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2I2008<br />

Informationen für<br />

Bühne und Orchester<br />

Frühe Oper<br />

Francesco Cavalli und Claudio Monteverdi<br />

Neues Musiktheater<br />

Giselher Klebe und Manfred Trojahn<br />

Porträt: Das Ringen um Freiheit<br />

Der Schweizer Komponist Dieter Ammann<br />

[t]akte<br />

Das Bärenreiter-Magazin


[t]akte<br />

Raffinierte Verzierungen<br />

Monteverdis „L’Orfeo“ im<br />

Urtext<br />

Nach „Il ritorno d’Ulisse in patria“<br />

(2007) erscheint nun mit<br />

Claudio Monteverdis „L’Orfeo“<br />

die zweite Oper des Italieners<br />

in der Edition Rinaldo Alessandrinis.<br />

Der Herausgeber führt<br />

in die Prinzipien seiner Ausgabe<br />

ein und weist besonders auf<br />

die hochentwickelten Formen<br />

von Deklamation hin, die große<br />

Anforderungen an Interpreten<br />

stellen. Unterschiede<br />

zu den späteren Opern „Poppea“<br />

und „Ulisse“ sollten<br />

dabei beachtet werden.<br />

Portrait<br />

Neues von Hugo Distler<br />

Entdeckungen im<br />

Gedenkjahr 15<br />

Das Ringen um Freiheit<br />

Der Schweizer Komponist<br />

Dieter Ammann 16<br />

Alchimistische Verwandlungen<br />

Der italienische Komponist<br />

Osvaldo Coluccino 30<br />

2 [t]akte 2I2008<br />

4 6 9 10<br />

Cavalli kommt wieder<br />

Zum Start der Gesamtausgabe<br />

seiner Opernwerke<br />

Mit seinem Konzept standardisierter<br />

Handlungen schrieb<br />

Francesco Cavalli Geschichte,<br />

der sich im 17. Jahrhundert zu<br />

einem weit über seine Heimatstadt<br />

Venedig hinaus gefragten<br />

europäischen Opernkomponisten<br />

entwickelte. Die<br />

neue kritische Cavalli-Edition<br />

bei Bärenreiter, in deren erster<br />

Serie 14 Bühnenwerke geplant<br />

sind, startet mit „Ercole amante“.<br />

Auf der Folie der Sage vom<br />

liebenden Herkules entspannt<br />

sich eine opulente Handlung,<br />

die dem Anlass, der Hochzeit<br />

zwischen Ludwig XIV. und Maria<br />

Theresa von Spanien, angemessen<br />

war.<br />

Oper / Musiktheater<br />

Raffinierte Verzierungen<br />

Monteverdis „L’Orfeo“ im<br />

Urtext 4<br />

Cavalli kommt wieder<br />

Zum Start der Gesamtausgabe<br />

seiner Opernwerke 6<br />

„Semiramide va alle stelle!“<br />

Christoph Willibald Glucks<br />

erste Oper für Wien 9<br />

Mehr als „Carmen“ und „Faust“<br />

Die französische Oper zwischen<br />

Revolution und dem<br />

Beginn der Moderne 11<br />

„Semiramide va alle stelle!“<br />

Christoph Willibald Glucks<br />

erste Oper für Wien<br />

Christoph Willibald Glucks<br />

Dramma per musica „La Semiramide<br />

riconosciuta“ nach einer<br />

Vorlage von Pietro Metastasio<br />

wird 260 Jahre nach ihrer<br />

Uraufführung im Wiener Burgtheater<br />

zum ersten Mal wieder<br />

auf einer Opernbühne zu erleben<br />

sein, und zwar ab dem<br />

18. Oktober im Kleinen Haus<br />

des Mainzer Staatstheaters.<br />

Für die Koproduktion mit der<br />

Hochschule für Musik Mainz<br />

wurde der Regisseur Peer Boysen<br />

gewonnen, die musikalische<br />

Leitung liegt in den Händen<br />

von Michael Millard.<br />

Oper / Musiktheater<br />

Vexierbilder der Gewalt<br />

Halévys „La Juive“ an der<br />

Staatsoper Stuttgart 12<br />

„Tosca“ ad fontes<br />

Puccinis Oper erstmals in<br />

einer kritischen Ausgabe 14<br />

Wer darf sie spielen?<br />

Streit um eine Melodie im<br />

Kinderstück von Andreas Tarkmann<br />

und Eberhard Streul 31<br />

e-Moll<br />

Felix Mendelssohns drittes<br />

Klavierkonzert<br />

Ein „neues” Klavierkonzert von<br />

Felix Mendelssohn! Aus den<br />

vorhandenen Skizzen hat Larry<br />

Todd das in den Jahren zwischen<br />

1842 und 1844 entworfene<br />

Konzert in e-Moll rekonstruiert<br />

und ergänzt. Damit<br />

steht Pianisten und Orchestern<br />

ein vollgültiges Werk des Komponisten<br />

zur Verfügung, das<br />

einen besonderen Reiz aus der<br />

stilistischen Nähe zum berühmten<br />

e-Moll-Violinkonzert<br />

bezieht. Die erste Aufführung<br />

ist für den 10. Januar 2009 mit<br />

Matthias Kirschnereit und<br />

dem Sinfonieorchester Basel<br />

unter Mario Venzago geplant.<br />

Neues Musiktheater<br />

Verdi als Wegweiser<br />

Literaturoper ist keine Sackgasse.<br />

Die Aktualität des<br />

Komponisten Giselher Klebe 18<br />

Vokalisen der Seele<br />

Manfred Trojahns „La Grande<br />

Magia“ wurde an der Semperoper<br />

in Dresden uraufgeführt20<br />

e-Moll<br />

Felix Mendelssohns drittes<br />

Klavierkonzert 10


Vexierbilder der Gewalt<br />

Halévys „La Juive“ an der<br />

Staatsoper Stuttgart<br />

Die 1835 uraufgeführte, seit<br />

den 1930er-Jahren von den<br />

Bühnen verschwundene und<br />

erst in jüngster Zeit zaghaft<br />

wieder gespielte „Jüdin“ Halévys<br />

ist mit ihrem Ineinander<br />

von christlichem Antijudaismus<br />

und jüdischem Märtyrertod<br />

angesichts der jüngsten<br />

Geschichte noch immer von<br />

höchster Brisanz. Die Staatsoper<br />

Stuttgart hat das Stück,<br />

das szenisch wie musikalisch<br />

höchste Anforderungen an alle<br />

Mitwirkenden stellt, in der vergangenen<br />

Saison herausgebracht<br />

– eine Inszenierung, die<br />

sich der Aktualität des Stoffes<br />

auf Aufsehen erregende Weise<br />

annähert.<br />

Orchester / Ensemble<br />

Klänge einer Metropole<br />

Beat Furrer lauscht in Istanbul 21<br />

Fünf Sterne<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini<br />

schaut für das Collegium<br />

Novum in den Himmel 22<br />

Charlotte Seither – aktuell 32<br />

Das Ringen um Freiheit<br />

Der Schweizer Komponist<br />

Dieter Ammann<br />

Die Werke von Dieter Ammann<br />

werden ab sofort vom Bärenreiter-Verlag<br />

verlegt. Nach einem<br />

Schulmusik- und einem<br />

sich daran anschließenden<br />

Kompositions- und Theoriestudium,<br />

neben einer beachtlichen<br />

Karriere als Jazzmusiker<br />

und parallel zu seiner Hochschulprofessur<br />

kam er erst<br />

spät zum Komponieren. Kürzlich<br />

wurde er mit dem Förderpreis<br />

der Siemens Kulturstiftung<br />

ausgezeichnet. Über die<br />

Hintergründe seines Schaffens<br />

informiert er im Gespräch.<br />

Verdi als Wegweiser<br />

Die Aktualität des Komponisten<br />

Giselher Klebe<br />

Giselher Klebes umfangreiches<br />

Bühnenwerk beginnt sich zu<br />

runden. Dass die Literaturoper<br />

keine Sackgasse ist, zeigt sich<br />

im musikdramatischen Œuvre<br />

des 83-jährigen Komponisten.<br />

Die Uraufführung von „Chlestakows<br />

Wiederkehr“ in Detmold<br />

ist Anlass für ein erstes<br />

Resümee, das Hans-Klaus<br />

Jungheinrich zieht. Dabei<br />

scheint ein Altersstil auf, der<br />

die Konstruktivität früherer<br />

Werke zugunsten einer glasklaren<br />

Lakonik hinter sich gelassen<br />

hat.<br />

2I2008<br />

12 16 18 21<br />

Klänge einer Metropole<br />

Beat Furrer lauscht in Istanbul<br />

„Into Istanbul“ ist der Auftakt<br />

zu einem weltumspannenden<br />

Großprojekt, das vom Ensemble<br />

Modern und dem Siemens<br />

Arts Programm konzipiert<br />

wurde und zusammen<br />

mit dem Goethe-Institut<br />

durchgeführt wird. Jeweils vier<br />

Komponisten sind in einer der<br />

Metropolen Dubai, Johannesburg,<br />

Pearl River Delta und<br />

Istanbul zu Gast und komponieren<br />

für das Ensemble<br />

Modern. Beat Furrers neue<br />

Ensemblekomposition wird am<br />

10. Oktober im ersten Konzert<br />

der Reihe in Frankfurt uraufgeführt.<br />

[Premiere] (Deutsche Erstaufführung) -> [[Uraufführung]] ]<br />

Orchester / Ensemble<br />

Werke wie Inseln<br />

Mit seinem Orchesterstück<br />

„archipel“ setzt Philipp Maintz<br />

eine geologische Struktur in<br />

Musik um 23<br />

Lied der Lieder<br />

Matthias Pintschers neue<br />

Projekte 24<br />

Mein Leben ohne mich<br />

Eine neue Ensemblekomposition<br />

von Miroslav Srnka 25<br />

Hörende Augen, sehende Ohren<br />

Der Komponist Vadim Karassikov<br />

und sein neues Werk 26<br />

Orchester / Ensemble<br />

Mitteilsam und verständlich<br />

Ondřej Kukal und sein<br />

„Clarinettino“ 27<br />

Sieben Himmel<br />

Jonathan Harvey und sein<br />

neues Chor-Orchesterstück<br />

über Engelsnamen 28<br />

Un-fassbare Töne<br />

Brice Pausets 5. Sinfonie<br />

wird in Donaueschingen<br />

uraufgeführt 29<br />

Publikationen / Termine<br />

Neue Bücher 32<br />

Neue CDs 33<br />

Termine (Auswahl) 33<br />

Impressum 36<br />

Titelbild: Szenenfoto aus<br />

Manfred Trojahns „La<br />

Grande Magia“ in Dresden<br />

(Foto: Monika Rittershaus)<br />

[t]akte 2I2008 3


[t]akte<br />

4 [t]akte 2I2008<br />

Raffinierte Verzierungen<br />

Monteverdis „L’Orfeo“ im Urtext<br />

Das verlegerische Schicksal des Orfeo brachte es mit sich,<br />

dass entsprechend den zeitgenössischen Gepflogenheiten<br />

unterschiedliche Ausgaben des Werkes überliefert<br />

sind. Die erste stammt aus dem Jahr 1609 und wurde<br />

von Amadino in Venedig gedruckt. Sie entstand nach der<br />

Uraufführung, die in einem bis heute nicht identifizierten<br />

Saal des Palazzo Ducale in Mantua im Jahre 1607<br />

stattfand. Die zweite Ausgabe aus dem Jahr 1615 wurde<br />

ebenfalls von Amadino gedruckt.<br />

Die typographische Einrichtung beider Ausgaben ist<br />

absolut identisch, so dass es zunächst keine Unterschiede<br />

zu geben scheint. Eine gründliche Untersuchung offenbarte<br />

jedoch in der Ausgabe von 1615, dass die Druckfehler<br />

der ersten Edition akkurat beseitigt wurden. Die<br />

zweite Ausgabe ist also sehr hilfreich, vor allem für jene<br />

Stellen, die auf den ersten Blick trotz ihrer Extravaganz<br />

zur manchmal äußerst komplexen Stilistik des Werkes<br />

zu gehören scheinen. Es dürfte also nicht schwer fallen,<br />

diese wenigen Fälle auf eine flüssigere Version zurückzuführen.<br />

L’Orfeo stellt ein faszinierendes Modell der Notation<br />

für Stimmen dar. Monteverdis Genauigkeit beim Ausschreiben<br />

der Verzierungen ist mit derjenigen vergleichbar,<br />

die an Bach so häufig kritisiert worden ist. Heute<br />

kennen wir aus zahlreichen Quellen ein hochinteressantes<br />

und anspruchsvolles Repertoire einer vokalen Verzierungskunst,<br />

die über Triller oder Tremoli verschiedener<br />

Art weit hinausgeht. Im Orfeo sind hochentwickelte<br />

Formen von Deklamation, von Akzenten und Klangkaskaden<br />

zu finden; außerdem wird ausgiebig von der<br />

Antizipation von Noten oder Silben Gebrauch gemacht.<br />

Es handelt sich dabei um sehr raffinierte Abläufe, die<br />

im Allgemeinen dem guten Geschmack des Sängers<br />

überlassen wurden. Warum Monteverdi sie derart präzise<br />

ausnotiert hat, wissen wir nicht. Von den späteren<br />

venezianischen Opern wurde diese Präzision der Notation<br />

– außer in seltenen Fällen – nicht übernommen. Ich<br />

beziehe mich nicht nur auf die beiden Versionen der Arie<br />

„Possente spirto”, die allein genug Material liefern könnte,<br />

um ein enormes Repertoire an Verzierungen aufzulisten<br />

und deren Anwendungsmöglichkeiten darzustellen.<br />

Die Rolle des Orfeo ist vielmehr insgesamt durch<br />

einen großen Reichtum an Ornamenten charakterisiert.<br />

Insbesondere der lange Monolog zu Beginn des fünften<br />

Aktes umfasst Beispiele höchster Qualität und großer<br />

Eleganz der Verzierungen. Sie sollten die Aufführungspraxis<br />

dieser Oper nachhaltig prägen. Für ihre korrekte<br />

Ausführung ist es unbedingt notwendig, sich ihre rhythmische<br />

Gestaltung genau vorzustellen, die – insofern sie<br />

nicht regelmäßig ist – so doch zumindest in den Unterteilungen<br />

konsequent sein sollte. Viel Verwirrung ist in<br />

den vergangenen Jahren durch die stilistische Vereinheitlichung<br />

der drei Opern Monteverdis entstanden. Der<br />

Orfeo kann jedoch nicht auf dieselbe Weise behandelt<br />

und aufgeführt werden wie Poppea und Ulisse. Wäh-<br />

Nach „Il ritorno d’Ulisse in patria” (2007) erscheint<br />

nun mit Claudio Monteverdis „L’Orfeo” die zweite<br />

der Opern des Italieners in der Edition Rinaldo Alessandrinis.<br />

Der Herausgeber führt in die Prinzipien<br />

seiner Ausgabe ein.<br />

Jean Corot: Orpheus führt Eurydike aus der Unterwelt (1861)<br />

rend die beiden letzten Opern vom Kontrast zwischen<br />

einem ausgereiften rezitativischen Stil und einer bereits<br />

expressiven und zusammenhängenden Arien-Form geprägt<br />

sind – mit allen daraus folgenden Möglichkeiten<br />

einer deutlichen Flexibilität des Tempos – so ist der Orfeo<br />

in einem einheitlichen Stil gehalten. Die Zahl der<br />

Arien ist äußerst reduziert, und Monteverdi wählt den<br />

Stil des „recitar cantando“ nicht nur für die meisten Teile<br />

der Oper, sondern auch für die in expressiver und<br />

emotionaler Hinsicht wichtigsten Passagen. Die große<br />

Genauigkeit der Notation sowie das Voranschreiten des<br />

Basso continuo, der rhythmisch manchmal sehr elaboriert<br />

ist, legen jedoch für eine korrekte Aufführung nahe,<br />

die Minima-Noten, das pulsierende Herz der gesamten<br />

Oper, sehr regelmäßig zu dirigieren.<br />

Wie bei der Ausgabe des Ulisse, so war es auch hier<br />

die Absicht, eine vollständige Notation der Continuo-<br />

Akkorde anzubieten, und so sind wir auf dieselbe Weise<br />

vorgegangen: Die Anmerkungen des Herausgebers finden<br />

sich in Klammern. Beide Ausgaben enthalten nur<br />

sehr wenige Informationen über die originale Bezifferung.<br />

Diese wenigen Angaben sind außerdem recht konfus<br />

und können sich auf unterschiedliche Akkorde beziehen.<br />

Die Continuo-Spieler sollten sich also autorisiert<br />

fühlen, individuelle Entscheidungen zu treffen. Für die<br />

empfindliche Periode des Übergangs zwischen modaler<br />

Harmonik und Tonalität ist es außerdem sehr kompliziert,<br />

eine eindimensionale Lösung vorzugeben, vor<br />

allem für die Bezifferung der Akkorde der vierten Stufe.<br />

Da Vorzeichen fehlen, bleibt immer ein Zweifel bestehen,<br />

ob ein Dur- oder ein Moll-Akkord zu bevorzugen<br />

ist. Die harmonische Analyse des zeitgenössischen Madrigalschaffens<br />

bildet keine große Hilfe, da dort beide<br />

Optionen in annähernd gleicher Anzahl auftreten.<br />

Wenn man die Linie der Stimme im Verhältnis zum Bass<br />

analysiert, ergibt sich sehr deutlich, dass die fehlende


Bezifferung nicht notwendigerweise den Einsatz einfacher<br />

Akkorde rechtfertigt, sondern dass es angebracht<br />

sein kann, in den kadenzierenden Passagen zusammengesetzte<br />

Formeln und Akkorde hinzuzufügen.<br />

Abschnitte, die im Original geschwärzt notiert waren,<br />

wurden in moderne Notation aufgelöst. Die aktuelle<br />

Musikwissenschaft hat für diese Fälle mehrere Lösungen<br />

vorgeschlagen. Selbstverständlich wird hier nur<br />

eine angewandt: diejenige, die aus musikalischer Sicht<br />

am überzeugendsten schien. Es ist einfach, aus dem kritischen<br />

Apparat auf die originale Notation zu schließen,<br />

so dass die Musiker sich auch für abweichende Proportionen<br />

entscheiden können. Die originalen Mensurzeichen<br />

wurden erhalten, die Notation ist in den Violinund<br />

Bassschlüssel übertragen worden.<br />

Die Stücke, die in Chiavette notiert waren, wurden<br />

entsprechend der Regel bereits eine Quinte tiefer angegeben.<br />

Im Anhang befinden sich eine alternative Version,<br />

die um eine Quarte tiefer transponiert ist, und die<br />

Originalversion.<br />

Monteverdi hat eine große Fülle von Angaben zur<br />

Instrumentation hinterlassen. Diese werden vollständig<br />

und in der originalen Form aufgeführt. Ergänzende<br />

Angaben befinden sich in Klammern. Es sei lediglich<br />

daran erinnert, dass die Entscheidung für oder gegen<br />

den Einsatz einiger Instrumente den rhetorischen Regeln<br />

entsprechen sollte. Aus diesem Grund wurde vermieden,<br />

in den ersten beiden Akten die Verwendung von<br />

Cornetti und Posaunen vorzuschlagen, da diese Instrumente<br />

mit der Umgebung der Hölle im dritten und vierten<br />

Akt verbunden sind. Rinaldo Alessandrini<br />

(Übersetzung: Christine Anderson)<br />

Nachrichten<br />

Eine elfbändige Gesamtausgabe der Vokalwerke des<br />

Barockkomponisten Johann Pachelbel (1653–1706) hat<br />

der Bärenreiter-Verlag begonnen. Messen, Vokalconcerti,<br />

Magnificats und Arien machen diesen umfangreichen<br />

und gehaltvollen Werkkomplex aus. Bis 2013<br />

werden die Herausgeber Wolfgang Hirschmann,<br />

Thomas Röder und Katharina Larissa Paech die mehr<br />

als 60 Vokalwerke gesichtet und ediert haben. Bei Werken,<br />

wo dies sinnvoll ist, wird der Verlag Einzelausgaben<br />

für die Praxis herausgeben und damit die Wiederentdeckung<br />

eines Komponisten möglich machen, der<br />

als einer der wichtigsten Schöpfer von Kirchenmusik<br />

um 1700 gilt.<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy hat mit großer Stilsicherheit<br />

und Eloquenz eine umfangreiche Korrespondenz<br />

unterhalten. Familien-, Reise- und Freund-<br />

L’ORFEO<br />

FAVOLA IN MUSICA<br />

DA CLAUDIO MONTEVERDI<br />

RAPPRESENTATA IN MANTOVA<br />

l’Anno 1607. & nouamente data in luce<br />

AL SERENISSIMO SIGNOR<br />

D. FRANCESCO GONZAGA<br />

Prencipe di Mantoua, & di Monferrato, &cc.<br />

In Venetia Appresso Ricciardo Amadino<br />

MDCIX<br />

PERSONAGGI<br />

La Musica Prologo (soprano), Orfeo (tenore), Euridice<br />

(soprano), Choro di Ninfe, e Pastori, [Messaggera (soprano)],<br />

Speranza (soprano), Caronte (basso), Choro di<br />

Spiriti infernali, Proserpina (soprano), Plutone (basso),<br />

Apollo (tenore)<br />

STROMENTI<br />

Duoi Gravicembani, Duoi contrabbassi de Viola, Dieci<br />

Viole da brazzo, Un Arpa doppia, Duoi Violini piccoli<br />

alla Francese, Duoi [recte: tre] Chitaroni, Duoi Organi<br />

di legno, Tre bassi da gamba, Quattro [recte: cinque]<br />

Tromboni, Un regale, Duoi Cornetti, Un Flautino alla<br />

Vigesima seconda, Un Clarino con tre trombe sordine<br />

Herausgeber: Rinaldo Alessandrini<br />

Verlag: Bärenreiter. Partitur und Klavierauszug<br />

käuflich, Aufführungsmaterial leihweise<br />

schaftsbriefe, Briefwechsel mit bedeutenden Komponisten,<br />

Musikern, Künstlern und Verlegern. Berühmte<br />

Zeitgenossen wie Robert Schumann, Franz Liszt,<br />

Richard Wagner, aber auch Johann Wolfgang von Goethe,<br />

Carl Friedrich Zelter und Alexander von Humboldt<br />

gehörten zu seinen Korrespondenzpartnern. Die bei<br />

Bärenreiter ab November 2008 erscheinende wissenschaftlich-kritische<br />

Gesamtausgabe erschließt<br />

erstmals sämtliche etwa 5.000 bekannten Briefe<br />

Felix Mendelssohn Bartholdys. Die Ausgabe legt quellenkritisch<br />

erarbeitete Fassungen der Brieftexte vor,<br />

bringt deren historischen Kontext zur Sprache und<br />

kommentiert erklärungsbedürftige Details. Sie ist auf<br />

12 Briefbände und eine CD-ROM für das Gesamtregister<br />

und Ergänzungen angelegt. Der erste Band erscheint<br />

im November. – Nähere Informationen:<br />

www.baerenreiter.com.<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 5


[t]akte<br />

6 [t]akte 2I2008<br />

Cavalli kommt wieder<br />

Zum Start der Gesamtausgabe seiner Opernwerke<br />

Pietro Francesco Cavalli (1602–1676), der sich in der Kapelle<br />

von San Marco in Venedig vom Chorknaben (1616)<br />

bis zum „Maestro di cappella“( 1668) hochdiente, war der<br />

bekannteste Opernkomponist in der Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />

