01.12.2012 Aufrufe

Dokumentation_SL_Tagung_Nov_2010.doc.pdf

Dokumentation_SL_Tagung_Nov_2010.doc.pdf

Dokumentation_SL_Tagung_Nov_2010.doc.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Koordinierungsstelle Bildungsberatung GF-H<br />

Carl-Mosterts-Platz 1<br />

40477 Düsseldorf<br />

www.bagkjs.de<br />

Jahrestagung der<br />

Sonderlehrgangsleiter/innen<br />

29.11.2010 und 30.11.2010<br />

Fulda<br />

<strong>Dokumentation</strong><br />

gefördert vom:


Einleitendes Vorwort<br />

Die Arbeitstagung 2010 befasst sich unter anderem mit Ansätzen für eine<br />

Weiterentwicklung der Sonderlehrgänge hin zu einem Bildungsangebot, das jungen –<br />

überwiegend nicht mehr schulpflichtigen – Zuwanderinnen und Zuwanderern<br />

verschiedener Herkunft mehr Chancengleichheit beim Zugang zu Hochschulen und<br />

Universitäten bietet.<br />

Sonderlehrgänge wurden einst eingerichtet, um Aussiedlern aus Osteuropa eine rasche<br />

Integration in das deutsche Bildungssystem zu ermöglichen. Die ursprünglich einjährigen<br />

Lehrgänge wurden in den 1990er Jahren für Spätaussiedler aus den GUS-Ländern auf 2<br />

Jahre verlängert.<br />

Seit dem KMK-Beschluss von 1992 besuchen auch jüdische Migranten und Deutsche aus<br />

den ehemaligen Vertreibungsgebieten die Sonderlehrgänge. Mitte der 1990er entwickelten<br />

sich die Sonderlehrgänge zu Bildungsangeboten für alle Schulabsolventinnen und –<br />

absolventen, die dauerhaft aus Ländern der ehemaligen UdSSR einreisten, denen der<br />

direkte Hochschulzugang oder der Besuch eines Studienkollegs in Deutschland aber<br />

verwehrt bleibt.<br />

Seit 2007 gehen die Bewerberzahlen an den meisten Lehrgangsstandorten wegen der<br />

rückläufigen Zuwanderung aus ehemaligen GUS-Staaten zurück.<br />

Die nachweislich guten Erfolge der Sonderlehrgänge waren in den vergangenen Jahren<br />

Anlass, die Lehrgänge einem erweiterten Personenkreis zu öffnen und auf ihre Eignung<br />

zur Herstellung von mehr Bildungsgerechtigkeit zu testen. Insbesondere junge<br />

Zuwanderer und Zuwanderinnen mit mittlerer Vorbildung, die migrationsbedingt im<br />

deutschen Regelschulschulsystem benachteiligt sind, wurden an einzelnen Lehrgängen<br />

unterrichtet.<br />

Modelle und erste Praxiserfahrungen wurden auf der Arbeitstagung vorgestellt und<br />

erörtert. Bildungssysteme in Herkunftsländern, Bildungsvoraussetzungen der<br />

Bewerbergruppen aber auch Zulassungsverfahren der Länder wurden präsentiert und<br />

diskutiert 1 .<br />

Vieles weist darauf hin, dass Sonderlehrgänge ein probates Mittel für die Herstellung von<br />

mehr Bildungsgerechtigkeit sind.<br />

Die Öffnung der Lehrgänge für junge Schulabsolventen aus verschiedenen Ländern wird<br />

auch in Zukunft Gegenstand von Diskussionen um Bildungschancen und -gerechtigkeit<br />

sein. Angebote für junge Erwachsene sind nur ein Aspekt im Themenfeld Bildung und<br />

Integration. Es handelt sich aber um einen wichtigen Aspekt. Denn es sind die<br />

Jugendlichen, die jungen Erwachsenen und die jungen Eltern, die als Vorbilder<br />

entscheidend Einfluss auf die Folgegeneration und deren Wertevorstellung - einschließlich<br />

der Wertschätzung von Bildung - nehmen.<br />

1 Vorbereitete Diskussionsbeiträge und Impulsreferate sind als Powerpointdokumente eingefügt. Zusammenfassungen<br />

und Erläuterungen wurden im Rahmen der <strong>Dokumentation</strong> von der Koordinierungsstelle eingefügt. Namen von<br />

Schülern wurden geändert.<br />

2


Inhalt<br />

1. Entwicklungen bundesweit 4<br />

- Sonderlehrgänge (Standorte und Klassen) 4<br />

- Kursanfänger/-abgänger; Prüfungsteilnehmer/innen und Prüfungserfolg 5<br />

- Zuwanderung (Spätaussiedler und Flüchtlinge) 7<br />

- Förderzulassungen Garantiefonds Hochschule 8<br />

2. Situation und Entwicklung in den Ländern und an einzelnen Standorten 10<br />

3. Studienfachwahl 12<br />

4. Erfahrungen mit Lerngruppen unterschiedlicher Herkunft 15<br />

5. Anders im Sonderlehrgang, Fallbeispiele 16<br />

6. Chancengeber Sonderlehrgang. Beispiel Hessen 22<br />

- Vorbereitungskurs auf das C1-Certifikat 22<br />

- Sonderlehrgänge Hanau/Hasselroth 26<br />

- Perspektiven eröffnen! Vom Hauptschulabschluss bis zur Hochschulreife. 30<br />

7. Bewertung schulischer Vorbildung. Afghanistan + Iran (Schulabschlüsse 34<br />

und Bildungssysteme).<br />

8. Ergebnisse 49<br />

Anhang: 51<br />

Termine 51<br />

Teilnehmerliste 52<br />

Berechtigte nach dem BAföG (seit der 22. <strong>Nov</strong>elle 2008) 53<br />

3


1. Entwicklungen bundesweit (Koordinierungsstelle Bildungsberatung)<br />

Im Folgenden werden Vergleichszahlen zur Entwicklung der Sonderlehrgänge und der<br />

Schülerzahlen zwischen 2009 und 2010 skizziert. Die Mehrzahl der<br />

Lehrgangsteilnehmerinnen wird nach den Richtlinien Garantiefonds Hochschulbereich (RL<br />

GF H) gefördert. Wir zeigen die Zahl der für die Förderung nach dem GF H relevanten<br />

Zuwanderer 2010 (bis September), die Zahl der erfolgreichen Lehrgangsabsolventen und<br />

die in der Bildungsberatung der JMD registrierten jungen Zuwanderinnen und Zuwanderer,<br />

die ihren ausländischen Sekundarschulabschluss in Deutschland mit dem Ziel der<br />

Hochschulreife ergänzen möchten.<br />

Sonderlehrgänge (Standorte und Klassen)<br />

Im Jahr 2010 besuchten in 11 Bundesländern zugewanderte<br />

Sekundarschulabsolventinnen und -absolventen Sonderlehrgänge zum Erwerb der<br />

Hochschulreife.<br />

• Schulstandorte<br />

• 2010: 16 (seit Sommer 2010)<br />

• 2009: 17<br />

4


Klassenzahl (15 von 17 <strong>SL</strong>) Schülerzahl (15 von 17 <strong>SL</strong>)<br />

• Okt. 2010: 40<br />

• Okt. 2009: 51*<br />

• *17 von 17 Lehrgängen<br />

5<br />

579<br />

787*<br />

Kursanfänger/-abgänger; Prüfungsteilnehmer/innen und Prüfungserfolg<br />

Kursanfänger /Bewerber<br />

• 2010: 281/297<br />

• 2009: 343/375<br />

Kursabgänger<br />

364<br />

575


• Prüfungsteilnehmer 2010<br />

• 331 von 364 (ca. 91%)<br />

• Davon w: 181 (ca. 55%)<br />

• Prfg. best.: 274 (ca. 83%/75%)<br />

• Davon w: 162 (ca. 59%)<br />

• Art des erworbenen Hochschulzugangs<br />

• Allgemeine HSR 185 (ca. 68%)<br />

• FH-Reife 70 (ca. 25%)<br />

• Unvollst. FH-Reife 19 (ca. 7%)<br />

6


• Kursgrößen (14 Kursorte)<br />

An 7 Schulen studieren 78% aller TN<br />

An 4 Schulen studieren 51% aller TN<br />

(davon 3 mit erweiterter Zulassungspraxis)<br />

Zuwanderung (Spätaussiedler und Flüchtlinge)<br />

• Zuwanderung Personenkreis nach RL-GF-H<br />

• Spätaussiedler: (bis Okt. reg. 1909) ca. 2300<br />

• Flüchtlinge: (bis Sept. anerk. 6070) ca. 8000<br />

7


Förderzulassungen Garantiefonds Hochschule<br />

• Zulassungen GF-H<br />

• Jan bis Sept 2010 (inkl Ausn + FöA)<br />

• 288 (erwartet: knapp 400)<br />

• 85 <strong>SL</strong> (erwartet: ca. 110)<br />

• 35 StKo (erwartet knapp 50)<br />

• Herkunft GF-H-Schüler ohne GUS-Länder<br />

• 48 (Irak, Iran, Syrien, Eritrea,<br />

Birma, Afghanistan)<br />

• Davon 13 (sichere) <strong>SL</strong>-Kandidaten<br />

8


• Von GF-H abgelehnte Bewerber/innen 2010<br />

• 1114<br />

• Davon Sekundarschulabsolventen (ohne HZB)<br />

mit Studienwunsch:<br />

• 319<br />

• 319 nicht GF-H-geförderte Studienbewerber/innen<br />

(ohne HZB) kommen u.a. aus:<br />

• Irak (40),Iran (19), Türkei (8), Afghanistan (7)<br />

• Pakistan (7), Kuba (5), Myanmar (5), Peru (3),<br />

• Eritrea (5), Syrien (5), Kolumbien (3),<br />

• Brasilien, Korea, Serbien, Libanon, Somalia,<br />

Vietnam, Gambia, Indien, Thailand, China, …<br />

9


2. Situation und Entwicklung in den Ländern und an einzelnen Standorten<br />

Baden Württemberg:<br />

Die Zahlen sind rückläufig, entwickeln sich aber an den vier Standorten (Stuttgart,<br />

