich bin<br />
ein ungeduldiger Mensch und mag es, wenn ich überrascht<br />
werde, wenn ich als Hörer in ein Wechselbad von<br />
musikalischen Zuständen geworfen und mitgerissen<br />
werde. Mir ist Musik, die mich quasi „anspringt“, lieber<br />
als solche, bei der ich erst siebzehn Türen öffnen muss,<br />
bevor ich herausfinde, was die Substanz sein könnte,<br />
worauf es dem Komponisten ankommt. Das heißt, wenn<br />
ich schreibe, dann immer auch für mich als Hörer, das<br />
ist natürlich ein subjektives Verfahren. Jedenfalls hat<br />
diese Neugier und Ungeduld dazu geführt, dass ich, außer<br />
in zwei frühen Stücken, aufgehört habe, in langen<br />
Verläufen mit einem Material zu arbeiten und dieses in<br />
all seinen Facetten zu beleuchten. Vielmehr ist es so, dass<br />
gewisse Regeln, die ich mir gebe, bisweilen auch nur<br />
ganz punktuell wirken. Wenn ich merke, dass ich gerne<br />
einen anderen Hörverlauf hätte, nehme ich mir die Freiheit<br />
und modifiziere oder verlasse das Material. Das war<br />
einerseits eine Befreiung, andererseits kann man sich<br />
nicht hinter der akademischen Kunst der Materialbehandlung<br />
und Beleuchtung verstecken, weil man völlig<br />
subjektiv für sich entscheiden muss, ob diese Idee,<br />
diese Klangfindung standhält und sich legitimiert. Das<br />
sind extrem subjektiv gefundene Klangvorstellungen,<br />
die ich dann versuche, in einem dieser Vorstellung<br />
möglichst adäquatem Material wiederzugeben. Deshalb<br />
gibt es auch tonale Gebilde bei mir, manchmal Räume,<br />
in denen Dissonanz und Konsonanz unterscheidbar<br />
sind, dann aber auch wieder das chromatische Total bis<br />
in die Vierteltönigkeit hinein, die ich dann als nochmalige<br />
Differenzierung der Chromatik verstehe. Ich finde<br />
es spannend, etwas Direktes, Haptisches zu gestalten<br />
und trotzdem musikalische Tiefe im räumlichen Sinn<br />
zu schaffen, so dass man bei einem wiederholten Hören<br />
Dinge dahinter wahrnehmen kann, die einem beim<br />
ersten Mal gar nicht bewusst waren.<br />
Sie werden wahrscheinlich oft auf den Jazz angesprochen.<br />
Es ist klar, dass Improvisieren etwas anderes ist<br />
als Komponieren. Trotzdem wird es ja Bezüge geben.<br />
Über meinen Vater, der Naturwissenschaftler und Lehrer<br />
war, ging mein Zugang zur Musik zunächst über das<br />
Spielen nach Gehör. Auch heute noch ist für mich die<br />
Notation immer ein Umweg. Ich denke, ich habe ein anderes<br />
Verhältnis zu rhythmischen Aspekten. Es gab und<br />
gibt viel neue Musik, in der es nie pulsen darf. Ich weiß<br />
nicht mehr genau, von welchem Komponisten der Ausspruch<br />
stammt, das Problem der neuen Musik sei, dass
Etwas sagen, was andere nicht sagen: Dieter Ammann<br />
alles Rubato sei. Zudem spürt man meinen Ursprung als<br />
interpretierender Musiker in der Instrumentalbehandlung.<br />
Mir ist wichtig, dass spieltechnisch zwar Grenzen<br />
ausgelotet werden, dass die Musik aber immer realisierbar<br />
bleibt. Dabei habe ich gemerkt, dass sich meine Intention<br />
mit den technischen Möglichkeiten des Instruments<br />
sehr oft trifft, dass ich irgendwie aus dem Instrument<br />
heraus fühle und denke. Ein Wesenszug aus der<br />
improvisierten Musik ist auch, dass sie fast in jedem<br />
Moment dialogisch angelegt ist. Dieses Actio-reactio-<br />
Prinzip versuche ich auch in der komponierten Musik<br />
zwischen Instrumentalgruppen oder einzelnen Instrumenten<br />
zu realisieren, vielleicht wirkt es auch deshalb<br />
so lebendig.<br />
Schließlich eine ganz allgemeine Frage: Müssen Sie<br />
komponieren?<br />
Ich habe ja tatsächlich wegen einer Anfrage von außen<br />
begonnen zu komponieren. Ich würde niemals ohne<br />
Auftrag schreiben. Aber: Wenn ich komponiere, bin ich<br />
so damit beschäftigt, dass über Monate ein Stück wie<br />
ein roter Faden durch mein Leben läuft. Es kann sein,<br />
dass ich mich ein Jahr lang mit fünfzehn Minuten Musik<br />
beschäftige. Ich bin auch ein Familienmensch, liebe<br />
meine Kinder und meine Frau sehr, und unterrichte<br />
gerne. Aber wenn ich komponiere, kann ich mich monatelang<br />
in eine Klangwelt begeben, und das brauche<br />
ich mittlerweile extrem. Es kommt noch etwas hinzu:<br />
Ich habe das Gefühl, dass ich in der komponierten Musik<br />
etwas zu sagen habe, das andere nicht oder anders<br />
sagen würden. Ich glaube, dass ich da etwas leisten<br />
kann, wofür sich eine lebenslange Beschäftigung lohnt.<br />
Ich war ja, bis ich dreißig war, nicht Komponist im engeren<br />
Sinn, sondern Interpret, Instrumentalist. Natürlich<br />
habe ich in Bands Stücke entwickelt, aber das ist<br />
etwas ganz anderes als das „akademische Komponieren“.<br />
Hier gibt es etwas Eigenständiges, das wirklich etwas<br />
von mir enthält, etwas Persönliches.<br />
Ein kurzer Ausblick: Was sind Ihre nächsten Projekte?<br />
Ich werde in den nächsten Monaten mit der Komposition<br />
meines zweiten Streichquartetts beschäftigt sein.<br />
Daneben wird meine Unterrichtstätigkeit an den Musikhochschulen<br />
Luzern und Bern viel Zeit und Energie<br />
absorbieren. Im Frühling 2009 werde ich einer Einladung<br />
Schweizer Festivals les Muséiques als Composer<br />
in residence nachkommen und mich dort auch als Musiker<br />
im Freefunk-Bereich präsentieren. Für 2010 steht<br />
eine weitere Einladung eines großen Festivals an. Mit<br />
dem damit verbundenen Auftragswerk nehme ich mich<br />
einer kompositorischen Aufgabe an, die ich schon seit<br />
längerer Zeit in mir trage: ein mehrheitlich ruhiges Stück<br />
für Orchester zu schreiben, welches fähig sein soll, sich<br />
mit meinen beiden Orchesterwerken Boost und Core zu<br />
einer schlüssigen Trilogie zu vereinen.<br />
Gesprächspartnerin: Marie Luise Maintz<br />
Informationen zu Biographie und Werken von Dieter<br />
Ammann unter www.dieterammann.ch.<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 17
[t]akte<br />
18 [t]akte 2I2008<br />
Verdi als Wegweiser<br />
Literaturoper ist keine Sackgasse. Die Aktualität<br />
des Komponisten Giselher Klebe<br />
In einem knappen, kursorischen Aufsatz über Verdi<br />
(„Motivfläche und Motiventwicklung: Dialog und Instrumentalsatz<br />
bei Verdi“) macht Carl Dahlhaus, der luzideste<br />
und produktivste deutsche Musikologe des ausgehenden<br />
20. Jahrhunderts, eine interessante Parallele<br />
namhaft: die Rolle, die die „Motivfläche“ als Orchesterstütze<br />
rezitativischer Deklamation nicht nur beim jungen<br />
Verdi spielt, sondern auch noch in der Musikdramatik<br />
der letzten Jahrzehnte, und Dahlhaus nennt dabei<br />
ausdrücklich die „sogenannte Literaturoper“. Bei Verdi<br />
entstand die „Motivfläche“ (Dahlhaus analysiert sie<br />
unter anderem anhand des ersten Rigoletto-Finale, der<br />
Entführung Gildas) als ein den trockenen Rezitativduktus<br />
belebendes und dramatisierendes Moment, das<br />
zugleich der integralen Musikalisierung diente und<br />
dabei dennoch fähig war, den Primat<br />
der Gesangsstimme zu gewährleisten.<br />
Dieses „Fundament,<br />
das die melodische Diskontinuität<br />
der Gesangsstimmen vor dem Zerfall<br />
ins Amorphe bewahrt“ (Dahlhaus),<br />
bekommt in den neuen<br />
Opern zusätzlich die Aufgabe, zwischen<br />
der „durchkomponierten“<br />
Gestaltung und der Gliederung in<br />
„geschlossene“ Formen zu vermitteln.<br />
Somit bezeichnet die „Motivfläche“<br />
(die auch als ein in sich bewegter,<br />
dynamisierter „Klangraum“<br />
beschreibbar ist) ein zentrales<br />
musikdramatisches Element,<br />
das einen Durchbruch bedeutet für<br />
künstlerisch überzeugende „Textdarbietung“<br />
in der Oper einerseits,<br />
für eine ausgleichende Homogenisierung<br />
der Musikströme andererseits.<br />
Die Motivfläche als ein ordnender<br />
und zusammenfassender<br />
Faktor ist umso wichtiger in einer<br />
Tonsprache, die, wie diejenige von<br />
Giselher Klebe, auf die Voraussetzungen<br />
der tonalen Funktionsharmonik<br />
im Wesentlichen verzichtet.<br />
Kein Anlass zur Scham<br />
Mit seinem Befund berührt Dahlhaus<br />
mithin insbesondere die Produktivität<br />
Giselher Klebes, der –<br />
neben Hans Werner Henze und Aribert<br />
Reimann – der wichtigste Vertreter<br />
der deutschsprachigen „Literaturoper“<br />
nach dem letzten Weltkrieg<br />
ist. Es fällt auf, dass Dahlhaus<br />
Giselher Klebes umfangreiches Bühnenwerk beginnt<br />
sich zu runden. Die Uraufführung von<br />
„Chlestakows Wiederkehr“ in Detmold ist Anlass für<br />
ein erstes Resümee.<br />
den Begriff „Literaturoper“ in seinem Aufsatz von jeglicher<br />
Abschätzigkeit freihält – sehr im Gegensatz zu Beurteilungen,<br />
die, zum Beispiel von rigoros avantgardistisch-materialästhetischen<br />
Prämissen bewegt oder medienästhetisch<br />
motiviert, sich eher in polemischer Abgrenzung<br />
von Praktiken der „Literaturoper“ definierten.<br />
Der „Literaturoper“ haftete ihnen zufolge etwas Konservatives<br />
an; die vermeintlich altmodische „Vertonung“<br />
einer Bühnenhandlung stand quer zu Tendenzen etwa<br />
des „instrumentalen Theaters“, die die musikalischen<br />
Aktionen selbst zum theatralischen Gegenstand machten.<br />
So wichtig solche von Cage, Kagel und Schnebel methodisch<br />
vorangetriebenen Musiktheatertypen waren<br />
(die auch bei Wolfgang Rihm, Heiner Goebbels und sogar<br />
Hans Werner Henze ihre Spuren hinterließen), so fragwürdig<br />
wäre es doch, im Sinne eines linearen Fortschrittsbegriffs<br />
ihre Hegemonie für alle Zukunft zu postulieren.<br />
Dem Bewusstsein einer vielsträhnigen Tradition<br />
und eines mäandernden Geschichtsverlauf drängt<br />
sich die Wahrscheinlichkeit auf, dass auch vorübergehend<br />
vernachlässigte oder alternative künstlerische<br />
Optionen die Chance einer Neuentdeckung und Neubewertung<br />
haben. „Literaturoper“ muss ja nicht heißen,<br />
dass eine musikdramatische Praxis, um überhaupt erst<br />
bedeutend zu werden, sich an bedeutende Literatur-<br />
Lokomotiven anhängt, sie sozusagen vampiristisch aussaugt.<br />
Ein Streichquartett, das sind selbstverständlich<br />
vier Musiker in Aktion. Gut und schön, aber man darf<br />
sich auch freuen, wenn ein Streichquartett „intime Briefe“<br />
vorträgt oder ein „Dankgebet an die Gottheit in lydischer<br />
Tonart“ anstimmt, wenn es also – sagen wir – so<br />
etwas wie einen poetischen, programmatischen, außermusikalischen<br />
„Hallraum“ dabei gibt. Die Oper als Konglomerat<br />
aus vielen unterschiedlichen Komponenten<br />
braucht sich ihrer Geklittertheit niemals zu schämen;<br />
die „Literaturoper“ schon gar nicht.<br />
Namentlich mit seinem Opernœuvre hat Giselher<br />
Klebe einen Werkblock von imponierendem Ausmaß<br />
und Format geschaffen. Fast ausnahmslos verband sich<br />
diese Arbeit mit bedeutenden Stoffen der Weltliteratur,<br />
etwa mit Kleist (Alkmene, 1961), Goethe (Das Märchen<br />
von der schönen Lilie, 1968), Schiller (Die Räuber, 1957,<br />
Das Mädchen von Domrémy, 1975) oder Balzac (Die tödlichen<br />
Wünsche, 1959). Bemerkenswert ist Klebes besondere<br />
Liebe zur österreichisch-ungarischen Sphäre Ödön<br />
von Horvaths und seiner intrikaten, künstlichen, dämonisierten<br />
Folklore (Figaro lässt sich scheiden, 1963, Der<br />
jüngste Tag, 1980). Aber auch ein pralles Stück irischer<br />
Alltagsmythologie (Ein wahrer Held nach J. M. Synge,<br />
1974) fand in Klebe einen geistesverwandten musikdramatischen<br />
Ausdeuter.