Während seiner Opernkarriere, die sich über<br />

die Jahre 1639–1673 erstreckte, schuf er nicht nur annähernd<br />

30 Werke für venezianische Theater, sondern auch<br />

etliche Werke für andere wichtige Zentren in Europa wie<br />

Mailand, Florenz und Paris. Viele der Opern, die ursprünglich<br />

für Venedig geschrieben worden waren, verbreiteten<br />

sich zudem weit über die italienische Halbinsel<br />

und darüber hinaus. Obwohl er unzweifelhaft von<br />

seiner Verbindung zu Monteverdi profitierte, war Cavallis<br />

spezieller Platz in der Operngeschichte ein Ergebnis<br />

eigener Begabung.<br />

Kurz nach dem Karneval 1637 gründete Cavalli zusammen<br />

mit einigen Kollegen (einem Librettisten, einem<br />

Sänger und einem Choreographen) eine Produktionsgesellschaft.<br />

Die Gruppe übernahm das Teatro San<br />

Cassiano, wo sie 1639 Cavallis erste Oper, Le nozze di Teti<br />

e di Peleo, produzierten. Er brachte noch acht weitere<br />

Opern in San Cassiano zur Aufführung, bevor er sich zu<br />

anderen Theatern orientierte, in denen er seine jährlichen<br />

Produktionen bis in die späten 1660er-Jahre geradlinig<br />

weiterverfolgte.<br />

Die Entwicklung der Opernkarriere Cavallis überschneidet<br />

sich mit einem Zeitraum bemerkenswerten<br />

Wachstums der venezianischen „Opernindustrie“. Das<br />

wird an der rasch anwachsenden Zahl von Theatern<br />

sichtbar – von einem (1637), zu zwei (1639), zu drei (1640)<br />

und schließlich zu vier Theatern (1641) – und dem gleichzeitigen<br />

Anstieg der jährlichen Produktion – von einer<br />

einzigen Oper 1637 bis zum Höchststand von sieben<br />

Opern 1642, zwei davon aus der Feder Cavallis. In den<br />

frühen 1640er-Jahren wurde die Oper zu einer der<br />

Hauptattraktionen des berühmten venezianischen Karnevals.<br />

In den 1640er-Jahren verstand es das Team Cavalli-<br />

Faustini einzigartig, in regelmäßiger Folge Opern herauszubringen.<br />

Um die schnelle Produktion neuer Werke<br />

zu erleichtern, entstand eine Reihe musikalisch-dramatischer<br />

Konventionen, die ihren Platz innerhalb des<br />

Kontexts standardisierter Handlungen fanden. Viele<br />

dieser Konventionen haben sich bis zum heutigen Tag<br />

in der Oper gehalten.<br />

Cavallis historische Bedeutung wird seit dem späten<br />

19. Jahrhundert wieder gewürdigt. Aber seine Musik war<br />

nur denen zugänglich, die willens und in der Lage waren,<br />

sie selbst anhand der handschriftlichen Partituren<br />

zu transkribieren. Bis in die jüngere Vergangenheit basierten<br />

die meisten Aufführungen auf Editionen, die<br />

dem Geschmack eines Publikums entsprechen wollten,<br />

das nicht mit dem relativ kargen Opernstil des 17. Jahrhunderts<br />

vertraut war. Denn die originalen Partituren<br />

bestehen im Wesentlichen aus einer Singstimme und<br />

Mit seinem Konzept standardisierter Handlungen<br />

schrieb der venezianische Opernkomponist Pietro<br />

Cavalli Geschichte. Die neue kritische Cavalli-<br />

Edition bei Bärenreiter startet mit „Ercole amante“.<br />

einer Basslinie, lediglich einigen Streicherstellen für Ritornelle<br />

und einem gelegentlichen Accompagnato einer<br />

Aria. Herausgeber fügten oft sowohl Streicher- als auch<br />

Holz- und Blechbläserpartien hinzu. Eine zweite Aufführungswelle<br />

folgte mit Partituren die, beeinflusst durch<br />

die sich entwickelnde „Alte-Musik-Bewegung“, um viele<br />

der Zusätze bereinigt worden waren. Der Notentext<br />

war aber nach wie vor unzuverlässig, und alle Aufführungen<br />

waren abhängig von den Vorlieben und dem<br />

Geschmack des jeweiligen Herausgebers.<br />

In den vergangenen zehn Jahren wuchs das Interesse<br />

des Publikums erneut. Diese Opern werden nun als<br />

eine unerschlossene Quelle attraktiver neuer Erfahrungen<br />

für das zeitgenössische Opernpublikum betrachtet.<br />

Als Reaktion auf dieses Interesse und um den Opernhäusern<br />

heute zuverlässige Aufführungsmateriale zugänglich<br />

zu machen, entstand die Idee, eine Gesamtausgabe<br />

der Werke Cavallis herauszugeben. Unter der Federführung<br />

des Bärenreiter-Verlages ist eine erste Serie,<br />

die 14 Opern umfassen wird, auf den Weg gebracht<br />

worden. Jede Oper wird nach einheitlichen Editionsrichtlinien<br />

von einem anderen Musikwissenschaftler<br />

herausgegeben.<br />

Sobald mit Calisto und Ercole amante 2009 der Anfang<br />

gemacht ist, die beide von Alvaro Torrente herausgegeben<br />

werden, wird ein Werk pro Jahr erscheinen. Die<br />

Partituren, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen<br />

genügen, werden Aufführungen durch die Beseitigung<br />

von Unklarheiten in der Notation, durch Hinzufügung<br />

von gegebenenfalls notwendigen Instrumentalstimmen<br />

und durch die Vorlage des Textes erleichtern.<br />

Ellen Rosand<br />

Generalherausgeberin Cavalli Edition<br />

(Übersetzung: Jutta Weis)<br />

Francesco Cavalli<br />

Ercole amante (1662). Hrsg. von Álvaro Torrente.<br />

Opere di Francesco Cavalli. Bärenreiter-Verlag 2010.<br />

Aufführungsmaterial vorab erhältlich.<br />

Erste Aufführung nach der Neuedition: 11.1.2009<br />

Amsterdam. De Nederlandse Opera, Musikalische<br />

Leitung: Ivor Bolton, Inszenierung: David Alden<br />

Besetzung: Prolog: Cinthia (Sopran*), Tevere (Bass*)<br />

– Oper: Ercole (Bass), Venere (Sopran), Giunone (Sopran),<br />

Hyllo (Tenor), Iole (Sopran), Paggio (Sopran),<br />

Deianira (Sopran), Licco (Alt), Pasithea (Sopran*),<br />

Sonno (stumm), Mercurio (Tenor), Nettuno (Bass),<br />

Eutyro (Bass*), Bussiride (Alt), Clerica (Sopran*),<br />

Laomedonte (Tenor*), Bellezza (Sopran*).<br />

* Doppelbesetzung möglich, insgesamt erforderlich<br />

5 Soprane, 1 Alt, 2 Tenöre, 2 Bässe<br />

Orchester: 5 Stimmen


Ein Held in Liebe<br />

Francesco Cavallis „Ercole amante“ in der Neuedition<br />

von Álvaro Torrente<br />

1659 wurde Francesco Cavalli dazu aufgefordert, eine<br />

Oper anlässlich der Hochzeit Ludwig XIV. mit der Infantin<br />

Maria Theresa, Tochter des spanischen Königs Philipp<br />

IV. zu komponieren, die nach jahrzehntelangen<br />

Kämpfen ein Friedensabkommen zwischen Frankreich<br />

und Spanien besiegelte. Der kluge Kopf hinter dieser<br />

diplomatischen Übereinkunft war Kardinal Jules Mazarin,<br />

der sich entschloss, das Abkommen und die Hochzeit<br />

als das aufwendigste Spektakel zu begehen, das<br />

jemals in Europa zu sehen war. Da das Ereignis nach<br />

Glanz und Pracht verlangte, beauftragte Mazarin den<br />

italienischen Architekten Vigarani damit, das außergewöhnlichste<br />

Theater Europas zu bauen: die „Salle des<br />

Machines“ im Palast der Tuilerien, die 7.000 Zuschauer<br />

aufnehmen konnte. Unverwechselbare Besonderheiten<br />

des Theaters waren die Maschinen, die fantastische optische<br />

Effekte ermöglichten. Ein großer Nachteil war<br />

freilich die katastrophale Akustik.<br />

Das Opernlibretto von Abate Francesco Buti basiert<br />

auf einer Kombination von Sophokles’ Trachinerinnen<br />

und Ovids Metamorphosen. Deutlich abweichend vom<br />

herkömmlichen venezianischen Libretto ist es in fünf<br />

statt in drei Akte aufgeteilt, komische Szenen für einfache<br />

Charaktere wurden reduziert und umfangreiche<br />

kommentierende Chorszenen hinzugefügt.<br />

Herkules’ (Ercoles) leidenschaftliche Liebe zu der jungen<br />

Iole, Braut seines Sohnes Hyllo, bringt ihn dazu, seine<br />

Frau Deianira zu verstoßen und seinen eigenen Sohn<br />

ins Gefängnis zu bringen. Iole ruft den Geist ihres Vaters<br />

Eurytos an, der von Herkules getötet worden war<br />

und der alle Opfer des Helden auffordert, dessen Tod zu<br />

fordern. Um die Liebe ihres Ehemannes zurückzuerlangen,<br />

schickt Deianira ihm ein vom Blut des Zentauren<br />

Nessos durchtränktes, magisches Gewand, das, wie er<br />

versprochen hat, Ercole vor Untreue bewahren soll. Nicht<br />

wissend, dass das Gewand vergiftet ist, gibt Iole es Ercole<br />

während ihrer Hochzeit. Als er es anzieht, verbrennt<br />

sein Körper. Während Hyllo, der für tot gehalten wird,<br />

wieder auftaucht, erscheint Juno vom Himmel, um zu<br />

verkünden, dass Jupiter Ercole gerettet und ihn mit Bellezza<br />

vermählt hat. Die Oper endet mit dem französischen<br />

Ercole und der spanischen Bellezza, die im Himmel<br />

bejubelt und von Sternen und Planeten umkreist<br />

werden. Die Oper vermittelt Ludwig, Maria Theresa und<br />

ihrem Hof die moralische Botschaft über die Gefahren<br />

von Treulosigkeit und Eifersucht.<br />

Cavalli unternahm größte Anstrengungen, um den<br />

wichtigsten Auftrag seines Lebens zu erfüllen. Er bediente<br />

sich einer ungewöhnlich großen Zahl von Quellen.<br />

Das Orchester nimmt eine führende Rolle ein, sowohl<br />

in den sinfonischen Instrumentalteilen als auch<br />

Herakles, Deianira und Nessos auf einer attischen Vase aus dem<br />

6. Jahrhundert v. Chr. Louvre, Paris.<br />

bei der Begleitung von Arien, Chören und Rezitativen.<br />

Das Werk ist vermutlich nicht nur von den Streicherensembles<br />

des französischen Hofs – Les vingt-quatre violons<br />

und Les petits violons –, sondern wahrscheinlich<br />

auch von Bläsern im Dienste des Sonnenkönigs aufgeführt<br />

worden. Große Chöre mit sieben oder acht Teilen<br />

kommen im Prolog und der Schlussszene zum Einsatz,<br />

während kleinere Ensembles mit kontrastierenden<br />

Klangfarben die Handlung betonen und damit eine bedeutende<br />

dramaturgische Funktion übernehmen: der<br />

Schlummerchor „Dormi, o Sonno dormi“, die Anrufung<br />

der Unterwelt „Gradisci o Re“, die Verdammung der Geister<br />

„Pera, mora il crudel“ oder die religiöse Anrufung von<br />

Juno „Pronuba e casta dea“. Die Oper weist zudem Merkmale<br />

auf, die zu Standards der europäischen Oper wurden:<br />

das liebliche Duett der jungen Liebenden Iole und<br />

Hyllo etwa in „Amor, ardor piu raro“ – mit dem komischen<br />

Widerpart von Licco und dem Pagen „Amor chi a<br />

senno in se“ – oder das Lamento der verlassenen Deianira<br />

„Ahí ch’amarezza“.<br />

Ungeachtet aller Bemühungen war der Oper kein Erfolg<br />

beschieden, was im Wesentlichen der schlechten<br />

Akustik des Theaters zuzuschreiben ist. Nur die Probenarbeiten<br />

in Mazarins Palast boten die Möglichkeit, die<br />

Musik zu genießen, was Cavalli nicht befriedigte. So<br />

kehrte er kurze Zeit später mit dem festen Vorhaben<br />

nach Venedig zurück, nie wieder eine Oper zu komponieren.<br />

Glücklicherweise hat er sein Wort gebrochen.<br />

Álvaro Torrente<br />

(Übersetzung: Jutta Weis)<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 7


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Bärenreiter


„Semiramide va alle stelle!“<br />

Christoph Willibald Glucks erste Oper für Wien<br />

Mitten in Glucks „Wandertruppenjahre“ (1746–1752) fiel<br />

ein Ereignis, das seinen weiteren Lebensweg entscheidend<br />

bestimmt hat: sein Debut als Opernkomponist in<br />

Wien. Das Datum: 14. Mai 1748. Tags zuvor war der Geburtstag<br />

der jungen Kaiserin Maria Theresia gefeiert<br />

worden. Eine Festaufführung also, für die das „k. k. Hoftheater<br />

nächst der Burg“ aufwendig renoviert worden<br />

war. Für die Festoper wurde weder bei der Ausstattung<br />

– Bühnenbild, Kostüme, Requisiten – noch bei der Verpflichtung<br />

der mitwirkenden Künstler gespart, man<br />

hatte „die besten Stimmen, so man finden können, zusammen<br />

gesucht“ und aus Italien „die ihrer Action halber<br />

sehr renomirte Tesi mit noch einigen anderen Virtuosen<br />

zu der Orchestre“ engagiert. Vier der sechs beteiligten<br />

Solisten hatten bereits in Italien oder London<br />

unter Glucks Leitung in seinen Opern gesungen, ein bewährtes<br />

„Gluck-Ensemble“ also.<br />

Für den dreiunddreißigjährigen Gluck bedeutete der<br />

Kompositionsauftrag Ehre und Herausforderung<br />

zugleich. Die Wahl des Librettos der Festoper hatte ganz<br />

im Zeichen des Geburtstages der Kaiserin gestanden.<br />

Metastasios „Dramma per musica“ La Semiramide riconosciuta<br />

war mit Bedacht bereits bei der Kaiserkrönung<br />

Maria Theresias 1743 in Prag als Festoper in Szene gesetzt<br />

worden, in Anspielung auf die „Pragmatische Sanktion“<br />

(die weibliche Erbfolge im Haus Habsburg). Jetzt,<br />

im Frühjahr 1748, hatte Metastasios Dramenhandlung<br />

um die in Männerkleidung als „König Ninus“ in Babylon<br />

regierende Semiramis noch deutlicher, ja hochaktuell<br />

Bezug zur politischen Situation: Bei den gleichzeitig<br />

stattfindenden Friedensverhandlungen in Aachen<br />

ging es um die Anerkennung Maria Theresias als Kaiserin<br />

durch die europäischen Mächte. Kenner dieser brisant-problematischen<br />

Situation wussten sehr wohl um<br />

die Doppelbedeutung des gewählten Operntitels: „riconosciuta“<br />

kann sowohl „wiedererkannt“ als auch „anerkannt“<br />

bedeuten.<br />

Die im Libretto abgedruckte Vorgeschichte und die<br />

Handlung der Oper sind verwickelt konstruiert. Getrennte<br />

Geschwister, alte Freunde, Rivalen und Intriganten<br />

begegnen sich – anfangs unerkannt – nach langer<br />

Zeit am Hof des babylonischen Königs Ninus (alias Semiramide)<br />

wieder, als die am Hof lebende Prinzessin<br />

Tamiri aus den herbeigeeilten Freiern einen Gatten<br />

wählen soll. Der Königspalast, die legendären Hängenden<br />

Gärten der Semiramis und ein malerisches Hafenambiente<br />

bilden die Szenerie. Die aus Afrika, Asien und<br />

dem Vorderen Orient stammenden Protagonisten sorgen<br />

mit ihrem Gefolge für ein farbiges Erscheinungsbild.<br />

Bis zur Entwirrung des Knotens kommt es zu Zweikampf,<br />

Entführung und einem Giftbecher.<br />

Durch den geschickten Einsatz solistischer Instrumente,<br />

eine Bühnenmusik „d‘istromenti barbari“, durch eine<br />

Tanzszene, den Chor am Schluss der Oper wusste Gluck<br />

2I2008<br />

Glucks „La Semiramide riconosciuta“ nach einer Vorlage<br />

von Pietro Metastasio wird 260 Jahre nach ihrer<br />

Uraufführung im Wiener Burgtheater zum ersten Mal<br />

wieder auf einer Opernbühne zu erleben sein: ab dem<br />

18. Oktober am Mainzer Staatstheater.<br />

Babylon. Aus der „Schedelschen Weltchronik“. Nürnberg 1493<br />

reichlich klangliche Abwechslung zu schaffen. Interessanterweise<br />

ist die Hauptrolle der Semiramis eine relativ<br />

tief gelagerte Altpartie. Dem Typus der virtuosen<br />

Kastratenpartie entspricht am ehesten die Rolle des Scitalce<br />

(Sopran), jene des Ircano zeichnet einen energischen<br />

Charakter. Die Tenorpartie des Mirteo bevorzugt<br />

gemäßigte Tempi und ist ebenso lyrisch angelegt wie<br />

jene der heftig umworbenen Tamiri. Pietro Metastasios<br />

Bemerkung – „una musica arcivandalica insopportabile“<br />

– dürfte sich auf manche vom italienischen Geschmack<br />

abweichende Wendung der Melodik und auf<br />

Kühnheiten der Orchesterbehandlung bezogen haben;<br />

Gluck beschränkte sich weder auf geschmeidige Koloraturen<br />

noch auf einen gefälligen Orchestersatz. Er ließ<br />

das Orchestervorspiel zu einigen Arien weg und verzichtete<br />

mitunter auf die Da-capo-Form. Weit vorausblickend,<br />

hatte er das Zusammenwirken aller theatralischen<br />

Kräfte im Blick und ließ die engen Grenzen der<br />

italienisch-virtuosen Gesangsoper hinter sich: „Semiramide<br />

va alle stelle“, musste selbst der kritische Metastasio<br />

nach dem Erfolg der Oper eingestehen.<br />

Gerhard Croll / Thomas Hauschka<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

Dramma per musica in drei Akten. Libretto von Pietro<br />

Metastasio<br />

Hrsg. von Gerhard Croll und Thomas Hauschka<br />

Sämtliche Werke, Band III/12. Bärenreiter-Verlag.<br />

Aufführungsmaterial leihweise<br />

16.10.2008: Staatstheater Mainz, Musikalische<br />

Leitung: Michael Millard, Inszenierung, Bühne und<br />

Kostüme: Peer Boysen<br />

Personen: Semiramide (Alt), Mirteo (Tenor), Ircano (Sopran),<br />

Scitalce (Sopran), Tamiri (Sopran), Sibari<br />

(Sopran)<br />

Orchester: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte – 2 Hörner,<br />

2 Trompeten – Pauken – Streicher – Cembalo – Bühnenmusik<br />

„istromenti barbari“<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 9


[t]akte<br />

10 [t]akte 2I2008<br />

e-Moll<br />

Felix Mendelssohns drittes Klavierkonzert<br />

Mendelssohn erwog ernsthaft zwischen März 1842 und<br />

März 1844, ein Klavierkonzert zu schreiben, das genau<br />

wie Opus 64 aus drei zusammenhängenden Sätzen bestehen<br />

sollte und für das er außerdem ebenfalls die Tonart<br />

e-Moll gewählt hatte. Die Anregung für diese Komposition<br />

könnte von Edward Buxton stammen, der für<br />

den englischen Verlag J. J. Ewer & Co. tätig war. Mendelssohn<br />

erwähnt in einem Brief an Buxton vom 5. März<br />

1842 explizit den Gedanken an ein „drittes [Klavier-]Konzert“<br />

und fährt fort: „ich plane einen Englandbesuch in<br />

diesem Frühjahr und beabsichtige, ein paar Wochen in<br />

London zu verbringen, um einige neue Kompositionen<br />

zu veröffentlichen, die ich geschrieben habe; ich hoffe,<br />

bis dahin ein Konzert zu vollenden, und würde es natürlich<br />

zuerst Ihnen anbieten, sollte dies der Fall sein“<br />

(Brief Mendelssohns an Buxton vom 5. März 1842).<br />

Wie wir wissen, wurde aus dieser Idee zu diesem Zeitpunkt<br />

nichts; zwei Jahre später jedoch, als er seine achte<br />

Englandreise plante, schrieb Mendelssohn an seinen<br />

Leipziger Verleger Breitkopf & Härtel, „ein Clavier-Concert<br />

denke ich bis dahin [Mitte April] zu beendigen, und<br />

dann möchte ich Sie wohl bitten es abermals in die Welt<br />

zu lootsen!“ (Brief Mendelssohns an Breitkopf & Härtel<br />

vom 5. März 1844).<br />

Obwohl Mendelssohn sein „drittes“ Klavierkonzert<br />

für England niemals beendete, hinterließ er einen ausgedehnten<br />

Entwurf für die ersten beiden Sätze und war<br />

sich seiner Sache sicher genug, um bereits mehrere Seiten<br />

einer Orchesterpartitur des ersten Satzes niederzuschreiben.<br />

Diese Quellen sind in der Bodleian Library in<br />

Oxford erhalten. Im vorliegenden Zusammenhang ist<br />

für uns die Tatsache von Bedeutung, dass das Klavierkonzert<br />

mit dem Violinkonzert in e-Moll nicht nur die<br />

Tonart, sondern auch ein gewisses Maß an thematischem<br />

Material gemein hat. Besonders auffällig sind die<br />

offensichtlichen Parallelen zwischen dem zweiten Thema<br />

des ersten Satzes und dem bekannten zweiten Thema<br />

von Opus 64, wo die Bläser die Melodie in G-Dur einführen,<br />

während die Solovioline darunter auf der G-Saite<br />

einen ausgehaltenen Orgelpunkt spielt. Das G-Dur-<br />

Thema für das Klavierkonzert, das über einem Tremolo<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

Konzert in e Nr. 3 für Klavier und Orchester<br />

Rekonstruiert und vervollständigt von R. Larry Todd<br />

Bärenreiter-Verlag 2008. Partitur käuflich, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Erste Aufführung: 10.1.2009 Bad Kissingen (Festival<br />

Winterzauber), Matthias Kirschnereit (Klavier), Sinfonieorchester<br />

Basel, Leitung.: Mario Venzago<br />

(auch 11.1.2009, Garmisch-Partenkirchen)<br />

US-Premiere: 18.3.2009 New York, Tatiana Goncharova<br />

(Klavier), Lyric Chamber Ensemble<br />

Ein „neues” Klavierkonzert von Felix Mendelssohn!<br />

Aus den vorhandenen Skizzen hat Larry Todd das<br />

in den Jahren zwischen 1842 und 1844 entworfene<br />

Konzert in e-Moll rekonstruiert und ergänzt.<br />

im Bass erscheint, gleicht einem frühen Entwurf für sein<br />

Schwesterthema in Opus 64. In ähnlicher Weise deutet<br />

die abgerissene Bewegung des zu Beginn des Klavierkonzerts<br />

stehenden e-Moll-Themas, das – bereichert<br />

durch den Leitton dis – die absteigende Quarte e-h durchschreitet,<br />

auf das Orchestertutti voraus, mit dem der erste<br />

Satz von Opus 64 endet.<br />

Der fragmentarische Entwurf des dritten Klavierkonzerts<br />

erweist sich als ein eindrucksvolles Bindeglied<br />

zwischen dem ursprünglichen Entwurf des Violinkonzerts,<br />

der Mendelssohn im Juli 1838 keine Ruhe gelassen<br />

hatte, und der im September 1844 vollendeten Partitur.<br />

Er verwendete also einige im Zusammenhang mit<br />

dem Violinkonzert entstandene Einfälle, als er die Arbeit<br />

am Klavierkonzert aufnahm; und als er dieses Projekt<br />

aufgegeben hatte, tauchte das Material schließlich<br />

in Opus 64 auf.<br />

Der bekannte Mendelssohn-Forscher R. Larry Todd<br />

(Duke University) legt für seine Edition Mendelssohns<br />

Autograph-Particell (Oxford) und eine bei Henschke für<br />

N. Gade angefertigte Abschrift (Yale University)<br />

zugrunde. Mendelssohns Particell hat Todd bis zum Ende<br />

des zweiten Satzes orchestriert (Mendelssohns Particell<br />

beinhaltet Instrumentenangaben) und Todd fügte als<br />

dritten Satz eine Umarbeitung für Klavier der Solostimme<br />

aus Opus 64 hinzu. Douglas Woodfull-Harris


Mehr als „Carmen“<br />

und „Faust“<br />

Die französische Oper zwischen der Revolution und<br />

dem Beginn der Moderne<br />

Vom reichhaltigen Repertoire der französischen Oper<br />

des 19. Jahrhunderts haben sich nur wenige Werke bis<br />

heute auf den Bühnen behauptet: Carmen und Faust<br />

sind die bekanntesten. Andere, die im 19. und frühen 20.<br />

Jahrhundert nicht nur die französischen Spielpläne beherrschten,<br />

warten auf ihre Wiederentdeckung. Dies<br />

erstaunt umso mehr, als man weiß, wie couragiert und<br />

verschiedenartig die Produktionen der Pariser Opernhäuser<br />

zu jener Zeit waren. Die Opéra-Comique brach<br />

Rekorde zum einen durch die hohe Zahl neuer Werke,<br />

aber auch durch die Dichte ihrer Vorstellungen; die<br />

Grand Opéra festigte die Karrieren der berühmtesten<br />

französischen und ausländischen Sänger; das Théâtre-<br />

Lyrique entdeckte junge Komponisten und trug zu einer<br />

außergewöhnlichen Diversifikation der Genres bei;<br />

die Opéra bouffe und die Operette beherrschten die Boulevards.<br />

Komponisten wie Cherubini, Méhul, Spontini,<br />

Boieldieu, Auber, Halévy, Adam, Thomas, Gounod, Lalo,<br />

Saint-Saëns, Delibes, Bizet, Chabrier, Massenet u. a. gelangten<br />

zu Weltruhm.<br />

Nach der Wiederentdeckung der Barockoper in den<br />

letzten zwei Jahrzehnten wächst nun auch das Interesse<br />

an diesem zum Teil vernachlässigten Repertoire. Im<br />

Zuge dessen wird der Bärenreiter-Verlag das reiche Korpus<br />

zu neuem Leben erwecken und hat die Veröffentlichung<br />

der Reihe L’Opéra français auf die Agenda gesetzt.<br />

Sie entsteht nach dem Vorbild der großen Denkmäler-<br />

Ausgaben als kritische Edition der zentralen musikdramatischen<br />

Werke, die in der gesellschaftlich spannenden<br />

Zeit zwischen der Revolution und dem Ausbruch des<br />

Ersten Weltkriegs entstanden sind. Darin sind die Werke<br />

enthalten, die in musikalischer und dramatischer<br />

Hinsicht von entscheidender Bedeutung oder charakteristisch<br />

für einen Stil oder eine Gattung sind.<br />

Die Bände entsprechen gleichermaßen den wissenschaftlichen<br />

Anforderungen einer kritischen Edition als<br />

auch den praktischen Bedürfnissen der Bühnen und der<br />

Ausführenden. Alle bekannten Quellen fließen in die<br />

Ausgaben ein. Die Ausstattung der Partituren und der<br />

Materiale folgt heute gängiger Praxis. Der kritische Bericht<br />

ermöglicht es, den Zustand des Werkes in seinen<br />

Quellen zu erkennen.<br />

Jeder Band enthält eine Einleitung des wissenschaftlichen<br />

Herausgebers, das Libretto, die Partitur, den kritischen<br />

Bericht zum Notentext und gegebenenfalls Anhänge.<br />

Die entsprechenden Aufführungsmateriale werden<br />

sukzessive erscheinen, Erstaufführungrechte sind<br />

zum Teil noch zu vergeben. Damit wird die Basis geschaffen,<br />

um das Repertoire gemäß den heutigen Ansprüchen<br />

in seiner Vielfalt den Theatern wieder zugänglich<br />

zu machen. BV / Red.<br />

Mit der Editionsreihe „L’Opéra français“ unternimmt<br />

Bärenreiter eine Ehrenrettung des französischen<br />

Musiktheaters des 19. Jahrhunderts und öffnet<br />

auf der Basis gesicherter Quellenerkenntnisse<br />

einen reichen Fundus an Werken, die eine Wiederentdeckung<br />

lohnen.<br />

Abbildung: Aufführung in der Salle de la rue le Pelletier, Heimat der<br />

Pariser Oper von 1821 bis 1873<br />

L’Opéra français<br />

Editionsleiter: Paul Prévost<br />

Bärenreiter-Verlag Kassel 2008ff.<br />

Adolphe Adam: Le Toréador ou L’Accord parfait<br />

Hrsg. von Paul Prévost (2008)<br />

Aufführungsmaterial bereits leihweise erhältlich<br />

Édouard Lalo: Fiesque<br />

Hrsg. von Hugh Macdonald (2009)<br />

Daniel François Esprit Auber: Le Domino noir<br />

Hrsg. von Emmanuel Trombowsky (2010)<br />

Ambroise Thomas: Hamlet<br />

Hrsg. von Hugh Macdonald und Sarah Plummer (2011)<br />

Jules Massenet: Werther<br />

Hrsg. von Lesley Wright (2011)<br />

Emmanuel Chabrier: L’Étoile<br />

Hrsg. von Hugh Macdonald (2012)<br />

Aufführungsmaterial ab Frühjahr 2010 leihweise<br />

vorab erhältlich<br />

Camille Saint-Saëns: Samson et Dalila<br />

Hrsg. von Andreas Jacob (2012)<br />

Charles Gounod: Roméo et Juliette<br />

Hrsg. von Arnold Jacobshagen (2013)<br />

Charles Gounod: Faust<br />

Hrsg. von Paul Prévost (2013)<br />

Georges Bizet: Carmen<br />

Hrsg. von Hervé Lacombe (2014)<br />

Die Reihe wird ca. 35 Bände umfassen und zur<br />

Subskription angeboten.<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 11


[t]akte<br />

12 [t]akte 2I2008<br />

Vexierbilder der Gewalt<br />

Halévys „La Juive“ an der Staatsoper Stuttgart<br />

Die 1835 uraufgeführte, seit den 1930er-Jahren von den<br />

Bühnen verschwundene und erst in jüngster Zeit zaghaft<br />

wieder gespielte „Jüdin“ Halévys ist mit ihrem<br />

Ineinander von christlichem Antijudaismus und jüdischem<br />

Märtyrertod angesichts der jüngsten Geschichte<br />

noch immer von höchster Brisanz.<br />

Die Schwierigkeiten des Umgangs sind im Stück selbst<br />

begründet. Halévy und sein Librettist Eugène Scribe haben<br />

in La Juive nichts Geringeres unternommen, als das<br />

individuelle Schicksal der Hauptfiguren vor ein Geschichtspanorama<br />

zu stellen, und das Ganze mit einer<br />

amourösen Intrige unterfüttert. Der Jude Eléazar und sein<br />

Gegenspieler, der katholische Kardinal Brogni, sind dabei<br />

allerdings nicht Protagonisten eines Ideendramas, sondern<br />

agieren fast ausschließlich als Individuen ihres<br />

Schicksals. Verkompliziert wird die das Stück beherrschende<br />

Auseinandersetzung zweier Väter, die<br />

gleichermaßen Täter wie Opfer sind, durch Rachels Liebesbeziehung<br />

zum Reichsfürsten Léopold – ein Doppelspiel,<br />

dessen Gefühlskatastrophe die Handlung zur<br />

schlimmstmöglichen Wendung treibt. Erst im Augenblick<br />

ihrer Hinrichtung, als es zu spät ist, enthüllt Eléazar,<br />

dass seine vermeintliche Tochter Rachel in Wahrheit<br />

Brognis Kind ist, das er einst vor dem Feuertod rettete.<br />

An der Staatsoper Stuttgart (Premiere: 16.3.2008, Musikal.<br />

Leitung: Sébastien Rouland) vertrauten Jossi Wie-<br />

Pittoreskes Mittelalter im Puppenstubenformat. „La Juive“ in Stuttgart (Fotos: Martin Sigmund)<br />

Jossi Wieler, Sergio Morabito und Sébastien Rouland<br />

haben im März an der Staatsoper Stuttgart Halévys<br />

brisante Oper „La Juive“ herausgebracht und aus<br />

dem Stück ein Exempel aktuellen Musiktheaters gemacht.<br />

ler und Sergio Morabito in ihrer weitgehend strichlosen<br />

Inszenierung Halévys kontrastiver Mischung von emotionalen<br />

Affekten und spektakulären Chorszenen. Der<br />

erste Schock stellte sich ein, als der Vorhang hoch ging.<br />

Man fühlte sich ins Laientheater versetzt: links das Portal<br />

einer Kirche – die Handlung spielt 1414 zur Zeit des<br />

Konstanzer Konzils –, rechts das schmucke Fachwerkhaus<br />

des jüdischen Goldschmieds Eléazar, dazwischen<br />

ein Platz, der den Blick auf einen Wehrgang freigibt. Ein<br />

pittoreskes Mittelalter im überdimensionierten Puppenstubenformat,<br />

wie das Libretto es andeutet. Doch es<br />

sollte, scheinbar, noch schlimmer kommen. Wenn der<br />

Chor nach dem einleitenden „Te Deum“ von der seitlichen<br />

Kulisse auf die Szene strömt und sich die Massenhysterie<br />

aus Jahrmarktstaumel und Judenhass auf Eléazar<br />

und Rachel entlädt, werden wir zu Zeugen einer farbenfreudigen<br />

Verkleidungsshow, die aus den Alltagsfiguren<br />

jene Laienschar macht, die als blindwütiges Kollektiv<br />

das grausame Katz-und-Maus-Spiel des antisemitischen<br />

Pogroms beginnt.<br />

Die überrumpelnde Theatralik erinnert an Elias Canettis<br />

Beschreibung der Hetzmeute in Masse und Macht<br />

und schreckt selbst vor der Groteske nicht zurück – wenn<br />

Neider dem Kaiserdarsteller die Krone und den Purpurmantel<br />

herunterreißen oder gleich mehrere Päpste sich<br />

um den Krummstab balgen.


