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Ein Tag im Master Theater Die Backstage-Profis: Orchestermanager ...

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40 zett 1–10 / kulturanalysen und -vermittlungdesign als wissenskultur<strong>Die</strong> Designerin Claudia Mareis promovierte alsErste <strong>im</strong> Rahmen der Doktoratskooperationzwischen dem Institute for Cultural Studies in theArts (ICS) und der Kunstuniversität Linz (ufg).Ihre Dissertation mit dem Titel „Design als Wissenskultur.Interferenzen zwischen Design- undWissensdiskursen seit 1960“ birgt das Potenzial,die grundlegenden Schriften der Designtheoriesubstanziell zu erweitern. Interview von Margaretevon Lupin*, Foto: Regula BearthDr. Mareis, <strong>im</strong> Sommer 2006 verfassten Sie Ihre Diplomarbeitmit dem Titel „Design und Wissen“. Nun liegt Ihre Dissertationmit dem Schwerpunkt „Designdiskurse an der Schnittstelle zuWissensdiskursen angrenzender Disziplinen“ vor. Was hat Sie<strong>im</strong> Zuge Ihrer Untersuchungen am meisten überrascht?Der überraschende und eindrücklichste Befund meiner Untersuchungenist, dass es in Debatten über Designforschungstark um das Begehren einer sozialen Aufwertung von Designselbstverständnissenund Designpraktiken geht. Dochbleibt dieser Umstand meist unterthematisiert. Man sprichtviel über methodologische und epistemologische Fragestellungen,wie man Designtheorie und Designforschungals Gegenstand begrifflich fassen kann, und am Rande erscheintauch <strong>im</strong>mer mal wieder die bildungspolitische Rahmengebung.Doch die Frage, inwieweit der Wunsch nachsozialer Aufwertung die Theoriebildung prägt, wird seltenangesprochen.Worauf führen Sie diese „Unterthematisierung“ zurück,wo doch zwei wichtige Potenziale des wissenschaftlichenArbeitens in Transparenz und Eigenreflexion bestehen?Nach den wissenschaftlichen Regeln schon. <strong>Die</strong> Designforschungbefindet sich jedoch in einer komplexen und paradoxenSituation, die eine kritische Eigenreflexion und Transparenzerschwert. Das Paradox liegt darin, dass <strong>im</strong> Designeinerseits berechtigterweise eine Autonomie des Fachesgefordert wird. Im alltäglichen Leben als Designforschendewird spürbar, dass es dafür landläufig noch keine Zuordnunggibt, die disziplinäre Verortung fehlt, man kann nicht problemlospromovieren oder Forschungsanträge stellen. Alseigenständige Wissenschaft hat Designforschung noch wenigeKonturen. Solche zu zeichnen wäre allerdings notwendig,um ein starkes Profil beschreiben zu können, was Design vonanderen Disziplinen und was Designforschung von anderenForschungsdisziplinen grundlegend unterscheidet. <strong>Die</strong>serProzess wird dadurch erschwert, dass wissenschaftliches Arbeitenheute von interdisziplinären Konzepten beherrscht ist.Es wird <strong>im</strong>mer schwieriger, an einer einzigen Disziplinaritätfestzuhalten, denn das gilt als überholt. Heute schauen wirvielmehr auf die Überschneidungen und Überlappungen dereinzelnen Wissensgebiete und auf die Ränder der Wissensproduktion.Und drittens n<strong>im</strong>mt der Wert der Anwendungsorientiertheitzu. <strong>Die</strong>se drei Herausforderungen hat die Designtheorieheute zu meistern. Ohne Grenzziehung kommtder unabhängige Stellenwert der Designforschung nicht inExistenz, doch ohne kritische Eigenreflexion und ohne Bewusstseinfür die Schnittmengen zu anderen Disziplinen istdies ebenfalls nicht zu bewerkstelligen.Führten Sie deshalb Ihre Forschung diskursanalytisch durch?Prinzipiell ja. Meine Arbeit wurde durch ein Zitat von Foucaultangeleitet, nach welchem Diskurse auch als Praktiken zu behandelnsind 1 , die auf den Gegenstand einwirken, von demsie sprechen. In einem Feld, wo Objekte und Praktiken sosehr hochstilisiert werden wie <strong>im</strong> Design, ist es ein Tabu, aufderen Diskursivierung und auf die Diskurse zu achten. <strong>Die</strong>seformen sich <strong>im</strong> Design, wenn sie unhinterfragt und unhistorisiertbleiben, zu einem <strong>im</strong>mens redundanten, affirmativenKorpus der Designtheorie. Deshalb sollten wir heute andersüber Design schreiben, verdichtet, themenzentriert und vorallem geschichts- und diskurskritisch.Sie erarbeiteten sich mit bewundernswerter Ausdauer das Feldund den Horizont der Designforschung und überschauen denheutigen Stand. Wie und was sollten Designforschende angesichtsder soeben erwähnten Dilemmata anders denken?DesignerInnen sollten die eigene Praxis vielmehr als eine historischgewachsene und kulturell bezogene begreifen undsich entfernen von <strong>im</strong>pliziten Identitätsbildungen durchReferenznahme auf einzelne Persönlichkeiten. Auch dieDesigngeschichte ist kontingent, sie hätte in Teilen ganz andersverlaufen können. Zweitens sollte Designtheorie vielweniger solitär betrachtet werden und andere Disziplinenwie beispielsweise Kunstgeschichte und Bildwissenschaft,Medientheorie und Ingenieurwissenschaften viel stärker miteinbeziehen. Das hätte für unser eigenes Fachgebiet sowohlinhaltliche als auch methodische Konsequenzen …… und wäre dann vergleichbar mit der Architektur, derenTheorie und Geschichte ohne die Kunstgeschichte gar nichtdenkbar sind?Durchaus. Beispielsweise unterscheidet sich das Bildverständnisin der Visuellen Kommunikation stark vom Bildverständnisund Bildwissen in der Kunstgeschichte oder in derBildwissenschaft. Im Grafikdesign werden kaum Bildstereotypehinterfragt und auch nicht, in welchen Bildtraditionenein Bild steht, ob ein Bild als Modell dient für best<strong>im</strong>mteBildinterpretationen, wie Bilder von wem unter welchen Umständenzum <strong>Ein</strong>satz kommen, um was zu transportieren undso weiter. GrafikerInnen nutzen Bilder in einer pragmatischenund zielorientierten Weise, ein Bildwissenschaftler ergründetdessen Wirkungsweisen, Bedeutungsebenen und geschichtlicheZusammenhänge, eine Kulturanalytikerin dessen kulturstiftendeund politische Wirkung. <strong>Ein</strong> umfassendes Wissenüber den Sinn, die Geschichte und die Pragmatik der Bildererschliesst sich aber erst in der Versammlung dieser unterschiedlichenKompetenzen.Und Sie vermuten, dass Visuelle KommunikatorInnen andersgestalten und Bilder anders einsetzen, wenn sie über ein Repertoirean Wissen vieler Grenzdisziplinen verfügen?Das wäre zu hoffen. Im Designbereich grassiert ja <strong>im</strong>mernoch die Angst, zu viel Theorie verderbe die Praxis. Ich werde

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