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6 Hintergrund Christkatholisch 23/2012 Die Gruppenmit- glieder, von links: 1. Reihe; Branka Lackovic, Loek Wagenaar, Christoph Schuler 2. Reihe: Peter Brzobohaty, Karel Kolacek 3. Reihe: Christian Binz, Dirk Jüttner, André Golob, Anderzei Gontarek 4. Reihe: Stephan Neuhaus, Krzysztof Pikulski 7. Versammlung der Internationalen Altkatholischen Diakonie und Mission in Zagreb Projekt von «Partner sein» kontrolliert Zehn Vertreter und eine Vertreterin der Hilfswerke der Internationalen Altkatholischen Diakonie und Mission trafen sich vom 4. bis 7. Oktober in Zagreb. Es waren Loek Wagenaar (Niederlande) als Vorsitzender, Pfr. Dr. André Golob (Österreich), Pfr. Stephan Neuhaus-Kiefel (Deutschland), Pfr. Dr. Karel Kolacek und Diakon Peter Brzobohaty (Tschechien), Pfr. Andrzei Gontareck und Pfr. Krzysztof Pitulski (Polen), Branka Lackovic (Kroatien) und Dirk Jüttner (England) sowie Pfr. Christoph Schuler und Christian Binz (Schweiz). Nach Ankunft aller Teilnehmer traf man sich am Donnerstagnachmittag, 4. Oktober, im Gemeindesaal der Altkatholischen Kirchgemeinde Zagreb zu einer ersten Kontaktnahme und einem Gedankenaustausch. Am Freitagmorgen wurde die Gruppe in der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb vom Dekan Prof. Dr. Damir Boras als Präsident des Synodalrates der Kroatischen Altkatholischen Kirche begrüsst, wo er «seine» Kirche vorstellte. Nachmittags stand ein Besuch in der Kirchgemeinde Saptinovci auf dem Programm. Die politische Gemeinde Saptinovci hat zirka 600 Einwohner, davon sind etwa 300 altkatholisch. Bei unserer Ankunft wurden die Besucher von vielen Mitgliedern der Gemeinde bei der Kirche herzlich begrüsst. Nach einem von Pfr. Topolski gehaltenen Gottesdienst wurden sie von der Kirchgemeinde zu einem gemütlichen Nachtessen eingeladen, um dann zu später Nachtstunde die zirka 250 km lange Strecke nach Zagreb zurückzufahren. Samstag war der Tag der 7. Versammlung der Altkatholischen Diakonie und Mission. Der Vorsitzende Loek Wagenaar begrüsste die bereits erwähnten Landesvertreter sowie Prof. Dr. Boras. Leider war die IBK nicht vertreten. Bischof John Okoro (Österreich), offizieller Vertreter der IBK, wie auch sein Stellvertreter Bischof Harald Rein (Schweiz) waren entschuldigt. Die Abwesenheit der IBK- Vertretung ergab eine rege Diskussion über das Verhältnis zwischen IBK und dem internationalen Treffen der Altkatholischen Diakonie und Mission. Projekt in Tansania Da alle vertretenen Bistümer beziehungsweise Organisationen die entsprechenden Beiträge für das gemeinsame Projekt (derzeit Tansania) geleistet hatten, konnten alle Anwesenden ihr Stimmrecht wahrnehmen. Die geleisteten Beiträge werden von «Partner sein» verwaltet und weitergeleitet, mit Ausnahme dessen von Deutschland, das den Beitrag direkt nach Tansania überwiesen hat. Die Versammlung nahm zur Kenntnis, dass aus Frankreich keine Signale zu einer Teilnahme gekommen sind. Pfr. Christoph Schuler wird mit den Altkatholiken in Frankreich Kontakt aufnehmen. Die Präsentation des gemeinsamen tansanischen Projektes, «Ausbau der Krankenstati- on in Sajuni» wurde durch Pfr. André Golob und Dirk Jüttner mit eindrücklichen Bildern vorgeführt. Die Unterstützung dieses Projektes wurde an der 6. Versammlung 2010 in Zürich beschlossen. Dirk Jüttner weist darauf hin, dass die medizinischen Fachkenntnisse von