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oscar - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen

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Ausgabe 1 – Februar 2009<br />

Spezial<br />

Berlinale<br />

Schwerpunkt<br />

Das Filmjahr 09<br />

Made in NRW<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Setbericht<br />

Henri vier Dreharbeiten<br />

1


Auf der Location-Seite des<br />

Newsletter präsentieren wir in<br />

jedem Heft einen bebilderten<br />

Gruß aus der Region. Ausge-<br />

wählt werden die Motive von<br />

Location-Scouts aus NRW. Diese<br />

und noch viele weitere Bilder fin-<br />

den Sie auch in der Datenbank<br />

www.locationnrw.de.<br />

Treffer in der Motivdatenbank<br />

www.locationnrw.de für<br />

die Eifel: 36<br />

Realisierte Projekte (Auswahl):<br />

Antichrist, Tannöd, Der Vulkan,<br />

Wunder gibt es immer wieder<br />

2<br />

Markus Zimmer<br />

locationsuche@gmx.de<br />

Tel. (0177) 340 66 92<br />

Grüße aus der Eifel<br />

Udo Wüllenweber,<br />

Tel. (0211) 1577074;<br />

udo.wuellenweber@t-online.de<br />

Sandra Stromeyer<br />

Tel: (0178) 5593317<br />

sandra@motivekoeln.de<br />

ZeitRaumRechercheLocation<br />

Tel. (0177) 8223742;<br />

zeitraumrecherchelocation@web.de<br />

newsletter 1/2009 – Location<br />

most wanted<br />

Tel. (0700) 75747372;<br />

info@most-wanted-film.de


Schwerpunkt: Made in NRW –<br />

das Filmjahr 2009<br />

Gegen<br />

den Trend<br />

ennen Sie den Lipstick-Index? Der Begriff<br />

Ksteht für das wissenschaftlich erwiesene<br />

Verhältnis zwischen dem Absatz von Lippenstiften<br />

und der aktuellen Wirtschaftslage: Je größer<br />

die Krise, desto mehr Lippenstifte werden<br />

verkauft. Auch die Unterhaltungsbranche<br />

wächst oft antizyklisch. Geht es den Menschen<br />

schlecht, suchen sie die Ablenkung, die ihnen<br />

das Kino bietet. Woody Allen<br />

hat der amerikanischen Kinoflucht<br />

in den 20er Jahren – und<br />

damals herrschte dort eine Rezession,<br />

deren verheerende<br />

Ausmaße wir uns heute kaum<br />

vorstellen können – in seinem<br />

Film „A Purple Rose of Cairo“<br />

ein Denkmal gesetzt.<br />

Was also bringt uns das Krisenjahr<br />

2009? Vier Produktionen<br />

in Sundance, sechs im<br />

Wettbewerb der Berlinale, einen<br />

Golden Globe für Kate<br />

Winslet in „Der Vorleser“ auf<br />

der Haben-Seite, und die Aussichten<br />

auf einen Oscar stehen<br />

mit fünf Nominierungen für die Bestseller-Verfilmung<br />

und einer weiteren für Reto Caffis Kurzfilm<br />

„Auf der Strecke“ auch nicht so schlecht.<br />

Selten begann ein Jahr für das Filmland NRW<br />

so erfolgreich wie ausgerechnet dieses. Und das<br />

Beste ist: Alle diese Produktionen – von „Chéri“<br />

über „Sturm“ bis zu „Der Vorleser“ – wurden<br />

nicht nur in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> gefördert,<br />

sondern auch hier gedreht. Große internationale<br />

Koproduktionen entstehen in Deutschland<br />

eben nicht nur in Babelsberg. Jetzt müssen sie<br />

sich nur noch an der Kinokasse behaupten.<br />

Knapp 1.000 Drehtage zählte die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW 2008 an Rhein und Ruhr, so viele wie<br />

nie zuvor. Stephen Frears, Stephen Daldry, Hans-<br />

Christian Schmid, Tom Tykwer und auch Lars<br />

von Trier setzten ihre neuen Filme in NRW in<br />

Szene und vertrauten dabei auf das Know-how<br />

der Filmfachkräfte, die hier zuhause sind. Für<br />

den Schwerpunkt des Newsletter haben wir<br />

zehn Filme ausgewählt, die im vergangenen<br />

Jahr in NRW gedreht wurden und in diesem Jahr<br />

ins Kino kommen bzw. im Fernsehen zu sehen<br />

sind. Getreu dem Motto „think global, act lo-<br />

cal“ stellen wir Ihnen in zehn Interviews Menschen<br />

vor, die diese Produktionen mit ihrer Arbeit<br />

erst möglich gemacht haben: von der Maskenbildnerin,<br />

über den Location-Scout, den Regieassistenten,<br />

den Art Director bis hin zur Herstellungsleiterin.<br />

Einige der vorgestellten Filme laufen auch<br />

auf der Berlinale, für die wir traditionell die er-<br />

Michelle Pfeiffer in Stephan Frears „Chéri“,<br />

Foto: Chéri Productions Ltd./Bruno Calvo<br />

sten Seiten unserer Februar-Ausgabe reserviert<br />

haben. Hier erfahren Sie alles über die insgesamt<br />

20 geförderten NRW-Produktionen, die eine<br />

Einladung zu den Berliner Filmfestspielen erhielten,<br />

inklusive Interviews mit Shooting Star David<br />

Kross und Regisseur Hans-Christian Schmid,<br />

der mit seinem Film „Sturm“ bereits zum dritten<br />

Mal im Wettbewerb um die Bären steht.<br />

Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />

bewährten Informationen aus der und über die<br />

Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />

Dreharbeiten. Wir berichten ausführlich über das<br />

Festival in Sundance, wo Sandra Nettelbecks<br />

neuer Film „Helen“ Premiere feierte, besuchten<br />

für Sie das NRW-Set der aufwändigen Historienproduktion<br />

„Henri vier“ und stellen im Firmenporträt<br />

die Kölner Firma ACT vor.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

4 NRW an der Spree<br />

Berlinale-Spezial<br />

7 Meldungen<br />

Branche, Kinos, Festivals, Preise<br />

13 Wohlfühlfaktor<br />

Firmenporträt ACT<br />

14 Auf dem Sprung<br />

Die Seite für den Filmnachwuchs<br />

Schwerpunkt:<br />

Made in NRW –<br />

das Filmjahr 2009<br />

16 „Der Vorleser“<br />

Interview Caren Wiederhold, Aufnahmeleitung<br />

17 „Sturm“<br />

Interview Heike Merker, Maske<br />

18 „Chéri“<br />

Interview Volker Schaefer, Art Director<br />

19 „Hilde“<br />

Interview Stefan Möller, Location Scout<br />

22 „Der Vulkan“<br />

Interview Wolf Schiebe, Spezialeffekte<br />

23 „Antichrist“<br />

Interview Frauke Firl, Kostümbildnerin<br />

24 „This is love“<br />

Interview Frank Prümmer, Szenenbildner<br />

25 „Unter Bauern“<br />

Interview Agnette Schlößer, Szenenbildnerin<br />

26 „Ob ihr wollt oder nicht“<br />

Interview Till Boße, Regieassistent<br />

27 „Die Päpstin“<br />

Interview Hans-Peter Abts, Setaufnahmeleiter<br />

28 Eine Gasse für Paris<br />

Setbesuch: „Henri vier“<br />

29 Dreharbeiten in NRW<br />

30 Mit besten Empfehlungen<br />

Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

29 Impressum<br />

Schwerpunkt März-Heft<br />

Filmemachen in der Krise<br />

Editorial – 1/2009<br />

Der nächste Schwerpunkt des Newsletter beschäftigt sich<br />

mit der Wirtschaftskrise. Er erscheint Ende März und fragt<br />

nach, welche Spuren die Rezession auf der Leinwand hinterlassen<br />

wird, sowohl bei den Finanzierungsmöglichkeiten<br />

als auch bei den Inhalten. Ab dem 27. März ist das neue<br />

Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />

3


4<br />

Auf Bärenjagd: Kerry Fox und Reinout Bussemaker in „Sturm“, Foto: 23/5, Zentropa, IDTV<br />

Zärtliche Verführung: Michelle Pfeiffer und Rupert Friend in „Chéri“, Foto: Chéri Productions Ltd./Bruno Calvo<br />

Alles unter Kontrolle in Adrián Biniez Debutfilm „Gigante“, Foto: Control Z Films, Montevideo<br />

Wettbewerb I:<br />

„Sturm“, „Chéri“<br />

und „Gigante“ mit<br />

Bären-Chancen<br />

Bärenstark präsentiert sich das Filmland NRW<br />

auf der 59. Berlinale. Insgesamt 20 Filme, die<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gefördert wurden,<br />

sind zwischen dem 5. und 15. Februar in<br />

den verschiedenen Sektionen der Berliner Filmfestspiele<br />

zu sehen.<br />

Gleich drei Produktionen treten im Wettbewerb<br />

um die begehrten Bären an. Stephen<br />

Frears präsentiert am 10. Februar im Berlinale<br />

Palast seinen neuen Film „Chéri“, der in den<br />

Kölner MMC-Studios gedreht wurde und in<br />

dem Michelle Pfeiffer, Rupert Friend und<br />

Kathy Bates die Hauptrollen spielen. Die berühmte<br />

Novelle der französischen Schriftstellerin<br />

Colette wurde von Oscar-Preisträger Christopher<br />

Hampton adaptiert. Deutscher Produzent<br />

der deutsch-englisch-französischen Koproduktion<br />

ist die Kölner MMC Independent<br />

(siehe Interview auf Seite 18).<br />

Der aus Uruguay stammende Regisseur und<br />

Musiker Adrián Biniez hat es gleich mit seinem<br />

Debütfilm „Gigante“ in den Berlinale-Wettbewerb<br />

geschafft. In der Koproduktion der Kölner<br />

Pandora Film erzählt Biniez von einem<br />

Sicherheitsmann, der sich in eine Putzfrau verliebt<br />

und sie mit den Überwachungskameras<br />

des Supermarktes, in dem beide arbeiten, heimlich<br />

beobachtet. Seine Premiere feiert „Gigante“<br />

am 8. Februar ebenfalls im Berlinale Palast.<br />

Bereits am 7. Februar stellt Hans-Christian<br />

Schmid an gleicher Stelle seinen neuen<br />

Film „Sturm“ vor. Kerry Fox spielt in der europäischen<br />

Koproduktion der 23/5 Filmproduktion<br />

mit Zentropa eine Anklägerin am<br />

Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag (siehe Interview<br />

auf Seite 17).<br />

Vor der Berlinale sprachen wir mit Hans-<br />

Christian Schmid, für den es bereits die dritte<br />

Neben den drei geförderten Wettbewerbsbeiträgen<br />

laufen im Berlinale-Wettbewerb außer<br />

Konkurrenz drei weitere Filme, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW unterstützt und die alle zu großen<br />

Teilen in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> in Szene gesetzt<br />

wurden.<br />

Die doppelte Golden Globe-Gewinnerin<br />

Kate Winslet stand mit Shooting-Star David<br />

Kross und Ralph Fiennes für Stephen<br />

Daldrys Bestseller-Verfilmung „Der Vorleser“<br />

Einladung in den Berlinale-Wettbewerb ist, über<br />

seinen neuen Film und den Dreh in NRW.<br />

Handelt es sich bei „Sturm“ um<br />

einen reinen Politthriller?<br />

“Sturm“ ist kein reiner Politthriller. Dazu<br />

stehen die Aspekte der Geschichte, die sich mit<br />

der Hauptfigur und deren Entwicklung beschäftigen,<br />

zu sehr im Vordergrund. Ein Drama mit<br />

Thriller-Elementen, das trifft es eher, denke ich.<br />

Bernd Lange und ich wollten all das nutzen, was<br />

uns am Genre Thriller gefällt und wollten gleichzeitig<br />

aber nicht darauf verzichten,<br />

unsere Figuren genau zu<br />

zeichnen. Wir haben für das<br />

Drehbuch ausführlich recherchiert,<br />

es sind also viele reale Bezüge<br />

in die Handlung mit eingeflossen.<br />

Gleichzeitig sollte<br />

„Sturm“ keine Fallstudie sein.<br />

Wir wollten keinen spezifischen<br />

„Sturm“-Regisseur<br />

Fall schildern, sondern frei sein Hans-Christian Schmid,<br />

in dem, was wir erzählen. Der Foto: Gerald von Foris<br />

Zeitdruck, dem die Mitarbeiter<br />

des Tribunals ausgesetzt sind, die Bedrohung<br />

von Zeugen, die Widerstände, gegen die jemand<br />

wie die Anklägerin Hannah Maynard zu<br />

kämpfen hat, das beruht alles auf Recherche.<br />

Sie haben bei „Sturm“ auf Ihr<br />

erfahrenes Produktionsteam gesetzt,<br />

mit dem Sie schon „Lichter“<br />

und „Requiem“ realisiert haben. Wie<br />

gelang das Zusammenspiel von vertrauten<br />

Kollegen und einem neuen,<br />

internationalen Cast?<br />

Da der Kameramann Bogumil Godfrejow<br />

aus Krakau stammt, sprachen wir auch am Set<br />

von „Lichter“ und „Requiem“ schon englisch.<br />

Sowohl er wie auch der Szenenbildner Christian<br />

Goldbeck haben zwischen unseren Projekten<br />

aber auch schon in internationalen Produktionen<br />

mitgewirkt. Für uns war das eigentlich<br />

keine Umstellung. Am ehesten habe ich den Un-<br />

Wettbewerb II: konkurrenzlos gut<br />

newsletter 1/2009 – Berlinale<br />

auch in Köln vor der Kamera. Die internationale<br />

Koproduktion, die für fünf Oscars nominiert<br />

ist und an der auf deutscher Seite die Bonner<br />

Senfkorn Film sowie die Kölner Central<br />

Scope NRW und die Neunte Babelsberg<br />

Film beteiligt sind, wird auf der Berlinale am<br />

6. Februar gezeigt (siehe Interview Seite 16).<br />

In „Deutschland im Herbst“ setzten sich<br />

deutsche Filmemacher 1977 mit der Lage der<br />

Nation auseinander. 32 Jahre später zeigt die


terschied gespürt, wenn es bei den Drehbuchdiskussionen<br />

um Details ging. Da hätte ich mir<br />

manchmal gewünscht, ich könnte auf meinen<br />

ganzen Wortschatz zurückgreifen.<br />

22 von 45 Drehtagen haben Sie<br />

in NRW gedreht. War es das erste<br />

Mal, dass Sie dort gearbeitet haben?<br />

Das waren nicht meine ersten Dreharbeiten<br />

in NRW. Mein erster Dokumentarfilm an der<br />

Filmhochschule in München wurde überwiegend<br />

in NRW gedreht. Allerdings noch ohne die<br />

<strong>Filmstiftung</strong>, das war Ende der 80er, und es ging<br />

damals um süchtige Automatenspieler. Auch bei<br />

„23“, ein knappes Jahrzehnt später, waren wir<br />

für ein paar Wochen in Köln und Umgebung.<br />

Unsere Erfahrungen waren damals wie jetzt sehr<br />

gut. Bei „Sturm“, ein Film, der in erster Linie in<br />

Den Haag und Sarajevo spielt, kam uns sehr zugute,<br />

dass wir in einem leer stehenden Fabrikgebäude<br />

in Köln-Kalk einen idealen Ort gefunden<br />

haben, in dem wir sowohl unsere Studiobauten<br />

wie auch die Produktionsbüros unterbringen<br />

konnten.<br />

Warum haben Sie als ausgebildeter<br />

Dokumentarfilmer bisher<br />

hauptsächlich Spielfilme gedreht?<br />

Als ich Anfang der 90er mit der Filmhochschule<br />

fertig war, gab es sehr wenige Sendeplätze<br />

für Dokumentarfilme, und auch im Kino<br />

kamen Dokumentationen kaum vor. Ich recherchierte<br />

damals einen Stoff, der sich mit einer innerkirchlichen<br />

Sekte innerhalb der katholischen<br />

Kirche, dem Engelwerk, beschäftigte. Aber mir<br />

gelang es nicht, jemanden zu finden, der die<br />

Dreharbeiten finanziert hätte. Dann kamen Christian<br />

Granderath und Susan Schulte auf mich<br />

zu, beide damals bei der Redaktion „Debüt im<br />

Dritten“ des SWR. Sie schlugen vor, basierend<br />

auf der Recherche ein Drehbuch zu entwickeln<br />

So entstand dort das Fernsehspiel „Himmel und<br />

Hölle“ und zwei Jahre später dann auch „Nach<br />

fünf im Urwald“.<br />

Berlinale das Ergebnis einer Neuauflage. In dem<br />

Episodenfilm „Deutschland 09“ versuchen<br />

die Regisseure Fatih Akin, Wolfgang Bekker,<br />

Sylke Enders, Dominik Graf, Romuald<br />

Karmakar, Nicolette Krebitz, Isabelle<br />

Stever, Hans Steinbichler, Tom Tykwer,<br />

Hans Weingartner, Dani Levy, Angela<br />

Schanelec und Christoph Hochhäusler,<br />

das politisch-gesellschaftliche Klima<br />

im Herbst/Winter 2008 einzufangen. Die Produktion<br />

der Herbstfilm ist auf der Berlinale erstmals<br />

am 13. Februar zu sehen.<br />

Bereits einen Tag zuvor stellt Theo Angelopoulos<br />

mit „The Dust of Time“ sein<br />

neuestes Werk vor. Für Angelopoulos ist das Familiendrama<br />

der zweite Teil einer Migrations-<br />

Trilogie, die er mit „Return“ beenden will. Für<br />

den ersten Teil „Die Erde weint“ hatte er 2004<br />

bei der Verleihung der Europäischen Filmpreise<br />

den Preis der Filmkritik erhalten. In der Produktion<br />

der Kölner Lichtmeer Film spielen<br />

Michel Piccoli, Irène Jacob, Willem Dafoe<br />

und Bruno Ganz die Hauptrollen.<br />

Ein Film zur Lage der Nation: Szene aus<br />

der „Deutschland 09“-Episode „Krankes Haus“<br />

von Wolfgang Becker, Foto: Herbstfilm<br />

Talent Campus<br />

David Hare, Oscar-nominierter Drehbuchautor<br />

von „Der Vorleser“, sitzt am 7. Februar auf<br />

dem Eröffnungs-Panel des diesjährigen Berlinale<br />

Talent Campus, das sich mit der Bedeutung<br />

von Wendepunkten für das filmische Erzählen<br />

auseinandersetzt. Auch für die 350 Teilnehmer,<br />

die sich unter den 3.834 Bewerbern aus 128 Ländern<br />

durchgesetzt haben, könnte die siebte Ausgabe<br />

des Campus zu einem Wendepunkt in ihrer<br />

jungen Filmkarriere werden.<br />

Aus NRW erhielten neben der Kölner Produzentin<br />

Meike Martens auch die Kameraleute<br />

Pierre Pasler und Conny Beissler sowie<br />

die Cutterin Anne Corsten eine Einladung<br />

auf den Campus, der unter dem Motto<br />

„Suddenly, it all happened – the turning Point<br />

in Close-Up” steht. Eines der Highlights ist mit<br />

Sicherheit der Auftritt des polnischen Kameramanns<br />

Janusz Kaminski, der für „Schindlers<br />

Liste“ und „Der Soldat James Ryan“ jeweils<br />

einen Oscar erhielt.<br />

www.berlinale-talentcampus.de<br />

Focus Germany<br />

auf dem European<br />

Film Market<br />

Der Martin Gropius Bau beheimatet<br />

auch in diesem Jahr wieder den European<br />

Film Market (EFM) und damit auch<br />

den Stand von Focus Germany, dem Zusammenschluss<br />

der Deutschen Filmförderer.<br />

Während der Berlinale informieren dort Mitarbeiter<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW über Fördermöglichkeiten<br />

in NRW. Zu erreichen ist<br />

der EFM vom Potsdamer Platz aus zu Fuß<br />

in fünf Minuten oder noch bequemer per<br />

Shuttle-Bus.<br />

Focus Germany/Berlinale,<br />

Tel. (030) 246497432;<br />

Fax (030) 246497436<br />

NRW Tag der<br />

Filmmusik<br />

Am 11. Februar präsentieren das Kölner Festival<br />

SoundTrack_Cologne und der Filmkomponistenverband<br />

mediamusic:nrw während der<br />

Berlinale von 12 Uhr bis 20 Uhr in der Berliner<br />

Freiheit am Potsdamer Platz die Filmmusikszene<br />

aus NRW. Eingeladen sind vor allem Produzenten<br />

und Regisseure aus dem In- und Ausland,<br />

die die vielfältigen Möglichkeiten der Filmmusikproduktion<br />

in NRW kennen lernen wollen.<br />

Die Veranstaltung stellt Komponisten, Tonmeister,<br />

Sounddesigner, Tonstudios, Musikverlage,<br />

Musikberater und Orchester vor – aber auch Filmprojekte<br />

mit einer besonderen Tonspur aus NRW.<br />

Zu den Gästen zählen u.a. die Komponisten Helmut<br />

Zerlett, Lola-Preisträger Ali N. Askin und<br />

Andreas Weidinger, sowie Tom Foster<br />

(Warner Chappell Music).<br />

„Ziel des NRW Tages der Filmmusik ist es,<br />

die Aufmerksamkeit der internationalen Filmwelt<br />

auf die NRW-Potenziale zu lenken“, betont<br />

Michael P. Aust, Geschäftsführer von<br />

SoundTrack_Cologne. Die Veranstaltung<br />

wird gefördert durch das Land NRW.<br />

www.soundtrackcologne.de.<br />

Stefan Rudolf als Jazzer in „Schläft ein Lied in allen Dingen“, Foto: neue mediopolis filmproduktion<br />

Panorama: von Österreich bis Südkorea<br />

Josef Haslingers Roman „Das Vaterspiel“ war ein Bestseller: Die Verfilmung durch den österreichischen<br />

Regisseur Michael Glawogger erhielt nun eine Einladung ins Panorama und ist<br />

damit eine von drei geförderten Produktionen der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die in dieser Sektion der<br />

Berlinale gezeigt werden. Helmut Köpping und Sabine Timoteo spielen die Hauptrollen<br />

in dem Thriller, der als internationale Koproduktion der Kölner Tatfilm u.a. mit ARTE und dem<br />

WDR entstand. Seine Premiere erlebt der Film, der auch in Bonn, Neuss und Köln gedreht wurde,<br />

auf der Berlinale am 8. Februar.<br />

Auch Andreas Strucks „Schläft ein Lied in allen Dingen“ wurde in Köln unter dem Arbeitstitel<br />

„Hanna´s Words“ in Szene gesetzt. In der Produktion der Neuen Mediopolis Köln und<br />

des WDR erzählt Struck nach einem Drehbuch von Dagmar Gabler die Geschichte eines Jazz-<br />

Trompeters auf der Suche nach sich selbst. Im Panorama ist der Film am 11. Februar zu sehen.<br />

Am selben Tag läuft dann auch Cho Sung-Hyungs neuer Film „Endstation der Sehnsüchte“.<br />

Die Regisseurin, die für ihren Dokumentarfilm „Full Metal Village“ den Max Ophüls Preis gewann,<br />

besucht in der Produktion der Flying Moon Filmproduktion ein Dorf in Südkorea, in<br />

dem drei Südkoreanerinnen, die Jahrzehnte in Deutschland gelebt haben, ihren deutschen Traum<br />

inklusive roter Dachziegel, Vorgarten, Schwarzbrot und Bockwürsten verwirklicht haben.<br />

Helmut Köpping als Ratz in Michael Glawoggers „Das Vaterspiel“, Foto: Bernd Spauke<br />

Wasserkraft<br />

für Generation<br />

14plus<br />

„The Strength of Water“ heißt der Debütfilm des<br />

neuseeländischen Regisseurs Armagan Ballantyne,<br />

der in der Berlinale-Jugendfilmsektion<br />

Generation 14plus gezeigt wird, nachdem<br />

er zwei Wochen zuvor seine Premiere auf<br />

dem Filmfestival in Rotterdam erlebte. Hauptfigur<br />

in der deutsch-neuseeländische Koproduktion<br />

der Kölner Pandora Film ist der neunjährige<br />

Kimi, der den Tod seiner Zwillingsschwe-<br />

Eine Zwillingsgeschichte aus Neuseeland:<br />

„Strength of Water“, Foto: Berlinale<br />

ster nicht akzeptieren kann und will. Seine Berlinale-Premiere<br />

feiert der von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderte Film am 8. Februar im Zoopalast.<br />

Berlinale – newsletter 1/2009 5


Keine Zeit mehr zum Vorlesen: Shooting Star<br />

David Kross , Foto: Senator<br />

Shooting Star<br />

David Kross<br />

David Kross hat während der Berlinale viel<br />

zu tun. Der gerade 18-jährige Schauspieler, der<br />

2008 in „Krabat“ brillierte, hat mit „Der Vorleser“<br />

nicht nur einen Film im Wettbewerb des Festivals,<br />

sondern wird von der European Film<br />

Promotion neben neun anderen europäischen<br />

Kollegen auch als Shooting Star internationalen<br />

Produzenten vorgestellt. Im Vorfeld der<br />

Berlinale erreichten wir den deutschen Aufsteiger<br />

für ein Kurzinterview in Kambodscha, wo<br />

er für Detlev Bucks neuen Film „Same, same<br />

but different“ vor der Kamera stand.<br />

6<br />

„Krabat“ und „Der Vorleser“<br />

waren zwei sehr unterschiedliche<br />

Produktionen. Wer war der angenehmere<br />

Filmpartner für Sie: Christian<br />

Redl als furchteinflößender Müller<br />

oder Kate Winslet als Liebhaberin?<br />

Ich finde, dass Christian Redl und Kate<br />

Winslet beides Schauspieler großer Klasse sind,<br />

und ich hatte vor beiden großen Respekt und<br />

konnte viel lernen von ihnen.<br />

War der Wechsel von der mystisch-düsteren<br />

Welt „Krabats“ in die<br />

deutsche Nachkriegszeit schwierig?<br />

Oder ist das Schauspieler-Routine?<br />

Nein, ich würde es auf keinen Fall Schauspieler-Routine<br />

nennen. Ich glaube, die besitzt<br />

man noch nicht nach seinem dritten großen<br />

Film. Außerdem hoffe ich, dass ich diese Routine<br />

nie ganz bekommen werde. Weil es ja gerade<br />

das Schöne an diesem Beruf ist, immer<br />

Neues auszuprobieren und kennenzulernen, wie<br />

jetzt diese beiden verschiedenen Zeitalter, die viel<br />

Vorbereitung brauchen.<br />

Gab es Unterschiede zwischen<br />

den Regie-Stilen von Marco Kreuzpaintner<br />

und Stephen Daldry? Also<br />

etwa zwischen einem deutschen<br />

und einem amerikanischen Stil?<br />

Jeder Regisseur hat seinen komplett eigenen<br />

Stil. Und davon abgesehen finde ich Stephen<br />

Daldrys Stil kein bisschen amerikanisch. Er<br />

ist ein Theaterregisseur aus England, der seine<br />

Arbeitsweise sehr aus dem Theater auch zum<br />

Filmset nimmt.<br />

Marco Kreuzpaintner ist ein großartiger Regisseur,<br />

der verschiedene Stile beherrscht. Zufälligerweise<br />

fand ich seine Arbeitsweise an Krabat<br />

„amerikanischer“ als Daldrys „Der Vorleser“.<br />

Ich hatte wahnsinnig Glück, mit diesen beiden<br />

tollen Menschen arbeiten zu dürfen.<br />

An welchem Projekt arbeiten<br />

Sie derzeit?<br />

Zur Zeit arbeite ich an der BojeBuck Produktion<br />

„Same Same But Different“ unter der<br />

Regie von Detlev Buck. Eine Liebesgeschichte<br />

zwischen einem Deutschen und einer Kambodschanerin<br />

nach der wahren Geschichte „Wohin<br />

du auch gehst“ von Benjamin Prüfer.<br />

Sie haben bereits zwei Mal mit<br />

Detlev Buck gedreht. Was zeichnet<br />

ihn als Regisseur aus?<br />

Er weiß auf jeden Fall, wie man Filme<br />

macht! Er hat seinen ganz eigenen Stil, den nur<br />

er hat. Er arbeitet sehr intuitiv, aus dem Bauch<br />

heraus, und er weiß, was er will.<br />

Macht und Ohnmacht in „Ein Leben für ein Leben“:<br />

Adam (Jeff Goldblum) muss für den KZ-Kommandanten<br />

Klein (Willem Dafoe) den Hund spielen, um<br />

zu überleben, Foto: 3L<br />

Berlinale-Special<br />

mit „Adam“<br />

und „Hilde“<br />

Der Friedrichstadtpalast als neuer Kinosaal der<br />

Berlinale liefert am 13. Februar die perfekte Kulisse<br />

für die Premiere von Kai Wessels „Hilde“.<br />

Der Biopic über Hildegard Knef ist neben<br />

Paul Schraders neuem, ebenfalls geförderten<br />

Kinofilm „Ein Leben für ein Leben –<br />

Adam Resurrected“ in der Berlinale-Reihe<br />

Special zu sehen.<br />

Heike Makatsch verkörpert die Knef auf<br />

kongeniale Weise in der Koproduktion der Egoli<br />

Tossell Film mit MMC Independent, die<br />

zu großen Teilen in NRW gedreht wurde und<br />

am 12. März in die Kinos kommt (s. Interview<br />

auf Seite 19).<br />

In Paul Schraders neuem Werk spielen Jeff<br />

Goldblum, Willem Dafoe, Derek Jacobi,<br />

Moritz Bleibtreu und Joachim Król die<br />

Hauptrollen. Der Oscar-Preisträger („Taxi Driver“)<br />

erzählt die bewegende Geschichte eines Varieté-Künstlers,<br />

der im KZ einen Hund spielte, um<br />

zu überleben. Es ist die erste Filmproduktion<br />

über den Holocaust, in der jüdische und deutsche<br />

Schauspieler gemeinsam vor der Kamera<br />

stehen, so der 3L Filmverleih, der den Film<br />

am 19. Februar in den deutschen Kinos startet.<br />

Auf der Berlinale ist die internationale Koproduktion<br />

der Dortmunder 3L Filmproduktion<br />

am 7. Februar im Cinema Paris zu sehen.<br />

Nicht nur rote Rosen: Heike Makatsch spielt<br />

Hildegard Knef mit allen Höhen und Tiefen<br />

ihres bewegten Lebens in dem Berlinale-Beitrag<br />

„Hilde“. Foto: Egoli Tossell Film<br />

newsletter 1/2009 – Berlinale<br />

NRW zu Gast auf<br />

dem Co-Production<br />

Market<br />

36 Produktionen aus 23 Ländern präsentiert der<br />

Co-Production Market der Berlinale in<br />

diesem Jahr. Aus NRW begeben sich im Berliner<br />

Abgeordnetenhaus – gegenüber vom<br />

Martin Gropius Bau – zwei Filme auf die Suche<br />

nach Koproduktionspartnern und Finanziers.<br />

Aus Düsseldorf erhielt die Busse & Halberschmidt<br />

Filmproduktion eine Einladung auf<br />

den Markt, auf dem die beiden Produzenten<br />

Marcelo Busse und Markus Halberschmidt<br />

den Psycho-Thriller „Goodnight“ von<br />

Gregor Buchkremer vorstellen. Auf dem<br />

Talent Project Market, bei dem Newcomer-Projekte<br />

von Teilnehmern des Talent<br />

Campus präsentiert werden, sind Produzentin<br />

Meike Martens und Regisseurin Azza<br />

El-Hassan mit ihrem Film „A Story of a Palestinian<br />

Gangster”, der am Binger Film Lab<br />

entwickelt wurde, mit dabei.<br />

Lünen in Berlin<br />

Es ist das traditionelle NRW-Familientreffen in<br />

Berlin: Im Kino in den Hackeschen Höfen zeigt<br />

das Kinofest Lünen und der Verein Pro<br />

Lünen auch in diesem Jahr wieder die Sieger<br />

der vergangenen Festival-Ausgabe. In Anwesenheit<br />

der Filmemacher laufen dort am 9. Februar<br />

um 20 Uhr zuerst der Gewinner des Kurzfilmpreises<br />

Erste Hilfe „Antje und Wir“ von Felix<br />

Stienz und danach der Lüdia-Sieger „Evet, ich<br />

will“ von Sinan Akkus.<br />

German Cinema:<br />

Best of 2008<br />

Seit 1977 ist Heinz Badewitz für das Berlinale-Programm<br />

German Cinema verantwortlich.<br />

Ihm ist es zu verdanken, dass man als<br />

akkreditierter Besucher während des Festivals<br />

all die deutschen Filme sehen kann, die man im<br />

Kinojahr 2008 verpasst hat. In diesem Jahr sind<br />

in der Reihe die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

geförderten Produktionen „Anonyma – Eine<br />

Frau in Berlin“ von Max Färberböck, „Berlin<br />

Calling“ von Hannes Stöhr, „Geliebte Clara“<br />

von Helma Sanders-Brahms, „Dr. Aléman“<br />

von Tom Schreiber, „Krabat“ von<br />

Marco Kreuzpaintner, „Lulu und Jimi“ von<br />

Oskar Roehler und „Nordwand“ von Philipp<br />

Stoelzl zu sehen.<br />

mec film im Forum<br />

Mit ihrem Film „The One Man Village“ ist mec<br />

film aus Münster im Forum des jungen<br />

Films vertreten. Die Koproduktion mit Beirut<br />

DC erhielt bereits auf dem Film Festival Dubai<br />

im Dezember den Spezialpreis der Jury in der<br />

Kategorie „Arabischer Dokumentarfilm“. In seinem<br />

Film beobachtet Regisseur Simon El-Habre<br />

das Leben in seinem Geisterdorf, das während<br />

der Kämpfe im libanesischen Bürgerkrieg<br />

entvölkert und zerstört wurde. Bis heute kehren<br />

die Bewohner tagsüber dorthin zurück, um<br />

ihre Felder zu bestellen und nach ihren Häusern<br />

zu sehen. Seine Berlinale-Premiere erlebt der<br />

Film am 7. Februar im Delphi-Filmpalast.


