Carmen - 00

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s C H A u s P I E L 10 WIEDERAufNAHmE der KLeine horrorLaden DIE sTORy In der runtergekommensten Gegend der stadt betreibt mr. mushnik einen blumenladen. seit dem Niedergang des Viertels kaufen immer weniger Leute hier ein. Der bankrott droht und damit die kündigung für die Angestellten Audrey und seymour. Da kommt in letzter minute Rettung in form einer merkwürdigen Pflanze, die als Neuzüchtung seymours kunden und medien in den Laden lockt. Plötzlich kommt Reichtum, Ruhm und die möglichkeit der Liebe zu seymour und Audrey. Es gibt nur ein Problem. Die Pflanze braucht blut. menschenblut! Oder fleisch. menschenfleisch! GEsCHICHTE DEs musICALs 1960 produzierte und inszenierte Roger Corman little Shop of Horrors, der in der filmgeschichte als die schnellste Produktion aller Zeiten gilt. In nur zwei Tagen hat Corman, der könig der small-budgets, den gesamten film gedreht. 1982 schrieben auf dieser basis Alan menken und Howard Ashman ein musical, das erfolgreich über die bühnen der usA ging und später auch in Europa furore machte. Dieses musical wurde dann 1986 von frank Oz verfilmt. Der film wurde ein kassenschlager und unterstützte nochmal den Erfolg des musicals auf Theaterbühnen. 2009 wurde das musical im komplex in schwerin 14 Tage lang gespielt. Es konnten nicht annähernd alle kartenwünsche erfüllt werden. Also wurde 2010 eine kleine serie von drei Vorstellungen im Großen Haus des staatstheaters angesetzt. Das Publikum strömte, das Theater verkaufte sogar stehplätze. 2011 wird für 14 Tage im februar das staatstheater wieder zum Gewächshaus für das verfressenste blümchen der stadt. VORsTELLuNGEN: 8.–20. fEbRuAR 2011 DIENsTAG bIs sAmsTAG 19.30 uHR sONNTAG 18.00 uHR GROssEs HAus
Du hast den Kleinen Horrorladen schon 2009 an einem speziellen ort inszeniert – jetzt kommt er wegen des großen erfolgs auf die große Bühne. Was ist die Herausforderung bei der Umstellung von einem kleinen, eher intimen raum auf die große Bühne im Staatstheater? Im komplex waren wir ja atmosphärisch schon so „Downtown“, wie das stück es für das „Verlierer-Viertel“ vorschreibt. Der Intendant hat in der Interimsspielstätte damals die sanitäre situation aufbessern lassen, damit das Publikum sich nicht in jeder Hinsicht in der verrotteten amerikanischen stadtwüste fühlen musste. Aber für die bühne waren die Enge, die niedrige betondecke, der dekadente Charme des Raumes schon eine große unterstützung. Im Großen Haus kann man die Prächtigkeit des Ambientes und die Größe des Raumes natürlich nicht wegleugnen, aber sie kontrastieren mit der Ärmlichkeit des blumenladens und steigern sich so gegenseitig in ihrer Wirkung. für das spiel auf der bühne ist es ausschlaggebend, ob die Zuschauer so dicht sitzen, dass sie das Hochziehen einer Augenbraue sehen, oder ob ich für den dritten Rang mit den schultern arbeiten muss, damit eine körperliche Aktion wahrnehmbar wird. Wir versuchen nun nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner, also das schulterzucken, sondern wir geben alles und arbeiten mit schulter und braue. Wie die kollegen es ja in den anderen Inszenierungen auf der großen PREssEsTImmEN INTERVIEW mIT DEm REGIssEuR RALPH REICHEL „Jubel bis zur Zugabe. (…) Der übliche musical-Glamour ist zeitgemäß reduziert. umso schräger und schriller bringt Regisseur Ralph Reichel die groteske seifenkiste lokalisiert in fahrt. Ein Hauch von schmiere, Odeur von Zirkus, überall scherz, satire und eine Prise tieferer bedeutung. broadwayverdächtig. (…) Von John R. Carlson und seiner Green mother band ist der mitreißenden sound-sog. so lässig wie präzis trägt er durch den ausgeflippten Abend.