<strong>K1news</strong> März 2011 Gedanken zur Freundschaft HR Prof. Mag. Dr. Ivo Brunner „Freude und Freundschaft“, das von Governor KF Albert Kofler postulierte Leitmotiv seiner Funktionsperiode rüttelt wach. Bei genauerer Hinter fragung provozieren beide Begriffe geradezu ein Philosophicum über Werte und Haltungen. Insbesondere das Phänomen „Freundschaft“ ruft in <strong>Kiwanis</strong>kreisen immer wieder Diskussionen hervor, die in Clubmeetings mit manchmal weniger und manchmal größerer Heftigkeit ihren Verlauf nehmen. Es mag viele Gründe für solche Freundschaftsdiskussionen geben – die breite Wortbedeutung an sich, die Probleme der praktischen Implementierung in den Klubs, die historische Wandlung des Begriffes, die sozialisierte oder kulturalisierte Ausprägung von Freundschaft – aber Faktum ist auch, dass von den sechs <strong>Kiwanis</strong>grundsätzen sich gleich zwei diesem Wert der „dauernden“ und der „internationalen“ Freundschaft widmen. Keinem anderen Wert außer Freundschaft wird zwei Mal eine solche Bedeutung beigemessen. Kiwanier und Kiwanierinnen bilden eine Wertegemeinschaft. Freundschaft ist eines der Elemente, die zu den Adhäsionskräften dieser Gemeinschaft gehören. Was sich jedoch so leicht dahinsagen lässt, entpuppt sich als Problem der Bestimmbarkeit, sobald man die Frage zulässt: Was ist das eigentlich – Freundschaft? Noch problematischer wird es, wenn man sich daran macht, das sogenannte Wesen der Freundschaft zu definieren. Und nicht unkompliziert scheint es zu werden, wenn man sich gar der angloamerikanischen Diktion annähern will und friendship, fel- lowship, association oder comradeship in den Kanon der Freundschaftsdefinitionen aufnimmt – die Auslegung all dieser linguistischen Nuancen wäre zu facettenreich und führte in diesen Grundsatzüberlegungen bestimmt zu weit. Wir sind es mittlerweile auch längst gewohnt, dass mit dem Begriff Freundschaft sehr großzügig umgegangen wird. Man kennt viele Geschäftsfreunde, Sportfreunde, Theater- und Kunstfreunde, ja sogar Partei- und Naturfreunde. Jede durch diese Begriffe begründete Beziehung ist bestimmt mehr als nur ein Wortgefäß, das zu befüllen ist. Und dennoch führen sie zu einer Inflation der Freundschaftsterminologie und verunsichern doch jene Kiwanierinnen und Kiwanier, die auf den wirklichen Sinn einer <strong>Kiwanis</strong>freundschaft stoßen wollen. In der antiken Geschichte der Freundschaftsphilosphie tauchen unzählige Namen auf, die sich mit der Definition oder dem Wesen der Freundschaft auseinandergesetzt haben – Platon, Epikur oder Cicero sind einige, die dazu gehören. Besonders nachhaltig und brauchbar erscheinen jedoch die nüchternen und lebensnahen Aussagen von Aristoteles. Für ihn ist Freundschaft eine Tugend, eine Haltung, die „nicht nur notwendig, sondern auch schön ist“. Was aber bestimmt als Brücke zu <strong>Kiwanis</strong> gewertet werden darf ist, Aristoteles Resümee: „Das freundschaftliche Verhalten zu Freunden und die Umgrenzung der Freundschaft scheint aus dem Verhalten zu uns selbst abgeleitet zu werden.“ Hier entdecken Kiwanier die Goldene Regel: Verhalte dich immer so, wie du erwartest, dass sich deine Mitmenschen dir gegenüber verhalten. Der antike philosophische Grundgedanke zu Freundschaft hat turbulente Jahrhunderte durchschritten, wurde im Humanismus und in der Neuzeit reflektiert und permutiert, wurde von Dichtern und Philosophen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart immer wieder neu ausgeleuchtet, dieser hat aber von seiner „inneren Wahrheit“ nichts eingebüßt. Lediglich die gesellschaftlichen Rahmen- bedingungen, in denen Freundschaft ausgelebt werden kann, haben sich geändert - ein Phänomen, das die <strong>Kiwanis</strong>freundschaft beeinflussen kann. Fern jeglichen Moralisierens darf festgestellt werden, dass sich ein neuer Individualismus etabliert, der dem Gedanken der <strong>Kiwanis</strong>freundschaft manchmal entgegen wirkt. Durch die Minimierung der Bedeutung von Ordnungssystemen und der zwischenmenschlichen Gemeinschaften, durch die unbegrenzte Verfügbarkeit von Daten, durch die elektronische allgegenwärtige Erreichbarkeit und nicht zuletzt durch die ökonomische Unabhängigkeit entsteht jener individualistisch angesteuerte Weg vieler Menschen, der eine Aura der Freundschaft, wie es z.B. ein <strong>Kiwanis</strong>klubleben zu bieten vermag, nicht mehr aufkommen lässt. Umso mehr versteht man die Bedeutung