Fünf Nominierungen für zwei NRW-Filme<br />

Oscar für Stephen, Reto und Kate?<br />

Stephen Daldry und Reto Caffi haben mindestens<br />

drei Dinge gemeinsam. Sie sind beide<br />

Regisseure, sie beide haben ihren aktuellen Film<br />

mit Förderung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW in Köln<br />

gedreht und für beide gilt: Daumen drücken,<br />

wenn die Academy in Los Angeles die Oscars<br />

verleiht. Caffi, Absolvent der Kunsthochschule<br />

für Medien Köln, ist für seinen Kurzfilm<br />

Wechsel bei 3L<br />

Sarah Lüke ist die neue Geschäftsführerin des<br />

3L Filmverleihs in Dortmund. Lüke, die bislang<br />

bei 3L für das Marketing zuständig war,<br />

übernimmt damit die Nachfolge ihres Vaters<br />

Werner Wirsing, der das Amt bereits im Dezember<br />

niedergelegt hat, um sich künftig noch<br />

intensiver um seine Aufgaben als Filmproduzent<br />

kümmern zu können.<br />

Der neuen Chefin stehen spannende Zeiten<br />

bevor: Am 19. Februar startet 3L „Ein Leben für<br />

ein Leben – Adam Ressurected“ mit Jeff Goldblum<br />

und Willem Dafoe in den Hauptrollen.<br />

Der Kinofilm von Regisseur Paul Schrader, der<br />

1977 für das Drehbuch zu „Taxi Driver“ einer Oscar<br />

erhielt, feiert seine Europapremiere auf der<br />

Den Papp-Oscar bereits fest im Griff: Reto Caffi, Foto: AMPAS<br />

„Auf der Strecke“ nominiert, Daldry für die Bestseller-Verfilmung<br />

„Der Vorleser“, die insgesamt<br />

fünf Nominierungen in den Kategorien Bester<br />

Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin (Kate<br />

Winslet), Bestes adaptieres Drehbuch (David<br />

Hare) und Beste Kamera (Chris Menges<br />

und Roger Deakins) erhielt.<br />

Einen Unterschied gibt es zwischen dem britischen<br />

Regie-Routinier Daldry<br />

und dem schweizerischen Regie-Newcomer<br />

Caffi trotz aller<br />

Gemeinsamkeiten: Daldry war<br />

für „Billy Elliot“ und „The<br />

Hours“ bereits zweimal für den<br />

Oscar nominiert, hat bislang<br />

aber noch nie einen gewonnen.<br />

Caffi dagegen hat bereits<br />

einen bei sich Zuhause stehen.<br />

2008 gewann er für seinen<br />

Abschlussfilm an der KHM, der<br />

auf internationalen Festivals<br />

über 50 Preise gewann, den<br />

Studenten-Oscar. Ob er die<br />

Auszeichnung für „Auf der<br />

Strecke“ nun upgraden kann,<br />

entscheidet sich am 22. Februar<br />

im Kodak Theatre.<br />

Mit Oscar-Chancen: Kate<br />

Winslet in „Der Vorleser“,<br />

Foto: Senator<br />

Berlinale. Am 2. April<br />

bringt 3L dann Ben<br />

Verbongs neuen Film<br />

„Ob ihr wollt oder<br />

nicht“ (siehe Interview<br />

S. 26) in die Kinos, der<br />

2008 unter dem Arbeitstitel<br />

„Laura“ u.a.<br />

mit Senta Berger<br />

und Christiane Paul Sarah Lüke, Foto: 3L<br />

in NRW gedreht wurde<br />

und mit ersten Ausschnitten bei der Verleihung<br />

der Jahresfilmprogramm-Prämien der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW im November bereits die<br />

Herzen der Kinobetreiber erobern konnte.<br />

3L, Tel. (0231) 9455300;<br />

s.lueke@3L-film.de<br />

Meldungen – newsletter 1/2009<br />

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Der Vorleser<br />

EIN FILM VON<br />

STEPHEN DALDRY<br />

(THE HOURS, BILLY ELLIOT)<br />

O S C A R ®<br />

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5 BESTER FILM BESTE REGIE<br />

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BESTE KAMERA BESTES DREHBUCH<br />

NACH DEM BESTSELLER VON<br />

BERNHARD SCHLINK<br />

WWW.DERVORLESER.SENATOR.DE<br />

© 2008 TWCGF FILM SERVICES II, LLC. ALL RIGHTS RESERVED.<br />

AB 26. FEBRUAR<br />

IM KINO


NRW.BANK: Fonds für Kreative<br />

30 Millionen Euro umfasst der neue Eigenkapitalfonds,<br />

den die NRW.BANK für die Kreativwirtschaft<br />

aufgelegt hat. Der Fonds richtet sich<br />

u.a. an NRW-Unternehmen aus den kreativen<br />

Branchen wie z.B. Film, Fernsehen, Musik und<br />

Games. Der Kreativwirtschaftsfonds stellt<br />

sowohl jungen als auch etablierten Unternehmen<br />

gemeinsam mit Ko-Investoren Eigenkapital<br />

in Form von direkten Beteiligungen (bis zu<br />

49 Prozent) und eigenkapitalnahen Finanzierungsformen<br />

wie Stillen Beteiligungen oder Genussrechten<br />

(so genanntes „Mezzanine-Kapital“)<br />

zur Verfügung.<br />

„Wir stellen immer wieder fest, dass viele<br />

Unternehmen der Kreativwirtschaft zu wenig Eigenkapital<br />

haben“, begründete NRW.BANK-Vorstand<br />

Ernst Gerlach die Initiative. Die Mittel<br />

dienen der Finanzierung von Investitionen, Akquisitionen<br />

oder Kooperationen. Voraussetzungen<br />

sind ein insgesamt schlüssiges Unternehmenskonzept,<br />

ein überzeugendes Team, ein belegbares<br />

Alleinstellungsmerkmal sowie ausreichende<br />

Wachstumsperspektiven. Unterstützt<br />

Stefan Oelze soll 2009 bei der Kölner filmpool<br />

sukzessive die Aufgaben von filmpool-<br />

Gründerin Gisela Marx übernehmen. Der 39-<br />

Jährige, der als Geschäftsführer der Granada<br />

Filmproduktion tätig war, ist ab dem 1. April<br />

Mitglied des Vorstandes der MME Moviement<br />

AG. Gleichzeitig wird Oelze neben Gisela<br />

Marx und Christian Franckenstein in<br />

die Geschäftsführung der MME-Produktionstochter<br />

filmpool eintreten. Im Laufe des Jahrs<br />

wird er dort dann die Funktionen von Gisela<br />

Marx sowohl im Vorstand der MME Moviement<br />

als auch in der Geschäftsführung der filmpool<br />

vollständig übernehmen.<br />

„Ich freue mich, dass sich meine Nachfolgeregelung<br />

so reibungslos gestaltet und mit Stefan<br />

Oelze hierfür einer der Besten der deutschen<br />

Produktionsbranche gewonnen werden konn-<br />

wird das Projekt auch von Dieter Gorny, Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und Künstlerischer Direktor der<br />

Ruhr.2010 GmbH: „Ich bin überzeugt, dass<br />

mithilfe der Fondsgelder zahlreiche spannende<br />

Innovationen angestoßen werden können, die<br />

auch Arbeitsmarkteffekte haben werden.“<br />

Eine Studie, die Michael Söndermann<br />

(Büro für Kulturforschung) im Auftrag der<br />

NRW.BANK erstellte, belegt die große wirtschaftliche<br />

Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. So erzielten<br />

die Kreativbranchen im Jahre 2007 insgesamt<br />

ein Umsatzvolumen von mehr als 35 Milliarden<br />

Euro. Auch die Anzahl der Kultur- und Kreativunternehmen<br />

ist kontinuierlich gestiegen und<br />

erreichte im Jahr 2007 einen Höchststand von<br />

rund 50.000 Unternehmen. Etwa 212.000 Erwerbstätige<br />

sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

beschäftigt.<br />

Mehr Infos zu dem neuen Fonds und die<br />

vollständige Studie finden Sie unter<br />

www.nrwbank.de.<br />

filmpool: Marx geht, Oelze kommt<br />

te“, erklärte Gisela Marx,<br />

die der Unternehmensgruppe<br />

nach ihrem Ausscheiden<br />

beratend verbunden<br />

bleibt. Und auch<br />

Stefan Oelze freut sich auf<br />

die neue Aufgabe: „Die<br />

Arbeit von Gisela Marx<br />

weiterzuführen, ist für<br />

mich zugleich Verpflichtung<br />

und Herausforde-<br />

rung. filmpool gehört seit vielen Jahren zu den<br />

führenden unabhängigen Produktionsunternehmen<br />

in Deutschland. Diese Position gilt es zu behaupten<br />

und mit dem Team gemeinsam weiter<br />

auszubauen.“<br />

filmpool, Tel. (0221) 9215990;<br />

info@filmpool.de<br />

Rif Film: von Dubai nach Sundance<br />

Die Kölner Firma Rif Film um Daniel Gräbner<br />

und Kamal El Kacimi feierte im Dezember<br />

die Weltpremiere ihres Films „Granatäpfel<br />

und Myrrhe“ auf dem Festival in Dubai. Im Februar<br />

war das Drama der palästinensischen Regisseurin<br />

Najwa Najjar dann auch auf dem<br />

Sundance Filmfestival zu sehen. Ihr Film<br />

hatte bereits auf dem Filmfestival in San Sebastian<br />

in einer vorläufigen Version innerhalb<br />

der Reihe „Cinema in motion“ fast sämtliche<br />

Preise zur Unterstützung der Postproduktion gewonnen.<br />

Die Hauptrollen in der palästinensischdeutschen<br />

Koproduktion, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW gefördert und in Zusammenarbeit<br />

8<br />

Stefan Oelze,<br />

Foto: filmpool<br />

mit ZDF/ARTE realisiert wurde, spielen Yasmine<br />

Al Massri, Ali Suliman („Paradise<br />

Now“) und Hiam Abbass, die mit Suliman<br />

schon für „Lemon Tree“ gemeinsam vor der Kamera<br />

stand.<br />

Für Rif Film, die sich auf Projekte mit der arabischen<br />

Welt spezialisiert haben, ist der Film die<br />

erste Koproduktion mit Palästina. „Den Film ausschließlich<br />

in Ramallah und Umgebung zu drehen,<br />

war ein echtes Wagnis, und wir sind glücklich,<br />

dass am Ende alles gut gegangen ist“, sagt<br />

Produzent Daniel Gräbner erleichtert.<br />

Rif Film, Tel. (0221) 800-9435;<br />

ehret@rif-film.com<br />

Aktuelles Nahost-Kino von Rif Film: „Granatäpfel und Myrrhe“, Foto: Rif Film<br />

Bilanz 2008:<br />

knapp 1.000<br />

Drehtage in NRW<br />

„Krisenzeiten sind gute Zeiten fürs Kino!“ Michael<br />

Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, zeigte bei der Bilanzpressekonferenz<br />

im Dezember im Düsseldorfer Malkasten<br />

keine Angst vor der prophezeiten Wirtschaftsflaute.<br />

Zu diesem Zeitpunkt konnte er<br />

noch gar nicht wissen, dass allein auf der Berlinale<br />

20 geförderte Filme zu sehen sein werden.<br />

Grund für den Optimismus waren die herausragenden<br />

Produktionszahlen des zurückliegenden<br />

Jahres, in dem in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

so viel gedreht wurde wie nie zuvor: Allein die<br />

geförderten Filme kamen auf insgesamt knapp<br />

1.000 Drehtage an Rhein und Ruhr, und dabei<br />

saß nicht irgendwer auf dem Regiestuhl, sondern<br />

international bekannte Filmemacher wie<br />

Stephen Frears, Lars von Trier, Stephen<br />

Daldry, Margarethe von Trotta, Oscar-Gewinnerin<br />

Marleen Gorris, Sönke Wortmann,<br />

Theo Angelopoulos, Matthias<br />

Glasner, Hans-Christian Schmid, Tom<br />

Tykwer oder Jo Baier.<br />

Insgesamt förderte die <strong>Filmstiftung</strong> NRW im<br />

letzten Jahr 117 Filme mit 31,4 Millionen Euro<br />

und erzielte damit einen NRW-Effekt von 192<br />

Prozent. Aus Rückzahlungen erfolgreicher Filme,<br />

wie „Barfuss“ oder „Die große Stille“ flossen 1,3<br />

Millionen zurück.<br />

Der stärkste Film an den Kinokassen war<br />

2008 „Krabat“ mit 1,3 Millionen Besuchern. Insgesamt<br />

kauften sich 4,5 Millionen Besucher eine<br />

Kinokarte für geförderte Produktionen der<br />

<strong>Filmstiftung</strong>.<br />

Damit die Filme auch in Zukunft im Kino und<br />

Neu in Köln: Gringo Films<br />

Mit ihrer neuen Produktionsfirma Gringo<br />

Films wollen sich Regisseur Steve Hudson<br />

und Produzentin Sonja Ewers in Köln ganz<br />

auf die Entwicklung und Produktion internationaler<br />

Kinoproduktionen konzentrieren. Die beiden<br />

Filmemacher, die schon bei „True North“<br />

zusammengearbeitet haben, werden dabei<br />

durch ein Förderstipendium des AV-Gründerzentrums<br />

NRW unterstützt.<br />

Beim Start ihrer neuen Firma helfen auch<br />

zwei Drehbuchförderungen, die sie von der FFA<br />

für die Verfilmung von Eugen Herrigels Bestseller<br />

„Zen in der Kunst des Bogenschießens“<br />

und von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW für „Take the<br />

Blame“ erhalten haben. Der Film soll die Ge-<br />

nicht nur auf dem Laptop oder Handy-Display<br />

zu sehen sind, investierte die Düsseldorfer Filmförderung<br />

223.000 Euro in elf NRW-Kinos und<br />

vergab Jahresfilmprogramm-Prämien in Höhe<br />

von 426.000 Euro an 54 Filmtheater aus ganz<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Auch solchen Maßnahmen<br />

ist es zu verdanken, dass die Programm-<br />

Kinos im Land 2008 ihren Umsatz um fünf Prozent<br />

steigern konnten.<br />

„2009 wird ein Filmjahr, auf das man sich<br />

freuen kann“, versicherte Schmid-Ospach auf<br />

der Pressekonferenz. Und angesichts von Filmstarts<br />

wie „Der Vorleser“, „Ein Leben für ein Leben<br />

– Adam Resurrected“, „Helen“, „Hilde“,<br />

„Chéri“, „Ob ihr wollt oder nicht“, „Die Päpstin“<br />

und vielen anderen war das mit Sicherheit nicht<br />

zu viel versprochen.<br />

Alle Zahlen und Infos zum <strong>Filmstiftung</strong>s-Jahr<br />

2008 unter www.filmstiftung.de<br />

schichte vom Aufstieg, Fall und den wilden Exzessen<br />

der 80er Clubszene in London erzählen<br />

und sorgt mit MTV-Pionier Steve Blame als<br />

Ko-Autor für die nötige Authentizität. „Wir sind<br />

stolz, dass unser Geschäftskonzept sowie unsere<br />

ersten zwei Stoffe auf derart positive Resonanz<br />

gestoßen sind. Wir freuen uns sehr darauf,<br />

unsere ersten Projekte bei der kommenden<br />

Berlinale vorzustellen“, erklärt Steve Hudson zum<br />

Firmenstart.<br />

Gemeinsam mit ihrer Partnerin Benjamina<br />

Mirnik wird Sonja Ewers weiterhin auch<br />

mit der Kölner Ariel Films Projekte entwickeln.<br />

Gringo Films, Tel. (0221) 16842657;<br />

mail@gringo-films.com<br />

Premiere: Phoenix-Dokumentarfilmpreis<br />

Noch bis zum 28. Februar laufen die Einreichfristen für zwei neue Preise für Dokumentarfilmer, die<br />

von Phoenix, dem Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, und der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW 2009 erstmals vergeben werden.<br />

Der Phoenix-Dokumentarfilmpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und soll dokumentarische<br />

Formate auszeichnen, die sich in besonderer Weise mit dem Thema „Wandel und Veränderung<br />

in der modernen Welt“ auseinandersetzen.<br />

Der Phoenix-Förderpreis spricht besonders den Nachwuchs an und honoriert herausragende<br />

Projektideen, die das Thema „Wandel“ neu variieren. Die Preisgelder in Höhe von 25.000<br />

Euro können auf mehrere eingereichte Projektideen verteilt werden. Die Sieger werden von einer<br />

unabhängigen Jury unter Vorsitz der WDR-Intendantin Monika Piel ausgewählt. Zur Realisierung<br />

eines ausgezeichneten Projekts stellt die <strong>Filmstiftung</strong> eine Förderung von insgesamt 75.000<br />

Euro zur Verfügung. Der fertige Film soll dann seine Fernsehpremiere auf Phoenix erleben. Details<br />

zu den Teilnahmebedingungen unter www.phoenix.de/phoenix-preis.<br />

newsletter 1/2009 – Meldungen<br />

David Kross in „Krabat“, dem stärksten<br />

NRW-Film des vergangenen Jahres, Foto: Fox /<br />

Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion / Marco Nagel


Badlands:<br />

„Filme, die man<br />

nicht vergisst“<br />

Badlands Film – das sind Matthias Glasner,<br />

Lars Kraume und Jürgen Vogel, die<br />

schon länger zusammenarbeiten und jetzt gemeinsam<br />

mit Büros in Köln und Berlin ihre Kino-<br />

und Fernsehfilme entwickeln und herstellen.<br />

Für den Newsletter berichten Matthias Glasner<br />

und Lars Kaume von ihren weiteren Plänen<br />

auch in NRW.<br />

Herr Glasner, wann kommt<br />

„This is Love“, der erste Badlands-<br />

Film, ins Kino?<br />

Matthias Glasner: Nach dem Start auf einem<br />

großen internationalen Filmfestival wird der<br />

Kinowelt Filmverleih „This is Love“ Ende 2009<br />

in die deutschen Kinos bringen. Gleichzeitig arbeite<br />

ich mit Jürgen Vogel an seinem Regiedebüt,<br />

das Badlands Film 2010 drehen wird.<br />

Und Ihre weiteren Pläne 2009?<br />

Lars Kraume: Im Sommer beginnen wir mit<br />

dem Dreh für „Die kommenden Tage“. Der Film<br />

befasst sich mit dem Zustand unserer Welt in 20<br />

Jahren. Derzeit suchen wir Motive in NRW. Die<br />

Entwicklung von „Wolfskinder“, der die Geschichte<br />

eines Jungen in der Nachkriegsanarchie<br />

des Zweiten Weltkriegs erzählt, wird sich noch<br />

über das Jahr erstrecken.<br />

Welche Rolle spielt das Büro in<br />

Köln für Ihre Arbeit?<br />

Die Badlands: Matthias Glasner, Lars Kraume und Jürgen Vogel, Foto: Badlands<br />

LK: Wir haben schon in der Vergangenheit<br />

viel in NRW gedreht. Jürgen Vogel, Matthias<br />

Glasner und ich haben dabei gute Erfahrungen<br />

gemacht. „Der freie Wille“ ist maßgeblich in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW entstanden.<br />

MG: Ich habe meine drei letzten Kinofilme<br />

– „This is Love“, „Der freie Wille“ und „Fandango“<br />

– in NRW gedreht, auch, weil es dort<br />

viele qualifizierte Mitarbeiter gibt und die Atmosphäre<br />

angenehm ist.<br />

Badlands, der Name Ihrer Firma,<br />

bezieht sich auf New Hollywood<br />

und seine Tradition, Filme über echte<br />

Menschen und ihre Probleme zu<br />

machen. Viele Filme bemühen sich<br />

derzeit um einen neuen Realismus.<br />

Sind Sie Trendsetter?<br />

LK: Wir versuchen natürlich, mit unseren<br />

Filmen etwas Neues zu zeigen, etwas, das man<br />

so noch nicht gesehen hat. Dabei ist unser Bezug<br />

auf New Hollywood ganz bewusst. Wir sind<br />

Fans der damaligen Filme, aber vor allem der Tatsache,<br />

dass sie von Autorenregisseuren gemacht<br />

wurden. Wir wollen eine Künstlerfirma sein, die<br />

ihre Filmemacher keinem vorgefertigten Konzept<br />

unterwirft.<br />

MG: Wir wollen Filme machen, die die<br />

Menschen nicht vergessen und die sie berühren.<br />

Ob unser Realismus immer dem verpflichtet<br />

ist, was aktuell als Realismus im Trend liegt,<br />

weiß ich nicht. Jedenfalls geht es uns nicht nur<br />

um Popcorn, Cola und Party.<br />

Badlands Film Büro Köln,<br />

Tel. (0221) 27096945,<br />

uhland@badlands-film.de<br />

Die Besetzer mit<br />

neuer Adresse<br />

Als Casting-Duo arbeiten Iris Baumüller-Michel<br />

und Marc Schötteldreier unter dem<br />

Namen Die Besetzer in Köln schon lange erfolgreich<br />

zusammen. Mit der Gründung der Michel-Schötteldreier<br />

GbR haben sie ihre Zusammenarbeit<br />

jetzt noch verfestigt und gleichzeitig<br />

neue Büroräume bezogen. Ab sofort sind<br />

Die Besetzer und ihr professionelles Castingstudio<br />

in der Neuen Maastrichter Straße 12-14 zu<br />

finden. Zu ihren aktuellen Casting-Aufträgen gehören<br />

u.a. die Kinofilme „Rocko Schultze – Der<br />

letzte Agent der DDR“ und „Freed Pigs“ sowie<br />

die 4. „Stromberg“-Staffel.<br />

Die Besetzer, Tel. (0221) 2853936;<br />

casting@diebesetzer.de<br />

Filmbüro in Köln<br />

Von der Ruhr an den Rhein umgezogen ist das<br />

Filmbüro NW e.V. Seit Jahresanfang residiert<br />

es im Kölner Mediapark, wo unter der gleichen<br />

Adresse ab sofort auch die Dokumentarfilminitiative<br />

im Filmbüro NW (dfi) zu erreichen<br />

ist. Der Verein wurde 1980 mit dem Ziel<br />

gegründet, die Filmkultur in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

zu befördern. Er hat derzeit rund 200 Mitglieder.<br />

Die neue Adresse: Filmbüro NW e. V.,<br />

Im Mediapark 7, 50670 Köln.<br />

Filmbüro NW, Tel. (0221) 94992697;<br />

info@filmbuero-nw.de<br />

dfi, Tel. (0221) 17066508;<br />

dfi@filmbuero-nw.de<br />

Meldungen – newsletter 1/2009 9<br />

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Jetzt bewerben:<br />

Deutscher<br />

Kamerapreis<br />

Noch bis zum 28. Februar läuft die Bewerbungsfrist<br />

für die 19. Ausgabe des Deutschen Kamerapreises,<br />

der am 21. Juni in Köln vergeben<br />

wird. Verliehen wird die Auszeichnung in<br />

den Kategorien Kinospielfilm, Fernsehfilm/Dokudrama,<br />

Fernsehserie, Kurzfilm, Bericht/Reportage<br />

und Dokumentation. Außerdem werden<br />

auch 2009 wieder zwei u.a. von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW dotierte Förderpreise vergeben.<br />

„Im Vergleich zu den Vorjahren wurden die<br />

Kategorien modifiziert. Damit wollen wir zum<br />

einen der zunehmenden Bedeutung von Dokudramen<br />

gerecht werden und zum anderen<br />

journalistische Formate präziser erfassen“, so<br />

Christoph Augenstein, Geschäftsführer des<br />

Vereins Deutscher Kamerapreis Köln e.V.<br />

Teilnahmeberechtigt für den Deutschen Kamerapreis<br />

sind deutsche und in Deutschland lebende<br />

Kameraleute und Cutter sowie ausländische<br />

Kollegen, die für deutsche Fernsehsender,<br />

private Fernsehveranstalter oder für Vereinsmitglieder<br />

tätig waren. Die Anmeldeformulare<br />

stehen unter www.deutscher-kamerapreis.de<br />

als Download bereit.<br />

Zu Gast in Saarbrücken: Bastian Trost in „Ganz nah<br />

bei Dir“, Foto: Oliver Görnandt<br />

Saarbrücken: fünf<br />

Filme aus NRW<br />

„Ganz nah bei dir“, der neue Film von Almut<br />

Getto, ist eine von fünf geförderten Produktionen<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die auf dem<br />

Filmfestival Max Ophüls Preis zu sehen<br />

sind. In ihrem zweiten Langfilm erzählt „Fickende<br />

Fische“-Regisseurin Getto von dem kontaktscheuen<br />

Philipp, der eines Tages die blinde Cellistin<br />

Lina kennen lernt.<br />

Auf dem Festival in Saarbrücken, das am 1.<br />

Februar zu Ende geht, laufen außerdem der Dokumentarfilm<br />

„Deutsche Seelen – Leben nach<br />

der Colonia Dignidad“ von Martin Farkas<br />

und Matthias Zuber sowie die Kurzfilme „Die<br />

Lichtung“ von Lucas Tietjen, „Il Giardino“<br />

von Michael Ester und „Birthday“ von<br />

Andrzej Król.<br />

Mehr Infos zum Festival, das in diesem Jahr<br />

seinen 30. Geburtstag feiert, unter www.<br />

max-ophuels-preis.de.<br />

10<br />

Blutrausch im<br />

Kölner Filmhaus<br />

Zwei Filmreihen und ein gewohnt umfangreiches<br />

Seminarprogramm stehen auf der Agenda<br />

des Kölner Filmhauses. Unter dem Motto<br />

„Blutrausch“ sind im Filmhaus Kino bekannte<br />

und unbekannte Werke zu sehen, die sich mit<br />

dem Vampirmythos befassen: von Roman Polanskis<br />

Klassiker „Tanz der Vampire“ bis zum<br />

aktuellen Box Office-Hit „Twilight – Biss zum<br />

Morgengrauen“ von Catherine Harwicke.<br />

Weniger blutrünstig geht es zu bei „resolution.<br />

TECHNO – Sehnsüchte und Seele einer<br />

Subkultur“. Die neue Filmreihe startet am 27.<br />

Münster: Hafen im Zeitraffer<br />

Seit mehr als zwei Jahrzehnten bietet die Filmwerkstatt Münster Seminare zur Qualifizierung<br />

von autodidaktischen und freien Filmemachern an. Das diesjährige Angebot reicht von „Grundlagen<br />

der Filmtonaufnahme“, „Lichttechnik“, „Kameraassistenz“ und „16 mm Kamera“ bis zu „Filmschnitt“<br />

und „Sound Design“.<br />

Von besonderem Interesse für Interessierte aus Münster und Umgebung: Der Trickfilmer Nikolaus<br />

Hillebrand wird im April einen Workshop organisieren, der die Atmosphäre des Hafens<br />

in Bildserien und Zeitraffertechnik festhalten und zu einem experimentellen Kurzfilm verarbeiten<br />

soll. Mehr Infos unter www.filmwerkstatt.muenster.de.<br />

Kurzfilmtage: Asien<br />

im Blick und NRW<br />

im Wettbewerb<br />

Vom 30. April bis zum 5. Mai lädt Oberhausen<br />

wieder zu den Internationalen Kurzfilmtagen,<br />

die in diesem Jahr mit Unreal Asia eine<br />

zehnteilige Reihe mit Arbeiten aus Südostasien<br />

zeigen. In rund 70 Filmen und Videos, kuratiert<br />

von den Thailändern Gridthiya Gaweewong<br />

und David Teh, zeigt Unreal Asia<br />

Produktionen aus Ländern wie Thailand, Singapur,<br />

Indonesien, Malaysia oder Vietnam. „Im<br />

Zentrum steht dabei das post-koloniale Erbe dieser<br />

Region, eng verknüpft mit der Frage, was<br />

eigentlich ‘Realismus’ im Westen und<br />

in Asien ausmacht und wie sich die<br />

unterschiedliche Auffassung vom<br />

‘Realen’ in der visuellen Kultur Asiens<br />

widerspiegeln“, so das Festival. Ein<br />

weiterer Programmschwerpunkt der<br />

Kurzfilmtage wird die Wiederentdekkung<br />

der Sarajevo Documenta-<br />

newsletter 1/2009 – Meldungen<br />

Robert Pattison als Vampir-Schönling in „Twilight“, Foto: Concorde Filmverleih<br />

