tag, rein in die Ferien! Die AWO bietet viele ... - AWO Journal
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20<br />
Gerda Wendt<br />
mittendr<strong>in</strong><br />
mon<strong>tag</strong><br />
Im »Coeln«-Saal des <strong>AWO</strong> Marie-Juchacz-<br />
Zentrums herrscht Tohuwabohu: Überall<br />
s<strong>in</strong>d Schüler zu sehen, <strong>die</strong> sich ange-<br />
regt mit Bewohnern unterhalten. Dabei<br />
machen sie sich Notizen.<br />
»Lernen durch Engagement«, heißt das Projekt,<br />
an dem <strong>die</strong> Fünftklässler der Kölner Henry-<br />
Ford-Realschule teilnehmen und das sie heute<br />
zu den Senioren geführt hat. Es geht um den<br />
Austausch von Jung und Alt, wobei jede Gruppe<br />
e<strong>in</strong>e andere Fragestellung bearbeitet. <strong>Die</strong> Mädchen<br />
aus der 5d wollen zum Beispiel wissen, wie<br />
sich das »City Center« im Laufe der Zeit verändert<br />
hat, und <strong>in</strong>terviewen dazu Brigitte Stracks:<br />
»Was war an <strong>die</strong>sem Platz vorher? Haben Sie<br />
davon noch e<strong>in</strong> Foto? F<strong>in</strong>den Sie es blöd, dass es<br />
sonn<strong>tag</strong>s geschlossen ist?« Sel<strong>in</strong>, Sevval, Duhah<br />
Erfahrungsaustausch: Brigitte Stracks im Gespräch<br />
mit Sel<strong>in</strong>, Sevval, Duhah und Gizem<br />
Frühsport: Helga Benn<strong>in</strong>g und Paul<strong>in</strong>e Wagner<br />
und Gizem erfahren, dass <strong>die</strong> 74-Jährige auch<br />
heute noch gern durch das E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />
bummelt, obwohl <strong>die</strong> Geschäfte mittlerweile<br />
fast alle gewechselt haben. Schnell ist man im<br />
Gespräch beim geme<strong>in</strong>samen Liebl<strong>in</strong>gsthema<br />
Kleider und unterhält sich über Farben, Stoffe<br />
und Handarbeit.<br />
Bee<strong>in</strong>druckt s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Elfjährigen, als Frau<br />
Stracks vom selbst genähten Hochzeitskleid<br />
ihrer Schwiegertochter erzählt – mit 36.000<br />
Strassste<strong>in</strong>chen! <strong>Die</strong> Gegenwart der Mädchen<br />
und Jungen mit ihrer unbefangenen, neugierigen<br />
Art tut den Senioren sichtlich gut. Auch sie<br />
bekommen an <strong>die</strong>sem Tag viel von der Enkel-<br />
Generation mit. So staunt Klara Bous, als sie<br />
hört, wie laut es heutzu<strong>tag</strong>e manchmal <strong>in</strong> den<br />
Klassenzimmern zugeht und dass <strong>die</strong> Lehrer<br />
deswegen schon mal den Raum verlassen.<br />
Hannelore Rüttgen beim<br />
Konzentrationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
»Wir mussten während des Unterrichts<br />
<strong>die</strong> Hände gefaltet auf dem Tisch liegen<br />
lassen«, erzählt <strong>die</strong> 92-Jährige. »Und<br />
wenn man störte, bekam man manchmal<br />
sogar mit dem Stöckchen Schläge auf <strong>die</strong><br />
Hand.«<br />
Um das Leben von damals geht es mon<strong>tag</strong>mit<strong>tag</strong>s<br />
auch im Alfred-Delp-Altenzentrum.<br />
Unter der Leitung von Herrn<br />
Schöpe trifft man sich zum »Verzällcher«<br />
im 4. Stock des Troisdorfer Hauses. »Das<br />
ist immer sehr lustig«, f<strong>in</strong>det Paul<strong>in</strong>e<br />
Wagner. »Wir reden <strong>in</strong> Platt und über<br />
alles Mögliche, zum Beispiel über <strong>die</strong><br />
schöne Zeit, <strong>in</strong> der wir poussiert haben.«<br />
Ihre männlichen Mitbewohner unterhalten<br />
sich lieber über andere D<strong>in</strong>ge<br />
<strong>in</strong> der wöchentlichen »Männerrunde«.<br />
Ke<strong>in</strong>e Strickrunde ohne Margarete Scherer<br />
Außerdem können <strong>die</strong> Senioren an <strong>die</strong>sem<br />
Tag im hauseigenen Töpferraum mit<br />
Ton und Lehm kreativ se<strong>in</strong> oder bei der<br />
Bewegungstherapie <strong>die</strong> müden Glieder<br />
<strong>in</strong> Schwung br<strong>in</strong>gen. »Wenn man alles<br />
mitmachen würde, was das Haus an<strong>bietet</strong>,<br />
hätte man richtigen Freizeitstress«,<br />
me<strong>in</strong>t Helga Benn<strong>in</strong>g und lacht. Ihre Mitbewohner<strong>in</strong><br />
Gerda Wendt musste neulich<br />
e<strong>in</strong>e aushäusige Verabredung absagen,<br />
»weil ich so ausgebucht war«.<br />
<strong>die</strong>ns<strong>tag</strong><br />
Kaum s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> letzten Brotkrumen vom<br />
Frühstückstisch gekehrt, da hat Margarete<br />
Scherer aus dem <strong>AWO</strong> Haus<br />
»Vierw<strong>in</strong>denhöhe« <strong>in</strong> Bendorf schon <strong>die</strong><br />
mittendr<strong>in</strong><br />
Stricknadeln zwischen den F<strong>in</strong>gern. Um<br />
10.00 Uhr trifft sich <strong>die</strong> Handarbeitsgruppe<br />
unter der Leitung von Ulrike<br />
Beißwenger. Dass <strong>die</strong> Betreuer<strong>in</strong> wieder<br />
so viel Spaß an <strong>die</strong>sem Hobby hat, verdankt<br />
sie Frau Scherer, <strong>die</strong> ihr viel beigebracht<br />
hat. »Me<strong>in</strong> ganzes Leben lang<br />
habe ich gestrickt und gehäkelt – selbst<br />
während me<strong>in</strong>er Arbeit, denn ich war<br />
Krankenschwester mit <strong>viele</strong>n Nachtschichten«,<br />
erzählt <strong>die</strong> 91-Jährige, während<br />
sie <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile aus e<strong>in</strong>em Knäuel<br />
blauer Wolle e<strong>in</strong>en Schal zaubert. »Auch<br />
im Krieg hörte ich nicht auf und machte<br />
aus dem Garn von Zuckersäcken zum<br />
Beispiel Söckchen.« Heute gehören ihre<br />
farbenfrohen Puppenkleider, Mützen,<br />
Topflappen und wunderschön gehäkelten<br />
ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />
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