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Ein Tag im Master Theater Die Backstage-Profis: Orchestermanager ...

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nachruf 51nachrufhansjörg budligerAuszüge aus der Rede von Hans-Peter Schwarz* <strong>im</strong> Rahmen derAbdankungsfeier für HansjörgBudliger am 26. November2009 in der reformierten KircheUitikon-Waldegg.Hansjörg Budliger hat sich als Rektor derZürcher Kunstgewerbeschule und dann derSchule für Gestaltung Zürich um die Entwicklungder Schweizer Bildungslandschaftinsgesamt, besonders aber diejenige derZürcher Hochschule der Künste verdientgemacht. Er hat nichts Geringeres als dasFundament für die wichtigste SchweizerAusbildungsstätte für Künstlerinnenund Gestalter geschaffen. Mitte der Siebzigerjahreübernahm er die Leitung derdamaligen Kunstgewerbeschule in einerZeit, die man mit Fug und Recht als Krisenzeitbezeichnen kann – und das gewissermassenals „Quereinsteiger“, denn er warja weder Künstler noch Gestalter. Für jeneZeit war es ungewöhnlich, dass ein Fachfremdereine Gestaltungsschule leitete.Allerdings brachte Hansjörg Budliger einenwohlgepackten Rucksack an Voraussetzungenmit, die für eine erfolgreiche Führungstätigkeitin schwierigen Zeiten unabdingbarsind: Als promovierter Jurist besasser exzellente Kenntnisse der gesetzlichenMöglichkeiten, als kantonsrätlicher Politikerein besonderes Augenmass für dasMachbare und das Geschick, dies auch inverhandelbare Argumentationen zu fassen.Als Major <strong>im</strong> Divisionsstab der SchweizerArmee konnte er sich – lange bevor USamerikanischeManagementtheorien nachSt. Gallen gelangten – Führungs- und Verwaltungs-,eben exzellente Managementkompetenzenaneignen. So verstummtenauch bald die Skeptiker aus Berufsverbändenund Dozierendenschaft, als deutlichwurde, mit welch grossem Verhandlungsgeschicker beispielsweise die finanzielleAusstattung der Kunstgewerbeschulesicherte. Hansjörg Budliger hat sehr früherkannt, dass die Krisen, in die die konservativausgerichtete Kunstgewerbeschulenach dem Auszug der jungen Wildenaus der Klasse Farbe+Form geraten war,und durch das radikale Hochschulkonzept,das Max Bill vorgelegt hatte, zukunftsweisendeKonsequenzen hatten. Nur: RadikaleLösungen waren nicht das Gebot derStunde. Kleinarbeit war gefragt. Und inzahllosen Gesprächen mit Politikern undBerufsverbänden, mit Dozierenden undStudierenden gelang es ihm, aus der eherrückwärts gewandten Kunstgewerbeschulejene Schule für Gestaltung zu entwickeln,die schon in „nuce“ alle Elemente enthielt,die Ende der 1990er-Jahre die Hochschulefür Gestaltung und Kunst ausmachten.Es gelang ihm – und das erforderte tatsächlichsalomonisches Verhandlungsgeschick– das obsolete Meister-Schüler-System inder Lehre durch Teamführung zu ersetzen;er holte Hochschulabsolventen ausder ETH und der in der Designausbildungführenden Ulmer Hochschule für Gestaltungals Lehrpersonen an seine „Schulefür Gestaltung“, und er richtete neuezukunftsorientierte Lehrangebote ein, dieFilmklasse, die Visuelle Gestaltung als Weiterbildungsklasseund die Abteilung VisuelleKommunikation und Design. Selbst dasnoch heute zum Exzellenz-Profil der ZHdKgehörende besondere Verhältnis von Theorieund Praxis ist letztlich auf seine Initiativezurückzuführen. Gleichzeitig amtierteer als Direktor des Kunstgewerbemuseums,das damals begann, mit wichtigen Ausstellungenauch international Aufmerksamkeitzu erregen.Hansjörg Budliger war eine vielschichtigePersönlichkeit: kompromisslos in derUmsetzung als richtig erkannter Ziele,fordernd in der Arbeitsdisziplin, geduldigund überzeugend <strong>im</strong> Gespräch und gleichzeitiginteressiert daran, was da in Kunstund Gestaltung Neues passierte. <strong>Ein</strong>s warer nicht: ein Technokrat. <strong>Ein</strong>e Anekdotebeleuchtet dies aufs Schönste. Es gehtdabei um einen der gegenwärtig internationalbekanntesten Künstler der Schweiz– Thomas Hirschhorn. <strong>Die</strong>ser hatte Anfangder 1980er-Jahre in einer legendären Aktionden <strong>Ein</strong>gang des Hauptgebäudes derKunstgewerbeschule pinkfarben angestrichen,zwar perfekt – aber es war einkleiner Eklat. Jetzt will es die Künstlerlegende,dass Hirschhorn deswegen durchdie Hochschulleitung der Schule verwiesenwerden sollte … – Künstler, vor allemgestandene, kokettieren gern mit ihren wildenJugendzeiten. <strong>Die</strong> Aktenlage sagt etwasganz anderes: Zwar musste Hirschhornauf Veranlassung der städtischen Liegenschaftenverwaltungdie Malerei auf seineKosten entfernen lassen, aber damit er diesbezahlen konnte, verschaffte ihm der Rektor,eben Hansjörg Budliger, einen Hilfsjobin der Bibliothek.Das war der Mensch Hansjörg Budliger. DerSchule für Gestaltung war er ein Rektor, derbeste und typische Schweizer Führungsprinzipienverknüpfte. Er hat viel bewirkt.<strong>Die</strong> Zürcher Hochschule der Künste wirdihm ein ehrenvolles Andenken bewahren.* Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Peter Schwarz istGründungsrektor em. ZHdK.biografiehansjörg budliger(1925–2009)1925 geboren in Brugg, 1945–1951 Studiumder Rechte an der Uni Zürich mit Promotionzum Dr. iur., 1950–1958 Mitarbeit undTeilhaber Treuhandbüro Budliger, 1960 Pr<strong>im</strong>arlehrerdiplom,1960–1962 Pr<strong>im</strong>arlehrer,ab 1962 Fachlehrer (allgemeine Fächer),später auch Vorsteher (Schulleiter) ander Kunstgewerbeschule bzw. Schule fürGestaltung, ab 1970 zusätzl. an der BMS alsMitbegründer und Leiter, ab 1973 Rektora. i., ab 1975–1990 Rektor, 1990 Pensionierung.Div. Aktivitäten u. a. IKEA-Stiftung(Stiftungsrat), Genossenschaft He<strong>im</strong>atwerk(Schulleiter und Vorstandsmitglied), FormForum Schweiz (Gründungsmitglied).

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