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70_Rovanada_Vals HO 7_2009:HO - hotel-journal.ch

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ReportageModulzimmer im Hotel <strong>Rovanada</strong> in <strong>Vals</strong>Ein Hotelanbau wieLegoklötzliHotelier Bruno Berni vom Hotel <strong>Rovanada</strong> in <strong>Vals</strong> hat alserster Hotelier in der S<strong>ch</strong>weiz einen Hotelanbau mit14 Modulzimmern realisiert, die inklusive Vorhänge in derMontagehalle fertig erstellt wurden. Die fertigen Hotelzimmerwurden am Tag X per Lastwagen na<strong>ch</strong> <strong>Vals</strong> gefahren unddort in Rekordges<strong>ch</strong>windigkeit aufgestellt.<strong>70</strong>7/<strong>2009</strong>Text: Marianne KürsteinerVor zwei Jahren packte Bruno Berni an der Igeho inBasel eine Idee, die ihn ni<strong>ch</strong>t mehr losliess. Die FirmaHäring Holz- und Systembau stellte dort ein begehbaresHotel-Modulzimmer vor, das relativ kostengünstigim Werk vorgefertigt und als fertiges Hotelzimmervor Ort montiert wird. «In <strong>Vals</strong>, wo wirmehrere Monate S<strong>ch</strong>nee haben, ist man mit dem Systembauweniger wetterabhängig. Ausserdem werdendie Gäste ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> zeitaufwändige Bauarbeitengestört», zieht Bruno Berni Bilanz.


Die Modulzimmer werdenin der Fabrik gefertigt(oben), per Lastwagen na<strong>ch</strong><strong>Vals</strong> transportiert und mitdem Pneukran aufgebaut.Anfang dieses Jahres war es dann soweit. Bruno undEvi Berni ents<strong>ch</strong>lossen si<strong>ch</strong> für einen Anbau an dasbestehende Hotel. «Unsere Bettenzahl mit 26 Hotelzimmernist gemessen an der grosszügigen Restaurationeher klein, und au<strong>ch</strong> der begehrte Tourismusort<strong>Vals</strong> mit der berühmten Therme von Peter Zumthorbenötigt mehr Betten, vor allem im Dreistern-Berei<strong>ch</strong>»,erläutert Berni. Ein weiterer Grund für denAnbau war die Nähe zur Abfüllzentrale des <strong>Vals</strong>erWassers. «Die Akzeptanz der Gäste für die Abfüll -anlage des <strong>Vals</strong>er Wassers ist zwar gross, zumal esau<strong>ch</strong> ein Besu<strong>ch</strong>erzentrum beherbergt und si<strong>ch</strong> dieS<strong>ch</strong>weizer mit dem <strong>Vals</strong>er Wasser identifizieren», soBerni. So wie das Hotel aber stand, blickte man direktauf die grosse industrielle Anlage. Berni platzierte denAnbau nun so, dass der Blick von der Anlage abgewendetwerden konnte.Bruno Berni und seine Frau Evi kauften vor zehn Jahrendem damaligen Eigentümer der Firma <strong>Vals</strong>erWasser das Hotel ab, als diese an Coca Cola veräussertwurde. Das glei<strong>ch</strong> am Ortseingang und direkt am<strong>Vals</strong>errhein gelegene Hotel war in einem renovationsbedürftigenZustand, und so bauen die beidenseitdem um. Es entstanden drei Restaurants, ein italienis<strong>ch</strong>es,ein Bündner Spezialitätenrestaurant sowiedas Restaurant Diavolo, in dem auf der mongolis<strong>ch</strong>enKü<strong>ch</strong>e basierende Spezialitäten angeboten werden.Bruno Berni, der in einer Bauunternehmerfamilie in<strong>Vals</strong> aufgewa<strong>ch</strong>sen war, ist viel in der Welt herumgekommen.Zuerst ma<strong>ch</strong>te er eine Konditorlehre, gingdann na<strong>ch</strong> Norwegen, «wo i<strong>ch</strong> für Kronprinz Haraldvon Norwegen zu seinem 50. Geburtstag eine Tortebacken durfte», absolvierte eine Ko<strong>ch</strong>lehre und heuerteauf einem Luxus-Kreuzs<strong>ch</strong>iff an, das abwe<strong>ch</strong>s-7/<strong>2009</strong>71


