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Journal<br />
Patientenzeitschrift für gutes Sehen<br />
Vorsicht Nebenwirkungen!<br />
Welche Medikamente den<br />
Augen schaden können<br />
Ab Seite 6<br />
<strong>OcuNet</strong> Klinik<br />
in Chiro:<br />
Auf dem Weg in die<br />
Selbstständigkeit<br />
Eine Kooperation von<br />
Christoffel-Blindenmission<br />
und <strong>OcuNet</strong><br />
Ausgabe 1/2011<br />
Seite 3<br />
Sehbehinderte helfen Sehbehinderten:<br />
„Im Alltag selbstständig bleiben“<br />
Seite 4<br />
<strong>OCT</strong>-Aufnahmen der Netzhaut:<br />
Was sagen diese Bilder dem<br />
Augenarzt eigentlich?<br />
Seite 5
2<br />
EdITOrIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
bei den meisten Augenerkrankungen kann der Augenarzt heute<br />
helfen. Wenn eine Erblindung oder eine schwere Sehbehinderung<br />
jedoch gar nicht aufzuhalten sind, benötigen Betroffene<br />
menschliche und praktische Hilfe, um sich in die schwierige<br />
Lebenssituation einzufinden. Auf Seite 4 und 5 erfahren Sie im<br />
Interview mit dem SehbehindertenBerater des AMDNetzes<br />
NRW, Werner Lechtenfeld, welche Rolle Selbsthilfeorganisationen<br />
dabei für die Betroffenen spielen. Außerdem lesen Sie, wie Ärzte<br />
<strong>OCT</strong>Aufnahmen zur Netzhautdiagnostik nutzen.<br />
Auf Seite 3 informieren <strong>OcuNet</strong> Ärzte, welche Nebenwirkungen<br />
bestimmte Wirkstoffe und Medikamente am Auge haben<br />
können.<br />
Ab Seite 6 berichten wir – wie immer – über die aktuellen<br />
Entwicklungen aus der <strong>OcuNet</strong> AugenKlinik in Chiro/Äthiopien.<br />
Rund zwei Jahre nach Ihrer Eröffnung ist die Klinik allmählich<br />
auf dem Weg in die Selbstständigkeit und bewältigt den Alltag<br />
mit einheimischen Kräften. Doch natürlich gibt es dabei immer<br />
wieder Rückschläge und Stolpersteine. Zum Beispiel ein zerbrochenes<br />
Operationsmikroskop, dessen Ersatz den Beteiligten<br />
Probleme bereitete. Ein Team aus dem <strong>OcuNet</strong> Zentrum Ahaus<br />
Westmünsterland war im Herbst vergangenen Jahres vor Ort<br />
und sprach mit dem leitenden äthiopischen Augenarzt.<br />
Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame Lektüre<br />
Ihr <strong>OcuNet</strong> Redaktionsteam<br />
INhALT<br />
5<br />
3 Vorsicht Nebenwirkungen!<br />
Welche Medikamente den<br />
Augen schaden können<br />
4 Sehbehinderte helfen<br />
Sehbehinderten: „Im Alltag<br />
selbstständig bleiben“<br />
5 <strong>OCT</strong>-Aufnahmen der Netzhaut:<br />
Was sagen diese Bilder<br />
dem Augenarzt eigentlich?<br />
6<br />
6 <strong>OcuNet</strong> Klinik in Chiro<br />
Auf dem Weg in die<br />
Selbstständigkeit<br />
7 Über Nacht wieder sehen<br />
<strong>OcuNet</strong> Ärzte erhalten<br />
Tropenophthalmologie-<br />
Preis 2010<br />
8 Ahauser Berufskolleg<br />
engagiert sich für Chiro<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
S chleswig-<br />
Greifswald<br />
Holstein Eutin<br />
Bad Segeberg<br />
Henstedt-Ulzburg Bad Oldesloe<br />
Rostock<br />
Bad Doberan<br />
Norderstedt<br />
Pinneberg<br />
Ahrensburg<br />
Gadebusch<br />
Wismar<br />
Schwerin<br />
M e c k l e n b u rg-<br />
Vo r p o m m e r n<br />
Mölln<br />
Hamburg<br />
Wittmund Jever<br />
Trittau<br />
Crivitz<br />
Waren<br />
Norden<br />
Schwarzenbek<br />
Hamburg<br />
Schortens<br />
Nordenham<br />
Lauenburg<br />
Hagenow<br />
Parchim<br />
Neurstrelitz<br />
Wilhelmshaven<br />
Boitzenburg<br />
Prenzlau<br />
Brake<br />
Seevetal<br />
Ludwigslust<br />
Lüneburg<br />
Rastede<br />
Bad Bevensen<br />
Pritzwalk<br />
Templin Schwedt<br />
