oscar - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
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Ausgabe 1 – Februar 2009<br />
Spezial<br />
Berlinale<br />
Schwerpunkt<br />
Das Filmjahr 09<br />
Made in NRW<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Setbericht<br />
Henri vier Dreharbeiten<br />
1
Auf der Location-Seite des<br />
Newsletter präsentieren wir in<br />
jedem Heft einen bebilderten<br />
Gruß aus der Region. Ausge-<br />
wählt werden die Motive von<br />
Location-Scouts aus NRW. Diese<br />
und noch viele weitere Bilder fin-<br />
den Sie auch in der Datenbank<br />
www.locationnrw.de.<br />
Treffer in der Motivdatenbank<br />
www.locationnrw.de für<br />
die Eifel: 36<br />
Realisierte Projekte (Auswahl):<br />
Antichrist, Tannöd, Der Vulkan,<br />
Wunder gibt es immer wieder<br />
2<br />
Markus Zimmer<br />
locationsuche@gmx.de<br />
Tel. (0177) 340 66 92<br />
Grüße aus der Eifel<br />
Udo Wüllenweber,<br />
Tel. (0211) 1577074;<br />
udo.wuellenweber@t-online.de<br />
Sandra Stromeyer<br />
Tel: (0178) 5593317<br />
sandra@motivekoeln.de<br />
ZeitRaumRechercheLocation<br />
Tel. (0177) 8223742;<br />
zeitraumrecherchelocation@web.de<br />
newsletter 1/2009 – Location<br />
most wanted<br />
Tel. (0700) 75747372;<br />
info@most-wanted-film.de
Schwerpunkt: Made in NRW –<br />
das Filmjahr 2009<br />
Gegen<br />
den Trend<br />
ennen Sie den Lipstick-Index? Der Begriff<br />
Ksteht für das wissenschaftlich erwiesene<br />
Verhältnis zwischen dem Absatz von Lippenstiften<br />
und der aktuellen Wirtschaftslage: Je größer<br />
die Krise, desto mehr Lippenstifte werden<br />
verkauft. Auch die Unterhaltungsbranche<br />
wächst oft antizyklisch. Geht es den Menschen<br />
schlecht, suchen sie die Ablenkung, die ihnen<br />
das Kino bietet. Woody Allen<br />
hat der amerikanischen Kinoflucht<br />
in den 20er Jahren – und<br />
damals herrschte dort eine Rezession,<br />
deren verheerende<br />
Ausmaße wir uns heute kaum<br />
vorstellen können – in seinem<br />
Film „A Purple Rose of Cairo“<br />
ein Denkmal gesetzt.<br />
Was also bringt uns das Krisenjahr<br />
2009? Vier Produktionen<br />
in Sundance, sechs im<br />
Wettbewerb der Berlinale, einen<br />
Golden Globe für Kate<br />
Winslet in „Der Vorleser“ auf<br />
der Haben-Seite, und die Aussichten<br />
auf einen Oscar stehen<br />
mit fünf Nominierungen für die Bestseller-Verfilmung<br />
und einer weiteren für Reto Caffis Kurzfilm<br />
„Auf der Strecke“ auch nicht so schlecht.<br />
Selten begann ein Jahr für das Filmland NRW<br />
so erfolgreich wie ausgerechnet dieses. Und das<br />
Beste ist: Alle diese Produktionen – von „Chéri“<br />
über „Sturm“ bis zu „Der Vorleser“ – wurden<br />
nicht nur in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> gefördert,<br />
sondern auch hier gedreht. Große internationale<br />
Koproduktionen entstehen in Deutschland<br />
eben nicht nur in Babelsberg. Jetzt müssen sie<br />
sich nur noch an der Kinokasse behaupten.<br />
Knapp 1.000 Drehtage zählte die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW 2008 an Rhein und Ruhr, so viele wie<br />
nie zuvor. Stephen Frears, Stephen Daldry, Hans-<br />
Christian Schmid, Tom Tykwer und auch Lars<br />
von Trier setzten ihre neuen Filme in NRW in<br />
Szene und vertrauten dabei auf das Know-how<br />
der Filmfachkräfte, die hier zuhause sind. Für<br />
den Schwerpunkt des Newsletter haben wir<br />
zehn Filme ausgewählt, die im vergangenen<br />
Jahr in NRW gedreht wurden und in diesem Jahr<br />
ins Kino kommen bzw. im Fernsehen zu sehen<br />
sind. Getreu dem Motto „think global, act lo-<br />
cal“ stellen wir Ihnen in zehn Interviews Menschen<br />
vor, die diese Produktionen mit ihrer Arbeit<br />
erst möglich gemacht haben: von der Maskenbildnerin,<br />
über den Location-Scout, den Regieassistenten,<br />
den Art Director bis hin zur Herstellungsleiterin.<br />
Einige der vorgestellten Filme laufen auch<br />
auf der Berlinale, für die wir traditionell die er-<br />
Michelle Pfeiffer in Stephan Frears „Chéri“,<br />
Foto: Chéri Productions Ltd./Bruno Calvo<br />
sten Seiten unserer Februar-Ausgabe reserviert<br />
haben. Hier erfahren Sie alles über die insgesamt<br />
20 geförderten NRW-Produktionen, die eine<br />
Einladung zu den Berliner Filmfestspielen erhielten,<br />
inklusive Interviews mit Shooting Star David<br />
Kross und Regisseur Hans-Christian Schmid,<br />
der mit seinem Film „Sturm“ bereits zum dritten<br />
Mal im Wettbewerb um die Bären steht.<br />
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />
bewährten Informationen aus der und über die<br />
Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />
Dreharbeiten. Wir berichten ausführlich über das<br />
Festival in Sundance, wo Sandra Nettelbecks<br />
neuer Film „Helen“ Premiere feierte, besuchten<br />
für Sie das NRW-Set der aufwändigen Historienproduktion<br />
„Henri vier“ und stellen im Firmenporträt<br />
die Kölner Firma ACT vor.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
4 NRW an der Spree<br />
Berlinale-Spezial<br />
7 Meldungen<br />
Branche, Kinos, Festivals, Preise<br />
13 Wohlfühlfaktor<br />
Firmenporträt ACT<br />
14 Auf dem Sprung<br />
Die Seite für den Filmnachwuchs<br />
Schwerpunkt:<br />
Made in NRW –<br />
das Filmjahr 2009<br />
16 „Der Vorleser“<br />
Interview Caren Wiederhold, Aufnahmeleitung<br />
17 „Sturm“<br />
Interview Heike Merker, Maske<br />
18 „Chéri“<br />
Interview Volker Schaefer, Art Director<br />
19 „Hilde“<br />
Interview Stefan Möller, Location Scout<br />
22 „Der Vulkan“<br />
Interview Wolf Schiebe, Spezialeffekte<br />
23 „Antichrist“<br />
Interview Frauke Firl, Kostümbildnerin<br />
24 „This is love“<br />
Interview Frank Prümmer, Szenenbildner<br />
25 „Unter Bauern“<br />
Interview Agnette Schlößer, Szenenbildnerin<br />
26 „Ob ihr wollt oder nicht“<br />
Interview Till Boße, Regieassistent<br />
27 „Die Päpstin“<br />
Interview Hans-Peter Abts, Setaufnahmeleiter<br />
28 Eine Gasse für Paris<br />
Setbesuch: „Henri vier“<br />
29 Dreharbeiten in NRW<br />
30 Mit besten Empfehlungen<br />
Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
29 Impressum<br />
Schwerpunkt März-Heft<br />
Filmemachen in der Krise<br />
Editorial – 1/2009<br />
Der nächste Schwerpunkt des Newsletter beschäftigt sich<br />
mit der Wirtschaftskrise. Er erscheint Ende März und fragt<br />
nach, welche Spuren die Rezession auf der Leinwand hinterlassen<br />
wird, sowohl bei den Finanzierungsmöglichkeiten<br />
als auch bei den Inhalten. Ab dem 27. März ist das neue<br />
Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />
3
4<br />
Auf Bärenjagd: Kerry Fox und Reinout Bussemaker in „Sturm“, Foto: 23/5, Zentropa, IDTV<br />
Zärtliche Verführung: Michelle Pfeiffer und Rupert Friend in „Chéri“, Foto: Chéri Productions Ltd./Bruno Calvo<br />
Alles unter Kontrolle in Adrián Biniez Debutfilm „Gigante“, Foto: Control Z Films, Montevideo<br />
Wettbewerb I:<br />
„Sturm“, „Chéri“<br />
und „Gigante“ mit<br />
Bären-Chancen<br />
Bärenstark präsentiert sich das Filmland NRW<br />
auf der 59. Berlinale. Insgesamt 20 Filme, die<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gefördert wurden,<br />
sind zwischen dem 5. und 15. Februar in<br />
den verschiedenen Sektionen der Berliner Filmfestspiele<br />
zu sehen.<br />
Gleich drei Produktionen treten im Wettbewerb<br />
um die begehrten Bären an. Stephen<br />
Frears präsentiert am 10. Februar im Berlinale<br />
Palast seinen neuen Film „Chéri“, der in den<br />
Kölner MMC-Studios gedreht wurde und in<br />
dem Michelle Pfeiffer, Rupert Friend und<br />
Kathy Bates die Hauptrollen spielen. Die berühmte<br />
Novelle der französischen Schriftstellerin<br />
Colette wurde von Oscar-Preisträger Christopher<br />
Hampton adaptiert. Deutscher Produzent<br />
der deutsch-englisch-französischen Koproduktion<br />
ist die Kölner MMC Independent<br />
(siehe Interview auf Seite 18).<br />
Der aus Uruguay stammende Regisseur und<br />
Musiker Adrián Biniez hat es gleich mit seinem<br />
Debütfilm „Gigante“ in den Berlinale-Wettbewerb<br />
geschafft. In der Koproduktion der Kölner<br />
Pandora Film erzählt Biniez von einem<br />
Sicherheitsmann, der sich in eine Putzfrau verliebt<br />
und sie mit den Überwachungskameras<br />
des Supermarktes, in dem beide arbeiten, heimlich<br />
beobachtet. Seine Premiere feiert „Gigante“<br />
am 8. Februar ebenfalls im Berlinale Palast.<br />
Bereits am 7. Februar stellt Hans-Christian<br />
Schmid an gleicher Stelle seinen neuen<br />
Film „Sturm“ vor. Kerry Fox spielt in der europäischen<br />
Koproduktion der 23/5 Filmproduktion<br />
mit Zentropa eine Anklägerin am<br />
Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag (siehe Interview<br />
auf Seite 17).<br />
Vor der Berlinale sprachen wir mit Hans-<br />
Christian Schmid, für den es bereits die dritte<br />
Neben den drei geförderten Wettbewerbsbeiträgen<br />
laufen im Berlinale-Wettbewerb außer<br />
Konkurrenz drei weitere Filme, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW unterstützt und die alle zu großen<br />
Teilen in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> in Szene gesetzt<br />
wurden.<br />
Die doppelte Golden Globe-Gewinnerin<br />
Kate Winslet stand mit Shooting-Star David<br />
Kross und Ralph Fiennes für Stephen<br />
Daldrys Bestseller-Verfilmung „Der Vorleser“<br />
Einladung in den Berlinale-Wettbewerb ist, über<br />
seinen neuen Film und den Dreh in NRW.<br />
Handelt es sich bei „Sturm“ um<br />
einen reinen Politthriller?<br />
“Sturm“ ist kein reiner Politthriller. Dazu<br />
stehen die Aspekte der Geschichte, die sich mit<br />
der Hauptfigur und deren Entwicklung beschäftigen,<br />
zu sehr im Vordergrund. Ein Drama mit<br />
Thriller-Elementen, das trifft es eher, denke ich.<br />
Bernd Lange und ich wollten all das nutzen, was<br />
uns am Genre Thriller gefällt und wollten gleichzeitig<br />
aber nicht darauf verzichten,<br />
unsere Figuren genau zu<br />
zeichnen. Wir haben für das<br />
Drehbuch ausführlich recherchiert,<br />
es sind also viele reale Bezüge<br />
in die Handlung mit eingeflossen.<br />
Gleichzeitig sollte<br />
„Sturm“ keine Fallstudie sein.<br />
Wir wollten keinen spezifischen<br />
„Sturm“-Regisseur<br />
Fall schildern, sondern frei sein Hans-Christian Schmid,<br />
in dem, was wir erzählen. Der Foto: Gerald von Foris<br />
Zeitdruck, dem die Mitarbeiter<br />
des Tribunals ausgesetzt sind, die Bedrohung<br />
von Zeugen, die Widerstände, gegen die jemand<br />
wie die Anklägerin Hannah Maynard zu<br />
kämpfen hat, das beruht alles auf Recherche.<br />
Sie haben bei „Sturm“ auf Ihr<br />
erfahrenes Produktionsteam gesetzt,<br />
mit dem Sie schon „Lichter“<br />
und „Requiem“ realisiert haben. Wie<br />
gelang das Zusammenspiel von vertrauten<br />
Kollegen und einem neuen,<br />
internationalen Cast?<br />
Da der Kameramann Bogumil Godfrejow<br />
aus Krakau stammt, sprachen wir auch am Set<br />
von „Lichter“ und „Requiem“ schon englisch.<br />
Sowohl er wie auch der Szenenbildner Christian<br />
Goldbeck haben zwischen unseren Projekten<br />
aber auch schon in internationalen Produktionen<br />
mitgewirkt. Für uns war das eigentlich<br />
keine Umstellung. Am ehesten habe ich den Un-<br />
Wettbewerb II: konkurrenzlos gut<br />
newsletter 1/2009 – Berlinale<br />
auch in Köln vor der Kamera. Die internationale<br />
Koproduktion, die für fünf Oscars nominiert<br />
ist und an der auf deutscher Seite die Bonner<br />
Senfkorn Film sowie die Kölner Central<br />
Scope NRW und die Neunte Babelsberg<br />
Film beteiligt sind, wird auf der Berlinale am<br />
6. Februar gezeigt (siehe Interview Seite 16).<br />
In „Deutschland im Herbst“ setzten sich<br />
deutsche Filmemacher 1977 mit der Lage der<br />
Nation auseinander. 32 Jahre später zeigt die
terschied gespürt, wenn es bei den Drehbuchdiskussionen<br />
um Details ging. Da hätte ich mir<br />
manchmal gewünscht, ich könnte auf meinen<br />
ganzen Wortschatz zurückgreifen.<br />
22 von 45 Drehtagen haben Sie<br />
in NRW gedreht. War es das erste<br />
Mal, dass Sie dort gearbeitet haben?<br />
Das waren nicht meine ersten Dreharbeiten<br />
in NRW. Mein erster Dokumentarfilm an der<br />
Filmhochschule in München wurde überwiegend<br />
in NRW gedreht. Allerdings noch ohne die<br />
<strong>Filmstiftung</strong>, das war Ende der 80er, und es ging<br />
damals um süchtige Automatenspieler. Auch bei<br />
„23“, ein knappes Jahrzehnt später, waren wir<br />
für ein paar Wochen in Köln und Umgebung.<br />
Unsere Erfahrungen waren damals wie jetzt sehr<br />
gut. Bei „Sturm“, ein Film, der in erster Linie in<br />
Den Haag und Sarajevo spielt, kam uns sehr zugute,<br />
dass wir in einem leer stehenden Fabrikgebäude<br />
in Köln-Kalk einen idealen Ort gefunden<br />
haben, in dem wir sowohl unsere Studiobauten<br />
wie auch die Produktionsbüros unterbringen<br />
konnten.<br />
Warum haben Sie als ausgebildeter<br />
Dokumentarfilmer bisher<br />
hauptsächlich Spielfilme gedreht?<br />
Als ich Anfang der 90er mit der Filmhochschule<br />
fertig war, gab es sehr wenige Sendeplätze<br />
für Dokumentarfilme, und auch im Kino<br />
kamen Dokumentationen kaum vor. Ich recherchierte<br />
damals einen Stoff, der sich mit einer innerkirchlichen<br />
Sekte innerhalb der katholischen<br />
Kirche, dem Engelwerk, beschäftigte. Aber mir<br />
gelang es nicht, jemanden zu finden, der die<br />
Dreharbeiten finanziert hätte. Dann kamen Christian<br />
Granderath und Susan Schulte auf mich<br />
zu, beide damals bei der Redaktion „Debüt im<br />
Dritten“ des SWR. Sie schlugen vor, basierend<br />
auf der Recherche ein Drehbuch zu entwickeln<br />
So entstand dort das Fernsehspiel „Himmel und<br />
Hölle“ und zwei Jahre später dann auch „Nach<br />
fünf im Urwald“.<br />
Berlinale das Ergebnis einer Neuauflage. In dem<br />
Episodenfilm „Deutschland 09“ versuchen<br />
die Regisseure Fatih Akin, Wolfgang Bekker,<br />
Sylke Enders, Dominik Graf, Romuald<br />
Karmakar, Nicolette Krebitz, Isabelle<br />
Stever, Hans Steinbichler, Tom Tykwer,<br />
Hans Weingartner, Dani Levy, Angela<br />
Schanelec und Christoph Hochhäusler,<br />
das politisch-gesellschaftliche Klima<br />
im Herbst/Winter 2008 einzufangen. Die Produktion<br />
der Herbstfilm ist auf der Berlinale erstmals<br />
am 13. Februar zu sehen.<br />
Bereits einen Tag zuvor stellt Theo Angelopoulos<br />
mit „The Dust of Time“ sein<br />
neuestes Werk vor. Für Angelopoulos ist das Familiendrama<br />
der zweite Teil einer Migrations-<br />
Trilogie, die er mit „Return“ beenden will. Für<br />
den ersten Teil „Die Erde weint“ hatte er 2004<br />
bei der Verleihung der Europäischen Filmpreise<br />
den Preis der Filmkritik erhalten. In der Produktion<br />
der Kölner Lichtmeer Film spielen<br />
Michel Piccoli, Irène Jacob, Willem Dafoe<br />
und Bruno Ganz die Hauptrollen.<br />
Ein Film zur Lage der Nation: Szene aus<br />
der „Deutschland 09“-Episode „Krankes Haus“<br />
von Wolfgang Becker, Foto: Herbstfilm<br />
Talent Campus<br />
David Hare, Oscar-nominierter Drehbuchautor<br />
von „Der Vorleser“, sitzt am 7. Februar auf<br />
dem Eröffnungs-Panel des diesjährigen Berlinale<br />
Talent Campus, das sich mit der Bedeutung<br />
von Wendepunkten für das filmische Erzählen<br />
auseinandersetzt. Auch für die 350 Teilnehmer,<br />
die sich unter den 3.834 Bewerbern aus 128 Ländern<br />
durchgesetzt haben, könnte die siebte Ausgabe<br />
des Campus zu einem Wendepunkt in ihrer<br />
jungen Filmkarriere werden.<br />
Aus NRW erhielten neben der Kölner Produzentin<br />
Meike Martens auch die Kameraleute<br />
Pierre Pasler und Conny Beissler sowie<br />
die Cutterin Anne Corsten eine Einladung<br />
auf den Campus, der unter dem Motto<br />
„Suddenly, it all happened – the turning Point<br />
in Close-Up” steht. Eines der Highlights ist mit<br />
Sicherheit der Auftritt des polnischen Kameramanns<br />
Janusz Kaminski, der für „Schindlers<br />
Liste“ und „Der Soldat James Ryan“ jeweils<br />
einen Oscar erhielt.<br />
www.berlinale-talentcampus.de<br />
Focus Germany<br />
auf dem European<br />
Film Market<br />
Der Martin Gropius Bau beheimatet<br />
auch in diesem Jahr wieder den European<br />
Film Market (EFM) und damit auch<br />
den Stand von Focus Germany, dem Zusammenschluss<br />
der Deutschen Filmförderer.<br />
Während der Berlinale informieren dort Mitarbeiter<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW über Fördermöglichkeiten<br />
in NRW. Zu erreichen ist<br />
der EFM vom Potsdamer Platz aus zu Fuß<br />
in fünf Minuten oder noch bequemer per<br />
Shuttle-Bus.<br />
Focus Germany/Berlinale,<br />
Tel. (030) 246497432;<br />
Fax (030) 246497436<br />
NRW Tag der<br />
Filmmusik<br />
Am 11. Februar präsentieren das Kölner Festival<br />
SoundTrack_Cologne und der Filmkomponistenverband<br />
mediamusic:nrw während der<br />
Berlinale von 12 Uhr bis 20 Uhr in der Berliner<br />
Freiheit am Potsdamer Platz die Filmmusikszene<br />
aus NRW. Eingeladen sind vor allem Produzenten<br />
und Regisseure aus dem In- und Ausland,<br />
die die vielfältigen Möglichkeiten der Filmmusikproduktion<br />
in NRW kennen lernen wollen.<br />
Die Veranstaltung stellt Komponisten, Tonmeister,<br />
Sounddesigner, Tonstudios, Musikverlage,<br />
Musikberater und Orchester vor – aber auch Filmprojekte<br />
mit einer besonderen Tonspur aus NRW.<br />
Zu den Gästen zählen u.a. die Komponisten Helmut<br />
Zerlett, Lola-Preisträger Ali N. Askin und<br />
Andreas Weidinger, sowie Tom Foster<br />
(Warner Chappell Music).<br />
„Ziel des NRW Tages der Filmmusik ist es,<br />
die Aufmerksamkeit der internationalen Filmwelt<br />
auf die NRW-Potenziale zu lenken“, betont<br />
Michael P. Aust, Geschäftsführer von<br />
SoundTrack_Cologne. Die Veranstaltung<br />
wird gefördert durch das Land NRW.<br />
www.soundtrackcologne.de.<br />
Stefan Rudolf als Jazzer in „Schläft ein Lied in allen Dingen“, Foto: neue mediopolis filmproduktion<br />
Panorama: von Österreich bis Südkorea<br />
Josef Haslingers Roman „Das Vaterspiel“ war ein Bestseller: Die Verfilmung durch den österreichischen<br />
Regisseur Michael Glawogger erhielt nun eine Einladung ins Panorama und ist<br />
damit eine von drei geförderten Produktionen der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die in dieser Sektion der<br />
Berlinale gezeigt werden. Helmut Köpping und Sabine Timoteo spielen die Hauptrollen<br />
in dem Thriller, der als internationale Koproduktion der Kölner Tatfilm u.a. mit ARTE und dem<br />
WDR entstand. Seine Premiere erlebt der Film, der auch in Bonn, Neuss und Köln gedreht wurde,<br />
auf der Berlinale am 8. Februar.<br />
Auch Andreas Strucks „Schläft ein Lied in allen Dingen“ wurde in Köln unter dem Arbeitstitel<br />
„Hanna´s Words“ in Szene gesetzt. In der Produktion der Neuen Mediopolis Köln und<br />
des WDR erzählt Struck nach einem Drehbuch von Dagmar Gabler die Geschichte eines Jazz-<br />
Trompeters auf der Suche nach sich selbst. Im Panorama ist der Film am 11. Februar zu sehen.<br />
Am selben Tag läuft dann auch Cho Sung-Hyungs neuer Film „Endstation der Sehnsüchte“.<br />
Die Regisseurin, die für ihren Dokumentarfilm „Full Metal Village“ den Max Ophüls Preis gewann,<br />
besucht in der Produktion der Flying Moon Filmproduktion ein Dorf in Südkorea, in<br />
dem drei Südkoreanerinnen, die Jahrzehnte in Deutschland gelebt haben, ihren deutschen Traum<br />
inklusive roter Dachziegel, Vorgarten, Schwarzbrot und Bockwürsten verwirklicht haben.<br />
Helmut Köpping als Ratz in Michael Glawoggers „Das Vaterspiel“, Foto: Bernd Spauke<br />
Wasserkraft<br />
für Generation<br />
14plus<br />
„The Strength of Water“ heißt der Debütfilm des<br />
neuseeländischen Regisseurs Armagan Ballantyne,<br />
der in der Berlinale-Jugendfilmsektion<br />
Generation 14plus gezeigt wird, nachdem<br />
er zwei Wochen zuvor seine Premiere auf<br />
dem Filmfestival in Rotterdam erlebte. Hauptfigur<br />
in der deutsch-neuseeländische Koproduktion<br />
der Kölner Pandora Film ist der neunjährige<br />
Kimi, der den Tod seiner Zwillingsschwe-<br />
Eine Zwillingsgeschichte aus Neuseeland:<br />
„Strength of Water“, Foto: Berlinale<br />
ster nicht akzeptieren kann und will. Seine Berlinale-Premiere<br />
feiert der von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderte Film am 8. Februar im Zoopalast.<br />
Berlinale – newsletter 1/2009 5
Keine Zeit mehr zum Vorlesen: Shooting Star<br />
David Kross , Foto: Senator<br />
Shooting Star<br />
David Kross<br />
David Kross hat während der Berlinale viel<br />
zu tun. Der gerade 18-jährige Schauspieler, der<br />
2008 in „Krabat“ brillierte, hat mit „Der Vorleser“<br />
nicht nur einen Film im Wettbewerb des Festivals,<br />
sondern wird von der European Film<br />
Promotion neben neun anderen europäischen<br />
Kollegen auch als Shooting Star internationalen<br />
Produzenten vorgestellt. Im Vorfeld der<br />
Berlinale erreichten wir den deutschen Aufsteiger<br />
für ein Kurzinterview in Kambodscha, wo<br />
er für Detlev Bucks neuen Film „Same, same<br />
but different“ vor der Kamera stand.<br />
6<br />
„Krabat“ und „Der Vorleser“<br />
waren zwei sehr unterschiedliche<br />
Produktionen. Wer war der angenehmere<br />
Filmpartner für Sie: Christian<br />
Redl als furchteinflößender Müller<br />
oder Kate Winslet als Liebhaberin?<br />
Ich finde, dass Christian Redl und Kate<br />
Winslet beides Schauspieler großer Klasse sind,<br />
und ich hatte vor beiden großen Respekt und<br />
konnte viel lernen von ihnen.<br />
War der Wechsel von der mystisch-düsteren<br />
Welt „Krabats“ in die<br />
deutsche Nachkriegszeit schwierig?<br />
Oder ist das Schauspieler-Routine?<br />
Nein, ich würde es auf keinen Fall Schauspieler-Routine<br />
nennen. Ich glaube, die besitzt<br />
man noch nicht nach seinem dritten großen<br />
Film. Außerdem hoffe ich, dass ich diese Routine<br />
nie ganz bekommen werde. Weil es ja gerade<br />
das Schöne an diesem Beruf ist, immer<br />
Neues auszuprobieren und kennenzulernen, wie<br />
jetzt diese beiden verschiedenen Zeitalter, die viel<br />
Vorbereitung brauchen.<br />
Gab es Unterschiede zwischen<br />
den Regie-Stilen von Marco Kreuzpaintner<br />
und Stephen Daldry? Also<br />
etwa zwischen einem deutschen<br />
und einem amerikanischen Stil?<br />
Jeder Regisseur hat seinen komplett eigenen<br />
Stil. Und davon abgesehen finde ich Stephen<br />
Daldrys Stil kein bisschen amerikanisch. Er<br />
ist ein Theaterregisseur aus England, der seine<br />
Arbeitsweise sehr aus dem Theater auch zum<br />
Filmset nimmt.<br />
Marco Kreuzpaintner ist ein großartiger Regisseur,<br />
der verschiedene Stile beherrscht. Zufälligerweise<br />
fand ich seine Arbeitsweise an Krabat<br />
„amerikanischer“ als Daldrys „Der Vorleser“.<br />
Ich hatte wahnsinnig Glück, mit diesen beiden<br />
tollen Menschen arbeiten zu dürfen.<br />
An welchem Projekt arbeiten<br />
Sie derzeit?<br />
Zur Zeit arbeite ich an der BojeBuck Produktion<br />
„Same Same But Different“ unter der<br />
Regie von Detlev Buck. Eine Liebesgeschichte<br />
zwischen einem Deutschen und einer Kambodschanerin<br />
nach der wahren Geschichte „Wohin<br />
du auch gehst“ von Benjamin Prüfer.<br />
Sie haben bereits zwei Mal mit<br />
Detlev Buck gedreht. Was zeichnet<br />
ihn als Regisseur aus?<br />
Er weiß auf jeden Fall, wie man Filme<br />
macht! Er hat seinen ganz eigenen Stil, den nur<br />
er hat. Er arbeitet sehr intuitiv, aus dem Bauch<br />
heraus, und er weiß, was er will.<br />
Macht und Ohnmacht in „Ein Leben für ein Leben“:<br />
Adam (Jeff Goldblum) muss für den KZ-Kommandanten<br />
Klein (Willem Dafoe) den Hund spielen, um<br />
zu überleben, Foto: 3L<br />
Berlinale-Special<br />
mit „Adam“<br />
und „Hilde“<br />
Der Friedrichstadtpalast als neuer Kinosaal der<br />
Berlinale liefert am 13. Februar die perfekte Kulisse<br />
für die Premiere von Kai Wessels „Hilde“.<br />
Der Biopic über Hildegard Knef ist neben<br />
Paul Schraders neuem, ebenfalls geförderten<br />
Kinofilm „Ein Leben für ein Leben –<br />
Adam Resurrected“ in der Berlinale-Reihe<br />
Special zu sehen.<br />
Heike Makatsch verkörpert die Knef auf<br />
kongeniale Weise in der Koproduktion der Egoli<br />
Tossell Film mit MMC Independent, die<br />
zu großen Teilen in NRW gedreht wurde und<br />
am 12. März in die Kinos kommt (s. Interview<br />
auf Seite 19).<br />
In Paul Schraders neuem Werk spielen Jeff<br />
Goldblum, Willem Dafoe, Derek Jacobi,<br />
Moritz Bleibtreu und Joachim Król die<br />
Hauptrollen. Der Oscar-Preisträger („Taxi Driver“)<br />
erzählt die bewegende Geschichte eines Varieté-Künstlers,<br />
der im KZ einen Hund spielte, um<br />
zu überleben. Es ist die erste Filmproduktion<br />
über den Holocaust, in der jüdische und deutsche<br />
Schauspieler gemeinsam vor der Kamera<br />
stehen, so der 3L Filmverleih, der den Film<br />
am 19. Februar in den deutschen Kinos startet.<br />
Auf der Berlinale ist die internationale Koproduktion<br />
der Dortmunder 3L Filmproduktion<br />
am 7. Februar im Cinema Paris zu sehen.<br />
Nicht nur rote Rosen: Heike Makatsch spielt<br />
Hildegard Knef mit allen Höhen und Tiefen<br />
ihres bewegten Lebens in dem Berlinale-Beitrag<br />
„Hilde“. Foto: Egoli Tossell Film<br />
newsletter 1/2009 – Berlinale<br />
NRW zu Gast auf<br />
dem Co-Production<br />
Market<br />
36 Produktionen aus 23 Ländern präsentiert der<br />
Co-Production Market der Berlinale in<br />
diesem Jahr. Aus NRW begeben sich im Berliner<br />
Abgeordnetenhaus – gegenüber vom<br />
Martin Gropius Bau – zwei Filme auf die Suche<br />
nach Koproduktionspartnern und Finanziers.<br />
Aus Düsseldorf erhielt die Busse & Halberschmidt<br />
Filmproduktion eine Einladung auf<br />
den Markt, auf dem die beiden Produzenten<br />
Marcelo Busse und Markus Halberschmidt<br />
den Psycho-Thriller „Goodnight“ von<br />
Gregor Buchkremer vorstellen. Auf dem<br />
Talent Project Market, bei dem Newcomer-Projekte<br />
von Teilnehmern des Talent<br />
Campus präsentiert werden, sind Produzentin<br />
Meike Martens und Regisseurin Azza<br />
El-Hassan mit ihrem Film „A Story of a Palestinian<br />
Gangster”, der am Binger Film Lab<br />
entwickelt wurde, mit dabei.<br />
Lünen in Berlin<br />
Es ist das traditionelle NRW-Familientreffen in<br />
Berlin: Im Kino in den Hackeschen Höfen zeigt<br />
das Kinofest Lünen und der Verein Pro<br />
Lünen auch in diesem Jahr wieder die Sieger<br />
der vergangenen Festival-Ausgabe. In Anwesenheit<br />
der Filmemacher laufen dort am 9. Februar<br />
um 20 Uhr zuerst der Gewinner des Kurzfilmpreises<br />
Erste Hilfe „Antje und Wir“ von Felix<br />
Stienz und danach der Lüdia-Sieger „Evet, ich<br />
will“ von Sinan Akkus.<br />
German Cinema:<br />
Best of 2008<br />
Seit 1977 ist Heinz Badewitz für das Berlinale-Programm<br />
German Cinema verantwortlich.<br />
Ihm ist es zu verdanken, dass man als<br />
akkreditierter Besucher während des Festivals<br />
all die deutschen Filme sehen kann, die man im<br />
Kinojahr 2008 verpasst hat. In diesem Jahr sind<br />
in der Reihe die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
geförderten Produktionen „Anonyma – Eine<br />
Frau in Berlin“ von Max Färberböck, „Berlin<br />
Calling“ von Hannes Stöhr, „Geliebte Clara“<br />
von Helma Sanders-Brahms, „Dr. Aléman“<br />
von Tom Schreiber, „Krabat“ von<br />
Marco Kreuzpaintner, „Lulu und Jimi“ von<br />
Oskar Roehler und „Nordwand“ von Philipp<br />
Stoelzl zu sehen.<br />
mec film im Forum<br />
Mit ihrem Film „The One Man Village“ ist mec<br />
film aus Münster im Forum des jungen<br />
Films vertreten. Die Koproduktion mit Beirut<br />
DC erhielt bereits auf dem Film Festival Dubai<br />
im Dezember den Spezialpreis der Jury in der<br />
Kategorie „Arabischer Dokumentarfilm“. In seinem<br />
Film beobachtet Regisseur Simon El-Habre<br />
das Leben in seinem Geisterdorf, das während<br />
der Kämpfe im libanesischen Bürgerkrieg<br />
entvölkert und zerstört wurde. Bis heute kehren<br />
die Bewohner tagsüber dorthin zurück, um<br />
ihre Felder zu bestellen und nach ihren Häusern<br />
zu sehen. Seine Berlinale-Premiere erlebt der<br />
Film am 7. Februar im Delphi-Filmpalast.
