tag, rein in die Ferien! Die AWO bietet viele ... - AWO Journal
tag, rein in die Ferien! Die AWO bietet viele ... - AWO Journal
tag, rein in die Ferien! Die AWO bietet viele ... - AWO Journal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
24<br />
aus unserer mitte<br />
<strong>AWO</strong> <strong>Journal</strong>: Auf Ihrem Tisch<br />
liegt e<strong>in</strong> Buch über den rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen<br />
Ort Eckweiler<br />
bei Bad Kreuznach – ist das Ihre<br />
Heimat?<br />
ElisE Fuchs: Ne<strong>in</strong>, aber <strong>die</strong><br />
me<strong>in</strong>es <strong>in</strong>zwischen verstorbenen<br />
Mannes. Wir haben dort 33 glückliche<br />
Jahre gelebt. 1978 wurde Eckweiler<br />
wegen des nahen NATO-<br />
Übungsplatzes e<strong>in</strong>geäschert, und<br />
wir wurden, wie auch rund 270<br />
andere E<strong>in</strong>wohner, umgesiedelt.<br />
Dank der Entschädigung konnten<br />
wir zwar e<strong>in</strong> neues haus bauen,<br />
aber <strong>in</strong> hargesheim habe ich nie<br />
richtig Wurzeln geschlagen.<br />
Ke<strong>in</strong> Wunder, es war ja ke<strong>in</strong><br />
freiwilliger Umzug ...<br />
Als noch schlimmer empfand ich<br />
aber <strong>die</strong> Vertreibung aus me<strong>in</strong>em<br />
niederschlesischen Geburtsort. ich<br />
komme ursprünglich aus B<strong>in</strong>dow<br />
an der Oder, wo ich bis 20 <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong>em Elternhaus wohnte. Dort<br />
Auf e<strong>in</strong>e Tasse<br />
Kaffee ...<br />
... mit ELiSE FucHS (88)<br />
aus dem <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum Ma<strong>in</strong>z-Gonsenheim<br />
über Heimatgefühle, Familie und <strong>Ferien</strong> auf Rügen<br />
lernte ich me<strong>in</strong>en späteren Mann<br />
kennen, der mit me<strong>in</strong>em lehrer,<br />
e<strong>in</strong>em Freund me<strong>in</strong>es Vaters, im<br />
lazarett lag. Es war liebe auf<br />
den ersten Blick. Aber schon kurz<br />
nach unserer hochzeit b<strong>in</strong> ich mit<br />
me<strong>in</strong>er Mutter und schwester vor<br />
den Russen geflohen. Es waren <strong>die</strong><br />
letzten Januar<strong>tag</strong>e 1945.<br />
... also kurz vor knapp.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs. Wir hatten uns e<strong>in</strong>em<br />
der letzten Flüchtl<strong>in</strong>gstrecks angeschlossen<br />
und wurden über halle<br />
geleitet, wo damals noch förmlich<br />
das leben pulsierte. Durch<br />
<strong>die</strong> Zugritzen konnten wir von<br />
Weitem das brennende Dresden<br />
sehen, wussten aber nicht, wie<br />
schlimm es tatsächlich dort zug<strong>in</strong>g.<br />
Gott sei Dank s<strong>in</strong>d wir erst mal<br />
bei Verwandten im Thür<strong>in</strong>gischen<br />
untergekommen.<br />
Wann kam es zum Wiedersehen<br />
mit Ihrem Mann?<br />
E<strong>in</strong>es Mit<strong>tag</strong>s Ende Juli 1945 –<br />
da stand er plötzlich bei me<strong>in</strong>en<br />
Verwandten <strong>in</strong> Allstedt und holte<br />
mich ab. Wir s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em<br />
offenen Güterwagen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Pfalz<br />
gefahren. ich höre heute noch, wie<br />
der Rhe<strong>in</strong> unter uns gluckerte.<br />
Haben Sie später noch e<strong>in</strong>mal<br />
Ihre alte Heimat besucht?<br />
Ja, obwohl mich me<strong>in</strong>e schwester<br />
davor gewarnt hatte ... Beim<br />
Anblick unseres hauses musste ich<br />
viel we<strong>in</strong>en. ich weiß, dass es <strong>die</strong><br />
schuld der Deutschen war und<br />
uns das nicht mehr gehört. hier<br />
im seniorenheim arbeitet e<strong>in</strong>e polnische<br />
Pfleger<strong>in</strong>, <strong>die</strong> aus der Nähe<br />
von B<strong>in</strong>dow stammt. Wir verstehen<br />
uns gut und tauschen uns über<br />
unser geme<strong>in</strong>sames Zuhause aus.<br />
Gerade im Sommer s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Er<strong>in</strong>nerungen an <strong>die</strong> K<strong>in</strong>dheit oft<br />
besonders stark. Welche Bilder<br />
haben Sie <strong>in</strong> der jetzigen Jahreszeit<br />
vor Augen?<br />
aus unserer mitte<br />
Das waren unbeschwerte Wochen,<br />
denn dann kamen <strong>die</strong> urlaubsgäste<br />
<strong>in</strong> unseren Ort und sprangen<br />
zum Baden <strong>in</strong> <strong>die</strong> Oder. Neulich<br />
hatte ich wieder e<strong>in</strong> Déjà-vu: ich<br />
besuchte mit me<strong>in</strong>er Tochter <strong>in</strong><br />
Ma<strong>in</strong>z den botanischen Garten<br />
und war geradezu besessen davon,<br />
Arnika zu f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> pflückten<br />
wir nämlich immer für unsere<br />
Großmutter, <strong>die</strong> daraus zusammen<br />
mit Maiwurz und Kalmuswurzel<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>reibung herstellte.<br />
Und was erfreut Sie <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />
Sommer?<br />
Me<strong>in</strong>e älteste Tochter sigrid hat<br />
e<strong>in</strong>e <strong>Ferien</strong>wohnung auf Rügen,<br />
wo sich unsere Familie seit Jahren<br />
trifft. Das ist immer sehr schön,<br />
zumal ich <strong>in</strong>zwischen auch urenkel<br />
habe.<br />
ausgabe 03 | 2012 ausgabe 03 | 2012<br />
25