Ekstatische Kunst - besonnenes Wort : Aby Warburg und die

B KULTURWISSENSCHAFTEN
BD LITERATUR UND LITERATURWISSENSCHAFT
BDA Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft
Literaturtheorie
Ekphrasis
AUFSATZSAMMLUNG
12-3 Ekstatische Kunst - besonnenes Wort : Aby Warburg und die
Denkräume der Ekphrasis / hrsg. von Peter Kofler. - Bozen :
Edition Sturzflüge, 2009. - 253 S. : Ill. ; 24 cm. - (Essay & Poesie
; 25) (Incontri veronesi ; 9). - ISBN 978-3-7065-4788-8 (Studienverlag)
: EUR 32.90
[#0801]
Die Bildbeschreibung gehört logischerweise zu den wichtigsten Darstellungsformen
der Kunstwissenschaft. Dadurch wird der Kunstwissenschaftler,
wie im vorliegenden Band ausgehend von dem berühmten Kunstwissenschaftler
Aby Warburg 1 gezeigt, selbst zu einem Sprachbildner (Claudia
Wedepohl; Isolde Schiffermüller), also jemandem, der in der Sprache ein
Bild evoziert und anschaulich zu machen sucht. Der reich illustrierte Band,
den Peter Kofler über Aby Warburg und die Denkräume der Ekphrasis vorgelegt
hat, dokumentiert eine Tagung vom November 2007 an der Universität
Verona. Der Titel der Tagung war noch etwas weiter gefaßt, weil er
Denkräume der Ekphrasis von Wilhelm Heinse bis Aby M. Warburg umfaßte,
wurde aber offenbar für die Buchpublikation enger formuliert, ohne daß
jedoch Wilhelm Heinse weniger präsent wäre. 2 Nur ist vielleicht Heinse nicht
so weithin bekannt wie er es verdiente, trotz der Reclam-Ausgabe seines
bedeutenden Künstlerromans Ardinghello. 3 Im Gegenteil sind sogar zwei
1 Zur Einführung siehe z.B. Aby Warburg / Perdita Rösch. - Paderborn : Fink,
2010. - 158 S. ; 19 cm. - (UTB ; 3343 : Kunstwissenschaft, Kulturwissenschaft). -
ISBN 978-3-7705-4783-8 (Fink) - ISBN 978-3-8252-3343-3 (UTB) : EUR 14.90
[#1346]. - Rez.: IFB 10-4 http://ifb.bsz-bw.de/bsz314992391rez-1.pdf . Sehr nützlich
ist auch die kommentierte Ausgabe Werke in einem Band / Aby Warburg. Auf
der Grundlage der Manuskripte und Handexemplare hrsg. und kommentiert von
Martin Treml, Sigrid Weigel und Perdita Ladwig. Unter Mitarb. von Susanne Hetzer
... - 1. Aufl. - Berlin : Suhrkamp, 2010. - 913 S. : Ill. ; 21 cm. - ISBN 978-3-518-
58531-3 : EUR 68.00 [#1393].
2 Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/993474977/04
3 Aus der neueren Literatur sei nur die folgende, jüngst erschienen Studie genannt:
Vermittlung und Unmittelbarkeit : Wilhelm Heinses Romanpoetik zwischen
Leben und Literatur / Almut Hüfler. - Heidelberg : Winter, 2012. - (Germa-

Aufsätze mit Heinse befaßt, so etwa schreibt Hans-Georg von Arburg, der
sich andernorts intensiv mit Lichtebergs Hogarth-Beschreibungen auseinandergesetzt
hat, über Pathosformeln zwischen Literatur, Musik und Malerei
bei Wilhelm Heinse und der Herausgeber Peter Kofler schreibt über die Korrekturen
an Lessings Laokoon durch Heinse und Warburg. Lessings Schrift
über die Grenzen der Malerei und Poesie gehört zu den wenigen des deutschen
18. Jahrhunderts, die über eine weltliterarische Resonanz verfügen,
wie Kofler den Lessing-Spezialisten Winfried Barner zitiert. Lessings Schrift
wurde der gängigen Meinung zufolge so gedeutet, daß in ihr die Verabschiedung
des Ut-pictura-poiesis-Prinzips vollzogen worden war. Abgelöst
wurde dieses Prinzip durch eine “semiotisch fundierte Trennung von Poesie
und bildenden Künsten” (S. 129). Die damit einhergehende Trennung der
Dimensionen von Zeit und Raum ist berühmt geworden. Doch rücke die
Auseinandersetzung Heinses und Warburgs mit den Vorstellungen Lessings
“einen ganz anderen Laokoon ins Licht”, womit sowohl das Standbild als
auch der Text Lessings gemeint sei: “Erstere wird von der einseitigen Beitrachtung
durch den deutschen Klassizismus, letztere von einer nicht minder
einseitigen Rezeption durch die Forschung befreit” (S. 130). Das lohnt allemal
die Lektüre und regt zu einer Relektüre nicht nur Lessings, sondern
auch der auf ihn bezüglichen Reflexionen Heinses an, die seit 2003 in der
kritischen Ausgabe des Frankfurter Nachlasses vollständig ediert vorliegen.
Weitere Autoren und Künstler, die in den Aufsätzen thematisiert werden,
sind Theodor Storm (Raul Calzoni), Nietzsche (Walter Busch), Lichtenberg,
Canetti und Handke, die mit Warburg gelesen werden (Elmar Locher), Michelangelo
(Joseph Imorde), Leonardo da Vinci (Milena Massalongo). Es
sei dann noch auf den Aufsatz von Ulrich Stadler hingewiesen, der am Beispiel
der Rede von armen und reichen Kunstwerken über den Sinn einer
metaphorischen Redeweise im Bereich des Ästhetischen schreibt - alles in
allem anregende Beiträge im weiten Feld der wissenschaftlichen Betrachtungen
zur Text-Bild-Beziehung.
Till Kinzel
QUELLE
Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und
Wissenschaft
http://ifb.bsz-bw.de/
http://ifb.bsz-bw.de/bsz319427641rez-1.pdf
nisch-Romanische Monatsschrift : Beihefte ; 45). - ISBN 978-3-8253-5924-9 : EUR
45.00.