Fünf Nominierungen für zwei NRW-Filme<br />
Oscar für Stephen, Reto und Kate?<br />
Stephen Daldry und Reto Caffi haben mindestens<br />
drei Dinge gemeinsam. Sie sind beide<br />
Regisseure, sie beide haben ihren aktuellen Film<br />
mit Förderung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW in Köln<br />
gedreht und für beide gilt: Daumen drücken,<br />
wenn die Academy in Los Angeles die Oscars<br />
verleiht. Caffi, Absolvent der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln, ist für seinen Kurzfilm<br />
Wechsel bei 3L<br />
Sarah Lüke ist die neue Geschäftsführerin des<br />
3L Filmverleihs in Dortmund. Lüke, die bislang<br />
bei 3L für das Marketing zuständig war,<br />
übernimmt damit die Nachfolge ihres Vaters<br />
Werner Wirsing, der das Amt bereits im Dezember<br />
niedergelegt hat, um sich künftig noch<br />
intensiver um seine Aufgaben als Filmproduzent<br />
kümmern zu können.<br />
Der neuen Chefin stehen spannende Zeiten<br />
bevor: Am 19. Februar startet 3L „Ein Leben für<br />
ein Leben – Adam Ressurected“ mit Jeff Goldblum<br />
und Willem Dafoe in den Hauptrollen.<br />
Der Kinofilm von Regisseur Paul Schrader, der<br />
1977 für das Drehbuch zu „Taxi Driver“ einer Oscar<br />
erhielt, feiert seine Europapremiere auf der<br />
Den Papp-Oscar bereits fest im Griff: Reto Caffi, Foto: AMPAS<br />
„Auf der Strecke“ nominiert, Daldry für die Bestseller-Verfilmung<br />
„Der Vorleser“, die insgesamt<br />
fünf Nominierungen in den Kategorien Bester<br />
Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin (Kate<br />
Winslet), Bestes adaptieres Drehbuch (David<br />
Hare) und Beste Kamera (Chris Menges<br />
und Roger Deakins) erhielt.<br />
Einen Unterschied gibt es zwischen dem britischen<br />
Regie-Routinier Daldry<br />
und dem schweizerischen Regie-Newcomer<br />
Caffi trotz aller<br />
Gemeinsamkeiten: Daldry war<br />
für „Billy Elliot“ und „The<br />
Hours“ bereits zweimal für den<br />
Oscar nominiert, hat bislang<br />
aber noch nie einen gewonnen.<br />
Caffi dagegen hat bereits<br />
einen bei sich Zuhause stehen.<br />
2008 gewann er für seinen<br />
Abschlussfilm an der KHM, der<br />
auf internationalen Festivals<br />
über 50 Preise gewann, den<br />
Studenten-Oscar. Ob er die<br />
Auszeichnung für „Auf der<br />
Strecke“ nun upgraden kann,<br />
entscheidet sich am 22. Februar<br />
im Kodak Theatre.<br />
Mit Oscar-Chancen: Kate<br />
Winslet in „Der Vorleser“,<br />
Foto: Senator<br />
Berlinale. Am 2. April<br />
bringt 3L dann Ben<br />
Verbongs neuen Film<br />
„Ob ihr wollt oder<br />
nicht“ (siehe Interview<br />
S. 26) in die Kinos, der<br />
2008 unter dem Arbeitstitel<br />
„Laura“ u.a.<br />
mit Senta Berger<br />
und Christiane Paul Sarah Lüke, Foto: 3L<br />
in NRW gedreht wurde<br />
und mit ersten Ausschnitten bei der Verleihung<br />
der Jahresfilmprogramm-Prämien der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW im November bereits die<br />
Herzen der Kinobetreiber erobern konnte.<br />
3L, Tel. (0231) 9455300;<br />
s.lueke@3L-film.de<br />
Meldungen – newsletter 1/2009<br />
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KATE WINSLET RALPH FIENNES DAVID KROSS LENA OLIN<br />
BRUNO<br />
GANZ<br />
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HERZSPRUNG<br />
Der Vorleser<br />
EIN FILM VON<br />
STEPHEN DALDRY<br />
(THE HOURS, BILLY ELLIOT)<br />
O S C A R ®<br />
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5 BESTER FILM BESTE REGIE<br />
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NACH DEM BESTSELLER VON<br />
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© 2008 TWCGF FILM SERVICES II, LLC. ALL RIGHTS RESERVED.<br />
AB 26. FEBRUAR<br />
IM KINO
NRW.BANK: Fonds für Kreative<br />
30 Millionen Euro umfasst der neue Eigenkapitalfonds,<br />
den die NRW.BANK für die Kreativwirtschaft<br />
aufgelegt hat. Der Fonds richtet sich<br />
u.a. an NRW-Unternehmen aus den kreativen<br />
Branchen wie z.B. Film, Fernsehen, Musik und<br />
Games. Der Kreativwirtschaftsfonds stellt<br />
sowohl jungen als auch etablierten Unternehmen<br />
gemeinsam mit Ko-Investoren Eigenkapital<br />
in Form von direkten Beteiligungen (bis zu<br />
49 Prozent) und eigenkapitalnahen Finanzierungsformen<br />
wie Stillen Beteiligungen oder Genussrechten<br />
(so genanntes „Mezzanine-Kapital“)<br />
zur Verfügung.<br />
„Wir stellen immer wieder fest, dass viele<br />
Unternehmen der Kreativwirtschaft zu wenig Eigenkapital<br />
haben“, begründete NRW.BANK-Vorstand<br />
Ernst Gerlach die Initiative. Die Mittel<br />
dienen der Finanzierung von Investitionen, Akquisitionen<br />
oder Kooperationen. Voraussetzungen<br />
sind ein insgesamt schlüssiges Unternehmenskonzept,<br />
ein überzeugendes Team, ein belegbares<br />
Alleinstellungsmerkmal sowie ausreichende<br />
Wachstumsperspektiven. Unterstützt<br />
Stefan Oelze soll 2009 bei der Kölner filmpool<br />
sukzessive die Aufgaben von filmpool-<br />
Gründerin Gisela Marx übernehmen. Der 39-<br />
Jährige, der als Geschäftsführer der Granada<br />
Filmproduktion tätig war, ist ab dem 1. April<br />
Mitglied des Vorstandes der MME Moviement<br />
AG. Gleichzeitig wird Oelze neben Gisela<br />
Marx und Christian Franckenstein in<br />
die Geschäftsführung der MME-Produktionstochter<br />
filmpool eintreten. Im Laufe des Jahrs<br />
wird er dort dann die Funktionen von Gisela<br />
Marx sowohl im Vorstand der MME Moviement<br />
als auch in der Geschäftsführung der filmpool<br />
vollständig übernehmen.<br />
„Ich freue mich, dass sich meine Nachfolgeregelung<br />
so reibungslos gestaltet und mit Stefan<br />
Oelze hierfür einer der Besten der deutschen<br />
Produktionsbranche gewonnen werden konn-<br />
wird das Projekt auch von Dieter Gorny, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und Künstlerischer Direktor der<br />
Ruhr.2010 GmbH: „Ich bin überzeugt, dass<br />
mithilfe der Fondsgelder zahlreiche spannende<br />
Innovationen angestoßen werden können, die<br />
auch Arbeitsmarkteffekte haben werden.“<br />
Eine Studie, die Michael Söndermann<br />
(Büro für Kulturforschung) im Auftrag der<br />
NRW.BANK erstellte, belegt die große wirtschaftliche<br />
Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft<br />
in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. So erzielten<br />
die Kreativbranchen im Jahre 2007 insgesamt<br />
ein Umsatzvolumen von mehr als 35 Milliarden<br />
Euro. Auch die Anzahl der Kultur- und Kreativunternehmen<br />
ist kontinuierlich gestiegen und<br />
erreichte im Jahr 2007 einen Höchststand von<br />
rund 50.000 Unternehmen. Etwa 212.000 Erwerbstätige<br />
sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft<br />
beschäftigt.<br />
Mehr Infos zu dem neuen Fonds und die<br />
vollständige Studie finden Sie unter<br />
www.nrwbank.de.<br />
filmpool: Marx geht, Oelze kommt<br />
te“, erklärte Gisela Marx,<br />
die der Unternehmensgruppe<br />
nach ihrem Ausscheiden<br />
beratend verbunden<br />
bleibt. Und auch<br />
Stefan Oelze freut sich auf<br />
die neue Aufgabe: „Die<br />
Arbeit von Gisela Marx<br />
weiterzuführen, ist für<br />
mich zugleich Verpflichtung<br />
und Herausforde-<br />
rung. filmpool gehört seit vielen Jahren zu den<br />
führenden unabhängigen Produktionsunternehmen<br />
in Deutschland. Diese Position gilt es zu behaupten<br />
und mit dem Team gemeinsam weiter<br />
auszubauen.“<br />
filmpool, Tel. (0221) 9215990;<br />
info@filmpool.de<br />
Rif Film: von Dubai nach Sundance<br />
Die Kölner Firma Rif Film um Daniel Gräbner<br />
und Kamal El Kacimi feierte im Dezember<br />
die Weltpremiere ihres Films „Granatäpfel<br />
und Myrrhe“ auf dem Festival in Dubai. Im Februar<br />
war das Drama der palästinensischen Regisseurin<br />
Najwa Najjar dann auch auf dem<br />
Sundance Filmfestival zu sehen. Ihr Film<br />
hatte bereits auf dem Filmfestival in San Sebastian<br />
in einer vorläufigen Version innerhalb<br />
der Reihe „Cinema in motion“ fast sämtliche<br />
Preise zur Unterstützung der Postproduktion gewonnen.<br />
Die Hauptrollen in der palästinensischdeutschen<br />
Koproduktion, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW gefördert und in Zusammenarbeit<br />
8<br />
Stefan Oelze,<br />
Foto: filmpool<br />
mit ZDF/ARTE realisiert wurde, spielen Yasmine<br />
Al Massri, Ali Suliman („Paradise<br />
Now“) und Hiam Abbass, die mit Suliman<br />
schon für „Lemon Tree“ gemeinsam vor der Kamera<br />
stand.<br />
Für Rif Film, die sich auf Projekte mit der arabischen<br />
Welt spezialisiert haben, ist der Film die<br />
erste Koproduktion mit Palästina. „Den Film ausschließlich<br />
in Ramallah und Umgebung zu drehen,<br />
war ein echtes Wagnis, und wir sind glücklich,<br />
dass am Ende alles gut gegangen ist“, sagt<br />
Produzent Daniel Gräbner erleichtert.<br />
Rif Film, Tel. (0221) 800-9435;<br />
ehret@rif-film.com<br />
Aktuelles Nahost-Kino von Rif Film: „Granatäpfel und Myrrhe“, Foto: Rif Film<br />
Bilanz 2008:<br />
knapp 1.000<br />
Drehtage in NRW<br />
„Krisenzeiten sind gute Zeiten fürs Kino!“ Michael<br />
Schmid-Ospach, Geschäftsführer der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, zeigte bei der Bilanzpressekonferenz<br />
im Dezember im Düsseldorfer Malkasten<br />
keine Angst vor der prophezeiten Wirtschaftsflaute.<br />
Zu diesem Zeitpunkt konnte er<br />
noch gar nicht wissen, dass allein auf der Berlinale<br />
20 geförderte Filme zu sehen sein werden.<br />
Grund für den Optimismus waren die herausragenden<br />
Produktionszahlen des zurückliegenden<br />
Jahres, in dem in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
so viel gedreht wurde wie nie zuvor: Allein die<br />
geförderten Filme kamen auf insgesamt knapp<br />
1.000 Drehtage an Rhein und Ruhr, und dabei<br />
saß nicht irgendwer auf dem Regiestuhl, sondern<br />
international bekannte Filmemacher wie<br />
Stephen Frears, Lars von Trier, Stephen<br />
Daldry, Margarethe von Trotta, Oscar-Gewinnerin<br />
Marleen Gorris, Sönke Wortmann,<br />
Theo Angelopoulos, Matthias<br />
Glasner, Hans-Christian Schmid, Tom<br />
Tykwer oder Jo Baier.<br />
Insgesamt förderte die <strong>Filmstiftung</strong> NRW im<br />
letzten Jahr 117 Filme mit 31,4 Millionen Euro<br />
und erzielte damit einen NRW-Effekt von 192<br />
Prozent. Aus Rückzahlungen erfolgreicher Filme,<br />
wie „Barfuss“ oder „Die große Stille“ flossen 1,3<br />
Millionen zurück.<br />
Der stärkste Film an den Kinokassen war<br />
2008 „Krabat“ mit 1,3 Millionen Besuchern. Insgesamt<br />
kauften sich 4,5 Millionen Besucher eine<br />
Kinokarte für geförderte Produktionen der<br />
<strong>Filmstiftung</strong>.<br />
Damit die Filme auch in Zukunft im Kino und<br />
Neu in Köln: Gringo Films<br />
Mit ihrer neuen Produktionsfirma Gringo<br />
Films wollen sich Regisseur Steve Hudson<br />
und Produzentin Sonja Ewers in Köln ganz<br />
auf die Entwicklung und Produktion internationaler<br />
Kinoproduktionen konzentrieren. Die beiden<br />
Filmemacher, die schon bei „True North“<br />
zusammengearbeitet haben, werden dabei<br />
durch ein Förderstipendium des AV-Gründerzentrums<br />
NRW unterstützt.<br />
Beim Start ihrer neuen Firma helfen auch<br />
zwei Drehbuchförderungen, die sie von der FFA<br />
für die Verfilmung von Eugen Herrigels Bestseller<br />
„Zen in der Kunst des Bogenschießens“<br />
und von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW für „Take the<br />
Blame“ erhalten haben. Der Film soll die Ge-<br />
nicht nur auf dem Laptop oder Handy-Display<br />
zu sehen sind, investierte die Düsseldorfer Filmförderung<br />
223.000 Euro in elf NRW-Kinos und<br />
vergab Jahresfilmprogramm-Prämien in Höhe<br />
von 426.000 Euro an 54 Filmtheater aus ganz<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Auch solchen Maßnahmen<br />
ist es zu verdanken, dass die Programm-<br />
Kinos im Land 2008 ihren Umsatz um fünf Prozent<br />
steigern konnten.<br />
„2009 wird ein Filmjahr, auf das man sich<br />
freuen kann“, versicherte Schmid-Ospach auf<br />
der Pressekonferenz. Und angesichts von Filmstarts<br />
wie „Der Vorleser“, „Ein Leben für ein Leben<br />
– Adam Resurrected“, „Helen“, „Hilde“,<br />
„Chéri“, „Ob ihr wollt oder nicht“, „Die Päpstin“<br />
und vielen anderen war das mit Sicherheit nicht<br />
zu viel versprochen.<br />
Alle Zahlen und Infos zum <strong>Filmstiftung</strong>s-Jahr<br />
2008 unter www.filmstiftung.de<br />
schichte vom Aufstieg, Fall und den wilden Exzessen<br />
der 80er Clubszene in London erzählen<br />
und sorgt mit MTV-Pionier Steve Blame als<br />
Ko-Autor für die nötige Authentizität. „Wir sind<br />
stolz, dass unser Geschäftskonzept sowie unsere<br />
ersten zwei Stoffe auf derart positive Resonanz<br />
gestoßen sind. Wir freuen uns sehr darauf,<br />
unsere ersten Projekte bei der kommenden<br />
Berlinale vorzustellen“, erklärt Steve Hudson zum<br />
Firmenstart.<br />
Gemeinsam mit ihrer Partnerin Benjamina<br />
Mirnik wird Sonja Ewers weiterhin auch<br />
mit der Kölner Ariel Films Projekte entwickeln.<br />
Gringo Films, Tel. (0221) 16842657;<br />
mail@gringo-films.com<br />
Premiere: Phoenix-Dokumentarfilmpreis<br />
Noch bis zum 28. Februar laufen die Einreichfristen für zwei neue Preise für Dokumentarfilmer, die<br />
von Phoenix, dem Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, und der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW 2009 erstmals vergeben werden.<br />
Der Phoenix-Dokumentarfilmpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und soll dokumentarische<br />
Formate auszeichnen, die sich in besonderer Weise mit dem Thema „Wandel und Veränderung<br />
in der modernen Welt“ auseinandersetzen.<br />
Der Phoenix-Förderpreis spricht besonders den Nachwuchs an und honoriert herausragende<br />
Projektideen, die das Thema „Wandel“ neu variieren. Die Preisgelder in Höhe von 25.000<br />
Euro können auf mehrere eingereichte Projektideen verteilt werden. Die Sieger werden von einer<br />
unabhängigen Jury unter Vorsitz der WDR-Intendantin Monika Piel ausgewählt. Zur Realisierung<br />
eines ausgezeichneten Projekts stellt die <strong>Filmstiftung</strong> eine Förderung von insgesamt 75.000<br />
Euro zur Verfügung. Der fertige Film soll dann seine Fernsehpremiere auf Phoenix erleben. Details<br />
zu den Teilnahmebedingungen unter www.phoenix.de/phoenix-preis.<br />
newsletter 1/2009 – Meldungen<br />
David Kross in „Krabat“, dem stärksten<br />
NRW-Film des vergangenen Jahres, Foto: Fox /<br />
Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion / Marco Nagel
Badlands:<br />
„Filme, die man<br />
nicht vergisst“<br />
Badlands Film – das sind Matthias Glasner,<br />
Lars Kraume und Jürgen Vogel, die<br />
schon länger zusammenarbeiten und jetzt gemeinsam<br />
mit Büros in Köln und Berlin ihre Kino-<br />
und Fernsehfilme entwickeln und herstellen.<br />
Für den Newsletter berichten Matthias Glasner<br />
und Lars Kaume von ihren weiteren Plänen<br />
auch in NRW.<br />
Herr Glasner, wann kommt<br />
„This is Love“, der erste Badlands-<br />
Film, ins Kino?<br />
Matthias Glasner: Nach dem Start auf einem<br />
großen internationalen Filmfestival wird der<br />
Kinowelt Filmverleih „This is Love“ Ende 2009<br />
in die deutschen Kinos bringen. Gleichzeitig arbeite<br />
ich mit Jürgen Vogel an seinem Regiedebüt,<br />
das Badlands Film 2010 drehen wird.<br />
Und Ihre weiteren Pläne 2009?<br />
Lars Kraume: Im Sommer beginnen wir mit<br />
dem Dreh für „Die kommenden Tage“. Der Film<br />
befasst sich mit dem Zustand unserer Welt in 20<br />
Jahren. Derzeit suchen wir Motive in NRW. Die<br />
Entwicklung von „Wolfskinder“, der die Geschichte<br />
eines Jungen in der Nachkriegsanarchie<br />
des Zweiten Weltkriegs erzählt, wird sich noch<br />
über das Jahr erstrecken.<br />
Welche Rolle spielt das Büro in<br />
Köln für Ihre Arbeit?<br />
Die Badlands: Matthias Glasner, Lars Kraume und Jürgen Vogel, Foto: Badlands<br />
LK: Wir haben schon in der Vergangenheit<br />
viel in NRW gedreht. Jürgen Vogel, Matthias<br />
Glasner und ich haben dabei gute Erfahrungen<br />
gemacht. „Der freie Wille“ ist maßgeblich in Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW entstanden.<br />
MG: Ich habe meine drei letzten Kinofilme<br />
– „This is Love“, „Der freie Wille“ und „Fandango“<br />
– in NRW gedreht, auch, weil es dort<br />
viele qualifizierte Mitarbeiter gibt und die Atmosphäre<br />
angenehm ist.<br />
Badlands, der Name Ihrer Firma,<br />
bezieht sich auf New Hollywood<br />
und seine Tradition, Filme über echte<br />
Menschen und ihre Probleme zu<br />
machen. Viele Filme bemühen sich<br />
derzeit um einen neuen Realismus.<br />
Sind Sie Trendsetter?<br />
LK: Wir versuchen natürlich, mit unseren<br />
Filmen etwas Neues zu zeigen, etwas, das man<br />
so noch nicht gesehen hat. Dabei ist unser Bezug<br />
auf New Hollywood ganz bewusst. Wir sind<br />
Fans der damaligen Filme, aber vor allem der Tatsache,<br />
dass sie von Autorenregisseuren gemacht<br />
wurden. Wir wollen eine Künstlerfirma sein, die<br />
ihre Filmemacher keinem vorgefertigten Konzept<br />
unterwirft.<br />
MG: Wir wollen Filme machen, die die<br />
Menschen nicht vergessen und die sie berühren.<br />
Ob unser Realismus immer dem verpflichtet<br />
ist, was aktuell als Realismus im Trend liegt,<br />
weiß ich nicht. Jedenfalls geht es uns nicht nur<br />
um Popcorn, Cola und Party.<br />
Badlands Film Büro Köln,<br />
Tel. (0221) 27096945,<br />
uhland@badlands-film.de<br />
Die Besetzer mit<br />
neuer Adresse<br />
Als Casting-Duo arbeiten Iris Baumüller-Michel<br />
und Marc Schötteldreier unter dem<br />
Namen Die Besetzer in Köln schon lange erfolgreich<br />
zusammen. Mit der Gründung der Michel-Schötteldreier<br />
GbR haben sie ihre Zusammenarbeit<br />
jetzt noch verfestigt und gleichzeitig<br />
neue Büroräume bezogen. Ab sofort sind<br />
Die Besetzer und ihr professionelles Castingstudio<br />
in der Neuen Maastrichter Straße 12-14 zu<br />
finden. Zu ihren aktuellen Casting-Aufträgen gehören<br />
u.a. die Kinofilme „Rocko Schultze – Der<br />
letzte Agent der DDR“ und „Freed Pigs“ sowie<br />
die 4. „Stromberg“-Staffel.<br />
Die Besetzer, Tel. (0221) 2853936;<br />
casting@diebesetzer.de<br />
Filmbüro in Köln<br />
Von der Ruhr an den Rhein umgezogen ist das<br />
Filmbüro NW e.V. Seit Jahresanfang residiert<br />
es im Kölner Mediapark, wo unter der gleichen<br />
Adresse ab sofort auch die Dokumentarfilminitiative<br />
im Filmbüro NW (dfi) zu erreichen<br />
ist. Der Verein wurde 1980 mit dem Ziel<br />
gegründet, die Filmkultur in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
zu befördern. Er hat derzeit rund 200 Mitglieder.<br />
Die neue Adresse: Filmbüro NW e. V.,<br />
Im Mediapark 7, 50670 Köln.<br />
Filmbüro NW, Tel. (0221) 94992697;<br />
info@filmbuero-nw.de<br />
dfi, Tel. (0221) 17066508;<br />
dfi@filmbuero-nw.de<br />
Meldungen – newsletter 1/2009 9<br />
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Jetzt bewerben:<br />
Deutscher<br />
Kamerapreis<br />
Noch bis zum 28. Februar läuft die Bewerbungsfrist<br />
für die 19. Ausgabe des Deutschen Kamerapreises,<br />
der am 21. Juni in Köln vergeben<br />
wird. Verliehen wird die Auszeichnung in<br />
den Kategorien Kinospielfilm, Fernsehfilm/Dokudrama,<br />
Fernsehserie, Kurzfilm, Bericht/Reportage<br />
und Dokumentation. Außerdem werden<br />
auch 2009 wieder zwei u.a. von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW dotierte Förderpreise vergeben.<br />
„Im Vergleich zu den Vorjahren wurden die<br />
Kategorien modifiziert. Damit wollen wir zum<br />
einen der zunehmenden Bedeutung von Dokudramen<br />
gerecht werden und zum anderen<br />
journalistische Formate präziser erfassen“, so<br />
Christoph Augenstein, Geschäftsführer des<br />
Vereins Deutscher Kamerapreis Köln e.V.<br />
Teilnahmeberechtigt für den Deutschen Kamerapreis<br />
sind deutsche und in Deutschland lebende<br />
Kameraleute und Cutter sowie ausländische<br />
Kollegen, die für deutsche Fernsehsender,<br />
private Fernsehveranstalter oder für Vereinsmitglieder<br />
tätig waren. Die Anmeldeformulare<br />
stehen unter www.deutscher-kamerapreis.de<br />
als Download bereit.<br />
Zu Gast in Saarbrücken: Bastian Trost in „Ganz nah<br />
bei Dir“, Foto: Oliver Görnandt<br />
Saarbrücken: fünf<br />
Filme aus NRW<br />
„Ganz nah bei dir“, der neue Film von Almut<br />
Getto, ist eine von fünf geförderten Produktionen<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die auf dem<br />
Filmfestival Max Ophüls Preis zu sehen<br />
sind. In ihrem zweiten Langfilm erzählt „Fickende<br />
Fische“-Regisseurin Getto von dem kontaktscheuen<br />
Philipp, der eines Tages die blinde Cellistin<br />
Lina kennen lernt.<br />
Auf dem Festival in Saarbrücken, das am 1.<br />
Februar zu Ende geht, laufen außerdem der Dokumentarfilm<br />
„Deutsche Seelen – Leben nach<br />
der Colonia Dignidad“ von Martin Farkas<br />
und Matthias Zuber sowie die Kurzfilme „Die<br />
Lichtung“ von Lucas Tietjen, „Il Giardino“<br />
von Michael Ester und „Birthday“ von<br />
Andrzej Król.<br />
Mehr Infos zum Festival, das in diesem Jahr<br />
seinen 30. Geburtstag feiert, unter www.<br />
max-ophuels-preis.de.<br />
10<br />
Blutrausch im<br />
Kölner Filmhaus<br />
Zwei Filmreihen und ein gewohnt umfangreiches<br />
Seminarprogramm stehen auf der Agenda<br />
des Kölner Filmhauses. Unter dem Motto<br />
„Blutrausch“ sind im Filmhaus Kino bekannte<br />
und unbekannte Werke zu sehen, die sich mit<br />
dem Vampirmythos befassen: von Roman Polanskis<br />
Klassiker „Tanz der Vampire“ bis zum<br />
aktuellen Box Office-Hit „Twilight – Biss zum<br />
Morgengrauen“ von Catherine Harwicke.<br />
Weniger blutrünstig geht es zu bei „resolution.<br />
TECHNO – Sehnsüchte und Seele einer<br />
Subkultur“. Die neue Filmreihe startet am 27.<br />
Münster: Hafen im Zeitraffer<br />
Seit mehr als zwei Jahrzehnten bietet die Filmwerkstatt Münster Seminare zur Qualifizierung<br />
von autodidaktischen und freien Filmemachern an. Das diesjährige Angebot reicht von „Grundlagen<br />
der Filmtonaufnahme“, „Lichttechnik“, „Kameraassistenz“ und „16 mm Kamera“ bis zu „Filmschnitt“<br />
und „Sound Design“.<br />
Von besonderem Interesse für Interessierte aus Münster und Umgebung: Der Trickfilmer Nikolaus<br />
Hillebrand wird im April einen Workshop organisieren, der die Atmosphäre des Hafens<br />
in Bildserien und Zeitraffertechnik festhalten und zu einem experimentellen Kurzfilm verarbeiten<br />
soll. Mehr Infos unter www.filmwerkstatt.muenster.de.<br />
Kurzfilmtage: Asien<br />
im Blick und NRW<br />
im Wettbewerb<br />
Vom 30. April bis zum 5. Mai lädt Oberhausen<br />
wieder zu den Internationalen Kurzfilmtagen,<br />
die in diesem Jahr mit Unreal Asia eine<br />
zehnteilige Reihe mit Arbeiten aus Südostasien<br />
zeigen. In rund 70 Filmen und Videos, kuratiert<br />
von den Thailändern Gridthiya Gaweewong<br />
und David Teh, zeigt Unreal Asia<br />
Produktionen aus Ländern wie Thailand, Singapur,<br />
Indonesien, Malaysia oder Vietnam. „Im<br />
Zentrum steht dabei das post-koloniale Erbe dieser<br />
Region, eng verknüpft mit der Frage, was<br />
eigentlich ‘Realismus’ im Westen und<br />
in Asien ausmacht und wie sich die<br />
unterschiedliche Auffassung vom<br />
‘Realen’ in der visuellen Kultur Asiens<br />
widerspiegeln“, so das Festival. Ein<br />
weiterer Programmschwerpunkt der<br />
Kurzfilmtage wird die Wiederentdekkung<br />
der Sarajevo Documenta-<br />
newsletter 1/2009 – Meldungen<br />
Robert Pattison als Vampir-Schönling in „Twilight“, Foto: Concorde Filmverleih<br />
Februar und befasst sich mit nichtkommerzieller,<br />
anspruchsvoller elektronischer Musik und deren<br />
kulturellem Umfeld.<br />
Vom 28. bis 29 März bietet Pierre Pfundt<br />
im Filmhaus ein Kompaktseminar zum Thema<br />
Szenenbild an: Anhand eines Drehbuchauszuges<br />
werden die verschiedenen Phasen der Dreharbeit<br />
vorgestellt und in ein einfaches 3D-Programm<br />
eingeführt, das den realistischen Nachbau<br />
von Räumen ermöglicht.<br />
Jeweils zum 20. April starten die Lehrgänge<br />
Kamera-Assistent/in und Produktions-/Redaktions-Assistenz.<br />
Bewerbungen<br />
sind noch möglich.<br />
www.koelner-filmhaus.de.<br />
ry School sein, deren Filme nach internationalen<br />
Erfolgen in den 1960er und 70er Jahren<br />
in den Archiven verschwanden.<br />
Mit einem neuen NRW-Wettbewerb,<br />
der mit insgesamt 1.500 Euro dotiert ist, präsentieren<br />
die Kurzfilmtage außerdem das heimische<br />
Kurzfilmschaffen und bieten mit dem<br />
Open Screening am 1. Mai all denen eine 2.<br />
Chance, deren Film vom Festival abgelehnt wurde.<br />
Teilnahmebedingung: Die Macher präsentieren<br />
ihre Filme persönlich.<br />
Einen ersten Überblick über Filme, Wettbewerbe,<br />
Programme und Profile finden Sie unter<br />
www.kurzfilmtage.de.<br />
Dem Schauspieler, Medienkünstler und Filmemacher<br />
Herbert Fritsch widmen die Kurzfilmtage<br />
ein eigenes Profil. Foto: Herbert Fritsch<br />
Bielefeld in Scham<br />
versunken<br />
Der Kölner Filmemacher Claus Reichel („Entwichen“),<br />
Lynn Kossler, Student an der<br />
Kunsthochschule für Medien Köln<br />
(„Rot“), und der Bielefelder Dennis Böddikker<br />
(„Die Pickelsituation“) gehören zu den Gewinnern<br />
des 19. Bielefelder Film- und Videowettbewerbs.<br />
Böddicker gewann außerdem<br />
den Publikumspreis, Kossler wurde mit<br />
dem Sonderpreis des Ev. Johanneswerks<br />
ausgezeichnet. Der Förderpreis des Filmhauses<br />
Bielefeld ging für „Hitman – Shame on<br />
You!“ an Tobias Hilger, der jetzt die Möglichkeit<br />
hat, für fünf Drehtage auf das komplette<br />
Equipment des Filmhauses zurückgreifen zu<br />
können. Insgesamt wurden 80 Filme zum Thema<br />
„Scham“ eingereicht. Der Wettbewerb wird<br />
vom Filmhaus Bielefeld und dem WDR Studio<br />
Bielefeld durchgeführt und vom Kulturstaatssekretär<br />
des Landes NRW gefördert.<br />
Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521) 177757;<br />
herzog@filmhaus-bielefeld.de<br />
Düsseldorf<br />
gratuliert<br />
Cronenberg<br />
Thema der Filmwerkstatt Düsseldorf im Februar<br />
und März ist weiterhin die David-Cronenberg-Retrospektive<br />
– der Regisseur hat am 15.<br />
März Geburtstag. Alle Filme sind in der Black<br />
Box – Kino im Filmmuseum zu sehen.<br />
Am 30. März feiert der Dokumentarfilm<br />
„1200 Brutto – Andys Knochenjob“ seine Düsseldorf-Premiere<br />
auf der Leinwand. Er beobachtet<br />
das Leben des 22 Jahre alten Andy, der in<br />
einer Altpapierverwertung arbeitet. Die Kölner<br />
Filmemacherin Britta Wandaogo erhielt dafür<br />
in 2008 den Kölner Medienpreis. Sie ist auch<br />
als Dozentin an der Fachhochschule Düsseldorf<br />
tätig.<br />
Last not least erinnern die Werkstatt-Macher<br />
daran, dass die Bewerbungsfrist zum<br />
„Filmlaboratorium Düsseldorf“ am 30.<br />
April endet. Das Projekt soll neue Formen und<br />
Ausdrucksweisen im Bereich experimenteller<br />
und avantgardistischer Film- und Videokunst ermöglichen<br />
und wird von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW gefördert. Mehr Infos unter www.filmlaboratorium.de.<br />
filmwerkstatt düsseldorf e.V., Tel.<br />
(0211) 4080701;<br />
mail@filmwerkstatt-duesseldorf.de<br />
KunstFilmBiennale:<br />
vormerken!<br />
Die 4. KunstFilmBiennale Köln/Bonn findet<br />
vom 28. Oktober bis zum 1. November<br />
2009 statt. Das Festival ist eine Initiative der SK<br />
Stiftung Kultur, der Kunststiftung NRW<br />
und der Stadt Köln. Sie wird veranstaltet in<br />
Kooperation mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW sowie<br />
der VG Bild-Kunst und gefördert vom<br />
Ministerpräsidenten des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong>. Informationen zum Festival und den<br />
Wettbewerben sowie Termine zur Filmeinreichung<br />
werden Anfang Februar unter<br />
www.kunstfilmbiennale.de veröffentlicht.
