S E K T I O N K L A G E N F U R T
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eingehenden Landschaftsbetrachtung<br />
widmen. Abends wird es<br />
frisch, stelle ich aufgrund meiner<br />
mangelhaften Ausrüstung fest. Ich<br />
bin als Halbschuhtourist unterwegs,<br />
nicht einmal einen Anorak habe ich<br />
mit. Dafür wird uns heißer Tee<br />
gereicht, danach gibt es ein prima<br />
Menü.<br />
Kalte Füße auf Tropenbergen<br />
Unsere Betreuer sind überaus fürsorglich,<br />
auch Schlafsäcke haben sie<br />
für uns mit. Gerald hat schlauerweise<br />
Reserveschuhe mit und erspart<br />
sich am Abend die kalten<br />
Füße in den durchnässten Schuhen.<br />
Es gibt einen Prachtsonnenuntergang<br />
und eindrucksvolle Tiefblicke<br />
auf den von Steilstufen eingesäumten<br />
Kratersee. Die Nacht ist klar,<br />
aber kurz, denn bereits um halb<br />
drei wecken uns die Stimmen unserer<br />
Freunde, die sich schon wieder<br />
ums Feuer bemühen. Also wieder<br />
hinein in die nassen Schuhe und<br />
hinaus in die kalte Nacht. Ein Masochist<br />
bist du eigentlich schon, denk<br />
ich mir. Trotz der immer wiederkehrenden<br />
Strapazen und Unannehmlichkeiten<br />
wird man des Entdeckens<br />
und Erlebens nie müde. Neue<br />
Abenteuer locken, solang die Füße<br />
tragen, solang Herz und Lunge<br />
belastbar sind. Als Entschädigung<br />
hat man für uns sogar eine Taschenlampe<br />
bereit, was in Anbetracht<br />
der Finsternis unerlässlich ist.<br />
Frank und Kirsten heißen unsere<br />
beiden norddeutschen Mitbewerber,<br />
sie sind weit besser ausgerüstet<br />
als wir beide. Der steile Aufstieg<br />
bringt unsere nachtsteifen Gestalten<br />
bald zum Schwitzen, bis eine<br />
kühle Brise am wieder flach verlau-<br />
fenden Kraterrand empfindlich<br />
kühlt.<br />
Mühevoller Gipfelsturm<br />
Letzten Endes führt ein ebenso langer<br />
wie steiler Schutthang zum Gipfel,<br />
den wir im Morgengrauen<br />
bewältigen. Ein Schritt vor, zwei<br />
zurück, unter der bekannten Devise<br />
keuchen wir zum 3726m hohen<br />
Gipfel des Rinjani hinauf. Es ist kurz<br />
nach sechs Uhr morgens und kalt.<br />
Mit einem kräftigen<br />
Jauchzer gebe ich meiner<br />
Freude Ausdruck,<br />
trotz eisiger Hände und<br />
Ohren. Das Erreichen<br />
eines Zieles macht dich<br />
zwar um eine Hoffnung<br />
ärmer, aber auch um das<br />
Erlebnis reicher. Der<br />
Gunung (Berg) Rinjani<br />
ist genauso wie der<br />
Gunung Agung auf Bali<br />
heilig. Auch der jetzt<br />
tief unter uns schillernde<br />
Kratersee wird von den Balinesen<br />
und den Sasaks, so nennt sich<br />
die Bevölkerung Lomboks, als heilig<br />
verehrt. Ich kann die ganze Insel mit<br />
dem Blick umfassen. Im Osten hebt<br />
sich die Nachbarinsel Sumbawa mit<br />
ihren Bergen aus der Weite des<br />
Meeres, im Westen zeigt sich der<br />
Agung von Bali, auch er ist über<br />
3.000 Meter. Allein der Sonnenaufgang<br />
vollzieht sich unsichtbar hinter<br />
einer Wolkenbank. Ein junger<br />
Krater im See schickt Rauchsignale,<br />
er stammt vom letzten Ausbruch im<br />
Jahre 1966. Die Vulkanlandschaft<br />
mit ihren Gipfeln, Wänden und<br />
Abbrüchen beherrscht den Norden<br />
der Insel. Der kalte Wind verkürzt<br />
unsere Gipfelrast, zurück geht es<br />
dann herrlich über den langen<br />
Schutthang, wie bei uns in den<br />
Kalkalpen. Im Lager erwarten uns<br />
die Freunde mit einem leckeren<br />
Bananen-Pfannkuchen. Während<br />
anschließend alles abgebaut wird,<br />
liegen Gerald und ich am warmen<br />
Fels, schauen hinunter zum sattgrünen<br />
See und dösen.<br />
Eine Affenherde am<br />
Lagerplatz<br />
Da erscheint unvermittelt ein Affe<br />
auf der Felskante. Ihm folgt eine<br />
Herde von 15–20 Tieren, die alle<br />
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Lombok<br />
AUF TOUR<br />
mühelos über die Felswände heraufturnen.<br />
Als Gerald dem Leittier<br />
Bananenreste reicht, kommen die<br />
anderen auch näher, werden aber<br />
unsanft verjagt. Nachdem der Platz<br />
von uns geräumt ist, machen sich<br />
alle über die Essensreste an der Feuerstelle<br />
her. Wir verabschieden uns<br />
von Kirsten und Frank, die ihre<br />
Wanderung dem See entlang fortsetzen.<br />
Sie werden erst übermorgen<br />
wieder den Tatort erreichen.<br />
Wir steigen über den Anstiegsweg<br />
wieder ab. Längst hat sich der Berg<br />
wieder in Wolken gehüllt, aber<br />
heute kommt der Regen nicht so<br />
schnell. Eine Gruppe Einheimischer<br />
begegnet uns, sie steigen die 2000<br />
Meter zum See auf, um zu angeln!<br />
Bei zunehmender Schwüle absolvieren<br />
wir den endlos langen Rückweg.<br />
Als wir nach vier Stunden am<br />
Ausgangspunkt eintreffen, öffnen<br />
sich die Schleusen des Himmels. Es<br />
ist Beginn der Regenzeit.<br />
Text und Fotos: Seppi Weiss<br />
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