Bremen<br />
Uelzen<br />
Perleberg<br />
Delmenhorst<br />
Gransee Angermünde<br />
Ganderkesee<br />
Lüchow<br />
Zehdenick<br />
Havelberg<br />
N iedersachsen<br />
Salzwedel<br />
Osterburg<br />
Bismark<br />
Klötze<br />
Stendal<br />
Tangerhütte<br />
Neuruppin<br />
Rathenow<br />
Nauen<br />
Falkensee<br />
Birkenwerder<br />
Gardelegen<br />
Genthin<br />
B e r l i n<br />
Rheine<br />
Braunschweig<br />
Helmstedt<br />
B randenburg<br />
Münster<br />
S achsen- Zerbst<br />
Roßlau<br />
Anhalt<br />
Dessau<br />
Gräfenhainichen<br />
Bitterfeld<br />
Luckau<br />
Cottbus<br />
R heinland-<br />
Pfalz<br />
S aarland<br />
Marburg<br />
Hessen<br />
Thüringen<br />
Rudolstadt<br />
Steinbach-Hallenberg<br />
Zella-Mehlis<br />
Suhl<br />
Schleusingen<br />
S a c h s e n<br />
Bayern<br />
Kelheim<br />
Deggendorf<br />
Dingol�ng Vilshofen<br />
Mainburg<br />
Pfarrkirchen<br />
Passau<br />
Moosburg<br />
Freising<br />
Eggenfelden<br />
Pocking<br />
Dachau<br />
Dorfen<br />
Baden-<br />
Gröbenzell<br />
Kirchheim<br />
Wür ttemberg<br />
Traunreut<br />
Grünwald<br />
Geretsried<br />
Traunstein<br />
Grassau<br />
Isny i. Allgäu<br />
Vilsbiburg<br />
Sonneberg<br />
Rödental<br />
Hildburghausen<br />
Schweinfurt<br />
Naila<br />
Coburg<br />
Kronach<br />
Bad Brückenau Haßfurth<br />
Gemünden<br />
Kulmbach<br />
Bad Sta�elstein<br />
Ascha�enburg<br />
Marktredwitz<br />
Gerolzhofen Bamberg<br />
Wunsiedel<br />
Neustadt<br />
Weiden i. d. Oberpf.<br />
Ebermannstadt<br />
Kitzingen Höchstadt<br />
Miltenberg<br />
Forchheim<br />
Fürth<br />
Sulzbach-Rosenberg<br />
Langenzenn<br />
Amberg<br />
Oberasbach Nürnberg Kümmersbruck<br />
Buchen Ansbach Roth Schwabach<br />
Hilpoltstein<br />
Heilbronn<br />
Ellwangen<br />
Treuchtlingen<br />
Kelheim<br />
Murrhardt<br />
Stuttgart<br />
Aalen<br />
Esslingen<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Hauzenberg<br />
Uhingen<br />
Ost�ldern-Nellingen<br />
Eislingen<br />
Landshut<br />
Filderstadt<br />
Langenau<br />
Wendlingen<br />
Frickenhausen<br />
Illertisssen<br />
Riedlingen<br />
München<br />
Sigmaringen<br />
Bad<br />
Waldsee<br />
Weingarten<br />
S chleswig-<br />
Holstein<br />
Ahrensburg<br />
Großhansdorf<br />
Wilhelmshaven<br />
Hamburg<br />
Hamburg<br />
Varel<br />
Rastede<br />
Bremen<br />
Bremen<br />
Salzwedel<br />
N iedersachsen<br />
Lingen<br />
Wolfsburg<br />
Schleiz<br />
M e c k l e n b u rg-<br />
Vorpommern<br />
NL<br />
Rheine<br />
Gronau<br />
Ahaus<br />
Münster<br />
Minden<br />
S achsen-<br />
Anhalt<br />
B e r l i n<br />
B randenburg<br />
Raesfeld<br />
Essen<br />
Ahlen<br />
Hamm<br />
Nordrhein-<br />
Gütersloh<br />
Westfalen<br />
Troisdorf<br />
Düsseldorf<br />
Eitorf<br />
S a c h s e n<br />
St. Augustin<br />
Hangelar<br />
Siegburg<br />
Marburg<br />
Dillenburg<br />
Hessen<br />
Wetzlar<br />
Thüringen<br />
Limburg Schweinfurt<br />
Bad Steben Hof<br />
Wiesbaden<br />
R heinland-<br />
Pfalz<br />
F-Höchst<br />
Frankfurt<br />
Lohr<br />
Miltenberg<br />
Karlstadt<br />
Würzburg<br />
Marktheidenfeld<br />
Coburg Münchberg<br />
Bamberg<br />
Röttenbach<br />
Fürth<br />
Nürnberg<br />
S aar-<br />
Buchen<br />
land<br />
Deggendorf<br />
Mutlangen Bayern<br />
Landau<br />
an der Isar<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
Esslingen Plochingen Heidenheim<br />
Köngen<br />
Baden-<br />
Ulm<br />
Wür ttemberg<br />
Rottenburg<br />
Landshut<br />
Simbach a. Inn<br />
Spaichingen<br />
Memmingen<br />
München<br />
Donaueschingen<br />
Tuttlingen<br />
Braunschweig<br />
Aurich<br />
Winterswijk<br />