Trailerfestival<br />
in Köln<br />
Im April zeichnet Eyes & Ears of Europe,<br />
die europäische Vereinigung für Design, Promotion<br />
und Marketing der audiovisuellen Medien<br />
mit Sitz in Köln, zum ersten Mal herausragende<br />
audiovisuelle Medienproduktionen im Rahmen<br />
des Eyes & Ears Trailerfestivals aus.<br />
Als Best-of-Shows sollen dabei die besten internationalen,<br />
europäischen und nationalen Produktionen<br />
präsentiert werden. Die Preise des Eyes<br />
& Ears Trailerfestivals werden in verschiedenen<br />
Genres vergeben, u.a. auch für TV-Movie<br />
& Film und Kinotrailer. Einsendungen sind nur<br />
noch bis zum 11. Februar möglich. Mehr Infos<br />
unter www.eeofe.org.<br />
Eyes & Ears, Tel. (0221) 60605710;<br />
info@eeofe.org<br />
Münster:<br />
Call for Risiko<br />
Das 13. Filmfestival Münster wird 2009<br />
vom 7. bis zum 11. Oktober stattfinden. Ab sofort<br />
können Filmemacher und Produktionsfirmen<br />
ihre aktuellen Filme für den themenfreien<br />
deutschsprachigen Kurzfilmwettbewerb und<br />
den europäischen Spielfilmwettbewerb, der<br />
diesmal unter dem Motto „Risiko“ steht, einsenden.<br />
Die Bewerbungsfrist für beide Wettbewerbe<br />
endet am 1. Juli. Insgesamt werden Preisgelder<br />
in Höhe von 18.500 Euro vergeben. Teilnahmebedingungen<br />
und weitere Infos unter<br />
www.filmfestival.muenster.de.<br />
Black Box:<br />
Neustart<br />
Seit Anfang des Jahres ist die Black Box im<br />
Filmmuseum Düsseldorf wieder ein kommunales<br />
Kino. In aller Freundschaft hat man sich<br />
von der Metropol Düsseldorfer Filmkunstkinos<br />
getrennt, nachdem man über<br />
mehrere Jahre hinweg das Filmprogramm gemeinsam<br />
gestaltet hatte. „Da die Black Box wieder<br />
über einen eigenen Etat verfügt, kann sie<br />
auch auf eigenen Beinen stehen“, so Metropol-<br />
Macher Udo Heimansberg. Das städtische<br />
Budget liegt nun bei 60.000 Euro, das entspricht<br />
etwa einem Drittel des Gesamtetats von 2008.<br />
Florian Deterding, der neue Chef der Black<br />
Box, setzt „wie beim Testlauf 2008“ auf filmhistorische<br />
Schwerpunkte. Neben Klassikern und<br />
DIE<br />
umfangreichen Retrospektiven wird es unter<br />
dem Motto Filmtipp auch einmal im Monat Erstaufführungen<br />
geben, die „sich für Programm-<br />
kinos nicht lohnen“. Daneben soll es Sonderaufführungen<br />
wie Stummfilme mit Musik geben.<br />
Deterding: „Wir werden unser Profil weiter<br />
schärfen.“ Und auch mit alten Bekannten kooperieren:<br />
Mit den Düsseldorfer Kunstkinos ist man<br />
ebenso weiter im Gespräch wie mit der Filmwerkstatt<br />
Düsseldorf oder Kulturinstituten<br />
wie dem Institut Français. 2008 erreichte die<br />
Black Box eine Auslastung von rund 50 Prozent.<br />
Noch bis zum 26. April widmet das Filmmuseum<br />
Clärenore Stinnes eine Ausstellung. Die<br />
Geschichte der Pionierin, die als erste Frau mit<br />
dem Auto die Welt umrundete, wird im Frühjahr<br />
unter dem Titel „Fräulein Stinnes fährt um<br />
die Welt“ (Regie: Erica von Moeller) in die<br />
Kinos kommen.<br />
Black Box, Tel. (0211) 899-3715;<br />
filmmuseum@stadt.duesseldorf.de<br />
BESUCHERIN<br />
Die Wissenschaftlerin Agnes muss auf eine fremde Wohnung aufpassen. Ohne daß ihre<br />
Familie davon weiß, besucht sie diese Wohnung regelmäßig und beginnt ein paralleles Leben.<br />
Eines Tages schläft sie dort ein. Als sie aufwacht, liegt ein fremder Mann neben ihr im Bett.<br />
Ein Film von LOLA RANDL<br />
mit SYLVANA KRAPPATSCH SAMUEL FINZI ANDRÉ JUNG JULE BÖWE<br />
www.die-besucherin.de<br />
Bonn zeigt neue Trends der Videokunst: „Venusia“ von Aline Bouvy und John Gillis, Foto: Videonale<br />
Videokunst in Bonn<br />
Alle zwei Jahre organisiert der Verein Videonale in Bonn das gleichnamige Festival für zeitgenössische<br />
Videokunst. Zum 12. Mal ist es nun 2009 wieder soweit: Die Videonale wird vom 26.<br />
März bis 26. April im Kunstmuseum Bonn stattfinden. Für das Hauptprogramm wurden insgesamt<br />
knapp 1.500 Arbeiten eingereicht. 43 Künstler davon sind für das Festival ausgewählt worden,<br />
darunter aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> unter anderem Mischa Kuball („Platon’s Mirror“) und<br />
Elke Nebel („Der Lauf“). Wie in den Jahren zuvor wird das Videokunstprogramm begleitet von<br />
einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Vorträgen und Workshops. Einen ersten Überblick<br />
über die teilnehmenden Künstler stellt die Website www.videonale.org schon jetzt bereit. Der<br />
Zeitplan sowie weitere Einzelheiten zum Programm werden in den nächsten Wochen folgen.<br />
Videonale e.V., (0228) 776221; info@videonale.org<br />
„Fräulein Stinnes fährt um die Welt“: Das Filmmuseum<br />
Düsseldorf zeigt eine Ausstellung zum<br />
Dokumentarfilm mit Originalfotos der Weltreise.<br />
Foto: taglicht media<br />
Mit freundlicher Unterstützung der<br />
demnächst im<br />
KINO<br />
Hirnforscher Eric Kandel in seinem Labor in New<br />
York, Foto: FilmForm Köln<br />
US-Tour für<br />
Kandel-Doku<br />
Washington, New York, Boston, San Francisco<br />
und Los Angeles sind die Stationen der US-Tour<br />
des Dokumentarfilms „Auf der Suche nach dem<br />
Gedächtnis“. Der von der Produktionsfirma<br />
Filmforum Köln produzierte Film der Filmemacherin<br />
Petra Seeger schildert Leben und<br />
Arbeit des Hirnforschers und Nobelpreisträgers<br />
Eric Kandel. Einfühlsam zeichnet er die sehr<br />
persönliche Reise des Forschers in sein eigenes<br />
Gedächtnis nach und verwebt die Lebensgeschichte<br />
Kandels mit dem neuesten Stand seiner<br />
Hirnforschung. Nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen<br />
musste der gebürtige Wiener Jude<br />
im Alter von neun Jahren aus seinem Heimatland<br />
fliehen. Sein Lebensthema hängt eng mit diesen<br />
traumatischen Kindheitserlebnissen zusammen.<br />
Kurzfassungen des Films waren bereits im österreichischen<br />
Fernsehen und auf ARTE zu sehen,<br />
die Langfassung läuft erfolgreich in österreichischen<br />
Kinos. Im März kommt die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderte Dokumentation<br />
auch in Deutschland auf die Leinwand.<br />
FilmForm Köln, Tel. (0221) 388835;<br />
seeger@fimform.tv<br />
Jafi-Spenden<br />
Den stolzen Betrag von 11.000 Euro erbrachte<br />
die Spendensammlung, die die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW im Rahmen der Verleihung ihrer<br />
Jahresfilmprogramm-Prämien durchführte.<br />
Bei der Verleihung der Prämien im Rheinischen<br />
Landestheater Neuss im November<br />
zeigten sich die Gäste großzügig, und davon<br />
profitieren zu gleichen Teilen die Elterninitiative<br />
Herzkranker Kinder und Jugendlicher<br />
Bonn e.V. und die Humanitäre<br />
Hilfe Neuss-Pskow. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und die beiden Organisationen sagen allen<br />
Spendern ein herzliches Dankeschön.<br />
Meldungen – newsletter 1/2009 11<br />
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Symposium des Filmbüro NW<br />
Das Ende der Fiktion?<br />
In China gibt es derzeit viele Spielfilme, die sich<br />
hart mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit auseinandersetzen.<br />
Nach Meinung der Münchener<br />
Filmjournalistin Susan Vahabzadeh liegt eine<br />
der Gründe hierfür in der Unmöglichkeit, in<br />
China Dokumentarfilme zu drehen. Wichtig sei<br />
den Machern allerdings, „eine wahrhaftige Geschichte“<br />
zu erzählen, die die tatsächlichen Verhältnisse<br />
reflektiert. Nicht nur im Reich der Mitte<br />
und jenseits staatlicher Zensurbemühungen<br />
wird derzeit versucht, sich der Wirklichkeit mit<br />
Mitteln des Fiktionalen anzunähern.<br />
Dabei verschwimmen die Genre-Grenzen.<br />
Inszenierte Passagen sind fester Bestandteil des<br />
dokumentarischen Arbeitens, andererseits werden<br />
Sachbücher wie „Gomorrha“ als Thriller verfilmt.<br />
Bei historischen Stoffen beruft sich die<br />
Traumfabrik auf die Ergebnisse wissenschaftlicher<br />
Forschung, alles soll authentisch sein wie<br />
das Leben selbst, egal ob es um Elisabeth I., oder<br />
neuerdings um die Buddenbrooks und Stauffenberg<br />
geht. Kurz, das ursprünglich mit dem Dokumentarischen<br />
verknüpfte Diktum von Wahrheit<br />
und Realismus soll nun auch für Spielfilme<br />
gelten. Endet damit die Fiktion? Niemand, auch<br />
nicht die Veranstalter vom Filmbüro NW,<br />
mochte das ernsthaft in Erwägung ziehen. Vahabzadeh<br />
gab auf dem Symposium „zum Verhältnis<br />
von Realismus und Inszenierung im aktuellen<br />
deutschen und europäischen Spielfilm“ zum<br />
Auftakt und mit Verweis auf den postmodernen<br />
12<br />
Philosophen Gilles Deleuze gleich die Richtung<br />
vor: Das Problem sei nicht die Vermischung<br />
von Realität und Fiktion, sondern unsere Unfähigkeit,<br />
zwischen beidem zu unterscheiden. Die<br />
Kunstgeschichte lehre, dass es nie gereicht habe,<br />
„Wirklichkeit einfach abzubilden“. Man<br />
könnte auch formulieren, Wirklichkeit ist eine<br />
Fiktion, denn sie wird nur im Vergleich und in<br />
der Verdichtung sichtbar. Phantastische Filme<br />
können so unter Umständen mehr Realismus<br />
transportieren als Werke, die im beifälligen dokumentarischen<br />
Look daher kommen. In den<br />
Debatten war denn auch weniger von „Realität“<br />
als von der „Verdichtung von Geschichten<br />
zu einer erfahrbaren Geschichte“ die Rede, so<br />
Filmemacher Jan Bonny. Eher davon, dass Filme<br />
„realistisch erscheinen“, so Produzentin Janine<br />
Jackowski. Weniger von „Authentizität“<br />
denn von „Authentizitätsgefühlen“ – so Filmemacher<br />
Athanasios Karanikolas. Eher<br />
davon, die „Poesie hinter dem Realistischen zu<br />
suchen“, so Filmemacher Timo Müller. Produzentin<br />
Sabine Holtgreve (Wüste Film<br />
Ost) erschienen Begriffe wie Glaubwürdigkeit<br />
und Wahrhaftigkeit allemal angemessener als<br />
„Realität“. Und der belgische Regisseur Christophe<br />
van Rompaey, der gerade mit seiner<br />
Sozialkomödie „Neulich in Belgien“ nicht nur<br />
daheim Erfolge feiert, befand, eine Story müsse<br />
universell verstanden werden, aber „shooting<br />
is easier in a well known place“.<br />
newsletter 1/2009 – Meldungen<br />
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IFFF: Freiheit in<br />
Dortmund<br />
Das Internationale Frauenfilmfestival findet,<br />
nach der Kölner Ausgabe 2008, in diesem<br />
Jahr vom 21. bis 26. April wieder in Dortmund<br />
statt und hat sich als Schwerpunkt gleich eines<br />
der ganz großen Themen angenommen: Freiheit.<br />
In Filmreihen und Werkstattgesprächen<br />
setzt sich das Programm mit verschiedenen<br />
Aspekten von Freiheit auseinander und wird<br />
dem Wettbewerb des Festivals damit einen<br />
spannenden Rahmen geben. Neu im Wettbewerb<br />
ist der vom Online-Portal DerWesten.de<br />
gestiftete Dortmunder Preis für Bildgestalterinnen<br />
in der Kategorie Dokumentarfilm. Mit 2.500<br />
Euro dotiert erweitert diese Auszeichnung das<br />
Engagement der Festivalmacherinnen für die Arbeit<br />
von Kamerafrauen, indem der bisherige Kamerapreis<br />
nun nicht mehr fiktionale und nonfiktionale<br />
Arbeiten gemeinsam bedenken muss.<br />
Weitere Preise werden im Internationalen Wettbewerb<br />
wie gewohnt jeweils von Jury und Publikum<br />
vergeben. Fachspezifische Foren und ein<br />
Schulfilmprogramm runden das Programm ab,<br />
das ab Ende März detailliert unter www.frauenfilmfestival.eu<br />
bekannt gegeben wird.<br />
IFFF Dortmund|Köln,<br />
Tel. (0231) 5025162;<br />
info@frauenfilmfestival.eu<br />
Hanna Schygulla in „Auf der anderen Seite“,<br />
Foto: Kerstin Stelter/ corazón international<br />
Preise für geförderte Filme<br />
Starke Frauenrollen<br />
Gleich zwei Golden Globes konnte Kate<br />
Winslet in Los Angeles in Empfang nehmen: Die<br />
Auszeichnung als beste Nebendarstellerin erhielt<br />
sie für ihre Rolle in der von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderten Produktion „Der Vorleser“,<br />
die zu großen Teilen in Köln gedreht wurde und<br />
nun auch für fünf Oscars nominiert wurde. Diesmal<br />
kann sich Kate Winslet Hoffnungen in der<br />
Kategorie Beste Hauptdarstellerin machen. Von<br />
der amerikanischen Broadcast Film Critics<br />
Association war die britische Schauspielerin<br />
bereits zuvor mit dem Critics Choice Award<br />
ausgezeichnet worden – hier wieder für die beste<br />
Nebenrolle.<br />
Für die amerikanische National Society<br />
of Film Critics war dagegen Hanna Schygulla<br />
in ihrer Rolle als trauernde Mutter in der<br />
ebenfalls geförderten Produktion „Auf der anderen<br />
Seite“ die beste Nebendarstellerin 2008.<br />
Festival-Treffpunkt:<br />
Das Egyptian<br />
Theatre auf der<br />
Main Street von<br />
Park City.<br />
Das Team von<br />
„Helen“: Lauren Lee<br />
Smith, Alexia Fast,<br />
Ashley Judd,<br />
Regisseurin Sandra<br />
Nettelbeck und<br />
Goran Visnjic.<br />
Sundance Filmfestival<br />
A Warm Welcome<br />
im kalten Utah<br />
VON ANNA KOSKODA<br />
„Ich bin überwältigt, mir fehlen die Worte“: Sandra<br />
Nettelbeck freute sich über den warmherzigen<br />
Applaus für ihren Film „Helen“, der auf dem<br />
von Robert Redford gegründeten Sundance Film<br />
Festival in Park City seine Weltpremiere feierte. Es<br />
ist die erste internationale Koproduktion der Regisseurin,<br />
die mit „Bella Martha“ einen Überraschungserfolg<br />
auch in den USA landete. Nun drehte<br />
sie mit Starbesetzung „Helen“, einen hochemotionalen<br />
Film über eine Musikprofessorin, die an<br />
Depressionen leidet, die fast ihr Leben zerstören.<br />
Zum Ensemble gehören neben Ashley Judd, die<br />
die Titelrolle spielt, Goran Visnjic und Lauren Lee<br />
Smith.<br />
Der Cast und Produzentin Judy Tossell von<br />
Egoli Tossell Film stellten sich im Anschluss an die<br />
Vorführung im Skiort Park City auf 2.100 Metern<br />
Höhe den interessierten Fragen des Publikums.<br />
Ashley Judd, die selbst schon mit Depressionen zu<br />
kämpfen hatte, sagte, am Skript von Sandra Nettelbeck<br />
habe sie überzeugt, dass die Regisseurin<br />
genau wüsste, worüber sie schreibt. Nettelbeck<br />
hat, angeregt durch den Freitod einer Freundin,<br />
zehn Jahre an dem Drehbuch recherchiert und geschrieben.<br />
Herausgekommen ist eine intensive Psychostudie,<br />
der man sich kaum entziehen kann. Dass<br />
der Film nun in Sundance seine Weltpremiere feierte,<br />
ist für die 41-jährige Regisseurin etwas ganz<br />
Besonderes: „Sundance ist für einen Filmemacher<br />
immer noch ein Meilenstein.“ Der Film kommt am<br />
9. April in die deutschen Kinos.<br />
Gleich mit drei geförderten Produktionen dreier<br />
deutscher Regisseure konnte sich die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW beim 25. Filmfestival von Sundance<br />
vom 15. bis 25. Januar präsentieren und zeigen,
Roter Teppich für<br />
„Die Frau des Anarchisten“:<br />
Regisseur<br />
Peter Sehr und<br />
Stefanie Zeitler vom<br />
Weltvertrieb Bavaria<br />
Int., Fotos: Tanja Güß<br />
welche Vielfalt der deutsche Film zu bieten hat.<br />
So etwa bei Peter Sehrs neuem Werk, „Die Frau<br />
des Anarchisten“, bei der er gemeinsam mit seiner<br />
Frau Marie Noelle Regie geführt hat. Die französisch-deutsch-spanische<br />
Koproduktion erzählt<br />
eine Geschichte aus dem spanischen Bürgerkrieg.<br />
Auch Peter Sehr, der bereits zum dritten Mal beim<br />
Sundance Filmfest teilnahm, freute sich, dass sein<br />
Film in Park City so freundlich aufgenommen wurde.<br />
Auch Robert Redford, Übervater des Festivals,<br />
habe sich bei einem Brunch interessiert nach seinem<br />
Film erkundigt. Schließlich behandelt „Die<br />
Frau des Anarchisten“ einen Teil europäischer Geschichte,<br />
der laut Sehr bisher kaum aufgearbeitet<br />
wurde. Seine Hauptfigur Justo (Juan Diego Botto)<br />
kämpft gegen die Franco-Diktatur und muss<br />
Spanien verlassen, um von Frankreich aus den Widerstand<br />
zu organisieren. Die Innenszenen des<br />
Films wurden in den MMC Studios in Köln gedreht.<br />
Sehr schwärmt von den technischen Möglichkeiten<br />
dort: „Die spanischen Kollegen waren total<br />
überrascht.“<br />
Oskar Roehler und seine schrillen Filme erfreuen<br />
sich in Sundance großer Beliebtheit, und so waren<br />
die Vorführungen seines neuen Werks „Lulu<br />
& Jimi“ fast alle ausverkauft. Seine poppig bunte<br />
Rock'n'Roll-Liebesgeschichte passt bestens zu der<br />
Partystimmung an der Mainstreet von Park City mit<br />
seinen unzähligen Kneipen mit Western Flair.<br />
Hauptdarsteller Ray Fearon, der den afro-amerikanischen<br />
Rumtreiber Jimi spielt, begeisterte das<br />
Publikum in den Fragerunden durch seine charmante<br />
und eloquente Art.<br />
Die Krebsgasse mitten in Köln: Direkt vis à vis vom WDR hat ACT seit fast 20 Jahren seinen Firmensitz.<br />
„Ein klarer Standortvorteil“, findet Gründungsmitglied Robert Groß. ACT hat sich einen Namen<br />
gemacht im Bereich der Postproduktion. Viele bekannte Produktionen wie „Mein Führer“,<br />
„Rennschwein Rudi Rüssel“, „Contergan“ oder der letzte Münster-„Tatort“ sind hier bearbeitet worden.<br />
Blick durchs Schlüsselloch: 20 Schnittplätze, drei Tonstudios, zwei Farbkorrekturen und DVD-Kopierstraßen verteilt auf 1.350 Quadratmeter, Fotos: ACT<br />
Firmenporträt ACT<br />
WohlfühlfaktorVON ANNA KOSKODA<br />
CT besteht eigentlich aus drei Firmen:<br />
AACT, die sich auf die Postproduktion für<br />
TV spezialisiert hat, dem Headquarter für Spielfilme<br />
und Serien und Arteffect/audio, die für<br />
Tonnachbearbeitung zuständig ist. Insgesamt<br />
32 Mitarbeiter im Alter von 19 bis Anfang 50<br />
Jahren tragen zu der Kontinuität und dem hohen<br />
Standard bei. Zurzeit werden vier Mediengestalter<br />
im Haus ausgebildet.<br />
„Das höchste Gut sind die Mitarbeiter“,<br />
sagt Mitgesellschafter Robert Groß, der über<br />
die Arbeit an der Kamera zum Schnitt kam. In<br />
Zeiten, in denen sich fast jeder die Technik<br />
selbst leisten und quasi zu Hause seine Filme<br />
schneiden kann, wird das technische und kreative<br />
Know-how und die lange Erfahrung der<br />
Editoren, Cutter, Coloristen und Techniker immer<br />
wertvoller. „Wir sind nicht nur Knöpfchendrücker,<br />
sondern bringen uns auch inhaltlich<br />
stark ein.“ Das schätzten die Redakteure, Autoren<br />
und Regisseure, die mit ihrem Material<br />
zu ACT kommen, um gemeinsam eine fertige<br />
Fassung zu erarbeiten. „Viele kehren hauptsächlich<br />
wegen der Mitarbeiter zurück. Das<br />
wollen wir pflegen. Gerade in Zeiten, in denen<br />
die Technik immer beliebiger wird.“<br />
Die großen hellen Altbauräume, alle in an-<br />
genehmen Farben gestrichen, tragen zum<br />
„Wohlfühlfaktor“ bei, wie Groß es nennt. Auch<br />
die Kult-Espressomaschine werde sehr gut angenommen,<br />
verrät der Geschäftsführer<br />
schmunzelnd. Und wer wissen will, was so los<br />
ist in der Küche von ACT, kann auf der Website<br />
gucken: Die Webcam gibt Tag und Nacht<br />
Einblick. 20 Schnittplätze, drei Tonstudios, zwei<br />
Farbkorrekturen sowie DVD-Kopierstraßen verteilt<br />
auf großzügige 1.350 Quadratmeter. „Bei<br />
uns gibt es Luft zum Atmen“, sagt Groß nicht<br />
ohne Stolz. Die Schnittplätze seien keine „kleinen<br />
Verrichtungsboxen“, auch das schätzten<br />
die Kunden.<br />
Ein wichtiger und großer<br />
Kunde war von Anfang an<br />
der WDR. Fast alle der 100<br />
Folgen der „Fußbroichs“<br />
wurden hier geschnitten, viele<br />
Beiträge sowie der Vorspann<br />
zu allen Ausgaben des<br />
ACT-Gründer<br />
Robert Groß<br />
Politmagazins „Zak“ mit<br />
Friedrich Küppersbusch entstanden<br />
bei ACT. Auch im<br />
Dokusoap-Bereich hat die Kölner Firma Kunden.<br />
Die Postproduktion der Zoo-Serie „Pinguin, Löwe<br />
und Co“ (WDR) entsteht hier genauso wie<br />
fürs „Wilde Kinderzimmer“ (Vox) oder für die<br />
„Erste gemeinsame Wohnung“ (RTL).<br />
In Ausnahmefällen tritt ACT auch als Produzent<br />
auf. Für den WDR stellt ACT den größten<br />
Teil der On-Air-Promotion her, auch mit der<br />
ganzen Kreativleistung, die dazu gehört, vom<br />
Producer bis zum Sprecher. „Der WDR bekommt<br />
anschließend fertige Trailer von uns.“<br />
ACT versteht sich jedoch hauptsächlich als<br />
technischer Dienstleister, und das bedeutet,<br />
dass die Technik gepflegt und immer auf dem<br />
neuesten Stand sein muss. Deshalb muss ständig<br />
neu investiert werden. 150.000 bis<br />
300.000 Euro seien das jedes Jahr, manchmal<br />
sogar mehr. Durch die Formatvielfalt muss man<br />
einen riesigen Maschinenpark vorhalten. „Bei<br />
dem TV-Zweiteiler ‘Franz Josef Strauß – Der König<br />
von Bayern’ zum Beispiel herrschte geradezu<br />
ein Formatwust, weil so viele unterschiedliche<br />
Archivmaterialien verwendet wurden“,<br />
erklärt Robert Groß.<br />
Der Geschäftsführer blickt optimistisch in<br />
die Zukunft: „Wir haben uns einen großen<br />
Kundenstamm erarbeitet“. Außerdem sieht er<br />
einen expandierenden Bereich in der Entwicklung<br />
des Internetfernsehens und der digitalen<br />
Formate. „Da gibt es noch viel zu tun für uns.“<br />
Meldungen/Firmenporträt – newsletter 1/2009 13
ifs-Begegnung mit „Nuit de Chien“, Foto: Schnitt<br />
ifs: nächtliche<br />
Begegnung<br />
Das Filmmagazin Schnitt und die ifs internationale<br />
filmschule köln laden am 18. Februar<br />
zu einer Begegnung ins Filmforum<br />
NRW im Kino im Museum Ludwig. Gezeigt<br />
wird der Film „Nuit de Chien / Diese Nacht“ von<br />
Werner Schroeter. Im Anschluss findet ein<br />
Gespräch mit dem Produzenten Frieder<br />
Schlaich statt.<br />
Werner Schroeter vereint seit jeher in seinem<br />
Werk viele Künste durch eine spezifische Filmsprache:<br />
Oper und Theater, Literatur und Malerei,<br />
Musik und Schauspiel kulminieren in poetischen<br />
Geschichten über Liebe, Leben und Tod.<br />
Seinem Werk ist der Schwerpunkt des aktuellen<br />
Schnitt-Heftes gewidmet.<br />
ifs, Tel. (0221) 920188-13,<br />
info@filmschule.de<br />
KHM in der<br />
Perspektive<br />
Michael Koch feiert mit seinem Abschlussfilm<br />
„Polar“ auf der Berlinale seine deutsche<br />
Premiere. Am 9. Februar wird er im Rahmen der<br />
Perspektive Deutsches Kino und in Anwesenheit<br />
des Teams erstmals präsentiert. „Polar“<br />
ist eine gemeinsame Produktion der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln mit Kinematon<br />
München in Koproduktion mit<br />
Dschoint Ventschr und dem Schweizer<br />