Februar und befasst sich mit nichtkommerzieller,<br />

anspruchsvoller elektronischer Musik und deren<br />

kulturellem Umfeld.<br />

Vom 28. bis 29 März bietet Pierre Pfundt<br />

im Filmhaus ein Kompaktseminar zum Thema<br />

Szenenbild an: Anhand eines Drehbuchauszuges<br />

werden die verschiedenen Phasen der Dreharbeit<br />

vorgestellt und in ein einfaches 3D-Programm<br />

eingeführt, das den realistischen Nachbau<br />

von Räumen ermöglicht.<br />

Jeweils zum 20. April starten die Lehrgänge<br />

Kamera-Assistent/in und Produktions-/Redaktions-Assistenz.<br />

Bewerbungen<br />

sind noch möglich.<br />

www.koelner-filmhaus.de.<br />

ry School sein, deren Filme nach internationalen<br />

Erfolgen in den 1960er und 70er Jahren<br />

in den Archiven verschwanden.<br />

Mit einem neuen NRW-Wettbewerb,<br />

der mit insgesamt 1.500 Euro dotiert ist, präsentieren<br />

die Kurzfilmtage außerdem das heimische<br />

Kurzfilmschaffen und bieten mit dem<br />

Open Screening am 1. Mai all denen eine 2.<br />

Chance, deren Film vom Festival abgelehnt wurde.<br />

Teilnahmebedingung: Die Macher präsentieren<br />

ihre Filme persönlich.<br />

Einen ersten Überblick über Filme, Wettbewerbe,<br />

Programme und Profile finden Sie unter<br />

www.kurzfilmtage.de.<br />

Dem Schauspieler, Medienkünstler und Filmemacher<br />

Herbert Fritsch widmen die Kurzfilmtage<br />

ein eigenes Profil. Foto: Herbert Fritsch<br />

Bielefeld in Scham<br />

versunken<br />

Der Kölner Filmemacher Claus Reichel („Entwichen“),<br />

Lynn Kossler, Student an der<br />

Kunsthochschule für Medien Köln<br />

(„Rot“), und der Bielefelder Dennis Böddikker<br />

(„Die Pickelsituation“) gehören zu den Gewinnern<br />

des 19. Bielefelder Film- und Videowettbewerbs.<br />

Böddicker gewann außerdem<br />

den Publikumspreis, Kossler wurde mit<br />

dem Sonderpreis des Ev. Johanneswerks<br />

ausgezeichnet. Der Förderpreis des Filmhauses<br />

Bielefeld ging für „Hitman – Shame on<br />

You!“ an Tobias Hilger, der jetzt die Möglichkeit<br />

hat, für fünf Drehtage auf das komplette<br />

Equipment des Filmhauses zurückgreifen zu<br />

können. Insgesamt wurden 80 Filme zum Thema<br />

„Scham“ eingereicht. Der Wettbewerb wird<br />

vom Filmhaus Bielefeld und dem WDR Studio<br />

Bielefeld durchgeführt und vom Kulturstaatssekretär<br />

des Landes NRW gefördert.<br />

Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521) 177757;<br />

herzog@filmhaus-bielefeld.de<br />

Düsseldorf<br />

gratuliert<br />

Cronenberg<br />

Thema der Filmwerkstatt Düsseldorf im Februar<br />

und März ist weiterhin die David-Cronenberg-Retrospektive<br />

– der Regisseur hat am 15.<br />

März Geburtstag. Alle Filme sind in der Black<br />

Box – Kino im Filmmuseum zu sehen.<br />

Am 30. März feiert der Dokumentarfilm<br />

„1200 Brutto – Andys Knochenjob“ seine Düsseldorf-Premiere<br />

auf der Leinwand. Er beobachtet<br />

das Leben des 22 Jahre alten Andy, der in<br />

einer Altpapierverwertung arbeitet. Die Kölner<br />

Filmemacherin Britta Wandaogo erhielt dafür<br />

in 2008 den Kölner Medienpreis. Sie ist auch<br />

als Dozentin an der Fachhochschule Düsseldorf<br />

tätig.<br />

Last not least erinnern die Werkstatt-Macher<br />

daran, dass die Bewerbungsfrist zum<br />

„Filmlaboratorium Düsseldorf“ am 30.<br />

April endet. Das Projekt soll neue Formen und<br />

Ausdrucksweisen im Bereich experimenteller<br />

und avantgardistischer Film- und Videokunst ermöglichen<br />

und wird von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW gefördert. Mehr Infos unter www.filmlaboratorium.de.<br />

filmwerkstatt düsseldorf e.V., Tel.<br />

(0211) 4080701;<br />

mail@filmwerkstatt-duesseldorf.de<br />

KunstFilmBiennale:<br />

vormerken!<br />

Die 4. KunstFilmBiennale Köln/Bonn findet<br />

vom 28. Oktober bis zum 1. November<br />

2009 statt. Das Festival ist eine Initiative der SK<br />

Stiftung Kultur, der Kunststiftung NRW<br />

und der Stadt Köln. Sie wird veranstaltet in<br />

Kooperation mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW sowie<br />

der VG Bild-Kunst und gefördert vom<br />

Ministerpräsidenten des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong>. Informationen zum Festival und den<br />

Wettbewerben sowie Termine zur Filmeinreichung<br />

werden Anfang Februar unter<br />

www.kunstfilmbiennale.de veröffentlicht.


Trailerfestival<br />

in Köln<br />

Im April zeichnet Eyes & Ears of Europe,<br />

die europäische Vereinigung für Design, Promotion<br />

und Marketing der audiovisuellen Medien<br />

mit Sitz in Köln, zum ersten Mal herausragende<br />

audiovisuelle Medienproduktionen im Rahmen<br />

des Eyes & Ears Trailerfestivals aus.<br />

Als Best-of-Shows sollen dabei die besten internationalen,<br />

europäischen und nationalen Produktionen<br />

präsentiert werden. Die Preise des Eyes<br />

& Ears Trailerfestivals werden in verschiedenen<br />

Genres vergeben, u.a. auch für TV-Movie<br />

& Film und Kinotrailer. Einsendungen sind nur<br />

noch bis zum 11. Februar möglich. Mehr Infos<br />

unter www.eeofe.org.<br />

Eyes & Ears, Tel. (0221) 60605710;<br />

info@eeofe.org<br />

Münster:<br />

Call for Risiko<br />

Das 13. Filmfestival Münster wird 2009<br />

vom 7. bis zum 11. Oktober stattfinden. Ab sofort<br />

können Filmemacher und Produktionsfirmen<br />

ihre aktuellen Filme für den themenfreien<br />

deutschsprachigen Kurzfilmwettbewerb und<br />

den europäischen Spielfilmwettbewerb, der<br />

diesmal unter dem Motto „Risiko“ steht, einsenden.<br />

Die Bewerbungsfrist für beide Wettbewerbe<br />

endet am 1. Juli. Insgesamt werden Preisgelder<br />

in Höhe von 18.500 Euro vergeben. Teilnahmebedingungen<br />

und weitere Infos unter<br />

www.filmfestival.muenster.de.<br />

Black Box:<br />

Neustart<br />

Seit Anfang des Jahres ist die Black Box im<br />

Filmmuseum Düsseldorf wieder ein kommunales<br />

Kino. In aller Freundschaft hat man sich<br />

von der Metropol Düsseldorfer Filmkunstkinos<br />

getrennt, nachdem man über<br />

mehrere Jahre hinweg das Filmprogramm gemeinsam<br />

gestaltet hatte. „Da die Black Box wieder<br />

über einen eigenen Etat verfügt, kann sie<br />

auch auf eigenen Beinen stehen“, so Metropol-<br />

Macher Udo Heimansberg. Das städtische<br />

Budget liegt nun bei 60.000 Euro, das entspricht<br />

etwa einem Drittel des Gesamtetats von 2008.<br />

Florian Deterding, der neue Chef der Black<br />

Box, setzt „wie beim Testlauf 2008“ auf filmhistorische<br />

Schwerpunkte. Neben Klassikern und<br />

DIE<br />

umfangreichen Retrospektiven wird es unter<br />

dem Motto Filmtipp auch einmal im Monat Erstaufführungen<br />

geben, die „sich für Programm-<br />

kinos nicht lohnen“. Daneben soll es Sonderaufführungen<br />

wie Stummfilme mit Musik geben.<br />

Deterding: „Wir werden unser Profil weiter<br />

schärfen.“ Und auch mit alten Bekannten kooperieren:<br />

Mit den Düsseldorfer Kunstkinos ist man<br />

ebenso weiter im Gespräch wie mit der Filmwerkstatt<br />

Düsseldorf oder Kulturinstituten<br />

wie dem Institut Français. 2008 erreichte die<br />

Black Box eine Auslastung von rund 50 Prozent.<br />

Noch bis zum 26. April widmet das Filmmuseum<br />

Clärenore Stinnes eine Ausstellung. Die<br />

Geschichte der Pionierin, die als erste Frau mit<br />

dem Auto die Welt umrundete, wird im Frühjahr<br />

unter dem Titel „Fräulein Stinnes fährt um<br />

die Welt“ (Regie: Erica von Moeller) in die<br />

Kinos kommen.<br />

Black Box, Tel. (0211) 899-3715;<br />

filmmuseum@stadt.duesseldorf.de<br />

BESUCHERIN<br />

Die Wissenschaftlerin Agnes muss auf eine fremde Wohnung aufpassen. Ohne daß ihre<br />

Familie davon weiß, besucht sie diese Wohnung regelmäßig und beginnt ein paralleles Leben.<br />

Eines Tages schläft sie dort ein. Als sie aufwacht, liegt ein fremder Mann neben ihr im Bett.<br />

Ein Film von LOLA RANDL<br />

mit SYLVANA KRAPPATSCH SAMUEL FINZI ANDRÉ JUNG JULE BÖWE<br />

www.die-besucherin.de<br />

Bonn zeigt neue Trends der Videokunst: „Venusia“ von Aline Bouvy und John Gillis, Foto: Videonale<br />

Videokunst in Bonn<br />

Alle zwei Jahre organisiert der Verein Videonale in Bonn das gleichnamige Festival für zeitgenössische<br />

Videokunst. Zum 12. Mal ist es nun 2009 wieder soweit: Die Videonale wird vom 26.<br />

März bis 26. April im Kunstmuseum Bonn stattfinden. Für das Hauptprogramm wurden insgesamt<br />

knapp 1.500 Arbeiten eingereicht. 43 Künstler davon sind für das Festival ausgewählt worden,<br />

darunter aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> unter anderem Mischa Kuball („Platon’s Mirror“) und<br />

Elke Nebel („Der Lauf“). Wie in den Jahren zuvor wird das Videokunstprogramm begleitet von<br />

einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Vorträgen und Workshops. Einen ersten Überblick<br />

über die teilnehmenden Künstler stellt die Website www.videonale.org schon jetzt bereit. Der<br />

Zeitplan sowie weitere Einzelheiten zum Programm werden in den nächsten Wochen folgen.<br />

Videonale e.V., (0228) 776221; info@videonale.org<br />

„Fräulein Stinnes fährt um die Welt“: Das Filmmuseum<br />

Düsseldorf zeigt eine Ausstellung zum<br />

Dokumentarfilm mit Originalfotos der Weltreise.<br />

Foto: taglicht media<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

demnächst im<br />

KINO<br />

Hirnforscher Eric Kandel in seinem Labor in New<br />

York, Foto: FilmForm Köln<br />

US-Tour für<br />

Kandel-Doku<br />

Washington, New York, Boston, San Francisco<br />

und Los Angeles sind die Stationen der US-Tour<br />

des Dokumentarfilms „Auf der Suche nach dem<br />

Gedächtnis“. Der von der Produktionsfirma<br />

Filmforum Köln produzierte Film der Filmemacherin<br />

Petra Seeger schildert Leben und<br />

Arbeit des Hirnforschers und Nobelpreisträgers<br />

Eric Kandel. Einfühlsam zeichnet er die sehr<br />

persönliche Reise des Forschers in sein eigenes<br />

Gedächtnis nach und verwebt die Lebensgeschichte<br />

Kandels mit dem neuesten Stand seiner<br />

Hirnforschung. Nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen<br />

musste der gebürtige Wiener Jude<br />

im Alter von neun Jahren aus seinem Heimatland<br />

fliehen. Sein Lebensthema hängt eng mit diesen<br />

traumatischen Kindheitserlebnissen zusammen.<br />

Kurzfassungen des Films waren bereits im österreichischen<br />

Fernsehen und auf ARTE zu sehen,<br />

die Langfassung läuft erfolgreich in österreichischen<br />

Kinos. Im März kommt die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderte Dokumentation<br />

auch in Deutschland auf die Leinwand.<br />

FilmForm Köln, Tel. (0221) 388835;<br />

seeger@fimform.tv<br />

Jafi-Spenden<br />

Den stolzen Betrag von 11.000 Euro erbrachte<br />

die Spendensammlung, die die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW im Rahmen der Verleihung ihrer<br />

Jahresfilmprogramm-Prämien durchführte.<br />

Bei der Verleihung der Prämien im Rheinischen<br />

Landestheater Neuss im November<br />

zeigten sich die Gäste großzügig, und davon<br />

profitieren zu gleichen Teilen die Elterninitiative<br />

Herzkranker Kinder und Jugendlicher<br />

Bonn e.V. und die Humanitäre<br />

Hilfe Neuss-Pskow. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und die beiden Organisationen sagen allen<br />

Spendern ein herzliches Dankeschön.<br />

Meldungen – newsletter 1/2009 11<br />

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Symposium des Filmbüro NW<br />

Das Ende der Fiktion?<br />

In China gibt es derzeit viele Spielfilme, die sich<br />

hart mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit auseinandersetzen.<br />

Nach Meinung der Münchener<br />

Filmjournalistin Susan Vahabzadeh liegt eine<br />

der Gründe hierfür in der Unmöglichkeit, in<br />

China Dokumentarfilme zu drehen. Wichtig sei<br />

den Machern allerdings, „eine wahrhaftige Geschichte“<br />

zu erzählen, die die tatsächlichen Verhältnisse<br />

reflektiert. Nicht nur im Reich der Mitte<br />

und jenseits staatlicher Zensurbemühungen<br />

wird derzeit versucht, sich der Wirklichkeit mit<br />

Mitteln des Fiktionalen anzunähern.<br />

Dabei verschwimmen die Genre-Grenzen.<br />

Inszenierte Passagen sind fester Bestandteil des<br />

dokumentarischen Arbeitens, andererseits werden<br />

Sachbücher wie „Gomorrha“ als Thriller verfilmt.<br />

Bei historischen Stoffen beruft sich die<br />

Traumfabrik auf die Ergebnisse wissenschaftlicher<br />

Forschung, alles soll authentisch sein wie<br />

das Leben selbst, egal ob es um Elisabeth I., oder<br />

neuerdings um die Buddenbrooks und Stauffenberg<br />

geht. Kurz, das ursprünglich mit dem Dokumentarischen<br />

verknüpfte Diktum von Wahrheit<br />

und Realismus soll nun auch für Spielfilme<br />

gelten. Endet damit die Fiktion? Niemand, auch<br />

nicht die Veranstalter vom Filmbüro NW,<br />

mochte das ernsthaft in Erwägung ziehen. Vahabzadeh<br />

gab auf dem Symposium „zum Verhältnis<br />

von Realismus und Inszenierung im aktuellen<br />

deutschen und europäischen Spielfilm“ zum<br />

Auftakt und mit Verweis auf den postmodernen<br />

12<br />

Philosophen Gilles Deleuze gleich die Richtung<br />

vor: Das Problem sei nicht die Vermischung<br />

von Realität und Fiktion, sondern unsere Unfähigkeit,<br />

zwischen beidem zu unterscheiden. Die<br />

Kunstgeschichte lehre, dass es nie gereicht habe,<br />

„Wirklichkeit einfach abzubilden“. Man<br />

könnte auch formulieren, Wirklichkeit ist eine<br />

Fiktion, denn sie wird nur im Vergleich und in<br />

der Verdichtung sichtbar. Phantastische Filme<br />

können so unter Umständen mehr Realismus<br />

transportieren als Werke, die im beifälligen dokumentarischen<br />

Look daher kommen. In den<br />

Debatten war denn auch weniger von „Realität“<br />

als von der „Verdichtung von Geschichten<br />

zu einer erfahrbaren Geschichte“ die Rede, so<br />

Filmemacher Jan Bonny. Eher davon, dass Filme<br />

„realistisch erscheinen“, so Produzentin Janine<br />

Jackowski. Weniger von „Authentizität“<br />

denn von „Authentizitätsgefühlen“ – so Filmemacher<br />

Athanasios Karanikolas. Eher<br />

davon, die „Poesie hinter dem Realistischen zu<br />

suchen“, so Filmemacher Timo Müller. Produzentin<br />

Sabine Holtgreve (Wüste Film<br />

Ost) erschienen Begriffe wie Glaubwürdigkeit<br />

und Wahrhaftigkeit allemal angemessener als<br />

„Realität“. Und der belgische Regisseur Christophe<br />

van Rompaey, der gerade mit seiner<br />

Sozialkomödie „Neulich in Belgien“ nicht nur<br />

daheim Erfolge feiert, befand, eine Story müsse<br />

universell verstanden werden, aber „shooting<br />

is easier in a well known place“.<br />

newsletter 1/2009 – Meldungen<br />

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IFFF: Freiheit in<br />

Dortmund<br />

Das Internationale Frauenfilmfestival findet,<br />

nach der Kölner Ausgabe 2008, in diesem<br />

Jahr vom 21. bis 26. April wieder in Dortmund<br />

statt und hat sich als Schwerpunkt gleich eines<br />

der ganz großen Themen angenommen: Freiheit.<br />

In Filmreihen und Werkstattgesprächen<br />

setzt sich das Programm mit verschiedenen<br />

Aspekten von Freiheit auseinander und wird<br />

dem Wettbewerb des Festivals damit einen<br />

spannenden Rahmen geben. Neu im Wettbewerb<br />

ist der vom Online-Portal DerWesten.de<br />

gestiftete Dortmunder Preis für Bildgestalterinnen<br />

in der Kategorie Dokumentarfilm. Mit 2.500<br />

Euro dotiert erweitert diese Auszeichnung das<br />

Engagement der Festivalmacherinnen für die Arbeit<br />

von Kamerafrauen, indem der bisherige Kamerapreis<br />

nun nicht mehr fiktionale und nonfiktionale<br />

Arbeiten gemeinsam bedenken muss.<br />

Weitere Preise werden im Internationalen Wettbewerb<br />

wie gewohnt jeweils von Jury und Publikum<br />

vergeben. Fachspezifische Foren und ein<br />

Schulfilmprogramm runden das Programm ab,<br />

das ab Ende März detailliert unter www.frauenfilmfestival.eu<br />

bekannt gegeben wird.<br />

IFFF Dortmund|Köln,<br />

Tel. (0231) 5025162;<br />

info@frauenfilmfestival.eu<br />

Hanna Schygulla in „Auf der anderen Seite“,<br />

Foto: Kerstin Stelter/ corazón international<br />

Preise für geförderte Filme<br />

Starke Frauenrollen<br />

Gleich zwei Golden Globes konnte Kate<br />

Winslet in Los Angeles in Empfang nehmen: Die<br />

Auszeichnung als beste Nebendarstellerin erhielt<br />

sie für ihre Rolle in der von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderten Produktion „Der Vorleser“,<br />

die zu großen Teilen in Köln gedreht wurde und<br />

nun auch für fünf Oscars nominiert wurde. Diesmal<br />

kann sich Kate Winslet Hoffnungen in der<br />

Kategorie Beste Hauptdarstellerin machen. Von<br />

der amerikanischen Broadcast Film Critics<br />

Association war die britische Schauspielerin<br />

bereits zuvor mit dem Critics Choice Award<br />

ausgezeichnet worden – hier wieder für die beste<br />

Nebenrolle.<br />

Für die amerikanische National Society<br />

of Film Critics war dagegen Hanna Schygulla<br />

in ihrer Rolle als trauernde Mutter in der<br />

ebenfalls geförderten Produktion „Auf der anderen<br />

Seite“ die beste Nebendarstellerin 2008.<br />

Festival-Treffpunkt:<br />

Das Egyptian<br />

Theatre auf der<br />

Main Street von<br />

Park City.<br />

Das Team von<br />

„Helen“: Lauren Lee<br />

Smith, Alexia Fast,<br />

Ashley Judd,<br />

Regisseurin Sandra<br />

Nettelbeck und<br />

Goran Visnjic.<br />

Sundance Filmfestival<br />

A Warm Welcome<br />

im kalten Utah<br />

VON ANNA KOSKODA<br />

„Ich bin überwältigt, mir fehlen die Worte“: Sandra<br />

Nettelbeck freute sich über den warmherzigen<br />

Applaus für ihren Film „Helen“, der auf dem<br />

von Robert Redford gegründeten Sundance Film<br />

Festival in Park City seine Weltpremiere feierte. Es<br />

ist die erste internationale Koproduktion der Regisseurin,<br />

die mit „Bella Martha“ einen Überraschungserfolg<br />

auch in den USA landete. Nun drehte<br />

sie mit Starbesetzung „Helen“, einen hochemotionalen<br />

Film über eine Musikprofessorin, die an<br />

Depressionen leidet, die fast ihr Leben zerstören.<br />

Zum Ensemble gehören neben Ashley Judd, die<br />

die Titelrolle spielt, Goran Visnjic und Lauren Lee<br />

Smith.<br />

Der Cast und Produzentin Judy Tossell von<br />

Egoli Tossell Film stellten sich im Anschluss an die<br />

Vorführung im Skiort Park City auf 2.100 Metern<br />

Höhe den interessierten Fragen des Publikums.<br />

Ashley Judd, die selbst schon mit Depressionen zu<br />

kämpfen hatte, sagte, am Skript von Sandra Nettelbeck<br />

habe sie überzeugt, dass die Regisseurin<br />

genau wüsste, worüber sie schreibt. Nettelbeck<br />

hat, angeregt durch den Freitod einer Freundin,<br />

zehn Jahre an dem Drehbuch recherchiert und geschrieben.<br />

Herausgekommen ist eine intensive Psychostudie,<br />

der man sich kaum entziehen kann. Dass<br />

der Film nun in Sundance seine Weltpremiere feierte,<br />

ist für die 41-jährige Regisseurin etwas ganz<br />

Besonderes: „Sundance ist für einen Filmemacher<br />

immer noch ein Meilenstein.“ Der Film kommt am<br />

9. April in die deutschen Kinos.<br />

Gleich mit drei geförderten Produktionen dreier<br />

deutscher Regisseure konnte sich die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW beim 25. Filmfestival von Sundance<br />

vom 15. bis 25. Januar präsentieren und zeigen,


Roter Teppich für<br />

„Die Frau des Anarchisten“:<br />

Regisseur<br />

Peter Sehr und<br />

Stefanie Zeitler vom<br />

Weltvertrieb Bavaria<br />

Int., Fotos: Tanja Güß<br />

welche Vielfalt der deutsche Film zu bieten hat.<br />

So etwa bei Peter Sehrs neuem Werk, „Die Frau<br />

des Anarchisten“, bei der er gemeinsam mit seiner<br />

Frau Marie Noelle Regie geführt hat. Die französisch-deutsch-spanische<br />

Koproduktion erzählt<br />

eine Geschichte aus dem spanischen Bürgerkrieg.<br />

Auch Peter Sehr, der bereits zum dritten Mal beim<br />

Sundance Filmfest teilnahm, freute sich, dass sein<br />

Film in Park City so freundlich aufgenommen wurde.<br />

Auch Robert Redford, Übervater des Festivals,<br />

habe sich bei einem Brunch interessiert nach seinem<br />

Film erkundigt. Schließlich behandelt „Die<br />

Frau des Anarchisten“ einen Teil europäischer Geschichte,<br />

der laut Sehr bisher kaum aufgearbeitet<br />

wurde. Seine Hauptfigur Justo (Juan Diego Botto)<br />

kämpft gegen die Franco-Diktatur und muss<br />

Spanien verlassen, um von Frankreich aus den Widerstand<br />

zu organisieren. Die Innenszenen des<br />

Films wurden in den MMC Studios in Köln gedreht.<br />

Sehr schwärmt von den technischen Möglichkeiten<br />

dort: „Die spanischen Kollegen waren total<br />

überrascht.“<br />

Oskar Roehler und seine schrillen Filme erfreuen<br />

sich in Sundance großer Beliebtheit, und so waren<br />

die Vorführungen seines neuen Werks „Lulu<br />

& Jimi“ fast alle ausverkauft. Seine poppig bunte<br />

Rock'n'Roll-Liebesgeschichte passt bestens zu der<br />

Partystimmung an der Mainstreet von Park City mit<br />

seinen unzähligen Kneipen mit Western Flair.<br />

Hauptdarsteller Ray Fearon, der den afro-amerikanischen<br />

Rumtreiber Jimi spielt, begeisterte das<br />

Publikum in den Fragerunden durch seine charmante<br />

und eloquente Art.<br />

Die Krebsgasse mitten in Köln: Direkt vis à vis vom WDR hat ACT seit fast 20 Jahren seinen Firmensitz.<br />

„Ein klarer Standortvorteil“, findet Gründungsmitglied Robert Groß. ACT hat sich einen Namen<br />

gemacht im Bereich der Postproduktion. Viele bekannte Produktionen wie „Mein Führer“,<br />

„Rennschwein Rudi Rüssel“, „Contergan“ oder der letzte Münster-„Tatort“ sind hier bearbeitet worden.<br />

Blick durchs Schlüsselloch: 20 Schnittplätze, drei Tonstudios, zwei Farbkorrekturen und DVD-Kopierstraßen verteilt auf 1.350 Quadratmeter, Fotos: ACT<br />

Firmenporträt ACT<br />

WohlfühlfaktorVON ANNA KOSKODA<br />

CT besteht eigentlich aus drei Firmen:<br />

AACT, die sich auf die Postproduktion für<br />

TV spezialisiert hat, dem Headquarter für Spielfilme<br />

und Serien und Arteffect/audio, die für<br />

Tonnachbearbeitung zuständig ist. Insgesamt<br />

32 Mitarbeiter im Alter von 19 bis Anfang 50<br />

Jahren tragen zu der Kontinuität und dem hohen<br />

Standard bei. Zurzeit werden vier Mediengestalter<br />

im Haus ausgebildet.<br />

„Das höchste Gut sind die Mitarbeiter“,<br />

sagt Mitgesellschafter Robert Groß, der über<br />

die Arbeit an der Kamera zum Schnitt kam. In<br />

Zeiten, in denen sich fast jeder die Technik<br />

selbst leisten und quasi zu Hause seine Filme<br />

schneiden kann, wird das technische und kreative<br />

Know-how und die lange Erfahrung der<br />

Editoren, Cutter, Coloristen und Techniker immer<br />

wertvoller. „Wir sind nicht nur Knöpfchendrücker,<br />

sondern bringen uns auch inhaltlich<br />

stark ein.“ Das schätzten die Redakteure, Autoren<br />

und Regisseure, die mit ihrem Material<br />

zu ACT kommen, um gemeinsam eine fertige<br />

Fassung zu erarbeiten. „Viele kehren hauptsächlich<br />

wegen der Mitarbeiter zurück. Das<br />

wollen wir pflegen. Gerade in Zeiten, in denen<br />

die Technik immer beliebiger wird.“<br />

Die großen hellen Altbauräume, alle in an-<br />

genehmen Farben gestrichen, tragen zum<br />

„Wohlfühlfaktor“ bei, wie Groß es nennt. Auch<br />

die Kult-Espressomaschine werde sehr gut angenommen,<br />

verrät der Geschäftsführer<br />

schmunzelnd. Und wer wissen will, was so los<br />

ist in der Küche von ACT, kann auf der Website<br />

gucken: Die Webcam gibt Tag und Nacht<br />

Einblick. 20 Schnittplätze, drei Tonstudios, zwei<br />

Farbkorrekturen sowie DVD-Kopierstraßen verteilt<br />

auf großzügige 1.350 Quadratmeter. „Bei<br />

uns gibt es Luft zum Atmen“, sagt Groß nicht<br />

ohne Stolz. Die Schnittplätze seien keine „kleinen<br />

Verrichtungsboxen“, auch das schätzten<br />

die Kunden.<br />

Ein wichtiger und großer<br />

Kunde war von Anfang an<br />

der WDR. Fast alle der 100<br />

Folgen der „Fußbroichs“<br />

wurden hier geschnitten, viele<br />

Beiträge sowie der Vorspann<br />

zu allen Ausgaben des<br />

ACT-Gründer<br />

Robert Groß<br />

Politmagazins „Zak“ mit<br />

Friedrich Küppersbusch entstanden<br />

bei ACT. Auch im<br />

Dokusoap-Bereich hat die Kölner Firma Kunden.<br />

Die Postproduktion der Zoo-Serie „Pinguin, Löwe<br />

und Co“ (WDR) entsteht hier genauso wie<br />

fürs „Wilde Kinderzimmer“ (Vox) oder für die<br />

„Erste gemeinsame Wohnung“ (RTL).<br />

In Ausnahmefällen tritt ACT auch als Produzent<br />

auf. Für den WDR stellt ACT den größten<br />

Teil der On-Air-Promotion her, auch mit der<br />

ganzen Kreativleistung, die dazu gehört, vom<br />

Producer bis zum Sprecher. „Der WDR bekommt<br />

anschließend fertige Trailer von uns.“<br />

ACT versteht sich jedoch hauptsächlich als<br />

technischer Dienstleister, und das bedeutet,<br />

dass die Technik gepflegt und immer auf dem<br />

neuesten Stand sein muss. Deshalb muss ständig<br />

neu investiert werden. 150.000 bis<br />

300.000 Euro seien das jedes Jahr, manchmal<br />

sogar mehr. Durch die Formatvielfalt muss man<br />

einen riesigen Maschinenpark vorhalten. „Bei<br />

dem TV-Zweiteiler ‘Franz Josef Strauß – Der König<br />

von Bayern’ zum Beispiel herrschte geradezu<br />

ein Formatwust, weil so viele unterschiedliche<br />

Archivmaterialien verwendet wurden“,<br />

erklärt Robert Groß.<br />

Der Geschäftsführer blickt optimistisch in<br />

die Zukunft: „Wir haben uns einen großen<br />

Kundenstamm erarbeitet“. Außerdem sieht er<br />

einen expandierenden Bereich in der Entwicklung<br />

des Internetfernsehens und der digitalen<br />

Formate. „Da gibt es noch viel zu tun für uns.“<br />

Meldungen/Firmenporträt – newsletter 1/2009 13


ifs-Begegnung mit „Nuit de Chien“, Foto: Schnitt<br />

ifs: nächtliche<br />

Begegnung<br />

Das Filmmagazin Schnitt und die ifs internationale<br />

filmschule köln laden am 18. Februar<br />

zu einer Begegnung ins Filmforum<br />

NRW im Kino im Museum Ludwig. Gezeigt<br />

wird der Film „Nuit de Chien / Diese Nacht“ von<br />

Werner Schroeter. Im Anschluss findet ein<br />

Gespräch mit dem Produzenten Frieder<br />

Schlaich statt.<br />

Werner Schroeter vereint seit jeher in seinem<br />

Werk viele Künste durch eine spezifische Filmsprache:<br />

Oper und Theater, Literatur und Malerei,<br />

Musik und Schauspiel kulminieren in poetischen<br />

Geschichten über Liebe, Leben und Tod.<br />

Seinem Werk ist der Schwerpunkt des aktuellen<br />

Schnitt-Heftes gewidmet.<br />

ifs, Tel. (0221) 920188-13,<br />

info@filmschule.de<br />

KHM in der<br />

Perspektive<br />

Michael Koch feiert mit seinem Abschlussfilm<br />

„Polar“ auf der Berlinale seine deutsche<br />

Premiere. Am 9. Februar wird er im Rahmen der<br />

Perspektive Deutsches Kino und in Anwesenheit<br />

des Teams erstmals präsentiert. „Polar“<br />

ist eine gemeinsame Produktion der Kunsthochschule<br />

für Medien Köln mit Kinematon<br />

München in Koproduktion mit<br />

Dschoint Ventschr und dem Schweizer<br />

Fernsehen, gefördert von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW. Der Film erzählt die Geschichte von Luis,<br />

