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Albanische Hefte -2-2005 - PDF - Deutsch-Albanische ...

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12<br />

Zeitläufe<br />

Anmerkungen<br />

zur Parlamentswahl<br />

Die jüngste Geschichte Albaniens<br />

seit der Wende leidet darunter, dass<br />

sie unter dem beherrschenden Einfl<br />

uss der beiden „Elefanten“ der albanischen<br />

Politik, Sali Berisha und<br />

Fatos Nano steht. Beide Politiker haben<br />

das Maß ihrer Fehlschläge und<br />

Irrtümer nach menschlichem Ermessen<br />

schon lange überschritten,<br />

dennoch ist es keinem ihrer zahlreichen<br />

Widersacher je gelungen, sie<br />

aus ihren Spitzenpositionen bei der<br />

Demokratischen bzw. der Sozialistischen<br />

Partei zu verdrängen. So war<br />

auch die Wahl vom Juli wiederum<br />

völlig auf diese beiden Spitzenkandidaten<br />

ausgerichtet, sie war in<br />

höchstem Maße personalisiert, politische<br />

Richtungsentscheidungen,<br />

Programme haben dagegen so gut<br />

wie keine Rolle gespielt. Das Rechts-<br />

Links-Schema ist auf die albanischen<br />

Parteien nicht anzuwenden, obwohl<br />

damit immer wieder operiert wird.<br />

Der Wahlkampf der sozialistische Partei<br />

stand unter dem Motto „Mbro të<br />

ardhmen“, „Verteidige die Zukunft“,<br />

womit suggeriert werden sollte,<br />

Albanien stehe, dank der erfolgreichen<br />

Politik der PS, im Aufschwung,<br />

<strong>Albanische</strong> <strong>Hefte</strong> 2/<strong>2005</strong><br />

der durch einen Regierungswechsel<br />

gefährdet sei. Doch der Erfolg dieser<br />

Politik hat offensichtlich wenig überzeugt,<br />

auch wenn im Wahlkampf<br />

immer wieder auf gebaute Straßen,<br />

verbesserte Infrastruktur und auf<br />

die erfolgreiche Sanierung von Tirana<br />

hingewiesen wurde. Eigentlich<br />

war ihr Wahlkampf aber rückwärts<br />

gerichtet, weil im Mittelpunkt der<br />

Propaganda die Warnung vor der<br />

Rückkehr Berishas, den Verursacher<br />

des Zusammenbruchs von 97 stand.<br />

Berisha wurde als der schwarze Mann<br />

Albaniens, der Buhmann, Versager ...<br />

dargestellt. Dazu ist zu sagen, dass<br />

natürlich eine erhebliche Zahl von<br />

Menschen Berisha immer noch ganz<br />

persönlich hassen, während viele<br />

andere ihn geradezu vergöttern. Am<br />

Phänomen Berisha erhitzen sich die<br />

albanischen Geister bis heute. Wie<br />

sich im Ergebnis herausgestellt hat,<br />

hat die PS damit offensichtlich nur<br />

ihr eigenes Wählerpotential angesprochen.<br />

Die Demokratische Partei hat unter<br />

dem Slogan „Koha për ndryshim“,<br />

„Zeit für den Wechsel“ ganz und<br />

gar auf ihren Spitzenkandidaten<br />

Berisha gesetzt. Berisha, energiegeladen<br />

wie immer, hat dann auch<br />

einen unglaublichen Wahlmarathon<br />

hingelegt, kein anderer Politiker<br />

kam auch nur im Geringsten an die<br />

Zahl der Auftritte und Begegnungen<br />

Berishas heran. Berishas Zentralthema<br />

war die Korruption, die Mafi a,<br />

die skrupellosen Bereicherungen<br />

der sozialistischen Politiker, die er<br />

mit der PS und Fatos Nano direkt<br />

zu verbinden wusste. Das Faktum,<br />

dass die PS, in völliger Ignoranz der<br />

Stimmung, zahlreiche „bewährte“<br />

Politiker, die als korrupt und mafi ös<br />

gelten, zu Direktkandidaten gemacht<br />

hat, hat Berisha zusätzlichen Auftrieb<br />

gegeben. Ganz entgegen seinem<br />

bisherigen Auftreten, wahrscheinlich<br />

unter dem Einfl uss seiner amerikanischen<br />

Wahlkampfmanager, hat<br />

sich Berisha sehr moderat gegeben,<br />

er hat sich öffentlich mit früheren<br />

Widersachern ausgesöhnt, sie in<br />

sein Team zurückgeholt, und auch<br />

einige „parteilose“ Vertreter der<br />

„Zivilgesellschaft“ unter Hinweis auf<br />

den notwendigen Wechsel an sich<br />

binden können. Berisha gab dann,<br />

sozusagen als Beigabe, beliebig viele,<br />

völlig überzogene Versprechungen

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