“ mANfRED ZELT IN DER SCHWErINEr VolKSZEItuNG „(…) spielspaß im Hochgeschwindigkeitstempo, befeuert von einer hinreißend frech agierenden Girlie-Truppe und einer mit hartem beat vorwärtstreibende band. Der Hit aber sind die schauspieler, darstellerisch richtig entfesselt, sängerisch unheimlich stark.“ HERmANN HOfER IN DEN lüBECKEr NaCHrICHtEN bühne auch leisten. Die Choreographien hat Rüdiger Daas optisch für das große Auditiorium geöffnet, ohne ihnen den rüden Charme zu nehmen, der unseren Horrorladen ja ausmacht. Letztlich glaube ich, dass es uns gelungen ist, den spaß, die schrille Lust, das Atmen des Abends aus dem komplex ins Große Haus zu übertragen. Natürlich ist man jetzt wie schon im komplex intensiver im Geschehen, je dichter man an der bühne sitzt. so funktioniert jegliches Live-Erlebnis. Der Preis für vordere Plätze lohnt sich. musik spielt natürlich eine ganz tragende rolle. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den musikern unter der leitung von John Carlson für den abend? Was beeinflusst eure arbeit? John und seine Jungs sind einfach super. für so einen Abend geht es ja um ein bündel von Qualitäten. Auch wenn wir tolle sänger im Ensemble haben, sitzen die schwerpunkte der Arbeit anders als in klassischen musicalproduktionen. bei uns gibt es nicht schöne stimmen in schönen kostümen, die nebenbei figuren verkörpern, sondern schauspieler, die ihre figuren singen und tanzen lassen können. Das Extrembeispiel ist die fleischfressende Pflanze. Vom broadway bis ins Vogtland ist es üblich, dass die Pflanze aus Pappmaché ist und mechanisch bewegt wird. Hinter der bühne steht dann ein sänger, der über mikro auf der bühne präsent ist. Dazu gibt es in Deutschland zwei gebaute Pflanzen, die an die Theater verliehen werden. In schwerin spielt markus Wünsch die Pflanze. Er ist damit eines der Ereignisse des Abends, wie viele fans gern bestätigen werden. unsere Pflanze ist lebendig, sie kann mit den kollegen spielen, spontan reagieren, das Publikum anspielen – dies ist schauspiel. und unsere band – um den bogen zu schließen – ist eine lebendige schauspielband. Die musiker sitzen zwischen den Nummern nicht wartend am Instrument, sondern sind jede Vorstellung aktiv am mitfiebern, an der Geschichte, reagieren, haben kleine Aktionen. und dieses mit der Inszenierung Atmen spürt man auch in der musik. Die songs sind keine losgelösten Nummern, sondern sie gehören zum gemeinsamen spiel aller Akteure. Da spürt man auch Johns bühnenerfahrung als Tänzer. Er versucht immer, die musik mit dem spiel, der Choreografie zu verschmelzen. Dies war bei der rocky Horror Show so, oder in unserer jüngsten Inszenierung von terrorismus/tötet den Schiedsrichter, wo er die schauspieler auch instrumental einbezog, und wird sich sicher fortsetzen. Die inszenierung ist sehr opulent ausgestattet – Welche Herausforderungen ergeben sich damit für die Kollegen von maske, Kostüm und requisite? Ja, es ergaben sich heftige Anforderungen, doch nein, wir sind nicht wirklich opulent. Wir sind sehr sparsam. Aber Charlotte burchhard hat uns sehr poppige, romantische, sinnliche kostüme in den Raum gesetzt, die den Augen futter geben. Die Opulenz entsteht in der konzentration. bei der Gestaltung der monströs wachsenden Pflanze war und ist die gute Zusammenarbeit der maskenbildnerinnen, der Requisite, der kostümbabteilung und der bühnentechnik mit der Ausstatterin ein Glücksfall, der für alle viel Arbeit und am Ende ein verdientes Zufriedensein bedeutet. Und zum abschluss – was ist dein liebster Satz des abends? Andreas „Lemmi“ Lembcke hat einen Radiowerbespot für den Horrorladen eingesprochen und dort einen schönen schlusssatz gefunden: „Der mörder ist nicht immer der Gärtner.“ Die Fragen stellte Christine Klotmann s C H A u s P I E L 11
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