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PDF-Download - SPD-Ratsfraktion Dortmund

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„Im Rathaus links oben“60 Jahre <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> <strong>Dortmund</strong>1946 bis 2006Wird noch gestaltetFestschrift„Im Rathaus links oben“60 Jahre <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> <strong>Dortmund</strong> 1946 bis 2006


Impressumverantwortlich für den Inhalt:<strong>SPD</strong>-Fraktion im Rat der Stadt <strong>Dortmund</strong>Dr. Andreas Paust | FraktionsgeschäftsführerFriedensplatz 1 | Rathaus • 44122 <strong>Dortmund</strong>Tel.: 0231/57 45 13 - 14 | Fax: 0231/57 91 47Net: www.spd-fraktion-dortmund.deeMail: fraktion@spd-fraktion-dortmund.deAbbildungen: Institut für Zeitungsforschung und Stadtarchiv <strong>Dortmund</strong>Fotos: Gerhard P. Müller | <strong>Dortmund</strong>Realisiert durch:mediakom – Medien- und Kommunikationsberatung Thomas Horschler GmbH •Friedrich-Ebert-Str. 19 • 59425 Unna • www.mediakom-unna.de


InhaltVorwort ..................................................................................................................................... 4Begrüßung: Traditionen auch in der Zukunft fortsetzen ..............................................5Festansprache: Kommunal- und Landespolitik gehören einfach zusammen .........7Impressionen aus der Geschichte der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> 1946 bis 2006 ..................14Gesprächsrunde: <strong>SPD</strong>-Fraktion bewegt <strong>Dortmund</strong> seit über 60 Jahren ................ 703


VorwortLiebe Leserin,lieber Leser,im Jahr 2006 jährte sich zum sechzigsten Mal dieerste demokratische Wahl des Rates nach demZweiten Weltkrieg in <strong>Dortmund</strong>. Von Anfangan war die <strong>SPD</strong>-Fraktion die bestimmendeKraft im <strong>Dortmund</strong>er Rathaus, weil sie mitTatkraft, Augenmaß und Entscheidungsfreudedie Probleme der Menschen löst.Diesen Tag beging die <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> <strong>Dortmund</strong>am 19. Dezember 2006 mit einer kleinenFeierstunde.Diese Festschrift soll einen Einblick in dieGeschichte und Arbeit der <strong>Ratsfraktion</strong> geben.An dieser Stelle möchte ich mich bei allenbedanken, die uns Materialien für diesePublikation zur Verfügung gestellt haben, insbesonderedem Institut für Zeitungsforschungund dem Stadtarchiv <strong>Dortmund</strong>.Eine spannende Lektüre wünschtErnst PrüsseFraktionsvorsitzender4


BegrüßungTraditionen auch in derZukunft fortsetzenSabine Poschmann,– Stellvertretende Vorsitzendeder <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> –Ich begrüße Sie im Namen der Fraktion ganzherzlich zu unserer Jubiläumsveranstaltung „60Jahre <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> <strong>Dortmund</strong>“. Das Mottounserer Veranstaltung lautet: „Im Rathaus linksoben“.Dieses Motto ist mehrdeutig.f Zum ersten ist es eine räumliche Angabe:im Rathaus links oben (genauer gesagt,in der dritten Etage) befindet sich unsereGeschäftsstelle.f Zum zweiten ist es eine politische Aussage:wir verstehen uns als linke Volkspartei.f Und zum dritten ist es eine historischeAussage: Wir sind die politische Kraft, dieseit sechs Jahrzehnten in <strong>Dortmund</strong> obenist, d.h. die politische Entwicklung unsererStadt bestimmt.Und aus diesem Grund sind wir heute hierzusammengekommen. Es hat sich zwischen1946 und 2006 viel getan in unserer Stadt.Aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegesentstand die bedeutendste Industriestadt desRuhrgebiets, die Kohle, Stahl und Bier in alle Weltexportierte. Jetzt sind wir dabei, im Rahmendes Strukturwandels zum „neuen <strong>Dortmund</strong>“mit neuen wirtschaftlichen Schwerpunktenin den Bereichen Dienstleistung, Logistikund Mikrotechnologie zu werden. Zu dieserEntwicklung und den Zukunftsperspektivenunserer Stadt werden wir heute Nachmittagsicher noch einiges hören.Dabei verstehen wir unsere Feier nicht alsGedenkveranstaltung nach dem Motto: „Früherwar alles besser“. Sondern wir wollen unsheute – abseits vom Tagesgeschehen – unsererGeschichte versichern.Wir wollen uns an unsere Vorgängerinnenund Vorgänger erinnern und mit früheren undaktiven Kommunalpolitikern darüber sprechen,wie die Grundlagen für unsere heutige Arbeitgelegt werden.Sabine Poschmann während der Eröffnungredeam 19. Dezember 2006.Wir wollen deutlich machen, dass wir ineiner großen Tradition sozialdemokratischerPolitikerinnen und Politiker stehen, die unsereStadt zu dem gemacht haben, was sie ist.Und wir wollen deutlich machen, dass wirdie feste Absicht haben, diese Tradition imSinne unserer Vorgängerinnen und Vorgängerfortzusetzen.Damit komme ich zur Vorstellung des Programmsan diesem Nachmittag. Zunächstwird Jochen Dieckmann, Vorsitzenderder nordrhein-westfälischen <strong>SPD</strong>, zu unssprechen. Er hat zur Kommunalpolitik ein ganzbesonderes Verhältnis. Zum einen ist er mitder Bonner Oberbürgermeisterin verheiratetund war viele Jahre lang geschäftsführendesVorstandsmitglied des Deutschen Städtetages.Zum anderen war er als nordrhein-westfälischerFinanzminister unter anderem für unserekommunalen Finanzen verantwortlich.Und das Thema Gemeindefinanzen ist eines,das sich die ganzen 60 Jahre über durch dieGeschichte der Kommunalpolitik und damitauch der <strong>SPD</strong>-Fraktion zieht.Danach wird Andreas Paust, Geschäftsführerunserer Fraktion, in einer kleinen Dia-SchauImpressionen aus der Geschichte der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> präsentieren und dazu Wahlplakate,5


Fotos, Kandidatenbriefe aus den letzten 60Jahren zeigen.Vor dem Hintergrund des historischen Rückblickswerden dann im dritten Teil vier der bisher neunFraktionsvorsitzenden in einer GesprächsrundeErinnerungen und Erfahrungen zur <strong>Dortmund</strong>erKommunalpolitik seit 1969 austauschen.Wir freuen uns, wenn sichf Günter Samtlebe, Fraktionsvorsitzender 1969bis 1973,f Rolf Schäfer, Vorsitzender 1973 bis 1984,f Franz-Josef Drabig, Vorsitzender 1994 bis1999, undf Ernst Prüsse, Fraktionsvorsitzender seit1999,dazu hier auf dem Podium versammeln.Und damit das Ganze nicht zu männerlastigist, haben wir noch Gerti Zupfer, aktives Ratsmitgliedmit der längsten Amtszeit, nämlich 26Jahre, dazu gebeten. Das Gespräch wird moderiertvon Erdmann Linde, der als ehemaligerWDR-Redakteur die neuere Geschichte unsererStadt aus seiner Berichterstattung hervorragendkennt.Wir wollen gegen 17.00 Uhr die Veranstaltunghier in der Bürgerhalle beenden und laden Siedann alle zu Kaffee und Kuchen in den SaalWestfalia ein. Und Bier gibt es natürlich auch.Wir werden übrigens alles, was heute Nachmittaggesprochen wird, auf Band mitschneiden und imnächsten Jahr zusammen mit der Diaschau ineiner Festschrift dokumentieren.Aber jetzt wünsche ich uns allen eineninteressanten und abwechslungsreichen Nachmittagund darf nun Jochen Diekmann ansRednerpult bitten.6


FestanspracheKommunal- und Landespolitikgehören einfach zusammenJochen Dieckmann MdLVorsitzender der NRW-<strong>SPD</strong>Herr Oberbürgermeister, meine sehr geehrtenDamen und Herren, liebe Genossinnen undGenossen,es ist schön, dabei zu sein, wenn die <strong>SPD</strong>-Stadtratsfraktion ein so beachtliches Jubiläumbegeht. Es ist gut, sich zu erinnern, sich zu vergewissern,wie der Weg beschritten worden ist.Von den schwierigen Tagen des Anfangs, desWiederbeginns nach dem 2. Weltkrieg über dieZeit des Wirtschaftswunders, über die 70er-, die80er-, die 90er-Jahre mit ihrem gigantischenStrukturwandel, den diese Stadt so respektabelbewältigt, bis hin zur heutigen Zeit unter denheutigen Bedingungen.Nun ist jeder, der von auswärts kommt, mager noch so interessante Ämter bekleiden, gutberaten, sich zurückzuhalten, wenn so respektableZeitzeugen anschließend im Programmvorgesehen sind und berichten werden. Deshalbmöchte ich mich ein bisschen beschränkendürfen auf das, was die letzten 30 Jahre auchmeines Lebens ausgemacht hat, nämlich denSpannungsbogen zwischen Kommunalpolitik,bei mir waren es 25 Jahre, einschließlich aucheiniger Zeit in der Stadtverwaltung und derLandespolitik, wo ich jetzt sieben Jahre tätigbin. Da braucht keiner Sorge zu haben, das wirdjetzt nicht verkleistert so nach dem Motto derFestrede „Stadt und Land, Hand in Hand“.Das ist erstens historisch falsch, weil es nichtdas Verhältnis von Stadt und Land meint,sondern von Stadt und Umland, aber esklingt immer wieder gut und Landespolitikerentziehen sich der harten Frage aus demRathaus gerne, indem sie das Miteinander beschwören.Dieses Miteinander, meine Damenund Herren, liebe Genossinnen und Genossen,ist etwas Zwanghaftes. Kommunalpolitik ohneLandespolitik gibt es nicht, genauso wenig, wiees Landespolitik ohne Kommunalpolitik gibt.Und deshalb habe ich eben mit Bedacht voneinem Spannungsbogen gesprochen, den esda gibt. Stadt und Land sind, ob sie es wollenJochen Dieckmann hielt die Festansprache.oder nicht, miteinander verwoben und müssensich miteinander zurechtfinden. Politisch habenwir es gelernt, aus der Sicht der Kommunegerne an den Bund zu appellieren. Der Bundist in der Pflicht, den Kommunen zu helfen.Das hat keine juristische Grundlage. Es gibtauch wenig juristische Aussicht, wenn man daprozessiert. Stadt und Land sind miteinanderverwoben. Das Land ist der Ansprechpartner,wenn die Kommunen Forderungen stellen. Ichbeteilige mich auch nicht, genauso wenig, wieich Stadt und Land beschwöre, an dem beliebtenKlagelied, wenn Kommunalpolitiker, LandesundBundespolitiker zusammen sind. Da gibtes ja diesen bewährten Streit „Uns geht es amschlechtesten!“. Ich rate ab von diesem Streit,der führt ins Nirwana. Weil jeder gute Gründehat, jeder hat seine Statistiken, alle haben Rechtund haben doch irgendwie Unrecht.Ein Weiteres ist mir wichtig. Ich rate dringendallen Kommunalpolitikern zum nötigen Selbstbewusstsein.Oft hört man, dass im Rathaus,egal ob in der Fraktion oder in der Verwaltung,davon gesprochen wird, „auf den höherenEbenen“. Nein, meine Damen und Herren,liebe Genossinnen und Genossen, es gibt inunserem demokratischen Gemeinwesen keinehöheren und keine niedrigen Ebenen, dieKommunalpolitik ist nicht weniger legitimiert7


Die Feier zum 60. Geburtstag der <strong>SPD</strong>-Fraktion <strong>Dortmund</strong> stieß bei den Medien auf großesInteresse.du Worte über den Tag hinaus zum Verhältnisvon Stadt und Land gesagt. Ich kann dieseWorte nicht mehr auswendig, deshalb habeich mir das aufgeschrieben und ich lese die malim Wesentlichen vor. Günter Samtlebe sagte:„Aufsicht - Worte sind entlarvend. Unter Aufsichtstellt man Minderjährige, Kinder und Jugendliche,Straftäter, Entmündigte, Alkoholkranke, imallgemeinen Geschäftsunfähige. Sind dieKommunen geschäftsunfähig oder werden sienicht vielmehr mittlerweile handlungsunfähig?Können wir uns nicht mehr über andere Begriffeeinigen? In Wirklichkeit haben die Länderdoch nur das Recht zur Normenkontrolle.“Das ist leider bis auf den heutigen Tag wahr,obwohl es deutlich geworden ist, dass auch dieStaatsaufsicht einen Wandel vollzogen hat.Beim Geld wird es Ernst, und ich widerstehejetzt der Versuchung zu erklären, dass die<strong>SPD</strong>-geführte Regierung mit den MinisternSchartau und Dieckmann immer alles Richtiggemacht hat. Das würde längern dauern, aberwäre sehr erhellend. Ich kann hier nur so vielsagen: Wir haben uns nach Kräften bemüht, denKommunen bei ihrer zunehmend schwierigenLage zu helfen. Auch das war nicht frei vonAngriffspunkten, ich nenne nur das Reizthema„Befrachtungen“. Aber ich glaube, es ist einegroße Leistung, dass über all die vielen JahreNordrhein-Westfalen mit dem Verbundsatzbeim kommunalen Finanzausgleich von 23Prozent immer noch ein Spitzenreiter gebliebenist. Das ist etwas, was nicht selbstverständlichwar, nicht selbstverständlich ist und nach wievor eine beachtliche Marke darstellt. Wir habenuns bemüht, mit der Kreditierung von Rückzahlungenim Gemeindefinanzausgleich auch Luftzu geben, Spielraum zu schaffen. Nicht ganzohne Eigennutz, muss ich der Wahrheit zuliebesagen, aber immerhin, es hat den Kommunengeholfen.Wir sind gemeinsam vorangekommen in derErleichterung von Verwaltungsverfahren. DieStichworte Sportpauschale und Schulpauschaleseien hier genannt.Wir haben es, vor allem dank der Unterstützungder <strong>SPD</strong>-Bundestagsfraktion, geschafft, derGewerbesteuer wieder Aufschub zu verschaffen.Das ist über den Tag hinaus ein großes Verdienstder rot-grünen Koalition in Berlin. Mit derEinführung einer Mindestbesteuerung fürKörperschaftssteuer und Gewerbesteuer ist einwichtiger Sockel und die Stetigkeit gesichertworden, die die Kommunen zu Recht vonder Gewerbesteuer verlangen. Das ist undbleibt auch unsere gemeinsame Erwartungan die Arbeiten, wie sie jetzt in Berlin an derUnternehmenssteuerreform stattfinden. Nichtnur, dass es weitestgehend aufkommensneutralstattfindet, sondern dass es gelingt, wie dieKoalition es verabredet hat, die Gewerbesteuerzu erhalten, sie zu bewahren mit ihrem Bestandan ertragsunabhängigen Faktoren unddies nach Kräften auch noch auszubauen. DieGewerbesteuer ist und bleibt das treibendeBand zwischen Kommune und Wirtschaft, das9


