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Das Risiko der Gewaltfreiheit. Was können die Weltreligionen für ...

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Reinhold Mokroscheinsetzen, <strong>die</strong> zeichnet Allah mit mächtigem Lohn aus« (z.B. Sure 61, 11u.ö.).Von einem bewaffneten Dschihad war zu <strong>die</strong>ser Zeit noch keine Rede.<strong>Das</strong> setzte erst ein, als Muhammad aufgrund seines Glaubens von denkorrupten mekkanischen Kaufleuten und mordsüchtigen Soldaten ausMekka vertrieben wurde und 622 in <strong>der</strong> berühmten Hidschra mit seinenAnhängern nach Medina floh. Als er sich dort von den nachsetzendenMekkanern bedroht fühlte, führte er Verteidigungs- und Angriffskriegegegen <strong>die</strong> »ungläubigen Polytheisten«, wie er sie nannte. Ja, er for<strong>der</strong>teseine Anhänger zum bewaffneten, gewalttätigen Dschihad gegen <strong>die</strong> Polytheistenauf und versprach ihnen wie<strong>der</strong>um Allahs großen Lohn. »Tötet<strong>die</strong> Polytheisten, wo ihr sie findet«, rief er seinen Gläubigen zu, »ergreiftsie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf! Wenn sie sich aber bekehrenund das Gebet verrichten und <strong>die</strong> Pflichtabgabe leisten, dann lasst sieihres Weges ziehen!« (Sure 9, 5). Und ein paar Verse später interpretierteer den Dschihad noch bedrohlicher, wenn er zum Kampf auch gegen Judenund Christen als sog. Schriftbesitzer aufrief: »Bekämpft <strong>die</strong>, <strong>die</strong> nicht anAllah und den Jüngsten Tag glauben, nicht verbieten, was Allah und seinGesandter verboten haben, und nicht <strong>die</strong> wahre Religion befolgen – unterdenen, denen <strong>die</strong> Schrift gegeben ist – bis sie unterlegen den Tribut aushändigen.«(Sure 9, 29) Allerdings fügte er an an<strong>der</strong>er Stelle hinzu: »Sindsie zum Frieden geneigt, so sei auch du dazu geneigt und vertraue nur aufAllah« (Sure 8, 61). Und an einer weiteren Stelle betonte er: »In <strong>der</strong> Religiongibt es keinen Zwang« (Sure 2, 256). 11 Aber Vorrang haben in <strong>der</strong>Medina-Zeit eben Verse wie Sure 4, 74 »Wer auf dem Weg Allahs kämpft,mag er umkommen o<strong>der</strong> siegen, wird großen Lohn empfangen« undwenige Verse später: »Wer Gut und Blut für <strong>die</strong> Sache Allahs wagt, wirdvon Allah sofort begnadet und im Para<strong>die</strong>s sein, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en auch, aberetwas später« (Sure 4, 95).<strong>Das</strong> sind <strong>die</strong>jenigen Verse, mit denen muslimische Terroristen nochheute ihre Morde legitimieren – völlig zu Unrecht, denn Muhammad hattezum Kampf nur gegen <strong>die</strong> mekkanischen Polytheisten aufgerufen, nichtzum weltweiten Kampf gegen alle Nichtmuslime. Solche Ausweitung isttotal illegitim und richtet sich gegen Allah und seinen Gesandten, argumentierenauch gemäßigte Muslime. Freilich wurde <strong>die</strong>se Ausweitung nurmöglich, weil Muhammad eben zum bewaffneten Krieg aufgerufen hatte.Die Instrumentalisierung und Pervertierung hat (wie im Judentum undChristentum) ihren Ermöglichungsgrund in <strong>der</strong> Schrift. Insofern sind eszwar <strong>die</strong> gewalttätigen und mordsüchtigen Terroristen, welche den Dschihadpervertieren, aber einen zum Morden aufrufenden (lokalen!) Dschihadgibt es eben auch schon im Koran.180

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