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Das Risiko der Gewaltfreiheit. Was können die Weltreligionen für ...

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<strong>Das</strong> <strong>Risiko</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltfreiheit</strong>Lassen sich jüdische Fanatiker überhaupt zum Frieden erziehen?Dazu gehört sicherlich eine lange Aufklärung, <strong>die</strong> zu <strong>der</strong> Einsicht führensollte, dass jahwistische Kriegstheologie nicht auf unsere Gegenwartübertragen werden kann und dass <strong>die</strong> Shalom-Pflicht für Juden weitausgrößer ist als eine gewaltsame »Groß-Israel«-Implementierung. Außerdemmüssten durch <strong>die</strong> üblichen Antiaggressions-, Hassüberwindungs- undEntfeindungsübungen alle Versuche zur Friedensbefähigung unternommenwerden. Aber bei Fanatikern ist das freilich selten von Erfolg gekrönt.II. Gewalt und Frieden in Lehren und Religionsgemeinschaften des ChristentumsSituationen: Im März 2003 eröffnete <strong>der</strong> amerikanische Präsident G.W.Bush seine Kabinettssitzung wie üblich mit einem Gebet; aber <strong>die</strong>smal wares ein beson<strong>der</strong>es Gebet: »Christus, du bist das Licht <strong>der</strong> Welt und hastAmerika erwählt, das Licht aller Völker zu sein. Du wirst wie<strong>der</strong>kommenin den USA. Du hast uns beauftragt, dein Licht in <strong>die</strong> Welt zu tragen -auch in den Irak!« 5 In einem vorausgegangenen Interview hatte er aufNachfrage gesagt, dass <strong>die</strong> Bergpredigt Jesu jetzt ausgesetzt werden müsse.Wenige Tage später begann <strong>die</strong> Bombar<strong>die</strong>rung und Vernichtung des Irakund <strong>der</strong> irakischen Bevölkerung, mit den gleichen ›christlichen‹ Argumentenwie bei den beiden Golf-Kriegen in den 1990er-Jahren. Die eindrucksvollenFriedens- und <strong>Gewaltfreiheit</strong>s-Demonstrationen und Menschenkettenvon Millionen Christen und Nichtchristen rund um den Erdballwurden nicht erhört. Als weiteres Beispiel fanatischer christlicher Gewaltrechtfertigungmuss wohl <strong>der</strong> jüngste Anschlag des 32-jährigen norwegischenfanatischen Serien-Mör<strong>der</strong>s Breivik von Oslo und Utøja analysiertwerden.Es gibt aber in jüngster Zeit zahlreiche Beispiele, wie Christen eindrucksvollFrieden stiften und gestiftet haben. Die katholische BewegungSant’Egidio z.B. hat bei ihrem Kampf gegen Krieg und Armut in Mozambik,an <strong>der</strong> Elfenbeinküste, in Albanien, Burundi, Liberia, Guatemala,Algerien, El Salvador, Libanon und im Kosovo durch Dialoge <strong>der</strong> Menschlichkeitund <strong>der</strong> (politischen) Versöhnung z.T. dauerhaften Frieden ermöglicht.Pax Christi und Aktion Sühnezeichen repräsentieren zahlreicheweitere Beispiele für Friedenstiftungen zwischen Konfliktparteien. DieReihe christlicher Friedensbewegungen ist erfreulich lang. 6Welche christlichen Traditionen könnten zur Gewaltanwendung verführen?Zur Rechtfertigung von Krieg und Gewalt haben Christen sowohl <strong>die</strong>o.g. Kriegstheologie des Alten Testaments als auch neutestamentlichePassagen herangezogen. Zur Gewalt- und Kriegsrechtfertigung z.B. wurdenaus dem Neuen Testament immer wie<strong>der</strong> folgende Worte Jesu zitiert:175

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