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Ausgabe 2/12AMBITIONENWas <strong>de</strong>r neue Rektor Ernst-Ludwigvon Thad<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheimvorhat – S. 18EMOTIONENWarum Mannheimer Studieren<strong>de</strong>unter <strong>de</strong>r Liebe lei<strong>de</strong>n – S. 6VISIONENWie Studienabbrecher erfolgreicheine Kneipe im Jungbusch eröffnethaben – S. 11<strong>STARTKLAR</strong>?Wer unter erschwerten Bedingungenloslegt, muss an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>keinen Nachteil haben – S. 12


2 3EDITORIALINHALTLiebe Leserin, lieber Leser,wie ein langer, anstrengen<strong>de</strong>r Hür<strong>de</strong>nlauf kommt das Studium wohl je<strong>de</strong>m manchmal vor. Was istdann erst mit <strong>de</strong>nen, die unter erschwerten Bedingungen ins erste Semester starten? Für unsere Titelreportagehaben die Autoren Rebecca und Ulf recherchiert, welche Hür<strong>de</strong>n das Stu<strong>de</strong>ntenleben für einejunge Mutter, einen Min<strong>de</strong>rjährigen, einen Tourette-Kranken, ein Arbeiterkind und eine <strong>de</strong>utsch-türkischeStu<strong>de</strong>ntin bereithält. Außer<strong>de</strong>m begleiteten die Autoren die Masterstu<strong>de</strong>ntin Marie über <strong>de</strong>n Campus– und waren von <strong>de</strong>r ehrgeizigen Rollstuhlfahrerin ziemlich beeindruckt.Eher unbeeindruckt scheint die <strong>Uni</strong> Mannheim von <strong>de</strong>m Abschluss zu sein, <strong>de</strong>n sie selbst verleiht.Denn an<strong>de</strong>rs als an<strong>de</strong>re <strong>Uni</strong>s zahlt sie jenen, die nach <strong>de</strong>m Bachelor weiter als Hilfskraft arbeiten, nichtmehr Gehalt als ungeprüften Hiwis. Im Elfenbeinturm sind wir <strong>de</strong>r Sache nachgegangen.Um Geld geht es auch im Campusleben: Viele <strong>de</strong>r 1700 Mannheimer Studieren<strong>de</strong>n, die BAföGerhalten, warten monatelang auf ihre Bezüge o<strong>de</strong>r fühlen sich schlecht beraten. Wir haben beim BAföG-Amt nachgehakt, warum die Anträge so oft in eine Belastungsprobe ausarten. Eine solche kann auch dieBeziehung wer<strong>de</strong>n – wenn <strong>de</strong>r Partner in einer an<strong>de</strong>ren Stadt lebt. Mehr dazu in unserer Reportage überdie von Abschie<strong>de</strong>n geprägte Liebe in Zeiten von Bologna.Der Abschied von <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> ist Phil und Abian alles an<strong>de</strong>re als schwer gefallen. Kürzlich haben dieStudienabbrecher mit ihrem Freund Paul eine Kneipe eröffnet. Im Interview erzählen die drei von ihrerLiebe zum Jungbusch und zu ihrer selbstgebauten Theke. Schon jetzt erfreut sich das Hagestolz großerBeliebtheit, weshalb sie das Wagnis nicht bereuen.Auch eine Art Wagnis sind unsere Autorinnen Carlotta und Daniela eingegangen. Sie haben beimBodyART-Kurs mitgemacht, ohne vorher zu wissen, was sich hinter <strong>de</strong>m Namen verbirgt. Wer das erfahrenmöchte, liest am besten unser Sportressort. So viel sei verraten: Danach hatten die bei<strong>de</strong>n ein starkesBedürfnis nach Regeneration und einem Fußbad.Apropos Bedürfnisse: Im Schlusslicht verraten wir, wo man diesen beson<strong>de</strong>rs ungestört nachgehenkann. Auf <strong>de</strong>m Campus haben wir verborgene Örtchen für Sportliche, Gruselfans und Luxusliebhaberaufgespürt.Ich wünsche dir/Ihnen viel Spaß beim Lesen!Jana AnzlingerIMPRESSUMuni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong>www.uni-ma-<strong>gazin</strong>.<strong>de</strong>oeffentlichkeitsarbeit@uni-ma-<strong>gazin</strong>.<strong>de</strong>Herausgeber: uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong> e.V.V.i.S.d.P.: Jana Anzlinger (Namentlich gekennzeichneteBeiträge verantworten die Autorenselbst)Lektorat: Petra ReuschenbachTitelseite: Mauro Simone, Foto: Moritz BieleRückseite: Moritz BieleDruck: Pressel Digitaldruck, Remshal<strong>de</strong>nVertrieb: SelbstvertriebAnzeigen: Absolventum, Apollonia Kurpfalzklinik,Café Vienna, Hel<strong>de</strong>r & LeeuwenKaffeerösterei, L3 Coffee, O’Dog Café, Nationaltheater,<strong>Uni</strong>copyRedaktionChefredaktion: Jana AnzlingerCampusleben: Saskia GuckenburgKultur: Kristin BartyllaKaleidoskop: Rebecca BierbrauerElfenbeinturm: Jana AnzlingerSport: Saskia GuckenburgSchlusslicht: Marilena HoffLayout: Mauro SimoneBildredaktion (verantwortlich für alle Fotosohne weitere Kennzeichnung): Carlotta EiseleAnzeigenmanagement: Kristin Bartylla, UlfManhold, Thomas ReuschenbachÖffentlichkeitsarbeit: Sarah Bressan, Sophie EtzkornHomepage/Administration: Ruben BurgerAutorInnen: Jana Anzlinger, Kristin Bartylla,Rebecca Bierbrauer, Sahra Dülge, CarlottaEisele, Sophie Etzkorn, Felix Friedrich, LaraGruben, Saskia Guckenburg, Marilena Hoff,Sören Jensen (Gastbeitrag), Daniela Maag, UlfManhold, Uta Mathes, Ann-Christin Schiller,Alexan<strong>de</strong>r Sölch, Yavor Stamenov, Lydia WeitzelImedio, Laura Wie<strong>de</strong>lDas Copyright liegt, soweit nicht an<strong>de</strong>rs angegeben,bei <strong>de</strong>n Herausgebern. Nachdruck, Vervielfältigungo<strong>de</strong>r Sendung nur mit schriftlicherGenehmigung.Umbau <strong>de</strong>r A3-Bibliothek:Schluss mit <strong>de</strong>r „Stasi-Atmosphäre“Während die BWLer aufgrund<strong>de</strong>s Umbaus <strong>de</strong>s Schneckenhofesfast vier Jahre im Keller <strong>de</strong>sWestflügels ausharrten, sindmanche Geisteswissenschaftlerschon nach einem knappen halbenJahr mit ihrer Geduld amEn<strong>de</strong>. Jedoch wird ihr herberVerzicht mit einer effizienterenKlimatechnik im Februar 2013belohnt wer<strong>de</strong>n. Im Audimaxkommen die Studieren<strong>de</strong>n in<strong>de</strong>n Genuss einer Lüftungssanierung,neuer Stühle und einerbesseren Beleuchtung. DerDozent wird ihnen weiterhinunendlich weit weg vorkommen– mehr dazu in unseremGastbeitrag im Elfenbeinturm.(SG)Zwischen Rennbahnflair undMusikzirkusIn <strong>de</strong>r letzten Ausgabe berichtetenwir vom In<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt-Pop-Festival „Maifeld Derby“, dasim kommen<strong>de</strong>n Jahr bereitszum dritten Mal stattfin<strong>de</strong>nwird. Vom 31. Mai bis zum2. Juni 2013 verwan<strong>de</strong>lt sichdas Maimarktgelän<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rvon einer staubigen Pfer<strong>de</strong>rennbahnin ein Paradies fürMusik- und Kulturlieben<strong>de</strong>.Wer bei unserem Bericht Feuergefangen hat, kann sich schonjetzt ein limitiertes Early HorseTicket für 38 Euro sichern.Weitere Informationen unddas erste Line-Up gibt es unter:www.maifeld-<strong>de</strong>rby.<strong>de</strong>. (KB)CampuslebenS.4 Ein Stück Heimat an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>S.5 Bürokratiemonster BAföGS.6 Vergiss mein nicht! Eine endlose Wie<strong>de</strong>rkehr<strong>de</strong>r Abschie<strong>de</strong>S.7 Nachschlag gefällig… Herr Jobi?S.8 Im Tauschrausch <strong>de</strong>n hohen Nor<strong>de</strong>n erkun<strong>de</strong>nKulturS.9 Zwischen Hun<strong>de</strong>gebell und SchauspielkunstS.10 Kill your Darlings. Von Slammern undSchriftstellernS.11 „Wir fangen die Vielfalt <strong>de</strong>r Stadt auf“KaleidoskopS.12 Möge die Vielfalt gewinnenS.14 „Mein Rollstuhl ist für mich das, was an<strong>de</strong>reihre Beine nennen“S.16 The Big VersusElfenbeinturmS.18 „Drei Jahre Studium sind oft zu wenig“S.20 Wer <strong>de</strong>n Bachelor nicht ehrt...S.21 Am Dozentenpult in A3: ein PerspektivwechselSportS.22 „Ich weiß von keiner vergleichbaren Einrichtung“S.23 Die Kunst <strong>de</strong>s BodyARTsS.24 Morgens Tartanbahn, abends HörsaalSchlusslichtS.26 Der Insi<strong>de</strong>rS.26 Je<strong>de</strong>m sein ÖrtchenS.27 Mein Dir Deine BildungMannheimer Parteienforschererhalten Gosnell-PreisDie American Political ScienceAssociation hat drei MannheimerPolitikwissenschaftler ausgezeichnet.Thomas Gschwend,James Lo und Sven-OliverProksch sind das erste Forscherteamaußerhalb <strong>de</strong>r VereinigtenStaaten, das <strong>de</strong>n Gosnell-Preiserhielt. Die drei haben eineSkala entwickelt, mit <strong>de</strong>r Wissenschaftlerkünftig die I<strong>de</strong>ologievon Parteien über Län<strong>de</strong>rgrenzenhinweg vergleichenkönnen. Mit <strong>de</strong>m Gosnell-Preiswird je<strong>de</strong>s Jahr die beste Arbeitin politikwissenschaftlichenMetho<strong>de</strong>n belohnt. (JA)ecUM-App in <strong>de</strong>r EntwicklungStu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheimdürfen sich auf eine technischeNeuerung freuen, die ihresgleichensucht. In naher Zukunftwer<strong>de</strong>n alle ecUM-Besitzermittels Smartphone in <strong>de</strong>r Lagesein, ihre Kommilitonen in Sekun<strong>de</strong>nschnelleaufzuspüren;die Reichweite wird sich über<strong>de</strong>n gesamten Campus erstrecken.Möglich macht es einwinziger GPS-Sen<strong>de</strong>r, integriertin <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>ntenausweis, <strong>de</strong>rdie genauen Aufenthaltsdatenin Echtzeit zum Rechenzentrumsen<strong>de</strong>t. Weitere Informationenzur App gibt es auf www.ehnet.<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Webseite <strong>de</strong>s EntwicklersDipl.-Ing. WolfgangSchäuble. (MH)