der erstmals nach Jahren seinen Vater wieder<br />

sieht. Michael Koch studierte von 2003 bis 2008<br />

an der Kunsthochschule für Medien Köln. Seine<br />

Kurzfilme „Wir sind dir treu“ und „Beckenrand“<br />

wurden auf vielen internationalen Festivals<br />

präsentiert und erhielten zahlreiche Preise.<br />

KHM, Tel. (0221) 20189-330;<br />

info@khm.de<br />

14<br />

Premiere auf der Berlinale:<br />

André M. Hennicke, Maria Kwiatkowsky<br />

und Max Brauer in „Polar“, Foto: KHM<br />

Die 4. Gründergeneration des AV-Gründerzentrum, Foto: AV-Gründerzentrum<br />

AV-Gründerzentrum I<br />

Die vierte<br />

Generation<br />

Zum vierten Mal fördert das AV-Gründerzentrum<br />

NRW Existenzgründer aus dem Bereich<br />

audio-visueller Medien. Die außergewöhnlichen<br />

Konzepte der Preisträger stehen für nationale<br />

und internationale Film- und Fernsehproduktion,<br />

Kinder-Dokumentarfilm- und Tonproduktionen,<br />

den Medienservice für Osteuropa sowie die<br />

Entwicklung von innovativen Videospielen und<br />

2D/3D Grafikanimationen. Neben einer finanziellen<br />

Unterstützung von 10.000 Euro und einem<br />

intensiven Einzel-Coaching erhalten die Stipendiaten<br />

die Möglichkeit, sich in Workshops<br />

zu wirtschaftlichen, rechtlichen und berufsethischen<br />

Aspekten ihrer Tätigkeit zu informieren.<br />

Zusätzlich tritt ihnen jeweils ein etabliertes Unternehmen<br />

als Pate zur Seite; dessen Kompetenzen<br />

sind auf den Arbeitsbereich der Geförderten<br />

abgestimmt. Das Zentrum begleitet die Existenzgründer<br />

auf Wunsch auch über dieses erste<br />

Jahr hinaus.<br />

Geschäftsführer Horst Schröder: „Wir erarbeiten<br />

aus den Ideen und Vorschlägen, aber<br />

auch aus den Problemen der jungen Unterneh-<br />

merinnen und Unternehmer in Workshops Hilfestellungen, die weitere Qualifikationen und Kompetenzen<br />

vermitteln.“ Bisher wurden 30 Unternehmen mit 48 Gründerinnen und Gründern mit Mitteln<br />

der Staatskanzlei NRW, der Landesanstalt für Medien NRW (LfM), der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, der Stadt Köln und der Sparkasse KölnBonn unterstützt. Richtlinien und Bewerbungsfristen<br />

zur Vergabe der Stipendien für 2010 unter www.av-gruenderzentrum.de.<br />

Get together<br />

in Berlin<br />

Am 12. Februar laden die Studenten der internationalen<br />

filmschule köln (ifs), der<br />

Kunsthochschule für Medien Köln<br />

(KHM), der Hochschule für Film und Fernsehen<br />

Konrad Wolf, Potsdam-Babelsberg,<br />

der Filmakademie Ludwigsburg, der<br />

Hochschule für Fernsehen und Film<br />

München, der Deutschen Film- und<br />

Fernsehakademie Berlin und der Hamburg<br />

Media School zum 2. Berlinale-Empfang<br />

der deutschen Filmhochschulen ein. Ort<br />

des Events ist die Vertretung des Landes NRW<br />

beim Bund.<br />

Schirmherr ist der regierende Bürgermeister<br />

von Berlin, Klaus Wowereit. In Form von<br />

Filmvorführungen und Pitchings wird dem Fachpublikum<br />

ein Einblick in den Ideenreichtum der<br />

Filmhochschulstudenten aus ganz Deutschland<br />

geboten. Außerdem bietet eine umfangreiche<br />

Mediathek einen Überblick über aktuelle studentische<br />

Produktionen. Hauptsponsor ist die<br />

Verwertungsgesellschaft der Film- und<br />

Fernsehproduzenten.<br />

Mehr Infos unter www.berlinale-empfang.de.<br />

AV-Gründerzentrum NRW<br />

Die neuen<br />

Stipendiaten<br />

Ewa Borowski und Dennis<br />

Todorovic (eastart pictures GbR)<br />

Steve Hudson und Sonja Ewers<br />

(GRINGO Films GmbH)<br />

Andreas Brauer, Eric Winker und<br />

Martin Roelly (HUPE Film-<br />

und Fernsehproduktion GbR)<br />

Nicole Ringhut und Reza Bahar<br />

(Maranto Films GbR)<br />

Christian Fürst und Ole Landsjöaasen<br />

(NEUE CAMEO FILM)<br />

Anastasia Vinokourova und<br />

Olga Richter (Osteuropa<br />

Mediendienst)<br />

Baris Aladag und<br />

Denis Moschitto (Park 17)<br />

Stefan Zingel (RockAByte GmbH)<br />

Ariane Kessissoglou<br />

(ROCKET FOR KIDS)<br />

Wolfram Zwanziger (ZWONULL)<br />

Start für Kubnys<br />

Doku-Schule<br />

Mit prominenten Gästen konnte Dokumentarfilmer<br />

Werner Kubny am 11. Januar in Lindlar<br />

bei Köln das offizielle Eröffnungsfest seiner<br />

Dokumentarfilmschule feiern. Neben Kollegen,<br />

Freunden und Schülern reisten auch der<br />

nordrhein-westfälische Medienminister Andreas<br />

Krautscheid und der Geschäftsführer der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Michael Schmid-<br />

Ospach, an. Beide beteiligten sich an einem<br />

Round-Table-Gespräch, in dem zentrale Fragen<br />

der Dokumentarfilmarbeit erörtert wurden.<br />

Kubny zog bei einer Bergischen Kaffeetafel<br />

im Landhotel Artgenossen eine positive Zwischenbilanz<br />

seiner Schule, die bereits seit April<br />

2008 Seminare anbietet. „Das erste Jahr ist sehr<br />

gut verlaufen. Die Schule funktioniert. Jetzt muss<br />

sie in der Branche, vor allem bei den jungen Leuten,<br />

weiter bekannt werden”, sagte der zweifache<br />

Grimme-Preisträger. „Wir sind zu 70 Prozent<br />

ausgelastet, für das erste Jahr ist das schon<br />

mal ein großer Erfolg”, ergänzte Dozentin Susanne<br />

Grüneklee.<br />

Kubnys Schule, die auch mit dem AV-<br />

Gründerzentrum in Köln zusammenarbeitet,<br />

wurde vor einem Jahr mit Hilfe der Filmstif-<br />

newsletter 1/2009 – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs<br />

AV-Gründerzentrum II<br />

Neues Mentorenprogramm<br />

Neben den Stipendien bietet das AV-Gründerzentrum<br />

NRW in diesem Jahr erstmals auch<br />

ein Mentorenprogramm an, für das 15 NRW-<br />

Talente aus den Bereichen Radio, Film, Fernsehen<br />

und Games ausgewählt wurden, darunter<br />

u.a. die Dokumentarfilmerinnen Carmen Losmann<br />

(Absolventin KHM) und Nancy Mac<br />

Granaky-Quaye (Absolventin der ifs internationale<br />

filmschule köln) und Computerspiel-Entwickler<br />

Krystian Majewski (Diplom-Designer<br />

der Köln International School of Design).<br />

Bis November 2009 haben die Teilnehmer<br />

nun die Möglichkeit, bei ihren Projekten auf die<br />

Hilfe des Gründerzentrums und ausgewiesener<br />

Branchenkenner zurückzugreifen: im Bereich<br />

Film u.a. Gundolf S. Freyermuth (ifs-Professor<br />

und Fachautor) und Gerhard<br />

Schmidt (Cologne Gemini Filmproduktion),<br />

im Bereich Hörfunk u.a. Werner Assion<br />

(Leiter der Aus- und Fortbildung beim<br />

WDR) und Hermann Theißen (Feature Redakteur<br />

Deutschlandfunk). Tipps bei den<br />

Themen Games und Online geben u.a. Wolfgang<br />

Back (cc2/Computerclub 2) und<br />

Ralf Vollbrecht (TU Dresden). Die Intensität<br />

der individuellen Betreuung bestimmen die Partner<br />

selbst.<br />

tung gegründet. In Lindlar wurden jetzt bereits<br />

erste Arbeitsproben gezeigt, und es gibt auch<br />

schon Erfolge zu vermelden: So hat der Kurzfilm<br />

„Mama L’Chaim”, den Elkan Spiller aus<br />

San Francisco als Projekt in Lindlar entwickelt<br />

hat, bei einem Videofestival in Los Angeles kürzlich<br />

den ersten Preis gewonnen. „Außerdem ist<br />

der Regisseur mit seinem Film zur Berlinale eingeladen<br />

worden”, so Kubny.<br />

Das Weiterbildungsangebot richtet sich in<br />

erster Linie an Filmemacher und Quereinsteiger,<br />

die schon kleine Beiträge erstellt haben und nun<br />

vor der ersten größeren Produktion stehen. Neben<br />

der Vermittlung von Basiswissen und Kenntnissen<br />

zu Interview und Bildgestaltung steht in<br />

den Modulen die gezielte Entwicklung der mitgebrachten<br />

Projekte im Vordergrund. Zugelassen<br />

werden pro Kurs zehn Teilnehmer, um jedem<br />

Einzelnen gerecht werden zu können.<br />

Großen Wert legt Kubny, der seit 1978 als<br />

Regisseur, Autor und Produzent mehr als 60 dokumentarische<br />

Arbeiten erstellt hat, auf die persönliche<br />

Betreuung der Filmemacher: „Sie sollen<br />

hier in der ruhigen Umgebung des Bergischen<br />

Landes ebenso wachsen wie ihr Projekt.”<br />

Dokumentarfilmschule,<br />

Tel. (02266) 3757;<br />

info@dokumentarfilmschule.de


Michael Ester,<br />

Foto: privat<br />

Michael Ester ist eher<br />

der lustige Typ, und doch<br />

handeln seine Filme von<br />

psychologischen Abgründen.<br />

So auch sein jüngstes Werk<br />

„Il Giardino“. Die Festival-<br />

premiere feierte der Kurzfilm<br />

2008 in Lünen; 2009 ist er<br />

beim Max Ophüls-Festival<br />

in Saarbrücken zu sehen.<br />

n „Il Giardino“ endet ein Mittagessen beim<br />

IItaliener für acht Menschen tödlich. Nur einer<br />

bleibt verschont, sein weißes Hemd bekommt<br />

nicht einmal einen Blutspritzer ab. Dirk<br />

Bach spielt diesen dicken, geschwätzigen<br />

Mann, der sich als ewiger Außenseiter fühlt.<br />

Nach dem Drehbuch von Torsten Wacker erzählt<br />

Ester in elf Minuten eine Geschichte voller<br />

Witz und mit einer virtuosen Ballerei. Das ist<br />

filmisch umgesetzte Sozialpsychologie. „Ich finde<br />

es interessant, wenn man Menschen dazu<br />

bringt, Sachen zu machen, die sie eigentlich gar<br />

nicht tun wollen, und sie dabei trotzdem der<br />

festen Überzeugung sind, das einzig Richtige<br />

zu tun“, erklärt Ester.<br />

In der Video AG der 11. Klasse am Gymnasium<br />

in Neustadt an der Weinstraße sammelte<br />

der 1972 geborene Ester seine ersten filmischen<br />

Erfahrungen. Neben der Schule engagierte<br />

er sich im Offenen Kanal, sowohl als Regisseur<br />

als auch als Moderator. Ester begann nach<br />

seinem Zivildienst zunächst ein Studium der Psychologie<br />

und Medienkommunikation in Trier.<br />

Dort arbeitete er für das Uni Video Journal. Dem<br />

Film galt sein Hauptinteresse, und so bewarb<br />

er sich an Filmhochschulen. Während der Bewerbungsphase<br />

jobbte er als Materialassistent<br />

für die ZDF-Serie „Ein Fall für Zwei“. Ester musste<br />

erkennen, dass Filmemachen ein hartes Brot<br />

sein kann. Verwundert verfolgte er die Diskussionen<br />

zwischen Crew und Regisseur; die Welt<br />

der Profis war so anders als die Filmproduktionen<br />

unter Studenten. „Wir haben begeistert so<br />

lange gedreht, bis alles im Kasten war – denn<br />

wir waren ja gerade dabei, den besten Film aller<br />

Zeiten zu drehen. Alles ohne Bezahlung und<br />

manchmal auch im Schnee“, erinnert sich Ester.<br />

Doch beim Fernsehdreh hätten sich Teammitglieder<br />

schon vor Drehbeginn Sorgen gemacht,<br />

ob sie denn auch die Wochenendzuschläge bekämen.<br />

Diese Erfahrung hat Ester ernüchtert,<br />

aber nicht entmutigt. 2001 schloss er sein Regiestudium<br />

an der KHM in Köln ab. Das Filmbüro<br />

NW förderte seinen Diplomfilm „Viktor“.<br />

Porträt: Michael Ester<br />

Ernüchtert, nicht entmutigt<br />

VON TATJANA KIMMEL<br />

Die Kölner Firma Coin-Film produzierte seine<br />

Kurzfilme „Il Giardino“ und „Karlchens Parade“.<br />

„Il Giardino“ erhielt FFA-Referenzförderung<br />

sowie Gelder der <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Mit<br />

den trotzdem relativ knappen Mitteln versuchte<br />

Ester „die Balance zwischen so viel Kunst wie<br />

möglich mit so wenig Zeit wie nötig“. Gagen<br />

konnte er nicht bezahlen, auch nicht für die bekannten<br />

Schauspieler Dirk Bach, Tanja Wenzel<br />

und Sven Martinek.<br />

Besonders stolz ist Ester auf die komplizierten<br />

Szenen, in denen sich acht Menschen gegenseitig<br />

niederschießen. Das brauchte Zeit, spezielle<br />

Effekte und viel Theaterblut: „Es war eine große<br />

Herausforderung, an einem Tag acht Leute<br />

zu erschießen. Dabei war ich sehr froh, so ein<br />

professionelles Team mit an Bord zu haben.“<br />

Noch nie habe er etwas so genau vorbereitet wie<br />

diese Szene. Etwas nervös war der Regisseur<br />

dann aber doch, weil Dirk Bach während des<br />

Drehs der Ballerei stundenlang warten musste.<br />

Der Schauspieler habe das geduldig ertragen.<br />

„Das war toll!“, schwärmt Ester. Zumal Bach sich<br />

ja als einziger nicht erschießen lassen durfte.<br />

Für die Teampremiere von „Il Giardino“ fand<br />

Ester einen besonderen Rahmen: Er lief im Kölner<br />

Cinedom als Vorfilm für den James Bond-<br />

Streifen „Ein Quantum Trost“. 40 Freikarten durfte<br />

Ester an sein Team verteilen, doch die große<br />

Frage war, wie das James Bond-Publikum auf<br />

„Il Giardino“ reagieren würde. Die Leute waren<br />

begeistert.<br />

Als nächster Karriereschritt müsste ein lan-<br />

Dirk Mühlbach in<br />

„Il Giardino“, Foto:<br />

Lars Henning Schröder<br />

ger Film folgen. „Ich bin eigentlich schon zu alt,<br />

um Kurzfilme zu machen“, bekennt Ester. Eine<br />

Spielfilmidee hat er längst, doch noch fehlt ihm<br />

ein Autor für das Drehbuch. Zudem befindet sich<br />

Ester wie viele seiner Kollegen in einer Zwickmühle:<br />

„Das Problem besteht darin, dass Menschen<br />

in meiner Situation die meiste Zeit ihres Lebens<br />

damit verbringen, Jobs zu machen, zu denen sie<br />

sich nicht berufen fühlen, um für kurze Zeit das<br />

zu machen, was sie besonders gut können.“<br />

Erfolge hat er schon vorzuweisen: Esters<br />

Kurzfilm „Karlchens Parade“ lief 2003 auf der<br />

Berlinale. Dirk Bach spielt darin einen Deppen,<br />

der unbedingt einen Spielmannszug anführen<br />

will. Er fegt die Straße für die Parade, räumt Hindernisse<br />

weg. Doch statt ihm für seine Mühen<br />

zu danken, verprügeln ihn die Musiker, als er mit<br />

einer Blechdose auf dem Kopf vor der Kapelle<br />

herläuft. Doch rappelt er sich auf und versucht<br />

es wieder. Ester setzte in diesem Film sein Lebensmotto<br />

in Szene: „Weitermachen, auch<br />

wenn es hoffnungslos erscheint.“<br />

Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 1/2009 15


Kate Winslet hat einen<br />

Golden Globe für ihre<br />

Rolle in „Der Vorleser“ gewonnen<br />

und ist für den Oscar<br />

nominiert. Haben Sie<br />

sie beim Dreh getroffen?<br />

Natürlich bin ich Frau Winslet<br />

während der Dreharbeiten mehrfach<br />

begegnet, auch bei anderen Gelegenheiten<br />

wie z.B. beim 18. Geburtstag<br />

von David Kross, der den Michael<br />

in jungen Jahren spielt. Allerdings<br />

war der Kontakt zu den Schauspielern<br />

nicht meine vordringlichste Aufgabe.<br />

Meine Tätigkeit zielt ja auf einen<br />

reibungslosen Arbeitsablauf.<br />

Wenn es gut läuft, bleibe ich im Hintergrund<br />

und bin ganz zufrieden.<br />

„Der Vorleser“ war eine<br />

internationale Großproduktion<br />

...<br />

... und die Arbeit daran spannend.<br />

Als Koordinatorin der NRW-<br />

Dreharbeiten firmierte ich als Assistentin<br />

der Produktionsleitung,<br />

mein Aufgabenbereich war aber teilweise<br />

auch der einer Aufnahmeleitung.<br />

Dann wurde der Film ja auch<br />

in Berlin und den neuen Bundesländern<br />

gedreht. Man hatte dort teilweise<br />

mit Problemen zu kämpfen, in deren<br />

Lösung wir in Köln gar nicht involviert<br />

waren. So haben wir – das<br />

waren die Art Direktorin Anja Fromm,<br />

unsere Assistenten und ich – unsere<br />

Arbeit hier ein bisschen fernab, aber<br />

so gut wie möglich gemacht, letztendlich<br />

zur Zufriedenheit aller.<br />

Kurzfristig wurde die<br />

Rolle der Hanna Schmitz<br />

umbesetzt. Kate Winslet<br />

kam für Nicole Kidman.<br />

Das war einer der Gründe für<br />

die lange Drehzeit. Der Dreh in Köln<br />

war beispielsweise für Anfang Januar<br />

geplant, gedreht wurde schließlich<br />

Ende März und im Juli.<br />

Wo lag der Unterschied<br />

zu deutschen Produktionen?<br />

Natürlich in der Größe und im<br />

Aufwand. Bei hiesigen Drehs haben<br />

wir normalerweise einen Fuhrpark<br />

von rund 150 Metern, beim Vorleser<br />

brauchten wir alles in allem um die<br />

600. In Köln wurde bei dem Außendreh<br />

ein ganzes Viertel abgesperrt,<br />

u.a. um Platz für die Technik,<br />

die Cast-Trailer usw. zu<br />

schaffen. Auch die<br />

Organisation<br />

unterschei-<br />

16<br />

det sich. Die Departments sind wesentlich<br />

arbeitsteiliger organisiert.<br />

Wenn Sie eine deutsche Stabliste<br />

nehmen, sind das oft nur ein paar<br />

Seiten, beim „Vorleser“ umfasste das<br />

Verzeichnis 28 Seiten, und es waren<br />

noch nicht einmal alle Leute aufge-<br />

Made in NRW:<br />

Der Vorleser<br />

Stephen Daldry verfilmte den<br />

gleichnamigen Roman von Bernhard<br />

Schlink mit Ralph Fiennes,<br />

David Kross und Kate Winslet in<br />

den Hauptrollen. Der Film erzählt<br />

die Geschichte einer lebenslangen<br />

Beziehung zwischen dem<br />

Juristen und Historiker Michael<br />

Berg (Fiennes) und der 20 Jahre<br />

älteren Hanna Schmitz (Winslet).<br />

Als fünfzehnjähriger verliebt<br />

sich Berg (gespielt von Kross) in<br />

die ältere Frau. Bei ihren heimlichen<br />

Treffen liest der Junge seiner<br />

Geliebten aus Büchern vor.<br />

Dann verschwindet Hanna<br />

plötzlich. Jahre später begegnet<br />

Berg Hanna bei einem Auschwitz-Prozess<br />

wieder. Sie ist als<br />

ehemalige KZ-Aufseherin angeklagt<br />

und wird zu lebenslanger<br />

Haft verurteilt. Berg beginnt, ihr<br />

von ihm besprochene Kassetten<br />

ins Gefängnis zu schicken.<br />

Gedreht wurde in Berlin,<br />

Görlitz und Köln. Das Drehbuch<br />

schrieb David Hare, die Kamera<br />

führte Roger Deakins und Chris<br />

Menges. Auf deutscher Seite<br />

sind die Bonner Senfkorn Film<br />

sowie die Kölner Central Scope<br />

NRW und die Neunte Babelsberg<br />

Film beteiligt.<br />

Auf der Berlinale läuft der für<br />

fünf Oscars nominierte Film, der<br />

am 16. Februar in den deutschen<br />

Kinos startet, im Wettbewerb<br />

außer Konkurrenz.<br />

Zu den Kinofilmen, die Caren Wiederhold als Aufnahmeleiterin betreut hat, gehören neben<br />

„Der Vorleser“ auch „Das Vaterspiel“, „Barfuss“ und „Sieben Zwerge“. Daneben war die Kölne-<br />

rin für zahlreiche Fernsehproduktionen tätig, u.a. „Neger, Neger, Schornsteinfeger“ und „Familie<br />

ist was Wunderbares“. Wolfgang Hippe sprach mit ihr über Kate Winslet und Heizstrahler.<br />

Interview Caren Wiederhold, Aufnahmeleiterin „Der Vorleser“<br />

Keinen Tag langweilig<br />

führt. Deshalb werden die Entscheidungen<br />

auch anders getroffen als<br />

hierzulande. Es gibt eine größere Distanz.<br />

Ich war mit dem Projekt rund<br />

sieben Monate beschäftigt, die eigentlichen<br />

Dreharbeiten in NRW waren<br />

für diesen langen Zeitraum vergleichsweise<br />

kurz. Nicht zu unterschätzen<br />

ist natürlich auch das öffentliche<br />

Interesse an einer Produktion<br />

mit „Hollywood Cast“. Allein das fordert<br />

einen gewissen Mehraufwand,<br />

was z.B. die Security angeht.<br />

Hat diese Form der<br />

Arbeitsorganisation nur<br />

Vorteile?<br />

Es hat natürlich viele Vorteile,<br />

wenn die einzelnen<br />

Departments mit vielen<br />

Mitarbeitern besetzt<br />

sind.<br />

Schließlich<br />

ist der<br />

Aufwand größer, und dementsprechend<br />

muss einfach auch mehr organisiert<br />

werden, in jedem Department.<br />

Auf der anderen Seite sind bei<br />

deutschen Produktionen die Kommunikationswege<br />

kürzer und direkter,<br />

was natürlich auch ein Vorteil ist.<br />

War „Der Vorleser“ Ihre<br />

erste internationale Produktion?<br />

Nein. Ich war u.a. für den<br />

Deutschland-Teil der europäischen<br />

Koproduktion „Die Frau des Anarchisten“<br />

von Marie Noell und Peter Sehr<br />

verantwortlich – ein toller Film, der<br />

auch groß daher kommt. Aber<br />

wenn man die Ansprüche der Amerikaner<br />

und der Europäer vergleicht,<br />

läuft es letztendlich immer auf die<br />

unterschiedliche Größe hinaus. Bei<br />

„One Way“ von Reto Salimbeni haben<br />

wir mit einer europäisch-amerikanisch-kanadischen<br />

Crew u.a. in<br />

Kanada gearbeitet. Den Nicht-Europäern<br />

kam unser Auftritt wohl etwas<br />

klein vor. Drüben gibt es nicht<br />

nur größere Departments und<br />

mehr Arbeitsteilung, sondern<br />

auch die Gewerkschaft und klare<br />

Regeln, wann Pause zu sein hat<br />

oder wer dies, wer das tun darf. Da<br />

saßen beispielsweise die Kollegen<br />

einmal um einen Heizpilz herum.<br />

Als sie den Regler höher drehen<br />

wollten, weil ihnen kalt war, musste<br />

die kanadische Produktionsleiterin<br />

erst den zuständigen Techniker<br />

rufen. Hier hätte irgendjemand das<br />

Gerät einfach höher gestellt.<br />

Sind Sie bei „normalen“<br />

deutschen Produktionen<br />

als Aufnahmeleiterin<br />

näher dran?<br />

Deutlich näher dran am Geschehen.<br />

Bei Kino- wie auch bei Fernsehfilmen.<br />

Wobei Kino natürlich aufwändiger<br />

ist. Das Bild ist größer, deshalb<br />

muss man auf mehr Details achten.<br />

Es braucht mehr Licht, größere<br />

Kameras, mehr Ausstattung. Das<br />

Team ist größer, es muss mehr orga-<br />

newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />

nisiert werden, es sind mehr Drehtage.<br />

Alles ist etwas größer, aber eben<br />

nicht so groß wie Hollywood.<br />

Wie sind Sie zu Ihrem<br />

Beruf gekommen?<br />

Nach dem Abitur habe ich eine<br />

kaufmännische Ausbildung gemacht<br />

und Sprachen studiert, ohne<br />

feste Vorstellungen über die berufliche<br />

Karriere danach. Noch während<br />

des Studiums habe ich begonnen,<br />

beim WDR in der Hörfunkbesetzung<br />

zu jobben. Ein Freund, der in der Produktionsabteilung<br />

von RTL arbeitete,<br />

hat mir empfohlen, mir doch mal<br />

„Film“ anzugucken. Als ich das dann<br />

tat, war das die RTL-Serie „SK Babies.<br />

Die Jugendpolizei“. Dort suchte der<br />

Aufnahmeleiter gerade eine neue Assistentin.<br />

Weil ich eine gewisse Vorbildung<br />

hatte, klappte der Einstieg.<br />

Dann hatte der Aufnahmeleiter einen<br />

Unfall.<br />

Das klingt fast wie im<br />

Kino.<br />

Es war fast schon tragisch. Er<br />

war überarbeitet und träumte nachts,<br />

sein Zimmer würde brennen, und da<br />

ist er durch eine Glastür gelaufen, um<br />

sich zu retten. Er war an beiden Händen<br />

schwer verletzt, wollte sich aber<br />

nicht krankschreiben lassen. So wurde<br />

ich im wahrsten Sinne des Wortes<br />

seine rechte Hand und konnte<br />

oder musste viele Sachen übernehmen,<br />

für die ich sonst wohl erst viel<br />

später zuständig gewesen wäre.<br />

Nach all den Jahren:<br />

Sind Sie noch zufrieden in<br />

Ihrem Beruf?<br />

Das, was beim Film abläuft, ist<br />

schwer vergleichbar mit anderen<br />

Branchen. Die Arbeitszeiten sind lang<br />

und unregelmäßig, man muss extrem<br />

flexibel sein und ist ständig mit etwas<br />

Neuem befasst. Zwischendurch ist<br />

das anstrengend, und ich stöhne<br />

auch schon mal. Aber die Begeisterung<br />

ist ungebrochen, mir war noch<br />

kein Tag langweilig, seit ich dabei bin.