10hat die Vergangenheit geprägt und das mussauch in Zukunft so bleiben, sehr geehrte Damenund Herren, liebe Freunde.Vergleiche ich die Zeit der letzten 25 Jahre,so glaube ich sagen zu können, und ich kannes auch belegen, dass der Stellenwert derKommunalpolitik in der alltäglichen Arbeit desLandtages besser geworden ist. Das gilt auchund gerade für die <strong>SPD</strong>-Landtagsfraktion. Wirhaben zum Teil durch die Wünsche und dieGespräche der <strong>SPD</strong>-Kommunalpolitiker undKommunalpolitikerinnen, aber vor allem auchaus dem Kreis der Landtagsabgeordneten, sehrviel mehr Zuwendung zu den Anliegen derKommunen, und ein Ergebnis ist unter anderemdie erhebliche Verschärfung des Konnexitätsprinzips,früher ein eher bizarres Fremdwort. Konnexitätsprinzipbraucht man heute wenigenPolitikern zu erklären. Wer es erklären will, sagtam liebsten „wer bestellt, bezahlt“. Natürlichhat es auch in Nordrhein-Westfalen etlicheSituationen gegeben, wo die Landespolitik denKommunen Aufgaben aufgegeben hat. Wodie Landespolitik den Kommunen Leistungenvorgeschrieben hat, ohne für einen Ausgleichzu sorgen. Das haben wir in einer gemeinsamenAnstrengung aller politischen Kräfte vor zweiJahren geändert, und ich glaube, das ist gut so.Das ist verlässlich so, das hat Verfassungsrang,und es ist im Detail abgesichert durch einbesonderes Gesetz in einem Ausmaß, wie kaumein anderes Bundesland dies hat.Zu den Vorteilen der Föderalismusreform gehörtauch, dass der Bund inzwischen auch das Seinegetan hat und im Artikel 84 des Grundgesetzesausdrücklich festgelegt hat, der Bund darfden Kommunen keine Aufgaben übertragen.Er überlässt das den Ländern, und die Ländersind ihrerseits dann nach dem erwähntenPrinzip verpflichtet, den Kommunen einenAusgleich zu geben. Es ist ein großer Schrittnach vorne, wenn ich die Diskussion vor zehnoder zwanzig Jahren damit vergleiche, und esist erfreulich, dass das langjährige Drängender Sozialdemokratischen Gemeinschaft fürKommunalpolitik, des Städtetages, aber auch derKonferenz der Oberbürgermeister im Ruhrgebietund die Konferenz der Fraktionsvorsitzenden hierErfolg gehabt hat. Insgesamt, meine Damen undHerren, liebe Genossinnen und Genossen, istund bleibt die <strong>SPD</strong> auf Landes- und Bundesebenegut beraten, sich der Bedeutung der Rathäuserund der Kommunalpolitik bewusst zu bleiben.Es ist und bleibt eine historische Erfahrung: DieWiedergewinnung der Macht, ganz gleich obin der großen Koalition in Bonn, damals 1966oder auch 1998 in der rot-grünen Koalition, dieWiedergewinnung der Macht vollzieht sich überfesten kommunalpolitischen Einsatz, vollziehtsich über namhafte Persönlichkeiten in derKommunalpolitik und der Verwaltung. Unddeshalb ist das ein wichtiger Weg auch für unsin Nordrhein-Westfalen. Es ist ein schwierigerWeg, aber wir haben unsere gemeinsamenArbeiten der <strong>SPD</strong> in Nordrhein-Westfalen klarausgerichtet an dem Viererschritt der Wahlenin den Jahren 2009 und 2010. Europawahl 2009,Kommunalwahl 2009, Bundestagswahl 2009gehören eng zusammen mit der Landtagswahl,die dann im Mai 2010 folgt. Da kann man nichteins von dem anderen wegnehmen. Für alle gilt,dass wir in der <strong>SPD</strong> uns auf den Weg gemachthaben, so etwas wie Personalentwicklung zubetreiben. Einigen erschien dies im Anfangetwas exotisch, das ist doch ein Begriff aus derUnternehmensführung. Aber natürlich brauchtauch eine starke Kraft wie die <strong>SPD</strong> die frühzeitigeGewinnung von Persönlichkeiten, die bereitsind, ihre Freizeit und ihr Wissen einzusetzen imInteresse der sozialdemokratischen Sache. Dahaben wir eine große Aufgabe vor uns, ich willdies auch hier und heute bei dieser Feierstundemit allem Nachdruck sagen dürfen. Wir brauchenetwa für die Kommunalwahl 2009 in Nordrhein-Westfalen 3000 zusätzliche Männer und Frauen,die bereit sind, sich für Kommunalpolitikbegeistern zu lassen. Die Zahl setzt sich sehreinfach zusammen. Das sind 1500 Mandate,die wir bei der schrecklichen Kommunalwahl1999 verloren haben und die übrigen 1500sind diejenigen, die in der Zeit bis 2009 ausAltersgründen nicht mehr zur Verfügung stehen.Damit, meine Damen und Herren, liebe Freunde,können und werden wir nicht anfangen erst imFrühjahr 2009, sondern da gilt es heute bereitsGespräche zu führen, zu werben und den Blickoffen zu halten für die Notwendigkeit, auch despersönlichen Einsatzes.Lassen Sie mich drei Felder nennen, um dieRichtung und die Chancen unseres Einsatzes zubeschreiben.Da ist einmal die Zukunft der kommunalen,vor allem der sozialen Infrastruktur. DieseInfrastruktur ist bedroht durch die aktuelle


Jochen Diekmann (l.) und Dr. Gerhard Langemeyer.Politik der jetzigen Landesregierung .Kindertagesstätten werden teurer, der Landesjugendplanist reduziert, offene Türensind gefährdet, Frauenhäuser sind in derFinanzierung bedroht, die Krankenhausumlagewird höher. Das ist eine erschütternde Bilanznach nur anderthalb Jahren Regierung Rüttgers.Und daran, meine Damen und Herren, liebeGenossinnen und Genossen, muss man diesenMinisterpräsidenten messen und nichtan seiner politischen Lyrik, wie sie von denNachrichtenagenturen begeistert aufgesogenwird.Ein zweites Thema ist die Zukunft derkommunalen Wirtschaft. Wir haben es zu tunmit einer klaren Ansage in Düsseldorf zwischenFDP und CDU. „Privat vor Staat“ heißt dasMotto und heißt die zentrale Bedrohung deswichtigsten kommunalen Handlungsfeldesfür die Zukunft. Da geht es nicht, wie man unsglauben macht, um die Frage, zieht die Politiksich zurück aus der Besetzung des Unternehmensvorstandes.Sondern hier geht esdarum, die Handlungsmöglichkeiten zu sichernfür die Stadt und wir wissen, dass wir dieseForderung, die Handlungsmöglichkeiten für dieStadt, zu sichern, ja sie auszubauen, erhebenin Übereinstimmung mit der Mehrheit derMenschen in unserem Land.Nicht zuletzt das Ergebnis der Bundestagswahlvom 18. September 2006 lässt sich nur soerklären: Die Menschen in Deutschland wollenkein „Privat vor Staat“, sie wollen keinen Marktradikalismus,sondern sie wollen einen Staat, siewollen eine Stadt, die die Verantwortung für dasGemeinwesen, für die Infrastruktur, aber auchfür leistungsfähige städtische Unternehmenbeherzt wahrnimmt. Und da werden wir uns,meine Damen und Herren, liebe Genossinnenund Genossen, nicht abspeisen lassen mitder Beruhigungspille, die in diesen Tagenverabreicht wird, „es gibt Bestandsschutz füralle bestehenden Unternehmen“. Das kann esnicht sein, das darf es nicht sein. KommunaleWirtschaft war schon immer alles andere alsstatisch. Und wenn ich an die Möglichkeitendenke, die man uns von der gleichen Seite ausvorhält, im Sinne von Public Privat Partnershipzusammenzugehen mit interessierten Kreisen,mit interessierten Partnern der Wirtschaft,so wie es auch in <strong>Dortmund</strong> geschieht,dann ist das, was man uns hier vorgibt, derBestandsschutz, keine richtige Antwort. Nein,Bestandschutz wäre ein Tod auf Raten, wiees ein Unternehmensvorstand genannt hat,und deshalb bleiben wir entschieden beiunserem Widerstand gegen diese Pläne derLandesregierung.Wir wissen uns auch einig mit der CDU-Kommunalpolitik, und ich freue mich, dassgerade im Kreis der kommunalen Wirtschaftetliche namhafte CDU-Mitglieder sich auch11


gegen die Absicht der eigenen Landesregierungstellen.Und das dritte Thema ist für eine <strong>Ratsfraktion</strong>wie hier in <strong>Dortmund</strong> noch viel dramatischer.Es geht, meine Damen und Herren, liebeFreunde, um die Zukunft der kommunalenSelbstverwaltung. Das was die Koalition inDüsseldorf in den letzten Tagen verabredethat, führt einmal zu Konfusion. Es sollen dieWahltermine auseinander gelegt werden,es soll für fünf Jahre Ratswahlzeit geben,sechs Jahre für die Oberbürgermeister, achtJahre für die Wahlbeamten, das kann nur ineiner geringeren Wahlbeteiligung enden. DieMenschen werden es müde, und deshalb sageich auch an dieser Stelle: Hände weg von derKommunalverfassung, Hände weg von derLähmung der Ratsarbeit, und das gilt erst rechtfür die Abschaffung der Stichwahl, wie sie jetztoffensichtlich verabredet ist, meine Damen undHerren.Man kann ja von Bayern durchaus lernen. InBayern hat es vor Jahresfrist auch Überlegungengegeben, die Stichwahl abzuschaffenund die Bayern haben es gelassen. Ich glaube,die Bayern sind kluge Menschen, jedenfallsinsoweit. Ich will noch ein etwas derbes Argumenthinzufügen, dass dazu bei uns bei der<strong>SPD</strong> im Landtag kursiert, was die Stichwahlangeht, denn die hat ihre Richtigkeit. Wir habensogar extra die Bundeswehr in den Kongogeschickt, um eine Stichwahl zu begleiten,und es kann nicht sein, dass wir in Nordrhein-Westfalen die Stichwahl im gleichen Atemzugstreichen, meine Damen und Herren, liebeGenossinnen und Genossen.Ich freue mich, dass die <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> soviele Gäste heute hat und deshalb will ich zumSchluss doch noch kurz die Bedeutung derFraktionsarbeit würdigen. Auch aus eigenemErleben von vielen Fraktionssitzungen sindzwei Dinge, die eigentliche, die besondereLeistung von <strong>Ratsfraktion</strong>en. Zum einen ist esdie Bündelung der einzelnen Fachpolitiken.Das gelingt auf der kommunalen Ebene besserals im Landtag, und im Landtag besser als imBundestag und vor allem besser als in Europa.Ich sage gerne, die Fraktion ist mehr als dieSumme der fachpolitischen Sprecher. Fraktionist der Ort, wo die Stadtpolitik gebündeltwird, wo sie zusammengeführt wird, wo dieganzheitliche Betrachtung die Meinungsbildungbestimmt. Das ist nicht einfach. Generalistensind heute knapp, sie sind aber nötig. Heute12Brunhilde Deubel, Gerti Zupfer, Edith Dohmann und Inge Przytulla (v.l.n.r.).


sind Spezialisten in Mode und deshalb werbeich dafür, dass hier Spezialisten fürs Generelleeingesetzt werden. Starke Persönlichkeitenhaben diese, eure <strong>Ratsfraktion</strong> geführt und ichbin sehr gespannt darauf, was sie gleich ausihren Erfahrungen berichten.Das zweite ist politisch noch wichtiger, das ist dieAufgabe der Vermittlung von Politik. Niemandist so nah am Menschen in der Politik wie esdie Fraktion, wie es die Mandatsträgerinnenund Mandatsträger sind. Sie sind damit auchGarantinnen und Garanten sozialdemokratischerZiele. Soziale Gerechtigkeit, ganz gleich obChancengleichheit, Zugangsgerechtigkeit oderzunehmend auch die Generationengerechtigkeit,das sind Wegmarken für den Alltag. Unddeshalb ist es gut so, dass Theoriedebattenin der Fraktion eigentlich die Ausnahme sind.Ich finde es gut so, wenn jeden Montag diefrischen Eindrücke eingebracht werden indie Willensbildung vom Wochenende, vonden Gesprächen mit den Bürgerinnen undBürgern, von den Erlebnissen bei Einladungenund Veranstaltungen. Das ist nicht einfach,vor allem im Verhältnis zur Partei. Es ist meineErfahrung, und ich glaube die Erfahrung allerLeute, die damit zu tun haben, dass Fraktionenpragmatischer sind als die Partei. Und deshalb istdie Partei gut damit beraten, dem Pragmatismusder Fraktion Raum zu lassen. Umgekehrt ist dieFraktion auch gut beraten, die Linienführung, diegroßen Linien der Partei zu akzeptieren, wennnötig, sie auch einzufordern von der Partei. Ichglaube, um beides ist und war es in <strong>Dortmund</strong>stets gut bestellt, sonst könnte man sich dieEntwicklung dieser Stadt nur schwer erklären.Ich glaube auch, das gibt der <strong>Ratsfraktion</strong> der<strong>SPD</strong> in <strong>Dortmund</strong> eine gute Zukunft.Ich freue mich, wenn wir in 60 Jahren unswohlbehalten wiedersehen. Bis dahin, Glückauf!13


FraktionsgeschichteImpressionen aus der Geschichteder <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> 1946 bis 2006Dr. Andreas PaustGeschäftsführer <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> <strong>Dortmund</strong>Das Motto der Jubiläumsveranstaltung zumsechzigsten Geburtstag der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong><strong>Dortmund</strong> lautet: „Im Rathaus links oben“.Dahinter steht die selbstbewusste Erkenntnis,dass die <strong>SPD</strong>-Fraktion in <strong>Dortmund</strong> seit mehrals 60 Jahren die Geschicke dieser Stadtbestimmt.Das zeigt schon ein Blick auf die Ergebnisse derKommunalwahlen zwischen 1946 und 2004.Aus der ersten Kommunalwahl nach dem Kriegging die <strong>SPD</strong> mit 46,3 % als Sieger hervor, sieerreichte Spitzenwerte von 57,3% in den Jahren1969 und 1979. Tiefpunkt war das Wahljahr 1999,als die <strong>SPD</strong> mit 41,0% knapp hinter der CDU lag.Bei der bisher letzten Kommunalwahl wurde die<strong>SPD</strong> mit 41,3% wieder stärkste Fraktion.Die Zahl der Ratsmandate und damit die Größeder Fraktionen ist nicht nur vom Wahlergebnisabhängig, sondern auch vom jeweiligenKommunalwahlrecht. Die Regelungen zu denGesamtgrößen des Rates, zu Prozenthürden,die zu überwinden sind, und zu ÜberhangundAusgleichsmandaten haben sich in denletzten 60 Jahren mehrfach verändert. Daswird deutlich beim Blick auf die Jahre 1946 undDr. Andreas Paust.2004 und auf die Jahre 1969 und 1979. Sowohl1946 als auch 2004 bestand die <strong>SPD</strong>-Fraktiontrotz unterschiedlicher Wahlergebnisse aus36 Mitgliedern. 1979 hatte die Fraktion trotzeines identischen Wahlergebnisses im Jahr1969 12 Mitglieder mehr. Der Grund dafür ist,dass 1979 außer der <strong>SPD</strong> nur noch die CDU inden Rat kam, während alle andere Parteiendamals an der 5-%-Hürde scheiterten. Seitdiese Hürde 1999 weggefallen ist, bleiben beider Mandatszuteilung keine Stimmen mehrunberücksichtigt, so dass die Zahl der Fraktionen,14Ergebnisse der Kommunalwahlen 1946 bis 2004.


