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Elfenbeinturm18 19Elfenbeinturm„DREI JAHRE STUDIUMSIND OFT ZU WENIG“Mehr Masterplätze, gerechte För<strong>de</strong>rung von Benachteiligten undam liebsten ein ganz an<strong>de</strong>res Bachelor-System: Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thad<strong>de</strong>n hat einiges vor. Kurz nach seinem Amtsantrittam 1. Oktober 2012 hat das uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong> mit <strong>de</strong>m frischgebackenenRektor über seine Pläne gesprochen.Ihre Frage impliziert, man wolle <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>ntenso, wie das I<strong>de</strong>al es vorschreibt. Ichmöchte Leuten nicht vorschreiben, wie siezu sein haben. Ich wür<strong>de</strong> mich freuen, auf<strong>de</strong>m Campus so viel Verschie<strong>de</strong>nheit wiemöglich zu sehen: Hautfarbe, Geschlecht,sexuelle Orientierung, Herkunft, sozialeSchichten und so weiter.uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong>: Wie viele Semester brauchtenSie bis zu ihrem Diplomabschluss?Ernst-Ludwig von Thad<strong>de</strong>n: Ich glaubezwölf Semester, da war ich 26 Jahre alt.Das ist heute unvorstellbar. Im Interviewmit <strong>de</strong>m uni<strong>MA</strong><strong>gazin</strong> beklagte ihrVorgänger: „Wir wer<strong>de</strong>n eine Teenie-<strong>Uni</strong>versität. Ich halte es für verantwortungslos,wenn sich 16-Jährige nur nochmit Finance-Accounting o<strong>de</strong>r Marketingauseinan<strong>de</strong>r setzen und dann ins Lebenentlassen wer<strong>de</strong>n.“ Stimmen Sie <strong>de</strong>m zu?(lacht) Verantwortungslos ist ein ziemlichstarkes Wort. So pointiert stimme ich <strong>de</strong>mnicht zu. Die Teenies und ihre Eltern habenimmer noch selbst die Verantwortungüber ihr Studium. Ich <strong>de</strong>nke, Herr Arndtempfand es als nicht erstrebenswert, mit 16an die <strong>Uni</strong>versität zu gehen und sie nachhochkonzentrierter Arbeit mit 19 wie<strong>de</strong>r zuverlassen. Da teile ich Herrn Arndts Meinungvollständig, <strong>de</strong>nn man hat dann erstziemlich wenig von <strong>de</strong>r Welt gesehen. Aberauf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite kann man, wenn mandas partout möchte, mit 19 und einem abgeschlossenenBachelor-Studium für 5 Jahrein eine Künstlerkolonie gehen, dort dasLeben an<strong>de</strong>rs kennen lernen und ist danntrotz<strong>de</strong>m erst 24.Im Mannheimer Morgen vom 29.09.2012for<strong>de</strong>rten Sie ein längeres Bachelor-Studiumvon vier statt drei Jahren. Ist dasdie Lösung für zu junge Studieren<strong>de</strong>?Das ist nicht nur eine Lösung für die zujungen Studieren<strong>de</strong>n. Drei Jahre Studiumsind oft zu wenig. Es ist nicht vernünftig,jeman<strong>de</strong>n nach sechs Semestern herauszuwerfen,und das ist auch im ursprünglichenBologna-Entwurf nicht vorgeschrieben.Diejenigen, die dann noch nicht fertig sind,sollten ein Jahr weiter studieren können,wobei man allerdings konstatieren muss,dass das Land unsere Bachelor-Studienplätzeeigentlich nur für drei Jahre finanziert.Stehen Sie also nicht hinter <strong>de</strong>m gegenwärtigenSystem?So kann man das nicht sagen. Ich <strong>de</strong>nke,dass das Drei-plus-zwei-System [Drei JahreBachelor, zwei Jahre Master; Anm. d. Red.]keine schlechte Lösung ist. Vier plus zweiwäre ein recht langes und damit teureresStudium. Vier plus eins fän<strong>de</strong> ich persönlichgut. Man muss jedoch immer Kostenund Nutzen vergleichen. Deutschlandsteckt tief in <strong>de</strong>n roten Zahlen. Die aktuelleGeneration zahlt <strong>de</strong>n Preis, dass ich so langestudieren konnte. Ich bin kein Freund<strong>de</strong>s zweijährigen Masters, allerdings hatzum Beispiel in <strong>de</strong>n Geisteswissenschaftendas Drei-plus-zwei-System durchaus einenSinn, o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>ren Fächern, in <strong>de</strong>nen eseine strukturierte Doktoran<strong>de</strong>nausbildunggibt, die auf das zweite Masterjahr aufbauenkann.Erst Bachelor, dann KünstlerkolonieDas System hat jedoch nur einen Sinn,wenn ausreichend in Masterplätze investiertwird. Wie viele wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächstenJahren in Mannheim hinzukommen?Ja, das stimmt. In Mannheim hat die BWL-Fakultät von Anfang an stark in Masterplätzeinvestiert, an <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Fakultätenwar das nicht so, da dort <strong>de</strong>r Master eher alseine Spezialisierung für eine kleinere Gruppegesehen wur<strong>de</strong>. Allgemein kann es sicherlichkeinen Anspruch geben, dass je<strong>de</strong>,die einen Bachelor-Abschluss gemacht hat,auch einen Master-Studienplatz bekommt.Im Ministerium scheint es aber immernoch keine endgültigen Pläne zu geben.Dort wird mit Hochdruck gearbeitet, umim Herbst 2013 mehr Plätze zu schaffen.Das ist jedoch sehr knapp, da Professorenerstmal berufen wer<strong>de</strong>n müssen. Ich rechnemit einem Ausbau <strong>de</strong>r Plätze im Jahr 2014.Wie stellen Sie sich <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alen MannheimerStu<strong>de</strong>nten vor?