Dr. med. Max-Beat Flückiger (Bern) die Seriosität des Projektes garantieren. Eine erste Kontaktnahme mit diesem und anderen Projekten wurde von einer Delegation von «Partner sein», zusammen mit Dirk Jüttner und Dr. med. Flückiger, im Herbst 2010 in Tansania vorgenommen. Die Versammlung wurde über die Berichte der einzelnen Bistümer orientiert. Es wurde über eine Erstellung eines gemeinsamen Kalenders diskutiert und anschliessend beschlossen. Der Kalender soll mit Bilder verschiedener Projekte bedruckt werden und in den Kirchen der anwesenden Landesvertreter verkauft werden. Die erste Ausgabe ist für 2014 vorgesehen. Loek Wagenaar regt ein internationales Camp für Jugendliche zur Unterstützung von diakonischen Projekten an. Als Beispiel nennt er Renovationsarbeiten für die kroatischen Gemeinden. Der deutsche Vertreter beantragt Vertagung dieses Projektes. Er fordert die Anwesenden auf, sich zu diesem Projekt intensiv Gedanken zu machen und dies an der nächsten Versammlung zu traktandieren. Die 8. Versammlung der Internationalen Altkatholischen Diakonie und Mission findet am 19. September 2014 in Utrecht im Rahmen des internationalen Altkatholikenkongresses statt. Die diesjährige Zusammenkunft in Zagreb wurde am Sonntag mit dem Besuch des Gemeindegottesdienstes und einer Stadtbesichtigung abgeschlossen. Christian Binz Vizepräsident «Partner sein»
Christkatholisch 23/2012 Hintergrund 7 Vor 50 Jahren begann das zweite Vatikanische Konzil «Aggiornamento» Am 11. Oktober feierten die schweizerischen römisch-katholischen Bistümer den Beginn des zweiten Vatikanischen Konzils mit einem grossen Festanlass in der Berner Dreifaltigkeitskirche. Bischof em. Hans Gerny war dabei und berichtet uns von den Veränderungen, die das Konzil mit sich brachte. Papst Pius XII. starb am 9. Oktober 1958 82-jährig. Ein erstarrter Pontifikat ging zu Ende. Am 28. Oktober wurde Johannes XXIII. zum Papst gewählt. Bereits drei Monate später, am 25. Januar 1959, kündigte der 77-Jährige ein Konzil an. Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Vom vermeintlichen Übergangspapst hatte niemand so etwas erwartet. In den anderen Kirchen wurde die Idee zum Teil mit grosser Skepsis aufgenommen. Man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Rom in Bewegung kommen könnte. Das vom Papst geforderte Aggiornamento (deutsch: Anpassung an die heutige Zeit) hielt man für Rom fast nicht für denkbar. Zudem waren die zwischenkirchlichen Fronten völlig erstarrt. Das ökumenische Klima war eisig. So durften beispielsweise die römisch-katholischen Gemeinden sich nicht an ökumenischen Gottesdiensten beteiligen. Offizielle zwischenkirchliche Dialoge gab es nicht (inoffizielle schon!). Grundsätzliche Veränderungen Aber schon bald wurde spürbar, dass Grundsätzliches in Bewegung kam. Auch Kirchen, die nicht zu Rom gehörten, wurden vom Papst plötzlich ernst genommen. Er lud Beobachter aus anderen Kirchen an das Konzil ein. Mehr noch: Sie wurden als Berater in den Entscheidungsprozess einbezogen. Wer die Kirche vor 1965 kannte, weiss, wie revolutionär das war. Man hörte jetzt nicht mehr nur auf die eigene Stimme, sondern auch auf die Stimmen anderer. Auch Beobachter der Utrechter Union – Dr. Peter Maan (Utrecht), Prof. Werner Küppers (Bonn) und Pfr. Herwig Aldenhoven (Wallbach) – wurden eingeladen. Das «ökumenisch» genannte Vatikanische Konzil bekam so einen etwas ökumenischeren