Schnell wird klar, um was es dem Regieduo Wieler/<br />

Morabito geht: Die Gewalt der Bilder erzeugt Vexierbilder<br />

der Gewalt. Die Voyeure auf beiden Seiten der Rampe<br />

sind Mitwirkende im Spiel, Zuschauer und Handelnde<br />

zugleich. Beklemmend wird dieses Spiel im Spiel im<br />

Schlussakt, wenn der Chor im karnevalesken Alptraum<br />

mit Hakennasen, Judenhüten und Taschenlampen erst<br />

zur Hetzjagd bläst, dann zum Trauermarsch in schwarzer<br />

Maskierung kofferschleppend und niedergebeugt<br />

den endlosen Zug der Juden in die Shoah karikiert – also<br />

das Entsetzen zeigt und zugleich mit ihm Spott treibt –,<br />

und schließlich den letzten Gang der Verurteilten beklatscht.<br />

Bert Neumann hat die Bilder der fünf Akte auf eine<br />

Drehbühne gesetzt, die in den drei Mittelakten mit Laufgängen<br />

und Treppen versatzstückartig das hintere Gestänge<br />

des vorderen Szenenaufbaus freigibt – ein Gitterwerk,<br />

das die Mechanismen der Handlung freilegt,<br />

die Figuren gleichsam skelettiert und damit ihre inneren<br />

Konflikte nach außen stülpt. Dass dabei auch die<br />

Komik – der den starken Mann mimende Schwächling<br />

Léopold im weinroten Spießer-Blazer, seine Gattin Eudoxie<br />

als Domina in Reizwäsche, die zum farbenfrohen<br />

Kinderkreuzzug umfunktionierte Ballettpantomime –<br />

dick aufgetragen wird, ist durchaus im Sinne des Stücks.<br />

Betroffenheit entsteht gerade nicht durch eine vordergründige<br />

Politisierung, sondern durch eine ästhetische<br />

„Über-Setzung“, die die Position des Zuschauers hier<br />

und heute ins Spiel mit einbezieht. Wieler/Morabito treiben<br />

die antisemitischen Klischees dabei so weit, dass<br />

uns der Schrecken im Hals stecken bleibt und wir nicht<br />

mehr wissen, was Spiel und was Spiel im Spiel ist. Sichtbar<br />

werden auf diese Weise gerade die seelischen Ambiguitäten<br />

und psychischen Grenzsituationen, in die die<br />

Handlung immer wieder die Figuren treibt. Und selbst<br />

der veränderte Schluss – Rachel und Eléazar werden<br />

nicht hingerichtet, sondern Eléazar entreißt dem als<br />

Henker kostümierten Brogni die Pistole und tötet erst<br />

Rachel und dann sich selbst – fügt sich ins Spiel: Eléazars<br />

ungelöster Zwiespalt zwischen unversöhnlichem<br />

Christenhass und väterlicher Liebe wird aufgehoben im<br />

Selbstopfer des zum Tode Verurteilten und der fatalistisch<br />

liebenden Rachel.<br />

Aktueller, brennender kann Musiktheater nicht sein,<br />

gerade weil jeder direkte Bezug zur weiterschwelenden<br />

Brisanz des Stoffes vermieden wurde. Wer die Inszenierung<br />

mehrfach gesehen hat, kann überdies bestätigen,<br />

dass die Intensität, mit der alle Beteiligten bei der Sache<br />

sind, nicht nachgelassen, sondern noch zugenommen<br />

hat. Auch musikalisch hat die Produktion seit der<br />

Premiere hörbar an Gewicht gewonnen. Mag für manchen<br />

Chris Merritts Eléazar, szenisch ein Fels in der Bran-<br />

Jahrmarktstaumel und Judenhass<br />

dung, stimmlich grenzwertig sein: hier muss er wohl<br />

doch so singen, wie er singt! Spielerisch eindrucksvoll,<br />

wenn auch stimmlich unausgeglichen, die junge Russin<br />

Tatiana Pechnikova als Rachel, grandios in jeder Hinsicht<br />

Liang Li als Brogni. Glanzvoll schließlich der Stuttgarter<br />

Opernchor: Wie es Wieler/Morabito gelingt, jeden<br />

Einzelnen als individuell wahrnehmbare (und individuell<br />

gespielte!) Gestalt zu erfassen und gleichzeitig das<br />

Kollektiv zur bedrohlichen Masse zu formen, bleibt für<br />

jeden, die die Aufführung gesehen hat, unvergesslich.<br />

Halévys musikalischer Eklektizismus macht es dem<br />

Dirigenten nicht leicht, großbögig die Akte zusammenzuhalten.<br />

Sébastien Rouland am Pult hat deshalb mit<br />

Nachdruck die einzelnen Facetten hervorgehoben – die<br />

Melodramatik all’italianità im zweiten und vierten Akt,<br />

die den Lustspielton der Opéra comique streifende Auseinandersetzung<br />

zwischen Eudoxie und Léopold im dritten<br />

Akt, nicht zuletzt die Unerbittlichkeit der Chöre, die<br />

dem Ganzen einen Zug ins Epische gibt und damit auch<br />

musikalisch die Originalität des Stücks akzentuiert.<br />

Uwe Schweikert<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 13


[t]akte<br />

14 [t]akte 2I2008<br />

Tosca ad fontes<br />

Puccinis Oper erstmals in einer kritischen Ausgabe<br />

Die genaue Untersuchung des Autographs<br />

von Tosca hat ergeben,<br />

dass viele musikalische Details in<br />

den Druckausgaben unzureichend<br />

wiedergegeben wurden und dass<br />

Puccini in seinem musikalischen<br />

Denken dem 20. Jahrhundert viel<br />

näher war als man es bisher angenommen<br />

hat.<br />

Bis heute gelten selbst in Fachkreisen<br />

Puccinis Autographe nur als<br />

Vorstadien zu Werken, die erst im<br />

Druck ihre endgültige Form erhalten<br />

haben. Wenngleich Puccinis<br />

Autographe nie für Aufführungen<br />

Giacomo Puccini<br />

verwendet worden sind, was aufgrund<br />

der schweren Lesbarkeit von<br />

Puccinis Handschrift mit unzähligen Korrekturen und<br />

Verwischungen auch kaum möglich wäre, so sind sie<br />

doch die erste gültige Version und Vision des Komponisten,<br />

unbeschwert von den Notwendigkeiten des Praktischen<br />

und den Mühen der Realisierung.<br />

Die Genauigkeit seiner Instrumentation, Dynamisierung<br />

und Artikulation ist verblüffend, auch verblüffend<br />

modern. Seine Notierungen, von kleineren Fehlern abgesehen,<br />

sind äußerst genau, zuverlässig und uneingeschränkt<br />

realisierbar. Darüber hinaus sind gestrichene<br />

Stellen in allen drei Akten wieder aufgetaucht, die so<br />

manche Passage im Werk in einem neuen Licht zeigen.<br />

Die Entschärfungen der Harmonik, Vereinfachungen<br />

und Angleichungen in Dynamisierung und Artikulation,<br />

wie sie in den Druckausgaben zu finden sind, entsprechen<br />

nicht dem ursprünglichen Willen eines Musiktheatergenies,<br />

das als Dramaturg mindestens so versiert<br />

war wie als Komponist.<br />

Für die Neuausgabe wurden, neben dem Autograph,<br />

sämtliche authentischen Quellen berücksichtigt. Dank<br />

Dieter Schicklings „Catalogue of the Works“ (Bärenreiter<br />

2003), der mit äußerster Gründlichkeit und Übersichtlichkeit<br />

alle Werke und Quellen auflistet und beschreibt,<br />

ist der Zugang zu den authentischen Quellen<br />

erheblich erleichtert und eine Orientierung hinsichtlich<br />

ihrer Authentizität vorweggenommen worden.<br />

Sämtliche Quellen wurden erstmals einer kritischen<br />

Bewertung unterzogen, auf Fehler untersucht und nach<br />

ihrem Stellenwert als Fassungen definiert oder in Fassungen<br />

zusammengefasst.<br />

Aus den vorliegenden Quellen (Nomenklatur in Klammern<br />

nach Schickling) ergeben sich drei Fassungen:<br />

FASSUNG A (1899)<br />

– Die autographe Partitur, Januar 1898/September<br />

1899 (69.B.1)<br />

– Die Erstausgabe des Klavierauszuges, Ricordi,<br />

Mailand, November 1899 (69.E.1)<br />

Die Verlagsgruppe Hermann veröffentlicht im Rahmen<br />

ihrer kritischen Neuausgaben von Bühnenwerken<br />

nun auch einzelne Opern von Giacomo Puccini.<br />

Den Anfang macht „Tosca”, deren Autograph in einer<br />

Faksimileausgabe seit Kurzem öffentlich zugänglich<br />

ist.<br />

FASSUNG B (1900)<br />

– Die zweite Ausgabe des Klavierauszuges, Ricordi,<br />

Mailand, 30. März 1900 (69.E.2)<br />

– Die Erstausgabe der Partitur, Ricordi, Milano 1900<br />

(69.E.2A)<br />

FASSUNG C (1924)<br />

– Zweite Ausgabe der Partitur, Ricordi, Mailand 1924<br />

(69.E.2G)<br />

Puccini hat als einer der wenigen großen Komponisten<br />

noch keine Neubewertung durch eine Kritische Neuausgabe<br />

erfahren, zum Teil, weil die Werke in ihrer künstlerischen<br />

Qualität oft unter dem Wert gehandelt werden,<br />

der ihnen zusteht, zum Teil weil, so paradox das<br />

klingen mag, er einer der erfolgreichsten Opernkomponisten<br />

aller Zeiten ist und seine Arbeiten daher auch in<br />

veralteten Ausgaben immer noch Erfolg haben.<br />

„Es hängt eng damit zusammen, dass selbst Puccinis<br />

Verehrer sein Werk lange Zeit nicht so ernst genommen<br />

haben, wie es gemeint ist. Zwar leiden eigentlich<br />

alle Komponisten unter einer schlampigen Interpretenwillkür,<br />

aber im Fall Puccinis übersteigt sie<br />

wohl sogar das gewohnte Maß … Da das so ist, kann<br />

einstweilen keine Rede davon sein, dass der Komponist<br />

Puccini in all seiner Subtilität wirklich bekannt<br />

wäre. Das liegt allerdings auch daran, dass das für<br />

seine Opern verfügbare Aufführungsmaterial<br />

keineswegs heutigen Ansprüchen genügt.“ (Dieter<br />

Schickling, Puccini. Biografie, Stuttgart 2007, S. 374)<br />

Es ist an der Zeit, diese Neubewertung mit editorischen<br />

Mitteln zu veranlassen.<br />

Als erster Band wird im Herbst 2008 die Partitur zur<br />

Fassung A, der Werkzustand vor der Uraufführung, erscheinen.<br />

Zusätzlich wird ein Klavierauszug, der alle<br />

Fassungen (ABC) darstellt, vorgelegt. Eine Partiturausgabe<br />

aller Fassungen (ABC), in simultaner Darstellung,<br />

ist in Vorbereitung. Michael Mautner<br />

Giacomo Puccini<br />

Tosca<br />

Hrsg. von Michael Mautner<br />

Verlagsgruppe Hermann<br />

Aufführungsmaterial leihweise, Vertrieb: Alkor-<br />

Edition


Neues von Hugo Distler<br />

Entdeckungen im Gedenkjahr<br />

Als Hugo Distler am 1. November 1942 seinem Leben aus<br />

eigenem Willen ein Ende setzte, hat er eine ganze Reihe<br />

von unveröffentlichten Werken hinterlassen. In den<br />

letzten Jahren wurde nach diesen Werken, von deren<br />

Existenz man bis dahin nur Ungefähres wusste, gesucht,<br />

und sie wurden tatsächlich gefunden, anschließend<br />

ediert und herausgegeben. Mit der Publikation von Distlers<br />

einzigem Werk für die Bühne, der Schauspielmusik<br />

zu Ludwig Tiecks Ritter Blaubart (1940), und in diesem<br />

Sommer mit der Herausgabe der Vier Motetten aus dem<br />

fragmentarischen Oratorium Die Weltalter (1942) wird<br />

deutlich, dass in seiner letzten Schaffensphase wichtige<br />

Projekte entstanden sind. Besonders die Weltalter-<br />

Motetten für gemischten Chor und Streichorchester<br />

nach einem eigenen Text zeigen eine Weiterführung des<br />

existenzialistischen Stils der beiden letzten Motetten<br />

aus der Geistlichen Chormusik op. 12. Nirgendwo sonst<br />

trifft man in seinem Werk eine derart geschärfte, auf die<br />

textliche Situation eingehende Harmonik an; in den<br />

Weltalter-Motetten begegnet man sogar dem Flüstern<br />

des Chores als einem Mittel sublimer, dramatisch eindringlicher<br />

Musikalisierung. Diese zyklisch aufführbaren<br />

vier Vokalwerke, die sich den antiken Elementen<br />

Erde, Wasser, Luft und Feuer widmen, bereichern das<br />

Repertoire und können von gemischten Kammerchören,<br />

großen Konzertchören oder Kantoreien aufgeführt werden.<br />

Die solistische oder chorische Besetzung der Streicher<br />

(je zwei Violinen, Violen, Violoncelli und ein Bass)<br />

orientiert sich an der Größe des Chores.<br />

Die Schauspielmusik zu Tiecks Ritter Blaubart ist vielteilig<br />

angelegt und enthält auch einige opernhafte<br />

Nummern mit Gesang, wobei neben der Gesamtaufführung<br />

auch ausschließlich die orchestralen Sätze (u. a. vier<br />

Ouvertüren) als Suite gespielt werden können.<br />

Ähnlich besetzt ist das dreisätzige Kammerkonzert<br />

für Cembalo und elf Soloinstrumente (1930–32), das in<br />

seinem Duktus an die Kammerkonzerte Paul Hindemiths<br />

erinnert – eine Neuinterpretation des Topos’ der<br />

Brandenburgischen Konzerte Bachs. Mit seiner lebhaften<br />

Textur stellt das Kammerkonzert eine bemerkenswerte<br />

Bereicherung des relativ schmalen Repertoires an<br />

hochrangigen Cembalokonzerten aus der ersten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts dar.<br />

Die Publikation des „Allegro spirituoso e scherzando“<br />

aus dem großen Konzert für Cembalo und Streichorchester<br />

op. 14 – ohne Frage Distlers bekanntestes konzertantes<br />

Instrumentalwerk – ermöglicht nun wieder Aufführungen<br />

des gesamten Werkes in seiner ursprünglich<br />

intendierten Viersätzigkeit. In der Handschrift steht dieser<br />

Satz, der die Funktion eines Scherzos einnimmt, an<br />

dritter Stelle zwischen dem traumhaft schönen langsamen<br />

Satz und dem Variationenfinale über Samuel<br />

Scheidts altes Lied „Ei du feiner Reiter“. Mit einer Aufführungsdauer<br />

von etwa 40 Minuten nähert sich das<br />

Konzert in seiner viersätzigen Gestalt einer ausgedehn-<br />

Anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten in<br />

diesem Jahr ist sein letztes Werk, die Motetten für<br />

Chor und Streicher aus dem fragmentarischen Oratorium<br />

„Die Weltalter“, erschienen. Mit ihnen wird<br />

die Reihe der in den vergangenen Jahren posthum<br />

veröffentlichten Distler-Werke fortgesetzt.<br />

ten Streichersinfonie mit obligatem konzertierendem<br />

Cembalo an. Die Stringenz der Satzfolge und auch die<br />

Architektur des gesamten Werkes tritt bei einer kompletten<br />

Wiedergabe deutlich hervor. Man darf vermuten,<br />

dass Distlers Streichung des „Allegro spirituoso e<br />

scherzando“ nicht aus musikalischen Gründen geschah,<br />

vielmehr dürfte es sich um eine Vorsichtsmaßnahme<br />

aufgrund der impulsiven Vehemenz und der harmonischen<br />

Avanciertheit gehandelt haben, die die drei<br />

seinerzeit veröffentlichten Sätze bereits an den Rand des<br />

Verdikts der „entarteten Musik“ gebracht hatten.<br />

Michael Töpel<br />

Hugo Distler – Ersteditionen<br />

Kammerk<br />

Kammerk<br />

Kammerkonzer<br />

Kammerk<br />

Kammerkonzer<br />

onzer onzert onzert<br />

t t t für Cembalo und elf Soloinstrumente<br />

(1930–32). Besetzung: 1,1,1,1 –<br />

1,0,0,0 – V I, V II, Va I, Va II, Vc, Kb / ca. 19 Minuten.<br />

Aufführungsmaterial leihweise, Studienpartitur<br />

käuflich<br />

Uraufführung: 28.11.1998 in Lübeck: Wiener<br />

Akademie, Solist und Leitung Martin Haselböck<br />

All All Allegro All Allegro<br />

egro egro egro spir spir spiriiiiituoso spir spir tuoso tuoso tuoso tuoso e e e e e scherzando<br />

scherzando<br />

scherzando scherzando<br />

scherzando für Cembalo<br />

und Streichorchester (Scherzo zum Konzert op. 14)<br />

(1935/36).<br />

Besetzung: V I, V II, Va, Vc, Kb / ca. 8 Minuten. Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Musik Musik Musik Musik Musik zu zu zu zu zu Lud Lud Ludwig Lud Ludwig<br />

wig wig wig Tieck Tieck Tiecks Tieck Tiecks<br />

s s s „Ri „Ri „Ritter „Ri „Ritter<br />

tter tter tter Bla Bla Blaubar Bla Blaubar<br />

ubar ubart“ ubart“<br />

t“ t“ t“ für kleines<br />

Orchester (enthält drei Nummern mit Sopran bzw.<br />

Tenor und Cembalo) (1940).<br />

Personen: Agnes, Anne, Brigitte (Sopran, eine Sängerin),<br />

Leopold (Tenor)<br />

Orchester: Fl (auch Picc), Ob (auch Eh), Hn, Fag – Schlg<br />

(1) - Str - Cemb / ca. 31 Minuten. Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Uraufführung: 29.9.2002 Neubrandenburg: Neubrandenburger<br />

Philharmonie, Leitung Stefan Malzew<br />

Vier Vier Vier Vier Vier Motetten<br />

Motetten<br />

Motetten Motetten<br />

Motetten (1. Der Mensch und die Erde / 2. Der<br />

Mensch und das Wasser / 3. Der Mensch und die Luft /<br />

4. Der Mensch und das Feuer) aus dem fragmentarischen<br />

Oratorium „Die Weltalter“ für gemischten Chor<br />

(SATB; Teilung in zwei 4-st Chöre und T-Solo a. d. Ch.<br />

in Nr. 3) und Streicher oder Klavier (1942). Text von<br />

Hugo Distler.<br />

Mindestbesetzung der Streicher: 2 V, 2 Va, 2 Vc, 1 Kb /<br />

ca. 14 Minuten. Partitur mit Stimmen leihweise, Klavierauszug<br />

käuflich<br />

Uraufführung: 24.6.2008 Lübeck: Kammerchor und<br />

Mitglieder des Orchesters der Musikhochschule Lübeck,<br />

Leitung Gerd Müller-Lorenz<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 15


[t]akte<br />

16 [t]akte 2I2008<br />

Das Ringen um Freiheit<br />

Der Schweizer Komponist Dieter Ammann<br />

<strong>takte</strong>: Herr Ammann, was sind die wichtigsten Kompositionen<br />