Mannheim, Rottweil, Meersburg) unterschiedlich. In den vergangenen Jahren blieben die<br />

Zulassungszahlen zunächst vergleichsweise konstant, auch weil aus GUS-Ländern<br />

zugewanderte Schülerinnen und Schüler mit einem in Deutschland erworbenen guten<br />

Mittelschulabschluss am Sonderlehrgang eine Chance erhielten, wenn ihre im Ausland<br />

erworbenen Kenntnisse mit den Erwartungen und Anforderungen im gymnasialen<br />

Regelsystem nicht kompatibel waren (z.B. bei migrationsbedingten Defiziten im Fach<br />

Englisch).<br />

Die einst in der Tendenz offene Haltung Baden Württembergs wird zurzeit eher verhalten<br />

praktiziert. Die Perspektiven für zugewanderte Schüler und Schülerinnen und für die<br />

Sonderlehrgänge sind zurzeit nicht absehbar.<br />

Bayern:<br />

Das Kultusministerium möchte die Zahl der Standorte reduzieren. Nach Plan des<br />

Ministeriums sollen Augsburg und Würzburg in 2012 auslaufen. Schweinfurt soll erhalten<br />

bleiben. Ob die Standortreduzierung tatsächlich so realisiert wird, ist zurzeit noch<br />

ungewiss.<br />

Positiv in Bayern: 2010 wurden im Rahmen von Einzelfallentscheidungen erstmals junge<br />

Flüchtlinge aus dem Irak zum Schulbesuch an Sonderlehrgängen zugelassen.<br />

Berlin:<br />

Der <strong>SL</strong> in Berlin ist recht stabil, obwohl es bislang keine Öffnung für Flüchtlinge oder<br />

sonstige zugewanderte Schüler/innen gibt.<br />

Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen<br />

Die eher kleinen Lehrgänge in Cottbus, Freiberg, Bitterfeld und Nordhausen leiden unter<br />

Bewerbermangel. Eine Öffnung für einen erweiterten Personenkreis hat die Bewerberzahl<br />

in Cottbus für den FH-Reife-Kurs nicht merklich erhöht. Der Lehrgang in Bitterfeld soll<br />

auslaufen.<br />

Hamburg:<br />

Die Teilnehmerzahl ist verhältnismäßig stabil.<br />

Außerdem positiv in Hamburg: Im Ausnahmeverfahren (Einzelfallentscheidung) wurden in<br />

den letzten Jahren junge Flüchtlinge zum Schulbesuch zugelassen. Jeweils im Januar und<br />

im August beginnen neue Kurse.<br />

Hessen:<br />

In Hessen gelten seit 2010 veränderte Aufnahmebedingungen. Der Personenkreis wurde<br />

erweitert. Die Bewerberzahlen steigen behutsam an. 2010 wurden 33 neue Schüler/innen<br />

am Standort Hanau aufgenommen. Insgesamt besuchen 62 Schülerinnen und Schüler<br />

den <strong>SL</strong> Hessen. Die SchülerInnen lernen in zwei Klassen pro Jahrgang (s. auch Nr. 6<br />

„Chancengeber Sonderlehrgang“).<br />

10


Niedersachsen:<br />

Es gibt mit Göttingen einen Standort. Die Öffnung des Lehrgangs für junge Flüchtlinge<br />

wird nicht erwartet. Der Sonderlehrgang soll nach Wunsch des Niedersächsischen<br />

Innenministeriums auslaufen. Es ist fraglich, ob die (zurzeit) 20 Bewerberinnen und<br />

Bewerber aus Niedersachsen in 2011 noch Aufnahme finden werden oder in andere<br />

Bundesländer wechseln müssen. Abgewiesene niedersächsische Bewerber werden<br />

vorrangig einen Länderwechsel Richtung Hamburg, Hessen und (ggf.) Thüringen<br />

anstreben. Auch Brandenburg (FH-Reife) böte sich als Alternative an.<br />

NRW:<br />

Es gibt nur einen Standort (Geilenkirchen). Beim nächsten Kursbeginn wird es<br />

voraussichtlich 20 neue Aufnahmen geben. Die Zulassungszahlen am <strong>SL</strong> in NRW sind<br />

rückläufig. Das Kultusministerium hat einer Zielgruppenerweiterung um<br />

Sekundarschulabsolventen aus anderen Herkunftsländern bisher nicht zugestimmt. Ohne<br />

Öffnung für Schülerinnen und Schüler aus anderen Ländern wird der <strong>SL</strong> in einigen Jahren<br />

auslaufen.<br />

Teilnehmerzahlen NRW im Vergleich<br />

2007 => 286<br />

2008 => 186<br />

2009 => 109<br />

2010 => 086<br />

Mit Ausnahme von Berlin sind die zur Hochschulreife führenden Lehrgänge in den<br />

östlichen Bundesländern und in Nordrhein-Westfalen besonders stark von<br />

Teilnehmerschwund betroffen. In NRW ist dafür auch die verhältnismäßig restriktive<br />

Zulassungspraxis in Bezug auf die Herkunft der Schüler und Schülerinnen ursächlich.<br />

Das in Hessen praktizierte Zulassungsverfahren, das allen geeigneten Bewerberinnen und<br />

Bewerber mit einer dem Mittelschulabschluss vergleichbaren Vorbildung die Chance auf<br />

Erwerb der Hochschulreife eröffnet, führte zu einer Stabilisierung des Schulbesuchs mit<br />

leichter Aufwärtstendenz.<br />

11


3. Studienfachwahl bei <strong>SL</strong>-Absolventen (Bildungsberatungsstelle des JMD beim CJD<br />

Berlin)<br />

Bevorzugte Studienfachrichtungen bei<br />

Sonderlehrgangsabsolventen und <strong>SL</strong>absolventinnen<br />

Befragt wurden 319 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die sich im Jahr 2010 erstmals<br />

zum Hochschulstudium bewerben konnten.<br />

Zusammengestellt von Peter Gröger<br />

Ergebnisse der Abfragen zur Fortsetzung der Ausbildung<br />

nach dem Sonderlehrgang<br />

Abfragen<br />

319<br />

Adresse unbekannt<br />

24<br />

Keine Antwort<br />

89<br />

Antworten<br />

206<br />

12<br />

= 64,6%<br />

(2009 63,7%)<br />

GR <strong>SL</strong> 1110<br />

GR <strong>SL</strong> 1110


Von den 206 Absolventinnen und<br />

Absolventen, die antworteten<br />

132 Studium<br />

27<br />

= 64 % der Antworten<br />

offen<br />

= 13 % der Antworten<br />

28 Ausbildung<br />

= 13 % der Antworten<br />

13<br />

37 Männer<br />

68 Frauen<br />

28 nicht GF H geförderte<br />

Personen<br />

13 Männer<br />

12 Frauen<br />

2 nicht GF H geförderte<br />

Personen<br />

11 Männer<br />

11 Frauen<br />

6 nicht GF H geförderte<br />

Personen<br />

Von den 206 Absolventinnen und<br />

Absolventen, die antworteten<br />

5 Wehrdienst<br />

6 sonstiges<br />

8<br />

Praktikum<br />

GR <strong>SL</strong> 1110<br />

GR <strong>SL</strong> 1110


121 (von 132) Rückmeldungen mit Angabe der Studienrichtung<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

Wirtschafts- und<br />

Rechtswissenschaften<br />

Geisteswissenschaften<br />

Lehrämter<br />

Gesamt Studium<br />

Naturwissenschaften und Medizin<br />

gesamt<br />

121<br />

27<br />

33<br />

40<br />

16<br />

5<br />

14<br />

davon männlich<br />

45<br />

20<br />

10<br />

15<br />

davon weiblich<br />

76<br />

7<br />

23<br />

25<br />

16<br />

5<br />

GR <strong>SL</strong> 1110<br />

Vergleichsweise groß ist der Anteil an Studierenden in den Bereichen Ingenieurswissenschaften und<br />

Naturwissenschaften. Gleiches gilt für den Anteil junger Frauen in Naturwissenschaften und Medizin. Die<br />

große Beliebtheit wirtschaftswissenschaftlicher Fächer liegt dagegen im allgemeinen Bundestrend.