Fernsehen, gefördert von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW. Der Film erzählt die Geschichte von Luis,<br />
der erstmals nach Jahren seinen Vater wieder<br />
sieht. Michael Koch studierte von 2003 bis 2008<br />
an der Kunsthochschule für Medien Köln. Seine<br />
Kurzfilme „Wir sind dir treu“ und „Beckenrand“<br />
wurden auf vielen internationalen Festivals<br />
präsentiert und erhielten zahlreiche Preise.<br />
KHM, Tel. (0221) 20189-330;<br />
info@khm.de<br />
14<br />
Premiere auf der Berlinale:<br />
André M. Hennicke, Maria Kwiatkowsky<br />
und Max Brauer in „Polar“, Foto: KHM<br />
Die 4. Gründergeneration des AV-Gründerzentrum, Foto: AV-Gründerzentrum<br />
AV-Gründerzentrum I<br />
Die vierte<br />
Generation<br />
Zum vierten Mal fördert das AV-Gründerzentrum<br />
NRW Existenzgründer aus dem Bereich<br />
audio-visueller Medien. Die außergewöhnlichen<br />
Konzepte der Preisträger stehen für nationale<br />
und internationale Film- und Fernsehproduktion,<br />
Kinder-Dokumentarfilm- und Tonproduktionen,<br />
den Medienservice für Osteuropa sowie die<br />
Entwicklung von innovativen Videospielen und<br />
2D/3D Grafikanimationen. Neben einer finanziellen<br />
Unterstützung von 10.000 Euro und einem<br />
intensiven Einzel-Coaching erhalten die Stipendiaten<br />
die Möglichkeit, sich in Workshops<br />
zu wirtschaftlichen, rechtlichen und berufsethischen<br />
Aspekten ihrer Tätigkeit zu informieren.<br />
Zusätzlich tritt ihnen jeweils ein etabliertes Unternehmen<br />
als Pate zur Seite; dessen Kompetenzen<br />
sind auf den Arbeitsbereich der Geförderten<br />
abgestimmt. Das Zentrum begleitet die Existenzgründer<br />
auf Wunsch auch über dieses erste<br />
Jahr hinaus.<br />
Geschäftsführer Horst Schröder: „Wir erarbeiten<br />
aus den Ideen und Vorschlägen, aber<br />
auch aus den Problemen der jungen Unterneh-<br />
merinnen und Unternehmer in Workshops Hilfestellungen, die weitere Qualifikationen und Kompetenzen<br />
vermitteln.“ Bisher wurden 30 Unternehmen mit 48 Gründerinnen und Gründern mit Mitteln<br />
der Staatskanzlei NRW, der Landesanstalt für Medien NRW (LfM), der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, der Stadt Köln und der Sparkasse KölnBonn unterstützt. Richtlinien und Bewerbungsfristen<br />
zur Vergabe der Stipendien für 2010 unter www.av-gruenderzentrum.de.<br />
Get together<br />
in Berlin<br />
Am 12. Februar laden die Studenten der internationalen<br />
filmschule köln (ifs), der<br />
Kunsthochschule für Medien Köln<br />
(KHM), der Hochschule für Film und Fernsehen<br />
Konrad Wolf, Potsdam-Babelsberg,<br />
der Filmakademie Ludwigsburg, der<br />
Hochschule für Fernsehen und Film<br />
München, der Deutschen Film- und<br />
Fernsehakademie Berlin und der Hamburg<br />
Media School zum 2. Berlinale-Empfang<br />
der deutschen Filmhochschulen ein. Ort<br />
des Events ist die Vertretung des Landes NRW<br />
beim Bund.<br />
Schirmherr ist der regierende Bürgermeister<br />
von Berlin, Klaus Wowereit. In Form von<br />
Filmvorführungen und Pitchings wird dem Fachpublikum<br />
ein Einblick in den Ideenreichtum der<br />
Filmhochschulstudenten aus ganz Deutschland<br />
geboten. Außerdem bietet eine umfangreiche<br />
Mediathek einen Überblick über aktuelle studentische<br />
Produktionen. Hauptsponsor ist die<br />
Verwertungsgesellschaft der Film- und<br />
Fernsehproduzenten.<br />
Mehr Infos unter www.berlinale-empfang.de.<br />
AV-Gründerzentrum NRW<br />
Die neuen<br />
Stipendiaten<br />
Ewa Borowski und Dennis<br />
Todorovic (eastart pictures GbR)<br />
Steve Hudson und Sonja Ewers<br />
(GRINGO Films GmbH)<br />
Andreas Brauer, Eric Winker und<br />
Martin Roelly (HUPE Film-<br />
und Fernsehproduktion GbR)<br />
Nicole Ringhut und Reza Bahar<br />
(Maranto Films GbR)<br />
Christian Fürst und Ole Landsjöaasen<br />
(NEUE CAMEO FILM)<br />
Anastasia Vinokourova und<br />
Olga Richter (Osteuropa<br />
Mediendienst)<br />
Baris Aladag und<br />
Denis Moschitto (Park 17)<br />
Stefan Zingel (RockAByte GmbH)<br />
Ariane Kessissoglou<br />
(ROCKET FOR KIDS)<br />
Wolfram Zwanziger (ZWONULL)<br />
Start für Kubnys<br />
Doku-Schule<br />
Mit prominenten Gästen konnte Dokumentarfilmer<br />
Werner Kubny am 11. Januar in Lindlar<br />
bei Köln das offizielle Eröffnungsfest seiner<br />
Dokumentarfilmschule feiern. Neben Kollegen,<br />
Freunden und Schülern reisten auch der<br />
nordrhein-westfälische Medienminister Andreas<br />
Krautscheid und der Geschäftsführer der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Michael Schmid-<br />
Ospach, an. Beide beteiligten sich an einem<br />
Round-Table-Gespräch, in dem zentrale Fragen<br />
der Dokumentarfilmarbeit erörtert wurden.<br />
Kubny zog bei einer Bergischen Kaffeetafel<br />
im Landhotel Artgenossen eine positive Zwischenbilanz<br />
seiner Schule, die bereits seit April<br />
2008 Seminare anbietet. „Das erste Jahr ist sehr<br />
gut verlaufen. Die Schule funktioniert. Jetzt muss<br />
sie in der Branche, vor allem bei den jungen Leuten,<br />
weiter bekannt werden”, sagte der zweifache<br />
Grimme-Preisträger. „Wir sind zu 70 Prozent<br />
ausgelastet, für das erste Jahr ist das schon<br />
mal ein großer Erfolg”, ergänzte Dozentin Susanne<br />
Grüneklee.<br />
Kubnys Schule, die auch mit dem AV-<br />
Gründerzentrum in Köln zusammenarbeitet,<br />
wurde vor einem Jahr mit Hilfe der Filmstif-<br />
newsletter 1/2009 – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs<br />
AV-Gründerzentrum II<br />
Neues Mentorenprogramm<br />
Neben den Stipendien bietet das AV-Gründerzentrum<br />
NRW in diesem Jahr erstmals auch<br />
ein Mentorenprogramm an, für das 15 NRW-<br />
Talente aus den Bereichen Radio, Film, Fernsehen<br />
und Games ausgewählt wurden, darunter<br />
u.a. die Dokumentarfilmerinnen Carmen Losmann<br />
(Absolventin KHM) und Nancy Mac<br />
Granaky-Quaye (Absolventin der ifs internationale<br />
filmschule köln) und Computerspiel-Entwickler<br />
Krystian Majewski (Diplom-Designer<br />
der Köln International School of Design).<br />
Bis November 2009 haben die Teilnehmer<br />
nun die Möglichkeit, bei ihren Projekten auf die<br />
Hilfe des Gründerzentrums und ausgewiesener<br />
Branchenkenner zurückzugreifen: im Bereich<br />
Film u.a. Gundolf S. Freyermuth (ifs-Professor<br />
und Fachautor) und Gerhard<br />
Schmidt (Cologne Gemini Filmproduktion),<br />
im Bereich Hörfunk u.a. Werner Assion<br />
(Leiter der Aus- und Fortbildung beim<br />
WDR) und Hermann Theißen (Feature Redakteur<br />
Deutschlandfunk). Tipps bei den<br />
Themen Games und Online geben u.a. Wolfgang<br />
Back (cc2/Computerclub 2) und<br />
Ralf Vollbrecht (TU Dresden). Die Intensität<br />
der individuellen Betreuung bestimmen die Partner<br />
selbst.<br />
tung gegründet. In Lindlar wurden jetzt bereits<br />
erste Arbeitsproben gezeigt, und es gibt auch<br />
schon Erfolge zu vermelden: So hat der Kurzfilm<br />
„Mama L’Chaim”, den Elkan Spiller aus<br />
San Francisco als Projekt in Lindlar entwickelt<br />
hat, bei einem Videofestival in Los Angeles kürzlich<br />
den ersten Preis gewonnen. „Außerdem ist<br />
der Regisseur mit seinem Film zur Berlinale eingeladen<br />
worden”, so Kubny.<br />
Das Weiterbildungsangebot richtet sich in<br />
erster Linie an Filmemacher und Quereinsteiger,<br />
die schon kleine Beiträge erstellt haben und nun<br />
vor der ersten größeren Produktion stehen. Neben<br />
der Vermittlung von Basiswissen und Kenntnissen<br />
zu Interview und Bildgestaltung steht in<br />
den Modulen die gezielte Entwicklung der mitgebrachten<br />
Projekte im Vordergrund. Zugelassen<br />
werden pro Kurs zehn Teilnehmer, um jedem<br />
Einzelnen gerecht werden zu können.<br />
Großen Wert legt Kubny, der seit 1978 als<br />
Regisseur, Autor und Produzent mehr als 60 dokumentarische<br />
Arbeiten erstellt hat, auf die persönliche<br />
Betreuung der Filmemacher: „Sie sollen<br />
hier in der ruhigen Umgebung des Bergischen<br />
Landes ebenso wachsen wie ihr Projekt.”<br />
Dokumentarfilmschule,<br />
Tel. (02266) 3757;<br />
info@dokumentarfilmschule.de
Michael Ester,<br />
Foto: privat<br />
Michael Ester ist eher<br />
der lustige Typ, und doch<br />
handeln seine Filme von<br />
psychologischen Abgründen.<br />
So auch sein jüngstes Werk<br />
„Il Giardino“. Die Festival-<br />
premiere feierte der Kurzfilm<br />
2008 in Lünen; 2009 ist er<br />
beim Max Ophüls-Festival<br />
in Saarbrücken zu sehen.<br />
n „Il Giardino“ endet ein Mittagessen beim<br />
IItaliener für acht Menschen tödlich. Nur einer<br />
bleibt verschont, sein weißes Hemd bekommt<br />
nicht einmal einen Blutspritzer ab. Dirk<br />
Bach spielt diesen dicken, geschwätzigen<br />
Mann, der sich als ewiger Außenseiter fühlt.<br />
Nach dem Drehbuch von Torsten Wacker erzählt<br />
Ester in elf Minuten eine Geschichte voller<br />
Witz und mit einer virtuosen Ballerei. Das ist<br />
filmisch umgesetzte Sozialpsychologie. „Ich finde<br />
es interessant, wenn man Menschen dazu<br />
bringt, Sachen zu machen, die sie eigentlich gar<br />
nicht tun wollen, und sie dabei trotzdem der<br />
festen Überzeugung sind, das einzig Richtige<br />
zu tun“, erklärt Ester.<br />
In der Video AG der 11. Klasse am Gymnasium<br />
in Neustadt an der Weinstraße sammelte<br />
der 1972 geborene Ester seine ersten filmischen<br />
Erfahrungen. Neben der Schule engagierte<br />
er sich im Offenen Kanal, sowohl als Regisseur<br />
als auch als Moderator. Ester begann nach<br />
seinem Zivildienst zunächst ein Studium der Psychologie<br />
und Medienkommunikation in Trier.<br />
Dort arbeitete er für das Uni Video Journal. Dem<br />
Film galt sein Hauptinteresse, und so bewarb<br />
er sich an Filmhochschulen. Während der Bewerbungsphase<br />
jobbte er als Materialassistent<br />
für die ZDF-Serie „Ein Fall für Zwei“. Ester musste<br />
erkennen, dass Filmemachen ein hartes Brot<br />
sein kann. Verwundert verfolgte er die Diskussionen<br />
zwischen Crew und Regisseur; die Welt<br />
der Profis war so anders als die Filmproduktionen<br />
unter Studenten. „Wir haben begeistert so<br />
lange gedreht, bis alles im Kasten war – denn<br />
wir waren ja gerade dabei, den besten Film aller<br />
Zeiten zu drehen. Alles ohne Bezahlung und<br />
manchmal auch im Schnee“, erinnert sich Ester.<br />
Doch beim Fernsehdreh hätten sich Teammitglieder<br />
schon vor Drehbeginn Sorgen gemacht,<br />
ob sie denn auch die Wochenendzuschläge bekämen.<br />
Diese Erfahrung hat Ester ernüchtert,<br />
aber nicht entmutigt. 2001 schloss er sein Regiestudium<br />
an der KHM in Köln ab. Das Filmbüro<br />
NW förderte seinen Diplomfilm „Viktor“.<br />
Porträt: Michael Ester<br />
Ernüchtert, nicht entmutigt<br />
VON TATJANA KIMMEL<br />
Die Kölner Firma Coin-Film produzierte seine<br />
Kurzfilme „Il Giardino“ und „Karlchens Parade“.<br />
„Il Giardino“ erhielt FFA-Referenzförderung<br />
sowie Gelder der <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Mit<br />
den trotzdem relativ knappen Mitteln versuchte<br />
Ester „die Balance zwischen so viel Kunst wie<br />
möglich mit so wenig Zeit wie nötig“. Gagen<br />
konnte er nicht bezahlen, auch nicht für die bekannten<br />
Schauspieler Dirk Bach, Tanja Wenzel<br />
und Sven Martinek.<br />
Besonders stolz ist Ester auf die komplizierten<br />
Szenen, in denen sich acht Menschen gegenseitig<br />
niederschießen. Das brauchte Zeit, spezielle<br />
Effekte und viel Theaterblut: „Es war eine große<br />
Herausforderung, an einem Tag acht Leute<br />
zu erschießen. Dabei war ich sehr froh, so ein<br />
professionelles Team mit an Bord zu haben.“<br />
Noch nie habe er etwas so genau vorbereitet wie<br />
diese Szene. Etwas nervös war der Regisseur<br />
dann aber doch, weil Dirk Bach während des<br />
Drehs der Ballerei stundenlang warten musste.<br />
Der Schauspieler habe das geduldig ertragen.<br />
„Das war toll!“, schwärmt Ester. Zumal Bach sich<br />
ja als einziger nicht erschießen lassen durfte.<br />
Für die Teampremiere von „Il Giardino“ fand<br />
Ester einen besonderen Rahmen: Er lief im Kölner<br />
Cinedom als Vorfilm für den James Bond-<br />
Streifen „Ein Quantum Trost“. 40 Freikarten durfte<br />
Ester an sein Team verteilen, doch die große<br />
Frage war, wie das James Bond-Publikum auf<br />
„Il Giardino“ reagieren würde. Die Leute waren<br />
begeistert.<br />
Als nächster Karriereschritt müsste ein lan-<br />
Dirk Mühlbach in<br />
„Il Giardino“, Foto:<br />
Lars Henning Schröder<br />
ger Film folgen. „Ich bin eigentlich schon zu alt,<br />
um Kurzfilme zu machen“, bekennt Ester. Eine<br />
Spielfilmidee hat er längst, doch noch fehlt ihm<br />
ein Autor für das Drehbuch. Zudem befindet sich<br />
Ester wie viele seiner Kollegen in einer Zwickmühle:<br />
„Das Problem besteht darin, dass Menschen<br />
in meiner Situation die meiste Zeit ihres Lebens<br />
damit verbringen, Jobs zu machen, zu denen sie<br />
sich nicht berufen fühlen, um für kurze Zeit das<br />
zu machen, was sie besonders gut können.“<br />
Erfolge hat er schon vorzuweisen: Esters<br />
Kurzfilm „Karlchens Parade“ lief 2003 auf der<br />
Berlinale. Dirk Bach spielt darin einen Deppen,<br />
der unbedingt einen Spielmannszug anführen<br />
will. Er fegt die Straße für die Parade, räumt Hindernisse<br />
weg. Doch statt ihm für seine Mühen<br />
zu danken, verprügeln ihn die Musiker, als er mit<br />
einer Blechdose auf dem Kopf vor der Kapelle<br />
herläuft. Doch rappelt er sich auf und versucht<br />
es wieder. Ester setzte in diesem Film sein Lebensmotto<br />
in Szene: „Weitermachen, auch<br />
wenn es hoffnungslos erscheint.“<br />
Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 1/2009 15
Kate Winslet hat einen<br />
Golden Globe für ihre<br />
Rolle in „Der Vorleser“ gewonnen<br />
und ist für den Oscar<br />
nominiert. Haben Sie<br />
sie beim Dreh getroffen?<br />
Natürlich bin ich Frau Winslet<br />
während der Dreharbeiten mehrfach<br />
begegnet, auch bei anderen Gelegenheiten<br />
wie z.B. beim 18. Geburtstag<br />
von David Kross, der den Michael<br />
in jungen Jahren spielt. Allerdings<br />
war der Kontakt zu den Schauspielern<br />
nicht meine vordringlichste Aufgabe.<br />
Meine Tätigkeit zielt ja auf einen<br />
reibungslosen Arbeitsablauf.<br />
Wenn es gut läuft, bleibe ich im Hintergrund<br />
und bin ganz zufrieden.<br />
„Der Vorleser“ war eine<br />
internationale Großproduktion<br />
...<br />
... und die Arbeit daran spannend.<br />
Als Koordinatorin der NRW-<br />
Dreharbeiten firmierte ich als Assistentin<br />
der Produktionsleitung,<br />
mein Aufgabenbereich war aber teilweise<br />
auch der einer Aufnahmeleitung.<br />
Dann wurde der Film ja auch<br />
in Berlin und den neuen Bundesländern<br />
gedreht. Man hatte dort teilweise<br />
mit Problemen zu kämpfen, in deren<br />
Lösung wir in Köln gar nicht involviert<br />
waren. So haben wir – das<br />
waren die Art Direktorin Anja Fromm,<br />
unsere Assistenten und ich – unsere<br />
Arbeit hier ein bisschen fernab, aber<br />
so gut wie möglich gemacht, letztendlich<br />
zur Zufriedenheit aller.<br />
Kurzfristig wurde die<br />
Rolle der Hanna Schmitz<br />
umbesetzt. Kate Winslet<br />
kam für Nicole Kidman.<br />
Das war einer der Gründe für<br />
die lange Drehzeit. Der Dreh in Köln<br />
war beispielsweise für Anfang Januar<br />
geplant, gedreht wurde schließlich<br />
Ende März und im Juli.<br />
Wo lag der Unterschied<br />
zu deutschen Produktionen?<br />
Natürlich in der Größe und im<br />
Aufwand. Bei hiesigen Drehs haben<br />
wir normalerweise einen Fuhrpark<br />
von rund 150 Metern, beim Vorleser<br />
brauchten wir alles in allem um die<br />
600. In Köln wurde bei dem Außendreh<br />
ein ganzes Viertel abgesperrt,<br />
u.a. um Platz für die Technik,<br />
die Cast-Trailer usw. zu<br />
schaffen. Auch die<br />
Organisation<br />
unterschei-<br />
16<br />
det sich. Die Departments sind wesentlich<br />
arbeitsteiliger organisiert.<br />
Wenn Sie eine deutsche Stabliste<br />
nehmen, sind das oft nur ein paar<br />
Seiten, beim „Vorleser“ umfasste das<br />
Verzeichnis 28 Seiten, und es waren<br />
noch nicht einmal alle Leute aufge-<br />
Made in NRW:<br />
Der Vorleser<br />
Stephen Daldry verfilmte den<br />
gleichnamigen Roman von Bernhard<br />
Schlink mit Ralph Fiennes,<br />
David Kross und Kate Winslet in<br />
den Hauptrollen. Der Film erzählt<br />
die Geschichte einer lebenslangen<br />
Beziehung zwischen dem<br />
Juristen und Historiker Michael<br />
Berg (Fiennes) und der 20 Jahre<br />
älteren Hanna Schmitz (Winslet).<br />
Als fünfzehnjähriger verliebt<br />
sich Berg (gespielt von Kross) in<br />
die ältere Frau. Bei ihren heimlichen<br />
Treffen liest der Junge seiner<br />
Geliebten aus Büchern vor.<br />
Dann verschwindet Hanna<br />
plötzlich. Jahre später begegnet<br />
Berg Hanna bei einem Auschwitz-Prozess<br />
wieder. Sie ist als<br />
ehemalige KZ-Aufseherin angeklagt<br />
und wird zu lebenslanger<br />
Haft verurteilt. Berg beginnt, ihr<br />
von ihm besprochene Kassetten<br />
ins Gefängnis zu schicken.<br />
Gedreht wurde in Berlin,<br />
Görlitz und Köln. Das Drehbuch<br />
schrieb David Hare, die Kamera<br />
führte Roger Deakins und Chris<br />
Menges. Auf deutscher Seite<br />
sind die Bonner Senfkorn Film<br />
sowie die Kölner Central Scope<br />
NRW und die Neunte Babelsberg<br />
Film beteiligt.<br />
Auf der Berlinale läuft der für<br />
fünf Oscars nominierte Film, der<br />
am 16. Februar in den deutschen<br />
Kinos startet, im Wettbewerb<br />
außer Konkurrenz.<br />
Zu den Kinofilmen, die Caren Wiederhold als Aufnahmeleiterin betreut hat, gehören neben<br />
„Der Vorleser“ auch „Das Vaterspiel“, „Barfuss“ und „Sieben Zwerge“. Daneben war die Kölne-<br />
rin für zahlreiche Fernsehproduktionen tätig, u.a. „Neger, Neger, Schornsteinfeger“ und „Familie<br />
ist was Wunderbares“. Wolfgang Hippe sprach mit ihr über Kate Winslet und Heizstrahler.<br />
Interview Caren Wiederhold, Aufnahmeleiterin „Der Vorleser“<br />
Keinen Tag langweilig<br />
führt. Deshalb werden die Entscheidungen<br />
auch anders getroffen als<br />
hierzulande. Es gibt eine größere Distanz.<br />
Ich war mit dem Projekt rund<br />
sieben Monate beschäftigt, die eigentlichen<br />
Dreharbeiten in NRW waren<br />
für diesen langen Zeitraum vergleichsweise<br />
kurz. Nicht zu unterschätzen<br />
ist natürlich auch das öffentliche<br />
Interesse an einer Produktion<br />
mit „Hollywood Cast“. Allein das fordert<br />
einen gewissen Mehraufwand,<br />
was z.B. die Security angeht.<br />
Hat diese Form der<br />
Arbeitsorganisation nur<br />
Vorteile?<br />
Es hat natürlich viele Vorteile,<br />
wenn die einzelnen<br />
Departments mit vielen<br />
Mitarbeitern besetzt<br />
sind.<br />
Schließlich<br />
ist der<br />
Aufwand größer, und dementsprechend<br />
muss einfach auch mehr organisiert<br />
werden, in jedem Department.<br />
Auf der anderen Seite sind bei<br />
deutschen Produktionen die Kommunikationswege<br />
kürzer und direkter,<br />
was natürlich auch ein Vorteil ist.<br />
War „Der Vorleser“ Ihre<br />
erste internationale Produktion?<br />
Nein. Ich war u.a. für den<br />
Deutschland-Teil der europäischen<br />
Koproduktion „Die Frau des Anarchisten“<br />
von Marie Noell und Peter Sehr<br />
verantwortlich – ein toller Film, der<br />
auch groß daher kommt. Aber<br />
wenn man die Ansprüche der Amerikaner<br />
und der Europäer vergleicht,<br />
läuft es letztendlich immer auf die<br />
unterschiedliche Größe hinaus. Bei<br />
„One Way“ von Reto Salimbeni haben<br />
wir mit einer europäisch-amerikanisch-kanadischen<br />
Crew u.a. in<br />
Kanada gearbeitet. Den Nicht-Europäern<br />
kam unser Auftritt wohl etwas<br />
klein vor. Drüben gibt es nicht<br />
nur größere Departments und<br />
mehr Arbeitsteilung, sondern<br />
auch die Gewerkschaft und klare<br />
Regeln, wann Pause zu sein hat<br />
oder wer dies, wer das tun darf. Da<br />
saßen beispielsweise die Kollegen<br />
einmal um einen Heizpilz herum.<br />
Als sie den Regler höher drehen<br />
wollten, weil ihnen kalt war, musste<br />
die kanadische Produktionsleiterin<br />
erst den zuständigen Techniker<br />
rufen. Hier hätte irgendjemand das<br />
Gerät einfach höher gestellt.<br />
Sind Sie bei „normalen“<br />
deutschen Produktionen<br />
als Aufnahmeleiterin<br />
näher dran?<br />
Deutlich näher dran am Geschehen.<br />
Bei Kino- wie auch bei Fernsehfilmen.<br />
Wobei Kino natürlich aufwändiger<br />
ist. Das Bild ist größer, deshalb<br />
muss man auf mehr Details achten.<br />
Es braucht mehr Licht, größere<br />
Kameras, mehr Ausstattung. Das<br />
Team ist größer, es muss mehr orga-<br />
newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />
nisiert werden, es sind mehr Drehtage.<br />
Alles ist etwas größer, aber eben<br />
nicht so groß wie Hollywood.<br />
Wie sind Sie zu Ihrem<br />
Beruf gekommen?<br />
Nach dem Abitur habe ich eine<br />
kaufmännische Ausbildung gemacht<br />
und Sprachen studiert, ohne<br />
feste Vorstellungen über die berufliche<br />
Karriere danach. Noch während<br />
des Studiums habe ich begonnen,<br />
beim WDR in der Hörfunkbesetzung<br />
zu jobben. Ein Freund, der in der Produktionsabteilung<br />
von RTL arbeitete,<br />
hat mir empfohlen, mir doch mal<br />
„Film“ anzugucken. Als ich das dann<br />
tat, war das die RTL-Serie „SK Babies.<br />
Die Jugendpolizei“. Dort suchte der<br />
Aufnahmeleiter gerade eine neue Assistentin.<br />
Weil ich eine gewisse Vorbildung<br />
hatte, klappte der Einstieg.<br />
Dann hatte der Aufnahmeleiter einen<br />
Unfall.<br />
Das klingt fast wie im<br />
Kino.<br />
Es war fast schon tragisch. Er<br />
war überarbeitet und träumte nachts,<br />
sein Zimmer würde brennen, und da<br />
ist er durch eine Glastür gelaufen, um<br />
sich zu retten. Er war an beiden Händen<br />
schwer verletzt, wollte sich aber<br />
nicht krankschreiben lassen. So wurde<br />
ich im wahrsten Sinne des Wortes<br />
seine rechte Hand und konnte<br />
oder musste viele Sachen übernehmen,<br />
für die ich sonst wohl erst viel<br />
später zuständig gewesen wäre.<br />
Nach all den Jahren:<br />
Sind Sie noch zufrieden in<br />
Ihrem Beruf?<br />
Das, was beim Film abläuft, ist<br />
schwer vergleichbar mit anderen<br />
Branchen. Die Arbeitszeiten sind lang<br />
und unregelmäßig, man muss extrem<br />
flexibel sein und ist ständig mit etwas<br />
Neuem befasst. Zwischendurch ist<br />
das anstrengend, und ich stöhne<br />
auch schon mal. Aber die Begeisterung<br />
ist ungebrochen, mir war noch<br />
kein Tag langweilig, seit ich dabei bin.