Wittstock<br />
Groß Pankow<br />
Mühlenbeck<br />
Berlin<br />
Göttingen<br />
die <strong>OcuNet</strong> Gruppe ist ein bundesweites Netzwerk<br />
von ophthalmologischen Einrichtungen mit<br />
der Philosophie „Qualität im Auge“. 2010 zählte<br />
die Gruppe 17 <strong>OcuNet</strong> Zentren mit insge samt<br />
91 chirurgischen Standorten sowie 464 <strong>OcuNet</strong><br />
Augenarzt praxen. die Einrichtungen arbeiten in<br />
den jeweiligen regionen eng zusammen, um Patienten<br />
insbesondere bei Augenopera tionen eine<br />
nahtlose Behandlungskette bieten zu können.<br />
Nach einheitlich ho hen Qualitätsstandards<br />
führten sie 2010 über 197.000 Eingriffe am<br />
Auge durch.
Vorsicht Nebenwirkungen!<br />
Welche Medikamente den Augen<br />
schaden können<br />
Medikamente gegen herzrhythmusstörungen oder Infektionen sind lebenswichtig, doch haben sie häufig<br />
Nebenwirkungen. Bei ständiger Einnahme ist das Auge, nach der Leber, das am häufigsten betroffene Organ.<br />
Zu den Arzneistoffen, die das<br />
Auge besonders belasten oder das<br />
Risiko für bestimmte Augenerkrankungen<br />
erhöhen, zählt Amiodaron.<br />
Es ist ein häufig verwendetes<br />
Mittel gegen Herzrhythmusstörungen.<br />
In Deutschland wird es<br />
unter dem Handelsnamen Cordarex<br />
oder als Generika auch unter<br />
anderen Bezeichnungen angeboten.<br />
Patienten, die dieses Medikament<br />
einnehmen, müssen damit<br />
rechnen, dass sich Bestandteile in<br />
der Hornhaut und in der Linse des<br />
Auges ablagern können. Aber auch<br />
irreversible Schäden der Sehnerven<br />
werden mit Amiodaron in Verbindung<br />
gebracht. Daneben kann es<br />
zu einem Verlust von Wimpern und<br />
Augenbrauen kommen.<br />
Kortison kann Linse trüben<br />
Glucocorticoide wie zum Beispiel<br />
Pre dnisolon oder Dexamethason (im<br />
Sprachgebrauch meist pauschal als<br />
Kortison bezeichnet) haben verschiedene<br />
Einsatzgebiete. Ihnen gemeinsam<br />
ist die entzündungshemmende<br />
Wirkung. Als Nebenwirkung können<br />
Glucocorticoide jedoch nicht nur<br />
die Augenlinse trüben, sondern bei<br />
längerfristiger Einnahme zu einem<br />
erhöhten Augeninnendruck und – in<br />
der Folge – zu einer Sehnervschädigung<br />
führen. Damit verbunden sind<br />
dauerhafte Sehbeeinträchtigungen<br />
bis hin zur Erblindung.<br />
Trockene Augen durch hormone<br />
Die regelmäßige Einnahme von<br />
Hormonpräparaten geht bei vielen<br />
Patienten mit trockenen Augen<br />
einher. Typische Folge ist ein „Sandkorngefühl“.<br />
Die Augen röten sich,<br />
jucken und können trotz Trockenheit<br />
übermäßig tränen. Betreffen kann<br />
es zum Beispiel Patienten, die Beta-<br />
Blocker zur Blutdrucksenkung oder<br />
Präparate zur Schwangerschaftsverhütung<br />
einnehmen. Eine Therapie<br />
mit speziellen Tränenersatzstoffen<br />
kann die Beschwerden am Auge oft<br />
lindern.<br />
Im Zweifelsfall zum Augenarzt<br />
Daneben gibt es zahlreiche weitere<br />
Medikamente, die am Auge zu Nebenwirkungen<br />
führen können – mitunter<br />
mit weitreichenden Folgen.<br />
Doch grundsätzlich gilt: Nebenwirkungen<br />
können, müssen aber nicht<br />
auftreten. Ärztlich verordnete Medikamente<br />
dürfen deshalb auf keinen<br />
Fall eigenmächtig abgesetzt werden.<br />
Doch sollte man sich sehr genau<br />
beobachten und im Zweifel umgehend<br />
den Augenarzt aufsuchen.<br />
Wenn Medikamente dauerhaft eingenommen<br />
werden müssen, ist es<br />
sinnvoll, diese für den nächsten Augenarztbesuch<br />
aufzulisten und mit<br />
dem Arzt zu besprechen. n<br />
3
4<br />