Frau Merker, welche<br />

Vorgaben hatten Sie für<br />

die Maske von „Sturm“?<br />

Bei „Sturm“ oder auch anderen<br />

Filmen von Hans-Christian Schmid<br />

zeichnet sich die Maske dadurch aus,<br />

dass nichts existiert. Es ist ein anderes<br />

Arbeiten als bei anderen Filmen,<br />

denn man muss die Natürlichkeit unterstützen.<br />

Das ist oft viel schwieriger<br />

zu machen, als wenn man sich kreativ<br />

in höchster Maskenbildnerkunst<br />

ausleben kann. Man muss sich reduzieren.<br />

Wie lange dauerte die<br />

Maske, auch wenn es eine<br />

ganz natürliche sein soll?<br />

Bei Frauen trotzdem eine Stunde,<br />

weil meistens etwas an den Haaren<br />

gemacht werden muss. Ein natürliches<br />

Make-up ist fast aufwändiger,<br />

weil man es so lange bearbeiten<br />

muss, bis man es eigentlich nicht<br />

mehr sieht.<br />

Sie waren an allen<br />

Drehtagen an allen Drehorten<br />

dabei – wie ist die<br />

Arbeit in so einem internationalen<br />

Team?<br />

Interessant, auch weil es um ein<br />

so spannendes Thema ging. Für mich<br />

waren an dem Dreh besonders die<br />

Schauspieler und der Cast toll, weil<br />

sie aus unterschiedlichen Nationen<br />

zusammen kamen. Jeder hat etwas<br />

von seiner Kultur mitgebracht. Den<br />

Umgang mit den vielen Nationalitäten<br />

habe ich als Bereicherung empfunden.<br />

Ebenso das Thema und die<br />

intensive Auseinandersetzung damit.<br />

Alle wussten von den Kriegsverbrechen<br />

und haben sich durch den Film<br />

nochmal intensiver damit beschäftigt.<br />

Es ist wichtig, davon zu erzählen. Besonders<br />

beeindruckend fand ich die<br />

Begegnungen in Sarajevo, wo wir gedreht<br />

haben. Zu sehen, wie die Leute,<br />

mit dem, was sie erlebt haben,<br />

heute umgehen. Das war eine tolle<br />

Erfahrung.<br />

Wenn Sie vor dem<br />

Dreh die Schauspieler in<br />

der Maske haben, wie individuell<br />

muss man denn<br />

auf sie eingehen? Wer mag<br />

was und was nicht?<br />

(Lacht) Ja, das muss man herausbekommen.<br />

Man spricht mit den<br />

Schauspielern vorher. Ich mache das<br />

ja auch schon eine Weile, und da<br />

lernt man, den Menschen zu lesen.<br />

Man braucht ein Gespür, wer zu<br />

wem passt. Ich mache die Maske ja<br />

nicht alleine, sondern mit Kollegen.<br />

Und ich überlege mir, wer passt zu<br />

wem. Damit der Schauspieler dann<br />

vor der Kamera funktioniert, darf<br />

man ihn nicht vorher noch mit Stress<br />

belasten.<br />

Kann man denn generell<br />

sagen, wer komplizier-<br />

ter ist in der Maske, Frauen<br />

oder Männer?<br />

Nein, kann man nicht. Es gibt<br />

Frauen, die sind schwierig, es gibt<br />

aber auch Männer, die kompliziert<br />

sind – und auch sehr eitel.<br />

Was ist denn für Sie<br />

am aufwändigsten?<br />

Historisches. Das ist immer mit<br />

anderen Frisuren verbunden und<br />

macht sehr viel Spaß.<br />

Recherchieren Sie da<br />

vorher?<br />

Ja, ich sitze vorher viel in Bibliotheken<br />

und fotografiere Bilder, mache<br />

ganze Kataloge für jeden Schauspieler.<br />

So sieht man, was man mit<br />

der Figur machen kann, mit Perücken<br />

Heike Merker hat in 32 Produktionen für die Maske gesorgt. Die gebürtige Berlinerin arbeitete<br />

bei „Krabat“ genauso mit wie bei „Rennschwein Rudi Rüssel 2“, „Liebesleben“ und<br />

„Barfuss“. Die 41-Jährige lebt seit 1998 mit zwei Jahren Unterbrechung in Köln. Ihr aktuelles<br />

Projekt ist „Sturm“ von Hans-Christian Schmid, über das sie mit Anna Koskoda sprach.<br />

Interview Heike Merker, Maskenbildnerin „Sturm“<br />

Bereit für Abenteuer<br />

oder Haarteilen. Das ist das Interessante<br />

an dem Job, dass die Aufgabe<br />

nie gleich ist.<br />

Sie haben bei 32 Produktionen<br />

mitgearbeitet,<br />

darunter viele große Kinoproduktionen.<br />

Was war für<br />

Sie die größte Herausforderung?<br />

„Valley of Flowers“ liegt mir<br />

persönlich sehr am Herzen. Der Film<br />

wurde im Himalaja und in Japan gedreht<br />

mit einer internationalen Crew.<br />

Die Arbeit dort in den rauen Bergen<br />

des Himalajas war einfach total an-<br />

Made in NRW:<br />

Sturm<br />

Der neue Film von Hans-Christian<br />

Schmid ist ein Politthriller, zu<br />

dem Schmid gemeinsam mit<br />

Bernd Lange das Drehbuch verfasst<br />

hat. „Sturm“ erzählt davon,<br />

wie Hannah Maynard (Kerry<br />

Fox), Anklägerin am Kriegsverbrechertribunal<br />

für das<br />

ehemalige Jugoslawien, es<br />

schafft, eine in Berlin lebende<br />

Bosnierin (Anamaria Marinca)<br />

zu überzeugen, in Den Haag<br />

gegen einen mutmaßlichen serbischen<br />

Kriegsverbrecher auszusagen.<br />

In weiteren Rollen sind<br />

Stephen Dillane, Rolf Lassgard<br />

und Alexander Fehling zu sehen.<br />

Die internationale Koproduktion<br />

von 23/5 Film mit Zentropa<br />

und IDTV Film wurde in<br />

Berlin, Bosnien-Herzegowina,<br />

den Niederlanden, in NRW und<br />

Spanien auf Englisch gedreht.<br />

Als Sender sind SWR, BR, WDR<br />

und ARTE beteiligt.<br />

Für die Berlinale erhielt der<br />

Film eine Einladung in den Wettbewerb<br />

des Festivals.<br />

ders. Ich liebe diesen Film und ich habe<br />

immer noch einen innigen Kontakt<br />

zu vielen Crew-Mitgliedern, weil<br />

wir eine gemeinsame Lebenserfahrung<br />

teilen. Die Filme im Ausland sind<br />

für mich immer etwas Besonderes.<br />

Wie „Schatten der Zeit“ zum Beispiel,<br />

für den wir sehr lange in Kalkutta mit<br />

indischen Schauspielern gedreht haben.<br />

Sie waren ja auch bei<br />

„John Rabe“ in China mit<br />

dabei? Wie waren dort die<br />

Arbeitsbedingungen?<br />

Das war ein sehr interessantes,<br />

aber auch sehr anstrengendes Projekt.<br />

In China zu arbeiten, das kann<br />

man mit keinem anderen Land vergleichen.<br />

Man weiß nie, woran man<br />

ist.<br />

Haben Sie sich denn<br />

auf irgendetwas spezialisiert,<br />

für das man gerade<br />

Sie immer wieder engagiert?<br />

Ich bin etwas auf Haare und Perücken<br />

spezialisiert. Aber ob man<br />

mich deshalb engagiert, weiß ich<br />

nicht. Vielleicht eher, weil ich ein offener<br />

Mensch bin, bereit für Abenteuer.<br />

Ich bin flexibel, habe aber trotzdem<br />

eine Meinung. Und wenn man<br />

gut miteinander gearbeitet hat, arbeitet<br />

man auch gerne noch einmal miteinander.<br />

Was zeichnet denn eine<br />

gute Maske aus?<br />

Wenn man sie nicht sieht,<br />

wenn sie organisch ist, nicht aufgesetzt,<br />

und zum Charakter passt.<br />

Was macht Ihnen an<br />

Ihrem Job am meisten<br />

Spaß?<br />

Dass er immer wieder anders<br />

ist: andere Themen, andere Schauspieler,<br />

andere Zeiten. Mit macht es<br />

Spaß, die gleichen Schauspieler in<br />

verschiedenen Rollen immer wieder<br />

zu verändern.<br />

Schwerpunkt – newsletter 1/2009 17


„Chéri“ spielt im Paris<br />

der Jahrhundertwende.<br />

Wie haben Sie diese Zeitreise<br />

umgesetzt?<br />

Ich hatte das Glück, dass ich<br />

schon bei zwei Filmen, die in dieser<br />

Zeit spielen, mitgemacht habe. So<br />

konnte ich auf eine kleine Bibliothek<br />

zurückgreifen. Doch jedes Projekt ist<br />

immer wieder eine neue Herausforderung.<br />

Der Jugendstil ist eine besondere<br />

Epoche. Damals gab es nur sehr<br />

wenig industrielle Massenproduktion.<br />

Die Baumeister haben alle Elemente<br />

eines Hauses entworfen, innen<br />

wie außen. Deshalb mussten wir<br />

sehr viele Einzelanfertigungen machen,<br />

von den Fenstergriffen, über<br />

den Frisiertisch bis zur freistehenden<br />

Badewanne auf verzierten Füßen.<br />

Auch die Böden und Wände waren<br />

damals mit floralen Ornamenten ver-<br />

ziert, deswegen ließen wir für die Studiobauten<br />

zum Beispiel Fußböden<br />

bemalen und Teppiche bedrucken.<br />

Das klingt sehr aufwändig.<br />

Hinzu kam, dass wir nur sechs<br />

Wochen Vorbereitungszeit bis zum<br />

Drehbeginn hatten. Das ist sehr wenig.<br />

Normalerweise haben wir mindestens<br />

doppelt so viel Zeit für ein<br />

Projekt solcher Größe und Qualität.<br />

Der Production Designer Alan Mac-<br />

Donald hatte zwar schon einige Dinge<br />

vorgeplant, aber das war nur ein<br />

18<br />

Bei Stephen Frears „Chéri“ übernahm Volker Schaefer die Aufgabe des Art Director<br />

für Deutschland. Der Kölner war schon an vielen großen Produktionen beteiligt, wie<br />

„Die fabelhafte Welt der Amélie“, „Gloomy Sunday“ und aktuell Margarethe von Trottas<br />

„Vision“, wie er Tatjana Kimmel im Gespräch erzählte.<br />

Interview mit Volker Schaefer, Art Director „Chéri“<br />

Ein Abteil als Wunderbox<br />

Gerüst für unsere Arbeit. Die Zusammenarbeit<br />

mit Alan MacDonald und<br />

dem Art Director Denis Schnegg war<br />

jedoch sehr effektiv. Wir haben uns<br />

gleich gut verstanden, das hat es einfacher<br />

gemacht. Doch wegen des<br />

Zeitdrucks hat das gesamte deutsche<br />

Team, inklusive Maler, Skulpteure und<br />

Tischler, mächtig gezittert. Es lief alles<br />

sehr gut. Ursprünglich sollten wir<br />

drei Sets machen, im Laufe der Dreharbeiten<br />

kamen aber immer neue dazu,<br />

so dass wir am Ende sechs Kulissen<br />

gebaut haben.<br />

War es schwer, Handwerker<br />

zu finden, die Jugendstil-Einrichtungen<br />

nachbauen können?<br />

Hier in Köln gibt es ein Studio,<br />

und sehr viele gute Handwerker und<br />

Ausstattungsfirmen, die in der Lage<br />

sind, solche Projekte zu bewältigen.<br />

In den letzten 10 bis 15 Jahren sind<br />

hier sehr viele hochwertige Film- und<br />

Fernsehproduktionen gemacht worden,<br />

so dass sich auch versierte<br />

Handwerker etablieren konnten. Die<br />

Szenenbildnerkurse der internationalen<br />

filmschule köln tragen auch dazu<br />

bei, dass wir hier auf gute Leute<br />

zurückgreifen können.<br />

„Chéri“ ist eine romantische<br />

Geschichte.<br />

Welche Rolle spielen da die<br />

Kulissen?<br />

Alles basierte auf Alan MacDonalds<br />

Konzept. Grundlage waren<br />

zum Beispiel die Farbhinweise, die die<br />

Schriftstellerin Colette in ihrer Novelle<br />

selbst gegeben hat. Im Wesentlichen<br />

treffen in „Chéri“ zwei ganz unterschiedliche<br />

Welten aufeinander:<br />

die von Madame Peloux, gespielt von<br />

Kathy Bates. Sie ist eine neureiche Pariserin,<br />

die sich mit teurem Kitsch umgibt.<br />

Eine fulminante Persönlichkeit:<br />

Wenn sie den Raum betritt, ist keine<br />

Luft mehr zum Atmen. Das muss<br />

sich auch in der Einrichtung ihrer<br />

Wohnung widerspiegeln.<br />

Made in NRW:<br />

Chéri<br />

Der Film „Chéri“ beruht auf dem<br />

gleichnamigen Roman der<br />

Schriftstellerin Colette aus dem<br />

Jahr 1920. Rupert Friend spielt<br />

den jungen Mann Chéri, der eine<br />

Affäre mit Lea (Michelle Pfeiffer)<br />

beginnt. Sie ist die Freundin<br />

seiner Mutter und wie diese eine<br />

ehemalige Kurtisane. Die<br />

Fünfzigjährige soll Chéri zu einem<br />

erwachsenen Mann machen. Die<br />

leidenschaftliche Affäre endet<br />

nach sechs Jahren tragisch, als<br />

Chéri gezwungen ist, eine junge<br />

reiche Frau zu heiraten. Gedreht<br />

wurde der neue Film von Stephen<br />

Frears in Biarritz, Paris und<br />

Köln. Der Film entstand als Koproduktion<br />

der Bill Kenwright-<br />

Films, Reliant Pictures und MMC<br />

Independent.<br />

Im Wettbewerb der Berlinale<br />

geht „Chéri“ ins Rennen um<br />

die Bären.<br />

In den Kölner MMC-Studios haben<br />

wir in erster Linie die Kulissen für<br />

Leas Welt aufgebaut. Michelle Pfeiffer<br />

spielt die ehemalige Kurtisane Lea<br />

de Lonval, die als bezahlte Geliebte<br />

in der Pariser Oberschicht verkehrte.<br />

Sie ist gebildet und geschmacksicher.<br />

Das muss für die Zuschauer in der Dekoration<br />

direkt augenfällig sein. Es<br />

darf dabei aber nicht passieren, dass<br />

die Ausstattung den Blick von den<br />

Schauspielern ablenkt.<br />

Woran haben Sie sich<br />

bei dem Entwurf von Leas<br />

Räumen orientiert?<br />

Unser Vorbild waren die Bauten<br />

und Entwürfe von Hector Guimard.<br />

Den kennen Sie sicher von den Pariser<br />

Métro-Stationen. In Paris hat das<br />

Team in einer Guimard-Villa gedreht.<br />

Damit die ästhetische Linie des Films<br />

stimmig ist, bin ich zu den Dreharbeiten<br />

gefahren. Bei den Studiobauten<br />

haben wir uns an die Guimard-Ästhetik<br />

gehalten, bis hin zu den Badezimmerarmaturen<br />

und den Wandbespannungen.<br />

Welche Kulisse war<br />

besonders herausfordernd?<br />

Das Bahnabteil. Wissen Sie, kleine<br />

Räume sind prädestiniert für Studiobauten,<br />

denn im Original wäre<br />

nicht genug Platz. Für „Chéri“ haben<br />

newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />

wir ein fünf Quadratmeter kleines<br />

Zugabteil gebaut, es wurde eine kleine<br />

Wunderbox. Zum einen sollte das<br />

Abteil luxuriös sein, etwa wie im Orientexpress,<br />

mit Messingapplikationen,<br />

Holzintarsien und edlen Polstern.<br />

Zum anderen musste jedes Fenster,<br />

jede Wand wegklappbar sein, damit<br />

Schauspieler, Beleuchter, Regisseur<br />

und Kameramann genug Platz zum<br />

Arbeiten haben. Das hat mir großen<br />

Spaß gemacht.<br />

Wie sind Sie Production<br />

Designer geworden?<br />

Ich bin ein klassischer Autodidakt.<br />

Zunächst habe ich neuere deutsche<br />

Literatur, Sprachwissenschaften<br />

und Medienwissenschaften in Marburg<br />

und Frankfurt studiert. Dann arbeitete<br />

ich als Übersetzer und Fernsehjournalist.<br />

Da ich gerne zeichne,<br />

hat mich dann ein alter Schulfreund<br />

gefragt, ob ich bei seinem Kurzfilmprojekt<br />

das Szenenbild mache. Damit<br />

fing alles an. Ich habe mich über die<br />

Jahre hineingearbeitet, habe viel gelesen,<br />

viel geschaut und viel gearbeitet.<br />

Mein Wissen hat sich perspektiviert.<br />

Bei der Vielzahl der Regisseure,<br />

mit denen ich zusammengearbeitet<br />

habe, habe ich auch von deren Wissen<br />

profitiert. Ich lerne immer dazu,<br />

gerade auch bei jungen Leuten im<br />

Team. Die kennen sich oft viel besser<br />

mit den Möglichkeiten des Computers<br />

aus als ich. Da hatte ich einiges<br />

aufzuholen.<br />

Entwerfen Sie alles am<br />

Computer?<br />

Die CAD-Programme sind<br />

sehr hilfreich für meine Arbeit. Wenn<br />

Sie richtig eingesetzt werden, sind die<br />

Gold wert. Aber die alten Techniken<br />

wie Handskizzen bleiben wichtig.<br />

Denn die Handskizze ist kommunikativ,<br />

gerade bei den Vorgesprächen<br />

mit dem Regisseur und dem Kameramann<br />

ist sie für mich unverzichtbar.<br />

Wie wichtig ist die<br />

Teamarbeit für Sie?<br />

Das Team ist alles. Die Entwicklung<br />

eines Projekts in einer Gemeinschaft<br />

ist für mich sehr wichtig. Dabei<br />

empfinde ich große Glücksmomente.<br />

Das Team fördert meine Kreativität.<br />

Haben Sie Vorbilder?<br />

Nein, nicht direkt – und doch<br />

viele. Ich schaue mir die Arbeiten bekannter<br />

Szenenbildner an. Henry<br />

Bumstead finde ich faszinierend, er<br />

hat mehrere Hitchcock-Filme ausgestattet.<br />

Und für „To Kill a Mockingbird“<br />

schuf er eine gesamte Kleinstadt,<br />

komplett auf dem Studiogelände.<br />

Noch mit 91 Jahren arbeitete er<br />

mit Clint Eastwood zusammen.<br />

Wollen Sie auch noch<br />

mit 91 arbeiten?<br />

Wenn es noch Spaß macht, ja<br />

klar.


Herr Möller, wie sah<br />

Ihr Suchauftrag für „Hilde“<br />

aus?<br />

Bei einer Anfrage für einen historischen<br />

Film gibt es immer Szenen,<br />

die sich zunächst leicht lesen, letztendlich<br />

aber in der Recherche und<br />

Umsetzung der Motive immens hohe<br />

Ansprüche auch an den Scout<br />

stellen. Bei „Hilde“ hatten wir beispielsweise<br />

ein Motiv zu der Affäre<br />

von Hildegard Knef mit einem NS-Offizier.<br />

Da muss man als Scout visualisieren<br />

können und die Atmosphäre<br />

einer Liebesszene zwischen Hilde<br />

und einem Nazi in dessen Villa, also<br />

eigentlich etwas ganz Privates, mit<br />

der Historie der Naziherrschaft und<br />

deren Klischees in Einklang bringen.<br />

Welche Locations gab<br />

es in NRW für „Hilde“?<br />

Es wurde eine Pressekonferenz<br />

in einem Ballsaal in Bonn gedreht. Die<br />

Villa des NS-Offiziers habe ich in Hagen<br />

gefunden, da konnten wir mehr<br />

oder weniger eins zu eins drehen. Bei<br />

der Recherche von Motiven ist immer<br />

wichtig, ob sie allen Szenen entsprechen<br />

oder ob Teile neu und woanders<br />

gesucht werden müssen. Wenn<br />

nötig, passiert dies immer in Rücksprache<br />

mit der Produktion, weil aus<br />

einem neuen Motiv auch neue Anfahrtswege<br />

entstehen. Das muss immer<br />

mit dem Drehplan in Einklang<br />

gebracht werden. Bei aufwändigen<br />

Produktionen mit vielen Motiven ist<br />

das Problem gar nicht das Finden des<br />

reinen Motivs, sondern die Kombination.<br />

Wir hatten zum Beispiel einen<br />

Drehtag in Bonn, für den drei Motive<br />

gefunden werden mussten, die<br />

einfach nur in dieser Kombination in<br />

einen Drehtag hinein passten.<br />

Was unterschied die<br />

Arbeit an „Hilde“ von anderen<br />

Produktionen?<br />

Aufgrund eines sehr engen<br />

Zeitfensters mussten wir möglichst<br />

passende Originalmotive finden, weil<br />

jedes richtige Detail im und am Motiv<br />

auch Zeit für die Produktion einsparen<br />

kann. Erst recht, wenn der enge<br />

Drehplan keine Experimente zu-<br />

lässt. Andere Produktionen wie beispielsweise<br />

„Krupp“ mit einem wesentlich<br />

größeren Zeitfenster oder mit<br />

Studiobauten lassen einem da mehr<br />

Luft.<br />

Sind historische Motive<br />

schwerer zu finden?<br />

Es gibt Drehbücher, da geht es<br />

schlicht und ergreifend um die Umsetzung<br />

von Rollenbesetzungen: der<br />

Bösewicht, der Liebhaber, die Neurotikerin.<br />

Im Gespräch mit Regie und<br />

Location Scout Stefan Möller machte sich mit seiner Kölner Firma ZeitRaumRechercheLocation<br />

selbstständig und hat mit Regisseuren wie Andreas Kleinert, Bernd Schadewald, Til Schweiger<br />

und Heinrich Breloer zusammengearbeitet. Für „Hilde“ entdeckte er zusammen mit Frank Meter<br />

die Locations in NRW. Günter H. Jekubzik sprach mit Stefan Möller über den Reiz seiner Arbeit.<br />

Interview Stefan Möller, Location Scout „Hilde“<br />

Die Lust am Suchen<br />

Made in NRW:<br />

Hilde<br />

„Hilde“ erzählt das beeindruckende<br />

Leben einer beeindruckenden<br />

Frau: Hildegard Knef, die 2002<br />

verstorbene Schauspielerin, Chanson-Sängerin<br />

und Buchautorin.<br />

Von ihren Anfängen mit Filmen<br />

wie „Unter den Brücken“ und<br />

„Die Mörder sind unter uns“ über<br />

die vermeintliche Skandal-Produktion<br />

„Die Sünderin“ bis zu ihrer<br />

Karriere als Sängerin.<br />

Heike Makatsch verkörpert<br />

die Hauptrolle in „Hilde“. Das<br />

Biopic wurde unter der Regie<br />

von Grimme-Preisträger Kai<br />

Wessel gedreht. Das Drehbuch<br />

stammt von Maria von Heland.<br />

Neben Heike Makatsch standen<br />

unter anderem Monica Bleibtreu,<br />

Michael Gwisdek, Johanna Gastdorf<br />

und Henry Hübchen vor der<br />

Kamera von Hagen Bogdanski.<br />

Produziert wurde „Hilde“ von der<br />

Egoli Tossell Film Köln, die schon<br />

„Schwesterherz“ und „Almost<br />

Heaven“ mit Heike Makatsch realisierten.<br />

Der Verleih Warner Bros.<br />

wird den Film 2009 in die Kinos<br />

bringen.<br />

Auf der Berlinale läuft „Hilde“<br />

in der Reihe Special.<br />

Szenenbild wird dann festgelegt, wie<br />

sie in Form der Motive dargestellt<br />

werden sollen. Bei einem historischen<br />

Film sind die Anforderungen viel präziser.<br />

Wenn wie bei „Hilde“ ein Kino<br />

oder ein anderes Motiv aus dem Jahr<br />

1920 gesucht wird, dann muss man<br />

sich nicht nur in dieser Zeit auskennen,<br />

sondern bei der Recherche auch<br />

ein Gefühl dafür haben, wo es vielleicht<br />

zu finden ist. Diese Fähigkeit<br />

hat sehr viel mit Intuition zu tun und<br />

ist auch eine Kombination aus Abge-<br />

speichertem und Erfahrung. In<br />

der Zusammenarbeit mit Szenenbildnern<br />

lernt man schnell, wie<br />

ein Motiv durch nur kleinste Veränderungen<br />

zu dem werden<br />

kann, was im Drehbuch steht.<br />

Hatten Sie die Locations<br />

schon in Ihrer Datei,<br />

oder haben Sie sich neu<br />

auf die Suche gemacht?<br />

Die ersten Motivvorschläge<br />

am Anfang einer Produktion sind<br />

immer eine Kombination von<br />

schon Recherchiertem und einer<br />

Suche nach Neuem. Es gibt Anfragen<br />

speziell für ein fehlendes Motiv<br />

wie bei „Berlin 36“, da liefere<br />

ich eine Auswahl und werde pauschal<br />

bezahlt. Wenn ich wie beim<br />

Dieter Wedel-Film „Mit Glanz und<br />

Gloria“ oder bei „Krupp“ komplett<br />

für NRW gebucht bin, dann begleite<br />

ich die Produktion so lange, bis alle<br />

Motive gefunden sind.<br />

Welche Eigenschaften<br />

muss ein Location Scout<br />

mitbringen?<br />

Grundsätzlich muss man Spaß<br />

am Recherchieren haben und die<br />

Lust, in der eigenen Vorstellung und<br />

Umsetzung des gesuchten Drehortes<br />

auch ans Ziel kommen zu wollen.<br />

Wenn ich zum Beispiel eine Kate am<br />

Meer in Norddeutschland in NRW suchen<br />

muss, gibt es instinktiv die richtige<br />

Ecke in NRW, auf die ich lossteuere,<br />

um das Motiv zu finden.<br />

Man muss immer das Beste wollen.<br />

Es gibt einen sehr trockenherzigen<br />

Alltag. Das sind die Kilometer, die<br />

man abreißt und zum Teil auch umsonst<br />

durch die Gegend fährt. Das<br />

andere ist das Arbeiten an und mit<br />

Menschen. Wenn man keine Begeisterung<br />

dafür hat, Motivgeber kennen<br />

zu lernen, sich auf sie einzustellen<br />

und sich die Zeit zu nehmen, genau<br />

zu erklären, was auf sie zukommt,<br />

kann man den Job nicht gut<br />

machen. Ich könnte Bücher über Motive<br />

und ihre Bewohner schreiben.<br />

Natürlich kostet die erste Kontaktaufnahme,<br />

gerade im privaten Bereich,<br />

immer eine gewisse Überwindung,<br />

da sie meistens spontan stattfindet:<br />

gerade entdeckt, schon steht man<br />

vor einer Türe. Aber die positiven Begegnungen<br />

mit Motivgebern überwiegen.<br />

Das wiegt alle Unannehmlichkeiten<br />

meines Alltags auf. Wenn<br />

ich am Ziel bin, gibt mir das ein sehr<br />

gutes Gefühl.<br />

Ist das Scouten für Sie<br />

ein kreativer Job oder eher<br />

eine Dienstleistung?<br />

Immer wenn ich ein neues<br />

Drehbuch durchlese, dann läuft bei<br />

mir der Film ab. Es gibt Regisseure,<br />

die wollen genau ihren rot karierten<br />

Raum. Und es gibt andere, da merkt<br />

man, der sagt zwar rot kariert, meint<br />

aber etwas ganz anders. Da muss<br />

man abschätzen, wie sehr die eigene<br />

Kreativität gefragt ist und wo man<br />

eins zu eins suchen soll. Letztendlich<br />

zählt der Erfolg. Ich glaube, dass ich<br />

inzwischen aus meinen vielen Erfahrungen<br />

schöpfen kann. Für mich<br />

bleibt der Spaß am Suchen ein wichtiger<br />

Bestandteil meiner Arbeit. Bei jedem<br />

Projekt ist es schön, irgendwann<br />

ans Ziel zu kommen und zu wissen,<br />

dass alle Motive gefunden sind. Es ist<br />

auf jeden Fall ein ganz, ganz toller<br />

Job, und ich möchte nichts anderes<br />

machen.<br />

Schwerpunkt – newsletter 1/2009 19


„Unter Bauern“, Foto: Pandora<br />

20<br />

„Der Vulkan“, Foto: RTL<br />

„Der Vorleser”, Foto: Senator<br />

newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />

„Hilde”, Foto: Egoli Tossell Film


“Chéri“, Foto: Chéri Productions Ltd./Bruno Calvo<br />

Made in NRW: Zehn Filme präsentiert der<br />

Newsletter in seinem Schwerpunkt. Ihnen allen<br />

gemeinsam ist, dass sie 2008 in NRW gedreht und<br />

2009 auf der Berlinale, im Kino oder im Fernsehen<br />

zu sehen sind. Dazu sprachen wir mit Crew-Mit-<br />

gliedern aus NRW, die an den Produktionen beteiligt<br />

waren und uns von ihren Erfahrungen erzählen.<br />

„Ob ihr wollt oder nicht“, Foto: Elsani<br />

„Die Päpstin“, Foto: Constantin<br />

„Sturm”, Foto: 23/5, Zentropa, IDTV<br />

„This is love“, Foto: Badlands<br />

Schwerpunkt – newsletter 1/2009 21


Sie haben an der Produktion<br />

„Der Vulkan“ mitgearbeitet:<br />

Was genau<br />

waren Ihre Aufgaben, und<br />

welche Effekte sollten erzeugt<br />

werden?<br />

Wir hatten mehrere Aufgaben,<br />

eine war, Feuer zu erzeugen. Nach<br />

dem Vulkanausbruch sollte es mehrere<br />

Brände geben. Und wir mussten<br />

Nebel machen. Der schwierigste Effekt<br />

war der Ascheregen. Er kündigt<br />

den Vulkanausbruch an.<br />

So etwas haben Sie<br />

wahrscheinlich vorher<br />

noch nie gemacht.<br />

Richtig. Wir mussten vorher mit<br />

verschiedenen Materialien experimentieren.<br />

Wir haben ihn dann extra<br />

anfertigen lassen. So ähnlich wie<br />

Kunstschnee aus Weizenstärke-Flokken,<br />

die wir gemahlen haben. Dunkelgrau<br />

durchgefärbt sieht das dann<br />

originalgetreu so aus wie ein Ascheregen.<br />

Und das wird durch<br />

eine Maschine in die Luft<br />

geblasen?<br />

Ja. Das war der aufwändigste<br />

Effekt, weil wir das teilweise noch in<br />

der Frankfurter Innenstadt gemacht<br />

haben und die Fassaden nicht verschmutzen<br />

durften.<br />

Müssen Sie immer<br />

erst Lösungen finden,<br />

oder haben Sie sich im<br />

Laufe der Zeit ein Knowhow<br />

angeeignet, auf das<br />

Sie zurückgreifen können?<br />

Wir machen das jetzt seit etwa<br />

zwölf Jahren. Die meisten Effekte haben<br />

wir irgendwann irgendwie mal<br />

gemacht – Regen, Schnee, Feuer, Explosionen<br />

etc. Explosionen mussten<br />

wir übrigens für „Der Vulkan“ auch<br />

erzeugen, die Impacts von den Lavabrocken.<br />

Wir haben die Explosionen<br />

in kleinen Trichtern gemacht mit Materialien,<br />

die leicht und ungefährlich<br />

sind, weil die Darsteller teilweise sehr<br />

nah daran vorbei gelaufen sind. Und<br />

später werden dann noch digital die<br />

glühenden Lavabrocken eingesetzt.<br />

Wie gefährlich ist Ihr<br />

Job?<br />

(Lacht) Wir versuchen, es so ungefährlich<br />

wie möglich zu machen.<br />

Aber natürlich arbeiten wir mit<br />

Sprengstoff und mit Feuer. Es wird<br />

22<br />

immer so gemacht, dass es für Darsteller<br />

und Team die geringstmögliche<br />

Gefährdung gibt. Alles wird ausgetestet<br />

und ausprobiert, damit wirklich<br />

nichts passiert.<br />

Haben Sie schon mal<br />

jemanden verletzt?<br />

Eigentlich nicht. Aber es kommt<br />

schon mal vor, dass es bei einem Körperbeschuss<br />

einen blauen Fleck gibt.<br />

Oder dass mal etwas brennt, das<br />

nicht brennen soll. Meistens entstehen<br />

nur geringere Materialschäden.<br />

Sie sind also gut versichert?<br />

Ja, wir sind gut versichert<br />

(lacht). Das ist die Voraussetzung, um<br />

die Lizenz zu bekommen.<br />

Worauf sind Sie bei<br />

dem Dreh von „Der Vulkan“<br />

besonders stolz?<br />

Die Bilder, die man am Schluss<br />

gesehen hat, sahen schon so aus,<br />

dass man sagen konnte: Wir haben<br />

das gut gemacht. Die Effekte waren<br />

gut. Manche Effekte fallen gar nicht<br />

so auf, obwohl sie sehr aufwändig<br />

sind. Zum Beispiel wenn Matthias<br />

Koeberlin aus dem einstürzenden<br />

Gasthaus stürmt. Da passieren Dinge<br />

in einer exakten Abfolge, und darauf<br />

sind wir schon stolz.<br />

Wie viele Projekte<br />

können Sie gleichzeitig betreuen?<br />

Für die aufwändigen Spezialeffekte in der RTL-Produktion „Der Vulkan“ wurde die Firma<br />

CFX aus Köln engagiert. Geschäftsführer Wolf Schiebel arbeitete von Ende Juli bis Mitte<br />

Oktober am Set in der Eifel. Der 40-jährige Schiebel stammt aus Celle, wuchs in Bensheim<br />

auf und lebt und arbeitet seit 1986 in Köln. Anna Koskoda sprach mit ihm über seine Arbeit.<br />

Interview Wolf Schiebel, Special Effects „Der Vulkan“<br />

Gut versichert<br />

Wir sind in unserer Firma in<br />

Köln fünf feste Mitarbeiter, haben etwa<br />

zehn bis zwölf freie und in Berlin<br />

auch noch mal zehn. Zwei Großprojekte<br />

und mehrere kleine parallel<br />

sind kein Problem. Bisher mussten wir<br />

noch nichts mangels Kapazitäten absagen.<br />

Wie lange gibt es die<br />

Firma CFX Spezialeffekte<br />

schon?<br />

Seit August 2004, wir haben<br />

uns damals zu einer GbR zusammengetan<br />

mit drei Leuten: Volker Lorig,<br />

Niklas Voigt und ich. Wir waren aber<br />

schon seit 1994 als Einzelunternehmen<br />

tätig.<br />

Welche Kunden betreuen<br />

Sie mit der Firma?<br />

Große Filme, aber auch kleinere<br />

Abschlussfilme, Kino und Fernsehen.<br />

Kinoproduktionen, die wir gemacht<br />

haben, waren etwa „Rennschwein<br />

Rudi Rüssel“, „One Way“<br />

oder „Barfuss“, die beiden zuletzt genannten<br />

mit Til Schweiger. Ein neu-<br />

es Feld für uns ist das Experimentalfernsehen,<br />

Sendungen wie „Galileo“<br />

oder „Wie schlau ist Deutschland?“,<br />

wofür wir Experimente mitentwickel<br />

und sie kameratechnisch aufbereiten.<br />

Was waren weitere<br />

herausragende Projekte<br />

für Sie?<br />

Sicher der neue Film von Theo<br />

Angelopoulos „Dust of Time“, den<br />

wir betreut haben. Da haben wir den<br />

kompletten Pariser Platz in Berlin beschneit<br />

für eine große Kinototale. Das<br />

war sehr aufwändig. Wir haben<br />

schon häufig große TV-Produktionen<br />

mit teamWorx gemacht, etwa „Tornado“,<br />

„Schatz von Troja“ oder „Die<br />

Patin“.<br />

Was ist am schwierigsten?<br />

Die Pyrotechnik?<br />

Das kann man so eigentlich<br />

nicht sagen. Am schwierigsten sind<br />

häufig die kleinen Effekte, die man<br />

gar nicht so sieht. Etwa eine Tasse,<br />

die auf dem Tisch steht und vibrieren<br />

soll, um den Vulkanausbruch anzu-<br />

newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />

kündigen. Da mussten wir ein Loch<br />

in den Tisch bohren und von unten<br />

einen Mechanismus installieren, der<br />

gegen die Tasse klopft.<br />

Wie kamen Sie zu<br />

dem Job?<br />

Ich habe eine kaufmännische<br />

Ausbildung gemacht und bin dann<br />

in der Veranstaltungstechnik gelandet,<br />

habe Ton- und Lichttechnik auch<br />

beim Fernsehen gemacht. Irgendwann<br />

bin ich bei der Pyrotechnik gelandet.<br />

Was macht Ihnen am<br />

meisten Spaß bei Ihrer Arbeit?<br />

Das Basteln. Ständig neue Herausforderungen,<br />

ständig neue Ideen.<br />

Man kann seinen Spieltrieb ausleben,<br />

das Hobby zum Beruf machen. Das<br />

ist das Größte.<br />

Made in NRW<br />

Der Vulkan<br />

In der Eifel gibt es zahlreiche<br />

schlafende Vulkane, die jederzeit<br />

wieder ausbrechen können. Aus<br />

diesem Szenario hat teamWorx<br />

im Auftrag von RTL die rund<br />

neun Millionen Euro teure Fernsehproduktion<br />

„Der Vulkan“ entwickelt,<br />

die im Sommer/Herbst<br />

2008 in der Eifel gedreht wurde<br />

und Ende dieses Jahres als Zweiteiler<br />

gesendet wird. Uwe Janson<br />

inszeniert das Drama nach<br />

einem Drehbuch von Alexander<br />

Rümelin. Die Schauspieler Matthias<br />

Koeberlin, Heiner Lauterbach,<br />

Katharina Wackernagel,<br />

Armin Rohde, Yvonne Catterfeld,<br />

Ursula Karven, Katja Riemann<br />

und Christian Redl spielen<br />

die betroffenen Bewohner des<br />

kleinen Eifelorts Lorchheim.


