Sehr geehrter Herr Schönauer aus Ingolstadt, Ich antworte auf Ihren ...

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Befreit haben uns Amerikaner am 5. Mai 1945. In die Heimat bin ich nicht gleich zurückgekehrt, weil ich 5 Monate in der Soldatenverwaltung „Feldpost 74285“ arbeitete. Im Juni 1946 habe ich meine Heimat wieder gesehen. Ich bin in mein Geburtsdorf zurück gekommen und habe dort in einer Kolchose gearbeitet bis ich in Rente ging. Sie haben dort Getreide angebaut und Zuckerrüben. Ich bin nicht ganz gesund, ich kann nicht mehr laufen, weil ich kranke Beine habe. Ich lebe mein Leben mit meiner Tochter zu Ende, die auch in der Rente ist. Von uns „Ostarbeitjerow“ sind nicht mehr viele übrig geblieben. Ich bedanke mich bei Ihnen und bei allen Bewohnern der Stadt Ingolstadt dafür, dass sie an die Sklaven aus der Ukraine gedacht haben. Gebe Gott Ihnen Gesundheit, Herr Tobias Schönauer, möge Ihnen alles was sie arbeiten gut gelingen. Mit Grüßen N. M. S. (genannt K. M. III.) 15. Februar 2004 113
114 Ja, ich K. M. I. (wohnhaft in Sviereva), habe Ihren Brief bekommen und ich antworte auf Ihre Fragen. Sie fragen, wie sie mich nach Deutschland gebracht haben zur Zwangsarbeit. In der Nacht um 2 Uhr kamen zwei Polizisten und der Bürgermeister zu uns, haben mich aus dem Bett geholt und mitgenommen. Auf Leiterwagen brachten sie uns zum Bahnhof und dort luden sie uns in überdachte Güterwagons ein. Man brachte uns nach Polen. Sie haben eine ärztliche Untersuchung durchgeführt und uns in einem Bad gewaschen. Danach fuhren sie uns in den Güterwagons mit Schlössern an Fenstern und Türen weiter. In jedem Wagon waren 20 Menschen und das Gepäck. Aus den Wagons ließen sie nie jemanden hinaus. Von Polen aus brachten sie uns an eine Haltestelle, ich weiß nicht wie sie hieß. Nach Ingolstadt sind wir zu Fuß gegangen. Die ganze Zeit über bildeten wir einen Konvoi. In Ingolstadt bewachten uns Schäferhunde. Hier wurden wir kontrolliert und eingeschrieben. Nach der Registrierung brachten sie uns in Baracken unter. In jedem Zimmer waren 20 Leute. Das Lager bestand aus Baracken, aufgeteilt in Zimmer. Es war mit einer 2 m hohen Mauer umzäunt, oben mit Stacheldraht. Bewacht war das Lager mit Schäferhunden. In die Arbeit gingen wir im Konvoi, immer drei nebeneinander. Das Lager konnte man nur mit Passierschein verlassen, den man bekommen hat. Es gab keine Verstöße gegen diese Bestimmung. Ein Passierschein galt für fünf Leute und wir sind unter Aufsicht gegangen. Ich habe in einem Lager für Schmierstoffe gearbeitet. Wir haben LKWs mit Öl, Farben und Kerosin be- und entladen und aufgeräumt. Es arbeiteten 10 Leute dort. Wir arbeiteten am Tag von 6 Uhr früh bis 5 Uhr abends. Die Arbeit war sehr schwer. Einmal fütterten sie uns am Arbeitsplatz mit gekochtem Kohl und Rüben ohne Brot. Im Lager gab es zweimal am Morgen Kaffee oder Tee, am Abend Pellkartoffeln, 300 gr. Brot und Suppe mit Kleie. Als Kleidung gaben sie uns Arbeitskittel und Fußlappen als Strümpfe, hergestellt in Russland, je eine Flanellschürze und je eine Bluse. In drei Jahren einmal. Wir haben auch Schuhe bekommen, so was wie Schuhe aus Holz. Als ich Grippe bekam, befreiten sie mich von der Arbeit um niemanden anzustecken. Hilfe haben wir keine bekommen. Die freie Zeit verbrachten wir im Lager. Wir haben uns mit unseren Sachen beschäftigt. Kontakte mit der Heimat waren uns nicht erlaubt und Beziehungen mit den Deutschen waren beschränkt. Flüchtlinge gab es nicht, weil man nirgendwohin entkommen konnte. Widerstand habe ich nicht geleistet. Als sie mich mitgenommen haben, war ich 17 Jahre alt. Befreit haben uns Amerikaner am 22. April 1945. Nach Hause bin ich im Oktober 1945 zurückgekehrt. Ich habe niemanden angetroffen. Mein Vater war in der Armee, die Schwester in einer anderen Stadt. Ich habe sie nur mit Mühe gefunden. Jetzt lebe ich allein, mein Mann ist gestorben, Kinder habe ich keine. Die schweren Fässer mit Benzin haben mir die Gesundheit geraubt, darum habe ich keine Kinder bekommen können. Ich erhalte eine kleine Rente für meinen Mann 100 Grn. [Grywna = ukrainische Währung]. Das Leben ist sehr schwer, gesund bin ich nicht und ich bin schon 79 Jahre alt. Ich schicke ein
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Seite 3 und 4: 108 Elektrizität, nicht einmal Was
Seite 5 und 6: 110 Am Sonntag haben sie uns ein
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