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Jugend und Armut - Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische ...

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<strong>Armut</strong>smaß ist nicht unumstritten. Denn es wird darauf hingewiesen, dass ein Teil der Leistungsberechtigen<br />

keine Gr<strong>und</strong>sicherungsleistungen in Anspruch nimmt <strong>und</strong> sich in der so<br />

genannten verdeckten <strong>Armut</strong> befindet (vgl. dazu Becker 2006).<br />

Neben der relativen <strong>Armut</strong>smessung, bei der Einkommen, materielle Ausstattung <strong>und</strong> Versorgung<br />

einer Person oder eines Haushalts in Vergleich zu einem räumlichen <strong>und</strong> sozialen<br />

Umfeld eines Menschen gesetzt werden sowie der <strong>Armut</strong>sbestimmung über den Bezug von<br />

sozialstaatlichen Gr<strong>und</strong>sicherungsleistungen, kann <strong>Armut</strong> auch absolut gemessen werden.<br />

Die absolute <strong>Armut</strong>sgrenze bestimmt sich über ein ebenfalls nach bestimmten Konventionen<br />

festgelegtes Einkommens- oder Ausgabenniveau, unter dem sich die Menschen eine erforderliche<br />

Ernährung <strong>und</strong> lebenswichtige Bedarfsartikel des täglichen Lebens nicht mehr leisten<br />

können. Die Weltbank sieht Menschen, die weniger als 1,25 PPP-US-Dollar (PPP =<br />

Purchasing Power Parity, d. h. nach Kaufkraftparitäten gewichtete Wertgröße) pro Tag zur<br />

Verfügung haben, als „arm“ an. Das Konzept der absoluten <strong>Armut</strong> wird vor allem für die <strong>Armut</strong>smessung<br />

in Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländer herangezogen.<br />

Alternativ zu monetären <strong>Armut</strong>sabgrenzungen gibt es <strong>Armut</strong>sabgrenzungen, bei der die multiple<br />

Deprivation, d. h. die Unterversorgung in verschiedenen Lebenslagen <strong>und</strong> Lebensbereichen,<br />

zur <strong>Armut</strong>sabgrenzung herangezogen werden. Einer der bekanntesten Forscher ist<br />

Townsend (1979), der einen Deprivationsindex zur Bestimmung einer <strong>Armut</strong>sgrenze vorschlägt.<br />

Der Deprivationsindex setzt sich ursprünglich aus 60 vorgegebenen „Life Style“ Indikatoren<br />

(Wohnungsausstattung, Kleidung, Möbel, Ernährung etc.) zusammen, die in dem<br />

betreffenden Haushalt fehlen. Das Problem solcher multidimensionaler <strong>Armut</strong>sabgrenzungen<br />

besteht in der Festlegung eines allgemein akzeptierten <strong>und</strong> aktuellen Mindestversorgungsniveaus<br />

in den verschiedenen Bereichen (vgl. Glatzer/Neumann 1993). 5<br />

Neben absoluter <strong>und</strong> relativer <strong>Armut</strong> sowie der Verwendung multidimensionaler <strong>Armut</strong>smessungen<br />

wird schließlich die subjektiv empf<strong>und</strong>ene <strong>Armut</strong> von Betroffenen als Abgrenzungsmaß<br />

verwendet (vgl. Krause 1992: 34ff.). Kennzeichnend hierfür ist, dass die subjektive<br />

Wahrnehmung zur eigenen Unterversorgung <strong>und</strong> die unterschiedliche Präferenzen von<br />

Betroffenen mit berücksichtigt werden. Damit ist gemeint, dass nach dem erforderlichen Mindesteinkommen<br />

für den eigenen Haushalt gefragt wird <strong>und</strong> dieses dann zum tatsächlichen<br />

Einkommen in Beziehung gesetzt wird (vgl. van Praag 1994). Es wird dann nicht derjenige<br />

als arm erachtet, der sich selbst entsprechend einstuft, sondern die individuellen Angaben<br />

zum notwendigen Mindesteinkommen werden genutzt, um einen allgemeinen Schwellenwert<br />

zu bestimmen. Bei <strong>Armut</strong>sabgrenzungen, die auf subjektiven Einschätzungen in der Bevölkerung<br />

beruhen, wird deren Validität bezogen auf die Messmethode bezweifelt, da die subjektive<br />

Bewertung für die <strong>Armut</strong>sabgrenzung nicht für eine reelle, objektive Situation vorgenommen<br />

werden soll, sondern für eine Extremsituation, die meist nicht der tatsächlichen Er-<br />

5 So wichtig der Lebenslagenansatz für die Bestimmung der Lebensverhältnisse der Menschen <strong>und</strong> damit für die Beantwortung<br />

der Frage ist, was aufgr<strong>und</strong> einer vorliegenden Einkommensarmut im Haushalt beim Kind bzw. beim <strong>Jugend</strong>lichen ankommt,<br />

so schwierig ist der Lebenslagenansatz für die Bestimmung von <strong>Armut</strong>sgrenzen des Haushalts, in dem der <strong>Jugend</strong>liche<br />

lebt. In der vorliegenden Studie basiert die Ermittlung armer Haushalte primär auf dem Konzept relativer Einkommensmessung.<br />

In zweiter Linie wird danach geschaut, ob der <strong>Jugend</strong>liche in einem Haushalt lebt, der Gr<strong>und</strong>sicherungsleistungen<br />

nach SGB II bezieht.<br />

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