Sehbehinderte helfen Sehbehinderten:<br />
„Im Alltag selbstständig bleiben“<br />
der Verlust des Sehvermögens ist ein großer Schicksalsschlag. Wie Betroffene<br />
trotzdem unabhängig bleiben können und wie Selbsthilfeorganisationen<br />
dabei helfen, sagt Werner Lechtenfeld, Berater des AMd-Netzes NrW.<br />
Als Sehender ist es kaum vorstellbar,<br />
diese Sinneswahrnehmung zu<br />
verlieren. Was bewegt Menschen,<br />
die allmählich erblinden?<br />
W.L.: Die Probleme beginnen bei<br />
Alltagstätigkeiten und setzen sich<br />
bei existenziellen Fragen fort: Wie<br />
finde ich mich im Straßenverkehr<br />
zurecht? Woher weiß ich, wie spät<br />
es ist? Wie bewältige ich den Haushalt<br />
und kann ich je wieder einen<br />
Beruf ausüben? Das sind nur einige<br />
der Herausforderungen, denen<br />
sich sehbehinderte Menschen in<br />
ihrem Krankheitsverlauf stellen<br />
müssen. Zentral ist oft die Erfahrung:<br />
Ich erkenne die Gesichter<br />
meiner Kinder auf der Straße nicht<br />
mehr.<br />
Welche hilfestellung können sich<br />
Betroffene dabei von Selbsthilfeorganisationen<br />
versprechen?<br />
W.L.: Selbsthilfe ist ein Angebot,<br />
aus der Erfahrung anderer zu lernen<br />
und dadurch seine Selbstständigkeit<br />
zurück zu gewinnen.<br />
In Deutschland gibt es mehrere<br />
Was ist AMD?<br />
Werner Lechtenfeld berät das AMd-<br />
Netz NrW. Mit maßgeblicher Beteiligung<br />
des <strong>OcuNet</strong> Zentrums Münsterland<br />
Ost will dieses Netzwerk die<br />
medizinischen und sozialen Angebote<br />
für Patienten mit Altersbedingter<br />
Makuladegeneration bündeln und<br />
Synergien zwischen den Leistungserbringern<br />
schaffen. Ziel ist es, die<br />
Versorgung zu optimieren und somit<br />
die Lebensqualität der betroffenen<br />
Patienten zu steigern.<br />
große Organisationen, die den Austausch<br />
mit anderen Sehbehinderten<br />
ermöglichen und zudem eine<br />
Die AMD (Altersbedingte Makuladegeneration) ist die häufigste Erblindungsursache<br />
in den westlichen Industrienationen bei Menschen über<br />
60 Jahren. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Netzhautmitte,<br />
auch Makula oder Stelle des schärfsten Sehens genannt. Wenn<br />
gerade Linien krumm, wellig oder verzerrt erscheinen, kann das ein Anzeichen<br />
für die Erkrankung sein. Im fortschreitenden Stadium erscheint<br />
in der Sehfeldmitte ein grauer Fleck, der mit der Zeit immer größer<br />
wird. Betroffene erkennen zum Beispiel einen Bilderrahmen, aber nicht<br />
dessen Inhalt. n<br />
zielgerichtete Beratungsleistung<br />
anbieten. Hier werden spezielle<br />
Sprechstunden für verschiedene<br />
Krankheitsbilder und Aspekte angeboten.<br />
Welche Aspekte behandeln die<br />
Beratungen konkret?<br />
W.L.: Es gibt zum Beispiel Sprechstunden<br />
und telefonische Beratung<br />
zu technischen Hilfsmitteln<br />
wie sprechende Uhren, spezielle<br />
Telefone für Sehbehinderte oder<br />
vergrößernde Sehhilfen. In anderen<br />
Sprechstunden erfährt man,<br />
wie man sich mit einfachen Tricks<br />
den Alltag erleichtert: Menschen<br />
mit Restsehvermögen sehen auf<br />
einem hellen Tisch eine schwarze<br />
Tasse besser als eine weiße. Und<br />
das Überlaufen beim Getränke einschenken<br />
vermeidet man am besten,<br />
indem man den Finger hineinhält.<br />
Ganz wichtig ist außerdem die<br />
Beratung über finanzielle Ansprüche<br />
und andere Erleichterungen<br />
wie Schwerbehinderten- oder Parkausweise.<br />
Gibt es keine öffentlichen Ansprechpartner,<br />
zum Beispiel in<br />
den Gemeinden?<br />
W.L.: Es gibt öffentliche, aber keine<br />