Ihrer bisherigen Zeit als Komponist? Gab es<br />

Etappen oder Zäsuren?<br />

Ammann: Ich muss vorausschicken, dass es mir wichtig<br />

ist, einen Personalstil zu formen, natürlich nicht, um<br />

sich dann selber zu kopieren, sondern um damit einen<br />

Weg in eine selbst gewählte Richtung zu gehen. Es gibt<br />

einige Zäsuren: Die eine war nach den ersten beiden Stücken,<br />

die noch von seriellem Denken geprägt waren, Developments<br />

(1993) und piece for cello (1994/1998). Bei<br />

dem Cellostück sind die Tonhöhen noch sehr streng behandelt,<br />

rhythmisch und klangfarblich bin ich jedoch<br />

schon intuitiv vorgegangen. Und auch Regard sur les traditions<br />

(1995) ist im Tonhöhenbereich recht erklärbar.<br />

Danach wird es immer intuitiver. In The Freedom of<br />

Speech (1995/96) ist diese Freiheit bereits Programm,<br />

obwohl der Titel auch mit dem Tod meines Vaters zu tun<br />

hat. Hier habe ich zum ersten Mal den bisweilen mühsamen<br />

Weg gewählt, einen Anfang zu setzen und daraus<br />

das Folgende zu entwickeln.<br />

Dann gibt es für mich Stücke, wo ich persönlich weitergekommen<br />

bin: Zunächst Gehörte Form – Hommages<br />

(1998). Ich hatte sieben Monate Zeit, in Weimar daran<br />

zu arbeiten, das hat sich in den zeitlichen Dimensionen<br />

und der klanglichen Elaborierung dieser drei Streichinstrumente<br />

niedergeschlagen. Nächste Schritte sind wenig<br />

später Violation (1998/99), wo die Beziehung zwischen<br />

Soloinstrumenten und Ensemble thematisiert<br />

wird. Dann kommen drei Orchesterstücke: bei Boost<br />

(2000/01) habe ich eindeutig auf Grooves (2000) Bezug<br />

genommen, und bei Core (2002) nochmals auf Boost.<br />

Schließlich habe ich beim Klaviertrio Après le silence<br />

(2004/05) in der Ausdrucksbreite noch auf größere Extreme<br />

hin gearbeitet. Diese Extreme dann unter einen<br />

Bogen zu bringen, ohne dass die Musik zerfällt, war für<br />

mich ein Schritt nach vorne.<br />

Sie haben Begriffe benutzt wie Szenenwechsel, also theatralische<br />

Beschreibungen Ihrer Musik. Viele Komponisten<br />

nehmen literarische Werke zur Inspiration oder<br />

Werke der bildenden Kunst zur Anregung für die Struktur<br />

oder emotionale Themen. Haben Sie solche Interessen?<br />

Musik ist für mich genau das Medium, das eben keine<br />

Inhalte außer sich selbst transportieren muss. Ich gehe<br />

daher nicht von solchen Anregungen aus. Was ich versuche,<br />

ist, meine akustische Vorstellung in eine auch für<br />

andere sinnvolle oder zumindest anregende Form zu<br />

bringen. Das sind immer rein akustische Wahrnehmungen,<br />

immanent musikalische Vorgänge.<br />

Sie bilden in Ihrer Musik häufig extreme Spannungskontraste<br />

aus, stellen also Strukturen gegeneinander,<br />

Die Werke von Dieter Ammann werden ab sofort<br />

vom Bärenreiter-Verlag verlegt. Kürzlich wurde er<br />

mit dem Förderpreis der Siemens Kulturstiftung<br />

ausgezeichnet. Über die Hintergründe seines Schaffens<br />

gibt er im Gespräch Auskunft.<br />

die ein schnelles Wechselspiel etwa zwischen sehr energetischen,<br />

bewegten und sehr ruhigen Zonen ausprägen,<br />

und diese bilden sich jeweils aus äußerst komplex<br />

geschichteten Einzelereignissen.<br />

Das hängt mit meiner persönlichen Vorliebe beim Gestalten<br />

von musikalischen Verläufen zusammen. Ich bin<br />

ein ungeduldiger Mensch und mag es, wenn ich überrascht<br />

werde, wenn ich als Hörer in ein Wechselbad von<br />

musikalischen Zuständen geworfen und mitgerissen<br />

werde. Mir ist Musik, die mich quasi „anspringt“, lieber<br />

als solche, bei der ich erst siebzehn Türen öffnen muss,<br />

bevor ich herausfinde, was die Substanz sein könnte,<br />

worauf es dem Komponisten ankommt. Das heißt, wenn<br />

ich schreibe, dann immer auch für mich als Hörer, das<br />

ist natürlich ein subjektives Verfahren. Jedenfalls hat<br />

diese Neugier und Ungeduld dazu geführt, dass ich, außer<br />

in zwei frühen Stücken, aufgehört habe, in langen<br />

Verläufen mit einem Material zu arbeiten und dieses in<br />

all seinen Facetten zu beleuchten. Vielmehr ist es so, dass<br />

gewisse Regeln, die ich mir gebe, bisweilen auch nur<br />

ganz punktuell wirken. Wenn ich merke, dass ich gerne<br />

einen anderen Hörverlauf hätte, nehme ich mir die Freiheit<br />

und modifiziere oder verlasse das Material. Das war<br />

einerseits eine Befreiung, andererseits kann man sich<br />

nicht hinter der akademischen Kunst der Materialbehandlung<br />

und Beleuchtung verstecken, weil man völlig<br />

subjektiv für sich entscheiden muss, ob diese Idee,<br />

diese Klangfindung standhält und sich legitimiert. Das<br />

sind extrem subjektiv gefundene Klangvorstellungen,<br />

die ich dann versuche, in einem dieser Vorstellung<br />

möglichst adäquatem Material wiederzugeben. Deshalb<br />

gibt es auch tonale Gebilde bei mir, manchmal Räume,<br />

in denen Dissonanz und Konsonanz unterscheidbar<br />

sind, dann aber auch wieder das chromatische Total bis<br />

in die Vierteltönigkeit hinein, die ich dann als nochmalige<br />

Differenzierung der Chromatik verstehe. Ich finde<br />

es spannend, etwas Direktes, Haptisches zu gestalten<br />

und trotzdem musikalische Tiefe im räumlichen Sinn<br />

zu schaffen, so dass man bei einem wiederholten Hören<br />

Dinge dahinter wahrnehmen kann, die einem beim<br />

ersten Mal gar nicht bewusst waren.<br />

Sie werden wahrscheinlich oft auf den Jazz angesprochen.<br />

Es ist klar, dass Improvisieren etwas anderes ist<br />

als Komponieren. Trotzdem wird es ja Bezüge geben.<br />

Über meinen Vater, der Naturwissenschaftler und Lehrer<br />

war, ging mein Zugang zur Musik zunächst über das<br />

Spielen nach Gehör. Auch heute noch ist für mich die<br />

Notation immer ein Umweg. Ich denke, ich habe ein anderes<br />

Verhältnis zu rhythmischen Aspekten. Es gab und<br />

gibt viel neue Musik, in der es nie pulsen darf. Ich weiß<br />

nicht mehr genau, von welchem Komponisten der Ausspruch<br />

stammt, das Problem der neuen Musik sei, dass


Etwas sagen, was andere nicht sagen: Dieter Ammann<br />

alles Rubato sei. Zudem spürt man meinen Ursprung als<br />

interpretierender Musiker in der Instrumentalbehandlung.<br />

Mir ist wichtig, dass spieltechnisch zwar Grenzen<br />

ausgelotet werden, dass die Musik aber immer realisierbar<br />

bleibt. Dabei habe ich gemerkt, dass sich meine Intention<br />

mit den technischen Möglichkeiten des Instruments<br />

sehr oft trifft, dass ich irgendwie aus dem Instrument<br />

heraus fühle und denke. Ein Wesenszug aus der<br />

improvisierten Musik ist auch, dass sie fast in jedem<br />

Moment dialogisch angelegt ist. Dieses Actio-reactio-<br />

Prinzip versuche ich auch in der komponierten Musik<br />

zwischen Instrumentalgruppen oder einzelnen Instrumenten<br />

zu realisieren, vielleicht wirkt es auch deshalb<br />

so lebendig.<br />

Schließlich eine ganz allgemeine Frage: Müssen Sie<br />

komponieren?<br />

Ich habe ja tatsächlich wegen einer Anfrage von außen<br />

begonnen zu komponieren. Ich würde niemals ohne<br />

Auftrag schreiben. Aber: Wenn ich komponiere, bin ich<br />

so damit beschäftigt, dass über Monate ein Stück wie<br />

ein roter Faden durch mein Leben läuft. Es kann sein,<br />

dass ich mich ein Jahr lang mit fünfzehn Minuten Musik<br />

beschäftige. Ich bin auch ein Familienmensch, liebe<br />

meine Kinder und meine Frau sehr, und unterrichte<br />

gerne. Aber wenn ich komponiere, kann ich mich monatelang<br />

in eine Klangwelt begeben, und das brauche<br />

ich mittlerweile extrem. Es kommt noch etwas hinzu:<br />

Ich habe das Gefühl, dass ich in der komponierten Musik<br />

etwas zu sagen habe, das andere nicht oder anders<br />

sagen würden. Ich glaube, dass ich da etwas leisten<br />

kann, wofür sich eine lebenslange Beschäftigung lohnt.<br />

Ich war ja, bis ich dreißig war, nicht Komponist im engeren<br />

Sinn, sondern Interpret, Instrumentalist. Natürlich<br />

habe ich in Bands Stücke entwickelt, aber das ist<br />

etwas ganz anderes als das „akademische Komponieren“.<br />

Hier gibt es etwas Eigenständiges, das wirklich etwas<br />

von mir enthält, etwas Persönliches.<br />

Ein kurzer Ausblick: Was sind Ihre nächsten Projekte?<br />

Ich werde in den nächsten Monaten mit der Komposition<br />

meines zweiten Streichquartetts beschäftigt sein.<br />

Daneben wird meine Unterrichtstätigkeit an den Musikhochschulen<br />

Luzern und Bern viel Zeit und Energie<br />

absorbieren. Im Frühling 2009 werde ich einer Einladung<br />

Schweizer Festivals les Muséiques als Composer<br />

in residence nachkommen und mich dort auch als Musiker<br />

im Freefunk-Bereich präsentieren. Für 2010 steht<br />

eine weitere Einladung eines großen Festivals an. Mit<br />

dem damit verbundenen Auftragswerk nehme ich mich<br />

einer kompositorischen Aufgabe an, die ich schon seit<br />

längerer Zeit in mir trage: ein mehrheitlich ruhiges Stück<br />

für Orchester zu schreiben, welches fähig sein soll, sich<br />

mit meinen beiden Orchesterwerken Boost und Core zu<br />

einer schlüssigen Trilogie zu vereinen.<br />

Gesprächspartnerin: Marie Luise Maintz<br />

Informationen zu Biographie und Werken von Dieter<br />

Ammann unter www.dieterammann.ch.<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 17


[t]akte<br />

18 [t]akte 2I2008<br />

Verdi als Wegweiser<br />

Literaturoper ist keine Sackgasse. Die Aktualität<br />

des Komponisten Giselher Klebe<br />

In einem knappen, kursorischen Aufsatz über Verdi<br />

(„Motivfläche und Motiventwicklung: Dialog und Instrumentalsatz<br />

bei Verdi“) macht Carl Dahlhaus, der luzideste<br />

und produktivste deutsche Musikologe des ausgehenden<br />

20. Jahrhunderts, eine interessante Parallele<br />

namhaft: die Rolle, die die „Motivfläche“ als Orchesterstütze<br />

rezitativischer Deklamation nicht nur beim jungen<br />

Verdi spielt, sondern auch noch in der Musikdramatik<br />

der letzten Jahrzehnte, und Dahlhaus nennt dabei<br />

ausdrücklich die „sogenannte Literaturoper“. Bei Verdi<br />

entstand die „Motivfläche“ (Dahlhaus analysiert sie<br />

unter anderem anhand des ersten Rigoletto-Finale, der<br />

Entführung Gildas) als ein den trockenen Rezitativduktus<br />

belebendes und dramatisierendes Moment, das<br />

zugleich der integralen Musikalisierung diente und<br />

dabei dennoch fähig war, den Primat<br />

der Gesangsstimme zu gewährleisten.<br />

Dieses „Fundament,<br />

das die melodische Diskontinuität<br />

der Gesangsstimmen vor dem Zerfall<br />

ins Amorphe bewahrt“ (Dahlhaus),<br />

bekommt in den neuen<br />

Opern zusätzlich die Aufgabe, zwischen<br />

der „durchkomponierten“<br />

Gestaltung und der Gliederung in<br />

„geschlossene“ Formen zu vermitteln.<br />

Somit bezeichnet die „Motivfläche“<br />

(die auch als ein in sich bewegter,<br />

dynamisierter „Klangraum“<br />

beschreibbar ist) ein zentrales<br />

musikdramatisches Element,<br />

das einen Durchbruch bedeutet für<br />

künstlerisch überzeugende „Textdarbietung“<br />

in der Oper einerseits,<br />

für eine ausgleichende Homogenisierung<br />

der Musikströme andererseits.<br />

Die Motivfläche als ein ordnender<br />

und zusammenfassender<br />

Faktor ist umso wichtiger in einer<br />

Tonsprache, die, wie diejenige von<br />

Giselher Klebe, auf die Voraussetzungen<br />

der tonalen Funktionsharmonik<br />

im Wesentlichen verzichtet.<br />

Kein Anlass zur Scham<br />

Mit seinem Befund berührt Dahlhaus<br />

mithin insbesondere die Produktivität<br />

Giselher Klebes, der –<br />

neben Hans Werner Henze und Aribert<br />

Reimann – der wichtigste Vertreter<br />

der deutschsprachigen „Literaturoper“<br />

nach dem letzten Weltkrieg<br />

ist. Es fällt auf, dass Dahlhaus<br />

Giselher Klebes umfangreiches Bühnenwerk beginnt<br />

sich zu runden. Die Uraufführung von<br />

„Chlestakows Wiederkehr“ in Detmold ist Anlass für<br />

ein erstes Resümee.<br />

den Begriff „Literaturoper“ in seinem Aufsatz von jeglicher<br />

Abschätzigkeit freihält – sehr im Gegensatz zu Beurteilungen,<br />

die, zum Beispiel von rigoros avantgardistisch-materialästhetischen<br />

Prämissen bewegt oder medienästhetisch<br />

motiviert, sich eher in polemischer Abgrenzung<br />

von Praktiken der „Literaturoper“ definierten.<br />

Der „Literaturoper“ haftete ihnen zufolge etwas Konservatives<br />

an; die vermeintlich altmodische „Vertonung“<br />

einer Bühnenhandlung stand quer zu Tendenzen etwa<br />

des „instrumentalen Theaters“, die die musikalischen<br />

Aktionen selbst zum theatralischen Gegenstand machten.<br />

So wichtig solche von Cage, Kagel und Schnebel methodisch<br />

vorangetriebenen Musiktheatertypen waren<br />

(die auch bei Wolfgang Rihm, Heiner Goebbels und sogar<br />

Hans Werner Henze ihre Spuren hinterließen), so fragwürdig<br />

wäre es doch, im Sinne eines linearen Fortschrittsbegriffs<br />

ihre Hegemonie für alle Zukunft zu postulieren.<br />

Dem Bewusstsein einer vielsträhnigen Tradition<br />

und eines mäandernden Geschichtsverlauf drängt<br />

sich die Wahrscheinlichkeit auf, dass auch vorübergehend<br />

vernachlässigte oder alternative künstlerische<br />

Optionen die Chance einer Neuentdeckung und Neubewertung<br />

haben. „Literaturoper“ muss ja nicht heißen,<br />

dass eine musikdramatische Praxis, um überhaupt erst<br />

bedeutend zu werden, sich an bedeutende Literatur-<br />

Lokomotiven anhängt, sie sozusagen vampiristisch aussaugt.<br />

Ein Streichquartett, das sind selbstverständlich<br />

vier Musiker in Aktion. Gut und schön, aber man darf<br />

sich auch freuen, wenn ein Streichquartett „intime Briefe“<br />

vorträgt oder ein „Dankgebet an die Gottheit in lydischer<br />

Tonart“ anstimmt, wenn es also – sagen wir – so<br />

etwas wie einen poetischen, programmatischen, außermusikalischen<br />

„Hallraum“ dabei gibt. Die Oper als Konglomerat<br />

aus vielen unterschiedlichen Komponenten<br />

braucht sich ihrer Geklittertheit niemals zu schämen;<br />

die „Literaturoper“ schon gar nicht.<br />

Namentlich mit seinem Opernœuvre hat Giselher<br />

Klebe einen Werkblock von imponierendem Ausmaß<br />

und Format geschaffen. Fast ausnahmslos verband sich<br />

diese Arbeit mit bedeutenden Stoffen der Weltliteratur,<br />

etwa mit Kleist (Alkmene, 1961), Goethe (Das Märchen<br />

von der schönen Lilie, 1968), Schiller (Die Räuber, 1957,<br />

Das Mädchen von Domrémy, 1975) oder Balzac (Die tödlichen<br />

Wünsche, 1959). Bemerkenswert ist Klebes besondere<br />

Liebe zur österreichisch-ungarischen Sphäre Ödön<br />

von Horvaths und seiner intrikaten, künstlichen, dämonisierten<br />

Folklore (Figaro lässt sich scheiden, 1963, Der<br />

jüngste Tag, 1980). Aber auch ein pralles Stück irischer<br />

Alltagsmythologie (Ein wahrer Held nach J. M. Synge,<br />

1974) fand in Klebe einen geistesverwandten musikdramatischen<br />

Ausdeuter.


Vom konstruktiven Komponieren zu glasklarer<br />

Lakonik<br />

Die kompositorischen Anfänge des gebürtigen Mannheimers<br />

(Jahrgang 1925) standen im Zeichen der Schönberg-Schule<br />

und eines breiten atonal-zwölftönigen Konsens’<br />

in seiner Generation. Damals fühlte sich Klebe<br />

durchaus an vorderster Front und betroffen von unverständigen<br />

oder reaktionären Angriffen auf die aktuelle<br />

Musik; so debattierte er schriftlich mit Widersachern<br />

wie Friedrich Blume und Erich Doflein und mischte sich<br />

in die öffentliche Musikdiskussion ein, was er später<br />

kaum noch tat. Unter dem Einfluss des neugierig-undogmatischen<br />

Boris Blacher weitete sich indes die Perspektive<br />

eines freilich stets auch stark konstruktivistisch<br />

geprägten Komponierens. Der frühe Operneinakter Die<br />

Ermordung Cäsars (nach Shakespeare, 1959) gehört zu<br />

den „härtesten“, aggressivsten Partituren jener Jahre.<br />

Zunehmend wendete Klebe dann eine Zitattechnik an,<br />

die den Texturen zu immer reicherer Komplexität verhalf:<br />

Insbesondere in die Opern Die Fastnachtsbeichte<br />

(nach Carl Zuckmayer, 1983) und Gervaise Macquart<br />

(nach Zola, 1995) wurde eine Fülle von heterogenen<br />

Materialien bis hin zu Marsch und Volkslied eingearbeitet<br />

und mit dodekaphon-atonalen Strukturen synthetisiert.<br />

In seiner jüngsten Oper Chlestakows Wiederkehr<br />

(nach Gogols Revisor, 2008) erwies sich Klebe als eigenwillig-ingeniöser<br />

Librettoschreiber, der die Vorlage noch<br />

um eine bitter sarkastische Schlusspointe zu bereichern<br />

vermochte. Hierbei hatte ihm seine verstorbene Frau,<br />

Lore Klebe, die geschickte und überzeugende literarische<br />

Mitarbeiterin der früheren Opern, nicht mehr helfen<br />

können. Einen wesentlichen Anteil an Klebes Bühnenwerken<br />

haben zahlreiche Ballettkompositionen, die auf<br />

Anregung von und in Zusammenarbeit mit der Choreographin<br />

Tatjana Gsovsky entstanden. Seinen ersten aufsehenerregenden<br />

Erfolg hatte Klebe übrigens 1950 mit<br />

einer Orchesterkomposition in Donaueschingen, der<br />

Zwitschermaschine nach einem berühmten Bildtitel<br />

von Paul Klee; der schweizer Maler gehörte zu Klebes<br />

künstlerischen Initiationserlebnissen.<br />

Bei Chlestakows Wiederkehr fiel die glasklare Lakonik<br />

der Diktion auf – das Fehlen von Redseligkeit und<br />

Redundanz ist ja keineswegs die selbstverständliche<br />

Qualität eines jeden Altersstils. Klebe orientierte sich<br />

dabei offensichtlich an Verdis Falstaff und tat gut daran,<br />

einen fettfreien, drahtigen Komödienton zu avisieren.<br />

Wie hellsichtig die Verbindungslinie war, die Carl<br />

Dahlhaus von Verdi zum literarischen Operntypus à la<br />

Klebe zog, zeigt sich nicht nur hier. Verdi gehörte<br />

überhaupt von je zu den Hausgöttern Klebes, und er<br />

widmete diesem großen Vorbild bereits 1963 einen Aufsatz<br />

in der Zeitschrift Opernwelt („Verdi als Maß“). Und<br />

sein Konzert für zwei Klaviere mit dem Untertitel Poema<br />

drammatico (1999) spickte er mit zahlreichen Verdi-<br />

Schweres Durcheinander. Szene aus der Uraufführung von<br />

„Chlestakows Wiederkehr“ im April 2008 am Landestheater Detmold<br />

(Foto: LT Detmold/Rainer Worms)<br />

Zitaten und -Anspielungen. Zweifellos ist es auch Verdis<br />

(in einem weiteren Sinne christlich geprägte) humanistische<br />

Grundhaltung, die für den Künstler Giselher<br />

Klebe wegweisend blieb.<br />

Hans-Klaus Jungheinrich<br />

Giselher Klebe<br />

Opern bei Bärenreiter<br />

Das Märchen von der schönen Lilie. Nach J. W.<br />

v. Goethe. Schwetzingen 1969<br />

Ein wahrer Held. Text nach John Milligton Snyges<br />

Stück „The Playboy of the Western World“. Zürich<br />

1974<br />

Das Mädchen aus Domrémy. Nach Friedrich Schiller.<br />

Stuttgart 1976<br />

Das Rendezvous. Libretto nach Michail Sostschenko.<br />

Hannover 1977<br />

Der Jüngste Tag. Nach dem Schauspiel von Ödon von<br />

Horvath. Mannheim 1980<br />

Die Fastnachtsbeichte. Nach einer Erzählung von Carl<br />

Zuckmayer. Darmstadt 1983<br />

Gervaise Macquart. Nach Emile Zola. Düsseldorf 1995<br />

Chlestakows Wiederkehr. Nach Gogols „Revisor“. Detmold<br />

2008<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 19


[t]akte<br />

20 [t]akte 2I2008<br />

Vokalisen der Seele<br />

Manfred Trojahns „La Grande Magia“ wurde an<br />

der Semperoper in Dresden uraufgeführt<br />

Das Wunderbare an diesem Abend liegt in der glückhaften<br />

Verquickung von Musik, Text und Bühnengeschehen:<br />

Das Fadenscheinige, Feinnervige, zum Teil Neurasthenische<br />

der Klänge, in denen momentweise sogar<br />

französisches Flair aufblitzt … und des Komponisten kolossales<br />

Gespür für das, was man die Vokalisen der<br />

Seele nennen könnte, findet sich nicht nur in der musikalischen<br />

Umsetzung durch die fabelhafte Staatskapelle<br />

Dresden unter der Leitung von Jonathan Darlington …,<br />

Die Illusion im Käfig. Szene aus „La Grande Magia“ (Foto: Matthias<br />

Creutziger)<br />

Manfred Trojahn<br />

La Grande Magia. Frei nach Eduardo De Filippos gleichnamigem<br />

Schauspiel. Libretto von Christian Martin<br />

Fuchs<br />

Uraufführung: 10.5.2008 Dresden (Sächsische Staatsoper),<br />

Musikalische Leitung: Jonathan Darlington,<br />

Regie: Albert Lang, Bühnenbild: Rosalie<br />

Personen: Marta Di Spelta, eine junge Frau (Sopran),<br />

Calogero Di Spelta, ihr Mann (Tenor), Matilde Di Spelta,<br />

seine verwitwete Mutter (Sopran), Rosa Intrugli,<br />

seine Schwester (Sopran), Oreste Intrugli, deren Mann,<br />

Calogeros Schwager (Tenor), Marcello Polvero, der<br />

Schwager Matildes (Bariton), Gregorio Polvero, der<br />

Fehltritt seiner Frau (Tenor), Mariano D’Albino (Bariton),<br />

Otto Marvuglia, ein Zauberer (Bariton), Zaira, seine<br />

Frau (Sopran), Arturo Recchia, ein Überlebenskünstler<br />

(Tenor), Amelia, ein krankes Mädchen, angeblich<br />

seine Tochter (Koloratursopran)<br />

Orchester: 2 Flöten (2. auch Picc), 2 Oboen (2. auch Englisch<br />

Horn), 2 Klarinetten in B (beide auch Bassetthörner<br />

in F), Bassklarinette in B, 2 Fagotte (2. auch Kontrafagott)<br />

– 2 Hörner in F, 1 Trompete in C, 1 Posaune –<br />

Klavier, Celesta, Harmonium (2 Spieler) – Harfe – Pauken,<br />

Schlagzeug (1) – Streicher (6 Violinen, 4 Violen,<br />

4 Violoncelli, 2 Kontrabässe)<br />

Verlag: Bärenreiter<br />

Ein Komödie mit hoher melancholischer Beimischung<br />

ist Manfred Trojahns jüngste Oper. Auch<br />

wenn (oder gerade weil) der große Zauber nur ein<br />

Taschenspielertrick ist, weist das Geschehen weit<br />

über die Handlung hinaus. Eine Auswahl aus den<br />

Pressestimmen.<br />

sondern ist zudem minutiös in der Inszenierung Albert<br />

Langs in der Ausstattung Rosalies gespiegelt.<br />

Jürgen Otten / Opernwelt Juli 2008<br />

Trojahns Musik ist … von einer zagen, zarten, zerbrechlichen<br />

Schönheit des Zweifelns und Verzweifelns; ein<br />

delikat tiefsinniges Konversationsstück im kunstvollen<br />

Wechselspiel kreisend wiederkehrender Grundformeln<br />

und dagegengesetzter, quasi irregulärer Ausbrüche.<br />

Salzburger Nachrichten 26.5.2008<br />

Trojahn holt aus dem Ensemble eine erstaunliche Palette<br />

von detailliert illustrierenden Klängen heraus, in<br />

den lichten Tonketten der Holzbläser spürt man fast trocken-salzigen<br />

Mittelmeerwind, die Celesta umgibt den<br />

traurigen Zauberer mit billigem Glitzerkonfetti und den<br />

fortschreitenden Lähmungsprozess der italienischen<br />

Großfamilie hört man zu Beginn des zweiten Teils aus<br />

dem ergebnislos kreisenden A-cappella-Fugato ebenso<br />

heraus wie aus der eingedunkelten Sprödigkeit des kammermusikalischen<br />

Satzes.<br />

Jörg Königsdorf / Süddeutsche Zeitung 29.5.2008<br />

Am Ende wird das Thema des „großen Zaubers“ … als<br />

fauler Zauber … entlarvt. Die eigentliche Magie des<br />

Stücks aber entsteht im Orchestergraben und in den<br />

Ornamenten des Ziergesangs auf der Bühne. Oscar Wilde<br />

hat es auf den Begriff gebracht: Nur flache Menschen<br />

urteilen nach dem Schein. Es gibt – musikalisch wie philosophisch<br />

– viel zu entdecken in diesem intelligenten<br />

Werk. Und bisweilen entstehen tatsächlich magische<br />

Momente. Wolfgang Sandner / F.A.Z. 13.5.2008<br />

Mit ihrem parlandoartigen Konversationston changiert<br />

Trojahns neue Oper zwischen Komödie und Tragödie.<br />

Die Musik hat viele eindrucksvolle Momente, vor allem<br />

im Lyrischen.<br />

Georg Friedrich Kühn / Neue Zürcher Zeitung 16.5.2008<br />

Manfred Trojahn – aktuell<br />

Bei den Londoner „Proms“ in der Royal Albert Hall<br />

wurde Manfred Trojahns Orchestr Orchestr Orchestraaaaati<br />

Orchestr Orchestr ti ti tion tion<br />

on on on vv<br />

von vv<br />

on on on on Fr Fr Franz Fr Franz<br />

anz anz anz<br />

Sch Sch Schuber Sch Schuber<br />

uber uberts uberts<br />

ts ts ts „Bei „Bei „Bei „Bei „Bei Dir Dir Dir Dir Dir all all allein all allein“<br />

ein ein ein op. 95, 2 von Angelika<br />

Kirchschlager (Mezzosopran) und dem Gürzenich Orchester<br />

unter Leitung von Markus Stenz uraufgeführt<br />

(22.8.08). +++ Eine Neuproduktion der Oper Limonen Limonen Limonen Limonen Limonen<br />

aaaaaus us us us us Sizilien Sizilien Sizilien Sizilien Sizilien hatte in Berlin an der Universität der<br />

Künste Premiere. Die Musikalische Leitung hatte Errico<br />

Fresis, für die Inszenierung zeichneten Dagny<br />

Müller, Karoline Gruber und Manfred Trojahn verantwortlich<br />

(26.6.08).


