Festschrift der Stockkapelle - Bistum Augsburg
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Dekan Oliver Grimm<br />
GEDANKEN ZUR RÜCKKEHR DES GNADENBILDES<br />
Wenn ein Mensch stirbt, wird gern ein Bild von ihm aufgestellt und<br />
bekommt auch nach <strong>der</strong> ersten Trauerzeit einen festen Platz in <strong>der</strong><br />
Wohnung. Wir verbinden mit einem lieben Menschen sein Gesicht, sein<br />
Lachen, die Augen, den typischen Gesichtsausdruck. Wenn auch jedes<br />
Foto nur einen winzigen Augenblick einfangen kann, so steht die<br />
Aufnahme doch für den ganzen Menschen. Wir wissen alle, dass <strong>der</strong><br />
Abgebildete noch viel mehr Facetten hatte. Dass alle Abbildungen<br />
niemals einen Menschen in seiner Vielfalt umfassend wie<strong>der</strong>geben<br />
können.<br />
Trotzdem käme niemand auf die Idee, zur Erinnerung an einen lieben<br />
Verstorbenen, einen leeren Rahmen aufzuhängen! So, dass je<strong>der</strong> seine<br />
eigenen Erinnerungen lebendig halten kann.<br />
Die Sehnsucht nach etwas Greifbaren, Sichtbaren hat die christliche<br />
Ikonographie begründet. An<strong>der</strong>s als bei den Juden o<strong>der</strong> den Muslimen,<br />
die sich kein Bild von Gott machen dürfen, gehören Bil<strong>der</strong> und Figuren<br />
zum Christentum dazu. Gott wurde in Jesus Christus Mensch und darum<br />
können wir den Sohn Gottes auch als Mensch abbilden.<br />
Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, und die zahlreichen<br />
Darstellungen als genaue Abbildung betrachten: So war es, so hat er<br />
ausgesehen. Auch jede noch so detailgetreue Abbildung, zum Beispiel<br />
des Weihnachtsgeschehens in einer Krippe, ist nur ein Fenster in eine<br />
unendlich größere Wirklichkeit.<br />
Das gilt auch für die Darstellungen <strong>der</strong> Gottesmutter. Auch unsere<br />
wie<strong>der</strong>gefundene Pieta ist ‚nur’ eine winzige Momentaufnahme des<br />
Geschehens nach <strong>der</strong> Kreuzesabnahme. We<strong>der</strong> Maria noch Jesus hatten<br />
solche Gesichtszüge. Es gibt unzählige Bil<strong>der</strong> und Plastiken <strong>der</strong> Pieta.<br />
Jede ist an<strong>der</strong>s. Wir dürfen nicht an den Äußerlichkeiten hängen bleiben.<br />
Äußerlichkeiten sind nicht das Entscheidende.<br />
Dr. Beate Schwarz-Krieger<br />
WAS IST EINE PIETA?<br />
Eine Pieta ist ein figürliches Andachtsbild, das Maria mit<br />
dem Leichnam des vom Kreuz herabgenommenen Sohnes im<br />
Schoß veranschaulicht. Da diese Szene die vorletzte Station<br />
des Kreuzweges zur Zeit <strong>der</strong> liturgischen Abendvesper bildet,<br />
wird diese Darstellung auch Vesperbild genannt. Zugleich ist<br />
die Beweinung Christi Hauptinhalt des Gedächtnisses <strong>der</strong><br />
Schmerzen Mariens. Maria wird also als Mater dolorosa<br />
abgebildet.<br />
Pieta bis 2011 in <strong>der</strong> <strong>Stockkapelle</strong><br />
Der Gedenktag <strong>der</strong> Maria <strong>der</strong> sieben Schmerzen ist <strong>der</strong><br />
15. September. Das Patroziniums Fest <strong>der</strong> Wallfahrtskirche<br />
„Maria Stock“ wird also am Freitag nach <strong>der</strong><br />
Kreuzeserhöhung gefeiert.<br />
Bis zum zweiten Weltkrieg fanden die Feiern am<br />
Schmerzensfreitag nach dem Passionssonntag statt, dem<br />
einstigen zweiten Fest <strong>der</strong> Sieben Schmerzen Mariens.