Vom konstruktiven Komponieren zu glasklarer<br />
Lakonik<br />
Die kompositorischen Anfänge des gebürtigen Mannheimers<br />
(Jahrgang 1925) standen im Zeichen der Schönberg-Schule<br />
und eines breiten atonal-zwölftönigen Konsens’<br />
in seiner Generation. Damals fühlte sich Klebe<br />
durchaus an vorderster Front und betroffen von unverständigen<br />
oder reaktionären Angriffen auf die aktuelle<br />
Musik; so debattierte er schriftlich mit Widersachern<br />
wie Friedrich Blume und Erich Doflein und mischte sich<br />
in die öffentliche Musikdiskussion ein, was er später<br />
kaum noch tat. Unter dem Einfluss des neugierig-undogmatischen<br />
Boris Blacher weitete sich indes die Perspektive<br />
eines freilich stets auch stark konstruktivistisch<br />
geprägten Komponierens. Der frühe Operneinakter Die<br />
Ermordung Cäsars (nach Shakespeare, 1959) gehört zu<br />
den „härtesten“, aggressivsten Partituren jener Jahre.<br />
Zunehmend wendete Klebe dann eine Zitattechnik an,<br />
die den Texturen zu immer reicherer Komplexität verhalf:<br />
Insbesondere in die Opern Die Fastnachtsbeichte<br />
(nach Carl Zuckmayer, 1983) und Gervaise Macquart<br />
(nach Zola, 1995) wurde eine Fülle von heterogenen<br />
Materialien bis hin zu Marsch und Volkslied eingearbeitet<br />
und mit dodekaphon-atonalen Strukturen synthetisiert.<br />
In seiner jüngsten Oper Chlestakows Wiederkehr<br />
(nach Gogols Revisor, 2008) erwies sich Klebe als eigenwillig-ingeniöser<br />
Librettoschreiber, der die Vorlage noch<br />
um eine bitter sarkastische Schlusspointe zu bereichern<br />
vermochte. Hierbei hatte ihm seine verstorbene Frau,<br />
Lore Klebe, die geschickte und überzeugende literarische<br />
Mitarbeiterin der früheren Opern, nicht mehr helfen<br />
können. Einen wesentlichen Anteil an Klebes Bühnenwerken<br />
haben zahlreiche Ballettkompositionen, die auf<br />
Anregung von und in Zusammenarbeit mit der Choreographin<br />
Tatjana Gsovsky entstanden. Seinen ersten aufsehenerregenden<br />
Erfolg hatte Klebe übrigens 1950 mit<br />
einer Orchesterkomposition in Donaueschingen, der<br />
Zwitschermaschine nach einem berühmten Bildtitel<br />
von Paul Klee; der schweizer Maler gehörte zu Klebes<br />
künstlerischen Initiationserlebnissen.<br />
Bei Chlestakows Wiederkehr fiel die glasklare Lakonik<br />
der Diktion auf – das Fehlen von Redseligkeit und<br />
Redundanz ist ja keineswegs die selbstverständliche<br />
Qualität eines jeden Altersstils. Klebe orientierte sich<br />
dabei offensichtlich an Verdis Falstaff und tat gut daran,<br />
einen fettfreien, drahtigen Komödienton zu avisieren.<br />
Wie hellsichtig die Verbindungslinie war, die Carl<br />
Dahlhaus von Verdi zum literarischen Operntypus à la<br />
Klebe zog, zeigt sich nicht nur hier. Verdi gehörte<br />
überhaupt von je zu den Hausgöttern Klebes, und er<br />
widmete diesem großen Vorbild bereits 1963 einen Aufsatz<br />
in der Zeitschrift Opernwelt („Verdi als Maß“). Und<br />
sein Konzert für zwei Klaviere mit dem Untertitel Poema<br />
drammatico (1999) spickte er mit zahlreichen Verdi-<br />
Schweres Durcheinander. Szene aus der Uraufführung von<br />
„Chlestakows Wiederkehr“ im April 2008 am Landestheater Detmold<br />
(Foto: LT Detmold/Rainer Worms)<br />
Zitaten und -Anspielungen. Zweifellos ist es auch Verdis<br />
(in einem weiteren Sinne christlich geprägte) humanistische<br />
Grundhaltung, die für den Künstler Giselher<br />
Klebe wegweisend blieb.<br />
Hans-Klaus Jungheinrich<br />
Giselher Klebe<br />
Opern bei Bärenreiter<br />
Das Märchen von der schönen Lilie. Nach J. W.<br />
v. Goethe. Schwetzingen 1969<br />
Ein wahrer Held. Text nach John Milligton Snyges<br />
Stück „The Playboy of the Western World“. Zürich<br />
1974<br />
Das Mädchen aus Domrémy. Nach Friedrich Schiller.<br />
Stuttgart 1976<br />
Das Rendezvous. Libretto nach Michail Sostschenko.<br />
Hannover 1977<br />
Der Jüngste Tag. Nach dem Schauspiel von Ödon von<br />
Horvath. Mannheim 1980<br />
Die Fastnachtsbeichte. Nach einer Erzählung von Carl<br />
Zuckmayer. Darmstadt 1983<br />
Gervaise Macquart. Nach Emile Zola. Düsseldorf 1995<br />
Chlestakows Wiederkehr. Nach Gogols „Revisor“. Detmold<br />
2008<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 19
[t]akte<br />
20 [t]akte 2I2008<br />
Vokalisen der Seele<br />
Manfred Trojahns „La Grande Magia“ wurde an<br />
der Semperoper in Dresden uraufgeführt<br />
Das Wunderbare an diesem Abend liegt in der glückhaften<br />
Verquickung von Musik, Text und Bühnengeschehen:<br />
Das Fadenscheinige, Feinnervige, zum Teil Neurasthenische<br />
der Klänge, in denen momentweise sogar<br />
französisches Flair aufblitzt … und des Komponisten kolossales<br />
Gespür für das, was man die Vokalisen der<br />
Seele nennen könnte, findet sich nicht nur in der musikalischen<br />
Umsetzung durch die fabelhafte Staatskapelle<br />
Dresden unter der Leitung von Jonathan Darlington …,<br />
Die Illusion im Käfig. Szene aus „La Grande Magia“ (Foto: Matthias<br />
Creutziger)<br />
Manfred Trojahn<br />
La Grande Magia. Frei nach Eduardo De Filippos gleichnamigem<br />
Schauspiel. Libretto von Christian Martin<br />
Fuchs<br />
Uraufführung: 10.5.2008 Dresden (Sächsische Staatsoper),<br />
Musikalische Leitung: Jonathan Darlington,<br />
Regie: Albert Lang, Bühnenbild: Rosalie<br />
Personen: Marta Di Spelta, eine junge Frau (Sopran),<br />
Calogero Di Spelta, ihr Mann (Tenor), Matilde Di Spelta,<br />
seine verwitwete Mutter (Sopran), Rosa Intrugli,<br />
seine Schwester (Sopran), Oreste Intrugli, deren Mann,<br />
Calogeros Schwager (Tenor), Marcello Polvero, der<br />
Schwager Matildes (Bariton), Gregorio Polvero, der<br />
Fehltritt seiner Frau (Tenor), Mariano D’Albino (Bariton),<br />
Otto Marvuglia, ein Zauberer (Bariton), Zaira, seine<br />
Frau (Sopran), Arturo Recchia, ein Überlebenskünstler<br />
(Tenor), Amelia, ein krankes Mädchen, angeblich<br />
seine Tochter (Koloratursopran)<br />
Orchester: 2 Flöten (2. auch Picc), 2 Oboen (2. auch Englisch<br />
Horn), 2 Klarinetten in B (beide auch Bassetthörner<br />
in F), Bassklarinette in B, 2 Fagotte (2. auch Kontrafagott)<br />
– 2 Hörner in F, 1 Trompete in C, 1 Posaune –<br />
Klavier, Celesta, Harmonium (2 Spieler) – Harfe – Pauken,<br />
Schlagzeug (1) – Streicher (6 Violinen, 4 Violen,<br />
4 Violoncelli, 2 Kontrabässe)<br />
Verlag: Bärenreiter<br />
Ein Komödie mit hoher melancholischer Beimischung<br />
ist Manfred Trojahns jüngste Oper. Auch<br />
wenn (oder gerade weil) der große Zauber nur ein<br />
Taschenspielertrick ist, weist das Geschehen weit<br />
über die Handlung hinaus. Eine Auswahl aus den<br />
Pressestimmen.<br />
sondern ist zudem minutiös in der Inszenierung Albert<br />
Langs in der Ausstattung Rosalies gespiegelt.<br />
Jürgen Otten / Opernwelt Juli 2008<br />
Trojahns Musik ist … von einer zagen, zarten, zerbrechlichen<br />
Schönheit des Zweifelns und Verzweifelns; ein<br />
delikat tiefsinniges Konversationsstück im kunstvollen<br />
Wechselspiel kreisend wiederkehrender Grundformeln<br />
und dagegengesetzter, quasi irregulärer Ausbrüche.<br />
Salzburger Nachrichten 26.5.2008<br />
Trojahn holt aus dem Ensemble eine erstaunliche Palette<br />
von detailliert illustrierenden Klängen heraus, in<br />
den lichten Tonketten der Holzbläser spürt man fast trocken-salzigen<br />
Mittelmeerwind, die Celesta umgibt den<br />
traurigen Zauberer mit billigem Glitzerkonfetti und den<br />
fortschreitenden Lähmungsprozess der italienischen<br />
Großfamilie hört man zu Beginn des zweiten Teils aus<br />
dem ergebnislos kreisenden A-cappella-Fugato ebenso<br />
heraus wie aus der eingedunkelten Sprödigkeit des kammermusikalischen<br />
Satzes.<br />
Jörg Königsdorf / Süddeutsche Zeitung 29.5.2008<br />
Am Ende wird das Thema des „großen Zaubers“ … als<br />
fauler Zauber … entlarvt. Die eigentliche Magie des<br />
Stücks aber entsteht im Orchestergraben und in den<br />
Ornamenten des Ziergesangs auf der Bühne. Oscar Wilde<br />
hat es auf den Begriff gebracht: Nur flache Menschen<br />
urteilen nach dem Schein. Es gibt – musikalisch wie philosophisch<br />
– viel zu entdecken in diesem intelligenten<br />
Werk. Und bisweilen entstehen tatsächlich magische<br />
Momente. Wolfgang Sandner / F.A.Z. 13.5.2008<br />
Mit ihrem parlandoartigen Konversationston changiert<br />
Trojahns neue Oper zwischen Komödie und Tragödie.<br />
Die Musik hat viele eindrucksvolle Momente, vor allem<br />
im Lyrischen.<br />
Georg Friedrich Kühn / Neue Zürcher Zeitung 16.5.2008<br />
Manfred Trojahn – aktuell<br />
Bei den Londoner „Proms“ in der Royal Albert Hall<br />
wurde Manfred Trojahns Orchestr Orchestr Orchestraaaaati<br />
Orchestr Orchestr ti ti tion tion<br />
on on on vv<br />
von vv<br />
on on on on Fr Fr Franz Fr Franz<br />
anz anz anz<br />
Sch Sch Schuber Sch Schuber<br />
uber uberts uberts<br />
ts ts ts „Bei „Bei „Bei „Bei „Bei Dir Dir Dir Dir Dir all all allein all allein“<br />
ein ein ein op. 95, 2 von Angelika<br />
Kirchschlager (Mezzosopran) und dem Gürzenich Orchester<br />
unter Leitung von Markus Stenz uraufgeführt<br />
(22.8.08). +++ Eine Neuproduktion der Oper Limonen Limonen Limonen Limonen Limonen<br />
aaaaaus us us us us Sizilien Sizilien Sizilien Sizilien Sizilien hatte in Berlin an der Universität der<br />
Künste Premiere. Die Musikalische Leitung hatte Errico<br />
Fresis, für die Inszenierung zeichneten Dagny<br />
Müller, Karoline Gruber und Manfred Trojahn verantwortlich<br />
(26.6.08).
Klänge einer Metropole<br />
Beat Furrer lauscht in Istanbul<br />
Mit einer einstimmigen Melodie, die vielfach durch<br />
spektrale Filter verwandelt wird, als würde man sie in<br />
verschiedenen Räumen hören, arbeitet Beat Furrer in<br />
seiner neuen Komposition Xenos für das Ensemble Modern.<br />
Von engen metallischen Tönen „wie in einer Blechdose“<br />
bis zur weichen Resonanz wie in einem weiten<br />
Raum reicht das Spektrum dieser Verwandlung von<br />
Grundtönen durch gefilterte Obertonharmonien. Im<br />
Verlauf der Zeit präsentiert sich die Melodie zunächst<br />
zur Unkenntlichkeit verzerrt und wird erst am Schluss<br />
in der Bassflöte identifizierbar. Die Gewalt des Schreiens<br />
über eine Barriere hinweg ist die Assoziation, die<br />
Beat Furrer mit diesem Beginn verbindet. Die Faszination<br />
durch das unkontrollierbare Oszillieren eines Schreis<br />
Beat Furrer – aktuell<br />
Ausblick<br />
Die österreichische Erstaufführung des Kla Kla Klavierk Kla Klavierk<br />
vierk vierkonzer<br />
vierkonzer<br />
onzer onzerts onzerts<br />
ts ts ts<br />
spielt das RSO Wien beim Steirischen Herbst Graz und bei<br />
den Wiener Festwochen 2009. Solist ist Nicolas Hodges<br />
(4.10.08). +++ Das Münchner Kammerorchester interpretiert<br />
am 9.10.08 im Prinzregententheater an an antichesis<br />
an antichesis.<br />
tichesis tichesis tichesis<br />
Es dirigiert Alexander Liebreich..... +++ Beat Furrer ist einer<br />
der Komponisten, die an dem Großprojekt „into …”. Kompositorische<br />
Annäherungen an Istanbul, Dubai, Johannesburg<br />
und Pearl River Delta des Ensemble Modern und<br />
Siemens Arts Program in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut<br />
mitwirken. Seine neue Ensemblekomposition<br />
Xenos Xenos Xenos Xenos Xenos wird in Frankfurt vom Ensemble Modern uraufgeführt<br />
(11.10.2008). +++ Im März 2009 ist Beat Furrer<br />
ein Porträt bei der Biennale Salzburg gewidmet, bei dem<br />
u. a. das Kla Kla Klavierk Kla Klavierk<br />
vierk vierkonzer<br />
vierkonzer<br />
onzer onzert onzert<br />
t t t und Rec Rec Reciiiiita Rec Rec ta ta tati tati<br />
ti tivvvvvooooo ti durch das Ensemble<br />
Contrechamps aufgeführt werden (8.3.2009).<br />
Foto: tevfikret, www.photocase.de<br />
„Into Istanbul“ ist der Auftakt zu einem weltumspannenden<br />
Großprojekt, das vom Ensemble Modern<br />
und dem Siemens Arts Program konzipiert<br />
wurde. Beat Furrers neue Ensemblekomposition im<br />
Rahmen dieses Projekts wird am 10. Oktober in<br />
Frankfurt uraufgeführt.<br />
und der dramatischen Wirkung des Unvorhergesehenen<br />
ist schon seit geraumer Zeit in seinen Werken präsent,<br />
wenn er sie etwa in seiner Oper invocation zur kompositorischen<br />
Initiale für die gesamte Form werden lässt.<br />
Beat Furrer schildert aus Istanbul eindrückliche Erlebnisse,<br />
den Reichtum der osmanischen Kunst im Topkapi,<br />
wie dort Räume mit Ornamenten und Licht gebaut<br />
wurden, oder erzählt von der Gewalt des Gesangs des<br />
Imam in der Blauen Moschee, der Prediger, Textausdeuter,<br />
Priester zugleich ist und den Zuhörer mit einer charismatischen<br />
Macht vereinnahmt. Im Konzert des Ensemble<br />
Modern wird seine Komposition neben denen<br />
von Mark Andre, Samir Odeh-Tamimi und Vladimir Tarnopolski<br />
präsentiert. Marie Luise Maintz<br />
Rückblick<br />
FFFFFAMA AMA AMA AMA AMA wurde bei den Salzburger Festspielen aufgeführt<br />
(10.8.08), die Berliner Erstaufführung veranstaltete die<br />
Deutsche Staatsoper in ihrer Spielstätte Magazin<br />
(4.9.2008). +++ Beim Festival Agora in Paris spielte das<br />
Klangforum Wien die Uraufführung von Beat Furrers<br />
lllllotofagos otofagos otofagos otofagos otofagos II<br />
IIIIII II<br />
für zwei Soprane und Ensemble (20.6.08).<br />
+++ Die Uraufführung des KKKKKonzer onzer onzer onzerts onzerts<br />
ts ts ts für für für für für Kla Kla Klavier Kla Klavier<br />
vier vier vier und und und und und<br />
Orchester Orcheste Orcheste Orcheste Orcheste spielte Nicolas Hodges in Köln mit dem Sinfonieorchester<br />
des WDR unter der Leitung von Peter<br />
Rundel. Die Fassung für Klavier und Ensemble führte das<br />
Ensemble Intercontemporain unter Leitung des Komponisten<br />
in Paris auf (12.1.08). +++ Die italienische Erstaufführung<br />
von can can canti can canti<br />
ti ti ti notturni notturni notturni notturni notturni wurde zusammen mit still still still still still<br />
vom Orchester der RAI Turin bestritten (28.2.2008). +++<br />
FFFFFAMA AMA AMA AMA AMA setzte seine lange Aufführungsserie in Moskau<br />
und Madrid fort. Das Klangforum Wien präsentierte die<br />
szenische Fassung beim Jubiläum des Stanislawski Theaters<br />
in Moskau, in Madrid spielte das Ensemble Contrechamps<br />
die konzertante Fassung unter Leitung des<br />
Komponisten (9.2.08).<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 21
[t]akte<br />
22 [t]akte 2I2008<br />
Fünf Sterne<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini schaut für das<br />
Collegium Novum in den Himmel<br />
Eine Metamorphose, die der Komponist wie einen alchimistischen<br />
Prozess beschreibt, ist Ausgangspunkt von<br />
Kassiopeia, der neuen Ensemblekomposition von Andrea<br />
Lorenzo Scartazzini. Im ersten und im fünften Satz<br />
wird sein früheres Stück scongiuro in eine jeweils andere<br />
Stofflichkeit verwandelt. Im fünften ist dies ein Vorgang<br />
des Anreicherns, des Verstärkens von inneren Bezügen,<br />
der klanglichen Verdichtung. Der erste Satz reduziert<br />
das Material auf eine Art Schwarzweißzeichnung.<br />
Mit einem leisen Raunen, einem Wirbel der großen<br />
Trommel über Kontrabasspizzicati, hebt das Stück<br />
an und entfaltet dann in Klavier, Perkussion, Violine,<br />
Cello und Kontrabass zunächst eine gedämpfte Klanglichkeit.<br />
Doch vollzieht sich eine Steigerung. Ein dreimaliges<br />
Neuansetzen dieses geheimnisvollen Beginns<br />
strukturiert den Ablauf des Satzes, der, wie Scartazzini<br />
sagt, erst am Schluss „zu leuchten oder glitzern“ beginnt.<br />
„Bei der Perkussion habe ich sämtliche klingenden Instrumente<br />
vermieden, so dass es insgesamt einen trocken<br />
dumpfen, knöchernen Klang ergibt, ähnlich wie<br />
ein Gerippe, wie ein Kupferstich oder eine Radierung.“<br />
Im fünften Satz wird die dreiteilige Steigerungsform<br />
dann in eine rauschhaft-gläserne Klanglichkeit in voller<br />
Besetzung mit Bläsern und Harfe, sozusagen in eine<br />
volle Farbigkeit, gekleidet. „Man könnte dieses Vorgehen<br />
parallel zu Verfahren in der Malerei sehen, Themen<br />
in anderen Stofflichkeiten zu bearbeiten oder Materialien<br />
immer wieder aufzugreifen.“<br />
Um archaische Wirkungsmuster und Klanglichkeiten<br />
geht es in dieser Komposition: „Seit einiger Zeit fasziniert<br />
mich der rituelle Aspekt von Musik, Formen des<br />
Wiederholens. Dieses Interesse steht im Gegensatz zu<br />
meiner früheren musikalischen Sprache, die ich eher als<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini – aktuell<br />
Ausblick<br />
„Nach „Nach „Nachttief „Nach „Nachttief<br />
ttief ttief ttief und und und und und Mond“ Mond“ Mond“ Mond“ Mond“ für Countertenor und Violoncello<br />
wird in Basel als Schweizer Erstaufführung gesungen<br />
und gespielt (21.12.2008). +++ Kassi Kassi Kassiopeia<br />
Kassi Kassiopeia<br />
opeia opeia opeia für<br />
Ensemble von Andrea Lorenzo Scartazzini wird in Basel<br />
durch das Collegium Novum im Gare du Nord uraufgeführt<br />
und anschließend in der Tonhalle Zürich<br />
gespielt. (22./23.1.2009).<br />
Rückblick<br />
In Basel wurde Siegel Siegel Siegel Siegel Siegel für Sopran und Orchester durch<br />
Claudia Barainsky (Sopran) und die Basel Sinfonietta<br />
unter Leitung von Peter Hirsch uraufgeführt<br />
(20.1.2008). Die Deutsche Erstaufführung war am<br />
22.1.2008 in Gütersloh. +++ Das Ensemble Intercontemporain<br />
spielte in Paris unter Leitung von Susanna<br />
Mälkki die Französische Erstaufführung von sconsconsconsconscon gi gi giuro gi giuro<br />
