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Zauberhaftes Frühlingskind Zauberhaftes Frühlingskind

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74 Garten BAUERNBLATT l 23. April 2011 ■<br />

VielAufhebenswirdnichtgemacht<br />

um die kleine Traubenhyazinthe.<br />

Denn sie ziert sich nicht, und sie<br />

drängt sich nie auf. Mehr Zuwendung<br />

erfahren stolzereGartenblumen.<br />

Doch die Kleinen sind König<br />

im April.<br />

Sie wären vielleicht weniger interessant,<br />

würden sie nicht so früh<br />

im Jahr blühen. Und hätten sie nicht<br />

dieses leuchtende Blau, das die Herzen<br />

öffnet. Doch selbst dann noch<br />

wüsste der Gärtner viel Lobendes<br />

über die allerliebsten Perlblumen<br />

zu sagen: Er brächte solche Attribute<br />

wie zuverlässig, anspruchslos,<br />

vermehrungsfreudig bei, um ihr<br />

Ansehen aufzumöbeln. Muscari<br />

bringen den Frühlingshimmel in die<br />

Blumenbeete. Und die blauen Muscari-Bäche<br />

im Keukenhof in Holland<br />

sind oft das Vorbild, das im Miniaturformat<br />

im eigenen Garten nachgestaltet<br />

wird. Eigentlich noch<br />

schöner sind die kleinen Blaumützen<br />

jedoch, wenn sie lockerer und<br />

meist ganz überraschend am Übergang<br />

von der Wiese zur Blütenhecke<br />

auftauchen. Sie haben sich von<br />

Ein hübscher,frühlingshafter Tischschmuck. Als Schnittblumen halten Traubenhyazinthen<br />

etwa eine Woche. Wie stilisiert wirken die traubenförmigen Blütenstände.<br />

Nachvollziehbar,dass sie als Motiv für Porzellan, Serviettentechnik,<br />

Stickvorlagen oder Dekostoffe beliebt sind.<br />

Traubenhyazinthe<br />

<strong>Zauberhaftes</strong> <strong>Frühlingskind</strong><br />

Muscarilatifolium ist eine spät blühende Art mit breiteren Blättern und urnenförmigen<br />

Blüten, die von Hellblau an der Spitze über Blauviolett bis fast Blauschwarz<br />