zentralen Ansprechpartner. Für<br />
jeden Aspekt ist ein anderes Amt<br />
und eine andere Person zuständig.<br />
Die meisten Betroffenen sind damit<br />
völlig überfordert, zumal sie<br />
sich oft noch in ihre neue Lebenssituation<br />
als Sehbehinderter einfinden<br />
müssen. Es ist, als ob sich
das Leben in ein Puzzle auflöst, das<br />
sie nicht wieder zusammensetzen<br />
können – eben weil sie so schlecht<br />
sehen.<br />
Selbsthilfeorganisationen helfen,<br />
das Puzzle wieder zusammenzusetzen?<br />
W.L.: Genau so kann man das sagen.<br />
Wenn die Menschen bereit<br />
sind, sich als Sehbehinderter zu<br />
outen, um Hilfe zu fragen und auch<br />
Hilfe anzunehmen, können ihnen<br />
Selbsthilfeorganisationen helfen,<br />
ein neues Bild ihres Lebens zu<br />
schaffen und mit anderen Sinnen<br />
weitestgehend unabhängig den<br />
Alltag zu meistern.<br />
Kontaktadressen:<br />
Zentrale Rufnummer der Blinden-<br />
und Sehbehindertenverbände:<br />
01805 - 666 456 (€ 0,14/Min.),<br />
www.dbsv.org<br />
Netzhaut-Telefon der Pro Retina:<br />
01805 - 870018 (€ 0,14 /Min.),<br />
www.pro-retina.de und<br />
Internetplattform des<br />
AMd-Netzes NrW:<br />
www.amd-netz-nrw.de<br />
<strong>OCT</strong>-Aufnahmen der Netzhaut:<br />
Was sagen diese Bilder<br />
eigentlich dem Augenarzt?<br />
<strong>OCT</strong> ist die Abkürzung für Optische<br />
Cohärenztomographie – ein<br />
modernes Untersuchungsverfahren,<br />
das detaillierte Einblicke ins<br />
Innere der Netzhaut und des Sehnervenkopfes<br />
ermöglicht. Mit Hilfe<br />
von unschädlicher und nebenwirkungsfreier<br />
Lichtenergie entstehen<br />
Schnittbilder des Auges, auf<br />
denen bestimmte Veränderungen<br />
des Gewebes meist besser darstellbar<br />
sind als mit anderen Untersuchungsverfahren.<br />
In der Augenarztpraxis<br />
wird das Verfahren zur<br />
Früherkennung, Diagnostik oder<br />
Verlaufskontrolle von Netzhauterkrankungen<br />
wie zum Beispiel der<br />
Altersbedingten Makuladegeneration<br />
(AMD) eingesetzt. Hier nimmt<br />
die Dicke der Netzhaut zu. Beim<br />
Grünen Star verändert sich dagegen<br />
die Netzhaut im Bereich des<br />
Sehnervenkopfes und diabetische<br />
Netzhauterkrankungen gehen mit<br />
die <strong>OCT</strong>-Untersuchung ermöglicht<br />
detaillierte Einblicke in das Innere<br />
der Netzhaut.<br />
Flüssigkeitseinlagerungen einher.<br />
Auf dem <strong>OCT</strong>-Bild kann der Augenarzt<br />
diese Veränderung exakt lokalisieren.<br />
Er sieht in welcher Schicht<br />
sie sich befindet und kann die Dicke<br />
und den Verlauf der Netzhaut<br />
messen. Erkrankungen können auf<br />
diese Weise früher erkannt und mit<br />
modernen Therapien gezielter behandelt<br />
werden. n<br />
News<br />
Gut sehen –<br />
fit bleiben<br />
Amerikanische Wissenschaftler<br />
vermuten, dass es einen Zusammenhang<br />
zwischen schlechtem<br />
Sehvermögen und dem Nachlassen<br />
geistiger Fähigkeiten im<br />
Alter gibt.<br />
Einer wissenschaftlichen Studie<br />
zufolge erkrankten Personen,<br />
die schlecht sehen und<br />
nicht von einem Augenarzt<br />
betreut wurden, fast zehnmal<br />
häufiger an Alzheimer als jene<br />
mit gutem Sehvermögen. Umgekehrt<br />
könnte eine Behandlung<br />
der Sehprobleme das Einsetzen<br />
von Demenz (Alzheimer<br />
Erkrankung) verzögern.<br />
Eine nachlassende Sehkraft im<br />
Alter kann verschiedene Ursachen<br />
haben, von denen viele relativ<br />
einfach behandelt werden<br />
können. Oft können Betroffene<br />
dank einer neuen Brille, einer<br />
vergrößernden Sehhilfe oder<br />