uro uro uro (24.1.2008).<br />
„Kassiopeia“ wählt Andrea Lorenzo Scartazzini als<br />
Titel seiner neuen Komposition für das Collegium<br />
Novum Zürich: Sinnbild für sein fünfsätziges<br />
Ensemblestück sind die fünf Sterne, die zusammen ein<br />
„W“ und eines der hellsten Sternbilder am Himmel bilden.<br />
organisch wuchernd beschreiben würde: wie ein Gewächs,<br />
das sich entwickelt und weiterwächst, oder wie<br />
eine Musik des Werdens, die durchaus rhapsodisch gedacht<br />
war. Im Gegensatz dazu fasziniert mich in den<br />
neueren Stücken der Aspekt des Wiederholens. Schönberg<br />
sagte, dass wir erst Form erkennen können, wenn<br />
eine Gestalt wiederholt wird, das heißt wieder erkannt<br />
werden kann. So findet man seinen Platz in der Musik.“<br />
Der Titel des Werks bezieht sich ausschließlich auf das<br />
Sternbild und nicht auf die mythologische Figur Kassiopeia.<br />
Bezugspunkt ist die quasi-symmetrische Erscheinung<br />
des Sternbilds und die poetische Klangwirkung<br />
des Namens, dessen vokalische Abfolge auch in sich<br />
symmetrisch ist (A – I – O – EI – A). „Der Titel soll nicht<br />
nur poetisch sein, sondern zugleich auch etwas über die<br />
formale Gestalt des Stückes ausdrücken; in diesem Fall<br />
geht es um fünf Sätze (Gestirne), die zu einem Ganzen<br />
finden. Die eng verwandten (bzw. verwandelten)<br />
Außensätze finden ihre Entsprechung in der Lautfolge<br />
des Titelworts (zu Beginn und am Schluss ein A), in der<br />
Mitte ein kreisender Satz ohne Anfang und Ende, ein Ruhepunkt,<br />
der einer Zeitlichkeit enthoben ist, passend zu<br />
dem kreisenden O. Auch der zweite und der vierte Satz<br />
werden Affinitäten aufweisen, dies aber in versteckterer<br />
Form. Harmonisch finden die mittleren Sätze zu einer<br />
größeren Weichheit der Klänge, während die Tonalität<br />
der Ecksätze expressiv geschärft ist.“<br />
Die Faszination des Archaischen verklammert die<br />
jüngeren Stücke Scartazzinis. So komponiert er in scongiuro,<br />
auf das sich Kassiopeia bezieht, eine „Beschwörung“<br />
oder „verhüllt“ in Siegel für Sopran und großes<br />
Orchester ein orphisches Sonett von Rilke. Mit der Sehnsucht<br />
nach einer bestimmten rituell-kultischen Form<br />
von Musik hängt auch sein Interesse am Musiktheater<br />
zusammen, das per se in einem solch kultartigen Charakter<br />
besteht. „Mir geht es um narrative Qualitäten in<br />
einer dramatisch angelegten, gestalthaften Musik, die<br />
den Zuhörer ergreifen und mitnehmen soll und das Gegenteil<br />
von polierter Oberfläche ist. Siegel zum Beispiel<br />
ist eine differenzierte Partitur mit vielen Schichten und<br />
Ebenen, trotzdem war das Ziel nicht eine möglichst komplexe<br />
Ohrenfälligkeit, sondern dass man diese Musik als<br />
sinnliches Erlebnis aufnimmt. “ Marie Luise Maintz
Werke wie Inseln<br />
Mit seinem Orchesterstück „archipel“ setzt Philipp<br />
Maintz eine geologische Struktur in Musik um<br />
In den musikalischen Umkreis seines neuen Opernprojekts<br />
MALDOROR, das Philipp Maintz für die Biennale<br />
München 2010 komponiert, gehört auch archipel. musik<br />
für großes orchester. Der Titel ist Formkonzept und<br />
inhaltlicher Wegweiser: „Ein Archipel ist eine Inselgruppe,<br />
die unter dem Wasser miteinander verbunden ist<br />
und deren Höhen herausragen.“ Die „unterirdische“ Verbindung<br />
ist zum einen der Bezug zum musikalischen<br />
Material der Oper, das versucht wird „durchzudeklinieren“,<br />
ohne es wörtlich vorwegzunehmen: „Um die Oper<br />
herum haben sich Stücke gruppiert, die einem offenen<br />
Werkbegriff Rechnung tragen.“ Zum anderen ist der<br />
Begriff Archipel auch eine Beschreibung der Struktur der<br />
Komposition, denn Philipp Maintz konzipiert das Stück<br />
als eine Gruppierung separater Teile, deren Fluss und<br />
Verzweigung durch vertikale Schnitte an der Oberfläche<br />
unterbrochen sind. „Das Stück hat mehrere Zentren,<br />
die zunächst einmal unverbunden sind, von denen aus<br />
Variationen und Ableitungen gebildet werden können.“<br />
In dem Konzept zur Oper MALDOROR ergibt sich die<br />
Spannung des Stoffs aus einer grundlegenden disparaten<br />
Personenkonstellation. Unter dem Pseudonym Lautréamont<br />
veröffentlichte der französische Dichter Isidore<br />
Lucien Ducasse (1846–1870) seine Chants de Maldoror,<br />
eines der radikalsten Werke der französischen Literatur.<br />
Mit Maldoror schuf er eine Figur als Alter Ego, die das<br />
Böse, Zynische, Destruktive in Reinform verkörpert, um<br />
letztlich eine Klage gegen die Schlechtigkeit der Welt zu<br />
führen. In ihrem Opernszenario lassen Philipp Maintz<br />
und sein Librettist Thomas Fiedler beide Figuren<br />
einander vermischen und entwickeln den Versuch eines<br />
Psychogramms Lautréamonts, durchkreuzt mit den<br />
Schandtaten des Maldoror, wobei vor allem der Dichter<br />
als schillernder, abgründiger, schizophrener Charakter<br />
im Vordergrund steht, denn er erschafft jene Figur des<br />
Bösen, die ihn schließlich tötet. Gegenkonzept dazu ist<br />
der reflektierende Gesang einer weiblichen Figur, einer<br />
Art Mutter Erde: „Gleich einer Repräsentanz der Unvergänglichkeit<br />
ist sie womöglich der einzige Halt in einer<br />
grausamen und gottlosen Welt, in der ein triumphierender<br />
Maldoror mit verheerender Konsequenz waltet.“<br />
(Thomas Fiedler). In seiner Komposition océan für Sopran,<br />
großes Ensemble und Live-Elektronik, die im Januar<br />
2008 in Paris vom Ensemble Intercontemporain uraufgeführt<br />
wurde, verwies Philipp Maintz schon auf<br />
diese Frau, die er als „eine Mischung aus Kassandra und<br />
Königin der Nacht“ imaginiert.<br />
Der musikalische Duktus des fließenden und dramatisch<br />
ausschlagenden Gesangs wird für Philipp Maintz<br />
zu einem stilistischen Mittel auch der Orchesterkomposition.<br />
„Das Komponieren für Stimme hat mein bisheriges<br />
Vorgehen, bei der Komposition vorrangig mit Rechenoperationen<br />
und Algorithmen zu arbeiten,<br />
teilweise aufgelöst. Ich komponiere freier und intuitiver,<br />
um mich auf diese Weise in Atmosphäre, Sprach-<br />
2I2008<br />
Philipp Maintz schreibt ein Orchesterstück für seine<br />
Heimatstadt Aachen. Das Sinfonieorchester Aachen<br />
unter der Leitung von Marcus R. Bosch wird es am 22.<br />
Oktober zur Uraufführung bringen.<br />
Unterirdische Verbindungen (Foto: cruisi, www.photocase.de)<br />
duktus und die Farbe der Oper hineinzuarbeiten. Dabei<br />
war archipel als Titel eine spontane Idee, die mir gut<br />
gefiel, um die Konstruktion des Orchesterstücks zu beschreiben.<br />
Dieser Vorgang ist vielleicht reziprok zu meinem<br />
früheren Orchesterwerk heftige landschaft mit 16<br />
bäumen, bei dem ich sehr früh wusste, wie eine Musik<br />
zu diesem Titel zu klingen hat.“ Die Eigenschaften von<br />
archipel sieht Philipp Maintz vor allem in einer kammermusikalischen<br />
Differenzierung des musikalischen<br />
Satzes in Partien, die zwischen größeren Höhepunkten<br />
„immer wieder das ganze Orchester zusammenstürzen<br />
lassen, bis einzelne Geräusche übrig bleiben.“<br />
Marie Luise Maintz<br />
Philipp Maintz – aktuell<br />
Ausblick<br />
Philipp Maintz bereitet eine neue Orchesterkomposition<br />
vor: archi archi archipel. archi archipel.<br />
pel. pel. pel. mm<br />
musik mm<br />
usik usik usik usik für für für für für großes großes großes großes großes orchester orchester orchester orchester orchester wird in<br />
seiner Heimatstadt vom Sinfonieorchester Aachen unter<br />
der Leitung von Marcus R. Bosch uraufgeführt (22./<br />
23.10.2008). +++ Bei Musik der Zeit des WDR in Köln wird<br />
das Absolut Trio tourbill tourbill tourbillon.<br />
tourbill tourbillon.<br />
on. on. on. mm<br />
musik mm<br />
usik usik usik usik für für für für für vi vi vioooooline, vi vi line, line, line, line, vi vi viooooolllllon- vi vi onononon cell cell cello cell cello<br />
o o o und und und und und kla kla klavier kla klavier<br />
vier vier vier zur Uraufführung bringen (22.11.08).<br />
Rückblick<br />
Das Ensemble Intercontemporain spielte in Paris unter<br />
Leitung von Beat Furrer die Uraufführung von<br />
océan. océan. océan. océan. océan. mm<br />
musik mm<br />
usik usik usik usik für für für für für sopr sopr sopran, sopr sopran,<br />
an, an, an, großes großes großes großes großes ensembl ensembl ensemble ensembl ensemble<br />
e e e und und und und und li li livvvvve- li li eeee<br />
el el elektronik<br />
el elektronik<br />
ektronik ektronik ektronik mit Marisol Montalvo als Solistin (12.1.08).<br />
+++ Die italienische Erstaufführung von gelände/ gelände/ gelände/ gelände/ gelände/<br />
zeichn zeichn zeichnung<br />
zeichn zeichnung<br />
ung ung ung spielte Maria Grazia Bellocchio in Mailand<br />
(15.2.08). +++ Die Ersteinspielung von gelände/zeichgelände/zeichgelände/zeichgelände/zeichgelände/zeichnnnnnung<br />
ung ung ung. ung mmmmmusik usik usik usik usik für für für für für kla kla klavier kla klavier<br />
vier vier vier und und und und und li li livvvvve-el li li e-el e-el e-elektronik<br />
e-elektronik<br />
ektronik ektronik ektronik ist auf<br />
einer Porträt-CD des Pianisten Jan Gerdes bei der edition<br />
zeitklang erschienen.<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 23
[t]akte<br />
24 [t]akte 2I2008<br />
Lied der Lieder<br />
Matthias Pintschers neue Projekte<br />
„Ein absolut verdichtetes Kompendium von fast entgrenzten<br />
emotionalen Zuständen“ ist für Matthias Pintscher<br />
das „shir ha shirim“, das „Lied der Lieder“, das Hohelied<br />
Salomos. „Alle Gesänge erwecken den Eindruck,<br />
dass sie keinen Anfang oder kein Ende, keine Mitte haben,<br />
sondern es gibt einfach Ausdruckszustände, die in<br />
sich kreisen.“ Aus dem fünften Gesang stammt der Text,<br />
den Pintscher in seinem A-cappella-Werk für das SWR<br />
Vokalensemble komponiert. Jenes „she-cholat ahavah<br />
ani“ heißt übersetzt „so krank bin ich vor Liebe“ und<br />
umreißt für den Komponisten als Kernsatz das Thema<br />
des Liebesgesanges. Auch strukturell eröffnet der berühmte<br />
hebräische Text besondere Perspektiven. „Im<br />
Hebräischen sind Worte wie Inseln, Energieträger, da<br />
alles aus kurzen Wortstämmen abgeleitet wird. Für einen<br />
Musiker oder Komponisten ist das eine Chance, tief<br />
in die Konnotation der Worte hineingehen zu können,<br />
weil man den Fluss, die Wege zwischen den einzelnen<br />
Worten, die wie Objekte sind, selber gestalten kann. “<br />
Jenes Kreisen, Wiederholen und Fortspinnen von Bildern<br />
„vom tiefen Abgrund bis zur Verzückung und Entrückung“,<br />
das den Text auszeichnet, ist für Pintscher prädestiniert<br />
für eine chorische Vertonung, weil sich die<br />
Erzählperspektive ständig ändert und ein Spiel mit Farbwechseln<br />
evoziert. „Erstens kann man sagen, es ist ein<br />
großer Liebesgesang des Hashem, also Gottes, an sein<br />
erwähltes Volk Israel, zum anderen ist es auch ein ganz<br />
weltliches Liebeslied. Es sind sozusagen Hochzeitscarmina,<br />
wobei die Perspektive des Singenden ständig<br />
wechselt, mal Mann, mal Frau, mal die Töchter von Jerusalem,<br />
so gibt es ständig ein Vexierspiel, von welcher<br />
Position gerade gesungen oder gesprochen wird.“<br />
Für die Behandlung der Stimmen realisiert Pintscher<br />
einen ausschließlich gesungenen Vokalsatz, ohne phonetisches<br />
Aufbrechen des Textes. „Die Abstraktion im<br />
Klang versuche ich im Tonsatz selbst zu finden, das heißt<br />
hauptsächlich in den Harmonien, im Aussparen, in der<br />
Perspektive von verschiedenen Lagen, die ich sehr bewusst<br />
einsetze, aber auch in einem sehr kammermusikalischen<br />
Tonsatz für den Chor: Wie eine Schrift in einem<br />
abstrakten Raum. So stelle ich mir vor, dass dieser<br />
Text eine Schrift in dem abstrakten Feld des Tonsatzes<br />
ist.“<br />
Die Formelhaftigkeit der Wortinseln des Hebräischen<br />
trifft sich mit seinem Interesse an den Übermalungen<br />
eines Cy Twombly, dessen gleichnamige Bildfolge Pintscher<br />
zum Zyklus treatise on the veil inspirierte, zu dem<br />
auch sein neues Streichquartett gehört, das im Januar<br />
in Salzburg uraufgeführt wird. Wie Folien liegen die<br />
Werke dieses Zyklus übereinander, „als ob ein Maler einen<br />
gleichen Zustand mit verschiedenen Techniken<br />
immer wieder malt, als ob sich ein Stück aus dem anderen<br />
weiterschreibt, aber die gleiche Aussage mit völlig<br />
neuen Techniken trägt, mit anderen Materialien, Untergründen,<br />
Farben, Medien.“ Marie Luise Maintz<br />
Matthias Pintschers neue Projekte umfassen eine<br />
Chorkomposition für das SWR Vokalensemble und<br />
ein Streichquartett. Im Oktober wird „pourquoi l’azur<br />
muet“, seine Musik aus dem Musiktheater „L’espace<br />
dernier“ für Sopran, Mezzosopran und Orchester in<br />
London uraufgeführt.<br />
Matthias Pintscher – aktuell<br />
Ausblick<br />
Matthias Pintschers pourquoi pourquoi pourquoi pourquoi pourquoi l’azur l’azur l’azur l’azur l’azur mm<br />
muet. mm<br />
uet. uet. uet. uet. mm<br />
mu- mm<br />
uuuu<br />
sique sique sique sique sique de de de de de „L „L „L’’’’’espace „L „Lespace<br />
espace espace espace dernier“ dernier“ dernier“ dernier“ dernier“ pour pour pour pour pour sopr sopr soprano sopr soprano<br />
ano ano,,,,, ano mezz mezz mezzooooo mezz mezz<br />
et et et et et orchestre<br />
orchestre<br />
orchestre orchestre<br />
orchestre wird vom BBC Symphony Orchestra<br />
unter Leitung von Kazushi Ono in London uraufgeführt<br />
(10.10.08), die Deutsche Erstaufführung spielt<br />
das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Krzysztof<br />
Urbanski, Solistinnen sind Anu Komsi und Claudia<br />
Mahnke (23.4.09). +++ In Turin dirigiert Matthias<br />
Pintscher die italienische Erstaufführung seiner<br />
Fünf Fünf Fünf Fünf Fünf Orchesterstück<br />
Orchesterstück<br />
Orchesterstückeeeee Orchesterstück<br />
Orchesterstück beim Orchestra Sinfonica<br />
Nazionale della RAI (13./14.11.08). +++ Bei der Mozartwoche<br />
Salzburg werden ein neues Streichquar-<br />
Streichquar-<br />
Streichquar-<br />
Streichquar-<br />
Streichquartett<br />
tett tett tett tett und ein WWWWWerk erk erk erk erk für für für für für Fl Fl Flöte Fl Flöte<br />
öte öte öte so so solllllooooo so so uraufgeführt. Interpreten<br />
sind das Minguet Quartett und Emmanuel<br />
Pahud (26.1.09). +++ Zudem spielt das Mahler<br />
Chamber Orchestra unter Daniel Harding die österreichische<br />
Erstaufführung von Tr Tr Transir Tr Transir<br />
ansir ansir..... ansir KK<br />
Konzer KK<br />
onzer onzer onzert onzert<br />
t t t für für für für für<br />
Fl Fl Flöte Fl Flöte<br />
öte öte öte und und und und und Kammerorchester<br />
Kammerorchester<br />
Kammerorchester Kammerorchester<br />
Kammerorchester mit Chiara Tonelli als<br />
Solistin (1.2.09). +++ Beim Stuttgarter Festival Eclat<br />
bestreitet das SWR Vokalensemble die Uraufführung<br />
von she-cho she-cho she-chola<br />
she-cho she-chola<br />
la lat lat<br />
t t t ah ah ahaaaaavvvvvah ah ah ah ah ah ah ani ani ani ani ani (Shir (Shir (Shir (Shir (Shir Ha-Shir Ha-Shir Ha-Shirim<br />
Ha-Shir Ha-Shirim<br />
im im im<br />
V) V) V) V) V) für 32 Stimmen a cappella (6.2.09). +++ Matthias<br />
Pintscher hat den Auftrag erhalten, ein Neues Neues Neues Neues Neues WW<br />
Werk WW<br />
erk erk erk erk<br />
zur zur zur zur zur Eröffn Eröffn Eröffnung Eröffn Eröffnung<br />
ung ung ung der der der der der El El Elbphilh El Elbphilh<br />
bphilh bphilharmonie<br />
bphilharmonie<br />
armonie armonie armonie Hamb Hamb Hamburg<br />
Hamb Hamburg<br />
urg urg urg zu<br />
schreiben, das 2011 von den Philharmonikern Hamburg<br />
unter der Leitung der Intendantin Simone<br />
Young uraufgeführt wird. +++ In der Spielzeit 2008/<br />
09 ist Matthias Pintscher als Artist in residence Gast<br />
im RSO Spektrum des Radiosinfonieorchesters<br />
Stuttgart.<br />
Rückblick<br />
Pierre Boulez dirigierte die Uraufführung von Osi- Osi- Osi- Osi- Osirrrrris<br />
is is is is mit dem Chicago Symphony Orchestra (21.2.08).<br />
Die europäische Erstaufführung spielte das London<br />
Symphony Orchestra unter Pierre Boulez in Brüssel<br />
und London (7/11.5.08). +++ Anders Nyström spielte<br />
die Uraufführung von Shining Shining Shining Shining Shining for for forth for forth<br />
th th th for for for for for trum trum trumpet trum trumpet<br />
pet pet pet<br />
bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik<br />
(26.4.08). +++ Das London Philharmonic Orchestra<br />
führte unter Leitung von Vladimir Jurowski totowwwwwar<br />
ar ar ards ards<br />
ds ds ds Osir Osir Osiris Osir Osiris<br />
is is is in London auf (25.5.08). +++ Die Oper<br />
Frankfurt präsentierte die deutsche Erstaufführung<br />
des Musiktheaters LLLLL’’’’’espace espace espace espace espace dernier dernier dernier dernier dernier unter Paolo Carignani<br />
konzertant in der Alten Oper Frankfurt und<br />
in der Kölner Philharmonie (17./18.5.08). +++ Bei Kairos<br />
ist die neue CD mit en en en en en sour sour sourdine,<br />
sour sourdine,<br />
dine, dine, dine, tenebr tenebr tenebrae tenebr tenebrae<br />
ae ae ae und<br />
Refl Refl Reflecti Refl Reflecti<br />
ecti ections ections<br />
ons ons ons on on on on on Narc Narc Narcissus<br />
Narc Narcissus<br />
issus issus issus erschienen, interpretiert<br />
u. a. von Frank Peter Zimmermann, Christophe Desjardins,<br />
Truls Mørk und dem Ensemble Intercontemporain<br />
sowie dem NDR Sinfonieorchester.
