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Für eine starke Bürgerschaft
In den letzten zwei Monaten
durften Pöckings Bürger gleich
bei zwei Volksabstimmungen
ihre Meinung direkt zur Sprache
bringen. Bei dem Bürgerbegehren
im November stand zur
Entscheidung, auf welche Art
der Bahnhof behindertengerecht
gestaltet werden soll.
Kurz zuvor durften alle Einwohner
der Hindenburg-Straße
Stellung beziehen zu einer
Umbenennung in Kaiserin-
Elisabeth-Straße. In beiden
Abstimmungen wird nun eine
Lösung entsprechend der
Mehrheit der abgegeben
Stimmen realisiert. Ich möchte
hierbei weniger auf den Inhalt
der Abstimmung abzielen als
auf die erfreuliche Bereitschaft
der Pöckinger Bürger, ihre
Geschicke selbst zu bestimmen.
Die Wahlbeteiligung von 35
Prozent beim Bürgerbegehren
mag auf den ersten Blick nicht
übermäßig groß erscheinen. In
Anbetracht der relativ kleinen
Schar an S-Bahn-Nutzern (ca.
600 Personen täglich von 5.800
Einwohnern) ist dies doch sehr
beachtlich. Bei der Befragung
zur Umbenennung der Hindenburgstraße
war der Anteil der
Rückmeldungen sogar noch
deutlich höher.
Interessant ist in diesem
Zusammenhang auch, dass in
den letzten 20 Jahren die
Wahlbeteiligung in Pöcking
generell immer zwischen 5 bis
10 Prozent höher lag als der
Bundesdurchschnitt. So war bei
der letzten Bundestagswahl
2005 bundesweit eine Beteiligung
von 77 Prozent zu verzeichnen,
Pöcking brachte es
auf 87 v. H. Im Jahr 2002
waren es bundesweit 79
Prozent gegenüber 89,7 v. H. in
Pöcking.
Vielleicht werden Sie nun fragen,
wieso uns dies als
Gewerbeverband interessiert.
Ganz einfach: Sowohl Verantwortungsbewusstsein
für die
bundesweite Gemeinschaft
generell als auch lokale
Identifikation mit unserem
Wohnort sind Grundvoraussetzungen
für eine stabile
Bürgerschaft. Dass ein solches
Klima nicht nur für das persönliche
Wohlbefinden des einzelnen
Bürgers gut ist sondern
auch für das Gewerbe vor Ort
wird jedem einleuchten, der
sich einmal die Frage stellt, ob
es leichter ist, beispielsweise
ein Autohaus oder einen
Friseursalon in Pöcking oder -
sagen wir mal willkürlich - in
Ostberlin zu führen. Dies hat
nicht nur mit der sicherlich
unterschiedlichen Kaufkraft zu
tun, sondern eben auch mit
dem Maß an Gemeinschaftsgefühl
und Verantwortungsbewusstsein,
welches am Ort
herrscht.
Ehrenamt
Diese Bereitschaft, den Ort, an
dem wir alle leben, aktiv positiv
zu gestalten, zeigt sich bei uns
gerade in der Weihnachtszeit
sehr deutlich an einer Vielzahl
gemeinnütziger Initiativen
kirchlicher wie privater Art,
sowie dem generell sehr regen
Vereinsleben Pöckings. Leider
gibt es meines Wissens über
Pöcking speziell keine Daten
hinsichtlich der Entwicklung
dieses ehrenamtlichen Engagements.
Bundesweit aber
stellte 2004 eine Studie von
Infratest diesbezüglich eine
sehr deutliche Zunahme fest.
Von 1999 bis 2005 stieg die
Zahl der freiwillig engagierten
Bürger von 34 auf 36 Prozent,
die Zahl der Personen, die
ehrenamtliches Engagement
generell ablehnten, ging von 40
auf 30 v. H. zurück. Besonders
Unter uns
3
auffallend ist hierbei, dass in
der Altersgruppe der 55- bis
75-jährigen die Zunahme mit 5
Prozent überproportional stark
ausfällt.
Wenn ich rückblickend überlege,
was mich im Jahr 2006 am
positivsten überraschte, so ist
dies der Ruck der Begeisterung,
den die WM in Deutschland
auslöste. Es war einfach ein
schönes Sinnbild, wie die
Bemühungen der deutschen Elf
mit Teamgeist und Wir-Gefühl
gerade die Jugendlichen begeisterte
und mitriss. Ein Stück
von diesem Optimismus und
Wir-Gefühl könnten wir angesichts
vieler sonstiger Probleme
im nächsten Jahr gut brauchen.
Eine starke Bürgerschaft wird
gerade bei der benötigten
generellen positiven Motivation
ein guter Stabilisator sein.
Eine gute Adventszeit, ein
gesegnetes Fest und einen
fröhlichen Rutsch ins neue Jahr
wünscht Ihnen
Florian Wiesler,
Herausgeber
Gemeinde-Bote
Pöcking,
1. Vorsitzender Bund
der Selbständigen/Gewerbeverband
Pöcking.