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Du hast den Kleinen Horrorladen<br />
schon 2<strong>00</strong>9 an einem speziellen ort<br />
inszeniert – jetzt kommt er wegen des<br />
großen erfolgs auf die große Bühne.<br />
Was ist die Herausforderung bei der<br />
Umstellung von einem kleinen, eher<br />
intimen raum auf die große Bühne<br />
im Staatstheater?<br />
Im komplex waren wir ja atmosphärisch<br />
schon so „Downtown“, wie das stück es für<br />
das „Verlierer-Viertel“ vorschreibt. Der Intendant<br />
hat in der Interimsspielstätte damals die<br />
sanitäre situation aufbessern lassen, damit<br />
das Publikum sich nicht in jeder Hinsicht in<br />
der verrotteten amerikanischen stadtwüste<br />
fühlen musste. Aber für die bühne waren die<br />
Enge, die niedrige betondecke, der dekadente<br />
Charme des Raumes schon eine große<br />
unterstützung. Im Großen Haus kann man die<br />
Prächtigkeit des Ambientes und die Größe<br />
des Raumes natürlich nicht wegleugnen, aber<br />
sie kontrastieren mit der Ärmlichkeit des blumenladens<br />
und steigern sich so gegenseitig<br />
in ihrer Wirkung.<br />
für das spiel auf der bühne ist es ausschlaggebend,<br />
ob die Zuschauer so dicht sitzen,<br />
dass sie das Hochziehen einer Augenbraue<br />
sehen, oder ob ich für den dritten Rang mit<br />
den schultern arbeiten muss, damit eine<br />
körperliche Aktion wahrnehmbar wird. Wir<br />
versuchen nun nicht den kleinsten gemeinsamen<br />
Nenner, also das schulterzucken,<br />
sondern wir geben alles und arbeiten mit<br />
schulter und braue. Wie die kollegen es ja in<br />
den anderen Inszenierungen auf der großen<br />
PREssEsTImmEN<br />
INTERVIEW mIT DEm REGIssEuR RALPH REICHEL<br />
„Jubel bis zur Zugabe. (…) Der übliche musical-Glamour ist zeitgemäß reduziert.<br />
umso schräger und schriller bringt Regisseur Ralph Reichel die groteske seifenkiste<br />
lokalisiert in fahrt. Ein Hauch von schmiere, Odeur von Zirkus, überall scherz, satire<br />
und eine Prise tieferer bedeutung. broadwayverdächtig. (…) Von John R. Carlson<br />
und seiner Green mother band ist der mitreißenden sound-sog. so lässig wie präzis<br />
trägt er durch den ausgeflippten Abend.“<br />
mANfRED ZELT IN DER SCHWErINEr VolKSZEItuNG<br />
„(…) spielspaß im Hochgeschwindigkeitstempo, befeuert von einer hinreißend frech<br />
agierenden Girlie-Truppe und einer mit hartem beat vorwärtstreibende band. Der<br />
Hit aber sind die schauspieler, darstellerisch richtig entfesselt, sängerisch unheimlich<br />
stark.“<br />
HERmANN HOfER IN DEN lüBECKEr NaCHrICHtEN<br />
bühne auch leisten.<br />
Die Choreographien hat Rüdiger Daas<br />
optisch für das große Auditiorium geöffnet,<br />
ohne ihnen den rüden Charme zu nehmen,<br />
der unseren Horrorladen ja ausmacht.<br />
Letztlich glaube ich, dass es uns gelungen ist,<br />
den spaß, die schrille Lust, das Atmen des<br />
Abends aus dem komplex ins Große Haus<br />
zu übertragen. Natürlich ist man jetzt wie<br />
schon im komplex intensiver im Geschehen,<br />
je dichter man an der bühne sitzt. so funktioniert<br />
jegliches Live-Erlebnis. Der Preis für<br />
vordere Plätze lohnt sich.<br />
musik spielt natürlich eine ganz<br />
tragende rolle. Wie wichtig ist die<br />
Zusammenarbeit mit den musikern<br />