<strong>SPD</strong>-Fraktionsgrößen 1946 bis 2004.Gruppen und Einzelratsmitglieder kontinuierlichgestiegen ist. Deshalb werden Fraktionsgrößen,wie sie in den siebziger Jahren möglich waren,nicht mehr zu erreichen sein.Dennoch gilt, dass die <strong>SPD</strong>-Fraktion diebestimmende Kraft im Rat der Stadt <strong>Dortmund</strong>war und ist. Diese Erkenntnis ist auch derWissenschaft nicht verborgen geblieben. Sountersuchte Rainer Bovermann 1992 in seinerDissertation die <strong>SPD</strong>-Politik in <strong>Dortmund</strong> undnannte seine Arbeit „Das Rote Rathaus. DieSozialdemokratisierung des Ruhrgebiets amBeispiel <strong>Dortmund</strong> 1945 – 1964“.In den vergangenen sechzig Jahren gab esmehrere hundert <strong>SPD</strong>-Ratsmitglieder. Siealle mit Bild zu zeigen oder auch nur mitNamen zu nennen, würde den Umfang dieserPublikation sprengen. Deshalb werden auf dennachfolgenden Seiten nur einige ausgewählteFotos von <strong>SPD</strong>-Fraktionen gezeigt.Weitere Aufnahmen zeigen die ersteStadtvertretung in <strong>Dortmund</strong>, die nochnicht gewählt, sondern von der britischenMilitärregierung ernannt wurde, sowie RatsundFraktionssitzungen in den Jahren 1946, 1950,1965, 1971 und 1998.Es folgen Porträtaufnahmen der neunVorsitzenden, die die <strong>SPD</strong>-Fraktion bisher hatte,unter ihnen die späteren OberbürgermeisterFritz Henßler und Günter Samtlebe.Den größten Teil der nachfolgenden Impressionenbilden Abbildungen von Wahlplakaten,Kandidatenbriefen und Flugschriften sowieTitelblätter von Wahlprogrammen undRechenschaftsberichten der Fraktion. Sieillustrieren die Arbeit der <strong>SPD</strong> im <strong>Dortmund</strong>erRathaus über 60 Jahre hinweg, zeigen dieVeränderungen im Design und geben Einblickein die sich verändernden, aber auch in diegleichgeblieben politischen Schwerpunkte dersozialdemokratischen Ratsarbeit.Und sie rufen die <strong>SPD</strong>-Wahlkampfslogans dervergangenen sechzig Jahre in Erinnerung,bei denen fast immer das Wort „Zukunft“ imMittelpunkt stand.f Die <strong>SPD</strong> sichert den Neuaufbau <strong>Dortmund</strong>(1948)f Wir bauen weiter auf. <strong>SPD</strong> (1961)f Keine halben Sachen. Für <strong>Dortmund</strong>s Zukunft(1969)f Weitermachen. Neues anfassen (1975)f Zustimmen – Mitmachen (1979)f Ja zur Zukunft. Arbeiten für <strong>Dortmund</strong>(1984)f Wir für <strong>Dortmund</strong> (1989)f <strong>Dortmund</strong>: Wir schaffen Zukunft gemeinsam(1994)f Zukunft für <strong>Dortmund</strong> hat einen Namen:<strong>SPD</strong> (1999)f <strong>Dortmund</strong> gewinnt. Zukunft – Zusammenhalt– Zuhause (2004)15


16Ratskandidaten 1961.


Ratskandidaten 1961.17


18Ratsvertreter 1979.


S P D - F r a k t i o n1994 bis 1999.19


20<strong>SPD</strong>-Fraktion 2004.


Konstituierende Sitzung der Stadtvertretung am 14. Dezember 1945.Kommunalwahlbekanntmachung für die Wahl am 13. Oktober 1946.21


Ratssitzung im Jahr 1946.Ratssitzung im Jahr 1950.22


Ratssitzung im Jahr 1965.Ratssitzung im Jahr 1971.23


Fraktionssitzung im Jahr 1950.24 Fraktionssitzung 1998 im neuen Ratssaal des Rathauses am Friedensplatz.


AhnengalerieDie Fraktionsvorsitzenden von 1945 bis heute.Fritz Henßler1945 bis 1946Fritz Kauermann1946 bis 1947Ewald Görshop1947 bis 1961Ernst Knäpper1961 bis 1969Günter Samtlebe1969 bis 1973Rolf Schäfer1973 bis 1984Horst Zeidler1984 bis 1994Franz-Josef Drabig1994 bis 1999Ernst Prüsseseit 199925


GeschichteFlugblatt aus dem Jahr 1946.26


Flugblatt aus dem Jahr 1946.27


Kandidatenbrief aus dem Jahr 1946.28Plakat aus dem Jahr 1946.


Plakat aus dem Jahr 1946.29


30Plakat aus dem Jahr 1948.


Titel eines Kandidatenbriefes aus dem Jahr 1952.31


32Flugblatt aus dem Jahr 1956.


Plakat aus dem Jahr 1961.33


Kandidatenbriefaus dem Jahr1961.34


Kandidatenbrief aus dem Jahr 1961.35


36Erste Seite eines Flugblatts zur Kommunalwahl 1964.


Zweite Seite des Flugblatts zur Kommunalwahl 1964.37


Kandidatenbrief ausdem Jahr 1964.39


Kandidatenbriefaus demJahr 1964.41


42Kandidatenbrief aus dem Jahr 1964.


Flugblatt aus dem Jahr 1966.43


44Rechenschaftsbericht der <strong>Ratsfraktion</strong> für die Jahre 1969 bis 1974.


Flugblatt der aus dem Jahr 1969.45


46Einladung zu einer Wahlveranstaltung 1969.


Rechenschaftsbericht der Fraktionaus dem Jahr 1969.Wahlprogramm aus dem Jahr 1969.47


48Rechenschaftsbericht 1972.


Rechenschaftsbericht 1975 bis1976.Rechenschaftsbericht 1975 bis1979.49


50Erste Seite des Kandidatenbriefes 1975.


Zweite Seite des Kandidatenbriefes 1975.51


52Titelblatt eines Kandidatenbriefes aus dem Jahr 1975.


Rückseite des Kandidatenbriefes aus dem Jahr 1975.53


54Kandidatenbrief zur Kommunalwahl aus dem Jahr 1975.


Wahlplakat zur Kommunalwahl aus dem Jahr 1975.55


56Wahlprogramm aus dem Jahr 1975.


Wahlplakat zur Kommunalwahl 1975.57


58Wahlplakat zur Kommunalwahl 1979.


Wahlprogramm 1979.59


Wahlplakat 1984.Titel Wahlpr o g r a m m1984.60


Wahlplakat aus dem Jahr 1989.61


62Wahlplakat aus dem Jahr 1989.


Kandidatenbrief zur Kommunalwahl 1989.63


Rechenschaftsbericht 1994 bis 1999.Wahlprogramm aus dem Jahr 1989.64Wahlplakat aus dem Jahr 1989.


Kandidatenbrief aus dem Jahr 1999.65


Wahlplakat aus dem Jahr 1999.Wahlplakat aus dem Jahr 1999.66 Wahlprogramm aus dem Jahr 1999.Wahlplakat aus dem Jahr 1999.


Wahlplakat aus dem Jahr 2004.Wahlplakat aus dem Jahr 2004.67


Wahlplakat aus dem Jahr 2004.Wahlprogramm aus dem Jahr2004.68


Kandidatenbrief aus dem Jahr 2004.69


Gesprächsrunde<strong>SPD</strong> Fraktion bewegt<strong>Dortmund</strong> seit über 60 JahrenGesprächsrunde mit früheren und gegenwärtigenVorsitzenden der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> <strong>Dortmund</strong>Leitung: Erdmann Linde, ehem. Leiter des WDR-Studios <strong>Dortmund</strong>Erdmann Linde: Liebe Freundinnen undFreunde, liebe Genossinnen und Genossen,jetzt wollen wir in einer Gesprächsrunde mitdenjenigen, die noch am Leben sind aus den60 Jahren Fraktionsvorsitz, und mit GertiZupfer über aktuelle Politik reden, aber auchuns erinnern. Und wenn ich sage, diejenigen,die noch am Leben sind, dann stelle ich mirvor, in diesem schönen Rathaus – da obendrüber – ist ein sonniger Himmel und aufeiner Wolke sitzen einige und spielen Skatund gucken runter zwischendurch, guckennatürlich nur runter, wenn wir es gut machen,wie zum Beispiel Fritz Henßler, Horst Zeidler,Theo Uhlmann, der dieses Rathaus mit gebauthat und Willi Reinke, an die erinnere ich michjetzt gerade.Aber andere werden sich an andere erinnernund da haben wir jetzt gleich Gelegenheit zu.Günter Samtlebe, bitte komme zu mir hoch.Wenn etwas in <strong>Dortmund</strong> gut anfängt, dannmuss Günter Samtlebe dabei sein und deshalbist es eine große Freude, Günter, dass du heutedabei sein kannst. Ich gebe dir mein Mikrofonund bekomme ein neues.Günter Samtlebe: Du hättest mir lieber einePfeife geben sollen.Erdmann Linde: Du weißt ja, dass mit demRauchen ist ein Zukunftsprojekt, wie dasausgehen wird, das wissen wir noch nicht, obes hier wieder jemals erlaubt sein wird.Günter Samtlebe: Der Oberbürgermeister hatuns erlaubt, bei der Jahresabschlussfeier zurauchen.Erdmann Linde: Ich will da nicht gegen angehenund von dir wissen: Du bist 1956 in den Ratgewählt worden, mit 30 Jahren. Das scheint mireine große Leistung gewesen zu sein, so jung inden Rat zu kommen.Das ist heute sehr schwer,obwohl es Personalentwicklungskonzeptegibt, um junge Menschen in den Rat hinein zubekommen. Wie ging das damals mit dir? Waswaren deine Voraussetzungen, was war deinGlück?70Ernst Prüsse, Günter Samtlebe, Erdmann Linde, Rolf Schäfer und Franz-Josef Drabig (v.l.n.r.)diskutieren über 60 Jahre <strong>SPD</strong>-Fraktionsarbeit.


Günter Samtlebe: Glück oder Personalnotstand.Erich Koszyk, einige werden ihn kennen, er warChef des Presseamtes nach Willi Weinauge ...Erdmann Linde: ... und Vater von Kurt Koszyk,der später großer Professor war und dieJournalistenausbildung nach <strong>Dortmund</strong> geholthat.Günter Samtlebe: Ein großartiger Mann, denich gekannt habe als Kind damals. Der warOrtsvereinsvorsitzender in Süd-West und sagtezu mir: „Du machst hier Ratsvertreter.“ Und ichsagte: „Bin ich bekloppt?“. Ähnliches habe ichdann beim Vorschlag zum OB gesagt, da wollteich den Rolf haben und ich habe ihm auch denGrund gesagt - ich habe so viel Maloche beiKarl Hoesch und das fällt mir schwer. Er sagte:„Das bleibt dabei, der Ortsverein hat bereits indeiner Abwesenheit abgestimmt, also ab insRathaus!“ Ich habe mich in dieser Fraktion unterVorsitz von Ewald Görshop damals und der Frau,die dabei war, die großartige Karoline Zorwald,sauwohl gefühlt. Ich habe es nicht bereut.Erdmann Linde: Und was hast du als erstesgemacht? Du warst gewählt, erscheinst da, bistwahrscheinlich der Jüngste gewesen.Günter Samtlebe: Einer war ein halbes Jahr älter,das war Kurt Köster.Erdmann Linde: Kurt Köster, der später dasJugendamt geleitet hat.Günter Samtlebe: Ja, erst mal zugehört. Dashaben nicht alle jungen Leute getan, und wennman wie ich ohne Vater groß wird, dann hatman irgendwie ein Anlehnungsbedürfnis anältere Herren. Das war in diesem Fall Herr EwaldGörshop. Ich sage ganz bewusst Herr. Wer sichan Ewald entsinnen kann, die korrekte Kleidung,sein Auftreten, seine feine Sprache und dieseSanftheit, die er an sich hatte, hinter der aber– ähnlich als wenn ich von Rolf spreche – wennes sein musste, auch Härte stand.Großen Respekt empfand ich ihm gegenüber undeine liebevolle Zuneigung zu einer großartigenFrau wie Karoline Zorwald, und das prägt daseigene Verhalten. Ich weiß nur, einmal habeich einen drüber gekriegt von ihm. Wem dassonst noch passiert ist und wer sich entsinnenkann, man wurde bestellt zum Konsum aufErdmann Linde.die Bornstraße. Morgens um 6:00 Uhr fing deralte Ewald an zu malochen. Er war schon da, erwar dort Arbeitsdirektor und dann hat er seinePflicht getan hier im Rathaus. Da hat er in allerSanftheit zu mir gesagt: „Hör mal, lass mal deinblödes Gequatsche dazwischen sein“, – das hater natürlich feiner gesagt. Ich habe ihm danngesagt: „Ewald, ich verspreche dir das“. Er hat mirauf die Schulter geklopft und hat zum Schlussgesagt: „Im übrigen wirst du – es werden zweiStellen frei – Vorsitzender für den Ausschussfür städtische Betriebe und dann – wie so eineArt Aufsichtsrat – Städtische Gutsbetriebe.“Wilhelm Hansmann war darin und saß nebenmir. Da habe ich gesagt: „Wilhelm du bist meinUntergebener.“ Er hat geantwortet: „Halt dieKlappe, ich sage dir, was hier zur Sache steht.“ Soentstehen freundschaftliche Verhältnisse, wennman offen ausspricht, was man denkt.Erdmann Linde: Noch einmal ein Wort zu EwaldGörshop. In der Erinnerung für mich war das eingebildeter Herr. Er hat es vor allem auch mitAlbert Schweitzer gehabt.Günter Samtlebe: Noch mehr, er war der großeKulturmann und war Frauen sehr zugeneigt, sodass das nicht misszuverstehen ist.Erdmann Linde: Vielleicht hast du mich71


