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josef gabriel rheinberger briefe und dokumente seines lebens

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lassen & nimmt nun aus Generosität auch keine pecuniäre<br />

Entschädigung an. Er 1st em nobler, stoizer Charakter,<br />

trotz <strong>seines</strong> JugendUbermuths. Urn ihn em klein wenig zu<br />

stützen, babe ich Begleitst<strong>und</strong>e bei ibm, d.h. ich singe<br />

& er spielt, was uns beiden groe Freude macht, denn er<br />

weil3 mich so zu begeistern, daB mir die Stimme auf meine<br />

alten Tage wieder kommt & wächst. Ich darf aber nur singen,<br />

wenn Franz turnt, in der Dämmerst<strong>und</strong>e, sonst darf<br />

ich nie einen Ton anschlagen. -<br />

Unsre Morgenwege in's 'Rosenthal', so heiBt em naher<br />

Wald bei Leipzig, mit Parkwegen, die sich st<strong>und</strong>enweit<br />

hinziehen & sehr reizvoll sind, haben wir wieder aufgenommen.<br />

Wir frühstücken dort, lesen Zeitungen & gehen<br />

politisirend oder auch ganz stillschweigend in dem rascheinden<br />

Laube & an dem stillen Wasser dahin. So verspaziere<br />

ich die beste Arbeitszeit, aber ich habe dafür<br />

den Geliebten ganz & ungetheilt, wie zu keiner andern<br />

Zeit des Tages. -<br />

Neulich f and ich eine herrliche Photographie von Ihrem<br />

Gatten bei Franz, ich ärgere mich, daB von Ihnen kein<br />

gutes Bud existirt, auBer in meiner Fantasie oder in<br />

meinem Herzen. Können Sie sich nicht selbst zeichnen?<br />

Bitte thun Sie das für<br />

Thre<br />

H/edwig/ v/on! H/olstein/.<br />

Ich w<strong>und</strong>ere mich, daB Ihnen 'klein Anna Cathrein' gefällt.<br />

Mogen Sie nicht 'Augen sagt mir, sagt was sagt<br />

ihr' lieber?"<br />

21. November /1870/.<br />

Morgens mit Curt in der Cäcilienfeier der Theatinerkirche<br />

gewesen. Sie sangen em süI3liches Offertorium von<br />

Lachner, das mit der katholischen Anschauung n i c h t s<br />

gemein hat. Nachmittag gingen wir zusammen in der Maximiliansstraf3e<br />

spaziren. Die vielen "aufgedonnerten", neugierig<br />

starrenden Personen wurden uns bald zuwider, sodaB<br />

wir in eine Nebenstraf3e bogen <strong>und</strong> den englischen Garten<br />

suchten. Dort wurde es uns plötzlich so wohl, denn<br />

obgleich der Herbst schon fast vorüber ist <strong>und</strong> die Wiesen<br />

kaum mehr grün sind, so rauscht doch das Wasser so<br />

wie es Gott gewollt, die Möwen umfiattern es, <strong>und</strong> tau-

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