4. Erfahrungen mit Lerngruppen unterschiedlicher Herkunft (Bildungsberatungsstelle<br />

des JMD der Caritas Hannover)<br />

Urteile und Vorurteile<br />

Die vorgetragenen Einschätzungen von Lehrerinnen und Lehrern an Studienkollegs waren<br />

für die weitere Diskussion von Nutzen, erhielten aber auch viel gut begründeten<br />

Widerspruch von den anwesenden Lehrgangsleiter/innen. Grundlage waren Gespräche<br />

und Interviews. Besonders häufig wurde für die meisten Herkunftsländer geäußert, dass<br />

sogenannte „Transferleistungen“ (hier interpretiert als „Übertragung von<br />

gelernten/erworbenen Kenntnissen und Fertigkeiten auf vergleichbare Situationen“) von<br />

den jeweiligen Schülerinnen und Schülern gering ausgeprägt sein oder waren. Die Zitate<br />

und Meinungen werden an dieser Stelle nicht wieder gegeben, da sie einerseits<br />

missverständlich interpretiert werden können, andererseits solche Wertungen einem<br />

Wandel im Laufe der Zeit unterliegen (z.B. weil sich Bedingungen in Herkunftsländern<br />

oder in Deutschland geändert haben).<br />

Es zeigt sich, dass die Erfahrung mit Schülerinnen und Schülern verschiedener Herkunft<br />

zu Erwartungen an Vorbildung, Leistungs- und Lernbereitschaft der jeweiligen<br />

Herkunftsgruppen führen. Über Jahre ändern sich aber auch diese Einstellungen auf<br />

Seiten der befragten Lehrerinnen und Lehrer. Die Sonderlehrgänge mit Teilnehmern<br />

unterschiedlicher Herkunft berichten von durchgehend positiven Erfahrungen in<br />

heterogenen Lerngruppen.<br />

Auswirkungen sind:<br />

a) Zunahme der mdl. Kommunikation auf Deutsch<br />

b) Zunahme der mdl. Beteiligung am Unterricht<br />

c) stärkeres Interesse an Politik u. Gesellschaft und größere Bereitschaft, selbiges zu<br />

artikulieren.<br />

15


5. Anders im Sonderlehrgang, Fallbeispiele (Bildungsberatungsstelle des JMD beim<br />

CJD in Hamburg)<br />

Sonderlehrgänge nutzen die schulische Vorbildung zugewanderter Schülerinnen und<br />

Schüler für die weitere Ausbildung in Deutschland. Sie sind in besonderer Weise geeignet,<br />

jungen Migrantinnen und Migranten den Zugang zum Studium zu eröffnen. Neben der<br />

Verbesserung von Bildungschancen für Migranten unterschiedlicher Herkunft durch eine<br />

Öffnung der Lehrgänge werden mit der Öffnung auch positive Auswirkungen auf das<br />

Sozial- und Lernverhalten in den Klassen verbunden. Die Betrachtung von Einzelfällen<br />

zeigt, dass dieser Effekt wahrscheinlich ist aber nicht zwangsläufig eintritt.<br />

„Anders“ im Sonderlehrgang<br />

Fallbeispiele<br />

Viviane Lagodzki<br />

Bildungsberaterin GF-H in Hamburg<br />

16


• Farhat und Kaveh:<br />

Biographischer Abriss<br />

(Iran und Deutschland)<br />

• Die Klassen<br />

• Verlauf des Sonderlehrgangs<br />

• Zusammenfassung<br />

Farhat im Iran<br />

2001: Abschluss 12 Jahre Schule;<br />

Profil Mathematik/Physik<br />

2001: Aufnahmeprüfung an der Azad<br />

Universität<br />

2001-02: Studium im Fach Elektrotechnik<br />

Azad Uni; Verweis von der<br />

Universität aufgrund politischer<br />

Aktivitäten und der Flucht des<br />

Vaters nach Deutschland<br />

2002-04: Militärdienst; weiter politisches<br />

Engagement; Haft und Folter<br />

2004-05: Arbeit in einer Druckerei; mehrere<br />

private Veröffentlichungen;<br />

Repressalien<br />

06/2005: Flucht nach Deutschland<br />

17


Farhat in Deutschland<br />

06/05-03/06: Asylverfahren<br />

03/2006: Erhalt des Bleiberechts (§25.2)<br />

2006: sechs Monate Integrationskurs<br />

03/2007: Aufnahme in die Förderung<br />

des GF-H<br />

05-07/07: Studienvorbereitender<br />

Deutschkurs<br />

08/07-07/09: Teilnahme am <strong>SL</strong> in Hamburg<br />

seit WS 09: Studium<br />

Kaveh im Iran<br />

2000: Abschluss 11 Jahre Schule im<br />

Profil Mathematik/Physik<br />

2000-01: Vorbereitungskurs für die Uni<br />

2001: Aufnahmeprüfung an der Azad<br />

Universität Zahedan<br />

2001-03: Studium im Fach Mathematik an<br />

der Technischen Azad Universität<br />

2003: Verweis von der Universität, weil<br />

Teilnahme am islamischen<br />

Studienprogramm verweigert,<br />

Übertritt zum Christentum und<br />

Regimekritik<br />

2004-05: Arbeit bei einem Radiosender<br />

11/2005: Flucht nach Deutschland<br />

18


Kaveh in Deutschland<br />

11/05-08/06: Asylverfahren<br />

12/2005: wird Mitglied in einer<br />

Baptistengemeinde<br />

08/2006: Erhalt des Bleiberechts (§25.2);<br />

Aufnahme in die Förderung des<br />

GF-H<br />

10/06-01/07: Integrationskurs<br />

05/07-07/07: Deutschintensivkurs GF-H<br />

08/07-07/09: Teilnahme am <strong>SL</strong> in<br />

Hamburg<br />

seit WS 09: Studium<br />

Die Klassen<br />

• im August 2007 beginnen zwei <strong>SL</strong>-<br />

Klassen à 24 Schüler in Hamburg<br />

• ein Iraner pro Klasse; das Kollegium<br />

verspricht sich damit, das Russisch-<br />

Reden zu bremsen<br />

19


Verlauf Sonderlehrgang<br />

Gruppensituation<br />

Kaveh:<br />

- wird nur teilweise<br />

integriert, hat isolierte<br />

Stellung in der Klasse,<br />

zieht sich oft zurück in<br />

Baptistengemeinde<br />

- „Anderssein“ führt eher<br />

zur Ausgrenzung,<br />

Russisch bleibt häufig<br />

Pausensprache<br />

- verhält sich introvertiert<br />

und wirkt psychisch<br />

instabil<br />

Farhat:<br />

- integriert sich in<br />

Klassenverband, geht auf<br />

Klassenkameraden zu<br />

- „Anderssein“ wird zur<br />

Bereicherung, Deutsch wird<br />

auch zur Pausensprache<br />

- gestaltet Feste des<br />

Studienkollegs mit<br />

- spielt in der Theater-AG<br />

des Studienkollegs<br />

- ist kommunikativ und wirkt<br />

psychisch stabil<br />

Verlauf Sonderlehrgang<br />

Leistung<br />

Kaveh:<br />

- perfekte Englischkenntnisse<br />

- gute Mathematikkenntnisse<br />

- Leistung in anderen Fächern<br />

mäßig u. sich verschlechternd<br />

- schätzt sich anders ein als das<br />

Kollegium, stellt Antrag auf<br />

Hochstufung vom ersten in das<br />

zweite Jahr<br />

- hat vielfältige private Probleme, die<br />

seine Leistungen beeinträchtigen<br />

- DN 3,0<br />

- Studienplatz im Nachrückverfahren<br />

„Informations- und Elektrotechnik“,<br />

nicht im Wunschfach „Masch.-Bau“<br />

20<br />

Farhat:<br />

- gute Englisch- und<br />

Mathematikkenntnisse<br />

- arbeitet aktiv mit<br />

- steigert seine Leistungen<br />

- orientiert sich frühzeitig in<br />

Hochschullandschaft<br />

- DN 2,5<br />

- Studienplatz im direkten<br />

Bewerbungsverfahren<br />

„Medientechnik“


Zusammenfassung<br />

Der Sonderlehrgang ist für beide Teilnehmer eine<br />

einmalige Chance, ihr Studium schnell fortzusetzen<br />

Vorbildung ist anders als bei Teilnehmern aus GUS:<br />

- längerer Schulbesuch<br />

- gute Englischkenntnisse<br />

- evtl. bereits Studienerfahrung<br />

Die sprachliche Homogenität einer Klasse wird durch<br />

Schüler aus „anderen“ Ländern immer wieder unterbrochen<br />

Verfolgung, evtl. Traumatisierung, Flucht und lange<br />

Asylverfahren sind einige der Faktoren, die das Gelingen<br />

des <strong>SL</strong>-Besuchs beeinflussen<br />

21


6. Chancengeber Sonderlehrgang. Beispiel Hessen (Ludwig-Geißler-Schule in Hanau<br />

und Bildungsberatung des JMD der AWO in Frankfurt)<br />

In Hessen können bei entsprechender Vorbildung alle jungen Migrantinnen und Migranten<br />

an Sonderlehrgängen ihre im Ausland erworbene schulische Fortbildung bis zum Erwerb<br />

der Hochschulreife fortsetzen, wenn sie nach dem BAföG förderberechtigt sind (s.<br />

Anhang: 22. BAföG-<strong>Nov</strong>elle, § 8 Staatsangehörigkeit).<br />

Vorbereitungskurs auf das C1-Certifikat<br />

Junge Migrantinnen und Migranten, die als Flüchtlinge oder Spätaussiedler in Deutschland<br />

die Hochschulreife erwerben und/oder eine akademische Laufbahn fortsetzen möchten,<br />

können nach den RL GF H aus Mitteln des BMFSFJ gefördert werden. Dazu gehört auch<br />

die Förderung in Sprachkursen, die zum Niveau C1 GER führen. Das Hessische<br />

Sozialministerium finanziert in Ergänzung Sprachkurse mit einem Abschluss auf C1-<br />