Frau Merker, welche<br />
Vorgaben hatten Sie für<br />
die Maske von „Sturm“?<br />
Bei „Sturm“ oder auch anderen<br />
Filmen von Hans-Christian Schmid<br />
zeichnet sich die Maske dadurch aus,<br />
dass nichts existiert. Es ist ein anderes<br />
Arbeiten als bei anderen Filmen,<br />
denn man muss die Natürlichkeit unterstützen.<br />
Das ist oft viel schwieriger<br />
zu machen, als wenn man sich kreativ<br />
in höchster Maskenbildnerkunst<br />
ausleben kann. Man muss sich reduzieren.<br />
Wie lange dauerte die<br />
Maske, auch wenn es eine<br />
ganz natürliche sein soll?<br />
Bei Frauen trotzdem eine Stunde,<br />
weil meistens etwas an den Haaren<br />
gemacht werden muss. Ein natürliches<br />
Make-up ist fast aufwändiger,<br />
weil man es so lange bearbeiten<br />
muss, bis man es eigentlich nicht<br />
mehr sieht.<br />
Sie waren an allen<br />
Drehtagen an allen Drehorten<br />
dabei – wie ist die<br />
Arbeit in so einem internationalen<br />
Team?<br />
Interessant, auch weil es um ein<br />
so spannendes Thema ging. Für mich<br />
waren an dem Dreh besonders die<br />
Schauspieler und der Cast toll, weil<br />
sie aus unterschiedlichen Nationen<br />
zusammen kamen. Jeder hat etwas<br />
von seiner Kultur mitgebracht. Den<br />
Umgang mit den vielen Nationalitäten<br />
habe ich als Bereicherung empfunden.<br />
Ebenso das Thema und die<br />
intensive Auseinandersetzung damit.<br />
Alle wussten von den Kriegsverbrechen<br />
und haben sich durch den Film<br />
nochmal intensiver damit beschäftigt.<br />
Es ist wichtig, davon zu erzählen. Besonders<br />
beeindruckend fand ich die<br />
Begegnungen in Sarajevo, wo wir gedreht<br />
haben. Zu sehen, wie die Leute,<br />
mit dem, was sie erlebt haben,<br />
heute umgehen. Das war eine tolle<br />
Erfahrung.<br />
Wenn Sie vor dem<br />
Dreh die Schauspieler in<br />
der Maske haben, wie individuell<br />
muss man denn<br />
auf sie eingehen? Wer mag<br />
was und was nicht?<br />
(Lacht) Ja, das muss man herausbekommen.<br />
Man spricht mit den<br />
Schauspielern vorher. Ich mache das<br />
ja auch schon eine Weile, und da<br />
lernt man, den Menschen zu lesen.<br />
Man braucht ein Gespür, wer zu<br />
wem passt. Ich mache die Maske ja<br />
nicht alleine, sondern mit Kollegen.<br />
Und ich überlege mir, wer passt zu<br />
wem. Damit der Schauspieler dann<br />
vor der Kamera funktioniert, darf<br />
man ihn nicht vorher noch mit Stress<br />
belasten.<br />
Kann man denn generell<br />
sagen, wer komplizier-<br />
ter ist in der Maske, Frauen<br />
oder Männer?<br />
Nein, kann man nicht. Es gibt<br />
Frauen, die sind schwierig, es gibt<br />
aber auch Männer, die kompliziert<br />
sind – und auch sehr eitel.<br />
Was ist denn für Sie<br />
am aufwändigsten?<br />
Historisches. Das ist immer mit<br />
anderen Frisuren verbunden und<br />
macht sehr viel Spaß.<br />
Recherchieren Sie da<br />
vorher?<br />
Ja, ich sitze vorher viel in Bibliotheken<br />
und fotografiere Bilder, mache<br />
ganze Kataloge für jeden Schauspieler.<br />
So sieht man, was man mit<br />
der Figur machen kann, mit Perücken<br />
Heike Merker hat in 32 Produktionen für die Maske gesorgt. Die gebürtige Berlinerin arbeitete<br />
bei „Krabat“ genauso mit wie bei „Rennschwein Rudi Rüssel 2“, „Liebesleben“ und<br />
„Barfuss“. Die 41-Jährige lebt seit 1998 mit zwei Jahren Unterbrechung in Köln. Ihr aktuelles<br />
Projekt ist „Sturm“ von Hans-Christian Schmid, über das sie mit Anna Koskoda sprach.<br />
Interview Heike Merker, Maskenbildnerin „Sturm“<br />
Bereit für Abenteuer<br />
oder Haarteilen. Das ist das Interessante<br />
an dem Job, dass die Aufgabe<br />
nie gleich ist.<br />
Sie haben bei 32 Produktionen<br />
mitgearbeitet,<br />
darunter viele große Kinoproduktionen.<br />
Was war für<br />
Sie die größte Herausforderung?<br />
„Valley of Flowers“ liegt mir<br />
persönlich sehr am Herzen. Der Film<br />
wurde im Himalaja und in Japan gedreht<br />
mit einer internationalen Crew.<br />
Die Arbeit dort in den rauen Bergen<br />
des Himalajas war einfach total an-<br />
Made in NRW:<br />
Sturm<br />
Der neue Film von Hans-Christian<br />
Schmid ist ein Politthriller, zu<br />
dem Schmid gemeinsam mit<br />
Bernd Lange das Drehbuch verfasst<br />
hat. „Sturm“ erzählt davon,<br />
wie Hannah Maynard (Kerry<br />
Fox), Anklägerin am Kriegsverbrechertribunal<br />
für das<br />
ehemalige Jugoslawien, es<br />
schafft, eine in Berlin lebende<br />
Bosnierin (Anamaria Marinca)<br />
zu überzeugen, in Den Haag<br />
gegen einen mutmaßlichen serbischen<br />
Kriegsverbrecher auszusagen.<br />
In weiteren Rollen sind<br />
Stephen Dillane, Rolf Lassgard<br />
und Alexander Fehling zu sehen.<br />
Die internationale Koproduktion<br />
von 23/5 Film mit Zentropa<br />
und IDTV Film wurde in<br />
Berlin, Bosnien-Herzegowina,<br />
den Niederlanden, in NRW und<br />
Spanien auf Englisch gedreht.<br />
Als Sender sind SWR, BR, WDR<br />
und ARTE beteiligt.<br />
Für die Berlinale erhielt der<br />
Film eine Einladung in den Wettbewerb<br />
des Festivals.<br />
ders. Ich liebe diesen Film und ich habe<br />
immer noch einen innigen Kontakt<br />
zu vielen Crew-Mitgliedern, weil<br />
wir eine gemeinsame Lebenserfahrung<br />
teilen. Die Filme im Ausland sind<br />
für mich immer etwas Besonderes.<br />
Wie „Schatten der Zeit“ zum Beispiel,<br />
für den wir sehr lange in Kalkutta mit<br />
indischen Schauspielern gedreht haben.<br />
Sie waren ja auch bei<br />
„John Rabe“ in China mit<br />
dabei? Wie waren dort die<br />
Arbeitsbedingungen?<br />
Das war ein sehr interessantes,<br />
aber auch sehr anstrengendes Projekt.<br />
In China zu arbeiten, das kann<br />
man mit keinem anderen Land vergleichen.<br />
Man weiß nie, woran man<br />
ist.<br />
Haben Sie sich denn<br />
auf irgendetwas spezialisiert,<br />
für das man gerade<br />
Sie immer wieder engagiert?<br />
Ich bin etwas auf Haare und Perücken<br />
spezialisiert. Aber ob man<br />
mich deshalb engagiert, weiß ich<br />
nicht. Vielleicht eher, weil ich ein offener<br />
Mensch bin, bereit für Abenteuer.<br />
Ich bin flexibel, habe aber trotzdem<br />
eine Meinung. Und wenn man<br />
gut miteinander gearbeitet hat, arbeitet<br />
man auch gerne noch einmal miteinander.<br />
Was zeichnet denn eine<br />
gute Maske aus?<br />
Wenn man sie nicht sieht,<br />
wenn sie organisch ist, nicht aufgesetzt,<br />
und zum Charakter passt.<br />
Was macht Ihnen an<br />
Ihrem Job am meisten<br />
Spaß?<br />
Dass er immer wieder anders<br />
ist: andere Themen, andere Schauspieler,<br />
andere Zeiten. Mit macht es<br />
Spaß, die gleichen Schauspieler in<br />
verschiedenen Rollen immer wieder<br />
zu verändern.<br />
Schwerpunkt – newsletter 1/2009 17
„Chéri“ spielt im Paris<br />
der Jahrhundertwende.<br />
Wie haben Sie diese Zeitreise<br />
umgesetzt?<br />
Ich hatte das Glück, dass ich<br />
schon bei zwei Filmen, die in dieser<br />
Zeit spielen, mitgemacht habe. So<br />
konnte ich auf eine kleine Bibliothek<br />
zurückgreifen. Doch jedes Projekt ist<br />
immer wieder eine neue Herausforderung.<br />
Der Jugendstil ist eine besondere<br />
Epoche. Damals gab es nur sehr<br />
wenig industrielle Massenproduktion.<br />
Die Baumeister haben alle Elemente<br />
eines Hauses entworfen, innen<br />
wie außen. Deshalb mussten wir<br />
sehr viele Einzelanfertigungen machen,<br />
von den Fenstergriffen, über<br />
den Frisiertisch bis zur freistehenden<br />
Badewanne auf verzierten Füßen.<br />
Auch die Böden und Wände waren<br />
damals mit floralen Ornamenten ver-<br />
ziert, deswegen ließen wir für die Studiobauten<br />
zum Beispiel Fußböden<br />
bemalen und Teppiche bedrucken.<br />
Das klingt sehr aufwändig.<br />
Hinzu kam, dass wir nur sechs<br />
Wochen Vorbereitungszeit bis zum<br />
Drehbeginn hatten. Das ist sehr wenig.<br />
Normalerweise haben wir mindestens<br />
doppelt so viel Zeit für ein<br />
Projekt solcher Größe und Qualität.<br />
Der Production Designer Alan Mac-<br />
Donald hatte zwar schon einige Dinge<br />
vorgeplant, aber das war nur ein<br />
18<br />
Bei Stephen Frears „Chéri“ übernahm Volker Schaefer die Aufgabe des Art Director<br />
für Deutschland. Der Kölner war schon an vielen großen Produktionen beteiligt, wie<br />
„Die fabelhafte Welt der Amélie“, „Gloomy Sunday“ und aktuell Margarethe von Trottas<br />
„Vision“, wie er Tatjana Kimmel im Gespräch erzählte.<br />
Interview mit Volker Schaefer, Art Director „Chéri“<br />
Ein Abteil als Wunderbox<br />
Gerüst für unsere Arbeit. Die Zusammenarbeit<br />
mit Alan MacDonald und<br />
dem Art Director Denis Schnegg war<br />
jedoch sehr effektiv. Wir haben uns<br />
gleich gut verstanden, das hat es einfacher<br />
gemacht. Doch wegen des<br />
Zeitdrucks hat das gesamte deutsche<br />
Team, inklusive Maler, Skulpteure und<br />
Tischler, mächtig gezittert. Es lief alles<br />
sehr gut. Ursprünglich sollten wir<br />
drei Sets machen, im Laufe der Dreharbeiten<br />
kamen aber immer neue dazu,<br />
so dass wir am Ende sechs Kulissen<br />
gebaut haben.<br />
War es schwer, Handwerker<br />
zu finden, die Jugendstil-Einrichtungen<br />
nachbauen können?<br />
Hier in Köln gibt es ein Studio,<br />
und sehr viele gute Handwerker und<br />
Ausstattungsfirmen, die in der Lage<br />
sind, solche Projekte zu bewältigen.<br />
In den letzten 10 bis 15 Jahren sind<br />
hier sehr viele hochwertige Film- und<br />
Fernsehproduktionen gemacht worden,<br />
so dass sich auch versierte<br />
Handwerker etablieren konnten. Die<br />
Szenenbildnerkurse der internationalen<br />
filmschule köln tragen auch dazu<br />
bei, dass wir hier auf gute Leute<br />
zurückgreifen können.<br />
„Chéri“ ist eine romantische<br />
Geschichte.<br />
Welche Rolle spielen da die<br />
Kulissen?<br />
Alles basierte auf Alan MacDonalds<br />
Konzept. Grundlage waren<br />
zum Beispiel die Farbhinweise, die die<br />
Schriftstellerin Colette in ihrer Novelle<br />
selbst gegeben hat. Im Wesentlichen<br />
treffen in „Chéri“ zwei ganz unterschiedliche<br />
Welten aufeinander:<br />
die von Madame Peloux, gespielt von<br />
Kathy Bates. Sie ist eine neureiche Pariserin,<br />
die sich mit teurem Kitsch umgibt.<br />
Eine fulminante Persönlichkeit:<br />
Wenn sie den Raum betritt, ist keine<br />
Luft mehr zum Atmen. Das muss<br />
sich auch in der Einrichtung ihrer<br />
Wohnung widerspiegeln.<br />
Made in NRW:<br />
Chéri<br />
Der Film „Chéri“ beruht auf dem<br />
gleichnamigen Roman der<br />
Schriftstellerin Colette aus dem<br />
Jahr 1920. Rupert Friend spielt<br />
den jungen Mann Chéri, der eine<br />
Affäre mit Lea (Michelle Pfeiffer)<br />
beginnt. Sie ist die Freundin<br />
seiner Mutter und wie diese eine<br />
ehemalige Kurtisane. Die<br />
Fünfzigjährige soll Chéri zu einem<br />
erwachsenen Mann machen. Die<br />
leidenschaftliche Affäre endet<br />
nach sechs Jahren tragisch, als<br />
Chéri gezwungen ist, eine junge<br />
reiche Frau zu heiraten. Gedreht<br />
wurde der neue Film von Stephen<br />
Frears in Biarritz, Paris und<br />
Köln. Der Film entstand als Koproduktion<br />
der Bill Kenwright-<br />
Films, Reliant Pictures und MMC<br />
Independent.<br />
Im Wettbewerb der Berlinale<br />
geht „Chéri“ ins Rennen um<br />
die Bären.<br />
In den Kölner MMC-Studios haben<br />
wir in erster Linie die Kulissen für<br />
Leas Welt aufgebaut. Michelle Pfeiffer<br />
spielt die ehemalige Kurtisane Lea<br />
de Lonval, die als bezahlte Geliebte<br />
in der Pariser Oberschicht verkehrte.<br />
Sie ist gebildet und geschmacksicher.<br />
Das muss für die Zuschauer in der Dekoration<br />
direkt augenfällig sein. Es<br />
darf dabei aber nicht passieren, dass<br />
die Ausstattung den Blick von den<br />
Schauspielern ablenkt.<br />
Woran haben Sie sich<br />
bei dem Entwurf von Leas<br />
Räumen orientiert?<br />
Unser Vorbild waren die Bauten<br />
und Entwürfe von Hector Guimard.<br />
Den kennen Sie sicher von den Pariser<br />
Métro-Stationen. In Paris hat das<br />
Team in einer Guimard-Villa gedreht.<br />
Damit die ästhetische Linie des Films<br />
stimmig ist, bin ich zu den Dreharbeiten<br />
gefahren. Bei den Studiobauten<br />
haben wir uns an die Guimard-Ästhetik<br />
gehalten, bis hin zu den Badezimmerarmaturen<br />
und den Wandbespannungen.<br />
Welche Kulisse war<br />
besonders herausfordernd?<br />
Das Bahnabteil. Wissen Sie, kleine<br />
Räume sind prädestiniert für Studiobauten,<br />
denn im Original wäre<br />
nicht genug Platz. Für „Chéri“ haben<br />
newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />
wir ein fünf Quadratmeter kleines<br />
Zugabteil gebaut, es wurde eine kleine<br />
Wunderbox. Zum einen sollte das<br />
Abteil luxuriös sein, etwa wie im Orientexpress,<br />
mit Messingapplikationen,<br />
Holzintarsien und edlen Polstern.<br />
Zum anderen musste jedes Fenster,<br />
jede Wand wegklappbar sein, damit<br />
Schauspieler, Beleuchter, Regisseur<br />
und Kameramann genug Platz zum<br />
Arbeiten haben. Das hat mir großen<br />
Spaß gemacht.<br />
Wie sind Sie Production<br />
Designer geworden?<br />
Ich bin ein klassischer Autodidakt.<br />
Zunächst habe ich neuere deutsche<br />
Literatur, Sprachwissenschaften<br />
und Medienwissenschaften in Marburg<br />
und Frankfurt studiert. Dann arbeitete<br />
ich als Übersetzer und Fernsehjournalist.<br />
Da ich gerne zeichne,<br />
hat mich dann ein alter Schulfreund<br />
gefragt, ob ich bei seinem Kurzfilmprojekt<br />
das Szenenbild mache. Damit<br />
fing alles an. Ich habe mich über die<br />
Jahre hineingearbeitet, habe viel gelesen,<br />
viel geschaut und viel gearbeitet.<br />
Mein Wissen hat sich perspektiviert.<br />
Bei der Vielzahl der Regisseure,<br />
mit denen ich zusammengearbeitet<br />
habe, habe ich auch von deren Wissen<br />
profitiert. Ich lerne immer dazu,<br />
gerade auch bei jungen Leuten im<br />
Team. Die kennen sich oft viel besser<br />
mit den Möglichkeiten des Computers<br />
aus als ich. Da hatte ich einiges<br />
aufzuholen.<br />
Entwerfen Sie alles am<br />
Computer?<br />
Die CAD-Programme sind<br />
sehr hilfreich für meine Arbeit. Wenn<br />
Sie richtig eingesetzt werden, sind die<br />
Gold wert. Aber die alten Techniken<br />
wie Handskizzen bleiben wichtig.<br />
Denn die Handskizze ist kommunikativ,<br />
gerade bei den Vorgesprächen<br />
mit dem Regisseur und dem Kameramann<br />
ist sie für mich unverzichtbar.<br />
Wie wichtig ist die<br />
Teamarbeit für Sie?<br />
Das Team ist alles. Die Entwicklung<br />
eines Projekts in einer Gemeinschaft<br />
ist für mich sehr wichtig. Dabei<br />
empfinde ich große Glücksmomente.<br />
Das Team fördert meine Kreativität.<br />
Haben Sie Vorbilder?<br />
Nein, nicht direkt – und doch<br />
viele. Ich schaue mir die Arbeiten bekannter<br />
Szenenbildner an. Henry<br />
Bumstead finde ich faszinierend, er<br />
hat mehrere Hitchcock-Filme ausgestattet.<br />
Und für „To Kill a Mockingbird“<br />
schuf er eine gesamte Kleinstadt,<br />
komplett auf dem Studiogelände.<br />
Noch mit 91 Jahren arbeitete er<br />
mit Clint Eastwood zusammen.<br />
Wollen Sie auch noch<br />
mit 91 arbeiten?<br />
Wenn es noch Spaß macht, ja<br />
klar.
Herr Möller, wie sah<br />
Ihr Suchauftrag für „Hilde“<br />
aus?<br />
Bei einer Anfrage für einen historischen<br />
Film gibt es immer Szenen,<br />
die sich zunächst leicht lesen, letztendlich<br />
aber in der Recherche und<br />
Umsetzung der Motive immens hohe<br />
Ansprüche auch an den Scout<br />
stellen. Bei „Hilde“ hatten wir beispielsweise<br />
ein Motiv zu der Affäre<br />
von Hildegard Knef mit einem NS-Offizier.<br />
Da muss man als Scout visualisieren<br />
können und die Atmosphäre<br />
einer Liebesszene zwischen Hilde<br />
und einem Nazi in dessen Villa, also<br />
eigentlich etwas ganz Privates, mit<br />
der Historie der Naziherrschaft und<br />
deren Klischees in Einklang bringen.<br />
Welche Locations gab<br />
es in NRW für „Hilde“?<br />
Es wurde eine Pressekonferenz<br />
in einem Ballsaal in Bonn gedreht. Die<br />
Villa des NS-Offiziers habe ich in Hagen<br />
gefunden, da konnten wir mehr<br />
oder weniger eins zu eins drehen. Bei<br />
der Recherche von Motiven ist immer<br />
wichtig, ob sie allen Szenen entsprechen<br />
oder ob Teile neu und woanders<br />
gesucht werden müssen. Wenn<br />
nötig, passiert dies immer in Rücksprache<br />
mit der Produktion, weil aus<br />
einem neuen Motiv auch neue Anfahrtswege<br />
entstehen. Das muss immer<br />
mit dem Drehplan in Einklang<br />
gebracht werden. Bei aufwändigen<br />
Produktionen mit vielen Motiven ist<br />
das Problem gar nicht das Finden des<br />
reinen Motivs, sondern die Kombination.<br />
Wir hatten zum Beispiel einen<br />
Drehtag in Bonn, für den drei Motive<br />
gefunden werden mussten, die<br />
einfach nur in dieser Kombination in<br />
einen Drehtag hinein passten.<br />
Was unterschied die<br />
Arbeit an „Hilde“ von anderen<br />
Produktionen?<br />
Aufgrund eines sehr engen<br />
Zeitfensters mussten wir möglichst<br />
passende Originalmotive finden, weil<br />
jedes richtige Detail im und am Motiv<br />
auch Zeit für die Produktion einsparen<br />
kann. Erst recht, wenn der enge<br />
Drehplan keine Experimente zu-<br />
lässt. Andere Produktionen wie beispielsweise<br />
„Krupp“ mit einem wesentlich<br />
größeren Zeitfenster oder mit<br />
Studiobauten lassen einem da mehr<br />
Luft.<br />
Sind historische Motive<br />
schwerer zu finden?<br />
Es gibt Drehbücher, da geht es<br />
schlicht und ergreifend um die Umsetzung<br />
von Rollenbesetzungen: der<br />
Bösewicht, der Liebhaber, die Neurotikerin.<br />
Im Gespräch mit Regie und<br />
Location Scout Stefan Möller machte sich mit seiner Kölner Firma ZeitRaumRechercheLocation<br />
selbstständig und hat mit Regisseuren wie Andreas Kleinert, Bernd Schadewald, Til Schweiger<br />
und Heinrich Breloer zusammengearbeitet. Für „Hilde“ entdeckte er zusammen mit Frank Meter<br />
die Locations in NRW. Günter H. Jekubzik sprach mit Stefan Möller über den Reiz seiner Arbeit.<br />
Interview Stefan Möller, Location Scout „Hilde“<br />
Die Lust am Suchen<br />
Made in NRW:<br />
Hilde<br />
„Hilde“ erzählt das beeindruckende<br />
Leben einer beeindruckenden<br />
Frau: Hildegard Knef, die 2002<br />
verstorbene Schauspielerin, Chanson-Sängerin<br />
und Buchautorin.<br />
Von ihren Anfängen mit Filmen<br />
wie „Unter den Brücken“ und<br />
„Die Mörder sind unter uns“ über<br />
die vermeintliche Skandal-Produktion<br />
„Die Sünderin“ bis zu ihrer<br />
Karriere als Sängerin.<br />
Heike Makatsch verkörpert<br />
die Hauptrolle in „Hilde“. Das<br />
Biopic wurde unter der Regie<br />
von Grimme-Preisträger Kai<br />
Wessel gedreht. Das Drehbuch<br />
stammt von Maria von Heland.<br />
Neben Heike Makatsch standen<br />
unter anderem Monica Bleibtreu,<br />
Michael Gwisdek, Johanna Gastdorf<br />
und Henry Hübchen vor der<br />
Kamera von Hagen Bogdanski.<br />
Produziert wurde „Hilde“ von der<br />
Egoli Tossell Film Köln, die schon<br />
„Schwesterherz“ und „Almost<br />
Heaven“ mit Heike Makatsch realisierten.<br />
Der Verleih Warner Bros.<br />
wird den Film 2009 in die Kinos<br />
bringen.<br />
Auf der Berlinale läuft „Hilde“<br />
in der Reihe Special.<br />
Szenenbild wird dann festgelegt, wie<br />
sie in Form der Motive dargestellt<br />
werden sollen. Bei einem historischen<br />
Film sind die Anforderungen viel präziser.<br />
Wenn wie bei „Hilde“ ein Kino<br />
oder ein anderes Motiv aus dem Jahr<br />
1920 gesucht wird, dann muss man<br />
sich nicht nur in dieser Zeit auskennen,<br />
sondern bei der Recherche auch<br />
ein Gefühl dafür haben, wo es vielleicht<br />
zu finden ist. Diese Fähigkeit<br />
hat sehr viel mit Intuition zu tun und<br />
ist auch eine Kombination aus Abge-<br />
speichertem und Erfahrung. In<br />
der Zusammenarbeit mit Szenenbildnern<br />
lernt man schnell, wie<br />
ein Motiv durch nur kleinste Veränderungen<br />
zu dem werden<br />
kann, was im Drehbuch steht.<br />
Hatten Sie die Locations<br />
schon in Ihrer Datei,<br />
oder haben Sie sich neu<br />
auf die Suche gemacht?<br />
Die ersten Motivvorschläge<br />
am Anfang einer Produktion sind<br />
immer eine Kombination von<br />
schon Recherchiertem und einer<br />
Suche nach Neuem. Es gibt Anfragen<br />
speziell für ein fehlendes Motiv<br />
wie bei „Berlin 36“, da liefere<br />
ich eine Auswahl und werde pauschal<br />
bezahlt. Wenn ich wie beim<br />
Dieter Wedel-Film „Mit Glanz und<br />
Gloria“ oder bei „Krupp“ komplett<br />
für NRW gebucht bin, dann begleite<br />
ich die Produktion so lange, bis alle<br />
Motive gefunden sind.<br />
Welche Eigenschaften<br />
muss ein Location Scout<br />
mitbringen?<br />
Grundsätzlich muss man Spaß<br />
am Recherchieren haben und die<br />
Lust, in der eigenen Vorstellung und<br />
Umsetzung des gesuchten Drehortes<br />
auch ans Ziel kommen zu wollen.<br />
Wenn ich zum Beispiel eine Kate am<br />
Meer in Norddeutschland in NRW suchen<br />
muss, gibt es instinktiv die richtige<br />
Ecke in NRW, auf die ich lossteuere,<br />
um das Motiv zu finden.<br />
Man muss immer das Beste wollen.<br />
Es gibt einen sehr trockenherzigen<br />
Alltag. Das sind die Kilometer, die<br />
man abreißt und zum Teil auch umsonst<br />
durch die Gegend fährt. Das<br />
andere ist das Arbeiten an und mit<br />
Menschen. Wenn man keine Begeisterung<br />
dafür hat, Motivgeber kennen<br />
zu lernen, sich auf sie einzustellen<br />
und sich die Zeit zu nehmen, genau<br />
zu erklären, was auf sie zukommt,<br />
kann man den Job nicht gut<br />
machen. Ich könnte Bücher über Motive<br />
und ihre Bewohner schreiben.<br />
Natürlich kostet die erste Kontaktaufnahme,<br />
gerade im privaten Bereich,<br />
immer eine gewisse Überwindung,<br />
da sie meistens spontan stattfindet:<br />
gerade entdeckt, schon steht man<br />
vor einer Türe. Aber die positiven Begegnungen<br />
mit Motivgebern überwiegen.<br />
Das wiegt alle Unannehmlichkeiten<br />
meines Alltags auf. Wenn<br />
ich am Ziel bin, gibt mir das ein sehr<br />
gutes Gefühl.<br />
Ist das Scouten für Sie<br />
ein kreativer Job oder eher<br />
eine Dienstleistung?<br />
Immer wenn ich ein neues<br />
Drehbuch durchlese, dann läuft bei<br />
mir der Film ab. Es gibt Regisseure,<br />
die wollen genau ihren rot karierten<br />
Raum. Und es gibt andere, da merkt<br />
man, der sagt zwar rot kariert, meint<br />
aber etwas ganz anders. Da muss<br />
man abschätzen, wie sehr die eigene<br />
Kreativität gefragt ist und wo man<br />
eins zu eins suchen soll. Letztendlich<br />
zählt der Erfolg. Ich glaube, dass ich<br />
inzwischen aus meinen vielen Erfahrungen<br />
schöpfen kann. Für mich<br />
bleibt der Spaß am Suchen ein wichtiger<br />
Bestandteil meiner Arbeit. Bei jedem<br />
Projekt ist es schön, irgendwann<br />
ans Ziel zu kommen und zu wissen,<br />
dass alle Motive gefunden sind. Es ist<br />
auf jeden Fall ein ganz, ganz toller<br />
Job, und ich möchte nichts anderes<br />
machen.<br />
Schwerpunkt – newsletter 1/2009 19
„Unter Bauern“, Foto: Pandora<br />
20<br />
„Der Vulkan“, Foto: RTL<br />
„Der Vorleser”, Foto: Senator<br />
newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />
„Hilde”, Foto: Egoli Tossell Film
“Chéri“, Foto: Chéri Productions Ltd./Bruno Calvo<br />
Made in NRW: Zehn Filme präsentiert der<br />
Newsletter in seinem Schwerpunkt. Ihnen allen<br />
gemeinsam ist, dass sie 2008 in NRW gedreht und<br />
2009 auf der Berlinale, im Kino oder im Fernsehen<br />
zu sehen sind. Dazu sprachen wir mit Crew-Mit-<br />
gliedern aus NRW, die an den Produktionen beteiligt<br />
waren und uns von ihren Erfahrungen erzählen.<br />
„Ob ihr wollt oder nicht“, Foto: Elsani<br />
„Die Päpstin“, Foto: Constantin<br />
„Sturm”, Foto: 23/5, Zentropa, IDTV<br />
„This is love“, Foto: Badlands<br />
Schwerpunkt – newsletter 1/2009 21
Sie haben an der Produktion<br />
„Der Vulkan“ mitgearbeitet:<br />
Was genau<br />
waren Ihre Aufgaben, und<br />
welche Effekte sollten erzeugt<br />
werden?<br />
Wir hatten mehrere Aufgaben,<br />
eine war, Feuer zu erzeugen. Nach<br />
dem Vulkanausbruch sollte es mehrere<br />
Brände geben. Und wir mussten<br />
Nebel machen. Der schwierigste Effekt<br />
war der Ascheregen. Er kündigt<br />
den Vulkanausbruch an.<br />
So etwas haben Sie<br />
wahrscheinlich vorher<br />
noch nie gemacht.<br />
Richtig. Wir mussten vorher mit<br />
verschiedenen Materialien experimentieren.<br />
Wir haben ihn dann extra<br />
anfertigen lassen. So ähnlich wie<br />
Kunstschnee aus Weizenstärke-Flokken,<br />
die wir gemahlen haben. Dunkelgrau<br />
durchgefärbt sieht das dann<br />
originalgetreu so aus wie ein Ascheregen.<br />
Und das wird durch<br />
eine Maschine in die Luft<br />
geblasen?<br />
Ja. Das war der aufwändigste<br />
Effekt, weil wir das teilweise noch in<br />
der Frankfurter Innenstadt gemacht<br />
haben und die Fassaden nicht verschmutzen<br />
durften.<br />
Müssen Sie immer<br />
erst Lösungen finden,<br />
oder haben Sie sich im<br />
Laufe der Zeit ein Knowhow<br />
angeeignet, auf das<br />
Sie zurückgreifen können?<br />
Wir machen das jetzt seit etwa<br />
zwölf Jahren. Die meisten Effekte haben<br />
wir irgendwann irgendwie mal<br />
gemacht – Regen, Schnee, Feuer, Explosionen<br />
etc. Explosionen mussten<br />
wir übrigens für „Der Vulkan“ auch<br />
erzeugen, die Impacts von den Lavabrocken.<br />
Wir haben die Explosionen<br />
in kleinen Trichtern gemacht mit Materialien,<br />
die leicht und ungefährlich<br />
sind, weil die Darsteller teilweise sehr<br />
nah daran vorbei gelaufen sind. Und<br />
später werden dann noch digital die<br />
glühenden Lavabrocken eingesetzt.<br />
Wie gefährlich ist Ihr<br />
Job?<br />
(Lacht) Wir versuchen, es so ungefährlich<br />
wie möglich zu machen.<br />
Aber natürlich arbeiten wir mit<br />
Sprengstoff und mit Feuer. Es wird<br />
22<br />
immer so gemacht, dass es für Darsteller<br />
und Team die geringstmögliche<br />
Gefährdung gibt. Alles wird ausgetestet<br />
und ausprobiert, damit wirklich<br />
nichts passiert.<br />
Haben Sie schon mal<br />
jemanden verletzt?<br />
Eigentlich nicht. Aber es kommt<br />
schon mal vor, dass es bei einem Körperbeschuss<br />
einen blauen Fleck gibt.<br />
Oder dass mal etwas brennt, das<br />
nicht brennen soll. Meistens entstehen<br />
nur geringere Materialschäden.<br />
Sie sind also gut versichert?<br />
Ja, wir sind gut versichert<br />
(lacht). Das ist die Voraussetzung, um<br />
die Lizenz zu bekommen.<br />
Worauf sind Sie bei<br />
dem Dreh von „Der Vulkan“<br />
besonders stolz?<br />
Die Bilder, die man am Schluss<br />
gesehen hat, sahen schon so aus,<br />
dass man sagen konnte: Wir haben<br />
das gut gemacht. Die Effekte waren<br />
gut. Manche Effekte fallen gar nicht<br />
so auf, obwohl sie sehr aufwändig<br />
sind. Zum Beispiel wenn Matthias<br />
Koeberlin aus dem einstürzenden<br />
Gasthaus stürmt. Da passieren Dinge<br />
in einer exakten Abfolge, und darauf<br />
sind wir schon stolz.<br />
Wie viele Projekte<br />
können Sie gleichzeitig betreuen?<br />
Für die aufwändigen Spezialeffekte in der RTL-Produktion „Der Vulkan“ wurde die Firma<br />
CFX aus Köln engagiert. Geschäftsführer Wolf Schiebel arbeitete von Ende Juli bis Mitte<br />
Oktober am Set in der Eifel. Der 40-jährige Schiebel stammt aus Celle, wuchs in Bensheim<br />
auf und lebt und arbeitet seit 1986 in Köln. Anna Koskoda sprach mit ihm über seine Arbeit.<br />
Interview Wolf Schiebel, Special Effects „Der Vulkan“<br />
Gut versichert<br />
Wir sind in unserer Firma in<br />
Köln fünf feste Mitarbeiter, haben etwa<br />
zehn bis zwölf freie und in Berlin<br />
auch noch mal zehn. Zwei Großprojekte<br />
und mehrere kleine parallel<br />
sind kein Problem. Bisher mussten wir<br />
noch nichts mangels Kapazitäten absagen.<br />
Wie lange gibt es die<br />
Firma CFX Spezialeffekte<br />
schon?<br />
Seit August 2004, wir haben<br />
uns damals zu einer GbR zusammengetan<br />
mit drei Leuten: Volker Lorig,<br />
Niklas Voigt und ich. Wir waren aber<br />
schon seit 1994 als Einzelunternehmen<br />
tätig.<br />
Welche Kunden betreuen<br />
Sie mit der Firma?<br />
Große Filme, aber auch kleinere<br />
Abschlussfilme, Kino und Fernsehen.<br />
Kinoproduktionen, die wir gemacht<br />
haben, waren etwa „Rennschwein<br />
Rudi Rüssel“, „One Way“<br />
oder „Barfuss“, die beiden zuletzt genannten<br />
mit Til Schweiger. Ein neu-<br />
es Feld für uns ist das Experimentalfernsehen,<br />
Sendungen wie „Galileo“<br />
oder „Wie schlau ist Deutschland?“,<br />
wofür wir Experimente mitentwickel<br />
und sie kameratechnisch aufbereiten.<br />
Was waren weitere<br />
herausragende Projekte<br />
für Sie?<br />
Sicher der neue Film von Theo<br />
Angelopoulos „Dust of Time“, den<br />
wir betreut haben. Da haben wir den<br />
kompletten Pariser Platz in Berlin beschneit<br />
für eine große Kinototale. Das<br />
war sehr aufwändig. Wir haben<br />
schon häufig große TV-Produktionen<br />
mit teamWorx gemacht, etwa „Tornado“,<br />
„Schatz von Troja“ oder „Die<br />
Patin“.<br />
Was ist am schwierigsten?<br />
Die Pyrotechnik?<br />
Das kann man so eigentlich<br />
nicht sagen. Am schwierigsten sind<br />
häufig die kleinen Effekte, die man<br />
gar nicht so sieht. Etwa eine Tasse,<br />
die auf dem Tisch steht und vibrieren<br />
soll, um den Vulkanausbruch anzu-<br />
newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />
kündigen. Da mussten wir ein Loch<br />
in den Tisch bohren und von unten<br />
einen Mechanismus installieren, der<br />
gegen die Tasse klopft.<br />
Wie kamen Sie zu<br />
dem Job?<br />
Ich habe eine kaufmännische<br />
Ausbildung gemacht und bin dann<br />
in der Veranstaltungstechnik gelandet,<br />
habe Ton- und Lichttechnik auch<br />
beim Fernsehen gemacht. Irgendwann<br />
bin ich bei der Pyrotechnik gelandet.<br />
Was macht Ihnen am<br />
meisten Spaß bei Ihrer Arbeit?<br />
Das Basteln. Ständig neue Herausforderungen,<br />
ständig neue Ideen.<br />
Man kann seinen Spieltrieb ausleben,<br />
das Hobby zum Beruf machen. Das<br />
ist das Größte.<br />
Made in NRW<br />
Der Vulkan<br />
In der Eifel gibt es zahlreiche<br />
schlafende Vulkane, die jederzeit<br />
wieder ausbrechen können. Aus<br />
diesem Szenario hat teamWorx<br />
im Auftrag von RTL die rund<br />
neun Millionen Euro teure Fernsehproduktion<br />
„Der Vulkan“ entwickelt,<br />
die im Sommer/Herbst<br />
2008 in der Eifel gedreht wurde<br />
und Ende dieses Jahres als Zweiteiler<br />
gesendet wird. Uwe Janson<br />
inszeniert das Drama nach<br />
einem Drehbuch von Alexander<br />
Rümelin. Die Schauspieler Matthias<br />
Koeberlin, Heiner Lauterbach,<br />
Katharina Wackernagel,<br />
Armin Rohde, Yvonne Catterfeld,<br />
Ursula Karven, Katja Riemann<br />
und Christian Redl spielen<br />
die betroffenen Bewohner des<br />
kleinen Eifelorts Lorchheim.