Charakter. Ein Konzil kann nach römisch-katholischem Recht nur der Papst einberufen. Und nur wenn der Papst die Beschlüsse unterzeichnet, werden sie rechtskräftig. Jedes Konzil ist also letztlich in der Hand des Papstes. Öffnung und Erneuerung Trotzdem konnte sich das am 11. Oktober 1962 eröffnete Konzil bis zu einem gewissen Grad von vatikanischen Einflussversuchen emanzipieren. Es entwickelte grösstmögliche Selbstständigkeit. Mutige Bischöfe wie Bea, Frings, Léger, König und Maximos sowie fortschrittliche Theologen wie Küng, Ratzinger, Rahner und Schillebeeckx machten die Öffnung möglich. Ein Prozess zur Erneuerung der Kirche war angestossen. Am 3. Juni 1963 starb Johannes XXIII. Sein Nachfolger, Paul VI., führte das Konzil mit Mut und Umsicht zu Ende. Die Römisch-katholische Kirche war nicht dieselbe, als das Konzil am 8. Dezember 1965 abgeschlossen wurde. Sie war tiefgehend verändert worden. Wo aber lagen die Veränderungen? Natürlich können hier nicht alle genannt werden. Am leichtesten erkennbar sind sie zunächst in der Liturgie. Die Messe war bisher eine völlig klerikale Angelegenheit: Die Priester zelebrierten isoliert an ihren Altären. Die Gemeinde sang Lieder oder es wurde Musik gespielt. Es wurde fast nur lateinisch gesprochen. Es gab kaum Gestaltungsfreiheiten. Jetzt wird in der Landessprache gefeiert (was die Altkatholiken schon kurz nach 1870 begannen). Die Gemeinde kann sich aktiv an der Liturgie beteiligen. Der Priester zelebriert nicht mehr zum Altar, sondern so, dass die Leute sehen können, was am Altar geschieht. Dass die Liturgiereform möglich wurde, hat letztlich den Grund darin, dass das Konzil eine neue Vorstellung von Randbemerkung Heilig Wir haben vor kurzem Allerheiligen gefeiert. Ein Fest für alle, welche die Kirche zu aussergewöhnlichen Menschen erklärt hat – irgendeinmal, von Maria bis zu Kateri Tekakwitha, der Indianerin. Für eine offizielle Heiligsprechung müssen Kriterien erfüllt sein, beispielsweise eine gewirkte Krankenheilung. Oder Verfolgung um des Glaubens willen. Hohe Latten in der Tat. Also eigentlich nichts für gewöhnliche Sterbliche. Wir sind doch keine Heiligen, sagen manche oft vorschnell und entschuldigend. Zudem hat «Heil» als Wort, als Grussformel sogar, keinen guten Klang. Leider. Denn des Heils teilhaftig, also heilig, bedeutet ja nichts anderes als intakt, gesund, in einem weiteren Sinn versöhnt, versöhnt mit sich selbst, mit der Welt, damit auch versöhnt mit Gott. Versöhnte wissen genau, was sie zu tun haben. Aus sich selbst heraus. Sie sprechen nicht einfach höherenorts autorisierte Formeln nach. Sie sind nicht heil, weil sie die Lehre der Kirche besonders getreu befolgen. Sie sagen und tun, was sie aus ihrem Inneren heraus sagen und tun müssen. Immer unter dem Vorzeichen der Liebe zu den Mitmenschen. Dadurch strömen sie eine Kraft aus, die auch andere spüren können. Die sich auf andere übertragen und daher auch auf andere heilsam wirken kann. Ein solches Heilsein, eine solche Heiligkeit bedarf keiner speziellen Kriterien, von Menschen festgelegt, um sie zu definieren; sie wirkt spontan, als Geschenk Gottes für eine Einzelne. Und wenn sie denn wirkt, die Kraft der Heiligkeit, verleiht sie Autorität und auch Trost und Ermutigung für viele. Also vielleicht doch etwas für gewöhnliche Sterbliche. Niklaus Reinhart Niklaus Reinhart
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