Niveau für Personen, die nicht GF H gefördert werden.<br />

Vorbereitungskurs auf das C1-<br />

Zertifikat<br />

22


Personenkreis<br />

Junge Zuwanderer/innen, die nicht durch den<br />

Garantiefonds Hochschule gefördert werden können<br />

und in Deutschland die Hochschulreife erwerben, ein<br />

begonnenes Studium fortsetzen oder ein<br />

abgeschlossenes Studium ergänzen möchten. In<br />

Einzelfällen können auch Bewerber/innen, die eine<br />

Berufsausbildung anstreben, zugelassen werden. Alle<br />

Teilnehmer/innen müssen zum BAföG-berechtigten<br />

Personenkreis gehören.<br />

Dauer: 6 Monate, ca. 30 U-Std. in der Woche<br />

• Kursort: Fördereinrichtung für junge<br />

Zugewanderte des RP Darmstadt in Hasselroth<br />

•<br />

• Unterbringung: Es besteht die<br />

Möglichkeit, im Wohnheim der<br />

Fördereinrichtung für junge Zugewanderte<br />

des RP Darmstadt in Hasselroth untergebracht<br />

zu werden (in der Regel Doppelzimmer)<br />

23


Bislang wurde ein Kurs von 2/2010 bis 7/2010<br />

durchgeführt.<br />

Der Kurs startete mit 20 Teilnehmern/innen.<br />

Herkunftsländer:<br />

Russland (9), Ukraine (2), Myanmar (3), Gambia,<br />

Kolumbien, Eritrea, Syrien, Kasachstan, Brasilien<br />

C1-Prüfung: 17 Teilnehmer/innen<br />

Bestanden: 14 Teilnehmer/innen<br />

Davon besuchen 8 Teilnehmer/innen derzeit<br />

den Sonderlehrgang, vier streben ein Studium<br />

an, 1 besucht das Studienkolleg und 1 die<br />

Berufsfachschule.<br />

24


Am 1.11. hat der nächste C1-Kurs mit 20<br />

Teilnehmern/innen begonnen (Ende Mai 2011).<br />

Herkunftsländer: Russland (7), Rumänien (3),<br />

Eritrea (2), Ukraine (2), Kasachstan, Afghanistan,<br />

Mongolei, Kuba, Pakistan, Italien.<br />

Davon <strong>SL</strong>-Kandidaten: 12<br />

25


Sonderlehrgänge in Hanau/Hasselroth<br />

• Personenkreis:<br />

Sonderlehrgänge in<br />

Hanau/Hasselroth<br />

1.Teilnehmer gemäß KMK-Verordnung<br />

2. Spätaussiedler, die aus dem Herkunftsland<br />

den Hauptschulabschluss mitbringen und in<br />

Deutschland die mittlere Reife erworben<br />

haben<br />

26


3. Ausländer, die über einen dauerhaften<br />

Aufenthalt verfügen und im Herkunftsland die<br />

mittlere Reife erworben haben.<br />

•Zugangsvoraussetzung: C1-Sprachzertifikat<br />

(oder vergleichbares Zertifikat)<br />

Herkunftsländer:<br />

•Russland 18<br />

•Kaschstan 5<br />

•Ukraine 4<br />

•Aserbeidschan 2<br />

•Somalia 2<br />

•Kirgistan 1<br />

Beginn August 2009<br />

27


• Äthiopien 1<br />

• Iran 1<br />

• Usbekistan 1<br />

Beginn August 2009<br />

Gesamt: 35 in zwei Klassen, davon 10 GF-H<br />

Stipendiaten (28,5 %)<br />

• Herkunftsländer:<br />

Russland 13<br />

Kasachstan 10<br />

Kirgistan2<br />

Usbekistan 1<br />

Ukraine 1<br />

Irak 1<br />

Beginn August 2010<br />

28


• Iran 1<br />

• Gambia 1<br />

• Eritrea 1<br />

• Kosovo 1<br />

• Kolumbien 1<br />

Beginn August 2010<br />

• Gesamt: 33 (in zwei Klassen), davon 15 GF-H<br />

Stipendiaten (ca. 45%)<br />

29


Perspektiven eröffnen! Vom Hauptschulabschluss bis zur Hochschulreife.<br />

Frau Emig (Ludwig-Geißler-Schule)<br />

Perspektiven eröffnen!<br />

Das integrative Konzept<br />

derLudwig-Geissler-Schule Hanau<br />

Schuljahr 2010/11:<br />

Statistik<br />

• 62 Schülerinnen und Schüler<br />

• 36 weiblich, 26 männlich<br />

• 4 Klassen, jeweils 2 pro Jahrgang<br />

• Seit 2010/11 veränderte Aufnahmebedingungen<br />

• 11 Migranten anderer Herkunftsländer<br />

30


Aufnahmebedingungen<br />

Ludwig-Geißler-Schule<br />

A Spätaussiedler/jüdische Emigranten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion<br />

•Abschluss der zehn- bzw. elfjährigen allgemeinbildenden Mittelschule der ehemaligen Sowjetunion oder:<br />

Abschluss der Mittleren berufstechnischen Lehranstalt (entspricht den neuen Lyzeen) oder Fachlehranstalt<br />

(zum Teil auch der neu eingerichteten Colleges) in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion<br />

•Wenn einer der zwei folgenden Berechtigungen vorliegt:<br />

Familienangehörige im Sinne von §8 Bundesvertriebenengesetz<br />

(wird nur anerkannt, wenn im Registrierschein eingetragen) oder:<br />

Jüdische Immigranten (Niederlassungserlaubnis nach § 23 Abs. 2 Aufenthaltsgesetz)<br />

•Versetzungszeugnis in die Abiturklasse (für Bewerber aus Polen, Rumänien und anderen Staaten mit 12-jährigem Schulsystem)<br />

•Zeugnis über die bestandene Zentrale Deutsche Sprachprüfung, Niveaustufe C1<br />

B: Sonstige Bewerber aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion – Einzelfallprüfung<br />

•Ehegatten und Angehörige von Spätaussiedlern: Aufnahme wie oben<br />

•Spätheimkehrer (Deutsche aus Russland): Aufnahme wie oben<br />

•Bewerber mit unvollständiger mittlerer Schulbildung<br />

Der Hauptschulabschluss wurde im Herkunftsland erworben<br />

Der Realschulabschluss wurde in Deutschland erworben.<br />

In diesen Fällen kann die C1 Prüfung entfallen<br />

C Bewerber anderer Nationalitäten –Einzelfallprüfung<br />

•Hochschulzugangsberechtigung aus dem Herkunftsland.<br />

Der Abschluss berechtigt zum Studium im Herkunftsland.<br />

Der Abschluss ist vom Staatlichen Schulamt Darmstadt-Dieburg dem Realschulabschluss gleichgestellt<br />

•Status als bafögberechtigter Migrant<br />

•Zeugnis über die bestandene Zentrale Deutsche Sprachprüfung, Niveaustufe C1<br />

Erfahrungen mit der<br />

Öffnung des Sonderlehrgangs<br />

• Konsequente Umsetzung von Deutsch als<br />

Unterrichtssprache<br />

• Interkultureller Austausch<br />

• Abbau von kulturellen Differenzen<br />

• Vermeidung von Ghettobildung<br />

31


Herausforderungen<br />

In den Bereichen:<br />

• Unterricht / Fördermaßnahmen<br />

• Fortbildung der Lehrkräfte<br />

• Betreuung<br />

• Bildungsberatung<br />

• Berufswegeplanung<br />

Chancengeber Sonderlehrgang<br />

Das integrative Konzept der LGS<br />

• Perspektiven für Migranten<br />

• Nutzen der vorhandenen Infrastruktur<br />

• Das Haus der Integration<br />

• LGS - Kooperationspartner der Initiative<br />

HESSENCAMPUS HANAU<br />

Nutzen der Angebote/Kontakte für den<br />

Sonderlehrgang<br />

32


Ludwig-Geißler-Schule<br />

Förderschule in Hasselroth<br />

Vom Hauptschulabschluss bis zur Hochschulreife<br />

33


7. Bewertung schulischer Vorbildung. Afghanistan und Iran (Schulabschlüsse und<br />

Bildungssysteme). (Frau Kourukmas, KMK, Zentralstelle für ausländisches<br />

Bildungswesen)<br />

Die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) ist die Fachstelle für die<br />

Bewertung im Ausland erworbener Abschlüsse in Deutschland. Zu ihren Aufgaben gehört<br />

u.a. die Beratung der Anerkennungsstellen für schulische und berufliche Anerkennung und<br />

der Akademischen Auslandsämter. Im folgenden Beitrag werden einige der Aufgaben der<br />

ZAB skizziert, Bewertungskriterien für schulische Abschlüsse dargestellt und ausführlicher<br />

das Schulsystem in Afghanistan und Iran vorgestellt.<br />

Jahrestagung<br />

der Sonderlehrgangsleiter<br />

29. und 30. <strong>Nov</strong>ember 2010 in Fulda<br />

��ﺑ ﻼﻬﺳو ﻼهأ<br />

Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen<br />

Petra Kourukmas<br />

Referentin für die arabischen Staaten, Iran und Afghanistan<br />

34


Geschichte der Zentralstelle<br />

1905 gegründet als „Auskunftsstelle in Immatrikulations-<br />

Angelegenheiten von Ausländern“<br />

1958 Eingliederung in das Sekretariat der Ständigen Konferenz<br />

1<br />

ZAB<br />

der Kultusminister der Länder der Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Zeugnisanerkennungsstellen<br />

für schulische Bildung<br />

KMK =Kultusministerkonferenz der Länder<br />

Zentralstelle für ausländisches<br />

Bildungswesen (KMK)<br />

werden beraten durch werden beraten durch werden beraten durch<br />

Behörden für<br />

berufliche Anerkennung:<br />

Ärzte, Lehrer usw.<br />

10 11 12 13 14 15 16<br />

2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

35<br />

Akademische Auslandsämter<br />

der Hochschulen


Dienstleistungen für Behörden<br />

Unterstützung bei der Aushandlung von<br />

Äquivalenzabkommen mit anderen Ländern<br />

gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, dem<br />

DAAD und der HRK<br />

Erstellung allgemeiner Äquivalenzgrundlagen und<br />

Einstufungsempfehlungen für ausländische<br />

Bildungsnachweise:<br />

die „Bewertungsvorschläge“ in anabin<br />

Dienstleistungen für Behörden<br />

anabin<br />

An = Anerkennung<br />

a = ausländischer<br />

bi = Bildungs<br />

n = nachweise<br />

36


Dienstleistungen für Privatpersonen<br />

• Allgemeine Auskünfte<br />

• Auskünfte zu Zuständigkeiten<br />

• Ausstellung von Äquivalenzbescheinigungen<br />

für deutsche Bildungsnachweise zur Vorlage im<br />

Ausland<br />

• Zeugnisbewertungen für Hochschulabschlüsse<br />

auf Bachelorebene (Lissabonkonvention)<br />

Dienstleistungen für Privatpersonen<br />

Nur über Internet:<br />

http://www.kmk.org<br />

/zab/zeugnisbewertungen<br />

Zeugnisbewertungen<br />

37<br />

100 €<br />

Nur für Hochschulzeugnisse mit einer<br />

Mindeststudiendauer von 3 Jahren !


