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und freundet sich trotz grundverschiedener Lebensläufe mitdem neuen Kollegen Denis an. Alex lässt sich treiben, Berlinist zum Zentrum der Welt geworden, in dem er sich mitbewegt.„Alles war denkbar, alles war möglich“, sagt er,doch er verliert weder Bodenhaftung noch seinen Humor.Alex scheint für den Neustart gewappnet. Er kann sich indie neue gesellschaftliche Wirklichkeit einfinden, da ihnkeine alten Dogmen bremsen. Dank seines ausgeprägtensozialen Gewissens steht er dem Neuen offen, wenn auchabwartend und kritisch gegenüber.Als die Mutter endlich aus dem Koma erwacht, muss Alexnotgedrungen aktiv werden. Aus Sorge um ihr Wohl entwickelter ein unglaubliches Improvisationstalent im Aufspürenausgemusterter DDR-Produkte und im Erfinden politischer„Wahrheiten“. Der stets etwas verträumt wirkende Jungebeweist, dass er in den letzten Monaten reifer geworden istund Verantwortung übernehmen kann. Es gelingt ihm sogar,die ältere Schwester in ihre Schranken zu weisen und sie fürseine Pläne einzuspannen.In den selbst produzierten Nachrichten konserviert Alexzunächst die alte DDR, dann sieht er sich genötigt, MutterverträglicheErklärungen zu konstruieren. Er entwirft das Bildeiner DDR, wie er sie sich vielleicht selbst gewünscht hätte:eine großzügige Gesellschaft, in der das Miteinander anerster Stelle steht. Alex geht noch weiter, ernennt sein KindheitsidolSigmund Jähn zum neuen Staatsoberhaupt undlässt ihn sagen: „Sozialismus, das heißt auf den Anderenzuzugehen, mit dem Anderen leben, nicht nur von derbesseren Welt zu träumen, sondern sie wahr zu machen.Viele sind auf der Suche nach einer Alternative zu demharten Überlebenskampf im kapitalistischen System. Nichtjeder möchte bei Karrieresucht und Konsumterror mitmachen.Nicht jeder ist für die Ellenbogenmentalität geschaffen.Diese Menschen wollen ein anderes Leben.“ Mit dieserPosition erinnert der Film an die Ideen der Bürgerrechtler,die in den Bildern längst nicht mehr präsent sind. Es scheint,als würde Alex erst jetzt so richtig bewusst, was er seit demDahinwelken der DDR verloren hat. Gegen Filmende stellt erfest: Die DDR war „ein Land, das es in Wirklichkeit nie sogegeben hat, das in meiner Erinnerung immer mit meinerMutter verbunden sein wird.“Ariane KernerAlex’ Schwester ist zwei Jahre älter und um einiges pragmatischer.Als allein erziehende Mutter stehen bei ihr finanzielleund emotionale Sicherheit an erster Stelle. So gibt sienach der Wende ihr Wirtschaftsstudium auf, um stolz beiBurger King, für sie ein Inbegriff der Westkultur, an der Kassezu arbeiten. Ihre Mutterbindung ist weniger ausgeprägt alsbei Alex, sie wird als praktisch denkende, lebenslustigePerson gezeigt, die die DDR-Vergangenheit möglichstschnell vergessen will und dem Konsumrausch verfällt.GOOD BYE, LENIN! Filmheft 9

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