Mein Leben ohne mich<br />
Eine neue Ensemblekomposition von<br />
Miroslav Srnka<br />
„An den Filmen von Isabel Coixet reizt mich“, sagt Miroslav<br />
Srnka, „dass sie immer die Grundfragen des Lebens<br />
berühren. Sie behandeln zeitgenössische Themen<br />
in einfachen Geschichten mit normalen Menschen,<br />
nicht mit stilisierten Figuren. Ich habe die Regisseurin<br />
ursprünglich für ein Musiktheaterprojekt kontaktiert,<br />
suchte dann aber auch einen Text für das neue Stück für<br />
Claron McFadden und das Ensemble Intercontemporain.“<br />
Dramatischer Kernpunkt ist, dass die 23-jährige Ann<br />
bei ihrer Krebsdiagnose intuitiv entscheidet, ihren zwei<br />
Töchtern, ihrem Mann und ihrer Mutter nicht zu sagen,<br />
dass sie bald sterben wird. Stattdessen fügt sie die Konstellationen<br />
für deren Leben nach ihrem Tod zusammen<br />
und schreibt sich Aufgaben auf, die noch in der knappen<br />
Zeit zu erfüllen seien: ihrem Ehemann eine Frau zu<br />
finden, die er und die Töchter lieben werden, für die Töchter<br />
Geburtstagswünsche bis zu deren 18. Lebensjahr auf<br />
Tonband aufzunehmen. Sie selbst möchte noch erleben,<br />
dass sich ein anderer Mann in sie verliebt.<br />
Miroslav Srnka beschreibt das Tableau: „Der Film<br />
läuft als Handlung mit Dialogen ab, aber eigentlich findet<br />
das gesamte Geschehen in der Hauptfigur Ann statt.<br />
Deshalb entnehme ich dem Drehbuch nur Anns Anteile<br />
an den Dialogen. Obwohl es also nur eine Sängerin auf<br />
dem Podium gibt, handelt es sich um kein Monodram:<br />
Dieser Mitteilungscharakter, das Ansprechen eines<br />
nicht vorhandenen Gesprächspartners, ist für mich zentral.<br />
Die Texte sind dreischichtig: die Dialog-Ausschnitte<br />
im Jetzt, die Monologe über die Vergangenheit und<br />
die von Ann auf Band aufgenommenen Wünsche in die<br />
Zukunft, eine Art Vermächtnis: Das wird meine Stimme<br />
sein, in dem zukünftigen Leben, das ich meinen liebsten<br />
Menschen jetzt einrichte. Die Sängerin bewegt sich<br />
zwischen diesen drei Textebenen, die auch klanglich<br />
sehr unterschiedlich gestaltet sind. Daran interessiert<br />
mich die Auseinandersetzung mit verschiedenen Zeitstrukturen,<br />
die eigentlich dieses Selbstreflektive der<br />
Monologe, das unbewusst Narrative der Dialoge und das<br />
jetzt Gesagte, aber in der Zukunft zu Hörende der Wünsche<br />
voneinander trennen. Es geht kompositorisch um<br />
eine musikalische Auseinandersetzung mit der Zeit, die<br />
sich nicht auf etwas Szenisches bezieht. Die Zeit wird von<br />
der Hauptfigur sowohl real erlebt als auch gedanklich<br />
festgehalten und bewusst für die Zukunft konserviert.<br />
Die Dramaturgie besteht aus vier musikalischen Kernstücken,<br />
die jeweils wichtige dramatische Augenblicke<br />
der Geschichte darstellen.<br />
Ich finde diese sehr starke Zentralperson faszinierend.<br />
Sie ist eine einfache Putzfrau, mit einer bescheidenen<br />
Lebensweise, kommt aber, obwohl sie nie die Zeit<br />
hatte, über sich selber zu reflektieren, ganz schnell zu<br />
dem Schluss, wie sie den Rest ihres Lebens verbringen<br />
soll. Das ist das Thema: diese zugleich manipulative,<br />
aber – wie ich finde – auch verständliche und bewun-<br />
2I2008<br />
Für ihre Familie arrangiert eine junge Frau das Leben<br />
nach ihrem Tod. Dem Film „My Life Without Me“ der<br />
Regisseurin Isabel Coixet entnimmt Miroslav Srnka<br />
Texte und Stoff für seine Komposition für Claron<br />
McFadden und das Ensemble Intercontemporain, die<br />
am 28. November in Paris uraufgeführt wird.<br />
dernswerte Art des Handelns, wie die Frau die Menschen<br />
zusammensetzt, um ein Leben ohne sie zu gestalten.<br />
Ann tut Dinge, die man in einer normalen Situation<br />
moralisch nicht verzeihen würde, um für sich selbst die<br />
Stärke zu finden, den anderen das künftige Leben besser<br />
zu machen. Es gibt eine fantastische Spannung in<br />
dieser Figur, die nicht wie sonst in einer kontrastreichen<br />
Hauptfigur aus positiven und negativen Charakterzügen<br />
resultiert. Und diese Spannung findet sich auch in<br />
der Sprache wieder. Zum Beispiel fragt sie, als der Arzt<br />
ihr mitteilt, dass sie sterben muss, diesen nach einem<br />
Ginger Candy, also einem Ingwerbonbon, und unterhält<br />
sich mit ihm über den Geschmack. Gerade in den Dialogen<br />
von größter narrativer Schlichtheit erfährt man am<br />
meisten über die Person.“ Marie Luise Maintz<br />
Miroslav Srnka – aktuell<br />
Ausblick<br />
Bei den Kasseler Musiktagen wird die Mezzosopranistin<br />
Dagmar Pecková die Uraufführung von Miroslav<br />
Srnkas Dreizehn Dreizehn Dreizehn Dreizehn Dreizehn Liedern Liedern Liedern Liedern Liedern nn<br />
nach nn<br />
ach ach ach ach Postkar Postkar Postkarten Postkar Postkarten<br />
ten ten ten vv<br />
von vv<br />
on on on on<br />
Jurek Jurek Jurek Jurek Jurek Beck Beck Becker Beck Becker<br />
er er er an an an an an seinen seinen seinen seinen seinen So So Sohn So Sohn<br />
hn hn hn Jon Jon Jonaaaaath Jon Jon th th than than<br />
an an an singen<br />
(31.10.08). Das Quatuor Diotima präsentiert ein Programm<br />
mit dem Streichquar<br />
Streichquar<br />
Streichquartett Streichquar<br />
Streichquartett<br />
tett tett tett Nr Nr Nr..... Nr Nr 3, 33<br />
33<br />
dem Kla Kla Klavier- Kla Klavier<br />
vierviervier quin quin quintett quin quintett<br />
tett tett tett „Pouhou „Pouhou „Pouhou „Pouhou „Pouhou vv<br />
vlnou“ vv<br />
lnou“ lnou“ lnou“ lnou“ und Sim Sim Simpl Sim Simpl<br />
pl ple ple<br />
e e e Space Space Space Space Space für Cello<br />
solo (1.11.08). +++ Bei dem Eröffnungskonzert des<br />
neuen Prager Festival Contempuls wird Emanuele Torquati<br />
die Uraufführung von ta ta ta ta ta vv<br />
větttttší. vv<br />
í. í. í. í. Eine Eine Eine Eine Eine VV<br />
Var VV<br />
ar ar aria aria<br />
ia iati iati<br />
ti tion tion<br />
on on on<br />
über über über über über den den den den den Schl Schl Schlussgesang Schl Schlussgesang<br />
ussgesang ussgesang ussgesang aa<br />
aus aa<br />
us us us us Její Její Její Její Její pastorky pastorky pastorkyňa pastorky pastorky a a a a (Jenů- (Jen (Jen (Jen (Jen ů<br />
fa) fa) fa) fa) fa) für Klavier spielen (9.11.08). +++ Für das Ensemble<br />
Intercontemporain und die Sopranistin Claron McFadden<br />
bereitet Miroslav Srnka ein Neues Neues Neues Neues Neues Stück Stück Stück Stück Stück für für für für für So- So- So- So- Sopr<br />
pr pran pr pran<br />
an an an und und und und und Ensembl Ensembl Ensembleeeee Ensembl Ensembl vor (28.11.2008).<br />
Rückblick<br />
Das BBC Philharmonic Orchestra führte Reading Reading Reading Reading Reading ll<br />
les- ll<br />
eseseses sons sons sons sons sons unter der Leitung von Cornelius Meister in einem<br />
Konzert in Manchester auf (17.7.2008). +++ Mitglieder<br />
des Bayerischen Staatsorchesters spielten die<br />
Uraufführung von Miroslav Srnkas Kla Kla Klavierquin<br />
Kla Klavierquin<br />
vierquin vierquintett<br />
vierquintett<br />
tett tett tett<br />
„Pouhou „Pouhou „Pouhou „Pouhou „Pouhou vv<br />
vlnou“ vv<br />
lnou“ lnou“ lnou“ lnou“ in der Pinakothek der Moderne München<br />
(17.4.2008). +++ Reserv Reserv Reservoirs<br />
Reserv Reservoirs<br />
oirs oirs oirs für großes Ensemble<br />
stand auf dem Programm des Prager Frühlings mit der<br />
Ostravská banda unter Petr Kotík (21./23.5.2008). +++<br />
Das Ensemble Modern unter der Leitung von Matthias<br />
Pintscher spielte die Uraufführung von Les Les Les Les Les Adieux Adieux Adieux Adieux Adieux in<br />
der Alten Oper Frankfurt (28.11.07). Eine weitere Aufführung<br />
gab es bei der Eröffnung des Festivals „ultraschall“<br />
in Berlin (20.1.08).<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 25
[t]akte<br />
26 [t]akte 2I2008<br />
Hörende Augen,<br />
sehende Ohren<br />
Der Komponist Vadim Karassikov und sein<br />
neues Werk<br />
In Ekaterinburg, an der Grenze zum asiatischen Teil<br />
Russlands, wohnt und arbeitet sehr zurückgezogen der<br />
Komponist Vadim Karassikov. Seinen Werken begegnet<br />
man selten im Konzertsaal, doch wenn sie aufgeführt<br />
werden, rufen sie Reaktionen von völliger Verblüffung<br />
bis zu Begeisterung hervor. In minutiöser Differenziertheit<br />
zeichnet Karassikov seine Partituren, „behaucht“ die<br />
Notenseiten mit einer fragilen Bleistiftkalligraphie, die<br />
auch in Ausstellungen zeitgenössischer Grafik gezeigt<br />
werden könnte. Der Vagheit des überaus präzise, doch<br />
verletzlich Notierten entspricht die Musik, denn ihr dynamischer<br />
Level bewegt sich an der Grenze des Hörbaren.<br />
Wenn man die komplexe Textur des Notierten mit<br />
dem klingenden Ergebnis vergleicht, dann wird man<br />
zunächst überrascht sein, denn der größere Teil bleibt<br />
unhörbar: Karassikovs musikalische Formulierung entzieht<br />
sich jeglicher Konvention.<br />
Es geht ihm nicht darum, irgendwelche Konventionen<br />
durch schlichte Negation zu umgehen, die dann ihrerseits<br />
zu neuen Privatkonventionen würden. Der Komponist<br />
verweist stattdessen darauf, dass er in seiner<br />
Musik eine Art Analogie zu dem erkennt, was uns täglich<br />
innerlich und äußerlich umgibt. Auch hiervon bleibt<br />
ein Großteil unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle,<br />
ist aber vorhanden und unterschwellig bestimmend.<br />
Viele der unhörbaren Passagen seiner Musik sind gestisch<br />
bedeutsam – etwa durch die Bewegung oder Mimik<br />
der Interpreten –, andere sind hörbar, treten jedoch<br />
nicht gestisch hervor: Das Gestische und Nicht-Gestische,<br />
das Hörbare und Unhörbare – jeweils in feinster<br />
Abstufung und interner Beziehung – bilden entschei-<br />
An der Grenze des Hörbaren: Der Beginn von Vadim Karassikovs<br />
„in the flame of the dream“<br />
Seine Musik wächst aus der Stille heraus und in sie<br />
hinein: Vadim Karassikovs neue Ensemblekomposition<br />
„in the flame of the dream“, ein Auftragswerk<br />
des Klangforums Wien, wird am 5. Dezember<br />
2008 in Wien uraufgeführt.<br />
dende Parameter seiner Kunst. Hierdurch erfährt das<br />
Publikum, dass das Auge auch hören und das Ohr auch<br />
sehen kann, beide Sinne wachsen zu einem neuen zusammen,<br />
auf ihn ist Karassikovs musikalische Dramaturgie<br />
ausgerichtet. Während der Aufführung scheinen<br />
sich die Ohren und Augen auszudehnen, so dass man<br />
als Zuhörer selbst das feinste Knacken des Saalparketts<br />
wahrnimmt, Eigengeräusche des Raumes, mit dem diese<br />
Kunst eine bislang ungehörte Zwiesprache einzugehen<br />
scheint. Die Darbietungen von Karassikovs Werken<br />
nähern sich auch dank der besonderen Betonung der<br />
Gestik einer theatralischen Aufführung an, ohne Musiktheater<br />
zu sein. Er selbst bezeichnet seine Kompositionen<br />
in Ermangelung eines hierfür vorgeprägten Begriffs<br />
als „stage art“.<br />
Für die Ausführenden und ebenso für das Publikum<br />
bietet die Begegnung mit seiner Kunst eine Bereicherung,<br />
zumal man die Gestik als integralen Bestandteil<br />
einer Komposition und ihrer Interpretation erfährt. Dieses<br />
an sich selbstverständliche, doch nicht immer gegenwärtige<br />
Bewusstsein für gestisch-musikalische Zusammenhänge<br />
dürfte auch bei der Begegnung mit überkommenem<br />
Repertoire sensibilisierend wirken. Die Aufführungen<br />
seiner Kompositionen wird man vor allem dann<br />
als außergewöhnliche Konzerterfahrungen erleben und<br />
im Gedächtnis behalten, wenn man versucht, sich seiner<br />
Musik voraussetzungslos hinzugeben, denn in Karassikovs<br />
Werken ist, bis auf die Tatsache, dass sie sehr<br />
leise sind, nichts vorhersehbar.<br />
in the flame of the dream for ensemble heißt Vadim<br />
Karassikovs neues, im Auftrag des Klangforums Wien<br />
entstehendes Werk. Es besteht aus einzeln aufführbaren<br />
Stücken für je ein Instrument, die vom Duo, Trio,<br />
Quartett bis zum Tutti in allen möglichen Varianten<br />
kombiniert und gleichzeitig gespielt werden können.<br />
Am 5. Dezember 2008 werden die bislang vorliegenden<br />
Teile dieses Werks in Wien uraufgeführt werden.<br />
Michael Töpel<br />
5.12.2008 Wien (Konzerthaus)<br />
Vadim Karassikov<br />
in the flame of the dream (Uraufführung)<br />
Klangforum Wien<br />
Weitere Stücke in diesem Konzert:<br />
Matthias Pintscher: Verzeichnete Spur; Salvatore<br />
Sciarrino: Le stagioni artificiali (Österr. Erstaufführung),<br />
Beat Furrer: Konzert für Klavier und Ensemble<br />
(Österr. Erstaufführung) – Solisten: Gunde Jäch-<br />
Micko (Violine), Florian Müller (Klavier).