nach einer Grauer Star-Operation<br />
wieder lesen, fernsehen<br />
oder Hobbys nachgehen. Und<br />
geistige Anregung und körperliche<br />
Aktivität, die beide durch<br />
schlechtes Sehvermögen stark<br />
eingeschränkt sein können, halten<br />
fit. (Quelle: Am J Epidem 171,<br />
2010, 728–735)<br />
Mehr zu diesem Thema und<br />
viele weitere Tipps, Neuigkeiten<br />
und Informationen rund um das<br />
Auge finden Sie auf der Internetplattform<br />
der <strong>OcuNet</strong> Gruppe<br />
unter www.ocunet.de. n<br />
5
6<br />
<strong>OcuNet</strong> Klinik in Chiro:<br />
Auf dem Weg in die Selbstständigkeit<br />
Ein äthiopischer Augenarzt hat die Leitung der <strong>OcuNet</strong> Klinik in Chiro/Äthiopien übernommen; es gibt ein<br />
Schwesternteam, eine laufende Ambulanz und einen funktionierenden Operationsbetrieb. Zwei Jahre nach ihrer<br />
Eröffnung ist die von <strong>OcuNet</strong> und der Christoffel-Blindenmission (CBM) errichtete Augenklinik auf dem besten<br />
Wege zu einer unabhängigen augenmedizinischen Versorgung. Trotzdem kann man den äthiopischen Klinikablauf<br />
nicht mit dem einer deutschen Klinik vergleichen. dr. Stefanie Schmickler vom <strong>OcuNet</strong> Zentrum Ahaus<br />
Westmünsterland war im Oktober mit einem Team vor Ort und sprach mit dr. Kefale Geta, dem äthiopischen<br />
Augenarzt, über die herausforderungen des Klinikalltags und seine persönliche Situation als Klinikleiter.<br />
dr. Kefale, verraten Sie uns, wie alt<br />
Sie sind und wo Sie Ihre Ausbildung<br />
absolviert haben?<br />
dr. K.: Ich bin 38 Jahre alt. Studiert<br />
habe ich in an der Universität Jimma<br />
in Äthiopien. Meinen Facharzt<br />
habe ich später am Menilik II Hospital<br />
in Addis Abeba erworben.<br />
Für ihr Engagement in Äthiopien<br />
wurde Prof. Dr. med. Matthias Sachsenweger<br />
und Dr. med. Bernhard<br />
Kölbl der Tropenophthalmologie-<br />
Preis 2010 der DOG verliehen.<br />
Die Ehrung der Landshuter Augenärzte,<br />
beide vom <strong>OcuNet</strong> Zentrum<br />
Niederbayern, fand am 6. Juni 2010<br />
im Rahmen des World Ophthalmology<br />
Congress (WOC) in Berlin statt.<br />
Durch ihren unermüdlichen Einsatz,<br />
vor allem beim Aufbau der <strong>OcuNet</strong><br />
Augenklinik in Chiro, seien die beiden<br />
Augenärzte würdige Empfänger<br />
dr. Kefale, augenärztlicher<br />
Leiter der<br />
<strong>OcuNet</strong> Klinik Chiro.<br />
Sie haben nun die Leitung der Augenklinik<br />
in Chiro übernommen.<br />
Worin bestehen Ihre Aufgabengebiete?<br />
dr. K.: Zum einen natürlich in der<br />
Behandlung der Patienten. Eine<br />
Hauptaufgabe sehe ich aber auch<br />
darin, eine Klinikmannschaft zu-<br />
des Preises. Das stellte der Laudator<br />
und Juryvorsitzende Prof. Dr. med.<br />
Prof. Sachsenweger (links) nahm<br />
den Preis auch stellvertretend für<br />
dr. Kölbl entgegen.<br />
sammenzustellen und zu halten,<br />
mit der man die Augenklinik betreiben<br />
und die Operationen durchführen<br />
kann.<br />
Stehen Sie dabei im engen Austausch<br />
mit dem Management des<br />
benachbarten General hospital,<br />
dem die Augenklinik organisatorisch<br />
ja angeschlossen ist? Gibt es<br />
zum Beispiel regelmäßige Treffen,<br />
wo Entscheidungen über Investitionen<br />
und Personal gefällt werden?<br />
dr. K.: Nein, wir Ärzte informieren<br />
uns eher gegenseitig, zum Beispiel<br />
beim Essen. Ein Intranet zum Informationstausch<br />
gibt es hier am<br />
Krankenhaus nicht. Leider haben<br />
wir oft auch über Wochen keinen<br />
<strong>OcuNet</strong> Ärzte erhalten Tropen ophthalmologie-Preis 2010<br />