72missverstanden. Ich kann mich nur erinnern, dassAlbert Schweitzer mehrfach nach <strong>Dortmund</strong>kam, in der Reinoldikirche Orgel spielte undich als Junge da gestanden habe mit Fackelnvor dem Römischen Kaiser zu Ehren von AlbertSchweitzer. Da kam Ewald Görshop und vondaher verbinde ich das mit ihm.Günter Samtlebe: Wir sind alle hingegangen undich spende heute noch für die Albert Schweitzer-Stiftung. Ewalds Wort hat gegolten, das sage ichvoller Dankbarkeit. Auch was er an Erziehung anvielen von uns jungen Hechten geleistet hat. Erhatte Vorbildcharakter und die Karoline, die warAWO-Chefin im Bezirk, die war großartig.Erdmann Linde: Deine Arbeit, außer in diesemGutsausschuss, worin bestand sie vor allem?Du bist ja gewählt worden mit dem Slogan„Sozialismus, Planwirtschaft und Demokratie“.Konntest du irgendetwas davon umsetzen?Günter Samtlebe: Nein, habe ich nichts vongehalten. Das sage ich in aller Offenheit,dieses dumme Gequatsche, der Samtlebe istein Rechter. Ich war für eine sozial gerechteMarktwirtschaft. Über Freiheit und Demokratiebrauchen wir nicht zu diskutieren, das sindSelbstverständlichkeiten.Erdmann Linde: Gab es da Probleme mit deinerArbeit bei Hoesch?Günter Samtlebe: Nein, gar keine. Ich musstedie Arbeit einteilen, das kann man sich heutenicht mehr vorstellen, was das bedeutet.Denn ich wollte das natürlich auch, weil ich jamerkte, da liegt eine schöne Leiter nach obenund das wäre nicht nur Dummheit gewesen,es wäre auch für das spätere Fortkommenfalsch gewesen, so dass ich da malocht habe.Da sitzen noch mehr, guck auf Rolf Hahn. Wirhaben unsere Arbeit gemacht, sind ins Rathausgerannt und ich bin beispielsweise nachRatssitzungen oder Fraktionssitzungen wiederzurückgegangen, später an der RheinischenStraße in diesem großen Prachtbau da. Ich habemich sehr wohl dabei gefühlt. Man war ja nochjung. Noch mit 70 Jahren habe ich gesagt, bistnoch ein junger Schlips dabei. Das ist alles klar,weil man so vernarrt ist, in das, was man tut,dass man das auch mit Liebe und Engagementmacht.Erdmann Linde: Hoesch war damals – soerscheint es mir – das Rückrat der <strong>SPD</strong>-Fraktion.Direkt nach dem Krieg sah es ein bisschen andersaus, da waren das vor allem die Bergleute.Was hat sich da geändert? War das schon derStrukturwandel, der begann, dass die Bergleutezahlenmäßig nicht mehr so stark waren oderhatte das mit dem Einfluss der IG Metall und IGBergbau zu tun? Man sprach ja früher immervon der Blechfraktion.Günter Samtlebe: Das war Horst ZeidlersAusdruck „Blechfraktion“.Erdmann Linde: Na ja, es hieß richtig Blechmafia,aber das wollte ich ja nicht sagen.Günter Samtlebe: Da muss man jetzt eineganz deutliche Antwort geben. Die Mehrheitunserer Wähler waren Bergleute, Hüttenleute,Handwerker, Malocher. Also muss auch derRat die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürgerwiderspiegeln, ganz einfach, Schluss.Erdmann Linde: Du hattest damals alsOberbürgermeister in der Fraktion nicht mehrFritz Henßler erlebt, sondern gleich DietrichKeuning.Günter Samtlebe: Dietrich Keuning war dererste, den ich erlebt habe. Die anderen kenneich aber sehr gut, Wilhelm Hansmann sehr nah.Fritz Henßler, dieser großer Denker. Er war einliberal denkender Mann und kam ja aus Baden-Württemberg. Das hat man immer noch amDialekt gehört. Er war vorgesehen, unter KurtSchumacher Außenminister zu werden. DieserWunsch ist leider nicht in Erfüllung gegangen,weil alle Wahlen baden gegangen sind und zwarmit erbärmlichen Ergebnissen für uns, und wirwaren da schon sehr geknickt.Erdmann Linde: Das sind Erinnerungen, diedu auch noch präsent hast. Die Abende derBundestagswahlen, wenn man vor dem Radiosaß und hörte bis weit nach Mitternachtund schrieb auf und zählte und es reichteniemals.Günter Samtlebe: Wir saßen ja erst später vordem Fernseher. Bis zum Schluss treffen wir unshier immer im Rathaus, mal saufen wir undjubeln und bei der letzten Landtagswahl sind


Günter Samtlebe.wir rumgelaufen – also das kann man gar nichtbeschreiben. Dann hat man sich eben vor Trauerso langsam einen reingezogen. Das gehörteinfach dazu. Aber es war immer hier. Ganz amAnfang sind wir zum Teil zum Brüderweg insParteibüro gegangen.Erdmann Linde: Ich habe auch in Erinnerung,dass es leichte Spannungen gab, wo geht manhin, zum Brüderweg, geht man zum Unterbezirkoder geht man ins Rathaus, aber das hat sich jajetzt doch geklärt.Günter Samtlebe: Das stimmt mit den Spannungen,aber ich bin, seit ich Fraktionsmitgliedwar, hier geblieben. Man möchte unter denengsten Freunden sein.Erdmann Linde: Ich sprach Dietrich Keuning an.Kannst du uns über ihn etwas sagen? Ich weißnämlich nur, wie es zu Ende gegangen ist, unddas würde ich gerne erzählen. Ich habe da guteErinnerungen daran, aber vielleicht sind dasauch nur Dönekens.Günter Samtlebe: Du meinst, wie das mit demRat zu Ende gegangen ist.Erdmann Linde: Ja, dass Dietrich Keuning anseinem Geburtstag kam und sagte, ich habeheute morgen meiner Frau versprochen, ichhöre auf und von heute auf morgen war keinOberbürgermeister mehr da.Günter Samtlebe: Nein, das hat er vorhergeregelt, mit mir – unter vier Augen. Das kannman ja heute sagen. Aber was war vorher?Dietrich Keuning war mein Betriebsratsvorsitzender.Rolf kennt ihn noch, alle, die von der altenHüttenunion nach Hoesch rübergegangen sind.Dietrich war so ein gradliniger, etwas pingeligerMann. Er war nicht so, wie viele von uns sind.Aber die Sauberkeit strahlte dieser Mannvollkommen aus. Betriebsratsvorsitzender,Bundestagsabgeordneter und dann, dass weißich noch ganz genau, wie er zu mir kam underzählte das mit dem Oberbürgermeister.Erdmann Linde: Vor oder nach dem Geburtstag?Günter Samtlebe: Nein, als er Oberbürgermeisterwerden wollte. Da sagte er, dann muss ersein Bundestagsmandat niederlegen. Er hatdas nur noch ein ganz klein wenig gehalten.Im Grunde war ich dagegen und zwar auseinem ganz einfachen Grund: Das hat JochenDieckmann gerade gesagt: In den Landtag und73


74in den Bundestag gehören auch Lobbyistender Kommunalpolitik. Die Rheinländer habenes immer begriffen, den Oberbürgermeistervon Köln haben sie im Landtag, der war sogarLandtagspräsident. Die hatten ihre Leute da, ichmusste das anders machen. Ich weiß noch denAusdruck von Paul Velsinger, dem CDU-Mann,dem Jesuiten, wir haben immer gesagt, meinschwarzer Bruder. Der hat gesagt: „Günter, ichschreib es dir auf und du bist der Panzer undholst beim Rau das Moos raus und gehst nachDüsseldorf.“ Es hat funktioniert, vor allem bei soeinem großen Menschen wie Johannes.Erdmann Linde: Dietrich Keuning war Oberbürgermeister,als du Ratsvertreter warst. Wiewar das, als er aufhörte? Kam das so plötzlich?Günter Samtlebe: Nein, er hat mir das gesagt,unabhängig vom Geburtstag. Er hat mich insein Büro gebeten, das war noch drüben imjetzigen Stadthaus. Wir waren ganz alleineund die anderen mussten warten. Dann hat erzu mir gesagt, „Günter du hast es mir hundertMal gesagt, nein kommt nicht in Frage ausberuflichen Gründen und weil du an derFraktion hängst“, und dann holte er plötzlichHeinrich Sondermann raus. Der kam in denSaal und Willi Reinke. Und dann sagte er: „Ichhabe beschlossen, das sind die Vorschläge, washältst du davon?“. Und ich habe gesagt:„Dubist der Oberbürgermeister, diese Fraktion istDisziplin gewohnt, du gehst da rein und dannwird gewählt“. Das ist die Tatsache und soist es auch geschehen. Der Heinrich, das warübrigens ein sportlich gestählter Mensch, dabin ich manchmal neidisch geworden. Wer sichentsinnen kann an die alte Fraktion, der sprang,wenn Unterbezirksparteitag war, aus dem Standauf die Bühne und ich ging die Treppe hoch.Erdmann Linde: Heinrich Sondermann wardann derjenige, der Oberbürgermeister war,als du Fraktionsvorsitzender warst. Hat deraufgehört, um Schuldezernent zu werden? Erwar ja nur kurz Oberbürgermeister oder war ernicht glücklich?Günter Samtlebe: Er war nur ganz kurzOberbürgermeister. Ich spürte, dass er in demAmt nicht glücklich war, aber solche Dinge sindin der <strong>SPD</strong> gar nicht möglich. Jemanden, dersauber arbeitet, der keine Mätzchen macht vonhinten. Heinrich war ein sanfter Mensch, er gingnicht ran zur Sache und ein anständiger Menschund war ein Fachmann für Schule, Kultur.Ich war Fraktionsvorsitzender und dann hater darauf aufmerksam gemacht, dass dasDezernat frei wurde. Rolf Frommberger,auch ein Fachmann, ging und so ist es danngeschehen. Dann wurde Heinrich SondermannSchuldezernent.Erdmann Linde: Jetzt wird es spannend, denndann trittst du erst richtig in das Licht derÖffentlichkeit über <strong>Dortmund</strong> hinaus, dann fieldas Amt dir zu. Ging das so, dass du sagtest: „Ichmach das!“Günter Samtlebe: Nein, ich habe gesagt: „Ichwill nicht“, aus zwei Gründen. Der erste ist, ichmöchte gerne den Rolf haben, wir kennen unsja eine Ewigkeit. Das war mein Chef aus Schürenals Jungsozialist. Da hat er versucht, mich zuerziehen. Wenn wir abends immer schwofengingen, meinte er, die Sitzung wäre noch nichtzu Ende. Rolf hat mich auch später begleitet aufder Hütte, also ein sehr enges Verhältnis, dassich ihn ganz genau kannte, und ich wollte gerneden Kämpfer in der Fraktion machen. Da sagteder Rolf: „Kommt gar nicht in Frage“.Da glaubte ich, dass ich noch einen Joker inder Tasche hätte und gesagt: „Im Übrigenhabe ich ein Angebot, bei MannesmannArbeitsdirektor zu werden, zwei MillionenMark Gehalt im Jahr.“ Das ist die Wahrheit.Fritz Steinhauer, wer den noch als Ratsmitgliedkennt, Betriebsratsvorsitzender von HoeschUnion, ist ein richtig enger Freund von mirgewesen. Er war anders als Dietrich, so richtigSteinhauer mit dem Hammer in der Handhat er den Betriebsratsposten ausgeübt, alsoein Kämpfertyp. Ich habe lange überlegt unddann kriegte ich von Heinemann eine Antwort.Schade, dass der Herrmann nicht mehr hier ist... „Du erzählst nur dummes Zeug, du gehst nievon <strong>Dortmund</strong> weg, nie, da mache ich mit direine Wette!“, und da war die Partie entschieden.Ich wäre auch nicht gegangen.Erdmann Linde: Ging das einmütig und klar, dassdu Oberbürgermeister wurdest?Günter Samtlebe: Ja, wie üblich in der <strong>SPD</strong>-Fraktion, einstimmig, glaube ich. Im Rat bei einerStimmenthaltung. Es waren nur <strong>SPD</strong> und CDU


