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Sehr geehrter Herr Schönauer aus Ingolstadt, Ich antworte auf Ihren ...

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Für die Arbeit wurden wir eingeschult. Die Firma stellte zunächst Sportsachen<br />

her, dann wurde alles geändert, um Sachen für den Krieg zu produzieren<br />

(Riemen, Segel u.a.). Die Arbeit war schwer.<br />

Für Bekleidung und Verpflegung haben wir keinen Zuschuss bekommen, alles<br />

waren unsere persönlichen Sachen. Wer krank war, ist 2-3 Tage im Lager<br />

geblieben. Unsere Freizeit verbrachten wir meist im Lager, später wurde es<br />

ein wenig freier, also habe ich mich einer Fußballmannschaft angeschlossen.<br />

Wir Tschechen <strong>aus</strong> den Fabriken und von der [Reichs-] Bahn sind<br />

zusammengekommen und haben Fußballwettkämpfe <strong>aus</strong>getragen. Wir haben<br />

die Franzosen und auch die Italiener 7:1 besiegt.<br />

Kontakt mit der Heimat – 1x Urlaub im Sommer. Sonst hat mir meine Mutter<br />

Essen geschickt. Es war (im Protektorat) auch nur mit Essensmarken zu<br />

bekommen, aber Brot und Gugelhupf schickte sie oft.<br />

Kontakte hatten wir dann später, als es schon freier war, mit anderen<br />

Tschechen, mit Polen, Russen, Franzosen, die wir im Lager hatten, aber zu<br />

uns kamen auch Gefangene, aber auch die haben in der Fabrik gearbeitet.<br />

Deutsch habe ich nicht gelernt, weil ich die Deutschen nicht gemocht habe,<br />

weil sie mich von der Familie, von der Heimat weggerissen hatten. Heute<br />

würde man es anders nehmen. <strong>Ich</strong> war jung und unvernünftig. Aber es gab<br />

auch gute Deutsche. Der Meister mit dem Namen <strong>Herr</strong> Langraf. <strong>Ich</strong> half ihm,<br />

Gras für die Kaninchen zu mähen, er hat mir dafür Brot gegeben. <strong>Herr</strong> R., das<br />

war ein internationaler Mensch, er hat Esperanto gesprochen, hat Radio<br />

gehört und erzählte uns die neuen Nachrichten über den Krieg. Dann hatte<br />

ich neben mir am Arbeitsplatz einen Deutschen, der mich am 24.12.44 zum<br />

Weihnachtsmittagessen in ein Dorf in der Nähe von <strong>Ingolstadt</strong> eingeladen hat<br />

und mir Weihnachtsplätzchen gab. An diesem Weihnachten waren wir im<br />

Lager nur noch 6 Franzosen und 4 Tschechen. Die anderen waren schon <strong>auf</strong><br />

verschiedene Weise nach H<strong>aus</strong>e gelangt.<br />

Unsere Befreiung, wenngleich auch eine schwierige, brachte uns der<br />

Luftangriff vom 01.03.45 <strong>auf</strong> die Stadt <strong>Ingolstadt</strong>. Es war ein schwerer Angriff,<br />

aber er traf nicht die Fabriken. Wir versteckten uns im städtischen Bunker, in<br />

der Festung der Stadt [wahrscheinlich Fronte Rechberg] 395 . Aber auch der<br />

scheinbar so feste Bunker ging kaputt. Die Bombe ist durchgeflogen, die<br />

Leute saßen <strong>auf</strong> den Bänken, die Tschechen und Franzosen standen. Der,<br />

der direkt dem Druck <strong>aus</strong>gesetzt war, war tot. Die Leute saßen <strong>auf</strong> den<br />

Bänken, <strong>aus</strong> dem Mund floss Blut und das war das Ende. Mit meinen<br />

Kameraden sind wir so gestanden, dass uns der Druck gegen die Mauer<br />

geworfen hat. Wir lebten, aber der Kopf und auch der Körper haben weh<br />

getan, wir bluteten <strong>aus</strong> dem Mund und haben erbrochen. Die Franzosen, die<br />

mit uns geredet haben und uns gegenüber standen sind, waren tot, weil sie<br />

direkt dem Druck <strong>aus</strong>gesetzt waren. Auch viele Deutsche. Die Überlebenden<br />

haben „Vater unser“ gebetet. Die Deutschen haben den Bunker gleich<br />

geräumt und die Toten vor den Bunker getragen. Vielleicht 30-50 Deutsche<br />

und 15 französische Gefangene. Nachdem unsere Wunden behandelt worden<br />

waren, gingen wir ins Lager. Aus meinem Schrank war (inzwischen) alles<br />

gestohlen worden, Geld, meine Uhr, Kleidung, alles! Die Stadt war ohne<br />

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