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tag, rein in die Ferien! Die AWO bietet viele ... - AWO Journal

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aus unserer mitte<br />

<strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong>: Auf Ihrem Tisch<br />

liegt e<strong>in</strong> Buch über den rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen<br />

Ort Eckweiler<br />

bei Bad Kreuznach – ist das Ihre<br />

Heimat?<br />

ElisE Fuchs: Ne<strong>in</strong>, aber <strong>die</strong><br />

me<strong>in</strong>es <strong>in</strong>zwischen verstorbenen<br />

Mannes. Wir haben dort 33 glückliche<br />

Jahre gelebt. 1978 wurde Eckweiler<br />

wegen des nahen NATO-<br />

Übungsplatzes e<strong>in</strong>geäschert, und<br />

wir wurden, wie auch rund 270<br />

andere E<strong>in</strong>wohner, umgesiedelt.<br />

Dank der Entschädigung konnten<br />

wir zwar e<strong>in</strong> neues haus bauen,<br />

aber <strong>in</strong> hargesheim habe ich nie<br />

richtig Wurzeln geschlagen.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder, es war ja ke<strong>in</strong><br />

freiwilliger Umzug ...<br />

Als noch schlimmer empfand ich<br />

aber <strong>die</strong> Vertreibung aus me<strong>in</strong>em<br />

niederschlesischen Geburtsort. ich<br />

komme ursprünglich aus B<strong>in</strong>dow<br />

an der Oder, wo ich bis 20 <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>em Elternhaus wohnte. Dort<br />

Auf e<strong>in</strong>e Tasse<br />

Kaffee ...<br />

... mit ELiSE FucHS (88)<br />

aus dem <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Ma<strong>in</strong>z-Gonsenheim<br />

über Heimatgefühle, Familie und <strong>Ferien</strong> auf Rügen<br />

lernte ich me<strong>in</strong>en späteren Mann<br />

kennen, der mit me<strong>in</strong>em lehrer,<br />

e<strong>in</strong>em Freund me<strong>in</strong>es Vaters, im<br />

lazarett lag. Es war liebe auf<br />

den ersten Blick. Aber schon kurz<br />

nach unserer hochzeit b<strong>in</strong> ich mit<br />

me<strong>in</strong>er Mutter und schwester vor<br />

den Russen geflohen. Es waren <strong>die</strong><br />

letzten Januar<strong>tag</strong>e 1945.<br />

... also kurz vor knapp.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs. Wir hatten uns e<strong>in</strong>em<br />

der letzten Flüchtl<strong>in</strong>gstrecks angeschlossen<br />

und wurden über halle<br />

geleitet, wo damals noch förmlich<br />

das leben pulsierte. Durch<br />

<strong>die</strong> Zugritzen konnten wir von<br />

Weitem das brennende Dresden<br />

sehen, wussten aber nicht, wie<br />

schlimm es tatsächlich dort zug<strong>in</strong>g.<br />

Gott sei Dank s<strong>in</strong>d wir erst mal<br />

bei Verwandten im Thür<strong>in</strong>gischen<br />

untergekommen.<br />

Wann kam es zum Wiedersehen<br />

mit Ihrem Mann?<br />

E<strong>in</strong>es Mit<strong>tag</strong>s Ende Juli 1945 –<br />

da stand er plötzlich bei me<strong>in</strong>en<br />

Verwandten <strong>in</strong> Allstedt und holte<br />

mich ab. Wir s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em<br />

offenen Güterwagen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Pfalz<br />

gefahren. ich höre heute noch, wie<br />

der Rhe<strong>in</strong> unter uns gluckerte.<br />

Haben Sie später noch e<strong>in</strong>mal<br />

Ihre alte Heimat besucht?<br />

Ja, obwohl mich me<strong>in</strong>e schwester<br />

davor gewarnt hatte ... Beim<br />

Anblick unseres hauses musste ich<br />

viel we<strong>in</strong>en. ich weiß, dass es <strong>die</strong><br />

schuld der Deutschen war und<br />

uns das nicht mehr gehört. hier<br />

im seniorenheim arbeitet e<strong>in</strong>e polnische<br />

Pfleger<strong>in</strong>, <strong>die</strong> aus der Nähe<br />

von B<strong>in</strong>dow stammt. Wir verstehen<br />

uns gut und tauschen uns über<br />

unser geme<strong>in</strong>sames Zuhause aus.<br />

Gerade im Sommer s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerungen an <strong>die</strong> K<strong>in</strong>dheit oft<br />

besonders stark. Welche Bilder<br />

haben Sie <strong>in</strong> der jetzigen Jahreszeit<br />

vor Augen?<br />

aus unserer mitte<br />

Das waren unbeschwerte Wochen,<br />

denn dann kamen <strong>die</strong> urlaubsgäste<br />

<strong>in</strong> unseren Ort und sprangen<br />

zum Baden <strong>in</strong> <strong>die</strong> Oder. Neulich<br />

hatte ich wieder e<strong>in</strong> Déjà-vu: ich<br />

besuchte mit me<strong>in</strong>er Tochter <strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>z den botanischen Garten<br />

und war geradezu besessen davon,<br />

Arnika zu f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> pflückten<br />

wir nämlich immer für unsere<br />

Großmutter, <strong>die</strong> daraus zusammen<br />

mit Maiwurz und Kalmuswurzel<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>reibung herstellte.<br />

Und was erfreut Sie <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />

Sommer?<br />

Me<strong>in</strong>e älteste Tochter sigrid hat<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Ferien</strong>wohnung auf Rügen,<br />

wo sich unsere Familie seit Jahren<br />

trifft. Das ist immer sehr schön,<br />

zumal ich <strong>in</strong>zwischen auch urenkel<br />

habe.<br />

ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />

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