Mitteilsam<br />
und verständlich<br />
Ondřej Kukal und sein „Clarinettino“<br />
Hand in Hand mit dem Festival „Prager Frühling“ findet<br />
bereits seit 60 Jahren zeitgleich der Internationale<br />
Musikwettbewerb „Prager Frühling“ statt. Seit 1994 ist<br />
es Tradition, dass das Festival für jede Wettbewerbskategorie<br />
eine Komposition bedeutender tschechischer<br />
Autoren (z. B. Petr Eben, Karel Husa, Viktor Kalabis,<br />
Jan Klusák, Ivana Loudová, Otmar Mácha, Jaroslav Pelikán<br />
…) bestellt und somit die zeitgenössische Musik unterstützt.<br />
Partner dieses Wettbewerbes ist bereits seit einigen<br />
Jahren Editio Bärenreiter Praha, die die Wettbewerbspflichtstücke<br />
in ihrer Editionsreihe „Prager Frühling“<br />
herausgibt. Hierbei handelt es sich hauptsächlich<br />
um Solokompositionen und Kammermusikstücke; in<br />
diesem Jahr aber wurde in der Kategorie Klarinette als<br />
Wahlstück die Komposition Clarinettino op. 11 (1990) von<br />
Ondřej Kukal ausgewählt.<br />
Ondrej Kukal: Clarinettino. Concertino für<br />
Klarinette und Streicher op. 11<br />
^<br />
Der Komponist, Dirigent und Geiger Ondřej Kukal<br />
(* 1964) zählt zu den herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten<br />
der mittleren Generation in Tschechien. Er<br />
absolvierte das Prager Konservatorium und die Akademie<br />
der musischen Künste in Prag. Im Fach Violine ist er<br />
Schüler von Josef Vlach, Komposition studierte er bei Jindřich<br />
Feld, Dirigieren bei Vladimír Válek.<br />
Kukals Clarinettino erklang 1994 zum ersten Mal<br />
beim Festival „Junges Podium“ in Karlsbad und wurde<br />
zu einem beliebten Repertoirestück. Es handelt sich um<br />
eine spielerisch virtuose zwölfminütige Kette, fließend<br />
als Ganzes ohne Unterteilungen, welche nur durch Tempokontraste<br />
schnellerer und freierer Teile geschaffen<br />
werden. Durch die gesamte Komposition ziehen sich ein<br />
charakteristischer synkopischer Rhythmus und die<br />
mehrmalige Wiederkehr des figurativen Grundthemas<br />
in unterschiedlichen Variationen. In den langsameren<br />
Teilen setzt sich neben dem Soloinstrument auch die<br />
Violine ausdrucksvoll durch, und beide Instrumente<br />
überbieten sich in Kantilenenvorträgen. Der Klarinettenpart<br />
erfordert einen technisch sehr versierten Spieler,<br />
der Komponist bewahrt aber völlig die traditionelle<br />
Instrumentaltechnik ohne Experimente. Die Komposition<br />
lässt sich auch in kammermusikalischer Fassung<br />
mit Begleitung von Streichquartett und Kontrabass interpretieren<br />
(CD-Aufnahme: Ludmila Peterková, Neues<br />
Vlach Quartett, MusicVars 1995). EBP<br />
Mit der Komposition von Ondřej Kukal kam ich vor etwa<br />
einem Jahr in Berührung, als ich sie in einer Aufnahme<br />
in der Interpretation von Ludmila Peterková hörte, der<br />
die Komposition gewidmet ist. Das Clarinettino faszinierte<br />
mich durch seine fast jazzartigen Elemente. Das<br />
Stück ist sehr originell mit vielen tonmalerischen Tei-<br />
Beim Wettbewerb „Prager Frühling“ 2008 war<br />
diesmal das „Clarinettino“ von Ondrej Kukal eins<br />
der Wahlstücke. Das anspruchsvolle, aber für Zuhörer<br />
leicht verständliche Stück ist eine wichtige<br />
Repertoireerweiterung für Klarinettisten.<br />
Jana Lahodná mit dem Prager Kammerorchester beim Wettbewerb<br />
„Prager Frühling“ 2008<br />
len. Für den Zuhörer ist es mitteilsam und verständlich,<br />
für den Interpreten allerdings ziemlich anstrengend.<br />
Der Autor gesteht selbst, dass er als Geiger dem „Bläserinterpreten“<br />
keine Atem- und Entspannungsmöglichkeiten<br />
gewährt. Technisch gesehen beinhaltet es keine<br />
besonders großen Tücken, beim Einüben des Auswendigspiels<br />
aber zeigten sich viele unauffällige Variationen<br />
der ursprünglichen Themen als recht schwer.<br />
Jana Lahodná<br />
Trägerin des 3. Preises in der Kategorie Klarinette<br />
Ondrej Kukal – Werke bei Editio Bärenreiter Praha<br />
^<br />
Concertino für Klarinette und Streicher „Clarinettino“<br />
op. 11 (1990) – Solo-Klarinette – Str / 12'<br />
Danse symphonique für großes Orchester op. 10<br />
(1989) – 2 Picc, 2 Eh, 2 Klar, Kfag – 4,3,3,1 – Pk, Xyl,<br />
Schlg – Klav – Str / 12’<br />
Das Lied eines wahnsinnig gewordenen Soldaten,<br />
op. 19 für Bariton und Orchester – Solobariton –<br />
2,2,2,2 – 2,2,0,0 – Pk, Schlg – Hfe – Str / 21'<br />
Kammersymphonie op. 16 (1999) – Str / 20'<br />
Konzert für Fagott und Streichorchester „Fagottissimo“<br />
op. 14 (1998) – Solo-Fagott – Str / 22'<br />
Konzert für Violine und Orchester op. 7 (1985)<br />
Solo-Violine – 2,2,2,2 – 2,0,0,0 – Pk – Str / 20'<br />
Symphonie Nr. 1 „Mit dem Glockenspiel“ op. 15 (1999)<br />
2,2,2,2 – 3,3,2,0 – Pk, Schlg – Str / 25'<br />
Verlag: Editio Bärenreiter Praha, Vertrieb D, A, CH:<br />
Alkor-Edition<br />
Weitere Information: www.sheetmusic.com<br />
^<br />
2I2008<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 27
[t]akte<br />
28 [t]akte 2I2008<br />
Sieben Himmel<br />
Jonathan Harvey und sein neues Chor-Orchesterstück<br />
über Engelsnamen<br />
Engel im Anflug (Foto: foodmat, www.photocase.de)<br />
Botschaften von den Engeln<br />
Von Engeln handeln die Messages, deren Text ausschließlich<br />
aus Engelnamen besteht. Das etwa 25-minütige<br />
Werk reiht Anrufungsrituale von über hundert geflügelten<br />
Boten aneinander, die sich in sieben Himmeln<br />
bewegen. „Heaven“ nennt Harvey jedenfalls die sieben<br />
ineinander übergehenden Teile seines Stücks, dessen<br />
ruhig fließende Metren ausschließlich von der Silbenzahl<br />
des jeweils deklamierten Engelnamens abhängen.<br />
Diese Ausgangsidee wird von den Chören äußerst differenziert<br />
umgesetzt: vom „unhörbar“ eintretenden<br />
Summen am Beginn über vielstimmiges Flüstern in<br />
Wellen, klar zäsurierten Wechselgesang, improvisierte<br />
Tempogestaltung bis zum ätherisch gehauchten Pianissimo<br />
des Seventh Heaven. Nicht weniger raffiniert ist<br />
die Behandlung des großen Orchesters, das von einer Art<br />
Concertino (Celesta, Cimbalom und zwei Harfen) angetrieben<br />
wird. Auch hier fächert Harvey den Klang auf<br />
und verwandelt die Instrumente beispielsweise nach<br />
der Anrufung des Erzengels Raphael im Second Heaven<br />
in einen großen Flügel, der mit leisen Glissandi, Tremoli<br />
und Bläser-Atmen auf- und abrauscht.<br />
Olaf Wilhelmer<br />
Jonathan Harvey<br />
Messages<br />
Uraufführung: 29.3.2008 Berlin, Rundfunkchor Berlin,<br />
Berliner Philharmoniker, Leitung: Reinbert de Leeuw<br />
Besetzung: Picc/AFl, 2, 2 , Eh, 2 BKlar, 2 – 4,3,3,1 – Schlg<br />
(5) – Cel – Cimbalom – 2 Hfe – Str<br />
Aufführungsdauer: 25 Minuten<br />
Verlag: Faber Music, Vertrieb: Alkor-Edition<br />
Weitere Information: www.fabermusic.com.<br />
Mit „Messages“ hat der Engländer Jonathan Harvey<br />
ein Stück für die Berliner Philharmoniker und den<br />
Rundfunkchor Berlin komponiert, das die himmlischen<br />
Sphären der Engel mit dem Apparat eines<br />
großen Orchesters auslotet.<br />
CD-Neuerscheinung<br />
Jonathan Harvey: Timepieces:<br />
Tranquil Abiding, Body Mandala,<br />
White as Jasmine; Towards a Pure<br />
Land, Anu Komsi (Sopran), BBC<br />
Scottish Symphony Orchestra,<br />
Ilan Volkov, Stefan Solyom, NMC.<br />
There is so much to praise on this CD that it’s hard to<br />
know where to begin. In reviewing previous recordings<br />
I’ve noted that Jonathan Harvey’s music juxtaposes<br />
moments of disarming simplicity, of naivety almost,<br />
with others of considerable sophistication and intricacy<br />
… The opening premise of both Tranquil Abiding and<br />
Body Mandala are cases in point: in the first, an alternation<br />
of two sonorities carries the piece forwards inexorably<br />
to its conclusion. By contrast, the arc structure of<br />
… Towards a pure land engenders considerable discontinuity.<br />
Each piece inhabits its own space. The virtuosity<br />
of Harvey’s orchestration is breathtaking …<br />
Not surprisingly to those familiar with Harvey’s concerns,<br />
all but one of these pieces explore different facets<br />
of spirituality, particularly those drawn from Eastern<br />
religions. Perhaps the most immediately involving is<br />
White as Jasmine, based on texts by a 12 th -century Hindu<br />
saint. Here, soprano Anu Komsi delivers a superbly<br />
controlled performance of great vocal beauty. In her first<br />
entry, she is virtually indistinguishable from the surrounding<br />
instruments (and it’s satisfying, by the way,<br />
to hear singing in which each pitch can be clearly discerned,<br />
vibrato notwithstanding). But the musicianship<br />
here transcends questions of technique: all the participants<br />
deserve equal credit for their involvement in a<br />
richly rewarding project. Gramophone September 2008<br />
Four of the five pieces in this impressive selection of<br />
Jonathan Harvey’s orchestral pieces deal in different<br />
ways with Harvey’s deep fascination with eastern religions<br />
… All are striking, beautifully achieved pieces.<br />
The Guardian<br />
Der neue Kassel Kasseler Kassel erBühBüh- nenka nenka nenkatal<br />
nenka nenka tal talog tal og 2008/09 2008/09 ist<br />
erschienen und kann ab<br />
sofort bei der Alkor-Edition<br />
angefordert werden. Auf<br />
fast 400 Seiten listet er alle<br />
musikalischen Bühnenwerke<br />
auf, die im Vertrieb<br />
von Alkor erhältlich sind.<br />
Systematische Register ermöglichen<br />
die Suche nach<br />
Gattungen, Stoffen, Librettisten,<br />
literarischen Vorlagen etc.<br />
Bärenreiter · Alkor<br />
KASSELER BÜHNENKATALOG<br />
KASSEL CATALOGUE OF STAGE WORKS<br />
CATALOGUE KASSEL DES ŒUVRES SCÉNIQUES<br />
2008/09<br />
U1+U4 Bu�hnenkatalog 08_09.indd 1 21.08.2008 13:31:42 Uhr<br />
1
Un-fassbare Töne<br />
Brice Pausets 5. Sinfonie wird in Donaueschingen<br />
uraufgeführt<br />
Nach seiner Sinfonie Nr. 4 „Der Geograph“, die im März<br />
2007 in der Kölner Philharmonie uraufgeführt wurde,<br />
geht Brice Pauset nun diese Gattung aufs Neue an: Im<br />
Rahmen der Donaueschinger Musiktage 2008 soll am<br />
19. Oktober seine Sinfonie Nr. 5 „Die Tänzerin“ zum ersten<br />
Mal erklingen. Der Titel wirft die Frage auf: Um was<br />
für eine Tänzerin mag es sich handeln? „In der ganzen<br />
Sinfonie stellt die Tänzerin den Mittelpunkt der Welt dar.<br />
Man muss sich dabei vorstellen, dass die Beobachtung<br />
der Tänzerin nicht nur vom Zuschauerraum aus stattfindet,<br />
sondern auch von ganz weit weg. Es geht um diesen<br />
ganz besonderen ästhetischen Reiz, diese ganz besondere<br />
Empfindung“, erläutert der Komponist. „Die<br />
Tänzerin, um die es hier geht, steht für die zur Kunst<br />
gewordene Bewegung eines Körpers; das ist ein Sinnbild,<br />
das für alle Tänzerinnen gilt, und ein Symbol.“<br />
Brice Pauset sucht sich über eine auf die Spitze getriebene<br />
prosaische Haltung Materialien mit einer tief<br />
gründenden Poesie, es handelt sich jedoch keineswegs<br />
um herkömmliche Ballettmusik. Als Basismaterial für<br />
seine Arbeit wählte er beispielsweise die Geräusche, die<br />
entstehen, wenn der Fuß der Tänzerin den Boden berührt<br />
bzw. wenn sie sich in der Luft dreht, oder das Rascheln<br />
des Stoffes ihres Kostüms. Es sind diese un-fassbaren<br />
Töne, die den Komponisten interessieren, Töne,<br />
die man in einem Ballett so deutlich sonst nicht vernimmt.<br />
Doch wie können diese Töne über den Blickwinkel<br />
des Betrachters Aufschluss geben? Genau um diese<br />
Frage geht es in dem neuen Werk. Denn natürlich hängt<br />
die Art der Wahrnehmung eines Tänzers vom Standort<br />
des Beobachters ab: Je nachdem, wo man sich befindet,<br />
ändert sich die Perspektive. Aber von welchem Blickwinkel<br />
aus ein Zuschauer auch immer einen Tanz betrachtet:<br />
Die Bewegung des Körpers ist und bleibt reine Kunst.<br />
Und ohne Rücksicht auf den Blickwinkel des Zuschauers<br />
spielt die Musik mit dieser Beständigkeit der ästhetischen<br />
Bewegung, und zwar mit Mitteln des Zooms auf<br />
die verschiedenen Tonsatzmaterialien, es ist ein Spiel<br />
mit den musikalischen Zeitabläufen, mit der Gleichzeitigkeit<br />
verschiedener Taktarten (beispielsweise durch<br />
das Übereinanderschichten eines 3/4- und eines 4/4-<br />
Taktes) usw.<br />
Pausets 5. Sinfonie steht in engem Zusammenhang<br />
mit seinen anderen Werken. In erster Linie ist „Die Tänzerin“<br />
Teil eines Zyklus von drei Sinfonien (Nr. 4, 5 und<br />
6), der in einer Phase komponiert wurde und ein einheitliches<br />
Ganzes darstellt. Dabei hat jede dieser Sinfonien<br />
zwar eine ihr ganz eigene Dramaturgie, gleichzeitig<br />
sind sie jedoch durch eine gemeinsame Thematik<br />
miteinander verbunden: durch den Begriff der Unmöglichkeit.<br />
In Der Geograph ist es die Unmöglichkeit, die<br />
Welt darzustellen (es sei denn durch die Schaffung von<br />
Rastern, die in der Aufführung vom Klavier fixiert und<br />
vom Orchester ausgefüllt werden); die Unmöglichkeit,<br />
die ästhetische Bewegung darzustellen (es sei denn<br />
Mit den Mitteln eines Zooms gestaltet der französische<br />
Komponist Brice Pauset sein neues Orchesterstück.<br />
Im Fokus: eine Tänzerin, die zum Mittelpunkt<br />
eines vieldimensionalen musikalischen Vexierspiels<br />
wird.<br />
durch die Erfindung eines vom ursprünglichen<br />
Objekt losgelösten Bildes);<br />
die Unmöglichkeit, Materie darzustellen<br />
(außer mittels einer Extremsituation:<br />
der Explosion).<br />
Wir haben es mit einem Projekt zu<br />
tun, das mit den Grenzbereichen der<br />
Genres spielt. Die 4. Sinfonie war ein<br />
Flirt mit der Gattung des Konzerts: Dem<br />
Orchester steht ein Klavier als Hauptinstrument<br />
gegenüber. Und die 6. Sinfonie<br />
wird Singstimmen mit einbeziehen.<br />
Ihre Uraufführung ist für die Spielzeit<br />
2009/10 in München geplant (Chor<br />
und Orchester des Bayerischen Rundfunks,<br />
Experimentalstudio Freiburg).<br />
Neun Sinfonien als Zielvorgabe?<br />
„Nein,“ antwortet der Komponist,<br />
„nach der 6. Sinfonie werde ich dieser<br />
Gattung wohl etwas müde sein. Außerdem hätte ich das<br />
Gefühl, in einen Manierismus zu verfallen, in einem Reliquienschrein<br />
zu sein. Bei der Arbeit an sinfonischen<br />
Werken entwickelt sich meine Tonsprache weiter, und<br />
ich bekomme dann Lust auf andere Formen, in die ich<br />
das, was ich bei den letzten Arbeiten erworben habe,<br />
einfließen lassen möchte.“ Benoît Walther<br />
2I2008<br />
Tief gründende Poesie. Brice Pauset<br />
(Foto: C. Daguet, Editions Henry<br />
Lemoine)<br />
Brice Pauset<br />
Sinfonie Nr. 5 „Die Tänzerin“<br />
Uraufführung: 19.10.2008, Donaueschinger Musiktage,<br />
SWR Sinfonierochester Baden-Baden und Freiburg,<br />
Leitung: Sylvain Cambreling<br />
Orchester: 4 (Picc),3,Eh,3,BKlar,3,Kfag – 4,4,4,1 –2 Pk,<br />
3 Schlg – Klav – Hfe – Str<br />
Aufführungsdauer: ca. 13 Minuten<br />
Verlag: Editions Henry Lemoine, Vertrieb: Alkor-Edition<br />
Weitere Information: www.henry-lemoine.com<br />
„<strong>takte</strong>“ jetzt auch online<br />
Unter der Internetadresse<br />
www.<strong>takte</strong>-online.com ist das<br />
Bärenreiter-Magazin <strong>takte</strong> ab<br />
sofort auch im Internet erreichbar.<br />
Neben den Artikeln aus den<br />
letzten Heften finden sich dort<br />
auch aktuelle Aufführungstermine.<br />
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ergänzt das Internetangebot.<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 29
[t]akte<br />
30 [t]akte 2I2008<br />
Alchimistische<br />
Verwandlungen<br />
Der italienische Komponist Osvaldo Coluccino<br />
Osvaldo Coluccino (* 1963) bezeichnet Absum, eine elektroakustische<br />
Komposition aus dem Jahr 1999, als sein<br />
erstes Werk oder auch Quale velo (2000/01) für Ensemble.<br />
Das bedeutet jedoch nicht, dass er erst im Alter<br />
von 36 Jahren begonnen hätte zu komponieren, sondern<br />
es ist die Konsequenz künstlerischer Entscheidungen, einer<br />