CampuslebenEIN STÜCK HEI<strong>MA</strong>T AN DER UNIZu Besuch beim Bai Ganyo e.V.4 5Foto oben: Szene aus <strong>de</strong>r Aufführungvon Dobri Vojnikovs Die falschverstan<strong>de</strong>neZivilisation.Foto unten: Die Amateurtheatergruppe<strong>de</strong>s Bai Ganyo e.V.Fotos: privatBÜROKRATIE-MONSTER BAFÖGCampusleben„Wer zügig studieren will, muss <strong>de</strong>n Kopf frei haben von finanziellenSorgen“, heißt es auf <strong>de</strong>r Internetseite <strong>de</strong>s MannheimerStu<strong>de</strong>ntenwerkes. Doch <strong>de</strong>r Unmut über das BAföG-Amt kenntkeine Grenzen. Lange Bearbeitungszeiträume, ausstehen<strong>de</strong> Zahlungen,komplizierte Anträge sowie fragwürdige Regelungen verärgernviele Studieren<strong>de</strong>. Mit diesen Vorwürfen haben wir dasMannheimer BAföG-Amt konfrontiert.Im März tragen sie lustige rot-weiße Armbändchen, ihre Nachnamenen<strong>de</strong>n auf -ov(a), aber sie kommen nicht aus Russland –wer mag das <strong>de</strong>nn sein? Des Rätsels Lösung: die bulgarischen Studieren<strong>de</strong>n.Wie <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re schon bemerkt hat, wird auf<strong>de</strong>m Campus <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim häufig bulgarisch gesprochen.Die 155 Bulgarinnen und Bulgaren stellen sogar die zweitgrößteGruppe ausländischer Studieren<strong>de</strong>r dar. Was viele aber nicht wissen,ist, dass Bulgarisch auch die Amtssprache einer <strong>de</strong>r universitärenInitiativen ist, nämlich <strong>de</strong>r Bai Ganyo e.V.Der Name <strong>de</strong>s Vereins geht auf eine literarische Figur <strong>de</strong>sSchriftstellers Aleko Konstantinov zurück. Der ungebil<strong>de</strong>te un<strong>de</strong>goistische Bai Ganyo reist zwar quer durch Europa, aber seinepeinlichen Erfahrungen sind genau wie seine politischen Versucheeigentlich nur durch Ignoranz und Pseudo-Heimatliebe geprägt.Gera<strong>de</strong> diesem negativen Stereotyp <strong>de</strong>s nationalen Antihel<strong>de</strong>n wollendie bulgarischen Studieren<strong>de</strong>n wi<strong>de</strong>rsprechen.Die Treffen fin<strong>de</strong>n monatlich statt. „Die Initiative wur<strong>de</strong> 2003von Kiril Ra<strong>de</strong>v gegrün<strong>de</strong>t und hatte ursprünglich <strong>de</strong>n Zweck, dieI<strong>de</strong>en und Probleme bulgarischer Studieren<strong>de</strong>r zu vereinen. Natürlichsind wir aber auch eine offene Organisation“, berichtet <strong>de</strong>rVorsitzen<strong>de</strong> Alexan<strong>de</strong>r Penev.Er erzählt von <strong>de</strong>m positiven Feedback <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kommilitonenüber <strong>de</strong>n Film Dzift, <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>r regelmäßig stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nKinoaben<strong>de</strong> gezeigt wur<strong>de</strong>. Die Vereins-Theatergruppeaus Studieren<strong>de</strong>n und Absolventen führt in Kooperation mit <strong>de</strong>mNationaltheater Werke auf. So stellte sie 2011 Die falsch verstan<strong>de</strong>neZivilisation in <strong>de</strong>r Aula dar. Die Darsteller reisten sogar nachSofia, wo sie vor über 350 Zuschauern auftraten. Den Erlös von1150 Euro spen<strong>de</strong>te die Initiative an ein bulgarisches Kin<strong>de</strong>rheim.Je<strong>de</strong>n Dezember verkaufen die Vereinsmitglie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>nHeimkin<strong>de</strong>rn gebastelte Weihnachtskarten vor <strong>de</strong>r Mensa. DieEinnahmen kommen <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn zugute. Neben Wohltätigkeitund Kunst ist die Erhaltung <strong>de</strong>s bulgarischen Kulturguts eines <strong>de</strong>rwichtigsten Ziele <strong>de</strong>r Organisation. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>s JahrEvents mit Vorträgen, Tänzen und Get-togethers um die Nationalfeiertageveranstaltet. Ein Beispiel dafür ist <strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r bulgarischenSchrift am 24. Mai, welcher im nächsten Semester als Anlassfür eine Text- und Fotoausstellung dient. Traditionell wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>sJahr auch <strong>de</strong>m bulgarischen Nationalfeiertag am 3. März feierlicheVeranstaltungen gewidmet. Zu<strong>de</strong>m hat Bai Ganyo e.V. einen Leseclubund eine Tanzgruppe.Allerdings steht auch dieser Stu<strong>de</strong>ntenverein vor verschie<strong>de</strong>nenHerausfor<strong>de</strong>rungen. Trotz <strong>de</strong>r Partnerschaften mit <strong>de</strong>r Staatsagenturfür Bulgaren im Ausland, <strong>de</strong>m Deutsch-Bulgarischen Kulturinstitutin Berlin und an<strong>de</strong>ren Organisationen ist es schwierig, Sponsorenzu fin<strong>de</strong>n und För<strong>de</strong>rmitglie<strong>de</strong>r zu akquirieren. Dennochwird <strong>de</strong>r Verein getreu seinem Motto <strong>de</strong>n bulgarischen Studieren<strong>de</strong>nund <strong>de</strong>ren I<strong>de</strong>en weiterhin zur Seite stehen: „Unser Name istunsere Herausfor<strong>de</strong>rung“.Yavor StamenovDie Serie: Das Portrait über<strong>de</strong>n bulgarischen Stu<strong>de</strong>ntenvereinist <strong>de</strong>r dritte Teil <strong>de</strong>r Serie„Initiative(n) zeigen“. In je<strong>de</strong>r Ausgabestellen wir hier an<strong>de</strong>re Initiativenan <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim vor.Weitere Informationen über BaiGanyo e.V. gibt es unterwww.baiganyo.<strong>de</strong>.Zwischen zahllosen Aktenordnern sitzend ist PetraWinter in ihre Arbeit vertieft. Noch heute müsseneinige Anträge fertig wer<strong>de</strong>n – sonst bekommen dieStudieren<strong>de</strong>n ihr Geld nicht rechtzeitig. Zeit für einGespräch hat die stellvertreten<strong>de</strong> Abteilungsleiterinalso eigentlich nicht, obwohl <strong>de</strong>m BAföG-Amt mangeln<strong>de</strong>Arbeitsmoral und Faulheit unterstellt wer<strong>de</strong>n.Genau <strong>de</strong>shalb fin<strong>de</strong>t sie es wichtig, über ihre Situationzu sprechen.An <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim erhalten rund 1700 Studieren<strong>de</strong>BAföG. Da das BAföG-Amt im Mensagebäu<strong>de</strong>aber für alle Mannheimer Hochschulen zuständig ist,kommen jährlich mehr als 4000 Anträge zusammen.Über 80 Prozent <strong>de</strong>r Anträge wer<strong>de</strong>n zu Beginn <strong>de</strong>sHerbst-Winter-Semesters eingereicht. Obwohl dannbis zu fünf Hiwis die neun Sachbearbeiter unterstützen,können diese Staus nicht vermei<strong>de</strong>n. Winter erklärt,dass dies auch an fehlen<strong>de</strong>n Arbeitsplätzen liege.Im Laufe <strong>de</strong>s Jahres 2013 soll Winter zufolge einEDV-Programm eingeführt wer<strong>de</strong>n. Dann könnenZahlungen mehrmals im Monat erfolgen. Momentandauert es oftmals zwei bis drei Monate bis zur erstenAuszahlung, manchmal sogar sechs Monate. Winterempfiehlt, Weiterför<strong>de</strong>rungsanträge zwei Monate vorAblauf <strong>de</strong>r Frist abzugeben.Eine weitere Ursache für lange Wartezeiten ist dieUnvollständigkeit vieler Anträge: Immatrikulationsbescheinigungenstatt „Bescheinigung nach § 9“ (zufin<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Datenkontrollblatt neben <strong>de</strong>m Überweisungsträger),fehlen<strong>de</strong> Mietbescheinigungen undVermögensnachweise. Sinnvoll ist es, die kompliziertenAnträge über das Online-Formular auszufüllen, welchesdie Angaben überprüft.„Zu je<strong>de</strong>r Regel gibt es 25 Ausnahmen“Auch Winter bemängelt das System: „Zu je<strong>de</strong>rRegel gibt es 25 Ausnahmen.“ Sinnvoll fän<strong>de</strong> sie dieEinführung von pauschalierten Freibeträgen. So wür<strong>de</strong>beispielsweise je<strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong> 300 Euro erhalten.Das wür<strong>de</strong> eine Menge bürokratischen Aufwand ersparen.Nur diejenigen, die von diesem Fixbetrag nichtihren Unterhalt <strong>de</strong>cken könnten, müssten dann einenZuschuss beantragen. Wirtschaftspädagoge Ben (Namenaller Studieren<strong>de</strong>n geän<strong>de</strong>rt, Anm. d. Red.) wür<strong>de</strong>das begrüßen: „Seit mein Bru<strong>de</strong>r eine Ausbildungmacht, bekomme ich statt 500 Euro plötzlich nur noch20. Aber meine Eltern sparen durch seine Ausbildungkeine 480 Euro ein.“Studieren<strong>de</strong> ärgern sich außer<strong>de</strong>m über eineschlechte Kommunikation. So berichtet die PolitikwissenschaftlerinSarah, dass das BAföG-Amt eine Rückzahlungihres Mietzuschlages verlangte. Sich darüberwun<strong>de</strong>rnd, schrieb sie einen Brief an das Amt. Dieserund die folgen<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n wochenlang nicht beantwortet.Statt<strong>de</strong>ssen empfing sie eine weitere Mahnung.Grund: Ihr Mietnachweis war verlegt wor<strong>de</strong>n. Sarahfühlte sich „unfreundlich behan<strong>de</strong>lt – wie <strong>de</strong>r letzteDepp. “Winter gesteht ein: „In <strong>de</strong>r Flut <strong>de</strong>r Posteingängekann das mal vorkommen, sollte aber nicht. Zu<strong>de</strong>mstehen wir zu unseren Öffnungszeiten immer vor Ortzur Verfügung.“ Doch Sarah beschwert sich: „Ich arbeitesehr oft. Die Öffnungszeiten sind <strong>de</strong>nkbar ungünstig.“Viele Studieren<strong>de</strong> beanstan<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m die kurzenTelefonsprechstun<strong>de</strong>n. Winter erklärt, dass längereSprechstun<strong>de</strong>n Zeit in Anspruch nehmen wür<strong>de</strong>n, diesie und ihre Kollegen für die Anträge brauchen. Mitdiesen Worten wen<strong>de</strong>t sie sich wie<strong>de</strong>r ihren Akten zu.Saskia Guckenburg und Alexan<strong>de</strong>r SölchStu<strong>de</strong>ntische Schicksale,säuberlich sortiert.


