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Koordination und Steuerung von Leistungen der Altenhilfe ...

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<strong>Altenhilfe</strong> – Analyse – A. Buchegger-Traxler, B. Nöbauer, H. Altrichter1. Einleitung„Zukunft Pflegen– GrenzüberschreitendesAgemanagementin <strong>der</strong> Pflege“In den letzten Jahren wurden in Oberösterreich zahlreiche Interventionenim System <strong>der</strong> Altenbetreuung <strong>und</strong> -pflege gesetzt,die als Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Koordination</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong>smodidieses Systems zu interpretieren sind. Zu nennen sind hier z. B.das sogenannte „Normkostenmodell“, Leistungsverträge mit denAnbietern Mobiler Dienste, ein Controlling-System zur unterjährigen<strong>Steuerung</strong> <strong>von</strong> <strong>Leistungen</strong> <strong>und</strong> die Einsetzung <strong>von</strong> regionalenKoordinatorInnen für Betreuung <strong>und</strong> Pflege. Im folgendenBeitrag sollen diese Entwicklungen mit Hilfe <strong>von</strong> Kategorien <strong>der</strong>Governance-Forschung nachgezeichnet <strong>und</strong> analysiert werden.Diese Überlegungen sind im Zuge des INTERREG-Projekts „ZukunftPflegen – Grenzüberschreitendes Agemanagement in <strong>der</strong>Pflege. Bayern – Österreich 2007 – 2013“ 1 entstanden, in deminnovative län<strong>der</strong>übergreifende, regionale Kooperationsformenfür verschiedene soziale Dienste gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> entwickelt werdensollen.Zunächst werden im ersten Teil einige zentrale Ideen des Governance-Konzeptesvorgestellt. Der zweite Teil thematisiert dannEntwicklungen <strong>der</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Altenhilfe</strong> in Oberösterreich. DasBemühen um eine verstärkte regionale Planung <strong>und</strong> <strong>Koordination</strong>wird unter dem Aspekt „Regional Governance“ beleuchtet, bevorabschließend eine neu eingeführte Funktion, nämlich jene <strong>der</strong><strong>Koordination</strong> für Betreuung <strong>und</strong> Pflege (KBP), vorgestellt <strong>und</strong> ihrmöglicher Beitrag zu einer Regional Governance diskutiert wird.2. Das Governance-Konzept als Instrument zur Analyse <strong>von</strong>Prozessen gesellschaftlicher Gestaltung <strong>und</strong> TransformationIn vielen gesellschaftlichen Bereichen, wie z. B. im Ges<strong>und</strong>heitswesen,im Bildungswesen <strong>und</strong> im Sozialbereich, wurde in denletzten Jahren <strong>von</strong> politischen Verantwortungsträgern <strong>und</strong> an<strong>der</strong>engesellschaftlichen Mitspielern versucht, die Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong>Leistungserbringung dieser Sektoren <strong>und</strong> ihrer gesellschaftlichen<strong>Steuerung</strong> zu verän<strong>der</strong>n. Solche Transformationsprozesse habenauch in den Sozialwissenschaften verstärkte Aufmerksamkeit erlangt<strong>und</strong> werden gegenwärtig häufig unter dem Begriff „Governance“ (vgl.Benz et al. 2007) diskutiert. Mit dem Begriff Governance werden50WISO 34. Jg. (2011), Nr. 1


<strong>Altenhilfe</strong> – Analyse – A. Buchegger-Traxler, B. Nöbauer, H. Altrichtersoziale Prozesse des Steuerns, Regierens, Verwalten, Planens u. Ä.thematisiert, ohne – wie dies in <strong>der</strong> traditionellen <strong>Steuerung</strong>stheorieüblich war (vgl. Mayntz 2009) – zu schnelle Vorentscheidungenüber Akteure <strong>und</strong> Einflussrichtungen <strong>der</strong> <strong>Steuerung</strong> zu treffen.