V. Klauß in seiner Rede deutlich heraus.<br />
Seit 2004 treiben Prof. Sachsenweger<br />
und Dr. Kölbl das Klinikprojekt<br />
maßgeblich voran und haben bereits<br />
mehrfach in Äthiopien selbst<br />
operiert. Dieses Engagement bedeutet<br />
einen großen persönlichen,<br />
zeitlichen und finanziellen Einsatz,<br />
den die DOG mit der Verleihung<br />
des Preises Tropenophthalmologie<br />
würdigt. Der Preis wird jährlich für<br />
herausragende Beiträge zur Blindheitsverhütung<br />
in den Entwicklungsländern<br />
vergeben. n
Zugang zum Internet, so dass die<br />
Kommunikation schwierig ist.<br />
das klingt kompliziert. Was hat sie<br />
bewogen, trotz der Abgeschiedenheit<br />
nach Chiro zu kommen und<br />
hier zu bleiben? Was macht die<br />
Arbeit hier für Sie interessant?<br />
dr. K.: Die Arbeit in Chiro ist für<br />
mich zum einen deshalb interessant,<br />
da das Gebäude der Augenklinik<br />
völlig neu errichtet wurde und<br />
mit dem Erstbezug eine gute Ausstattung<br />
erfolgte. In Äthiopien ist<br />
das nicht selbstverständlich. Zudem<br />
bekomme ich durch die Unterstützung<br />
von <strong>OcuNet</strong> und CBM ein gutes<br />
Gehalt.<br />
Sie sprechen von einer guten<br />
Erstausstattung der Klinik. doch<br />
was ist, wenn etwas kaputt geht<br />
oder verbraucht ist? Aufgrund<br />
der staatlichen regularien ist es<br />
ja immer sehr schwierig, kurzfris-<br />
Über Nacht wieder sehen<br />
Der Graue Star – die allmähliche<br />
Eintrübung der Augenlinse – ist in<br />
Deutschland eine typische Alterserkrankung;<br />
Ärzte helfen mit einer<br />
Routineoperation. In Äthiopien ist<br />
das anders. Hier sind bereits Kinder<br />
von der Augenkrankheit betroffen<br />
und es gibt kaum ärztliche Hilfe.<br />
Jousouff Bushera Ahemed (Abb.)<br />
kann deshalb keine Schule besuchen.<br />
Er ist mit acht Jahren auf beiden<br />
Augen nahezu blind, als sich<br />
seine Eltern mit ihm auf den Weg<br />
nach Chiro in die Augenklinik ma-<br />
dr. Stefanie Schmickler vom <strong>OcuNet</strong> Zentrum Ahaus Westmünsterland,<br />
dr. Mulu, eine Augenärztin der CBM, sowie OP-Schwester Mechthild te Pas<br />
aus dem Augen-Zentrum-Ahaus, Katharina Schmickler und Anna te Pas<br />
(v.l.n.r). Im Oktober 2010 reiste das Team nach Äthiopien, um dr. Kefale<br />
bei der Behandlung der Patienten und bei der Organisation des Klinikbetriebes<br />
zu unterstützen.<br />
tig einen Ersatz aus deutschland<br />
einzuführen.<br />
dr. K.: Ja, das erleben wir gerade<br />
mit dem Operationsmikroskop. Drei<br />
Monate nach Klinikeröffnung fiel<br />
das Mikroskop zu Boden und zerbrach.<br />
Nun warten wir darauf, dass<br />
das neue Gerät aus Deutschland<br />
nach Äthiopien eingeführt werden<br />
darf. Zwar arbeiten wir derzeit<br />
mit einem asiatischen Fabrikat als<br />
Ersatzgerät, doch warten wir dringend<br />
auf das neue Mikroskop aus<br />
Deutschland. Außerdem müssten<br />
einige Instrumente ausgetauscht<br />
werden und für die Ambulanz wäre<br />
ein Gerät zur Bestimmung der Fehlsichtigkeit<br />
wunderbar.<br />
dr. Kefale, vielen dank!<br />
Über die CBM:<br />
Die CBM ist die weltweit größte<br />
Hilfsorganisation für blinde und anders<br />
behinderte Menschen in den<br />
chen. Dr. Kefale und Dr. Schmickler<br />
haben Jousouff schon am nächsten<br />
Tag operiert. Die milchig trüben<br />
Linsen wurden dabei entfernt und<br />
durch moderne Implantate ersetzt.<br />
Als Jousouff aus der Narkose erwachte,<br />
glaubte er noch nicht, dass<br />
er schon bald wieder richtig sehen<br />
kann. Doch nachdem am nächsten<br />