Campusleben 6 7VERGISS MEIN NICHT! EINE ENDLOSEWIEDERKEHR DER ABSCHIEDENACHSCHLAGGEFÄLLIG… HERR JOBI?CampuslebenAuslandsaufenthalte, Praktika und <strong>de</strong>r Besuch unterschiedlicher Hochschulen lassen Fernbeziehungenzum stu<strong>de</strong>ntischen Alltag wer<strong>de</strong>n. Will man sich nicht zwischen einem perfektenLebenslauf o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Partner entschei<strong>de</strong>n, beginnt eine Zerreißprobe für die junge Liebe.Sonntagabend am Mannheimer Hauptbahnhof:Noch ein schneller Kuss, ein letztes stummes Zuwinkenund schon rollt <strong>de</strong>r Zug aus <strong>de</strong>m Blickfeld. Zurückam Bahnsteig bleibt die BaKuWi-Stu<strong>de</strong>ntin Anne (AlleNamen geän<strong>de</strong>rt, Anm. d. Red.). Sie ist eine von vielenStudieren<strong>de</strong>n, die auf Distanz lieben: Laut unsererUmfrage führen fast zwei Drittel <strong>de</strong>r Mannheimer Studieren<strong>de</strong>n,die in einer Partnerschaft sind, eine Fernbeziehung.Seit drei Jahren sind sie und ihr Freund Mario, <strong>de</strong>rin Karlsruhe studiert, ein Paar. Die unterschiedlichenSemesterzeiten fin<strong>de</strong>t sie praktisch. Während ihrer Ferienzieht sie bei ihm ein und umgekehrt. Doch diebei<strong>de</strong>n überstan<strong>de</strong>n schon weitaus größere Entfernungen.Zu Beginn ihrer Beziehung verbrachte Mario einSemester in San Diego. Sie betont, dass eine Fernliebeohne stabile Vertrauensbasis keine Chance hat: „UnsereBeziehung überdauerte die räumliche Trennung nur,weil wir schon seit längerer Zeit beste Freun<strong>de</strong> waren.“Eigentlich sollte eine ernsthafte Beziehung einAuslandssemester verkraften, doch <strong>de</strong>r Germanistik-Stu<strong>de</strong>nt Daniel spricht aus Erfahrung. Während seinerZeit an <strong>de</strong>r Karls-<strong>Uni</strong>versität in Prag kamen sich vielevergebene Studieren<strong>de</strong> aufgrund <strong>de</strong>s günstigen Bieresund <strong>de</strong>r wil<strong>de</strong>n Partys sehr schnell näher, ganz nach<strong>de</strong>m Motto: „Was im Ausland passiert, bleibt im Ausland.“Die positive Seite: intensive Wie<strong>de</strong>rsehensfreu<strong>de</strong>Dass Distanz <strong>de</strong>nnoch kein Hin<strong>de</strong>rnis für die Liebesein muss, beweist <strong>de</strong>r Jura-Stu<strong>de</strong>nt Steffen. Seit einemJahr liebt er über Län<strong>de</strong>rgrenzen hinweg: SeineHerzdame studiert an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>versity of Reading. Erempfin<strong>de</strong>t es als „unnatürlich und ein wenig seltsam“,je<strong>de</strong>n Abend das Leben seiner Freundin am Computernachzuholen. Dabei sind Skype o<strong>de</strong>r Whatsapp einwahrer Segen für Fernbeziehungen. Der Entfernungkann Steffen sogar etwas Positives abgewinnen: „DieMomente <strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>rsehens sind sehr stark. Außer<strong>de</strong>mschätzt man <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren mehr als im Alltag.“Letztendlich sind Fernbeziehungen aber kostspielig,<strong>de</strong>nn Flug- und Fahrtkosten müssen bezahlt wer<strong>de</strong>n.Damit die Liebeswochenen<strong>de</strong>n ungestört verlaufen,müssen die Werktage durchorganisiert wer<strong>de</strong>n.Hobbies sowie Freun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n vernachlässigt, zumLernstress gesellt sich extremer Zeitdruck. So berichtet<strong>de</strong>r VWL-Stu<strong>de</strong>nt Simon, dass sich seine Ex-Freundin<strong>de</strong>shalb nach kurzer Zeit von ihm trennte. Inzwischensieht er dies pragmatisch: „Wenn man Chancen aufAuslandserfahrung o<strong>de</strong>r Praktika hat, dann sollte mannicht darauf verzichten, son<strong>de</strong>rn einen Schlussstrichziehen.“Für Romantiker gibt es <strong>de</strong>nnoch Hoffnung: Von<strong>de</strong>n Mannheimer Studieren<strong>de</strong>n sind sowohl die Fernlieben<strong>de</strong>nals auch diejenigen, die sich in einer Nahbeziehungbefin<strong>de</strong>n, schon seit durchschnittlich dreiJahren vergeben. Somit haben auch Fernbeziehungengute Zukunftschancen. Nur ein geringer Teil kann sichaufgrund <strong>de</strong>s rastlosen Stu<strong>de</strong>ntenlebens keine festePartnerschaft vorstellen.Saskia Guckenburglinks: Angekommen an <strong>de</strong>r EndstationSehnsucht.rechts: Beziehungsstatus MannheimerStudieren<strong>de</strong>rBei einem Mittagessen in <strong>de</strong>r Mensa interviewen wirje<strong>de</strong>s Semester eine zu Unrecht unbekannte Persönlichkeit<strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim. Dieses Mal stellen wir MichaelJobi vor, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>n Tag die Post auf <strong>de</strong>m Campusverteilt. Mittags isst Michael Jobi nur ein Fleischkäsebrötchen,ansonsten hält er sich mit Kaffee auf <strong>de</strong>n Beinen.Deshalb gibt es kein Menü, son<strong>de</strong>rn Milchkaffeeund Sonnenschein auf <strong>de</strong>r Mensaterrasse.uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong>: Gehört die Mensa auch zu Ihrem Anlieferungsgebiet?Michael Jobi: Nein, die Mensa beliefere ich nicht. MeineAufgabe ist es, <strong>de</strong>n Lehrstühlen Post zu überbringen.Da kommt einiges zusammen: Briefe, Bücher, Akten,Pakete. Manchmal wird <strong>de</strong>r Transporter auch genutzt,wenn die Maschinen <strong>de</strong>s Hausmeisters o<strong>de</strong>r Stellwän<strong>de</strong>von A nach B müssen. Früher haben auch mal Biertischedazugehört, wenn die Fachschaften Partys veranstaltethaben. Das hat viel Spaß gemacht, aber heutegeht das aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n nicht mehr.Gibt es an <strong>de</strong>n einzelnen Lehrstühlen aus Ihrer PerspektiveUnterschie<strong>de</strong>?Man trifft an <strong>de</strong>n Fakultäten durchgehend klasse Persönlichkeiten,aber auch <strong>de</strong>sinteressierte Leute. Die Hiwis<strong>de</strong>r BWLer gehen beispielsweise immer mit raus,wenn ich mehrere Kisten zu schleppen habe. Das machendie SoWis nicht unbedingt. Sie sind gedankenloserund merken es meist gar nicht. Vor A3 ist mir abereinmal etwas passiert, das meine Geduld herausfor<strong>de</strong>rte.Ich lieferte Zeitschriften mit <strong>de</strong>m Transporter an dieGarage <strong>de</strong>r Bibliothek und dann stellte allen Ernstesein junger Kerl sein Fahrrad direkt hinter meiner La<strong>de</strong>klappeab. Auf die höfliche Bitte, er möge sein Fahrradwoan<strong>de</strong>rs hinstellen, hat er verneint und rotzfrech geantwortet.Das war heftig.Dem Klischee nach ist <strong>de</strong>r Wachhund <strong>de</strong>r Feind <strong>de</strong>sBriefträgers. Treten in Ihrem Arbeitsalltag vergleichbareHin<strong>de</strong>rnisse auf?Ja – ein<strong>de</strong>utig Fahrrä<strong>de</strong>r, obwohl ich privat selbst vielFahrrad fahre. Aber hier ist es ein Graus, weil die Studieren<strong>de</strong>noft nicht mit<strong>de</strong>nken. So wer<strong>de</strong>n Fahrrä<strong>de</strong>rbei L9, 5 an <strong>de</strong>n Eingang gekettet und ich muss danndie gesamte Bismarckstraße blockieren, weil ich nichtin die Einfahrt komme. O<strong>de</strong>r manchmal stehen Fahrrä<strong>de</strong>rvor <strong>de</strong>r Garage, sodass man mit <strong>de</strong>m Auto nichtherausfahren kann.Und wie sieht es mit positiven Ereignissen o<strong>de</strong>r Erfahrungenaus?Was ich beson<strong>de</strong>rs mag, sind die Freiheiten, die mirmein Chef lässt. Egal, wann ich <strong>de</strong>n Transporter für<strong>Uni</strong>-Fahrten brauche, ich kann ihn immerfahren. Auch die zeitliche Ungebun<strong>de</strong>nheitkommt mir gelegen, <strong>de</strong>nn ich teile mir meineArbeitstage so ein, wie es mir beliebt. Ichfange morgens um 4.30 Uhr an und hörenachmittags um 15.30 Uhr auf – elf Stun<strong>de</strong>nBereitschaftsdienst eben. Natürlichsind es auch die Menschen, die meinen Jobaufheitern, und die vielen Kleinigkeiten,die ich mitbekomme. (lacht)Gibt es etwas, das Sie an Ihrer Arbeit beson<strong>de</strong>rsmögen?Die unterschiedlichen sozialen Kontaktemachen die Arbeit an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> spannend.Einen Acht-Stun<strong>de</strong>n-Tag allein im Bürowür<strong>de</strong> ich nicht lange aushalten. SchwereKisten sollte ich zwar eigentlich nichtmehr heben, aber lieber lasse ich mich irgendwannins Auto tragen als versetzt zuwer<strong>de</strong>n. (lacht) Ach, und das Schöne anmeinem Job ist, dass die jungen Leute auchmich jung halten. Diese Vielfalt von Jungbis Alt hat man sonst nirgendwo.Und nun, Nachschlag gefällig?Ja gerne, ein Käffchen nehme ich noch!Interview: Uta MathesMichael Jobi wur<strong>de</strong> 1961 in <strong>de</strong>rNähe von München geboren.Heute wohnt er 40 Kilometer vonMannheim entfernt in Philippsburg-Rheinsheim.Lange Zeit arbeiteteer als Fernfahrer und absolvierteim Alter von 30 Jahren eineUmschulung zum Industriekaufmann.Nach <strong>de</strong>r Schließung <strong>de</strong>rFirma, bei <strong>de</strong>r er gearbeitet hatte,bewarb er sich 2001 an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>versitätund ist seither Kraftfahrer fürdie Verwaltung. Er sieht sich selbstals „<strong>Uni</strong>-“ und weniger als „Verwaltungsmitglied“.Foto: Uta Mathes


Campusleben8 9IM TAUSCHRAUSCH DEN HO-HEN NORDEN ERKUNDENDen Schwe<strong>de</strong>n eilt <strong>de</strong>r Ruf voraus, reserviert und unterkühlt zu sein, dochbeim Tauschrausch in Göteborg sollten sich genügend Möglichkeiten bieten,sie auf Offenheit und Spontanität zu prüfen. Unsere Autorin Lauraberichtet über ihr Auslandssemester.KulturFoto oben: Am Anfang war das Ei.Foto unten: Feilschen vor <strong>de</strong>m Systembolaget.Fotos: Laura Wie<strong>de</strong>lMotiviert durch <strong>de</strong>n Wunsch, in Schwe<strong>de</strong>n Land und Leute auf unkonventionelleArt kennenzulernen, nehme ich an <strong>de</strong>r City Challenge <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nteninitiativeGöteborg teil. Die Challenge besteht darin, an verschie<strong>de</strong>nenStationen Aufgaben zu lösen und nebenbei ein gekochtes Ei gegen etwas Wertvollereszu tauschen.Im Gespräch mit meinen Teammitglie<strong>de</strong>rn wird schnell <strong>de</strong>utlich, dass auchsie beim Stichwort Schwe<strong>de</strong>n an blon<strong>de</strong> Haare, Volvo und Köttbullar <strong>de</strong>nken.Unsere erste Aufgabe besteht darin, drei Fotos von Personen mit Hund, Kin<strong>de</strong>rwagenund Brille zu schießen. Das Fotoshooting ist einfach: Zwar reagierendie Leute zunächst etwas verwirrt, lassen es letzten En<strong>de</strong>s aber doch amüsiertüber sich ergehen.Viel schwieriger gestaltet es sich, das Ei einzutauschen. Der erste Tauschpartner,ein Schwe<strong>de</strong> mit Skatebord, ist zunächst mit meiner Bitte etwasüberfor<strong>de</strong>rt, fin<strong>de</strong>t dann aber in seiner Baggyjeans einen Kugelschreiber undtauscht ihn glücklich gegen ein zweites Frühstück ein. An <strong>de</strong>r nächsten Stationgilt es, schwedische Wörter zu übersetzen. Viele Wörter lassen sich mit etwasKreativität vom Deutschen ableiten. So sind beispielsweise „böker“ nichts an<strong>de</strong>resals Bücher und „uppsats“ be<strong>de</strong>utet Aufsatz. Zu<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>t man an je<strong>de</strong>rEcke hilfsbereite Übersetzer, die alle, egal ob jung o<strong>de</strong>r alt, perfekt Englischsprechen.