variieren. Die sehr ansehnliche Art ist in der nordwestlichen Türkei<br />

beheimatet.<br />

selbst dort angesiedelt, aber weil<br />

die blauen Zwerge so gut zu den<br />

gelben Forsythienblüten passen,<br />

kann es nicht schaden, mit einer<br />

Handvoll der preiswert zu erstehenden<br />

Zwiebeln ein wenig nachzuhelfen.<br />

Allen zeitig im Jahr blühenden<br />

Strauchgehölzen gereicht das Zwiebelfußvolk<br />

zu größerer Attraktivität.<br />

Unter den orangerot blühenden<br />

Zierquitten, den rosa Mandelbäumchen<br />

oder zu Füßen der Blutjohannisbeere.<br />

Traubenhyazinthen<br />

sind auch zum Unterpflanzen von<br />

Tulpen oder Hyazinthen beliebt. Ihre<br />

Vitalität ist beeindruckend, nur<br />

zu nass darf der Boden nicht sein.<br />

Die alten Zwiebeln bilden bei den<br />

meisten Arten reichlich Tochterzwiebeln<br />

aus, die in den Folgejahren<br />

heranwachsen und schließlich<br />

neue Blütenstängel bilden. Im Laufe<br />

einiger Jahre entsteht so aus einem<br />

winzigen Tuff ein regelrechter<br />

Teppich aus blauen Blüten. Außerdem<br />

entlassen die Blüten reichlich<br />

Samen, die zur Ausbreitung beitragen.<br />

Wer seinen Garten eher als<br />

wandelbaren Lebensraum denn als<br />

akribisch aufgeräumtes Museum<br />

schätzt, der kann auch mit dem einzigen<br />

kleinen „Makel“ der zierlichen<br />

Blaublüter leben: Ihr kräftiges,<br />

riemenförmiges Laub ist noch etliche<br />

Wochen nach der Blüte präsent,<br />

und erst wenn es vergilbt ist, darf<br />

man ihm zu Leibe rücken.<br />

Muscari armeniacum, Armenische<br />

Traubenhyazinthe, steht meist<br />

auf den Tütchen, in denen die rundlichen,<br />

hellen Zwiebeln angeboten<br />

werden. Sie ist die am häufigsten<br />

angebotene Art hierzulande, sozusagen<br />

der Prototyp der Traubenhyazinthe.<br />

Sie schiebt ihr Laub schon<br />

vor dem Winter heraus und „verwildert“<br />

besonders schnell. Das Weinbergsträubel<br />

mit fast schwarzblauen<br />

Blüten verhält sich ähnlich expansiv.<br />

Die kleine Traubenhyazinthe<br />

(Muscari botryoides) dagegen<br />

kommt eher als Einzelgänger daher.<br />

Ist erst botanischer Ehrgeiz geweckt,<br />

registriert man plötzlich die<br />

feinen Unterschiede. Zuerst bemerkt<br />

man wahrscheinlich die weiß<br />

blühenden Sorten. Dann stellt sich<br />

heraus, dass Blau nicht gleich Blau<br />

ist. Und schließlich gibt es Traubenhyazinthen,<br />

deren Blüten nicht an<br />

winzige Pulverfässchen erinnern,<br />

sondern wie ein Federbusch aufragen.<br />

Vielleicht lohnt sich das Sam-<br />

Arten und Sorten<br />

für Pflanzenjäger<br />

Früh blühende Arten (März/April)<br />

Muscari armeniacum,<br />

Armenische Traubenhyazinthe<br />

,Atlantic’, ,Blue Spike’, ,Cantab’,<br />

,Christmas Pearl’, ,Peppermint’, ,Saffier’<br />

Muscari aucheri,<br />

Aucher-Traubenhyazinthe<br />

,Mount Hood’<br />

Muscari azureum,<br />

Himmelblaue Traubenhyazinthe<br />

,Album’, ,Amphibolis’, ,Purple Form’<br />

Muscari botryoides,<br />

Kleine Traubenhyazinthe<br />

,Album’, ,Carneum’, ,Superstar’<br />

Muscari macrocarpum,<br />

Großfrüchtige Traubenhyazinthe<br />

,Golden Fragrance’<br />

Muscari muscarimi,<br />

Moschus-Traubenhyazinthe<br />

Muscari neglectum,<br />

Weinbergs-Traubenhyazinthe<br />

,Valerie Finnis’, ,Sky Blue’, ,White Beauty’<br />

Muscari racemosum,<br />

Traubige Schopfhyazinthe<br />

Spät blühende Arten (Mai/Juni)<br />

Muscari comosum,<br />

Schopfige Traubenhyazinthe<br />

Muscari latifolium,<br />

Breitblättrige Traubenhyazinthe<br />

Muscari tenuiflorum,<br />

Schmalblütige Traubenhyazinthe


■ BAUERNBLATT l 23. April 2011 Garten<br />

Die Zwiebeln kosten nicht viel, da kann man schon mal klotzen. Die Wirkung<br />

ist oft überzeugender,wenn man gleich eine Hundertschaft ins Feld führt. Die<br />

ebenfalls im April blühenden Strahlenanemonen (Anemone blanda) sind liebenswerte<br />

