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Campusleben 6 7VERGISS MEIN NICHT! EINE ENDLOSEWIEDERKEHR DER ABSCHIEDENACHSCHLAGGEFÄLLIG… HERR JOBI?CampuslebenAuslandsaufenthalte, Praktika und <strong>de</strong>r Besuch unterschiedlicher Hochschulen lassen Fernbeziehungenzum stu<strong>de</strong>ntischen Alltag wer<strong>de</strong>n. Will man sich nicht zwischen einem perfektenLebenslauf o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Partner entschei<strong>de</strong>n, beginnt eine Zerreißprobe für die junge Liebe.Sonntagabend am Mannheimer Hauptbahnhof:Noch ein schneller Kuss, ein letztes stummes Zuwinkenund schon rollt <strong>de</strong>r Zug aus <strong>de</strong>m Blickfeld. Zurückam Bahnsteig bleibt die BaKuWi-Stu<strong>de</strong>ntin Anne (AlleNamen geän<strong>de</strong>rt, Anm. d. Red.). Sie ist eine von vielenStudieren<strong>de</strong>n, die auf Distanz lieben: Laut unsererUmfrage führen fast zwei Drittel <strong>de</strong>r Mannheimer Studieren<strong>de</strong>n,die in einer Partnerschaft sind, eine Fernbeziehung.Seit drei Jahren sind sie und ihr Freund Mario, <strong>de</strong>rin Karlsruhe studiert, ein Paar. Die unterschiedlichenSemesterzeiten fin<strong>de</strong>t sie praktisch. Während ihrer Ferienzieht sie bei ihm ein und umgekehrt. Doch diebei<strong>de</strong>n überstan<strong>de</strong>n schon weitaus größere Entfernungen.Zu Beginn ihrer Beziehung verbrachte Mario einSemester in San Diego. Sie betont, dass eine Fernliebeohne stabile Vertrauensbasis keine Chance hat: „UnsereBeziehung überdauerte die räumliche Trennung nur,weil wir schon seit längerer Zeit beste Freun<strong>de</strong> waren.“Eigentlich sollte eine ernsthafte Beziehung einAuslandssemester verkraften, doch <strong>de</strong>r Germanistik-Stu<strong>de</strong>nt Daniel spricht aus Erfahrung. Während seinerZeit an <strong>de</strong>r Karls-<strong>Uni</strong>versität in Prag kamen sich vielevergebene Studieren<strong>de</strong> aufgrund <strong>de</strong>s günstigen Bieresund <strong>de</strong>r wil<strong>de</strong>n Partys sehr schnell näher, ganz nach<strong>de</strong>m Motto: „Was im Ausland passiert, bleibt im Ausland.“Die positive Seite: intensive Wie<strong>de</strong>rsehensfreu<strong>de</strong>Dass Distanz <strong>de</strong>nnoch kein Hin<strong>de</strong>rnis für die Liebesein muss, beweist <strong>de</strong>r Jura-Stu<strong>de</strong>nt Steffen. Seit einemJahr liebt er über Län<strong>de</strong>rgrenzen hinweg: SeineHerzdame studiert an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>versity of Reading. Erempfin<strong>de</strong>t es als „unnatürlich und ein wenig seltsam“,je<strong>de</strong>n Abend das Leben seiner Freundin am Computernachzuholen. Dabei sind Skype o<strong>de</strong>r Whatsapp einwahrer Segen für Fernbeziehungen. Der Entfernungkann Steffen sogar etwas Positives abgewinnen: „DieMomente <strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>rsehens sind sehr stark. Außer<strong>de</strong>mschätzt man <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren mehr als im Alltag.“Letztendlich sind Fernbeziehungen aber kostspielig,<strong>de</strong>nn Flug- und Fahrtkosten müssen bezahlt wer<strong>de</strong>n.Damit die Liebeswochenen<strong>de</strong>n ungestört verlaufen,müssen die Werktage durchorganisiert wer<strong>de</strong>n.Hobbies sowie Freun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n vernachlässigt, zumLernstress gesellt sich extremer Zeitdruck. So berichtet<strong>de</strong>r VWL-Stu<strong>de</strong>nt Simon, dass sich seine Ex-Freundin<strong>de</strong>shalb nach kurzer Zeit von ihm trennte. Inzwischensieht er dies pragmatisch: „Wenn man Chancen aufAuslandserfahrung o<strong>de</strong>r Praktika hat, dann sollte mannicht darauf verzichten, son<strong>de</strong>rn einen Schlussstrichziehen.“Für Romantiker gibt es <strong>de</strong>nnoch Hoffnung: Von<strong>de</strong>n Mannheimer Studieren<strong>de</strong>n sind sowohl die Fernlieben<strong>de</strong>nals auch diejenigen, die sich in einer Nahbeziehungbefin<strong>de</strong>n, schon seit durchschnittlich dreiJahren vergeben. Somit haben auch Fernbeziehungengute Zukunftschancen. Nur ein geringer Teil kann sichaufgrund <strong>de</strong>s rastlosen Stu<strong>de</strong>ntenlebens keine festePartnerschaft vorstellen.Saskia Guckenburglinks: Angekommen an <strong>de</strong>r EndstationSehnsucht.rechts: Beziehungsstatus MannheimerStudieren<strong>de</strong>rBei einem Mittagessen in <strong>de</strong>r Mensa interviewen wirje<strong>de</strong>s Semester eine zu Unrecht unbekannte Persönlichkeit<strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim. Dieses Mal stellen wir