darüber. Ich habe in der Fraktion auch gesagt:„Damit ihr das wisst, meine Kinder und meineEnkelkinder sind in einer Gesamtschule und dieTochter ist Sozialdemokratin, aber jedem Vater,jeder Mutter und wenn das Kind älter ist habenwir das Recht, einzuräumen, welche Schule manbesucht. Und wenn ich hundertmal persönlichdagegen bin, muss man eine katholische Schulezulassen und eine evangelische Schule.“ Dahat es Theater in der Fraktion gegeben undauf einmal stand der Hermann Diekneite aufund sagte: „Ich unterstütze ihn!“ Und danndrehte sich das damals um. Die Schule wurdeso beschlossen, wie sie ist und es ist einewunderbare Schule. Eine bekannte Frau ist daja Konrektorin.Erdmann Linde: Du läufst wieder ein bisschenweit nach vorne.Rolf Schäfer.Günter Samtlebe: Du hast mich gefragt, wannich Ärger hatte.im Rat und es gab nur eine Stimmenthaltung,meine eigene, weil ich wusste, dass ich gewähltwurde.Erdmann Linde: Und kannst du dich in derFraktion an heftige Auseinandersetzungen undStreit erinnern?Günter Samtlebe: Ja mehrmals. Ich hatte michmit Horst Zeidler praktisch dauernd. Nur, wennman davon spricht, dann ist man verpflichtet,die eine Seite, die kaum bekannt war, zu kennen.Wenn jemand mal irgendwie in der Patschewar, dann zeigte der Horst sein wahres Gesicht.Mir ist es selber passiert. Ich weiß von einigen,denen er finanziell geholfen hat, aus seinereigenen Tasche. Also, den musste man kennen.Auf der einen Seite, wir haben ihn ja Stalingenannt. Das wissen wir, er hatte in der Fraktionauch die Seile festgehalten. Mit mir hat er auchKrach gehabt, noch und noch. Aber mit anderenauch, auch mit dem Nachfolger von Rolf. Dasist aber doch ganz normal, das ist vernünftigund dann habe ich noch mal Ärger mit derFraktion gehabt. Da hatte ich erst einen an derSeite, Hermann Diekneite. Da ging es um diekatholische Grundschule in der südwestlichenInnenstadt. Die sollte weg. Und ohne dass ichmich mit dem Hermann verabredet hatte, auchkein Blickkontakt, bin ich wütend gewordenErdmann Linde: Ja, ich dachte mehr in derZeit als du Fraktionsvorsitzender warst undOberbürgermeister wurdest. Aber wie das war,wollen wir den damaligen FraktionsvorsitzendenRolf Schäfer fragen, bitte komm nach oben.Rolf, du bist dann Fraktionsvorsitzender geworden,wie wir eben gelernt haben, weil dunicht Oberbürgermeister werden wolltest undmusstest mit Günter zusammen arbeiten. Wiewar das?Rolf Schäfer: Für mich kam es überhauptnicht in Frage, jemals als Oberbürgermeisterzu kandidieren. Weil ich genau wusste, dassder Günter in dieser Funktion viel besser war,als ich jemals hätte werden können. Vonmeinem Naturell her. Wer mich kennt, weißdas. Ich bin ein viel zu sanfter Mensch und alsOberbürgermeister muss man nicht gerade einMensch mit Brachialgewalt sein, aber zumindestdoch robust sein, und das ist nicht meine Art zuleben und auch nicht mein Naturell. Und deshalbwar es für mich ganz klar, als der Günter mir dasdamals sagte, für mich kommt das nicht in Frage,jemals Oberbürgermeister zu sein. Ich denke,meine Entscheidung war richtig, nicht dagegenzu kandidieren. Er war der Oberbürgermeisterfür <strong>Dortmund</strong>, und es war nur ein Gewinn für diePartei, dass er dieses Amt so lange, so qualifiziertund so gut ausgeführt hat.75


Erdmann Linde: Aber ihr habt ja in der Fraktionnicht nur Oberbürgermeister gesucht undernannt, sondern ihr musstet ja auch Tagespolitikmachen. In deiner Amtszeit war das nochWohnungsbau oder war das schon mehr derWeg von der Innenstadt zu den Bezirken?Rolf Schäfer: In den letzten Jahren der60er-Jahre, das war also, bevor ich 1973 alsFraktionsvorsitzender gewählt wurde, begannja die systematische Stadtentwicklung. Da gabes Stadtentwicklungsplanung, da wurde diePartei sehr intensiv beschäftigt. Mit der Parteiwurde eine Stadtentwicklungsplanung, diemustergültig war, auf die Beine gestellt. Einmultizentrisches Modell, wer das noch von denÄlteren kennt, das war die Grundlage, dass dievielen Vororte ihre Zentren bekamen und damitdie Schulzentren entwickelt wurden.Ich entsinnemich noch zu Frommbergers Zeiten, wo harteDebatten im Rat waren über die Schulpolitikund Kindertagsstättenprogramme, Hallenbäderund so weiter. Diese Entwicklungsphase wardas Hauptanliegen, Wohnungsbau und dieEntwicklung der Stadteile durchzuziehen unddie sind in meiner Amtszeit im Wesentlichengewesen.auseinandersetzen: Ist damals nicht des Gutenzuviel getan worden?Rolf Schäfer: Ich glaube, dass aus der damaligenSicht es nicht zuviel war. Es war diekommunalpolitische Vorstellung, dass in soeinem Stadtteilzentrum im Schnitt 50 bis60.000 Einwohner, die dort in diesem jeweiligenStadtbezirk versorgt wurden, dass da so einHallenbad hingehört. Um die Freizeit dieserEinwohner auch zufrieden stellen zu können,aber auch den Schwimmsport für Schulen undVereine zu garantieren. Dass die wirtschaftlicheEntwicklung über <strong>Dortmund</strong> so hinweg gegangenist, dass praktisch der Zusammenbruch derSchwerindustrie gekommen ist, Kohle, Stahl,und ich darf noch ergänzen, das Brauereiwesen,das war damals nicht vorauszusehen. Ich glaubenicht, dass damals jemand schon gesagt hat, daswird in Deutschland so katastrophal werden,und dass die Stadt einen derartigen Umbrucherlebt. Ich bin der festen Überzeugung, hättenwir nur annähernd diese weitere wirtschaftlicheEntwicklung gehabt, wie sie damals sichabgezeichnet hat, dann wären die Investitionenauch auf dem Gebiet der Hallenbäder nichtvergeblich gewesen.76Erdmann Linde: Das ist in der Erinnerung aucheine glückliche Zeit, weil genügend Geld dawar.Rolf Schäfer: Geld genug ist nie da gewesen.Ich bin 23 ½ Jahre im Rat gewesen. Ich habe 23Haushaltsreden des jeweiligen Stadtkämmererserlebt und ich habe eine oder zwei Reden inErinnerung, wo ein Kämmerer nicht gestöhnthat über die Finanzmisere, und das war HorstSchiffmann. Der hat mal ehrlich gesagt, also esgeht uns ganz gut und wir können zufriedensein. Aber alle anderen, das könnt ihr mir ehrlichglauben, haben nur gestöhnt, und ich meineim Nachhinein betrachtet, mit großem Recht.Denn die Städte sind meiner Meinung nach inall den Jahren im Finanzausgleich immer zu kurzgekommen.Erdmann Linde: Ein Exkämmerer klatschtbesonders laut. Aber ihr habt doch damalsviel gebaut und auf die Beine gestellt, wiezum Beispiel das Hallenbäderkonzept, wasja heute eher zu den Problemen gehört. Dieheutigen Kommunalpolitiker müssen sich damitErdmann Linde: Nun gehörte zu der Arbeitdes Fraktionsvorsitzenden nicht nur die Zusammenarbeitmit dem Oberbürgermeister,wir sehen das nach der heutigen Kommunalverfassung,sondern damals gab es ja noch einenweiteren Mitspieler, die Oberstadtdirektoren.Kannst du dich erinnern und die Namen nennen,mit denen du zusammen gearbeitet hast.Rolf Schäfer: In der Hauptsache war es Hans-DieterImhoff in der Zeit als Fraktionsvorsitzender.Insgesamt bin ich fünf Perioden im Rat gewesenund deshalb kann ich es nicht mehr so genausagen. Aber ich meine, Hans-Dieter Imhoff warin dieser Zeit der Oberstadtdirektor. Ich kannnur eines sagen, dass Hans-Dieter Imhoff einsehr loyaler Oberstadtdirektor war und sehrbedacht war auf gute, in der Sache begründeteZusammenarbeit mit der Fraktion. Das kannman nur dick unterstreichen.Erdmann Linde: Dem ging der Ruf voraus, dasser ein Wunderknabe war, weil er ähnlich wieHans-Jochen Vogel ein Prädikatsexamen inJura hatte. Hat man davon was gespürt. Einser-


Jurist, ich wollte es gar nicht sagen, es scheintso was wie ein Orden pour le merite zu sein,wenn man Einser-Jurist ist. Jochen Dieckmannschüttelt den Kopf, wahrscheinlich auch einEinser-Jurist.Rolf Schäfer: Bevor ich Fraktionsvorsitzenderwar, habe ich acht Jahre den Jugendwohlfahrtsausschussgeleitet, und dort war Hans-DieterImhoff sehr stark beschäftigt, damals mitdem – ich weiß nicht, ob man das heute nochkennt – das Karlsruher Urteil ist damals danngefallen zur Subsidiarität. Da war er damalsSozialdezernent und davor war er in den erstenAnfängen beim Rechtsamt als juristischerBerater und Fachberater für die Vorbereitungdieses Urteils. Da habe ich ihn kennen gelernt.Hans-Dieter Imhoff, ich betone das noch einmal,war ein derart loyaler Mensch, aber in der Sachedoch sehr konsequent und hartnäckig in derVerfolgung des Zieles.Erdmann Linde: Es muss ja auch zwischen Oberbürgermeister,Fraktion und OberstadtdirektorRangeleien und Unterschiede immer wiedergegeben haben, wer darf was entscheiden oderist das überhaupt nicht so gewesen?Rolf Schäfer: Ich will Folgendes sagen: Ich habein meiner ganzen Zeit als Fraktionsvorsitzendergroßen Wert darauf gelegt, dass in dem Fraktionsstatutein geschäftsführender Vorstand verankertwar. Und in diesem geschäftsführenden Vorstandwaren gewählte Vertreter aus der Fraktion, aberauch Oberbürgermeister, die Bürgermeistermit beratender Stimme, Oberstadtdirektor mitberatender Stimme und mit Sitzungsstimme derUnterbezirksvorsitzende und beratend die beidenStellvertreter des Unterbezirks. Wir tagten jedenMontag morgen und da sind die Richtlinien derPolitik erarbeitet worden. Da ging es manchmalhart her, die Tür war immer verschlossen, aber wirhaben in der Sache immer einen Weg gefunden,die Probleme zu diskutieren und zu klären, unddie sind dann auch in der Fraktion zur Diskussiongestellt worden. Wir haben also im Vorfeldversucht, die unterschiedlichen Spannungen, dieda sein mussten, auszuräumen und in der Sacheein Ergebnis vorzutragen. Ich finde, es hat sich inmeiner Zeit, es waren immerhin über elf Jahre,wirklich bewährt dieses Verfahren.Es wurden manchmal, wenn Fachfragen waren,Dezernenten mitgenommen, und ich habe ErichRüttel kurz gesehen hier. Die Hilfe, die man dannbekommen hat, aber nicht mit Aufspielen, ihrseit ja die doofen Volkstribunen, sondern ineiner Art, in der man sagte, pass mal auf, habtihr daran gedacht, habt ihr daran gedacht.Beispielsweise Personalfragen beim Erich oderSportfragen. Der war ja mehr Sportdezernentals Personaldezernent gewesen. Uns das allesklarzumachen, da kann man tausendmalDankeschön sagen, denn das muss so sein.Der Jochen guckt mich immer wieder an. Ichwar Präsident des Städtetages und Jochenwar mein Geschäftsführer. Ich hätte dochmanchmal wie Pik Sieben dagesessen beiHauptversammlungen, wenn mir Jochen nichtalles fertig gemacht hätte. Das darf man dochoffen aussprechen. Nicht Männer machenGeschichte, das ist das Doofste, was ich gehörthabe, Kollegien machen Geschichte. Kollegien,wie schon Friedrich der Große gewusst hat.Kollegien, man muss sich immer umringen miteinem Kreis von hervorragenden Frauen undMännern, und dann kann man keine Böckeschießen.Erdmann Linde: Rolf hatte eben davon gesprochen,dass am Montagmorgen, es muss ganzfrüh gewesen sein, dieser geschäftsführendeFraktionsvorstand tagte und da fielen dieEntscheidungen. Ich habe ja eine kurze Zeitbei der Stadt gearbeitet und durfte da auchmal vortragen und ich weiß noch, dass ich sehrehrfürchtig da rein schlich und froh war, als ichwieder rauskam und keinen Schaden an Leibund Seele genommen hatte. Aber nicht, weil daso ein besonders heftiges Klima war, sondernweil man wusste, hier wird jedes Wort genaugewogen. Es ging um eine kleine Sache wie dieVolkshochschule, das hat dann aber auch entscheidendesGewicht. Ist euch das dann auchimmer so klar gewesen, dass ihr eigentlich inder damaligen Zeit die Stadtregierung gewesenseid? Montagmorgens um neun. Bei HorstZeidler gab es das auch schon mal um acht.Rolf Schäfer: Neun Uhr.Erdmann Linde: Na gut, es kam mir wie achtUhr vor.Günter Samtlebe: Darf ich einiges hinzufügen?Rolf Schäfer: Neun Uhr, es kann aber auch acht77


Franz-Josef Drabig.78Uhr gewesen sein. Aber ich weiß, dass wir oftkaum Zeit hatten, Mittag zu essen. Um ein Uhrwar die Fraktionsvorstandssitzung und um dreiUhr dann die Fraktionssitzung, so dass wir voneiner Sitzung zur anderen gingen. Aber ich betonedas nochmals, wir haben dann die Ergebnissenicht diktatorisch versucht durchzusetzen,sondern wir haben sie der Gesamtfraktion undvorher dem Fraktionsvorstand so zur Diskussiongestellt.Erdmann Linde: Offensichtlich sind einigeAnwesende der Meinung, dass ist nur bei euchso gewesen und danach nicht mehr.Rolf Schäfer: Das kann ich nicht beurteilen, ichbin ja 1984 aus dem Rat ausgeschieden. Dassind immerhin jetzt schon über 22 Jahre. Abereines darf ich noch einmal betonen: Auch in derFraktionsarbeit unter meinem Vorsitz habe ichWert darauf gelegt, dass wir immer Teamarbeithatten. Mir wurde oft vorgehalten, du bist indeiner Versammlungsleitung zu großzügig, dulässt zu viele reden. Ich habe Wert darauf gelegt,dass die Themen wirklich ausdiskutiert wurdenund dann habe ich allerdings Wert darauf gelegt,wenn es einzelne spezielle Fachfragen waren,dass die Fachfraktionen vorher eine eigeneMeinung hatten. Ich wollte nicht haben, dassin der großen Fraktion die Fachdiskussionender Fachfraktionen noch verlagert wurdenund noch mal wiedergekaut wurde, sondernich wollte gerne von der Fachfraktion eineklare Meinung haben. Das hat sich bewährt.Aber die Gesamtfraktion hat unter meinerLeitung reichlichst Zeit gehabt, immer alleProbleme auszudiskutieren und das mussich noch betonen: Die Bezirksvorsteher undBezirksfraktionssprecher hatten, wenn es ihrenBezirk anging, ebenfalls das Rederecht und da istmanches Mal von den Ortsvereinen über dieseBezirksvorsteher und Bezirksfraktionssprecherwirklich auch die Meinung des Ortsvereinesdort vorgetragen worden, und wir haben immerwieder versucht, Wege zu finden, dass wirdiese Auffassung mit einbinden konnten in dieBeschlussfassung.Erdmann Linde: Damals als du Fraktionsvorsitzenderwarst, war Horst Zeidler Fraktionsgeschäftsführer,zumindest einen großen Teilder Zeit. Kannst du noch was zu Horst Zeidlersagen, der ja nicht mehr unter uns ist. Wie hastdu die Zusammenarbeit mit ihm erlebt.Rolf Schäfer: Ich habe, bis auf ein oder zweiDinge, Horst Zeidler als einen sehr loyalenPartner feststellen können. Der hat einmal, daswill ich ruhig sagen, als Planungsausschussvorsitzenderin meinem Wahlkreis rumgefummelt