Nachbarn.<br />

meln! Die Bienen hätten ihre Freude<br />

daran, denn sie schätzen die<br />

zahllosen kleinen Blütchen als frühe<br />

Weide. Schon deshalb kann man<br />

gar nicht genug von den kleinen<br />

Frühlingsboten haben. Traubenhyazinthen<br />

stammen ursprünglich<br />

aus lichten Wäldern und von Bergwiesen<br />

des Mittelmeerraumes und<br />

Kleinasiens. So ist ein sonniger bis<br />

halbschattiger Gartenplatz genau<br />

richtig. Neutraler bis etwas kalkhaltiger<br />

Lehmboden, der nicht zu<br />

feucht sein darf, kommt ihren Wünschen<br />

entgegen. Die Zwiebeln<br />

trocknen leicht aus und lassen sich<br />

nicht lange lagern. Schon ab Ende<br />

August ist wieder Pflanzzeit. Vielleicht<br />

ist jetzt die Lust auf eine eigene<br />

kleine Sammlung geweckt.<br />

Elke Pirsch<br />

PFLANZTIPP<br />

Lasagne-Methode<br />

Ein Frühlingsgarten für Balkon oder<br />

Terrasse ist schnell im Körbchen. Die<br />

Zwiebeln in diesem Garten auf Zeit<br />

werden dicht an dicht gesetzt und nur<br />

flach bedeckt. Bereits im September<br />

wird gepflanzt und an einem geschützten<br />

Platz überwintert.<br />

Als alte Pflanzregel gilt: Zwiebeln<br />

doppelt so hoch mit Substrat bedecken,<br />

wie die Zwiebel dick ist.<br />

Für Blumentöpfe ist das sehr<br />

praktisch: Traubenhyazinthen lassen<br />

sich zum Beispiel gut mit Tulpen<br />

oder Hyazinthen kombinieren,<br />

denn sie haben verschieden<br />

große Zwiebeln und entsprechende<br />

Pflanztiefen, die dicksten<br />

Zwiebeln kommen in die Tiefe.<br />

Mehrere Zwiebel-Schichten übereinander: Damit<br />

es in den Töpfen auf dem Balkon üppig blüht,<br />

hat sich diese Methode bewährt.<br />

Das himmelblaue Muscari azureum<br />

hat etwas dunklere Streifen in den<br />

Blüten.<br />

Muscari ,Blue Spike’ hat außergewöhnlich<br />

große Einzelblüten in<br />

Blauviolett, und es duftet leicht.<br />

Muscari neglectum verdankt seinen<br />

deutschen Namen Weinbergs-Traubenhyazinthe<br />

dem gelegentlich<br />

massenhaften Auftreten in Weinhängen.<br />

Muscari ,Valerie Finnis’ fällt auf. Es<br />

ist mit Blüten in reinstem Hellblau<br />

dicht besetzt.<br />

Schneebedeckte Wipfel bei ,Mount<br />

Hood’, die noch geschlossenen<br />

Knospen sind weiß gefärbt.<br />

Diesmal kein Blau, dafür aber ein<br />

ganz intensiver Duft. Muscari macrocarpum<br />

,Golden Fragrance’ ist besonder<br />

gut im Steingarten aufgehoben.<br />

75<br />

Fotos: Ursel Borstell, Steffen Hauser/Botanikfoto, Marion Nickig (5), Friedrich Strauß, Klaus-Dieter Röding, Blumenbüro Holland (2)