Was ging Ihnen durch den<br />
Kopf, als man Ihnen anbot, das<br />
Kostüm beim nächsten Film<br />
von Lars von Trier zu machen?<br />
In der ersten Reaktion war ich total<br />
überwältigt. Man stellt sich ja oft als Berufsanfänger<br />
vor, wie das wohl wäre,<br />
wenn aus dem Blauen heraus das Telefon<br />
klingelte und man angefragt würde für<br />
das Projekt eines großen Regisseurs. Ich<br />
habe mich total gefreut und war sehr euphorisch.<br />
Bettina Brokemper von Zentropa<br />
International Köln hatte mich vorgeschlagen,<br />
und ich habe mich dann mit<br />
Lars von Trier zu einem Gespräch getroffen.<br />
Die Befürchtungen, Ängste und Zweifel<br />
kamen dann später, als ich auf die endgültige<br />
Zusage wartete. Das war emotional<br />
sogar anstrengender als die Vorbereitung<br />
auf das Treffen mit Lars von Trier<br />
selbst.<br />
Wie gestaltet sich für Sie<br />
als Kostümbildnerin die Zusammenarbeit<br />
mit dem Regisseur?<br />
Die allerersten Ideen und Assoziationen,<br />
die beim Lesen des Drehbuchs entstehen,<br />
halte ich sofort fest, weil es einen<br />
unmittelbareren Zugang später nie wieder<br />
geben wird. Dann sammle ich Material,<br />
suche Bilder, fertige Zeichnungen an<br />
und lege das dem Regisseur vor, um gemeinsam<br />
das Thema einzukreisen. Man<br />
muss sich ja überhaupt erst einmal kennen<br />
lernen, wie der andere über Kostüme<br />
spricht zum Beispiel. Man muss schauen,<br />
dass man die gleichen Dinge meint,<br />
wenn man sie benennt. Macht man mehrere<br />
Arbeiten miteinander, lernt man das.<br />
Am Anfang aber ist das noch ein Herantasten.<br />
Sehr angenehm in der<br />
Zusammenarbeit mit Lars von<br />
Trier war jedoch, dass er mir<br />
trotz der Tatsache, dass wir<br />
uns im Grunde erst einmal<br />
fremd waren, doch große<br />
Freiheit ließ und mir einen<br />
Vertrauensvorschub entgegenbrachte.<br />
Das Kostüm trägt ja<br />
durchaus stark zur Figurencharakterisierung<br />
bei, die ja wiederum<br />
eigentlich die Regie gemeinsam<br />
mit den Darstellern<br />
leistet. Als wie groß empfinden<br />
Sie Ihren Anteil?<br />
Lars von Trier war es zunächst sehr<br />
wichtig, dass auch die Schauspieler ganz<br />
früh in diesen Prozess eingebunden werden.<br />
Ich bin deshalb auch sehr bald nach<br />
Rom zu Willem Dafoe gefahren. Wir saßen<br />
oben in seinem Yogazimmer auf dem<br />
Fußboden und haben uns die Bilder angesehen<br />
und uns auf die grobe Richtung<br />
verständigt. Es war ein sehr angenehmer,<br />
weil professioneller erster Kontakt. Im besten<br />
Falle geht hier die Arbeit von Schauspiel,<br />
Regie und Kostüm ineinander über.<br />
Nach Filmen wie „Gegenüber“ und zahlreichen Arbeiten mit Matti Geschonneck zeichne-<br />
te Frauke Firl vergangenes Jahr für das Kostümbild von Lars von Triers „Antichrist“ ver-<br />
antwortlich. Über die Arbeit mit gleich drei Weltstars berichtet die Kölnerin im Gespräch<br />
mit Oliver Baumgarten.<br />
Interview mit Frauke Firl, Kostümbild „Antichrist“<br />
Pullover mit Patina<br />
Ein wichtiger Moment in der Arbeit ist etwa<br />
die Anprobe, wenn man das Kostüm<br />
am Schauspieler sieht. Das ist der Moment,<br />
ab dem man alle Theorie beiseite<br />
lassen kann, weil man sofort erkennt, ob<br />
etwas funktioniert oder nicht. Lars von<br />
Trier war bei diesen Anproben manchmal<br />
dabei. Und so haben wir gemeinsam zu<br />
spielen begonnen. Das ist sehr wichtig,<br />
gerade wenn es um ein Kostüm geht, das<br />
sehr alltäglich ist, aber das Spezielle doch<br />
sehr genau beschreiben soll. Das war ein<br />
sehr kreativer, offener Prozess, bei dem<br />
am Ende zum Beispiel herauskam, dass<br />
Charlotte Gainsbourg jetzt den Ölmantel<br />
trägt, den ich eigentlich für Willem Dafoe<br />
heraus gesucht hatte. Das war toll, dass<br />
hier Dinge entstehen konnten, die eigentlich<br />
unvorhergesehen waren.<br />
Hat sich die Arbeit mit<br />
zwei solchen Stars unterschieden<br />
zur gewohnten Situation?<br />
Man merkt schnell, dass das Handwerk<br />
und das Prozedere am Ende das<br />
gleiche bleiben. Ich muss aber sagen,<br />
dass beide mit großer Konzentration und<br />
Professionalität gearbeitet und ohne zu<br />
klagen diesen nicht leichten Film gemacht<br />
haben. Wir haben von Mitte August bis<br />
Mitte Oktober gedreht. Das Wetter hatte<br />
also von Regenmatsch bis zu Goldenem<br />
Herbst alles zu bieten, und dieser Film<br />
spielt im Wald, draußen und nachts. Da<br />
waren beide sehr gefordert.<br />
Wie viele Personen hat Ihr<br />
Department bei „Antichrist“<br />
umfasst?<br />
Auszustatten waren zwei Schauspieler<br />
und ein kleiner Junge. Für die Betreuung<br />
am Set hatte ich dafür zwei Garderobieren.<br />
Gerade bei einem solchen Film<br />
war es wichtig, dass nicht zu viele Leute<br />
am Set sind. Meistens wurde zudem in einer<br />
Blockhütte gedreht, da passten einfach<br />
auch gar nicht so viele Leute rein, so<br />
dass meine erste Garderobiere eigentlich<br />
die Person war, die von der Kostümabteilung<br />
am engsten dran war. Nachdem alles<br />
festgelegt war, die Anschlüsse und die<br />
Dreharbeiten liefen, war ich selbst noch<br />
für offene Fragen da, auch um die Kleidung<br />
der Komparsen durchzugehen und<br />
so das Bild im Hintergrund mit zu gestalten.<br />
„Antichrist“ scheint ja<br />
wohl ein Genrefilm zu sein, ein<br />
Psychothriller. Spiegelt<br />
sich das in den Kostümen?<br />
Nicht direkt. Der<br />
Ausgangspunkt ist<br />
ein Paar, das zusammen<br />
in eine Waldhütte<br />
zieht. Da geht<br />
es um moderne,<br />
praktische Kleidung,<br />
die nicht auf das Genre<br />
hinweist. Es ist<br />
ja auch viel<br />
spannender,<br />
wenn sich das<br />
Genre äußerlich<br />
zunächst<br />
nirgends zeigt, sondern erst langsam<br />
durch die Atmosphäre entsteht.<br />
Es sind im Grunde also re-<br />
Made in NRW:<br />
Antichrist<br />
Lars von Triers Film wurde in 40<br />
Drehtagen ausschließlich in<br />
NRW gedreht. Von Zentropa International<br />
Köln mit vier Ländern<br />
koproduziert, erzählt der<br />
Film die Geschichte eines Ehepaares,<br />
das sich nach dem Tod<br />
des gemeinsamen Kindes in eine<br />
Waldhütte zurückzieht. Willem<br />
Dafoe und Charlotte Gainsbourg<br />
spielen die Hauptrollen,<br />
das Drehbuch hat Lars von Trier<br />
geschrieben. „Antichrist“ wird<br />
voraussichtlich im Oktober 2009<br />
von MFA in die deutschen Kinos<br />
gebracht.<br />
lativ normale Kleidungsstücke, die trotzdem<br />
etwas Spezielles sein mussten, etwas,<br />
das eine gewisse Aura vermitteln kann.<br />
Zudem ist „Antichrist“ ein Film, in dem die<br />
Menschen mit den Kostümen den Weg<br />
nach unten nehmen – mit diesen Kostümen<br />
passiert einfach sehr viel. Zwei Menschen<br />
gehen in den Wald und erleben<br />
dort Dinge mit der Natur und miteinander,<br />
und das verändert das Kostüm. Da wir<br />
nicht chronologisch gedreht haben, musste<br />
ich die Kostüme bis zu zwölf Mal da haben<br />
in verschiedenen Zuständen der Zerstörung,<br />
der Patina. Da haben wir auch<br />
die verschiedensten Materialien ausprobiert,<br />
von künstlicher Edelpatina, aus der<br />
Apotheke sozusagen, bis hin zum ordinären<br />
Matsch vor Ort. Dieses Konzept muss<br />
dann schon genau stimmen, damit man<br />
nicht nachher im Schnitt große<br />
Anschlussprobleme bekommt.<br />
Das war durchaus eine<br />
Herausforderung.<br />
Hat denn die<br />
Arbeitsweise zu<br />
weiterem Unvorhergesehenengeführt?<br />
Auch Charlotte Gainsbourg<br />
hatte ich<br />
vorher in<br />
Paris besucht,<br />
wo sie irgendwann<br />
ein tollesStrick-Minikleid<br />
ihrer Mutter<br />
Jane Birkin<br />
aus dem<br />
Schrank zog.<br />
Das haben wir<br />
am Ende dann<br />
tatsächlich als Pullover<br />
auch in den Film<br />
mit eingefügt. Und ich<br />
bin sehr froh, dass dieser Pullover die<br />
Dreharbeiten heil überstanden hat – wenn<br />
auch mit ein bisschen mehr Charakter und<br />
Patina als vorher.<br />
Schwerpunkt – newsletter 1/2009 23
24<br />
Wie sind Sie zu dem<br />
Job gekommen?<br />
“This is Love“ wird von Badlands<br />
Film produziert, der neuen Firma<br />
von Jürgen Vogel, Matthias Glasner<br />
und Lars Kraume. Und mit Lars<br />
Kraume hatte ich zuvor schon zwei<br />
Filme gemacht. Eines Tages hat er<br />
mich angerufen und gemeint, es gäbe<br />
da diesen Kinofilm von Matthias<br />
Glasner, und bis die Dreharbeiten losgingen,<br />
sei extrem wenig Zeit, ob ich<br />
den Job machen wolle. Ich habe das<br />
dann zuhause besprochen, und zwei<br />
Tage später habe ich in Berlin schon<br />
Matthias Glasner getroffen.<br />
Aber das Drehbuch<br />
haben Sie vorher noch lesen<br />
können?<br />
Klar, das Drehbuch liest man<br />
natürlich als erstes, um sich ein Bild<br />
von dem Film zu machen. Beim Tref-<br />
Made in NRW:<br />
This is Love<br />
Chris hat die 9-jährige Vietnamesin<br />
Jenjira von Menschenhändlern<br />
freigekauft, ohne zu<br />
bezahlen. Gemeinsam fliehen<br />
sie vor der Schlepperbande, bis<br />
Chris eines Tages des Mordes<br />
beschuldigt wird. Er trifft auf die<br />
trinkfeste Kommissarin Maggie,<br />
und in zahlreichen Verhören<br />
kommen sie sich näher.<br />
Matthias Glasners „This is<br />
Love“ ist das erste Projekt der<br />
von ihm mit Jürgen Vogel und<br />
Lars Kraume gemeinsam gegründeten<br />
Badlands Film in Koproduktion<br />
mit Schwarzweiß<br />
Filmproduktion und cine plus<br />
Filmproduktion. Die Hauptrollen<br />
spielen Corinna Harfouch, Jens<br />
Albinus und Jürgen Vogel. Der<br />
Film, der zurzeit von Mona Bräuer<br />
montiert wird, startet 2009 im<br />
Verleih der Kinowelt.<br />
Frank Prümmer war verantwortlich für das Szenenbild von Matthias Glasners „This is Love“.<br />
Nach zahlreichen Arbeiten fürs Fernsehen ist dies sein erster Kinofilm als Head of Department.<br />
Im Gespräch mit Oliver Baumgarten erzählt der Kölner von den Dreharbeiten in Berlin,<br />
Saigon und NRW.<br />
Interview Frank Prümmer, Szenenbildner „This is Love“<br />
Reiz des Offenen<br />
fen mit dem Regisseur geht es dann<br />
darum, sich dessen Gedanken anzuhören,<br />
zu schauen, was möglich ist,<br />
und die eigenen Ideen damit zu verbinden.<br />
Das Besondere bei „This is<br />
Love“ war, dass Matthias Glasner sich<br />
eine Offenheit in der Inszenierung<br />
vorgestellt hat, die Platz gegeben hat<br />
für ein gewisses Maß an spontaner<br />
Arbeit.<br />
Ist Spontaneität beim<br />
Szenenbild nicht eher ein<br />
Problem?<br />
Man sucht sich ja natürlich im<br />
voraus Locations aus für die Szenen,<br />
insofern weiß man immer um die örtlichen<br />
Begebenheiten und Möglichkeiten.<br />
Außerdem meine ich gar nicht<br />
mal Improvisation, vielmehr ging es<br />
einfach um eine Offenheit in der Herangehensweise.<br />
Also darum, sich auf<br />
während der Dreharbeiten entstehende<br />
Situationen immer wieder neu<br />
einstellen und reagieren zu können.<br />
Trotz der genauen Vorbereitung erhielt<br />
sich Matthias diese Freiheit, vom<br />
ursprünglich Festgelegten abzuweichen,<br />
um auf Situationen, Momente<br />
oder neue Ideen einzugehen. Das<br />
hat mir gut gefallen, da diese intuitive<br />
Arbeitsweise zu besseren Ergebnissen<br />
führte.<br />
Ist denn ein Großteil<br />
des Films an Originalschauplätzen<br />
gedreht worden?<br />
Überwiegend schon, aber es<br />
gab auch Motive, zwei Hinterzimmer<br />
in Saigon etwa, die wir im Studio<br />
nachgebaut haben, oder einen sehr<br />
großen Green-Screen zur Einarbeitung<br />
digitaler Szenen. Dazu kam eine<br />
zweite Wohnung, die als Motiv<br />
extrem heruntergekommen war. Da<br />
haben wir so viele Schönheits-, Reparatur-<br />
und Renovierungsarbeiten<br />
geleistet, das kam einem Studioaufbau<br />
eigentlich ziemlich nahe.<br />
Was ist einem Szenenbildner<br />
eigentlich lieber:<br />
sich einen Originalschau-<br />
platz anzueignen oder etwas<br />
aus dem Nichts zu erschaffen?<br />
Ohne Frage ist das Herrichten<br />
eines Originalschauplatzes eine<br />
große Herausforderung. Im Studio<br />
aber kannst du angefangen von den<br />
Skizzen und den Bauzeichnungen bis<br />
hin zu den kleinsten Ausstattungsdetails<br />
alles nach den eigenen Wünschen<br />
und Anforderungen erschaffen.<br />
Das hat letzten Endes dann doch<br />
den größeren Reiz – für mich jedenfalls!<br />
Einige Szenen wurden<br />
auch in Vietnam gedreht.<br />
Welche Probleme hat das<br />
gebracht?<br />
Zum Glück war ich zuvor privat<br />
schon einmal in Saigon, so dass ich<br />
dort nicht die ganz große Fremdartigkeit<br />
empfunden habe. Trotzdem<br />
haben wir natürlich vor Ort mit lokalen<br />
Spezialisten gearbeitet, die uns bei<br />
den Locations und der Organisation<br />
sehr geholfen haben. Wir hatten ein<br />
kleines Team in Saigon, so dass jeder<br />
dort mit anfassen musste, wo es<br />
eben nötig war.<br />
Wie groß ist denn das<br />
Team Ihres Departments<br />
bei „This is Love“ gewesen,<br />
der vom Budget her ja<br />
eher ein Independentfilm<br />
ist?<br />
Zählt man jeden Praktikanten<br />
und Helfer dazu, dann kamen wir so<br />
auf zwölf Leute. Je nach Aufwand<br />
der Aufbauten kann das dann schnell<br />
auf zwanzig wachsen. Im Großen<br />
und Ganzen waren wir also keineswegs<br />
unterbesetzt, hatten aber im<br />
gewissen Sinne eine Minimalbesetzung.<br />
War das eine der Herausforderungen<br />
für Sie?<br />
Zum Teil schon, aber gerade die<br />
Tatsache, so wenig Vorbereitungszeit<br />
gehabt zu haben und dann trotzdem<br />
newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />
an drei Orten die unterschiedlichen<br />
Sets zu bauen, war eine echte Herausforderung<br />
– neben Saigon haben<br />
wir ja vorrangig in Berlin und in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
gedreht. Mit dem Ergebnis<br />
jedenfalls waren nicht nur die<br />
Produktion und Matthias, sondern<br />
auch ich selbst durchaus zufrieden.<br />
Sonja Rom hat die Kamera<br />
gemacht, wie arbeiten<br />
Sie zusammen?<br />
Es ist natürlich durchaus üblich,<br />
dass es Szenen gibt, in denen das<br />
Szenenbild auf Vorgaben der Kamera<br />
zu reagieren hat und umgekehrt,<br />
und gerade bei „This is Love“ hätten<br />
Rücksichtnahmen auf die Kamera nahe<br />
gelegen, da Sonja Rom den Film<br />
digital gedreht hat. Doch von Beginn<br />
an hat sie uns gesagt, wir sollten uns<br />
davon nicht beeinflussen lassen, sondern<br />
so arbeiten, wie wir es gewohnt<br />
seien und auf unser Gefühl vertrauen.<br />
Abgesehen von einigen wenigen<br />
Mustern oder Kontrasten, die ein<br />
Bildflimmern erzeugen können und<br />
auf die wir im Hintergrund bewusst<br />
verzichtet haben, hielten wir uns<br />
auch daran. Was jetzt aber nicht heißen<br />
soll, es wurde deshalb nicht miteinander<br />
geredet: Im Gegenteil hat<br />
sich das Team ausgesprochen gut<br />
verstanden, und sein Plus bestand gerade<br />
darin, dass über alles gesprochen<br />
werden konnte.<br />
Haben Sie als Kölner<br />
eigentlich häufiger Gelegenheit,<br />
in der Heimat zu<br />
arbeiten?<br />
Da ich von hier komme, habe<br />
ich hier natürlich auch die meisten<br />
Kontakte. In den letzten Jahren habe<br />
ich vornehmlich Fernsehen gemacht,<br />
einige Folgen „Wilsberg“ unter<br />
anderem, „Tatorte“ und Fernsehfilme<br />
von Manfred Stelzer, Edward<br />
Berger oder eben Lars Kraume. „This<br />
is Love“ ist mein dritter Kinofilm, aber<br />
mein erster als verantwortlicher Szenenbildner,<br />
ein Projekt, das wirklich<br />
Spaß gemacht hat und auf dessen Ergebnis<br />
ich sehr gespannt bin.