„Governance“ geht weg <strong>von</strong> <strong>der</strong> Vorstellung einer unilateralenEinflussrichtung, die <strong>von</strong> „Regierenden“ ausgeht. Vielmehr wirdangenommen, dass eine Mehrzahl <strong>von</strong> Akteuren an <strong>der</strong> sozialen<strong>Koordination</strong> beteiligt ist. In <strong>der</strong> Altenbetreuung <strong>und</strong> -pflege sinddies z. B. die Angehörigen, die Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime, die Anbietermobiler Dienste, Freiwillige, Tageszentren, die Sozialabteilung o<strong>der</strong>die regionalen Träger sozialer Hilfe. Diese Mitwirkung geschiehtjedoch mit unterschiedlichen Beteiligungs- <strong>und</strong> Einflusschancen(Altrichter & Maag Merki 2010).Was uns als gesellschaftliches <strong>Steuerung</strong>sgeschehen erscheint,ergibt sich aus den Übersetzungsprozessen, die zwischen denverschiedenen Ebenen komplexer Systeme notwendig sind, <strong>und</strong>dem (willentlichen <strong>und</strong> non-intentionalen) „Zusammenhandeln“(Fend 2006), aus <strong>der</strong> „Handlungskoordination“ unterschiedlicher<strong>und</strong> unterschiedlich einflussreicher Akteure. In diesem Sinne istdefiniert worden (vgl. Altrichter & Maag Merki 2010: 22): Governance-Forschung untersucht das Zustandekommen sozialer Ordnung <strong>und</strong>sozialer <strong>Leistungen</strong> unter <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Handlungskoordinationzwischen verschiedenen Akteuren in komplexen Mehrebenensystemen.Die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Governance-Forschung richtet sich zunächstauf die (einbezogenen <strong>und</strong> ausgeschlossenen) Akteure<strong>und</strong> die Formen ihrer Handlungskoordination, wobei für letztereverschiedene Kategorisierungskonzepte zur Diskussion gestelltwurden (vgl. Schimank 2007; Altrichter & Heinrich 2007: 71ff).Auf einer mikroanalytischen Ebene haben Lange & Schimank(2004: 20ff) vorgeschlagen, <strong>Koordination</strong> durch „Beobachtung“,„Beeinflussung“ <strong>und</strong> „Verhandlung“ zu unterscheiden: In Beobachtungs-Konstellationenfindet eine einseitige o<strong>der</strong> wechselseitigeAnpassung an das wahrgenommene Handeln <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en statt.Im Modus <strong>der</strong> Beeinflussung (<strong>der</strong> Beobachtungsbeziehungenvoraussetzt) erfolgt ein gezielter Einsatz <strong>von</strong> Einflusspotentialen,wie z. B. <strong>von</strong> Macht, Geld, Wissen, Emotionen, moralischer Autoritätusw. Innerhalb <strong>von</strong> Verhandlungs-Konstellationen basiertHandlungskoordination auf <strong>der</strong> zweiseitigen Ausarbeitung <strong>von</strong>Governance:soziale Prozessedes Steuerns,Regierens, Verwalten,PlanensMehrzahl <strong>von</strong>Akteuren an<strong>der</strong> sozialen<strong>Koordination</strong>beteiligtZustandekommensozialerOrdnung <strong>und</strong>sozialer <strong>Leistungen</strong><strong>Koordination</strong>durch „Beobachtung“,„Beeinflussung“<strong>und</strong>„Verhandlung“WISO 34. Jg. (2011), Nr. 1 51


<strong>Altenhilfe</strong> – Analyse – A. Buchegger-Traxler, B. Nöbauer, H. Altrichterweniger prägende Spuren hinterlassen, als man erwarten würde,möglicherweise durch historisch gewachsene Beziehungen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e(„politische“) Loyalitäten zwischen Auftraggebern <strong>und</strong> Anbietern,durch langfristige (im Gegensatz zu eher marktkonformen kurzfristigen)Beauftragungen <strong>und</strong> Absprachen (z. B. Gebietsabsprachen)sowie durch eine ohnehin erfolgte „präventive“ Vorbereitung allerAnbieterorganisationen auf wettbewerbskonforme Arbeitsweisen.Eine geson<strong>der</strong>te Diskussion erfor<strong>der</strong>n Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong>Dimension „Selbststeuerung <strong>der</strong> Profession“. In <strong>der</strong> Altenbetreuunghaben wir es mit einer sehr heterogenen Gruppe <strong>der</strong> operativTätigen, sowohl in Hinblick auf Qualifikation als auch in Hinblickauf gesellschaftliche Gratifikationen, wie Bezahlung <strong>und</strong> Status,zu tun. Wir gehen daher da<strong>von</strong> aus, dass <strong>der</strong> Ausgangspunkt in<strong>der</strong> Dimension „Selbststeuerung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen“ eher niedrigliegt. An<strong>der</strong>erseits gab es in <strong>der</strong> Altenbetreuung in den letztenJahren Verbesserungen in <strong>der</strong> Ausbildungssituation <strong>und</strong> vermehrteQualitätsinitiativen (z. B. E-Qalin), die im Sinne eines Zugewinnsprofessioneller Selbststeuerung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen (allerdingsmit starkem Organisationsbezug) interpretiert werden können.Die „hierarchische Selbststeuerung“ durch das Management<strong>der</strong> Einzelorganisationen war unserer Einschätzung nach in den1990er-Jahren relativ gering ausgeprägt, <strong>der</strong>en Führung einerseitsdurch die fachliche Orientierung <strong>der</strong> Leitungspersonen (z. B.Pflegedienstleitungen) o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>erseits durch die „Verwaltung“<strong>der</strong> Einrichtungen geschah. In den letzten Jahren werden Leitungspersonenim stationären <strong>und</strong> mobilen Bereich verstärkt fürManagement-Aufgaben qualifiziert. Eine Aufwertung erfährt die „hierarchischeSelbststeuerung“ auch durch das Normkostenmodell, daes die Organisationen gleichsam „zwingt“, Management-Aufgabenwahrzunehmen. Gleichzeitig könnte dadurch die „professionelleSelbststeuerung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen“ an Bedeutung verlieren,weil die <strong>von</strong> ihnen vertretenen fachlichen Ansprüche einen starken<strong>und</strong> klar formulierten Gegenpol durch die vom Management zu berücksichtigendenNormkosten erhalten haben. Diese Entwicklungginge konform mit einer allgemeinen gesellschaftlichen Tendenz,den Spielraum <strong>der</strong> Professionellen gegenüber den Organisationen/Betrieben einzuschränken.Dimension„Selbststeuerung<strong>der</strong> MitarbeiterInnen“eher niedrigAufwertung <strong>der</strong>„hierarchischenSelbststeuerung“durch das NormkostenmodellDiese Überlegungen zeigen, dass neue <strong>Steuerung</strong>sformen in<strong>der</strong> <strong>Altenhilfe</strong> bisherige <strong>Steuerung</strong>sbemühungen ergänzen bzw.WISO 34. Jg. (2011), Nr. 1 55


<strong>Altenhilfe</strong> – Analyse – A. Buchegger-Traxler, B. Nöbauer, H. Altrichterlen Träger sozialer Hilfe zur Sozialplanung aufgefor<strong>der</strong>t werden.§54 bzw. 57 des OÖ SHG 1998 grenzen die sozialplanerischen Aufgabendes Landes <strong>und</strong> <strong>der</strong> RTSH <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> ab. Demnach stelltdie Sozialplanung des Landes die informatorische Gr<strong>und</strong>lage fürregionale Planungen dar. § 57 des OÖ SHG regelt die Sozialplanung<strong>der</strong> regionalen Träger <strong>der</strong> sozialen Hilfe, das sind die Sozialhilfeverbände<strong>und</strong> die Magistrate in den Statutarstädten. Die Richtlinie <strong>der</strong>Sozialabteilung hebt insbeson<strong>der</strong>e folgende Aufgaben regionalerSozialplanung hervor (vgl. Amt <strong>der</strong> OÖ Landesregierung 2007: 6f):- Erhebung <strong>und</strong> Sammlung <strong>von</strong> Daten, die den Wirkungsbereichdes regionalen Trägers betreffen (eventuell in Zusammenarbeitmit <strong>der</strong> Sozialabteilung des Landes OÖ)- planerische Maßnahmen für den sachlichen <strong>und</strong> örtlichen Wirkungsbereichdes regionalen Trägers (Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime,mobile Dienste usw.). In den jeweiligen Bezirkskonzepten bzw.den Konzepten <strong>der</strong> Statutarstädte sind auch Einrichtungen<strong>und</strong> Dienste mit zu erfassen, die nicht <strong>von</strong> den Trägern selbstbetrieben werden.