76 Garten BAUERNBLATT l 23. April 2011 ■<br />

Auf der Grenze zwischen Licht und<br />

Schatten wächst der König der Farne,<br />

Osmunda regalis. Taufpate für<br />

diesen stattlichen Farnsoll der germanische<br />

Donnergott Thor gewesen<br />

sein, der den Beinamen Osmunder<br />

führt. Regalis heißt königlich.<br />

Königsfarne sind uralt. Bekanntlich<br />

dominierten in frühen ErdzeitalternFarne<br />

die Pflanzenwelt.<br />

Die Ahnenreihe von Königsfarnen<br />

reicht bis in diese Zeit. Sie gelten<br />

als die ältesten der noch lebenden<br />

Farne. Versteinerungen weisen<br />

sie im Karbon nach. Noch häufiger<br />

wuchsen sie in der Kreidezeit,<br />

also vor ungefähr 80 Millionen Jahren.<br />

Heute eifern sie als Einzelexemplare<br />

ihren Ahnen nach. An passendem<br />

Platz werden sie mehrere<br />

Hundert Jahre alt.<br />

Schon allein darum lohnt sich die<br />

Pflanzung eines Königsfarns im<br />

Garten. Falls er dort an zusagendem<br />

Platz steht, ist er langlebig<br />

Hierzulande ist der Frühling mitunter<br />

noch ungemütlich kühl, je nach<br />

Lage bis Mitte Mai, mitunter Anfang<br />

Juni. Das bedeutet Stillstand<br />

oder gar Rückschlag in der Pflanzenentwicklung.<br />

Dies zu verhindern<br />

dienen Folie und Vlies. Sie<br />

vollbringen indes keine Wunder<br />

und verbesserndie Wachstumsbedingungen<br />

nicht so, dass Saat oder<br />

Pflanzung zwei oder gar drei Wochen<br />

zeitiger erfolgen könnten. Zu<br />

normalen Terminen säen oder<br />

pflanzen, dann Folie oder Vlies zu<br />

Hilfe nehmen –das ist sinnvoll.<br />

Was unterscheidet Schlitzfolie<br />

(wachsende Folie) und Vlies? Schlitzfolie<br />

ist dauerhafter als Vlies, doch<br />

schwerer als dieses. Darum sind<br />

Schlagschäden an empfindlichen<br />

Gemüsearten (Salat) bei heftigem<br />

Wind möglich, was beim extrem<br />

leichten Vlies nicht oder selten vorkommt.<br />

Schlitzfolie ist bei Kulturbeginn<br />

nur beschränkt wasserdurchlässig,<br />

sodass gegebenenfalls bei zurückgeschlagener<br />

Folie gewässert werden<br />

muss, damit trotz anhaltender Tro-<br />

Uralt und fotogen<br />

Königlicher Königsfarn<br />

Im Frühjahr entwickeln sich die Wedel<br />

ziemlich schnell, rollen von ganz unten<br />

bis oben auf, erinnern dabei an<br />

Bischofsstäbe. Foto: Ilse Jaehner<br />

Folie, Vlies und Netz<br />

und wirklich königlich. Die Wedel<br />

werden gut 150 cm lang, mitunter<br />

auch noch länger. Sie sind doppelt<br />

gefiedert und entrollen sich im<br />

Austrieb schlank nach oben, erinnern<br />

so an Bischofsstäbe. In diesem<br />

Zustand sind sie ausgesprochen fotogen.<br />

Fotografen begeistern sich<br />

für sie, Bildhauer, Designer, Maler<br />

ließen und lassen sich von ihnen inspirieren.<br />

Die ersten Wedel sind fruchtbar,<br />

denn im oberen Drittel tragen sie<br />

an bis auf die Spindeln reduzierten<br />

Fiedern rotbraune Sporenbehälter.<br />

Diese fertilen Abschnitte gleichen<br />

Blütenständen, sodass es heißt: Der<br />

Farn „blüht“, obwohl er das selbstverständlich<br />

nicht tut, denn Farne<br />