Anerkennung<br />

der Studienabschlüsse<br />

im Heimatland<br />

keine Besserstellung<br />

gegenüber dem<br />

Heimatland<br />

ZAB<br />

Die Studierenden sollen die Chance<br />

haben, ihr Studienziel schnell und<br />

kostengünstig zu erreichen<br />

Bewertungsvorschläge für Behörden<br />

Informationen über Bildungssysteme und Hochschulgesetze<br />

in 184 Ländern der Welt<br />

Datenbank www.anabin.de<br />

18 Länderreferenten/referentinnen<br />

mehr als 20 Sprachen<br />

38<br />

Zufriedenheit<br />

der Studierenden<br />

2. Grundsatz 1. Grundsatz<br />

Bewertungsvorschläge<br />

für schulische Abschlüsse<br />

Hauptschulabschluss Realschulabschluss<br />

9 10<br />

Erfolgreicher Besuch von neun<br />

aufsteigenden Klassen<br />

im Vollzeitunterricht (ohne Vorschule).<br />

Sofern das ausländische System<br />

eine Abschlussprüfung vorsieht,<br />

muss sie erfolgreich abgelegt sein.<br />

Erfolgreicher Besuch von zehn<br />

aufsteigenden Klassen<br />

im Vollzeitunterricht (ohne Vorschule).<br />

Sofern das ausländische System<br />

eine Abschlussprüfung vorsieht,<br />

muss sie erfolgreich abgelegt sein.<br />

Bewertungskriterien


Bewertungsvorschläge<br />

für schulische Abschlüsse<br />

Hauptschulabschluss Realschulabschluss<br />

3 + Muttersprache<br />

Fächerkatalog:<br />

Mindestens vier allgemeinbildende<br />

Fächer (Muttersprache, Mathematik,<br />

Naturwissenschaft, Geschichte/Gesellschaftswissenschaft)<br />

zu je 10 Jahreswochenstunden<br />

in der Sekundarstufe.<br />

Abu Ali al-Husayn ibn Abdullah ibn Sina<br />

= Avicenna<br />

Lebenslauf:<br />

980 geboren in Afshana<br />

Muttersprache: Persisch<br />

989 Umzug nach Buchara<br />

kein Schulbesuch<br />

990-996 Arabischunterricht bei verschiedenen<br />

Lehrern, Islamischer Unterricht durch Hauslehrer<br />

indische Mathematik und Algebra gelernt bei<br />

einem Gemüsehändler<br />

Mit 17 Jahren Beginn eines Medizinstudiums<br />

997 Leibarzt von Nuh ibn Mansur<br />

Auswanderung im Alter von 18 Jahren<br />

seit 1004 die samanidische Dynastie stirbt aus<br />

1005-1024 Ibn Sina dient verschiedenen Fürsten<br />

und beginnt seine berühmtesten Werke, den<br />

„Kanon“ und die „Heilung“<br />

Bewertungskriterien<br />

39<br />

4 + Fremdsprache<br />

Fächerkatalog:<br />

Mindestens fünf allgemeinbildende<br />

Fächer (Muttersprache, Fremdsprache,<br />

Mathematik, Naturwissenschaft,<br />

Geschichte/Gesellschaftswissenschaft)<br />

zu je 10 Jahreswochenstunden in<br />

der Sekundarstufe.<br />

Johann Wolfgang Goethe<br />

1749 geboren in Frankfurt am Main.<br />

Von 1756 bis 1758 besuchte<br />

er eine öffentliche Schule.<br />

Danach wurde er gemeinsam mit der Schwester<br />

vom Vater sowie durch Hauslehrer unterrichtet.<br />

Auf dem Stundenplan standen u. a. Französisch,<br />

Englisch, Italienisch, Latein, Griechisch,<br />

naturwissenschaftliche Fächer, Religion und Zeichnen.<br />

Außerdem lernte er Cello und Klavier spielen, Reiten,<br />

Fechten und Tanzen. Schon früh kam der Junge in<br />

Kontakt mit Literatur. Das begann mit den Gute-Nacht<br />

-Geschichten der Mutter und der Bibellektüre in der<br />

frommen, lutherisch-protestantischen Familie.<br />

Zu Weihnachten 1753 bekam er von der Großmutter<br />

ein Puppentheater geschenkt. Für diese Bühne schrieb<br />

er seine ersten Stücke und führte sie mit Begeisterung<br />

gemeinsam mit Freunden auf. Gelesen wurde viel im<br />

Hause; der Vater besaß eine Bibliothek von<br />

rund 2000 Bänden. Im Zuge des Siebenjährigen<br />

Krieges war von 1759 bis 1761 ein französischer<br />

Offizier im Elternhaus einquartiert. Ihm und der<br />

mitgereisten Schauspieltruppeverdankte er<br />

seine erste Begegnung mit der französischen<br />

Dramenliteratur.<br />

2 Anmerkung: Heute hätten Avicenna und Goethe mangels formaler Schulbildung nur im Rahmen von<br />

Ausnahmeverfahren als junge Migranten in Deutschland eine Zulassung zu einem Sonderlehrgang erhalten können.<br />

2


Geschichte Afghanistans<br />

962- 1140 Ghaznaviden Dynastie. Afghanistan wird Zentrum<br />

der islamischen Macht und Kultur<br />

1747 Die Afghanen gründen ein von Persien unabhängiges<br />

Reich<br />

1839 – 1842 Erster britisch-afghanischer Krieg<br />

1843 Unabhängigkeit: König Amir Dost Mohammad Khan<br />

1878 Zweiter britisch-afghanischer Krieg<br />

1893 Durand Linie – Afghanistan - Indien<br />

Bildungssysteme Afghanistans<br />

Madrasa – Plural: Madares = traditionelle Schulen<br />

„[…] private religiöse Schulen, die in der Regel mit einer Moschee assoziiert sind<br />

und von einem Stifter oder der lokalen Bevölkerung finanziert werden. […]<br />

Gelehrt wird auf individueller Basis: jeder Schüler erhält täglich Einzelunterricht“<br />

(Conrad Schetter (2002): Paschtunwali oder Islam, Seite 9)<br />

kein bedeutender Einfluss der religiös-islamischen Madares<br />

auf die Stammeskultur der Pashtunen<br />

40


nang = Ehre<br />

Pashtunwali<br />

giratmand = Gentleman<br />

turah = Heldenmut, Tapferkeit<br />

namus = Verteidigung von Frau und Territorium<br />

nanwat = Gewährung von Schutz für Schwache<br />

melmapalenah = Gastfreundschaft<br />

djirga = egalitäre Stammesversammlung<br />

musawat = Gleichbehandlung<br />

wesh = System zur Verteilung der Wirtschaftsgüter<br />

Geschichte Afghanistans<br />

1945 – 346 Grund- und weiterführende Schulen = 1%<br />

1978 – fast eine Million Schüler = 7% (90% Grundschule)<br />

davon nicht mehr als 2% Mädchen<br />

(Conrad Schetter (2002): Paschtunwali oder Islam, Seite 10)<br />

Keine Verbindung<br />

traditioneller und moderner Bildungsformen<br />

(Grevenmeyer, Jan-Heeren (1987): Afghanistan. Sozialer Wandel und Staat im 20.<br />

Jahrhundert. Berlin, S.322, zitiert nach: Conrad Schetter (2002): Paschtunwali<br />

oder Islam, Seite 10)<br />

41


„Lang anhaltende Kriegszustände haben nicht allein<br />

menschliche Todesopfer sowie die Zerstörung materieller<br />

Güter und Infrastruktur zur Folge, sondern können auch<br />

einen tiefgreifenden kulturellen Wandel der Gesellschaft<br />

bedingen. In vielen Fällen passen sich die Werte und<br />

Normen einer Gesellschaft der Kriegssituation an. […]<br />

In diesem Wandel kultureller Normen und Werte gewinnen<br />

Bildungsinstitutionen, als Vermittler kultureller Muster<br />

eine zentrale Bedeutung.“<br />

(Conrad Schetter (2002): Paschtunwali oder Islam, Seite 1)<br />

Hilfsprogramme<br />

1998 VUSAF Center Ulla Nölle<br />

www.afghanistan-schulen.de/verein/bilder<br />

Während unseres Besuchs in Andkhoi im Jahre 1998 wurden wir gebeten, eine Gruppe von<br />

Jugendlichen zu besuchen, die sich zusammengetan hatten, um Englisch zu lernen. Bei Tee<br />

und Gebäck versuchten sie uns zu überzeugen, den Englischkurs, den ein junger Mann ins<br />

Leben gerufen hatte, finanziell zu unterstützen, insbesondere Lehrbücher aus Pakistan zu<br />

schicken. Wir waren sehr angetan von dem Willen der Jugendlichen, sich selbst weiterzubilden.<br />

Die Anfänge waren nicht einfach. Nur wenige Personen sprachen überhaupt Englisch,<br />

so dass es sehr schwierig für die jungen Leute war, eine gute Aussprache zu erlernen.<br />

Mit Hilfe von Kassettenrekordern, Radio, guten Büchern, die wir ihnen aus Pakistan<br />

schicken ließen, und einem enormen Willen ist es ihnen jedoch gelungen, das Interesse bei<br />

vielen ihrer Mitschüler zu wecken. Eine weitere Frage dieser sehr interessierten jungen Leute<br />

war natürlich, ob wir ihnen Computer aus Pakistan schicken könnten. Da der Eifer und das<br />