- Anregung <strong>und</strong> Koordinierung sozialplanerischer Maßnahmen<strong>der</strong> Gemeinden- regelmäßige Überprüfung <strong>und</strong> Evaluierung <strong>der</strong> Maßnahmen- Erstattung <strong>von</strong> Vorschlägen für die Sozialplanung des LandesDiese Aufzählung gibt mehrere Hinweise in Bezug auf die Rolle<strong>der</strong> regionalen Träger: Einerseits geht es um die Präzisierung <strong>der</strong>Sozialplanung, bezogen auf den regionalen Wirkungsbereich.An<strong>der</strong>erseits wird den Sozialhilfeverbänden eine eigenständigeRolle in <strong>der</strong> regionalen Planung <strong>und</strong> <strong>Koordination</strong> zugewiesen, seies durch aktive Einflussnahme auf die Sozialplanung des Landeso<strong>der</strong> indem sie Planungsaktivitäten auf Gemeindeebene initiieren.Diese Aktivitäten sollen laut OÖ SHG 1998 durch die sogenannte„Fachkonferenz“ unterstützt werden, <strong>der</strong> u. a. VertreterInnen <strong>der</strong>Anbieter, Krankenanstalten, Ärzte <strong>und</strong> Sozialberatungsstellenangehören.„Die Beratungen <strong>der</strong> Fachkonferenz sind insbeson<strong>der</strong>e dazu gedacht,den fachlichen Austausch zwischen den Akteuren <strong>und</strong> denVertretern des regionalen Trägers zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> vorhandene fachlicheRessourcen aus den Reihen <strong>der</strong> genannten Vertreter(innen)für den regionalen Träger zu nutzen. Die zwingend vorgesehenenBeratungen des Verbandsvorstandes mit <strong>der</strong> Fachkonferenz be-Beratungen <strong>der</strong>FachkonferenzWISO 34. Jg. (2011), Nr. 1 57


<strong>Altenhilfe</strong> – Analyse – A. Buchegger-Traxler, B. Nöbauer, H. Altrichterziehen sich insbeson<strong>der</strong>e auf planerische Maßnahmen. Die sollsicherstellen, dass die Akteure in die Planungen mit eingeb<strong>und</strong>ensind (…). Für den regionalen Träger sozialer Hilfe bietet diesesBeratungsgremium aber die Möglichkeiten, Rückmeldungenüber die Bedarfssituation in <strong>der</strong> Region seitens <strong>der</strong> Anbieterorganisationendargestellt zu erhalten. Damit wird eine wesentlicheGr<strong>und</strong>lage für die regionale Sozialplanung abgedeckt.“ (Amt <strong>der</strong>OÖ Landesregierung 2007:12)Die Richtlinien weisen <strong>der</strong> Fachkonferenz die Aufgabe zu, anNahtstellenthemen wie auch an einer verbesserten Zusammenarbeitmit Einrichtungen aus dem Ges<strong>und</strong>heitsbereich zuarbeiten. Die Sozialabteilung sieht die Fachkonferenz in einerunterstützenden Funktion in Bezug auf die Sozialplanung sowiein Fragen <strong>der</strong> Qualitätssicherung. Diese Funktion soll einerseitsdurch fachliche Beratung, durch Aufzeigen <strong>und</strong> Analyse regionalerDefizite <strong>und</strong> Missstände sowie durch das Erarbeiten <strong>von</strong>Vorschlägen für <strong>der</strong>en Behebung <strong>und</strong> die Erstattung sonstigerVorschläge <strong>und</strong> Anregungen wahrgenommen werden (Amt <strong>der</strong>OÖ Landesregierung 2007).4.2. Das Konzept <strong>der</strong> <strong>Koordination</strong> für Betreuung <strong>und</strong> PflegebedarfsgerechtePlanung <strong>und</strong>Leistungserbringungdrei AufgabenschwerpunkteHintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Anlass <strong>der</strong> Schaffung des neuen Instruments„<strong>Koordination</strong> für Betreuung <strong>und</strong> Pflege“ war die bedarfsgerechtePlanung <strong>und</strong> Leistungserbringung, also die Ermöglichung einer<strong>Steuerung</strong> für den Verantwortungsträger im Bezirk (regionalerTräger sozialer Hilfe). Die Ziele werden in einem vom Amt <strong>der</strong> OÖLandesregierung 2009 verfassten „Handbuch für die <strong>Koordination</strong>für Betreuung <strong>und</strong> Pflege“ folgen<strong>der</strong>maßen formuliert: Sicherstellendes Zugangs zu bedarfsgerechter Leistung, Vernetzungsarbeit imBezirk, Optimierung <strong>der</strong> Prozesse, Sicherstellung eines landesweiteinheitlichen <strong>und</strong> flächendeckenden