vermehren sich durch Sporen. Die<br />

Wurzelstöcke bestehen aus festen,<br />

faserigen, schwarzbraunen Rhizomen,<br />

die früher wichtiger Bestandteil<br />

von Orchideenpflanzstoff waren.<br />

Osmundawurzeln und erst<br />

recht ganze wild wachsende Exem-<br />

Schutz an kalten Tagen<br />

ckenheit Samen und Keimlinge in<br />

den Genuss ausreichender Feuchtigkeit<br />

kommen. Das ändert sich erst,<br />

wenn die größer werdenden Pflanzen<br />

die Folie dehnen und sich die<br />

Schlitze weit genug öffnen.<br />

Vlies ist<br />

wasserdurchlässig<br />

Vlies ist dagegen von Anfang an<br />

wasserdurchlässig, sodass bei Trockenheit<br />

über das Vlies gegossen<br />

werden kann.<br />

Schlitzfolie schützt die Pflanzen<br />

nicht vollständig vor Frostschäden,<br />

da durch die Schlitze warme Luft<br />

entweicht und kalte eindringt. Vlies<br />

bietet besseren Schutz, weil ein feiner<br />

Wasserfilm auf dem Vlies zu einer<br />

dünnen, luftundurchlässigen Eisschicht<br />

gefriert und so die Wärme<br />

unterm Vlies bleibt. – Schlitzfolie<br />

darf nicht zu lange auf den Gemüsepflanzen<br />

liegen, was für Vlies nicht<br />

in dem Maße gilt. Bei Radies und<br />

Kopfsalat kann es sogar bis zur Ernte<br />

über den Pflanzen bleiben.<br />

Kulturschutznetze sollen Pflanzen<br />

nicht vor ungünstiger Witterung be-<br />

wahren, sondern vor Schädlingen,<br />

besonders vor allerlei Gemüsefliegen<br />

und Raupen (Kohlweißling). Dabei<br />

kommt es darauf an, dass das<br />

Netz das Beet mit den zu schützenden<br />

Pflanzen rundum dicht abschließt.<br />

Das gelingt mithilfe von<br />

Brettern, einem niedrigen Erdwall<br />

oder Eingraben des Netzrandes etwa<br />

10 cm tief. Finden Schädlinge<br />

auch nur den kleinsten Durch-<br />

plare stehen heute unter strengem<br />

Schutz.<br />

Pflanzen für den Garten erhält<br />

man von Staudengärtnereien, außer<br />

der Art Osmunda regalis den<br />

Purpurkönigsfarn ,Purpurascens’<br />

mit kupfrig angehauchten Wedeln.<br />

Es gibt weitere Varietäten,<br />

doch sind diese nicht allgemein erhältlich.<br />

Königsfarn verdient immer<br />

Einzelstellung, ist keine Massenpflanze<br />

wie etwa Tüpfelfarn,<br />

Rippenfarn oder dergleichen. Königsfarn<br />

steht am besten an Gehölzrändern<br />

mit stundenweiser<br />

Sonne, also nicht vollschattig, oder<br />

an sonst hellen, absonnigen Standorten.<br />

Die Erde sei nährstoffreich,<br />

frisch bis feucht, tief gelockert, humos<br />

und von leicht saurer Beschaffenheit.<br />

Zufuhr von Torf oder Lauberde,<br />

eventuell bei schwerem Boden zusätzlich<br />

grobem Sand fördert das<br />

Wohlbefinden.<br />

Ilse Jaehner<br />

schlupf, nützt das Netz nichts. Da<br />

Kulturschutznetze oft bis zum<br />

Schluss den Schutz der Pflanzen gewährleisten<br />

müssen, ist Auflegen direkt<br />

auf die Pflanzen weniger ratsam.<br />

Besser wäre, das Beet mit einem<br />

Tunnel zu überbauen, sodass sich die<br />

Pflanzen wirklich ungehindert entwickeln.<br />

Ilse Jaehner<br />

Im Schutz von Frühbeet und unter Vlies wachsen erste Saaten wie Radieschen,<br />

