MaterialienAlltag in der DDROstprodukte(Quelle: „Made in GDR“, Hausarbeit von Ralf Bresser, WS 2001/ 02,FB Design, FH Aachen)Die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu versorgen waroberste Priorität in der DDR. Solche Artikel waren zu günstigen– und einheitlichen Preisen (EVP) erhältlich. Darüberhinaus gehende Konsumgüter waren sehr teuer, Luxusartikelgar nur in speziellen Läden erhältlich: „Exquisit“ (Kleidung),„Delikat“ (Nahrung und Genussmittel) oder „Intershop“ (Westartikelfür ausländische Besucher).Anders als im Westen wurde frühzeitig eine ökonomischeund rechtliche Gleichstellung der Frau angestrebt. DieBerufstätigkeit der Frau war eher Regel als Ausnahme.Bereits Mitte der 1960er Jahre waren 70 % aller Frauenzwischen 16 und 60 Jahren berufstätig. Haushaltsgerätemussten also praktisch und zeitsparend sein. Entwickeltwurden Schnellkochtöpfe, kombinierte Staubsauger- undBohnergeräte, Schnellgerichte wie „Tempolinsen“ u. ä.Die Produkte aus „Plaste und Elaste“, Pressspanmöbel undKraftfahrzeuge wirken in ihrer Ästhetik eckig, ein wenigimprovisiert und häufig – auch aufgrund der blassen oder zugrellen Farben – schäbig. Verstärkt wird dieser Eindruckdurch meistens ironisch wirkende oder stark reduzierteMarkennamen, die schlicht auf den Inhalt oder die Funktionverweisen. Gemein ist diesen Artikeln, die im verwöhntenund übersättigten Westen eher Mitleid erweckten, dass siekaum geeignet waren, Wohlstand und Gediegenheit zusymbolisieren. Und so verschwanden die Produkte 1989zunächst ebenso wie der „Arbeiter- und Bauernstaat“, dersie hervorbrachte.Trabant –Trabi, auch Rennpappe genanntDer Trabant war das erschwinglichsteund häufigste Automobil derDDR. Nach Bestellung konnte es –je nach Region – 10 bis 15 Jahredauern, bis der Trabi ausgeliefertwurde. Er hat einen Zweitaktmotor,besteht aus Duroplast und bietet Fahrenden wenig Platzund Komfort. Seit Fertigungsbeginn des Fahrzeugs im Jahre1964 bis zum Produktionsstop verließen drei Millionen Fahrzeugedie Produktionsstätte des VEB Sachsenring, AutomobilwerkeZwickau. Am 30. April 1991 um 14.51 Uhr rolltenach 33 Jahren der letzte Trabant, ein Kombiwagen, vomMontageband.Wohnen im PlattenbauDie Wohnungsknappheit bis zum Ende der DDR war einesihrer zentralen Probleme. Im Bauwesen stand die Förderungdes sozialistischen Bewusstseins und entsprechender Lebensweiseim Vordergrund – das führte zur Standardisierungund Typisierung der Wohnungen im Plattenbau.Moderater gerieten die Bauten an der heutigen FrankfurterAllee, einst die „erste sozialistische Straße in Deutschland“.Damals hieß der imposante Berliner Boulevard östlich desAlexanderplatzes Stalinallee, dann Karl-Marx-Allee. Im Rahmendes Nationalen Aufbauprogramms der DDR entstanddie 90 Meter breite Allee zwischen 1952 bis 1960 auf einerLänge von 2,3 Kilometern. Heute zählt sie zu den bedeutendsteneuropäischen Architekturdenkmälern. Der stalinistisch-neoklassizistischeStil der sieben- bis neungeschossigenBebauung wird gerne „stalinistischer Zuckerbäckerstil“genannt. Hier eine Wohnung zu finden, galt – trotz kleinerFenster und niedriger Decken – einst als Privileg.16 Filmheft GOOD BYE, LENIN!
Junge PioniereDie Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ war d i e sozialistischeKinderorganisation der DDR: Eines ihrer Ziele war, dieErziehung politisch zu instrumentalisieren. So gab es fürKinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren seit 1948 dieKinderorganisation der „Jungen Pioniere“. Ihre Namensgebungwar mit dem von den Nationalsozialisten ermordetenKommunisten Ernst Thälmann verbunden. Ab 1957 gab esdie Unterscheidung zwischen „Jungpionieren“ (6-10 Jahre)– sie trugen ein blaues Halstuch – und „Thälmann-Pionieren“(10-14 Jahre), die ein rotes Halstuch trugen.Bruderländern“ wurde berichtet, wobei man heikle Themenwie die Erfolge der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc inPolen oder das Gorbatschow-Programm von Glasnost undPerestroika gerne vermied.Obwohl es Vater Staat nicht gerne gesehen hat, schaltetenviele DDR-Bürger die „Tagesschau“ oder „heute“ ein – umdie Glaubwürdigkeit der „Aktuellen Kamera“ (die Hauptsendungbegann immer um 19.30 Uhr) war es schlecht bestellt(geschätzte Einschaltquoten 10 bis 15 %). Im Herbst 1989bewiesen die staatlichen Rundfunksender der DDR nocheinmal ihre Linientreue: Sie verschwiegen die Protestbewegungenim Lande oder gaben sie verzerrt wieder. Die Demonstrationenim Land am 40. Geburtstag der Republikgeißelte man als „Störungen der Volksfeste“.DatscheDie Datsche ist das DDR-Pendant zur Laube in einer westdeutschenKleingartenanlage. Oft hatte sie auch das Formateines Wochenendhäuschens.95 Prozent aller Ostdeutschen waren einst Mitglied bei denPionieren. Ihr Bekenntnis zum Sozialismus wiederholten siefast täglich in der Formel des Pioniergrußes: Auf die Aufforderung„Für Frieden und Sozialismus – Seid bereit!“, hattendie Kinder zu antworten: „Immer bereit!“, wobei die rechteHand mit abgespreiztem Daumen kurz auf den Kopf zulegen war.„Aktuelle Kamera“ (AK), Nachrichtensendung der DDRPünktlich zu Stalins 73. Geburtstag wurde am 21. Dezember1952 in Berlin-Adlershof die „Aktuelle Kamera“ als ersteöffentliche Nachrichtensendung der DDR ausgestrahlt. Siewar auch die erste deutschsprachige TV-Nachrichtensendungüberhaupt, denn die ARD-Tagesschau ging erst einigeTage später auf Sendung. Die AK bestand in der Anfangszeitaus einigen Dias, zu denen Nachrichtentexte verlesenwurden. Der Schwerpunkt der Berichterstattung lag aufinnen- und wirtschaftspolitischen Themen; Staatsempfängeund Erfolgsmeldungen aus der Produktion füllten dasProgramm. Auch aus den so genannten „sozialistischenGOOD BYE, LENIN! Filmheft 17