und da hat es dann in der Fraktion geknallt, weilich mir das einfach nicht habe bieten lassen.Das gilt aber auch für alle. Es kann nicht sein,dass in entscheidende Dinge in einem Wahlkreis,in dem ein Genosse sich vor Ort verantwortenmuss, reingefummelt wird, und dass der dannübergangen wird. Mit dem muss auch derbetreffende Fraktionssprecher oder Vorsitzendevorher gesprochen haben, bevor etwas in derGesamtfraktion diskutiert wird, damit dasauch geklärt ist. Das kann nicht anders sein. Ichgelte ja als einer, der sehr sanftmütig ist, aberwenn die Grenzen überschritten werden, dannmuss auch mal ein passendes Wort gesprochenwerden. Und das war einmal, aber der hat mirdas nicht nachgetragen. Der hat eingesehen,dass das nicht geht, und ich habe mit demHorst bis zum letzten Tag ein ausgezeichnetesArbeitsverhältnis gehabt.Erdmann Linde: Nach Horst Zeidler kommtFranz-Josef Drabig. Bitte bleibt alle sitzen, eskann noch lustig werden. Franz-Josef, du bistähnlich wie Günter Samtlebe ganz jung in denRat gekommen. Warst du damals der Jüngste?Franz-Josef Drabig: Ja, ich war damals der Jüngstein der Fraktion, so ähnlich wie bei Günter. PaulRonska, mein Vorgänger, hatte Zucker und ichwar im Urlaub in Jugoslawien mit dem Bootunterwegs und kam zurück. Ich war damalsOrtsvereinsvorsitzender in Alt-Scharnhorst. Wirmachten eine Gartenfete und dann erklärte mirPaul: „Du, ich kandidiere nicht mehr, wir habenschon mal für dich getagt und du kandidierstjetzt.“ Und dann war ich im Rat.Erdmann Linde: Du musst ja zu der damaligenZeit Jungsozialist gewesen sein. Das war ja dieErneuerungsphase der <strong>SPD</strong>, war das schwierigin Scharnhorst? Es waren ja immer noch diegleichen Gesichter.Franz-Josef Drabig: Die Juso-Zeit war da schonvorbei, jedenfalls meine aktive Juso-Zeit. Dortgab es in den späten 70ern schon ein Problem mitden Kollegen aus den Industriegewerkschaften,die ja im Ortsverein das Sagen hatten. Die Diskussionenwaren in der Sache immer hart, aberniemals haben wir die Menschen verletzt!darüber sehr viel Lustiges erzählen kann. Abersoviel kann man dann vielleicht doch sagen: Eswar Irrlehre.Franz-Josef Drabig: Ich denke, heute lehrt esjeder Ökonomieprofessor.Erdmann Linde: Ich wollte die Gelegenheitnutzen, weil ich das Mikrofon halte, noch einmalrecht zu behalten. Also erzähl, du hattest an denHerforder Thesen mitgeschrieben.Franz-Josef Drabig: Dann war klar, dass einpaar namentlich bekannte <strong>Dortmund</strong>er, HaraldHudy ist heute Bezirksvorsteher, längere ZeitFunktionsverbot hatten, welche aus der Parteiherausflogen, und ich glaube, dass das einProblem war, dass wir dann eine Menge dieserGeneration zwischen 30 und 40 heute verlorenhaben, die gesagt haben, in einer solchenPartei, wo wir nicht mal unsere Meinung sagendürfen, da hauen wir dann in den Sack. Ich habestatt dessen Hauskassierungen gemacht in derschlimmsten Ecke bei uns, in der WambelerHeide, Wambeler Holz, aber es hat mich dochgeprägt, es war gut.Erdmann Linde: Womit hast du angefangenim Rat, welches waren deine ersten Arbeitsgebiete?Franz-Josef Drabig: Den ersten Streit hatten derErnst Prüsse und ich. Man hat uns aufeinandergehetzt. Es gab damals die Ellipse und dieBlechmafia, die dann um die Grubenponysangereichert war. Die hatten zwei Kandidatenfür den Stellvertreter vom Stellvertreter vomStellvertreter und da wurden Ernst und ich delegiertvon den jeweiligen Gruppen, Ernst von derEllipse und ich den Blechmafiosen.Wir haben gegeneinander kandidiert, Ernst hatgewonnen und ist stellvertretender Wirtschaftssprechervon Gerd Kompe geworden. Ich bindann irgendwann in den Planungsausschussgegangen, und zwei Jahre später Sprecher desPlanungsausschusses geworden.Erdmann Linde: Hat dich das erfreut, befriedet,Planungsausschuss oder hast du derWirtschaftspolitik immer noch nachgetrauert?Erdmann Linde: Das war Stamokap, wir wollendas nicht im Einzelnen ausweiten, weil manFranz-Josef Drabig: Ich war ja in beiden Ausschüssen,Ernst war glaube ich auch in beiden79


Die Festveranstaltung 60 Jahre <strong>SPD</strong>-Fraktion füllte die Bürgerhalle im <strong>Dortmund</strong>er Rathaus.80Ausschüssen, wie viele andere auch. Ich glaube,das hat schon eine Menge miteinander zu tun.Stadtentwicklung ist, glaube ich, die größteMöglichkeit, die Struktur in einer Stadt zuverändern. Das ist auch das, was vorhin derRolf Schäfer sagte. Wir haben ein Stadtteileentwicklungsgskonzeptgemacht. Auch heutegibt es mit dem Masterplan Stadtentwicklungso eine Vision und ich glaube, der JochenDiekmann hat es gerade gesagt, <strong>Dortmund</strong>ist im Strukturwandel. Man sieht es ja auchdraußen in den Stadtteilen, ich will jetzt keineNachbarstädte beschimpfen, man sieht es imso genannten Emscher-Lippe-Raum. <strong>Dortmund</strong>ist eine ganze Ecke weiter als die Kernstädtedes Ruhrgebietes es sind, wie zum BeispielGelsenkirchen oder der Kreis Recklinghausen.Deshalb auch, weil wir sehr frühzeitig geplanthaben. Ich habe mal einem stadtbekanntenArchitekten in <strong>Dortmund</strong> gesagt, wissen Sie,Stadtplanung findet meistens montags stattin der 1. Etage im Rathaus und nicht in derSoundso-Strasse im <strong>Dortmund</strong>er Süden, diemeisten kennen die Straße. Also, wichtig ist,dass man sich nicht von außen alles aufdrückenlässt.Erdmann Linde: Ich weiß nicht, welche Straße,hilf mir.Franz-Josef Drabig: Das war die Olpketalstraße,da ist heute ein tolles Theater.


Erdmann Linde: Ah ja, dann weiß ich Bescheid.Stadtentwicklung, dazu gehörte in derZeit als Ratsmitglied dann später auch alsFraktionsvorsitzender das Technologie-Zentrum.Das ist ja Aushängeschild für <strong>Dortmund</strong>sFortschritt. Am Anfang erinnere ich mich noch,selbst mal einen Kommentar dazu verfasst zuhaben, wenn da 40 Arbeitsplätze geschaffenwerden, ist das viel. Wie hast du das erlebt?Franz-Josef Drabig: Das Ganze war ein fahrenderZug, eine laufende Bewegung. Ich glaube,wesentlicher Faktor für die ganze Veranstaltungwaren Horst Zeidler und Gerd Kompe, die dieseirrwitzige Idee „wir werden jetzt demnächstdie High-Tech-Schmiede im Ruhrgebiet“ inder Fraktion durchgesetzt haben. Es ist jagerade schon gesagt worden, die Fraktionbestand aus ganz vielen Ratsvertretern ausdem Bergbaubereich und ganz viele waren vonHoesch. Ich glaube, dass das eine Geschichtewar, an die so richtig niemand geglaubt hat.Aber man konnte zusehen und spüren, dass daaus den kleinen Betrieben riesige Maschinenwurden. Wenn ich an manche denke, da habeich alle zwei Jahre eine neue Einweihung einesBüroabschnittes gemacht, weil die aus denNähten platzten.Das Tollste was mir passierte war, dass einGeschäftsmann mir bei einer Einweihungsfeiergesagt hat: „Wissen Sie Herr Drabig, wir müssennächsten Monat ein Richtfest machen, weil ich81


kein Büro habe. Ich muss mir das mit meinemGeschäftsführungskollegen teilen.“ Und dieseChance genutzt zu haben, auch vor Ort, warnötig. Ferdi Hollmann beispielsweise ist massivbeschimpft worden, weil er genau an der Stellein seinem Bereich zugelassen hat, dass da ebendiese Büros hinkamen und nicht die freie Naturzu sehen war.Erdmann Linde: Nun zu den Vorgängen im Jahr1998. Was geht da in einem vor?Frank-Josef Drabig: Nun, das war eine schwierigeSituation. Man glaubt, die Welt bricht übereinem zusammen. Aber ich habe auch einigegute Erfahrungen und Schlüsse aus dieserKrise gezogen. Zunächst einmal fand ich es beeindruckend,dass die Menschen in meinemdamaligen Wahlkreis mich mit dem drittbestenErgebnis in <strong>Dortmund</strong> wiedergewählt haben.Dabei muss man wissen, dass Grevel eherschwarz gewesen war und Alt-Scharnhorst aucheher bürgerlich geprägt ist. Heute ist mir meineFamilie wichtiger als alles andere. Auch das lerntman aus solchen Erfahrungen, Frau und Kindsind der eigentliche Spaß im Leben.Darüber hinaus will ich sagen, dass die <strong>SPD</strong>-Fraktion auch durch solche Vorgänge am Endeals Siegerin rausgekommen ist. Wir haben 1999weniger verloren als im restlichen Land. DieArbeit der Fraktion läuft gut. Die Menschen in<strong>Dortmund</strong> spüren, dass die <strong>SPD</strong> ihre Interessenwahrnimmt. Die CDU und FDP hocken in derEcke und mäkeln rum, ohne etwas für dieBürgerinnen und Bürger zu tun.Und zuletzt war das für mich persönlich eineriesen Umstellung. Keine vollen Terminkalender,Fraktionschef in <strong>Dortmund</strong> ist ja fast ein Fulltimejob.Aber, alles in allem waren die 15 Jahreim Rat sehr interessant. Wir haben viel für<strong>Dortmund</strong> bewegt, und ich glaube auch, dassdie Fraktion, also Ernst und die Kolleginnen undKollegen, dass der Gerd Langemeyer, die Sacheso gut machen, dass die anderen eben immerrechts unten bleiben und wir links oben.Erdmann Linde: Danke schön, das war dieDraufsicht des Parteivorsitzenden auf dieFraktion. Jetzt hören wir, wie das die Fraktionsieht, Ernst Prüsse. Ernst du bist damals, sollman sagen, eingesprungen, aufgesprungen, wiehast du das erlebt, als du Fraktionsvorsitzenderwurdest.Ernst Prüsse: Ich bin da nicht eingesprungenoder aufgesprungen. Ich wollte das werden. Ichhatte das vorher mit Franz-Josef so verabredet,er würde Oberbürgermeister und ich würde82Ernst Prüsse (l.) und Günter Samtlebe.


Fraktions-Chef. Ich bin es geworden, er leidernicht.Erdmann Linde: Welches war deine Hauptaufgabe,als du dann in Absprache mit Franz-Josef Fraktionsversitzender wurdest?Ernst Prüsse: Die Hauptaufgabe war, nachdemwir 1999 die Wahl verloren hatten und mit34 Genossinnen und Genossen eine Fraktiongebildet haben, dass man da auch Wundenlecken musste am Anfang. Es war Neuland füruns, von der absoluten Mehrheit in ein Tal derTränen zu fallen. Ich habe dann aber sofortgesagt, Genossinnen und Genossen, das bringtuns nicht nach vorne. Wir müssen gucken, dasswir das akzeptieren, was der Bürger uns dajetzt angedient hat, und lasst uns das Bestedaraus machen. Ich glaube, dass dieser Anfangschwierig war, aber mit der Zeit haben wir daszumindest akzeptiert und heute können wirsicherlich aufrechten Ganges und Körperstaturdurch die Stadt <strong>Dortmund</strong> gehen, weil wirwieder stärkste Fraktion in <strong>Dortmund</strong> gewordensind.Erdmann Linde: Du hast als einziger von denFraktionsvorsitzenden bisher das Erlebnis, dassdu einen Koalitionspartner brauchst oder dassdu Mehrheiten organisieren musst. Wie machtman das?Ernst Prüsse: Da muss man 1999 anfangen. Dawar es so, dass die Grünen damals sicherlichauch zu uns gekommen waren. Bernhard Rapkaywar damals Unterbezirksvorsitzender und manwollte mit uns eine Zusammenarbeit beginnen.Ich konnte mir das überhaupt nicht vorstellen.Erdmann Linde: Warum konntest du dir dasnicht vorstellen?Ernst Prüsse: Weil das noch damit zusammenhing,dass wir absolute Mehrheiten gewohnt warenund dann auf einmal brauchten wir einen Partner.Ich konnte mir das nicht vorstellen und habedas auch abgelehnt. In der Partei ist das dannallerdings so akzeptiert worden. Dann haben dieGrünen und die CDU ein Zehn-Punkte-Programmerstellt. Dies haben sie abgearbeitet. Danachhabe ich dann mit Hans-Georg Hovermannein Gespräch gehabt und dann haben wiruns ins Vernehmen gesetzt, dass wir es jetztmal versuchen sollten. Das haben wir dannauch gemacht und es hat drei Jahre gedauert.Ohne Unterschrift haben wir dann drei Jahrezusammengearbeitet, sicherlich mit Höhen undTiefen. Insbesondere zum Schluss war es ein Tief,deswegen ist das dann auseinander gegangen.Dann haben wir ein Jahr noch mit Bündnis 90/Die GRÜNEN zusammengearbeitet. Es war mehroder weniger in dieser Zeit eine Zusammenarbeitauch mit wechselnden Mehrheiten und die warnicht berauschend für eine Fraktion und nichtfür eine Partei.Erdmann Linde: Aus dem Gefühl herausaber, ohne uns kann keiner was in <strong>Dortmund</strong>machen.Ernst Prüsse: Das würde ich auch so sagen. Wiesage ich immer, meine Frau regt sich darüberimmer auf: Da wo ich bin, ist vorne und wenn ichmich umdrehe, ist hinten vorne. Aber im Grundestimmt das. Die <strong>SPD</strong> ist vorne in <strong>Dortmund</strong>, wirsind die stärkste Fraktion und ohne uns kann hierin diesem Rathaus keiner was entscheiden.Erdmann Linde: Gibt es das noch oder gilt dasnoch was, montagmorgens neun Uhr?Ernst Prüsse: Nein, vor zehn Uhr gibt es bei mirüberhaupt nichts.Erdmann Linde: Montagmorgens zehn Uhr?Ernst Prüsse: Ja, zehn Uhr ist gut. Wir machenheute keine GV-Sitzungen mehr. Das hat sichdurch diese neue Situation, dass auch derOberbürgermeister eine größere, stärkereStellung hat, eigentlich ausgelebt. Wir machensicherlich Gespräche gemeinsam, derOberbürgermeister, die Fraktionsspitze undauch der Unterbezirksvorsitzende. Die sind abermehr lose, als dass sie generell immer montagsum zehn Uhr stattfinden.Erdmann Linde: Werden im geschäftsführendenVorstand Beschlüsse gefasst?Ernst Prüsse: Es werden im geschäftsführendenVorstand keine Beschlüsse gefasst. DieBeschlüsse, die wir fassen, fassen wir imFraktionsvorstand. Damals, als wir 1999, ichkomme da jetzt noch mal drauf, die Wahlverloren haben, habe ich gesagt, ich bin hier83