Schnittsalat, Stielmus, Spinat besser. Foto: Ilse Jaehner


■ BAUERNBLATT l 23. April 2011 Garten<br />

Seit gut sieben Jahren verkaufen<br />

Lars Heese und Lars Horstmann<br />

Pflanzen über das Internet. Was<br />

anfänglich klein gestartet ist, entwickelt<br />

sich zunehmend zum Erfolgsmodell:<br />

Da der Stammbetrieb<br />

in Großenaspe aus allen<br />

Nähten platzte, bauten die beiden<br />

Unternehmer in Schenefeld (Kreis<br />

Steinburg) in verkehrsgünstiger<br />

Lage ein neues Versandlager. Inzwischen<br />

beschäftigen die beiden<br />

über 40 feste Arbeitskräfte.<br />

Pflanzen sind im Internet schwerer<br />

zu handeln als Bücher oder Parfum:<br />

Sie sind leicht verderblich und<br />

nur begrenzt verfügbar. Jede Pflanze<br />

ist ein Unikat mit starken saisonalen<br />

Schwankungen und starken<br />

Qualitätsunterschieden zwischen<br />

den Baumschulen. Dennoch wächst<br />

die Pflanzennachfrage im Internet<br />

parallel zur Internetnutzung. Darauf<br />

haben sich zahlreiche Baumschulen<br />

im Baumschulland Schleswig-Holstein<br />

eingestellt, die Baumschule<br />

Horstmann ist eine der größten.<br />

Auch wenn Lars Heese und Lars<br />

Horstmann überwiegend die Chancen<br />

in diesem Marktsegment sehen,<br />

blenden sie die Probleme nicht aus:<br />

Die Vernetzung der Internetgemeinde<br />

steigt durch Twitter, Facebook<br />

und Co. In gärtnerischen Foren werden<br />

eine Fülle von Fachfragen diskutiert<br />

und Bezugsquellen ausgetauscht.<br />

Das bietet Chancen für aktive<br />

Verkäufer im Internet, macht<br />

diese aber auch anfällig für Erpressungsversuche.<br />

Insgesamt steigen<br />

Neues Erfolgsmodell<br />

Pflanzenkauf im Internet gewinnt Freunde<br />

die Anforderungen<br />

an schnelle Lieferungen<br />

und beste Qualitäten;<br />

beim Handel<br />

mit lebenden Produkten<br />

in großer Sortimentsvielfalt<br />

ist das<br />

nicht immer ganz einfach.<br />

Und nicht jeder<br />

Pflanzenliebhaber<br />

lässt sich durch ein<br />

leeres Portemonnaie<br />

von einer Bestellung<br />

abhalten.<br />

Pflegehinweise<br />

und Tipps<br />

Den Internethandel<br />

wollen die jungen Unternehmer<br />

weiter<br />

ausbauen. Professionelle<br />

Pflanzenvideos,<br />

personalisierte Produktempfehlungen<br />

sowie Pflegehinweise<br />

und Tipps für Produktkombinationen<br />

sollen das<br />

Wachstum sichern. Dabei setzen sie<br />

insbesondere auf eine gute Zusammenarbeit<br />

mit den liefernden Baumschulen.<br />

Von diesen wünschen sie<br />

sich einen Ausbau von Servicedienstleistungen<br />

(zum Beispiel Lieferung<br />

von Ware statt Abholung), einen<br />

Ausbau der Sortenvielfalt und eine<br />

schnelle Aktualisierung des Sortimentes.<br />

Zur Einweihung des neuen Versandlagers<br />

in Schenefeld mit einem<br />

angelagerten Direktverkauf kamen<br />

Zahlreiche Gärtnerkollegen kamen zur Einweihung des neuen Auslieferungslagers<br />

der Baumschule Horstmann und waren beeindruckt von der Sortimentsbreite.<br />

Fotos (2): Carsten Bock<br />

Der beeindruckende neue Firmensitz der Baumschule Horstmann in Schenefeld. Vonhier aus<br />

wird Pflanzenzubehör an Kunden in ganz Deutschland und Europa ausgeliefert.<br />

nicht nur die Pflanzenfreude der<br />

Umgebung, sondern auch viele Berufskollegen.<br />

Diese waren beeindruckt<br />

von der Sortimentsvielfalt im<br />

großen Lager und der zielgerichteten<br />

Entwicklung des Unternehmens.<br />

Viele produzierende Baumschulen<br />

verbinden mit dem sichtbaren<br />

Wachstum eines ihrer Abnehmer sicher<br />

auch Hoffnungen für das eigene<br />

Geschäft.<br />

Das neue große Versandlager der<br />

Baumschule Horstmann zeigt die<br />

wachsende Bedeutung des Internet-<br />

handels auch im grünen Markt.<br />

Gärtnerischer Fachverstand und die<br />

schnelle Nutzung der neuen Medien<br />

ermöglichten den Erfolg von Lars<br />

Horstmann und Lars Heese. Für die<br />

Zukunft darf man gespannt sein, wie<br />

sich das Internetangebot und der<br />

stationäre Handel von Gartenbaumschulen<br />

und Gärtnereien ergänzen.<br />

Carsten Bock<br />

Landwirtschaftskammer<br />

Tel.: 04120-70 68-132<br />

cbock@lksh.de<br />

Lars Horstmann (li.) und Lars Heese vor der Weltkarte. Die bisherige Firmenentwicklung<br />

lässt sie zufrieden in die Zukunft schauen –Expansionspläne nicht<br />

ausgeschlossen. Foto: Werkfoto<br />

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