des Mottos unseres Governors KF Albert Kofler, wenn er „Freude und Freundschaft“ in den gesellschaftlichen Fokus des <strong>Kiwanis</strong>jahres 2010/2011 stellt. HR Prof. Mag. Dr. Ivo Brunner Seit 01.10.2007 Rektor der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg 4 Wir bauen den Kindern eine Brücke in die Zukunft! © Foto Sissi Furgler Freude daran haben, Gutes zu tun… Thomas Meier Per Definition ist Freude eine sehr persönliche, innere und spontane positive emotionale Reaktion, ausgelöst durch Taten, Situationen, Personen oder aber auch durch Erinnerungen. Freude als Zustand der persönlichen Beglückung wird durchaus in verschiedenen Richtungen und Stärken erlebt und bringt letztlich ein Gefühl der inneren Zufriedenheit zum Ausdruck. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, www.kiwanis.at sagte Erich Kästner. Immer mehr Menschen haben sich dieses Zitat zur Lebensdevise gemacht und entwickeln kontinuierlich Ideen, wie sie Gutes in die Welt bringen könnten. Engagiert und couragiert. Unabhängig von der Zugehörigkeit zu Organisationen. Ob in Service-Clubs, in kirchlichen oder weltlichen Non-Profit- Organisationen oder bei Einsatzorganisationen, basierend auf ehrenamtlichem Engagement. In einer unlängst erhaltenen Presseaussendung wurde auf das Freiwilligenjahr 2011 hingewiesen: „egal ob bei der Feuerwehr und Rettungsorganisationen, in Sportvereinen, Bürgerinitiativen, in der Nachbarschaftshilfe oder in der Politik. Freiwilliges Engagement ist eine derart wichtige Stütze unserer Gesellschaft, dass die Europäische Union dies zum Jahresthema 2011 gemacht hat. Mit knapp 44 Prozent Freiwilligen in der Bevölkerung über 15 Jahren liegt Österreich laut einer EU-weiten Erhebung zusammen mit den Niederlanden und Schweden an der Europaspitze“. Freiwillige vor Die gesellschaftliche Entwicklung ist heute wesentlich geprägt von einer zunehmenden Globalisierung der Lebenswelt, von ständigen Veränderungen und Ungewissheiten, die sich in einer Lockerung der traditionellen Bindungen zu Familie, Glauben etc. bemerkbar machen. Doch gerade in unseren derzeit wirtschaftlich schwierigen Zeiten zeigt sich nun, dass freiwilliges Engagement wieder eine stärkere Bedeutung bekommt und dass der Kontakt unter Nachbarn oder in den Gemeinden enger wird. Menschlichkeit ist wieder gefragt und soziale Tugenden wie Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft scheinen gerade auch bei jungen Menschen auf dem Vormarsch zu sein. Kein Dorf, keine Stadt, kein Land und keine Ge- Projekte und Ziele sellschaft kommt ohne den gemeinschaftlichen Unterbau von selbstorganisierten Netzwerken auf ehrenamtlicher Basis aus. Das Ehrenamt – als übergeordneter Begriff für jedwedes soziale Engagement – ist schon jetzt bedeutsam für die Gesellschaft, es wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Über das Ehrenamt wird vieles geleistet, was unsere Gesellschaft und das Leben der Menschen sicherer, angenehmer, mobiler, erfolgreicher, freudvoller und heller macht. Und jeder ehrenamtlich Tätige (m/w) ist – mitunter aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet - ein Teil davon! In mancher Hinsicht sind Menschen einzigartig. Nur sie verfügen unter allen Lebewesen über Geist und Intelligenz, können denken, verstehen und schöpferisch sowie freudebringend arbeiten. Der Mensch verfügt über die dafür notwendige geistige Freiheit, kann Entscheidungen treffen und ist in der Lage bewusst Gutes zu tun und dafür auch die Verantwortung zu übernehmen. In ihrem Tun stehen Ehrenamtliche daher in einer besonderen Verantwortung im Sinne von „Freude daran zu haben, Gutes zu tun“. Gutes tun und Freude haben Ehrenamtlich tätige sind Menschen, die mehr tun, als sie eigentlich tun müssten. Es ist eine Geschichte von Personen, die sich in vorbildlicher Weise der herausragenden Kultur des persönlichen Dienens und Helfens in unserem Heimatland widmen und daher eine tragende Säule unserer Gesellschaft einnehmen. Nutzen wir alle daher unser Engagement, unseren Geist und unsere Intelligenz dazu, um uns mit persönlicher Qualität im täglichen Miteinander auch weiterhin auf den Weg zu machen, Gutes zu tun und Freude daran zu haben – im Zusammenfluss von Gedanken und Talenten von Vielen. Denn: Ehrenamtliches Engagement ist Impulsgeber, ist bereichernd, baut Brücken innerhalb einer Gesellschaft und zwischen Gesellschaften und bringt neben Hilfe vor allem persönliche Freude. Thomas Meier 5