„Perform something. Anything! You‘ve got 3 minutes to get ready“. Soklingt unsere nächste Aufgabe. Selbst wenn man <strong>de</strong>n Schwe<strong>de</strong>n Reserviertheitvorwirft, eine gute Show, bei <strong>de</strong>r sich die Auslandsstudieren<strong>de</strong>n zum Affen machen,genießen auch sie. Nach<strong>de</strong>m ich bei einigen älteren Leuten und Familiennur Tauschabsagen erhalte, wen<strong>de</strong> ich mich wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n jüngeren Skandinaviernzu.Das internationale Handtaschen-MysteriumBei zwei Pärchen wer<strong>de</strong> ich fündig. Nach<strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n Männer mitHandgriffen in ihre Hosentasche geklärt haben, dass sie nichts Tauschbaresbei sich haben, wühlen die Frauen nahezu wetteifernd in ihren Handtaschen.Die schwedische Frauenhandtasche scheint ebenso ein Mysterium zu sein wiedie <strong>de</strong>utsche. Das Ergebnis <strong>de</strong>r Bergungsaktion: Sonnencreme! Diese überlasseich einem Raucher für zwei Zigaretten. Ich hoffe, diese gut weitertauschen zukönnen, auch wenn Snus in Schwe<strong>de</strong>n viel weiter verbreitet ist. Dabei han<strong>de</strong>ltes sich um kleine Tabakbeutel, die unter die Oberlippe geschoben wer<strong>de</strong>n,wodurch das Nikotin über die Schleimhäute aufgenommen wird.In drei 20-Jährigen fin<strong>de</strong> ich Abnehmer und erhalte dafür Kaugummis.Meine letzte Tauschchance sind zwei Schwe<strong>de</strong>n, die gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n System Bolagetmit Bier verlassen. Nur dort ist es in Schwe<strong>de</strong>n möglich, Alkoholika mitmehr als 3,5% Alkoholgehalt zu kaufen. Doch aufgrund <strong>de</strong>r kurz bevorstehen<strong>de</strong>nLa<strong>de</strong>nschlusszeiten und <strong>de</strong>s hochbesteuerten Alkohols verweigern sie <strong>de</strong>nTausch, bevor ich überhaupt ausre<strong>de</strong>n kann. Im Gegensatz zu meinem schlechtenResultat trumpfen an<strong>de</strong>re Gruppen mit weitaus besseren Eroberungen auf.Mein Favorit: ein Prinzessinenkostüm für Kin<strong>de</strong>r. Doch auch sie bestätigtenmeine neu gewonnenen Eindrücke: Das Vorurteil, dass Schwe<strong>de</strong>n zurückhaltendo<strong>de</strong>r gar unterkühlt seien, trifft eher selten zu. Sie sind ein höfliches undrespektvolles Volk, das seinen Mitmenschen sehr hilfsbereit gegenübertritt. Sogehören flache Hierarchien zum Alltag. Und selbstverständlich duzen die Studieren<strong>de</strong>nihren Professor.Laura Wie<strong>de</strong>lZWISCHEN HUNDEGEBELL UNDSCHAUSPIELKUNSTEin Einblick in die schauspielerische Arbeit <strong>de</strong>r TheatertruppeCompagnia Palatina.Draußen dämmert es bereits. Es geht auf sieben Uhr zu, als wiretwas verloren vor <strong>de</strong>m Westflügel im Ehrenhof stehen. Währendwir warten, schauen wir uns immer wie<strong>de</strong>r leicht fröstelnd um. Inkurzer Entfernung von uns sammelt sich ein kleines Grüppchenvon Stu<strong>de</strong>nten. Sehen so Leute aus, die zu einer Theatergruppegehören? Alternativ, mit Mehr-als-drei-Tage-Bart und Hut?Tatsächlich stellt sich heraus, dass diese freundlich plau<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>nMenschen zur Compagnia Palatina gehören, <strong>de</strong>r zweitältestenStudiobühne Deutschlands. Denn wenig später taucht ein kleinerMann Mitte sechzig in Pantoffeln auf seinem Fahrrad auf, begleitetvon einem aufgeregt bellen<strong>de</strong>n Terriermischling.„Ihr wollt zu Compagnia Palatina? Viel zu zeigen haben wireuch aber nicht, außer dieses hässliche Gesicht!“, sagt er und <strong>de</strong>utetgrinsend auf <strong>de</strong>n jungen Mann mit Hut.Thomas Butz, so <strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s ruppig wirken<strong>de</strong>n Leiters <strong>de</strong>rCompagnia Palatina, merkt man sofort an, dass er ein Urgestein in<strong>de</strong>r Theaterszene ist. 1972 grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r ausgebil<strong>de</strong>te Schauspieler,<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Otto-Falckenberg-Schule in München seinen Abschlussmachte, seine eigene freie Bühne in Mannheim, die schon damals<strong>de</strong>n Namen Compagnia Palatina trug.Um die För<strong>de</strong>rung ihrer jungen schauspielinteressierten Stu<strong>de</strong>ntenbemüht, übertrug ihm die <strong>Uni</strong>versität Mannheim zwei Jahrespäter die Funktion <strong>de</strong>s „Prinzipals“ <strong>de</strong>r Theatergruppe CompagniaPalatina. Bis heute ist Butz bei <strong>de</strong>r Compagnia Palatina alsSchauspieler, Regisseur und Leiter aktiv. Zurzeit studiert die Gruppedas Stück „Beute“ <strong>de</strong>s britischen Dramatikers Joe Orton ein,<strong>de</strong>ssen Premiere für Dezember 2012 o<strong>de</strong>r Januar 2013 geplant ist.Plötzlich tanzen alle auf <strong>de</strong>r BühneKaum haben wir mit Thomas Butz und <strong>de</strong>n etwa sechs Schauspielerndas Arka<strong>de</strong>ntheater betreten, scheinen wir für ihn nichtmehr zu existieren. Er ist vollkommen in das Theaterstück vertieft,das die Aufklärung <strong>de</strong>s Mor<strong>de</strong>s an einer Mrs. McLeavy thematisiert,für <strong>de</strong>n fälschlicherweise ihr Mann, Mr. McLeavy, verantwortlichgemacht wird. Tatsächlich hat eine Krankenschwester <strong>de</strong>nMord begangen, die es vermag, <strong>de</strong>n Polizeikommissar erst zu täuschenund ihn dann mit Geld, das ihr Sohn und <strong>de</strong>ssen Freund beieinem Banküberfall erbeutet haben, zu bestechen.Während <strong>de</strong>r Stellproben wird schnell klar, dass das Stück vielWitz birgt. Als einer <strong>de</strong>r Schauspieler eine Tanzeinlage darbietensoll, welche ihm nicht ganz zu gelingen scheint, zeigt Butz ihm, wiegenau er die ballettähnlichen Schritte ausführen muss. Plötzlichsammelt sich die gesamte Gruppe auf <strong>de</strong>r Bühne und übt gemeinsamunter viel Gelächter die Schritte ein. „Keiner nimmt sich hierso richtig ernst, wir machen viel Quatsch auf <strong>de</strong>r Bühne“, erzähltHubertus, <strong>de</strong>r schon seit dreieinhalb Jahren bei <strong>de</strong>r Compagniamitmacht. Für ihn macht vor allem die familiäre und entspannteAtmosphäre die Gruppe aus.Man sieht Thomas Butz in <strong>de</strong>r Rolle von Mr. McLeavy dielangjährige Erfahrung <strong>de</strong>utlich an. In seinem Kopf scheint bereitsein fertiges Bild zu existieren, welches seine Schützlinge möglichstähnlich darstellen sollen. So springt er, während die an<strong>de</strong>renSchauspieler ihren Teil vortragen, von seinem Stuhl auf und zeigtihnen, wie sie ihre Mimik und Gestik präzisieren können, um nochrealistischer zu wirken. Dazwischen hört man immer wie<strong>de</strong>r dasaufgeregte Kläffen <strong>de</strong>s struppigen Terriermischlings Uriel, <strong>de</strong>r seitjeher fester Bestandteil <strong>de</strong>r abendlichen Proben ist und sich seiteinem Gastauftritt in einem zurückliegen<strong>de</strong>n Stück ebenfalls alsSchauspieler betrachtet.Grundsätzlich kann je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich für das Theater interessiert,bei <strong>de</strong>r Compagnia Palatina mitmachen, beson<strong>de</strong>re Kenntnissewer<strong>de</strong>n nicht vorausgesetzt. Außer vielleicht eine gewisse Affinitätzu Terriermischlingen.Ann-Christin Schiller und Lydia Weitzel ImedioDie schauspielinteressierten Stu<strong>de</strong>ntenversuchen mit Thomas Butz Schritt zuhalten.


KulturKILL YOUR DARLINGS.VON SLAMMERN UNDSCHRIFTSTELLERNAlle Studieren<strong>de</strong>n träumen von einer Karriere in eineminternationalen Unternehmen? Eva-Maria Obermannund Mario Henn leben einen an<strong>de</strong>ren Traum. Sie schreibenund veröffentlichen eigene Texte.10 11Vielen Studieren<strong>de</strong>n ist es schon genug, für die <strong>Uni</strong> Hausarbeitenund Abschlussarbeiten zu verfassen. Die Motivation, neben<strong>de</strong>m Studium auch noch kreativ zu schreiben, ist eher niedrig. BeiEva-Maria Obermann und Mario Henn ist das an<strong>de</strong>rs. Sie verfassenneben wissenschaftlichen Texten Lyrik, Geschichten o<strong>de</strong>rComedy-Texte. Diese präsentieren sie nicht nur Freun<strong>de</strong>n und Familie,son<strong>de</strong>rn einer breiten Öffentlichkeit.Eva-Maria, 25, schreibt seit ihrem zwölften Lebensjahr Gedichteund Kurzgeschichten. Das Kin<strong>de</strong>rbuch „In Mamas Bauch“, zu<strong>de</strong>m sie die Geburt ihres Sohnes Noah inspiriert hat, und einenGedichtband hat sie bereits veröffentlicht. Schon während <strong>de</strong>rSchulzeit begann sie ihre Gedichte im Familienkreis vorzutragen.Nach <strong>de</strong>m Abitur 2006 entschied sie sich zuerst für ein Biologie-Studium. Als dann 2009 <strong>de</strong>r Traum von ihrem ersten Gedichtband„Seelentropfen“ näher rückte, wechselte Eva-Maria zur Germanistik.Diese Wahl hat die Autorin nicht bereut. „Das Studium hilftmir dabei, meine ‚gespaltene‘ Schriftstellerpersönlichkeit weiterzuentwickeln“,meint Eva-Maria. Ihre kreative Seite fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>nWerken an<strong>de</strong>rer Autoren Motive und Anregungen, die sie in ihreTexte einbaut. Die an<strong>de</strong>re Seite, die kritische, lernt, genau zu analysierenund reflektiert mit <strong>de</strong>n eigenen Werken umzugehen.„Kill your darlings“, das Prinzip, Textstellen, die einem ansHerz gewachsen sind, zu kürzen o<strong>de</strong>r komplett zu streichen, umdamit einen Text zu verbessern, fällt beson<strong>de</strong>rs am Anfang sehrschwer.Diese Herausfor<strong>de</strong>rung kennt auch <strong>de</strong>r 23-jährige Mario. Erstudiert Deutsch und Französisch auf Lehramt und ist seit September2011 Slammer. Er trägt bei Poetry Slams selbstverfasste humoristischeTexte vor. Auf Slams wer<strong>de</strong>n die Vortragen<strong>de</strong>n vom Publikumbewertet. Je tosen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Applaus, <strong>de</strong>sto besser fällt für <strong>de</strong>nSlammer die Platzierung aus. „Bei neuen Texten, die ich noch nieauf einer Bühne gebracht habe, habe ich oft Selbstzweifel. Die legensich nach <strong>de</strong>r ersten Aufführung, wenn ich weiß, dass <strong>de</strong>r Witzgut ankommt“, beschreibt Mario die Situation. Fällt eine Pointebeim Publikum durch, lässt er sie beim nächsten Auftritt weg.An <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> erzählen die bei<strong>de</strong>n Künstler nur gelegentlich vonihren Schreibaktivitäten. „Es ist we<strong>de</strong>r totale Ablehnung noch totaleBegeisterung“, fasst Eva-Maria die Reaktionen zusammen.Inspiration fin<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Schreiber im Alltag, sei es in <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>,im Zug o<strong>de</strong>r zuhause. Tipps und Anregungen bekommen Eva-Mariaund Mario durch Begegnungen mit ihren Kollegen. Mario hatschon viele bekannte Slammer getroffen, wie zum Beispiel <strong>de</strong>n Gewinner<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften 2011,Nektarios Vlachopoulos. Eva-Maria veröffentlicht <strong>de</strong>mnächst gemeinsammit an<strong>de</strong>ren Poeten <strong>de</strong>n Sammelband „Dichterzusammen“.Weltruhm versprechen sich Eva-Maria und Mario nicht unbedingt.Für sie zählt, Anekdoten <strong>de</strong>s Alltags und ihre Gedankenblitzeauf Papier zu bringen und mit an<strong>de</strong>ren zu teilen.Sahra DülgeFoto oben: Mario Henn weifl inzwischen,welche Pointen beim PublikumankommenFoto unten: Eva-Maria Obermann hatsich mit ihrem ersten Gedichtbandbewegen<strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Seele geschrieben.