Leistungsniveaus, Mitwirkungan <strong>der</strong> <strong>Steuerung</strong> eines bedarfsgerechten Ausbaus <strong>von</strong> Betreuungs-<strong>und</strong> Pflegeangeboten für ältere Menschen.Die Sozialabteilung des Landes OÖ. definiert drei Aufgabenschwerpunktefür die <strong>Koordination</strong>sfunktion:a) Analyse des Einzelfalles: dazu gehören Durchführen individuellerBedarfsanalysen, Festlegen <strong>von</strong> Zielen <strong>und</strong> Erstellen desindividuellen Versorgungsplanes, Überprüfen <strong>und</strong> evaluieren58WISO 34. Jg. (2011), Nr. 1


<strong>Altenhilfe</strong> – Analyse – A. Buchegger-Traxler, B. Nöbauer, H. Altrichter<strong>der</strong> Maßnahmen, Mitwirken an <strong>der</strong> Bedarfsobjektivierungb) Mitwirken an <strong>der</strong> Sozialplanung: Mitwirken bei <strong>der</strong> Entwicklung desLeistungsangebotes <strong>und</strong> <strong>der</strong> unterjährigen <strong>Steuerung</strong>, Steuern<strong>der</strong> Leistungsangebote <strong>der</strong> Anbieterorganisationen, Erarbeitenfachlicher Standards <strong>und</strong> Kennzahlen, Durchführen strukturellerBestandsanalysen, Information über Versorgungsengpässec) Koordinieren <strong>und</strong> Vernetzen: Koordinieren <strong>der</strong> angebotenenVersorgungsleistungen, Entscheiden auf fachlicher Ebene beimultiplen Problemlagen, Kooperieren mit den Sozialberatungsstellen<strong>und</strong> Dienstleistern im Sozialbereich, Vernetzen mit demGes<strong>und</strong>heitsbereich, Einbeziehen des Landes (v. a. in Bezug aufQualitätssicherung), Umsetzen des Subsidiaritätsgedankens.Schnittstellen zu bestehenden Akteuren <strong>und</strong> Angeboten bleiben erhalten<strong>und</strong> sind im Beson<strong>der</strong>en zu berücksichtigen: Hospizbewegung,Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime, Krankenhäuser <strong>und</strong> Überleitungspflege,Kurzzeitpflege, mobile Therapieangebote, teilstationäre Dienste <strong>und</strong>Behörden. Bei <strong>der</strong> <strong>Koordination</strong> <strong>und</strong> Abklärung ist stets das Subsidiaritätsprinzipzu berücksichtigen, d. h. es ist abzuklären, inwieweit„die zu betreuenden <strong>und</strong> pflegenden Personen selbst in <strong>der</strong> Lagesind, zum Betreuungsprozess beizutragen (Hilfe zur Selbsthilfe); Angehörigevorhanden sind, die in den Betreuungs- <strong>und</strong> Pflegeprozessaktiv einbezogen werden können; Nachbarschaftshilfe möglich ist;Angebote <strong>der</strong> Gemeinde (Mahlzeitdienste, Fahrtendienste etc.) bestehen;ehrenamtliche Unterstützungsleistungen vorhanden sind sowiesonstige <strong>Leistungen</strong> <strong>der</strong> Betreuung <strong>und</strong> Pflege abgedeckt werdenkönnen“ (Amt <strong>der</strong> OÖ Landesregierung, Sozialabteilung 2006:24).Schnittstellenbleiben erhalten4.3. Mögliche Ausformungen <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> <strong>Koordination</strong> fürBetreuung <strong>und</strong> Pflege im Netzwerk <strong>von</strong> Regional GovernanceIm Rahmen des eingangs genannten Projekts haben wir in zweioberösterreichischen Bezirken jeweils wichtige Funktionsträger in <strong>der</strong>Altenarbeit interviewt, um die Erwartungen <strong>und</strong> Vorstellungen jenerAkteure zu erfassen, mit denen die neu einzuführende (<strong>und</strong> in dengewählten Bezirken noch nicht etablierte) Funktion KBP ihr Handeln„koordinieren“ wird müssen, um Wirksamkeit zu entfalten. Dadurchwollten wir potentielle Rollen <strong>der</strong> neuen Funktion erfassen <strong>und</strong> aufdieser Basis potentielle Szenarien <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> regionalen<strong>Steuerung</strong>sstruktur diskutieren (für Vorgangsweise <strong>und</strong> weitereErgebnisse vgl. Altrichter, Buchegger-Traxler & Nöbauer 2010).WISO 34. Jg. (2011), Nr. 1 59