ReportageModulzimmer im Hotel <strong>Rovanada</strong> in <strong>Vals</strong>Die Zimmer wirken ge diegenund sind ges<strong>ch</strong>mack volleingeri<strong>ch</strong>tet.lungsweise die Routen in Ri<strong>ch</strong>tung Karibik und inRi<strong>ch</strong>tung Asien fuhr. Hier lernte er au<strong>ch</strong> seine zukünftigeFrau Evi kennen, die als Stewardess auf demKreuzfahrts<strong>ch</strong>iff arbeitete. Zurück in der S<strong>ch</strong>weiz absolvierteer die Hotelfa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule. Dana<strong>ch</strong> führten diebeiden zusammen se<strong>ch</strong>s Jahre in Wil/SG zwei Restaurantsam Oelberg. Eines davon mit mongolis<strong>ch</strong>enSpezialitäten, wie sie Bruno Berni auf dem S<strong>ch</strong>iff kennengelernthat.«Hier in <strong>Vals</strong> nennen wir das Restaurant allerdingsni<strong>ch</strong>t bei seinem eigentli<strong>ch</strong>en Namen», verrät BrunoBerni. «Vielmehr bringen wir das auf einem heissenStein servierte Essen mit der hiesigen ‹Tüüfelstein-Sage› in Verbindung und s<strong>ch</strong>affen einen Bezug zum<strong>Vals</strong>ertal.» Abends, wenn der aufgestellte Hotelierseinen Gästen etwas vorko<strong>ch</strong>t, erzählt er ihnen abund zu die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te vom Tüüfelstein, die es in zweiVariationen gibt. Na<strong>ch</strong> der einen hat die Mutter Gottesselbst das Teufelswerk mit ihrer Hand verhindert,und dana<strong>ch</strong> an einer Quelle die Hände gewas<strong>ch</strong>en,die heute no<strong>ch</strong> Muttergottesbrunneli heisst und ausgezei<strong>ch</strong>netesWasser liefert. In der zweiten Version,die Bruno Berni gerne im Dialekt erzählt, kommt derTeufel mit dem mä<strong>ch</strong>tigen Stein aus seinem Lo<strong>ch</strong>, derihm dann – dur<strong>ch</strong> eine beherzte Frau und GottesZutun – s<strong>ch</strong>werer und s<strong>ch</strong>werer wird, sodass er fürimmer aus dem <strong>Vals</strong>ertal vers<strong>ch</strong>windet.Selber bauen ma<strong>ch</strong>t SpassAls Sohn einer Bauunternehmerfamilie – s<strong>ch</strong>on seinemGrossvater gehörte ein kleinerer Steinbru<strong>ch</strong> in<strong>Vals</strong>, wo der weitum begehrte <strong>Vals</strong>er Stein abgebautwird – ist Bruno Berni ni<strong>ch</strong>t nur Hotelier, sondern hatau<strong>ch</strong> ein Flair fürs Bauen. Seine Wellness-Anlage, diefür ein Dreistern-Hotel einiges zu bieten hat, entsprangeigenen Ideen. Für die Umbauten sammelt er72 7/<strong>2009</strong>


Die Dus<strong>ch</strong>- und WC-Kabineaus Glas lässt den Raumgrösser ers<strong>ch</strong>einen.Ideen und verwirkli<strong>ch</strong>t diese zusammen mit einemS<strong>ch</strong>reiner, einem Plexiglasverarbeiter oder einemSteinmetz. «Die Sauna ist zwar von Klafs, do<strong>ch</strong> habei<strong>ch</strong> wesentli<strong>ch</strong> bei der Gestaltung der Räume mitgewirkt.»So ist au<strong>ch</strong> die Idee der «Cooconing»-Zimmerentstanden, die Pär<strong>ch</strong>en stundenweise mieten können,mit einer grossen Whirlpool-Badewanne, in derdie Paare si<strong>ch</strong> mit wohlduftenden Essenzen verwöhnenlassen. Auf dem Liegebett hat man dur<strong>ch</strong> ein Panorama-Fensterfreie Si<strong>ch</strong>t auf die <strong>Vals</strong>er Berge. DasZimmer ist ein grosser Erfolg.Für Bruno Berni war von Anfang an klar, dass er denAnbau des Hotels ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> einem Ar<strong>ch</strong>itektenüberlassen würde. Er wollte lieber zusammen mit derHolzbaufirma und den Inneneinri<strong>ch</strong>tern von BelEtage selber Hand anlegen.«Mir war es ausserdem wi<strong>ch</strong>tig, einen Hoteleinri<strong>ch</strong>terbeizuziehen, da mit man den modularen Charakterni<strong>ch</strong>t mehr wahrnimmt, was au<strong>ch</strong> bestens gelungenist. Mit der Firma Bel Etage hatte i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei der Renovationder anderen Hotelzimmer gute Erfahrungengema<strong>ch</strong>t.»Optis<strong>ch</strong>e SpielereienGesagt, getan. Im April dieses Jahres bestellte BrunoBerni bei der Firma Häring 14 neue, 25 m 2 grosse Hotelzimmer,die im Werk gefertigt und eingeri<strong>ch</strong>tetwurden. Und s<strong>ch</strong>on im Juli wurden die Zimmer fixfertiggeliefert und innert Wo<strong>ch</strong>enfrist eingebaut. «Einzigdie Betten, Stühle und den Fernseher haben wirerst dana<strong>ch</strong> in die Zimmer gestellt, damit sie beimTransport ni<strong>ch</strong>t umkippen, ansonsten war alles s<strong>ch</strong>onda.» Zusätzli<strong>ch</strong> zu den Zimmern wurden eine Restauranterweiterungund eine Suite im klassis<strong>ch</strong>en Systembauerstellt, um die Verbindung zum alten Gebäudeherzustellen.7/<strong>2009</strong>73