MichaelJobi vor, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>n Tag die Post auf <strong>de</strong>m Campusverteilt. Mittags isst Michael Jobi nur ein Fleischkäsebrötchen,ansonsten hält er sich mit Kaffee auf <strong>de</strong>n Beinen.Deshalb gibt es kein Menü, son<strong>de</strong>rn Milchkaffeeund Sonnenschein auf <strong>de</strong>r Mensaterrasse.uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong>: Gehört die Mensa auch zu Ihrem Anlieferungsgebiet?Michael Jobi: Nein, die Mensa beliefere ich nicht. MeineAufgabe ist es, <strong>de</strong>n Lehrstühlen Post zu überbringen.Da kommt einiges zusammen: Briefe, Bücher, Akten,Pakete. Manchmal wird <strong>de</strong>r Transporter auch genutzt,wenn die Maschinen <strong>de</strong>s Hausmeisters o<strong>de</strong>r Stellwän<strong>de</strong>von A nach B müssen. Früher haben auch mal Biertischedazugehört, wenn die Fachschaften Partys veranstaltethaben. Das hat viel Spaß gemacht, aber heutegeht das aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n nicht mehr.Gibt es an <strong>de</strong>n einzelnen Lehrstühlen aus Ihrer PerspektiveUnterschie<strong>de</strong>?Man trifft an <strong>de</strong>n Fakultäten durchgehend klasse Persönlichkeiten,aber auch <strong>de</strong>sinteressierte Leute. Die Hiwis<strong>de</strong>r BWLer gehen beispielsweise immer mit raus,wenn ich mehrere Kisten zu schleppen habe. Das machendie SoWis nicht unbedingt. Sie sind gedankenloserund merken es meist gar nicht. Vor A3 ist mir abereinmal etwas passiert, das meine Geduld herausfor<strong>de</strong>rte.Ich lieferte Zeitschriften mit <strong>de</strong>m Transporter an dieGarage <strong>de</strong>r Bibliothek und dann stellte allen Ernstesein junger Kerl sein Fahrrad direkt hinter meiner La<strong>de</strong>klappeab. Auf die höfliche Bitte, er möge sein Fahrradwoan<strong>de</strong>rs hinstellen, hat er verneint und rotzfrech geantwortet.Das war heftig.Dem Klischee nach ist <strong>de</strong>r Wachhund <strong>de</strong>r Feind <strong>de</strong>sBriefträgers. Treten in Ihrem Arbeitsalltag vergleichbareHin<strong>de</strong>rnisse auf?Ja – ein<strong>de</strong>utig Fahrrä<strong>de</strong>r, obwohl ich privat selbst vielFahrrad fahre. Aber hier ist es ein Graus, weil die Studieren<strong>de</strong>noft nicht mit<strong>de</strong>nken. So wer<strong>de</strong>n Fahrrä<strong>de</strong>rbei L9, 5 an <strong>de</strong>n Eingang gekettet und ich muss danndie gesamte Bismarckstraße blockieren, weil ich nichtin die Einfahrt komme. O<strong>de</strong>r manchmal stehen Fahrrä<strong>de</strong>rvor <strong>de</strong>r Garage, sodass man mit <strong>de</strong>m Auto nichtherausfahren kann.Und wie sieht es mit positiven Ereignissen o<strong>de</strong>r Erfahrungenaus?Was ich beson<strong>de</strong>rs mag, sind die Freiheiten, die mirmein Chef lässt. Egal, wann ich <strong>de</strong>n Transporter für<strong>Uni</strong>-Fahrten brauche, ich kann ihn immerfahren. Auch die zeitliche Ungebun<strong>de</strong>nheitkommt mir gelegen, <strong>de</strong>nn ich teile mir meineArbeitstage so ein, wie es mir beliebt. Ichfange morgens um 4.30 Uhr an und hörenachmittags um 15.30 Uhr auf – elf Stun<strong>de</strong>nBereitschaftsdienst eben. Natürlichsind es auch die Menschen, die meinen Jobaufheitern, und die vielen Kleinigkeiten,die ich mitbekomme. (lacht)Gibt es etwas, das Sie an Ihrer Arbeit beson<strong>de</strong>rsmögen?Die unterschiedlichen sozialen Kontaktemachen die Arbeit an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> spannend.Einen Acht-Stun<strong>de</strong>n-Tag allein im Bürowür<strong>de</strong> ich nicht lange aushalten. SchwereKisten sollte ich zwar eigentlich nichtmehr heben, aber lieber lasse ich mich irgendwannins Auto tragen als versetzt zuwer<strong>de</strong>n. (lacht) Ach, und das Schöne anmeinem Job ist, dass die jungen Leute auchmich jung halten. Diese Vielfalt von Jungbis Alt hat man sonst nirgendwo.Und nun, Nachschlag gefällig?Ja gerne, ein Käffchen nehme ich noch!Interview: Uta MathesMichael Jobi wur<strong>de</strong> 1961 in <strong>de</strong>rNähe von München geboren.Heute wohnt er 40 Kilometer vonMannheim entfernt in Philippsburg-Rheinsheim.Lange Zeit arbeiteteer als Fernfahrer und absolvierteim Alter von 30 Jahren eineUmschulung zum Industriekaufmann.Nach <strong>de</strong>r Schließung <strong>de</strong>rFirma, bei <strong>de</strong>r er gearbeitet hatte,bewarb er sich 2001 an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>versitätund ist seither Kraftfahrer fürdie Verwaltung. Er sieht sich selbstals „<strong>Uni</strong>-“ und weniger als „Verwaltungsmitglied“.Foto: Uta Mathes

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