Klänge einer Metropole<br />

Beat Furrer lauscht in Istanbul<br />

Mit einer einstimmigen Melodie, die vielfach durch<br />

spektrale Filter verwandelt wird, als würde man sie in<br />

verschiedenen Räumen hören, arbeitet Beat Furrer in<br />

seiner neuen Komposition Xenos für das Ensemble Modern.<br />

Von engen metallischen Tönen „wie in einer Blechdose“<br />

bis zur weichen Resonanz wie in einem weiten<br />

Raum reicht das Spektrum dieser Verwandlung von<br />

Grundtönen durch gefilterte Obertonharmonien. Im<br />

Verlauf der Zeit präsentiert sich die Melodie zunächst<br />

zur Unkenntlichkeit verzerrt und wird erst am Schluss<br />

in der Bassflöte identifizierbar. Die Gewalt des Schreiens<br />

über eine Barriere hinweg ist die Assoziation, die<br />

Beat Furrer mit diesem Beginn verbindet. Die Faszination<br />

durch das unkontrollierbare Oszillieren eines Schreis<br />

Beat Furrer – aktuell<br />

Ausblick<br />

Die österreichische Erstaufführung des Kla Kla Klavierk Kla Klavierk<br />

vierk vierkonzer<br />

vierkonzer<br />

onzer onzerts onzerts<br />

ts ts ts<br />

spielt das RSO Wien beim Steirischen Herbst Graz und bei<br />

den Wiener Festwochen 2009. Solist ist Nicolas Hodges<br />

(4.10.08). +++ Das Münchner Kammerorchester interpretiert<br />

am 9.10.08 im Prinzregententheater an an antichesis<br />

an antichesis.<br />

tichesis tichesis tichesis<br />

Es dirigiert Alexander Liebreich..... +++ Beat Furrer ist einer<br />

der Komponisten, die an dem Großprojekt „into …”. Kompositorische<br />

Annäherungen an Istanbul, Dubai, Johannesburg<br />

und Pearl River Delta des Ensemble Modern und<br />

Siemens Arts Program in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut<br />

mitwirken. Seine neue Ensemblekomposition<br />

Xenos Xenos Xenos Xenos Xenos wird in Frankfurt vom Ensemble Modern uraufgeführt<br />

(11.10.2008). +++ Im März 2009 ist Beat Furrer<br />

ein Porträt bei der Biennale Salzburg gewidmet, bei dem<br />

u. a. das Kla Kla Klavierk Kla Klavierk<br />

vierk vierkonzer<br />

vierkonzer<br />

onzer onzert onzert<br />

t t t und Rec Rec Reciiiiita Rec Rec ta ta tati tati<br />

ti tivvvvvooooo ti durch das Ensemble<br />

Contrechamps aufgeführt werden (8.3.2009).<br />

Foto: tevfikret, www.photocase.de<br />

„Into Istanbul“ ist der Auftakt zu einem weltumspannenden<br />

Großprojekt, das vom Ensemble Modern<br />

und dem Siemens Arts Program konzipiert<br />

wurde. Beat Furrers neue Ensemblekomposition im<br />

Rahmen dieses Projekts wird am 10. Oktober in<br />

Frankfurt uraufgeführt.<br />

und der dramatischen Wirkung des Unvorhergesehenen<br />

ist schon seit geraumer Zeit in seinen Werken präsent,<br />

wenn er sie etwa in seiner Oper invocation zur kompositorischen<br />

Initiale für die gesamte Form werden lässt.<br />

Beat Furrer schildert aus Istanbul eindrückliche Erlebnisse,<br />

den Reichtum der osmanischen Kunst im Topkapi,<br />

wie dort Räume mit Ornamenten und Licht gebaut<br />

wurden, oder erzählt von der Gewalt des Gesangs des<br />

Imam in der Blauen Moschee, der Prediger, Textausdeuter,<br />

Priester zugleich ist und den Zuhörer mit einer charismatischen<br />

Macht vereinnahmt. Im Konzert des Ensemble<br />

Modern wird seine Komposition neben denen<br />

von Mark Andre, Samir Odeh-Tamimi und Vladimir Tarnopolski<br />

präsentiert. Marie Luise Maintz<br />

Rückblick<br />

FFFFFAMA AMA AMA AMA AMA wurde bei den Salzburger Festspielen aufgeführt<br />

(10.8.08), die Berliner Erstaufführung veranstaltete die<br />

Deutsche Staatsoper in ihrer Spielstätte Magazin<br />

(4.9.2008). +++ Beim Festival Agora in Paris spielte das<br />

Klangforum Wien die Uraufführung von Beat Furrers<br />

lllllotofagos otofagos otofagos otofagos otofagos II<br />

IIIIII II<br />

für zwei Soprane und Ensemble (20.6.08).<br />

+++ Die Uraufführung des KKKKKonzer onzer onzer onzerts onzerts<br />

ts ts ts für für für für für Kla Kla Klavier Kla Klavier<br />

vier vier vier und und und und und<br />

Orchester Orcheste Orcheste Orcheste Orcheste spielte Nicolas Hodges in Köln mit dem Sinfonieorchester<br />

des WDR unter der Leitung von Peter<br />

Rundel. Die Fassung für Klavier und Ensemble führte das<br />

Ensemble Intercontemporain unter Leitung des Komponisten<br />

in Paris auf (12.1.08). +++ Die italienische Erstaufführung<br />

von can can canti can canti<br />

ti ti ti notturni notturni notturni notturni notturni wurde zusammen mit still still still still still<br />

vom Orchester der RAI Turin bestritten (28.2.2008). +++<br />

FFFFFAMA AMA AMA AMA AMA setzte seine lange Aufführungsserie in Moskau<br />

und Madrid fort. Das Klangforum Wien präsentierte die<br />

szenische Fassung beim Jubiläum des Stanislawski Theaters<br />

in Moskau, in Madrid spielte das Ensemble Contrechamps<br />

die konzertante Fassung unter Leitung des<br />

Komponisten (9.2.08).<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 21


[t]akte<br />

22 [t]akte 2I2008<br />

Fünf Sterne<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini schaut für das<br />

Collegium Novum in den Himmel<br />

Eine Metamorphose, die der Komponist wie einen alchimistischen<br />

Prozess beschreibt, ist Ausgangspunkt von<br />

Kassiopeia, der neuen Ensemblekomposition von Andrea<br />

Lorenzo Scartazzini. Im ersten und im fünften Satz<br />

wird sein früheres Stück scongiuro in eine jeweils andere<br />

Stofflichkeit verwandelt. Im fünften ist dies ein Vorgang<br />

des Anreicherns, des Verstärkens von inneren Bezügen,<br />

der klanglichen Verdichtung. Der erste Satz reduziert<br />

das Material auf eine Art Schwarzweißzeichnung.<br />

Mit einem leisen Raunen, einem Wirbel der großen<br />

Trommel über Kontrabasspizzicati, hebt das Stück<br />

an und entfaltet dann in Klavier, Perkussion, Violine,<br />

Cello und Kontrabass zunächst eine gedämpfte Klanglichkeit.<br />

Doch vollzieht sich eine Steigerung. Ein dreimaliges<br />

Neuansetzen dieses geheimnisvollen Beginns<br />

strukturiert den Ablauf des Satzes, der, wie Scartazzini<br />

sagt, erst am Schluss „zu leuchten oder glitzern“ beginnt.<br />

„Bei der Perkussion habe ich sämtliche klingenden Instrumente<br />

vermieden, so dass es insgesamt einen trocken<br />

dumpfen, knöchernen Klang ergibt, ähnlich wie<br />

ein Gerippe, wie ein Kupferstich oder eine Radierung.“<br />

Im fünften Satz wird die dreiteilige Steigerungsform<br />

dann in eine rauschhaft-gläserne Klanglichkeit in voller<br />

Besetzung mit Bläsern und Harfe, sozusagen in eine<br />

volle Farbigkeit, gekleidet. „Man könnte dieses Vorgehen<br />

parallel zu Verfahren in der Malerei sehen, Themen<br />

in anderen Stofflichkeiten zu bearbeiten oder Materialien<br />

immer wieder aufzugreifen.“<br />

Um archaische Wirkungsmuster und Klanglichkeiten<br />

geht es in dieser Komposition: „Seit einiger Zeit fasziniert<br />

mich der rituelle Aspekt von Musik, Formen des<br />

Wiederholens. Dieses Interesse steht im Gegensatz zu<br />

meiner früheren musikalischen Sprache, die ich eher als<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini – aktuell<br />

Ausblick<br />

„Nach „Nach „Nachttief „Nach „Nachttief<br />

ttief ttief ttief und und und und und Mond“ Mond“ Mond“ Mond“ Mond“ für Countertenor und Violoncello<br />

wird in Basel als Schweizer Erstaufführung gesungen<br />

und gespielt (21.12.2008). +++ Kassi Kassi Kassiopeia<br />

Kassi Kassiopeia<br />

opeia opeia opeia für<br />

Ensemble von Andrea Lorenzo Scartazzini wird in Basel<br />

durch das Collegium Novum im Gare du Nord uraufgeführt<br />

und anschließend in der Tonhalle Zürich<br />

gespielt. (22./23.1.2009).<br />

Rückblick<br />

In Basel wurde Siegel Siegel Siegel Siegel Siegel für Sopran und Orchester durch<br />

Claudia Barainsky (Sopran) und die Basel Sinfonietta<br />

unter Leitung von Peter Hirsch uraufgeführt<br />

(20.1.2008). Die Deutsche Erstaufführung war am<br />

22.1.2008 in Gütersloh. +++ Das Ensemble Intercontemporain<br />

spielte in Paris unter Leitung von Susanna<br />

Mälkki die Französische Erstaufführung von sconsconsconsconscon gi gi giuro gi giuro<br />

uro uro uro (24.1.2008).<br />

„Kassiopeia“ wählt Andrea Lorenzo Scartazzini als<br />

Titel seiner neuen Komposition für das Collegium<br />

Novum Zürich: Sinnbild für sein fünfsätziges<br />

Ensemblestück sind die fünf Sterne, die zusammen ein<br />

„W“ und eines der hellsten Sternbilder am Himmel bilden.<br />

organisch wuchernd beschreiben würde: wie ein Gewächs,<br />

das sich entwickelt und weiterwächst, oder wie<br />

eine Musik des Werdens, die durchaus rhapsodisch gedacht<br />

war. Im Gegensatz dazu fasziniert mich in den<br />

neueren Stücken der Aspekt des Wiederholens. Schönberg<br />

sagte, dass wir erst Form erkennen können, wenn<br />

eine Gestalt wiederholt wird, das heißt wieder erkannt<br />

werden kann. So findet man seinen Platz in der Musik.“<br />

Der Titel des Werks bezieht sich ausschließlich auf das<br />

Sternbild und nicht auf die mythologische Figur Kassiopeia.<br />

Bezugspunkt ist die quasi-symmetrische Erscheinung<br />

des Sternbilds und die poetische Klangwirkung<br />

des Namens, dessen vokalische Abfolge auch in sich<br />

symmetrisch ist (A – I – O – EI – A). „Der Titel soll nicht<br />

nur poetisch sein, sondern zugleich auch etwas über die<br />

formale Gestalt des Stückes ausdrücken; in diesem Fall<br />

geht es um fünf Sätze (Gestirne), die zu einem Ganzen<br />

finden. Die eng verwandten (bzw. verwandelten)<br />

Außensätze finden ihre Entsprechung in der Lautfolge<br />

des Titelworts (zu Beginn und am Schluss ein A), in der<br />

Mitte ein kreisender Satz ohne Anfang und Ende, ein Ruhepunkt,<br />

der einer Zeitlichkeit enthoben ist, passend zu<br />

dem kreisenden O. Auch der zweite und der vierte Satz<br />

werden Affinitäten aufweisen, dies aber in versteckterer<br />

Form. Harmonisch finden die mittleren Sätze zu einer<br />

größeren Weichheit der Klänge, während die Tonalität<br />

der Ecksätze expressiv geschärft ist.“<br />

Die Faszination des Archaischen verklammert die<br />

jüngeren Stücke Scartazzinis. So komponiert er in scongiuro,<br />

auf das sich Kassiopeia bezieht, eine „Beschwörung“<br />

oder „verhüllt“ in Siegel für Sopran und großes<br />

Orchester ein orphisches Sonett von Rilke. Mit der Sehnsucht<br />

nach einer bestimmten rituell-kultischen Form<br />

von Musik hängt auch sein Interesse am Musiktheater<br />

zusammen, das per se in einem solch kultartigen Charakter<br />

besteht. „Mir geht es um narrative Qualitäten in<br />

einer dramatisch angelegten, gestalthaften Musik, die<br />

den Zuhörer ergreifen und mitnehmen soll und das Gegenteil<br />

von polierter Oberfläche ist. Siegel zum Beispiel<br />

ist eine differenzierte Partitur mit vielen Schichten und<br />

Ebenen, trotzdem war das Ziel nicht eine möglichst komplexe<br />

Ohrenfälligkeit, sondern dass man diese Musik als<br />

sinnliches Erlebnis aufnimmt. “ Marie Luise Maintz


Werke wie Inseln<br />

Mit seinem Orchesterstück „archipel“ setzt Philipp<br />

Maintz eine geologische Struktur in Musik um<br />

In den musikalischen Umkreis seines neuen Opernprojekts<br />

MALDOROR, das Philipp Maintz für die Biennale<br />

München 2010 komponiert, gehört auch archipel. musik<br />

für großes orchester. Der Titel ist Formkonzept und<br />

inhaltlicher Wegweiser: „Ein Archipel ist eine Inselgruppe,<br />

die unter dem Wasser miteinander verbunden ist<br />

und deren Höhen herausragen.“ Die „unterirdische“ Verbindung<br />

ist zum einen der Bezug zum musikalischen<br />

Material der Oper, das versucht wird „durchzudeklinieren“,<br />

ohne es wörtlich vorwegzunehmen: „Um die Oper<br />

herum haben sich Stücke gruppiert, die einem offenen<br />

Werkbegriff Rechnung tragen.“ Zum anderen ist der<br />

Begriff Archipel auch eine Beschreibung der Struktur der<br />

Komposition, denn Philipp Maintz konzipiert das Stück<br />

als eine Gruppierung separater Teile, deren Fluss und<br />

Verzweigung durch vertikale Schnitte an der Oberfläche<br />

unterbrochen sind. „Das Stück hat mehrere Zentren,<br />

die zunächst einmal unverbunden sind, von denen aus<br />

Variationen und Ableitungen gebildet werden können.“<br />

In dem Konzept zur Oper MALDOROR ergibt sich die<br />

Spannung des Stoffs aus einer grundlegenden disparaten<br />

Personenkonstellation. Unter dem Pseudonym Lautréamont<br />

veröffentlichte der französische Dichter Isidore<br />

Lucien Ducasse (1846–1870) seine Chants de Maldoror,<br />

eines der radikalsten Werke der französischen Literatur.<br />

Mit Maldoror schuf er eine Figur als Alter Ego, die das<br />

Böse, Zynische, Destruktive in Reinform verkörpert, um<br />

letztlich eine Klage gegen die Schlechtigkeit der Welt zu<br />

führen. In ihrem Opernszenario lassen Philipp Maintz<br />

und sein Librettist Thomas Fiedler beide Figuren<br />

einander vermischen und entwickeln den Versuch eines<br />

Psychogramms Lautréamonts, durchkreuzt mit den<br />

Schandtaten des Maldoror, wobei vor allem der Dichter<br />

als schillernder, abgründiger, schizophrener Charakter<br />

im Vordergrund steht, denn er erschafft jene Figur des<br />

Bösen, die ihn schließlich tötet. Gegenkonzept dazu ist<br />

der reflektierende Gesang einer weiblichen Figur, einer<br />

Art Mutter Erde: „Gleich einer Repräsentanz der Unvergänglichkeit<br />

ist sie womöglich der einzige Halt in einer<br />

grausamen und gottlosen Welt, in der ein triumphierender<br />

Maldoror mit verheerender Konsequenz waltet.“<br />

(Thomas Fiedler). In seiner Komposition océan für Sopran,<br />

großes Ensemble und Live-Elektronik, die im Januar<br />

2008 in Paris vom Ensemble Intercontemporain uraufgeführt<br />

wurde, verwies Philipp Maintz schon auf<br />

diese Frau, die er als „eine Mischung aus Kassandra und<br />

Königin der Nacht“ imaginiert.<br />

Der musikalische Duktus des fließenden und dramatisch<br />

ausschlagenden Gesangs wird für Philipp Maintz<br />

zu einem stilistischen Mittel auch der Orchesterkomposition.<br />

„Das Komponieren für Stimme hat mein bisheriges<br />

Vorgehen, bei der Komposition vorrangig mit Rechenoperationen<br />

und Algorithmen zu arbeiten,<br />

teilweise aufgelöst. Ich komponiere freier und intuitiver,<br />

um mich auf diese Weise in Atmosphäre, Sprach-<br />

2I2008<br />

Philipp Maintz schreibt ein Orchesterstück für seine<br />

Heimatstadt Aachen. Das Sinfonieorchester Aachen<br />

unter der Leitung von Marcus R. Bosch wird es am 22.<br />

Oktober zur Uraufführung bringen.<br />

Unterirdische Verbindungen (Foto: cruisi, www.photocase.de)<br />

duktus und die Farbe der Oper hineinzuarbeiten. Dabei<br />

war archipel als Titel eine spontane Idee, die mir gut<br />

gefiel, um die Konstruktion des Orchesterstücks zu beschreiben.<br />

Dieser Vorgang ist vielleicht reziprok zu meinem<br />

früheren Orchesterwerk heftige landschaft mit 16<br />

bäumen, bei dem ich sehr früh wusste, wie eine Musik<br />

zu diesem Titel zu klingen hat.“ Die Eigenschaften von<br />

archipel sieht Philipp Maintz vor allem in einer kammermusikalischen<br />

Differenzierung des musikalischen<br />

Satzes in Partien, die zwischen größeren Höhepunkten<br />

„immer wieder das ganze Orchester zusammenstürzen<br />

lassen, bis einzelne Geräusche übrig bleiben.“<br />

Marie Luise Maintz<br />

Philipp Maintz – aktuell<br />

Ausblick<br />

Philipp Maintz bereitet eine neue Orchesterkomposition<br />

vor: archi archi archipel. archi archipel.<br />

pel. pel. pel. mm<br />

musik mm<br />

usik usik usik usik für für für für für großes großes großes großes großes orchester orchester orchester orchester orchester wird in<br />

seiner Heimatstadt vom Sinfonieorchester Aachen unter<br />

der Leitung von Marcus R. Bosch uraufgeführt (22./<br />

23.10.2008). +++ Bei Musik der Zeit des WDR in Köln wird<br />

das Absolut Trio tourbill tourbill tourbillon.<br />

tourbill tourbillon.<br />

on. on. on. mm<br />

musik mm<br />

usik usik usik usik für für für für für vi vi vioooooline, vi vi line, line, line, line, vi vi viooooolllllon- vi vi onononon cell cell cello cell cello<br />

o o o und und und und und kla kla klavier kla klavier<br />

vier vier vier zur Uraufführung bringen (22.11.08).<br />

Rückblick<br />

Das Ensemble Intercontemporain spielte in Paris unter<br />

Leitung von Beat Furrer die Uraufführung von<br />

océan. océan. océan. océan. océan. mm<br />

musik mm<br />

usik usik usik usik für für für für für sopr sopr sopran, sopr sopran,<br />

an, an, an, großes großes großes großes großes ensembl ensembl ensemble ensembl ensemble<br />

e e e und und und und und li li livvvvve- li li eeee<br />

el el elektronik<br />

el elektronik<br />

ektronik ektronik ektronik mit Marisol Montalvo als Solistin (12.1.08).<br />

+++ Die italienische Erstaufführung von gelände/ gelände/ gelände/ gelände/ gelände/<br />

zeichn zeichn zeichnung<br />

zeichn zeichnung<br />

ung ung ung spielte Maria Grazia Bellocchio in Mailand<br />

(15.2.08). +++ Die Ersteinspielung von gelände/zeichgelände/zeichgelände/zeichgelände/zeichgelände/zeichnnnnnung<br />

ung ung ung. ung mmmmmusik usik usik usik usik für für für für für kla kla klavier kla klavier<br />

vier vier vier und und und und und li li livvvvve-el li li e-el e-el e-elektronik<br />

e-elektronik<br />

ektronik ektronik ektronik ist auf<br />

einer Porträt-CD des Pianisten Jan Gerdes bei der edition<br />

zeitklang erschienen.<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 23


[t]akte<br />

24 [t]akte 2I2008<br />

Lied der Lieder<br />

Matthias Pintschers neue Projekte<br />

„Ein absolut verdichtetes Kompendium von fast entgrenzten<br />

emotionalen Zuständen“ ist für Matthias Pintscher<br />

das „shir ha shirim“, das „Lied der Lieder“, das Hohelied<br />

Salomos. „Alle Gesänge erwecken den Eindruck,<br />

dass sie keinen Anfang oder kein Ende, keine Mitte haben,<br />

sondern es gibt einfach Ausdruckszustände, die in<br />

sich kreisen.“ Aus dem fünften Gesang stammt der Text,<br />

den Pintscher in seinem A-cappella-Werk für das SWR<br />

Vokalensemble komponiert. Jenes „she-cholat ahavah<br />

ani“ heißt übersetzt „so krank bin ich vor Liebe“ und<br />

umreißt für den Komponisten als Kernsatz das Thema<br />

des Liebesgesanges. Auch strukturell eröffnet der berühmte<br />

hebräische Text besondere Perspektiven. „Im<br />

Hebräischen sind Worte wie Inseln, Energieträger, da<br />

alles aus kurzen Wortstämmen abgeleitet wird. Für einen<br />

Musiker oder Komponisten ist das eine Chance, tief<br />

in die Konnotation der Worte hineingehen zu können,<br />

weil man den Fluss, die Wege zwischen den einzelnen<br />

Worten, die wie Objekte sind, selber gestalten kann. “<br />

Jenes Kreisen, Wiederholen und Fortspinnen von Bildern<br />

„vom tiefen Abgrund bis zur Verzückung und Entrückung“,<br />

das den Text auszeichnet, ist für Pintscher prädestiniert<br />

für eine chorische Vertonung, weil sich die<br />

Erzählperspektive ständig ändert und ein Spiel mit Farbwechseln<br />

evoziert. „Erstens kann man sagen, es ist ein<br />

großer Liebesgesang des Hashem, also Gottes, an sein<br />

erwähltes Volk Israel, zum anderen ist es auch ein ganz<br />

weltliches Liebeslied. Es sind sozusagen Hochzeitscarmina,<br />

wobei die Perspektive des Singenden ständig<br />

wechselt, mal Mann, mal Frau, mal die Töchter von Jerusalem,<br />

so gibt es ständig ein Vexierspiel, von welcher<br />

Position gerade gesungen oder gesprochen wird.“<br />

Für die Behandlung der Stimmen realisiert Pintscher<br />

einen ausschließlich gesungenen Vokalsatz, ohne phonetisches<br />

Aufbrechen des Textes. „Die Abstraktion im<br />

Klang versuche ich im Tonsatz selbst zu finden, das heißt<br />

hauptsächlich in den Harmonien, im Aussparen, in der<br />

Perspektive von verschiedenen Lagen, die ich sehr bewusst<br />

einsetze, aber auch in einem sehr kammermusikalischen<br />

Tonsatz für den Chor: Wie eine Schrift in einem<br />

abstrakten Raum. So stelle ich mir vor, dass dieser<br />

Text eine Schrift in dem abstrakten Feld des Tonsatzes<br />

ist.“<br />

Die Formelhaftigkeit der Wortinseln des Hebräischen<br />

trifft sich mit seinem Interesse an den Übermalungen<br />

eines Cy Twombly, dessen gleichnamige Bildfolge Pintscher<br />

zum Zyklus treatise on the veil inspirierte, zu dem<br />

auch sein neues Streichquartett gehört, das im Januar<br />

in Salzburg uraufgeführt wird. Wie Folien liegen die<br />

Werke dieses Zyklus übereinander, „als ob ein Maler einen<br />

gleichen Zustand mit verschiedenen Techniken<br />

immer wieder malt, als ob sich ein Stück aus dem anderen<br />

weiterschreibt, aber die gleiche Aussage mit völlig<br />

neuen Techniken trägt, mit anderen Materialien, Untergründen,<br />

Farben, Medien.“ Marie Luise Maintz<br />

Matthias Pintschers neue Projekte umfassen eine<br />

Chorkomposition für das SWR Vokalensemble und<br />

ein Streichquartett. Im Oktober wird „pourquoi l’azur<br />

muet“, seine Musik aus dem Musiktheater „L’espace<br />

dernier“ für Sopran, Mezzosopran und Orchester in<br />

London uraufgeführt.<br />

Matthias Pintscher – aktuell<br />

Ausblick<br />

Matthias Pintschers pourquoi pourquoi pourquoi pourquoi pourquoi l’azur l’azur l’azur l’azur l’azur mm<br />

muet. mm<br />

uet. uet. uet. uet. mm<br />

mu- mm<br />

uuuu<br />

sique sique sique sique sique de de de de de „L „L „L’’’’’espace „L „Lespace<br />

espace espace espace dernier“ dernier“ dernier“ dernier“ dernier“ pour pour pour pour pour sopr sopr soprano sopr soprano<br />

ano ano,,,,, ano mezz mezz mezzooooo mezz mezz<br />

et et et et et orchestre<br />

orchestre<br />

orchestre orchestre<br />

orchestre wird vom BBC Symphony Orchestra<br />

unter Leitung von Kazushi Ono in London uraufgeführt<br />

(10.10.08), die Deutsche Erstaufführung spielt<br />

das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Krzysztof<br />

Urbanski, Solistinnen sind Anu Komsi und Claudia<br />

Mahnke (23.4.09). +++ In Turin dirigiert Matthias<br />

Pintscher die italienische Erstaufführung seiner<br />

Fünf Fünf Fünf Fünf Fünf Orchesterstück<br />

Orchesterstück<br />

Orchesterstückeeeee Orchesterstück<br />

Orchesterstück beim Orchestra Sinfonica<br />

Nazionale della RAI (13./14.11.08). +++ Bei der Mozartwoche<br />

Salzburg werden ein neues Streichquar-<br />

Streichquar-<br />

Streichquar-<br />

Streichquar-<br />

Streichquartett<br />

tett tett tett tett und ein WWWWWerk erk erk erk erk für für für für für Fl Fl Flöte Fl Flöte<br />

öte öte öte so so solllllooooo so so uraufgeführt. Interpreten<br />

sind das Minguet Quartett und Emmanuel<br />

Pahud (26.1.09). +++ Zudem spielt das Mahler<br />

Chamber Orchestra unter Daniel Harding die österreichische<br />

Erstaufführung von Tr Tr Transir Tr Transir<br />

ansir ansir..... ansir KK<br />

Konzer KK<br />

onzer onzer onzert onzert<br />

t t t für für für für für<br />

Fl Fl Flöte Fl Flöte<br />

öte öte öte und und und und und Kammerorchester<br />

Kammerorchester<br />

Kammerorchester Kammerorchester<br />

Kammerorchester mit Chiara Tonelli als<br />

Solistin (1.2.09). +++ Beim Stuttgarter Festival Eclat<br />

bestreitet das SWR Vokalensemble die Uraufführung<br />

von she-cho she-cho she-chola<br />

she-cho she-chola<br />

la lat lat<br />

t t t ah ah ahaaaaavvvvvah ah ah ah ah ah ah ani ani ani ani ani (Shir (Shir (Shir (Shir (Shir Ha-Shir Ha-Shir Ha-Shirim<br />

Ha-Shir Ha-Shirim<br />

im im im<br />

V) V) V) V) V) für 32 Stimmen a cappella (6.2.09). +++ Matthias<br />

Pintscher hat den Auftrag erhalten, ein Neues Neues Neues Neues Neues WW<br />

Werk WW<br />

erk erk erk erk<br />

zur zur zur zur zur Eröffn Eröffn Eröffnung Eröffn Eröffnung<br />

ung ung ung der der der der der El El Elbphilh El Elbphilh<br />

bphilh bphilharmonie<br />

bphilharmonie<br />

armonie armonie armonie Hamb Hamb Hamburg<br />

Hamb Hamburg<br />

urg urg urg zu<br />

schreiben, das 2011 von den Philharmonikern Hamburg<br />

unter der Leitung der Intendantin Simone<br />

Young uraufgeführt wird. +++ In der Spielzeit 2008/<br />

09 ist Matthias Pintscher als Artist in residence Gast<br />

im RSO Spektrum des Radiosinfonieorchesters<br />

Stuttgart.<br />

Rückblick<br />

Pierre Boulez dirigierte die Uraufführung von Osi- Osi- Osi- Osi- Osirrrrris<br />

is is is is mit dem Chicago Symphony Orchestra (21.2.08).<br />

Die europäische Erstaufführung spielte das London<br />

Symphony Orchestra unter Pierre Boulez in Brüssel<br />

und London (7/11.5.08). +++ Anders Nyström spielte<br />

die Uraufführung von Shining Shining Shining Shining Shining for for forth for forth<br />

th th th for for for for for trum trum trumpet trum trumpet<br />

pet pet pet<br />

bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik<br />

(26.4.08). +++ Das London Philharmonic Orchestra<br />

führte unter Leitung von Vladimir Jurowski totowwwwwar<br />

ar ar ards ards<br />

ds ds ds Osir Osir Osiris Osir Osiris<br />

is is is in London auf (25.5.08). +++ Die Oper<br />

Frankfurt präsentierte die deutsche Erstaufführung<br />

des Musiktheaters LLLLL’’’’’espace espace espace espace espace dernier dernier dernier dernier dernier unter Paolo Carignani<br />

konzertant in der Alten Oper Frankfurt und<br />

in der Kölner Philharmonie (17./18.5.08). +++ Bei Kairos<br />

ist die neue CD mit en en en en en sour sour sourdine,<br />

sour sourdine,<br />

dine, dine, dine, tenebr tenebr tenebrae tenebr tenebrae<br />

ae ae ae und<br />

Refl Refl Reflecti Refl Reflecti<br />

ecti ections ections<br />

ons ons ons on on on on on Narc Narc Narcissus<br />

Narc Narcissus<br />

issus issus issus erschienen, interpretiert<br />

u. a. von Frank Peter Zimmermann, Christophe Desjardins,<br />

Truls Mørk und dem Ensemble Intercontemporain<br />

sowie dem NDR Sinfonieorchester.