Was ging Ihnen durch den<br />

Kopf, als man Ihnen anbot, das<br />

Kostüm beim nächsten Film<br />

von Lars von Trier zu machen?<br />

In der ersten Reaktion war ich total<br />

überwältigt. Man stellt sich ja oft als Berufsanfänger<br />

vor, wie das wohl wäre,<br />

wenn aus dem Blauen heraus das Telefon<br />

klingelte und man angefragt würde für<br />

das Projekt eines großen Regisseurs. Ich<br />

habe mich total gefreut und war sehr euphorisch.<br />

Bettina Brokemper von Zentropa<br />

International Köln hatte mich vorgeschlagen,<br />

und ich habe mich dann mit<br />

Lars von Trier zu einem Gespräch getroffen.<br />

Die Befürchtungen, Ängste und Zweifel<br />

kamen dann später, als ich auf die endgültige<br />

Zusage wartete. Das war emotional<br />

sogar anstrengender als die Vorbereitung<br />

auf das Treffen mit Lars von Trier<br />

selbst.<br />

Wie gestaltet sich für Sie<br />

als Kostümbildnerin die Zusammenarbeit<br />

mit dem Regisseur?<br />

Die allerersten Ideen und Assoziationen,<br />

die beim Lesen des Drehbuchs entstehen,<br />

halte ich sofort fest, weil es einen<br />

unmittelbareren Zugang später nie wieder<br />

geben wird. Dann sammle ich Material,<br />

suche Bilder, fertige Zeichnungen an<br />

und lege das dem Regisseur vor, um gemeinsam<br />

das Thema einzukreisen. Man<br />

muss sich ja überhaupt erst einmal kennen<br />

lernen, wie der andere über Kostüme<br />

spricht zum Beispiel. Man muss schauen,<br />

dass man die gleichen Dinge meint,<br />

wenn man sie benennt. Macht man mehrere<br />

Arbeiten miteinander, lernt man das.<br />

Am Anfang aber ist das noch ein Herantasten.<br />

Sehr angenehm in der<br />

Zusammenarbeit mit Lars von<br />

Trier war jedoch, dass er mir<br />

trotz der Tatsache, dass wir<br />

uns im Grunde erst einmal<br />

fremd waren, doch große<br />

Freiheit ließ und mir einen<br />

Vertrauensvorschub entgegenbrachte.<br />

Das Kostüm trägt ja<br />

durchaus stark zur Figurencharakterisierung<br />

bei, die ja wiederum<br />

eigentlich die Regie gemeinsam<br />

mit den Darstellern<br />

leistet. Als wie groß empfinden<br />

Sie Ihren Anteil?<br />

Lars von Trier war es zunächst sehr<br />

wichtig, dass auch die Schauspieler ganz<br />

früh in diesen Prozess eingebunden werden.<br />

Ich bin deshalb auch sehr bald nach<br />

Rom zu Willem Dafoe gefahren. Wir saßen<br />

oben in seinem Yogazimmer auf dem<br />

Fußboden und haben uns die Bilder angesehen<br />

und uns auf die grobe Richtung<br />

verständigt. Es war ein sehr angenehmer,<br />

weil professioneller erster Kontakt. Im besten<br />

Falle geht hier die Arbeit von Schauspiel,<br />

Regie und Kostüm ineinander über.<br />

Nach Filmen wie „Gegenüber“ und zahlreichen Arbeiten mit Matti Geschonneck zeichne-<br />

te Frauke Firl vergangenes Jahr für das Kostümbild von Lars von Triers „Antichrist“ ver-<br />

antwortlich. Über die Arbeit mit gleich drei Weltstars berichtet die Kölnerin im Gespräch<br />

mit Oliver Baumgarten.<br />

Interview mit Frauke Firl, Kostümbild „Antichrist“<br />

Pullover mit Patina<br />

Ein wichtiger Moment in der Arbeit ist etwa<br />

die Anprobe, wenn man das Kostüm<br />

am Schauspieler sieht. Das ist der Moment,<br />

ab dem man alle Theorie beiseite<br />

lassen kann, weil man sofort erkennt, ob<br />

etwas funktioniert oder nicht. Lars von<br />

Trier war bei diesen Anproben manchmal<br />

dabei. Und so haben wir gemeinsam zu<br />

spielen begonnen. Das ist sehr wichtig,<br />

gerade wenn es um ein Kostüm geht, das<br />

sehr alltäglich ist, aber das Spezielle doch<br />

sehr genau beschreiben soll. Das war ein<br />

sehr kreativer, offener Prozess, bei dem<br />

am Ende zum Beispiel herauskam, dass<br />

Charlotte Gainsbourg jetzt den Ölmantel<br />

trägt, den ich eigentlich für Willem Dafoe<br />

heraus gesucht hatte. Das war toll, dass<br />

hier Dinge entstehen konnten, die eigentlich<br />

unvorhergesehen waren.<br />

Hat sich die Arbeit mit<br />

zwei solchen Stars unterschieden<br />

zur gewohnten Situation?<br />

Man merkt schnell, dass das Handwerk<br />

und das Prozedere am Ende das<br />

gleiche bleiben. Ich muss aber sagen,<br />

dass beide mit großer Konzentration und<br />

Professionalität gearbeitet und ohne zu<br />

klagen diesen nicht leichten Film gemacht<br />

haben. Wir haben von Mitte August bis<br />

Mitte Oktober gedreht. Das Wetter hatte<br />

also von Regenmatsch bis zu Goldenem<br />

Herbst alles zu bieten, und dieser Film<br />

spielt im Wald, draußen und nachts. Da<br />

waren beide sehr gefordert.<br />

Wie viele Personen hat Ihr<br />

Department bei „Antichrist“<br />

umfasst?<br />

Auszustatten waren zwei Schauspieler<br />

und ein kleiner Junge. Für die Betreuung<br />

am Set hatte ich dafür zwei Garderobieren.<br />

Gerade bei einem solchen Film<br />

war es wichtig, dass nicht zu viele Leute<br />

am Set sind. Meistens wurde zudem in einer<br />

Blockhütte gedreht, da passten einfach<br />

auch gar nicht so viele Leute rein, so<br />

dass meine erste Garderobiere eigentlich<br />

die Person war, die von der Kostümabteilung<br />

am engsten dran war. Nachdem alles<br />

festgelegt war, die Anschlüsse und die<br />

Dreharbeiten liefen, war ich selbst noch<br />

für offene Fragen da, auch um die Kleidung<br />

der Komparsen durchzugehen und<br />

so das Bild im Hintergrund mit zu gestalten.<br />

„Antichrist“ scheint ja<br />

wohl ein Genrefilm zu sein, ein<br />

Psychothriller. Spiegelt<br />

sich das in den Kostümen?<br />

Nicht direkt. Der<br />

Ausgangspunkt ist<br />

ein Paar, das zusammen<br />

in eine Waldhütte<br />

zieht. Da geht<br />

es um moderne,<br />

praktische Kleidung,<br />

die nicht auf das Genre<br />

hinweist. Es ist<br />

ja auch viel<br />

spannender,<br />

wenn sich das<br />

Genre äußerlich<br />

zunächst<br />

nirgends zeigt, sondern erst langsam<br />

durch die Atmosphäre entsteht.<br />

Es sind im Grunde also re-<br />

Made in NRW:<br />

Antichrist<br />

Lars von Triers Film wurde in 40<br />

Drehtagen ausschließlich in<br />

NRW gedreht. Von Zentropa International<br />

Köln mit vier Ländern<br />

koproduziert, erzählt der<br />

Film die Geschichte eines Ehepaares,<br />

das sich nach dem Tod<br />

des gemeinsamen Kindes in eine<br />

Waldhütte zurückzieht. Willem<br />

Dafoe und Charlotte Gainsbourg<br />

spielen die Hauptrollen,<br />

das Drehbuch hat Lars von Trier<br />

geschrieben. „Antichrist“ wird<br />

voraussichtlich im Oktober 2009<br />

von MFA in die deutschen Kinos<br />

gebracht.<br />

lativ normale Kleidungsstücke, die trotzdem<br />

etwas Spezielles sein mussten, etwas,<br />

das eine gewisse Aura vermitteln kann.<br />

Zudem ist „Antichrist“ ein Film, in dem die<br />

Menschen mit den Kostümen den Weg<br />

nach unten nehmen – mit diesen Kostümen<br />

passiert einfach sehr viel. Zwei Menschen<br />

gehen in den Wald und erleben<br />

dort Dinge mit der Natur und miteinander,<br />

und das verändert das Kostüm. Da wir<br />

nicht chronologisch gedreht haben, musste<br />

ich die Kostüme bis zu zwölf Mal da haben<br />

in verschiedenen Zuständen der Zerstörung,<br />

der Patina. Da haben wir auch<br />

die verschiedensten Materialien ausprobiert,<br />

von künstlicher Edelpatina, aus der<br />

Apotheke sozusagen, bis hin zum ordinären<br />

Matsch vor Ort. Dieses Konzept muss<br />

dann schon genau stimmen, damit man<br />

nicht nachher im Schnitt große<br />

Anschlussprobleme bekommt.<br />

Das war durchaus eine<br />

Herausforderung.<br />

Hat denn die<br />

Arbeitsweise zu<br />

weiterem Unvorhergesehenengeführt?<br />

Auch Charlotte Gainsbourg<br />

hatte ich<br />

vorher in<br />

Paris besucht,<br />

wo sie irgendwann<br />

ein tollesStrick-Minikleid<br />

ihrer Mutter<br />

Jane Birkin<br />

aus dem<br />

Schrank zog.<br />

Das haben wir<br />

am Ende dann<br />

tatsächlich als Pullover<br />

auch in den Film<br />

mit eingefügt. Und ich<br />

bin sehr froh, dass dieser Pullover die<br />

Dreharbeiten heil überstanden hat – wenn<br />

auch mit ein bisschen mehr Charakter und<br />

Patina als vorher.<br />

Schwerpunkt – newsletter 1/2009 23


24<br />

Wie sind Sie zu dem<br />

Job gekommen?<br />

“This is Love“ wird von Badlands<br />

Film produziert, der neuen Firma<br />

von Jürgen Vogel, Matthias Glasner<br />

und Lars Kraume. Und mit Lars<br />

Kraume hatte ich zuvor schon zwei<br />

Filme gemacht. Eines Tages hat er<br />

mich angerufen und gemeint, es gäbe<br />

da diesen Kinofilm von Matthias<br />

Glasner, und bis die Dreharbeiten losgingen,<br />

sei extrem wenig Zeit, ob ich<br />

den Job machen wolle. Ich habe das<br />

dann zuhause besprochen, und zwei<br />

Tage später habe ich in Berlin schon<br />

Matthias Glasner getroffen.<br />

Aber das Drehbuch<br />

haben Sie vorher noch lesen<br />

können?<br />

Klar, das Drehbuch liest man<br />

natürlich als erstes, um sich ein Bild<br />

von dem Film zu machen. Beim Tref-<br />

Made in NRW:<br />

This is Love<br />

Chris hat die 9-jährige Vietnamesin<br />

Jenjira von Menschenhändlern<br />

freigekauft, ohne zu<br />

bezahlen. Gemeinsam fliehen<br />

sie vor der Schlepperbande, bis<br />

Chris eines Tages des Mordes<br />

beschuldigt wird. Er trifft auf die<br />

trinkfeste Kommissarin Maggie,<br />

und in zahlreichen Verhören<br />

kommen sie sich näher.<br />

Matthias Glasners „This is<br />

Love“ ist das erste Projekt der<br />

von ihm mit Jürgen Vogel und<br />

Lars Kraume gemeinsam gegründeten<br />

Badlands Film in Koproduktion<br />

mit Schwarzweiß<br />

Filmproduktion und cine plus<br />

Filmproduktion. Die Hauptrollen<br />

spielen Corinna Harfouch, Jens<br />

Albinus und Jürgen Vogel. Der<br />

Film, der zurzeit von Mona Bräuer<br />

montiert wird, startet 2009 im<br />

Verleih der Kinowelt.<br />

Frank Prümmer war verantwortlich für das Szenenbild von Matthias Glasners „This is Love“.<br />

Nach zahlreichen Arbeiten fürs Fernsehen ist dies sein erster Kinofilm als Head of Department.<br />

Im Gespräch mit Oliver Baumgarten erzählt der Kölner von den Dreharbeiten in Berlin,<br />

Saigon und NRW.<br />

Interview Frank Prümmer, Szenenbildner „This is Love“<br />

Reiz des Offenen<br />

fen mit dem Regisseur geht es dann<br />

darum, sich dessen Gedanken anzuhören,<br />

zu schauen, was möglich ist,<br />

und die eigenen Ideen damit zu verbinden.<br />

Das Besondere bei „This is<br />

Love“ war, dass Matthias Glasner sich<br />

eine Offenheit in der Inszenierung<br />

vorgestellt hat, die Platz gegeben hat<br />

für ein gewisses Maß an spontaner<br />

Arbeit.<br />

Ist Spontaneität beim<br />

Szenenbild nicht eher ein<br />

Problem?<br />

Man sucht sich ja natürlich im<br />

voraus Locations aus für die Szenen,<br />

insofern weiß man immer um die örtlichen<br />

Begebenheiten und Möglichkeiten.<br />

Außerdem meine ich gar nicht<br />

mal Improvisation, vielmehr ging es<br />

einfach um eine Offenheit in der Herangehensweise.<br />

Also darum, sich auf<br />

während der Dreharbeiten entstehende<br />

Situationen immer wieder neu<br />

einstellen und reagieren zu können.<br />

Trotz der genauen Vorbereitung erhielt<br />

sich Matthias diese Freiheit, vom<br />

ursprünglich Festgelegten abzuweichen,<br />

um auf Situationen, Momente<br />

oder neue Ideen einzugehen. Das<br />

hat mir gut gefallen, da diese intuitive<br />

Arbeitsweise zu besseren Ergebnissen<br />

führte.<br />

Ist denn ein Großteil<br />

des Films an Originalschauplätzen<br />

gedreht worden?<br />

Überwiegend schon, aber es<br />

gab auch Motive, zwei Hinterzimmer<br />

in Saigon etwa, die wir im Studio<br />

nachgebaut haben, oder einen sehr<br />

großen Green-Screen zur Einarbeitung<br />

digitaler Szenen. Dazu kam eine<br />

zweite Wohnung, die als Motiv<br />

extrem heruntergekommen war. Da<br />

haben wir so viele Schönheits-, Reparatur-<br />

und Renovierungsarbeiten<br />

geleistet, das kam einem Studioaufbau<br />

eigentlich ziemlich nahe.<br />

Was ist einem Szenenbildner<br />

eigentlich lieber:<br />

sich einen Originalschau-<br />

platz anzueignen oder etwas<br />

aus dem Nichts zu erschaffen?<br />

Ohne Frage ist das Herrichten<br />

eines Originalschauplatzes eine<br />

große Herausforderung. Im Studio<br />

aber kannst du angefangen von den<br />

Skizzen und den Bauzeichnungen bis<br />

hin zu den kleinsten Ausstattungsdetails<br />

alles nach den eigenen Wünschen<br />

und Anforderungen erschaffen.<br />

Das hat letzten Endes dann doch<br />

den größeren Reiz – für mich jedenfalls!<br />

Einige Szenen wurden<br />

auch in Vietnam gedreht.<br />

Welche Probleme hat das<br />

gebracht?<br />

Zum Glück war ich zuvor privat<br />

schon einmal in Saigon, so dass ich<br />

dort nicht die ganz große Fremdartigkeit<br />

empfunden habe. Trotzdem<br />

haben wir natürlich vor Ort mit lokalen<br />

Spezialisten gearbeitet, die uns bei<br />

den Locations und der Organisation<br />

sehr geholfen haben. Wir hatten ein<br />

kleines Team in Saigon, so dass jeder<br />

dort mit anfassen musste, wo es<br />

eben nötig war.<br />

Wie groß ist denn das<br />

Team Ihres Departments<br />

bei „This is Love“ gewesen,<br />

der vom Budget her ja<br />

eher ein Independentfilm<br />

ist?<br />

Zählt man jeden Praktikanten<br />

und Helfer dazu, dann kamen wir so<br />

auf zwölf Leute. Je nach Aufwand<br />

der Aufbauten kann das dann schnell<br />

auf zwanzig wachsen. Im Großen<br />

und Ganzen waren wir also keineswegs<br />

unterbesetzt, hatten aber im<br />

gewissen Sinne eine Minimalbesetzung.<br />

War das eine der Herausforderungen<br />

für Sie?<br />

Zum Teil schon, aber gerade die<br />

Tatsache, so wenig Vorbereitungszeit<br />

gehabt zu haben und dann trotzdem<br />

newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />

an drei Orten die unterschiedlichen<br />

Sets zu bauen, war eine echte Herausforderung<br />

– neben Saigon haben<br />

wir ja vorrangig in Berlin und in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

gedreht. Mit dem Ergebnis<br />

jedenfalls waren nicht nur die<br />

Produktion und Matthias, sondern<br />

auch ich selbst durchaus zufrieden.<br />

Sonja Rom hat die Kamera<br />

gemacht, wie arbeiten<br />

Sie zusammen?<br />

Es ist natürlich durchaus üblich,<br />

dass es Szenen gibt, in denen das<br />

Szenenbild auf Vorgaben der Kamera<br />

zu reagieren hat und umgekehrt,<br />

und gerade bei „This is Love“ hätten<br />

Rücksichtnahmen auf die Kamera nahe<br />

gelegen, da Sonja Rom den Film<br />

digital gedreht hat. Doch von Beginn<br />

an hat sie uns gesagt, wir sollten uns<br />

davon nicht beeinflussen lassen, sondern<br />

so arbeiten, wie wir es gewohnt<br />

seien und auf unser Gefühl vertrauen.<br />

Abgesehen von einigen wenigen<br />

Mustern oder Kontrasten, die ein<br />

Bildflimmern erzeugen können und<br />

auf die wir im Hintergrund bewusst<br />

verzichtet haben, hielten wir uns<br />

auch daran. Was jetzt aber nicht heißen<br />

soll, es wurde deshalb nicht miteinander<br />

geredet: Im Gegenteil hat<br />

sich das Team ausgesprochen gut<br />

verstanden, und sein Plus bestand gerade<br />

darin, dass über alles gesprochen<br />

werden konnte.<br />

Haben Sie als Kölner<br />

eigentlich häufiger Gelegenheit,<br />

in der Heimat zu<br />

arbeiten?<br />

Da ich von hier komme, habe<br />

ich hier natürlich auch die meisten<br />

Kontakte. In den letzten Jahren habe<br />

ich vornehmlich Fernsehen gemacht,<br />

einige Folgen „Wilsberg“ unter<br />

anderem, „Tatorte“ und Fernsehfilme<br />

von Manfred Stelzer, Edward<br />

Berger oder eben Lars Kraume. „This<br />

is Love“ ist mein dritter Kinofilm, aber<br />

mein erster als verantwortlicher Szenenbildner,<br />

ein Projekt, das wirklich<br />

Spaß gemacht hat und auf dessen Ergebnis<br />

ich sehr gespannt bin.


Frau Schlößer, wie<br />

war es unter Bauern?<br />

Es war aufregend, da mich das<br />

Thema sehr interessiert hat. Aber<br />

auch, weil der Dreh eine große<br />

Herausforderung war. Als ich mir<br />

zum ersten Mal das Hauptmotiv<br />

angesehen habe, schwankte ich<br />

zwischen Euphorie und Hysterie.<br />

Der alte Bauernhof stand seit 2000<br />

leer und wurde teilweise als Lager<br />

für Baustoffe genutzt. Es gab jede<br />

Menge Gerümpel. Ein Teil des Hauses<br />

war bis in die Zimmer hinein mit<br />

Brombeeren überwuchert, wobei<br />

die Betten drinnen noch bezogen<br />

waren. Es war wie bei Dornröschen,<br />

nur leider kein Prinz in Sicht.<br />

Wäre es nicht einfacher<br />

gewesen, die Innenräume<br />

im Studio neu zu<br />

bauen?<br />

Auf gar keinen Fall. Ich bin ein<br />

Fan von Originalmotiven. Ihre Authentizität,<br />

ihre Patina kann man im<br />

Studio nur sehr aufwändig rekonstruieren.<br />

In diesem Fall zeigte sich zudem,<br />

dass im Haus vor allem Substanz<br />

aus der Zeit vorhanden war, in<br />

der „Unter Bauern“ spielt. So gab es<br />

einen Klapptisch und Klappbetten<br />

aus den Dreißigern. Wir haben praktisch<br />

eine komplette Wohnungseinrichtung<br />

vorgefunden, die wir nutzen<br />

konnten. Spätere Jahre hatten im<br />

Haus kaum Spuren hinterlassen.<br />

Auch deshalb war es viel einfacher,<br />

den alten Hof aufzupolieren als im<br />

Studio zu bauen.<br />

Ist vor diesem Hintergrund<br />

für Sie der Location-<br />

Scout ein wichtiger Mitarbeiter?<br />

Ja, bei „Unter Bauern“ war es<br />

Frank Meter, mit dem ich ausgezeichnet<br />

zusammenarbeiten kann. Andererseits<br />

mache ich mich auch gerne<br />

selber auf die Motivsuche, da ich<br />

dann sofort beurteilen kann, welchen<br />

Reiz, welche Vor- und Nachteile eine<br />

Location hat. Aber das letzte Wort<br />

bei der Motivwahl hat selbstverständlich<br />

der Regisseur.<br />

Sie haben also im<br />

Münsterland vor Ort entrümpelt,<br />

renoviert und eingerichtet.<br />

Zuerst haben wir containerweise<br />

entsorgt, dann renoviert, teilweise<br />

restauriert, den Möbelbestand ergänzt<br />

und Hausputz gehalten. Bei historischen<br />

Themen habe ich den Vorteil,<br />

dass ich selbst auf einen großen<br />

Fundus zurückgreifen kann.<br />

Mit „Leni“ haben Sie<br />

schon einmal einen Film<br />

gemacht, der in den<br />

1940ern spielt. Könnte<br />

man Sie als Spezialistin für<br />

die 1930er und 1940er<br />

Jahre bezeichnen ?<br />

„Unter Bauern“ ist der siebte Kinofilm, bei dem Agnette Schlößer als Szenenbildnerin<br />

mitgearbeitet hat. Weitere Titel waren u.a. „Barmherzige Schwestern“, „Thema Nr. 1“ und<br />

„Echte Kerle“. Wolfgang Hippe hat mit der Kölnerin über die aktuelle Produktion gesprochen.<br />