Suche, die in ihrem Verlauf einen Fall für sich darstellt.<br />
Von 1989 bis 2003 widmete sich Coluccino gänzlich<br />
der literarischen Arbeit, schrieb Gedichte, Prosa und<br />
Verstragödien, denen von Kritikern und Wissenschaftlern<br />
Interesse und Bewunderung entgegengebracht<br />
wurde. Bereits in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre<br />
begann er autodidaktisch, sich mit Musik zu beschäftigen<br />
und zu komponieren. Heute sieht er seine literarischen<br />
Erfahrungen als abgeschlossen an und ist ein<br />
Komponist, der keinen Grund sieht, sich an seine Frühwerke<br />
zu erinnern. Sein Werkkatalog enthält Kompositionen,<br />
deren eigenständige kompromisslose Ästhetik<br />
von Anfang an fertig ausgeprägt erscheint. Ein Weg zum<br />
Verständnis dieser plötzlich eingetretenen reifen Eigenständigkeit<br />
und extremen Strenge in Coluccinos Musik<br />
führt über die Beschäftigung mit seinem literarischen<br />
Schaffen. Zu einer solchen Perspektive lädt eine Beobachtung<br />
des Musikwissenschaftlers und Komponisten<br />
Ramón Montes de Oca ein, der anlässlich der Aufführung<br />
des Bläserquintetts Diffratta aria (2002) beim Festival<br />
Cervantino 2004 in Guanajato/Mexiko über Coluccino<br />
schrieb:<br />
„Wenn man über die musikalische Ästhetik dieses<br />
wichtigen italienischen Künstlers spricht, muss man<br />
unbedingt auf seine bemerkenswerte dichterische<br />
Sprache verweisen, denn Osvaldo Coluccino war<br />
zunächst ein großartiger Dichter und hat sich danach<br />
in einen Komponisten herausragender neuer Musik<br />
verwandelt. Wir kennen das Interesse des Dichters für<br />
das Wort, das aus der Stille entspringt, und wir kennen<br />
ebenso das Interesse des Komponisten für die<br />
Stille, die sich aus dem Klang erhebt. Diesem intimen,<br />
vagen und kargen Klang, den der Künstler, abgeklärt<br />
wie ein Alchimist, in Reflexe aus Farben, Tonhöhen,<br />
Timbres, Wörtern und Stillen verwandelt, die ins<br />
Nichts zurückkehren.“<br />
Coluccino schreibt äußerst ausgewogen, bedachtsam,<br />
konzentriert auf das Wesentliche und definiert präzise<br />
jedes Detail, so als ob von der Wahl jeder Tonhöhe, jedes<br />
Intervalls, jeder Klangfarbe das Gelingen des Ganzen<br />
abhinge. Die so definierten Klangobjekte sind in Stille<br />
eingesenkt, in einen statischen, geheimnisvollen Raum,<br />
in dem die Bewegung des Alltäglichen aufgehoben ist.<br />
Es überrascht nicht, dass er Maler schätzt, die Objekte<br />
darstellen, die von Stille umgeben sind: Piero della Francesca,<br />
Cézanne, Morandi. Es sind die angehaltene Zeit<br />
und der statische Raum, für die Coluccino mit dem spä-<br />
Ausufernde Üppigkeit ist seine Sache nicht. Die Reduktion<br />
auf das Wesentliche ist eher Osvaldo Coluccinos<br />
Maxime. Ein Porträt des Komponisten, der<br />
spät zum Komponieren kam, nachdem er in der Literatur<br />
seines Heimatlandes bereits einen bekannten<br />
Namen hatte.<br />
Suche nach dem Wesen des Klangs: Osvaldo Coluccino<br />
ten Nono und mit Feldman verglichen worden ist. Mit<br />
diesem Vergleich treten jedoch die Unterschiede nur<br />
deutlicher hervor. Insbesondere gibt es keine Ähnlichkeiten<br />
zu den enorm gedehnten Tempi und dem Quasi-<br />
Minimalismus des späten Feldman, denn Coluccino behält<br />
stets die Kontrolle über seine Formverläufe, und<br />
Knappheit entsteht bei ihm aus einem Bedürfnis nach<br />
Konzentration auf das Wesentliche. Deshalb auch lotet<br />
er den Klang innerhalb eines dynamischen Bereiches<br />
aus, der nur sehr selten das Mezzopiano übersteigt, so<br />
dass magische Wirkungen entstehen, ein Effekt der alchimistischen<br />
Verwandlung seines ausgedünnten, ausgetrockneten<br />
Tonsatzes. Daraus entstehen verborgene<br />
Spannungen, festgehalten in einer Unbeweglichkeit, die<br />
jedoch unvorhersehbaren und unkonventionellen<br />
Formverläufen nicht im Wege steht. Manchmal spielen<br />
seine poetischen Titel auf diese Formen an. Ich denke<br />
beispielsweise an den Verlauf von Voce d’orlo (2006)<br />
oder an die Spreizung, die von der Kombination zweier<br />
Wörter suggeriert wird, die mit Geburt und Tod verbunden<br />
sind: Gamete stele (2007). Die Spreizung zwischen<br />
der Weichheit des Gallerts und der Härte des Steins<br />
drückt sich hier mit konzentrierter, jedoch anti-rhetorischer<br />
Dichte aus und führt zu einem sanfteren Ergebnis.<br />
Die Negation von Without Witness (2004) scheint<br />
schließlich nach dem Wesen des Klanges zu suchen und<br />
lädt den Komponisten ebenso wie den Hörer ein, loszulassen:<br />
das eigene Ego, die Schwere des Ichs.<br />
Paolo Petazzi<br />
(Übersetzung: Christine Anderson)<br />
Information: Die Kompositionen von Osvaldo Coluccino<br />
erscheinen bei RAI Trade (Vertrieb: Alkor-Edition)
Wer darf sie spielen?<br />
Streit um eine Melodie im Kinderstück von Andreas<br />
Tarkmann und Eberhard Streul<br />
<strong>takte</strong>: „Die verlorene Melodie“ ist Ihre erste Zusammenarbeit<br />
mit dem Theaterautor Eberhard Streul, mit dem<br />
Sie die Liebe zum Kabarett verbindet. Wie kam es nun zu<br />
dieser ersten Begegnung?<br />
Tarkmann: Trotz unseres teilweise ähnlichen Betätigungsfelds<br />
war die Begegnung mit Eberhard Streul kein<br />
Zufall, sondern fand auf Vorschlag der Alkor-Edition<br />
statt. Eberhard Streul suchte nämlich einen Komponisten<br />
für einen Text, den er schon vor Jahren für ein Kinderkonzert<br />
geschrieben hatte.<br />
Was hat Sie an seinem Text besonders gereizt?<br />
Auf jeden Fall ist es schön, eine Geschichte zu vertonen,<br />
die noch keiner kennt. Das erhöht natürlich die Neugier<br />
und Spannung bei den jungen Zuhörern. Dann spielt die<br />
Geschichte in einer sehr „musikalischen Welt“: Ein zerstreuter<br />
Komponist schreibt eine Melodie, die durch<br />
Zufall in einem Orchester landet und um die von den<br />
verschiedenen Instrumenten heftigst gestritten wird.<br />
Um die Melodie zu schützen, reißt eine kleine Geige mit<br />
ihr aus. Geige und Melodie erleben einige merkwürdige<br />
Abenteuer und werden schließlich von der resoluten<br />
Großmutter, der Bassgeige, ins geläuterte Orchester zurückgeholt.<br />
So eine Geschichte ist für einen Komponisten natürlich<br />
eine reizvolle Aufgabe, weil er hier alle Register ziehen<br />
kann. Überhaupt fand ich Streuls Geschichte auf Anhieb<br />
originell und witzig, sprachlich sehr pointiert und<br />
geistreich, ohne die kindliche Ebene zu vernachlässigen.<br />
So können die Kinder zwar eine Menge über Musik und<br />
Instrumente erfahren, werden aber nicht offensichtlich<br />
„belehrt“.<br />
Haben Sie den Wortlaut eins zu eins übernommen?<br />
Der Originaltext ist im Hinblick auf eine melodramatische<br />
Vertonung geschrieben. So waren keine nennenswerten<br />
Änderungen nötig. Wir haben lediglich das musikdramaturgische<br />
Gerüst zusammen abgesprochen:<br />
wann, wo und wie viel Musik an bestimmten Textstellen<br />
erklingen soll. Ansonsten hat mir der Autor dankenswerterweise<br />
keine Vorschriften gemacht.<br />
An welche Altersgruppe wendet sich „Die verlorene Melodie“<br />
und wie war die Resonanz bei der Uraufführung<br />
im Frühjahr in Ludwigshafen?<br />
Wir schlagen das Stück für Kinder ab fünf Jahren vor. Es<br />
ist ganz bewusst für die jüngeren Kinder geschrieben<br />
und wurde von ihnen begeistert aufgenommen. Aber<br />
nicht nur von diesen: Eltern und Orchestermitglieder<br />
waren genauso angetan.<br />
Die Geschichte wendet sich letztlich gegen den Egoismus<br />
und plädiert für das gemeinschaftsstiftende Band des<br />
Musizierens.<br />
Streit, Flucht und Rückkehr: Viel geschieht im neuen<br />
Kinderkonzertstück „Die verlorene Melodie“ von<br />
Andreas Tarkmann und Eberhard Streul. Wer will,<br />
kann sogar eine Botschaft daraus lesen. Die Uraufführung<br />
in Ludwigshafen war ein großer Erfolg.<br />
Diese Botschaft ist nur ein Teilaspekt des Stücks und ich<br />
finde es nicht schlimm, wenn andere Seiten des Gesamtstücks<br />
sie vielleicht verdrängen. Für viele junge Kinder<br />
ist es wahrscheinlich der erste Konzertbesuch und die<br />
allererste Begegnung mit einem Orchester: Da gibt es<br />
ungeheuer viel Interessantes zu sehen und zu hören …<br />
„Die verlorene Melodie“ geht von der klassischen Konzertsituation<br />
aus. Das junge Publikum wird nur gelegentlich<br />
vom Erzähler angesprochen, der aus dem Stück heraus<br />
Fragen formuliert, bei denen es unter anderem um die<br />
Identifizierung von Instrumenten geht. Welchen Stellenwert<br />
räumen Sie diesem Kinderkonzertstück in der Nachfolge<br />
von „Peter und der Wolf“ ein im Vergleich zu Konzepten,<br />
bei denen Kinder und Jugendliche von Anfang an<br />
und in einem größeren Maß in die Erarbeitung eines neuen<br />
Stückes und dessen Aufführung integriert werden?<br />
Ich denke, dass beide Konzertmodelle ihre Berechtigung<br />
haben und dass Kinder auch mit beiden konfrontiert<br />
werden sollten. Natürlich ist es wichtig, dass sie aus einer<br />
passiven Konsumentenrolle herausgeholt werden<br />
und dass die Konzerte im wahrsten Sinne des Wortes<br />
„begreifbarer“ werden. Auf der anderen Seite sollten<br />
Kinder auch lernen, eine gewisse Zeit konzentriert zuzuhören.<br />
Ich glaube, diese Konzentrationsfähigkeit sollten<br />
wir den Kindern auch zutrauen und sie fördern. In<br />
diesem Sinne ist ein Stück wie Die verlorene Melodie<br />
ein guter Einstieg.<br />
Takte: Verraten Sie uns zum Abschluss noch Ihre nächsten<br />
Projekte?<br />
Nachdem ich letztes Jahr mit meiner ersten Kinderoper<br />
La belle au bois dormant (Dornröschen) in der Philharmonie<br />
Essen einen schönen Erfolg hatte, komponiere ich<br />
nun für das Theater Aachen als Kinderoper den Räuber<br />
Hotzenplotz (Uraufführung April 2009). In der Tonhalle<br />
Düsseldorf wird 2009 ein weiteres Kinderstück von mir<br />
uraufgeführt, darüber hinaus arbeiten Eberhard Streul<br />
und ich schon an etwas Neuem, aber mehr darf darüber<br />
noch nicht verraten werden.<br />
2I2008<br />
Fragen: Redaktion<br />
Andreas N. Tarkmann<br />
Die verlorene Melodie. Ein Konzertstück für Kinder<br />
für Sprecher und Orchester mit einer Geschichte von<br />
von Eberhard Streul<br />
Besetzung: Sprecher – Orchester: 2,2,2,2 – 2,2,1,1 –<br />
Schlg (1) – Str<br />
Aufführungsdauer: ca. 30 Minuten<br />
Verlag: Cecilia Music Concept GmbH Verlag Köln,<br />
Vertrieb: Alkor-Edition<br />
]<br />
[t]akte 2I2008 31
[t]akte<br />
32 [t]akte 2I2008<br />
Neue Bücher<br />
Andreas Waczkat: Georg<br />
Friedrich Händel.<br />
Der Messias. Bärenreiter<br />
Werkeinführung<br />
2008. 146 Seiten. € 14,95<br />
/ CHF 26.90.<br />
Wie gelang es Händel,<br />
eine solch zündende<br />
Komposition<br />
zu schaffen? Welche<br />
Botschaften wurden<br />
für die Zuhörer damals<br />
transportiert,<br />
wo setzten Händel<br />
und sein Librettist Charles Jennens<br />
die Akzente? Andreas<br />
Waczkat erläutert diese und<br />
weitere Fragen in drei Schritten.<br />
Ein erster Teil widmet sich der<br />
Entstehung des Werkes und<br />
dem Libretto. Der zweite Teil<br />
untersucht Satz für Satz Text<br />
und Musik. Abschließend skizziert<br />
Waczkat die Wirkungsund<br />
Rezeptionsgeschichte des<br />
Messias. Praktische Hinweise<br />
zu den verschiedenen Fassungen<br />
und Editionen des Werks<br />
runden die Einführung ab.<br />
Ingo Schultz: Viktor Ullmann. Leben und Werk. Bärenreiter-Verlag/Verlag<br />
J. B. Metzler 2008. 280 Seiten. € 29,95<br />
/ CHF 46.00.<br />
Eine umfassende Darstellung von Viktor Ullmanns Leben<br />
und Schaffen (1898–1944) von den prägenden Eindrücken<br />
seiner Jugend in Teschen und Wien über die<br />
nach dem Ersten Weltkrieg ansetzende Laufbahn als<br />
Kapellmeister und Komponist in Prag bis hin zu den<br />
letzten großen Werken, die er den Lebensverhältnissen<br />
in Theresienstadt abgerungen hat. In den analytischen<br />
Abschnitten entsteht das Bild eines Komponisten, dessen<br />
unverwechselbare „Handschrift“ sich in differenzierter<br />
Harmonik, unkonventioneller Kontrapunktik<br />
und eigenwilliger Rätselhaftigkeit zeigt.<br />
Jörg Konrad: Miles Davis. Die Geschichte seiner Musik.<br />
Bärenreiter-Verlag 2008. 202 Seiten. € 19,95 / CHF 35.90.<br />
Kein Musiker hat den modernen Jazz stärker geprägt<br />
und verändert als Miles Davis. In chronologischer Folge<br />
und in Form eines übersichtlichen Handbuchs porträtiert<br />
Jörg Konrad 86 Alben, an denen der Trompeter beteiligt<br />
war. Aber auch wichtige persönliche Umstände<br />
von Davis’ Leben bringt Konrad ans Tageslicht und setzt<br />
sie in Beziehung zu dem musikalischen Kosmos, den<br />
Miles Davis kreiert hat.<br />
Charlotte Seither – aktuell<br />
Charlotte Seither – aktuell<br />
Ausblick<br />
Charlotte Seither ist von Kulturstaatsminister<br />
Bernd<br />
Neumann mit dem Stipendium<br />
der Deutschen Akademie<br />
Rom Villa Massimo ausgezeichnet<br />
worden und wird<br />
2009 einen einjährigen Stipendienaufenthalt<br />
in Rom<br />
verbringen. +++ Gustav Rivinius (Violoncello) und<br />
Eduard Brunner (Klarinette) werden bei den Tagen<br />
für Interpretation und Aufführungspraxis Neuer<br />
Musik in Saarbrücken ein neues Auftr Auftr Auftrags Auftr Auftrags<br />
ags agswwwwwerk ags erk erk erk erk für für für für für<br />
Klar Klar Klarinette Klar Klarinette<br />
inette inette inette und und und und und Vi Vi Viooooollllloncell<br />
Vi Vi oncell oncell oncellooooo oncell von Charlotte Seither<br />
zur Uraufführung bringen (15.10.08). +++ Der<br />
Deutschlandfunk Köln widmet der Komponistin ein<br />
ausführliches Rundfunkportrait (18.10.08).<br />
Rückblick<br />
Im August 2008 war Charlotte Seither als Return-<br />
Resident bei der Akademie Schloss Solitude Stuttgart<br />
zu Gast. +++ Vom Goethe-Institut Santiago de<br />
Chile wurde Charlotte Seither als Guest Composer<br />
zum Festival Música Contemporánea eingeladen<br />
(31.7.–10.8.08). +++ In Krefeld kam das neue Orchesterstück<br />
Essa Essa Essays Essa Essays<br />
ys ys ys of of of of of Sh Sh Shado Sh Shado<br />
ado adow adow<br />
w w w and and and and and Tru Tru Truth Tru Truth<br />
th th th als Auftragswerk<br />
der Niederrheinischen Sinfoniker unter der<br />
Leitung von Graham Jackson zur Uraufführung.<br />
Zitate aus Pressekritiken: „Eine halbe Stunde lang<br />
entfachen die Niederrheinischen Sinfoniker einen<br />
akustischen Sturm, der aufschreckt, verblüfft, fasziniert.<br />
Seithers Orchesterwerk überzeugt “ (Westdeutsche<br />
Zeitung), „so weit durchdifferenzierte<br />
Klänge wünschte man sich öfter. Viel Beifall für<br />
Werk und Orchesterleistung“ (Rheinische Post)<br />
(29.4.08). +++ Beim Forum Neue Musik des Deutschlandfunks<br />
Köln wurde das Auftragswerk ne ne nevvvvver ne ne er er er er real, real, real, real, real,<br />
al al alwwwwwaaaaays al al ys ys ys ys true true true true true für Akkordeon solo von Margit Kern uraufgeführt<br />
(5.4.2008). +++ An der Universität Oldenburg<br />
standen ihre Werke im Rahmen eines Portraitkonzertes<br />
im Mittelpunkt (13.6.08). +++ Nach Aufführungen<br />
in Osnabrück und München ist die Produktion<br />
ihres Musiktheaterwerks Der Der Der Der Der hell hell helle hell helle<br />
e e e Rand Rand Rand Rand Rand<br />
vvvvvon on on on on Furch Furch Furcht Furch Furcht<br />
t t t und und und und und Erw Erw Erwachen<br />
Erw Erwachen<br />
achen achen achen mit acht weiteren Aufführungen<br />
am Staatstheater Kassel zu Ende gegangen.<br />
+++ In seiner Rundfunkreihe „Hear and Now“<br />
stellte BBC London die Werke Music Music Music Music Music for for for for for orchestr orchestr orchestra,<br />
orchestr orchestra,<br />
a, a, a,<br />
Gr Gr Gran Gr Gran<br />
an an an passo passo passo passo passo und All’a All’a All’aper All’a All’aper<br />
per perto perto<br />
to to to vor, die mit dem BBC<br />
Symphony Orchestra London, Mark Knoop, Klavier<br />
und den BBC Singers London zur Aufführung gekommen<br />
waren (31.5.08).