„Mehr Finanzierung durchdie private Hand“Bislang ist diese Verschie<strong>de</strong>nheit kaumzu sehen. Die Behin<strong>de</strong>rtenbeauftragte<strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> betreut gera<strong>de</strong> einmal 50 Betroffene.Auch Arbeiterkin<strong>de</strong>r und Studieren<strong>de</strong>mit Migrationshintergrund sin<strong>de</strong>ine Ausnahme. Wer<strong>de</strong>n Sie sich für Benachteiligteeinsetzen?Für sozial Benachteiligte haben wir bereitsmanches getan. Neben <strong>de</strong>n Deutschlandstipendienwer<strong>de</strong>n in Mannheim mit privatenMitteln 60 bis 70 weitere Stipendienbereitgestellt. Das gibt es an keiner an<strong>de</strong>ren<strong>Uni</strong>versität in Deutschland. Das größteZugangshin<strong>de</strong>rnis für sozial Benachteiligtein Deutschland liegt aber nicht an <strong>de</strong>n<strong>Uni</strong>versitäten, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rungfrühkindlicher und kindlicher Entwicklungsmöglichkeiten,worauf wir an <strong>de</strong>r<strong>Uni</strong>versität direkt keinen Einfluss haben.Behin<strong>de</strong>rte zu unterrichten ist sehr teuer.Das Schloss ist größtenteils barrierefrei, wasaber nicht heißt, dass alle Behin<strong>de</strong>rte, wiezum Beispiel Hör- und Sehbehin<strong>de</strong>rte, hiergut unterrichtet wer<strong>de</strong>n können. Das istsehr teuer und nach meiner Einschätzungtrotz aller Anstrengungen in <strong>de</strong>n nächstenfünf Jahren nicht vollständig umzusetzen.Wir müssen uns weiterhin sehr anstrengen,Behin<strong>de</strong>rte – so gut es geht – zu integrieren.Es gibt zum Beispiel Sportstipendienfür behin<strong>de</strong>rte Spitzensportler.Welche Rolle spielt für Sie die finanzielleUnterstützung durch Unternehmen?Die ist auf lange Sicht sehr wichtig. Ichwünsche mir mehr Finanzierung durchdie private Hand, die auch <strong>de</strong>r ganzen<strong>Uni</strong>versität zugutekommen soll. Gera<strong>de</strong>die Renovierung <strong>de</strong>s Schlosses o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rHasso-Plattner-Bibliothek wur<strong>de</strong> ja teilweisedurch private Mittel finanziert. Auchwenn man dies bedauern mag, ist die Politiknicht in <strong>de</strong>r Lage, mehr als eine soli<strong>de</strong>Grundfinanzierung für die <strong>Uni</strong>versitäten zuleisten. Aber diese reicht manchmal nicht.Das merkt man überall und auch in <strong>de</strong>nGeisteswissenschaften.Apropos Geisteswissenschaften: Ihr Vorgängerzog viel Kritik auf sich mit seinemPlan, die philosophische Fakultät in dieFakultät für Sozialwissenschaften einzuglie<strong>de</strong>rn.Was wer<strong>de</strong>n Sie in <strong>de</strong>n nächstenJahren konkret für die Fakultät tun?Da manche Studiengänge in <strong>de</strong>n Geisteswissenschaftenzulassungsfrei sind und dieAnzahl von Studienanfängern steigt, habenwir dort manchmal überfüllte Hörsäleund überlastete Lehren<strong>de</strong>. Die Qualitätund die individuelle Betreuung lei<strong>de</strong>n. DasWissenschaftsministerium lehnt jedoch imMoment eine Zulassungsbeschränkung ab– was man im Hinblick auf die starken Abiturjahrgängeverstehen kann. Auf Grund<strong>de</strong>r Intervention <strong>de</strong>s vergangenen Rektorateshaben wir in Mannheim vom Ministeriumallerdings eine dringend notwendigeÜberbrückungsfinanzierung erhalten, mitdrei- o<strong>de</strong>r fünfjährigen Professuren undDozentenstellen. Ich wer<strong>de</strong> mich dafür einsetzen,diese Mittel auch künftig zu sichern.Hans-Wolfgang Arndt war bekannt fürsein Hobby Fahrradfahren. Womit beschäftigenSie sich in Ihrer Freizeit?Fahrradfahren. (lacht) Das war auch einsunserer liebsten Gesprächsthemen.Interview: Rebecca Bierbrauer, Felix Friedrichund Saskia GuckenburgKritischer Blick aufs System: <strong>de</strong>r neueRektor <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Mannheim.

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