„WIR FANGEN DIE VIELFALT DER STADT AUF“uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong>: Wie kam euch die I<strong>de</strong>e zurGründung <strong>de</strong>s Hagestolz?Paul: Wir kennen uns aus <strong>de</strong>m Café O<strong>de</strong>on,weil wir alle drei dort gearbeitet haben.Als <strong>de</strong>r neue Inhaber das O<strong>de</strong>on übernommenhat, ging dieses schöne Kapitel zuEn<strong>de</strong>. Im Dezember 2011 haben wir unsüberlegt, eine eigene Bar zu eröffnen.Was be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>r Name ‚Hagestolz‘?Abian: Ich stieß eines Nachts auf diesenspannen<strong>de</strong>n Wikipedia-Artikel. ‚Hagestolz‘bezeichnet einen Son<strong>de</strong>rling o<strong>de</strong>r einenälteren Junggesellen. ‚Stolz‘ ist das mittelhoch<strong>de</strong>utschePräteritum von ‚stellen‘.Aufgrund <strong>de</strong>s Erstgeburtsrechts wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>mzweitgeborenen Sohn nur ein kleines StückLand (‚Hag‘) gestellt. Da er nur sich selbsternähren konnte, blieb er Junggeselle.Gab es Hür<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Weg zur Eröffnung?Phil: Wir mussten alles rausreißen. Dabeihaben wir die alte Heißluftballontapeteund ein Fenster gefun<strong>de</strong>n. Wir mussten dieElektronik erneuern und in <strong>de</strong>r Küche warein Wasserscha<strong>de</strong>n.Ist eure Bar eine Liebeserklärung an <strong>de</strong>nJungbusch?Phil: Primär haben wir im Jungbusch gesucht,weil wir hier leben, hier stark vernetztsind und unseren Beitrag zum Kiezleisten wollen.Was war bisher euer schönstes Erlebnis?Phil: Als wir das Fenster gefun<strong>de</strong>n haben!Paul: Das Schönste war, als bei <strong>de</strong>r Eröffnungdie Massen vor <strong>de</strong>r Tür stan<strong>de</strong>n.„Kultur passiert in einersolchen Atmosphäre“Wo liegen eure konzeptionellen Schwerpunkte?Abian: Es war eine ganz natürliche Sache.Wir haben das gemacht, was wir am bestenfin<strong>de</strong>n. Altes Mobiliar gehört genauso dazuwie ein Raum mit Historie.Paul: Uns war wichtig, dass sich alle wohlfühlenkönnen. Wir bieten je<strong>de</strong>m etwas an,Champagner und Bier.Wird das Hagestolz zukünftig auch als kulturelleBühne dienen?Phil: Kultur ist für mich schon ein Austauschvon Menschen, die sich daran erfreuen,was wir geschaffen haben. Kulturpassiert in einer solchen Atmosphäre.Seit September hat <strong>de</strong>r Jungbusch mit <strong>de</strong>m Hagestolz ein neues Herzstück.Die Eigentümer Phil Hötte, Abian Hammann und Paul Sieferle plau<strong>de</strong>rnmit uns über die Verwirklichung ihres Traumes und ihre Stu<strong>de</strong>ntenzeit.Habt ihr ein Lieblingseinrichtungsstück?Paul: Die Bar, die wir aus alten Türen un<strong>de</strong>inem 112 Jahre alten Verkaufstresen gebauthaben.Während Paul an <strong>de</strong>r Popaka<strong>de</strong>mie Bassstudiert, haben Phil und Abian ihr Studiuman <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim abgebrochen.Warum habt ihr vorzeitig eure aka<strong>de</strong>mischeKarriere been<strong>de</strong>t?Abian: Ich habe Geschichte, Spanisch undPolitikwissenschaft studiert, aber irgendwanndas Interesse verloren. Die Gestaltungals Betriebsleiter im O<strong>de</strong>on war danneinfach spannen<strong>de</strong>r.Phil: Ich habe Geschichte und Soziologiestudiert, aber fand das Klima ätzend, weildie BWL auf alle an<strong>de</strong>ren FachrichtungenDruck ausübt. Ihre Hörsäle sind auf <strong>de</strong>mneuesten Stand, während unsere Vorlesungenim hintersten Loch mit stickiger Luftund 30 Jahre alten Teppichen stattfan<strong>de</strong>n.Dabei sollte vermittelt wer<strong>de</strong>n, was Schillerin seiner Antrittsre<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Jenaaussprach: Ein philosophisches Studiumdient nicht <strong>de</strong>m Zwecke <strong>de</strong>s Broterwerbs,son<strong>de</strong>rn um seinen Geist zu bil<strong>de</strong>n. DasHaben sich ihren Traum von <strong>de</strong>r eigenenBar verwirklicht: Phil Hötte, PaulSieferle und Abian Hammann (v.l.n.r).Studium habe ich <strong>de</strong>nnoch so genutzt, wieman es sollte: zur eigenen Entfaltung, zumKontakteknüpfen. Das möchte ich nichtmissen.Ist ein Comeback an die <strong>Uni</strong> <strong>de</strong>nkbar?Phil: Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit macht mirSpaß. Aber je länger wir das hier machen,umso schwieriger wird es, wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<strong>Uni</strong> anzufangen.Abian: Unwahrscheinlich. Ich glaube, dashier ist eine Phase, die ein paar Jahre dauert– entwe<strong>de</strong>r hat man dann <strong>de</strong>n Dreh rauso<strong>de</strong>r nicht.Nach <strong>de</strong>m erfolgreichen Start, bei <strong>de</strong>müber 500 Neugierige das Hagestolz stürmtenund Menschentrauben auf <strong>de</strong>r Jungbuschstraßefeierten, ist ein langfristigerErfolg fast abzusehen.Wer sich selbst ein Bild von <strong>de</strong>r neuenLocation machen möchte, fin<strong>de</strong>t das Hagestolzauf <strong>de</strong>r Jungbuschstraße 26. Geöffnetist von Mittwoch bis Samstag ab 20 Uhr.Interview: Saskia GuckenburgKultur


Kaleidoskop 12 13Kaleidoskop<strong>STARTKLAR</strong>?Fünf Protagonisten, ein Hür<strong>de</strong>nlauf: Der Tourette-Kranke kämpft mitseinen Tics, eine Mutter mit <strong>de</strong>r sinnvollen Einteilung <strong>de</strong>r Zeit. Dem Arbeiterkindfehlt es an Finanziellem, einer <strong>de</strong>utsch-türkischen Stu<strong>de</strong>ntin anentgegengebrachtem Respekt und <strong>de</strong>m Min<strong>de</strong>rjährigen an Volljährigkeit.Mit verschie<strong>de</strong>nen Techniken springen die Studieren<strong>de</strong>n über ihre Hür<strong>de</strong>n– o<strong>de</strong>r umgehen sie schlichtweg.Mittagszeit im EO: Aus <strong>de</strong>n Boxenschallt die übliche Popmusik, die von diskutieren<strong>de</strong>nStu<strong>de</strong>nten übertönt wird. IlanZlotin geht zielstrebig voran, holt sich einWasser und setzt sich an einen <strong>de</strong>r langen Tische.Seine Hür<strong>de</strong>: Der Wirtschaftsmathematikstu<strong>de</strong>ntlei<strong>de</strong>t am Tourette-Syndrom.Diese Erkrankung <strong>de</strong>s Nervensystems istdurch so genannte Tics gekennzeichnet.Bei Ilan sind sie <strong>de</strong>rzeit schwächer, bis aufzucken<strong>de</strong> Handbewegungen macht sichseine Krankheit im Studienalltag kaumbemerkbar. „Das war nicht immer so“, erzähltIlan, <strong>de</strong>r im dritten Semester studiert.Bei einer Infoveranstaltung musste er Beschämen<strong>de</strong>serleben: „Der Dozent fragteaufgrund meiner lauten, hustenähnlichenTics, ob jemand ein Hustenbonbon fürmich hätte, woraufhin sich alle Blicke aufmich richteten.“ Solche Vorfälle seien abernicht mehr vorgekommen, <strong>de</strong>nn die Behin<strong>de</strong>rtenbeauftragte<strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>, Stefanie Fettig,mache Ilans Dozenten nun im Voraus aufseine Krankheit aufmerksam. „Viele Behin<strong>de</strong>rungenbeziehungsweise chronische Erkrankungensind für Außenstehen<strong>de</strong> nichtsichtbar“, erklärt Fettig, „In erster Linie<strong>de</strong>nken die Menschen an Rollstuhlfahrero<strong>de</strong>r Sehbehin<strong>de</strong>rte.“Generell fühlt sich Ilan wohl auf <strong>de</strong>mCampus. Nicht nur als Analysis-Tutor wir<strong>de</strong>r ernst genommen und respektiert. „Voraussetzungfür mein Wohlbefin<strong>de</strong>n ist, dassalle drei Komponenten übereinstimmen:die Unterstützung <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>versität, die Akzeptanz<strong>de</strong>r Dozenten und die <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n“,so Ilan. „Durch meine Krankheitbin ich selbstbewusster gewor<strong>de</strong>n“, berichtet<strong>de</strong>r 18-Jährige, „ich beteilige mich mehrals an<strong>de</strong>re in Übungen o<strong>de</strong>r Vorlesungen.“Die <strong>Uni</strong>versität Mannheim bemühesich seit <strong>de</strong>n 1980er Jahren darum, dieSituation für Studieren<strong>de</strong> mit Beeinträchtigungkontinuierlich zu verbessern, sagtFettig. Betroffene können sich mit Fragenüber <strong>de</strong>n Zugang zu Räumen, Nachteilsausgleiche– etwa mehr Zeit bei Klausuren– o<strong>de</strong>r die Gestaltung <strong>de</strong>s Studiums andie Behin<strong>de</strong>rtenbeauftragte wen<strong>de</strong>n. Zurrealistischen Einschätzung <strong>de</strong>r Studienbedingungenbietet sie individuelle Campus-Begehungenan und zeigt finanzielleUnterstützungen auf. „Die genaue Anzahl<strong>de</strong>r immatrikulierten Studieren<strong>de</strong>n mit Behin<strong>de</strong>rungbeziehungsweise chronischer Erkrankunglässt sich nicht genau ermitteln,da die Angaben bei <strong>de</strong>r Bewerbung nichtobligatorisch sind“, berichtet Fettig. Bei<strong>de</strong>r Beauftragten für behin<strong>de</strong>rte Studieren<strong>de</strong>sind pro Semester nur etwa 50 gemel<strong>de</strong>t.Finanzierung ist die halbe MieteNächste Protagonistin, nächste Hür<strong>de</strong>.Mit „sieben“, antwortet Nadine Koch, ehemaligeStu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Sozialwissenschaftenauf die Frage, wie stressig es von einer Skalavon eins (= stressfrei) bis zehn (= sehr stressig)sei, in Mannheim mit einem Baby zustudieren. Sie bekam ihr Kind im achtenSemester. Mit neun Monaten kam es zu einerTagesmutter, mit eineinhalb Jahren ineine Krippe. „Während meine Tochter vormittagsbei <strong>de</strong>r Tagesmutter war, besuchteich Vorlesungen, Seminare und lernte. AmNachmittag verbrachte ich Zeit mit ihr, erledigte<strong>de</strong>n Haushalt und ging einkaufen.