Neue CDs<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Amadigi di Gaula<br />
Al Ayre Español, Leitung:<br />
Eduardo López Banzo. Ambroisie<br />
Georg Friedrich Händel: Tolomeo<br />
Il Complesso Barocco, Leitung:<br />
Alan Curtis. Deutsche<br />
Grammmophon<br />
Christoph Willibald Gluck: Ezio<br />
Orchester der Ludwigsburger<br />
Schlossfestspiele, Leitung:<br />
Michael Hofstetter. Oehms<br />
Joseph Haydn:<br />
Die sieben letzten Worte unseres<br />
Erlösers am Kreuze<br />
Camerata Salzburg, Leitung: Sir<br />
Roger Norrington. ORF<br />
Hector Berlioz:<br />
L’Enfance du Christ<br />
London Symphony Orchestra,<br />
Leitung: Sir Colin Davis. LSO Live<br />
Anton Bruckner:<br />
Sinfonie Nr. 3 (Fassung 1873)<br />
Radio-Sinfonieorchester<br />
Stuttgart des SWR, Leitung: Sir<br />
Roger Norrington. SWR Hänssler<br />
Anton Bruckner:<br />
Sinfonie Nr. 4 (Urfassung 1874)<br />
Philharmoniker Hamburg,<br />
Leitung: Simone Young. Oehms<br />
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 9<br />
Sinfonieorchester Aachen,<br />
Leitung: Marcus Bosch. Coviello<br />
Anton Bruckner: Messe f-Moll<br />
RIAS Kammerchor, Orchestre des<br />
Champs-Elysées, Leitung:<br />
Philippe Herreweghe. Harmonia<br />
mundi<br />
Reinhard Schwarz-Schilling:<br />
Introduktion und Fuge;<br />
Symphonie in C<br />
Staatskapelle Weimar, Leitung:<br />
José Serebrier. Naxos<br />
Hugo Distler:<br />
Konzert für Cembalo und<br />
Streicher op. 14; Schauspielmusik<br />
zu Ritter Blaubart<br />
Neubrandenburger Philharmonie,<br />
Leitung: Stefan Malzew.<br />
Klassik Center Kassel<br />
Rudolf Kelterborn: Piano Pieces 1–6<br />
See Siang Wong. Guild<br />
Salvatore Sciarrino:<br />
Storie di altre storie<br />
Teodoro Anzellotti (Akkordeon),<br />
WDR Sinfonieorchester Köln,<br />
Leitung: Kazushi Ono. Winter &<br />
Winter<br />
Beat Furrer: Begehren<br />
Petra Hoffmann (Sopran), Johann<br />
Leutgeb (Erzähler), Vokalensemble<br />
NOVA, ensemble recherche,<br />
Musikal. Leitung: Beat Furrer,<br />
Inszenierung/Choreographie:<br />
Reinhild Hoffmann. Kairos (DVD)<br />
Manfred Trojahn:<br />
Berceuse für Orchester<br />
Radiosinfonieorchester Stuttgart<br />
des SWR, Leitung: George<br />
Alexander Albrecht<br />
Auf: Musik in Deutschland<br />
1950–2000. Orchesterstücke<br />
1975–2000. RCA/Deutscher<br />
Musikrat<br />
Termine (Auswahl)<br />
Oktober 2008 Oktober 2008<br />
3.10.2008 Heidelberg (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Cornelius<br />
Meister, Inszenierung: Christian<br />
Sedelmayer<br />
3.10.2008 St. Pölten (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
Freiburger Barockorchester,<br />
Musikal. Leitung: Attilio<br />
Cremonesi, Inszenierung:<br />
Joachim Schloemer<br />
3.10.2008 Wien (Konzerthaus)<br />
Beat Furrer: Antichesis<br />
Klangforum Wien, Leitung: Beat<br />
Furrer<br />
3.10.2008 Utrecht<br />
Georg Friedrich Händel: L’Allegro,<br />
il Penseroso ed il Moderato<br />
Radio Kamer Filharmonie,<br />
Leitung: Kenneth Montgomery<br />
4.10.2008 Tübingen<br />
Franz Schubert: Die Zauberharfe<br />
Tübinger Ärzteorchester, Leitung:<br />
Norbert Kirchmann<br />
4.10.2008 Graz<br />
Beat Furrer: Konzert für Klavier<br />
und Orchester (Österr. Erstauff.)<br />
Nicolas Hodges (Klavier), Radio-<br />
Symphonierorchester Wien,<br />
Leitung: Pascal Rophé<br />
4.10.2008 Leipzig (Premiere)<br />
Johann Strauß: Eine Nacht in<br />
Venedig<br />
Musikal. Leitung: Roland Seiffarth,<br />
Inszenierung: Julia Riegel<br />
5.10.2008 Zürich (Premiere)<br />
Ludwig van Beethoven: Fidelio<br />
Musikal. Leitung: Bernard<br />
Haitink, Inszenierung: Katharina<br />
Thalbach<br />
6.10.2008 Lille / 21.10. Paris<br />
Théâter des Champs-Elysées<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro<br />
Le Concert d’Astrée, Musikal.<br />
Leitung: Emmanuelle Haïm,<br />
Inszenierung: Jean-François<br />
Sivadier<br />
–><br />
–><br />
2I2008<br />
8.10.2008 Paris (Théâtre des<br />
Champs-Elysées) (Premiere)<br />
Jean-Baptiste Lully: Armide<br />
Chœur et Orchestre Les Arts<br />
Florissants, Musikal. Leitung:<br />
William Christie, Inszenierung:<br />
Robert Carsen<br />
8.10.2008 Ravensburg / 9.10.2008<br />
München / 14.10.2008 Meran<br />
Beat Furrer: antichesis<br />
Münchner Kammerorchester,<br />
Leitung: Alexander Liebreich<br />
10.10.2008 London<br />
Matthias Pintscher: pourquoi<br />
l’azur muet. Musique de<br />
„L’espace dernier“ pour soprano,<br />
mezzosoprano et orchestre<br />
(Uraufführung)<br />
Claudia Barainsky (Sopran),<br />
Claudia Mahnke (Mezzosopran),<br />
BBC Symphony Orchestra,<br />
Leitung: Kazushi Ono<br />
11.10.2008 Kiel (Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel: Alcina<br />
Leitung: Eduardo López Banzo,<br />
Inszenierung Silvana Schröder<br />
11.10.2008 Frankfurt<br />
Beat Furrer: Xenos für Ensemble<br />
(Uraufführung)<br />
Ensemble Modern, Leitung: Alejo<br />
Pérez<br />
11.10.2008 Lyon (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Jérémie Rohrer,<br />
Inszenierung: Georges<br />
Lavaudant<br />
11.10.2008 Freiburg (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Lucio Silla<br />
Musikal. Leitung: Patrick Peire,<br />
Inszenierung: Ludger Engels<br />
14.10.2008 Wien, Theater an der<br />
Wien (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orfeo ed Euridice<br />
Freiburger Barockorchester,<br />
Musikal. Leitung: René Jacobs,<br />
Inszenierung: Stephen Lawless<br />
[t]akte 2I2008 33
[t]akte<br />
–><br />
Termine (Auswahl)<br />
Oktober 2008 Oktober 2008 Oktober 2008<br />
November 2008<br />
14.10.2008 Genf (Premiere)<br />
Hector Berlioz:<br />
La damnation de Faust<br />
Musikal. Leitung: John Nelson,<br />
Inszenierung: Olivier Py<br />
15.10.2008 Wien<br />
Rudolf Kelterborn: Four Pieces<br />
for Four Players (Österr. Erstauff.)<br />
Collegium Novum Zürich<br />
15.10.2008 Saarbrücken<br />
Charlotte Seither: Neues Werk<br />
(Uraufführung)<br />
Eduard Brunner (Klarinette),<br />
Gustav Rivinius (Violoncello),<br />
Adrian Oetiker (Klavier)<br />
16.10.2008 Mainz (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
La Semiramide riconosciuta<br />
Musikal. Leitung: Michael<br />
Millard, Inszenierung: Peer<br />
Boysen<br />
17.10.2008 Berlin (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Le Cinesi<br />
Universität der Künste, Musikal.<br />
Leitung: Igor Budinstein,<br />
Inszenierung: Dagny Müller<br />
17.10.2008 Tours (Premiere)<br />
Joseph Haydn: Armida<br />
Musikal. Leitung: Jean-Yves<br />
Ossonce, Inszenierung: Gilles<br />
Bouillon<br />
17.10.2008 Liège (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Paride ed Elena<br />
Musikal. Leitung: Filippo Maria<br />
Bressan, Inszenierung: Andrea<br />
Cigni<br />
18.10.2008 Oslo<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Rinaldo<br />
Alessandrini, Inszenierung: Peter<br />
Konwitschny<br />
18.10.2008 Nürnberg (Premiere)<br />
Hector Berlioz: Benvenuto Cellini<br />
Musikal. Leitung: Guido<br />
Johannes Rumstadt, Inszenierung:<br />
Laura Scozzi<br />
34 [t]akte 2I2008<br />
–><br />
–><br />
18.10.2008 Luzern (Premiere]<br />
Giuseppe Gazzaniga:<br />
Don Giovanni<br />
Musikal. Leitung: Andrew<br />
Dunscombo, Inszenierung:<br />
Dominique Mentha<br />
19.10.2008 Hannover<br />
Charlotte Seither: Scusi für<br />
Tenorblockflöte und Klavier<br />
(Uraufführung)<br />
Ulrike Volkhardt (Tenorblockflöte),<br />
Darlen Bakke (Klavier)<br />
19.10.2008 Genf (Premiere)<br />
Jacques Offenbach:<br />
Les contes d’Hoffmann<br />
Musikal. Leitung: Patrick Davin,<br />
Inszenierung: Olivier Py<br />
22./23.10.2008 Aachen<br />
Philipp Maintz: archipel. Musik<br />
für großes Orchester (Uraufführung)<br />
Sinfonieorchester Aachen,<br />
Leitung: Marcus R. Bosch<br />
23.10.2008 Hokutopia (Japan)<br />
Joseph Haydn: Orlando paladino<br />
Les Boréades, Musikal. Leitung:<br />
Ryo Terakado<br />
23.10.2008 New York (La MaMa<br />
Theatre)<br />
Charlotte Seither: One-womanopera<br />
(USA-Erstaufführung)<br />
Cornelia Melian (Stimme), Regie:<br />
Judy Wilson<br />
25.10.2008 Köln<br />
Beat Furrer: Aria<br />
Donatienne Michel-Sansac<br />
(Sopran), Ensemble dissonART,<br />
Leitung: Beat Furrer<br />
25.10.2008 Kassel (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni<br />
Musikal. Leitung: Marco Comin,<br />
Inszenierung: Volker Schmalöer<br />
25.10.2008 Bologna<br />
Hector Berlioz: Te Deum<br />
Orchestra Mozart, Leitung:<br />
Claudio Abbado<br />
25.10.2008 Prag (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La finta giardiniera<br />
Musikal. Leitung: Tomas Netopil,<br />
Inszenierung: Ursel Herrmann,<br />
Karl-Ernst Herrmann<br />
25.10.2008 Nürnberg<br />
Leoš Janáček: Taras Bulba<br />
Nürnberger Symphoniker,<br />
Leitung: Berhard Gueller<br />
29.10.2008 Paris<br />
Matthias Pintscher:<br />
Hérodiade-Fragmente<br />
Marisol Montalvo (Sopran);<br />
Orchestre de Paris, Leitung:<br />
Christoph Eschenbach<br />
30.10.2008 Postdam (Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel: Alcina<br />
Musikal. Leitung: Andrea<br />
Marcon, Inszenierung: Ingo<br />
Kerkhoff<br />
30.10.2008 München<br />
Bohuslav Martinů: Legende aus<br />
dem Rauch des Kartoffelkrautes<br />
Chor des Bayerischen Rundfunks,<br />
Münchner Rundfunkorchester,<br />
Leitung: Ulf Schirmer<br />
30.10.2008 Kassel (Musiktage)<br />
Manfred Trojahn:<br />
Ariosi für Sopran, Bassettklarinette<br />
und Orchester<br />
Christiane Iven (Sopran), Sabine<br />
Meyer (Klarinette), hr-Sinfonieorchester,<br />
Leitung: Lothar<br />
Zagrosek<br />
31.10.2008 Wien<br />
Beat Furrer: Konzert für Klavier<br />
und Orchester<br />
Nicolas Hodges (Klavier), Radio-<br />
Symphonierorchester Wien,<br />
Leitung: Emilio Pomarico<br />
31.10.2008 Kassel (Musiktage)<br />
–><br />
Miroslav Srnka: Dreizehn Lieder<br />
für mittlere Stimme und Klavier<br />
nach Postkarten von Jurek<br />
Becker an seine Sohn Jonathan<br />
(*1990) (Uraufführung)<br />
Dagmar Pecková (Mezzosopran),<br />
N. N. (Klavier)<br />
–><br />
1.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />
Miroslav Srnka: Pouhou vlnou;<br />
Streichquartett; Simple space<br />
Aurélien Richard (Klavier),<br />
Diotima Quatuor<br />
2.11.2008 Detmold (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orfeo ed Euridice<br />
Musikal. Leitung: Jörg<br />
Pitschmann, Inszenierung:<br />
Kay Metzger<br />
6.11.2008 Zürich (Tage für Neue<br />
Musik)<br />
Beat Furrer: Canti notturni<br />
(Schweiz. Erstaufführung)<br />
Tonhalle-Orchester Zürich,<br />
Leitung: David Zinman<br />
6.11.2008 London (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
La rencontre imprévue<br />
Guildhall School of Music,<br />
Musikal. Leitung: Nicholas Kok,<br />
Inszenierung: Stephen Medcalf<br />
6.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />
Manfred Trojahn: 6 Préludes<br />
Clemens Berg (Klavier)<br />
7.11.2008 Tokyo (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte<br />
Nissay Theatre Orchestra,<br />
Musikal. Leitung: Toshiyuki<br />
Kamioka<br />
8.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />
Ernst Krenek: Lamentatio<br />
Jeremiae prophetae<br />
Vocalensemble Kassel, Martin Lücker<br />
(Orgel), Leitung: Eckhard Manz<br />
9.11.2008 Prag<br />
Miroslav Srnka: ta větší. Eine<br />
Variation über den Schlussgesang<br />
aus Její pastorkyňa<br />
(Jenufa) (Uraufführung)<br />
Emanuele Torquati (Klavier)<br />
13.11.2008 Zürich, St. Peter (Premiere)<br />
Christoph Willibald Gluck: Orfeo<br />
ed Euridice<br />
Vocalino Chor, Symphonisches<br />
Orchester Zürich, Musikal.<br />
Leitung: Beat Dähler, Inszenierung:<br />
Serge Honegger
November 2008<br />
13./14.11.2008 Turin<br />
Matthias Pintscher: Fünf<br />
Orchesterstücke (Ital. Erstauff.)<br />
Orchestra Sinfonica Nazionale<br />
della RAI, Leitung: Matthias<br />
