Messerscharfe Nacht - Stuttgarter Kriminächte

o(l.Tb~\WN" :
LrfT ~1\.)lf~T'
t-'\Ä n..C:. '2,.\) 11. 0
& . A 0/\
Jahr drängen rund tausend Neuerscheinungen
auf den Markt. Der
deutsche Leser hat infolgedessen eine
riesige Auswahl. Sich von Grisham
oder Mankell absetzen, die das Genre
international turn Boomen brachten,
eine Nische finden - das ist es, was
deutsche Krimi-Autoren tun müssen,
um gelesen zu werden.
Eine gute Möglichkeit dazu ist,den
Schauplatz der Handlung in die unmittelbare
Umgebung der Leserzu legen.
Schorlaus Krimis mit Kommissar
Dengier, der als Privatdetektiv in
Stuttgart ermittelt, verkaufen sich zumindest
wie warme Brezeln. .
Wer ist "Schuld" am
Boom des Genres?
Deutschland erfreut sich eines sehr
breit gefächerten Autorenfeldes. Mit
Heinrich Steinfest ist ein zweiter Autor
aus Stuttgart "Schuld" am Boom
eines ganzen. Genres. .Steinfest
schreibt mit Impressionismus und
unglaublicher Witzigkeit seine Bücher",
findet Schorlau.
Steinfests Romane sind dafür bekannt,
das Krimigenre um alltagsphilosophische
Betrachtungen
und eine starke Konzentration
auf
die Sprache zu bereichern. Er wählt
den Kriminalroman, weil einerseits
alles darin Platz hat - der Gesellschaftsroman,
die Satire, die Groteske,
die Tiergeschichte, die Poesie, ja
sogar die Kunst - andererseits das
Verbrechen als ein grundlegendes
Element menschlichen Scheiterns
ihn fasziniert.
"Eine Figur in meinem nächsten
Roman drückt es so aus: Der Mensch
stammt nicht vom Affen, sondern
vom Verbrechen ab." Steinfests Figuren
operieren nicht nur in Stuttgart,
sondern auch im Südindischen Ozean
oder an fiktiven österreichischen
Bergseen. Eine Beschränkung auf
Stuttgart würde ihn einfach zu sehr
einengen.
In seinem Roman "Gewitter über
Pluto ",der bei der Abschlussgala der
Kriminächte den Preis für den besten
deutschsprachigen Kriminalroman
2009 erhält, erstreckt sich das Handlungsfeld
bis in den Weltraum aus.
"Bin ich darum ein Plutoianischer
Krimischreiber?"
"Gute Romane sind keine Stadtführer,
sondern fangen die Magie
oder den Schrecken eines Ortes, einer
Sippe, einer Person ein", erklärt Steinfest.
Es gebe keine Trivialliteratur,
sondern nur triviale Literatur - und
zwar in allen Schubladen. "Die Qualität
ist nicht schlechter als die anderer
Literatur", sagt Schorlau.
Die Unterscheidung von E und U
habe sich durch den Generationswechsel
aufgelöst."Die Leserschafthat
sich geändert", meint auch Steinfest.
"Viele der heutigen Krimileser fallen
nicht in Ohnmacht, wenn ein Krimi
sie intellektuell herausfordert. Andererseits
haben die Freunde ho her
Literatur erkannt, dass sie auf so
manchen Genuss verzichten, wenn
sie aus Standesdünkel um das Krimigenre
einen Bogen machen."
Wir müssen also nicht verschämt
mir unserem Krimi ins Bett kriechen,
sondern dürfen uns erhobenen
Hauptes auf die Stuttgarter
Kriminächte freuen.
"Ein Stuttgarter Krimifestival war
überfällig. Die Bedeutung des Genres,
das Innovative und Subversive einer
unterschätzten Gattung, die mitunter
kluge, die intensive Diskussion,
die vor allem die Leserschaft
führt, das alles sind Gründe, ein solches
Festival zu veranstalten", findet
Steinfest.
Schorlau, dessen Wunsch sich
endlich erfüllt, sagt: "Ich freue mich,
dass das Festival stattfindet, es war
dringend Zeit. Stuttgart rückt damit
in die Reihe der zivilisierten Städte."
Laura Köhlmann
* Stuttgarter Kriminächte 2.-8.3.,
verschiedene Orte, alle Termine im
LIFT-Kalender; Preisverleihung Stutt-
garter Krimipreis 8.3. 20 Uhr, Theater
Rarnpe.,S-M itte, www.stuttgarter-kri-
minaechte.de
* Verlosung Wir verlosen jeweils
drei mal zwei Karten lür die Preisverlei-
hung oder die Lesung von Wollgang
Schorlau am 4.3. Fax, Mail oder Karte
mit dem Stichwort ..Preisverleihung"
oder ..Schorlau" ar»LIFT.