Interesse am Lernen so groß war und wir finanzielle Unterstützung von der GTZ und dem Aus<br />

wärtigen Amt erhielten, war es uns möglich, den Wunsch zu erfüllen, und es wurde das<br />

VUSAF Computer Centre eingerichtet (in Afghanistan ist der Verein unter „VUSAF“<br />

bekannt).<br />

42


Afghanistan<br />

Bildungsinstitutionen in den pashtunischen Stammesgebieten<br />

„Auf Grund der Tatsache, daß die madares keine hohe Akzeptanz unter den Pashtunen<br />

hatten, nahmen diese auch kaum Einfluß auf die pashtunische Kultur. Der Einfluß der<br />

religiösen Ausbildung auf die heranwachsenden erschöpfte sich daher in der Unterweisung<br />

religiöser Verhaltensnormen durch die lokalen mullahi.“<br />

(Conrad Schetter (2002): Paschtunwali oder Islam, Seite 11)<br />

„Hauptursache für die Attraktivität staatlicher Schulen war, daß die Ausbildung an<br />

einer statlichen Schule gleichbedeutend mit einer abgesicherten Stelle im Staatsdienst<br />

war.“<br />

(Conrad Schetter (2002): Paschtunwali oder Islam, Seite 11)<br />

Pakistan<br />

Großer Einfluss der Madares<br />

Deoband-Hochschule im 19. Jahrhundert<br />

„Besonders nach dem Aufkommen orthodoxer Islam-Strömungen im 19. Jahrhundert<br />

verdrängen theologische und rechtstheologische Texte rationale Wissensgebiete,<br />

[…] Lernen [wird] nicht mehr als argumentative und kreative Diskussion<br />

zwischen maulawi und talib […], sondern als passives Auswendiglernen und<br />

Rezipieren des anerkannten Wissens verstanden[…]“<br />

(Conrad Schetter (2002): Paschtunwali oder Islam, Seite 9)<br />

„Obgleich anfangs überwiegend Kinder verarmter pashtunischer Flüchtlinge oder<br />

Waisenkinder in den madares ausgebildet wurden […], so besuchten zunehmend<br />

Söhne von wohlhabenden Flüchtlingen die madares.“<br />

(Jamal Malik (1989): Islamisierung in Pakistan 1977-84. Untersuchungen zur Auflösung<br />

autochthoner Strukturen. Stuttgart, S.345, zitiert nach Conrad Schetter (2002):<br />

Paschtunwali oder Islam, Seite 15)<br />

43


Entwicklungsbericht des afghanischen Hochschulministeriums<br />

Oktober 2008<br />

Bildungssystem<br />

„During the last three decades of war<br />

and political turmoil, the Islamic<br />

education system, ist madrasas as well<br />

as prayer and Quran classes in communitiy<br />

mosques have played a vital role in the<br />

education of Afghan children. There<br />

has been the occasionally misuse of<br />

madrasas for political purposes. However,<br />

in spite of some of these educational and<br />

social shortcomings, madras education<br />

has retained a unique influence and<br />

control over the educational, political<br />

and social environment<br />

in Afghanistn“ (Seite 6)<br />

Bildungssystem<br />

44<br />

Islamic Education<br />

2 Jahre „dar-ul-ulum“<br />

12 Jahre Madrasa<br />

„dar-ul-huffaz“<br />

Entwicklungsbericht des afghanischen Hochschulministeriums<br />

Oktober 2008<br />

General Education Islamic Education<br />

„The Overall Goal of General<br />

Education is to ensure that all<br />

school aged children have equal<br />

access to quality education, […].<br />

Through general education<br />

children develop the knowledge,<br />

skills, values and attitudes<br />

required to create for a better<br />

future for themselves, their<br />

families, communities, and<br />

vor Afghanistan.“ (Seite 9)<br />

„The Overall Goal of Islamic<br />

Education is to develop a modern<br />

and broad-based Islamic<br />

education system for all Afghan<br />

of Muslim faith.“ (Seite 9)


Entwicklungsbericht des afghanischen Hochschulministeriums<br />

Oktober 2008<br />

General Education<br />

2 Jahre College<br />

3 Jahre Sekundarschule<br />

3 Jahre Mittelschule<br />

6 Jahre Primarschule<br />

Lehrerausbildung<br />

45<br />

General Education<br />

5 Jahre College<br />

3 Jahre Mittelschule<br />

6 Jahre Primarschule<br />

Entwicklungsbericht des afghanischen Hochschulministeriums<br />

Oktober 2008<br />

Gebäudesituation<br />

Hinweis auf noch bestehende Mängel<br />

Mangelnde Infrastruktur<br />

Gewalt<br />

in der Schule<br />

veraltete<br />

Schulbücher<br />

Lehrerausbildung<br />

Gleichstellung von Mädchen, Kindern in ländlichen<br />

Gebieten, Behinderten, Kinder der Nomaden, Vorschulkinder,<br />

bisher unbeschulte ältere Kinder


Entwicklungsbericht des afghanischen Hochschulministeriums<br />

Oktober 2008<br />

Verfassung von 1382 (2004)<br />

Artikel 43: Jeder afghanische Bürger hat das Recht auf eine, bis zum Hochschulabschluss<br />

(B.A.) an staatlichen Institutionen auf Staatskosten<br />

angebotene Bildung.<br />

Entwurf neuer Lehrpläne für die Sekundarschulen geplant für 2010<br />

die auch die folgenden Themen behandeln:<br />

aktive Lehrmethoden<br />

Menschenrechte<br />

HIV und AIDS Prävention<br />

Drogenprävention<br />

Umweltschutz<br />

Entwicklungsbericht des afghanischen Hochschulministeriums<br />

Oktober 2008 Seite 23<br />

Die Entwicklung und der Wiederaufbau des Bildungswesens ist einer der<br />

Hauptprioritäten der afghanischen Regierung. Denn:<br />

Bildung schafft<br />

Frieden<br />

Bildung schafft<br />

Stabilität<br />

Bildung dient der<br />

Armutsbekämpfung<br />

46


System der iranischen Sekundarschulbildung<br />

bis 1999<br />

HZB<br />

Studienkolleg<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

4 Jahre<br />

4 Jahre<br />

4 Jahre<br />

Sekundar-<br />

Mathe-Physik<br />

schuleSekundar-<br />

Experimentell<br />

schuleSekundar-<br />

Literatur<br />

schule<br />

3 Jahre<br />

Mittelschule<br />

5 Jahre<br />

Grundschule<br />

HZB HZB LIT HZB FACH<br />

Studienkolleg Studienkolleg<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

3 Jahre<br />

Mittelschule<br />

5 Jahre<br />

Grundschule<br />

47<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

3 Jahre<br />

Mittelschule<br />

5 Jahre<br />

Grundschule<br />

Studienkolleg<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

4 Jahre<br />

Sekundarschule<br />

beruflich orientiert<br />

3 Jahre<br />

Mittelschule<br />

5 Jahre<br />

Grundschule<br />

System der iranischen Sekundarschulbildung<br />

nach 1999<br />

HZB<br />

Studienkolleg<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

3 Jahre<br />

Sekundar-<br />

Mathe-Physik<br />

schule<br />

3 Jahre<br />

Mittelschule<br />

5 Jahre<br />

Grundschule<br />

HZB HZB LIT<br />

Studienkolleg Studienkolleg<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

3 Jahre<br />

Sekundar-<br />

Experimentell<br />

schule<br />

3 Jahre<br />

Mittelschule<br />

5 Jahre<br />

Grundschule<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

Pre-University Kurs Pre-University Kurs Pre-University Kurs<br />

3 Jahre<br />

3Jahre<br />

Sekundar-<br />

Literatur<br />

schuleSekundar-<br />

beruflich orientiert<br />

schule<br />

3 Jahre<br />

Mittelschule<br />

5 Jahre<br />

Grundschule<br />

HZB fachorientiert<br />

2-3 Jahre<br />

Karshenasi /Bachelor<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

2 Jahre Kardani<br />

Hochschulaufnahmeprüfung<br />

3 Jahre<br />

Mittelschule<br />

5 Jahre<br />

Grundschule


��ﻟ ًﻼﻳ�ﺟ ًا��ﺷ<br />

1 “Shukran djazilan lakum“ = „Herzlichen Dank an Sie“<br />

48<br />

1


8. Ergebnisse<br />

a) Bedarf an Lehrgangsplätzen:<br />

Der bundesweite Bedarf an Sonderlehrgangsplätzen wird sich wesentlich in Abhängigkeit<br />

von der Zuwanderung im Rahmen von Familienzusammenführung, der<br />

Spätaussiedlerzuwanderung und der Anerkennung von Flüchtlingen entwickeln.<br />

Die Zuwanderung von Spätaussiedlern ist weiter rückläufig. In 2010 ist mit ungefähr 2.300<br />

Registrierungen zu rechnen. Die Einbrüche bei der Zuwanderung zwischen 2006 und<br />

2009 machen sich in 2010 in den Sonderlehrgängen besonders deutlich bemerkbar.<br />

Parallel zu dieser Entwicklung verstetigt sich die Zahl anerkannter Flüchtlinge in<br />

Deutschland. Sie lag in den letzten Jahren stets zwischen 6.000 und 8.000 Personen pro<br />

Jahr.<br />

Neben den 2010 tatsächlich aufgenommenen <strong>SL</strong>-Kandidatinnen und –Kandidaten (ca.<br />