kein Alleinunterhalter, wir sind ein Team. Einermeiner Vorredner hat auch schon gesagt: „Nurals Team kann man etwas erreichen“, unddieses Team hat sich als positiv für die <strong>SPD</strong>herausgestellt. Im Fraktionsvorstand wird allesdas diskutiert, was auch von Relevanz ist undwenn wir dort eine Meinung herbeigeführthaben, versuchen wir, die in der Gesamtfraktionvorzustellen. Der Rolf hat das vorhin auchso gesagt: „Wir haben der Fraktion dann dieMöglichkeit gegeben, das zu diskutieren.“ Dasmachen wir heute auch noch.Erdmann Linde: Wie geht die Zusammenarbeitheute mit den Grünen? Nachdem du es dir nichtvorstellen konntest, musstest du dich ja darangewöhnen.Ernst Prüsse: Also, da Bündnis 90/Die Grünen2004 unter anderem meine Wunschpartnerwaren, haben wir dann natürlich, als wirstärkste Fraktion geworden waren, sofort mitden Grünen die Gespräche aufgenommen,und dass da jeder ein paar Federn lassenmuss, das ist vollkommen klar, in einerGemeinsamkeit ist das so. Da kann nicht immereiner Recht haben. Klar sind wir die größereoder stärkere Fraktion, ohne die Grünenkönnen wir aber nichts machen, und es hat sichherauskristallisiert, dass diese Zusammenarbeiteine vertrauensvolle und eine gute ist und ichhoffe, dass sie noch lange anhält.Erdmann Linde: Aus dir spricht ein gewisserRealismus jetzt, als ob du die Abneigungtotal überwunden hast und auf einer Ebenemarschierst.Ernst Prüsse: Es geht nicht um meine persönlichenEmpfindlichkeiten. Jeder, der in solcheine Funktion oder Position hinein möchte, mussviele persönliche Animositäten hinten runterfallenlassen. Es geht um das Wohl der Stadt, esgeht um das Wohl der Partei, und es geht auchum das Wohl der Fraktion. Und da hat man sichunterzuordnen, und wenn man das nicht kann,soll man es lieber lassen.Erdmann Linde: Die Koalitionspartner in<strong>Dortmund</strong> sind die Oppositionsparteienin Düsseldorf. Da kommt einiges auch auf<strong>Dortmund</strong> zu, Stichwort Westfalen oderRuhrgebiet.Ernst Prüsse: Wenn das tatsächlich kommt, dieDreiteilung, dann werden wir das sicherlich84Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer und Bürgermeisterin Birgit Jörder amüsierten sichsichtlich.


diskutieren. Das war bis heute noch nicht Themabei uns. Ich glaube auch nicht, das Bündnis90/Die Grünen im Rat der Stadt <strong>Dortmund</strong> diesgenau so sehen wir ihre Landespartei. Da wirdes sicherlich noch interessante Diskussionengeben, wo wir das dann auseinander dividierenmüssen. Aber grundsätzlich ist das nichtFraktionsaufgabe, sondern Parteifrage, Franz-Josef hat ja schon das Mikrofon gekriegt.Franz-Josef Drabig: Wir diskutieren das jaauch, und zwar gemeinsam mit dem Oberbürgermeister,mit der Fraktion, und wir sindeiner Meinung. Im Moment, liebe Genossinnenund Genossen, haben wir doch gar keinenGrund, den Job der CDU zu machen. Sie hatTheater vor Ort, zankt sich mit ihren Kommunenrum, um eine Veränderung der Mittelbehördenhinzukriegen.Warum sollen wir das tun? Wir fühlen uns sehr wohlhier in Westfalen, wir sind Teil des Ruhrgebietesund wir haben überhaupt kein Interesse, dasswir mit einem Regierungspräsidenten aus Essenso etwas wie eine Bezirksvertretung von Essenwerden. Insoweit hat die <strong>SPD</strong> hier in <strong>Dortmund</strong>eine klare Haltung dazu. Wir werden derzeit diePosition der CDU nicht unterstützen, wenn ab2010 Sozialdemokraten das Land wieder führen,machen wir uns ernsthafte Gedanken, wie manMittelbehörden strukturieren kann. Unsere Leutehaben jedenfalls die Position, wir sind Westfalenund wir sind Teil des Ruhrgebietes. Nur die <strong>SPD</strong>wird es geben, die <strong>SPD</strong> wird nicht weiter zulassen,dass Herr Lammert als Alleinveranstalter meint,fürs Ruhrgebiet sprechen zu können. Die <strong>SPD</strong>ist die Sprachmutter des Ruhrgebietes, wir sinddie authentische Gruppe, die die Interessen derMenschen vertritt und nicht Herr Lammert odersonst einer, und insofern hat diese Diskussionnoch ganz lange Zeit, mindestens bis 2010.Günter Samtlebe: Der Jochen Dieckmann hat dasja eben in sehr lustiger Form vorgetragen, wasich als Präsident des Städtetages hierzu gesagthabe. Das habe ich übrigens auch Helmut Kohlgesagt, mit dem ich ein ausgesprochen gutesVerhältnis hatte, weil der Mann mit allem, was ermir versprochen hat, Wort gehalten hat. EinmalGewerbesteuer. Die CDU-Bundestagsfraktionwollte die Gewerbesteuer abschaffen.Da bin ich hinmarschiert zum Kanzler, haberichtig Trallala gemacht. Dann wurde es Stille,versprochen vor der Hauptversammlung desStädtetages, Jochen, versprochen von HelmutKohl. Kohlezulage, Kohlebeihilfe, die CDUwollte das damals schon, das ist schon zigJahre her. Er hat es versprochen, der IG-Bergbauund mir, und er hat Wort gehalten. Das ist derGrund, und deswegen war ich auch wegen derMittelbehörden dort und habe mich ausgeweint.Ich vertrete die Auffassung, noch viel schärferheute und bleibe dabei, wenn ich dieses WortKommunalaufsicht höre, dann platze ich vorWut, das ist so ein unverschämter Begriff. Werbeaufsichtigt eigentlich die Pfeifen in Düsseldorf?Gibt es da eine Landesaufsicht? Ja bitte, werbeaufsichtigt die Herrschaften im Bundestagund die Regierung?Wie denn, gehen die jeden Tag da hin, wir machennur mal winke, winke, wenn ihr so weitermacht,dann geben wir euch die Stimme nicht und dasist jeweils schwankend. Nein, glaubt mir das. Ichhätte sogar einen Vorschlag. Die Großstädte ganzrauszunehmen und das Innenministerium kannsich dann um die kümmern. Ganz rausnehmen,dann haben wir die Kreise, weg damit, warumdenn auch noch die Kreise? Da ist doch derLandrat, der beaufsichtigt doch sowieso dieGemeinden in einem Kreis. Muss man da immernoch nach Arnsberg gehen und bitte, bittemachen? Das habe ich übrigens damals auchimmer schon gesagt, da war ich Vorsitzenderdieses Ausschusses beim Regierungspräsidenten.Da habe ich mich mit Ziegler herumgeärgert, derwar damals Regierungspräsident und dann kamRichard Grünschläger.Ein ganz anderer Mann, der sah das ein. Dersagte: „Günter, sag es aber nicht immer allesso laut, das muss man ausdiskutieren“, undin Düsseldorf bin ich gegen einen Dampfergelaufen bei allen Ministerpräsidenten.Die waren beim Innenminister gegen denDampfer gelaufen, darüber muss man einmalsprechen. Das heißt auch Bürokratieabbau,Leute! Überflüssige, die ihren Hintern im Sesselwetzen, völlig überflüssiges Zeug. Wenn mandas auf die Behörden verteilt, die schon da sind,damit die dann die Kommunen prüfen, wenn siegegen geltendes Recht verstoßen, und wenn sieglauben, sie könnten mehr Geld aus dem Fensterwerfen, als sie in der Tasche haben. Da sollender Regierungspräsident oder die Behördeneingreifen.Erdmann Linde: Noch mal zu Ernst Prüsse alsdem aktiven Fraktionsvorsitzenden. Die <strong>SPD</strong>85


Gerti Zupfer.86hat sich in der Vergangenheit immer auf dieFahne geschrieben, junge Leute in die Fraktionaufzunehmen, heranzuführen. Es gab eineKommunalakademie in <strong>Dortmund</strong>. Was istdaraus geworden, wie sieht das im Momentaus? Was tut ihr, damit bei der nächstenKommunalwahl junge Genossinnen undGenossen eine Chance haben?Ernst Prüsse: Ich glaube schon, dass wir jungenLeuten, jungen Genossinnen und Genossen,eine Chance geben, wenn sie denn wollen. Ichwill damit nicht sagen, dass nicht alle wollen,aber es ist schon mal passiert, dass einer da warund der hat sich nicht zurechtgefunden in der<strong>Ratsfraktion</strong>.Das war vor meiner Zeit als Fraktionsvorsitzender.Die Kommunalakademie hat sich als positivdargestellt, weil von den ungefähr zwanzigGenossinnen und Genossen, die daranteilgenommen haben, so zehn bis zwölf denAbschluss der Akademie gemacht haben.Sicherlich sind nicht alle, die an dieser Akademieteilgenommen haben, direkt in die Fraktion oderan Mandate gekommen, sondern wir habenauch Genossinnen und Genossen, die ebennoch im Juso-Alter sind oder waren, als sie indie Fraktion eingetreten sind.Desgleichen haben wir sicherlich versucht, auchüber die Partei den jungen Genossinnen undGenossen, oder über die Jusos Möglichkeiteneinzuräumen, in Mandate zu gehen. Es istsicherlich schwierig für jemanden, der seinStudium oder seine Ausbildung noch nichtabgeschlossen hat. Dieses Problem soll mannicht unterschätzen. Aber bei uns ist eigentlichjeder, der es werden möchte, willkommen. Dafürmuss er dann allerdings auch die Kärrnerarbeitauf sich nehmen, eben sich in der Partei und inder Person aktiv zu betätigen.Erdmann Linde: Oder als Hauskassierer, wieFranz-Josef Drabig das gemacht hat?Ernst Prüsse: Nein, wobei ich das auch frühergemacht habe.Erdmann Linde: Das gibt es ja nicht mehr!Ernst Prüsse: Da hat Franz-Josef recht, das isteigentlich der größte Fehler, den wir als <strong>SPD</strong>haben machen können, dass wir die Hauskassierungabgeschafft haben. Da haben wireigentlich jeglichen Kontakt zur Basis verloren.Erdmann Linde: Ich würde jetzt gerne GertiZupfer nach oben bitten. Gerti Zupfer ist 1979in den Rat gerückt. Du warst damals auch eineder Jüngsten und du warst eine der wenigenFrauen, das fing damals erst an. Wie hast du dieFraktion erlebt, als du 79 dahin kamst, Klub deralten Männer?