<strong>Altenhilfe</strong> – Analyse – A. Buchegger-Traxler, B. Nöbauer, H. Altrichterzur konzeptentsprechenden Implementierung <strong>der</strong> Funktion in <strong>der</strong>ersten Phase <strong>der</strong> Berufstätigkeit; regelmäßiger überregionalerAustausch zwischen den KBP; Unterstützung durch einflussreicheAkteure; Beauftragung <strong>der</strong> neuen Position mit <strong>der</strong> Wahrnehmungeinflussverleihen<strong>der</strong> Instrumente, Prozeduren <strong>und</strong> Aufgaben (z.B.Erhebungsmaßnahmen, Umsetzung neuer Regelungen).Literaturverzeichnis- Altrichter, H. (2010): Lehrerfortbildung im Kontext <strong>von</strong> Verän<strong>der</strong>ungen imSchulwesen. In: Müller, F. H., Eichenberger, A., Lü<strong>der</strong>s, M., Mayr, J. (Hg.):Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer lernen. Konzepte <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e zur Lehrerfortbildung.Waxmann: Münster, S. 17-34.- Altrichter, H., Buchegger-Traxler, A., Nöbauer, B. (2010): Endbericht zum WP8: Regional Governance des INTERREG-Projekts „Zukunft Pflegen – GrenzüberschreitendesAgemanagement in <strong>der</strong> Pflege. Bayern – Österreich 2007– 2013“. Unveröffentlichter Forschungsbericht, Linz.- Altrichter, H., Maag Merki, K. (Hg.) (2010): Handbuch Neue <strong>Steuerung</strong> imSchulsystem. Wiesbaden: VS.- Altrichter, H., Heinrich, M. (2007): Kategorien <strong>der</strong> Governance-Analyse <strong>und</strong>Transformationen <strong>der</strong> Systemsteuerung in Österreich. In: Altrichter, H., Brüsemeister,T., Wissinger, J. (Hg.): Educational Governance – Handlungskoordination<strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong> im Bildungssystem. Wiesbaden: VS, S. 55-103.- Amt <strong>der</strong> OÖ Landesregierung, Sozialabteilung (2006): Richtlinien zur För<strong>der</strong>ungprofessioneller sozialer Dienste in Oberösterreich. Hauskrankenpflege – MobileBetreuung <strong>und</strong> Hilfe. Linz.- Amt <strong>der</strong> OÖ Landesregierung, Sozialabteilung (2007): Richtlinien RegionaleSozialplanung gemäß OÖ SHG 1998.- Amt <strong>der</strong> OÖ Landesregierung, Sozialabteilung (2009): Handbuch für die <strong>Koordination</strong>für Betreuung <strong>und</strong> Pflege (KBP), Linz.- Benz, A., Lütz, S., Schimank, U., Simonis, G. (Hg.) (2007): Handbuch Governance,Wiesbaden: VS.- Fend, H. (2006): Neue Theorie <strong>der</strong> Schule. Einführung in das Verstehen <strong>von</strong>Bildungssystemen. Wiesbaden: VS.- Fürst, D. (2007): Regional Governance. In: Benz, A., Lütz, S., Schimank, U.,Simonis, G. (Hg.): Handbuch Governance, Wiesbaden: VS, S. 353-365.- Lange, S., Schimank, U. (2004): Governance <strong>und</strong> gesellschaftliche Integration.In: Lange, S., Schimank, U. (Hg.): Governance <strong>und</strong> gesellschaftliche Integration.Wiesbaden: VS, S. 9-46.- Mayntz, R. (2009): Über Governance. Institutionen <strong>und</strong> Prozesse politischerRegelung. Frankfurt/M.: Campus.- Schimank, U. (2007): Die Governance-Perspektive: Analytisches Potenzial <strong>und</strong>anstehende konzeptionelle Fragen. In: Altrichter, H., Brüsemeister, T., Wissinger,J. (Hg.): Educational Governance – Handlungskoordination <strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong> imBildungssystem. Wiesbaden: VS, S. 231-260.- Schimank, U. (2009): Planung – <strong>Steuerung</strong> – Governance: Metamorphosenpolitischer Gesellschaftsgestaltung. In: Die Deutsche Schule 101.Anmerkungen1. Siehe Altrichter, Buchegger-Traxler & Nöbauer 20102. Das OÖ Sozialhilfegesetz bezieht sich nicht nur auf die <strong>Altenhilfe</strong>, son<strong>der</strong>nu.a. auch auf Familienhilfe, Geldleistungen aus <strong>der</strong> Sozialhilfe <strong>und</strong> Hilfe zurErziehung <strong>und</strong> Erwerbsbefähigung.62WISO 34. Jg. (2011), Nr. 1

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