300) haben zeitgleich etwa gleich viel weitere zugewanderte<br />

Sekundarschulabsolventinnen und –absolventen die Bildungsberatung besucht und sich<br />

nach ihren Chancen außerhalb des Regelschulsystems erkundigt. Einige dieser Personen<br />

kommen für den Besuch eines Studienkollegs in Frage. Andere kommen für den<br />

Sonderlehrgang nicht in Frage, weil sie nicht mobil genug sind, um an einem der<br />

bundesweit 16 Lehrgangstandorte zwei Jahre zu lernen.<br />

Eine Öffnung aller Sonderlehrgänge in Orientierung an dem Hessischen Vorbild würde<br />

nach unserer Einschätzung zukünftig bundesweite Kapazitäten im bisherigen Umfang<br />

erfordern (40 – 50 Klassen). Die Öffnung hätte demnach eine bessere Auslastung der<br />

jetzigen Kapazitäten zur Folge. Eine Kapazitätssteigerung wäre nicht erforderlich. Die<br />

Nachfrage nach Sonderlehrgangsplätzen unterliegt aber auch regionalen Faktoren<br />

(Bevölkerung, Zuwanderung, Lage der Schule) und hängt von den angebotenen<br />

Abschlüssen (z.B. FH-Reife oder allgemeine Hochschulreife) ab.<br />

b) Zulassungsverfahren:<br />

Zulassende Stellen:<br />

In einigen Ländern wählen die jeweiligen Schulaufsichtsbehörden die Teilnehmer/innen<br />

aus. In anderen Ländern findet die Zulassung an der aufnehmenden Schule statt.<br />

Vorbildung:<br />

Im Regelfall wird der Abschluss einer ausländischen Sekundarschule erwartet. Der<br />

Abschluss muss in Deutschland als einem mittleren Schulabschluss (Realschulabschluss)<br />

gleichwertig bewertet werden. Die Bewertung erfolgt meistens durch die Zulassungsstelle.<br />

In einigen Ländern muss die Bewertung bei der Zeugnisanerkennungsstelle beantragt<br />

werden.<br />

Ausnahmen (an manchen Standorten Regelfall):<br />

- Bei fehlenden Vorbildungsnachweisen (Flüchtlinge) Glaubhaftmachung der<br />

Vorbildung<br />

- Nachweis der Versetzung in die im Herkunftsland zur Hochschulreife führende<br />

Abschlussklasse („Vorabiturienten“)<br />

49


- (Guter) Abschluss der mittleren Bildung in Deutschland in Ergänzung einer<br />

unvollständigen (wegen Ausreise unterbrochenen) Sekundarschulausbildung im<br />

Herkunftsland, wenn migrationsbedingte Defizite (z.B. im Fach Englisch) eine<br />

erfolgreiche Fortsetzung im Regelschulsystem ausschließen.<br />

Sprachkenntnisse:<br />

- Nachweis (Zeugnis) über Deutschkenntnisse auf dem Niveau C1 des GER<br />

- Bei fehlenden Nachweisen werden an einigen Standorten Tests zur Feststellung<br />

ausreichender Sprachkenntnisse angeboten<br />

Aufenthaltsstatus:<br />

- Für alle Lehrgänge gilt, dass eine Zulassung nur für Schüler/innen mit einer<br />

dauerhaften Aufenthaltsperspektive möglich ist (vgl. „BAföG“ im Anhang)<br />

- Einige Lehrgänge/Länder lassen ausschließlich Spätaussiedler und deren<br />

Angehörige sowie Personen mit Niederlassungserlaubnis (jüdische Migranten) und<br />

deutsche Staatsangehörige aus den ehemaligen Vertreibungsgebieten zu.<br />

Einzelfallentscheidungen: In verschiedenen Ländern sind Einzelfallentscheidungen im<br />

Zulassungsverfahren möglich, wenn geeignete Bewerber und Bewerberinnen eines oder<br />

mehrere Kriterien der formalen Kriterien nicht erfüllen. Maßnahmen die (in<br />

unterschiedlicher Kombination) Anwendung finden, um die Eignung zu prüfen oder zu<br />

bestätigen sind u.a.:<br />

- Sprachtests<br />

- Aufnahmetests analog Studienkollegs<br />

- Persönliches Gespräch mit der Schulleitung<br />

- Empfehlungsschreiben der Bildungsberatung Hochschule<br />

- Probezeit (3 Monate bis ein Schulhalbjahr)<br />

Aufgrund bisheriger Erfahrungen mit Zulassungen im Rahmen von<br />

Einzelfallentscheidungen wird mehrfach geäußert, dass die Feststellung der Eignung von<br />

Bewerbern durch die Lehrgangsleitung bzw. die Schule getroffen werden müsse. Die<br />

Aufnahmebedingungen in den meisten Ländern müssten geändert werden. Die Eignung<br />

der Bewerberinnen und Bewerber müsse Vorrang vor formalen Kriterien haben.<br />

c) Auswirkungen der Öffnung von Lehrgängen<br />

Während die Bildungsberater/innen der JMD und die Lehrer/innen an Studienkollegs (mit<br />

Sonderlehrgängen) umfängliche Erfahrung in der Beratung und im Unterricht mit<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus verschiedenen Herkunftsländern haben, stellt<br />

sich die Frage, ob umfängliche Weiterbildung für Lehrer erforderlich sei, die erstmals<br />

heterogene Klassen unterrichten. Die Frage wird negiert. Dabei wird unter anderem auf<br />

die Erfahrungen an bereits geöffneten Lehrgängen verwiesen. <strong>SL</strong>-Lehrer sind nach<br />

Einschätzung und Erfahrung der Lehrgangsleiter gut in der Lage, multikulturelle Klassen<br />

erfolgreich zu unterrichten.<br />

Schulleiter/innen von Standorten mit Schülerinnen unterschiedlicher Herkunft betonen,<br />

dass die Erweiterung des TN-Kreises den Lehrgängen gut tue. Alle Schüler kommen gut<br />

miteinander aus.<br />

50


Als positive Auswirkungen werden genannt:<br />

-Zunahme der Kommunikation auf Deutsch außerhalb des Unterrichts<br />

-Zunahme der mdl. Beteiligung am Unterricht<br />

-positive Auswirkung auf die Unterrichtssprache Deutsch<br />

-Stärkeres Interesse an Politik und Gesellschaft<br />

-Interkultureller Austausch<br />

-Abbau von kulturellen Differenzen<br />

-Vermeidung von Ghettobildung<br />

-Gemischte Klassen funktionieren gut<br />

Junge Migrantinnen und Migranten sind in der Regel hoch motiviert und möchten Ihre<br />

Potenziale in Deutschland zur Geltung bringen. Sie sind gegenüber Einheimischen aber<br />

erheblich benachteiligt. Der Verlust der alten Heimat, vieler Kontakte und Beziehungen,<br />

die Orientierung in einer neuen Gesellschaft, in einem neuen Bildungssystem, das nicht<br />

für sie gemacht ist und die Notwendigkeit, die neue Sprache zu lernen und in dieser<br />

erfolgreich die Ausbildung fortzusetzen, erfordert viel Kraft und Zeit. Die meisten jungen<br />

Frauen und Männer, deren ausländische Vorbildung noch nicht zum Studium oder zur<br />

Teilnahme an einem Studienkolleg berechtigt, finden in der Regel kein adäquates<br />

Bildungsangebot, das ihre Leistungen würdigt und ihnen persönliche Anerkennung<br />

verschafft. Bildungs- und Chancengerechtigkeit finden für diese jungen Menschen nicht<br />

statt. Die Sonderlehrgänge können Chancengeber sein. Das haben einige Standorte durch<br />

mehr Offenheit in den vergangenen Jahren gezeigt. Die Erfahrungen sind positiv. Die<br />

Erfolge sind gut. Es ist wünschenswert, dass diese Chance in weiteren Ländern Realität<br />

wird.<br />

Anhang:<br />

Termin der Jahrestagung 2011: Wegen der unterschiedlichen Ferien-, Prüfungs- und<br />

Kurstermine ist die Auswahl eines Termins eingeschränkt. Die nächste Jahrestagung soll<br />

möglichst Ende <strong>Nov</strong>ember stattfinden (voraussichtlich 28. u. 29. <strong>Nov</strong>. 2011)<br />

51


Teilnehmer/-innen:<br />

1. Avci, Marga Zeugnisanerkennungsstelle für den Freistaat Bayern, Pündtnerplatz 5, 80803 München<br />

2. Bornemann, Birgit Berufsschulzentrum "August v. Parseval", Parsevalstr. 2, 06749 Bitterfeld-Wolfen<br />

3. Bruders, Ralf Caritasverband Aachen, Scheibenstr. 16, 52070 Aachen<br />

4. Bunzel, Peter Albertus-Magnus-Gymnasium, Bismarckstr. 2, 78628 Rottweil<br />

5. Dazkir, Elif Bildungsberatungsstelle JMD Innere Mission, Amalilenstr, 45 80799 München<br />

6. Emig, Carola Ludwig-Geißler-Schule, Akademiestr. 41, 63450 Hanau<br />

7. Engelhardt, Gernot Göttinger Institut Sonderlehrgänge, Friedrichstr. 2, 37073 Göttingen<br />

8. Fafenrot, Irina Koordinierungsstelle Bildungsberatung GF-H, BAG KJS, Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf<br />