“,schil<strong>de</strong>rt die Volontärin einer PR-Agenturihren Tagesablauf zu <strong>Uni</strong>-Zeiten.Etwa fünf Prozent <strong>de</strong>r Deutschen Studieren<strong>de</strong>nhaben ein o<strong>de</strong>r mehrere Kin<strong>de</strong>r,geht aus <strong>de</strong>m Zahlenspiegel 2011/2012 <strong>de</strong>sDeutschen Stu<strong>de</strong>ntenwerks (DSW) hervor.Statistisch gesehen müssten also im Schlossrund 560 junge Eltern studieren. Das Stu<strong>de</strong>ntenwerkMannheim bietet jedoch nureine Betreuungsmöglichkeit für 84 Kin<strong>de</strong>rim Alter von eins bis sechs sowie neun Plätzefür Kin<strong>de</strong>r von ein bis drei Jahren an.Laut Nadine ist die Stu<strong>de</strong>ntenzeit nichtdie schlechteste, um Kin<strong>de</strong>r zu bekommen,da sie sich ihre Arbeit selbst einteilenkonnte – im Gegensatz zum Berufsleben.Allerdings müsse <strong>de</strong>r finanzielle Rahmenstimmen, um Kind und Studium zu vereinbaren.Durch ihre Tochter habe sie gelernt,ihr Studium zu strukturieren und ihre Zeitsinnvoll einzuteilen. „Auch mit Kind istalles machbar“, sagt Nadine überzeugt. IhrStudium hat sie im Herbst letzten Jahreserfolgreich abgeschlossen.Und wie hoch ist die Hür<strong>de</strong> für einArbeiterkind? „Im Vergleich zu manchenKommilitonen fühlt man sich als Arbeiterkindfinanziell benachteiligt“, sagt <strong>de</strong>r21-jährige Gordon Jung. Er studiert imersten Semester Deutsch und Philosophieauf Lehramt. Seine Mutter ist Einzelhan<strong>de</strong>lskauffrau,sein Vater Baumaschinist. Imersten Semester musste Gordon auf die Immatrikulationsbescheinigungwarten, umsein BAföG-Geld überhaupt beantragen zukönnen – obwohl er es vor Studienbeginnlängst für Wohnung, Semesterticket o<strong>de</strong>rBücher gebraucht hätte.Die gemeinnützige Organisation „Arbeiterkind.<strong>de</strong>“steht <strong>de</strong>n Betroffenen mitRat und Tat zur Seite, in<strong>de</strong>m sie die Studieninteressiertenüber rechtzeitige Finanzierungsmöglichkeiten,Hochschulen, Wohnmöglichkeitenund Sonstiges rund umsStudium informiert.Eine weitere Seltenheit auf <strong>de</strong>m Campussind Studieren<strong>de</strong> mit Migrationshintergrund:Laut <strong>de</strong>r 19. Sozialerhebung <strong>de</strong>sDSW liegt ihr Anteil in Deutschland nurbei 11 Prozent. Viele müssen sich ihr Studiumselbst finanzieren. Als beraten<strong>de</strong> Instanzin Sachen Finanzierungsmöglichkeitensteht ihnen die <strong>Uni</strong>-Stabstelle „Gleichstellungund soziale Vielfalt“ zur Verfügung.Dass ihre Eltern aus <strong>de</strong>r Türkei stammen,empfin<strong>de</strong>t die 19-jährige Fatma Inan alseine Bereicherung. „Das Erlernen an<strong>de</strong>rerSprachen fällt mir beispielsweise sehrleicht“, berichtet die zweisprachig erzogeneJura-Stu<strong>de</strong>ntin. Allerdings bekommtsie häufig fehlen<strong>de</strong> Anerkennung zu spüren.„Die Probleme stehen in einem gesellschaftlichenKontext, die <strong>Uni</strong>versitätenkönnen hier wenig machen“, folgert Fatma.Nicht nur Hür<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auchChancen und OptionenAn <strong>de</strong>r letzten Hür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Laufes angelangt:Wie sieht es mit <strong>de</strong>r Akzeptanz Min<strong>de</strong>rjährigeraus? Durch die G8-Klassen unddie ausbleiben<strong>de</strong> Wehrpflicht sind Min<strong>de</strong>rjährigeimmer häufiger auf <strong>de</strong>m Campus anzutreffen.Müssen sie – während an<strong>de</strong>re feierngehen – etwa zu Hause bleiben? „In dieClubs zu kommen, war gar kein Problem.Oft sind sogar erwachsene Kommilitonenkontrolliert wor<strong>de</strong>n – ich jedoch nicht“, erzählt<strong>de</strong>r mittlerweile 18-jährige Alexan<strong>de</strong>rSölch, <strong>de</strong>r mit 17 Jahren sein VWL-Studiumbegann. „In meinem Studiengang hatkeiner ein Problem mit Min<strong>de</strong>rjährigen.Letzten En<strong>de</strong>s schreiben wir alle die gleichePrüfung“, sagt Drittsemester Alexan<strong>de</strong>r. Erfühle sich auf keinen Fall benachteiligt. ImGegenteil: „Ich habe <strong>de</strong>utlich früher als an<strong>de</strong>remeinen Abschluss, was mir Chancenund Optionen im Berufsleben ermöglicht.“Egal, wie hoch die individuelle Hür<strong>de</strong>ist, die es zu überspringen gilt: Die Protagonistenhaben gelernt, mit <strong>de</strong>r stu<strong>de</strong>ntischenLeichtathletik umzugehen – im besten Fallhaben sie sogar ihren Vorteil daraus gezogen.Rebecca Bierbrauer und Ulf Manholdlinks oben:<strong>Uni</strong> plus Kind: zeitlich vereinbar?links mitte:Behin<strong>de</strong>rung und chronische Erkrankung: immerersichtlich?links unten:Min<strong>de</strong>rjährig studieren: Party ohne Alkohol?rechts oben:Studieren<strong>de</strong> mit Migrationshintergrund: ein harmonischesMiteinan<strong>de</strong>r?Rechts unten:Arbeiterkin<strong>de</strong>r: kein Studium durch finanzielle Not?Fotos: Rebecca Bierbrauer, Ruben Burger, CarlottaEisele


Kaleidoskop14 15„MEIN ROLLSTUHL IST FÜRMICH DAS, WAS ANDEREIHRE BEINE NENNEN“KaleidoskopSpastische Tetraplegie heißt ihr täglicherBegleiter, eine Krankheit, diebei ihrer Geburt vor 24 Jahren diagnostiziertwur<strong>de</strong> und sie seither an<strong>de</strong>n Rollstuhl bin<strong>de</strong>t. Marie-TheresWieme, Stipendiatin <strong>de</strong>r Studienstiftung<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Volkes, studiertLiteratur und Medien an <strong>de</strong>r<strong>Uni</strong>versität Mannheim.Wanda schiebt zwei Stühle zur Seiteund an ihrer Stelle <strong>de</strong>n Rollstuhl an <strong>de</strong>nTisch. Dann hilft sie Marie, die Jacke auszuziehenund stellt sich in die Schlange hinterdie hungrigen Studieren<strong>de</strong>n, um Marieanschließend das Essen zu bringen. WandaWiniarek ist Maries Betreuerin – zusammensind sie ein eingespieltes Team. Mitan<strong>de</strong>ren Studieren<strong>de</strong>n sitzt Marie in <strong>de</strong>rMensa und macht Mittagspause. Der einzigeUnterschied zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren: Sie sitztim Rollstuhl.„Mein Kopf <strong>de</strong>nkt selbstständig“, lässtdie Stu<strong>de</strong>ntin uns wissen, „<strong>de</strong>nn ich organisiereund plane selbst“. Dies ist nicht zubestreiten, schließlich ist die seit 2007 an<strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Eingeschriebene mittlerweile imMasterstudium angekommen. Doch dassoll noch lange nicht das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r universitärenLaufbahn darstellen, <strong>de</strong>nn ihr Zielist es, zu promovieren. Da Geld nicht nurwährend <strong>de</strong>s Studiums eine große Rollespielt, kämpft die Stipendiatin für ihre zukünftigeUnabhängigkeit, in<strong>de</strong>m sie sichnach eigener Aussage „zu 150 Prozent“ aufihr Studium konzentriert: „Wenn ich imBerufsleben angekommen bin, möchte ich<strong>de</strong>m Staat das zurückgeben, was er mir finanziellermöglicht hat.“Bei Fragen können sich die Studieren<strong>de</strong>nan das Stu<strong>de</strong>ntenwerk Mannheim, dieSozialberatung und die Behin<strong>de</strong>rtenbeauftragtewen<strong>de</strong>n. Neben BAföG-Gel<strong>de</strong>rnkönnen Behin<strong>de</strong>rte und chronisch KrankeFör<strong>de</strong>rmöglichkeiten wie beispielsweiseBildungskredite, Studienkredite o<strong>de</strong>r Stipendienbeantragen.Parallel zu ihrem eigentlichen Studiumleitet Marie bereits jetzt ein Tutorium <strong>de</strong>renglischen und amerikanischen Literaturwissenschaft,um hier Erfahrungen für ihrenzukünftigen Beruf zu sammeln. „Zuerstwar ich überrascht und dachte, dass esSchwierigkeiten geben könnte“, gibt TutoriumsbesucherinDaria zu. Nach<strong>de</strong>m Marieallerdings ihr Können unter Beweis stellte,war die Lehramtsstu<strong>de</strong>ntin von ihrer Tutorinüberzeugt: „Jetzt kommt mir das völlignormal vor. Ich habe das Gefühl, sie setztsich richtig ein.“Und wie steht es mit einem Auslandsaufenthalt?Unsere Protagonistin ließ sichauch hier vom Schicksal keine Steine in<strong>de</strong>n Weg legen. Ihr Erasmus-Semester inSwansea hat sie sehr genossen. Kontaktezum Aka<strong>de</strong>mischen Auslandsamt, einedurchdachte Organisation sowie die Unterstützungdurch Familie und Behin<strong>de</strong>rtenbetreuungermöglichten ihr dies. „Dorthatten sie überall elektrische Türen. Selbstdie <strong>de</strong>r Abstellkammer wur<strong>de</strong> elektronischbetrieben“, berichtet die 24-Jährigeschmunzelnd.„Es wäre schön, wenn es mehrereAufzüge gäbe“Aus <strong>de</strong>r diesjährigen Stellungnahme<strong>de</strong>s Landtags über die „Situation von Studieren<strong>de</strong>nmit Behin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r chronischerErkrankung an ba<strong>de</strong>n-württembergischenHochschulen“ geht hervor, dassMannheims Stu<strong>de</strong>ntenwohnheime 200barrierefreie sowie fünf rollstuhlgerechteWohnheimplätze anzubieten haben. Die<strong>Uni</strong>versität selbst besitze kaum noch Einrichtungen,die nicht barrierefrei seien.Auf einen Platz im Stu<strong>de</strong>ntenwohnheimist Marie nicht angewiesen, da sie beiihren Eltern in Ludwigshafen wohnt. Dochwie sieht es mit <strong>de</strong>r Barrierefreiheit auf <strong>de</strong>mCampus tatsächlich aus? „Wo ich hinkommenmuss, komme ich ohne Probleme hin.Was mich allerdings ärgert und auch oftdazu führt, dass ich zu spät zu Seminarenkomme, sind <strong>de</strong>fekte Aufzüge.“ Die Gegebenheitensind also da, nur an <strong>de</strong>r permanentenInstandhaltung mangelt es noch.„Es wäre schön, wenn es mehrere Aufzügegäbe, auf die im Falle eines Ausfalls zurückgegriffenwer<strong>de</strong>n kann“, so die Betroffene.Was ist eigentlich mit <strong>de</strong>m universitärenSport- und Freizeitangebot für Rollstuhlfahrer?Im Leitfa<strong>de</strong>n für behin<strong>de</strong>rteStudieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Stu<strong>de</strong>ntenwerks wird aufdiverse Sportangebote hingewiesen. „Ichbin kein sportlicher Mensch, das hat jedochnichts mit meiner Behin<strong>de</strong>rung zu tun“,bekennt Marie. „Ich kann wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>reStudieren<strong>de</strong> Sport- o<strong>de</strong>r Freizeitaktivitätennachgehen, ich kann es nur nicht spontan,da ich auf an<strong>de</strong>re angewiesen bin.“ Dashält Marie jedoch nicht davon ab, an<strong>de</strong>renpotentiellen Studieren<strong>de</strong>n im RollstuhlMut zu machen: „Wenn jemand studierenmöchte, sollte er keine Hemmungen haben,dies auch zu tun. Die Voraussetzungist eine gute Planung und das Bewusstsein,dass das Studium neben <strong>de</strong>r Organisationeine geistige Verpflichtung abverlangt.“Der Teller ist leer, die Mittagspauseum. Wanda Winiarek trinkt ihren letztenSchluck Kaffee, bevor sie Marie wie<strong>de</strong>r inihre Jacke hilft und die zwei Stühle zurückin ihre Ausgangsposition beför<strong>de</strong>rt. „MeineBehin<strong>de</strong>rung ist nicht mein Problem,son<strong>de</strong>rn meine Aufgabe“, sagt Marie, dannmacht sie sich mit ihrer Betreuerin auf <strong>de</strong>nWeg in die nächste Vorlesung.Rebecca BierbrauerMitarbeit: Ulf ManholdMotiviert unterrichtet sie ihr Tutorium<strong>de</strong>r englischen und amerikanischenLiteraturwissenschaft: Marie-TheresWieme.


