Ausgabe 03/2006 - Evangelische Pfarrgemeinde Kindberg
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60 JAHRE EVANGELISCHE PFARRGEMEINDE KINDBERG<br />
Ute Oppelik<br />
darauf und schrieb seinem Mürzz.<br />
Pfarrer aus Heidelberg oder aus<br />
Tübingen: sein Pfarrer habe wahrscheinlich<br />
schon von irgendjemandem<br />
anderen gehört, dass er – der teure<br />
Vikar! – zu seiner Braut nach Tübingen<br />
gefahren sei und nicht mehr zurückkehre.“<br />
1934 zählte das Vikariat <strong>Kindberg</strong> 948<br />
evangelische Christen, bis 1938 stieg<br />
diese Zahl durch vermehrte Übertritte<br />
auf über 1.300 an. Ab 1939 wurde<br />
ernsthaft an den Bau einer evangelischen<br />
Kirche in <strong>Kindberg</strong> gedacht und<br />
erste Vorbereitungen dafür unternommen.<br />
Die Gottesdienste wurden damals<br />
in den Schulgebäuden gefeiert, doch im<br />
Herbst 1940 wurde diese Möglichkeit<br />
seitens des NS-Regimes unterbunden.<br />
Zur selben Zeit wurde Vikar Oppelik zur<br />
Wehrmacht einberufen, er fiel 1941 an<br />
der Eismeerfront. Seine Witwe, selbst<br />
Religionslehrerin, hat in dieser Zeit das<br />
Gemeindeleben unter großem persön-<br />
lichen Einsatz aufrechterhalten, in der<br />
<strong>Kindberg</strong>er Dienstwohnung wurden<br />
sogar Gottesdienste gehalten.<br />
Mitbetreut wurde <strong>Kindberg</strong> in dieser<br />
schwierigen Situation in den Jahren<br />
1941/42 vom Peggauer Pfarrer Pommer,<br />
1942 bis 1944 vom Brucker Pfarrer<br />
Brand, ab 1.2.1945 vom Flüchtlingspfarrer<br />
Karzel, 1946 wieder von Pfarrer<br />
Fritz Brand. Das Vikariat <strong>Kindberg</strong><br />
wurde in dieser Ausnahmezeit deshalb<br />
von Bruck aus administriert, da auch<br />
die Mürzzuschlager <strong>Pfarrgemeinde</strong> in<br />
dieser Zeit aus Kriegsdienstgründen<br />
nicht mehr besetzt werden konnte.<br />
In der unmittelbaren Nachkriegszeit<br />
wurde ernsthaft eine Teilung der großflächigen<br />
Mürzzuschlager <strong>Pfarrgemeinde</strong><br />
angedacht. 1946 war es<br />
schließlich soweit: Mit Erlass vom 6.<br />
April 1946 wurde vom Oberkirchenrat<br />
„die Erhebung der evangelischen<br />
Predigtstation A.B. in <strong>Kindberg</strong>, Steiermark,<br />
zur evangelischen <strong>Pfarrgemeinde</strong><br />
A.B. in <strong>Kindberg</strong>, oberstkirchenbehördlich<br />
genehmigt“. In dieser amtlichen<br />
Verlautbarung dürfte auch das Problem<br />
seinen Grund haben, warum <strong>Kindberg</strong><br />
heute nur eine <strong>Pfarrgemeinde</strong> A.B.<br />
(Augsburger Bekenntnis) ist. Die<br />
Muttergemeinde Mürzzuschlag war<br />
immer A. und H.B. (Helvetisches<br />
Bekenntnis). Im Schreiben des Oberkirchenrates<br />
vom 6. April 1946 „An das<br />
19<br />
<strong>Evangelische</strong> Vikariat A.u.HB. <strong>Kindberg</strong><br />
/Stmk“ heißt es nämlich anders: „die<br />
Erhebung der Evang. Predigtstation AB.<br />
in <strong>Kindberg</strong> zur Evang. <strong>Pfarrgemeinde</strong><br />
Dachgleiche<br />
A.u.HB. in <strong>Kindberg</strong>“. Wurde im Briefverkehr<br />
anfangs noch die Bezeichnung<br />
A. u. HB. verwendet, scheint schon bald<br />
darauf nur mehr die Bezeichnung A.B.<br />
auf und dies ist bis heute so geblieben,<br />
obwohl es den Versuch einer Änderung<br />
gegeben hat.<br />
Seit 1946 besteht unsere <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Pfarrgemeinde</strong> <strong>Kindberg</strong> und umfasst<br />
den Gerichtsbezirk <strong>Kindberg</strong> mit den<br />
Orten: Veitsch, Mitterdorf, Wartberg,<br />
Stanz, Allerheiligen, Mürzhofen. Das<br />
<strong>Pfarrgemeinde</strong>zentrum liegt in<br />
<strong>Kindberg</strong>. Die gegenüber dem bisherigen<br />
Vikariat um Krieglach verkleinerte<br />
neue <strong>Pfarrgemeinde</strong> hatte per<br />
31.12.1947 eine Seelenzahl von 1.087<br />
aufzuweisen. Interessanterweise konnte<br />
in diesen Jahren von Mai bis Oktober<br />
wieder die Georgibergkirche für<br />
Gottesdienste benützt werden, in den