Mein Leben ohne mich<br />

Eine neue Ensemblekomposition von<br />

Miroslav Srnka<br />

„An den Filmen von Isabel Coixet reizt mich“, sagt Miroslav<br />

Srnka, „dass sie immer die Grundfragen des Lebens<br />

berühren. Sie behandeln zeitgenössische Themen<br />

in einfachen Geschichten mit normalen Menschen,<br />

nicht mit stilisierten Figuren. Ich habe die Regisseurin<br />

ursprünglich für ein Musiktheaterprojekt kontaktiert,<br />

suchte dann aber auch einen Text für das neue Stück für<br />

Claron McFadden und das Ensemble Intercontemporain.“<br />

Dramatischer Kernpunkt ist, dass die 23-jährige Ann<br />

bei ihrer Krebsdiagnose intuitiv entscheidet, ihren zwei<br />

Töchtern, ihrem Mann und ihrer Mutter nicht zu sagen,<br />

dass sie bald sterben wird. Stattdessen fügt sie die Konstellationen<br />

für deren Leben nach ihrem Tod zusammen<br />

und schreibt sich Aufgaben auf, die noch in der knappen<br />

Zeit zu erfüllen seien: ihrem Ehemann eine Frau zu<br />

finden, die er und die Töchter lieben werden, für die Töchter<br />

Geburtstagswünsche bis zu deren 18. Lebensjahr auf<br />

Tonband aufzunehmen. Sie selbst möchte noch erleben,<br />

dass sich ein anderer Mann in sie verliebt.<br />

Miroslav Srnka beschreibt das Tableau: „Der Film<br />

läuft als Handlung mit Dialogen ab, aber eigentlich findet<br />

das gesamte Geschehen in der Hauptfigur Ann statt.<br />

Deshalb entnehme ich dem Drehbuch nur Anns Anteile<br />

an den Dialogen. Obwohl es also nur eine Sängerin auf<br />

dem Podium gibt, handelt es sich um kein Monodram:<br />

Dieser Mitteilungscharakter, das Ansprechen eines<br />

nicht vorhandenen Gesprächspartners, ist für mich zentral.<br />

Die Texte sind dreischichtig: die Dialog-Ausschnitte<br />

im Jetzt, die Monologe über die Vergangenheit und<br />

die von Ann auf Band aufgenommenen Wünsche in die<br />

Zukunft, eine Art Vermächtnis: Das wird meine Stimme<br />

sein, in dem zukünftigen Leben, das ich meinen liebsten<br />

Menschen jetzt einrichte. Die Sängerin bewegt sich<br />

zwischen diesen drei Textebenen, die auch klanglich<br />

sehr unterschiedlich gestaltet sind. Daran interessiert<br />

mich die Auseinandersetzung mit verschiedenen Zeitstrukturen,<br />

die eigentlich dieses Selbstreflektive der<br />

Monologe, das unbewusst Narrative der Dialoge und das<br />

jetzt Gesagte, aber in der Zukunft zu Hörende der Wünsche<br />

voneinander trennen. Es geht kompositorisch um<br />

eine musikalische Auseinandersetzung mit der Zeit, die<br />

sich nicht auf etwas Szenisches bezieht. Die Zeit wird von<br />

der Hauptfigur sowohl real erlebt als auch gedanklich<br />

festgehalten und bewusst für die Zukunft konserviert.<br />

Die Dramaturgie besteht aus vier musikalischen Kernstücken,<br />

die jeweils wichtige dramatische Augenblicke<br />

der Geschichte darstellen.<br />

Ich finde diese sehr starke Zentralperson faszinierend.<br />

Sie ist eine einfache Putzfrau, mit einer bescheidenen<br />

Lebensweise, kommt aber, obwohl sie nie die Zeit<br />

hatte, über sich selber zu reflektieren, ganz schnell zu<br />

dem Schluss, wie sie den Rest ihres Lebens verbringen<br />

soll. Das ist das Thema: diese zugleich manipulative,<br />

aber – wie ich finde – auch verständliche und bewun-<br />

2I2008<br />

Für ihre Familie arrangiert eine junge Frau das Leben<br />

nach ihrem Tod. Dem Film „My Life Without Me“ der<br />

Regisseurin Isabel Coixet entnimmt Miroslav Srnka<br />

Texte und Stoff für seine Komposition für Claron<br />

McFadden und das Ensemble Intercontemporain, die<br />

am 28. November in Paris uraufgeführt wird.<br />

dernswerte Art des Handelns, wie die Frau die Menschen<br />

zusammensetzt, um ein Leben ohne sie zu gestalten.<br />

Ann tut Dinge, die man in einer normalen Situation<br />

moralisch nicht verzeihen würde, um für sich selbst die<br />

Stärke zu finden, den anderen das künftige Leben besser<br />

zu machen. Es gibt eine fantastische Spannung in<br />

dieser Figur, die nicht wie sonst in einer kontrastreichen<br />

Hauptfigur aus positiven und negativen Charakterzügen<br />

resultiert. Und diese Spannung findet sich auch in<br />

der Sprache wieder. Zum Beispiel fragt sie, als der Arzt<br />

ihr mitteilt, dass sie sterben muss, diesen nach einem<br />

Ginger Candy, also einem Ingwerbonbon, und unterhält<br />

sich mit ihm über den Geschmack. Gerade in den Dialogen<br />

von größter narrativer Schlichtheit erfährt man am<br />

meisten über die Person.“ Marie Luise Maintz<br />

Miroslav Srnka – aktuell<br />

Ausblick<br />

Bei den Kasseler Musiktagen wird die Mezzosopranistin<br />

Dagmar Pecková die Uraufführung von Miroslav<br />

Srnkas Dreizehn Dreizehn Dreizehn Dreizehn Dreizehn Liedern Liedern Liedern Liedern Liedern nn<br />

nach nn<br />

ach ach ach ach Postkar Postkar Postkarten Postkar Postkarten<br />

ten ten ten vv<br />

von vv<br />

on on on on<br />

Jurek Jurek Jurek Jurek Jurek Beck Beck Becker Beck Becker<br />

er er er an an an an an seinen seinen seinen seinen seinen So So Sohn So Sohn<br />

hn hn hn Jon Jon Jonaaaaath Jon Jon th th than than<br />

an an an singen<br />

(31.10.08). Das Quatuor Diotima präsentiert ein Programm<br />

mit dem Streichquar<br />

Streichquar<br />

Streichquartett Streichquar<br />

Streichquartett<br />

tett tett tett Nr Nr Nr..... Nr Nr 3, 33<br />

33<br />

dem Kla Kla Klavier- Kla Klavier<br />

vierviervier quin quin quintett quin quintett<br />

tett tett tett „Pouhou „Pouhou „Pouhou „Pouhou „Pouhou vv<br />

vlnou“ vv<br />

lnou“ lnou“ lnou“ lnou“ und Sim Sim Simpl Sim Simpl<br />

pl ple ple<br />

e e e Space Space Space Space Space für Cello<br />

solo (1.11.08). +++ Bei dem Eröffnungskonzert des<br />

neuen Prager Festival Contempuls wird Emanuele Torquati<br />

die Uraufführung von ta ta ta ta ta vv<br />

větttttší. vv<br />

í. í. í. í. Eine Eine Eine Eine Eine VV<br />

Var VV<br />

ar ar aria aria<br />

ia iati iati<br />

ti tion tion<br />

on on on<br />

über über über über über den den den den den Schl Schl Schlussgesang Schl Schlussgesang<br />

ussgesang ussgesang ussgesang aa<br />

aus aa<br />

us us us us Její Její Její Její Její pastorky pastorky pastorkyňa pastorky pastorky a a a a (Jenů- (Jen (Jen (Jen (Jen ů<br />

fa) fa) fa) fa) fa) für Klavier spielen (9.11.08). +++ Für das Ensemble<br />

Intercontemporain und die Sopranistin Claron McFadden<br />

bereitet Miroslav Srnka ein Neues Neues Neues Neues Neues Stück Stück Stück Stück Stück für für für für für So- So- So- So- Sopr<br />

pr pran pr pran<br />

an an an und und und und und Ensembl Ensembl Ensembleeeee Ensembl Ensembl vor (28.11.2008).<br />

Rückblick<br />

Das BBC Philharmonic Orchestra führte Reading Reading Reading Reading Reading ll<br />

les- ll<br />

eseseses sons sons sons sons sons unter der Leitung von Cornelius Meister in einem<br />

Konzert in Manchester auf (17.7.2008). +++ Mitglieder<br />

des Bayerischen Staatsorchesters spielten die<br />

Uraufführung von Miroslav Srnkas Kla Kla Klavierquin<br />

Kla Klavierquin<br />

vierquin vierquintett<br />

vierquintett<br />

tett tett tett<br />

„Pouhou „Pouhou „Pouhou „Pouhou „Pouhou vv<br />

vlnou“ vv<br />

lnou“ lnou“ lnou“ lnou“ in der Pinakothek der Moderne München<br />

(17.4.2008). +++ Reserv Reserv Reservoirs<br />

Reserv Reservoirs<br />

oirs oirs oirs für großes Ensemble<br />

stand auf dem Programm des Prager Frühlings mit der<br />

Ostravská banda unter Petr Kotík (21./23.5.2008). +++<br />

Das Ensemble Modern unter der Leitung von Matthias<br />

Pintscher spielte die Uraufführung von Les Les Les Les Les Adieux Adieux Adieux Adieux Adieux in<br />

der Alten Oper Frankfurt (28.11.07). Eine weitere Aufführung<br />

gab es bei der Eröffnung des Festivals „ultraschall“<br />

in Berlin (20.1.08).<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 25


[t]akte<br />

26 [t]akte 2I2008<br />

Hörende Augen,<br />

sehende Ohren<br />

Der Komponist Vadim Karassikov und sein<br />

neues Werk<br />

In Ekaterinburg, an der Grenze zum asiatischen Teil<br />

Russlands, wohnt und arbeitet sehr zurückgezogen der<br />

Komponist Vadim Karassikov. Seinen Werken begegnet<br />

man selten im Konzertsaal, doch wenn sie aufgeführt<br />

werden, rufen sie Reaktionen von völliger Verblüffung<br />

bis zu Begeisterung hervor. In minutiöser Differenziertheit<br />

zeichnet Karassikov seine Partituren, „behaucht“ die<br />

Notenseiten mit einer fragilen Bleistiftkalligraphie, die<br />

auch in Ausstellungen zeitgenössischer Grafik gezeigt<br />

werden könnte. Der Vagheit des überaus präzise, doch<br />

verletzlich Notierten entspricht die Musik, denn ihr dynamischer<br />

Level bewegt sich an der Grenze des Hörbaren.<br />

Wenn man die komplexe Textur des Notierten mit<br />

dem klingenden Ergebnis vergleicht, dann wird man<br />

zunächst überrascht sein, denn der größere Teil bleibt<br />

unhörbar: Karassikovs musikalische Formulierung entzieht<br />

sich jeglicher Konvention.<br />

Es geht ihm nicht darum, irgendwelche Konventionen<br />

durch schlichte Negation zu umgehen, die dann ihrerseits<br />

zu neuen Privatkonventionen würden. Der Komponist<br />

verweist stattdessen darauf, dass er in seiner<br />

Musik eine Art Analogie zu dem erkennt, was uns täglich<br />

innerlich und äußerlich umgibt. Auch hiervon bleibt<br />

ein Großteil unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle,<br />

ist aber vorhanden und unterschwellig bestimmend.<br />

Viele der unhörbaren Passagen seiner Musik sind gestisch<br />

bedeutsam – etwa durch die Bewegung oder Mimik<br />

der Interpreten –, andere sind hörbar, treten jedoch<br />

nicht gestisch hervor: Das Gestische und Nicht-Gestische,<br />

das Hörbare und Unhörbare – jeweils in feinster<br />

Abstufung und interner Beziehung – bilden entschei-<br />

An der Grenze des Hörbaren: Der Beginn von Vadim Karassikovs<br />

„in the flame of the dream“<br />

Seine Musik wächst aus der Stille heraus und in sie<br />

hinein: Vadim Karassikovs neue Ensemblekomposition<br />

„in the flame of the dream“, ein Auftragswerk<br />

des Klangforums Wien, wird am 5. Dezember<br />

2008 in Wien uraufgeführt.<br />

dende Parameter seiner Kunst. Hierdurch erfährt das<br />

Publikum, dass das Auge auch hören und das Ohr auch<br />

sehen kann, beide Sinne wachsen zu einem neuen zusammen,<br />

auf ihn ist Karassikovs musikalische Dramaturgie<br />

ausgerichtet. Während der Aufführung scheinen<br />

sich die Ohren und Augen auszudehnen, so dass man<br />

als Zuhörer selbst das feinste Knacken des Saalparketts<br />

wahrnimmt, Eigengeräusche des Raumes, mit dem diese<br />

Kunst eine bislang ungehörte Zwiesprache einzugehen<br />

scheint. Die Darbietungen von Karassikovs Werken<br />

nähern sich auch dank der besonderen Betonung der<br />

Gestik einer theatralischen Aufführung an, ohne Musiktheater<br />

zu sein. Er selbst bezeichnet seine Kompositionen<br />

in Ermangelung eines hierfür vorgeprägten Begriffs<br />

als „stage art“.<br />

Für die Ausführenden und ebenso für das Publikum<br />

bietet die Begegnung mit seiner Kunst eine Bereicherung,<br />

zumal man die Gestik als integralen Bestandteil<br />

einer Komposition und ihrer Interpretation erfährt. Dieses<br />

an sich selbstverständliche, doch nicht immer gegenwärtige<br />

Bewusstsein für gestisch-musikalische Zusammenhänge<br />

dürfte auch bei der Begegnung mit überkommenem<br />

Repertoire sensibilisierend wirken. Die Aufführungen<br />

seiner Kompositionen wird man vor allem dann<br />

als außergewöhnliche Konzerterfahrungen erleben und<br />

im Gedächtnis behalten, wenn man versucht, sich seiner<br />

Musik voraussetzungslos hinzugeben, denn in Karassikovs<br />

Werken ist, bis auf die Tatsache, dass sie sehr<br />

leise sind, nichts vorhersehbar.<br />

in the flame of the dream for ensemble heißt Vadim<br />

Karassikovs neues, im Auftrag des Klangforums Wien<br />

entstehendes Werk. Es besteht aus einzeln aufführbaren<br />

Stücken für je ein Instrument, die vom Duo, Trio,<br />

Quartett bis zum Tutti in allen möglichen Varianten<br />

kombiniert und gleichzeitig gespielt werden können.<br />

Am 5. Dezember 2008 werden die bislang vorliegenden<br />

Teile dieses Werks in Wien uraufgeführt werden.<br />

Michael Töpel<br />

5.12.2008 Wien (Konzerthaus)<br />

Vadim Karassikov<br />

in the flame of the dream (Uraufführung)<br />

Klangforum Wien<br />

Weitere Stücke in diesem Konzert:<br />

Matthias Pintscher: Verzeichnete Spur; Salvatore<br />

Sciarrino: Le stagioni artificiali (Österr. Erstaufführung),<br />

Beat Furrer: Konzert für Klavier und Ensemble<br />

(Österr. Erstaufführung) – Solisten: Gunde Jäch-<br />

Micko (Violine), Florian Müller (Klavier).


Mitteilsam<br />

und verständlich<br />

Ondřej Kukal und sein „Clarinettino“<br />

Hand in Hand mit dem Festival „Prager Frühling“ findet<br />

bereits seit 60 Jahren zeitgleich der Internationale<br />

Musikwettbewerb „Prager Frühling“ statt. Seit 1994 ist<br />

es Tradition, dass das Festival für jede Wettbewerbskategorie<br />

eine Komposition bedeutender tschechischer<br />

Autoren (z. B. Petr Eben, Karel Husa, Viktor Kalabis,<br />

Jan Klusák, Ivana Loudová, Otmar Mácha, Jaroslav Pelikán<br />

…) bestellt und somit die zeitgenössische Musik unterstützt.<br />

Partner dieses Wettbewerbes ist bereits seit einigen<br />

Jahren Editio Bärenreiter Praha, die die Wettbewerbspflichtstücke<br />

in ihrer Editionsreihe „Prager Frühling“<br />

herausgibt. Hierbei handelt es sich hauptsächlich<br />

um Solokompositionen und Kammermusikstücke; in<br />

diesem Jahr aber wurde in der Kategorie Klarinette als<br />

Wahlstück die Komposition Clarinettino op. 11 (1990) von<br />

Ondřej Kukal ausgewählt.<br />

Ondrej Kukal: Clarinettino. Concertino für<br />

Klarinette und Streicher op. 11<br />

^<br />

Der Komponist, Dirigent und Geiger Ondřej Kukal<br />

(* 1964) zählt zu den herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten<br />