Kaleidoskop16 17GRUND ZUR FREUDE !THE BIG VERSUSBedingt durch die gegenwärtigen G8-Klassen besuchen viele Min<strong>de</strong>rjährigedie <strong>Uni</strong>versität. Doch haben sie schon die nötige Reife, die an einerHochschule abverlangt wird? Gibt es überhaupt das „richtige“ Alter zumStudieren? Unsere Autoren Sophie und Ulf diskutieren.Sie wer<strong>de</strong>n beim Einkauf hochprozentiger Spirituosenzurückgewiesen, ihnen wird <strong>de</strong>r Eintritt zu Schneckenhofpartysverwehrt und sie dürfen nur begleitetAuto fahren.Ist das nicht alles, was min<strong>de</strong>rjährige von älterenStu<strong>de</strong>nten unterschei<strong>de</strong>t? Sind sie nicht genauso fähigzu studieren?Nein, <strong>de</strong>nn zum Studieren fehlt Min<strong>de</strong>rjährigendie nötige Reife! Vorausgesetzt, es han<strong>de</strong>lt sich um einrichtiges Studium, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong> das Gelehrtein einen größeren Kontext stellt, über <strong>de</strong>n Tellerrandblickt und kritisch hinterfragt, statt nur Häkchen beiMultiple-Choice-Klausuren zu setzen. Denn wer mitScheuklappen studiert, <strong>de</strong>r vergeu<strong>de</strong>t im Grun<strong>de</strong> seinStudium. Was nützt da die von Frau Etzkorn vorgeschlageneMöglichkeit, nach <strong>de</strong>m Abschluss mehr Zeitfür das Sammeln von Erfahrungen zu haben?Natürlich ist niemand als Erstsemester vollkommenreif, doch meine verehrte Kollegin unterschätzt die nötigenVoraussetzungen zum Studieren. Wenn ich michentsinne – und da wird es vielen ähnlich gehen, – wieengstirnig ich noch als 17-Jähriger gedacht habe, binich froh, als G9er auch neben <strong>de</strong>r Schule Zeit gehabtzu haben, um an<strong>de</strong>re Sichtweisen auf die Welt zu gewinnen.Das Aufnehmen unreifer Min<strong>de</strong>rjähriger an <strong>de</strong>n<strong>Uni</strong>versitäten könnte das Bildungsi<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r Entwicklungvielseitiger und kreativer Charaktere gefähr<strong>de</strong>n,die man dann schmerzlich vermissen wird.Ulf ManholdDas Abi in <strong>de</strong>r Tasche und ab an die <strong>Uni</strong>, manchmalschon vor Erreichen <strong>de</strong>r Volljährigkeit. Über dieverkürzte Zeit am Gymnasium kann man streiten, <strong>de</strong>nfrüheren Studienbeginn als logische Folge ebenfalls zukritisieren ist zu einfach. Denn nicht die Sorge um <strong>de</strong>nBildungsstand <strong>de</strong>r jungen Studieren<strong>de</strong>n treibt HerrnManhold um, er sorgt sich um <strong>de</strong>ren Versorgung mitHochprozentigem.Reife als Voraussetzung fürs „Studieren“? Das verklärtdie Realität – o<strong>de</strong>r wür<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ersti, <strong>de</strong>rman selbst war, rückblickend als reif bezeichnen? Vieleslernt man erst während <strong>de</strong>s Studiums: Verantwortungfür <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s selbigen und <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s Kühlschranks.Herr Manhold setzt Erfahrungen voraus undübersieht, dass nicht je<strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n „G9-Luxus“ noch genießen durfte, diese gesammelt hat.Will er ihnen ebenfalls die nötige Reife absprechen?Der frühe Studienbeginn erleichtert es sogar, diese Erfahrungenim Studium o<strong>de</strong>r danach zu sammeln, einenGrund fürs Zeitsparen im Studium gibt es kaum noch!Die Vermischung von Kritik an bildungspolitischenEntscheidungen und <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach <strong>de</strong>mBlick über <strong>de</strong>n Tellerrand führen meinen Kontrahentenzur Schlussfolgerung: Wer nach „Turbo-G8“ seinStudium beginnt, <strong>de</strong>m kann die <strong>Uni</strong> nichts beibringen!Die Chancen, die sich für junge, gut ausgebil<strong>de</strong>te Menschenergeben, übersieht er großzügig. Außer<strong>de</strong>m stehenGleichaltrige häufig schon seit Jahren mit bei<strong>de</strong>nBeinen fest im Berufsleben. Persönliche Reife und dieQualität <strong>de</strong>s Studiums am Alter festzumachen, ist zukurz gegriffen.Sophie EtzkornTICKETSUnsere Angebote für stUdieren<strong>de</strong><strong>Uni</strong>KAt6-mal ins theater für 42 €LAst MinUte tiCKetsab 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn9 € im opernhaus,7 € im schauspielhaus,5 € im studio50% regULÄre erMÄssigUngab Platzkategorie iiiEXTRAStheaterPartyoper, schauspiel o<strong>de</strong>r ballett besuchenund anschließend gemeinsam feiernexpedition operdas einsteigerpaket füroperninteressiertestudionightJe<strong>de</strong>n 1. & 3. dienstag im MonatDER MENSCHENFEIND von Molière · Foto: Mer<strong>de</strong>sVorVerKAUfssteLLen An <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>theaterstand in <strong>de</strong>r Mensa <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>, donnerstags 12.00 – 14.00 UhrCampus shop <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> MannheiminforMiert bLeibenmit <strong>de</strong>m studinewsletter (e-Mail an maren.rottler@mannheim.<strong>de</strong>) undauf unserer Website und facebook-seite (nationaltheater Mannheim)KArtenteLefon 0621 1680 150WWW.nAtionALtHeAter-<strong>MA</strong>nnHeiM.<strong>de</strong>


Elfenbeinturm18 19Elfenbeinturm„DREI JAHRE STUDIUMSIND OFT ZU WENIG“Mehr Masterplätze, gerechte För<strong>de</strong>rung von Benachteiligten undam liebsten ein ganz an<strong>de</strong>res Bachelor-System: Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thad<strong>de</strong>n hat einiges vor. Kurz nach seinem Amtsantrittam 1. Oktober 2012 hat das uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong> mit <strong>de</strong>m frischgebackenenRektor über seine Pläne gesprochen.Ihre Frage impliziert, man wolle <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>ntenso, wie das I<strong>de</strong>al es vorschreibt. Ichmöchte Leuten nicht vorschreiben, wie siezu sein haben. Ich wür<strong>de</strong> mich freuen, auf<strong>de</strong>m Campus so viel Verschie<strong>de</strong>nheit wiemöglich zu sehen: Hautfarbe, Geschlecht,sexuelle Orientierung, Herkunft, sozialeSchichten und so weiter.uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong>: Wie viele Semester brauchtenSie bis zu ihrem Diplomabschluss?Ernst-Ludwig von Thad<strong>de</strong>n: Ich glaubezwölf Semester, da war ich 26 Jahre alt.Das ist heute unvorstellbar. Im Interviewmit <strong>de</strong>m uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong> beklagte ihrVorgänger: „Wir wer<strong>de</strong>n eine Teenie-<strong>Uni</strong>versität. Ich halte es für verantwortungslos,wenn sich 16-Jährige nur nochmit Finance-Accounting o<strong>de</strong>r Marketingauseinan<strong>de</strong>r setzen und dann ins Lebenentlassen wer<strong>de</strong>n.“ Stimmen Sie <strong>de</strong>m zu?(lacht) Verantwortungslos ist ein ziemlichstarkes Wort. So pointiert stimme ich <strong>de</strong>mnicht zu. Die Teenies und ihre Eltern habenimmer noch selbst die Verantwortungüber ihr Studium. Ich <strong>de</strong>nke, Herr Arndtempfand es als nicht erstrebenswert, mit 16an die <strong>Uni</strong>versität zu gehen und sie nachhochkonzentrierter Arbeit mit 19 wie<strong>de</strong>r zuverlassen. Da teile ich Herrn Arndts Meinungvollständig, <strong>de</strong>nn man hat dann erstziemlich wenig von <strong>de</strong>r Welt gesehen. Aberauf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite kann man, wenn mandas partout möchte, mit 19 und einem abgeschlossenenBachelor-Studium für 5 Jahrein eine Künstlerkolonie gehen, dort dasLeben an<strong>de</strong>rs kennen lernen und ist danntrotz<strong>de</strong>m erst 24.Im Mannheimer Morgen vom 29.09.2012for<strong>de</strong>rten Sie ein längeres Bachelor-Studiumvon vier statt drei Jahren. Ist dasdie Lösung für zu junge Studieren<strong>de</strong>?Das ist nicht nur eine Lösung für die zujungen Studieren<strong>de</strong>n. Drei Jahre Studiumsind oft zu wenig. Es ist nicht vernünftig,jeman<strong>de</strong>n nach sechs Semestern herauszuwerfen,und das ist auch im ursprünglichenBologna-Entwurf nicht vorgeschrieben.Diejenigen, die dann noch nicht fertig sind,sollten ein Jahr weiter studieren können,wobei man allerdings konstatieren muss,dass das Land unsere Bachelor-Studienplätzeeigentlich nur für drei Jahre finanziert.Stehen Sie also nicht hinter <strong>de</strong>m gegenwärtigenSystem?So kann man das nicht sagen. Ich <strong>de</strong>nke,dass das Drei-plus-zwei-System [Drei JahreBachelor, zwei Jahre Master; Anm. d. Red.]keine schlechte Lösung ist. Vier plus zweiwäre ein recht langes und damit teureresStudium. Vier plus eins fän<strong>de</strong> ich persönlichgut. Man muss jedoch immer Kostenund Nutzen vergleichen. Deutschlandsteckt tief in <strong>de</strong>n roten Zahlen. Die aktuelleGeneration zahlt <strong>de</strong>n Preis, dass ich so langestudieren konnte. Ich bin kein Freund<strong>de</strong>s zweijährigen Masters, allerdings hatzum Beispiel in <strong>de</strong>n Geisteswissenschaftendas Drei-plus-zwei-System durchaus einenSinn, o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>ren Fächern, in <strong>de</strong>nen eseine strukturierte Doktoran<strong>de</strong>nausbildunggibt, die auf das zweite Masterjahr aufbauenkann.Erst Bachelor, dann KünstlerkolonieDas System hat jedoch nur einen Sinn,wenn ausreichend in Masterplätze investiertwird. Wie viele wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächstenJahren in Mannheim hinzukommen?Ja, das stimmt. In Mannheim hat die BWL-Fakultät von Anfang an stark in Masterplätzeinvestiert, an <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Fakultätenwar das nicht so, da dort <strong>de</strong>r Master eher alseine Spezialisierung für eine kleinere Gruppegesehen wur<strong>de</strong>. Allgemein kann es sicherlichkeinen Anspruch geben, dass je<strong>de</strong>,die einen Bachelor-Abschluss gemacht hat,auch einen Master-Studienplatz bekommt.Im Ministerium scheint es aber immernoch keine endgültigen Pläne zu geben.Dort wird mit Hochdruck gearbeitet, umim Herbst 2013 mehr Plätze zu schaffen.Das ist jedoch sehr knapp, da Professorenerstmal berufen wer<strong>de</strong>n müssen. Ich rechnemit einem Ausbau <strong>de</strong>r Plätze im Jahr 2014.Wie stellen Sie sich <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alen MannheimerStu<strong>de</strong>nten vor?„Mehr Finanzierung durchdie private Hand“Bislang ist diese Verschie<strong>de</strong>nheit kaumzu sehen. Die Behin<strong>de</strong>rtenbeauftragte<strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> betreut gera<strong>de</strong> einmal 50 Betroffene.Auch Arbeiterkin<strong>de</strong>r und Studieren<strong>de</strong>mit Migrationshintergrund sin<strong>de</strong>ine Ausnahme. Wer<strong>de</strong>n Sie sich für Benachteiligteeinsetzen?Für sozial Benachteiligte haben wir bereitsmanches getan. Neben <strong>de</strong>n Deutschlandstipendienwer<strong>de</strong>n in Mannheim mit privatenMitteln 60 bis 70 weitere Stipendienbereitgestellt. Das gibt es an keiner an<strong>de</strong>ren<strong>Uni</strong>versität in Deutschland. Das größteZugangshin<strong>de</strong>rnis für sozial Benachteiligtein Deutschland liegt aber nicht an <strong>de</strong>n<strong>Uni</strong>versitäten, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rungfrühkindlicher und kindlicher Entwicklungsmöglichkeiten,worauf wir an <strong>de</strong>r<strong>Uni</strong>versität direkt keinen Einfluss haben.Behin<strong>de</strong>rte zu unterrichten ist sehr teuer.Das Schloss ist größtenteils barrierefrei, wasaber nicht heißt, dass alle Behin<strong>de</strong>rte, wiezum Beispiel Hör- und Sehbehin<strong>de</strong>rte, hiergut unterrichtet wer<strong>de</strong>n können. Das istsehr teuer und nach meiner Einschätzungtrotz aller Anstrengungen in <strong>de</strong>n nächstenfünf Jahren nicht vollständig umzusetzen.Wir müssen uns weiterhin sehr anstrengen,Behin<strong>de</strong>rte – so gut es geht – zu integrieren.Es gibt zum Beispiel Sportstipendienfür behin<strong>de</strong>rte Spitzensportler.Welche Rolle spielt für Sie die finanzielleUnterstützung durch Unternehmen?Die ist auf lange Sicht sehr wichtig. Ichwünsche mir mehr Finanzierung durchdie private Hand, die auch <strong>de</strong>r ganzen<strong>Uni</strong>versität zugutekommen soll. Gera<strong>de</strong>die Renovierung <strong>de</strong>s Schlosses o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rHasso-Plattner-Bibliothek wur<strong>de</strong> ja teilweisedurch private Mittel finanziert. Auchwenn man dies bedauern mag, ist die Politiknicht in <strong>de</strong>r Lage, mehr als eine soli<strong>de</strong>Grundfinanzierung für die <strong>Uni</strong>versitäten zuleisten. Aber diese reicht manchmal nicht.Das merkt man überall und auch in <strong>de</strong>nGeisteswissenschaften.Apropos Geisteswissenschaften: Ihr Vorgängerzog viel Kritik auf sich mit seinemPlan, die philosophische Fakultät in dieFakultät für Sozialwissenschaften einzuglie<strong>de</strong>rn.Was wer<strong>de</strong>n Sie in <strong>de</strong>n nächstenJahren konkret für die Fakultät tun?Da manche Studiengänge in <strong>de</strong>n Geisteswissenschaftenzulassungsfrei sind und dieAnzahl von Studienanfängern steigt, habenwir dort manchmal überfüllte Hörsäleund überlastete Lehren<strong>de</strong>. Die Qualitätund die individuelle Betreuung lei<strong>de</strong>n. DasWissenschaftsministerium lehnt jedoch imMoment eine Zulassungsbeschränkung ab– was man im Hinblick auf die starken Abiturjahrgängeverstehen kann. Auf Grund<strong>de</strong>r Intervention <strong>de</strong>s vergangenen Rektorateshaben wir in Mannheim vom Ministeriumallerdings eine dringend notwendigeÜberbrückungsfinanzierung erhalten, mitdrei- o<strong>de</strong>r fünfjährigen Professuren undDozentenstellen. Ich wer<strong>de</strong> mich dafür einsetzen,diese Mittel auch künftig zu sichern.Hans-Wolfgang Arndt war bekannt fürsein Hobby Fahrradfahren. Womit beschäftigenSie sich in Ihrer Freizeit?Fahrradfahren. (lacht) Das war auch einsunserer liebsten Gesprächsthemen.Interview: Rebecca Bierbrauer, Felix Friedrichund Saskia GuckenburgKritischer Blick aufs System: <strong>de</strong>r neueRektor <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim.