Interview Agnette Schlößer, Szenenbildnerin „Unter Bauern“<br />

Wie Dornröschen<br />

ohne Prinz<br />

Schwerpunkt – newsletter 1/2009<br />

Ich fürchte fast, dass manche<br />

Produzenten das so sehen. Aber ich<br />

gestalte ja auch Filme aus anderen<br />

Epochen. Und zu „Leni“: Auf diese Erfahrung<br />

konnte ich nur bedingt zurückgreifen.<br />

„Leni“ spielt im Allgäu,<br />

dort sind die Hofanlagen anders aufgebaut,<br />

das Umfeld unterscheidet<br />

sich sehr von dem im Münsterland.<br />

Jede Geschichte hat ihre eigenen Gegebenheiten,<br />

die man berücksichti-<br />

Made in NRW:<br />

Unter Bauern<br />

„Unter Bauern“ basiert auf den<br />

Erinnerungen der heute in Münster<br />

lebenden Marga Spiegel.<br />

Darin schildert sie, wie couragierte<br />

Bauern im Münsterland<br />

ihren Mann zwischen 1943 bis<br />

1945 versteckt und sie selbst mit<br />

ihrer Tochter unter falschem Namen<br />

bei sich aufgenommen haben.<br />

Damit gelang den Bauern<br />

das scheinbar Unmögliche: Die<br />

jüdische Familie zwei Jahre lang<br />

zu schützen und vor der Deportation<br />

zu bewahren, ohne dafür<br />

mit dem eigenen Leben zu bezahlen.<br />

Ihre Namen sind in Yad<br />

Vashem verewigt. Der Film setzt<br />

ihnen ein erzählerisches Denkmal.<br />

Unter der Regie von Ludi<br />

Boeken spielen Veronica Ferres<br />

und Armin Rohde die Hauptrollen<br />

der Marga und des Menne<br />

Spiegel. Das Drehbuch schrieben<br />

Otto Jägersberg, Imo Moszkowicz<br />

und Heidrun Schleef.<br />

FilmForm Köln, Pandora,3L<br />

Filmproduktion und WDR/ARTE<br />

produzierten den Film, der 2009<br />

im Verleih von 3L Filmverleih ins<br />

Kino kommen soll.<br />

gen muss. Was als Problem immer<br />

und überall auftaucht, sind modernisierte<br />

Fenster und Türen, die für historische<br />

Filmaufnahmen natürlich<br />

umgestaltet werden müssen.<br />

Seit wann arbeiten<br />

Sie als Szenenbildnerin und<br />

Ausstatterin?<br />

Eigentlich erst, seit H.W. Geißendörfer<br />

mich als Szenenbildnerin<br />

für die „Lindenstraße“ engagiert hat.<br />

Ich habe das Berufsziel „Szenenbildnerin“<br />

nicht bewusst verfolgt. Nach<br />

meinem Kunst- und Design-Studium<br />

an der Kölner Werkschule bin ich<br />

eher zufällig und durch Vermittlung<br />

einer Freundin Assistentin bei Norbert<br />

Scherer geworden. Der arbeitete als<br />

Filmarchitekt und suchte eigentlich<br />

eine Sekretärin. Ich wusste zu diesem<br />

Zeitpunkt zwar, dass es den Bühnenbildner<br />

am Theater gibt, aber nicht,<br />

dass so ein Beruf auch beim Film existiert.<br />

Das fand ich spannend: malen,<br />

bauen, einrichten. Aber Sekretärin?<br />

Ich konnte noch nicht einmal<br />

Schreibmaschine schreiben. Das habe<br />

ich Norbert Scherer auch gesagt.<br />

Der meinte, der Bürokram sei schnell<br />

erledigt, er würde mir auch einen<br />

Kurs an der Volkshochschule bezahlen.<br />

Daneben könnte ich auch bei<br />

den anderen Arbeiten mitmachen.<br />

Ich dachte mir, ich habe ja nichts zu<br />

verlieren und bin eingestiegen. Nach<br />

einer Probezeit wurde ich fest engagiert.<br />

Haben Sie zunächst<br />

vor allem bei Kinofilm-Produktionen<br />

mitgearbeitet?<br />

Meine erste Produktion war auf<br />

Sylt. Wir haben dort ein ganzes Haus<br />

nachgebaut, das dann im Film abbrannte.<br />

Norbert Scherer hat für Michael<br />

Verhoeven gearbeitet und auch<br />

für Rainer Werner Fassbinder, da war<br />

es „Die Ehe der Maria Braun“. Wir haben<br />

aber auch TV-Produktionen ge-<br />

macht. Scherer und ich haben uns<br />

schließlich ganz gut ergänzt. Er hat<br />

lieber Motive gesucht, Bauten entworfen,<br />

den Kontakt zu den Regisseuren<br />

gehalten. Ich habe das erledigt,<br />

was heute mit Setdressing umschrieben<br />

wird.<br />

Wann sind Sie dann<br />

zur „Lindenstraße“ gestoßen?<br />

Wir hatten gerade in Saarbrükken<br />

„Kathrin wird Soldat“ abgedreht,<br />

eine große TV-Produktion, die im Ersten<br />

Weltkrieg spielt. Auf der Rückfahrt<br />

nach Berlin besuchte ich in Köln<br />

einen befreundeten Innenrequisiteur,<br />

der mir von der Serie erzählte. Als ich<br />

ihn dann im Studio in Bocklemünd<br />

besuchte, stellte er mich dem Szenenbildner<br />

der Serie vor, der gerade<br />

eine Nachfolgerin suchte. Seitdem<br />

bin ich fest dabei, und so bin ich Szenenbildnerin<br />

geworden.<br />

Wann war das?<br />

Vor 22 Jahren. Viele meiner Dekorationen<br />

aus dieser Zeit existieren<br />

schon nicht mehr. Inzwischen arbeiten<br />

wir beim Szenenbild als Dreierteam:<br />

Manfred Lohmar, Alexander<br />

Leitzbach und ich wechseln uns ab.<br />

Jeder macht turnusmäßig zwei Staffeln<br />

von circa 20 Folgen hintereinander.<br />

Man dreht ein halbes Jahr plus<br />

eine Vorbereitung von vier Wochen.<br />

In dieser Zeit arbeitet man sehr eng<br />

mit dem Kollegen zusammen, der<br />

gerade den Dreh betreut. Mit ihm<br />

spricht man Veränderungen durch<br />

und befasst sich dann mit der Planung<br />

von neuen Studiobauten.<br />

Ist Szenenbildnerin<br />

Ihr Traumberuf?<br />

Ja. Es hätte mir nichts Besseres<br />

passieren können. Das einzige, was<br />

für mich noch toller gewesen wäre,<br />

wäre als Tänzerin im Tanztheater von<br />

Pina Bausch mitzuwirken. Vielleicht.<br />

25


Herr Boße, wie war es<br />

mit „Ob ihr wollt oder<br />

nicht“?<br />

Die Dreharbeiten waren die<br />

schönsten, die ich bisher mitgemacht<br />

habe. Das Buch bot eine solide<br />

Grundlage und musste während des<br />

Drehs nicht groß verändert werden.<br />

Ben Verbong ist ein großartiger Regisseur,<br />

der das Team wirklich geleitet<br />

hat, und Theo Bierkens ist ein großer<br />

Kameramann. Zum Team gehörten<br />

insgesamt ältere, erfahrene Leute.<br />

Wir hatten fantastische Schauspieler.<br />

Bei einzelnen Takes hat man wirklich<br />

Gänsehaut bekommen. Und<br />

auch mit dem Wetter hatten wir<br />

wahnsinniges Glück. Für die sechs<br />

Drehtage in Schleswig-Holstein mussten<br />

wir auf Gedeih und Verderb Sonne<br />

haben.<br />

Und die Studio-Aufnahmen<br />

hier in Köln?<br />

Gelungen. Wir hatten eine große<br />

Villa mitten in einem Park aufgebaut.<br />

Es musste die Illusion des Originalmotivs<br />

hergestellt werden. Es<br />

gab auch kleine Außensituationen,<br />

da mussten sich die Blätter leicht bewegen.<br />

Wir hatten ein sehr großes<br />

Licht, und es wurde mitunter<br />

sehr heiß, weil wir<br />

im Hochsommer gedreht<br />

haben.<br />

Dann folgte direkt<br />

„Tannöd“.<br />

Das war extrem. Zwischen „Ob<br />

ihr wollt oder nicht“ und „Tannöd“<br />

hatte ich einen Tag Pause – das<br />

Schicksal eines Dienstleisters.<br />

Fällt ein solch abrupter<br />

Wechsel schwer?<br />

In diesem Fall ja. „Ob ihr wollt<br />

oder nicht“ hat alle emotional sehr<br />

mitgenommen. Die Schauspieler haben<br />

sehr intensiv gespielt, und das<br />

Team hat ihnen das mit einer hohen<br />

Konzentration gedankt. Jeder war<br />

bereit, sein Bestes zu geben. Die<br />

Schlussszene, in der Laura stirbt, haben<br />

wir zuletzt gedreht. Katharina<br />

Schubert, die die Laura spielt, musste<br />

schon bei der Probe bitterlich weinen.<br />

Kaum einer konnte die Situati-<br />

26<br />

on noch länger ertragen, es war so<br />

traurig. Deshalb haben wir uns entschieden,<br />

die Szene sofort zu drehen.<br />

Nach dem Take war der Kameramann<br />

tränenüberströmt und sagte,<br />

er kann die Schärfe<br />

nicht beurteilen,<br />

weil er so geweint<br />

hat. Der Kameraassistent,<br />

Ansgar Kra-<br />

jewski, war sich sicher, dass er die<br />

Schärfe richtig gezogen hat. Aber zur<br />

absoluten Sicherheit war noch eine<br />

Wiederholung notwendig. Wir haben<br />

es tatsächlich noch einmal in der<br />

gleichen Qualität geschafft. Und beide<br />

Aufnahmen waren scharf. Ich habe<br />

den Film inzwischen gesehen.<br />

Inzwischen haben Sie<br />

auch an „Tannöd“ weitergearbeitet.<br />

„Tannöd“ war aus ganz anderen<br />

Gründen physisch und phsychisch<br />

anstrengend. Wir haben permanent<br />

draußen gedreht, bis zu 15<br />

Stunden bei Minusgraden. So etwas<br />

ist fast schon eine Grenzerfahrung.<br />

Diese Bedingungen sind nur auszuhalten,<br />

wenn das Team extrem gut<br />

ist und Buch und Cast ebenfalls von<br />

hoher Qualität sind.<br />

„Ob ihr wollt oder nicht“ und „Tannöd“ sind Kinofilme, bei denen der Kölner Till Boße<br />

im vergangenen Jahr in NRW als Regieassistent mitgearbeitet hat. Wolfgang Hippe<br />

hat Boße, der auch an „Vivere“ und „Allein“ beteiligt war, zum Dreh von „Ob ihr wollt<br />

oder nicht“ befragt.<br />

Interview Till Boße, Regieassistent „Ob ihr wollt oder nicht“<br />

Nicht am Zeug<br />

flicken lassen<br />

Alle reden dann vom<br />

Wetter?<br />

In der Tat. Wir fürchteten, dass<br />

Schnee die Dreharbeiten gefährden<br />

könnte. Dann waren wir plötzlich eingeschneit<br />

– ein halber Meter Neuschnee<br />

im Sauerland. Wir mussten<br />

teilweise Szenen nach innen schreiben<br />

und den Restdreh auf das dann<br />

hoffentlich schneefreie Frühjahr ver-<br />

schieben. Insgesamt war es<br />

schon ein Kraftakt, unter diesen<br />

Bedingungen die Logistik<br />

auf einem eingeschneiten Einsiedlerhof<br />

aufrecht zu erhalten.<br />

Wie definieren Sie da<br />

Ihre Tätigkeit als Regieassistent<br />

?<br />

Ich stehe dem Team vor. Ich<br />

baue den Drehplan und organisiere<br />

den Dreh. Im Grunde muss ich allwissend<br />

sein. Ich muss alle Departments<br />

kennen, vor allem muss ich wissen,<br />

was der Regisseur will. Beim Dreh bin<br />

ich Pacemaker und muss gucken,<br />

dass das tägliche Pensum absolviert<br />

wird.<br />

Was ist dabei die<br />

wichtigste Eigenschaft eines<br />

Regieassistenten?<br />

Seine Durchsetzungsfähigkeit. Er<br />

darf sich nicht den Schneid abkaufen<br />

lassen, auch wenn es genug Leute<br />

gibt, die ihm am Zeug flicken wollen.<br />

Made in NRW:<br />

Ob ihr wollt<br />

oder nicht<br />

Laura ist Ende 20 und hat Krebs<br />

ohne Aussicht auf Heilung. Sie<br />

bricht ihre Chemo ab und kehrt<br />

unangekündigt in ihr Elternhaus<br />

zurück. Ihr Ziel: die schräge und<br />

zerrüttete Familie wieder zusammenzubringen.<br />

Doch weder der<br />

Mutter noch ihren drei höchst<br />

unterschiedlichen Schwestern<br />

passt diese Aktion in den Kram.<br />

Es kommt zu unsinnigen Streiterein,<br />

alte Rivalitäten leben wieder<br />

auf. Um ihrem baldigen Tod<br />

einen Sinn zu geben, durchbricht<br />

Laura provokant die Fassade familiärer<br />

Rücksichten…<br />

Nach einem Buch von Katja<br />

Kittendorf und Karin Howard<br />

spielt Katharina Schubert die<br />

Laura. Ihre Schwestern sind Julia<br />

Maria Köhler, Christiane Paul<br />

und Anna Böger. Die Eltern werden<br />

von Senta Berger und dem<br />

belgischen Superstar Jan Decleir<br />

dargestellt. Regie führte Ben Verbong.<br />

Als Produzentin zeichnet<br />

Anita Elsani verantwortlich. Gedreht<br />

wurde die Koproduktion<br />

der Elsani Film mit 3L unter dem<br />

Arbeitstitel „Laura“ auch in Köln.<br />

„Ob ihr wollt oder nicht“ kommt<br />

2009 in die Kinos.<br />

Und was ist mit Qualitäten<br />

wie Kommunikationsfähigkeit,Organisationstalent,<br />

Teamgeist, Disziplin?<br />

Das sind wichtige Eigenschaften,<br />

die den Anspruch unterstützen,<br />

eine Führungspersönlichkeit zu<br />

sein. Dazu gehört auch die Loyalität<br />

newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />

gegenüber dem Regisseur. Man<br />

braucht natürlich auch Filmwissen<br />

und muss Bilder lesen können.<br />

Wie sind Sie zu dem<br />

Beruf gekommen?<br />

Ich habe am Schauspiel Köln als<br />

Regie-Hospitant angefangen, dann<br />

gab es eine Vakanz und ich bekam<br />

einen Zwei-Jahresvertrag als Regieassistent.<br />

Weil ich das insgesamt wenig<br />

befriedigend fand, habe ich<br />

gekündigt. Eine Bekannte hat<br />

mir empfohlen, zum Film zu<br />

gehen und den Kontakt zu einem<br />

Herstellungsleiter bei Cologne<br />

Gemini hergestellt.<br />

Dort habe ich ein ziemlich tolles<br />

Praktikum gemacht und<br />

mich relativ schnell für die Tätigkeit<br />

des Regieassistenten<br />

entschieden.<br />

Wie viele Jahre Erfahrung<br />

bedarf es, um die Abläufe<br />

am Set so zu kennen,<br />

dass man sie vorausschauend<br />

planen kann?<br />

Man braucht schon fünf bis<br />

sechs Produktionen, ein bisschen Talent<br />

und den Kontakt zu den richtigen<br />

Leuten – zwei, drei Jahre lang ist<br />

man Anfänger. Letztlich ist dieser Beruf<br />

kein Ausbildungsberuf, den man<br />

über Klausuren oder so etwas lernt.<br />

Learning by Doing oder Learning on<br />

the Job ist durch nichts zu ersetzen.<br />

Und wie sagt man? Man lernt nie<br />

aus. Größe und Qualität der Produktionen,<br />

die man macht, spielen dabei<br />

auch eine Rolle.<br />

Dabei klingt die BerufsbezeichnungRegieassistent<br />

so niedlich ...<br />

In der Tat klingt Regieassistent<br />

ein wenig nach Praktikant. Das tut<br />

schon ein bisschen weh. Es umreißt<br />

letztlich nicht das, was man macht.<br />

First Assistent Director hört sich da<br />

schon besser an.


In der Eifel wurden die<br />

Szenen aus der Kindheit<br />

der „Päpstin“ gedreht: ein<br />

paar Hütten auf einer Lichtung.<br />

Mussten dafür Straßen<br />

abgesperrt oder eher<br />

Wildwechsel verhindert<br />

werden?<br />

Da wir im tiefen Wald gedreht<br />

haben, mussten in der Tat keine Straßen<br />

abgesperrt werden. Bei unseren<br />

Sperrungen ging es eher um Wildwechsel<br />

und Wanderer. Allerdings<br />

hatten wir ein größeres Problem in<br />

tontechnischer Hinsicht, wegen des<br />

Sportflughafens Dahlemer Binz mit<br />

seinen Männern in ihren tollkühnen<br />

Kisten. Nicht nur, dass man den Ton<br />

nicht benutzen konnte, es war auch<br />

um ein vielfaches schwerer für Regie<br />

und Schauspieler, sich in die Spielzeit<br />

des Films einzufühlen, wenn über ihren<br />

Köpfen laute Flugfiguren geübt<br />

werden. Aber die Flieger waren auch<br />

bereit, ihre Trainingsarbeiten in einen<br />

für uns nicht hörbaren Flugkorridor<br />

zu verlegen.<br />

Was unterscheidet<br />

den Setaufnahmeleiter<br />

von anderen Aufnahmeleitern?<br />

Der Setaufnahmeleiter ist nur<br />

für den Dreh verantwortlich, also von<br />

morgens bis abends, vom Ankommen<br />

der Leute bis sie wieder wegfahren.<br />

Vorbereitungen, Genehmigungen,<br />

Location-Auswahl und das alles<br />

läuft über den ersten Aufnahmeleiter,<br />

der die Dispo dafür macht, bzw.<br />

die Zeiten abspricht. Ich komm dann<br />

ins Spiel, wenn es morgens losgeht.<br />

Dadurch, dass man heute viel schneller<br />

dreht und auch Fernsehfilme, die<br />

früher noch 30 oder 32 Drehtage<br />

hatten, in 25 Drehtagen gedreht<br />

werden, gibt es seit einigen Jahren<br />

den Motivaufnahmeleiter. Er bereitet<br />

die jeweiligen Motive vor, mit Parkplätzen,<br />

Strom und der ganzen Versorgung<br />

drum herum.<br />

“Die Päpstin“ war eine<br />

internationale Produktion:<br />

Wie machte sich das<br />

bemerkbar?<br />

Das ist natürlich schon ein Unterschied<br />

wegen der Sprache. Bemerkenswert<br />

ist dabei, dass die ausländischen<br />

Schauspieler, gerade Engländer,<br />

Amerikaner, Australier, sehr diszipliniert<br />

arbeiten. Bei denen gibt es<br />

das gar nicht, dass die am gleichen<br />

Tag noch woanders drehen. In Amerika<br />

und England haben die ihre Deals<br />

für den ganzen Film, und dann sind<br />

die da und sind auch viel geduldiger.<br />

Die kommen morgens an und wenn<br />

die fünf, sechs Stunden nicht dran<br />

sind, dann ist das für die vollkommen<br />

okay. Dann sitzen die in ihrem Wohnmobil<br />

und warten. Die ausländischen<br />

Schauspieler sind da trainierter und<br />

stressfreier und erleichtern einem<br />

schon sehr die Arbeit.<br />

Und inwiefern macht<br />

die Größe der Produktion<br />

einen Unterschied?<br />

Allein schon dadurch, dass<br />

es historisch ist und ein großes<br />

Buch, ist natürlich auch das Team<br />

größer. Das macht für mich den<br />

Aufwand auch größer, weil<br />

man viel mehr Leute für Spezialeffekte<br />

hat, weil man mehr<br />

Maskenbildner, viel mehr Fahrzeuge<br />

hat, viel mehr Licht-<br />

Equipment, eine größere<br />

Lichtcrew und so weiter. Aber<br />

es gibt auch mehr Leute, an<br />

die die Arbeit verteilt wird. So<br />

kann es durchaus passieren,<br />

dass ich bei einem wesentlich<br />

kleineren Film mehr<br />

Stress habe als bei so einem<br />

großen Projekt.<br />

Der Kölner Hans-Peter Abts begann seine Karriere Mitte der Neunziger beim Fernsehen.<br />

Seitdem hat er bei zahlreichen Produktionen mit bekannten Regisseuren gearbeitet. Neben<br />

Tom Tykwer und Til Schweiger gehören Dominik Graf, Uli Edel, Max Färberböck, und<br />

Werner Herzog dazu. Günter H. Jekubzik sprach mit dem Setaufnahmeleiter der „Päpstin“.<br />

Interview Hans-Peter Abts, Setaufnahmeleiter „Die Päpstin“<br />

Fliegende Kisten<br />

im Mittelalter<br />

Made in NRW:<br />

Die Päpstin<br />

Nach dem Bestseller „Die Päpstin“<br />

der Autorin Donna Woolfolk<br />

Cross inszenierte Regisseur<br />

Sönke Wortmann die teuerste<br />

deutsche Produktion des vergangenen<br />

Jahres. „Die Päpstin“<br />

erzählt, wie sich im 9. Jahrhundert<br />

ein hochbegabtes Mädchen<br />

als Mann ausgibt, in Rom<br />

zum Leibarzt des Papstes aufsteigt<br />

und schließlich selbst auf<br />

den Heiligen Stuhl gewählt<br />

wird. Mit Johanna Wokalek,<br />

David Wenham und John<br />

Goodman ist die internationale<br />

Produktion der Constantin<br />

Film prominent besetzt. Neben<br />

der Kinofassung, die Constantin<br />

Film 2009 herausbringt, soll aus<br />

dem Stoff auch ein Zweiteiler für<br />

das Fernsehen entstehen.<br />

Schwerpunkt – newsletter 1/2009<br />

Welche Rolle spielt<br />

der Regisseur?<br />

Es kann die Arbeit natürlich erheblich<br />

beeinflussen, wenn ich einen<br />

Regisseur habe, der ein Choleriker<br />

ist und wenn man sich kaum<br />

auf etwas anderes konzentrieren<br />

kann, als darauf, diesen Menschen<br />

zu bedienen. Wesentlich<br />

einfacher ist es, wenn man einen<br />

so umgänglichen und geduldigen<br />

Mann hat wie Sönke Wortmann,<br />

der genau weiß, was er<br />

will und was er wann braucht.<br />

Ist es tatsächlich so,<br />

dass er schon alle Szenen<br />

aufgelöst hat?<br />

Ja, das ist unglaublich.<br />

Vor dem ersten Drehtag gab<br />

es für jeden Head of Department<br />

einen Ordner, in dem<br />

fast jede Szene des gesamten<br />

Films schon aufgelöst war, dazu<br />

einen Floorplan, in dem das<br />

Motiv eingezeichnet war mit<br />

den eingezeichneten Kamerapositionen,<br />

darunter zusätzlich<br />

geschrieben, ob Schienenfahrt<br />

oder Close-Up. Das macht das<br />

Arbeiten natürlich einfacher.<br />

Dann kann man vorarbeiten<br />

und muss sich nicht von Einstellung<br />

zu Einstellung hangeln,<br />

sondern kann vorbereitend den<br />

Tag gestalten und wie auf einer<br />

Achterbahn einfach den Drehtag<br />

angehen. Das ist wunderbar.<br />

Wie sind Sie zu dieser<br />

Tätigkeit gekommen, und<br />

was ist der Reiz?<br />

Ich war 1990 Student und<br />

habe beim WDR ein Jahr als Kabelhilfe<br />

gearbeitet, unter anderem bei<br />

der Show „Die lieben Verwandten“<br />

von Michael Pfleghaar, und fand den<br />

Beruf des Setaufnahmeleiters ziemlich<br />

interessant. Da habe ich mich<br />

dann entschieden, das zu machen.<br />

Vorher musste ich noch zur Bundeswehr<br />

und habe danach mit einem<br />

Praktikum bei „Hallo Heino“ angefangen.<br />

Seitdem bin ich Setaufnahmeleiter<br />

und werde auch beim Film<br />

nichts anderes machen, glaube ich.<br />

Ich liebe es einfach, als erster da zu<br />

sein und als letzter zu gehen. Man ist<br />

dabei ja auch Entertainer. Man sorgt<br />

mit ein paar Witzen für die Stimmung<br />

im Team. Das ist einer unserer Hauptjobs:<br />

zu sehen, dass es dem Team,<br />

den Schauspielern und eigentlich allen,<br />

die beteiligt sind, gut geht.<br />

Welche Projekte waren<br />

besonders toll?<br />

Das allergrößte war auf jeden<br />

Fall „Das Parfum“. Das lag daran,<br />

dass ich damals das Buch verschlungen<br />

habe. Dass es so schön war, liegt<br />

aber auch daran, dass es unheimlich<br />

gut vorbereitet war und auch Tom<br />

Tykwer ein absolut super Regisseur<br />

ist, dass das Team ganz toll war und<br />

dass die Firma Constantin Film einfach<br />

weiß, was sie tut. Da wird sich<br />

um das Team gekümmert und jedem<br />

das Gefühl gegeben, wirklich gebraucht<br />

zu werden. Das treibt die<br />

Leute an, und das macht es aus.<br />

Gibt es noch berufliche<br />

Träume, die Sie sich<br />

gerne erfüllen würden?<br />

Im Bereich Film eigentlich nicht<br />

wirklich. Als mir damals Constantin<br />

Film angeboten hat, „Das Parfum“ zu<br />

machen, da habe ich gesagt: Okay,<br />

wenn ich diesen Film machen kann,<br />

dann ist es mir egal, was danach<br />

noch kommt. Dann hab ich eigentlich<br />

das geschafft, was ich filmisch<br />

machen will. Was mir aber jetzt zuteil<br />

wird, ist, dass ich mit Roman Polanski<br />

den Politthriller „The Ghost“ mit<br />

Pierce Brosnan und Ewan McGregor<br />

mache. Das ist auch eine fette und<br />

schöne Sache, und da freue ich mich<br />

auch schon wieder drauf.<br />

27


„Kriegen die Schweine noch Ohrschminke?“ – Es gehört zu den zentralen Berufsvoraussetzungen eines Regisseurs, permanentem Fragen-<br />

beschuss gewachsen zu sein. Jo Baier aber sieht sich bei der Entstehung von „Henri vier“ wirklich ganz besonderen Problemen gegenüber.<br />

28<br />

Setbesuch „Henri vier“<br />

Eine Gasse für Paris<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

enige Schritte hinter der Eingangstür zu Halle 53 auf<br />

Wdem Gelände der MMC-Studios in Köln-Ossendorf<br />

findet man sich in Paris um 1600 wieder. Dreistöckige Gebäude,<br />

jedes ein wenig anders in seiner Bauart und auch<br />

auf jeweils individuelle Weise heruntergekommen, reihen<br />

sich entlang einer staubigen Gasse. Von vorne ist die Illusion<br />

perfekt, öffnet man jedoch eine der Türen, so offenbart<br />

sich, dass nur gewöhnliche Baugerüste die Fassaden<br />

stützen. Auch die Dächer sind nur gerade eben soweit gedeckt,<br />

wie ein Blick von vorne sie erfassen kann. Mit 30<br />

Leuten wurde unter Leitung der Szenenbildner Klaus-Peter<br />

Platten und Christian Strang zweieinhalb Monate lang<br />

an dem imposanten Set gebaut, bei dem Holz, Lehm,<br />

Kunststoff, aber auch einige richtige Steine zum Einsatz kamen,<br />

sogar echte Grasbüschel an der Hausmauer. Sieben<br />

von insgesamt 70 Drehtagen des aufwändigen Historienfilms<br />

sind hier angesetzt. Danach folgt ein Abstecher nach<br />

Bayern, um einen Schauwert einzufangen, mit dem <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

sich traditionell schwer tut: Schnee.<br />

Nach Vorlage von Heinrich Manns „Henri Quatre“-Romanen<br />

wird die Geschichte des Henri von Navarra erzählt,<br />

der in der Zeit der französischen Glaubenskriege im 16.<br />

Jahrhundert zunächst auf Seiten der Protestanten, vor allem<br />

aber stets für humanistische Ideale kämpfte und der<br />

nach vielen Wendungen des Schicksals im Jahr 1594 als<br />

Heinrich IV. den französischen Königsthron bestieg. Die europäische<br />

Koproduktion mit internationaler Besetzung (u.a.<br />

Julien Boisselier, Joachim Król, Roger Casamayor) wird zunächst<br />

im Kino und später auch als TV-Zweiteiler zu sehen<br />

sein. Produzentin Regina Ziegler hat das Projekt mit<br />

19 Millionen Euro budgetiert, von denen rund viereinhalb<br />

Millionen in NRW ausgegeben werden. Dabei floss ein höherer<br />

sechsstelliger Betrag allein in den Aufbau der Pariser<br />

Gasse, auf deren Green-Screen-Himmel später digital<br />

der Blick über die ganze Stadt eingesetzt werden soll.<br />

Man habe sich bei der Gestaltung der Bauten an alten<br />

Beschreibungen und Gemälden orientiert, etwa an Pieter<br />

Brueghel für die Farben, berichtet Klaus-Peter Platten.<br />

Dabei sei es nicht darum gegangen, in jedem Detail originalgetreu<br />

zu sein – so findet man etwa<br />

größere Fensterglasscheiben, als sie<br />

die Zeit tatsächlich kannte – „Hauptsache,<br />

die Atmosphäre stimmt“. Ursprünglich<br />

sollte die Kulisse in der Nähe von<br />

Prag entstehen, draußen. Nun, in der<br />

Halle, ist man von Wetter und Tageslicht<br />

unabhängig, dafür aber noch mehr mit<br />

der zwangsläufigen „Studiohaftigkeit“<br />

eines solchen Aufbaus konfrontiert.<br />

Regisseur Jo Baier ist angetreten einen<br />

Die Marktschreierin Katharina Thalbach präsentiert<br />

das Herz des Königs Henri.<br />

(links) Aufstellung zur Schlacht in „Henri vier“<br />

Foto: Ziegler Film/Reiner Bajo<br />

newsletter 1/2009 – Setbericht<br />

historischen Film zu drehen, „der so gedreht ist wie ein<br />

Film von heute: bewegt, schnell, aggressiv in Schnitt, Bild<br />

und Ton“. Dabei erweist es sich in der Studiohalle als Herausforderung,<br />

immer neue Kamerastandpunkte so geschickt<br />

zu wählen, dass man am Ende im Film nicht erkennt,<br />

wie klein eigentlich das Sträßchen ist, das ganz Paris<br />

ein Gesicht geben soll. Und dabei spielt das Licht eine<br />

entscheidende Rolle. Um ihm Härte zu nehmen und auch<br />

den Blick der Kamera zu verkürzen, werden während der<br />

Dreharbeiten große Mengen Heil-Erde in die Luft geblasen,<br />

die sich als feiner Staub überall in der Halle niederschlägt.<br />

An einem Ende wird die Gasse von einem Stück Stadtmauer<br />

abgeschlossen. Dort steht Kameramann Gernot Roll<br />

und lässt die Sonne untergehen. Er dirigiert die Scheinwerferbatterie<br />

exakt auf die gewünschte Höhe, so dass ihr Licht<br />

schräg wie die Strahlen einer späten Nachmittagssonne<br />

auf den kleinen Marktplatz fallen, in den die Straße an dieser<br />

Stelle mündet. Dort steht ein hölzernes Podest, darauf<br />

eine Gauklerin mit angemaltem Bart und einem Kochtopf<br />

als eigenwillige Hut-Kreation. Es ist Katharina Thalbach,<br />

die in der nächsten Szene eine deftige Satire über<br />

das wechselhafte Liebesleben des Königs zum Besten geben<br />

wird. Schon ihre erste Probe erntet tosenden Szenenapplaus<br />

von den etwa 40 sorgfältig ausstaffierten Statisten.<br />

Die Gauklerin verbeugt sich höflich. Bevor es dann<br />

richtig losgehen kann, verpasst die Maske Frau Thalbach<br />

noch schnell dreckige Beine. Zwei Schweine, die ebenso<br />

wie Ziegen und Hühner zum schmückenden Beiwerk der<br />

Szenerie gehören, bekommen die angefragte Ohrschminke:<br />

Ein kurzer Stoß aus der Sprühdose überdeckt die historisch<br />

unangebrachten Ohrmarken.<br />

Während Gauklerin Thalbach auf der Bühne auf einem<br />

Schaukelpferd sitzend dramatisch mit dem Holzschwert<br />

fuchtelt, das sich blitzschnell auch zur Requisite für kleine<br />

obszöne Pantomimen wandelt, hat sich Rosny (Roger<br />

Casamayor) unter das gemeine Volk gemischt und lauscht<br />

aufmerksam. Mit zwei beweglichen Kameras – gedreht<br />

wird auf HDTV – lässt Gernot Roll das Geschehen umkreisen.<br />

Während eine im bekannten Steadycam-Gestell steckt,<br />

baumelt die andere an einer seltsamen, auf den Rücken<br />

zu schnallenden Konstruktion Marke Eigenbau. Auf das<br />

Stichwort „Hure“ im Spott-Text der Gauklerin hin soll sich<br />

der Katalane Casamayor, der kein Deutsch spricht, zwischen<br />

den Zuschauern nach vorne arbeiten. Eine auch für die Kameras<br />

nicht ganz anspruchslose Logistik, die einige Durchgänge<br />

erfordert. Katharina Thalbach wirbelt dabei ein ums<br />

andere Mal mit immer gleicher Energie. Hingegen hat sich<br />

bei den Statisten nach drei, vier Durchgängen der Enthusiasmus<br />

doch ein wenig erschöpft, kommt der Applaus der<br />

Pariser deutlich schwächer. Also steigt Katharina Thalbach<br />

in der Drehpause kurz aus der Rolle und ermuntert das sie<br />

umringende Volk: „Stellt euch einfach vor, ich wäre Frau<br />

Merkel!“. Erfrischendes Gelächter ist ihr sicher.


