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Krisen und Katastrophen - sozusagen - WordPress.com

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DGS-Kongress 2012: Das diesjährige Thema lautete Vielfalt <strong>und</strong> Zusammenhaltpolarisierenden Funktionslogik derMassenmedien, die den elaboriertenAuseinandersetzungen innerhalb derWissenschaft nicht ausreichend gerechtwerden kann <strong>und</strong> unterstrichdamit die große Ambivalenz dieserprofessionspolitischen Entwicklung,die u.U. auch der Vielfalt der Soziologieabträglich sein könnte. Geradeunter dem Sparzwang der Universitäten,dem Nutzlosigkeitsvorwurf andie Soziologie <strong>und</strong> dem Druck bzw.Drang von Nachwuchswissenschaftler*innen,sich zum Zweck der Professurbesteigungzu profilieren,scheint es attraktiv, sich öffentlichkeitswirksamzu platzieren. Zurückgelassenwird man mit der Frage, obman den genannten Nachteilendurch eine reflektierte öffentlicheSoziologie – auch in Zeiten des Internets– tatsächlich entgehen kann.Als ein Highlight des Kongressesstellte sich die z.T. an den Soziologentagin Jena anschließende Veranstaltungzur Verbindung vonUngleichheit, Differenzierung <strong>und</strong>Kulturtheorie dar. Wohl kaum einPlenum des Kongresses war so gutbesucht wie der triadische Zusammenschlussder Sektionen Wissenssoziologie,Soziologische Theorie <strong>und</strong>Kulturtheorie. Ein beständiger Ein<strong>und</strong>Ausfluss von Publikumsströmendrängelte sich nach jedem Vortragerneut aus dem <strong>und</strong> in den Saal. Dabeiwurde ein spannendes Angebotan Erklärungsansätzen geliefert, diedie drei Gebiete miteinander zu verbindenversuchten – aus Bielefeldwar hier Anna Amelina vertreten. Eswird sich zeigen, ob <strong>und</strong> wie dasgroße Interesse in weitere Theorieangebote<strong>und</strong> entsprechende Studienübersetzt wird. Uns scheint jedenfalls,dass sich das Feld an konkurrierendenAnsätzen erst noch weitersortieren bzw. klare Positionierungensich noch stärker herauskristallisierenmüssen.Die schönsten Momente erlebteman aber vielleicht an Orten, an denenman sie gar nicht gesucht hätte.Dass an Einführungs- <strong>und</strong> Abschlussveranstaltungennur ein kleinerBruchteil der Teilnehmer*innen erscheint,ist nichts Außergewöhnliches.Dabei werden gerade dort dieritualisierten Zugehörigkeitsgefühleerzeugt, die die Disziplin am sichtbarstenzusammenhalten: In der Anspracheals Gruppe durchVertreter*innen aus der Politik, imGedenken an kürzlich verstorbeneSoziolog*innen, usw. Die Mitgliederversammlungder DGS war hingegengut besucht. Hier konnten sich Studierendeunabhängig vom Status zuprominenten Soziolog*innen gesellen,mit denen man sich vielleicht geradein der Pause zuvor noch eineZigarette geteilt hatte. Gemeinsamapplaudierte man der Vergabe vonDGS-Preisen, die sehr auffällig angender-relevanten Themen ausgerichtetwar. Fast rührend wirkte danndas empörte Raunen auf den Zuschauerrängen,ausgelöst durch dieZahl der Professurverluste <strong>und</strong> -zugewinnein Relation zu „unseren Lieblingsfeinden“(Andrea Maurer 2 ):Während die Soziologie im letztenJahr 47 Professuren verlor, gewannendie Wirtschaftswissenschaften400 neue dazu. Identitäten formensich jedoch nicht nur über Skandalisierung<strong>und</strong> Abgrenzung von anderenDisziplinen, sondern auch durch dieDiskussion um ordnungsherstellendeEmpfehlungen an die Disziplinvertreter*innen.Integrativ wirkte da dieBesprechung professionsstrategischer<strong>und</strong> konfliktbehafteter Themenwie dem verhältnismäßig geringenFrauenanteil in der DGS <strong>und</strong> demVorstand, die Förderung öffentlicherSoziologie durch die DGS, aber auchdie nachdrückliche Ermunterungdurch die Vorsitzende Martina Löw,Fördergelder zu beantragen, die füreine Weiterentwicklung SoziologischerTheorie notwendig sind. Es wärefreilich vermessen, an dieserStelle über die Vielfalt <strong>und</strong> den Zusammenhaltder Soziologie insgesamtein Urteil zu fällen. Aber wirmochten uns dem Soziologie-groupismgerne gefällig fügen, bei so vielStatusindifferenz <strong>und</strong> Kritikfähigkeiteiner Disziplin, die sich nicht in unendlicherSelbstbeweihräucherungsuhlt, aber sich auch nicht geradeselbst zerfleischt – zumindest beider Mitgliederversammlung am Mittwochabendim Raum HZO 50 derRuhr-Uni. 3Anja Jahnel <strong>und</strong> Jana Schäfer­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­[1] Die DGS versammelt einen Großteil allerakademisch tätigen Soziolog*innen unter ihremDach.[2] Zitat aus einem separaten Vortrag.[3] Wir bedanken uns ganz herzlich bei der<strong>sozusagen</strong>-Redaktion für die hilfreichen Kommentare.29mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung vom Büro des Soziologiekongresses 2012, Ruhr­Universität Bochum

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