ReportageModulzimmer im Hotel <strong>Rovanada</strong> in <strong>Vals</strong>Im Restaurant Diavolo werdenSpezialitäten auf dem heissenStein serviert. Daneben dasbesagte «Cocooning»-Zimmer.Ein Modul von 3,5 m Breite, 3 m Höhe und 10 mLänge besteht aus dem eigentli<strong>ch</strong>en thermis<strong>ch</strong> undakustis<strong>ch</strong> isolierten Zimmer, wel<strong>ch</strong>es komplett mit derTapezierung, den Bodenbelägen, dem Fenster undder Nasszelle samt einem integrierten Gang von 1,5m Breite und mit einer Zimmereingangstür geliefertund eingebaut wird. «Die Module hatten diese vorgegebeneBreite. Au<strong>ch</strong> wegen des Transportes dur<strong>ch</strong>die s<strong>ch</strong>malen Strassen na<strong>ch</strong> <strong>Vals</strong> wären breitere Zimmerni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> gewesen, sonst hätten die Lastwagendie maximale Breite von 3,5 m übers<strong>ch</strong>ritten.Die Dus<strong>ch</strong>- und WC-Zellen sind ganz aus Glas gefertigtund vermitteln optis<strong>ch</strong> ein grosszügiges Raumgefühl.Die Santiär- und Elektroinstallationen sind bis zuden Ans<strong>ch</strong>lussstellen ausgezogen. Das Modul istselbsttragend konzipiert, und es können aufgrundder Brands<strong>ch</strong>utzvors<strong>ch</strong>riften bis zu drei Module übereinandergestapelt werden. «Wie Klötz<strong>ch</strong>en wurdendie einzelnen Module dur<strong>ch</strong> Fugen zusammengebaut»freut si<strong>ch</strong> Berni. «Nur das Zusammenfügen dersanitären Ans<strong>ch</strong>lüsse war eine besondere Herausforderung.»Die Ideen gehen ni<strong>ch</strong>t ausNa<strong>ch</strong> nur drei Montagetagen waren die Module gesetzt.Die lokalen Handwerker haben no<strong>ch</strong> den Da<strong>ch</strong>stockaufgesetzt und das Da<strong>ch</strong> wie alle Häuser in <strong>Vals</strong>mit den traditionellen Steinplatten belegt – eine Vorlageder Gemeinde. Der Anbau kann si<strong>ch</strong> nun au<strong>ch</strong>von aussen sehen lassen und fügt si<strong>ch</strong> harmonis<strong>ch</strong> andas bestehende Gebäude an. Mit den bauli<strong>ch</strong>en Zusätzen,der Inneneinri<strong>ch</strong>tung und dem Da<strong>ch</strong>stockkam er für Bruno Berni pro Zimmer auf zirka 100 000Franken zu stehen. Der gesamte Anbau kostete ungefährzwei Millionen Franken.Das Hotel entspri<strong>ch</strong>t dem Minergie-Standard. Bernisgrosser Stolz ist au<strong>ch</strong> die Wärmepumpe-Anlage, mitder das gesamte Hotel beheizt wird. In <strong>Vals</strong> fast einMuss, denn in nur 20 Metern Tiefe stösst man beiBohrungen bereits auf zehn Grad warmes Wasser. Sokonnte Berni glei<strong>ch</strong> zwei Bohrungen vornehmen, diedas gesamte Hotel inklusive S<strong>ch</strong>wimmbad mit 100Bruno und Evi Berni führenihr Dreistern-Hotel mit viel Liebeund Einsatz.Prozent erneuerbarer Energie versorgen. Die elektris<strong>ch</strong>eEnergie liefert das lokale WasserkraftwerkZervreila.Kaum stehen die Modulzimmer, ist Bruno Bernis<strong>ch</strong>on wieder mit neuen Ideen bes<strong>ch</strong>äftigt. «In dennä<strong>ch</strong>sten Jahren werden wir die Rezeption an einengünstigeren Ort versetzen und die bestehenden Zimmerrenovieren», freut si<strong>ch</strong> der unternehmungslustigeHotelier.■74 7/<strong>2009</strong>

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