Sport24 25MORGENS TARTANBAHN,ABENDS HÖRSAALTrotz <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n Klausur ineinigen Tagen erzählt die BWL-Stu<strong>de</strong>ntinbei einem Glas Orangensaft heiter undgelassen von ihren Träumen. Erst seitvier Jahren betreibt sie aktiv Leistungssport.Rüdiger Harksen, Trainer <strong>de</strong>r MTGMannheim, ent<strong>de</strong>ckte vor zwei Jahren ihrPotenzial. Seit<strong>de</strong>m trainiert Deborah FeliciaHufschmidt am OlympiastützpunktRhein-Neckar, gemeinsam mit Carolin Nytraund Europameisterin Verena Sailer.Ihr Alltag hat sich dadurch komplettgeän<strong>de</strong>rt. Spielte Sport in ihrem Lebenbis dato eine untergeordnete Rolle, verbringtsie nun 18 Stun<strong>de</strong>n pro Woche auf<strong>de</strong>m Trainingsgelän<strong>de</strong>, hinzu kommendrei physiotherapeutische Einheiten. KeinWun<strong>de</strong>r, dass die gebürtige Hei<strong>de</strong>lbergerin<strong>de</strong>swegen nah am Trainingszentrum wohnt.Dieses Semester hat sie in Mannheim ihrBWL-Studium begonnen. Bislang bereutdie Zweitplatzierte in <strong>de</strong>r Staffel und Siebtplatzierteim Einzel <strong>de</strong>r letzten DeutschenMeisterschaften diesen Schritt nicht.„Für Freun<strong>de</strong> fernab <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> und <strong>de</strong>sTrainingsplatzes bleibt praktisch keine Zeitund auch die von meinem Trainer angekündigtenErholungswochen sind nicht erholsamim eigentlichen Sinne. Olympia 2016ist und bleibt aber mein großes Ziel“, erzähltdie aktuelle Ba<strong>de</strong>n-WürttembergischeMeisterin mit leuchten<strong>de</strong>n Augen. Das Lernenkomme <strong>de</strong>rzeit etwas kurz. „Höchstenssonntags mal o<strong>de</strong>r eben zwischendurch“,berichtet sie mit stoischer Gelassenheit.Mit einer persönlichen Bestzeit von11,58 Sekun<strong>de</strong>n steht Deborah in diesemJahr auf Platz 14 <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bestenliste,die Ten<strong>de</strong>nz für die kommen<strong>de</strong>n Jahre iststeigend.Während ihre Kommilitonen morgensnoch die Querelen <strong>de</strong>r letzten Nachtin <strong>de</strong>n Beinen stecken haben, trainiertdie motivierte Hei<strong>de</strong>lbergerin <strong>de</strong>swegenhäufig schon auf <strong>de</strong>r Tartanbahn o<strong>de</strong>r imKraftraum. Ihren Namen sollte man sichje<strong>de</strong>nfalls merken. Gut vorstellbar, dass erbald noch höher in <strong>de</strong>n Ranglisten geführtwird.Alexan<strong>de</strong>r SölchWenn Deborah Felicia Hufschmidt ruhelos ist, dann bestimmt nicht wegenihrer ersten Klausur an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim – son<strong>de</strong>rn wegen Rio <strong>de</strong> Janeiro.Parallel zu ihrem Studium eifert die 22-Jährige ihrem großen Traumvom olympischen 100-Meter-Finallauf bei <strong>de</strong>n Sommerspielen 2016 nach.Deborah Felicia Hufschmidt startetnicht nur im Studium durch.Foto: Gerson PomariC3Schiller-PlatzA3UNICOPYC2B2A2C1B1A1N1M1L1Bismarckstr.UNIN2M2L2UNICOPYM3A3, 6a, 68159 MannheimTel. 0621/10 48 24, Fax 0621/1511 37L3In Verbindung bleiben – Ein Netzwerk nutzen.■■■■■■Career ServiceInterdisziplinäre ImpulseFachliche und kulturelle WeiterbildungSoziale VerantwortungVerbun<strong>de</strong>nheitErfahrungs- und GedankenaustauschABSOLVENTUM <strong>MA</strong>NNHEI<strong>MA</strong>bsolventennetzwerk <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>versität Mannheim e. V.SchlossD-68131 MannheimTelefon +49(621)181-1057Fax +49(621)181-1087E-Mail verein@absolventum.uni-mannheim.<strong>de</strong>Internet www.absolventum.<strong>de</strong>


Schlusslicht26 27DER INSIDERCafé Meerwiesen – Behaglicher Zufluchtsort für AlltagsgeplagteSchlusslichtDas Café Meerwiesen: vielfältigesKuchenangebot und freundlicheBedienung.Foto: Olivier Po MichelJEDEM SEIN ÖRTCHENWer ab und an eine Auszeit von <strong>Uni</strong>trubel und Lernstress nehmenmöchte, fin<strong>de</strong>t im kürzlich eröffneten Café Meerwiesen imLin<strong>de</strong>nhof <strong>de</strong>n richtigen Ort dafür. Hübsch eingerichtet lädt esmit großer Glasfront, einem Mix aus mo<strong>de</strong>rnem und klassischemMobiliar und angenehmer Hintergrundmusik zum Abschalten ein.Wer sich gern <strong>de</strong>n neuesten Weltgeschehnissen widmen möchte,reserviert sich am besten auf <strong>de</strong>r Sitzfensterbank ein Plätzchen un<strong>de</strong>ine Zeitschrift, auch iPads wer<strong>de</strong>n hier verliehen. Im großen Getränkeangebotsticht beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r ausgefallene Kusmi-Tee, eineKreation aus russischem Hause, abgefüllt in schicken, barockenDosen, hervor. Einen leckeren Cappuccino bekommt man hieraber auch – auf Wunsch und ohne Aufpreis mit Soja- o<strong>de</strong>r laktosefreierMilch. Den Kaffee bezieht das gemütliche Café übrigensvon <strong>de</strong>r Mannheimer Kaffeerösterei „Hel<strong>de</strong>r & Leeuwen“. Auchdas reichliche Angebot an Torten, Kuchen und kleinen Häppchenkommt aus <strong>de</strong>r Region, von <strong>de</strong>r Konditorei Leisinger in Plankstadtbei Schwetzingen. Zwar liegt die neue Oase im Lin<strong>de</strong>nhof preislichnur fast auf Stu<strong>de</strong>nten-Höhe, stellt aber gera<strong>de</strong> für entspannteSonntage eine hervorragen<strong>de</strong> Alternative zu vielen 08/15-Cafés dar.Café Meerwiesen // Meerwiesenstr. 1 // Öffnungszeiten: täglich 9- 18 UhrUta MathesAuch, wenn wir Menschen gerne auf unsere Individualität und Einzigartigkeit bestehen… es gibtBedürfnisse, die uns alle einen. Das regelmäßige Aufsuchen <strong>de</strong>s „Stillen Örtchens“ gehört <strong>de</strong>finitivdazu. Hier ist die <strong>Uni</strong> Mannheim, wie in vielen Dingen, sehr fortschrittlich und bietet ihren aufIndividualität pochen<strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten die Möglichkeit, ihr ganz persönliches Toilettenerlebnis zu zelebrieren.Da wäre zum Beispiel das Klo unter <strong>de</strong>r EO-Cafeteria, zu erreichen über eine steile Treppe, dieim wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes in die Abgrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Toilettenwelt führt. Zu empfehlen ist dieser Ortlediglich <strong>de</strong>n schmerzlosen Spartanern unter <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten, die sowohl Seife als auch Toilettenpapierfür überflüssigen Luxusschnickschnack halten. Die allzeit zerstörte Handtuchvorrichtung macht dashygienische Hän<strong>de</strong>trocknen zu einem Ding <strong>de</strong>r Unmöglichkeit. Wer es etwas edler bevorzugt, <strong>de</strong>rsucht die Mitarbeitertoiletten im zweiten Stock <strong>de</strong>s EW auf, um seinen Toilettengang zu einem angenehmenErlebnis zu machen. God save this Loo!Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m Mysteriösen im Normalen, <strong>de</strong>m Spannen<strong>de</strong>n im Alltäglichen? Dannmuss man sich in die wie Heizungskeller anmuten<strong>de</strong>n Bereiche unterhalb <strong>de</strong>s West- beziehungsweiseOstflügels aufmachen… wie einer, <strong>de</strong>r auszog, um Erleichterung zu suchen und sich in einem beklemmen<strong>de</strong>nKlo mit Gruselfaktor wie<strong>de</strong>rfand. Gänsehaut auf <strong>de</strong>r Kloschüssel. Sportler kommen auf ihreKosten, wenn sie sich an die Besteigung <strong>de</strong>r Toiletten am nördlichen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s EW wagen. Diese steileTreppe macht je<strong>de</strong>s Workout überflüssig und lässt das Sportlerherz höher schlagen.Wer sich hier noch nicht wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>n hat: Die verwinkelten Korridore <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheimmögen noch das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re geheime Klo verbergen… Wer suchet, <strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>t. Beson<strong>de</strong>rs, wennes dringend ist.Ein Hörsaal mit einer ungewöhnlichenHolzvertäfelung. In <strong>de</strong>r hintersten Ecke <strong>de</strong>r<strong>Uni</strong>. Dort, wo sich normalerweise nur Juristenhin verirren. Hier, in diesem Raum,fin<strong>de</strong>n sich Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s einundzwanzigstenJahrhun<strong>de</strong>rts für ihre Vorlesungen zusammen– scheinbar! Tatsächlich begehensie aber eine Zeitreise in die siebziger Jahre,die genau neunzig Minuten dauert.Liegt es wohl an <strong>de</strong>m neuen Direktor,dass die <strong>Uni</strong> Mannheim mit Wandschmuckim Retro-Look ausgestattet ist, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>nFußbo<strong>de</strong>n erinnert, über <strong>de</strong>n einst eifrigeDiener <strong>de</strong>s Schlosses hasteten? Ist dies <strong>de</strong>rverzweifelte Versuch, ein Stück Geschichtezu erhalten o<strong>de</strong>r versteckt sich dahinterein heimlicher Seventies-Fetisch? O<strong>de</strong>r warschlicht kein Geld da, die schweren Holzstückezu entsorgen? Frei nach <strong>de</strong>m Motto:„Wir hängen es einfach mal auf!“ Vielleichtwur<strong>de</strong>n jene viereckigen Holzplatten aberauch mit einem Dauerklebefluch belegt, zu<strong>de</strong>m bislang noch kein Gegenzauber gefun<strong>de</strong>nwur<strong>de</strong>? An<strong>de</strong>rerseits besteht die Möglichkeit,dass viele Stu<strong>de</strong>nten je<strong>de</strong>n Tag an<strong>de</strong>n verborgenen Öffnungen zu etlichenGeheimeingängen durch die <strong>Uni</strong> vorbeilaufen.Liegt hier die Antwort auf die Frage,wie man sich lange Wege über <strong>de</strong>n Ehrenhofersparen kann?Nach neunzig Minuten en<strong>de</strong>t für dieStu<strong>de</strong>nten die Zeitreise. Sie packen ihre Sachenzusammen und treten hinaus aus <strong>de</strong>nSiebzigern, hinein in <strong>de</strong>n schnö<strong>de</strong>n <strong>Uni</strong>alltag.Was es wirklich mit <strong>de</strong>r rätselhaftenWandvertäfelung auf sich hat, muss in eineran<strong>de</strong>ren Vorlesung ergrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n!Lydia Weitzel und Ann-Christin SchillerCarlotta Eisele


www.myodogcafe.comOrganic Hot-Dogs,Kaffee & mehr...O’Dog Café . M5 / 868161 Mannheim

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