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Wachstum und Umweltbelastung: Findet eine Entkopplung statt?

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1 LiteraturanalyseDie Wechselbeziehungen von Umweltverschmutzung <strong>und</strong> Wirtschaftswachstumwerden in der Literatur auf der Basis von zwei gr<strong>und</strong>legend verschiedenen Analysemethodenuntersucht:• Querschnittanalysen (Anwendung v.a. in ökonometrischen Modellen, die dieHypothese der «Environmental Kuznets Curve» überprüfen),• Längsschnittanalysen (Anwendung v.a. in Form von deskriptiven oder statistischenZeitreihenanalysen).Der Grossteil der bisherigen ökonometrischen Untersuchungen, die die Hypotheseder «Environmental Kuznets Curve» (EKC) überprüfen, sind vornehmlich alsQuerschnittanalysen konzipiert, d.h. die Datengr<strong>und</strong>lage bilden Umweltindikatorenverschiedener Länder oder Regionen zu <strong>eine</strong>m gegebenen Zeitpunkt oder in <strong>eine</strong>mbestimmten Zeitraum. Dagegen untersuchen die Längsschnittanalysen, wie sich die<strong>Umweltbelastung</strong> innerhalb <strong>eine</strong>s Landes oder <strong>eine</strong>r Region mit zunehmender (oderabnehmender) wirtschaftlicher Entwicklung in <strong>eine</strong>m längeren Zeitraum entwickelthat.1.1 Die Hypothese der Environmental Kuznets Curve (EKC)Die Hypothese, dass die <strong>Umweltbelastung</strong> in den frühen Phasen der wirtschaftlichenEntwicklung zunimmt, in späteren Phasen aber wieder abnimmt, wurde in den90er Jahren als «Environmental Kuznets Curve» (EKC) zur Diskussion gestellt <strong>und</strong>mit ökonometrischen Untersuchungen zu überprüfen versucht. Ursprünglich hatteder amerikanische Nobelpreisträger Simon Kuznets den empirischen Beleg für dieThese geliefert, dass wirtschaftliches <strong>Wachstum</strong> zunächst zu <strong>eine</strong>r ungleichenEinkommensverteilung führt, die aber im weiteren Verlauf der Entwicklung inzunehmendem Masse ausgeglichener wird. In Analogie dazu ist die EKC die grafischeDarstellung der These, dass in armen Gesellschaften die <strong>Umweltbelastung</strong> mitsteigender Wirtschaftsleistung zunimmt, dies aber in stetig sinkendem Ausmass, bisein Wohlstandsniveau erreicht ist, von dem an die <strong>Umweltbelastung</strong> mit nochweiter steigendem Wohlstand immer stärker sinkt.Die Beobachtung dieses Kurvenverlaufs, der <strong>eine</strong>m umgedrehten U ähnelt (vgl.Abb. 1a), hat zu Schlussfolgerungen mit grosser politischer Tragweite geführt. Soziehen einzelne Autoren das Fazit, dass es möglich wäre, aus einigen Umweltproblemen«herauszuwachsen» (Shafik/Bandyopadhyay 1992), <strong>und</strong> dass wirtschaftliches<strong>Wachstum</strong> der Umwelt zugute käme (Beckerman 1992). Damit wird derEindruck erweckt, als wäre Umweltpolitik nicht mehr notwendig, da durch wirtschaftliches<strong>Wachstum</strong> sowohl die ökologischen als auch die wirtschaftlichen Zieleerreicht werden. Die Frage, ob diese weitreichenden Schlussfolgerungen aufgr<strong>und</strong>der Ergebnisse der ökonometrischen Untersuchungen berechtigt sind, soll nachfolgendanhand <strong>eine</strong>r Beurteilung der hierzu veröffentlichten Literatur beantwortetwerden.1 Literaturanalyse 25

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