der mittleren Generation in Tschechien. Er<br />

absolvierte das Prager Konservatorium und die Akademie<br />

der musischen Künste in Prag. Im Fach Violine ist er<br />

Schüler von Josef Vlach, Komposition studierte er bei Jindřich<br />

Feld, Dirigieren bei Vladimír Válek.<br />

Kukals Clarinettino erklang 1994 zum ersten Mal<br />

beim Festival „Junges Podium“ in Karlsbad und wurde<br />

zu einem beliebten Repertoirestück. Es handelt sich um<br />

eine spielerisch virtuose zwölfminütige Kette, fließend<br />

als Ganzes ohne Unterteilungen, welche nur durch Tempokontraste<br />

schnellerer und freierer Teile geschaffen<br />

werden. Durch die gesamte Komposition ziehen sich ein<br />

charakteristischer synkopischer Rhythmus und die<br />

mehrmalige Wiederkehr des figurativen Grundthemas<br />

in unterschiedlichen Variationen. In den langsameren<br />

Teilen setzt sich neben dem Soloinstrument auch die<br />

Violine ausdrucksvoll durch, und beide Instrumente<br />

überbieten sich in Kantilenenvorträgen. Der Klarinettenpart<br />

erfordert einen technisch sehr versierten Spieler,<br />

der Komponist bewahrt aber völlig die traditionelle<br />

Instrumentaltechnik ohne Experimente. Die Komposition<br />

lässt sich auch in kammermusikalischer Fassung<br />

mit Begleitung von Streichquartett und Kontrabass interpretieren<br />

(CD-Aufnahme: Ludmila Peterková, Neues<br />

Vlach Quartett, MusicVars 1995). EBP<br />

Mit der Komposition von Ondřej Kukal kam ich vor etwa<br />

einem Jahr in Berührung, als ich sie in einer Aufnahme<br />

in der Interpretation von Ludmila Peterková hörte, der<br />

die Komposition gewidmet ist. Das Clarinettino faszinierte<br />

mich durch seine fast jazzartigen Elemente. Das<br />

Stück ist sehr originell mit vielen tonmalerischen Tei-<br />

Beim Wettbewerb „Prager Frühling“ 2008 war<br />

diesmal das „Clarinettino“ von Ondrej Kukal eins<br />

der Wahlstücke. Das anspruchsvolle, aber für Zuhörer<br />

leicht verständliche Stück ist eine wichtige<br />

Repertoireerweiterung für Klarinettisten.<br />

Jana Lahodná mit dem Prager Kammerorchester beim Wettbewerb<br />

„Prager Frühling“ 2008<br />

len. Für den Zuhörer ist es mitteilsam und verständlich,<br />

für den Interpreten allerdings ziemlich anstrengend.<br />

Der Autor gesteht selbst, dass er als Geiger dem „Bläserinterpreten“<br />

keine Atem- und Entspannungsmöglichkeiten<br />

gewährt. Technisch gesehen beinhaltet es keine<br />

besonders großen Tücken, beim Einüben des Auswendigspiels<br />

aber zeigten sich viele unauffällige Variationen<br />

der ursprünglichen Themen als recht schwer.<br />

Jana Lahodná<br />

Trägerin des 3. Preises in der Kategorie Klarinette<br />

Ondrej Kukal – Werke bei Editio Bärenreiter Praha<br />

^<br />

Concertino für Klarinette und Streicher „Clarinettino“<br />

op. 11 (1990) – Solo-Klarinette – Str / 12'<br />

Danse symphonique für großes Orchester op. 10<br />

(1989) – 2 Picc, 2 Eh, 2 Klar, Kfag – 4,3,3,1 – Pk, Xyl,<br />

Schlg – Klav – Str / 12’<br />

Das Lied eines wahnsinnig gewordenen Soldaten,<br />

op. 19 für Bariton und Orchester – Solobariton –<br />

2,2,2,2 – 2,2,0,0 – Pk, Schlg – Hfe – Str / 21'<br />

Kammersymphonie op. 16 (1999) – Str / 20'<br />

Konzert für Fagott und Streichorchester „Fagottissimo“<br />

op. 14 (1998) – Solo-Fagott – Str / 22'<br />

Konzert für Violine und Orchester op. 7 (1985)<br />

Solo-Violine – 2,2,2,2 – 2,0,0,0 – Pk – Str / 20'<br />

Symphonie Nr. 1 „Mit dem Glockenspiel“ op. 15 (1999)<br />

2,2,2,2 – 3,3,2,0 – Pk, Schlg – Str / 25'<br />

Verlag: Editio Bärenreiter Praha, Vertrieb D, A, CH:<br />

Alkor-Edition<br />

Weitere Information: www.sheetmusic.com<br />

^<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 27


[t]akte<br />

28 [t]akte 2I2008<br />

Sieben Himmel<br />

Jonathan Harvey und sein neues Chor-Orchesterstück<br />

über Engelsnamen<br />

Engel im Anflug (Foto: foodmat, www.photocase.de)<br />

Botschaften von den Engeln<br />

Von Engeln handeln die Messages, deren Text ausschließlich<br />

aus Engelnamen besteht. Das etwa 25-minütige<br />

Werk reiht Anrufungsrituale von über hundert geflügelten<br />

Boten aneinander, die sich in sieben Himmeln<br />

bewegen. „Heaven“ nennt Harvey jedenfalls die sieben<br />

ineinander übergehenden Teile seines Stücks, dessen<br />

ruhig fließende Metren ausschließlich von der Silbenzahl<br />

des jeweils deklamierten Engelnamens abhängen.<br />

Diese Ausgangsidee wird von den Chören äußerst differenziert<br />

umgesetzt: vom „unhörbar“ eintretenden<br />

Summen am Beginn über vielstimmiges Flüstern in<br />

Wellen, klar zäsurierten Wechselgesang, improvisierte<br />

Tempogestaltung bis zum ätherisch gehauchten Pianissimo<br />

des Seventh Heaven. Nicht weniger raffiniert ist<br />

die Behandlung des großen Orchesters, das von einer Art<br />

Concertino (Celesta, Cimbalom und zwei Harfen) angetrieben<br />

wird. Auch hier fächert Harvey den Klang auf<br />

und verwandelt die Instrumente beispielsweise nach<br />

der Anrufung des Erzengels Raphael im Second Heaven<br />

in einen großen Flügel, der mit leisen Glissandi, Tremoli<br />

und Bläser-Atmen auf- und abrauscht.<br />

Olaf Wilhelmer<br />

Jonathan Harvey<br />

Messages<br />

Uraufführung: 29.3.2008 Berlin, Rundfunkchor Berlin,<br />

Berliner Philharmoniker, Leitung: Reinbert de Leeuw<br />

Besetzung: Picc/AFl, 2, 2 , Eh, 2 BKlar, 2 – 4,3,3,1 – Schlg<br />

(5) – Cel – Cimbalom – 2 Hfe – Str<br />

Aufführungsdauer: 25 Minuten<br />

Verlag: Faber Music, Vertrieb: Alkor-Edition<br />

Weitere Information: www.fabermusic.com.<br />

Mit „Messages“ hat der Engländer Jonathan Harvey<br />

ein Stück für die Berliner Philharmoniker und den<br />

Rundfunkchor Berlin komponiert, das die himmlischen<br />

Sphären der Engel mit dem Apparat eines<br />

großen Orchesters auslotet.<br />

CD-Neuerscheinung<br />

Jonathan Harvey: Timepieces:<br />

Tranquil Abiding, Body Mandala,<br />

White as Jasmine; Towards a Pure<br />

Land, Anu Komsi (Sopran), BBC<br />

Scottish Symphony Orchestra,<br />

Ilan Volkov, Stefan Solyom, NMC.<br />

There is so much to praise on this CD that it’s hard to<br />

know where to begin. In reviewing previous recordings<br />

I’ve noted that Jonathan Harvey’s music juxtaposes<br />

moments of disarming simplicity, of naivety almost,<br />

with others of considerable sophistication and intricacy<br />

… The opening premise of both Tranquil Abiding and<br />

Body Mandala are cases in point: in the first, an alternation<br />

of two sonorities carries the piece forwards inexorably<br />

to its conclusion. By contrast, the arc structure of<br />

… Towards a pure land engenders considerable discontinuity.<br />

Each piece inhabits its own space. The virtuosity<br />

of Harvey’s orchestration is breathtaking …<br />

Not surprisingly to those familiar with Harvey’s concerns,<br />

all but one of these pieces explore different facets<br />

of spirituality, particularly those drawn from Eastern<br />

religions. Perhaps the most immediately involving is<br />

White as Jasmine, based on texts by a 12 th -century Hindu<br />

saint. Here, soprano Anu Komsi delivers a superbly<br />

controlled performance of great vocal beauty. In her first<br />

entry, she is virtually indistinguishable from the surrounding<br />

instruments (and it’s satisfying, by the way,<br />

to hear singing in which each pitch can be clearly discerned,<br />

vibrato notwithstanding). But the musicianship<br />

here transcends questions of technique: all the participants<br />

deserve equal credit for their involvement in a<br />

richly rewarding project. Gramophone September 2008<br />

Four of the five pieces in this impressive selection of<br />

Jonathan Harvey’s orchestral pieces deal in different<br />

ways with Harvey’s deep fascination with eastern religions<br />

… All are striking, beautifully achieved pieces.<br />

The Guardian<br />

Der neue Kassel Kasseler Kassel erBühBüh- nenka nenka nenkatal<br />

nenka nenka tal talog tal og 2008/09 2008/09 ist<br />

erschienen und kann ab<br />

sofort bei der Alkor-Edition<br />

angefordert werden. Auf<br />

fast 400 Seiten listet er alle<br />

musikalischen Bühnenwerke<br />

auf, die im Vertrieb<br />

von Alkor erhältlich sind.<br />

Systematische Register ermöglichen<br />

die Suche nach<br />

Gattungen, Stoffen, Librettisten,<br />

literarischen Vorlagen etc.<br />

Bärenreiter · Alkor<br />

KASSELER BÜHNENKATALOG<br />

KASSEL CATALOGUE OF STAGE WORKS<br />

CATALOGUE KASSEL DES ŒUVRES SCÉNIQUES<br />

2008/09<br />

U1+U4 Bu�hnenkatalog 08_09.indd 1 21.08.2008 13:31:42 Uhr<br />

1


Un-fassbare Töne<br />

Brice Pausets 5. Sinfonie wird in Donaueschingen<br />

uraufgeführt<br />

Nach seiner Sinfonie Nr. 4 „Der Geograph“, die im März<br />

2007 in der Kölner Philharmonie uraufgeführt wurde,<br />

geht Brice Pauset nun diese Gattung aufs Neue an: Im<br />

Rahmen der Donaueschinger Musiktage 2008 soll am<br />

19. Oktober seine Sinfonie Nr. 5 „Die Tänzerin“ zum ersten<br />

Mal erklingen. Der Titel wirft die Frage auf: Um was<br />

für eine Tänzerin mag es sich handeln? „In der ganzen<br />

Sinfonie stellt die Tänzerin den Mittelpunkt der Welt dar.<br />

Man muss sich dabei vorstellen, dass die Beobachtung<br />

der Tänzerin nicht nur vom Zuschauerraum aus stattfindet,<br />

sondern auch von ganz weit weg. Es geht um diesen<br />

ganz besonderen ästhetischen Reiz, diese ganz besondere<br />

Empfindung“, erläutert der Komponist. „Die<br />

Tänzerin, um die es hier geht, steht für die zur Kunst<br />

gewordene Bewegung eines Körpers; das ist ein Sinnbild,<br />

das für alle Tänzerinnen gilt, und ein Symbol.“<br />

Brice Pauset sucht sich über eine auf die Spitze getriebene<br />

prosaische Haltung Materialien mit einer tief<br />

gründenden Poesie, es handelt sich jedoch keineswegs<br />

um herkömmliche Ballettmusik. Als Basismaterial für<br />

seine Arbeit wählte er beispielsweise die Geräusche, die<br />

entstehen, wenn der Fuß der Tänzerin den Boden berührt<br />

bzw. wenn sie sich in der Luft dreht, oder das Rascheln<br />

des Stoffes ihres Kostüms. Es sind diese un-fassbaren<br />

Töne, die den Komponisten interessieren, Töne,<br />

die man in einem Ballett so deutlich sonst nicht vernimmt.<br />

Doch wie können diese Töne über den Blickwinkel<br />

des Betrachters Aufschluss geben? Genau um diese<br />

Frage geht es in dem neuen Werk. Denn natürlich hängt<br />

die Art der Wahrnehmung eines Tänzers vom Standort<br />

des Beobachters ab: Je nachdem, wo man sich befindet,<br />

ändert sich die Perspektive. Aber von welchem Blickwinkel<br />

aus ein Zuschauer auch immer einen Tanz betrachtet:<br />

Die Bewegung des Körpers ist und bleibt reine Kunst.<br />

Und ohne Rücksicht auf den Blickwinkel des Zuschauers<br />

spielt die Musik mit dieser Beständigkeit der ästhetischen<br />

Bewegung, und zwar mit Mitteln des Zooms auf<br />

die verschiedenen Tonsatzmaterialien, es ist ein Spiel<br />

mit den musikalischen Zeitabläufen, mit der Gleichzeitigkeit<br />

verschiedener Taktarten (beispielsweise durch<br />

das Übereinanderschichten eines 3/4- und eines 4/4-<br />

Taktes) usw.<br />

Pausets 5. Sinfonie steht in engem Zusammenhang<br />

mit seinen anderen Werken. In erster Linie ist „Die Tänzerin“<br />

Teil eines Zyklus von drei Sinfonien (Nr. 4, 5 und<br />

6), der in einer Phase komponiert wurde und ein einheitliches<br />

Ganzes darstellt. Dabei hat jede dieser Sinfonien<br />

zwar eine ihr ganz eigene Dramaturgie, gleichzeitig<br />

sind sie jedoch durch eine gemeinsame Thematik<br />

miteinander verbunden: durch den Begriff der Unmöglichkeit.<br />

In Der Geograph ist es die Unmöglichkeit, die<br />

Welt darzustellen (es sei denn durch die Schaffung von<br />

Rastern, die in der Aufführung vom Klavier fixiert und<br />

vom Orchester ausgefüllt werden); die Unmöglichkeit,<br />

die ästhetische Bewegung darzustellen (es sei denn<br />

Mit den Mitteln eines Zooms gestaltet der französische<br />

Komponist Brice Pauset sein neues Orchesterstück.<br />

Im Fokus: eine Tänzerin, die zum Mittelpunkt<br />

eines vieldimensionalen musikalischen Vexierspiels<br />

wird.<br />

durch die Erfindung eines vom ursprünglichen<br />

Objekt losgelösten Bildes);<br />

die Unmöglichkeit, Materie darzustellen<br />

(außer mittels einer Extremsituation:<br />

der Explosion).<br />

Wir haben es mit einem Projekt zu<br />

tun, das mit den Grenzbereichen der<br />

Genres spielt. Die 4. Sinfonie war ein<br />

Flirt mit der Gattung des Konzerts: Dem<br />

Orchester steht ein Klavier als Hauptinstrument<br />

gegenüber. Und die 6. Sinfonie<br />

wird Singstimmen mit einbeziehen.<br />

Ihre Uraufführung ist für die Spielzeit<br />

2009/10 in München geplant (Chor<br />

und Orchester des Bayerischen Rundfunks,<br />

Experimentalstudio Freiburg).<br />

Neun Sinfonien als Zielvorgabe?<br />

„Nein,“ antwortet der Komponist,<br />

„nach der 6. Sinfonie werde ich dieser<br />

Gattung wohl etwas müde sein. Außerdem hätte ich das<br />

Gefühl, in einen Manierismus zu verfallen, in einem Reliquienschrein<br />

zu sein. Bei der Arbeit an sinfonischen<br />

Werken entwickelt sich meine Tonsprache weiter, und<br />

ich bekomme dann Lust auf andere Formen, in die ich<br />

das, was ich bei den letzten Arbeiten erworben habe,<br />

einfließen lassen möchte.“ Benoît Walther<br />

2I2008<br />

Tief gründende Poesie. Brice Pauset<br />

(Foto: C. Daguet, Editions Henry<br />

Lemoine)<br />

Brice Pauset<br />

Sinfonie Nr. 5 „Die Tänzerin“<br />

Uraufführung: 19.10.2008, Donaueschinger Musiktage,<br />

SWR Sinfonierochester Baden-Baden und Freiburg,<br />

Leitung: Sylvain Cambreling<br />

Orchester: 4 (Picc),3,Eh,3,BKlar,3,Kfag – 4,4,4,1 –2 Pk,<br />

3 Schlg – Klav – Hfe – Str<br />

Aufführungsdauer: ca. 13 Minuten<br />

Verlag: Editions Henry Lemoine, Vertrieb: Alkor-Edition<br />

Weitere Information: www.henry-lemoine.com<br />

„<strong>takte</strong>“ jetzt auch online<br />

Unter der Internetadresse<br />

www.<strong>takte</strong>-online.com ist das<br />

Bärenreiter-Magazin <strong>takte</strong> ab<br />

sofort auch im Internet erreichbar.<br />

Neben den Artikeln aus den<br />

letzten Heften finden sich dort<br />

auch aktuelle Aufführungstermine.<br />

Ein <strong>takte</strong>-Newsletter<br />

ergänzt das Internetangebot.<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 29


[t]akte<br />

30 [t]akte 2I2008<br />

Alchimistische<br />

Verwandlungen<br />

Der italienische Komponist Osvaldo Coluccino<br />

Osvaldo Coluccino (* 1963) bezeichnet Absum, eine elektroakustische<br />

Komposition aus dem Jahr 1999, als sein<br />

erstes Werk oder auch Quale velo (2000/01) für Ensemble.<br />

Das bedeutet jedoch nicht, dass er erst im Alter<br />

von 36 Jahren begonnen hätte zu komponieren, sondern<br />

es ist die Konsequenz künstlerischer Entscheidungen, einer<br />

Suche, die in ihrem Verlauf einen Fall für sich darstellt.<br />

Von 1989 bis 2003 widmete sich Coluccino gänzlich<br />

der literarischen Arbeit, schrieb Gedichte, Prosa und<br />

Verstragödien, denen von Kritikern und Wissenschaftlern<br />

Interesse und Bewunderung entgegengebracht<br />

wurde. Bereits in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre<br />

begann er autodidaktisch, sich mit Musik zu beschäftigen<br />

und zu komponieren. Heute sieht er seine literarischen<br />

Erfahrungen als abgeschlossen an und ist ein<br />

Komponist, der keinen Grund sieht, sich an seine Frühwerke<br />

zu erinnern. Sein Werkkatalog enthält Kompositionen,<br />

deren eigenständige kompromisslose Ästhetik<br />

von Anfang an fertig ausgeprägt erscheint. Ein Weg zum<br />

Verständnis dieser plötzlich eingetretenen reifen Eigenständigkeit<br />

und extremen Strenge in Coluccinos Musik<br />

führt über die Beschäftigung mit seinem literarischen<br />

Schaffen. Zu einer solchen Perspektive lädt eine Beobachtung<br />

des Musikwissenschaftlers und Komponisten<br />

Ramón Montes de Oca ein, der anlässlich der Aufführung<br />

des Bläserquintetts Diffratta aria (2002) beim Festival<br />

Cervantino 2004 in Guanajato/Mexiko über Coluccino<br />

schrieb:<br />

„Wenn man über die musikalische Ästhetik dieses<br />

wichtigen italienischen Künstlers spricht, muss man<br />

unbedingt auf seine bemerkenswerte dichterische<br />

Sprache verweisen, denn Osvaldo Coluccino war<br />

zunächst ein großartiger Dichter und hat sich danach<br />

in einen Komponisten herausragender neuer Musik<br />

verwandelt. Wir kennen das Interesse des Dichters für<br />

das Wort, das aus der Stille entspringt, und wir kennen<br />

ebenso das Interesse des Komponisten für die<br />

Stille, die sich aus dem Klang erhebt. Diesem intimen,<br />

vagen und kargen Klang, den der Künstler, abgeklärt<br />

wie ein Alchimist, in Reflexe aus Farben, Tonhöhen,<br />

Timbres, Wörtern und Stillen verwandelt, die ins<br />

Nichts zurückkehren.“<br />

Coluccino schreibt äußerst ausgewogen, bedachtsam,<br />

konzentriert auf das Wesentliche und definiert präzise<br />

jedes Detail, so als ob von der Wahl jeder Tonhöhe, jedes<br />

Intervalls, jeder Klangfarbe das Gelingen des Ganzen<br />

abhinge. Die so definierten Klangobjekte sind in Stille<br />

eingesenkt, in einen statischen, geheimnisvollen Raum,<br />

in dem die Bewegung des Alltäglichen aufgehoben ist.<br />

Es überrascht nicht, dass er Maler schätzt, die Objekte<br />

darstellen, die von Stille umgeben sind: Piero della Francesca,<br />

Cézanne, Morandi. Es sind die angehaltene Zeit<br />

und der statische Raum, für die Coluccino mit dem spä-<br />

Ausufernde Üppigkeit ist seine Sache nicht. Die Reduktion<br />

auf das Wesentliche ist eher Osvaldo Coluccinos<br />

Maxime. Ein Porträt des Komponisten, der<br />

spät zum Komponieren kam, nachdem er in der Literatur<br />

seines Heimatlandes bereits einen bekannten<br />

Namen hatte.<br />

Suche nach dem Wesen des Klangs: Osvaldo Coluccino<br />

ten Nono und mit Feldman verglichen worden ist. Mit<br />

diesem Vergleich treten jedoch die Unterschiede nur<br />

deutlicher hervor. Insbesondere gibt es keine Ähnlichkeiten<br />

zu den enorm gedehnten Tempi und dem Quasi-<br />

Minimalismus des späten Feldman, denn Coluccino behält<br />

stets die Kontrolle über seine Formverläufe, und<br />

Knappheit entsteht bei ihm aus einem Bedürfnis nach<br />

Konzentration auf das Wesentliche. Deshalb auch lotet<br />

er den Klang innerhalb eines dynamischen Bereiches<br />

aus, der nur sehr selten das Mezzopiano übersteigt, so<br />

dass magische Wirkungen entstehen, ein Effekt der alchimistischen<br />

Verwandlung seines ausgedünnten, ausgetrockneten<br />

Tonsatzes. Daraus entstehen verborgene<br />

Spannungen, festgehalten in einer Unbeweglichkeit, die<br />

jedoch unvorhersehbaren und unkonventionellen<br />

Formverläufen nicht im Wege steht. Manchmal spielen<br />

seine poetischen Titel auf diese Formen an. Ich denke<br />

beispielsweise an den Verlauf von Voce d’orlo (2006)<br />

oder an die Spreizung, die von der Kombination zweier<br />

Wörter suggeriert wird, die mit Geburt und Tod verbunden<br />

sind: Gamete stele (2007). Die Spreizung zwischen<br />

der Weichheit des Gallerts und der Härte des Steins<br />

drückt sich hier mit konzentrierter, jedoch anti-rhetorischer<br />

Dichte aus und führt zu einem sanfteren Ergebnis.<br />

Die Negation von Without Witness (2004) scheint<br />

schließlich nach dem Wesen des Klanges zu suchen und<br />

lädt den Komponisten ebenso wie den Hörer ein, loszulassen:<br />

das eigene Ego, die Schwere des Ichs.<br />

Paolo Petazzi<br />

(Übersetzung: Christine Anderson)<br />

Information: Die Kompositionen von Osvaldo Coluccino<br />

erscheinen bei RAI Trade (Vertrieb: Alkor-Edition)


Wer darf sie spielen?<br />

Streit um eine Melodie im Kinderstück von Andreas<br />

Tarkmann und Eberhard Streul<br />

<strong>takte</strong>: „Die verlorene Melodie“ ist Ihre erste Zusammenarbeit<br />

mit dem Theaterautor Eberhard Streul, mit dem<br />

Sie die Liebe zum Kabarett verbindet. Wie kam es nun zu<br />

dieser ersten Begegnung?<br />

Tarkmann: Trotz unseres teilweise ähnlichen Betätigungsfelds<br />

war die Begegnung mit Eberhard Streul kein<br />

Zufall, sondern fand auf Vorschlag der Alkor-Edition<br />

statt. Eberhard Streul suchte nämlich einen Komponisten<br />

für einen Text, den er schon vor Jahren für ein Kinderkonzert<br />

geschrieben hatte.<br />

Was hat Sie an seinem Text besonders gereizt?<br />

Auf jeden Fall ist es schön, eine Geschichte zu vertonen,<br />

die noch keiner kennt. Das erhöht natürlich die Neugier<br />

und Spannung bei den jungen Zuhörern. Dann spielt die<br />

Geschichte in einer sehr „musikalischen Welt“: Ein zerstreuter<br />

Komponist schreibt eine Melodie, die durch<br />

Zufall in einem Orchester landet und um die von den<br />

verschiedenen Instrumenten heftigst gestritten wird.<br />

Um die Melodie zu schützen, reißt eine kleine Geige mit<br />

ihr aus. Geige und Melodie erleben einige merkwürdige<br />

Abenteuer und werden schließlich von der resoluten<br />

Großmutter, der Bassgeige, ins geläuterte Orchester zurückgeholt.<br />

So eine Geschichte ist für einen Komponisten natürlich<br />

eine reizvolle Aufgabe, weil er hier alle Register ziehen<br />

kann. Überhaupt fand ich Streuls Geschichte auf Anhieb<br />

originell und witzig, sprachlich sehr pointiert und<br />

geistreich, ohne die kindliche Ebene zu vernachlässigen.<br />

So können die Kinder zwar eine Menge über Musik und<br />

Instrumente erfahren, werden aber nicht offensichtlich<br />

„belehrt“.<br />

Haben Sie den Wortlaut eins zu eins übernommen?<br />

Der Originaltext ist im Hinblick auf eine melodramatische<br />

Vertonung geschrieben. So waren keine nennenswerten<br />

Änderungen nötig. Wir haben lediglich das musikdramaturgische<br />

Gerüst zusammen abgesprochen:<br />

wann, wo und wie viel Musik an bestimmten Textstellen<br />

erklingen soll. Ansonsten hat mir der Autor dankenswerterweise<br />

keine Vorschriften gemacht.<br />

An welche Altersgruppe wendet sich „Die verlorene Melodie“<br />

und wie war die Resonanz bei der Uraufführung<br />

im Frühjahr in Ludwigshafen?<br />

Wir schlagen das Stück für Kinder ab fünf Jahren vor. Es<br />

ist ganz bewusst für die jüngeren Kinder geschrieben<br />

und wurde von ihnen begeistert aufgenommen. Aber<br />

nicht nur von diesen: Eltern und Orchestermitglieder<br />

waren genauso angetan.<br />

Die Geschichte wendet sich letztlich gegen den Egoismus<br />

und plädiert für das gemeinschaftsstiftende Band des<br />

Musizierens.<br />

Streit, Flucht und Rückkehr: Viel geschieht im neuen<br />

Kinderkonzertstück „Die verlorene Melodie“ von<br />

Andreas Tarkmann und Eberhard Streul. Wer will,<br />

kann sogar eine Botschaft daraus lesen. Die Uraufführung<br />

in Ludwigshafen war ein großer Erfolg.<br />

Diese Botschaft ist nur ein Teilaspekt des Stücks und ich<br />

finde es nicht schlimm, wenn andere Seiten des Gesamtstücks<br />

sie vielleicht verdrängen. Für viele junge Kinder<br />

ist es wahrscheinlich der erste Konzertbesuch und die<br />

allererste Begegnung mit einem Orchester: Da gibt es<br />

ungeheuer viel Interessantes zu sehen und zu hören …<br />

„Die verlorene Melodie“ geht von der klassischen Konzertsituation<br />

aus. Das junge Publikum wird nur gelegentlich<br />

vom Erzähler angesprochen, der aus dem Stück heraus<br />

Fragen formuliert, bei denen es unter anderem um die<br />

Identifizierung von Instrumenten geht. Welchen Stellenwert<br />

räumen Sie diesem Kinderkonzertstück in der Nachfolge<br />

von „Peter und der Wolf“ ein im Vergleich zu Konzepten,<br />

bei denen Kinder und Jugendliche von Anfang an<br />

und in einem größeren Maß in die Erarbeitung eines neuen<br />

Stückes und dessen Aufführung integriert werden?<br />

Ich denke, dass beide Konzertmodelle ihre Berechtigung<br />

haben und dass Kinder auch mit beiden konfrontiert<br />

werden sollten. Natürlich ist es wichtig, dass sie aus einer<br />

passiven Konsumentenrolle herausgeholt werden<br />

und dass die Konzerte im wahrsten Sinne des Wortes<br />

„begreifbarer“ werden. Auf der anderen Seite sollten<br />

Kinder auch lernen, eine gewisse Zeit konzentriert zuzuhören.<br />

Ich glaube, diese Konzentrationsfähigkeit sollten<br />

wir den Kindern auch zutrauen und sie fördern. In<br />

diesem Sinne ist ein Stück wie Die verlorene Melodie<br />

ein guter Einstieg.<br />

Takte: Verraten Sie uns zum Abschluss noch Ihre nächsten<br />

Projekte?<br />

Nachdem ich letztes Jahr mit meiner ersten Kinderoper<br />

La belle au bois dormant (Dornröschen) in der Philharmonie<br />

Essen einen schönen Erfolg hatte, komponiere ich<br />

nun für das Theater Aachen als Kinderoper den Räuber<br />

Hotzenplotz (Uraufführung April 2009). In der Tonhalle<br />

Düsseldorf wird 2009 ein weiteres Kinderstück von mir<br />

uraufgeführt, darüber hinaus arbeiten Eberhard Streul<br />

und ich schon an etwas Neuem, aber mehr darf darüber<br />

noch nicht verraten werden.<br />

2I2008<br />

Fragen: Redaktion<br />

Andreas N. Tarkmann<br />

Die verlorene Melodie. Ein Konzertstück für Kinder<br />

für Sprecher und Orchester mit einer Geschichte von<br />

von Eberhard Streul<br />

Besetzung: Sprecher – Orchester: 2,2,2,2 – 2,2,1,1 –<br />

Schlg (1) – Str<br />

Aufführungsdauer: ca. 30 Minuten<br />

Verlag: Cecilia Music Concept GmbH Verlag Köln,<br />

Vertrieb: Alkor-Edition<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 31


[t]akte<br />

32 [t]akte 2I2008<br />

Neue Bücher<br />

Andreas Waczkat: Georg<br />

Friedrich Händel.<br />

Der Messias. Bärenreiter<br />

Werkeinführung<br />

2008. 146 Seiten. € 14,95<br />

/ CHF 26.90.<br />

Wie gelang es Händel,<br />

eine solch zündende<br />

Komposition<br />

zu schaffen? Welche<br />

Botschaften wurden<br />

für die Zuhörer damals<br />

transportiert,<br />

wo setzten Händel<br />

und sein Librettist Charles Jennens<br />

die Akzente? Andreas<br />

Waczkat erläutert diese und<br />

weitere Fragen in drei Schritten.<br />

Ein erster Teil widmet sich der<br />

Entstehung des Werkes und<br />

dem Libretto. Der zweite Teil<br />

untersucht Satz für Satz Text<br />

und Musik. Abschließend skizziert<br />

Waczkat die Wirkungsund<br />

Rezeptionsgeschichte des<br />

Messias. Praktische Hinweise<br />

zu den verschiedenen Fassungen<br />

und Editionen des Werks<br />

runden die Einführung ab.<br />

Ingo Schultz: Viktor Ullmann. Leben und Werk. Bärenreiter-Verlag/Verlag<br />

J. B. Metzler 2008. 280 Seiten. € 29,95<br />

/ CHF 46.00.<br />

Eine umfassende Darstellung von Viktor Ullmanns Leben<br />

und Schaffen (1898–1944) von den prägenden Eindrücken<br />

seiner Jugend in Teschen und Wien über die<br />

nach dem Ersten Weltkrieg ansetzende Laufbahn als<br />

Kapellmeister und Komponist in Prag bis hin zu den<br />

letzten großen Werken, die er den Lebensverhältnissen<br />

in Theresienstadt abgerungen hat. In den analytischen<br />

Abschnitten entsteht das Bild eines Komponisten, dessen<br />

unverwechselbare „Handschrift“ sich in differenzierter<br />

Harmonik, unkonventioneller Kontrapunktik<br />

und eigenwilliger Rätselhaftigkeit zeigt.<br />

Jörg Konrad: Miles Davis. Die Geschichte seiner Musik.<br />

Bärenreiter-Verlag 2008. 202 Seiten. € 19,95 / CHF 35.90.<br />

Kein Musiker hat den modernen Jazz stärker geprägt<br />

und verändert als Miles Davis. In chronologischer Folge<br />

und in Form eines übersichtlichen Handbuchs porträtiert<br />

Jörg Konrad 86 Alben, an denen der Trompeter beteiligt<br />

war. Aber auch wichtige persönliche Umstände<br />

von Davis’ Leben bringt Konrad ans Tageslicht und setzt<br />

sie in Beziehung zu dem musikalischen Kosmos, den<br />

Miles Davis kreiert hat.<br />

Charlotte Seither – aktuell<br />

Charlotte Seither – aktuell<br />

Ausblick<br />

Charlotte Seither ist von Kulturstaatsminister<br />

Bernd<br />

Neumann mit dem Stipendium<br />

der Deutschen Akademie<br />

Rom Villa Massimo ausgezeichnet<br />

worden und wird<br />

2009 einen einjährigen Stipendienaufenthalt<br />

in Rom<br />

verbringen. +++ Gustav Rivinius (Violoncello) und<br />

Eduard Brunner (Klarinette) werden bei den Tagen<br />

für Interpretation und Aufführungspraxis Neuer<br />

Musik in Saarbrücken ein neues Auftr Auftr Auftrags Auftr Auftrags<br />

ags agswwwwwerk ags erk erk erk erk für für für für für<br />

Klar Klar Klarinette Klar Klarinette<br />

inette inette inette und und und und und Vi Vi Viooooollllloncell<br />

Vi Vi oncell oncell oncellooooo oncell von Charlotte Seither<br />

zur Uraufführung bringen (15.10.08). +++ Der<br />

Deutschlandfunk Köln widmet der Komponistin ein<br />

ausführliches Rundfunkportrait (18.10.08).<br />

Rückblick<br />

Im August 2008 war Charlotte Seither als Return-<br />

Resident bei der Akademie Schloss Solitude Stuttgart<br />

zu Gast. +++ Vom Goethe-Institut Santiago de<br />

Chile wurde Charlotte Seither als Guest Composer<br />

zum Festival Música Contemporánea eingeladen<br />

(31.7.–10.8.08). +++ In Krefeld kam das neue Orchesterstück<br />

Essa Essa Essays Essa Essays<br />

ys ys ys of of of of of Sh Sh Shado Sh Shado<br />

ado adow adow<br />

w w w and and and and and Tru Tru Truth Tru Truth<br />

th th th als Auftragswerk<br />

der Niederrheinischen Sinfoniker unter der<br />

Leitung von Graham Jackson zur Uraufführung.<br />

Zitate aus Pressekritiken: „Eine halbe Stunde lang<br />

entfachen die Niederrheinischen Sinfoniker einen<br />

akustischen Sturm, der aufschreckt, verblüfft, fasziniert.<br />

Seithers Orchesterwerk überzeugt “ (Westdeutsche<br />

Zeitung), „so weit durchdifferenzierte<br />

Klänge wünschte man sich öfter. Viel Beifall für<br />

Werk und Orchesterleistung“ (Rheinische Post)<br />

(29.4.08). +++ Beim Forum Neue Musik des Deutschlandfunks<br />

Köln wurde das Auftragswerk ne ne nevvvvver ne ne er er er er real, real, real, real, real,<br />

al al alwwwwwaaaaays al al ys ys ys ys true true true true true für Akkordeon solo von Margit Kern uraufgeführt<br />

(5.4.2008). +++ An der Universität Oldenburg<br />

standen ihre Werke im Rahmen eines Portraitkonzertes<br />

im Mittelpunkt (13.6.08). +++ Nach Aufführungen<br />

in Osnabrück und München ist die Produktion<br />

ihres Musiktheaterwerks Der Der Der Der Der hell hell helle hell helle<br />

e e e Rand Rand Rand Rand Rand<br />

vvvvvon on on on on Furch Furch Furcht Furch Furcht<br />

t t t und und und und und Erw Erw Erwachen<br />

Erw Erwachen<br />

achen achen achen mit acht weiteren Aufführungen<br />

am Staatstheater Kassel zu Ende gegangen.<br />

+++ In seiner Rundfunkreihe „Hear and Now“<br />

stellte BBC London die Werke Music Music Music Music Music for for for for for orchestr orchestr orchestra,<br />

orchestr orchestra,<br />

a, a, a,<br />

Gr Gr Gran Gr Gran<br />

an an an passo passo passo passo passo und All’a All’a All’aper All’a All’aper<br />

per perto perto<br />

to to to vor, die mit dem BBC<br />

Symphony Orchestra London, Mark Knoop, Klavier<br />

und den BBC Singers London zur Aufführung gekommen<br />

waren (31.5.08).