9. Felgner, Dirk Bildungsberatungsstelle JMD Naomi e. V. Bildungsberatung, Berliner Straße 18 - 20, 04105 Leipzig<br />

10. Gomoll, Armin Bayernkolleg, Schillstr. 94, 86169 Augsburg<br />

11. Gröger, Peter Bildungsberatungsstelle JMD CJD Berlin, Am Karlsbad 16, 10785 Berlin<br />

12. Harpers, Heinz OBS, Kennedyallee 105 - 107, 53175 Bonn<br />

13. Heimberg, Lothar Bildungsberatungsstelle JMD Caritasverband Hannover e. V., Kopernikusstraße 3, 30167 Hannover<br />

14. Hendrichs, Willi Bildungsberatungsstelle JMD Caritasverband Aachen, Pontstr. 41, 52062 Aachen<br />

15. Herfurth, Lutz Staatl. Studienkolleg Thüringen, Weinberghof 3, 99734 Nordhausen<br />

16. Hofmann, Jutta Bildungsberatungsstelle JMD Ludwigshafen, Kaiser-Wilhelm-Str. 41, 67059 Ludwigshafen<br />

17. Koch, Sandra Bildungsberatungsstelle JMD CJD Nürnberg, Kopernikusplatz 18, 90459 Nürnberg<br />

18. Koch-Gimpel, Wiebke Studienkolleg Hamburg, Holstenglacis 6, 20355 Hamburg<br />

19. Kourukmas, Petra Zentralstelle f. ausländ. Bildungswesen der KMK, Graurheindorfer Str. 157, 53117 Bonn<br />

20. Lagdozki, Viviane Bildungsberatungsstelle JMD CJD Hamburg – Eutin, Glockengießerwall 17, 20095 Hamburg<br />

21. Dr. Müglich, Heinz Bildungsberatungsstelle JMD AWO Hessen-Süd, Am Allerheiligentor 2 - 4, 60311 Frankfurt am Main<br />

22. Peinkofer, Ulrich Anita-Lichtenstein-Gesamtschule, Abt. IV Eichedorff-Kolleg, Pestalozzistr. 27, 52511 Geilenkirchen<br />

23. Pöltl, Jürgen Geschwister-Scholl-Gymnasium, Mecklenburger Str. 62, 68309 Mannheim<br />

24. Ramm, Ramona Bildungsberatungsstelle JMD Caritasverband Nordhessen-Kassel e. V., Die Freiheit 2, 34117 Kassel<br />

25. Dr. Reitz, Ulla-Carina Hessisches Kultusministerium, Luisenplatz 10, 65185 Wiesbaden<br />

26. Röther, Udo Sozialministerium Hessen, Dostojewskistr. 4, 65187 Wiesbaden<br />

27. Schaefer-Vischer, Irene Bildungsberatungsstelle JMD IN VIA, Olgastraße 62, 70182 Stuttgart<br />

28. Scholten, Heinz Droste-Hülshoff-Gymnasium, Seminarstr. 8, 88709 Meersburg<br />

Schwarzbach, Andrea Bildungsberatungsstelle Innere Mission u. Ev. Hilfswerk, Reinhäuser Landstr. 57, 37083<br />

29. Göttingen<br />

30. Stajer, Gabriele Bildungsberatungsstelle JMD Caritasverband Osnabrück, Johannisstr. 91, 49074 Osnabrück<br />

31. Streicher-Daub, Barbara Bayernkolleg, Florian-Geyer-Str. 13, 97421 Schweinfurt<br />

32. Terborg, Heiner Koordinierungsstelle Bildungsberatung GF-H, BAG KJS, Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf<br />

33. Thomsen, Holger Hermann-Ehlers-Gymnasium, Elisenstr. 3-4, 12169 Berlin<br />

34. Triebsch, Frank Freiberg Kolleg, Bergstiftsgasse 1, 09599 Freiberg<br />

35. Uhmann, Christina Kultusministerium des Freistaates Thüringen, Werner-Seelenbinder-Str. 7, 99096 Erfurt<br />

36. Weber, Ilka Matthias-Grünewald-Gymnasium, Zwerchgraben 1, 97074 Würzburg<br />

37. Weiz, Regina Bildungsberatungsstelle JMD AWO Landesverband Berlin, Willmanndamm 12, 10827 Berlin<br />

38. Wiehe, Anna Bildungsberatungsstelle JMD CJD Hamburg-Eutin, Glockengießerwall 17, 20095 Hamburg<br />

39. Zeidler, Jürgen Zeppelin Gymnasium, Neckarstr. 149, 70190 Stuttgart<br />

52


Aus 22. BAföG-<strong>Nov</strong>elle (2008):<br />

§ 8 Staatsangehörigkeit<br />

• (1) Ausbildungsförderung wird geleistet<br />

1. Deutschen im Sinne des Grundgesetzes,<br />

2. Unionsbürgern, die ein Recht auf Daueraufenthalt im Sinne des<br />

Freizügigkeitsgesetzes/EU besitzen sowie anderen Ausländern, die eine<br />

Niederlassungserlaubnis oder eine Erlaubnis zum Daueraufenthalt-EG nach<br />

dem Aufenthaltsgesetz besitzen,<br />

3. Ehegatten oder Lebenspartnern und Kindern von Unionsbürgern, die unter<br />

den Voraussetzungen des § 3 Abs. 1 und 4 des Freizügigkeitsgesetzes/EU<br />

gemeinschaftsrechtlich freizügigkeitsberechtigt sind oder denen diese<br />

Rechte als Kinder nur deshalb nicht zustehen, weil sie 21 Jahre oder älter<br />

sind und von ihren Eltern oder deren Ehegatten oder Lebenspartner keinen<br />

Unterhalt erhalten,<br />

4. Unionsbürgern, die vor dem Beginn der Ausbildung im Inland in einem<br />

Beschäftigungsverhältnis gestanden haben, dessen Gegenstand mit dem<br />

der Ausbildung in inhaltlichem Zusammenhang steht,<br />

5. Staatsangehörigen eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über<br />

den Europäischen Wirtschaftsraum unter den Voraussetzungen der<br />

Nummern 2 bis 4,<br />

6. Ausländern, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Inland haben und die<br />

außerhalb des Bundesgebiets als Flüchtlinge im Sinne des Abkommens über<br />

die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951 (BGBl. 1953 II S. 559)<br />

anerkannt und im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nicht nur<br />

vorübergehend zum Aufenthalt berechtigt sind,<br />

7. heimatlosen Ausländern im Sinne des Gesetzes über die Rechtsstellung<br />

heimatloser Ausländer im Bundesgebiet in der im Bundesgesetzblatt Teil III,<br />

Gliederungsnummer 243-1, veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt<br />

geändert durch Artikel 7 des Gesetzes vom 30. Juli 2004 (BGBl. I S. 1950).<br />

• (2) Anderen Ausländern wird Ausbildungsförderung geleistet, wenn sie ihren<br />

ständigen Wohnsitz im Inland haben und<br />

1. eine Aufenthaltserlaubnis nach den §§ 22, 23 Abs. 1 oder 2, den §§ 23a, 25<br />

Abs. 1 oder Abs. 2, den §§ 28, 37, 38 Abs. 1 Nr. 2, § 104a oder als Ehegatte<br />

oder Lebenspartner oder Kind eines Ausländers mit Niederlassungserlaubnis<br />

eine Aufenthaltserlaubnis nach § 30 oder den §§ 32 bis 34 des<br />

Aufenthaltsgesetzes besitzen,<br />

2. eine Aufenthaltserlaubnis nach § 25 Abs. 3, Abs. 4 Satz 2 oder Abs. 5, § 31<br />

des Aufenthaltsgesetzes oder als Ehegatte oder Lebenspartner oder Kind<br />

eines Ausländers mit Aufenthaltserlaubnis eine Aufenthaltserlaubnis nach §<br />

30 oder den §§ 32 bis 34 des Aufenthaltsgesetzes besitzen und sich seit<br />

mindestens vier Jahren in Deutschland ununterbrochen rechtmäßig,<br />

gestattet oder geduldet aufhalten.<br />

• (2a) Geduldeten Ausländern (§60 a des Aufenthaltsgesetzes), die ihren ständigen<br />

Wohnsitz im Inland haben, wird Ausbildungsförderung geleistet, wenn sie sich seit<br />

mindestens vier Jahren ununterbrochen rechtmäßig, gestattet oder geduldet im<br />

Bundesgebiet aufhalten.<br />

• (3) Im Übrigen wird Ausländern Ausbildungsförderung geleistet, wenn<br />

1. sie selbst sich vor Beginn des förderungsfähigen Teils des<br />

Ausbildungsabschnitts insgesamt fünf Jahre im Inland aufgehalten haben<br />

und rechtmäßig erwerbstätig gewesen sind oder<br />

53


2. zumindest ein Elternteil während der letzten sechs Jahre vor Beginn des<br />

förderungsfähigen Teils des Ausbildungsabschnitts sich insgesamt drei<br />

Jahre im Inland aufgehalten hat und rechtmäßig erwerbstätig gewesen ist, im<br />

Übrigen von dem Zeitpunkt an, in dem im weiteren Verlauf des<br />

Ausbildungsabschnitts diese Voraussetzungen vorgelegen haben. Die<br />

Voraussetzungen gelten auch für einen einzigen weiteren<br />

Ausbildungsabschnitt als erfüllt, wenn der Auszubildende in dem<br />

vorhergehenden Ausbildungsabschnitt die Zugangsvoraussetzungen<br />

erworben hat und danach unverzüglich den Ausbildungsabschnitt beginnt.<br />

Von dem Erfordernis der Erwerbstätigkeit des Elternteils während der letzten<br />

sechs Jahre kann abgesehen werden, wenn sie aus einem von ihm nicht zu<br />

vertretenden Grunde nicht ausgeübt worden ist und er im Inland mindestens<br />

sechs Monate erwerbstätig gewesen ist.<br />

• (4) Auszubildende, die nach Absatz 1 oder 2 als Ehegatten oder Lebenspartner<br />

persönlich förderungsberechtigt sind, verlieren den Anspruch auf<br />

Ausbildungsförderung nicht dadurch, dass sie dauernd getrennt leben oder die Ehe<br />

oder Lebenspartnerschaft aufgelöst worden ist, wenn sie sich weiterhin rechtmäßig<br />

in Deutschland aufhalten.<br />

• (5) Rechts- und Verwaltungsvorschriften, nach denen anderen Ausländern<br />

Ausbildungsförderung zu leisten ist, bleiben unberührt.<br />

54

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!