Frau Schlößer, wie<br />
war es unter Bauern?<br />
Es war aufregend, da mich das<br />
Thema sehr interessiert hat. Aber<br />
auch, weil der Dreh eine große<br />
Herausforderung war. Als ich mir<br />
zum ersten Mal das Hauptmotiv<br />
angesehen habe, schwankte ich<br />
zwischen Euphorie und Hysterie.<br />
Der alte Bauernhof stand seit 2000<br />
leer und wurde teilweise als Lager<br />
für Baustoffe genutzt. Es gab jede<br />
Menge Gerümpel. Ein Teil des Hauses<br />
war bis in die Zimmer hinein mit<br />
Brombeeren überwuchert, wobei<br />
die Betten drinnen noch bezogen<br />
waren. Es war wie bei Dornröschen,<br />
nur leider kein Prinz in Sicht.<br />
Wäre es nicht einfacher<br />
gewesen, die Innenräume<br />
im Studio neu zu<br />
bauen?<br />
Auf gar keinen Fall. Ich bin ein<br />
Fan von Originalmotiven. Ihre Authentizität,<br />
ihre Patina kann man im<br />
Studio nur sehr aufwändig rekonstruieren.<br />
In diesem Fall zeigte sich zudem,<br />
dass im Haus vor allem Substanz<br />
aus der Zeit vorhanden war, in<br />
der „Unter Bauern“ spielt. So gab es<br />
einen Klapptisch und Klappbetten<br />
aus den Dreißigern. Wir haben praktisch<br />
eine komplette Wohnungseinrichtung<br />
vorgefunden, die wir nutzen<br />
konnten. Spätere Jahre hatten im<br />
Haus kaum Spuren hinterlassen.<br />
Auch deshalb war es viel einfacher,<br />
den alten Hof aufzupolieren als im<br />
Studio zu bauen.<br />
Ist vor diesem Hintergrund<br />
für Sie der Location-<br />
Scout ein wichtiger Mitarbeiter?<br />
Ja, bei „Unter Bauern“ war es<br />
Frank Meter, mit dem ich ausgezeichnet<br />
zusammenarbeiten kann. Andererseits<br />
mache ich mich auch gerne<br />
selber auf die Motivsuche, da ich<br />
dann sofort beurteilen kann, welchen<br />
Reiz, welche Vor- und Nachteile eine<br />
Location hat. Aber das letzte Wort<br />
bei der Motivwahl hat selbstverständlich<br />
der Regisseur.<br />
Sie haben also im<br />
Münsterland vor Ort entrümpelt,<br />
renoviert und eingerichtet.<br />
Zuerst haben wir containerweise<br />
entsorgt, dann renoviert, teilweise<br />
restauriert, den Möbelbestand ergänzt<br />
und Hausputz gehalten. Bei historischen<br />
Themen habe ich den Vorteil,<br />
dass ich selbst auf einen großen<br />
Fundus zurückgreifen kann.<br />
Mit „Leni“ haben Sie<br />
schon einmal einen Film<br />
gemacht, der in den<br />
1940ern spielt. Könnte<br />
man Sie als Spezialistin für<br />
die 1930er und 1940er<br />
Jahre bezeichnen ?<br />
„Unter Bauern“ ist der siebte Kinofilm, bei dem Agnette Schlößer als Szenenbildnerin<br />
mitgearbeitet hat. Weitere Titel waren u.a. „Barmherzige Schwestern“, „Thema Nr. 1“ und<br />
„Echte Kerle“. Wolfgang Hippe hat mit der Kölnerin über die aktuelle Produktion gesprochen.<br />
Interview Agnette Schlößer, Szenenbildnerin „Unter Bauern“<br />
Wie Dornröschen<br />
ohne Prinz<br />
Schwerpunkt – newsletter 1/2009<br />
Ich fürchte fast, dass manche<br />
Produzenten das so sehen. Aber ich<br />
gestalte ja auch Filme aus anderen<br />
Epochen. Und zu „Leni“: Auf diese Erfahrung<br />
konnte ich nur bedingt zurückgreifen.<br />
„Leni“ spielt im Allgäu,<br />
dort sind die Hofanlagen anders aufgebaut,<br />
das Umfeld unterscheidet<br />
sich sehr von dem im Münsterland.<br />
Jede Geschichte hat ihre eigenen Gegebenheiten,<br />
die man berücksichti-<br />
Made in NRW:<br />
Unter Bauern<br />
„Unter Bauern“ basiert auf den<br />
Erinnerungen der heute in Münster<br />
lebenden Marga Spiegel.<br />
Darin schildert sie, wie couragierte<br />
Bauern im Münsterland<br />
ihren Mann zwischen 1943 bis<br />
1945 versteckt und sie selbst mit<br />
ihrer Tochter unter falschem Namen<br />
bei sich aufgenommen haben.<br />
Damit gelang den Bauern<br />
das scheinbar Unmögliche: Die<br />
jüdische Familie zwei Jahre lang<br />
zu schützen und vor der Deportation<br />
zu bewahren, ohne dafür<br />
mit dem eigenen Leben zu bezahlen.<br />
Ihre Namen sind in Yad<br />
Vashem verewigt. Der Film setzt<br />
ihnen ein erzählerisches Denkmal.<br />
Unter der Regie von Ludi<br />
Boeken spielen Veronica Ferres<br />
und Armin Rohde die Hauptrollen<br />
der Marga und des Menne<br />
Spiegel. Das Drehbuch schrieben<br />
Otto Jägersberg, Imo Moszkowicz<br />
und Heidrun Schleef.<br />
FilmForm Köln, Pandora,3L<br />
Filmproduktion und WDR/ARTE<br />
produzierten den Film, der 2009<br />
im Verleih von 3L Filmverleih ins<br />
Kino kommen soll.<br />
gen muss. Was als Problem immer<br />
und überall auftaucht, sind modernisierte<br />
Fenster und Türen, die für historische<br />
Filmaufnahmen natürlich<br />
umgestaltet werden müssen.<br />
Seit wann arbeiten<br />
Sie als Szenenbildnerin und<br />
Ausstatterin?<br />
Eigentlich erst, seit H.W. Geißendörfer<br />
mich als Szenenbildnerin<br />
für die „Lindenstraße“ engagiert hat.<br />
Ich habe das Berufsziel „Szenenbildnerin“<br />
nicht bewusst verfolgt. Nach<br />
meinem Kunst- und Design-Studium<br />
an der Kölner Werkschule bin ich<br />
eher zufällig und durch Vermittlung<br />
einer Freundin Assistentin bei Norbert<br />
Scherer geworden. Der arbeitete als<br />
Filmarchitekt und suchte eigentlich<br />
eine Sekretärin. Ich wusste zu diesem<br />
Zeitpunkt zwar, dass es den Bühnenbildner<br />
am Theater gibt, aber nicht,<br />
dass so ein Beruf auch beim Film existiert.<br />
Das fand ich spannend: malen,<br />
bauen, einrichten. Aber Sekretärin?<br />
Ich konnte noch nicht einmal<br />
Schreibmaschine schreiben. Das habe<br />
ich Norbert Scherer auch gesagt.<br />
Der meinte, der Bürokram sei schnell<br />
erledigt, er würde mir auch einen<br />
Kurs an der Volkshochschule bezahlen.<br />
Daneben könnte ich auch bei<br />
den anderen Arbeiten mitmachen.<br />
Ich dachte mir, ich habe ja nichts zu<br />
verlieren und bin eingestiegen. Nach<br />
einer Probezeit wurde ich fest engagiert.<br />
Haben Sie zunächst<br />
vor allem bei Kinofilm-Produktionen<br />
mitgearbeitet?<br />
Meine erste Produktion war auf<br />
Sylt. Wir haben dort ein ganzes Haus<br />
nachgebaut, das dann im Film abbrannte.<br />
Norbert Scherer hat für Michael<br />
Verhoeven gearbeitet und auch<br />
für Rainer Werner Fassbinder, da war<br />
es „Die Ehe der Maria Braun“. Wir haben<br />
aber auch TV-Produktionen ge-<br />
macht. Scherer und ich haben uns<br />
schließlich ganz gut ergänzt. Er hat<br />
lieber Motive gesucht, Bauten entworfen,<br />
den Kontakt zu den Regisseuren<br />
gehalten. Ich habe das erledigt,<br />
was heute mit Setdressing umschrieben<br />
wird.<br />
Wann sind Sie dann<br />
zur „Lindenstraße“ gestoßen?<br />
Wir hatten gerade in Saarbrükken<br />
„Kathrin wird Soldat“ abgedreht,<br />
eine große TV-Produktion, die im Ersten<br />
Weltkrieg spielt. Auf der Rückfahrt<br />
nach Berlin besuchte ich in Köln<br />
einen befreundeten Innenrequisiteur,<br />
der mir von der Serie erzählte. Als ich<br />
ihn dann im Studio in Bocklemünd<br />
besuchte, stellte er mich dem Szenenbildner<br />
der Serie vor, der gerade<br />
eine Nachfolgerin suchte. Seitdem<br />
bin ich fest dabei, und so bin ich Szenenbildnerin<br />
geworden.<br />
Wann war das?<br />
Vor 22 Jahren. Viele meiner Dekorationen<br />
aus dieser Zeit existieren<br />
schon nicht mehr. Inzwischen arbeiten<br />
wir beim Szenenbild als Dreierteam:<br />
Manfred Lohmar, Alexander<br />
Leitzbach und ich wechseln uns ab.<br />
Jeder macht turnusmäßig zwei Staffeln<br />
von circa 20 Folgen hintereinander.<br />
Man dreht ein halbes Jahr plus<br />
eine Vorbereitung von vier Wochen.<br />
In dieser Zeit arbeitet man sehr eng<br />
mit dem Kollegen zusammen, der<br />
gerade den Dreh betreut. Mit ihm<br />
spricht man Veränderungen durch<br />
und befasst sich dann mit der Planung<br />
von neuen Studiobauten.<br />
Ist Szenenbildnerin<br />
Ihr Traumberuf?<br />
Ja. Es hätte mir nichts Besseres<br />
passieren können. Das einzige, was<br />
für mich noch toller gewesen wäre,<br />
wäre als Tänzerin im Tanztheater von<br />
Pina Bausch mitzuwirken. Vielleicht.<br />
25
Herr Boße, wie war es<br />
mit „Ob ihr wollt oder<br />
nicht“?<br />
Die Dreharbeiten waren die<br />
schönsten, die ich bisher mitgemacht<br />
habe. Das Buch bot eine solide<br />
Grundlage und musste während des<br />
Drehs nicht groß verändert werden.<br />
Ben Verbong ist ein großartiger Regisseur,<br />
der das Team wirklich geleitet<br />
hat, und Theo Bierkens ist ein großer<br />
Kameramann. Zum Team gehörten<br />
insgesamt ältere, erfahrene Leute.<br />
Wir hatten fantastische Schauspieler.<br />
Bei einzelnen Takes hat man wirklich<br />
Gänsehaut bekommen. Und<br />
auch mit dem Wetter hatten wir<br />
wahnsinniges Glück. Für die sechs<br />
Drehtage in Schleswig-Holstein mussten<br />
wir auf Gedeih und Verderb Sonne<br />
haben.<br />
Und die Studio-Aufnahmen<br />
hier in Köln?<br />
Gelungen. Wir hatten eine große<br />
Villa mitten in einem Park aufgebaut.<br />
Es musste die Illusion des Originalmotivs<br />
hergestellt werden. Es<br />
gab auch kleine Außensituationen,<br />
da mussten sich die Blätter leicht bewegen.<br />
Wir hatten ein sehr großes<br />
Licht, und es wurde mitunter<br />
sehr heiß, weil wir<br />
im Hochsommer gedreht<br />
haben.<br />
Dann folgte direkt<br />
„Tannöd“.<br />
Das war extrem. Zwischen „Ob<br />
ihr wollt oder nicht“ und „Tannöd“<br />
hatte ich einen Tag Pause – das<br />
Schicksal eines Dienstleisters.<br />
Fällt ein solch abrupter<br />
Wechsel schwer?<br />
In diesem Fall ja. „Ob ihr wollt<br />
oder nicht“ hat alle emotional sehr<br />
mitgenommen. Die Schauspieler haben<br />
sehr intensiv gespielt, und das<br />
Team hat ihnen das mit einer hohen<br />
Konzentration gedankt. Jeder war<br />
bereit, sein Bestes zu geben. Die<br />
Schlussszene, in der Laura stirbt, haben<br />
wir zuletzt gedreht. Katharina<br />
Schubert, die die Laura spielt, musste<br />
schon bei der Probe bitterlich weinen.<br />
Kaum einer konnte die Situati-<br />
26<br />
on noch länger ertragen, es war so<br />
traurig. Deshalb haben wir uns entschieden,<br />
die Szene sofort zu drehen.<br />
Nach dem Take war der Kameramann<br />
tränenüberströmt und sagte,<br />
er kann die Schärfe<br />
nicht beurteilen,<br />
weil er so geweint<br />
hat. Der Kameraassistent,<br />
Ansgar Kra-<br />
jewski, war sich sicher, dass er die<br />
Schärfe richtig gezogen hat. Aber zur<br />
absoluten Sicherheit war noch eine<br />
Wiederholung notwendig. Wir haben<br />
es tatsächlich noch einmal in der<br />
gleichen Qualität geschafft. Und beide<br />
Aufnahmen waren scharf. Ich habe<br />
den Film inzwischen gesehen.<br />
Inzwischen haben Sie<br />
auch an „Tannöd“ weitergearbeitet.<br />
„Tannöd“ war aus ganz anderen<br />
Gründen physisch und phsychisch<br />
anstrengend. Wir haben permanent<br />
draußen gedreht, bis zu 15<br />
Stunden bei Minusgraden. So etwas<br />
ist fast schon eine Grenzerfahrung.<br />
Diese Bedingungen sind nur auszuhalten,<br />
wenn das Team extrem gut<br />
ist und Buch und Cast ebenfalls von<br />
hoher Qualität sind.<br />
„Ob ihr wollt oder nicht“ und „Tannöd“ sind Kinofilme, bei denen der Kölner Till Boße<br />
im vergangenen Jahr in NRW als Regieassistent mitgearbeitet hat. Wolfgang Hippe<br />
hat Boße, der auch an „Vivere“ und „Allein“ beteiligt war, zum Dreh von „Ob ihr wollt<br />
oder nicht“ befragt.<br />
Interview Till Boße, Regieassistent „Ob ihr wollt oder nicht“<br />
Nicht am Zeug<br />
flicken lassen<br />
Alle reden dann vom<br />
Wetter?<br />
In der Tat. Wir fürchteten, dass<br />
Schnee die Dreharbeiten gefährden<br />
könnte. Dann waren wir plötzlich eingeschneit<br />
– ein halber Meter Neuschnee<br />
im Sauerland. Wir mussten<br />
teilweise Szenen nach innen schreiben<br />
und den Restdreh auf das dann<br />
hoffentlich schneefreie Frühjahr ver-<br />
schieben. Insgesamt war es<br />
schon ein Kraftakt, unter diesen<br />
Bedingungen die Logistik<br />
auf einem eingeschneiten Einsiedlerhof<br />
aufrecht zu erhalten.<br />
Wie definieren Sie da<br />
Ihre Tätigkeit als Regieassistent<br />
?<br />
Ich stehe dem Team vor. Ich<br />
baue den Drehplan und organisiere<br />
den Dreh. Im Grunde muss ich allwissend<br />
sein. Ich muss alle Departments<br />
kennen, vor allem muss ich wissen,<br />
was der Regisseur will. Beim Dreh bin<br />
ich Pacemaker und muss gucken,<br />
dass das tägliche Pensum absolviert<br />
wird.<br />
Was ist dabei die<br />
wichtigste Eigenschaft eines<br />
Regieassistenten?<br />
Seine Durchsetzungsfähigkeit. Er<br />
darf sich nicht den Schneid abkaufen<br />
lassen, auch wenn es genug Leute<br />
gibt, die ihm am Zeug flicken wollen.<br />
Made in NRW:<br />
Ob ihr wollt<br />
oder nicht<br />
Laura ist Ende 20 und hat Krebs<br />
ohne Aussicht auf Heilung. Sie<br />
bricht ihre Chemo ab und kehrt<br />
unangekündigt in ihr Elternhaus<br />
zurück. Ihr Ziel: die schräge und<br />
zerrüttete Familie wieder zusammenzubringen.<br />
Doch weder der<br />
Mutter noch ihren drei höchst<br />
unterschiedlichen Schwestern<br />
passt diese Aktion in den Kram.<br />
Es kommt zu unsinnigen Streiterein,<br />
alte Rivalitäten leben wieder<br />
auf. Um ihrem baldigen Tod<br />
einen Sinn zu geben, durchbricht<br />
Laura provokant die Fassade familiärer<br />
Rücksichten…<br />
Nach einem Buch von Katja<br />
Kittendorf und Karin Howard<br />
spielt Katharina Schubert die<br />
Laura. Ihre Schwestern sind Julia<br />
Maria Köhler, Christiane Paul<br />
und Anna Böger. Die Eltern werden<br />
von Senta Berger und dem<br />
belgischen Superstar Jan Decleir<br />
dargestellt. Regie führte Ben Verbong.<br />
Als Produzentin zeichnet<br />
Anita Elsani verantwortlich. Gedreht<br />
wurde die Koproduktion<br />
der Elsani Film mit 3L unter dem<br />
Arbeitstitel „Laura“ auch in Köln.<br />
„Ob ihr wollt oder nicht“ kommt<br />
2009 in die Kinos.<br />
Und was ist mit Qualitäten<br />
wie Kommunikationsfähigkeit,Organisationstalent,<br />
Teamgeist, Disziplin?<br />
Das sind wichtige Eigenschaften,<br />
die den Anspruch unterstützen,<br />
eine Führungspersönlichkeit zu<br />
sein. Dazu gehört auch die Loyalität<br />
newsletter 1/2009 – Schwerpunkt<br />
gegenüber dem Regisseur. Man<br />
braucht natürlich auch Filmwissen<br />
und muss Bilder lesen können.<br />
Wie sind Sie zu dem<br />
Beruf gekommen?<br />
Ich habe am Schauspiel Köln als<br />
Regie-Hospitant angefangen, dann<br />
gab es eine Vakanz und ich bekam<br />
einen Zwei-Jahresvertrag als Regieassistent.<br />
Weil ich das insgesamt wenig<br />
befriedigend fand, habe ich<br />
gekündigt. Eine Bekannte hat<br />
mir empfohlen, zum Film zu<br />
gehen und den Kontakt zu einem<br />
Herstellungsleiter bei Cologne<br />
Gemini hergestellt.<br />
Dort habe ich ein ziemlich tolles<br />
Praktikum gemacht und<br />
mich relativ schnell für die Tätigkeit<br />
des Regieassistenten<br />
entschieden.<br />
Wie viele Jahre Erfahrung<br />
bedarf es, um die Abläufe<br />
am Set so zu kennen,<br />
dass man sie vorausschauend<br />
planen kann?<br />
Man braucht schon fünf bis<br />
sechs Produktionen, ein bisschen Talent<br />
und den Kontakt zu den richtigen<br />
Leuten – zwei, drei Jahre lang ist<br />
man Anfänger. Letztlich ist dieser Beruf<br />
kein Ausbildungsberuf, den man<br />
über Klausuren oder so etwas lernt.<br />
Learning by Doing oder Learning on<br />
the Job ist durch nichts zu ersetzen.<br />
Und wie sagt man? Man lernt nie<br />
aus. Größe und Qualität der Produktionen,<br />
die man macht, spielen dabei<br />
auch eine Rolle.<br />
Dabei klingt die BerufsbezeichnungRegieassistent<br />
so niedlich ...<br />
In der Tat klingt Regieassistent<br />
ein wenig nach Praktikant. Das tut<br />
schon ein bisschen weh. Es umreißt<br />
letztlich nicht das, was man macht.<br />
First Assistent Director hört sich da<br />
schon besser an.
In der Eifel wurden die<br />
Szenen aus der Kindheit<br />
der „Päpstin“ gedreht: ein<br />
paar Hütten auf einer Lichtung.<br />
Mussten dafür Straßen<br />
abgesperrt oder eher<br />
Wildwechsel verhindert<br />
werden?<br />
Da wir im tiefen Wald gedreht<br />
haben, mussten in der Tat keine Straßen<br />
abgesperrt werden. Bei unseren<br />
Sperrungen ging es eher um Wildwechsel<br />
und Wanderer. Allerdings<br />
hatten wir ein größeres Problem in<br />
tontechnischer Hinsicht, wegen des<br />
Sportflughafens Dahlemer Binz mit<br />
seinen Männern in ihren tollkühnen<br />
Kisten. Nicht nur, dass man den Ton<br />
nicht benutzen konnte, es war auch<br />
um ein vielfaches schwerer für Regie<br />
und Schauspieler, sich in die Spielzeit<br />
des Films einzufühlen, wenn über ihren<br />
Köpfen laute Flugfiguren geübt<br />
werden. Aber die Flieger waren auch<br />
bereit, ihre Trainingsarbeiten in einen<br />
für uns nicht hörbaren Flugkorridor<br />
zu verlegen.<br />
Was unterscheidet<br />
den Setaufnahmeleiter<br />
von anderen Aufnahmeleitern?<br />
Der Setaufnahmeleiter ist nur<br />
für den Dreh verantwortlich, also von<br />
morgens bis abends, vom Ankommen<br />
der Leute bis sie wieder wegfahren.<br />
Vorbereitungen, Genehmigungen,<br />
Location-Auswahl und das alles<br />
läuft über den ersten Aufnahmeleiter,<br />
der die Dispo dafür macht, bzw.<br />
die Zeiten abspricht. Ich komm dann<br />
ins Spiel, wenn es morgens losgeht.<br />
Dadurch, dass man heute viel schneller<br />
dreht und auch Fernsehfilme, die<br />
früher noch 30 oder 32 Drehtage<br />
hatten, in 25 Drehtagen gedreht<br />
werden, gibt es seit einigen Jahren<br />
den Motivaufnahmeleiter. Er bereitet<br />
die jeweiligen Motive vor, mit Parkplätzen,<br />
Strom und der ganzen Versorgung<br />
drum herum.<br />
“Die Päpstin“ war eine<br />
internationale Produktion:<br />
Wie machte sich das<br />
bemerkbar?<br />
Das ist natürlich schon ein Unterschied<br />
wegen der Sprache. Bemerkenswert<br />
ist dabei, dass die ausländischen<br />
Schauspieler, gerade Engländer,<br />
Amerikaner, Australier, sehr diszipliniert<br />
arbeiten. Bei denen gibt es<br />
das gar nicht, dass die am gleichen<br />
Tag noch woanders drehen. In Amerika<br />
und England haben die ihre Deals<br />
für den ganzen Film, und dann sind<br />
die da und sind auch viel geduldiger.<br />
Die kommen morgens an und wenn<br />
die fünf, sechs Stunden nicht dran<br />
sind, dann ist das für die vollkommen<br />
okay. Dann sitzen die in ihrem Wohnmobil<br />
und warten. Die ausländischen<br />
Schauspieler sind da trainierter und<br />
stressfreier und erleichtern einem<br />
schon sehr die Arbeit.<br />
Und inwiefern macht<br />
die Größe der Produktion<br />
einen Unterschied?<br />
Allein schon dadurch, dass<br />
es historisch ist und ein großes<br />
Buch, ist natürlich auch das Team<br />
größer. Das macht für mich den<br />
Aufwand auch größer, weil<br />
man viel mehr Leute für Spezialeffekte<br />
hat, weil man mehr<br />
Maskenbildner, viel mehr Fahrzeuge<br />
hat, viel mehr Licht-<br />
Equipment, eine größere<br />
Lichtcrew und so weiter. Aber<br />
es gibt auch mehr Leute, an<br />
die die Arbeit verteilt wird. So<br />
kann es durchaus passieren,<br />
dass ich bei einem wesentlich<br />
kleineren Film mehr<br />
Stress habe als bei so einem<br />
großen Projekt.<br />
Der Kölner Hans-Peter Abts begann seine Karriere Mitte der Neunziger beim Fernsehen.<br />
Seitdem hat er bei zahlreichen Produktionen mit bekannten Regisseuren gearbeitet. Neben<br />
Tom Tykwer und Til Schweiger gehören Dominik Graf, Uli Edel, Max Färberböck, und<br />
Werner Herzog dazu. Günter H. Jekubzik sprach mit dem Setaufnahmeleiter der „Päpstin“.<br />
Interview Hans-Peter Abts, Setaufnahmeleiter „Die Päpstin“<br />
Fliegende Kisten<br />
im Mittelalter<br />
Made in NRW:<br />
Die Päpstin<br />
Nach dem Bestseller „Die Päpstin“<br />
der Autorin Donna Woolfolk<br />
Cross inszenierte Regisseur<br />
Sönke Wortmann die teuerste<br />
deutsche Produktion des vergangenen<br />
Jahres. „Die Päpstin“<br />
erzählt, wie sich im 9. Jahrhundert<br />
ein hochbegabtes Mädchen<br />
als Mann ausgibt, in Rom<br />
zum Leibarzt des Papstes aufsteigt<br />
und schließlich selbst auf<br />
den Heiligen Stuhl gewählt<br />
wird. Mit Johanna Wokalek,<br />
David Wenham und John<br />
Goodman ist die internationale<br />
Produktion der Constantin<br />
Film prominent besetzt. Neben<br />
der Kinofassung, die Constantin<br />
Film 2009 herausbringt, soll aus<br />
dem Stoff auch ein Zweiteiler für<br />
das Fernsehen entstehen.<br />
Schwerpunkt – newsletter 1/2009<br />
Welche Rolle spielt<br />
der Regisseur?<br />
Es kann die Arbeit natürlich erheblich<br />
beeinflussen, wenn ich einen<br />
Regisseur habe, der ein Choleriker<br />
ist und wenn man sich kaum<br />
auf etwas anderes konzentrieren<br />
kann, als darauf, diesen Menschen<br />
zu bedienen. Wesentlich<br />
einfacher ist es, wenn man einen<br />
so umgänglichen und geduldigen<br />
Mann hat wie Sönke Wortmann,<br />
der genau weiß, was er<br />
will und was er wann braucht.<br />
Ist es tatsächlich so,<br />
dass er schon alle Szenen<br />
aufgelöst hat?<br />
Ja, das ist unglaublich.<br />
Vor dem ersten Drehtag gab<br />
es für jeden Head of Department<br />
einen Ordner, in dem<br />
fast jede Szene des gesamten<br />
Films schon aufgelöst war, dazu<br />
einen Floorplan, in dem das<br />
Motiv eingezeichnet war mit<br />
den eingezeichneten Kamerapositionen,<br />
darunter zusätzlich<br />
geschrieben, ob Schienenfahrt<br />
oder Close-Up. Das macht das<br />
Arbeiten natürlich einfacher.<br />
Dann kann man vorarbeiten<br />
und muss sich nicht von Einstellung<br />
zu Einstellung hangeln,<br />
sondern kann vorbereitend den<br />
Tag gestalten und wie auf einer<br />
Achterbahn einfach den Drehtag<br />
angehen. Das ist wunderbar.<br />
Wie sind Sie zu dieser<br />
Tätigkeit gekommen, und<br />
was ist der Reiz?<br />
Ich war 1990 Student und<br />
habe beim WDR ein Jahr als Kabelhilfe<br />
gearbeitet, unter anderem bei<br />
der Show „Die lieben Verwandten“<br />
von Michael Pfleghaar, und fand den<br />
Beruf des Setaufnahmeleiters ziemlich<br />
interessant. Da habe ich mich<br />
dann entschieden, das zu machen.<br />
Vorher musste ich noch zur Bundeswehr<br />
und habe danach mit einem<br />
Praktikum bei „Hallo Heino“ angefangen.<br />
Seitdem bin ich Setaufnahmeleiter<br />
und werde auch beim Film<br />
nichts anderes machen, glaube ich.<br />
Ich liebe es einfach, als erster da zu<br />
sein und als letzter zu gehen. Man ist<br />
dabei ja auch Entertainer. Man sorgt<br />
mit ein paar Witzen für die Stimmung<br />
im Team. Das ist einer unserer Hauptjobs:<br />
zu sehen, dass es dem Team,<br />
den Schauspielern und eigentlich allen,<br />
die beteiligt sind, gut geht.<br />
Welche Projekte waren<br />
besonders toll?<br />
Das allergrößte war auf jeden<br />
Fall „Das Parfum“. Das lag daran,<br />
dass ich damals das Buch verschlungen<br />
habe. Dass es so schön war, liegt<br />
aber auch daran, dass es unheimlich<br />
gut vorbereitet war und auch Tom<br />
Tykwer ein absolut super Regisseur<br />
ist, dass das Team ganz toll war und<br />
dass die Firma Constantin Film einfach<br />
weiß, was sie tut. Da wird sich<br />
um das Team gekümmert und jedem<br />
das Gefühl gegeben, wirklich gebraucht<br />
zu werden. Das treibt die<br />
Leute an, und das macht es aus.<br />
Gibt es noch berufliche<br />
Träume, die Sie sich<br />
gerne erfüllen würden?<br />
Im Bereich Film eigentlich nicht<br />
wirklich. Als mir damals Constantin<br />
Film angeboten hat, „Das Parfum“ zu<br />
machen, da habe ich gesagt: Okay,<br />
wenn ich diesen Film machen kann,<br />
dann ist es mir egal, was danach<br />
noch kommt. Dann hab ich eigentlich<br />
das geschafft, was ich filmisch<br />
machen will. Was mir aber jetzt zuteil<br />
wird, ist, dass ich mit Roman Polanski<br />
den Politthriller „The Ghost“ mit<br />
Pierce Brosnan und Ewan McGregor<br />
mache. Das ist auch eine fette und<br />
schöne Sache, und da freue ich mich<br />
auch schon wieder drauf.<br />
27
„Kriegen die Schweine noch Ohrschminke?“ – Es gehört zu den zentralen Berufsvoraussetzungen eines Regisseurs, permanentem Fragen-<br />
beschuss gewachsen zu sein. Jo Baier aber sieht sich bei der Entstehung von „Henri vier“ wirklich ganz besonderen Problemen gegenüber.<br />
28<br />
Setbesuch „Henri vier“<br />
Eine Gasse für Paris<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
enige Schritte hinter der Eingangstür zu Halle 53 auf<br />
Wdem Gelände der MMC-Studios in Köln-Ossendorf<br />
findet man sich in Paris um 1600 wieder. Dreistöckige Gebäude,<br />
jedes ein wenig anders in seiner Bauart und auch<br />
auf jeweils individuelle Weise heruntergekommen, reihen<br />
sich entlang einer staubigen Gasse. Von vorne ist die Illusion<br />
perfekt, öffnet man jedoch eine der Türen, so offenbart<br />
sich, dass nur gewöhnliche Baugerüste die Fassaden<br />
stützen. Auch die Dächer sind nur gerade eben soweit gedeckt,<br />
wie ein Blick von vorne sie erfassen kann. Mit 30<br />
Leuten wurde unter Leitung der Szenenbildner Klaus-Peter<br />
Platten und Christian Strang zweieinhalb Monate lang<br />
an dem imposanten Set gebaut, bei dem Holz, Lehm,<br />
Kunststoff, aber auch einige richtige Steine zum Einsatz kamen,<br />
sogar echte Grasbüschel an der Hausmauer. Sieben<br />
von insgesamt 70 Drehtagen des aufwändigen Historienfilms<br />
sind hier angesetzt. Danach folgt ein Abstecher nach<br />
Bayern, um einen Schauwert einzufangen, mit dem <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
sich traditionell schwer tut: Schnee.<br />
Nach Vorlage von Heinrich Manns „Henri Quatre“-Romanen<br />
wird die Geschichte des Henri von Navarra erzählt,<br />
der in der Zeit der französischen Glaubenskriege im 16.<br />
Jahrhundert zunächst auf Seiten der Protestanten, vor allem<br />
aber stets für humanistische Ideale kämpfte und der<br />
nach vielen Wendungen des Schicksals im Jahr 1594 als<br />
Heinrich IV. den französischen Königsthron bestieg. Die europäische<br />
Koproduktion mit internationaler Besetzung (u.a.<br />
Julien Boisselier, Joachim Król, Roger Casamayor) wird zunächst<br />
im Kino und später auch als TV-Zweiteiler zu sehen<br />
sein. Produzentin Regina Ziegler hat das Projekt mit<br />
19 Millionen Euro budgetiert, von denen rund viereinhalb<br />
Millionen in NRW ausgegeben werden. Dabei floss ein höherer<br />
sechsstelliger Betrag allein in den Aufbau der Pariser<br />
Gasse, auf deren Green-Screen-Himmel später digital<br />
der Blick über die ganze Stadt eingesetzt werden soll.<br />
Man habe sich bei der Gestaltung der Bauten an alten<br />
Beschreibungen und Gemälden orientiert, etwa an Pieter<br />
Brueghel für die Farben, berichtet Klaus-Peter Platten.<br />
Dabei sei es nicht darum gegangen, in jedem Detail originalgetreu<br />
zu sein – so findet man etwa<br />
größere Fensterglasscheiben, als sie<br />
die Zeit tatsächlich kannte – „Hauptsache,<br />
die Atmosphäre stimmt“. Ursprünglich<br />
sollte die Kulisse in der Nähe von<br />
Prag entstehen, draußen. Nun, in der<br />
Halle, ist man von Wetter und Tageslicht<br />
unabhängig, dafür aber noch mehr mit<br />
der zwangsläufigen „Studiohaftigkeit“<br />
eines solchen Aufbaus konfrontiert.<br />
Regisseur Jo Baier ist angetreten einen<br />
Die Marktschreierin Katharina Thalbach präsentiert<br />
das Herz des Königs Henri.<br />
(links) Aufstellung zur Schlacht in „Henri vier“<br />
Foto: Ziegler Film/Reiner Bajo<br />
newsletter 1/2009 – Setbericht<br />
historischen Film zu drehen, „der so gedreht ist wie ein<br />
Film von heute: bewegt, schnell, aggressiv in Schnitt, Bild<br />
und Ton“. Dabei erweist es sich in der Studiohalle als Herausforderung,<br />
immer neue Kamerastandpunkte so geschickt<br />
zu wählen, dass man am Ende im Film nicht erkennt,<br />
wie klein eigentlich das Sträßchen ist, das ganz Paris<br />
ein Gesicht geben soll. Und dabei spielt das Licht eine<br />
entscheidende Rolle. Um ihm Härte zu nehmen und auch<br />
den Blick der Kamera zu verkürzen, werden während der<br />
Dreharbeiten große Mengen Heil-Erde in die Luft geblasen,<br />
die sich als feiner Staub überall in der Halle niederschlägt.<br />
An einem Ende wird die Gasse von einem Stück Stadtmauer<br />
abgeschlossen. Dort steht Kameramann Gernot Roll<br />
und lässt die Sonne untergehen. Er dirigiert die Scheinwerferbatterie<br />
exakt auf die gewünschte Höhe, so dass ihr Licht<br />
schräg wie die Strahlen einer späten Nachmittagssonne<br />
auf den kleinen Marktplatz fallen, in den die Straße an dieser<br />
Stelle mündet. Dort steht ein hölzernes Podest, darauf<br />
eine Gauklerin mit angemaltem Bart und einem Kochtopf<br />
als eigenwillige Hut-Kreation. Es ist Katharina Thalbach,<br />
die in der nächsten Szene eine deftige Satire über<br />
das wechselhafte Liebesleben des Königs zum Besten geben<br />
wird. Schon ihre erste Probe erntet tosenden Szenenapplaus<br />
von den etwa 40 sorgfältig ausstaffierten Statisten.<br />
Die Gauklerin verbeugt sich höflich. Bevor es dann<br />
richtig losgehen kann, verpasst die Maske Frau Thalbach<br />
noch schnell dreckige Beine. Zwei Schweine, die ebenso<br />
wie Ziegen und Hühner zum schmückenden Beiwerk der<br />
Szenerie gehören, bekommen die angefragte Ohrschminke:<br />
Ein kurzer Stoß aus der Sprühdose überdeckt die historisch<br />
unangebrachten Ohrmarken.<br />
Während Gauklerin Thalbach auf der Bühne auf einem<br />
Schaukelpferd sitzend dramatisch mit dem Holzschwert<br />
fuchtelt, das sich blitzschnell auch zur Requisite für kleine<br />
obszöne Pantomimen wandelt, hat sich Rosny (Roger<br />
Casamayor) unter das gemeine Volk gemischt und lauscht<br />
aufmerksam. Mit zwei beweglichen Kameras – gedreht<br />
wird auf HDTV – lässt Gernot Roll das Geschehen umkreisen.<br />
Während eine im bekannten Steadycam-Gestell steckt,<br />
baumelt die andere an einer seltsamen, auf den Rücken<br />
zu schnallenden Konstruktion Marke Eigenbau. Auf das<br />
Stichwort „Hure“ im Spott-Text der Gauklerin hin soll sich<br />
der Katalane Casamayor, der kein Deutsch spricht, zwischen<br />
den Zuschauern nach vorne arbeiten. Eine auch für die Kameras<br />
nicht ganz anspruchslose Logistik, die einige Durchgänge<br />
erfordert. Katharina Thalbach wirbelt dabei ein ums<br />
andere Mal mit immer gleicher Energie. Hingegen hat sich<br />
bei den Statisten nach drei, vier Durchgängen der Enthusiasmus<br />
doch ein wenig erschöpft, kommt der Applaus der<br />
Pariser deutlich schwächer. Also steigt Katharina Thalbach<br />
in der Drehpause kurz aus der Rolle und ermuntert das sie<br />
umringende Volk: „Stellt euch einfach vor, ich wäre Frau<br />
Merkel!“. Erfrischendes Gelächter ist ihr sicher.