Morgen die Verbände entfernt waren,<br />
machte er sich mit seinem Vater<br />
draußen gleich auf Entdeckungstour.<br />
Dabei lächelte er glücklich in<br />
die Kamera. n<br />
Armutsregionen der<br />
Welt. Mit einem weltweiten<br />
Netzwerk von<br />
Mitarbeitern, Helfern<br />
und Partnern fördert<br />
die CBM rund 900<br />
Projekte in fast 100 Ländern – darunter<br />
Augenkliniken, mobile Dienste<br />
und Rehabilitationseinrichtungen.<br />
Im Oktober 2010 feierte die CBM<br />
ein besonderes Jubiläum. CBM-Augenarzt<br />
Dr. Heiko Philippin und sein<br />
Team nahmen in Tansania die zehnmillionste<br />
Operation am Grauen<br />
Star in CBM-geförderten Projekten<br />
vor. Als Partner beim Klinikprojekt in<br />
Äthiopien steht die CBM der <strong>OcuNet</strong><br />
Gruppe dementsprechend mit viel<br />
Erfahrung zur Seite.<br />
Die CBM hat das Spendensiegel des<br />
Deutschen Zentralinstituts für soziale<br />
Fragen. Weitere Informationen<br />
über die CBM und ihre Projekte finden<br />
Sie unter www.cbm.de.<br />
der frisch operierte Jousouff mit<br />
seinem Vater auf Ent deckungsreise.<br />
7
8<br />
Ahauser Berufskolleg<br />
engagiert sich für Chiro<br />
Die <strong>OcuNet</strong> Klinik in Chiro wurde<br />
und wird nahezu ausschließlich<br />
durch Spenden finanziert. An<br />
dieser Stelle bedanken wir uns<br />
herzlich bei allen, die sich auf<br />
verschiedenste Art und Weise für<br />
Chiro engagiert haben. Besonders<br />
gefreut haben wir uns unter anderem<br />
über das Engagement von<br />
Katharina Schmickler und Anna te<br />
Pas, die als Töchter der leitenden<br />
Ärztin sowie der OP-Schwester<br />
<strong>OcuNet</strong> – Patientenzeitschrift für gutes Sehen<br />
herausgeber<br />
<strong>OcuNet</strong> GmbH & Co. KG<br />
Friedrichstraße 47 – 40217 Düsseldorf<br />
www.ocunet.de<br />
Verantwortlich im Sinne des Presserechts ist<br />
<strong>OcuNet</strong> GmbH & Co. KG – Düsseldorf<br />
den jüngsten <strong>OcuNet</strong> Einsatz in<br />
Chiro begleiteten und dem Team<br />
CBM<br />
Christoffel-Blindenmission e.V.<br />
Nibelungenstraße 124<br />
64625 Bensheim<br />
www.cbm.de<br />
bei allen anfallenden Arbeiten<br />
eine unverzichtbare Hilfe waren.<br />
Nach der Rückkehr nach Deutschland<br />
durfte Katharina an ihrer<br />
Schule mehrfach über das Klinikprojekt<br />
berichten. Das Interesse<br />
war so groß, dass die Schülervertretung<br />
des Ahauser Berufskollegs<br />
beschloss, zukünftig die geplante<br />
Optikerwerkstatt der Klinik zu unterstützen.<br />
Dabei wollen die Schülerinnen<br />
und Schüler nicht nur<br />
eigene Mittel einsetzen, sondern<br />
auch Firmen ansprechen und um<br />
finanzielle Mithilfe bitten. Wir sagen<br />
Danke und wünschen natürlich<br />
viel Erfolg. n<br />
Unterstützen Sie unsere Klinik bitte auch weiterhin. Jeder Betrag zählt! Unter dem Kennwort „<strong>OcuNet</strong><br />
Klinik in Chiro“ an die CBM überwiesen, wird Ihre Spende direkt unserem Klinikprojekt zugeführt. In der<br />
Mitte des Heftes finden Sie einen fertigen Überweisungsträger, der gleichzeitig als Spendenquittung gilt.<br />
Alternativ richten Sie Ihre Spende an:<br />
Christoffel-Blindenmission e.V.<br />
Kontonummer 2020<br />
Bankleitzahl: 370 205 00<br />
Anna te Pas und Katharina Schmickler<br />
Bank für Sozialwirtschaft<br />
Kennwort: <strong>OcuNet</strong>-Klinik in Chiro<br />
redaktion<br />
A&O Gesundheit Medien- und<br />
Verlagsgesellschaft mbH – Düsseldorf<br />
Grafik & Satz<br />
PLATEN grafik.design.print&online – Düsseldorf<br />
Produktion<br />
PMS Print und Medien Service – Alsdorf