Gerti Zupfer: Ich will nicht unfreundlich sein,aber sie waren schon alle sehr viel älter als ich,die dort in der Fraktion waren und wir warenauch nur eine Handvoll Frauen oder etwas mehr,aber ich muss sagen, ich bin außerordentlichfreundlich und gut aufgenommen worden.Erdmann Linde: Konntest du dir deinen Arbeitsplatzselber suchen oder war das geboren, dassdu Sozialpolitik, Frauenpolitik machen wirst?Gerti Zupfer: Nein, das war eigentlich nichtso geboren. Wir hatten im Stadtbezirk vierMandate, und da haben wir natürlich versucht,es aufzuteilen, dass jeder ein Fachgebietabdeckt, und mir als neu dazugekommenerFrau hat man dann natürlich den damaligenKinder-Jugend-Wohlfahrtsausschuss zugeteiltund den Schulausschuss.Ich muss sagen, dass war ganz gut, weil ichhautnah die Dinge miterleben konnte. Ich hattedamals eine Tochter, die schon in der Schulewar und man hat die Probleme, die es da gab,oder die Dinge, die sich entwickeln mussten,hautnah so erfahren und konnte da ganz gutmitreden.Erdmann Linde: In der Bildungspolitik warendas ja noch die Jahre, wo es um die zusätzlichenGesamtschulen ging, Scharnhorst lief, glaubeich, schon und die zusätzlichen, wie waren dieAuseinandersetzungen damals?Gerti Zupfer: Das habe ich unterschiedlichwahrgenommen, weil wir eben vor Ort dieGesamtschule hatten, die 1969 begonnen wurde.Das war ja eine der ersten Versuchsschulenin Nordrhein-Westfalen und war natürlichhervorragend ausgestattet, und wir habenals <strong>SPD</strong> vor Ort da sehr aktiv mitgearbeitet.Da gab es ziemlich früh einen Förderverein,und so konnten wir die Entwicklung begleitenund teilweise auch beeinflussen. Wir hattendavor ja Hans Peters, auch ein ScharnhorsterRatsvertreter, der dafür gesorgt hat, dassdiese Gesamtschule nach Scharnhorst kam,weil Scharnhorst im ganzen Stadtbezirk keineweiterführende Schule hatte, außer einerHauptschule. Das war für die Entwicklung undfür die Kinder in Scharnhorst sehr gut. Es hat zurFolge gehabt, dass vorher 10 Prozent der Kinder,die eingeschult wurden, das Abitur machten,und als die Gesamtschule sich weiter entwickelthatte und aufgebaut wurde, da waren es dann30 Prozent.Erdmann Linde: Hauptarbeitsgebiet in denersten Jahren und darüber hinaus war für dich jadie Frauenpolitik. Ich glaube, <strong>Dortmund</strong> war dieerste Stadt, in der es so eine Art Gleichstellungskommissiongab. Kannst du was dazu sagen?Gerti Zupfer: Ja, das ist richtig. Man darf auchnicht verschweigen, dass es auch mit ein Grundwar, dass man mich aufgefordert hat, 1979 zukandidieren.Ich war die erste Frau, die da im Stadtbezirkkandidiert hatte und hatte damit auch immerso ein bisschen die Aufgabe übernommen, michfür die Frauenförderung einzusetzen, weil ichauch aus der ASF kam und Brunhilde Deubel, diedamals ASF-Unterbezirksvorsitzende war, dasauch sehr gestützt hat. 1984, wir hatten vorhereinen Entwicklungsplan oder Situationsanalysezunächst einmal gemacht, was die Beteiligungder Frauen innerhalb der Stadtverwaltungausmacht, um zu erfahren, in welchen Ämternund in welchen Positionen sind Frauen, wo fehlensie. Es war natürlich ein Ergebnis, wir hatten,als wir anfingen mit dieser Analyse, noch eineDezernentin, und als die Analyse fertig war, wardie schon weg und ganz oben waren nur Männer.Das hat sich bis heute nicht so stark verändert.Es kam immer mal wieder eine Frau, aber dahaben wir Entwicklungsbedarf. Aber ansonstenhaben wir durch die Gleichstellungskommissionoder durch das örtliche Frauenbüro, das auchimmer beim Oberstadtdirektor angesiedelt war,also nicht einem Dezernenten unterstellt, hattedas Frauenbüro sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten.Wir haben sehr gute Frauenförderplänegemacht, die bundesweit Aufmerksamkeiterregten, und wir haben dies delegiert auf dieeinzelnen Ämter und Fachbereiche, damit dieauch verantwortlich dafür wurden, Frauenzu fördern und in die verschiedenen Ebenenhochzuziehen.Erdmann Linde: Ist das Arbeitsfeld damit fürdich erschöpft?Gerti Zupfer: Erschöpft kann man nicht sagen.Ich denke, man muss immer noch daraufachten, dass sich das nicht zurückentwickelt.Wenn zum Beispiel bei der Stadtverwaltungkeine Neueinstellung gemacht wird und man87


Positionen aus dem Bestand heraus besetzenmuss, dann muss man eben dafür sorgen, dassdie Frauen gleichmäßig beteiligt werden. BeiAusschreibungen haben wir immer geschrieben,Frauen mit gleicher fachlicher Eignung habenden Vorrang. Aber wenn man aus dem BestandStellen besetzen kann, schleicht sich daswieder ein, dass man den Stellvertreter inbestimmte Positionen schieben möchte, undda müssen wir darauf achten und das tut unserFrauenbüro auch. Ich habe das nie abgelegt,diese Dinge zu beobachten und notfalls auchda mal einzugreifen.Erdmann Linde: Wie ist die Zusammenarbeit indieser Frage in der Fraktion, die ja immer nochvon Männern dominiert wird?Gefühl, wenn man sich bei bestimmten Dingendurchgesetzt hatte. Aber heute hat manandere Möglichkeiten, auch die Teamarbeit inder Fraktion hat sich positiv entwickelt. Mansieht es natürlich ein bisschen anders. Ich wardamals recht jung, auch erst 34 Jahre, als ich indie Fraktion kam, und die meisten waren älter.Da hat man immer noch gesagt, ach ja, du wirstdas noch lernen. Ich habe damals auch gelernt,viele Dinge in kleinen Schritten zu machen,nicht immer riesige Dinge zu fordern, sonderndie Dinge Schritt für Schritt anzugehen, unddas ist das, was ich heute unseren jüngerenGenossinnen und Genossen in der Fraktionmanchmal rate. Man muss in kleinen Schrittenund sehr beharrlich an den Dingen arbeiten, dieman durchsetzen will.88Gerti Zupfer: Das ist falsch, dass die Fraktionvon Männern dominiert wird. Wir habenjetzt zurzeit, weil Reinhold Giese die Fraktionverlassen hat und Ingrid Krämer-Knorrnachgerückt ist, mehr Frauen als Männer inder Fraktion.Erdmann Linde: Ich ziehe meinen nichtvorhandenen Hut und kann die Frage gleichanschließen. Wenn du es vergleichst 1979 und2006, was hat sich in der Arbeit in der Fraktiongeändert?Gerti Zupfer: Eigentlich hat sich nicht so vielgeändert. Früher hat man in der Fraktion nochbessere Möglichkeiten gehabt, wenn die Haushaltsberatungenwaren. Das ist jetzt noch sofrisch, weil wir die gerade hinter uns haben. Dahatte man schon mal die Möglichkeit, das eineoder andere, was man im Stadtbezirk zu Beginnder Wahl versprochen hatte, einzuschieben undein bisschen Einfluss zu nehmen oder Dingeauszutauschen. Wir haben jetzt fast gar keineMöglichkeiten mehr, das ist sehr bescheiden,was wir jetzt machen können. Deshalb ist eswichtig, dass auch in den Fachbereichen undder Stadtentwicklung dafür gesorgt wird, dassvon vornherein die Stadtbezirke gleichmäßigversorgt werden und die Entwicklung soweitergeht.Man kann kaum noch etwas ändern, sonstbricht das ganze Gefüge zusammen. Daswar früher noch eine schöne Arbeit, als wirin der Fraktion für einzelne Dinge kämpfenkonnten, und das war dann ein herrlichesErdmann Linde: Danke, Gerti. Ich habe denEindruck, dass das hier heute eine schöne Veranstaltungist, aber nach dem Kalender sind60 Jahre ja eigentlich nicht so ein richtigesDatum. Man feiert 65 oder 75. Gucken wirnach vorne und ich frage jeden, der hier vornesitzt, 65 Jahre, in fünf Jahren, wenn wir wiederzusammen kommen sollten in dieser Runde,wo werden wir stehen?Franz-Josef Drabig: Ich hoffe, dass wir nochein paar Sitze mehr haben im Rat. Der Oberbürgermeisterwird weiter rot bleiben undin der 2. Etage regieren. Die Westfalenhüttewird fertig sein, im Phoenixsee werden wirnicht in großen Jachten, aber sicherlich docham Wasser sitzen, und Ernst Prüsse ist nochFraktionsvorsitzender.Rolf Schäfer: Ich hoffe, dass ich dann nochdabei sein werde. Als wir neulich mit der SantaMonika so eine wunderbare Fahrt gemachthaben, beim Veteranentreffen für ehemaligeFraktionsmitglieder, da habe ich dem ErnstPrüsse versprochen, ich würde immer brav aufmeinen Arzt hören und immer die Pillen fleißignehmen. Das werde ich weiter machen, damitich auch wirklich in fünf Jahren teilnehmenkann. Aber was ich mir wünsche, ist, dass es derStadt gelingen möge, die Wirtschaftssituationund Schaffung von Arbeitsplätzen so zielstrebigweiter fortzuführen, denn es ist bedrückend,dass wir trotz aller Bemühungen noch einehohe Erwerbslosenzahl haben.Ich sehe gar keine Möglichkeiten, als dass auf


Nach dem offiziellen Teil lud die <strong>SPD</strong>-Fraktion im Saal Westfalia zu Kaffee und Kuchen ein.diesem Gebiet intensiv weitergearbeitet wird,und das ist mein sehnlicher Wunsch, dassauf diesem Gebiete noch viele Arbeitsplätzegeschaffen werden. Ich habe es aufgegeben zuglauben, dass die früheren Schlüsselindustrien- zu meiner Zeit Stahl, Kohle und Bier - nochirgendwie neue Arbeitsplätze schaffen. Daswird im Gegenteil noch weiter zurückgehen.Und deshalb muss es neue Technologie undFortschritt geben. Das ist mein sehnlicherWunsch, dass das in <strong>Dortmund</strong> weiterfortgeführt wird. Dann wird es auch uns in<strong>Dortmund</strong> wieder besser gehen.Günter Samtlebe: Erstens bin ich sicher, dasssich die <strong>SPD</strong> auch in <strong>Dortmund</strong> wieder gehöriggefangen hat. Unterbezirk, Fraktion,Oberbürgermeister, das ist klar, wenn sie sichauch manchmal fetzen, das ist uninteressant.Wie in Berlin, da guckt man viel zu wenig drauf.Ich gucke nach Berlin, aber ganz gehörig, undsehe, was man in dieser großartigen großenKoalition tut. Ich mag sie sogar, nicht nur weiles nicht anders geht, ich hätte Gerd Schrödergerne als Bundeskanzler gehabt. Ich guckeweiter, Rolf wird es mir bestätigen können, fünfJahre sind für jemanden, der 80 ist, nichts. DieZeit fliegt, die fliegt so weg. Stehst morgensauf, hast Kaffee getrunken, dann ist schonbald wieder Abendessen. Ich gucke auf dieZeit – wie ist das eigentlich für Hundertjährige– und wenn wir uns versprechen, dass wir allewieder da sind.Ernst Prüsse: Als erstes wünsche ich mirnatürlich, dass die jetzige Landesregierungden städtischen Töchtern weiterhin ihre wirtschaftlicheBetätigung lässt, damit wir auchfür die Daseinsvorsorge weiterhin zuständigsind. Der zweite große Wunsch ist natürlich,dass die <strong>SPD</strong> bei der nächsten Wahl nochstärker wird als Fraktion, als sie heute ist.Und dann wünsche ich mir, dass ich weiterhinFraktionsvorsitzender bleibe.Gerti Zupfer: Ich denke, wir haben guteChancen, bei den Dingen, die wir bis jetztbewegt haben, als Fraktion noch stärker zuwerden. Wir waren ja sogar mal so vermessenzu glauben, wir haben wieder die absolute89


Mehrheit, da könnten wir vielleicht knappdran kommen. Das ist eigentlich das, was ichmir wünsche, weil dann die Politik zu machen,einfacher ist. Das ist das, was ich mir für dienächsten Jahre wünsche. Dass wir draußengehört werden, dass wir so gesehen werden,wie wir sind, dass die Arbeit akzeptiert wird,die wir machen, und dann können wir eigentlichnur vorne liegen.Erdmann Linde: Ich weiß nicht, ob ein Schlusswortvorgesehen ist, Ernst Prüsse bitte.Ernst Prüsse: Dann stehe ich am besten mal auf.Meine Damen und Herren, liebe Genossinnenund Genossen, erst mal recht herzlichenDank, dass Sie, dass Ihr unserer Einladung sozahlreich Folge geleistet haben und habt. Ichglaube, es ist ein würdiger Rahmen gewesen,den wir heute hier zum 60-jährigen Bestehender <strong>SPD</strong>-Fraktion im Rat der Stadt <strong>Dortmund</strong>begangen haben. Ich möchte mich natürlichbei allen, die auf dem Podium waren oder nochsitzen, bedanken, bei Gerti als dienstältesterRatskollegin.Dann möchte ich mich ganz herzlich bedankenbei Günter Samtlebe, dass du es ermöglichsthast, an dieser Veranstaltung teilgenommenhast, trotz des hohen Alters, und bei dir Rolfnatürlich auch, dass du das wahr gemachthast, dass du, wenn du gesund bleibst, hiererscheinen wirst. Den Franz-Josef sehe ichsicherlich noch öfter, aber auch dir rechtherzlichen Dank, dass du zur Verfügunggestanden hast und bei Erdmann Linde für dieModeration recht herzlichen Dank. Du bist jaim wohlverdienten Ruhestand, aber ich glaube,das sind so Abwechslungen, die man gernewahrnimmt.Bei dir Jochen möchte ich mich recht herzlichbedanken, dass du als Landesvorsitzender der<strong>SPD</strong> diese Laudatio auf uns gehalten hast.Du hast sicherlich einen Zeitrahmen, dernicht immer gerade so weit gesteckt ist, dassman so lange auch bleiben kann. Dafür rechtherzlichen Dank. Das will ich auch noch einmalso öffentlich sagen. Gerd, dir weiterhin guteZusammenarbeit mit der <strong>SPD</strong>-Fraktion undalles Gute für die Zukunft.Ich möchte jetzt einfach noch einmal denJochen nach vorne bitten. Wir haben füralle auf dem Podium ein kleines Präsentund auch für dich. Das ist das rote Ratshorn.Da sind wir schon vom Steuerzahlerbundangegangen worden, wir würden Steuergelderverplempern, weil eine Fraktion, die hier imRat ist, die gibt zwar Fraktionsgelder zurück,aber sonst hat sie wohl nichts zu tun, als unsin aller Öffentlichkeit bloßstellen zu wollen. Ichglaube, diese Maßnahme, so ein Nashorn alsFraktionssymbol zu nehmen zeigt ja auch, dassdie Fraktion stark ist, Stärke soll es zeigen undauf dem Batzen steht im Rathaus links oben.Gerti, du bekommst eins, Günter, Franz-Josefund es ist mir eine besondere Ehre, Erdmann,dir das zu überreichen. Herzlichen Dank.Meine Damen und Herren, die Veranstaltunghier unten ist beendet, Sie sind aber allerecht herzlich in die erste Etage eingeladen,im Saal Westfalia gibt es Kaffee und Kuchenund Getränke. Alkohol gibt es heute nicht.Wer nicht gut zu Fuß ist, wir haben an allenSäulen Aufzüge, damit Sie in die 1. Etagefahren können. Ich wünsche Ihnen einenschönen Nachmittag, Ihnen allen ein gesundesWeihnachtsfest, ein gesegnetes Jahr 2007 undvor allen Dingen Gesundheit. Dankeschön, dassSie hier waren.90


Presseartikel RuhrNachrichten <strong>Dortmund</strong> vom 21.12.2006 Text: Oliver Vollmerich91


92<strong>SPD</strong>-Fraktion im Rat der Stadt <strong>Dortmund</strong>RathausFriedensplatz 144122 <strong>Dortmund</strong>Tel.: 02 31 / 5 02 43 80 bis -84Internet: www.spd-fraktion-dortmund.deMail: fraktion@spd-fraktion-dortmund.de

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