Ausgerechnet einen deutschen Schwiegersohn (Christian Ulmen) hat sich Lino Banfis Tochter<br />
Mina Tander in „Maria ihm schmeckt’s nicht“ ausgesucht. Foto: Constantin Film<br />
Maria, ihm schmeckt’s nicht!<br />
Einen guten Geschmack bewies die Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion, indem sie Jan<br />
Weilers Roman „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ nicht nur in Italien und München, sondern<br />
auch in Krefeld und Duisburg realisierte. Die letzte Klappe fiel Anfang Dezember. In dem Film von<br />
Neele Leana Vollmar spielt Christian Ulmen einen zukünftigen Schwiegersohn, der seinen<br />
unberechenbaren italienischen Schwiegervater (Lino Banfi) von sich überzeugen muss. Als Verlobte<br />
stand Mina Tander neben Christian Ulmen, Sergio Rubini, Maren Kroymann und<br />
Gundi Ellert vor der Kamera von Torsten Breuer. Das Drehbuch haben Bestsellerautor Jan<br />
Weiler und Daniel Speck zusammen verfasst.<br />
„Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ ist eine Produktion der Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion<br />
und der Schubert International in Koproduktion mit Orisa Produzioni, dem ZDF und<br />
der Constantin Film Produktion. Den Verleih des Spielfilms übernimmt Constantin.<br />
Claussen+Wöbke+Putz, Tel. (089) 231101-0; kontakt@cwp-film.com<br />
Die Sekretärin<br />
Senta Berger spielt „Die Sekretärin“ im<br />
gleichnamigen WDR-Fernsehfilm. Ihre Figur Susanne<br />
Böhm steht kurz vor der Pensionierung<br />
und wird zu einer Heldin wider Willen, als der<br />
Vorstand eines Dax-Unternehmens die Traditionsfirma<br />
ruiniert und sich selbst Millionenprämien<br />
in die eigenen Taschen umleitet. Die skandalöse<br />
Begleiterscheinung einer der größten Firmenübernahmen<br />
der deutschen Wirtschaftsgeschichte<br />
gerät durch die Weigerung der korrek-<br />
Mit Glanz & Gloria<br />
ten Sekretärin Susanne Böhm, diese Prämien<br />
auszuzahlen, an die Öffentlichkeit. Vom 2. Februar<br />
bis Anfang März setzt Regisseurin Connie<br />
Walther in Köln und Umgebung das Drehbuch<br />
von Dorothee Schön für Zeitsprung Entertainment<br />
Köln um. Neben Senta Berger spielen<br />
Lavinia Wilson und Johanna Gastdorf<br />
in dem Finanzdrama. Kameramann ist Peter<br />
Nix, Mark Horyna produziert, und die Redaktion<br />
für den WDR hat Anke Krause.<br />
Zeitsprung Entertainment, Tel. (0221)<br />
9498020; info@zeitsprung.de<br />
Vom 4. Februar bis Mitte Mai wird in Bremen, Hannover, Köln und Bonn, Südafrika und auf Mallorca<br />
,,Mit Glanz & Gloria“, der neue Dieter Wedel gedreht. Dabei stehen Stars wie Ulrich Tukur,<br />
Devid Striesow, Uwe Ochsenknecht, Heinz Hoenig, Harald Krassnitzer, Kai<br />
Wiesinger, Jeanette Hain, Sibel Kekilli, Katharina Wackernagel und Marion Mitterhammer<br />
vor der Kamera. Dieter Wedel führt nicht nur Regie. Dafür hat vor geraumer Zeit<br />
bei Hochstaplern, Bankern, Finanzexperten, Geschäftsleuten recherchiert und sich mit Opfern und<br />
Geschädigten getroffen.<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> erlebt zwölf Drehtage von Ende April bis Mitte Mai. Drehorte sind Köln, Wuppertal<br />
und Bonn. Der Fernsehzweiteiler wird von Colonia Media mit der Bavaria Fernsehproduktion<br />
und Bremedia für ARD/Degeto, WDR, NDR und MDR produziert. Produzenten<br />
Matthias Esche und Jan S. Kaiser, die Redaktion hat Jörn Klamroth.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de<br />
Münster-Tatort<br />
Jan Josef Liefers und Axel Prahl stehen vom<br />
10. März bis zum 8. April wieder als erfolgreich<br />
zerstrittenes Ermittlerpaar Thiel und Boerne für den<br />
Münster-Tatort „Tempelräuber“ (AT) in Münster<br />
und Köln vor der Kamera: Der bodenständige<br />
Kommissar und der arrogante Pathologe haben<br />
es diesmal mit einem toten Priester zu tun.<br />
Matthias Tiefenbacher inszeniert den Tatort<br />
für filmpool Köln (Produzentin: Iris Kiefer)<br />
nach einem Drehbuch von Magnus Vattrodt.<br />
Redakteurin für den WDR ist Lucia Keuter. Hinter<br />
der Kamera steht Holly Fink. In weiteren Rollen<br />
sind Ulrich Noethen, Johanna Gastdorf,<br />
Rosalie Thomass, Mechthild Grossmann,<br />
Friederike Kempter und Claus-Dieter<br />
Clausnitzer dabei.<br />
filmpool, Tel. (0221) 9215990;<br />
info@filmpool.de<br />
Renn, wenn du<br />
kannst<br />
In den Startlöchern steht die Tragikomödie<br />
„Renn, wenn du kannst“. Vom 24. Februar<br />
bis zum 2. April dreht das Team von Wüste<br />
Film West hauptsächlich in Duisburg, aber<br />
auch in anderen NRW-Städten. Fast sämtliche<br />
28 Drehtage werden an Rhein und Ruhr stattfinden.<br />
Regie führt Dietrich Brüggemann,<br />
der das Drehbuch zusammen mit seiner Schwester<br />
Anna Brüggemann verfasste. Der smarte<br />
Ben regiert darin als alleiniger Held in einem<br />
Universum, das aus Zivis besteht, die er herumscheuchen<br />
kann, wunderschönen Frauen, die<br />
er von Ferne anschwärmt, und seinem tiefer gelegten<br />
Cabrio. Doch Ben sitzt im Rollstuhl. Als<br />
Zivi Christian in Bens Leben tritt, wird aus dem<br />
Dienstverhältnis schnell Freundschaft. Bis den<br />
beiden die Liebe in die Quere kommt, in Gestalt<br />
der jungen Cellistin Annika.<br />
„Renn, wenn du kannst“ ist eine Koproduktion<br />
von Wüste Film Ost (Stefan<br />
Schubert, Ralph Schwingel) in Zusammenarbeit<br />
mit Wüste Film West, dem SWR, WDR<br />
(Redaktion: Michael André) und ARTE. Die<br />
Hauptrollen spielen Robert Gwisdek, Anna<br />
Brüggemann und Jacob Matschenz.<br />
Zorro Film kümmert sich um den Verleih.<br />
Wüste Film West, Tel. (0221)<br />
5105067; wueste@wuestefilmwest.de<br />
Krupp<br />
Nach 40 Drehtagen in NRW war im Dezember<br />
die letzte Einstellung für „Krupp – Eine Familie<br />
zwischen Krieg und Frieden“ im<br />
Kasten, die Geschichte vom Aufstieg und Fall<br />
der Essener Unternehmerfamilie. Regisseur Carlo<br />
Rola inszenierte das Drehbuch von Christian<br />
Schnalke mit Iris Berben in einer der<br />
Hauptrollen für das ZDF (Redaktion: Hans<br />
Janke). Realisiert wurde die aufwändige Produktion<br />
von der Berliner Moovie the Art of<br />
Entertainment und der Wiener LaLa<br />
Filmproduktion. Gedreht wurde u. a. in Essen,<br />
Duisburg sowie in Bottrop-Kirchhellen. Das<br />
ZDF strahlt den Dreiteiler bereits am 22., 23. und<br />
25. März aus.<br />
Moovie – the art of entertainment,<br />
Tel. (030) 26 39 840; post@moovie.de<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:<br />
Tanja Güß<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten,<br />
Katharina Blum,<br />
Peter Hanemann (A.R.T.)<br />
Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />
Mitarbeiter<br />
dieser Ausgabe:<br />
Günter Jekubzik, Uwe Mies,<br />
Christian Seebaum, Tatjana<br />
Kimmel, Michael Dlugosch,<br />
Anna Koskoda, Monika Schick<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Lena Kraan<br />
Colonia Media<br />
In Köln und Münster ist die Colonia Media<br />
mit ihren bewährten Teams wieder dem Verbrechen<br />
auf der Spur: Noch bis zum 25. Februar<br />
ermitteln Klaus J. Behrendt als Hauptkommissar<br />
Max Ballauf und Dietmar Bär als<br />
Hauptkommissar Freddy Schenk in Sachen<br />
„Kaltes Herz“. Das Buch schrieben Peter<br />
Dommaschk und Ralf Leuther, die Regie<br />
führt Thomas Jauch. In weiteren Rollen sind<br />
Joe Bausch und Tessa Mittelstaedt zu sehen.<br />
Ein Jugendamtsmitarbeiter wird erstochen<br />
in der verwahrlosten Wohnung seiner Klientin<br />
gefunden. Sichtlich angetrunken taucht am Tatort<br />
die junge Klientin auf, weil sie zu ihrer vierjährigen<br />
Tochter Clara möchte. Doch von dem<br />
Mädchen fehlt jede Spur. Produziert wird der<br />
Krimi für den WDR (Redaktion: Katja De<br />
Bock) von Sonja Goslicki.<br />
Der Tatort „Klassentreffen“, der in Köln, Essen<br />
und Umgebung vom 10. März bis 8. April<br />
gedreht wird, widmet sich einem ganz anderen<br />
Thema. Das Buch schrieb Jürgen Werner,<br />
die Regie führt Kaspar Heidelbach. In diesem<br />
Fall versuchen Ballauf und Schenk, den<br />
Mord an einem Bauunternehmer aufzuklären.<br />
Vermutlich handelte es sich hierbei um einen<br />
Auftragsmord. Als kurze Zeit später der Leiter<br />
der Stiftung Ruhr 2010 ermordet wird, lässt sich<br />
ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Delikten<br />
vermuten, denn beide Opfer waren maßgeblich<br />
an dem Prestigeobjekt in Essen, der Kulturhauptstadt<br />
Europas 2010, beteiligt.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de<br />
Die Frau des<br />
Polizisten<br />
Noch in 2009 will Philip Gröning, der Autor,<br />
Produzent und Regisseur aus Düsseldorf, seinen<br />
neuen Kinofilm „Die Frau des Polizisten“ umsetzen.<br />
Nach der erfolgreichen Kloster-Dokumentation<br />
„Die große Stille“ realisiert er damit wieder<br />
einen fiktionalen Stoff: „Die Frau des Polizisten“<br />
erzählt von einem Paar, das in einer nordrheinwestfälischen<br />
Kleinstadt ihr gemeinsames Kind<br />
aufzieht. Als Fernsehanstalt ist der BR dabei.<br />
Philip Gröning Filmproduktion,<br />
Tel. (0211) 4709123;<br />
info@groening-film.de<br />
Gestaltung/Layout:<br />
inrhein, düsseldorf,<br />
alfred friese<br />
Titel:<br />
„Chéri“; Foto: Chéri Productions<br />
Ltd./Bruno Calvo<br />
Redaktionsschluss:<br />
23. Januar 2009<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Lena Kraan,<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
15. März 2009<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW wahlweise als Print-Version<br />
oder als PDF abonniert werden.<br />
Sobald das PDF zum Download<br />
zur Verfügung steht, werden Sie<br />
per Mail informiert.<br />
Die Berücksichtigung von<br />
Terminen richtet sich<br />
nach dem Erscheinen des<br />
Newsletters im Internet.<br />
Das kann leider dazu führen,<br />
dass Termine bereits überholt<br />
sind, wenn die Druckausgabe<br />
des Newsletter ausgeliefert<br />
wird, bietet aber die größtmögliche<br />
Aktualität für die<br />
Download-Nutzer. Wir bitten<br />
dafür um Verständnis.<br />
Danke an alle Produzenten,<br />
Sender & Verleiher für<br />
ihre Unterstützung und<br />
die Bilder zu ihren Filmen.<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de<br />
Dreharbeiten – newsletter 1/2009 29
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Mit besten Empfehlungen Reich des Bösen –<br />
Der Vorleser<br />
Kinostart: 26. Februar<br />
Verleih: Senator FIlmverleih<br />
it Hanna erlebt Michael nach dem Krieg<br />
Mseine erste große Liebe, obwohl die Straßenbahnschaffnerin<br />
viel älter ist als der heranwachsende<br />
Junge, der ihr im Bett regelmäßig<br />
vorliest. Eines Tages aber ist die Geliebte spurlos<br />
verschwunden. Erst Jahre später trifft Michael<br />
sie wieder – als Angeklagte im Gerichtssaal.<br />
Hier erfährt er von ihrer grausamen Vergangenheit<br />
als KZ-Aufseherin.<br />
Geschichten über und aus der Nazi-Zeit haben<br />
derzeit Konjunktur im Kino, sei es in „Operation<br />
Walküre“, „Ein Leben für ein Leben“ oder<br />
„John Rabe“. Auch Stephen Daldry hat sich mit<br />
seiner Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers<br />
von Bernhard Schlink, der in über 40 Sprachen<br />
übersetzt wurde, der Zeit angenommen,<br />
verzichtet aber weitgehend auf Rückblenden<br />
und erzählt dabei eindrucksvoll die Geschichte<br />
einer unmöglichen, sonderbaren und zugleich<br />
intensiven Liebe,<br />
Für ihre Rolle der Hanna erhielt Kate Winslet<br />
den Golden Globe und kann nun sogar auf<br />
einen Oscar hoffen. Den jungen Michael spielt<br />
der deutsche Shooting Star David Kross, der ältere<br />
Michael wird von Ralph Fiennes verkörpert.<br />
In Szene gesetzt wurde „Der Vorleser“ u.a. 14<br />
Tage lang in den Kölner MMC Studio und auf<br />
dem Gerling Gelände im Friesen-Viertel. Seine<br />
Europa-Premiere feiert der Film, der für fünf Oscar<br />
nominiert ist, im Wettbewerb der Berlinale<br />
außer Konkurrenz.<br />
Die Produzenten Anthony Minghella und<br />
Sydney Pollack erlebten die Fertigstellung ihres<br />
Filmes nicht mehr. Minghella starb am 18. März<br />
2008 in London, Pollack am 26. Mai in Los Angeles.<br />
Sollte ihr Film den Oscar gewinnen, erhalten<br />
die beiden Produzenten dank einer Ausnahmeregelung<br />
der Academy die Auszeichnung<br />
posthum.<br />
USA/Deutschland<br />
Regie: Stephen Daldry; Drehbuch: David Hare nach<br />
dem Roman von Bernhard Schlink; Darsteller: Kate<br />
Winslet, Ralph Fiennes, David Kross, Bruno Ganz,<br />
Lena Olin, Burghart Klaußner, Hannah Herzsprung,<br />
Karoline Herfurth, Matthias Habich, Alexandra<br />
Maria Lara ; Produktion: Neunte Babelsberg Film,<br />
Cenral Scope NRW, Senfkorn Film, Mirage Enterprises;<br />
www.vorleser-derfilm.de<br />
30<br />
Ein Leben<br />
für ein Leben –<br />
Adam<br />
Resurrected<br />
Kinostart: 19. Februar<br />
Verleih: 3L Filmverleih<br />
dam Stein ist zurück. Im Sanatori-<br />
Aum, einer Nervenheilanstalt für Holocaust-Überlebende<br />
inmitten eines<br />
Wüstenstrichs südlich von Tel Aviv, ist<br />
man die Eskapaden des wohl exzentrischsten<br />
Insassen gewohnt. Adam (Jeff<br />
Goldblum) gibt den Bonvivant, zeigt<br />
Zauberkunststücke und verführt Oberschwester<br />
Gina (Ayelet Zurer) mit erotischer Galanterie. Alle<br />
halten Adam für einen hoffnungslosen Fall,<br />
nur Chefarzt Gross (Derek Jacobi) hofft auf die<br />
seelischen Selbstheilungskräfte des Patienten.<br />
Die setzen mit der Einweisung eines Jungen ein,<br />
der sich wie ein Hund aufführt. Adam beginnt,<br />
sich um den Jungen zu kümmern und erinnert<br />
sich an seine Zeit als Varieté-Künstler in der Weimarer<br />
Republik, der trotz hellseherischen Kräften<br />
dem Nazi-Terror nicht entkommen konnte<br />
und von Kommandant Klein (Willem Dafoe),<br />
dem Leiter eines Vernichtungslagers, zum Amüsement<br />
wie ein Hund gehalten wurde.<br />
Yoram Kaniuks Roman „Adam Hundesohn“<br />
aus dem Jahre 1969 galt in seiner komplexen<br />
Verwebung von Handlungs- und Zeitebenen,<br />
inneren und äußeren Erfahrungswelten als unverfilmbar.<br />
Nun hat Paul Schrader die verstören-<br />
Reich mir<br />
deine Hand<br />
Kinostart: 26. Februar<br />
Verleih: Edition Salzgeber<br />
ntoine und Quentin sind eineiige Zwillin-<br />
Age. Die beiden 18-Jährigen sind bei ihrem<br />
Vater aufgewachsen. Ihre Mutter haben sie nie<br />
kennen gelernt. Als diese stirbt, wollen sie bei<br />
ihrer Beerdigung dabei sein. Per Anhalter begeben<br />
sie sich auf die Reise von Nordfrankreich<br />
nach Spanien, wo ihre Mutter lebte. Unterwegs<br />
begegnen sie verschiedenen Menschen. Dabei<br />
verstricken sich die Brüder in amouröse Abenteuer.<br />
Zwischen den bislang unzertrennlichen<br />
Brüdern kommt es zum Zerwürfnis.<br />
Der 36-jährige Regisseur Pascal-Alex Vincent<br />
liefert mit der poetischen Geschichte sein Spielfilmdebüt<br />
ab. Es ist bereits die zweite Zusammenarbeit<br />
mit dem schauspielernden Zwillingsbrüderpaar<br />
Victor und Alexandre Carril nach seinem<br />
Kurzfilm „Baby Shark“. Vincent hat sich<br />
nach eigener Aussage schon immer für Geschwisterbeziehungen<br />
interessiert, insbesondere<br />
für Zwillinge, „denn zwischen ihnen passiert<br />
so viel, was einfach nicht greifbar ist. Wie kann<br />
ein Mensch zum Individuum werden, wenn die<br />
Präsenz des anderen so übermächtig ist? Wie<br />
de Intensität der Vorlage verfilmt. Jeff Goldblum<br />
zeigt eine seiner besten Leistungen in der doppelbödig<br />
schillernden Hauptrolle. Nicht minder<br />
eindringlich spielt Willem Dafoe, der den Lagerkommandanten<br />
Klein in bestürzender Folgerichtigkeit<br />
als Mitleid erregenden Wurm ausgestaltet,<br />
der zum abstoßenden Monstrum auswächst.<br />
Selten hat ein Film die menschlichen Abgründe<br />
auf Opfer- und Täterseite derart präzise<br />
in all ihren Facetten ausgelotet. Ein unbequemer,<br />
vielschichtiger Film, der nachhaltig zur Diskussion<br />
auffordert, mit Bildern, die man nicht<br />
mehr vergisst.<br />
Deutschland/USA/Israel 2008<br />
Regie: Paul Schrader; Drehbuch: Noah Stollman;<br />
Darsteller: Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Derek<br />
Jacobi, Ayelet Zurer, Joachim Król, Moritz Bleibtreu,<br />
Veronica Ferres, Juliane Köhler; Produktion:<br />
Bleiberg Entertainment und 3L Filmproduktion<br />
www.ein-leben-fuer-ein-leben.de<br />
kann ein Mensch mit dem anderen vor Augen<br />
wachsen und sich entwickeln?“<br />
„Reich mir deine Hand“ ist ein klassisches<br />
Road Movie mit gut ausgebauten Episoden. In<br />
dem französischen Film mit finanzieller Beteiligung<br />
aus Deutschland ist die deutsche Schauspielerin<br />
Katrin Saß in einer Nebenrolle zu sehen.<br />
Frankreich / Deutschland 2008<br />
Regie: Pascal-Alex Vincent; Drehbuch: Pascal-Alex<br />
Vincent, Martin Drouot; Darsteller: Victor Carril,<br />
Alexandre Carril, Anaïs Demoustier, Samir Harrag,<br />
Katrin Saß, Patrick Hauthier; Produktion: Local<br />
Films in Zusammenarbeit mit Adam Productions<br />
und Busse & Halberschmidt; Produzent: Nicolas<br />
Breviere; www.salzgeber.de<br />
newsletter 1/2009 – Kinovorschau<br />
Fünf Leben im Iran<br />
Kinostart: 29. Januar<br />
Verleih: Mitosfilm<br />
ine Fechterin und eine Sängerin, ein Predi-<br />
Eger, ein Computerexperte und ein junges<br />
Mädchen – das sind die Protagonisten eines<br />
Dokumentarfilms, der sich jenseits gängiger<br />
Vorurteile in Wirklichkeit und Alltag des selbsternannten<br />
Gottesstaates Iran begibt. Es geht<br />
um ganz normale Sorgen, Wünsche und Hoffnungen<br />
im Zeichen eines rigiden, von der islamischen<br />
Religion geprägten Staatswesens.<br />
Der Konflikt zwischen unverhohlenem Bekenntnis<br />
zum eigenen Land und der Sehnsucht nach<br />
individueller Freiheit vermittelt sich so allgegenwärtig<br />
wie die Vorsicht vor den Exekutivorganen<br />
des Regimes.<br />
Regisseur und Koautor Mohammad Farokhmanesh,<br />
1971 im Iran geboren und dort<br />
aufgewachsen, ist Mitbegründer der Produktionsfirma<br />
brave new work. „Reich des Bösen“<br />
wurde 2004 mit einem Gerd Ruge Projekt-Stipendium<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW ausgezeichnet.<br />
Deutschland/Iran 2007<br />
Regie: Mohammad Farokhmanesh; Drehbuch: Mohammad<br />
Farokhmanesh, Frank Geiger, Armin Hofmann;<br />
Produktion: brave new work film productions;<br />
www.reichdesboesen.de<br />
pereSTROIKA –<br />
umBAU<br />
einer Wohnung<br />
Kinostart: 19. Februar<br />
Verleih: Realfiction<br />
ine Wohnung, vier Zimmer, vier verschiede-<br />
Ene Wohnparteien, die niemals die Zimmer<br />
der Anderen betreten. Nach dem Ende des Sozialismus<br />
schenkte der Staat den Bewohnern<br />
ihre Zimmer. Nun soll eine solche Kommunalka<br />
im Zentrum der Stadt entmietet, verkauft<br />
und umgebaut werden. Eine schwierige Aufgabe<br />
für die beiden Maklerinnen, die mit Verhandlungsgeschick<br />
und trickreichen Strategien<br />
arbeiten müssen, denn alle Bewohner müssen<br />
dem Verkauf zustimmen.<br />
Filmemacherin Christiane Büchner hat diesen<br />
„Crashkurs in Kapitalismus in der russischen<br />
Variante“ mit der Kamera begleitet. Und der<br />
Kurs ist noch nicht zu Ende: „Die Bank KIT Finanz,<br />
bei der der Verkauf unserer Wohnung abgewickelt<br />
worden war, gehörte zu den ersten<br />
Pleiteopfern der Finanzkrise in Russland. Sie wurde<br />
noch vor der Uraufführung des Films für 100<br />
Rubel notverkauft“, erklärt die Kölner Regisseurin,<br />
die ihren Dokumentarfilm mit Hilfe des Gerd<br />
Ruge Projekt-Stipendiums der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
realisierte.<br />
Deutschland 2008<br />
Buch und Regie: Christiane Büchner; Produktion:<br />
Büchner Film in Koproduktion mit WDR und MDR;<br />
www.realfictionfilme.de
Hilde<br />
Kinostart: 12. März<br />
Verleih: Warner Bros.<br />
ür sie sollte es „rote Rosen regnen“: Das Le-<br />
Fben der Hildegard Knef war wie ein gutes<br />
Chanson mit vielen Höhen und Tiefen. Sie war<br />
Sünderin und Sängerin, Hollywoodstar und ein<br />
Star am Broadway. Vom deutschen Publikum<br />
verehrt und verachtet, wurde ihre Autobiografie<br />
das erfolgreichste Buch der Nachkriegszeit.<br />
Grimme-Preisträger Kai Wessel hat sich an<br />
die Verfilmung des Lebens der Knef gewagt und<br />
mit Heike Makatsch für die Titelrolle eine Idealbesetzung<br />
gefunden. Makatsch spielt und<br />
singt die Hilde, begleitet u.a. von der WDR Bigband.<br />
Auch wenn ihre Stimme nicht ganz so<br />
rauchig und etwas heller klingt als das Original,<br />
Bis später Max!<br />
Kinostart: 12. März<br />
Verleih: 3Rosen Filmverleih<br />
erschmitzt blicken die Augen hinter den<br />
Vdicken Brillengläsern auf die Welt, vor allem<br />
auf die weibliche. Max Kohn ist Schriftsteller<br />
und Genießer femininer Reize. Seine Literaturreisen<br />
bieten ihm dazu willkommene Gelegenheit<br />
fürs Beschauliche und manchmal auch<br />
mehr; wenn nur die Kontrollanrufe seiner Freundin<br />
Reisel von daheim nicht immer wieder dazwischenfunken<br />
würden. Immer wieder aber<br />
gelingt es Max mit routinierter Leichtigkeit, Einblicke<br />
in weibliche Psyche und Wollust zu erhaschen.<br />
Drei Geschichten aus dem Erzählband<br />
„Späte Liebe“ des Literatur-Nobelpreisträgers<br />
Isaac B. Singer sind in die jüngste Regiearbeit Jan<br />
lässt sie die Diva auf der Leinwand wieder auferstehen.<br />
In seinem Film erzählt Wessel aber<br />
auch ein Stück deutscher Filmgeschichte, wenn<br />
er zeigt, wie aus der Nachwuchsschauspielerin,<br />
die 1946 mit Wolfgang Staudte „Die Mörder<br />
sind unter uns“ drehte, ein Star wird, der wegen<br />
der harmlosen Nacktszene in Willi Forsts<br />
„Die Sünderin“ in Ungnade fällt.<br />
Seine Premiere erlebte das beeindruckende<br />
Biopic, das u.a. auch in den MMC Studios gedreht<br />
wurde, während der Berlinale stilgerecht<br />
im Friedrichstadtpalast.<br />
Deutschland 2008<br />
Regie: Kai Wessel; Drehbuch: Maria von Heland,<br />
basierend auf Hildegard Knefs Lebenserinnerungen<br />
„Der geschenkte Gaul“; Darsteller: Dan Stevens,<br />
Monica Bleibtreu, Michael Gwisdek, Hanns Zischler,<br />
Anian Zollner, Trystan Pütter, Johanna Gastdorf,<br />
Sylvester Groth, Roger Cicero; Produktion: Egoli<br />
Tossell Film in Koproduktion mit MMC Independent<br />
und in Zusammenarbeit mit PICTORION – das<br />
werk ; www.hilde-derfilm.de<br />
Schüttes eingeflossen, der sich nach „Abschied<br />
– Brechts letzter Sommer“ erneut dem Spannungsfeld<br />
von Realität, Fantasie und literarischer<br />
Umsetzung widmet. Mit der österreichischen<br />
Bühnen- und Filmlegende Otto Tausig fand sich<br />
für die Hauptrolle ein Schauspieler, der die Melange<br />
aus hintergründigem Witz und Melancholie<br />
kongenial auszugestalten weiß. Nach internationalen<br />
Aufführungen auf den Festivals in Toronto<br />
und Sundance feierte der Film seine deutsche<br />
Premiere auf dem diesjährigen Filmfest<br />
Hamburg.<br />
Deutschland 2007<br />
Regie, Drehbuch: Jan Schütte, Jan Schütte nach der<br />
Vorlage von Isaac Bashevis Singer<br />
Darsteller: Otto Tausig, Rhea Perlman, Barbara<br />
Hershey, Tovah Feldshuh, Elizabeth Pena<br />
Produktion: Zero Fiction Film/Zero West Filmproduktion<br />
in Koproduktion mit Dor Film, New Moon<br />
Productions, WDR/ARTE und Pictorion Pictures<br />
www.bisspaetermax.3rosen.com<br />
Auf der Suche nach dem Gedächtnis –<br />
Der Hirnforscher Eric Kandel<br />
Kinostart: 26. März<br />
Verleih: W-film<br />
er 79-jährige Eric Richard Kandel gilt als ei-<br />
Dner der bedeutendsten Hirnforscher des<br />
20. Jahrhunderts. Im Jahr 2000 erhielt der Wissenschaftler<br />
den Nobelpreis für Medizin. Seit<br />
über 50 Jahren widmet er seine Arbeit der Entschlüsselung<br />
molekularer Prozesse im Gehirn.<br />
Sein Forschungsgebiet: die Übertragung von Ereignissen<br />
aus dem Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis.<br />
Lernen und Erinnern bedeuten anatomische<br />
Veränderungen im Gehirn, hat Kandel<br />
herausgefunden.<br />
Der Dokumentarfilm von Petra Seeger zeigt<br />
Kandel erstmals bei der Arbeit in seinem weltweit<br />
führenden Labor der Gedächtnisforschung.<br />
Hier knüpft der Film an Kandels eigene Erinnerungen<br />
an: Eric Kandel kam als Jude in<br />
Wien zur Welt. 1939 emigrierte er auf der<br />
Flucht vor den Nazis im Alter von neun Jahren<br />
in die USA. Regisseurin Petra Seeger verwebt<br />
die Wissenschaftsgeschichte Kandels<br />
mit seiner eigenen Lebensgeschichte.<br />
Die traumatischen Kindheitserlebnisse<br />
in der Nazizeit in Wien beeinflussten seine<br />
Erinnerungen, schreibt Eric Kandel in seiner<br />
Autobiografie „Auf der Suche nach dem<br />
Prinzessin Lillifee<br />
Kinostart: 26. März<br />
Verleih: Universum Film<br />
ie Harmonie im idyllischen Königreich Ro-<br />
Dsarien ist gefährdet, denn unerzogene Feen<br />
setzen den Untertanen mit ihren Streichen zu<br />
und verärgern diese so sehr, dass sie Rosarien<br />
für immer verlassen wollen.<br />
Prinzessin Lillifee ist darüber sehr beunruhigt<br />
und berät sich mit ihren Freunden, dem rosa<br />
Schweinchen Pupsi, Frosch Carlos und Igel Iwan<br />
mit den fünftausendzweihunderteinundzwanzig<br />
Stacheln, was man denn dagegen unternehmen<br />
kann.<br />
Die Geschichten um die lustige Blütenfee<br />
wurden von der Designerin Monika Finsterbusch<br />
erfunden. Die bislang sechs Original-Bücher erreichten<br />
eine Auflage von über 1,5 Millionen Exemplaren.<br />
Ansporn genug für Produzentin Ga-<br />
Gedächtnis“, die im März 2006 erschienen ist:<br />
„Ich bin davon überzeugt, dass mein späteres<br />
Faible für den menschlichen Geist, dafür, wie<br />
sich Menschen verhalten, wie unberechenbar<br />
ihre Motive und wie dauerhaft Erinnerungen<br />
sind, auf mein letztes Jahr in Wien zurückgeht.<br />
Nach dem Holocaust lautete das Motto der Juden:<br />
‚Niemals vergessen!’, wachsam gegen Antisemitismus,<br />
Rassismus und Hass zu sein... Meine<br />
wissenschaftliche Arbeit widmet sich den biologischen<br />
Grundlagen dieses Mottos: den Prozessen<br />
im Gehirn, die uns zur Erinnerung befähigen.“<br />
Deutschland 2008<br />
Regie, Drehbuch und Produzentin: Petra Seeger;<br />
Produktion: FilmForm in Zusammenarbeit mit<br />
WDR/ARTE und ORF; www.kandel-film.de<br />
briele M. Walther („Felix – Ein Hase auf Weltreise“),<br />
das erfolgreiche Vorbild in gleichwertiger,<br />
kindgerechter Qualität auf die Kinoleinwand<br />
zu bringen. Beflügelt vom Erfolg von „Felix 2“<br />
und „Der Mondbär“ hat sie auch dieses Mal zusammen<br />
mit Frank Piscator produziert, und wie<br />
die Vorgänger ist auch „Prinzessin Lillifee“ als<br />
klassischer Zeichentrickfilm konzipiert worden.<br />
Für die stimmungsvoll zauberhafte Umsetzung<br />
zeichnet nicht zuletzt Zeichentrickfachkraft Alan<br />
Simpson verantwortlich, der nach Lehrjahren in<br />
Großbritannien („Watership Down – Unten am<br />
Fluss“) und den USA („Falsches Spiel mit Roger<br />
Rabbit“) in Deutschland für die TV-Serie „Briefe<br />
von Felix“ tätig war.<br />
Deutschland 2009<br />
Regie: Ansgar Niebuhr, Zhijian Xu, Alan Simpson;<br />
Drehbuch: Mark Slater, Gabriele M. Walther; arsteller:<br />
Maresa Sedlmeyer, Gudo Hoegel; Produktion:<br />
ndf: Neue deutsche Filmgesellschaft und Caligari<br />
Film in Koproduktion mit Universum Film und Beta<br />
Film sowie WDR und Ismael Feichtl<br />
www.prinzessin-lillifee-derfilm.de<br />
Kinovorschau – newsletter 1/2009 31