Neue CDs<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Amadigi di Gaula<br />

Al Ayre Español, Leitung:<br />

Eduardo López Banzo. Ambroisie<br />

Georg Friedrich Händel: Tolomeo<br />

Il Complesso Barocco, Leitung:<br />

Alan Curtis. Deutsche<br />

Grammmophon<br />

Christoph Willibald Gluck: Ezio<br />

Orchester der Ludwigsburger<br />

Schlossfestspiele, Leitung:<br />

Michael Hofstetter. Oehms<br />

Joseph Haydn:<br />

Die sieben letzten Worte unseres<br />

Erlösers am Kreuze<br />

Camerata Salzburg, Leitung: Sir<br />

Roger Norrington. ORF<br />

Hector Berlioz:<br />

L’Enfance du Christ<br />

London Symphony Orchestra,<br />

Leitung: Sir Colin Davis. LSO Live<br />

Anton Bruckner:<br />

Sinfonie Nr. 3 (Fassung 1873)<br />

Radio-Sinfonieorchester<br />

Stuttgart des SWR, Leitung: Sir<br />

Roger Norrington. SWR Hänssler<br />

Anton Bruckner:<br />

Sinfonie Nr. 4 (Urfassung 1874)<br />

Philharmoniker Hamburg,<br />

Leitung: Simone Young. Oehms<br />

Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 9<br />

Sinfonieorchester Aachen,<br />

Leitung: Marcus Bosch. Coviello<br />

Anton Bruckner: Messe f-Moll<br />

RIAS Kammerchor, Orchestre des<br />

Champs-Elysées, Leitung:<br />

Philippe Herreweghe. Harmonia<br />

mundi<br />

Reinhard Schwarz-Schilling:<br />

Introduktion und Fuge;<br />

Symphonie in C<br />

Staatskapelle Weimar, Leitung:<br />

José Serebrier. Naxos<br />

Hugo Distler:<br />

Konzert für Cembalo und<br />

Streicher op. 14; Schauspielmusik<br />

zu Ritter Blaubart<br />

Neubrandenburger Philharmonie,<br />

Leitung: Stefan Malzew.<br />

Klassik Center Kassel<br />

Rudolf Kelterborn: Piano Pieces 1–6<br />

See Siang Wong. Guild<br />

Salvatore Sciarrino:<br />

Storie di altre storie<br />

Teodoro Anzellotti (Akkordeon),<br />

WDR Sinfonieorchester Köln,<br />

Leitung: Kazushi Ono. Winter &<br />

Winter<br />

Beat Furrer: Begehren<br />

Petra Hoffmann (Sopran), Johann<br />

Leutgeb (Erzähler), Vokalensemble<br />

NOVA, ensemble recherche,<br />

Musikal. Leitung: Beat Furrer,<br />

Inszenierung/Choreographie:<br />

Reinhild Hoffmann. Kairos (DVD)<br />

Manfred Trojahn:<br />

Berceuse für Orchester<br />

Radiosinfonieorchester Stuttgart<br />

des SWR, Leitung: George<br />

Alexander Albrecht<br />

Auf: Musik in Deutschland<br />

1950–2000. Orchesterstücke<br />

1975–2000. RCA/Deutscher<br />

Musikrat<br />

Termine (Auswahl)<br />

Oktober 2008 Oktober 2008<br />

3.10.2008 Heidelberg (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Cornelius<br />

Meister, Inszenierung: Christian<br />

Sedelmayer<br />

3.10.2008 St. Pölten (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

Freiburger Barockorchester,<br />

Musikal. Leitung: Attilio<br />

Cremonesi, Inszenierung:<br />

Joachim Schloemer<br />

3.10.2008 Wien (Konzerthaus)<br />

Beat Furrer: Antichesis<br />

Klangforum Wien, Leitung: Beat<br />

Furrer<br />

3.10.2008 Utrecht<br />

Georg Friedrich Händel: L’Allegro,<br />

il Penseroso ed il Moderato<br />

Radio Kamer Filharmonie,<br />

Leitung: Kenneth Montgomery<br />

4.10.2008 Tübingen<br />

Franz Schubert: Die Zauberharfe<br />

Tübinger Ärzteorchester, Leitung:<br />

Norbert Kirchmann<br />

4.10.2008 Graz<br />

Beat Furrer: Konzert für Klavier<br />

und Orchester (Österr. Erstauff.)<br />

Nicolas Hodges (Klavier), Radio-<br />

Symphonierorchester Wien,<br />

Leitung: Pascal Rophé<br />

4.10.2008 Leipzig (Premiere)<br />

Johann Strauß: Eine Nacht in<br />

Venedig<br />

Musikal. Leitung: Roland Seiffarth,<br />

Inszenierung: Julia Riegel<br />

5.10.2008 Zürich (Premiere)<br />

Ludwig van Beethoven: Fidelio<br />

Musikal. Leitung: Bernard<br />

Haitink, Inszenierung: Katharina<br />

Thalbach<br />

6.10.2008 Lille / 21.10. Paris<br />

Théâter des Champs-Elysées<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro<br />

Le Concert d’Astrée, Musikal.<br />

Leitung: Emmanuelle Haïm,<br />

Inszenierung: Jean-François<br />

Sivadier<br />

–><br />

–><br />

2I2008<br />

8.10.2008 Paris (Théâtre des<br />

Champs-Elysées) (Premiere)<br />

Jean-Baptiste Lully: Armide<br />

Chœur et Orchestre Les Arts<br />

Florissants, Musikal. Leitung:<br />

William Christie, Inszenierung:<br />

Robert Carsen<br />

8.10.2008 Ravensburg / 9.10.2008<br />

München / 14.10.2008 Meran<br />

Beat Furrer: antichesis<br />

Münchner Kammerorchester,<br />

Leitung: Alexander Liebreich<br />

10.10.2008 London<br />

Matthias Pintscher: pourquoi<br />

l’azur muet. Musique de<br />

„L’espace dernier“ pour soprano,<br />

mezzosoprano et orchestre<br />

(Uraufführung)<br />

Claudia Barainsky (Sopran),<br />

Claudia Mahnke (Mezzosopran),<br />

BBC Symphony Orchestra,<br />

Leitung: Kazushi Ono<br />

11.10.2008 Kiel (Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel: Alcina<br />

Leitung: Eduardo López Banzo,<br />

Inszenierung Silvana Schröder<br />

11.10.2008 Frankfurt<br />

Beat Furrer: Xenos für Ensemble<br />

(Uraufführung)<br />

Ensemble Modern, Leitung: Alejo<br />

Pérez<br />

11.10.2008 Lyon (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Jérémie Rohrer,<br />

Inszenierung: Georges<br />

Lavaudant<br />

11.10.2008 Freiburg (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Lucio Silla<br />

Musikal. Leitung: Patrick Peire,<br />

Inszenierung: Ludger Engels<br />

14.10.2008 Wien, Theater an der<br />

Wien (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orfeo ed Euridice<br />

Freiburger Barockorchester,<br />

Musikal. Leitung: René Jacobs,<br />

Inszenierung: Stephen Lawless<br />

[t]akte 2I2008 33


[t]akte<br />

–><br />

Termine (Auswahl)<br />

Oktober 2008 Oktober 2008 Oktober 2008<br />

November 2008<br />

14.10.2008 Genf (Premiere)<br />

Hector Berlioz:<br />

La damnation de Faust<br />

Musikal. Leitung: John Nelson,<br />

Inszenierung: Olivier Py<br />

15.10.2008 Wien<br />

Rudolf Kelterborn: Four Pieces<br />

for Four Players (Österr. Erstauff.)<br />

Collegium Novum Zürich<br />

15.10.2008 Saarbrücken<br />

Charlotte Seither: Neues Werk<br />

(Uraufführung)<br />

Eduard Brunner (Klarinette),<br />

Gustav Rivinius (Violoncello),<br />

Adrian Oetiker (Klavier)<br />

16.10.2008 Mainz (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

La Semiramide riconosciuta<br />

Musikal. Leitung: Michael<br />

Millard, Inszenierung: Peer<br />

Boysen<br />

17.10.2008 Berlin (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Le Cinesi<br />

Universität der Künste, Musikal.<br />

Leitung: Igor Budinstein,<br />

Inszenierung: Dagny Müller<br />

17.10.2008 Tours (Premiere)<br />

Joseph Haydn: Armida<br />

Musikal. Leitung: Jean-Yves<br />

Ossonce, Inszenierung: Gilles<br />

Bouillon<br />

17.10.2008 Liège (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Paride ed Elena<br />

Musikal. Leitung: Filippo Maria<br />

Bressan, Inszenierung: Andrea<br />

Cigni<br />

18.10.2008 Oslo<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Rinaldo<br />

Alessandrini, Inszenierung: Peter<br />

Konwitschny<br />

18.10.2008 Nürnberg (Premiere)<br />

Hector Berlioz: Benvenuto Cellini<br />

Musikal. Leitung: Guido<br />

Johannes Rumstadt, Inszenierung:<br />

Laura Scozzi<br />

34 [t]akte 2I2008<br />

–><br />

–><br />

18.10.2008 Luzern (Premiere]<br />

Giuseppe Gazzaniga:<br />

Don Giovanni<br />

Musikal. Leitung: Andrew<br />

Dunscombo, Inszenierung:<br />

Dominique Mentha<br />

19.10.2008 Hannover<br />

Charlotte Seither: Scusi für<br />

Tenorblockflöte und Klavier<br />

(Uraufführung)<br />

Ulrike Volkhardt (Tenorblockflöte),<br />

Darlen Bakke (Klavier)<br />

19.10.2008 Genf (Premiere)<br />

Jacques Offenbach:<br />

Les contes d’Hoffmann<br />

Musikal. Leitung: Patrick Davin,<br />

Inszenierung: Olivier Py<br />

22./23.10.2008 Aachen<br />

Philipp Maintz: archipel. Musik<br />

für großes Orchester (Uraufführung)<br />

Sinfonieorchester Aachen,<br />

Leitung: Marcus R. Bosch<br />

23.10.2008 Hokutopia (Japan)<br />

Joseph Haydn: Orlando paladino<br />

Les Boréades, Musikal. Leitung:<br />

Ryo Terakado<br />

23.10.2008 New York (La MaMa<br />

Theatre)<br />

Charlotte Seither: One-womanopera<br />

(USA-Erstaufführung)<br />

Cornelia Melian (Stimme), Regie:<br />

Judy Wilson<br />

25.10.2008 Köln<br />

Beat Furrer: Aria<br />

Donatienne Michel-Sansac<br />

(Sopran), Ensemble dissonART,<br />

Leitung: Beat Furrer<br />

25.10.2008 Kassel (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni<br />

Musikal. Leitung: Marco Comin,<br />

Inszenierung: Volker Schmalöer<br />

25.10.2008 Bologna<br />

Hector Berlioz: Te Deum<br />

Orchestra Mozart, Leitung:<br />

Claudio Abbado<br />

25.10.2008 Prag (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La finta giardiniera<br />

Musikal. Leitung: Tomas Netopil,<br />

Inszenierung: Ursel Herrmann,<br />

Karl-Ernst Herrmann<br />

25.10.2008 Nürnberg<br />

Leoš Janáček: Taras Bulba<br />

Nürnberger Symphoniker,<br />

Leitung: Berhard Gueller<br />

29.10.2008 Paris<br />

Matthias Pintscher:<br />

Hérodiade-Fragmente<br />

Marisol Montalvo (Sopran);<br />

Orchestre de Paris, Leitung:<br />

Christoph Eschenbach<br />

30.10.2008 Postdam (Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel: Alcina<br />

Musikal. Leitung: Andrea<br />

Marcon, Inszenierung: Ingo<br />

Kerkhoff<br />

30.10.2008 München<br />

Bohuslav Martinů: Legende aus<br />

dem Rauch des Kartoffelkrautes<br />

Chor des Bayerischen Rundfunks,<br />

Münchner Rundfunkorchester,<br />

Leitung: Ulf Schirmer<br />

30.10.2008 Kassel (Musiktage)<br />

Manfred Trojahn:<br />

Ariosi für Sopran, Bassettklarinette<br />

und Orchester<br />

Christiane Iven (Sopran), Sabine<br />

Meyer (Klarinette), hr-Sinfonieorchester,<br />

Leitung: Lothar<br />

Zagrosek<br />

31.10.2008 Wien<br />

Beat Furrer: Konzert für Klavier<br />

und Orchester<br />

Nicolas Hodges (Klavier), Radio-<br />

Symphonierorchester Wien,<br />

Leitung: Emilio Pomarico<br />

31.10.2008 Kassel (Musiktage)<br />

–><br />

Miroslav Srnka: Dreizehn Lieder<br />

für mittlere Stimme und Klavier<br />

nach Postkarten von Jurek<br />

Becker an seine Sohn Jonathan<br />

(*1990) (Uraufführung)<br />

Dagmar Pecková (Mezzosopran),<br />

N. N. (Klavier)<br />

–><br />

1.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />

Miroslav Srnka: Pouhou vlnou;<br />

Streichquartett; Simple space<br />

Aurélien Richard (Klavier),<br />

Diotima Quatuor<br />

2.11.2008 Detmold (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orfeo ed Euridice<br />

Musikal. Leitung: Jörg<br />

Pitschmann, Inszenierung:<br />

Kay Metzger<br />

6.11.2008 Zürich (Tage für Neue<br />

Musik)<br />

Beat Furrer: Canti notturni<br />

(Schweiz. Erstaufführung)<br />

Tonhalle-Orchester Zürich,<br />

Leitung: David Zinman<br />

6.11.2008 London (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

La rencontre imprévue<br />

Guildhall School of Music,<br />

Musikal. Leitung: Nicholas Kok,<br />

Inszenierung: Stephen Medcalf<br />

6.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />

Manfred Trojahn: 6 Préludes<br />

Clemens Berg (Klavier)<br />

7.11.2008 Tokyo (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte<br />

Nissay Theatre Orchestra,<br />

Musikal. Leitung: Toshiyuki<br />

Kamioka<br />

8.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />

Ernst Krenek: Lamentatio<br />

Jeremiae prophetae<br />

Vocalensemble Kassel, Martin Lücker<br />

(Orgel), Leitung: Eckhard Manz<br />

9.11.2008 Prag<br />

Miroslav Srnka: ta větší. Eine<br />

Variation über den Schlussgesang<br />

aus Její pastorkyňa<br />

(Jenufa) (Uraufführung)<br />

Emanuele Torquati (Klavier)<br />

13.11.2008 Zürich, St. Peter (Premiere)<br />

Christoph Willibald Gluck: Orfeo<br />

ed Euridice<br />

Vocalino Chor, Symphonisches<br />

Orchester Zürich, Musikal.<br />

Leitung: Beat Dähler, Inszenierung:<br />

Serge Honegger


November 2008<br />

13./14.11.2008 Turin<br />

Matthias Pintscher: Fünf<br />

Orchesterstücke (Ital. Erstauff.)<br />

Orchestra Sinfonica Nazionale<br />

della RAI, Leitung: Matthias<br />

Pintscher<br />

16.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />

Manfred Trojahn: Die kleinen<br />

Lieder. Gesänge auf Texte von<br />

Heinrich Heine; Dir zur Feier.<br />

Lieder auf Texte von Rainer<br />

Maria Rilke<br />

Silvia Weiss (Sopran), Karola<br />

Theill (Klavier)<br />

19.11.2008 Monte Carlo (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte<br />

Musikal. Leitung: Philippe Auguin,<br />

Inszenierung: Jean-Louis Grinda<br />

20.11.2008 Kassel (Musiktage)<br />

Manfred Trojahn: Klavierquartett<br />

Ingolf Turban (Violine), Barbara<br />

Turban (Viola), Sebastian Hess<br />

(Violoncello); Siegfried Mauser<br />

(Klavier)<br />

20.11.2008 Ferrara (Premiere)<br />

Ludwig van Beethoven: Fidelio<br />

Musikal. Leitung: Claudio Abbado,<br />

Inszenierung: Chris Kraus<br />

21.11.2008 Toulouse (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro<br />

Musikal. Leitung: Marco<br />

Armiliato, Inszenierung: Marco<br />

Arturo Marelli<br />

21.11.2008 Vitoria (Spanien,<br />

Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo (konz.)<br />

RIAS Kammerchor, Freiburger Barockorchester,<br />

Leitung: René Jacobs<br />

(auch 23.11. Valladolid, 25.11. Köln,<br />

27.11. Brüssel, 29.11. Paris)<br />

22.11.2008 Sevilla<br />

Georg Friedrich Händel: Giulio<br />

Cesare<br />

Orquesta barroca de Sevilla,<br />

Musikal. Leitung: Andreas<br />

Spering, Inszenierung: Herbert<br />

Wernicke<br />

–><br />

–><br />

November 2008<br />

Dezember 2008 Dezember 2008<br />

22.11.2008 Schönebeck<br />

Thomas Daniel Schlee:<br />

Quia tu es Deus<br />

Mitteldeutsche Kammerphilharmonie,<br />

Leitung: Christian<br />

Simonis<br />

22.11.2008 Köln (WDR – „Musik<br />

der Zeit“)<br />

Philipp Maintz: tourbillon. Musik<br />

für Violine, Violoncello und<br />

Klavier (Uraufführung); Rudolf<br />

Kelterborn: Moments musicaux<br />

absolut trio<br />

22.11.2008 Bad Segeberg<br />

Johannes Driessler: Dein Reich<br />

komme<br />

Segeberger Sinfonieorchester,<br />

Leitung: Andreas Johannes<br />

Maurer-Büntjen<br />

22.11.2008 Doorwerth (NL)<br />

Christoph Willibald Gluck/Hector<br />

Berlioz: Orphée et Euridice<br />

Osterbeeks Kamerkoor, Leitung:<br />

Annelis Boone<br />

22.11.2008 Passau (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Basil H. E.<br />

Coleman, Inszenierung: Wolfram<br />

J. Starczewski<br />

28.11.2008 Helsinki (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte<br />

Musikal. Leitung: Kari Tikka,<br />

Inszenierung: Guy Joosten<br />

28.11.2008 Paris (Cité de la<br />

Musique)<br />

Miroslav Srnka: Neues Stück<br />

nach Texten und Stoff des Films<br />

„My Life Without Me“ von Isabel<br />

Coixet (Uraufführung)<br />

Claron McFadden (Sopran),<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: David Robertson<br />

5.12.08 Brüssel (Premiere)<br />

Antonin Dvořák: Rusalka<br />

Musikal. Leitung: Adam Fischer,<br />

Inszenierung: Stefan Herheim<br />

–><br />

5.12.2008 Wien<br />

Vadim Karassikov: in the flame<br />

of the dream (Uraufführung);<br />

Matthias Pintscher: Verzeichnete<br />

Spur; Salvatore Sciarrino: Le<br />

stagioni artificiali (Österr. Erstauff.)<br />

Gunde Jäch-Micko (Violine),<br />

Florian Müller (Klavier) Klangforum<br />

Wien, Leitung: Matthias<br />

Pintscher<br />

6.12.2008 Braunschweig<br />

(Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

Musikal. Leitung: Georg Mark,<br />

Inszenierung: Marianne Clement<br />

6.12.2008 Düsseldorf (Premiere)<br />

Antonin Dvořák: Rusalka<br />

Musikal. Leitung: John Fiore,<br />

Inszenierung: Jiři Nekvasil<br />

7.12.2008 Münster<br />

Matthias Pintscher:<br />

Devant une neige<br />

Sinfonieorchester Münster,<br />

Leitung: Erich Wächter<br />

10.12.08 Winterthur (Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Acis and Galathea<br />

Musikkollegium Winterthur,<br />

Leitung: Maurice Steger<br />

12.12.2008 Genf (Premiere)<br />

Johann Strauss: Die Fledermaus<br />

Musikal. Leitung: Thomas Rösner,<br />

Inszenierung: Uwe Eric Laufenberg<br />

12.12.2008 Amsterdam<br />

Jorge E. López: Blue Cliffs<br />

Asko Schönberg Ensemble,<br />

Leitung: Emilio Pomarico<br />

16.12.2008 Sevilla<br />

Joseph Haydn: Lo Speziale<br />

Orquesta Sinfónica de Sevilla,<br />

Musikal. Leitung: Santiago<br />

Serrate, Inszenierung: Patrick<br />

Mailler<br />

17.12.2008 Lyon (Premiere)<br />

Johann Strauss: Die Fledermaus<br />

Musikal. Leitung: Emmanuel<br />

Krivine, Inszenierung: Peter<br />

Langdal<br />

–><br />

Dezember 2008<br />

Januar 2009<br />

2I2008<br />

20.12.08 Nürnberg (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

Musikal. Leitung: Christof Prick,<br />

Inszenierung: Andreas Baesler<br />

21.12.2008 Basel<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />

Nachttief und Mond für Countertenor<br />

und Violoncello<br />

(Uraufführung)<br />

Leslie Leon (Stimme), Fernando<br />

Caida Greco (Violoncello)<br />

8./11.1.2009 Luleå (Schweden)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (konzertant)<br />

Mahler Chamber Orchestra,<br />

Leitung: Daniel Harding<br />

11.1.2009 Amsterdam (Premiere)<br />

Francesco Cavalli: Ercole amante<br />

Musikal. Leitung: Ivor Bolton,<br />

Inszenierung: David Alden<br />

10.1.2009 Bad Kissingen<br />

–><br />

Felix Mendelssohn Bartholdy:<br />

Konzert in e Nr. 3 für Klavier und<br />

Orchester (Uraufführung)<br />

Matthias Kirschnereit (Klavier),<br />

Sinfonieorchester Basel, Leitung:<br />

Mario Venzago<br />

(auch 11.1. Garmisch-Partenkirchen)<br />

15./16.1.2009 Philadelphia<br />

Matthias Pintscher: Osiris<br />

Philadelphia Orchestra, Leitung:<br />

Christoph Eschenbach<br />

(auch 29.1. Gran Canaria,<br />

10.2. Luxemburg)<br />

17.1.2009 Bilbao (Premiere)<br />

Georg Friedrich Händel: Giulio<br />

Cesare<br />

Musikal. Leitung: Eduardo López<br />

Banzo, Inszenierung: Yannis<br />

Kokkos<br />

18.1.2009 Salzburg, Landestheater<br />

(Premiere)<br />

Benjamin Britten: Death in Venice<br />

Musikal. Leitung: Kai Röhrig,<br />

Inszenierung: Steven Medcalf<br />

18.1.2009 Nizza (Premiere)<br />

Jacques Offenbach: Les contes<br />

d’Hoffmann<br />

Musikal. Leitung: Emmanuel<br />

Joel-Hornak, Inszenierung:<br />

Paul-Emile Fourny<br />

[t]akte 2I2008 35


[t]akte<br />

–><br />

–><br />

–><br />

Termine (Auswahl)<br />

Januar 2009 Januar / Februar 2009 März 2009<br />

März 2009<br />

23.1.2009 Zürich<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />

Kassiopeia für Ensemble<br />

(Uraufführung)<br />

Collegium Novum Zürich,<br />

Leitung: Pablo Heras Casado<br />

23.1.2009 Köln (Premiere)<br />

Luigi Cherubini:<br />

Ali Baba und die 40 Räuber<br />

Musikal. Leitung: N. N., Inszenierung:<br />

Eike Ecker<br />

24.1.2009 Wien, Volksoper<br />

(Premiere)<br />

Ernst Krenek: Kehraus um<br />

St. Stephan<br />

Musikal. Leitung: N. N., Inszenierung:<br />

Michael Scheidl<br />

26.1.2009 Salzburg (Mozartwoche)<br />

Matthias Pintscher: Study IV for<br />

Treatise on the Veil for String<br />

Quartet (Uraufführung);<br />

Matthias Pintscher: Neues Werk<br />

für Flöte solo (Uraufführung):<br />

Study III for Treatise on the Veil<br />

for Violin solo; Janusgesicht für<br />

Viola und Violoncello; Svelto für<br />

Violine, Violoncello und Klavier<br />

Minguet Quartett, Alexander<br />

Lonquich (Klavier), Emmanuel<br />

Pahud (Flöte)<br />

29.1.2009 Salzburg (Mozartwoche)<br />

Matthias Pintscher:<br />

Verzeichnete Spur<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: Pierre Boulez<br />

Impressum<br />

[t]akte<br />

Das Bärenreiter-Magazin<br />

Redaktion:<br />

Johannes Mundry<br />

Bärenreiter-Verlag<br />

Heinrich-Schütz-Allee 35<br />

D - 34131 Kassel<br />

Tel.: 0561 / 3105-154<br />

Fax: 0561 / 3105-310<br />

<strong>takte</strong>@baerenreiter.com<br />

Erscheinen: 2 x jährlich<br />

kostenlos<br />

36 [t]akte 2I2008<br />

30.1.2009 Hannover (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo<br />

Musikal. Leitung: Martin<br />

Haselböck, Inszenierung:Philipp<br />

Himmelmann<br />

31.1.2009 Leipzig (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni<br />

Musikal. Leitung: Sébastien<br />

Rouland, Inszenierung: Werner<br />

Schroeter<br />

1.2.2009 Salzburg (Mozartwoche)<br />

Matthias Pintscher: transir<br />

Chiara Tonelli (Flöte), Mahler<br />

Chamber Orchestra, Leitung:<br />

Daniel Harding<br />

6.2.2009 Stuttgart (Eclat)<br />

–><br />

Matthias Pintscher: she-cholat<br />

ahavah ani (Shir Ha-Shirim V)<br />

für 32 Stimmen a cappella<br />

(Uraufführung)<br />

SWR Vokalensemble, Leitung:<br />

Rupert Huber<br />

14.2.2009 Gießen (Premiere)<br />

Joseph Haydn: Orlando Paladino<br />

Musikal. Leitung: Carlos Spierer,<br />

Inszenierung: Julia Riegel<br />

7.2.2009 Münster (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro<br />

Musikal. Leitung: Fabrizio<br />

Ventura, Inszenierung: Wolfgang<br />

Quetes<br />

Internet<br />

www.<strong>takte</strong>-online.com<br />

Graphik-Design:<br />

take off – media services<br />

christowzik + scheuch<br />

www.takeoff-ks.de<br />

Kontakt<br />

Bestellungen Leihmaterial:<br />

Alkor-Edition<br />

Heinrich-Schütz-Allee 35<br />

D - 34131 Kassel<br />

1.3.2009 Zürich (Premiere)<br />

Joseph Haydn: La fedeltà premiata<br />

Musikal. Leitung: Adam Fischer,<br />

Inszenierung: Jens-Daniel Herzog<br />

7.3.2009 Augsburg (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte<br />

Musikal. Leitung: Kevin John<br />

Edusei, Inszenierung: Marcel<br />

Keller<br />

7.3.2009 Chemnitz (Premiere)<br />

Charles Gounod: Faust<br />

Musikal. Leitung: Daniel Marlow,<br />

Inszenierung: Jacob Peters-<br />

Messer<br />

7.3.2009 Salzburg (Biennale)<br />

Beat Furrer: spur für Klavier und<br />

Streichquintett<br />

Per Rundberg (Klavier), stadler<br />

quartett<br />

8.3.2009 Salzburg (Biennale)<br />

Beat Furrer: Recitativo für<br />

Stimme und großes Ensemble;<br />

Konzert für Klavier und Orchester<br />

Nicolas Hodges (Klavier),<br />

Ensemble Contrechamps,<br />

Leitung: Beat Furrer<br />

15.3.2009 Antwerpen (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte<br />

Musikal. Leitung: Attilio<br />

Cremonesi, Inszenierung: Guy<br />

Joosten<br />

Tel.: 0561 / 3105-288/289<br />

Fax: 0561 / 3 77 55<br />

E-Mail:<br />

order.alkor@baerenreiter.com<br />

www.alkor-edition.com<br />

Editio Bärenreiter Praha<br />

Jana Urbanová,<br />

E-Mail: urbanova@ebp.cz<br />

Miroslav Srnka<br />

srnka@ebp.cz<br />

Tel.: ++420 274 0019 11<br />

www.sheetmusic.cz<br />

18.3.2009 New York<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy:<br />

Konzert in e Nr. 3 für Klavier und<br />

Orchester (USA-Erstauff.)<br />

Tatiana Goncharova (Klavier),<br />

Lyric Chamber Ensemble<br />

20.3.2009 Lübeck (Premiere)<br />

Othmar Schoeck: Penthesilea<br />

Musikal. Leitung: Philippe Bach,<br />

Inszenierung:Alexander Schulin<br />

20./22.3.2009 Berlin<br />

Joseph Haydn: Orlando Paladino<br />

(konz.)<br />

Berliner Philharmoniker, Leitung:<br />

Nikolaus Harnoncourt<br />

21.3.2008 Amsterdam(Premiere)<br />

Joseph Haydn: Orlando Paladino<br />

Radio Kamer Filharmonie,<br />

Leitung: Alessandro de Marchi<br />

29.3.2009 Aachen (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Lucio Silla<br />

Musikal. Leitung: Marcus R. Bosch,<br />

Inszenierung: Ludger Engels<br />

29./31.3.2009 Avignon, Théâtre<br />

d’Avignon et des Pays de<br />

Vaucluse (Premiere)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito<br />

Musikal. Leitung: Jonathan<br />

Schiffmann, Inszenierung: Alain<br />

Garichot<br />

Promotion:<br />

Dr. Ulrich Etscheit<br />

Leitung Promotion Bühne<br />

und Orchester<br />

Tel.: 0561 / 3105-290<br />

Fax: 0561 / 318 06 82<br />

E-Mail: etscheit.alkor<br />

@baerenreiter.com<br />

Dr. Marie Luise Maintz<br />

Projektleitung Neue Musik<br />

Tel.: 0561 / 3105-139<br />

Fax: 0561 / 3105-310<br />

E-Mail: maintz@<br />

baerenreiter.com<br />

(SPA 51/05)

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