Pintscher<br />
16.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />
Manfred Trojahn: Die kleinen<br />
Lieder. Gesänge auf Texte von<br />
Heinrich Heine; Dir zur Feier.<br />
Lieder auf Texte von Rainer<br />
Maria Rilke<br />
Silvia Weiss (Sopran), Karola<br />
Theill (Klavier)<br />
19.11.2008 Monte Carlo (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte<br />
Musikal. Leitung: Philippe Auguin,<br />
Inszenierung: Jean-Louis Grinda<br />
20.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />
Manfred Trojahn: Klavierquartett<br />
Ingolf Turban (Violine), Barbara<br />
Turban (Viola), Sebastian Hess<br />
(Violoncello); Siegfried Mauser<br />
(Klavier)<br />
20.11.2008 Ferrara (Premiere)<br />
Ludwig van Beethoven: Fidelio<br />
Musikal. Leitung: Claudio Abbado,<br />
Inszenierung: Chris Kraus<br />
21.11.2008 Toulouse (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro<br />
Musikal. Leitung: Marco<br />
Armiliato, Inszenierung: Marco<br />
Arturo Marelli<br />
21.11.2008 Vitoria (Spanien,<br />
Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo (konz.)<br />
RIAS Kammerchor, Freiburger Barockorchester,<br />
Leitung: René Jacobs<br />
(auch 23.11. Valladolid, 25.11. Köln,<br />
27.11. Brüssel, 29.11. Paris)<br />
22.11.2008 Sevilla<br />
Georg Friedrich Händel: Giulio<br />
Cesare<br />
Orquesta barroca de Sevilla,<br />
Musikal. Leitung: Andreas<br />
Spering, Inszenierung: Herbert<br />
Wernicke<br />
–><br />
–><br />
November 2008<br />
Dezember 2008 Dezember 2008<br />
22.11.2008 Schönebeck<br />
Thomas Daniel Schlee:<br />
Quia tu es Deus<br />
Mitteldeutsche Kammerphilharmonie,<br />
Leitung: Christian<br />
Simonis<br />
22.11.2008 Köln (WDR – „Musik<br />
der Zeit“)<br />
Philipp Maintz: tourbillon. Musik<br />
für Violine, Violoncello und<br />
Klavier (Uraufführung); Rudolf<br />
Kelterborn: Moments musicaux<br />
absolut trio<br />
22.11.2008 Bad Segeberg<br />
Johannes Driessler: Dein Reich<br />
komme<br />
Segeberger Sinfonieorchester,<br />
Leitung: Andreas Johannes<br />
Maurer-Büntjen<br />
22.11.2008 Doorwerth (NL)<br />
Christoph Willibald Gluck/Hector<br />
Berlioz: Orphée et Euridice<br />
Osterbeeks Kamerkoor, Leitung:<br />
Annelis Boone<br />
22.11.2008 Passau (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Basil H. E.<br />
Coleman, Inszenierung: Wolfram<br />
J. Starczewski<br />
28.11.2008 Helsinki (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte<br />
Musikal. Leitung: Kari Tikka,<br />
Inszenierung: Guy Joosten<br />
28.11.2008 Paris (Cité de la<br />
Musique)<br />
Miroslav Srnka: Neues Stück<br />
nach Texten und Stoff des Films<br />
„My Life Without Me“ von Isabel<br />
Coixet (Uraufführung)<br />
Claron McFadden (Sopran),<br />
Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: David Robertson<br />
5.12.08 Brüssel (Premiere)<br />
Antonin Dvořák: Rusalka<br />
Musikal. Leitung: Adam Fischer,<br />
Inszenierung: Stefan Herheim<br />
–><br />
5.12.2008 Wien<br />
Vadim Karassikov: in the flame<br />
of the dream (Uraufführung);<br />
Matthias Pintscher: Verzeichnete<br />
Spur; Salvatore Sciarrino: Le<br />
stagioni artificiali (Österr. Erstauff.)<br />
Gunde Jäch-Micko (Violine),<br />
Florian Müller (Klavier) Klangforum<br />
Wien, Leitung: Matthias<br />
Pintscher<br />
6.12.2008 Braunschweig<br />
(Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
Musikal. Leitung: Georg Mark,<br />
Inszenierung: Marianne Clement<br />
6.12.2008 Düsseldorf (Premiere)<br />
Antonin Dvořák: Rusalka<br />
Musikal. Leitung: John Fiore,<br />
Inszenierung: Jiři Nekvasil<br />
7.12.2008 Münster<br />
Matthias Pintscher:<br />
Devant une neige<br />
Sinfonieorchester Münster,<br />
Leitung: Erich Wächter<br />
10.12.08 Winterthur (Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Acis and Galathea<br />
Musikkollegium Winterthur,<br />
Leitung: Maurice Steger<br />
12.12.2008 Genf (Premiere)<br />
Johann Strauss: Die Fledermaus<br />
Musikal. Leitung: Thomas Rösner,<br />
Inszenierung: Uwe Eric Laufenberg<br />
12.12.2008 Amsterdam<br />
Jorge E. López: Blue Cliffs<br />
Asko Schönberg Ensemble,<br />
Leitung: Emilio Pomarico<br />
16.12.2008 Sevilla<br />
Joseph Haydn: Lo Speziale<br />
Orquesta Sinfónica de Sevilla,<br />
Musikal. Leitung: Santiago<br />
Serrate, Inszenierung: Patrick<br />
Mailler<br />
17.12.2008 Lyon (Premiere)<br />
Johann Strauss: Die Fledermaus<br />
Musikal. Leitung: Emmanuel<br />
Krivine, Inszenierung: Peter<br />
Langdal<br />
–><br />
Dezember 2008<br />
Januar 2009<br />
2I2008<br />
20.12.08 Nürnberg (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
Musikal. Leitung: Christof Prick,<br />
Inszenierung: Andreas Baesler<br />
21.12.2008 Basel<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />
Nachttief und Mond für Countertenor<br />
und Violoncello<br />
(Uraufführung)<br />
Leslie Leon (Stimme), Fernando<br />
Caida Greco (Violoncello)<br />
8./11.1.2009 Luleå (Schweden)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (konzertant)<br />
Mahler Chamber Orchestra,<br />
Leitung: Daniel Harding<br />
11.1.2009 Amsterdam (Premiere)<br />
Francesco Cavalli: Ercole amante<br />
Musikal. Leitung: Ivor Bolton,<br />
Inszenierung: David Alden<br />
10.1.2009 Bad Kissingen<br />
–><br />
Felix Mendelssohn Bartholdy:<br />
Konzert in e Nr. 3 für Klavier und<br />
Orchester (Uraufführung)<br />
Matthias Kirschnereit (Klavier),<br />
Sinfonieorchester Basel, Leitung:<br />
Mario Venzago<br />
(auch 11.1. Garmisch-Partenkirchen)<br />
15./16.1.2009 Philadelphia<br />
Matthias Pintscher: Osiris<br />
Philadelphia Orchestra, Leitung:<br />
Christoph Eschenbach<br />
(auch 29.1. Gran Canaria,<br />
10.2. Luxemburg)<br />
17.1.2009 Bilbao (Premiere)<br />
Georg Friedrich Händel: Giulio<br />
Cesare<br />
Musikal. Leitung: Eduardo López<br />
Banzo, Inszenierung: Yannis<br />
Kokkos<br />
18.1.2009 Salzburg, Landestheater<br />
(Premiere)<br />
Benjamin Britten: Death in Venice<br />
Musikal. Leitung: Kai Röhrig,<br />
Inszenierung: Steven Medcalf<br />
18.1.2009 Nizza (Premiere)<br />
Jacques Offenbach: Les contes<br />
d’Hoffmann<br />
Musikal. Leitung: Emmanuel<br />
Joel-Hornak, Inszenierung:<br />
Paul-Emile Fourny<br />
[t]akte 2I2008 35
[t]akte<br />
–><br />
–><br />
–><br />
Termine (Auswahl)<br />
Januar 2009 Januar / Februar 2009 März 2009<br />
März 2009<br />
23.1.2009 Zürich<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />
Kassiopeia für Ensemble<br />
(Uraufführung)<br />
Collegium Novum Zürich,<br />
Leitung: Pablo Heras Casado<br />
23.1.2009 Köln (Premiere)<br />
Luigi Cherubini:<br />
Ali Baba und die 40 Räuber<br />
Musikal. Leitung: N. N., Inszenierung:<br />
Eike Ecker<br />
24.1.2009 Wien, Volksoper<br />
(Premiere)<br />
Ernst Krenek: Kehraus um<br />
St. Stephan<br />
Musikal. Leitung: N. N., Inszenierung:<br />
Michael Scheidl<br />
26.1.2009 Salzburg (Mozartwoche)<br />
Matthias Pintscher: Study IV for<br />
Treatise on the Veil for String<br />
Quartet (Uraufführung);<br />
Matthias Pintscher: Neues Werk<br />
für Flöte solo (Uraufführung):<br />
Study III for Treatise on the Veil<br />
for Violin solo; Janusgesicht für<br />
Viola und Violoncello; Svelto für<br />
Violine, Violoncello und Klavier<br />
Minguet Quartett, Alexander<br />
Lonquich (Klavier), Emmanuel<br />
Pahud (Flöte)<br />
29.1.2009 Salzburg (Mozartwoche)<br />
Matthias Pintscher:<br />
Verzeichnete Spur<br />
Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: Pierre Boulez<br />
Impressum<br />
[t]akte<br />
Das Bärenreiter-Magazin<br />
Redaktion:<br />
Johannes Mundry<br />
Bärenreiter-Verlag<br />
Heinrich-Schütz-Allee 35<br />
D - 34131 Kassel<br />
Tel.: 0561 / 3105-154<br />
Fax: 0561 / 3105-310<br />
<strong>takte</strong>@baerenreiter.com<br />
Erscheinen: 2 x jährlich<br />
kostenlos<br />
36 [t]akte 2I2008<br />
30.1.2009 Hannover (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo<br />
Musikal. Leitung: Martin<br />
Haselböck, Inszenierung:Philipp<br />
Himmelmann<br />
31.1.2009 Leipzig (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni<br />
Musikal. Leitung: Sébastien<br />
Rouland, Inszenierung: Werner<br />
Schroeter<br />
1.2.2009 Salzburg (Mozartwoche)<br />
Matthias Pintscher: transir<br />
Chiara Tonelli (Flöte), Mahler<br />
Chamber Orchestra, Leitung:<br />
Daniel Harding<br />
6.2.2009 Stuttgart (Eclat)<br />
–><br />
Matthias Pintscher: she-cholat<br />
ahavah ani (Shir Ha-Shirim V)<br />
für 32 Stimmen a cappella<br />
(Uraufführung)<br />
SWR Vokalensemble, Leitung:<br />
Rupert Huber<br />
14.2.2009 Gießen (Premiere)<br />
Joseph Haydn: Orlando Paladino<br />
Musikal. Leitung: Carlos Spierer,<br />
Inszenierung: Julia Riegel<br />
7.2.2009 Münster (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro<br />
Musikal. Leitung: Fabrizio<br />
Ventura, Inszenierung: Wolfgang<br />
Quetes<br />
Internet<br />
www.<strong>takte</strong>-online.com<br />
Graphik-Design:<br />
take off – media services<br />
christowzik + scheuch<br />
www.takeoff-ks.de<br />
Kontakt<br />
Bestellungen Leihmaterial:<br />
Alkor-Edition<br />
Heinrich-Schütz-Allee 35<br />
D - 34131 Kassel<br />
1.3.2009 Zürich (Premiere)<br />
Joseph Haydn: La fedeltà premiata<br />
Musikal. Leitung: Adam Fischer,<br />
Inszenierung: Jens-Daniel Herzog<br />
7.3.2009 Augsburg (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte<br />
Musikal. Leitung: Kevin John<br />
Edusei, Inszenierung: Marcel<br />
Keller<br />
7.3.2009 Chemnitz (Premiere)<br />
Charles Gounod: Faust<br />
Musikal. Leitung: Daniel Marlow,<br />
Inszenierung: Jacob Peters-<br />
Messer<br />
7.3.2009 Salzburg (Biennale)<br />
Beat Furrer: spur für Klavier und<br />
Streichquintett<br />
Per Rundberg (Klavier), stadler<br />
quartett<br />
8.3.2009 Salzburg (Biennale)<br />
Beat Furrer: Recitativo für<br />
Stimme und großes Ensemble;<br />
Konzert für Klavier und Orchester<br />
Nicolas Hodges (Klavier),<br />
Ensemble Contrechamps,<br />
Leitung: Beat Furrer<br />
15.3.2009 Antwerpen (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte<br />
Musikal. Leitung: Attilio<br />
Cremonesi, Inszenierung: Guy<br />
Joosten<br />
Tel.: 0561 / 3105-288/289<br />
Fax: 0561 / 3 77 55<br />
E-Mail:<br />
order.alkor@baerenreiter.com<br />
www.alkor-edition.com<br />
Editio Bärenreiter Praha<br />
Jana Urbanová,<br />
E-Mail: urbanova@ebp.cz<br />
Miroslav Srnka<br />
srnka@ebp.cz<br />
Tel.: ++420 274 0019 11<br />
www.sheetmusic.cz<br />
18.3.2009 New York<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy:<br />
Konzert in e Nr. 3 für Klavier und<br />
Orchester (USA-Erstauff.)<br />
Tatiana Goncharova (Klavier),<br />
Lyric Chamber Ensemble<br />
20.3.2009 Lübeck (Premiere)<br />
Othmar Schoeck: Penthesilea<br />
Musikal. Leitung: Philippe Bach,<br />
Inszenierung:Alexander Schulin<br />
20./22.3.2009 Berlin<br />
Joseph Haydn: Orlando Paladino<br />
(konz.)<br />
Berliner Philharmoniker, Leitung:<br />
Nikolaus Harnoncourt<br />
21.3.2008 Amsterdam(Premiere)<br />
Joseph Haydn: Orlando Paladino<br />
Radio Kamer Filharmonie,<br />
Leitung: Alessandro de Marchi<br />
29.3.2009 Aachen (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Lucio Silla<br />
Musikal. Leitung: Marcus R. Bosch,<br />
Inszenierung: Ludger Engels<br />
29./31.3.2009 Avignon, Théâtre<br />
d’Avignon et des Pays de<br />
Vaucluse (Premiere)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito<br />
Musikal. Leitung: Jonathan<br />
Schiffmann, Inszenierung: Alain<br />
Garichot<br />
Promotion:<br />
Dr. Ulrich Etscheit<br />
Leitung Promotion Bühne<br />
und Orchester<br />
Tel.: 0561 / 3105-290<br />
Fax: 0561 / 318 06 82<br />
E-Mail: etscheit.alkor<br />
@baerenreiter.com<br />
Dr. Marie Luise Maintz<br />
Projektleitung Neue Musik<br />
Tel.: 0561 / 3105-139<br />
Fax: 0561 / 3105-310<br />
E-Mail: maintz@<br />
baerenreiter.com<br />
(SPA 51/05)