Messerscharfe Nacht - Stuttgarter Kriminächte
Messerscharfe Nacht - Stuttgarter Kriminächte
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I .__ .<br />
Wenn Mord und Totschlag bejubelt werden<br />
Festival Bei den ersten <strong>Stuttgarter</strong> <strong>Kriminächte</strong>n haben die Autoren<br />
im Stripteaselokal und im Krematorium gelesen. Von Jörg Breithut<br />
Das Licht erlischt, ein gellender<br />
. Schrei ertönt, mit einem dumpfen<br />
Schlag fällt jemand zu Boden. Als<br />
die Beleuchtung wieder funktioniert, entdeckt<br />
Kommissar Kluftinger unter dem<br />
Tisch einen leblosen Körper, der in einer<br />
Blutlache liegt. Kluftirrger schlussfolgert:<br />
"Er hat ein Messer im Rücken - ich würde<br />
Fremdverschulden nicht ausschließen."<br />
Mit Applaus und schallendem Gelächter<br />
quittiert das Publikum die Szene aus dem<br />
Buch .Rauhnacht", die Volker Klüpfel und<br />
Michael Kobr am Sonntagabend im Theaterhaus<br />
gelesen haben. Mit ihrervergnüglichen<br />
Vorstellung setzten die Popstars unter<br />
den Krirriiautoren im, ausverkauften<br />
Theaterhaus einen heiteren Schlusspunkt<br />
bei den ersten <strong>Stuttgarter</strong> <strong>Kriminächte</strong>n.<br />
Seit diesem Jahr hat nun auch Stuttgart<br />
ein eigenes Krimifestival - und folgt damit<br />
einem bundesweiten Trend. Einem Trend,<br />
der sich in vielen anderen Städten längst<br />
etabliert hat. In München, Harnburg und<br />
dem Ruhrgebiet freuen sich die Krimifans<br />
jährlich auf Mord-und -Totschlag- Festivals.<br />
Der Besucherandrang ist nahezu garantiert.<br />
Denn nicht nur das Krimiflaggschiff<br />
"Tatort" lockt an Sonntagabenden Millionen<br />
Zuschauer vor die Fernsehbildschirme.<br />
Auch in Romanform ist der Krimi<br />
beliebter als je zuvor. Jeder vierte belletris-<br />
tische Titel, der hierzulanqe<br />
über die Ladentheke wandert,<br />
ist ein Krimi. Noch vor<br />
sechs Jahren war nur jedes<br />
fünfte verkaufte Belletristik- .<br />
Buch ein Kriminalroman.<br />
Der Verein <strong>Stuttgarter</strong> <strong>Kriminächte</strong><br />
hat sich der Aufgabe<br />
angenommen, nun auch<br />
in der Landeshauptstadt ein<br />
Kriinifestival auf die Beine zu<br />
stellen. Die Vereinsmitglieder hatten in<br />
den vergangenon zwei Jahren verschlo-<br />
Es war der<br />
prickelnde Reiz des<br />
Ungewöhnlichen,<br />
der vielen<br />
Lesungen einen<br />
besonderen<br />
Charme verlieh.<br />
fesseln. "Das Schlimmste, was man einem<br />
Krimi vorwerfen kann, ist, dass er nicht<br />
spannend ist", sagt Schorlau. Die zentrale<br />
Straftat, um die sich die Geschichte aufbaue,<br />
sei nebensächlich. Sein Fazit: "Es<br />
muss nicht immer Mord sein."<br />
. Es war der prickelnde Reiz des Ungewöhnlichen,<br />
der vielen Lesungen einen<br />
besonderen Charme verlieh. Ob im Polizeipräsidium,<br />
im Krematorium, im <strong>Nacht</strong>club<br />
oder in der Straßenbahn - die außergewöhnlichen<br />
Orte lockten ein neugieriges<br />
Publikum an. Die Folge: bis auf wenige<br />
Ausnahmen waren alle Lesungen Wochen<br />
vorher ausverkauft. Vergeblich versuchten<br />
viele Besucher, an der Abendkasse noch<br />
Karten zu ergattern, wurden aber meist<br />
abgewiesen. Man werde versuchen, sagt<br />
Ursula Sobek, im kommenden Jahr<br />
größere Locations zu finden. Auch das<br />
Repertoire soll noch um einige Partner erweitert<br />
werden. In diesem Jahr hatten bereits<br />
das Theater Rampe den .Kameramörder"<br />
ins Festival-Programm eingespeist, in<br />
der Krimifabrik wurde "Ein gefährliches .<br />
Date" gespielt, die Filmgalerie 451 zeigte<br />
Kinofilme.<br />
Nicht alles lief jedoch reibungslos beim<br />
Festivaldebüt, nicht alle Veranstaltungen<br />
hielten das, was das Programmheft versprach.<br />
Erwartungsvoll waren die Krimifans<br />
in die Pathologie des Katharinenhospitalsgekom-<br />
men, um Heinrich Steinfest<br />
aus seinem unveröffentlichten<br />
Roman .Batmans Schönheit"<br />
lesen zu hören. Doch<br />
viele zeigten sich enttäuscht,<br />
als bekannt wurde, dass Steinfest<br />
ausschließlich im Hörsaal<br />
lesen würde. Viele hatten<br />
gehofft, einen Blick in den Obduktionssaal<br />
werfen zu können. "Das lief<br />
nnders als geplant", sagt Ursula Sobek.<br />
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