Ausgabe 03/2006 - Evangelische Pfarrgemeinde Kindberg

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34 60 JAHRE EVANGELISCHE PFARRGEMEINDE KINDBERG Psalm 23: Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du Menschen aus unserer Gemeinde reden über die Bibel bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Seit meiner Konfirmation begleitet mich dieser Psalm ganz besonders. Wie es damals noch üblich war, mussten wir Konfirmanden verschiedene Bibelverse und auch Luthers Kleinen Katechismus auswendig lernen. So ist mir gerade dieser Psalm 23 bis heute im Gedächtnis geblieben. Besonders der vierte Vers hat mir immer wieder Kraft gegeben; ich fühlte mich geborgen und beschützt. Als ich als junges Mädchen alleine einmal eine längere Bergwanderung unternahm, es war eine einsame Strecke durch Wald und Schlucht, und mir niemand begegnete, da fiel mir der obige Vers ein und ich hatte keine Angst mehr. Und auch ein anderes Ereignis ist mir unvergesslich, als meine liebe gute Mutter im Sterben lag, war ich sehr verzweifelt und wollte nicht wahrhaben, dass sie uns verlassen würde. Der Psalm 23 hatte mir besonders in dieser Zeit viel Trost und Kraft gegeben und ich wusste sie bei Gott geborgen. Abschließend würde ich mir wünschen, dass auch andere Menschen Jesus als ihren guten Hirten annehmen und erfahren, um sich von Ihm zum ewigen Ziel bei Gott führen zu lassen. Ilse Gebeshuber, Presbyterin
60 JAHRE EVANGELISCHE PFARRGEMEINDE KINDBERG Die Entscheidung, welcher Konfession ein Neugeborenes angehören soll, liegt naturgemäß vorerst bei den Eltern. Meine Eltern – meine Mutter ist evangelisch, mein Vater katholisch – haben sich dafür entschieden, dass ich Mitglied der evangelischen Kirche werden soll und so wurde ich in diesem Glauben getauft. Ab welchem Zeitpunkt genau ich als kleines Kind bewusst an der Religion und den damit verbundenen Bräuchen, Praktiken und Tätigkeiten teilhatte, kann ich nicht genau sagen. Ein gewisses Maß an religiöser Erziehung prägte natürlich mein Erwachsenwerden und mit der Zeit entstand daraus auch ein Bewusstsein für diesen Glauben. Ich denke dabei zum Beispiel an meine frühe Volksschulzeit, wo wir evangelische Schüler den Religionsunterricht nicht gemeinsam mit der Mehrheit unserer Mitschülerinnen und Mitschüler verbrachten, sondern meistens zu viert oder zu fünft in einem kleinen Gruppenraum zusammen saßen und unterrichtet wur- Evangelisch-Sein aus der Sicht eines jungen Menschen INTERSPORT X RS SCHÖBERL Ö den. In der ersten Klasse mussten wir sogar nachmittags eine Stunde länger da bleiben, um auf die extra aus Graz anreisende Religionslehrerin zu warten. Diese Umstände kamen uns damals doch etwas merkwürdig vor und wir fragten uns sicherlich einige Male, warum wir das eigentlich tun mussten. In der zweiten Klasse kam auch noch dazu, dass unsere Mitschülerinnen und Mitschüler auf ein angeblich sehr wichtiges, prägendes und einzigartiges Ereignis in ihrem Leben als Christenmenschen vorbereitet wurden: auf die Erstkommunion. Auch das erschien uns merkwürdig, dass wir zwar alle an Gott glaubten, aber dass die eine, die größere Gruppe mit sieben bzw. acht Jahren ein eigenes, besonderes Fest mit diesem Gott feierte. Natürlich wurde uns erklärt, dass ein solches Ereignis in unserer Kirche nicht vorgesehen ist und dass wir mit vierzehn Jahren als mündige Christen gelten und dabei im Rahmen der Konfirmation eben noch einmal aus eigenem Willen bekräftigen, MODE - SPORT -TRACHT • KINDBERG 35 dass wir als evangelische Christen durchs Leben schreiten wollen, was ja dann auch die meisten von uns taten. Geht man jetzt aber weg von allen formellen und feierlichen Punkten des Kirchenjahres, hin zu der ganz persönlichen, privaten Beziehung zum eigenen Glauben, so habe ich schon früh festgestellt, dass die Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche meine eigenen Überzeugungen und Meinungen und meine Lebensphilosophie in mancherlei Hinsicht aufgebaut und unterstrichen hat. Besonders wichtig sind mir dabei ein kritisches Denken, ein Hinterfragen von Autoritäten und ein gleichwertiges, demokratisches Miteinander in sämtlichen Bereichen. Es freut mich auch sehr, dass ich einer Kirche angehöre, die es ihren Priestern ermöglicht, nicht ausschließlich im Verhältnis zu Gott zu leben, sondern auch eine Familie zu gründen und Kinder zu haben. Und ich teile mit meiner Kirche auch den Blick fürs Wesentliche, die größtmögliche Reduktion einer Handlung oder eines Inhalts auf den Kern, auf die Quintessenz; jene Teile eben, die diese Handlung zur Handlung und diesen Inhalt zum Inhalt machen, ohne dabei aus meiner Sicht unnötiges, weil gegenstandsloses Beiwerk zur Sprache zu bringen. Andreas Knabl
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