Ausgerechnet einen deutschen Schwiegersohn (Christian Ulmen) hat sich Lino Banfis Tochter<br />

Mina Tander in „Maria ihm schmeckt’s nicht“ ausgesucht. Foto: Constantin Film<br />

Maria, ihm schmeckt’s nicht!<br />

Einen guten Geschmack bewies die Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion, indem sie Jan<br />

Weilers Roman „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ nicht nur in Italien und München, sondern<br />

auch in Krefeld und Duisburg realisierte. Die letzte Klappe fiel Anfang Dezember. In dem Film von<br />

Neele Leana Vollmar spielt Christian Ulmen einen zukünftigen Schwiegersohn, der seinen<br />

unberechenbaren italienischen Schwiegervater (Lino Banfi) von sich überzeugen muss. Als Verlobte<br />

stand Mina Tander neben Christian Ulmen, Sergio Rubini, Maren Kroymann und<br />

Gundi Ellert vor der Kamera von Torsten Breuer. Das Drehbuch haben Bestsellerautor Jan<br />

Weiler und Daniel Speck zusammen verfasst.<br />

„Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ ist eine Produktion der Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion<br />

und der Schubert International in Koproduktion mit Orisa Produzioni, dem ZDF und<br />

der Constantin Film Produktion. Den Verleih des Spielfilms übernimmt Constantin.<br />

Claussen+Wöbke+Putz, Tel. (089) 231101-0; kontakt@cwp-film.com<br />

Die Sekretärin<br />

Senta Berger spielt „Die Sekretärin“ im<br />

gleichnamigen WDR-Fernsehfilm. Ihre Figur Susanne<br />

Böhm steht kurz vor der Pensionierung<br />

und wird zu einer Heldin wider Willen, als der<br />

Vorstand eines Dax-Unternehmens die Traditionsfirma<br />

ruiniert und sich selbst Millionenprämien<br />

in die eigenen Taschen umleitet. Die skandalöse<br />

Begleiterscheinung einer der größten Firmenübernahmen<br />

der deutschen Wirtschaftsgeschichte<br />

gerät durch die Weigerung der korrek-<br />

Mit Glanz & Gloria<br />

ten Sekretärin Susanne Böhm, diese Prämien<br />

auszuzahlen, an die Öffentlichkeit. Vom 2. Februar<br />

bis Anfang März setzt Regisseurin Connie<br />

Walther in Köln und Umgebung das Drehbuch<br />

von Dorothee Schön für Zeitsprung Entertainment<br />

Köln um. Neben Senta Berger spielen<br />

Lavinia Wilson und Johanna Gastdorf<br />

in dem Finanzdrama. Kameramann ist Peter<br />

Nix, Mark Horyna produziert, und die Redaktion<br />

für den WDR hat Anke Krause.<br />

Zeitsprung Entertainment, Tel. (0221)<br />

9498020; info@zeitsprung.de<br />

Vom 4. Februar bis Mitte Mai wird in Bremen, Hannover, Köln und Bonn, Südafrika und auf Mallorca<br />

,,Mit Glanz & Gloria“, der neue Dieter Wedel gedreht. Dabei stehen Stars wie Ulrich Tukur,<br />

Devid Striesow, Uwe Ochsenknecht, Heinz Hoenig, Harald Krassnitzer, Kai<br />

Wiesinger, Jeanette Hain, Sibel Kekilli, Katharina Wackernagel und Marion Mitterhammer<br />

vor der Kamera. Dieter Wedel führt nicht nur Regie. Dafür hat vor geraumer Zeit<br />

bei Hochstaplern, Bankern, Finanzexperten, Geschäftsleuten recherchiert und sich mit Opfern und<br />

Geschädigten getroffen.<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> erlebt zwölf Drehtage von Ende April bis Mitte Mai. Drehorte sind Köln, Wuppertal<br />

und Bonn. Der Fernsehzweiteiler wird von Colonia Media mit der Bavaria Fernsehproduktion<br />

und Bremedia für ARD/Degeto, WDR, NDR und MDR produziert. Produzenten<br />

Matthias Esche und Jan S. Kaiser, die Redaktion hat Jörn Klamroth.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de<br />

Münster-Tatort<br />

Jan Josef Liefers und Axel Prahl stehen vom<br />

10. März bis zum 8. April wieder als erfolgreich<br />

zerstrittenes Ermittlerpaar Thiel und Boerne für den<br />

Münster-Tatort „Tempelräuber“ (AT) in Münster<br />

und Köln vor der Kamera: Der bodenständige<br />

Kommissar und der arrogante Pathologe haben<br />

es diesmal mit einem toten Priester zu tun.<br />

Matthias Tiefenbacher inszeniert den Tatort<br />

für filmpool Köln (Produzentin: Iris Kiefer)<br />

nach einem Drehbuch von Magnus Vattrodt.<br />

Redakteurin für den WDR ist Lucia Keuter. Hinter<br />

der Kamera steht Holly Fink. In weiteren Rollen<br />

sind Ulrich Noethen, Johanna Gastdorf,<br />

Rosalie Thomass, Mechthild Grossmann,<br />

Friederike Kempter und Claus-Dieter<br />

Clausnitzer dabei.<br />

filmpool, Tel. (0221) 9215990;<br />

info@filmpool.de<br />

Renn, wenn du<br />

kannst<br />

In den Startlöchern steht die Tragikomödie<br />

„Renn, wenn du kannst“. Vom 24. Februar<br />

bis zum 2. April dreht das Team von Wüste<br />

Film West hauptsächlich in Duisburg, aber<br />

auch in anderen NRW-Städten. Fast sämtliche<br />

28 Drehtage werden an Rhein und Ruhr stattfinden.<br />

Regie führt Dietrich Brüggemann,<br />

der das Drehbuch zusammen mit seiner Schwester<br />

Anna Brüggemann verfasste. Der smarte<br />

Ben regiert darin als alleiniger Held in einem<br />

Universum, das aus Zivis besteht, die er herumscheuchen<br />

kann, wunderschönen Frauen, die<br />

er von Ferne anschwärmt, und seinem tiefer gelegten<br />

Cabrio. Doch Ben sitzt im Rollstuhl. Als<br />

Zivi Christian in Bens Leben tritt, wird aus dem<br />

Dienstverhältnis schnell Freundschaft. Bis den<br />

beiden die Liebe in die Quere kommt, in Gestalt<br />

der jungen Cellistin Annika.<br />

„Renn, wenn du kannst“ ist eine Koproduktion<br />

von Wüste Film Ost (Stefan<br />

Schubert, Ralph Schwingel) in Zusammenarbeit<br />

mit Wüste Film West, dem SWR, WDR<br />

(Redaktion: Michael André) und ARTE. Die<br />

Hauptrollen spielen Robert Gwisdek, Anna<br />

Brüggemann und Jacob Matschenz.<br />

Zorro Film kümmert sich um den Verleih.<br />

Wüste Film West, Tel. (0221)<br />

5105067; wueste@wuestefilmwest.de<br />

Krupp<br />

Nach 40 Drehtagen in NRW war im Dezember<br />

die letzte Einstellung für „Krupp – Eine Familie<br />

zwischen Krieg und Frieden“ im<br />

Kasten, die Geschichte vom Aufstieg und Fall<br />

der Essener Unternehmerfamilie. Regisseur Carlo<br />

Rola inszenierte das Drehbuch von Christian<br />

Schnalke mit Iris Berben in einer der<br />

Hauptrollen für das ZDF (Redaktion: Hans<br />

Janke). Realisiert wurde die aufwändige Produktion<br />

von der Berliner Moovie the Art of<br />

Entertainment und der Wiener LaLa<br />

Filmproduktion. Gedreht wurde u. a. in Essen,<br />

Duisburg sowie in Bottrop-Kirchhellen. Das<br />

ZDF strahlt den Dreiteiler bereits am 22., 23. und<br />

25. März aus.<br />

Moovie – the art of entertainment,<br />

Tel. (030) 26 39 840; post@moovie.de<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Tanja Güß<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten,<br />

Katharina Blum,<br />

Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Mitarbeiter<br />

dieser Ausgabe:<br />

Günter Jekubzik, Uwe Mies,<br />

Christian Seebaum, Tatjana<br />

Kimmel, Michael Dlugosch,<br />

Anna Koskoda, Monika Schick<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Lena Kraan<br />

Colonia Media<br />

In Köln und Münster ist die Colonia Media<br />

mit ihren bewährten Teams wieder dem Verbrechen<br />

auf der Spur: Noch bis zum 25. Februar<br />

ermitteln Klaus J. Behrendt als Hauptkommissar<br />

Max Ballauf und Dietmar Bär als<br />

Hauptkommissar Freddy Schenk in Sachen<br />

„Kaltes Herz“. Das Buch schrieben Peter<br />

Dommaschk und Ralf Leuther, die Regie<br />

führt Thomas Jauch. In weiteren Rollen sind<br />

Joe Bausch und Tessa Mittelstaedt zu sehen.<br />

Ein Jugendamtsmitarbeiter wird erstochen<br />

in der verwahrlosten Wohnung seiner Klientin<br />

gefunden. Sichtlich angetrunken taucht am Tatort<br />

die junge Klientin auf, weil sie zu ihrer vierjährigen<br />

Tochter Clara möchte. Doch von dem<br />

Mädchen fehlt jede Spur. Produziert wird der<br />

Krimi für den WDR (Redaktion: Katja De<br />

Bock) von Sonja Goslicki.<br />

Der Tatort „Klassentreffen“, der in Köln, Essen<br />

und Umgebung vom 10. März bis 8. April<br />

gedreht wird, widmet sich einem ganz anderen<br />

Thema. Das Buch schrieb Jürgen Werner,<br />

die Regie führt Kaspar Heidelbach. In diesem<br />

Fall versuchen Ballauf und Schenk, den<br />

Mord an einem Bauunternehmer aufzuklären.<br />

Vermutlich handelte es sich hierbei um einen<br />

Auftragsmord. Als kurze Zeit später der Leiter<br />

der Stiftung Ruhr 2010 ermordet wird, lässt sich<br />

ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Delikten<br />

vermuten, denn beide Opfer waren maßgeblich<br />

an dem Prestigeobjekt in Essen, der Kulturhauptstadt<br />

Europas 2010, beteiligt.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

Die Frau des<br />

Polizisten<br />

Noch in 2009 will Philip Gröning, der Autor,<br />

Produzent und Regisseur aus Düsseldorf, seinen<br />

neuen Kinofilm „Die Frau des Polizisten“ umsetzen.<br />

Nach der erfolgreichen Kloster-Dokumentation<br />

„Die große Stille“ realisiert er damit wieder<br />

einen fiktionalen Stoff: „Die Frau des Polizisten“<br />

erzählt von einem Paar, das in einer nordrheinwestfälischen<br />

Kleinstadt ihr gemeinsames Kind<br />

aufzieht. Als Fernsehanstalt ist der BR dabei.<br />

Philip Gröning Filmproduktion,<br />

Tel. (0211) 4709123;<br />

info@groening-film.de<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, düsseldorf,<br />

alfred friese<br />

Titel:<br />

„Chéri“; Foto: Chéri Productions<br />

Ltd./Bruno Calvo<br />

Redaktionsschluss:<br />

23. Januar 2009<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Lena Kraan,<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

15. März 2009<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW wahlweise als Print-Version<br />

oder als PDF abonniert werden.<br />

Sobald das PDF zum Download<br />

zur Verfügung steht, werden Sie<br />

per Mail informiert.<br />

Die Berücksichtigung von<br />

Terminen richtet sich<br />

nach dem Erscheinen des<br />

Newsletters im Internet.<br />

Das kann leider dazu führen,<br />

dass Termine bereits überholt<br />

sind, wenn die Druckausgabe<br />

des Newsletter ausgeliefert<br />

wird, bietet aber die größtmögliche<br />

Aktualität für die<br />

Download-Nutzer. Wir bitten<br />

dafür um Verständnis.<br />

Danke an alle Produzenten,<br />

Sender & Verleiher für<br />

ihre Unterstützung und<br />

die Bilder zu ihren Filmen.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de<br />

Dreharbeiten – newsletter 1/2009 29


Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Mit besten Empfehlungen Reich des Bösen –<br />

Der Vorleser<br />

Kinostart: 26. Februar<br />

Verleih: Senator FIlmverleih<br />

it Hanna erlebt Michael nach dem Krieg<br />

Mseine erste große Liebe, obwohl die Straßenbahnschaffnerin<br />

viel älter ist als der heranwachsende<br />

Junge, der ihr im Bett regelmäßig<br />

vorliest. Eines Tages aber ist die Geliebte spurlos<br />

verschwunden. Erst Jahre später trifft Michael<br />

sie wieder – als Angeklagte im Gerichtssaal.<br />

Hier erfährt er von ihrer grausamen Vergangenheit<br />

als KZ-Aufseherin.<br />

Geschichten über und aus der Nazi-Zeit haben<br />

derzeit Konjunktur im Kino, sei es in „Operation<br />

Walküre“, „Ein Leben für ein Leben“ oder<br />

„John Rabe“. Auch Stephen Daldry hat sich mit<br />

seiner Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers<br />

von Bernhard Schlink, der in über 40 Sprachen<br />

übersetzt wurde, der Zeit angenommen,<br />

verzichtet aber weitgehend auf Rückblenden<br />

und erzählt dabei eindrucksvoll die Geschichte<br />

einer unmöglichen, sonderbaren und zugleich<br />

intensiven Liebe,<br />

Für ihre Rolle der Hanna erhielt Kate Winslet<br />

den Golden Globe und kann nun sogar auf<br />

einen Oscar hoffen. Den jungen Michael spielt<br />

der deutsche Shooting Star David Kross, der ältere<br />

Michael wird von Ralph Fiennes verkörpert.<br />

In Szene gesetzt wurde „Der Vorleser“ u.a. 14<br />

Tage lang in den Kölner MMC Studio und auf<br />

dem Gerling Gelände im Friesen-Viertel. Seine<br />

Europa-Premiere feiert der Film, der für fünf Oscar<br />

nominiert ist, im Wettbewerb der Berlinale<br />

außer Konkurrenz.<br />

Die Produzenten Anthony Minghella und<br />

Sydney Pollack erlebten die Fertigstellung ihres<br />

Filmes nicht mehr. Minghella starb am 18. März<br />

2008 in London, Pollack am 26. Mai in Los Angeles.<br />

Sollte ihr Film den Oscar gewinnen, erhalten<br />

die beiden Produzenten dank einer Ausnahmeregelung<br />

der Academy die Auszeichnung<br />

posthum.<br />

USA/Deutschland<br />

Regie: Stephen Daldry; Drehbuch: David Hare nach<br />

dem Roman von Bernhard Schlink; Darsteller: Kate<br />

Winslet, Ralph Fiennes, David Kross, Bruno Ganz,<br />

Lena Olin, Burghart Klaußner, Hannah Herzsprung,<br />

Karoline Herfurth, Matthias Habich, Alexandra<br />

Maria Lara ; Produktion: Neunte Babelsberg Film,<br />

Cenral Scope NRW, Senfkorn Film, Mirage Enterprises;<br />

www.vorleser-derfilm.de<br />

30<br />

Ein Leben<br />

für ein Leben –<br />

Adam<br />

Resurrected<br />

Kinostart: 19. Februar<br />

Verleih: 3L Filmverleih<br />

dam Stein ist zurück. Im Sanatori-<br />

Aum, einer Nervenheilanstalt für Holocaust-Überlebende<br />

inmitten eines<br />

Wüstenstrichs südlich von Tel Aviv, ist<br />

man die Eskapaden des wohl exzentrischsten<br />

Insassen gewohnt. Adam (Jeff<br />

Goldblum) gibt den Bonvivant, zeigt<br />

Zauberkunststücke und verführt Oberschwester<br />

Gina (Ayelet Zurer) mit erotischer Galanterie. Alle<br />

halten Adam für einen hoffnungslosen Fall,<br />

nur Chefarzt Gross (Derek Jacobi) hofft auf die<br />

seelischen Selbstheilungskräfte des Patienten.<br />

Die setzen mit der Einweisung eines Jungen ein,<br />

der sich wie ein Hund aufführt. Adam beginnt,<br />

sich um den Jungen zu kümmern und erinnert<br />

sich an seine Zeit als Varieté-Künstler in der Weimarer<br />

Republik, der trotz hellseherischen Kräften<br />

dem Nazi-Terror nicht entkommen konnte<br />

und von Kommandant Klein (Willem Dafoe),<br />

dem Leiter eines Vernichtungslagers, zum Amüsement<br />

wie ein Hund gehalten wurde.<br />

Yoram Kaniuks Roman „Adam Hundesohn“<br />

aus dem Jahre 1969 galt in seiner komplexen<br />

Verwebung von Handlungs- und Zeitebenen,<br />

inneren und äußeren Erfahrungswelten als unverfilmbar.<br />

Nun hat Paul Schrader die verstören-<br />

Reich mir<br />

deine Hand<br />

Kinostart: 26. Februar<br />

Verleih: Edition Salzgeber<br />

ntoine und Quentin sind eineiige Zwillin-<br />

Age. Die beiden 18-Jährigen sind bei ihrem<br />

Vater aufgewachsen. Ihre Mutter haben sie nie<br />

kennen gelernt. Als diese stirbt, wollen sie bei<br />

ihrer Beerdigung dabei sein. Per Anhalter begeben<br />

sie sich auf die Reise von Nordfrankreich<br />

nach Spanien, wo ihre Mutter lebte. Unterwegs<br />

begegnen sie verschiedenen Menschen. Dabei<br />

verstricken sich die Brüder in amouröse Abenteuer.<br />

Zwischen den bislang unzertrennlichen<br />

Brüdern kommt es zum Zerwürfnis.<br />

Der 36-jährige Regisseur Pascal-Alex Vincent<br />

liefert mit der poetischen Geschichte sein Spielfilmdebüt<br />

ab. Es ist bereits die zweite Zusammenarbeit<br />

mit dem schauspielernden Zwillingsbrüderpaar<br />

Victor und Alexandre Carril nach seinem<br />

Kurzfilm „Baby Shark“. Vincent hat sich<br />

nach eigener Aussage schon immer für Geschwisterbeziehungen<br />

interessiert, insbesondere<br />

für Zwillinge, „denn zwischen ihnen passiert<br />

so viel, was einfach nicht greifbar ist. Wie kann<br />

ein Mensch zum Individuum werden, wenn die<br />

Präsenz des anderen so übermächtig ist? Wie<br />

de Intensität der Vorlage verfilmt. Jeff Goldblum<br />

zeigt eine seiner besten Leistungen in der doppelbödig<br />

schillernden Hauptrolle. Nicht minder<br />

eindringlich spielt Willem Dafoe, der den Lagerkommandanten<br />

Klein in bestürzender Folgerichtigkeit<br />

als Mitleid erregenden Wurm ausgestaltet,<br />

der zum abstoßenden Monstrum auswächst.<br />

Selten hat ein Film die menschlichen Abgründe<br />

auf Opfer- und Täterseite derart präzise<br />

in all ihren Facetten ausgelotet. Ein unbequemer,<br />

vielschichtiger Film, der nachhaltig zur Diskussion<br />

auffordert, mit Bildern, die man nicht<br />

mehr vergisst.<br />

Deutschland/USA/Israel 2008<br />

Regie: Paul Schrader; Drehbuch: Noah Stollman;<br />

Darsteller: Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Derek<br />

Jacobi, Ayelet Zurer, Joachim Król, Moritz Bleibtreu,<br />

Veronica Ferres, Juliane Köhler; Produktion:<br />

Bleiberg Entertainment und 3L Filmproduktion<br />

www.ein-leben-fuer-ein-leben.de<br />

kann ein Mensch mit dem anderen vor Augen<br />

wachsen und sich entwickeln?“<br />

„Reich mir deine Hand“ ist ein klassisches<br />

Road Movie mit gut ausgebauten Episoden. In<br />

dem französischen Film mit finanzieller Beteiligung<br />

aus Deutschland ist die deutsche Schauspielerin<br />

Katrin Saß in einer Nebenrolle zu sehen.<br />

Frankreich / Deutschland 2008<br />

Regie: Pascal-Alex Vincent; Drehbuch: Pascal-Alex<br />

Vincent, Martin Drouot; Darsteller: Victor Carril,<br />

Alexandre Carril, Anaïs Demoustier, Samir Harrag,<br />

Katrin Saß, Patrick Hauthier; Produktion: Local<br />

Films in Zusammenarbeit mit Adam Productions<br />

und Busse & Halberschmidt; Produzent: Nicolas<br />

Breviere; www.salzgeber.de<br />

newsletter 1/2009 – Kinovorschau<br />

Fünf Leben im Iran<br />

Kinostart: 29. Januar<br />

Verleih: Mitosfilm<br />

ine Fechterin und eine Sängerin, ein Predi-<br />

Eger, ein Computerexperte und ein junges<br />

Mädchen – das sind die Protagonisten eines<br />

Dokumentarfilms, der sich jenseits gängiger<br />

Vorurteile in Wirklichkeit und Alltag des selbsternannten<br />

Gottesstaates Iran begibt. Es geht<br />

um ganz normale Sorgen, Wünsche und Hoffnungen<br />

im Zeichen eines rigiden, von der islamischen<br />

Religion geprägten Staatswesens.<br />

Der Konflikt zwischen unverhohlenem Bekenntnis<br />

zum eigenen Land und der Sehnsucht nach<br />

individueller Freiheit vermittelt sich so allgegenwärtig<br />

wie die Vorsicht vor den Exekutivorganen<br />

des Regimes.<br />

Regisseur und Koautor Mohammad Farokhmanesh,<br />

1971 im Iran geboren und dort<br />

aufgewachsen, ist Mitbegründer der Produktionsfirma<br />

brave new work. „Reich des Bösen“<br />

wurde 2004 mit einem Gerd Ruge Projekt-Stipendium<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW ausgezeichnet.<br />

Deutschland/Iran 2007<br />

Regie: Mohammad Farokhmanesh; Drehbuch: Mohammad<br />

Farokhmanesh, Frank Geiger, Armin Hofmann;<br />

Produktion: brave new work film productions;<br />

www.reichdesboesen.de<br />

pereSTROIKA –<br />

umBAU<br />

einer Wohnung<br />

Kinostart: 19. Februar<br />

Verleih: Realfiction<br />

ine Wohnung, vier Zimmer, vier verschiede-<br />

Ene Wohnparteien, die niemals die Zimmer<br />

der Anderen betreten. Nach dem Ende des Sozialismus<br />

schenkte der Staat den Bewohnern<br />

ihre Zimmer. Nun soll eine solche Kommunalka<br />

im Zentrum der Stadt entmietet, verkauft<br />

und umgebaut werden. Eine schwierige Aufgabe<br />

für die beiden Maklerinnen, die mit Verhandlungsgeschick<br />

und trickreichen Strategien<br />

arbeiten müssen, denn alle Bewohner müssen<br />

dem Verkauf zustimmen.<br />

Filmemacherin Christiane Büchner hat diesen<br />

„Crashkurs in Kapitalismus in der russischen<br />

Variante“ mit der Kamera begleitet. Und der<br />

Kurs ist noch nicht zu Ende: „Die Bank KIT Finanz,<br />

bei der der Verkauf unserer Wohnung abgewickelt<br />

worden war, gehörte zu den ersten<br />

Pleiteopfern der Finanzkrise in Russland. Sie wurde<br />

noch vor der Uraufführung des Films für 100<br />

Rubel notverkauft“, erklärt die Kölner Regisseurin,<br />

die ihren Dokumentarfilm mit Hilfe des Gerd<br />

Ruge Projekt-Stipendiums der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

realisierte.<br />

Deutschland 2008<br />

Buch und Regie: Christiane Büchner; Produktion:<br />

Büchner Film in Koproduktion mit WDR und MDR;<br />

www.realfictionfilme.de


Hilde<br />

Kinostart: 12. März<br />

Verleih: Warner Bros.<br />

ür sie sollte es „rote Rosen regnen“: Das Le-<br />

Fben der Hildegard Knef war wie ein gutes<br />

Chanson mit vielen Höhen und Tiefen. Sie war<br />

Sünderin und Sängerin, Hollywoodstar und ein<br />

Star am Broadway. Vom deutschen Publikum<br />

verehrt und verachtet, wurde ihre Autobiografie<br />

das erfolgreichste Buch der Nachkriegszeit.<br />

Grimme-Preisträger Kai Wessel hat sich an<br />

die Verfilmung des Lebens der Knef gewagt und<br />

mit Heike Makatsch für die Titelrolle eine Idealbesetzung<br />

gefunden. Makatsch spielt und<br />

singt die Hilde, begleitet u.a. von der WDR Bigband.<br />

Auch wenn ihre Stimme nicht ganz so<br />

rauchig und etwas heller klingt als das Original,<br />

Bis später Max!<br />

Kinostart: 12. März<br />

Verleih: 3Rosen Filmverleih<br />

erschmitzt blicken die Augen hinter den<br />

Vdicken Brillengläsern auf die Welt, vor allem<br />

auf die weibliche. Max Kohn ist Schriftsteller<br />

und Genießer femininer Reize. Seine Literaturreisen<br />

bieten ihm dazu willkommene Gelegenheit<br />

fürs Beschauliche und manchmal auch<br />

mehr; wenn nur die Kontrollanrufe seiner Freundin<br />

Reisel von daheim nicht immer wieder dazwischenfunken<br />

würden. Immer wieder aber<br />

gelingt es Max mit routinierter Leichtigkeit, Einblicke<br />

in weibliche Psyche und Wollust zu erhaschen.<br />

Drei Geschichten aus dem Erzählband<br />

„Späte Liebe“ des Literatur-Nobelpreisträgers<br />

Isaac B. Singer sind in die jüngste Regiearbeit Jan<br />

lässt sie die Diva auf der Leinwand wieder auferstehen.<br />

In seinem Film erzählt Wessel aber<br />

auch ein Stück deutscher Filmgeschichte, wenn<br />

er zeigt, wie aus der Nachwuchsschauspielerin,<br />

die 1946 mit Wolfgang Staudte „Die Mörder<br />

sind unter uns“ drehte, ein Star wird, der wegen<br />

der harmlosen Nacktszene in Willi Forsts<br />

„Die Sünderin“ in Ungnade fällt.<br />

Seine Premiere erlebte das beeindruckende<br />

Biopic, das u.a. auch in den MMC Studios gedreht<br />

wurde, während der Berlinale stilgerecht<br />

im Friedrichstadtpalast.<br />

Deutschland 2008<br />

Regie: Kai Wessel; Drehbuch: Maria von Heland,<br />

basierend auf Hildegard Knefs Lebenserinnerungen<br />

„Der geschenkte Gaul“; Darsteller: Dan Stevens,<br />

Monica Bleibtreu, Michael Gwisdek, Hanns Zischler,<br />

Anian Zollner, Trystan Pütter, Johanna Gastdorf,<br />

Sylvester Groth, Roger Cicero; Produktion: Egoli<br />

Tossell Film in Koproduktion mit MMC Independent<br />

und in Zusammenarbeit mit PICTORION – das<br />

werk ; www.hilde-derfilm.de<br />

Schüttes eingeflossen, der sich nach „Abschied<br />

– Brechts letzter Sommer“ erneut dem Spannungsfeld<br />

von Realität, Fantasie und literarischer<br />

Umsetzung widmet. Mit der österreichischen<br />

Bühnen- und Filmlegende Otto Tausig fand sich<br />

für die Hauptrolle ein Schauspieler, der die Melange<br />

aus hintergründigem Witz und Melancholie<br />

kongenial auszugestalten weiß. Nach internationalen<br />

Aufführungen auf den Festivals in Toronto<br />

und Sundance feierte der Film seine deutsche<br />

Premiere auf dem diesjährigen Filmfest<br />

Hamburg.<br />

Deutschland 2007<br />

Regie, Drehbuch: Jan Schütte, Jan Schütte nach der<br />

Vorlage von Isaac Bashevis Singer<br />

Darsteller: Otto Tausig, Rhea Perlman, Barbara<br />

Hershey, Tovah Feldshuh, Elizabeth Pena<br />

Produktion: Zero Fiction Film/Zero West Filmproduktion<br />

in Koproduktion mit Dor Film, New Moon<br />

Productions, WDR/ARTE und Pictorion Pictures<br />

www.bisspaetermax.3rosen.com<br />

Auf der Suche nach dem Gedächtnis –<br />

Der Hirnforscher Eric Kandel<br />

Kinostart: 26. März<br />

Verleih: W-film<br />

er 79-jährige Eric Richard Kandel gilt als ei-<br />

Dner der bedeutendsten Hirnforscher des<br />

20. Jahrhunderts. Im Jahr 2000 erhielt der Wissenschaftler<br />

den Nobelpreis für Medizin. Seit<br />

über 50 Jahren widmet er seine Arbeit der Entschlüsselung<br />

molekularer Prozesse im Gehirn.<br />

Sein Forschungsgebiet: die Übertragung von Ereignissen<br />

aus dem Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis.<br />

Lernen und Erinnern bedeuten anatomische<br />

Veränderungen im Gehirn, hat Kandel<br />

herausgefunden.<br />

Der Dokumentarfilm von Petra Seeger zeigt<br />

Kandel erstmals bei der Arbeit in seinem weltweit<br />

führenden Labor der Gedächtnisforschung.<br />

Hier knüpft der Film an Kandels eigene Erinnerungen<br />

an: Eric Kandel kam als Jude in<br />

Wien zur Welt. 1939 emigrierte er auf der<br />

Flucht vor den Nazis im Alter von neun Jahren<br />

in die USA. Regisseurin Petra Seeger verwebt<br />

die Wissenschaftsgeschichte Kandels<br />

mit seiner eigenen Lebensgeschichte.<br />

Die traumatischen Kindheitserlebnisse<br />

in der Nazizeit in Wien beeinflussten seine<br />

Erinnerungen, schreibt Eric Kandel in seiner<br />

Autobiografie „Auf der Suche nach dem<br />

Prinzessin Lillifee<br />

Kinostart: 26. März<br />

Verleih: Universum Film<br />

ie Harmonie im idyllischen Königreich Ro-<br />

Dsarien ist gefährdet, denn unerzogene Feen<br />

setzen den Untertanen mit ihren Streichen zu<br />

und verärgern diese so sehr, dass sie Rosarien<br />

für immer verlassen wollen.<br />

Prinzessin Lillifee ist darüber sehr beunruhigt<br />

und berät sich mit ihren Freunden, dem rosa<br />

Schweinchen Pupsi, Frosch Carlos und Igel Iwan<br />

mit den fünftausendzweihunderteinundzwanzig<br />

Stacheln, was man denn dagegen unternehmen<br />

kann.<br />

Die Geschichten um die lustige Blütenfee<br />

wurden von der Designerin Monika Finsterbusch<br />

erfunden. Die bislang sechs Original-Bücher erreichten<br />

eine Auflage von über 1,5 Millionen Exemplaren.<br />

Ansporn genug für Produzentin Ga-<br />

Gedächtnis“, die im März 2006 erschienen ist:<br />

„Ich bin davon überzeugt, dass mein späteres<br />

Faible für den menschlichen Geist, dafür, wie<br />

sich Menschen verhalten, wie unberechenbar<br />

ihre Motive und wie dauerhaft Erinnerungen<br />

sind, auf mein letztes Jahr in Wien zurückgeht.<br />

Nach dem Holocaust lautete das Motto der Juden:<br />

‚Niemals vergessen!’, wachsam gegen Antisemitismus,<br />

Rassismus und Hass zu sein... Meine<br />

wissenschaftliche Arbeit widmet sich den biologischen<br />

Grundlagen dieses Mottos: den Prozessen<br />

im Gehirn, die uns zur Erinnerung befähigen.“<br />

Deutschland 2008<br />

Regie, Drehbuch und Produzentin: Petra Seeger;<br />

Produktion: FilmForm in Zusammenarbeit mit<br />

WDR/ARTE und ORF; www.kandel-film.de<br />

briele M. Walther („Felix – Ein Hase auf Weltreise“),<br />

das erfolgreiche Vorbild in gleichwertiger,<br />

kindgerechter Qualität auf die Kinoleinwand<br />

zu bringen. Beflügelt vom Erfolg von „Felix 2“<br />

und „Der Mondbär“ hat sie auch dieses Mal zusammen<br />

mit Frank Piscator produziert, und wie<br />

die Vorgänger ist auch „Prinzessin Lillifee“ als<br />

klassischer Zeichentrickfilm konzipiert worden.<br />

Für die stimmungsvoll zauberhafte Umsetzung<br />

zeichnet nicht zuletzt Zeichentrickfachkraft Alan<br />

Simpson verantwortlich, der nach Lehrjahren in<br />

Großbritannien („Watership Down – Unten am<br />

Fluss“) und den USA („Falsches Spiel mit Roger<br />

Rabbit“) in Deutschland für die TV-Serie „Briefe<br />

von Felix“ tätig war.<br />

Deutschland 2009<br />

Regie: Ansgar Niebuhr, Zhijian Xu, Alan Simpson;<br />

Drehbuch: Mark Slater, Gabriele M. Walther; arsteller:<br />

Maresa Sedlmeyer, Gudo Hoegel; Produktion:<br />

ndf: Neue deutsche Filmgesellschaft und Caligari<br />

Film in Koproduktion mit Universum Film und Beta<br />

Film sowie WDR und Ismael Feichtl<br />

www.prinzessin-lillifee-derfilm.de<br />

Kinovorschau – newsletter 1/2009 31

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