unter der leitung von John Carlson<br />
für den abend? Was beeinflusst eure<br />
arbeit?<br />
John und seine Jungs sind einfach super. für<br />
so einen Abend geht es ja um ein bündel von<br />
Qualitäten. Auch wenn wir tolle sänger im<br />
Ensemble haben, sitzen die schwerpunkte<br />
der Arbeit anders als in klassischen musicalproduktionen.<br />
bei uns gibt es nicht schöne<br />
stimmen in schönen kostümen, die nebenbei<br />
figuren verkörpern, sondern schauspieler,<br />
die ihre figuren singen und tanzen lassen<br />
können. Das Extrembeispiel ist die fleischfressende<br />
Pflanze. Vom broadway bis ins<br />
Vogtland ist es üblich, dass die Pflanze aus<br />
Pappmaché ist und mechanisch bewegt wird.<br />
Hinter der bühne steht dann ein sänger, der<br />
über mikro auf der bühne präsent ist. Dazu<br />
gibt es in Deutschland zwei gebaute Pflanzen,<br />
die an die Theater verliehen werden. In<br />
schwerin spielt markus Wünsch die Pflanze.<br />
Er ist damit eines der Ereignisse des Abends,<br />
wie viele fans gern bestätigen werden. unsere<br />
Pflanze ist lebendig, sie kann mit den<br />
kollegen spielen, spontan reagieren, das<br />
Publikum anspielen – dies ist schauspiel. und<br />
unsere band – um den bogen zu schließen<br />
– ist eine lebendige schauspielband. Die<br />
musiker sitzen zwischen den Nummern nicht<br />
wartend am Instrument, sondern sind jede<br />
Vorstellung aktiv am mitfiebern, an der Geschichte,<br />
reagieren, haben kleine Aktionen.<br />
und dieses mit der Inszenierung Atmen spürt<br />
man auch in der musik. Die songs sind keine<br />
losgelösten Nummern, sondern sie gehören<br />
zum gemeinsamen spiel aller Akteure. Da<br />
spürt man auch Johns bühnenerfahrung als<br />
Tänzer. Er versucht immer, die musik mit dem<br />
spiel, der Choreografie zu verschmelzen.<br />
Dies war bei der rocky Horror Show so,<br />
oder in unserer jüngsten Inszenierung von<br />
terrorismus/tötet den Schiedsrichter, wo er<br />
die schauspieler auch instrumental einbezog,<br />
und wird sich sicher fortsetzen.<br />
Die inszenierung ist sehr opulent<br />
ausgestattet – Welche Herausforderungen<br />
ergeben sich damit für die<br />
Kollegen von maske, Kostüm und<br />
requisite?<br />
Ja, es ergaben sich heftige Anforderungen,<br />
doch nein, wir sind nicht wirklich opulent. Wir<br />
sind sehr sparsam. Aber Charlotte burchhard<br />
hat uns sehr poppige, romantische, sinnliche<br />
kostüme in den Raum gesetzt, die den Augen<br />
futter geben. Die Opulenz entsteht in der<br />
konzentration. bei der Gestaltung der monströs<br />
wachsenden Pflanze war und ist die gute<br />
Zusammenarbeit der maskenbildnerinnen,<br />
der Requisite, der kostümbabteilung und der<br />
bühnentechnik mit der Ausstatterin ein Glücksfall,<br />
der für alle viel Arbeit und am Ende ein<br />
verdientes Zufriedensein bedeutet.<br />
Und zum abschluss – was ist dein<br />
liebster Satz des abends?<br />
Andreas „Lemmi“ Lembcke hat einen Radiowerbespot<br />
für den Horrorladen eingesprochen<br />
und dort einen schönen schlusssatz<br />
gefunden: „Der mörder ist nicht immer der<br />
Gärtner.“<br />
Die Fragen stellte Christine Klotmann<br />
s C H A u s P I E L<br />
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